-1KAP II. VEKTOREN UND KOMPLEXE ZAHLEN § 1. Vektoren (1.1) Grundbegriffe. Ein (dreidimensionaler) Vektor ist eine mathematische Größe, die aus einer Richtung im Raum und einer nichtnegativen reellen Zahl, die man den Betrag des Vektors nennt, besteht. Eine Richtung im Raum besteht aus einer Lage im Raum und einem Richtungssinn. Eine Lage im Raum kann durch eine Gerade definiert werden. Zwei Geraden haben genau dann die gleiche Lage, wenn sie zueinander parallel sind. Zwei Richtungen, welche die gleiche Lage, aber unterschiedlichen Richtungssinn haben, heißen einander entgegengesetzt. Vektoren werden durch Überschreiben mit einem Pfeil bezeichnet, zum Beispiel: den Betrag eines Vektors wird oder kürzer a geschrieben. . Für Ein Vektor wird durch einen Pfeil veranschaulicht, dessen Richtung gleich der Richtung des Vektors und dessen Länge gleich dem Betrag des Vektors ist. Hat der einen Vektor darstellende Pfeil den Anfangspunkt A und den Endpunkt B, schreibt man dafür Weil ein Vektor nur aus Richtung und Betrag besteht, gibt es unendlich viele Pfeile, die ihn darstellen; sie sind alle gleich lang und gleichsinnig parallel zueinander. Beispiele: Folgende physikalische Größen sind Beispiele für Vektoren: - : geradlinige Verschiebung von A nach B; - : Geschwindigkeit in Richtung von A nach C; - : Kraft mit Richtung von A nach D; : Länge der Verschiebung [m]. : Größe der Geschwindigkeit [m/s]. : Stärke der Kraft [N]. Richtung (G 2) ' & Richt. (G 1) Beispiele aus der Physik Der mit bezeichnete Nullvektor ist der (einzige) Vektor, dessen Betrag gleich der Zahl 0 ist, der also durch definiert ist. Für jeden Punkt A im Raum ist ein darstellender Pfeil ist somit zu einem Punkt entartet. Ein Vektor heißt normiert oder ein Einheitsvektor, wenn sein Betrag gleich der Zahl 1 ist. Für einen Einheitsvektor schreiben wir meistens . Zu jedem Vektor ist der ihm entgegengesetzte Vektor definiert als der Vektor, dessen Richtung der von entgegengesetzt und dessen Betrag gleich dem von ist. -2- Einheitsvektor zu entgegengesetzter Vektor (1.2) Algebraische Operationen mit Vektoren. Summe und Differenz von Vektoren Seien zwei Vektoren. Durch Parallelverschiebung eines der die beiden Vektoren darstellenden Pfeile kann immer erreicht werden, dass der Endpunkt des Pfeils von mit dem Anfangspunkt des Pfeils von übereinstimmt, so dass dann und mit geeigneten Punkten A, B und C gilt. (1.2.1) Definition: Für zwei Vektoren ist die Summe definiert durch , sofern und . (1.2.2) Satz: Für (beliebige) Vektoren gilt: (AV 1) (Kommutativgesetz). (AV 2) (Assoziativgesetz). (AV 3) (Gesetz vom neutralen Element). (AV 4) Es gibt genau einen Vektor mit (Gesetz vom inversen Element). Die gemäß (AV 4) eindeutig bestimmte Lösung der (Vektor-) Gleichung der zu entgegengesetzte Vektor. (1.2.3) Definition: Für zwei Vektoren der Gleichung . ist die Differenz ist definiert als die Lösung -3(1.2.3N) Satz: Für zwei Vektoren gilt: . Parallelogrammkonstruktion von und Produkt eines Skalars mit einem Vektor Unter einem Skalar versteht man eine reelle Zahl. Der Ausdruck stammt aus der Physik. (1.2.4) Definition: Für eine Zahl t 0 ú und einen Vektor ist das mit oder Produkt von t mit definiert als der Vektor mit den folgenden Eigenschaften: (1) und, sofern t … 0, (2) Richtung ' Richtung für t > 0, ' & Richtung für t < 0. Der Fall t ' 0 ist schon mit der Eigenschaft (1) erfasst. Danach gilt: für t > 0 (1.2.5) Satz: Für Vektoren bezeichnete so dass für t < 0 und Zahlen s, t 0 ú gilt: (MSV 1) (MSV 2) (MSV 3) (MSV 4) (1.3) Koordinatendarstellung. Die Definitionen der Summe und der Differenz von Vektoren sowie des Produkts eines Skalars mit einem Vektor sind rein geometrisch. Demnach können diese Größen höchstens gezeichnet werden, berechnen lassen sie sich damit aber noch nicht. Dies gelingt erst mit der Einführung eines Koordinatensystems im Raum. -4Wir führen ein kartesisches Koordinatensystem ein. Es besteht aus drei zueinander senkrechten Achsen, die sich in einem Punkt, dem so genannten Koordinatenursprung O schneiden. Sie werden mit (1), (2) und (3), manchmal auch mit x, y und z beschriftet. Jede Achse ist eine Kopie der Zahlengeraden und hat somit eine Richtung. Unser Koordinatensystem soll ein Rechtssystem sein, das heißt, die (3) - Achse weise in die Richtung, in die sich eine rechtsgängige Schraube bei der Drehung, welche die (1) - auf kürzesten Wege in die (2) - Achse überführt, bewegen würde,. Die drei Koordinatenachsen definieren eindeutig drei Einheitsvektoren, die so genannten Koordinateneinheitsvektoren und die wie die (1), (2) und (3) - Achse gerichtet sind. Sei nun irgendein Vektor. Wir stellen ihn durch einen im Koordinatenursprung O beginnenden Pfeil dar. Der Endpunkt A dieses Pfeils und mit ihm seine Koordinaten a1, a2, a3 sind dann durch eindeutig bestimmt. Es ist Aus diesen Skizzen liest man ab, dass (1.3.1) . Die Zahlen a1, a2, a3, also die Koordinaten des Punktes A, nennt man auch die Koordinaten des Vektors , und die Summendarstellung (1.3.1) heißt Koordinatendarstellung von bezüglich des eingeführten Koordinatensystems. Betrachtet man dieses als fest, ist der Vektor durch seine drei Koordinaten in der Reihenfolge a1, a2, a3, d. h. durch das Zahlentripel (a1, a2, a3) eineindeutig und vollständig dargestellt. Aus rechentechnischen Gründen verwendet man dazu aber an Stelle des Tripels (a1, a2, a3), das übrigens schon zur Darstellung des Punktes A gebraucht wird, meistens lieber die Spalte In einem fortlaufenden Text schreibt man diese aus Gründen der Platzersparnis auch in der Form oder . Das hochgestellte T steht dabei für die so genannte Transposition, die aus einer Spalte eine Zeile und aus einer Zeile eine Spalte macht. Sie spielt in der Linearen Algebra (Kap. IV) eine wichtige -5Rolle. Anstatt von (1.3.1) - und damit gleichbedeutend - schreibt man nun kurz einfach (1.3.2) oder oder Weil ein Vektor durch sein Koordinatentripel (a1, a2, a3) eineindeutig und vollständig beschrieben wird, bezeichnet man die Menge aller (dreidimensionalen) Vektoren genauso wie Menge aller reellen Zahlentripel, d. h.: ist ein (dreidimensionaler) Vektor}. (1.3.3) Definition: 0 ú 3 mit (1.3.4) Satz: Seien und sei t 0 ú. Dann gilt: 1) 2) (1.4) Betrag. (1.4.1) Satz: Für 0 ú 3 mit (1.4.2) Satz: Für gilt: 0 ú 3 und t 0 ú gilt: 1) 2) (Dreiecksungleichung). (1.5) Skalarprodukt. Das Skalarprodukt von zwei Vektoren 0 ú 3 hängt von dem Winkel zwischen und ab, welcher zunächst nur dann definiert ist, wenn beide Vektoren vom Nullvektor verschieden sind. Um für das Folgende lästige Fallunterscheidungen zu vermeiden, definieren wir ihn auch für den Fall, dass oder gleich ist: (1.5.1) Definition: für (1.5.2) Definition: Für zwei Vektoren Zahl oder 0 ú 3 ist das Skalarprodukt wobei definiert als die reelle -6Für den Winkel gilt immer 0 # n # B. 0 ú 3 gilt: (1.5.3) Satz: Für 1) oder, gleichbedeutend damit: 2) 3) (senkrecht oder orthogonal zueinander). Nach Definition (1.5.1) wird der Nullvektor als orthogonal zu jedem anderen Vektor betrachtet. Für die drei Koordinateneinheitsvektoren gilt offensichtlich: (1.5.4) Satz: (i, j ' 1, 2, 3). 0 ú 3 und t 0 ú gilt: (1.5.5) Satz: Für 1) (Kommutativgesetz). 2) und 3) . (1.5.6) Satz (Formel für ): Für (Distributivgesetz). 0 ú 3 mit und gilt: . Aufgabe: Man berechne den Winkel zwischen den Vektoren Lösung: Aus der Definition des Skalarprodukts und folgt für Aber: Daher: (1.6) Vektorprodukt. Das Skalarprodukt von zwei Vektoren ist eine Zahl, ihr Vektorprodukt ist dagegen wieder ein Vektor. (1.6.1) Definition: Für zwei Vektoren Vektor mit den folgenden Eigenschaften: (1) (2) wobei 0 ú 3 ist das Vektorprodukt definiert als der -7(3) hat die Richtung, in die sich eine rechtsgängige Schraube bei der Drehung, die dem kürzesten Weg in überführt, bewegen würde (sog. Rechtsschraubenregel). auf Kommentare: Zu (1): lelogramms (s. Skizze oben links). Zu (2): Wegen (1) und (2) kommen für Flächeninhalt des von und aufgespannten Paral- nur noch zwei Vektoren in Frage, die einander ent- gegengesetzt sind. Durch die Eigenschaft (3) wird eindeutig festgelegt, welcher der beiden das Vektorprodukt ist. (1.6.2) Satz: Für (alle) 1) 0 ú 3 gilt: 2) (1.6.3) Satz: Für die drei Koordinateneinheitsvektoren gilt: und Es genügt, wenn man sich die erste dieser drei Gleichungen einprägt, weil die zweite aus der ersten und die dritte aus der zweiten durch eine zyklische Vertauschung der Indizes 1, 2, 3 gemäß dem Zyklus 1 6 2 6 3 6 1 hervorgeht. 0 ú 3 und t 0 ú gilt: (1.6.4) Satz: Für 1) (kein Kommutativgesetz). 2) und 3) . (1.6.5) Satz (Formel für ): Für (Distributivgesetz). 0 ú 3 mit und Wer den Begriff der Determinante kennt, kann sich diese Formel leicht merken. (1.6.6) Definition: Für a, b, c, d 0 ú heißt die reelle Zahl gilt: -8die Determinante des quadratischen Zahlenschemas (auch: der quadratischen Matrix) . (1.6.7) Merkregel (für die Formel (1.6.5)): Für die Koordinaten c 1, c 2, c 3 des Vektors gilt: (Minuszeichen!), Beispiel: denn: 0 ú 3 heißen kollinear (Symbol: (1.6.8) Definition: Zwei Vektoren existiert, so dass oder mit t … 0 Y . wobei s ' 1/ t Man beachte hierzu, dass der Nullvektor (1.6.9) Satz: Für (1.6.10) Satz: Für ), wenn ein t 0 ú wegen ; aber: œs0ú mit jedem Vektor 0 ú 3 kollinear ist. 0 ú 3 gilt: 0 ú 3 gilt: 1) 2) Aus diesem Satz folgt, dass i. Allg. d. h., das Vektorprodukt ist nicht assoziativ. Bei einem mehrfachen Vektorprodukt müssen daher immer Klammern gesetzt werden. (1.7) Spatprodukt. Skalar- und Vektorprodukt sind für zwei, das Spatprodukt ist für drei Vektoren definiert. -9- 0 ú 3 ist das Spatprodukt (1.7.1) Definition: Für drei Vektoren reelle Zahl definiert als die Die Vektoren spannen einen so genannten Spat (auch: Parallelflach oder Parallelepiped) auf. Seien V sein Volumen, h seine Höhe und F der Flächeninhalt des von und aufgespannten Parallelogramms. In jedem der zwei skizzierten Fälle gilt dann: Ferner ist mit im - linken Bild: - rechten Bild: In jedem Fall gilt daher: (1.7.2) Satz: Für drei Vektoren 1) 0 ú 3 gilt: komplanar (d. h.: und liegen alle in einer Ebene). 2) d. h., das Spatprodukt ist invariant gegenüber einer zyklischen Vertauschung seiner Faktoren gemäß dem Zyklus 3) d. h. das Spatprodukt ist eine alternierende Funktion seiner drei Faktoren: vertauscht man zwei davon und lässt man dabei den dritten auf seinem Platz, ändert es sein Vorzeichen. Für die Hörerinnen und Hörer, die schon den Begriff der (3, 3) - Determinante kennen, noch die folgende Mitteilung: wobei die ai, bi und ci die Koordinaten von systems bedeuten. und bezüglich eines kartesischen Rechts- -10(1.8) Zweidimensionale Vektoren. Bei nicht wenigen Problemen, die mit Hilfe der Vektorrechnung gelöst werden können, hat man nur mit Vektoren zu tun, die alle in einer bestimmten, von der Problemstellung vorgegebenen Ebene liegen. Führt man ein dreidimensionales Koordinatensystem so ein, dass diese Ebene zur (1), (2) - Koordinatenebene wird, so sind dies die Vektoren mit einer verschwindenden dritten Koordinate, d. h. mit einer Koordinatendarstellung der Form Kommen bei der Problemlösung nur solche Vektoren vor, kann man ihre dritte Koordinate, die dann ja immer gleich 0 ist, ignorieren, so dass diese Vektoren nur noch die zwei Koordinaten a 1 und a 2 haben. Man bezeichnet sie deshalb als zweidimensional und schreibt für ihre Koordinatendarstellung kürzer Die Menge der zweidimensionalen Vektoren entspricht nun der Menge aller reellen Zahlenpaare (a 1, a 2). Daher: Definition: Für ist ein zweidimensionaler Vektor}. 0 ú 2 und t 0 ú gilt: und d. h., die Menge ú 2 ist gegenüber den für Vektoren grundlegenden Operationen der Addition von Vektoren und der Multiplikation eines Skalars mit einem Vektor abgeschlossen. Für den Betrag eines Vektors ' (a1 a2)T 0 ú2 gilt: . Für das Skalarprodukt von zwei Vektoren Das Vektorprodukt 0 ú 2 gilt: führt i. Allg. aus der Menge ú2 hinaus, so dass ú2 gegenüber dieser Operation nicht abgeschlossen ist. Weil man in der Mathematik auf eine solche Abgeschlossenheit aus verschiedenen Gründen einen Wert legt, gilt für 0 ú2 als nicht definiert. Sollte -11es erforderlich sein, kann man jedoch das Vektorprodukt wobei c :' a1 b2 & a2 b1 , bilden. Dann betrachtet man aber nicht mehr als zwei-, sondern als dreimensionale Vek- toren mit den dritten Koordinaten a3 ' b3 ' 0. (1.9) Analytische Geometrie des Raums. Es werden einige Probleme der Analytischen Geometrie des Raums mit Hilfe der Vektorrechnung gelöst. Die Grundidee dabei ist, dass man die Punkte des Raums durch ihre Ortsvektoren beschreibt. Er hat dieselben Unter dem Ortsvektor eines Punktes A 0 ú3 versteht man den Vektor Koordinaten wie der Punkt A (vgl. Abschn. (1.3)). Punkte werden im Folgenden immer mit großen Buchstaben bezeichnet, ihre Ortsvektoren stets mit den entsprechenden kleinen. Für einen beliebigen Punkt auf einem gerade zu untersuchenden geometrischen Gebilde, etwa einer Geraden oder Ebene, schreiben wir meistens R. Die Koordinaten eines solchen Punktes R, und damit die seines Ortsvektors werden traditionellerweise mit x, y und z bezeichnet. Eine Formel, die im Folgenden immer wieder gebraucht wird: (1.9.1) Formel: Für zwei Punkte A, B 0 ú3 gilt: wobei die Ortsvektoren der beiden Punkte bedeuten. Ortsvektor von R (1.9.2) Die Gerade: Seien G eine Gerade im Raum, A ein Punkt auf G und ein Richtungsvektor von G, d. h. ein Vektor mit und (parallel zu G; s. Bild unten links) . Weil mit offensichtlich auch für jedes t 0 ú\{0} ein Richtungsvektor von G ist, hat eine Gerade immer unendlich viele Richtungsvektoren. Gleichung von G: (Parameterform). Diese Gleichung ist so zu verstehen: ein Punkt R 0 ú3 liegt genau dann auf G, wenn sein Ortsvek- -12tor in der Form mit einem von ( abhängigen) t 0 ú darstellbar ist. Die Größe t nennt man in diesem Zusammenhang einen Parameter. (1.9.3) Abstand eines Punktes von einer Geraden: Seien G, A und wie in (1.9.2) und sei P irgendein Punkt im ú3. P0 bezeichne den Fußpunkt des Lots von P auf G und d (P, G) den Abstand von P zu G, d. h. die Länge des Lots von P auf G. Es gilt: d (P, G) ' (s. Bild unten rechts). Formeln: 1) Abstand von P zu G: 2) Ortsvektor von P0: wobei Gerade durch A mit Richt.vektor d(P,G): Abstand von P zu G (1.9.4) Die Ebene: Seien E eine Ebene im Raum, A ein Punkt auf E und ein Normalenvektor von E, d. h. ein Vek- tor mit und (senkrecht zu E; s. Bild unten links). Mit ist auch für jedes t … 0 ein Normalenvektor von E. Zu einer Ebene gibt es daher immer unendlich viele Normalenvektoren. Ebene durch A mit Norm.vektor Gleichung von E: wobei d(P,E): Abstand von P zu E (Vektorgleichung). Die Ebene E besteht demnach aus allen Punkten R 0 ú3, für die das Skalarprodukt gleich d ist. Weil A in E liegt, muss die Konstante d gleich sein. Bezeichnet man die Koordinaten von mit a, b, c und rechnet man das Skalarprodukt so nimmt die Gleichung von E die folgende Form an: konstant aus, -13Gleichung von E: (Koordinatengleichung). (1.9.5) Abstand eines Punktes von einer Ebene: Sei E die Ebene mit der Gleichung wobei und d gegeben. Für einen Punkt P im ú3 bezeichne P0 den Fußpunkt des Lots von P auf E und d (P, E) den Abstand von P zu E. Dieser ist definiert als die Länge des Lots von P auf E. Es gilt: d (P, E) ' (s. Bild oben rechts). Formeln: 1) Abstand von P zu E: 2) Ortsvektor von P0 : wobei (1.9.6) Die Kugeloberfläche (Sphäre): Sei S die Oberfläche der Kugel mit dem Mittelpunkt R0 ' (x0, y0, z0) und dem Radius D. Gleichung von S: (Vektorgleichung). Drückt man die linke Seite dieser Gleichung durch die Koordinaten x, y, z von und x0, y0, z0 von (Ortsvektor von R0) aus und quadriert man auf beiden Seiten der Gleichung, ergibt sich: Gleichung von S: (Koordinatengleichung). Wichtiger Spezialfall: Mittelpunkt R0 ' O ' (0, 0, 0). Dann hat S die Gleichung bzw. (1.10) Analytische Geometrie der Ebene: Die Idee, Punkte durch ihre Ortsvektoren zu beschreiben, kann natürlich auch auf Probleme der Analytischen Geometrie der Ebene angewandt werden. Leiten wir damit die gängigsten Formen der Gleichung einer Geraden und eines Kreises in der Ebene her. Ein beliebiger Punkt auf einer Geraden oder einem Kreis wird wieder mit R bezeichnet, sein Ortsvektor mit und seine Koordinaten bezüglich eines kartesischen Koordinatensystems der Ebene mit x und y, d. h.: R ' (x, y) und -14Die Gerade Eine Gerade G in der Ebene kann nicht nur durch einen Richtungs-, sondern auch einen Normalenvektor und einen Punkt auf ihr eindeutig beschrieben werden. Dementsprechend hat man zwei Formen der (1.10.1) Vektorgleichung von G: 1) t 0 ú (Parameterform); 2) (parameterfreie Form). Dabei ist G. und der Ortsvektor eines Punktes auf G, 2 sind Vektoren aus ú mit ein Richtungs- und ein Normalenvektor von und Mit Hilfe des folgenden Satzes kann man leicht von einer der zwei Formen der Vektorgleichung von G zur anderen übergehen. 0 ú2. Dann ist (1.10.2) Satz: Sei orthogonal zu Beweis: Genauer entsteht Y Behauptung. aus durch Drehung von Bezeichnen wir die Koordinaten von Vektorgleichung von G wie folgt: m um %90°. mit B und C, schreibt sich die parameterfreie Form der ] Bx % Cy ' ] B x % C y % D ' 0, wenn man D :' & setzt. Das ist die so genannte implizite Form der Koordinatengleichung von G. Weil ist B … 0 oder C … 0. Falls C … 0, kann man die implizite Form nach y auflösen mit dem Ergebnis ] y ' a x % b, wobei a :' & B/C und b :' & D/C. Ist C ' 0, muss B … 0 sein, so dass die implizite Form nach x aufgelöst werden kann, was ergibt: ] x ' x0 mit x0 :' & D/B. Die Gerade G ist dann parallel zur y - Achse. Die nach y oder x aufgelöste Form nennt man die explizite Form der Koordinatengleichung von G. Fassen wir zusammen: -15(1.10.3) Koordinatengleichung von G: 1) B x % C y % D ' 0 (implizite Form; B … 0 oder C … 0); 2) y ' a x % b oder x ' x0 (explizite Form). Beispiel: Sei G die Gerade durch den Punkt A ' (&1, 1) mit dem Richtungsvektor Mit (1.10.1, 1) erhält man sofort die Parameterform der Vektorgleichung von G: t 0 ú. Nach (1.10.2) ist ein Normalenvektor von G. Weil ist die Parameterfreie Form der Vektorgleichung von G: Rechnet man das Skalarprodukt auf der linken Seite dieser Gleichung aus, resultiert die Implizite Form der Koordinatengleichung von G: & x % 2 y & 3 ' 0. Löst man nach y auf, bekommt man schließlich die Explizite Form der Koordinatengleichung von G: Der Kreis Sei K der Kreis mit dem Mittelpunkt R0 ' (x0, y0) und dem Radius D. Ein Punkt R ' (x, y) liegt genau dann auf K, wenn d(R0, R), der Abstand von R zu R0, gleich dem Radius D ist. Weil d(R0, R) ' (s. rechtes Bild), folgt für die (1.10.4) Vektorgleichung von K: Drückt man durch die Koordinaten x, y und x0, y0 von auf beiden Seiten der Gleichung entsteht die bzw. aus und quadriert man (1.10.5) Koordinatengleichung von K (Form 1): (x & x0)2 % (y & y0)2 ' D2. Rechnet man die Quadrate auf der linken Seite mit der binomischen Formel aus, ergibt sich: (1.10.5N) Koordinatengleichung von K (Form 2): x2 % y2 % B x % C y % D ' 0. -16Beispiel: Sei K der Kreis mit dem Mittelpunkt R0 ' (&2, 1) und dem Radius D ' 3. Dann ist (x & (&2))2 % (y & 1)2 ' 32 ] (x % 2)2 % (y & 1)2 ' 9 die erste Form der Koordinatengleichung von K. Quadriert man auf der linken Seite der Gleichung aus, erhält man x2 % 4 x % 4 % y2 & 2 y % 1 ' 9 ] x2 % y2 % 4 x & 2 y & 4 ' 0 als zweite Form der Koordinatengleichung von K. Ist ein Kreis durch die zweite Form seiner Koordinatengleichung gegeben, führt man diese mit Hilfe je einer quadratischen Ergänzung für die x - und die y - Glieder in die erste Form über, aus der man dann den Mittelpunkt und den Radius des Kreises ablesen kann. In der zweiten Form sind x2 und y2 oft noch mit einem gemeinsamen Faktor multipliziert. Beispiel: Zu bestimmen seien der Mittelpunkt und der Radius des Kreises mit der Gleichung (() Auf der linken Seite werden die x - und die y - Glieder quadratisch ergänzt. Damit: Der Kreis hat den Mittelpunkt R0 ' (3/2, &2) und den Radius -17§ 2. Komplexe Zahlen (2.1) Definition der komplexen Zahlen. Zunächst wird eine neue Rechengröße, die so genannte imaginäre Einheit j eingeführt. Sie ist definiert durch die Forderung, dass j 2 ' &1 (2.1.1) sein soll. Natürlich kann j keine reelle Zahl sein. Sodann werden formale Summen der Form a1 % j a2, wobei a1 0 ú und a2 0 ú, gebildet. Solche Summen nennt man komplexe Zahlen. Schließlich wird festgelegt, wie mit diesen Summen, also den komplexen Zahlen gerechnet werden soll. Das ist sehr einfach: (2.1.2) Definition: Sofern nur die vier Grundrechnungsarten %, &, A und / vorkommen, wird mit den komplexen Zahlen genauso wie mit den reellen gerechnet und dazu noch die Regel j 2 ' &1 beachtet. Beispiele: 1) Es wird gerechnet, als wäre j 0 ú. 2) Wie2 der wird gerechnet, als wäre j 0 ú; dazu wird noch j ' &1 beachtet. 3) Der gleiche Kommentar wie zu 2). Die Gleichung (() folgt mit der Formel (a & b) (a % b) ' a 2 & b 2 . Bezeichnungen: Komplexe Zahlen: a ' a1 % j a2 , b ' b1 % j b2 , . . ., z ' x % j y, w ' u % j v. Menge der komplexen Zahlen: ÷. a1 (0 ú) heißt der Realteil, a2 (0 ú) der Imaginärteil der komplexen Zahl a ' a1 % j a2 . Man schreibt dafür: a1 ' Re (a) und a2 ' Im (a). Weil sich eine reelle Zahl a in der Form a ' a % j 0 darstellen lässt, ist jede reelle auch eine komplexe Zahl. Daher: ú d ÷. Die Zahlenmenge ú wurde zur Zahlenmenge ÷ erweitert. Man kann leicht nachprüfen, dass mit der die Durchführung der vier Grundrechnungsarten in ÷ regelnden Definition (2.1.2) die von Kap. 0, § 2 her bekannten Körperaxiome erfüllt sind, d. h. für beliebige Zahlen a, b, c 0 ÷ gilt: (A1) (A2) (A3) a%b ' b%a (a % b) % c ' a % (b % c) a%0 ' a (A4) Es gibt genau ein z 0 ÷ mit a % z ' 0 (Kommutativgesetz). (Assoziativgesetz). (Gesetz vom neutralen Element). (Gesetz vom inversen Element). -18(M1) (M2) (M3) ab ' ba (a b) c ' a (b c) a1 ' a (Kommutativgesetz). (Assoziativgesetz). (Gesetz vom neutralen Element). (M4) Sofern a … 0, gibt es genau ein z 0 ÷ mit a z ' 1 (D) a (b % c) ' a b % a c (Gesetz vom inversen Element). (Distributivgesetz). Die Lösungen z der Gleichungen in (A 4) und (M 4) sind natürlich z ' &a bzw. z ' a& 1 ' 1/a . Weil in ÷ genauso wie in ú die Körperaxiome erfüllt sind, und weil alle die vier Grundrechnungsarten betreffenden Rechengesetze allein aus den Körperaxiomen folgen (vgl. Kap. 0, § 2), gelten diese Gesetze in ÷ genauso wie in ú. Dazu gehören auch die Gesetze für das Potenzieren mit einem ganzzahligen Exponenten, weil eine Potenz a k, wobei k 0 , für k > 0 nur ein Produkt und für k < 0 nur der Kehrwert eines Produkts ist. So gilt zum Beispiel auch für a, b 0 ÷: - a 0 ' 0, - a b ' 0 ] a ' 0 w b ' 0, - (a ± b) 2 ' a 2 ± 2 a b % b 2, - (a % b) (a & b) ' a 2 & b 2. Bei Rechnungsarten, die von den vier Grundrechnungsarten und dem Potenzieren mit einem ganzzahligen Exponenten verschieden sind, hat man dagegen in ÷ Rechengesetze zu befolgen, die sich von den entsprechenden in ú zum Teil deutlich unterscheiden. Das gilt insbesondere für das Radizieren (Wurzelziehen) und das Potenzieren mit einem nicht ganzzahligen Exponenten. (2.1.3) Definition: Sei a 0 ÷ mit a ' a1 % j a2 . Dann heißt 1) a( :' a1 & j a2 die zu a konjugiert komplexe Zahl; 2) a rein imaginär, wenn a1 ' Re (a) ' 0, wenn also a ' 0 % j a2 ' j a2 mit a2 0 ú. (2.1.4) Bemerkungen: 1) Es gilt: i) a (rein) reell ] a2 ' Im (a) ' 0; ii) a rein imaginär ] a1 ' Re (a) ' 0. 2) Der Trick zur Berechnung eines Kehrwerts oder eines Quotienten: i) ii) (Vorauss.: a … 0). (Vorauss.: b … 0). Man erweitert also den Bruch mit der zum Nenner konjugiert komplexen Zahl. Der folgende Satz ist sehr wichtig. Unter anderem führt er zu einer passenden zeichnerischen Darstellung der komplexen Zahlen. -19(2.1.5) Satz: Seien a, b 0 ÷ mit a ' a1 % j a2 und b ' b1 % j b2 . Dann gilt: a ' b ] a1 ' b1 v a2 ' b2 . Also: zwei komplexe Zahlen sind genau dann gleich, wenn sie in Real- und Imaginärteil übereinstimmen. (2.2) Die Gaußsche Zahlenebene. Aus dem Satz (2.1.5) folgt, dass eine Zahl a 0 ÷ durch das Zahlpaar (a1, a2) ' (Re (a), Im (a)) 0 ú2 vollständig und eineindeutig beschrieben wird. Zwei weitere mathematische Größen, die ebenfalls durch ein Zahlenpaar (a1, a2) vollständig und eineindeutig beschrieben werden, sind der Punkt und der Vektor in der Ebene mit den Koordinaten a1, a2 bezüglich eines kartesischen Koordinatensystems. Also ist es nur naheliegend, wenn man eine Zahl a 0 ÷ genauso wie den Punkt oder den Vektor mit den Koordinaten a1 ' Re (a) und a2 ' Im (a) in der mit einem kartesischen Koordinatensystem ausgestatteten Ebene zeichnerisch darstellt. Man spricht dann von der Punktbzw. Vektordarstellung von a und bezeichnet die dafür verwendete Ebene als die komplexe Ebene oder Gaußsche Zahlenebene . Die beiden Koordinatenachsen nennt man dann die reelle und die imaginäre Achse. Punkt- und Vektordarstellung der komplexen Zahlen 1, j, 1 % 2 j und a ' a 1 % j a 2 Zu einer Zahl a ' a1 % j a2 0 ÷ betrachten wir den Vektor 0 ú 2. Wählt man für a die Vektordarstellung, so besteht zwischen a und anschaulich kein Unterschied. Beide Größen werden zeichnerisch durch denselben Vektorpfeil dargestellt und entsprechen so einander vollkommen. Wir schreiben dafür . Diese Beziehung zwischen den komplexen Zahlen und den zweidimensionalen reellen Vektoren überträgt sich auch auf die algebraischen Operationen der Addition und Subtraktion sowie der Multiplikation mit einer reellen Zahl, denn: und für alle t 0 ú. Das heißt aber, dass man die komplexen Zahlen a ± b und t a zeichnerisch genauso erhält wie die Vektoren und : ------------------------------------------------ - --------------- -20- Im Im ta (t > 0) Re Parallelogrammkonstruktion Den eine Zahl ~ E ta (t < 0 C darstellenden Vektorpfeil nennt man übrigens in der Elektrotechnik gerne den Zeiger von ~ . Zusammenhang zwischen {l und {l * : Wie die Skizze zeigt, erhält man ~ *, die zu ~ konjugiert komplexe Zahl, durch Spiegelung von ~ an der reellen Im Achse. Daraus folgt sofort: (~*)* = ~. Re - ~ rein reell <=> ~ * =~. ~1 - ~ rein imaginär <=> (2.3) Polarkoordinaten ~ * -~ = - ~. steht man die in der Skizze eingezeichneten reellen Größen cx.. Im ~+_mmmm ~ a Man nennt sie den Betrag und das Argument 3'> Re (auch: Winkel) von ~ und schreibt dafür: I~ a* einer komplexen Zahl. Unter den Polarkoordinaten einer Zahl ~ = al + j a2 E C vera und +_h __.. m .. _.hm""; I = a und arg (~) = cx. • Der Betrag a ist die Länge des ~ darstellenden Vektorpfeils und damit gleich dem Betrag des ~ entsprechenden Vektors ä (s. Abschn. (2.2)). Das Argument cx. ist der (vorzeichenbehaftete) Winkel einer Drehung, welche die reelle Achse in die Richtung von ~ überführt. (Im obigen Bild ist daher cx. cx. entgegen dem Uhrzeigersinn gerichtet und > 0). Es ist nur bis auf ein ganzzahliges Vielfaches von 2n eindeutig bestimmt, d. h.: arg (~) = cx. =- arg (~) = cx. + 2kn für jedes k Bezeichnungen: Komplexe Zahl: ~ = al + j a2 , Z;=X+JY; Betrag davon: a, r', Argument davon: cx., ß, <po E Z. -21(2.3.1) Formeln 1) zur Berechnung von a, a = J al2 + a22 , cx = aus a [, a2: cx {arctan (~/al); +alTI;> al 0, < O. arctan (a2/al) 2) zur Berechnung von a [, a2 aus a, al = a cos cx , ~ = cx: a sm cx . ImA\ :3> Re ( . ) > 0 => -1t 12 Re :3> < arg ( . ) < 1t 12 Re (- ) < 0 => 1t 12 Re < arg ( . ) < 31t /2 Im Fall a[ (= Re (f!:))< 0 liegt f!:in der linken, im Fall a[ > 0 in der rechten Halbebene. Ist a[ = 0, befindet sich f!:auf der imaginären Achse, und arg (f!:)ist dann gleich für a2 TI 12 für ~ > 0, gleich 3TI /2 < O.Für f!:= 0 ist arg (f!:)nicht definiert. (2.3.2) Polare (auch: trigonometrische) Form einer komplexen Zahl: .a = a (cos cx + j sin cx), wobei a = If!:I, cx = arg (f!:). Die bisher verwendete Form einer komplexen Zahl (Realteil + j .Imaginärteil) nennt man dagegen die algebraische Form. Also: (2.3.3) Algebraische (auch: kanonische) Form einer komplexen Zahl: .a = al + j a2, wobei a[ = Re (f!:),a2 = Im(f!:). (2.4) Exponentialform einer komplexen Zahl. (2.4.1) Definition (Eulersche Formel): ejx: = cos X + j sin x für alle x E R Was hier eine Definition ist, war für Leonhard Euler (1707 - 1783) ein Ergebnis. Daher der Name Eulersche Formel. ej x ist eine komplexe Zahl mit I ej x I = 1 und arg (e j X) = x. Sie liegt auf dem Einheitskreis, d. h. dem Kreis in der komplexen Ebene mit dem Mittelpunkt 0 und dem Radius 1. (2.4.2) Exponentialform einer komplexen Zahl: .a = aeja, wobei a = 1f!:1,cx = arg (cx). -22- Im!1l. ··''.\:=aeja 4Re a 7Re -1 -j Eulersche Formel Exponentialform von ~ Der Satz (2.1.5) zeigt, wie zwei komplexe Zahlen in der algebraischen Form zu vergleichen sind, der nächste Satz deckt auf, wie das in der Exponentialform geht. (2.4.3) Satz: Seien a, b, a, ß aeja E IR =bejß mit a, b > O. Dann gilt: - a=b a=ß+2kn,wobeikEZ. 1\ Das heißt: zwei komplexe Zahlen sind genau dann gleich, wenn sie denselben Betrag haben und ihre Argumente (Winkel) bis auf ein ganzzahliges Vielfaches von 2n übereinstimmen. Zunächst ist e j x, wobei x genauer, dass mit ej x E IR, nur eine Abkürzung für cos x + j sin x . Dass e j x mehr als das ist, tatsächlich wie mit einer richtigen Potenz gerechnet werden kann, ist der Inhalt der folgenden zwei Sätze. (2.4.4) Satz: Seien x, y 1= 2kn, xejx wobei ejO =1. e~x =. ej(x = -jx ej(x+y). -y). k -. 1) =ejxejy e =1 - Dann gilt: Z. 5) eJx 3)2) E IR. E (2.4.5) Satz: Seien x, x l' X 2' ..• , X n E IR und sei k 1) e jx!e jxz ... e jXn -_ e j(x!+xZ+· .. +xn). Die Voraussetzung k E Z. Dann gilt: E e (jx)k 2) _- e jkx . Z ist für die Gültigkeit der Aussage 2) entscheidend. Ist sie nicht gegeben, ist diese Aussage falsch. In den nächsten zwei Sätzen geht es um die Multiplikation und Division von komplexen Zahlen. Sie zeigen, dass sich diese zwei Rechnungsarten sehr schön veranschaulichen (2.4.6) Satz: Seien f!, .12 E (Cmit If!I = a, 1) If!QI = ab = alb 1.12 I = b, arg (f!) = a und arg arg(f!Q) = a + ß. 1\ 1\ arg (f!IQ) 2) 1f!IQI 3) If!kl = ak 1\ arg(f!k) = ka 4) 11If!1= lIa 1\ = a - ß (Vorauss.: (Vorauss.: k E .12 Z). arg(lIf!) = - a (Vorauss.: f!"* 0). "*0). (.12) lassen. = ß. Dann gilt: -23(2.4.7) Satz: Sei f! E C mit If!I = a, arg (f!) = 1) If!ej <PI= a /\ arg (f!ej <P)= 2) I f!j I = a /\ arg (f!j) = 3) I f!/ j I = cx a /\ arg (f!/j) = + cx TI cx - + <p cx und sei <p E JR.Dann gilt: (Drehung um den Winkel /2 (Drehung um den Winkel TI <p). /2). TI /2 (Drehung um den Winkel - /2). TI Imf.\ i1- aej'l' . I./~ """Re ·····T·· \ a i :';' \ a I \:-_ _",,"Re ----\:~-,J .i;! I Die folgenden zwei Formeln werden sehr oft gebraucht. Sie folgen direkt aus der Eulerschen Formel (2.4.1). (2.4.8) Wichtige Formeln: Sei x E R Dann gilt: 1) cosx = iCejX e-jX). + 2) sinx = i/ejX- e-jX). (2.5) Betrag und koniugiert komplexe Zahl. Im (2.5.1) Bemerkung: Seien f!, Q E 1) If! - QI = <C. b Dann gilt: d (f!, Q): Abstand der Punkte f! und Q in der / komplexen Ebene. 2) / / / /~Ia-bl ~a 7 Re If!I = d (f!,0): Abstand des Punktes f!vom Koordinatenursprung 0 in der komplexen Ebene. (2.5.2) Satz (Gesetze für I . I): Seien f!, Q E C, sei k E Z. Dann gilt: 1) labl = lallbi. 3) 1- al = lai. 5) lakl = lalk (Vor.: f! '* 0, wenn k < 0). 2) la/bi = lal/lbl 4) 111al = 1I1al 6) la ± 121 sial (Vorauss.: Q '* 0). (Vorauss.: f! '* 0). + 1121(Dreiecksungleichung). Wendet man die Regeln 1) und 6) wiederholt an, ergibt sich: (2.5.3) Satz (Gesetze für 1) laI a2 ••• an I = 2) laI ± a2±· .. ± I . I): Seien f![, f!2'... , f!nE <C.Dann gilt: Iall Ia21 ... LanI· anl s lall + la21 + ... + lanl· (2.5.4) Satz (Gesetze für (. )* ): Seien f!, Q E 1) Ca ± 12)* = a * ± 12* . 2) <C, seien t, x E JR.Dann gilt: Ca12)* = a * 12* . 3) Ca/b)* = a*/b* (fürQ '* 0). -244) 5) 6) Durch wiederholte Anwendung der Regeln 1) und 2) folgt: (2.5.5) Satz (Gesetze für ( A )( ): Seien a 1, a 2, . . ., a n 0 ÷, sei k 0 . Dann gilt: 1) 2) 3) (Vorauss.: a … 0, wenn k < 0). (2.5.6) Satz (Gesetze für * A * und ( A )( ): Sei a 0 ÷. Dann gilt: 1) 2) (2.6) n - te Wurzel. Im Folgenden muss streng zwischen den Wurzeln und unterschieden werden. Die erste ist die wohlbekannte reelle n - te Wurzel, die nur von einer reellen Zahl, bei gerader Wurzelordnung n sogar nur von einer nichtnegativen reellen Zahl gezogen werden kann und definitionsgemäß immer zu einem eindeutigen Ergebnis führt. Die zweite ist die komplexe n - te Wurzel, die in diesem Abschnitt vorgestellt werden soll. Sie kann von jeder komplexen und damit insbesondere auch von jeder negativen reellen Zahl gezogen werden und liefert, abgesehen von dem trivialen Fall, dass der Radikand gleich 0 ist, immer n paarweise verschiedene, als völlig gleichwertig anerkannte Ergebnisse. Wurzelordnung n ' 2 (2.6.1) Definition (von Wurzel von a . (2.6.2) Formel (für ): Sei a 0 ÷. Dann heißt jede Lösung z 0 ÷ der Gleichung z 2 ' a eine ): Sei a 0 ÷ mit a ' a1 % j a2 (algebraische Form) und a ' a e j " (Exponen- tialform). Dann gilt: 1) (Exponentialform von 2) ). (algebraische Form von ; Vorauss.: a2 … 0). Bemerkungen: 1) (eindeutig). 2) Der durch die Voraussetzung für die zweite Formel ausgeschlossenen Fall a2 ' 0 ist sehr einfach. Es gilt: und Beispiel: wenn a 0 ú und a > 0. -25Die quadratische Gleichung a x 2 + b x + ==0 hat bekanntlich nicht immer Lösungen x E ~. Sie C hat aber immer Lösungen x ==Z; E <C,selbst dann, wenn ihre Koeffizienten a, bund c komplex sind. Dazu: (2.6.3) Satz: Die quadratische Gleichung az? hz + +.Q. ==0, wobei 9: *- 0, hat immer, d. h. ohne irgendwe1chen Voraussetzungen an die Koeffizienten Z; 9:, 12 und f Lösungen E <C.Für sie gilt: - h ± Jh2 ==-------, -1,2 2a z ==z wobei für f.h2 - 4a.Q. - 4a.Q. eine der beiden Wurzeln, etwa die mit Imaginärteil ~ 0 zu nehmen ist. Wurzelordnung n ~ 2 (2.6.4) Definition (von Vä): Sei nE N, sei Z; n == 9: eine n - te Wurzel von 9: . (2.6.5) Formel (für Vä): Sei nE N, sei n n fi==Zk==vaene J,0: 9: 9: E <C.Dann heißt jede Lösung E <Cmit 9: ==aej a Z; E <Cder Gleichung (Exponentialform). n J.(0: - + k21t) n (==vae n n );k==O,l, Dann gilt: J'k21t - ... ,n-l. Das ist eine Formel für die Exponentialform von Vä. Eine einfache Formel für die algebraische Form gibt es im Fall n > 2 nicht. Bemerkung: 'lO ==0 (eindeutig). Re n = 2: Ii = zo' ZI -26(2.7) Nullstellen von Polynomen. (2.7.1) Definition: Eine Funktion w ' Pn(z); z 0 ÷ der Form Pn(z) ' a n z n % a n&1 z n&1 % . . . % a 1 z % a 0, wobei n ' 0, 1, 2, . . . und a n … 0, heißt Polynom n - ten Grades. Die (komplexen) Zahlen a n, a n&1, . . ., a 1, a 0 nennt man die Koeffizienten des Polynoms Pn(z). Ein Polynom ersten Grades P1(z) ' a z % b hat immer eine Nullstelle in ÷, nämlich z 0 ' & b / a . Dasselbe gilt für ein Polynom zweiten Grades P2 (z) ' a z 2 % b z % c . Das ist gerade die Aussage von Satz (2.6.3). Die Frage entsteht, ob auch ein Polynom n - ten Grades, wobei n $ 1 beliebig, immer eine Nullstelle z 0 0 ÷ hat. Das ist richtig. Es gilt: (2.7.2) Satz: Ein Polynom Pn(z) vom Grad n besitzt, sofern n $ 1, immer (mindestens) eine Nullstelle z 0 0 ÷. Das ist der berühmte Fundamentalsatz der Algebra. Er wurde von Carl Friedrich Gauß (1777 1855) im Jahre 1799 bewiesen. Eine Nullstelle z 0 eines Polynoms mit einem Grad n $ 1 kann von diesem abgespalten werden. Damit ist gemeint: (2.7.3) Satz (von Bézout): Sei z 0 eine Nullstelle eines Polynoms Pn(z) mit einem Grad n $ 1. Dann gibt es ein Polynom Pn&1(z) vom Grad n&1 derart, dass Pn(z) ' (z & z 0) Pn&1(z) für alle z 0 ÷. Weil dann Pn&1(z) ' Pn(z) : (z & z 0) sein muss, erhält man Pn&1(z) nach Division von Pn(z) durch den so genannten Linearfaktor z & z 0 . Die Division geht genauso wie bei Polynomen mit reellen Koeffizienten und wird am schnellsten mit dem Horner - Schema gemacht (vgl. Kap. 0, § 5). (2.7.4) Satz: Ein Polynom Pn(z) mit einem Grad n $ 1 lässt sich als Produkt der Form Pn(z) ' a n (z & z 1) (z & z 2) . . . (z & z n) darstellen. Man nennt diese Produktdarstellung des Polynoms Pn(z) seine Zerlegung in Linearfaktoren. Aus ihr folgt, dass Pn(z) ' 0 genau dann gilt, wenn z ' z i für ein i ' 1, 2, . . ., n. Das aber heißt, dass die Zahlen z 1, z 2, . . ., z n gerade die Nullstellen von Pn(z) sind. Dabei kann es sein, dass einige dieser Nullstellen zusammenfallen. Fasst man in der obigen Produktdarstellung gleiche Faktoren zu einer Potenz zusammen, erhält man: (2.7.5) Satz: Ein Polynom Pn(z) mit einem Grad n $ 1 kann als Produkt der Form -27wobei z i … z j für i … j, dargestellt werden. Die Zahlen z 1, z 2, . . ., z q sind die paarweise voneinander verschiedenen Nullstellen von Pn(z), und die Anzahlen < 1, < 2, . . ., < q geben an, wie oft die Linearfaktoren z & z 1, z & z 2, . . ., z & z q in der Produktdarstellung von (2.7.4) vorkommen. Sie heißen die Vielfachheiten der Nullstellen z 1, z 2, . . ., z q . Es ist < 1 % < 2 % . . . % < q ' n. Ein besonderes Verhalten hinsichtlich ihrer Nullstellen zeigen die Polynome mit (lauter) reellen Koeffizienten. Das sind die Polynome Pn(z) ' a n z n % a n&1 z n&1 % . . . % a 1 z % a 0 , deren Koeffizienten a n, a n&1, . . ., a 1, a 0 alle reell sind. Hilfssatz: Sei Pn(z) ein Polynom mit reellen Koeffizienten. Dann gilt: (Pn(z))( ' Pn(z() für alle z 0 ÷. Daraus folgt sehr schnell der folgende (2.7.6) Satz: Sei Pn(z) ein Polynom mit reellen Koeffizienten. Dann gilt: z 0 Nullstelle von Pn(z) Y z 0( Nullstelle von Pn(z), wobei die Vielfachheit von z 0( gleich der von z 0 ist. Nullstellendiagramm eines Polynoms mit reellen Koeffizienten (Beispiel): q ' 3 % 2 A 2 ' 7 paarweise verschiedene Nullstellen; davon x 1, x 2, x 3 0 ú und z 1, z 1(, z 2, z 2( 0 ÷ \ ú