Empfehlungen zum Schutz vor Lebensmittelinfektionen in der Schwangerschaft Milch, Milchprodukte, Käse Milch und Milchprodukte aus pasteurisierter beziehungsweise wärmebehandelter Milch sind die richtige Wahl! Nach dem Öffnen sollten sie innerhalb von 2–3 Tagen verbraucht werden. Foto: Hannes Eichinger, Fotolia In der Schwangerschaft sollten Sie sich besonders gut vor Lebensmittelinfektionen schützen, denn bestimmte Erkrankungen können dem ungeborenen Kind schaden. Die wichtigste Empfehlung lautet: Essen Sie keine rohen Lebensmittel vom Tier, vor allem keine Produkte aus Rohmilch, keine unerhitzten Eier sowie kein rohes Fleisch oder rohen Fisch! Auch Küchen- und Händehygiene sind wichtig. Welche Lebensmittelinfektionen sind für Schwangere problematisch? Es handelt sich um Toxoplasmose und Listeriose. Toxoplasmose wird durch Parasiten hervorgerufen, Listeriose durch Bakterien, die so genannten Listerien. Beide Infektionen treten zwar selten auf, die Folgen für das Kind können jedoch schwerwiegend sein. Bei rund 700.000 Geburten pro Jahr in Deutschland registriert das Robert Koch-Institut (RKI) insgesamt rund 50 Fälle mit Komplikationen durch Toxoplasmose und Listeriose. Da wahrscheinlich nicht alle Erkrankungen gemeldet werden, ist nicht bekannt, wie hoch die Dunkelziffer ist. Wie werden Listerien und Toxoplasmen übertragen? Listerien können in zahlreichen Lebensmitteln, wie Räucherfisch, bestimmten Fleisch- und Wurstwaren, Weichkäse oder vorgefertigten Salaten vorkommen. Sie können sich auch bei Kühlschranktemperatur noch vermehren. Zu den bekannten Übertragungswegen für Toxoplasmoseerreger gehören rohes Fleisch und Erzeugnisse daraus sowie ungewaschenes Obst oder Gemüse, an dem noch Erde haftet. Das bedeutet nicht, dass diese Krankheitserreger in jedem Lebensmittel vorhanden sind. In diesen Produkten finden sich aber vergleichsweise häufiger Toxoplasmen oder Listerien in höheren Konzentrationen. Schwangere sollten deshalb vorsichtshalber darauf verzichten. Gefördert durch: In Kooperation mit Empfohlen durch den Bevorzugen Sie harte/feste Käsesorten und schneiden Sie die Rinde immer sorgfältig ab. Kaufen Sie Käse möglichst am Stück oder lassen Sie sich kleine Mengen frisch aufschneiden. Wenn Sie geriebenen Käse verwenden möchten, dann am besten direkt vor dem Verzehr selber raspeln. Kaufen Sie fertig verpackten Käseaufschnitt nur in kleinen Mengen und weit vor Ablauf der Mindesthaltbarkeit. Lagern Sie Käseaufschnitt bei 4–6 °C im Kühlschrank und verbrauchen Sie diesen in 2–3 Tagen. Zum Schutz vor Listeriose wird Schwangeren empfohlen: Verzichten Sie auf Rohmilch und alles, was daraus hergestellt wurde, mit Ausnahme von lang gereiftem Hartkäse. Sie erkennen Rohmilchprodukte daran, dass auf dem Etikett der Hinweis „mit Rohmilch hergestellt“ steht. Wenn dieser Hinweis nicht auf der Verpackung steht, dann wurde die Milch wärmebehandelt. Fragen Sie bei unverpackten Käsesorten vorsichtshalber nach. Außerdem sollten Sie folgende Käsesorten aus pasteurisierter Milch nicht essen: •Weichkäse wie Camembert, •Käse mit Oberflächenschmiere, z. B. Limburger, Münster, Handkäse, Harzer Roller, Korbkäse, Tilsiter, Esrom, •eingelegten Käse oder Frischkäse aus offenen Gefäßen wie Feta, Schafskäse, Kräuterquark, Mozzarella, auch als Salatzutat in der Gastronomie oder in der Gemeinschaftsverpflegung, •vorgefertigten Reibekäse. Fotos: Peter Meyer, aid 2 Fleisch und Fleischerzeugnisse Essen Sie Fleisch und Geflügel immer gut durchgegart. Bei den Wurstwaren sind Konserven und Gläser, die ohne Kühlung haltbar sind, am sichersten. Essen Sie ansonsten nur Wurst- und Fleischwaren, die bei der Herstellung erhitzt wurden, z. B. Brühwürste wie Fleischwurst oder Kochwürste wie Leberwurst. Kaufen Sie diese möglichst am Stück oder lassen Sie sich kleine Mengen frisch aufschneiden. Kaufen Sie verpackten Aufschnitt von Fleisch- und Wurstwaren nur in kleinen Mengen und weit vor Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums. Lagern Sie Aufschnitt von Fleisch- und Wurstwaren bei 4–6 °C im Kühlschrank und verbrauchen Sie diesen in 2–3 Tagen. Zum Schutz vor Toxoplasmose und Listeriose sollten Schwangere diese Lebensmittel meiden: •rohes und nicht durchgebratenes Fleisch, dazu gehören unter anderem Steaks, Hackepeter, Mett, Tatar, Carpaccio, •Rohwürste wie Salami, Teewurst, Cervelatwurst, Caba nossi, Mettwurst, Plockwurst und rohe Pökelfleisch erzeugnisse wie Rohschinken oder Bündnerfleisch. 3 Fotos v. l.: Jacek Chrabraszewski, HLPhoto, Fotolia; Peter Meyer, aid Fisch, Fischereierzeugnisse und Meerestiere Essen Sie Fisch und Meerestiere immer gut durchgegart. Erhitzen Sie Garnelen und Krebstiere immer direkt vor dem Verzehr, auch wenn sie schon vorgegart sind. Auch Fisch in Vollkonserven ist unproblematisch, also Produkte, die ohne Kühlung lange haltbar sind. Der Inhalt der Konserven sollte nach dem Öffnen im Kühlschrank gelagert und spätestens am Folgetag verbraucht werden. Ein Sonderfall sind industriell hergestellte, pasteurisierte Fischmarinaden. Das sind Fischereierzeugnisse wie Bismarckheringe, Rollmöpse oder Heringsröllchen in stark saurem Aufguss. Sie gehören zu den Halbkonserven und sind nur mit Kühlung haltbar. Sie sind unbedenklich, wenn die Herstellerpackung original verschlossen ist und die Fischteile darin vollständig mit der Essigaufgussflüssigkeit bedeckt sind. Die Produkte sollten weit vor Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums gekauft, nach Herstellerangaben in der Aufgussflüssigkeit gelagert und innerhalb von zwei Tagen nach dem Kauf verbraucht werden. Zum Schutz vor Listeriose sollten Schwangere diese Lebensmittel meiden: •rohen Fisch und rohe Meerestiere wie Sushi, Fisch- Carpaccio, Sashimi, Austern, •geräucherte oder gebeizte Fischereierzeugnisse wie Räucherlachs, geräuchertes Forellenfilet, geräucherte Makrele, Graved Lachs, •alle anderen Fischereierzeugnisse, die gekühlt werden müssen, wie Matjes, mit Ausnahme der oben genannten Fischmarinaden. Fotos v. o.: Printemps, contrastwerkstatt, Fotolia; Peter Meyer, aid; Maksud, Fotolia 4 Gemüse, Blattsalate und Obst Mit gegartem Gemüse und Obst sind Sie auf der ganz sicheren Seite. Frische Salate und unerhitztes Gemüse und Obst können Sie ebenfalls ohne Bedenken essen, wenn Sie diese vorher gründlich mit kaltem Wasser waschen und bei Bedarf schälen. Bereiten Sie die Salate aus frischen Zutaten unmittelbar vor dem Verzehr zu. Das Gleiche gilt für frisch gepresste Säfte. Unbedenklich sind auch alle durch Pasteurisation oder Sterilisation längerfristig haltbar gemachten Säfte und Smoothies. Tiefkühlobst und -gemüse sowie Sprossen und Keimlinge sollten Sie vor dem Verzehr auf über 70 °C erhitzen. 5 Feinkost, Vorspeisen und Antipasti Antipasti, Oliven, Salatdressings und Mayonnaise sind am sichersten, wenn sie sterilisiert, also ohne Kühlung lange haltbar sind. Nach dem Öffnen sollten Sie diese Produkte im Kühlschrank lagern und innerhalb von 2–3 Tagen verbrauchen. Feinkostartikel, die gekühlt werden müssen, sollten weit vor Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums gekauft und innerhalb von 2–3 Tagen nach dem Kauf verbraucht werden. Bereiten Sie Feinkostsalate am besten unmittelbar vor dem Verzehr zu. Verwenden Sie frische Zutaten und gegebenenfalls industriell hergestellte Mayonnaise. Essen Sie keine selbst zubereitete Mayonnaise aus rohen Eiern. Zum Schutz vor Toxoplasmose und Listeriose sollten Schwangere diese Lebensmittel meiden: Zum Schutz vor Toxoplasmose und Listeriose sollten Schwangere diese Lebensmittel meiden: •ungewaschenes Obst, Gemüse und ungewaschene frische Kräuter und Salate, •vorgefertigte Salate wie Mischsalate, Schnittsalate, Krautsalate, •Salate aus Salattheken, in der Gemeinschaftsver- pflegung und in der Gastronomie, da nicht erkenn bar ist, wie lange die Zutaten bereits gelagert wurden, •unerhitzte Frucht- und Gemüsesäfte bzw. Smoothies an Saftständen oder in der Gastronomie. •Feinkostsalate und Antipasti aus offenen Gefäßen, in der Gastronomie und Gemeinschaftsverpflegung, •Feinkostsalate mit Zutaten, die Schwangere meiden sollten, wie Matjes oder Weichkäse. Fotos v. o.: Irina Belonsa, Fotolia; Peter Meyer, aid; Boris Ryzhkov, Fotolia Fotos v. o.: Peter Meyer, aid; Christian Jung, Fotolia 6 Rundum sauber – Backwaren, Desserts und Eiscreme Bevorzugen Sie Kuchen, der vollständig durchgebacken wurde. Essen Sie Backwaren mit Sahne, Creme oder Pudding sowie mit unerhitzten Früchten nur aus eigener Herstellung oder wenn Sie sicher sind, dass sie frisch hergestellt und ausreichend gekühlt wurden. Auch Tiefkühlbackwaren sind unbedenklich, wenn diese im Kühlschrank aufgetaut werden. Lagern Sie selbst hergestellte oder aufgetaute Backwaren mit nicht durchgebackener Füllung wie Cremes oder Sahnefüllung im Kühlschrank bei 4–6 °C und verbrauchen Sie die Produkte innerhalb von zwei Tagen. Zum Schutz vor Listeriose sollten Schwangere diese Lebensmittel meiden: •vorgefertigte Sandwiches und belegte Brötchen, •Kuchen und Teilchen mit nicht durchgebackener Füllung aus Verkaufstheken. Zum Schutz vor weiteren Lebensmittelinfektionen wird empfohlen, Schlagsahne vor dem Verzehr frisch aufzuschlagen sowie auf Softeis und Süßspeisen mit rohen Eiern wie Tiramisu, Mousse au Chocolat oder Zabaione zu verzichten. Impressum Januar 2012 Herausgegeben vom aid infodienst Ernährung Landwirtschaft, Verbraucherschutz e. V. mit Förderung durch das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages Autorinnen: Dr. Maike Groeneveld, Bonn, Gesa Maschkowski, aid. 7 Fotos v. o.: fredredhat, JH-Photo, Fotolia An der Erstellung des Textes haben mitgewirkt: Dr. Heidi Wichmann-Schauer, Abteilung Biologische Sicherheit, Bundesinstitut für Risikobewertung; Prof. Dr. Jörg Oehlenschläger, Max-Rubner-Institut, Hamburg; Dr. Dirk Werber, Robert Koch-Institut und weitere. Redaktion: Gesa Maschkowski, Ute Gomm, aid Gestaltung: www.berres-stenzel.de 5 praktische Hygienetipps 1 Händewaschen nicht vergessen Händewaschen ist die wichtigste Hygieneregel. Waschen Sie die Hände bevor Sie Speisen zubereiten und nachdem Sie rohe Lebensmittel verarbeitet haben, natürlich auch vor dem Essen, nach jedem Toilettengang, nach dem Wickeln und dem Kontakt mit Tieren. 2 Achten Sie auf Sauberkeit in der Küche Halten Sie die Arbeitsflächen in der Küche sauber und reinigen Sie das Spülbecken nach Abschluss der Küchenarbeiten. Tauschen Sie Spülbürsten, Schwämme, Lappen und Handtücher regelmäßig aus, vor allem, nachdem Sie rohe Lebensmittel zubereitet haben. Waschen Sie regelmäßig Spüllappen und Küchenhandtücher in der Waschmaschine und Spülbürsten in der Spülmaschine bei mindestens 60 °C. Ersetzen Sie von Zeit zu Zeit zerkratzte Schneidbretter gegen neue. 4 Rohe Lebensmittel getrennt lagern und verarbeiten Rohe Lebensmittel können Krankheitserreger mit in die Küche bringen. Damit andere Lebensmittel nicht verunreinigt werden, müssen rohe, unverarbeitete Produkte getrennt gelagert und zubereitet werden. Das gilt sowohl für Blattsalate, Kräuter und Gemüse, an denen noch Erde haften kann, als auch für rohe Eier, rohes Fleisch und Geflügel sowie rohen Fisch. Reinigen Sie alle Gegenstände, die mit diesen Lebensmitteln in Berührung gekommen sind, mit heißem Wasser und Spülmittel. 5 Richtig kühlen und erhitzen Die meisten Krankheitserreger vermehren sich bei Temperaturen zwischen 10 und 60 °C. Dieser kritische Temperaturbereich sollte möglichst vermieden oder rasch durchlaufen werden. Richtig kühlen heißt: Stellen Sie den Kühlschrank auf 4-–6 Grad ein. Kaufen Sie Lebensmittel, die gekühlt werden müssen, weit vor Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums und nur in kleinen Mengen. Verbrauchen Sie die Produkte möglichst innerhalb von 2–3 Tagen, 3 Lebensmittel richtig reinigen insbesondere nach dem Öffnen. Auch Reste Waschen Sie Gemüse, Blattsalate, frische von zubereiteten Gerichten sollten Sie abgeKräuter und Obst vor der Zubereitung gründdeckt im Kühlschrank lagern und rasch verlich mit kaltem Wasser. Lebensmittel, an denen brauchen. Richtig garen bedeutet: noch Erde haftet, zum Beispiel Lebensmittel müssen auch im Inneren Karotten oder Kartoffeln, für mindestens zwei Minuten auf sollten Sie erst waschen, dann 70 °C oder darüber erhitzt werden, schälen und nochmals damit die Listeriose- und Toxoplaswaschen. moseerreger absterben. Kontrollieren Sie dicke Fleischstücke mit einem Bratenthermometer, das für einen geringen Betrag im Fachhandel erhältlich ist. Als Faustregel gilt: Durcherhitztes Fleisch ist auch im Inneren grau und nicht mehr rosa. Fleischsaft, der beim Schneiden austritt, ist dann farblos und klar. Fotos l. Gina Sander, Ruediger Rau, Fotolia; Peter Meyer, aid; Fotos r.: Peter Meyer, aid; Piotr Marcinski, Fotolia 8