Prof. Dr. Horbach, SS 2014, HHU Duesseldorf Vorlesung: Quantenmechanik, inoffizielle Mitschrift by: Christian Krause, Matr. 1956616 Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis 1 Materiewellen und Schrödingergleichung 1.1 Vorbemerkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.2 Klassische Mechanik vs. Quantenmechanik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.3 Stationäre Zustände . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.4 SG für ein freies Teilchen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.5 Teilchen in Potentialtöpfen etc. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.5.1 Gebundene Zustände und Streuzustände . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.5.2 Potentiale mit Singularitäten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.5.3 Unendlich tiefer Potentialtopf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.5.4 Einige allgemeine Eigenschaften der stationären Lösungen in einer Dimension 1.5.5 Der endlich tiefe Potentialtopf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.5.6 Tunneleffekt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.6 Harmonischer Oszillator . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.6.1 ...in einer Dimension . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.6.2 Analytische Methode . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.6.3 Zusammenfassung: eindimensionaler, harmonischer Oszillator . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 3 4 7 9 12 12 14 15 17 20 25 25 25 26 30 2 Formale Struktur der Quantenmechanik 2.1 Hilbertraum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2 Lineare Operatoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.3 Observablen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.4 Heisenbergsche Unschärferelation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.5 Harmonischer Oszillator - Lösung mit algebraischer Methode . . . 2.6 Zeit - Energie - Unschärferelation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.7 Dirac-Notation und Postulate der Quantenmechanik . . . . . . . . 2.8 Das Spektrum selbstadjungierter Operatoren . . . . . . . . . . . . 2.9 Darstellung von Zuständen und Operatoren in verschiedenen Basen 2.10 Zeitliche Entwicklung von Quantensystemen . . . . . . . . . . . . . 2.10.1 Zeitentwicklungsoperator . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.11 Heisenbergbild . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 30 33 35 36 37 40 41 44 47 52 52 53 3 Dreidimensionale Probleme im Zentralpotential 3.1 Klassische vs. Quanten-Mechanisch . . . . . . . 3.1.1 2-Körperproblem in der klass. Mechanik 3.1.2 quantenmechanisches Problem . . . . . 3.2 Der Drehimpuls . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.3 SG in Kugelkoordinaten . . . . . . . . . . . . . 3.4 Winkelgleichung . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.5 Die Radialgleichung . . . . . . . . . . . . . . . 3.6 Das Wasserstoffatom . . . . . . . . . . . . . . . 3.7 Der Runge-Lenz-Pauli-Vektor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56 56 56 57 58 63 64 67 68 73 . . . . . 75 75 76 77 80 82 4 Teilchen im elektromagnetischen Feld 4.1 Klassischer Hamiltonoperator . . . . . . 4.2 Quantenmechanischer Hamiltonoperator 4.3 Konstantes Magnetfeld . . . . . . . . . . 4.4 Spin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.5 Pauligleichung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 1 Prof. Dr. Horbach, SS 2014, HHU Duesseldorf Vorlesung: Quantenmechanik, inoffizielle Mitschrift by: Christian Krause, Matr. 1956616 4.6 4.7 Inhaltsverzeichnis Drehung von Spinoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Addition von Drehimpulsen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 Zeitunabhängige Störungstheorie 5.1 Problemstellung . . . . . . . . . . . . . 5.2 Nicht-entartete Störungsrechnung . . . 5.3 Störungstherme für entartete Zustände 5.4 Ritzsches Variationsprinzip . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84 86 89 89 90 91 92 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Grundlagen der Quantentheorie vieler Teilchen 6.1 Schrödingergleichung . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.2 Ununterscheidbarkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.3 Das Heliumatom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.3.1 Parahelium: Störungsrechnung 1. Ordnung 6.3.2 Variationsrechnung für Parahelium . . . . . 6.3.3 Störungsrechnung für Orthohelium . . . . . 6.3.4 Austauschwechselwirkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94 . 94 . 95 . 96 . 97 . 98 . 99 . 100 7 Messprozess 7.1 Spinkorrelation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.2 EPR-Paradoxon . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.3 Quantenmechanik und Bellsche Ungleichung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101 101 102 103 Seite 2 Prof. Dr. Horbach, SS 2014, HHU Duesseldorf Vorlesung: Quantenmechanik, inoffizielle Mitschrift by: Christian Krause, Matr. 1956616 1 MATERIEWELLEN UND SCHRÖDINGERGLEICHUNG 1 Materiewellen und Schrödingergleichung 1.1 Vorbemerkungen Ende 19. Jh: Grundlagen der klassischen Physik weitgehend abgeschlossen. • Klassische Mechanik und spez. Relativitätstheorie • Elektrodynamik • Thermodynamik Experimente, die im Widerspruch zum klassischen Theoriegebäude stehen (1) Lichtwellen zeigen Teilcheneigenschaften, z.B.. photoelektrischer Effekt Licht schlägt Elektronen aus der Metallplatte heraus → Messung des e− -Stroms Erwartung klassischer Physik: Elektronen absorbieren die Energie des Lichtfeldes ⇒ Strom ∝ Intensität der Strahlung Beobachtung: Strom fließt nur, falls die Frequenz ω des einfallenden Lichtes groß genug ist Ekin |{z} = kin. Energie d. Elektronen ~ω |{z} von Elektronen abs. Energie − W |{z} Austrittsarbeit aus Metall Erklärung (Einstein 1905): Lichtquanten mit Energie ~ω schlagen e− aus Metall heraus ~= h = 1, 054572 · 10−34 J · s Plancksches Wirkungsquantum (Naturkonstante) 2π Dimension von ~: Energie × Zeit = Ort × Impuls = Wirkung Weitere Experimente: Die Evidenz von Lichtquanten zeigen: • Hohlraumstrahlung • Comptonstreuung (2) Teilchen zeigen Welleneigenschaften: Doppelspaltexperiment a) Quelle sendet klassische Teilchen aus (Kugeln, Schrotkörner): Intensitäten addieren sich: I1,2 = I1 + I2 b) Quelle sendet elektromagnetische Wellen aus: Spaltbreite d ≈ Wellenlänge der Welle λ → Beugung. ⇒ Interferenzmuster: I1,2 = |A1 + A2 |2 6= I1 + I2 c) Quelle sendet Elektronen aus (S1 und S2 genügend klein) experimentelle Details: Seite 3 Prof. Dr. Horbach, SS 2014, HHU Duesseldorf Vorlesung: Quantenmechanik, inoffizielle Mitschrift by: Christian Krause, Matr. 1956616 1 MATERIEWELLEN UND SCHRÖDINGERGLEICHUNG • Experiment so, dass im Mittel nur ein Elektron zwischen Spalt und Detektorschirm unterwegs ist • Mittelung über viele Elektronen ⇒ Wahrscheinlichkeitsverteilung P (x), dass Elektron im Ort x aufschlägt. • P (x) ≡ Intensitätsverteilung bei der Beugung von Lichtwellen • insbesondere Interferenzmuster, wenn S1 und S2 offen sind ⇒ P1,2 (x) 6= P1 (x) + P2 (x) • Messung, welchen Spalt das Elektron passiert hat, zerstört Interferenzmuster Folgerung: • Elektronen können sich wie Wellen verhalten. • Einführung einer Wahrscheinlichkeitsamplitude Ψ(x) ∈ C, so dass P1,2 (x) = |Ψ1 (x) + Ψ2 (x)|2 (ohne Durchgangsmessung) • stochastische Beschreibung für die Bewegung des Elektrons erforderlich → Bewegungsgleichung, die Welle-Teilchen-Dualismus beschreibt? 1.2 Klassische Mechanik vs. Quantenmechanik einfaches Problem: Teilchen der Masse m, dass sich in x-Richtung bewegt und auf das die Kraft F (x) wirkt. F (x) = − ∂U (x) mit F (x) konservativ, U (x) Potentialfunktion ∂x klassisch: Newton II: m d2 x ∂U =− (1) 2 dt ∂x → Anfangsbedingungen: x(0), ẋ(0) ≡ dx(0) ≡ v(0) dt → Lösung von Gl. (1) liefert Phasenraumtrajektorie (x(t), m · v(t) = p(t) ) |{z} Impuls quantenmechanisch: zentrale Größe: Ψ(x, t): komplexwertige Wellenfunktion des Teilchens ∂Ψ(x, t) ~2 ∂ 2 Ψ Schrödingergleichung (SG): i~ =− + U Ψ (2) ∂t 2m ∂x2 Eigenschaften von Gl. (2): 1. SG lineare, partielle Differentialgleichung ⇒ Superpositionsprinzip Ψ1 , Ψ2 Lösungen der SG Seite 4 Prof. Dr. Horbach, SS 2014, HHU Duesseldorf Vorlesung: Quantenmechanik, inoffizielle Mitschrift by: Christian Krause, Matr. 1956616 1 MATERIEWELLEN UND SCHRÖDINGERGLEICHUNG → λ1 Ψ1 + λ2 Ψ2 mit λ1 + λ2 ∈ C auch Lösung 2. SG 1. Ordnung in Zeit t: → Kenntnis von Ψ(x, t = t0 ) genügt, um Ψ(x, t > t0 ) zu bestimmen 3. Korrespondenzprinzip: Für “~ → 0“ Übergang in klassische Mechanik (später) statistische Interpretation: |Ψ(x, t)|2 : Wahrscheinlichkeit, dass Teilchen zur Zeit t am Ort x zu finden. +∞ Z Normierung: |Ψ(x, t)|2 dx = 1 −∞ • Diese Bedingung schränkt die physikalischen Lösungen der SG auf quadratintegrable Funktionen ein. 1 • Ψ(x, t) geht für |x| → ∞ schneller gegen 0 als p |x| • wichtige Eigenschaft: Normierung bleibt zeitlich erhalten d Beweis: dt +∞ +∞ Z Z ∂ 2 |Ψ(x, t)| dx = |Ψ(x, t)|2 dx ∂t −∞ −∞ ∂ ∂ |Ψ|2 = (Ψ∗ Ψ) (konjugiert komplexe Fkt. von Ψ) ∂t ∂t = Ψ∗ SG: ∂Ψ ∂Ψ∗ + Ψ ∂t ∂t i~ ∂ 2 Ψ i ∂Ψ = − UΨ ∂t 2m ∂x2 ~ i~ ∂ 2 Ψ∗ i ∂Ψ∗ =− + UΨ 2 ∂t 2m ∂x ~ ∂|Ψ|2 i~ ∗ ∂ 2 Ψ i ∗ i~ ∂ 2 Ψ i = Ψ − Ψ U Ψ − Ψ + U Ψ∗ Ψ 2 2 ∂t 2m ∂x ~ 2m ∂x ~ 2 i~ ∂ 2 Ψ∗ ∂ i~ ∂Ψ∗ ∗∂ Ψ ∗ ∂Ψ = Ψ − Ψ = Ψ − Ψ 2m ∂x2 ∂x2 ∂x 2m ∂x ∂x ⇒ d → dt Z∞ i~ |Ψ(x, t)| dx = 2m 2 −∞ ∞ ∂Ψ∗ ∗ ∂Ψ Ψ − Ψ =0 ∂x ∂x x=−∞ Ψ(x, t) → 0 für x → ∞ Erwartungswert von x: Seite 5 Prof. Dr. Horbach, SS 2014, HHU Duesseldorf Vorlesung: Quantenmechanik, inoffizielle Mitschrift by: Christian Krause, Matr. 1956616 1 MATERIEWELLEN UND SCHRÖDINGERGLEICHUNG +∞ Z hxi = x|Ψ(x, t)|2 dx −∞ Mittelwert von wiederholten Messungen an einem Ensemble von identisch präperierten Teilchen. Erwartungswert der “Geschwindigkeit“. +∞ +∞ Z Z ∂|Ψ|2 ∂ −i~ ∂Ψ∗ ∗ ∂Ψ Ψ dx x = dx x − Ψ ∂t ∂x 2m ∂x ∂x d hxi = dt −∞ −∞ ∞ Z∞ ∗ ∗ ∂Ψ ∂Ψ ∂Ψ ∂Ψ i~ x Ψ∗ − Ψ − dx Ψ∗ − Ψ = 2m ∂x ∂x ∂x ∂x x=−∞ −∞ ∞ Z i~ ∂Ψ − = dx Ψ∗ 2m ∂x −∞ i~ =− 2m Z Ψ∗ Z∞ ∂Ψ∗ Ψ ∂x {z } dx −∞ | ∞ R =[Ψ∗ Ψ]∞ x=−∞ − −∞ dx Ψ∗ ∂Ψ ∂x ∂Ψ dx ∂x d hxi Impuls-Erwartungswert: hpi = m = dt Z ∂ Ψ dx Ψ −i~ ∂x | {z } ∗ p̂ ∂ heißt Impulsoperator ∂x 2 Z p Kinetische Energie: < T >= = Ψ∗ 2m p̂ = −i~ ~2 ∂ 2 − 2m ∂x2 | {z } Ψ dx T̂ :Operator der kin. Energie d hpi Man kann zeigen: = dt ∂U − ∂x Diese Gleichung entspricht i.a. nicht der Newtonschen Bewegungsgleichung, insbesondere ∂U − ∂x 6= − ∂U (hxi) ∂x Bemerkungen: • zentrale Größe Ψ(x, t) → |Ψ(x, t)|2 Wahrscheinlichkeit Seite 6 Prof. Dr. Horbach, SS 2014, HHU Duesseldorf Vorlesung: Quantenmechanik, inoffizielle Mitschrift by: Christian Krause, Matr. 1956616 1 • Impulsoperator p̂ = −i~ MATERIEWELLEN UND SCHRÖDINGERGLEICHUNG ∂ ∂x • SG lässt sich auch wie folgt schreiben: i~ Hamilton-Operatur • SG in 3 Dimensionen: ∂Ψ(x, t) = (T + U )Ψ = HΨ; Es gilt H = T + U ∂t ~2 2 ∂Ψ(~r, t) 1 2 p~ = − ∇ ⇒ i~ = HΨ(~r, t) 2m 2m ∂t ~2 2 = − ∇ + U (~r, t) Ψ(r, t) 2m • geladenes Teilchen mit Ladung e im externen elektromagnetischen Feld: ~ ~ = −∇ρ(~r, t) − 1 ∂ A E c ∂t ~ = ∇ × A(~r, t) B ρ(~r, t): skalares Potential A(~r, t): Vektorpotential mit c: Lichtgeschwindigkeit Hamiltonfunktion (klassisch): H = q.m.: H = e ~ 2 1 p~ − A + eρ 2m c e ~ 2 1 −i~∇ − A + eρ 2m c N wechselwirkende Teilchen: HN = N X p~2k + U (~r1 , . . . , ~rN , t) 2mk k=1 p~2k 2 = −~ ∇2k ⇒ SG: i~ 2 = −~ ∂2 ∂2 ∂2 + + ∂x2k ∂yk2 ∂zk2 ∂ Ψ(~r1 , ~r2 , . . . , ~rn , t) = HN Ψ ∂t besonders wichtig für Festkörperphysik: Coulomb-Potentialfunktion U= 1 X ek el beschreibt WW zwischen Elektronen und Kernen. 4πε0 |~rk − ~rl | k>l 1.3 Stationäre Zustände Teilchen der Masse m in einer Dimension im Potential U = U (x) SG: i~ ∂Ψ ~2 ∂ 2 Ψ =− + UΨ ∂t 2m ∂x2 Seite 7 Prof. Dr. Horbach, SS 2014, HHU Duesseldorf Vorlesung: Quantenmechanik, inoffizielle Mitschrift by: Christian Krause, Matr. 1956616 1 MATERIEWELLEN UND SCHRÖDINGERGLEICHUNG Separationsansatz: Ψ(x, t) = ρ(x)α(t) ⇒ i~ρ(x) ~2 ∂ 2 ρ(x) ∂α(t) =− α(t) + U ρ(x)α(t) ∂t 2m ∂x2 dividiere durch ρα ⇒ 1 ∂α i~ α | {z∂t} Funktion von t ~2 1 ∂ 2 ρ =− +U 2m ρ ∂x2 | {z } Funktion von x ⇒ rechte und linke Seite gleich einer Konstanten E i~ ∂α(t) = Eα (3) ∂t − ~2 ∂ 2 ρ + U ρ = Eρ (4) 2m ∂x2 Gl. (3) und (4) gewöhnliche Differentialgleichungen Gl. (4) heißt zeitunabhängige SG i Lösung von Gl. (3): α(t) = e− ~ Et Bemerkungen: i • separierbare Lösungen: Ψ(x, t) = ρ(x)e− ~ Et beschreiben stationären Zusände, denn: i i |Ψ(x, t)|2 = Ψ∗ Ψ = ρ∗ e ~ Et ρe− ~ Et = ρ∗ ρ = |ρ(x)|2 unabhängig von t Konsequenz: Erwartungswerte h. . . i zeitlich konstant • Hamiltonoperator: Ĥ = − ~2 ∂ 2 + U (x) 2m ∂x2 ⇒ Ĥ = Eρ Eigenwertgleichung mit E=Gesamtenergie: Eigenwert des Op Ĥ Z < Ĥ >= Z ∗ ρ Ĥρ dx = E ρ∗ ρ dx = E |{z} =|ρ|2 < Ĥ 2 >= E 2 ⇒< Ĥ 2 > − < Ĥ >2 = 0 =Varianz von Ĥ Gilt nur für separierbare Lösung: Jede Messung der Gesamtenergie liefert mit Sicherheit die Energie E • allgemeine Lösung: darstellbar als Linearkombination von unendlich vielen separierbaren Lösungen Ψ(x, t) = ∞ X i cn ρn (x)e− ~ En t mit cn =komplexe Koeffizienten n=1 Seite 8 Prof. Dr. Horbach, SS 2014, HHU Duesseldorf Vorlesung: Quantenmechanik, inoffizielle Mitschrift by: Christian Krause, Matr. 1956616 1 MATERIEWELLEN UND SCHRÖDINGERGLEICHUNG beachte: allgemeine Lösung nicht stationär, Zeitabhängigkeit fällt beim Berechnen von |Ψ(x, t)|2 nicht heraus. 1.4 SG für ein freies Teilchen Teilchen der Masse m in einer Dimension, nun U = 0 ⇒ zeitunabh. SG − ~2 d2 ρ = Eρ 2m dx2 ⇒ d2 ρ 1√ 2 2mE = −k ρ mit k = ± dx2 ~ E= ~2 k 2 >0 2m Lösungen der Form: ρ(x) = Aeikx mit A ∈ C ~k2 ferner: α(t) = e−i 2m t =: e−iωt mit ω = oder ω = vk mit v = ~k 2 Dispersionsrelation 2m ~k ω = = Phasengeschwindigkeit der Welle 2m k ⇒ Ψ(x, t) = Aei(kx−ωt) = Aeik(x−vt) Problem: Normierung Z∞ dx Ψ∗k Ψk = |A|2 −∞ Z∞ dx = ∞ −∞ → für freies Teilchen existiert kein stationärer Zustand → Es gibt kein freies Teilchen mit bestimmter Energie Allgemeine Lösung: Wellenpaket 1 Ψ(x, t) = √ 2π Z∞ dk A(k)ei(kx−ω(k)t) −∞ Umkehrformel: 1 A(k) = √ 2π Z∞ dx Ψ(x, t)ei(kx−ω(k)t) −∞ Z∞ 2 Z∞ dx |Ψ(x, t)| = Parseval-Gleichung: −∞ dk |A(k)|2 −∞ Seite 9 Prof. Dr. Horbach, SS 2014, HHU Duesseldorf Vorlesung: Quantenmechanik, inoffizielle Mitschrift by: Christian Krause, Matr. 1956616 1 MATERIEWELLEN UND SCHRÖDINGERGLEICHUNG Geschwindigkeit, mit der sich das Paket bewegt? Ψ normiert ⇒ Erwartungswert für Ortsmittelpunkt des Pakets. Z∞ hxi = Z∞ dx x|Ψ(x, t)|2 = −∞ dx x Ψ∗ (x, t) Z ∗ Z dx Ψ dk A(k)ei(kx−ωt) −∞ −∞ 1 hxi = √ 2π Z∞ dk A(k)e−iωt 1 ∂ ikx e i ∂k Z Z +∞ h i 1 1 1 ∂ ∗ ikx−ωt ikx −iω(k)t dxΨ partielle Integration: hxi = √ A(k)e − dk e A(k)e i i ∂k 2π −∞ | {z } =0 wegen A(k=±∞)=0 Z Z Z h i Z 1 ∂ 1 −iω(k)t −iωt ∗ ikx ∂ √ A(k)e = dk i A(k)e dx Ψ dk ie dx Ψ∗ (x, t)eikx hxi = √ ∂k ∂k 2π 2π Z 1 √ dx Ψ∗ (x, t)eikx = A∗ (k)eiω(k)t 2π Z ⇒ hxi = d ⇒ hxi = dt ∗ iω(k)t dx A (k)e Z∞ Z i Z ∂A(k) ∂ h ∂ω(k) ∗ iω(k)t = dx A (k)i i A(k)e +t· |A(k)|2 dk ∂k ∂k ∂k ∂ω |A(k)|2 dk = ∂k ∂ω ∂k −∞ A(k) stark um bestimmten Wert von k konzentriert ⇒ Mittelpunkt des Pakets bewegt sich mit der Geschwindigkeit vg = ∂ω(k) Gruppengeschwindigkeit ∂k ω(k) = ~ 2 k ⇒ de Broglie-Beziehungen: 2m p = m · vg = ~k E= p2 = ~ω 2m (k − k0 )2 Bsp: Graußsches Wellenpaket: A(k) = − 1 exp 4σk2 ((2π)σ 2 ) 4 1 k Wahrscheinlichkeitsverteilung für Impuls: (p = ~k) Seite 10 Prof. Dr. Horbach, SS 2014, HHU Duesseldorf Vorlesung: Quantenmechanik, inoffizielle Mitschrift by: Christian Krause, Matr. 1956616 1 MATERIEWELLEN UND SCHRÖDINGERGLEICHUNG (k − k0 )2 exp − p̃ = |A(k)| = q 2σk2 2πσ 2 1 2 k σk = ∆k = 1 ∆p ~ 1 Ψ(x, t) = √ 2π Z∞ dk A(k)ei(kx−ω(k)t) liefert wieder Gaußfunktion −∞ ⇒ Wahrscheinlichkeitsverteilung als Funktion von x und t. (x − v0 t)2 exp − P (x, t) = |Ψ(x, t)| = q 2σk2 2πσ 2 2 1 k ∂ω ~ v0 = = k0 ∂k k=k0 m σx2 = 1 ~2 t2 2 + σ m2 k 4σk2 σx = ∆x misst die Lokalisierung im Ortsraum ⇒ Je lokalisierter ein Teilchen im k-Raum ist, desto delokalisierter ist es im Ortsraum t = 0 : σx = 1 1 ~ ~ oder ∆x = = ⇒ ∆x · ∆p = 2σk 2∆k 2∆p 2 Scharfe Verteilung im Impulsraum = breiter Verteilung im Ortsraum und umgekehrt. t > 0 : ∆x · ∆p > ~ 2 Allgemein kann man für beliebige Wellenfunktionen zeigen: ∆x · ∆p ≥ ~ Heisenbergsche Unbestimmtheitsrelation (auch Unschärferelation) 2 ⇒ genaue Kenntnis des Ortes mit ungenauer Kenntnis des Impulses verknüpft und umgekehrt. ⇒ Begriff der Bahn eines Teilchens quantenmechanisch nicht sinnvoll. Bsp.: Elektron: me = 9, 11 · 1031 kg ~ = 1, 05 · 10−34 Js ∆x ≈ 10−10 m m ~ ∆p ≈ = 10−24 kg oder ∆v ≈ 106 m/s ∆x s Staubteilchen: Seite 11 Prof. Dr. Horbach, SS 2014, HHU Duesseldorf Vorlesung: Quantenmechanik, inoffizielle Mitschrift by: Christian Krause, Matr. 1956616 1 MATERIEWELLEN UND SCHRÖDINGERGLEICHUNG m ≈ 10−6 kg ∆v = 10−4 m/s ⇒ ∆x ≥ 10−24 m vernachlässigbar! 1.5 Teilchen in Potentialtöpfen etc. 1.5.1 Gebundene Zustände und Streuzustände Ausgangspunkt: stationärer Zustand eines Teilchens der Masse m mit Energie E im Potential U (x) ⇒ zeitunabhängige SG ~2 d2 − + U (x) ϕ(x) = Eϕ(x) (*) 2m dx2 | {z } =Ĥ Eigenwertgleichung: Ĥϕ = Eϕ mit E: Eigenwert und ϕ: Eigenfunktion schreibe nun Gl. (*) um: 1 d2 ln|ϕ| + ϕ dx2 definierte χ ≡ d ln|ϕ| dx 2 dχ d ln|ϕ| ⇒ + χ2 = −k 2 (x) (**) dx dx Rx χ bekannt ⇒ |ϕ(x)| = e dy χ(y) Z Integrationskonstante aus dx |ϕ|2 = 1 Verhalten von |ϕ(x)| für |x| → ∞ kann nun mit Hilfe von Gl. (**) analysiert werden. Annamhe: U (x) = U0 |x|a für |x| → ∞ mit a > 0, U0 > 0 ⇒ −k 2 (x) ∝ |x|a für |x| → ∞ ln |ϕ| − A|x|b für |x| → ∞ mit b > 0, A > 0 (, da |ϕ| → 0 für |x| → ∞) Setze Ansatz χ ≡ d ln|ϕ| = −Ab|x|b−1 in Gl. (**) ein. dx −Ab(b − 1)|x|b−2 + A2 b2 |x|2(b−1) = 2m (U0 |x|a − E) ~2 b > 0 ⇒ b − 2 < 2(b − 1) ⇒ 2. Term auf der linken Seite der Gl. dominiert für große |x| Seite 12 Prof. Dr. Horbach, SS 2014, HHU Duesseldorf Vorlesung: Quantenmechanik, inoffizielle Mitschrift by: Christian Krause, Matr. 1956616 1 |x| → ∞ : A2 b2 |x|2(b−1) = 1 A= 1 + 1/2a r 2m 1 U0 |x|a ⇒ b = 1 + a 2 ~ 2 2mU0 ~2 charakteristische Länge l = ⇒A= MATERIEWELLEN UND SCHRÖDINGERGLEICHUNG ~2 2mU0 1 2+a 1 1 l−(1+a/2) ⇒ ln |ϕ| = −A|x|b = − 1 + a/2 1 + a/2 1 ⇒ |ϕ| ∝ exp − 1 + a/2 |x| l |x| l 1+a/2 1+a/2 ! Beispiele: a = 2 (harmonischer Oszillator) " 1 |ϕ| ∝ exp − 2 |x| l 2 # |x| l 3 # für |x| → ∞, l = ~2 2mU0 14 a=1 " 3 |ϕ| ∝ exp − 2 2 für |x| → ∞, l = ~2 2mU0 13 U (x) = U0 = const. für |x| → ∞, d.h. a = 0 ferner Annahme E < U0 , analog zu Vorgehen zu a > 0 r ln|ϕ| = −A|x|, A > 0 ⇒ A = 2m(U0 − E) |x| −1 ≡ l ⇒ |ϕ| ∝ exp − ~2 l In beiden Fällen U (x) = U0 |x|a und U (x) = U0 gilt E < U0 für große |x|, klassisch nicht erlaubt! q.m. |ϕ(x)|2 > 0 d.h. endliche Wahrscheinlichkeit, das Teilchen im klassisch verbotenen Bereich E < U zu finden. allgemein: Zustand hängt vom Verhalten von U (x) für |x| → ∞ ab. gebundener Zustand E < U (x → −∞) und E < U (x → ∞) ⇒ Wellenfunktion ϕ(x) fällt “komprimiert“ exponentiell für |x| → ∞ ab. Streuzustände E > U (x → −∞) und / oder E > U (x → +∞) q.m.: Tunnelphänomen: Teilchen kann Potentialbarrieren durchtunneln. Seite 13 Prof. Dr. Horbach, SS 2014, HHU Duesseldorf Vorlesung: Quantenmechanik, inoffizielle Mitschrift by: Christian Krause, Matr. 1956616 1 MATERIEWELLEN UND SCHRÖDINGERGLEICHUNG Spezialfall: U (|x| → ∞) → 0 ⇒ E < 0 : gebundener Zustand E > 0 : Streuzustand 1.5.2 Potentiale mit Singularitäten nichtlineare Dgl. für χ 2m dχ + χ2 = −k 2 (x), k 2 (x) = 2 (E − U (x)) dx ~ nun: U (x) mit singulären Term: (1) U (x) = Ur (x) | {z } +Us Θ(x − xs )|x − xs |a mit a > −1, Us > 0 reguläre Fkt. Θ(x − xs ) = beachte: 0 x < xs 1 x ≥ xs dΘ(x) = δ(x) (Delta-Fkt.) dx 2mU0 integriere Dgl. für χ: χ(x) = χr (x) + ~2 Z dx0 Θ(x0 − xs )|x0 − xs |a {z } | =Θ(x−xs ) Rx dx0 |x0 −xs |a xS = χr (x) + ⇒ (x) = 2mU0 1 Θ(x − xs ) |x − xs |a+1 2 ~ a+1 1 dϕ(x) stetig in x = xs für a > −1 ϕ(x) dx ⇒ ϕ(x) stetig differenzierbar (2) U (x) = Ur (x) + Us δ(x − xs ) einige Eigenschaften der δ-Funktion δ(x) = 0 x 6= 0 mit ∞ x=0 Z∞ δ(x) dx = 1 −∞ δ(x) kann als Grenzwert einer Funktionenfolge dargestellt werden, z.B. 1 n 2 • δ(x) = lim √ e− 2 nx n→∞ 2π Seite 14 Prof. Dr. Horbach, SS 2014, HHU Duesseldorf Vorlesung: Quantenmechanik, inoffizielle Mitschrift by: Christian Krause, Matr. 1956616 1 1 sin(nx) = lim • δ(x) = lim n→∞ n→∞ π x Zn MATERIEWELLEN UND SCHRÖDINGERGLEICHUNG dx eiyx −n integriere singulären Anteil von χ über kleine Umgebung [xs − , xs + ] um xs xZs + dχ dx 0 = dx χ(xs + ) − χ(xs − ) = 0 xs − xZs + dx0 xs − 2mUs 2mUs δ(x0 − xs ) = 2 ~ ~2 oder 1 ϕ(xs ) dϕ dx ϕ stetig, aber dϕ − dx xs + ! = xs − 2mUs ~2 dϕ macht einen Sprung bei x = xs und ist daher unstetig dx 1.5.3 Unendlich tiefer Potentialtopf U (x) = 0 für 0 ≤ x ≤ L ∞ für sonst ϕ(x) = 0 außerhalb des Topfes, U = 0 innerhalb des Topfes ⇒ zeitunabhängige SG − ~2 d2 ϕ d2 ϕ 1√ 2 2mE und E > 0 = Eϕ oder = −k ϕ(x) (+) mit k = 2m dx2 dx2 ~ beachte: für jede normierbare Lösung der zeitunabhängigen SG muss E größer als der Mindestwert von U (x) sein (→ Ü-Aufgabe) allgemeine Lösung von Gl. (+) ϕ(x) = A sin(kx) + B cos(kx), ϕ(x) stetig bei x = 0 und x = L ⇒ ϕ(0) = ϕ(L) = 0 ! ⇒ ϕ(0) = A sin(0) + B cos(0) = B = 0 ϕ(x) = A sin(kx) ! ϕ(L) = A sin(kL) = 0 ⇒ 2 Fälle: • A = 0: triviale Lösung, für die |ϕ(x)|2 nicht normierbar ist • sin(kL) = 0 ⇒ kL = 0, ±π, ±2π, ±3π, . . . negative Lösungen enthalten keine zusätzlichen Informationen: sin(−Θ) = −sin(Θ), das “−“ kann in A “hineingezogen“ werden. Seite 15 Prof. Dr. Horbach, SS 2014, HHU Duesseldorf Vorlesung: Quantenmechanik, inoffizielle Mitschrift by: Christian Krause, Matr. 1956616 1 MATERIEWELLEN UND SCHRÖDINGERGLEICHUNG k = 0 führt auf ϕ(x) = 0 → nicht normierbar ⇒ kn = nπ ~2 kn2 n2 π 2 ~2 mit n = 1, 2, 3, · · · ⇒ En = = L 2m 2mL2 Erlaubte Energieeigenwerte sind diskret, nicht kontinuierlich! A aus Normierung ZL |A|2 sin2 (kx) dx = |A|2 L ! =1 2 0 2 ⇒ |A| = oder A = L r 2 r ⇒ ϕn (x) = 2 L nπ 2 sin x L L ⇒ ϕn (x) beschreiben stehende Wellen → ϕ1 (x): Grundzustand, ϕn (x), n > 1: Angeregte Zustände weitere Eigenschaften der ϕn (x): • ϕ2n , n = 1, 2, 3, . . . : ungerade Funktionen bzgl. x = L 2 • ϕ2n+1 , n = 0, 1, 2, . . . : gerade Funktionen bzgl. x = L 2 • ϕn (x), n = 1, 2, 3, . . . hat n − 1 Knoten (Nulldurchgänge) Z • Orthonormalität: ϕ∗n (x) ϕm (x) dx = δmn = 0 m 6= n 1 m=n Vollständigkeit: Definition: System von orthonormierten Funktionen {ϕn } vollständig: Z ⇒ jede quadratintegrable Funktion f (x): ϕ∗n (x)f (x)dx = 0 ∀n ist identisch 0. ↔ f(x) kann nach Funktionensystem {ϕn } entwickelt werden (f (x) quadratintegrabel!) hier: f (x) = ∞ X n=1 r Cn ϕn (x) = ∞ nπ 2X Cn sin x Fourierreihe von f (x) L L n=1 Für Fourierreihen garantiert der Satz von Dirichlet die Vollständigkeit. Koeffizienten Cn ?: Multipliziere f (x) mit ϕ∗ (x) und integriere über alle x. Seite 16 Prof. Dr. Horbach, SS 2014, HHU Duesseldorf Vorlesung: Quantenmechanik, inoffizielle Mitschrift by: Christian Krause, Matr. 1956616 1 Z Z ϕ∗m (x)f (x)dx = ϕ∗m (x) ∞ X MATERIEWELLEN UND SCHRÖDINGERGLEICHUNG Cn ϕn (x)dx = n=1 ∞ X Z Cn n=1 ϕ∗m (x)ϕn (x)dx = Cm | {z } δnm Z ⇒ Cn = ϕ∗n (x)f (x)dx allgemeine Lösung der zeitabhängigen SG: Ψ(x, t) = ∞ X r Cn n=1 nπ 2 π~n2 t sin x exp −i L L 2mL2 Cn durch Anfangsbedingung festgelegt: Ψ(x, 0) = sin r ⇒ Cn = 2 L ZL sin nπ x ϕn (x) L nπ x Ψ(x, 0)dx L 0 Bedeutung der Cn : Z 1= |Ψ(x, 0)|2 dx = ∞ X Z ! Cn ϕm (x)∗ n=1 = ∞ X ∞ X ∗ Cm Cn m=1 n=1 ∞ X ! Cn ϕn (x) dx n=1 ∞ X Z ϕm (x)ϕn (x) dx = |Cn |2 | {z } n=1 δnm D E Z Energie-Erwartungswert: Ĥ = Ψ∗ ĤΨ dx ∞ X Z = !∗ Cm ϕm m=1 = XX m Ĥ ∞ X Cn ϕn dx n=1 ∗ Cm Cn En δnm = n ! X |Cn |2 En n ⇒ |Cn |2 : Wahrscheinlichkeit dafür, dass das System die Energie En hat. 1.5.4 Einige allgemeine Eigenschaften der stationären Lösungen in einer Dimension zeitunabhängige SG: 2m (1) ϕ00 (x) +k 2 (x)ϕ(x) = 0 mit k 2 = 2 (E − U (x)) | {z } ~ 2ϕ dx2 ≡d Seite 17 Prof. Dr. Horbach, SS 2014, HHU Duesseldorf Vorlesung: Quantenmechanik, inoffizielle Mitschrift by: Christian Krause, Matr. 1956616 1 oder (2) Ĥϕ(x) = E ϕ(x) mit Ĥ = − MATERIEWELLEN UND SCHRÖDINGERGLEICHUNG ~2 d2 + U (x) 2m dx2 (1) U (x) reell ⇒ Ĥ reell: Ĥ = Ĥ ∗ ⇒ auch ϕ∗ (x) Lösung von Gl. (2) und damit sind auch Re(ϕ(x)) und Im(ϕ(x)) Lösungen 1 Re(ϕ(x)) = (ϕ(x) + ϕ∗ (x)) 2 i Im(ϕ(x)) = (ϕ∗ (x) − ϕ(x)) 2 ⇒ Es genügt, rein reelle Lösungen von Gl. (2) zu betrachten. (2) Parität: betrachte Abbildung ϕ(x) → ϕ(−x) → Paritätsoperator: P̂ ϕ(x) = ϕ(−x) klar P 2 ϕ(x) = P̂ ϕ(−x) = ϕ(x) ⇒ P 2 = 1 identische Abb. ⇒ Eigenwerte von P̂ : P̂ ϕ = λϕ ⇒ P 2 ϕ = ϕ = λ2 ϕ ⇒ λ± = ±1 λ+ = +1: gerade Parität, Eigenfunktionen von P symmetrisch: P̂ ϕg (x) = ϕg (−x) = ϕg (x) λ− = −1: ungerade Parität, Eigenfunktionen von P antisymmetrisch: P̂ ϕu (x) = ϕu (−x) = −ϕu (x) Annahme: Potential U (x) symmetrisch, d.h. P̂ U (x) = U (−x) = U (x) ~2 00 ϕ (−x) + U (−x) ϕ(−x) = Ĥϕ(−x) = Ĥ P̂ ϕ(x) ⇒ P̂ Ĥϕ(x) = P̂ f (x) = f (−x) = − | {z } | {z } 2m f (x) =U (x) ⇒ P̂ Ĥ = Ĥ P̂ (Ĥ und P̂ kommutieren) ⇒ P̂ Ĥϕ(x) = ĤP ϕ(x) = E P̂ ϕ(x) ⇒ Ĥϕ(−x) = Eϕ(−x) 2 Möglichkeiten, Eigenfunktionen zum gleichen Eigenwert E zu konstruieren: ϕg (x) = 1 (ϕ(x) + ϕ(−x)) 2 symmetrische Lösung mit P̂ ϕg = ϕg oder gleich 0 (falls ϕ ungerade) ϕu (x) = 1 (ϕ(x) − ϕ(−x)) antisymmetrischer Lösung mit P̂ ϕu = −ϕu oder gleich 0 falls ϕ gerade. 2 Anwendung auf unendlich tiefen Potentialtopf: Seite 18 Prof. Dr. Horbach, SS 2014, HHU Duesseldorf Vorlesung: Quantenmechanik, inoffizielle Mitschrift by: Christian Krause, Matr. 1956616 1 ( nur symmetrisches Potential U (x) = MATERIEWELLEN UND SCHRÖDINGERGLEICHUNG 0 für − ∞ L L ≤x≤ 2 2 sonst ⇒ Eigenfunktionen ϕn (x) gerade oder ungerade bzgl. Ursprung (3) Wronski-Determinante ϕ1 (x) und ϕ2 (x) reelle Lösungen von Gl. (2) zu Energien E1 und E2 (ϕ1 , ϕ2 beschreiben gebundene Zustände) ⇒ ϕ001 (x) + ϕ1 (x) = 0 · ϕ2 (x) k12 (x) | {z } = 2m (E1 −U (x)) ~ ϕ2 (x)ϕ001 (x) + k12 (x)ϕ2 (x)ϕ1 (x) = 0 analog: ϕ1 (x)ϕ002 (x) + k22 (x)ϕ1 (x)ϕ2 (x) = 0 Differenz: ⇒ ϕ2 (x)ϕ001 (x) − ϕ1 (x)ϕ002 (x) = (k22 (x) − k12 (x))ϕ1 (x)ϕ2 (x) = 2m (E2 − E1 )ϕ1 (x)ϕ2 (x) ~2 integriere von x0 bis x1 ; linke Seite der Gleichung mit partieller Integration: Zx1 dx(ϕ2 ϕ001 − ϕ1 ϕ002 ) = (ϕ2 (x)ϕ01 (x) − x0 ⇒ (ϕ2 (x)ϕ01 (x) − x1 ϕ1 (x)ϕ02 (x)) x0 x1 ϕ1 (x)ϕ02 (x)) 2m = 2 (E2 − E1 ) ~ Zx1 − x0 x0 dx(ϕ02 (x)ϕ01 (x) − ϕ01 (x)ϕ02 (x)) {z } | =0 Zx1 dx ϕ1 (x)ϕ2 (x) x0 Definition Wronski-Determinante: ϕ1 (x) ϕ2 (x) 0 0 0 ϕ (x) ϕ0 (x) = ϕ1 (x)ϕ2 (x) − ϕ2 (x)ϕ1 (x) 1 2 x1 Zx1 2m (E1 − E2 ) dx ϕ1 (x)ϕ2 (x) ⇒ W (ϕ1 , ϕ2 , x) = ~ x0 x0 → unabhängig von der bestimmten Form von U (x) → E1 = E2 ⇒ W (ϕ1 , ϕ2 , x) = const. Folgerungen: • Anzahl der Knoten der Wellenfunktion ϕn (x) : Seien x0 , x1 benachbarte Knoten der Funktion ϕm (x): Seite 19 Prof. Dr. Horbach, SS 2014, HHU Duesseldorf Vorlesung: Quantenmechanik, inoffizielle Mitschrift by: Christian Krause, Matr. 1956616 1 MATERIEWELLEN UND SCHRÖDINGERGLEICHUNG → ϕm (x) mit festem Vorzeichen für x0 < x < x1 → ϕm (x) < 0 für x0 < x < x1 : ϕ0m (x0 ) < 0, ϕ0m (x1 ) > 0 ϕm (x) > 0 für x0 < x < x1 : ϕ0m (x0 ) > 0, ϕ0m (x1 ) < 0 Sei nun o.B.d.A. En > Em und ϕm (x) < 0 für x0 < x < x1 , x0 und x1 Knoten ϕm (x) x1 ϕn (x)ϕ0m (x) ⇒ x0 2m = 2 (En − Em ) ~ Zx1 ϕn ϕm dx x0 ϕn (x1 ) ϕ0m (x1 ) − ϕ0m (x0 ) ϕn (x0 ) | {z } >0 | {z } >0 2m = 2 (En − Em ) ~ | {z } >0 Zx1 x0 ϕn (x) ϕm (x) dx | {z } <0 → ϕn > 0 in x0 < x < x1 : linke Seite > 0, rechte Seite < 0 Widerspruch! → ϕn < 0 in x0 < x < x1 : linke Seite < 0, rechte Seite > 0 Widerspruch! ⇒ ϕn (x) muss zwischen x0 und x1 das Vorzeichen ändern, hat also mindestens einen Knoten in (x0 , x1 ) E1 < E2 < E3 < · · · < Em < . . . Knotensatz: ϕn hat n − 1 Knoten; zwischen 2 benachbarten dieser n − 1 Knoten hat ϕn+1 mindestens einen Knoten. • Energien des diskreten Spektrums sind nicht entartet (gilt nur für eindimensionale Systeme) Beweis: Annahme: ϕn (x), ϕ̃n (x) verschiedene Eigenfunktionen zu demselben Eigenwert En ⇒ W (ϕn (x)ϕ̃n (x), x) = const. ∀x ⇒ ϕn (x)ϕ̃0n (x) − ϕ̃n (x)ϕ0n (x) = const. Normierung ⇒ ϕn (x) = ϕ̃n (x) = 0 für |x| → ∞ ⇒ ϕn ϕ̃0n − ϕ̃n ϕ0n = 0 ⇒ ϕ0n ϕ̃0 = n ⇒ ϕn (x) = const. ϕ̃n (x) q.e.d. ϕn ϕ̃n 1.5.5 Der endlich tiefe Potentialtopf U (x) = −U0 für − L ≤ x ≤ L 0 für |x| > L mit U0 > 0 E < 0: gebundene Zustände, E > 0: Streuzustände Seite 20 Prof. Dr. Horbach, SS 2014, HHU Duesseldorf Vorlesung: Quantenmechanik, inoffizielle Mitschrift by: Christian Krause, Matr. 1956616 1 MATERIEWELLEN UND SCHRÖDINGERGLEICHUNG a) E < 0 diskretes Spektrum von Energieeigenwerten En SG: ϕ00 (x) = −k 2 (x)ϕ(x) x < −L und x > L: k 2 (x) = −L ≤ x ≤ L: k 2 (x) = 2m E ~2 2m (E + U0 ) ~2 Lösungen dieser Gl.? • U (x) symmetrisch: U (x) = U (−x) ⇒ ϕn (x) gerade oder ungerade Funktionen • ϕn (x) : n − 1 Knoten r 2m −1 • U (x) ≡ 0 für |x| > L ⇒ |ϕn (x)| ∝ exp(−κ|x|) mit κ = l = − 2 En ~ nun quantitativ: I) x < −L: klassisch verbotener Bereich: k 2 (x) = − 2m |E| = −κ2 ~2 ⇒ ϕ00 (x) − κ2 ϕ(x) = 0 ⇒ ϕI (x) = A+ eκx + A− e−κx | {z } →∞ für x→−∞⇒A− =0 ⇒ ϕI (x) = A+ eκx II) −L ≤ x ≤ L k2 = 2m (U0 − |E|) > 0 ~2 ϕII (x) = B+ eikx + B− e−ikx III) x > L analog zu Bereich I: ϕIII (x) = C− e−κx , Stetigkeit von ϕ und ϕ0 bei x = ±L (i) A+ e−κL = B+ e−ikL + B− eikL (ii) C− e−κL = B+ eikL + B− e−ikL (iii) κA+ e−κL = ik B+ e−ikL − B− eikL (iv) −κC− e−κL = ik B+ eikL − B− e−ikL Seite 21 Prof. Dr. Horbach, SS 2014, HHU Duesseldorf Vorlesung: Quantenmechanik, inoffizielle Mitschrift by: Christian Krause, Matr. 1956616 1 MATERIEWELLEN UND SCHRÖDINGERGLEICHUNG 4 Gleichungen in 4 Unbekannten Lösungen mit gerader Parität: ϕ(x) = ϕ(−x) ⇒ A+ = C− = Ag , B+ = B− = Bg ⇒ Ag e−κL = 2Bg cos(kL) ⇒ κAg e−κL = 2Bg k sin(kL) ⇒κ=k Bg = sin(kL) = k tan(kL) (*) cos(kL) e−κL Ag 2cos(kL) ⇒ ϕg (x) = Ag eκx für − ∞ < x ≤ −L e−κL cos(kx) Ag cos(kL) Ag e−κx für − L ≤ x ≤ L für L ≤ x < +∞ Konstante Ag aus Normierung, Energieeigenwerte aus Gl. (*) Lösungen mit ungerade Parität: ϕ(x) = −ϕ(−x) ⇒ A+ = −C− = Au , B+ = −B− = Bu analog zu eben: −κ = k cot(kL) (**) Au eκx e−κL ⇒ ϕu (x) = −Au sin(kx) sin(kL) −Au e−κx für − ∞ < x < −L für − L ≤ x ≤ L für L < x < +∞ Konstante Au aus Normierung ⇒ Au = Ag Bestimmung der Energieeigenwerte: definiere: η = κL ⇒ η 2 = 2mL2 |E| ~2 ξ = kL ⇒ ξ 2 = 2mL2 (U0 − |E|) ~2 ⇒ Gl. (*) und (**) Seite 22 Prof. Dr. Horbach, SS 2014, HHU Duesseldorf Vorlesung: Quantenmechanik, inoffizielle Mitschrift by: Christian Krause, Matr. 1956616 1 MATERIEWELLEN UND SCHRÖDINGERGLEICHUNG η = ξ tan ξ, η = −ξ cot ξ numerische Lösung dieser Gleichungen liefert mögliche Energiewerte E alternativ: graphische Lösung ξ2 + η2 = 2mL2 U0 = R2 beschreibt Kreise mit Radius R ~2 Anzahl der Lösungen hängt von L und U0 ab! Endliche Anzahl von Lösungen. Symmetrische Lösung existiert für beliebige Werte von R, antisymmetrische Lösungen nur für R> π π 2 ~2 ⇒ L2 U0 > 2 8m b) E > 0 ϕ(x) rein oszillatorisch und nicht normierbar → keine stationären Zustände → Wellenpakete: Überlagerung der stationären Lösungen kontinuierliches Spektrum von Energien. Endliches Potential mit Breite L (Gebiet II), Wall links (Gebiet I) und Wall rechts (Gebiet III) I,III: ϕ00 = −k02 ϕ mit k02 = II: ϕ00 = −k 2 ϕ mit k 2 = 2m E ~2 2m (E + U0 ) ~2 allgemeine Lösungen: I: ϕI (x) = A+ eik0 x + A− e−ik0 x II: ϕII (x) = B+ eikx + B− e−ikx III: ϕIII (x) = C+ eik0 x + C− e−ik0 x Betrachte nun eine Welle, die von −∞ kommend nach rechts läuft; im Gebiet III daher nur eine nach rechts laufende Welle ⇒ C− = 0 ϕI (x) = A+ eik0 x + A− e−ik0 x A+ : Amplitude der einlaufenden Welle A− : Amplitude der reflektierten Welle ϕIII (x) = C+ eik0 x C+ : Amplitude der auslaufenden, transmittierten Welle Seite 23 Prof. Dr. Horbach, SS 2014, HHU Duesseldorf Vorlesung: Quantenmechanik, inoffizielle Mitschrift by: Christian Krause, Matr. 1956616 1 MATERIEWELLEN UND SCHRÖDINGERGLEICHUNG Stetigkeitsbedingungen für ϕ, ϕ0 bei x = ±L: (i) A+ e−ik0 L + A− e−ik0 L = B+ e−ikL + B− eikL (ii) ik0 A+ e−ik0 L − A− eik0 L = ik B+ e−ikL − B− eikL (iii) B+ eikL + B− e−ikL = C+ eik0 L (iv) ik B+ eikL − B− e−ikL = ik0 C+ eik0 L ⇒ C+ = e−i2k0 L A+ cos(2kL) − i k02 +k2 2kk0 sin(2kL) Transmissionskoeffizient: t = T = C+ A+ |C+ |2 = |t|2 |A+ |2 Wahrscheinlichkeit für die Transmission der einlaufenden Welle 2 k0 + k 2 −1 2 ⇒ T = cos (2kL) + sin2 (2kL) | {z } 2kk0 =1−sin2 (2kL) 2m 2m E und k 2 = 2 (E + U0 ) 2 ~ ~ p U02 2 2L =1+ sin 2m(E + U0 ) 4E(E + U0 ) ~ setze k02 = ⇒ T −1 T = 1: “transparenter Bereich“, Resonanzen 2L p 2m(En + U0 ) = nπ mit n = 1, 2, 3, . . . ~ ⇒ En + U0 = π 2 ~2 n2 2m(2L)2 Energien En Resonanzen: destruktive Interferenz von bei x = −L und x = L reflektierten Wellen Reflexionswahrscheinlichkeit: R = |A− |2 = 1 − |t|2 mit T + R = 1 |A+ |2 physikalische Zustände ⇒ Streuung von Wellenpaketen Z Ausgangspunkt: freies Teilchen χ(x, t) = ω= dk ϕ(k)eikx−iωt 2π ~k 2 , ϕ(k) um k = k0 zentriert 2m Seite 24 Prof. Dr. Horbach, SS 2014, HHU Duesseldorf Vorlesung: Quantenmechanik, inoffizielle Mitschrift by: Christian Krause, Matr. 1956616 1 Z x < −L Ψ(x, t) = χ(x, t) + MATERIEWELLEN UND SCHRÖDINGERGLEICHUNG dk ϕ(k)A− ei(kx−ωt) ≈ χ(x, t) + A− (k0 )χ(−x, t) 2π t >> 0 Ψ(x, t) ≈ A− (k0 )χ(−x, t) Z x>L dk ϕ(k)C+ (k)ei(kx−ωt) ≈ C+ (k0 )χ(x, t) 2π 1.5.6 Tunneleffekt Potentialbarriere 0 < E < U0 : E = ~2 2 ~2 2 k0 , U0 − E = κ ⇒ Übungsaufgabe 2m 2m Barriere groß: κL >> 1 2 p 16E(U0 − E) exp − L 2m(U0 − E) T ≈ ~ U02 beliebige Potentialberge (T << 1) Zerlegung in N rechteckige Schwellen der Breite ∆x T = N Y i=1 ( N 2 Xp 2m(U (xi ) − E)∆x Ti = exp − ~ ) i=1 2 Zb p ∆x → 0: T ≈ exp − 2m(U (xi ) − E)dx Gamow Faktor ~ a 1.6 Harmonischer Oszillator 1.6.1 ...in einer Dimension klassisch: Kleine Auslenkung der Feder → Hook’sches Gesetz: F = −kx mit k = Federkonstante 1 1 k → Potential: U (x) = kx2 = mω 2 x2 mit ω 2 = 2 2 m Bewegungsgleichung: d2 x + ω2x = 0 dt2 allgemeine Lösung: x(t) = A sin(ωt) + B cos(ωt) quantenmechanisch: Ĥ = − ~2 d2 1 + mω 2 x2 zeitunabhängige SG: Ĥϕ(x) = Eϕ(x) 2 2m dx 2 Seite 25 Prof. Dr. Horbach, SS 2014, HHU Duesseldorf Vorlesung: Quantenmechanik, inoffizielle Mitschrift by: Christian Krause, Matr. 1956616 1 MATERIEWELLEN UND SCHRÖDINGERGLEICHUNG Welche Lösungen erwarten wir? • • • • gebundene Zustände, diskretes Energiespektrum (weil U (x) beschränkt) U (x) ist symmetrisch [U (x) = U (−x)] → ϕ(x) ist entweder gerade oder ungerade Wellenfunktion für angeregte Zustände mit 1, 2, 3, . . . Knoten Verhalten der ϕn (x) für |x| → ∞? 1 siehe Kap. 5.1: |ϕ(x)| ∝ exp − 2 1 U0 = mω 2 ⇒ l = 2 ~2 2mU0 41 = |x| l ~ mω 2 ! 1 2 r 1 2 1 mω 2 mω mit S = ⇒ |ϕ(x)| ∝ exp − |x| ∝ − S x 2 ~ 2 ~ 1.6.2 Analytische Methode SG mit dimensionsloser Variable ξ 2E d2 ϕ(ξ) = (ξ 2 − )ϕ mit = 2 dξ ~ω 1 2 Ansatz: ϕ(ξ) = h(ξ)e− 2 ξ dϕ = dξ 1 2 dh − ξh e− 2 ξ dξ d2 ϕ(ξ) = dξ 2 ⇒ 1 2 d2 h dh 2 − 2ξ + (ξ − 1)h e− 2 ξ 2 dξ dξ d2 h dh − 2ξ + ( − 1)h = 0 dξ 2 dξ Potenzreihenansatz: h(ξ) = ∞ X ak ξ k k=0 ∞ ⇒ dh X = k ak ξ k−1 dξ k=0 ∞ X d2 h 2 = 2 · a + 2 · 3 · a ξ + 3 · 4 · a ξ + · · · = (k + 1)(k + 2)ak+2 ξ k 2 3 4 dξ 2 k=0 ∞ X ⇒ ((k + 1)(k + 2)ak+2 − 2kak + ( − 1)ak )ξ k = 0 k=0 Seite 26 Prof. Dr. Horbach, SS 2014, HHU Duesseldorf Vorlesung: Quantenmechanik, inoffizielle Mitschrift by: Christian Krause, Matr. 1956616 1 MATERIEWELLEN UND SCHRÖDINGERGLEICHUNG Koeffizienten vor jeder Potenz von ξ müssen verschwinden ⇒ (k + 1)(k + 2)ak+2 − 2kak + ( − 1)ak = 0 ⇒ ak+2 = (2k + 1 − ) ak Rekursionsbeziehung (k + 1)(k + 2) 1 1 1 gerade Polynome: a2 = (1 − )a0 , a4 = (e − )a2 = (e − )(1 − )a0 2 12 24 ⇒ hg (ξ) = a0 + a2 ξ 2 + a4 ξ 4 + . . . durch a0 bestimmt ungerade Polynome: ⇒ hu = a1 ξ + a3 ξ 3 + a5 ξ 5 + ... durch a1 bestimmt. vollständige Lösung: h(ξ) = hg (ξ) + hu (ξ) 1 2 ϕ(ξ) = h(ξ)e− 2 ξ Normierbarkeit? Rekursion für k groß: ak+2 ≈ k 2 ! k+2 2 ! = 2 k+2 k groß ≈ 1 2 2 ak+2 2 ak ⇒ = k ak k 2 1 ⇒ ak ≈ C k k 2 ! ⇒ ϕ(ξ) = h(ξ)e− 2 ξ = C X 1 1 2 ξ 4 e− 2 ξ k 2 ! | k {z } =eξ2 Z∞ ⇒ dξ|ϕ(ξ)|2 = ∞ nicht normierbar −∞ Konsequenz: Damit ϕ(ξ) normierbar ist, muss die Reihe h(ξ) = X ak ξ k bei einem endlichen k k abgebrochen werden. ⇒ Es gibt ein kmax = n, für das gilt an+2 = 0, außerdem: • n gerade ⇒ a1 = 0 • n ungerade ⇒ a0 = 0 an+2 = 0 wird gemäß der Rekursionsbeziehung durch 1 = 2n + 1 erfüllt 2E = ⇒ En = ~ω 1 n+ ~ω mit n = 0, 1, 2, 3, 4, . . . , ansonsten: nicht normierbare Lösungen 2 nun: Dgl. für hn (ξ) mit En = 2n + 1 Seite 27 Prof. Dr. Horbach, SS 2014, HHU Duesseldorf Vorlesung: Quantenmechanik, inoffizielle Mitschrift by: Christian Krause, Matr. 1956616 1 MATERIEWELLEN UND SCHRÖDINGERGLEICHUNG Umbenennung: hn (ξ) → Hn (ξ) ⇒ d2 Hn dHn − 2ξ + 2nHn = 0 (H) dξ 2 dξ Hermitesche Dgl: Hn (ξ): Hermitesche Polynome Bestimmung der Hn (ξ): (1) differenziere Gl. (H) nach ξ ⇒ d2 dHn d dHn dHn − 2ξ + 2(n − 1) =0 dξ 2 dξ dξ dξ dξ Dgl. für ⇒ dHn entspricht Dgl. für Hn−1 dξ dHn (ξ) = CHn−1 (ξ) (*) dξ Konvention: Konstruiere Hn (ξ) so, dass der Vorfaktor zur höchsten Potenz von Hn (∝ ξ n ) gleich 2n ist. ⇒ höchste Potenz auf beiden Seiten von Gl. (*) d n n 2 ξ = n 2n ξ n−1 = c 2n−1 ξ n−1 ⇒ c = 2n dξ ⇒ dHn = 2nHn−1 (ξ) (E1) dξ (2) erzeugende Funktion: Definition: F (s, ξ) = ∞ X Hn (ξ) n=0 ∞ dF (s, ξ) X 1 = dξ n! dHn dξ | {z } n=0 sn = 2 n! sn ∞ X Hn−1 n s = 2sF (n − 1)! n=0 (E1) = 2nHn−1 ⇒ F (s, ξ) = F (s, 0)e2sξ F (s, 0) = X Hn (0) n! sn Hn (0)? wähle Hn (0) so, dass Vorfaktor zu ξ n -Term gleich 2n ist. ⇒ Hn (0) = 0 für n ungerade n n! (−1) 2 n 2 ! für n gerade Seite 28 Prof. Dr. Horbach, SS 2014, HHU Duesseldorf Vorlesung: Quantenmechanik, inoffizielle Mitschrift by: Christian Krause, Matr. 1956616 1 ⇒ F (x, 0) ∞ X (−1)n n! n=1 ⇒ F (x, ξ) = e s2 +2ξ s2n = e−s MATERIEWELLEN UND SCHRÖDINGERGLEICHUNG 2 ξ 2 −(s−ξ)2 =e = ∞ X Hn (ξ) n=0 n! sn (E2) dn −ξ2 −(s−ξ)2 (3) aus (E2) folgt: Hn (ξ) = n e ds s=0 Funktion f = f (s − ξ) ⇒ df df =− ds dξ 2 n −(s−ξ) n dn F (s, ξ) 2 ξ2 d e n ξ2 d = e = (−1) e e−(s−ξ) n n n ds ds dξ ⇒ ⇒ Hn (ξ) = (−1)n eξ 2 dn −ξ2 e (E3) Rodrigues-Formel dξ n klar: Hn (ξ) = · · · + 2n ξ n Hn (−ξ) = (−1)n Hn (ξ) mit n gerade, Hn gerade, sowie n ungerade, Hn ungerade (4) Ü-Aufgabe: Z∞ dξ Hn (ξ) Hm (ξ) e −ξ 2 = √ 0 n für n 6= m π n! 2 für n = m −∞ r ξ= r ⇒ mω x ~ mω ~ Z∞ dx(Hn (x))2 e− mω 2 x ~ = √ π 2n n! −∞ ⇒ normierte Wellenfunktion ϕn (x) = mω 1 4 π~ √ 1 mω 2 1 Hn (x)e− 2 ~ x n 2 n! Rodrigues: ⇒ H0 H1 H2 H3 =1 = 2ξ = 4ξ 2 − 2 = 8ξ 3 − 12ξ Seite 29 Prof. Dr. Horbach, SS 2014, HHU Duesseldorf Vorlesung: Quantenmechanik, inoffizielle Mitschrift by: Christian Krause, Matr. 1956616 2 FORMALE STRUKTUR DER QUANTENMECHANIK 1.6.3 Zusammenfassung: eindimensionaler, harmonischer Oszillator ~2 d2 1 + mω 2 x2 2m dx2 2 1 ~ω mit n = 0, 1, 2, 3, 4, . . . , ansonsten: nicht normierbare Energieeigenwerte: En = n + 2 Lösungen ϕ(x) SG: Ĥϕ(x) = Eϕ(x), Ĥ = − Eigenfunktion: ϕn (x) = r ξ= mω 1 4 π~ √ 1 mω 2 1 Hn (x)e− 2 ~ x 2n n! mω x ~ Hn (ξ) aus Rodrigues-Formel oder Rekursionsbeziehung (siehe Aufgabe 4.2):Hn (ξ) = (−1)ξ 2 dn −ξ2 e dξ n Eigenschaften: 1 mω 2 x ~ 1. |x| → ∞ : ϕn (x) ∝ e− 2 2. U (x) = U (−x) ⇒ ϕn gerade oder ungerade Funktionen 3. Knotensatz erfüllt Z∞ 4. Funktionensystem {ϕn } orthonormal: dx ϕn (x) ϕm (x) = δnm −∞ 5. + vollständig ⇒ Ψ(x, t) | {z } quadratintegrable Fkt. = ∞ X i Cn ϕn (x) e− ~ En t n=0 • Funktionensystem {ϕn (x)} Basis eines Vektorraums? • ϕn (x) Eigenfunktion des Hamiltonoperators Ĥ: bilden solche Funktionen immer eine Basis? • andere Basen möglich? 2 Formale Struktur der Quantenmechanik 2.1 Hilbertraum quantenmechanischer Z Funktionenraum: Raum der quadratintegrablen Wellenfunktionen: d H = {Ψ : R → C| d~r|Ψ(~r)|2 < ∞} mit d = Raumdimensionen H Hilbertraum: komplexer Vektorraum → linearer Raum (Superpositionsprinzip) Seite 30 Prof. Dr. Horbach, SS 2014, HHU Duesseldorf Vorlesung: Quantenmechanik, inoffizielle Mitschrift by: Christian Krause, Matr. 1956616 2 FORMALE STRUKTUR DER QUANTENMECHANIK mit Skalarprodukt, der → orthogonale Zustände vollständig und normiert → normierte Zustände ist. 1. Vektorraum a) Ψ1 , Ψ2 ∈ H ⇒ Ψ1 + Ψ2 ∈ H b) Ψ ∈ H, α ∈ C ⇒ αΨ ∈ H mit (a) ⇒ Ψ1 , Ψ2 ∈ H, α1 , α2 ∈ C ⇒ α1 Ψ1 + α2 Ψ2 ∈ H Linearität ansonsten üblichen Vektorraumaxiome 2. Skalarprodukt Ψ1 , Ψ2 ∈ H Z hΨ1 |Ψ2 i = d~r Ψ∗1 (~r)Ψ2 (~r) mit folgenden Eigenschaften: a) hΨ|Ψi ∈ R, hΨ|Ψi ≥ 0 nicht-negativ hΨ|Ψi = 0 ⇒ Ψ = 0 damit positiv definiert b) hΨ1 |Ψ2 i = hΨ2 |Ψ1 i∗ c) hΨ1 |α2 Ψ2 + α3 Ψ3 i = α2 hΨ1 |Ψ2 i + α3 hΨ1 |Ψ3 i aus (b) und (c) folgt hαΨ1 + α2 Ψ2 |Ψ3 i = α1∗ hΨ1 |Ψ3 i + α2∗ hΨ2 |Ψ3 i antilinear im ersten Argument Schwarzsche Ungleichung: |hΨ1 |Ψ2 i|2 ≤ hΨ1 |Ψ1 i hΨ2 |Ψ2 i Beweis: klar für Ψ1 = 0 Ψ1 6= 0: zerlege Ψ2 in Anteile parallel und senkrecht zu Ψ1 Ψ2 = λΨ1 + Ψ⊥ 2 hΨ1 |Ψ⊥ 2 i = 0, λ = hΨ1 |Ψ2 i hΨ1 |Ψ1 i ⊥ hΨ1 |Ψ1 i hΨ2 |Ψ2 i = hΨ1 |Ψ1 i hλΨ1 + Ψ⊥ 2 |λΨ1 + Ψ2 i 2 ⊥ 2 = hΨ1 |Ψ1 i {|λ2 | hΨ1 |Ψ1 i + hΨ⊥ 2 |Ψ2 i} ≥ |λ| hΨ1 |Ψ1 i Seite 31 Prof. Dr. Horbach, SS 2014, HHU Duesseldorf Vorlesung: Quantenmechanik, inoffizielle Mitschrift by: Christian Krause, Matr. 1956616 = hΨ1 |Ψ1 i2 2 FORMALE STRUKTUR DER QUANTENMECHANIK |hΨ1 |Ψ2 i|2 = |hΨ1 |Ψ2 i|2 q.e.d. hΨ1 |Ψ1 i2 |hΨ1 |Ψ2 i|2 = hΨ1 |Ψ1 i hΨ2 |Ψ2 i falls Ψ⊥ 2 = 0 oder Ψ2 = λΨ1 3. Skalarprodukt erzeugt eine Norm: ||Ψ|| = p hΨ|Ψi erfüllt Bedingungen an eine Norm. a) ||Ψ|| ≥ 0, ||Ψ|| = 0 ⇒ Ψ = 0 nicht-negativ b) homogen: ||αΨ|| = |α|||Ψ|| mit α ∈ C c) ||Ψ1 + Ψ2 || ≤ ||Ψ1 || + ||Ψ2 || (folgt aus Schwarzscher Ungleichung) 4. vollständiger Vektorraum: Konvergenz von Funktionenfolgen in H (Ψn )n∈N Ψn → Ψ mit n → ∞ ↔ lim ||Ψn − Ψ|| = 0 Konvergenz im quadratischen Mittel n→∞ Cauchyfolge: ||Ψn − Ψm || → 0 für n, m → ∞ H ist vollständig, da jede Cauchyfolge in H konvergiert. 5. vollständige Basis Funktionensystem {un ∈ H} mit hun |um i = δnm ∀n, m bildet Basis, falls ∀Ψ ∈ H gilt: Ψ(~r) = X Cn un (~r) n H separabel → abzählbar viele Basisvektoren un 6. Fouriertransformierte von Ψ(~r) 1 Ψ(~r) = | {z } (2π)3 ∈H Z 1 ~ d~k Ψ̃(~k) eik·~r = | {z } (2π)3 Z d~k Ψ̃(~k)un (~r) ∈H ~ Bilden Funktionen {uk (~r) ≡ eik·~r } Basis von H? Nein, da uk (~r) 6∈ H → u0k s bilden eine uneigentliche Basis 7. physikalische Zustände Vektoren in separablen Hilbertraum Ψ(~r, t) ∈ H mit t = const. ||Ψ|| = 1 Seite 32 Prof. Dr. Horbach, SS 2014, HHU Duesseldorf Vorlesung: Quantenmechanik, inoffizielle Mitschrift by: Christian Krause, Matr. 1956616 2 FORMALE STRUKTUR DER QUANTENMECHANIK Bemerkung: Wellenfunktionen, die sich um einen Phasenfaktor eiα vom Betrag 1 unterscheiden sind äquivalent. 2.2 Lineare Operatoren Betrachte im Folgenden Operatoren A, deren Definitionsbereich der gesamte Hilbertraum H ist. Ziel: Zusammenhang: lineare Operatoren ↔ Messgrößen 1. Lineare Operatoren A : H → H linear, wenn ∀Ψ1 , Ψ2 ∈ H und α, β ∈ C gilt A(αΨ1 + βΨ2 ) = α(AΨ1 ) + β(AΨ2 ) Gegenbeispiel: AΨ = Ψ2 A(αΨ1 + βΨ2 ) = (αΨ1 + βΨ2 )2 6= αΨ21 + βΨ22 Definition: [A1 , A2 ] = A1 A2 − A2 A1 , i.a. [A1 , A2 ] 6= 0 2. Skalarprodukte Z hΨ1 |AΨ2 i = d~r Ψ∗1 (~r) AΨ2 (~r) Z hA1 Ψ1 |A2 Ψ2 i = hAi = hΨ|AΨi hΨ|Ψi d~r (A1 Ψ1 )∗ (~r) (A2 Ψ2 )(~r) ||Ψ||=1 = hΨ|AΨi adjungierter Operator A† hΨ1 |A† Ψ2 i = hAΨ1 |Ψ2 i hA† Ψ1 |Ψ2 i = hΨ1 |AΨ2 i Eigenschaften: (A† )† = A, (A1 A2 )† = A†2 A†1 3. hermitesche Operatoren A = A† selbstadjungierte Operatoren Beispiel: Impulsoperator in x-Richtung: px = −i~ Z hΨ1 |px Ψ2 i = d~r Ψ∗1 (~r)(−1)i~ ∂ ∂x ∂Ψ2 (~r) ∂x Seite 33 Prof. Dr. Horbach, SS 2014, HHU Duesseldorf Vorlesung: Quantenmechanik, inoffizielle Mitschrift by: Christian Krause, Matr. 1956616 Z partielle Integration: = Z = ∂Ψ1 d~r −i~ ∂x d~r i~ 2 FORMALE STRUKTUR DER QUANTENMECHANIK ∂Ψ∗1 (~r) Ψ2 (~r) ∂x ∗ Ψ2 (~r) = hpx Ψ1 |Ψ2 i ⇒ px hermitesch; beachte Operator ∂ nicht hermitesch. ∂x 4. Eigenwerte und Eigenvektoren hermitescher Operatoren AΨ = aΨ mit a ∈ C, 0 6= Ψ ∈ H und a = Eigenwert von A und Ψ = Eigenvektor von A Eigenwerte hermitescher Operatoren sind reel: Beweis: hΨ|AΨi = a hΨ|Ψi hΨ|AΨi = hAΨ|Ψi = haΨ|Ψi = a∗ hΨ|Ψi ⇒ a = a∗ q.e.d. hΨ|AΨi = hA† Ψ|Ψi A selbstadjugiert (hermitesch): A = A† , AΨ = aΨ, A = A† ⇒ Eigenwert reell • Eigenvektoren hermitescher Operatoren zu verschiedenen Eigenwerten sind orthogonal. Beweis: sei AΨ1 = a1 Ψ1 und AΨ2 = a2 Ψ2 mit a1 6= a2 ⇒ hΨ2 |AΨ1 i = a1 hΨ2 |Ψ1 i hAΨ2 |Ψ1 i = a2 hΨ2 |Ψ1 i andererseits: hΨ2 |AΨ1 i = hAΨ2 |Ψ1 i ⇒ (a2 − a1 ) hΨ2 |Ψ1 i = 0 ⇒ hΨ2 |Ψ1 i = 0 q.e.d. • Entartung der Eigenwerte: AΨ1 = aΨ1 , AΨ2 = aΨ2 , mit Ψ1 6= Ψ2 ⇒ A(c1 Ψ1 + c2 Ψ2 ) = a(c1 Ψ1 + c2 Ψ2 ) Ψ1 , Ψ2 spannen Teilraum zu a (den sogenannten Eigenraum) auf → orthogonale Basis mit Gram-Schmidtschen Orthogonalisierungsverfahren. • Anzahl der Eigenwerte eines hermiteschen Operators höchstens abzählbar unendlich – Separabilität von H – Menge der Eigenwerte heißt diskretes Spektrum Seite 34 Prof. Dr. Horbach, SS 2014, HHU Duesseldorf Vorlesung: Quantenmechanik, inoffizielle Mitschrift by: Christian Krause, Matr. 1956616 2 FORMALE STRUKTUR DER QUANTENMECHANIK • A selbstadjungiert mit rein diskreten Spektrum – Eigenvektoren von A spannen den gesamten Hilbertraum H auf (Vollständigkeit) 2.3 Observablen Observable: repräsentiert durch selbstadjungierten Operator, A = A† , z.B. Ort, Impuls, Energie, ... Messgrößen: Eigenwerte a der Observablen, a ∈ R • Erwartungswert: hAi = hΨ|AΨi • Standardabweichung σA 2 Varianz σA = h(A − hAi)2 i = hA2 i − hAi2 Bsp: ϕn stationärer Zustand ⇒ Ĥϕn = En ϕn , hϕn |ϕn i = 1 ⇒ hĤi = hϕn |Ĥϕn i = En 2 hĤ 2 i − hĤi = 0 ⇒ En scharfer Messwert kompatible Observablen: A, B kompatible Observable ⇒ A, B besitzen gemeinsame Basis von Eigenzuständen ⇒ A, B gleichzeitig scharf messbar. Dann gilt: [A, B] = A · B − B · A = 0 Beweis: A fn = an fn B fn = bn fn ⇒ fn Eigenfunktion von A und B beliebige Funktion f ∈ H: f= X cn fn [A, B]f = (AB −BA) X cn fn = A X cn bn fn −B X cn an fn = X an cn bn fn − X cn an bn fn = 0 ⇒ [A, B] = 0 inkompatible Observablen: [A, B] 6= 0 Seite 35 Prof. Dr. Horbach, SS 2014, HHU Duesseldorf Vorlesung: Quantenmechanik, inoffizielle Mitschrift by: Christian Krause, Matr. 1956616 2 FORMALE STRUKTUR DER QUANTENMECHANIK A, B besitzen keine gemeinsame Basis von Eigenzuständen. 2.4 Heisenbergsche Unschärferelation A, B selbstadjungierte Operatoren mit [A, B] 6= 0, Dann gilt: 2 σA 2 σB 1 ≥ h[A, B]i 2i 2 Beweis: 2 σA = hΨ|(A − hAi)2 Ψi = h(A − hAi)Ψ | (A − hAi)Ψi = hf |f i | {z } | {z } f =f 2 = hg|gi mit g = (B − hBi)Ψ) analog: σB 2 2 Schwarzsche Ungleichung ⇒ σA σB = hf |f i hg|gi ≥ |hf |gi|2 2 2 2 2 z ∈ C: |z| = [Re z] + [Im z] ≥ [Im z] = setze z = hf |gi ⇒ 2 σA 2 σB 1 (z − z ∗ ) 2i 1 (hf |gi − hg|f i) ≥ 2i 2 hf |gi = h(A − hAi)Ψ|(B − hBi)Ψi = hΨ|(A − hAi)(B − hBi)Ψi = hΨ|(AB − A hBi − B hAi + hAi hBi)Ψi = hΨ|ABΨi − hBi hΨ|AΨi − hAi hΨ|BΨi + hAi hBi hΨ|Ψi | {z } =1 = hABi − hBi hAi − hAi hBi + hAi hBi = hABi − hAi hBi 2 1 2 2 analog: hg|f i = hBAi − hAi hBi ⇒ σA σB ≥ hAB − BA}i q.e.d | {z 2i =[A,B] Beispiel: A = x Ort, B = p = −i~ [x, p]Ψ(x) = −i~x ⇒ [x, p] = i~ ⇒ d Impuls dx dΨ d dΨ dΨ + i~ (xΨ(x)) = −i~x + i~Ψ(x) + i~x = i~Ψ(x) dx dx dx dx σx2 σp2 2 ~ ~ ≥ ⇒ σx σp ≥ 2 2 Bsp. harmonischer Oszillator Grundzustand: ϕ0 (x) = mω 1 2 π~ 1 mω 2 x ~ e− 2 Seite 36 Prof. Dr. Horbach, SS 2014, HHU Duesseldorf Vorlesung: Quantenmechanik, inoffizielle Mitschrift by: Christian Krause, Matr. 1956616 2 FORMALE STRUKTUR DER QUANTENMECHANIK r q ~ 2 2 σx = hx i0 − hxi0 = 2mω r q m~ω 2 σp = hp2 i0 − hpi0 = 2 ⇒ σx σp = ~ 2 2.5 Harmonischer Oszillator - Lösung mit algebraischer Methode Ĥϕ = Eϕ, Ĥ = 1 2 d [p̂ + (mωx)2 ], p̂ = −i~ 2m dx Idee: versuche Ĥ zu faktorisieren â = √ 1 (ip̂ + mωx) 2~mω ↠= √ 1 (−ip̂ + mωx) 2~mω ⇒ â↠= 1 1 1 1 (ip̂ + mωx)(−ip̂ + mωx) = (p̂2 + (mωx)2 − imω [x, p̂]) = Ĥ + | {z } 2~mω 2~mω ~ω 2 =i~ 1 1 † † , analog: Ĥ = ~ω â â + ⇒ Ĥ = ~ω ââ − 2 2 Kommutator: [â, ↠] = â↠− ↠a = 1 Ĥ 1 Ĥ + − + =1 ~ω 2 ~ω 2 zeige nun: ↠ϕ löst SG zu Eigenwert E + ~ω 1 Ĥ(â ϕ) = ~ω â â + 2 † † 1 † † † (â ϕ) = ~ω â ââ + â ϕ 2 † 1 1 = ~ω↠|{z} â↠+ ϕ = ↠~ω ↠â + + 1 ϕ = ↠(Ĥ + ~ω)ϕ = ↠(E + ~ω)ϕ = (E + ~ω)(↠ϕ) 2 2 =1+↠â analog: Ĥ(âϕ) = (E − ~ω)(âϕ) ⇒ â: Absteigeoperator, ↠: Aufsteigeoperator, â, ↠heißen Leiteroperatoren E + 2~ω = (↠)2 ϕ E + ~ω = ↠ϕ E=ϕ E + ~ω = âϕ E − 2~ω = â2 ϕ Seite 37 Prof. Dr. Horbach, SS 2014, HHU Duesseldorf Vorlesung: Quantenmechanik, inoffizielle Mitschrift by: Christian Krause, Matr. 1956616 Grundzustand ϕ0 ⇒ âϕ0 = 0 ⇒ √ ⇒ 1 2~mω 2 FORMALE STRUKTUR DER QUANTENMECHANIK d ~ + mωx ϕ0 = 0 dx dϕ0 mω =− xϕ0 dx ~ mω ⇒ ϕ0 (x) = Ce− 2~ x 2 Z Konstante aus Normierung: 1 zug. Energie: ~ω â â + 2 † dx |ϕ(x)|2 = 1 ⇒ ϕ0 (x) = mω 1 4 π~ mω e− 2~ x 2 ϕ0 = E0 ϕ0 mit âϕ0 = 0 1 ⇒ E0 = ~ω 2 angeregte Zustände aus Grundzustand: 1 1 ϕn (x) = Cn (â ) ϕ0 (x) , En = ~ω n + → ϕn = √ (â†n )ϕ0 2 n! † n ↠ϕn = âϕn = Z √ √ n + 1ϕn+1 nϕn−1 dx ϕ∗n (x)ϕn (x) = 1 = hϕ|ϕi 0 Z d H = {Ψ : R → C| d~r|Ψ(~r)|2 < ∞} 1 x=0 0 sonst 0 f (x) ∈ H , aber Z dx|f (x)|2 = 0 → auf H0 Halbnorm definiert Nullfunktionen: Z 0 N = {f ∈ H | d~r|f |2 = 0} H = H0 /N Quotientenraum → Äquivalenzklassen von Funktionen, die sich nur auf Nullmengen unterscheiden. Ψ1 ∼ Ψ2 ↔ Ψ1 − Ψ2 ∈ N ↔ ||Ψ1 − Ψ2 || = 0 → Einheitsstrahlen im Hilbertraum: [Ψ] = {eiα Ψ : Ψ ∈ H, ||Ψ|| = 1, α ∈ R} Seite 38 Prof. Dr. Horbach, SS 2014, HHU Duesseldorf Vorlesung: Quantenmechanik, inoffizielle Mitschrift by: Christian Krause, Matr. 1956616 â = √ 2 FORMALE STRUKTUR DER QUANTENMECHANIK 1 (ip̂ + mωx) 2~mω 1 (−ip̂ + mωx) 2~mω 1 1 † † Ĥ = ~ω ââ − = ~ω â â + 2 2 ↠= √ 1 → En = ~ω n + 2 ϕn (x) = Cn (↠)n ϕ0 (x) Bestimmung der Cn : • ↠ϕn = en ϕn+1 , âϕn = fn ϕn−1 , en , fn Konstanten 1 • Ĥϕn = ~ω n + 2 ϕn 1 1 † ~ω ââ − ϕn = ~ω n + ϕn 2 2 ⇒ â↠ϕn = (n + 1)ϕn 1 1 • ~ω ↠â + ϕn = ~ω n + ϕn ⇒ ↠âϕn = nϕn 2 2 h↠ϕn |↠ϕn i = |en |2 hϕn+1 |ϕn+1 i = hâ↠ϕn |ϕn i = (n + 1) hϕn |ϕn i ⇒ |en |2 = (n + 1) ⇒ en = √ n + 1 ⇒ ↠ϕn = √ n + 1ϕn+1 • hâϕn |âϕn i = |fn |2 hϕn−1 |ϕn−1 i = h↠âϕn |ϕn i = n hϕn |ϕn i ⇒ âϕ = √ • ϕn+1 = √ nϕn−1 1 ↠ϕn n+1 ϕ1 = ↠ϕ0 1 1 ϕ2 = √ ↠ϕ1 = √ (↠)2 ϕ0 2 2 ϕ3 = √ 1 (↠)3 ϕ0 3·2 ϕ4 = √ 1 (↠)4 ϕ0 4·3·2 Seite 39 Prof. Dr. Horbach, SS 2014, HHU Duesseldorf Vorlesung: Quantenmechanik, inoffizielle Mitschrift by: Christian Krause, Matr. 1956616 2 FORMALE STRUKTUR DER QUANTENMECHANIK 1 ⇒ ϕn = √ (↠)n ϕ0 n! Bemerkungen: • 3-dimensionale harmonischer Oszillator: wichtiges Modell in der Festkörperphysik zur Beschreibung von Gitterschwingungen im harmonischen Festkörper • Leiteroperatoren wichtig zur Beschreibung von fermionischen und bosonischen Vielteilchensystemen 2.6 Zeit - Energie - Unschärferelation wir hatten: A, B selbstadjungierte Operatoren mit [A, B] 6= 0 2 2 σA σB ≥ 2 1 h[A, B]i 2i 2 2 σA σB : Standardabweichungen der Observablen A und B bzgl. Messung an identisch präparierten Systemen Beispiel: A = x, B = −i~ ⇒ σx σp ≥ d = p̂ dx ~ 2 betrachte nun zeitliche Entwicklung des Erwartungswertes eines Operators O d d ∂ d<O> = hΨ|OΨi “hereinziehen“ der Ableitung ⇒ → dt dt dt ∂t ∂Ψ ∂t |{z} =h |OΨi + hΨ| ∂O ∂Ψ Ψi + hΨ|O i ∂t ∂t i~ ∂Ψ =ĤΨ ∂t =− 1 1 ∂O hĤΨ|OΨi + hΨ|OĤΨi + h i ih | {z } i~ ∂t =hΨ|ĤOΨi = ⇒ i ∂O h[Ĥ, O]i + h i ~ ∂t d<O> i ∂O = h[Ĥ, O]i + h i dt ~ ∂t Sei nun O selbstadjungiert und nicht explizit zeitabhängig, d.h. h ⇒ 2 2 σH σO ≥ ∂O i=0 ∂t 2 2 1 1 ~d<O > 2 ~ d<O> 2 h[Ĥ, O]i = = 2i 2i i dt 2 dt Seite 40 Prof. Dr. Horbach, SS 2014, HHU Duesseldorf Vorlesung: Quantenmechanik, inoffizielle Mitschrift by: Christian Krause, Matr. 1956616 2 FORMALE STRUKTUR DER QUANTENMECHANIK ~ d < O > ⇒ σH σO ≥ 2 dt Definitionen: σH ≡ ∆E d < O > ∆t σO = dt ∆t: Zeitdauer, auf der sich der Erwartungswert < O > um eine Standardabweichung σO ändert. ⇒ ∆E · ∆t ≥ ~ 2 Bsp: betrachte Linearkombination zweier stationärer Zustände i i Ψ(x, t) = C1 ϕ1 (x)e− ~ E1 t + C2 ϕ2 (x)e− ~ E2 t ⇒ |Ψ(x, t)|2 = C12 |ϕ1 (x)|2 + C22 |ϕ2 (x)|2 + 2C1 C2 ϕ1 (x)ϕ2 (x)cos Ü-Aufg. ⇒ ∆t = E2 − E1 t ~ 2π~ , ∆E = E2 − E1 ⇒ ∆E · ∆t = 2π~ E1 − E2 2.7 Dirac-Notation und Postulate der Quantenmechanik Betrachte Vektoren in 2 Dimensionen ~v : abstrakter Vektor, darstellbar in unendlich vielen Basen v ~v = ~v · êx + ~v · êy = x mit ê = Einheitsvektoren vy v 0 ~v = ~v · êx0 + ~v · êy0 = x vy 0 beachte: Skalarprodukt invariant unter Basiswechsel nun: Darstellung von Wellenfunktionen als “abstrakte Vektoren“ |Ψi ∈ H: ket-Vektor, jedem ket-Vektor ist ein bra-Vektor hΨ| zugeordnet hΨ| |Ψi bra(c)ket, formal: hΨ| = (|Ψi)† ; (|Ψi)†† = |Ψi Bemerkungen: • bra-Vektoren spannen den zu H dualen Vektorraum H∗ auf • analog in endlich-dim. Vektorräumen Seite 41 Prof. Dr. Horbach, SS 2014, HHU Duesseldorf Vorlesung: Quantenmechanik, inoffizielle Mitschrift by: Christian Krause, Matr. 1956616 v1 v2 ket: |vi = . .. 2 FORMALE STRUKTUR DER QUANTENMECHANIK bra: hv| = (v1∗ , v2∗ , . . . , vn∗ ) vn • Skalarprodukt hΨ1 |Ψ2 i • Erwartungswert eines Operators A < A >Ψ = hΨ|AΨi = hΨ|A|Ψi • Dualraum H∗ alle beschränkten und linearen Funktionale T : H → C Z hΨ| = Ψ∗ dx angewandt auf |χi ∈ H Z ⇒ Ψ∗ χ dx = hΨ|χi ∈ C 0 .. . • Sei {|ni} diskrete Orthonormalbasis |ni analog zu Einheitsvektor 1 mit n-te Stelle = 1 .. . ⇒ hm|ni = δmn |Ψi in dieser Basis |Ψi = X Cn |ni Vollständigkeit n Cn = hn|Ψi ∈ C ⇒ |Ψi = X |ni hn|Ψi ⇒ Vollständigkeitsrelation n X |ni hn| = 1 n • Definition: Projektionsoperator: P̂Ψ = |Ψi hΨ| angewandt auf |χi: P̂Ψ |χi = |Ψi hΨ|χi Eigenschaften: P̂Ψ 1. P̂Ψ2 = P̂Ψ 2. P̂ selbstadjungiert 3. mögliche Eigenwerte λ = 0 und λ = 1 ket |Ψi ∈ H, bra hχ| ∈ H∗ Seite 42 Prof. Dr. Horbach, SS 2014, HHU Duesseldorf Vorlesung: Quantenmechanik, inoffizielle Mitschrift by: Christian Krause, Matr. 1956616 ket Ψ = X 2 FORMALE STRUKTUR DER QUANTENMECHANIK |ni hn|Ψi n X |ni hn| = 1 n Postulate der Quantenmechanik 1. physikalische (reine) Zustände entsprechen Einheitsstrahlen im Hilbertraum [Ψ] = {eiα Ψ : Ψ ∈ H, ||Ψ|| = 1, α ∈ R} 2. Observablen werden durch selbstadjungierte Operatoren repräsentiert, Messwerte durch Eigenwerte solcher Operatoren 3. zeitliche Entwicklung von Zuständen SG: i~ ∂ |Ψi = Ĥ |Ψi mit Ĥ= Hamiltonoperator ∂t 4. Zustandsreduktion hAiΨ = hΨ|AΨi Messung = a: Eigenwert zum Eigenzustand |ai von A mit A = A† ⇒ System geht bei der Messung in den Zustand |ai über. Betrachte Eigenzustände |ni zu Operator A: A |ni = an |ni (Beispiel: Ĥ |ni = En |ni) ⇒ |Ψi = X |ni hn|Ψi = n X Cn |ni n Bedeutung der Koeffizienten Cn = hn|Ψi? Messung von A im Zustand |Ψi liefert einen der Eigenwerte a1 , a2 , a3 , . . . Behauptung: |Cn |2 ist die Wahrscheinlichkeit Pn , bei der Messung von A den Eigenwert an zu finden. Pn = |Cn |2 mit X Pn = 1 n Beweis: hAiΨ = hΨ|A|Ψi = X m,n analog: hAk i = hΨ|mi hm|A|ni hn|Ψi = | {z } =an δmn X n an hΨ|ni hn|Ψi = | {z } | {z } ∗ =Cn =Cn X an |Cn |2 n X |Cn |2 (an )k n h1i = hΨ|Ψi = 1 = X |Cn |2 ⇒ Beh. q.e.d n Seite 43 Prof. Dr. Horbach, SS 2014, HHU Duesseldorf Vorlesung: Quantenmechanik, inoffizielle Mitschrift by: Christian Krause, Matr. 1956616 2 FORMALE STRUKTUR DER QUANTENMECHANIK allgemein: p(α → β) = |hβ|αi|2 Wahrscheinlichkeit, dass bei einer Messung an Zustand |αi dieser in den Zustand |βi übergeht. hβ|αi heißt Übergangsamplitude 2.8 Das Spektrum selbstadjungierter Operatoren 1) A selbstadjungiert, d.h. A = A† A |Ψi = a |Ψi Eigenvektor: |Ψi ∈ H Eigenvektoren zu verschiedenen Eigenwerten zueinander orthogonal → diskretes Spektrum von reellen Eigenwerten 2) Impulsoperator p̂x = −i~ ∂ , p̂x = p̂†x ∂x Eigenwertgleichung für p̂x −i~ ∂ ϕ(x) = pϕ(x) mit p: Impuls-Eigenwert ∂x Eigenvektoren? → Ebene Wellen i ϕ(x) = N e ~ px = N eikx = N uk (x) p = ~k Problem: uk (x) nicht normierbar ⇒ uk (x) 6∈ H uk (x): uneigentlicher Eigenvektor p = ~k uneigentlicher Eigenwert → kontinuierliches Spektrum → Menge der uneigentlichen Eigenwerte bildet kontinuierliches Spektrum Z → Kontinuums-Orthonormalitätsbeziehung huk |ul i = Z → Vollständigkeit: ϕ(x) = Z ϕ̃(k) = dy ϕ(y)u∗k (y) dx e−i(k−l)x = 2πδ(k − l) dk ϕ̃(k)uk (x) 2π Z ⇒ ϕ(x) = Z dy ϕ(y) dk ∗ u (y)uk (x) 2π k Seite 44 Prof. Dr. Horbach, SS 2014, HHU Duesseldorf Vorlesung: Quantenmechanik, inoffizielle Mitschrift by: Christian Krause, Matr. 1956616 Z ⇒ 2 FORMALE STRUKTUR DER QUANTENMECHANIK dk uk (x)u∗k (y) = δ(x − y) 2π Vollständigkeitsrelation → Erweiterung der Dirac-Notation auf Vektoren, die nicht aus H sind. uk → |ki p̂ |ki = ~k |ki Orthonormalität hk|k 0 i = 2πδ(k − k 0 ) Z dk |ki hk| = 1 2π Vollständigkeit: Z dx e−ikx ⇒ hk|Ψi = bra-Vektor: hk| = Z dx e−ikx Ψ(x) = Ψ̃(k) Ψ̃(k) Fouriertransformierte von Ψ(x) Z Ψ(x) = dk Ψ̃(k)e−ikx 2π Es gilt die Parsevalsche Gleichung Z Z ∗ dx Ψ (x)χ(x) = Z also insbesondere: Z Beweis: Z = dk ∗ Ψ̃ (k)χ̃(k) 2π dx |Ψ(x)|2 Z ∗ dx Ψ (x)χ(x) = Z dx Z dk ∗ Ψ̃ (k) dx χ(x)e−ikx = 2π {z } | dk ∗ Ψ̃ (k)e−ikx χ(x) 2π Z dk ∗ Ψ̃ (k)χ̃(k) q.e.d. 2π =χ̃(k) ⇒ bis auf Faktor 1 gleiche Norm in Orts- und Impulsraum (k-Raum) 2π 3) Ortsoperator Ortsoperator Q̂: Multiplikationsoperator auf Wellenfunktion Ψ(x) Q̂Ψ(x) = xΨ(x) (keine Eigenwertgleichung!) Eigenfunktion ±-werte von Q̂? Q̂χq (x) = qχq (x) ∀x ∈ R mit q: Eigenwert von Q̂ | {z } =xχq (x) Seite 45 Prof. Dr. Horbach, SS 2014, HHU Duesseldorf Vorlesung: Quantenmechanik, inoffizielle Mitschrift by: Christian Krause, Matr. 1956616 2 FORMALE STRUKTUR DER QUANTENMECHANIK ⇒ (x − q)χq = 0 ⇒ x 6= q ⇒ χq = 0 ⇒ χq Deltafunktion χq (x) = δ(x − q) 6∈ H Dirac-Notation: χq (x) → |qi Q̂ |qi = q |qi |qi uneigentlicher Eigenvektor q uneigentlicher Eigenwert analog zu Impulseigenfunktion: Z 0 1) hq|q i = dx δ(x − q)δ(x − q 0 ) = δ(q − q 0 ) Z 2) Vollständigkeit: dq χq (x)χq (x)χ∗q (y) = Z dq δ(x − q)δ(y − q) = δ(x − y) Z dq |qi hq| = 1 Z 3) bra-Vektor: hq| = dx δ(x − q) Z hq|Ψi = dx δ(x − q)Ψ(x) = Ψ(q) oder Z hx|Ψi = dq δ(q − x)Ψ(q) = Ψ(x) 4) Warum uneigentliche Eigenvektoren? → wichtig für Beschreibung von Streuzuständen (z.B. ebene Welle beim freien Teilchen) → Darstellung von beliebigem Vektor ∈ H (→ endlicher Potentialtopf) 5) Spektralsatz Sei A selbstadjungierter Operator Ψa : eigentlicher oder uneigentlicher Vektor zum Eigenwert a Es gilt: 1. Spektrum von A rein reell 2. Orthogonalität hΨa |Ψb i = 0 für a 6= b Seite 46 Prof. Dr. Horbach, SS 2014, HHU Duesseldorf Vorlesung: Quantenmechanik, inoffizielle Mitschrift by: Christian Krause, Matr. 1956616 2 FORMALE STRUKTUR DER QUANTENMECHANIK 3. Vollständigkeit: eigentliche und uneigentliche Eigenvektoren spannen den ganzen Hilbertraum auf. ⇒ |Ψi ∈ H |Ψi = X Z |ni hn|Ψi + da |ai ha|Ψi n Vollständigkeitsrelation: X Z |ni hn|Ψi + da |ai ha| = 1 n 6) Spektraldarstellung von Operatoren A = A† mit rein diskretem Spektrum ⇒ a |ni = an |ni Zerlegung in Projektoren A=A X |ni hn| = X n an |ni hn| n allgemeines Spektrum: A = X Z an |ni hn| + da a |ai ha| n 7) Wahrscheinlichkeitsinterpretation rein diskretes Spektrum: Pn = |hn|Ψi|2 = Wahrscheinlichkeit, dass bei einer Messung |Ψi in den Eigenzustand |ni übergeht. Z A mit kontinuierlichem Spektrum: hAiΨ = hΨ|A|Ψi = da da0 hΨ|ai ha|A|a0 i ha0 |Ψi | {z } a0 δ(a−a0 ) Z = Z da hΨ|ai a ha|Ψi = da |ha|Ψi|2 a ⇒ |ha|Ψi|2 = Wahrscheinlichkeitsdichte P (a) für den Messwert a Beispiel: |ha|Ψi|2 = |Ψ(x)|2 = Wahrscheinlichkeitsdichte für x 2.9 Darstellung von Zuständen und Operatoren in verschiedenen Basen (1) “abstrakter“ Zustand |Ψi ∈ H kann im allgemeinen wie folgt dargestellt werden: |Ψi = X n Z |ni hn|Ψi + | {z } Ψn da |ai ha|Ψi | {z } Ψ(a) Ψn : Komponenten von |Ψi in diskreter Basis Ψ(a): Komponenten von |Ψi in kontinuierlicher Basis Seite 47 Prof. Dr. Horbach, SS 2014, HHU Duesseldorf Vorlesung: Quantenmechanik, inoffizielle Mitschrift by: Christian Krause, Matr. 1956616 2 FORMALE STRUKTUR DER QUANTENMECHANIK Bsp: endlicher Potentialtopf X |Ψi = Z |ni Ψn | n {z + } E>0 Streuzustände E<0 gebundene Zustände Ψ(x) = hx|Ψi = X n dk |ki Ψk 2π {z } | Z dk hx|ki Ψk (x) 2π | {z } hx|ni Ψn (x) + | {z } =Cn =eikx Linearer Operator A in Spektraldarstellung: |ni , |ai Eigenvektoren des Operators A ⇒A= Z X an |ni hn| + da a |ai ha| n allgemein: → diskretes Spektrum A= X |ni n,m hn|A|mi | {z } hm| = X |ni An,m hm| n,m MatrixelementeAn,m X Produkt zweier Operatoren: AB = n,m,l |ni hn|A|mi hm|B|li hl| = | {z } | {z } Z → Kontinuierliches Spektrum: A = An,m Z da Bm,l X n,m,l |ni Anm Bml | {z } hl| Matrixmultiplikation da0 ha| ha|A|a0 i ha0 | → auch wichtig: “gemischte“ Matrixelemente ha|A|ni (2) Ortsdarstellung: Wellenfunktion Ψ(x) = hx|Ψi linearer Operator A in Spektraldarstellung Z A= Z dx 0 0 Z 0 dx |xi hx|A|x i hx | = | {z } Z dx dx0 |xi A(x, x0 ) hx0 | A(x,x0 ) Z (AΨ)(x) = hx|A|Ψi = 0 0 Z 0 dx hx|A|x i hx |Ψi = dx0 A(x, x0 )Ψ(x0 ) Z Ortsoperator: Q̂ = dx |xi x hx| (diagonal) oder Q(x, x0 ) = hx|Q̂|x0 i = x0 hx|x0 i = x0 δ(x − x0 ) = xδ(x − x0 ) Z Impulsoperator: (P̂ Ψ)(x) = hx|P̂ |Ψi = i dk hx|ki hk|P̂ |Ψi 2π p=~k hx|ki = e ~ px = eikx (kompatibel mit Orthonormalitätsbedingung hk|k 0 i = 2πδ(k − k 0 )) Seite 48 Prof. Dr. Horbach, SS 2014, HHU Duesseldorf Vorlesung: Quantenmechanik, inoffizielle Mitschrift by: Christian Krause, Matr. 1956616 Z dk ikx e ~k hk|Ψi = 2π ⇒ (P̂ Ψ)(x) = Z Z 2 FORMALE STRUKTUR DER QUANTENMECHANIK dk ~ ∂ ikx e hx|Ψi 2π i ∂x dk ∂ ∂ (−)i~ hx|ki hk|Ψi = −i~ Ψ(x) 2π ∂x ∂x = ∂ in Ortsdarstellung ∂x ! P̂ 2 ~2 ∂ 2 P̂ 2 Ψ(x) Ψ (x) = hx| |Ψi = − ( 2m 2m 2m ∂x2 ⇒ P̂ = −i~ analog: ~2 − 2m ∂2 ∂x2 kinetische Energie in Ortsdarstellung Zeitentwicklung von abstraktem Zustand |Ψ(x)i ⇒ SG: i~ ∂ P̂ 2 |Ψ(x)i = Ĥ |Ψ(t)i mit Ĥ = + U (Q̂) mit Q̂: Ortsoperator ∂t 2m ⇒ Ortsdarstellung hx|i~ ∂ ∂ |Ψ(t)i = i~ hx|Ψ(t)i = hx|Ĥ|Ψ(t)i ∂t ∂t | {z } =Ψ(x,t) hx|Ĥ|Ψ(t)i = − ~2 ∂ 2 Ψ(x, t) + hx|U (Q̂)|Ψ(t)i | {z } 2m ∂x2 =U (x)Ψ(x,t) ⇒ i~ ∂Ψ(x, t) = ∂t ~2 ∂ 2 − + U (x) Ψ(x, t) 2m ∂x2 |Ψ(x, t)|2 = |hx|Ψ(t)i|2 = Wahrscheinlichkeitsdichte, das System zur Zeit t am Ort x zu finden. (3) Impulsdarstellung Impulseigenzustände |ki → |pi Ψ(p, t) = hp|Ψ(t)i; p̂ |pi = p |pi Z p̂ = dk |pi p hp| diagonal 2π klar: hp|i~ hp̂| ∂ ∂ |Ψ(t)i = i~ Ψ(p, t) ∂t ∂t p̂2 p2 p2 |Ψ(t)i = hp|Ψ(t)i = Ψ(p, t) 2m 2m 2m Ortsoperator in Impulsdarstellung: Seite 49 Prof. Dr. Horbach, SS 2014, HHU Duesseldorf Vorlesung: Quantenmechanik, inoffizielle Mitschrift by: Christian Krause, Matr. 1956616 Z Z hp|Q̂|Ψ(t)i = ∂ = i~ ∂p Q̂ = i~ dx hp|xi hx|Q̂|Ψ(t)i = Z dx hp|xi hx|Ψ(t)i = i~ 2 FORMALE STRUKTUR DER QUANTENMECHANIK i dxe− ~ px x hx|Ψ(t)i = Z dx i~ ∂ − i px e ~ hx|Ψ(t)i ∂p ∂ Ψ(p, t) ∂p ∂ Ortsoperator in Impulsdarstellung ∂p ∂ analog: hp|U (Q̂)|Ψ(t)i = U i~ Ψ(p, t) ∂p ⇒ SG in Impulsdarstellung ∂ i~ Ψ(p, t) = ∂t p2 +U 2m ∂ Ψ(p, t) i~ ∂p 1 1 |Ψ(p, t)|2 = |hp|Ψ(t)i|2 = Wahrscheinlichkeitdichte für System zur Zeit t mit Impuls p 2π 2π Bemerkung: ∂ kompliziert und daher S’G in Impulsdarstellung schwieriger zu lösen i.a. ist der Operator U i~ ∂p als die in Ortsdartellung Ausnahme: → freies Teilchen U (Q̂) = 0 → harmonischer Oszillator U (Q̂) = mω 2 2 Q̂ 2 (4) Energiedarstellung: diskrete Eigenzustände des Hamiltonoperators Ĥ |ni = EN |ni Komponenten des Zustands |Ψi ∈ H in dieser Basis: ϕn = hn|Ψi → Lösungen der stationären SG ϕ0 ϕ1 |Ψi = ϕ 2 .. . Hamiltonoperator in dieser Darstellung: Ĥ = X n,m = X |ni hn|Ĥ|mi | {z } |mi =Em hn|mi=Em δnm |ni En hn| n Seite 50 Prof. Dr. Horbach, SS 2014, HHU Duesseldorf Vorlesung: Quantenmechanik, inoffizielle Mitschrift by: Christian Krause, Matr. 1956616 2 FORMALE STRUKTUR DER QUANTENMECHANIK E0 E1 0 Matrixdarstellung: Ĥ = E2 0 ... Ĥ diagonal in dieser Basis → Lösung der SG durch Diagonalisieren des Hamiltonoperators (5) Basiswechsel: Wechsel zwischen diskreten Basen: {|vn i}n∈N , {|um i}m∈N betrachte: |Ψi ∈ H |Ψi = X |vn i hvn |Ψi = X |vn i Ψ(vn ) n n X Ψ(um ) = hum |Ψi = n hum |vn i hvm |Ψi | {z } | {z } =Umn Ψ(vn ) entsprechend: (mit Anm → A∗mn ) Ψ(vn ) = hvn |Ψi = X m = X hvn |um i | {z } Ψ(um ) † =hum |vn i∗ =Umn † Unm Ψ(um ) m (U U † )kl = X † = Ukn Unl X huk |vn i hvn |ul i = huk |ul i = δkl n n ⇒ U −1 = U † mit U unitärer Operator Basiswechsel von Operatoren: Operator A in u-Basis: (u) Akl = huk |A|ul i = X m, n huk |vm i hvm |A|vn i hvn |ul i = X † m, nUkm A(v) mn Unl ⇒ A(u) = U A(v) U † Bemerkung: (1) Das Skalarprodukt ist invariant unter unitärer Transformation † hU ϕ|U Ψi = hϕ| U U |Ψi = hϕ|Ψi |{z} =1 → U beschreibt verallgemeinerte Drehung im Hilbertraum (2) → U unitär → Transformation zwischen verschiedenen Orthonormalbasen Seite 51 Prof. Dr. Horbach, SS 2014, HHU Duesseldorf Vorlesung: Quantenmechanik, inoffizielle Mitschrift by: Christian Krause, Matr. 1956616 2 FORMALE STRUKTUR DER QUANTENMECHANIK 2.10 Zeitliche Entwicklung von Quantensystemen 2.10.1 Zeitentwicklungsoperator SG: i~ ∂ |Ψ(t)i = Ĥ |Ψ(t)i ∂t |Ψ(t)i ∈ H mit hΨ(t)|Ψ(t)i = 1 ∀t Ansatz: beschreibe Zeitentwicklung des Zustandes |Ψi durch Operator U , U unitär: U −1 = U † |Ψ(t)i = U (t, t0 ) |Ψ(t0 )i mit t > t0 Eigenschaften von U (t, t0 ): ! 1. Norm: hΨ(t)|Ψ(t)i = hΨ(t0 )|U † (t, t0 )U (t, t0 )|Ψ(t0 )i = hΨ(t0 )|Ψ(t0 )i = 1 ⇒ U † (t, t0 )U (t, t0 ) = 1 mit U : Unitär Zeitentwicklung entspricht einer “Drehung“ im Hilbertraum. 2. U (t0 , t) = 1 3. U (t0 , t0 ) = U (t0 , t)U (t, t0 ) t0 = t0 ⇒ 1 = U (t0 , t)U (t, t0 ) ⇒ U (t, t0 ) = U −1 (t0 , t) = U † (t0 , t) ⇒ U † beschreibt Zeitentwicklung mit umgedrehter Zeitachse. 4. abgeschlossenes, konservatives System → Zeitnullpunkt nicht ausgezeichnet ⇒ U (t, t0 ) = U (t − t0 ), setze nun t0 = 0 Annahme: Hamiltonoperator Ĥ nicht explizit zeitabhängig SG: i~ i~ ∂ |Ψ(t)i = Ĥ |Ψ(t)i ∂t ∂ U (t) |Ψ(0)i = ĤU (t) |Ψ(0)i ∂t i Lösung: U (t) = e− ~ Ĥt U (t) unitär, da Ĥ hermitescher Operator i Zt Bem: Ĥ explizit zeitabhängig ⇒ U (t) = exp − dt0 H(t0 ) ~ 0 Seite 52 Prof. Dr. Horbach, SS 2014, HHU Duesseldorf Vorlesung: Quantenmechanik, inoffizielle Mitschrift by: Christian Krause, Matr. 1956616 2 FORMALE STRUKTUR DER QUANTENMECHANIK {|ni} vollständiges Orthonormalsystem zum Hamiltonoperator Ĥ Ĥ |ni = En |ni → Ĥ in Spektraldarstellung: Ĥ = X Ĥ |ni hn| = X → Zeitentwicklungsoperator: U (t) = En |ni hn| n n X i e− ~ En t |ni hn| n → betrachte Zustand: |Ψ(0)i = X Cn (0) |ni n |Ψ(t)i = U (t) |Ψ(0)i = X i e− ~ Em t |mi hm|ni hn|ni cn (0) = m,n X i e− ~ En t Cn (0) |ni = n X Cn (t) |ni n i ⇒ Cn (t) = Cn (0)e− ~ En t Schrödingerbild: Betrachtung von zeitabhängigen Zuständen und zeitunabhängigen Observablen 2.11 Heisenbergbild Idee: Basiswechsel durch unitäre Transformation, so dass nun Zustände zeitunabhängig und Observablen (Operatoren) zeitabhängig werden. |Ψ(t)i | {z } → Schrödingerbild |ΨH i | {z } = U † (t) |Ψ(t)i = |Ψ(0)i Heisenbergbild t = 0: S-Bild und H-Bild identisch Operatoren: A → AH (t) = U † (t) A U (t) unitäre Transformation Rücktransformation: A = U (t) AH (t) U † (t) genauso |Ψ(t)i = U (t) |ΨH i Eigenschaften: 1. Erwartungswerte invariant: hΨH |AH (t)|ΨH i = hΨ(t)| U (t)U † (t) A U (t)U † (t) |Ψ(t)i = hΨ(t)|A|Ψ(t)i | {z } | {z } =1 =1 2. Skalarprodukt invariant hΨH |ϕH i = hΨ(t)|U (t)U † (t)|ϕ(t)i = hΨ(t)|ϕ(t)i 3. Kommutatoren: C := [A, B] = AB − BA Seite 53 Prof. Dr. Horbach, SS 2014, HHU Duesseldorf Vorlesung: Quantenmechanik, inoffizielle Mitschrift by: Christian Krause, Matr. 1956616 2 FORMALE STRUKTUR DER QUANTENMECHANIK [A, B] = U AH U † U BH U † − U BH U † U AH U † = U AH BH U † − U BH AH U † = U [AH , BH ]U † multipliziere von links mit U † und von rechts mit U ⇒ [AH , BH ] = U † [A, B] U = U † CU = CH | {z } =C ⇒ Kommutatoren bleiben forminvariant. 4. Bewegungsgleichung für Operator AH wir hatten: i~ dU dU † = Û oder −i~ = (ĤU )† = U † Ĥ (*) dt dt dAH (t) d 1 1 ∂A (∗) = (U † AU ) = − U † HAU + U † A HU + U † U dt dt i~ i~ ∂t 1 1 ∂A i ∂A † = U − ĤA + AĤ U + U † U = U † [H, A]U + U † U i~ i~ ∂t ~ ∂t definiere: ∂A ∂AH = U † (t) U (t) ∂t ∂t A nicht explizit zeitabhängig ⇒ ∂AH =0 ∂t (3) U † [A, H]U = [AH , HH ] ⇒ i~ dAH (t) ∂AH = [AH , HH ] + i~ (H) dt ∂t Heisenbergsche Bewegungsgleichung ∂A ∂H = =0 ∂t ∂t i ⇒ U (t) = e− ~ Ht ⇒ [H, U ] = 0 ⇒ HH (t) = Ĥ i i dann: AH (t) = e ~ Ht Ae− ~ Ht dAH (t) = 0 ⇔ [A, H] = 0, A ist dann Erhaltungsgröße dt Bemerkung: Warnung: Berechnung der Zeitableitung ∂A(t) ∂t Bsp: A(t) = (p̂ + xt)2 p, x “normale“ Variablen: ∂A = 2x(p + xt) = 2(p + xt)x ∂t Seite 54 Prof. Dr. Horbach, SS 2014, HHU Duesseldorf Vorlesung: Quantenmechanik, inoffizielle Mitschrift by: Christian Krause, Matr. 1956616 p̂ Impulsoperator, x Ort: 2 FORMALE STRUKTUR DER QUANTENMECHANIK ∂A = 2x(p + xt) 6= 2(p + xt)x ∂t nun A(t) = p̂2 + (px, xp)t + x2 t2 , dann: ∂A = px, +xp + 2x2 t ∂t 5. Ehrenfest Theoreme Annahme: Ĥ nicht explizit zeitabhängig, Gl. (H) ⇒ i~ ∂AH (t) d hΨH |AH (t)|ΨH i = hΨH |[AH (t), H]|ΨH i + i~ hΨH | |ΨH i dt ∂t ⇒ i~ d ∂A hΨH |AH (t)|ΨH i = h[A, H]i + i~ h i {z } dt | ∂t =hAi nun: Ĥ = p~ˆ2 + U (~r) 2m [rj , H]f (~r) = [rj , − =− = ~2 ∂ 2 ]f (~r) mit f (~r) : Testfunktion und rj : j-te Komponente des Ortes 2m ∂rj2 ~2 ∂ 2 ~2 ∂ ~2 ∂ 2 f rj 2 + (r f (~ r )) = f (~r) j 2m ∂rj 2m ∂rj2 m ∂rj i~ ~ ∂ i~ f (~r) ⇒ [rj , Ĥ] = P̂j m i ∂rj m | {z } =P̂j [Pj , Ĥ] = −i~ ∂U (~r) ∂rj d < ~r > 1 = < p~ > dt m ⇒ d < p̂~ > = − < ∇U (~r) > dt m d2 < ~r > = − < ∇U (~r) > dt2 i.a.< ∇U (~r) >6= ∇U (< ~r >) Beispiel: 1-dim harmonischer Oszillator U (x) = d2 m 2 2 ω x ⇒ m 2 < x >= −mω 2 < x > = ˆ klassische Bewegungsgleichung für < x > 2 dt {|ni} stationäre Zustände Seite 55 Prof. Dr. Horbach, SS 2014, HHU Duesseldorf Vorlesung: Quantenmechanik, inoffizielle Mitschrift by: Christian Krause, Matr. 1956616 3 DREIDIMENSIONALE PROBLEME IM ZENTRALPOTENTIAL hn|x|ni = 0, hn|p|ni = 0 (vgl. 6.3) → “keine Dynamik“ Wellenpaket: |ϕ(t)i = ∞ X n=0 |ni hn|ϕ(t)i | {z } =cn (t) < x >ϕ = hϕ(t)|x|ϕ(t)i m d2 < x >ϕ = −mω 2 < y >ϕ dt2 Lösung: < x >ϕ = A cos(ωt + δ) 3 Dreidimensionale Probleme im Zentralpotential 3.1 Klassische vs. Quanten-Mechanisch 3.1.1 2-Körperproblem in der klass. Mechanik U (~r1 , ~r2 ) = U (|~r2 − ~r1 |) = U (r) Zerlegung der Teilchenbewegung in Schwerpunkts- und Relativbewegung ~ = Schwerpunkt: R 1 (m1~r1 + m2~r2 ) m1 + m2 ~ = const. Gesamtimpuls: P~ = (m1 + m2 )Ṙ ⇒ Schwerpunkt bewegt sich geradlinig gleichförmig, Dynamik in Relativbewegung. ~+ ~r2 = R m1 ~r, ~r = ~r2 − ~r1 m1 + m2 ~¨ + m1 m2 ~r¨ = F~12 (Kraft von Teilchen 1 auf Teilchen 2 m~r¨2 = m2 R | {z } m1 + m2 | {z } =0 µ µ~r¨ = F~12 mit µ: reduzierte Masse → Zweiteilchensystem auf Bewegung eines Teilchens mit Masse µ reduziert. ~ = µ~r × ~r˙ → L ~ = const. Drehimpuls: L ~ ~r ⊥ L, ~ ~r˙ ⊥ L ~ → Bewegung verläuft in der Ebene ⊥ zu L: Einführung von Polarkoordinaten ⇒ Radialgleichung Seite 56 Prof. Dr. Horbach, SS 2014, HHU Duesseldorf Vorlesung: Quantenmechanik, inoffizielle Mitschrift by: Christian Krause, Matr. 1956616 3 DREIDIMENSIONALE µr̈ = − PROBLEME IM ZENTRALPOTENTIAL dUef f (r) L2 mit Uef f = U (r) + dr 2µr2 Erhaltungsgrößen: → Energie, Impuls, Drehimpuls → für Potential U (r) = − θ r (Graviatation, Coulomb) ~ = ~r˙ × L ~ − θ ~r Runge-Lenz-Vektor erhalten: A r ~ zeigt vom Brennpunkt zum Perihel k große Bahnachse. A 3.1.2 quantenmechanisches Problem H-Atom, U (r) = − e2 4πε0 r mp = 1, 67 · 10−27 kg, me = 9, 11 · 10−31 kg ⇒ reduzierte Masse: µ = me mp 1 = me me ≈ me me + mp 1+ m p SG im Zentralpotential i~ Z Normierung: mp = 1836, 11 me ∂Ψ(~r, t) ~2 2 = ĤΨ(~r, t) mit Ĥ = − ∇ + U (r) ∂t 2M |Ψ(~r, t)|2 d3 r = 1 zeitunabhängige SG: Ĥϕ(~r) = Eϕ(~r) allgemeine Lösung (nur Betrachtung gebundener Zustände) Ψ(~r, t) = X i cn ϕn (~r)e− ~ En t n Koeff. cn aus Ψc (~r, 0) Z ⇒ cn = d3 rϕ∗n (~r)Ψ(~r, 0) Kommutatoren: [ri , pj ] = i~δij mit i, j = 1, 2, 3 [ri , rj ] = [pi , pj ] = 0 Rolle des Drehimpulses? Seite 57 Prof. Dr. Horbach, SS 2014, HHU Duesseldorf Vorlesung: Quantenmechanik, inoffizielle Mitschrift by: Christian Krause, Matr. 1956616 3 DREIDIMENSIONALE PROBLEME IM ZENTRALPOTENTIAL 3.2 Der Drehimpuls (1) ~n: Drehachse (~n2 = 1), α : Drehwinkel rx zerlege Ortsvektor ~r = ry rz ~r = (~r · ~n)~n + (~r − (~r · ~n)~n) | {z } | {z } ⊥~ n k~ n gedrehter Vektor: ~r0 = (~r · ~n)~n + (~r − (~r · ~n)~n)cos α + (~n × ~r)sin α Bsp: ~n = êz z-Achse ~r0 = rz êz j + (rx êx + ry êy )cos α + (rx êy − ry êx )sin α cos α −sin α 0 rx ry = R~r = sin α cos α 0 0 0 1 rz infinitesimale Drehung im Winkel ⇒ cos ≈ 1, sin ≈ ⇒ ~r0 = ~rj + ~n × ~r + O(2 ) nun Transformation: Ψ0 (~r0 , t) = Ψ(~r, t) mit ~r00 = R~r (gedrehter Zustand) und Ψ(~r, t) (ungedrehte Wellenfunktion) äquivalent Ψ0 (~r, t) = Ψ(R−1~r, t) infinitesimale Drehung: Ψ0 (~r) = Ψ(~r − |{z} ~n ×~r) ≡~ ≈ Ψ(~r) − (~ × ~r) · ∇Ψ(~r) i = Ψ(~r) − (~ × ~r) · p~Ψ(~r) ~ i = Ψ(~r) − ~ (~r × p~)Ψ(~r) ~ i ~ = Ψ(~r) − ~ LΨ(~ r) ~ ~ = ~r × p~ Drehimpulsoperator L Seite 58 Prof. Dr. Horbach, SS 2014, HHU Duesseldorf Vorlesung: Quantenmechanik, inoffizielle Mitschrift by: Christian Krause, Matr. 1956616 3 DREIDIMENSIONALE PROBLEME IM ZENTRALPOTENTIAL i ~ Ud () = 1 − ~ · L Drehoperator für infinitesimale Drehung ~ Ψ0 (~r) = UD (~)Ψ(~r) endliche Drehung: → UD (~ α) i UD (αx + x , αy , αz ) ≈ (1 − x Lx )UD (~ α) ~ ⇒ UD (αx + x , αy , αz ) − UD (αx , αy , αz ) x x → 0 :⇒ ∂UD (~ α) i = − Lx UD (~ α) ∂αx ~ i i~ ~ oder ∇UD (~ α) = − L UD (~ α) ⇒ UD (~ α) = e− ~ α~ ·L mit UD (0) = 1 ~ UD (~ α) unitärer Operator Transformation von Observablen † (~ α) A0 = UD (~ α)AUD A drehinvariant ⇔ [Lj , A] = 0, j = 1, 2, 3 ~ 2 , Lj ] = 0 Bsp: [~ p2 , Lj ] = 0, [~r2 , Lj ] = 0, [L Operatoren Lx , Ly , Lz sind Generatoren (Erzeugende) von Drehungen im Raum. (2) Kommutatoren [Lx , Ly ] = [ypz − zpy , zpx − xpz ] = [ypz , zpx ] − [ypz, xpz ] − [zpy , zpx ] + [zpy , xpz ] = ypx [pz , z] +xpy [z, pz ] = i~(xpy − ypx ) = i~Lz | {z } | {z } =−i~ =i~ analog: [Ly , Lz ] = i~Lx , [Lz , Lx ] = i~Ly in kompakter Form: [Li , Lj ] = i~i,j,k Lk mit i,j,k = (êi × êj ) · êk (i, j, k)zyklisch aus (1, 2, 3) 1 = −1 (i, j, k)antizyklisch aus (1, 2, 3) 0 sonst zyklisch: im Uhrzeigersinn, antizyklisch: gegen den Uhrzeigersinn Summenkonvention: (~a × ~b)k = 3 X ijk ai bj i,j=1 Seite 59 Prof. Dr. Horbach, SS 2014, HHU Duesseldorf Vorlesung: Quantenmechanik, inoffizielle Mitschrift by: Christian Krause, Matr. 1956616 3 DREIDIMENSIONALE PROBLEME IM ZENTRALPOTENTIAL Kurzschreibweise: ~a × ~b = ijk ai bj êK Bemerkungen: • Komponenten des Drehimpulses sind inkompatible Observablen ~ • Unschärferelation σLx σLy ≥ |hLz i| 2 • Lx , Ly , Lz besitzen keine gemeinsamen Eigenfunktionen • [L2 , Lj ] = 0, j = 1, 2, 3 ⇒ L2 und Lj (z.B. Lz ) gemeinsame Eigenfunktionen L2 f = λf , Lz f = µf (3) mögliche Eigenwerte von L2 und Lz Idee: verwende Leiteroperatoren L± = Lx ± iLy und bestimme Eigenwerte von L± f bzgl. L2 und Lz [Lz , L± ] = ±~L± [L2 , L± ] = 0 ⇒ L2 (L± f ) = L± L2 f = λ(L± f ) |{z} =λf L± f Eigenzustand von L2 zum selben Eigenwert λ ⇒ Lz (L± f ) = (Lz L± − L± Lz ) f + L± Lz f |{z} | {z } =[Lz ,L± ]=±~L± =µf = (µ ± ~)(L± f ) L+ Aufsteigeoperator, L− Absteigeoperator Beh. f hat eine obere Schranke fOS mit L+ fOS = 0 und eine untere Schranke fU S mit L− fU S = 0 Beweis: hf |L2 |f i = λ = hf |L2x + L2y + L2z |f i = hLx f |Lx f i + hLy f |Ly f i + hLz f |Lz f i | {z } | {z } | {z } ≥0 ⇒ λ ≥ µ2 oder |µ| ≤ ≥0 =µ2 √ λ µ < 0 ∃ untere Schranke µmin = ~l µ > 0 ∃ obere Schranke µmax = ~l Lz fOS = ~l fOS , L2 fOS = λfOS Man kann zeigen (Ü-Aufgabe) L2 = L± L∓ + L2z ∓ ~Lz ⇒ L2 fOS = (L− L+ + L2z + ~Lz )fOS = (~2 l2 + ~2 l)fOS = ~2 l(l + 1)fOS Seite 60 Prof. Dr. Horbach, SS 2014, HHU Duesseldorf Vorlesung: Quantenmechanik, inoffizielle Mitschrift by: Christian Krause, Matr. 1956616 3 DREIDIMENSIONALE PROBLEME IM ZENTRALPOTENTIAL ⇒ λ = ~2 l(l + 1) untere Schranke L− fU S = 0 Lz fU S = ~lfU S 2 L2 fU S = λfU S = (L+ L− + L2z − ~Lz )fU S = (~2 l − ~2 l)fU S = ~2 l(l − 1)fU S ⇒ λ = ~2 l(l − 1) ⇒ l(l + 1) = l(l − 1) zwei Lösungen: • l = l + 1 kommt als untere Schranke nicht in Frage • l = −l Eigenwerte von Lz : ~m mit m ∈ Z m durchläuft in ganzzahligen Schritten Werte von −l bis − N Schritte wischen −l und l ⇒ l = −l + N ⇒ l = N 2 ⇒ mögliche Werte von l sind ganzzahlig oder halbzahlig. 3 1 l = 0, , 1, , 2, . . . 2 2 m = −l, −l + 1, . . . , l − 1, l 2l + 1 m-Werte • Eigenfunktionen des Drehimpulses? • Kugelkoordinaten (U (r) radialsymmetrisch) • Spektrum der Eigenwerte rein aus Kommutatorbeziehungen abgeleitet ~ und L2 in Kugelkoordinaten: (IV) L kartesische Ortskoordinate ~r = r1 ê1 + r2 ê2 + r3 ê3 Transformation: ri = ri (u, v, w) mit i = 1, 2, 3 ⇒ neue Einheitsvektoren: ∂~r 1 ∂~r êu = mit hu = hu ∂u ∂u êv = ∂~r 1 ∂~r mit hv = hv ∂v ∂v ∂~r 1 ∂~r Es gilt êu · êv = êu · êw = êv · êw = 0 êw = mit hw = hw ∂w ∂w Funktionaldeterminante: Seite 61 Prof. Dr. Horbach, SS 2014, HHU Duesseldorf Vorlesung: Quantenmechanik, inoffizielle Mitschrift by: Christian Krause, Matr. 1956616 3 DREIDIMENSIONALE ∂r1 ∂u ∂(r1 , r2 , r3 ∂r1 = ∂(u, v, w) ∂v ∂r1 ∂w ∂r2 ∂u ∂r2 ∂v ∂r2 ∂w PROBLEME IM ZENTRALPOTENTIAL ∂r3 ∂u ∂~r ∂~r ∂r3 ∂~r = · × ∂v ∂w ∂v ∂u ∂r3 ∂w = hu hv hw êu · (êv × êw ) = hu hv hw ein-eindeutige Zuordnung (u, v, w) ↔ (r1 , r2 , r3 ) ⇒ ∂(r1 , r2 , r3 6= 0 ∂(u, v, w) Volumenelement: d3 r = dx dx dz = hu hv hw du dv dz Gradient ∇ = êu ∂ êv ∂ êw ∂ + + hu ∂u hv ∂v hw ∂w Laplace ∆ = ∇2 = 1 ∂ hv hw ∂ ∂ hw hu ∂ ∂ hu hv ∂ + + hu hv hw ∂u hu ∂u ∂v hv ∂v ∂w hw ∂w Kugelkoordinaten: x = r sin θ · cos ϕ y = r sin θ · sin ϕ z = r cos θ ∂~r p hr = = sin2 θcos2 ϕ + sin2 θsin2 ϕ + cos2 θ = 1 ∂r ∂~r p hθ = = r2 cos2 θ(cos2 ϕ + sin2 ϕ) + r2 sin2 θ = r ∂θ ∂~r p hϕ = = r2 sin2 θ(sin2 ϕ + cos2 ϕ) = rsin θ ∂ϕ hr hθ hϕ = r2 sin θ êr = sin θ cos ϕêx + sin θ sin ϕêy + cos θêz êθ = cos θ cos ϕêx + cos θ sin ϕêy − sin θêz êϕ = −sin ϕêx + cos ϕêy ⇒ ∇ = êr ∂ 1 ∂ 1 ∂ + êθ + êϕ ∂r r ∂θ r sin θ ∂ϕ ~ = ~ (~r × ∇) = ~ (rêr × ∇) = ~ Drehimpuls: L i i i ∂ 1 ∂ (êr × êθ ) + (êr × êϕ ) ∂θ sin θ ∂ϕ êr × êθ = êϕ êr × êϕ = −êθ Seite 62 Prof. Dr. Horbach, SS 2014, HHU Duesseldorf Vorlesung: Quantenmechanik, inoffizielle Mitschrift by: Christian Krause, Matr. 1956616 3 DREIDIMENSIONALE ~ =~ ⇒L i ~ = i ∂ 1 ∂ êr − êθ ∂θ sin θ ∂ϕ PROBLEME IM ZENTRALPOTENTIAL ∂ ∂ ∂ cos θ ∂ cos θ ∂ êx −sin ϕ + êy cos ϕ + êz − cos ϕ − sin ϕ ∂θ sin θ ∂ϕ ∂θ sin θ ∂ϕ ∂ϕ ~ ⇒ Lx = i ~ ⇒ Ly = i ∂ ∂ cos ϕ − cot θ sin ϕ ∂θ ∂ϕ ⇒ Lz = ∂ ∂ −sin ϕ − cot θ cos ϕ ∂θ ∂ϕ ~ ∂ i ∂ϕ längere Rechnung liefert L2 in Kugelkoordinaten (verwende L2 = L+ L− + L2z − ~Lz ) 2 2 L = −~ 1 ∂ sin θ ∂θ ∂ sin θ ∂θ 1 ∂2 + sin2 θ ∂ϕ2 3.3 SG in Kugelkoordinaten Betrachte stationäre SG −~2 ∆Ψ + U (r)Ψ = EΨ 2M −~2 1 ∂ 2 ∂ 1 ∂ ∂ 1 ∂2 r + sin θ + Ψ(r, θ, ϕ) + U (r)Ψ = EΨ 2M r2 ∂r ∂r r2 sin θ ∂θ ∂θ r2 sin2 θ ∂ϕ2 Separationsansatz: Ψ(r, θ, ϕ) = R(r)Y (θ, ϕ) −~2 2M Y ∂ 2 ∂R R ∂ ∂Y R ∂2Y r + sin θ + r2 ∂r ∂r r2 sin θ ∂θ ∂θ r2 sin2 θ ∂ϕ2 teile durch RY und multipliziere mit −2 ⇒ (2) − | + U (r)RY = ERY M r2 ~2 ∂ 1 ∂ 2 ∂R 2M r2 1 r − (U (r) − E) = − R ∂r ∂r ~2 Y sin θ ∂θ 1 d ⇒ (1) R dr ∂Y 1 ∂2Y sin θ − ∂θ Y sin2 θ ∂ϕ2 2M r2 2 dR r − (U (r) − E) = l(l + 1) Radialgleichung dr ~2 1 ∂ ∂ 1 ∂2 sin θ + Y (θ, ϕ) = l(l + 1)Y Winkelgleichung sin θ ∂θ ∂θ sin2 θ ∂ϕ2 {z } = 1 L2 ~2 Seite 63 Prof. Dr. Horbach, SS 2014, HHU Duesseldorf Vorlesung: Quantenmechanik, inoffizielle Mitschrift by: Christian Krause, Matr. 1956616 3 DREIDIMENSIONALE PROBLEME IM ZENTRALPOTENTIAL 3.4 Winkelgleichung L2 Y (θ, ϕ) = ~2 l(l + 1)Y (θ, ϕ) → Y (θ, ϕ) Eigenfunktion von L2 zum Eigenwert ~l(l + 1) → Gleichung unabhängig von U (r) ⇒ Y für alle radialsymmetrischen Potentiale gleich. Separationsansatz: Y (θ, ϕ) = W1 (θ)W2 (ϕ) W2 (ϕ) ∂ ⇒− sin θ ∂θ ∂W1 (θ) W1 (θ) ∂ 2 W2 (ϕ) sin θ − = l(l + 1)W1 W2 ∂θ sin2 θ ∂ϕ2 sin θ ∂ sin2 θ ⇒ multipliziere − W1 W 2 W1 (θ) ∂θ ⇒ ∂W1 (θ) 1 ∂ 2 W2 (ϕ) sin θ + = sin2 θ l(l + 1) ∂θ W2 (ϕ) ∂ϕ2 d2 W2 (ϕ) = −m2 W2 (ϕ) dϕ2 oder L2z W2 (ϕ) = −~2 m2 W2 (ϕ) → m variiert in ganzzahligen Schritten von −l bis −l Lösung: W2 (ϕ) = eimϕ periodische Funktion von Periode 2π W2 (ϕ + 2π) = W2 (ϕ) eim(ϕ+2π) = eimϕ ⇒ eim2π = 1 ⇒ m = 0, ±1, ±2, ±3, . . . , m hat keine halbzahligen Werte. Lz Ylm (θ, ϕ) = ~mYlm (θ, ϕ) |{z} ~ ∂ i ∂ϕ zu geg. l läuft m von −l bis l: (m = 0, ±1, ±2, . . . ) verwende Leiteroperatoren: L± = Lx ± iLy L+ = ~ i | sin ϕ = ∂ ∂ ~ ∂ ∂ −sin ϕ − cot θ cos ϕ +i −cos ϕ − cot θ sin ϕ ∂θ ∂ϕ i ∂θ ∂ϕ {z } | {z } =Lx =Ly 1 iϕ 1 iϕ e − e−iϕ , cos ϕ = e − e−iϕ 2i 2 Seite 64 Prof. Dr. Horbach, SS 2014, HHU Duesseldorf Vorlesung: Quantenmechanik, inoffizielle Mitschrift by: Christian Krause, Matr. 1956616 3 DREIDIMENSIONALE ⇒ L+ = ~eiϕ ∂ ∂ + i cot θ ∂θ ∂ϕ PROBLEME IM ZENTRALPOTENTIAL L+ Wll (θ)eilϕ = 0 ⇒ ~eiϕ ∂ ∂ + i cot θ ∂θ ∂ϕ ⇒ ~ei(l + 1)ϕ Wll (θ)eilϕ = 0 ∂ − l cot θ Wll (θ) = 0 ∂θ ⇒ Wll (θ) = Cl (sin θ)l mit Cl : Normierungskonstante Normierung: Zπ Z2π dθ sin θ 0 = 2π|cl | 0 2 Zπ =Yll (θ,ϕ) dθ (sin θ)2l+1 |0 ⇒ |Cl |2 = ! dϕ |Wll (θ)eilϕ |2 = 1 {z } | {z } 2(2l l0 )2 = (2l+1)! (2l + 1)! 1 4π (2l l!)2 Anwendung des Absteigeoperators L− = ~e −iϕ ∂ ∂ + i cot θ − ∂θ ∂ϕ L− Yll (θ, ϕ) = Yll−1 (θ, ϕ) = −~ ∂ ∂θ |{z} = −~(sin θ)−l −sin θ d = ~(sin θ)−(l−1) ∂ + l cot θ Wll (θ)ei(l−1)ϕ ∂θ (sin θ)l Wll (θ)ei(l−1)ϕ d cos θ d (sin θ)2 Wll (θ)ei(l−1)ϕ d cos θ wende L− (l − m)-mal an (m ≥ 0) Ll−n − Yl l(θ, ϕ) − = ~(sin θ) m d d cos θ l−m (sin θ)l Wll (θ)einϕ Seite 65 Prof. Dr. Horbach, SS 2014, HHU Duesseldorf Vorlesung: Quantenmechanik, inoffizielle Mitschrift by: Christian Krause, Matr. 1956616 3 DREIDIMENSIONALE − = ~(sin θ) m d d cos θ l−m PROBLEME IM ZENTRALPOTENTIAL Cl (sin θ)2l Wll (θ)einϕ Substitution t = cos θ, sin2 θ = 1 − t2 ⇒ Ll−m − Yll 2 −m 2 = ~(1 − t ) d dt l−m Cl (1 − t2 )l eimϕ ∝ Ylm (θ, ϕ) mit m ≥ 0 ⇒ Ylm = Clm Plm eimϕ mit Clm : Normierungskonstante m≥0 m (l + m)! 1 Plm (t) = (−1) (1 − t2 )− 2 l | {z } (l − m)! 2 l! l+m d dt l−m (1 − t2 )l Konvention zugeordnete Legendre-Polynome Es gilt: Pl,−n (t) = (−1)m 1 ⇒ Plm (t) = l (1 − t2 ) 2 l! (l − m)! Plm (t) (l + m)! d dt l+m (t2 − 1)l Normierung: Z1 dt Plm (x)Pl0 m (x) = 2 (l + m)! δll0 2l + 1 (l − m)! −1 ⇒m≥0 s Ylm (θ, ϕ) = (−1)m 2l + 1 (l − m)! imϕ e Plm 4π (l + m)! ∗ , mit Ylm (θ, ϕ) Kugelflächenfunktionen Es gilt Ylm = (−1)m Yl,−m Bemerkungen: • Eigenfunktionen von L2 und Lz Lz Ylm = ~ ∂ Ylm = ~mYlm i ∂ϕ −l ≤ m ≤ l L2 Yl m = ~2 l(l + 1)Ylm • Yl m bilden vollständiges, orthonormiertes Funktionensystem (Basis) auf der Einheitskugel Seite 66 Prof. Dr. Horbach, SS 2014, HHU Duesseldorf Vorlesung: Quantenmechanik, inoffizielle Mitschrift by: Christian Krause, Matr. 1956616 3 DREIDIMENSIONALE Zπ Z2π sin θ dθ 0 PROBLEME IM ZENTRALPOTENTIAL dϕ Yl∗1 ,m1 Yl∗2 ,m2 = δl1 ,l2 δm1 ,m2 0 ⇒ beliebige Funktionen f (θ, ϕ) kann nach den Ylm entwickelt werden. f (θ, ϕ) = ∞ X l X flm Ylm (θ, ϕ) l=0 m=−l Z flm = Z sin θ dθ dϕ f ∗ (θ, ϕ)Ylm (θ, ϕ) • Parität: ~r → −~r : r → r, θ → π − θ, ϕ → ϕ + π P̂ Ylm (θ, ϕ) = Ylm (π − θ, ϕ + π) mit P̂ : Partitätsoperator cos(π − θ) = −cos θ ⇒ Plm (−cos θ) = (−1)l+m Plm (cos θ) eim(ϕ+π) = (−1)m eimϕ ⇒ Ylm (π − θ, ϕ + π) = (−1)l Ylm (θ, ϕ) Beispiele: 1 Y00 = √ 4π r 3 Y11 = − sin θeiϕ 8π r 3 Y10 = cos θ r 4π 15 Y22 = sin2 θe2iϕ 32π r 15 Y21 = − sin θ cos θeiϕ 8π r 5 Y20 = (3cos2 θ − 1) 16π l: Bahndrehimpulsquantenzahl, m: magnetische Quantenzahl 3.5 Die Radialgleichung d dr dR(r) 2M r2 r2 − (U (r) − E)R(r) = l(l + 1)R(r) dr ~2 substituiere u(r) = rR(r) Seite 67 Prof. Dr. Horbach, SS 2014, HHU Duesseldorf Vorlesung: Quantenmechanik, inoffizielle Mitschrift by: Christian Krause, Matr. 1956616 3 DREIDIMENSIONALE PROBLEME IM ZENTRALPOTENTIAL u dR 1 du u , = − 2 r dr r dr r d2 u d 2 dR r =r 2 dr dr dr ⇒R= ⇒r u(r) d2 u 2M r − 2 (U (r) − E)u(r) = l(l + 1) 2 dr ~ r multipliziere mit − − ~2 ⇒ 2M r ~2 d2 u(r) ~2 l(l + 1) u(r) = Eu(r) + U (r) + 2M dr2 2M r2 → eindimensionale, stationäre SG mit effektivem Potential Uef f (r) = U (r) + ~2 l(l + 1) 2M r2 analog: effektives Potential in klassischem 2-Körperproblem, Uef f (r) = U (r) + L2 2µr2 3.6 Das Wasserstoffatom me −1 reduzierte Masse: M = me 1 + ≈ me mp U (r) = − γ e2 1 =− 4π r r | {z 0} =γ betrachte gebundene Zustände E < 0 d2 U (r) 2M γ l(l + 1) 2M + 2 U (r) − U (r) = − 2 E U (r) dr2 ~ r r2 ~ ρ = κr, κ2 = ρ0 = ⇒ 2M |E| ~2 2M γ ~2 κ d2 ρ0 l(l + 1) + − − 1 U (ρ) = 0 dρ2 ρ ρ2 asymptotisches Verhalten ρ→0: 1 -Term dominant ρ2 Seite 68 Prof. Dr. Horbach, SS 2014, HHU Duesseldorf Vorlesung: Quantenmechanik, inoffizielle Mitschrift by: Christian Krause, Matr. 1956616 3 DREIDIMENSIONALE ⇒ d2 l(l + 1) − 2 dρ ρ2 PROBLEME IM ZENTRALPOTENTIAL U ≈0 Lösung: U ∼ ρl+1 (andere Lösung: U ∼ ρ− physikalisch nicht sinnvoll, divergiert für ρ → 0) ρ → ∞ Konstanter Term dominiert ⇒ d2 U (ρ) ≈U dρ2 Lösung: U ∼ e−ρ ⇒ Ansatz: U (ρ) = ρl+1 e−ρ W (ρ) ⇒ρ d2 W dW + 2(l + 1 − ρ) + (ρ0 − 2(l + 1))W = 0 2 dρ dρ Potenzreihenansatz: W (ρ) = ∞ X ak ρk k=0 ⇒ Rekursionsgleichung ak+1 = 2(k + l + 1) − ρ0 ak (k + 1)(k + 2l + 2) ak+1 2 ≈ ak k k → ∞ :⇒ ⇒ ak ≈ ⇒ W (ρ) ≈ ∞ X (2ρ)k k=0 k! = e2ρ führt auf nicht-normierbare Lösung ⇒ Reihe muss bei einem endlichen Wert von k abgebrochen werden, so dass: aN +1 = 0 ⇒ AN +1 = 2(N + l + 1) − ρ0 aN = 0 (N + 1(N + 2l + 2) ⇒ ρ0 = 2(N + l + 1) ≡ 2n En = − M e4 1 mit n = 1, 2, 3, 4, . . . Hauptquantenzahlen 2 2 2~ (4π0 ) n2 | {z } =13,6eV N = 0, 1, 2, . . . radiale QZ Zustand |n l ni n=N +l+1⇒l ≤n−1 Seite 69 Prof. Dr. Horbach, SS 2014, HHU Duesseldorf Vorlesung: Quantenmechanik, inoffizielle Mitschrift by: Christian Krause, Matr. 1956616 3 DREIDIMENSIONALE PROBLEME IM ZENTRALPOTENTIAL |m| ≤ l mit l: Bahndrehimpuls-QZ, Neben-QZ m: magnet. QZ Energieentartung: n = 1: |1 0 0i n = 2: |2 0 0i , |2 1 − 1i , |2 1 0i , |2 1 1i n = 3: |3 0 0i , |3 1 − 1i , |3 1 0i |3 1 1i , |3 2 − 2i , |3 2 − 1i |3 2 0i , |3 2 1i , |3 2 2i ⇒ Entartungsgrad der Energie En n−1 X (2l + 1) = n2 l=0 Bemerkungen: ~ (I) En unabhängig von l, Grund: erhaltener Runge-Lenz-Pauli-Vektor A (II) Rydbergkonstante: RH = M e4 RH =13,6 eV ⇒ En = 2 2 2 2~ (4π0 ) n Eigenfunktionen Rnl (r)? ⇒ Zusammenfassung der bisherigen Schritte: ~2 d2 U (r) Dgl. für R(r), U (r) = rR(r) ⇒ − + Uef f (r)U (r) = E U (r) mit E < 0 gebundene 2M dr2 Zustände H-Atom: Uef f (r) = − γ ~2 l(l + 1) + r 2M r2 skalierte Variablen: ρ = κr, κ2 = 2M |E| 2M γ , ρ0 = 2 ~2 ~ κ Ansatz: U (ρ) = ρl+1 e−ρ W (ρ) |{z} | {z } ρ→0 ρ→∞ → Dgl. für W (ρ) ρ d2 W dW + 2(l + 1 − ρ) + (ρ0 − 2(l + 1))W = 0 dρ2 dρ Ansatz: W (ρ) = X ∞ ak ρk k=0 normierbare Lösungen nur, wenn die Reihe bei einem endlichen Wert von k abgebrochen wird: Seite 70 Prof. Dr. Horbach, SS 2014, HHU Duesseldorf Vorlesung: Quantenmechanik, inoffizielle Mitschrift by: Christian Krause, Matr. 1956616 3 DREIDIMENSIONALE W (ρ) = X N PROBLEME IM ZENTRALPOTENTIAL ak ρk k=0 ⇒ Rekursionsbeziehung ak+1 = 2 k+l+1−n ak , n = N + l + 1 (k + 1)(k + 2l + 2) Wnl (ρ): Polynom vom Grad N = n − l − 1 1 Rnl (r) = ρl+1 e−ρ W (ρ) r r 2M |E| M e2 1 r 1 ρ = κr = r = r≡ 2 2 ~ ~ 4π 0 n r0 n r0 = 4π 0 ~2 = 0, 529 · 10−10 m = 0, 529 Å Bohrscher Radius M e2 betrachte n = 1, l = 0: R10 (r) = a0 − rr e 0 r0 Z∞ Normierung: ! r2 dr|R10 |2 = 1 0 |a0 |2 = 2 r0 Z∞ e |0 − r2r 2 0 r dr = |a0 |2 {z r0 4 } = 41 r03 2 ⇒ a0 = √ r0 1 −r Ψ110 (r, θ, ϕ) = R10 (r)Y00 (θ, ϕ) = p 3 e r0 | {z } πr0 = √1 4π betrache n = 2, l = 0 a1 = −a0 , a2 = 0 a0 ⇒ R20 (r) = 2r0 r − r 1− e 2r0 2r0 r Normierung ⇒ a0 = 2 r0 betrachte beliebige n, l : t = 2ρ Seite 71 Prof. Dr. Horbach, SS 2014, HHU Duesseldorf Vorlesung: Quantenmechanik, inoffizielle Mitschrift by: Christian Krause, Matr. 1956616 3 DREIDIMENSIONALE t PROBLEME IM ZENTRALPOTENTIAL d2 W dW + {(2l + 1) + 1 − t} + {(n + l) − (2l + 1)} W = 0 2 dt dt Laguerresche Dgl: Lösungen: Wnl (t) = L2l+1 n+l (t) zugeordnetes Laguerrepolynom LSr (t) d S t d r −t r = − e e t dt dt Beispiele: L00 = 1, L20 = 2, L01 = −t + 1, L21 = −6t + 18, L02 = t2 − 4t + 2, . . . ⇒: H-Wellenfunktion: s 2 3 (n − l − 1)! − nrr 2r l 2l+1 2r 0 L Ylm (θ, ϕ) Ψnln = e n+l r0 n 2n[(n + l)!]3 nr0 nr0 Bemerkungen: (i) Radialanteil der Wellenfunktion mit N = n − l − 1) Knoten (ii) Energiespektren: E4 = -0,85 eV E3 = -1,51 eV E2 = -3,40 eV E1 = -13,6 eV Bei einem Übergang von einem angeregten Zustand in einen Zustand niedrigerer Energie wird Energie in Form von elektromagnetischer Strahlung frei. Eγ = EA − EE = −13, 6eV Eγ = hν = 1 1 − 2 2 nA n E hc mit c: Lichtgeschwindigkeit, ν: Frequenz der Strahlung, λ: Wellenlänge, λ EE : Endzustand, EA : Anfangszustand ⇒ 1 =R λ 1 1 − 2 n2E nA Rydberg-Formel R = 1, 097 · 107 m−1 Rydbergkonstante Spektroskopie: Übergänge nach nE nE nE nE = 1: = 2: = 3: = 4: Lyman-Serie ∼ Ultraviolett-Bereich 91 nm - 121 nm Balmer-Serie Paschen-Serie Brachet-Serie Einige Linien der Balmer-Serie sind im sichtbaren Bereich (∼ 380 nm - 780 nm) 3 → 2: 656,3 nm rot Seite 72 Prof. Dr. Horbach, SS 2014, HHU Duesseldorf Vorlesung: Quantenmechanik, inoffizielle Mitschrift by: Christian Krause, Matr. 1956616 3 DREIDIMENSIONALE PROBLEME IM ZENTRALPOTENTIAL 4 → 2: 486,1 nm blau-grün 8 → 2: 388,8 nm violett 3.7 Der Runge-Lenz-Pauli-Vektor γ klassisch: Erhaltungsgröße beim Keplerproblem Potential U (r) = − r ~ = ~r˙ × L ~ − γ ~r = 1 p~ × L ~ − γ ~r A r M r ~ dA = 0 ⇒ geschlossene Bahnen, kenie Drehung des Perihels dt allgemien gilt für Zentralpotential Bahnen in der Ebene, aber nicht geschlossen q.m.: W. Pauli (1926) betrachte Coulomb-Potential U (r) − γ r ~ = 1 (~ ~ −L ~ × p~) − γ ~r Definition: A p×L 2M r Ü-Aufgabe: ~ = 0 ⇒ A: ~ Erhaltungsgröße mit H: Hamiltonoperator 1. [H, A] ~ ·A ~=A ~·L ~ =0 2. L ~ 2 + ~~2 ) + γ 2 ~ 2 = 2 H(L 3. A M 4. [Lj , Ak ] = i~jkl Al 5. [Aj , AK ] = − r ~0 = definiere A − 2i~ Hjkl Ll M M ~ A mit E < 0 2E E: Energieeigenwert von H, Skalierung sinnvoll wg. Gl(1): Gl.(4) ⇒ [Lj , A0k ] = i~jkl A0l (+) Gl.(5) ⇒ [A0j , A0k ] = i~jkl L0l (++) 1 ~ ~ 0 ), K ~ = 1 (L − A ~ 0) definiere nun I~ = (L +A 2 2 Seite 73 Prof. Dr. Horbach, SS 2014, HHU Duesseldorf Vorlesung: Quantenmechanik, inoffizielle Mitschrift by: Christian Krause, Matr. 1956616 3 DREIDIMENSIONALE PROBLEME IM ZENTRALPOTENTIAL aus (+) und (++) folgt: [Ij , Ik ] = i~jkl Il [Kj , Kk ] = i~jkl Kl ~ 2 , Kj ] = 0 [Ij , Kk ] = 0, [I~2 , Ij ] = 0, [K 2 entkoppelte und untereinander kommutierende Sätze von Drehimpulsoperatoren →: Eigenzustände |i iz k kz i I~2 |i iz k kz i = ~2 i(i + 1) |i iz k kz i 3 1 i = 0, , 1, , 2, . . . 2 2 ~ 2 |i iz k kz i = ~2 k(k + 1) |i iz k kz i, k = 0, 1 , 1, 3 , 2, . . . K 2 2 1 ~ 02 + 2 L ~ ·A ~0 I~2 = ~ L2 + A | {z } 4 =0,Gl. (2) 1 ~ 2 ~ 02 ~2 ⇒ i=k (L + A ) = K 4 1 ~ 2 M ~2 2 ~ K = L − A 4 2E 1 = 4 (3) M 2 1 M 2 2 2 2 2 ~ ~ L − E(L + ~ ) + γ = ~+ γ 2E M 4 2E ⇒E=− M γ2 M γ2 M γ2 1 3 = − = − mit k = 0, , 1, , 2, . . . 2(4~2 k(k + 1) + ~2 ) 2~2 (4k 2 + 4k + 1) 2~2 (2k + 1)2 2 2 definiere Haupt-QZ n = 2k + 1 = 1, 2, 3, . . . ⇒ En = − M γ2 Balmerformel 2~2 n2 Lz = Iz + Kz Iz |i iz k kz i = ~iz |i iz k kz i mit −i ≤ iz ≤ i Kz |i iz k kz i = ~kz |i iz k kz i mit −k ≤ kz ≤ k Eigenwerte von Lz : ~m = ~iz + ~kz 1 3 ⇒ m muss ganzzahlig sein wegen i = k = 0, , 1, , 2, . . . und damit auch l 2 2 Entartung der Energieeigenwerte: Seite 74 Prof. Dr. Horbach, SS 2014, HHU Duesseldorf Vorlesung: Quantenmechanik, inoffizielle Mitschrift by: Christian Krause, Matr. 1956616 4 TEILCHEN IM ELEKTROMAGNETISCHEN FELD festes i ⇒ (2k + 1) Eigenwerte von Iz : iz = −k, . . . , +k festes k = i ⇒ (2k + 1) Eigenwerte von kz : kz = −k, . . . , +k Lz = Iz + Kz ⇒ (2k + 1)2 verschiedene Eigenwerte für Lz ⇒= (2k + 1)2 = n2 ~ zurückzuführen (höhere Die Entartung beim Coulombproblem ist also auf die Erhaltung von A Symmetrie beim Coulombproblem) 4 Teilchen im elektromagnetischen Feld 4.1 Klassischer Hamiltonoperator E-Dynamik: elektrische und magnetische Feldstärken mit Potentialen verknüpft: ~ ~ = − 1 ∂ A − ∇Φ E c ∂t ~ =∇×A ~ B ~ Vektorpotential, Φ skalares Potential, c: Lichtgeschwindigkeit A: Lagrange-Funktion L(~r, ~r˙, t) = m ˙2 ~r + e 2 1 ~ ·A−Φ 2 mit e: Ladung des Teilchens ~ und Φ sind nicht eindeutig festgelegt, folgende transformierte Potentiale beschreiben Bemerkung: A den gleichen phys. Zustand: ~0 = A ~ + ∇f (~r, t) mit f : beliebige Funktion A Φ0 = Φ − 1 ∂f (~r, t) → Eichinvarianz c ∂t Euler-Lagrange-Gleichung d dt pj ≡ ∂L ∂ ẋj x1 ∂L = mit ~r = x2 ∂xj x3 ∂L e = mẋj + Aj mit Pj : j-te Komponente des kanonischen Impulses ∂ ẋj c ∂L ∂Φ e ∂Ak = −e + ẋk ∂xj ∂xj c ∂xj Seite 75 Prof. Dr. Horbach, SS 2014, HHU Duesseldorf Vorlesung: Quantenmechanik, inoffizielle Mitschrift by: Christian Krause, Matr. 1956616 4 TEILCHEN IM ELEKTROMAGNETISCHEN FELD 3 X ∂Ak ∂Ak → ẋk ẋk ∂xj ∂xj k=1 e ṗj = mẍj + Ȧj c ~ = A(~ ~ r, t) ⇒ Ȧj = ∂Aj + ∂Aj ẋk A ∂t ∂xk e ∂Φ + ẋk ⇒ mẍj = −e ∂xj c ∂Aj ∂Ak − ∂xj ∂xk − e ∂Aj c ∂t oder m~r¨ = −e∇Φ − e ∂A e ˙ ~ + ~r × (∇ × A) | {z } c ∂t c ~ =B ~ + 1 ~r˙ × B) ~ = F~L Lorenzkraft auf geladenes Teilchen = e(E c Hamiltonfunktion: H(~ p, ~r, t) = p~ × ~r˙ − L 3 ~ 1 A einsetzen ~r˙ = p~ − m mc ⇒H= 1 e ~ 2 p~ − A + eΦ 2m c Bemerkung: ẋj = ∂H ∂H , ṗj = − ⇒ m~r¨ = F~L X ∂pj ∂xj 4.2 Quantenmechanischer Hamiltonoperator “Ansatz“: H = = 1 e ~ 2 p~ − A + eΦ 2m c 1 e ~ 2 −i~∇ − A + eΦ 2m c Wirkung auf Wellenfunktion: Ψ(~r, t) HΨ = 1 e ~ 2 −i~∇ − A + eΦ Ψ = 2m c ∗: Coulomb-Potential U (r) = eΦ = − ! 2 ~2 i~e ~+A ~·∇ Ψ+ e A ~ 2Ψ − ∆ + |{z} eΦ Ψ + ∇·A 2m 2mc 2mc2 ∗ γ r ~ = (∇ · A)Ψ ~ +A ~ · ∇Ψ Betrachte ∇ · AΨ Seite 76 Prof. Dr. Horbach, SS 2014, HHU Duesseldorf Vorlesung: Quantenmechanik, inoffizielle Mitschrift by: Christian Krause, Matr. 1956616 4 TEILCHEN IM ELEKTROMAGNETISCHEN FELD ~=0 Coulomb-Eichung: ∇ · A ⇒ HΨ = SG: i~ e2 ~ 2 ~2 i~e ~ A·∇+ A Ψ − ∆ + eΦ + 2m mc 2mc2 ∂Ψ = HΨ ∂t ~0 = A ~ + ∇f (~r, t) Bemerkung: Eichtransformation A Φ0 = Φ − 1 ∂f (~r, t) c ∂t ∂Ψ0 ∂t ie 0 mit Ψ = Ψexp f (~r, t) ~c führt auf SG: H 0 Ψ0 = i~ ⇒ Ψ und Ψ0 beschreiben den gleichen physikalischen Zustand. 4.3 Konstantes Magnetfeld (i) Geladenes Teilchen im konstanten und homogenen Magnetfeld ~ 0, Bz ) = ∇ × A ~ B(0, ~ = (−Bz y, 0, 0); Φ = 0 wähle A stationäre SG: Hϕ(~r) = Eϕ(~r) ~2 H=− 2m ∂2 ∂2 ∂2 + + ∂x2 ∂y 2 ∂z 2 − i~eBz ∂ e2 Bz2 2 y + y mc ∂x 2mc2 Separationsansatz: ϕ(~r) = eiαx+iβz χ(y) ~2 ~2 ∂ 2 ~eBz α e2 Bz2 2 iαx+iβz 2 2 ⇒ − (−α − β ) − + y+ y e χ(y) 2m 2m ∂y 2 mc 2mc2 = Eeiαx+iβz χ(y), α, beta ∈ R konstant ⇒ ~2 d2 ~eBz α e2 Bz2 2 − + y+ y χ(y) 2m dy 2 mc 2mc2 = E− ~2 2 ~2 2 α − β χ(x) 2m 2m substituiere: y = y 0 − ~α eBz mit ω0 = Zyklotronfrequenz mω0 mc Seite 77 Prof. Dr. Horbach, SS 2014, HHU Duesseldorf Vorlesung: Quantenmechanik, inoffizielle Mitschrift by: Christian Krause, Matr. 1956616 =E− TEILCHEN IM ELEKTROMAGNETISCHEN FELD ~2 2 β 2m 2 ! m ~α ~2 d2 ~α + ω0 y 0 − − + ~ω0 α y 0 − χ0 (y 0 ) 2m dy 02 mω0 2 mω0 ⇒ = 4 ~2 2 α χ0 (y 0 ) − 2m ⇒ ~2 d2 m 2 02 χ0 (y 0 ) = χ0 (y 0 ) harmonischer Oszillator + ω0 y 2m dy 02 2 ⇒ Energieeigenwerte n = ~ω0 1 n+ 2 mit n = 0, 1, 2, . . . χ0 (y 0 ): Hermite-Polynome, symmetrisch um y 0 = 0 bzw. y0 = − ~α ~c =− α mω0 eBz ~2 2 1 En (β) = β + ~ω0 n + 2m 2 ϕ(~r) = e iαx+iβz ~c χn y − α eBz diese Zustände heißen Landau-Niveaus • freie Bewegung in z-Richtung • Energie hängt nicht von α ab ⇒ unendlichefache Entartung • keine Lokalisierung in x-RIchtung ⇒ Eigenfunktionen Wellenpakete dre Form ϕ(~r) = eiβz Z dα ˜ ~c f (α)eiαx χn y − α 2π eBz ~2 2 β 2m 1 ~e 1 ~e E⊥ = ~ω0 n + = Bz n + = (2n + 1)Bz 2 mc 2 2mc En (β) = Ek + E⊥ mit Ek = =− ~|e| (2n + 1)Bz |2mc {z } (**) = µB = 9, 274 · 10−24 J/T Bohrsches Magnetron ∗∗ geladenes, sich drehendes Teilchen ~ • magnetischer Dipol mit Dipolmoment µ ~ ∝L → E⊥ = −µz Bz Energie des Dipols Eigenfunktionen χ0n (y 0 ) → |ni Seite 78 Prof. Dr. Horbach, SS 2014, HHU Duesseldorf Vorlesung: Quantenmechanik, inoffizielle Mitschrift by: Christian Krause, Matr. 1956616 Ehrenfest-Gleichung: m 4 TEILCHEN IM ELEKTROMAGNETISCHEN FELD d2 0 hy i = −mω02 hy 0 i dt2 hn|y 0 |ni = 0, hn|py0 |ni = 0 ⇒ keine Dynamik → Wellenpaket |χ0 (t)i = ∞ X n=0 |ni hn|χ0 (t)i = | {z } =cn ∞ X cn (t) |ni n=0 hχ0 (t)|y 0 |χ0 (t)i ≡ hy 0 iχ0 m d2 hy 0 iχ0 dt2 = −mω02 hy 0 iχ0 Lösung: hy 0 iχ0 = A cos(ωt + δ) (ii) Spektrum des H-Atoms im Magnetfeld H=− γ i~e ~ e2 ~ 2 ~2 ~2 ∆− + A·∇+ A vernachlässige Term ∝ A 2M r Mc 2M c2 ~ konstant, homogen B ~ = − 1 ~r × B( ~ = ~ = ∇ × A) ~ A ˆB 2 ⇒ i~e i~e ~ ~ · ∇Ψ = i~e (~r × ∇) · BΨ ~ = − i~e L ~ · BΨ ~ A · ∇Ψ = − (~r × B) Mc 2M c 2M c 2M c ~ mit µ = −~ µ · BΨ ~= H=− e ~ L magnetisches Moment 2M c ~2 γ e ~ ~ e ~ ∆− + L · B mit µ ~= L 2M r 2M c 2M c ~ = (0, 0, Bz ), Bz konstant + homogen sei nun B ~2 γ e e ∆− − Lz Bz = H0 − Lz B z 2M r 2M c 2M c eBz RH e~Bz Lz |n l mz i = − 2 − mz |n l mz i Sei |n l mz i − 2M c n 2M c ⇒H=− ⇒ E = En − eBz ~mz mit ωL : Lamorfrequenz {z c} |2M =ωL = En − ~ωL mz → Magnetfeld führt zu (2l + 1)-fachen Aufspaltung der Energieniveaus (Aufhebung der Entartung) → normaler Zeeman-Effekt Seite 79 Prof. Dr. Horbach, SS 2014, HHU Duesseldorf Vorlesung: Quantenmechanik, inoffizielle Mitschrift by: Christian Krause, Matr. 1956616 → Größenordnung: ~ωl = 4 · 10−6 · 13, 6eV 4 TEILCHEN IM ELEKTROMAGNETISCHEN FELD Bz Vs 1m 2 1 → experimenteller Befund: Hinweise auf halbzahligen Drehimpuls: l = , Stern-Gerlach-Versuch 2 (1922) → Spinhypothese vom Wahlbach und Goudsmit (1925) 4.4 Spin ~ intrinsischer Drehimpuls des Elektrons, kein klassisches Analogon Spin S: ~ Drehimpulsoperator mit Vertauschungsrelation S [Sj , Sk ] = i~ jkl Sl ~ 2 , Sj ] = 0 [S ~ 2 und S3 ⇒ ∃ gemeinsame Eigenzustände von S Eigenwerte von s= 1 ~ 2 : ~2 s(s + 1) =2 3 ~2 S 4 S3 : ~ms mit ms = ± 1 2 ⇒ 2 Eigenvektoren |+i , |−i mit 1 S3 |+i = ~ |+i 2 1 S3 |−i = − ~ |−i 2 die einen 2-dimensionalen, komplexen Vektorraum aufspannen ⇒ h+|−i = 0, h+|+i = h−|−i = 1 beliebiger Vektor |χi dieses Vektorraums kann wie folgt dargestellt werden: |χi = χ+ |+i + χ− |−i mit |χ+ |2 + |χ− |2 = 1 |χi , |+i und |−i können wie folgt als Vektoren dargestellt werden: (in C2 ) |χi = χ+ 1 0 , |+i = , |−i = χ− 0 1 Diese Vektoren werden Spinoren genannt. Seite 80 Prof. Dr. Horbach, SS 2014, HHU Duesseldorf Vorlesung: Quantenmechanik, inoffizielle Mitschrift by: Christian Krause, Matr. 1956616 4 TEILCHEN IM ELEKTROMAGNETISCHEN FELD S3 diagonale Matrix in dieser Darstellung ~ ~ S3 = , σ3 = 2 2 1 0 0 −1 S1 , S2 bzw. σ1 , σ2 in dieser Darstellung? → verwende Leiteroperatoren: S± = S1 ± iS2 Wirkung auf Basisvektoren: 0 0 1 0 = = , S− S+ 1 0 0 0 1 0 0 1 =~ =~ , S− S+ 0 1 1 0 ⇒ S+ = ~ 0 1 0 0 , S− = ~ 0 0 1 0 1 ~ ⇒ S1 = (S+ + S− ) = 2 2 ~ 0 1 = σ1 1 0 2 1 ~ 0 −i ~ 1 0 1 S2 = (S+ − S− ) = − ~i = = σ2 −1 0 2i 2 2 i 0 2 ~ = ~ ~σ mit σ1 = ⇒ S 2 1 0 0 −i 0 1 , σ3 = , σ2 = 0 −1 i 0 1 0 σ1 , σ2 , σ3 heißen Paulimatrizen 2 2 ~ 2 = ~ (σ 2 + σ 2 + σ 2 ) = ~ 3 S 2 3 4 1 4 1 0 0 1 Eigenschaften: 1. [σj , σk ] = 2i jkl σl 2. σj2 = 1 3. σj σk + σk σj = 2δkj 1 σ2 σ3 = iσ1 , σ3 σ1 = iσ2 , ⇒ σj σk = δjk 1 + i jkl σl Seite 81 Prof. Dr. Horbach, SS 2014, HHU Duesseldorf Vorlesung: Quantenmechanik, inoffizielle Mitschrift by: Christian Krause, Matr. 1956616 4 TEILCHEN IM ELEKTROMAGNETISCHEN FELD 4.5 Pauligleichung Spin unabhängig von räumlichen Freiheitsgraden, kann also nicht in Ortsbasis dargestellt werden • Beschreibung durch Spinoren |χi • gesamter Raum durch Tensorprodukt aus Orts-Hilbertraum HR und 2-dim Hilbertraum für Spin-Freiheitsrad, H2 H = HR ⊗ H 2 Basis |~ri |σi ≡ |~ri ⊗ |σi ⇒ beliebige Wellenfunktion |Ψi = XZ d3 r Ψσ (~r) |~ri |σi σ=± ⇒ Spinorwellenfunktion Ψ+ (~r) Ψ(~r) = Ψ− (~r) Ψ† (~r) = Ψ∗+ (~r), Ψ∗− (~r) Norm: hΨ|Ψi = XZ 3 Z 2 d r |Ψσ (~r)| = d3 r |Ψ+ |2 + |Ψ− |2 = 1 σ Wahrscheinlichkeitsdichte: ρ(~r) = Ψ† (~r)Ψ(~r) = |Ψ+ |2 + |Ψ− |2 |Ψσ (~r)|2 :Wahrscheinlichkeitsdichte, dass das Teilchen am Ort ~r mit Spin σ zu finden ist. Erwartungswerte für Spinkomponenten: Z hΨ|Sα |Ψi = 3 Z † d r Ψ (~r)Sα Ψ(~r) = 3 d r Ψ∗+ (~r), Ψ∗− (~r) XZ Ψ+ (~r) Sα = d3 r Ψ∗σ (Sα )σ Ψ− (~r) 0 σ 0 Ψσ 0 σ,σ Z speziell: hΨ|S3 |Ψi = d3 r ~ |Ψ+ |2 + |Ψ− |2 2 Hamiltonoperator für Teilchen mit Spin 1 ? 2 ~ → magnetisches Moment µ Bahndrehimpuls L ~= e ~ L 2mc ~ =− e L ~B ~ → Term in Hamiltonian: HL = −~ µ·B 2mc Seite 82 Prof. Dr. Horbach, SS 2014, HHU Duesseldorf Vorlesung: Quantenmechanik, inoffizielle Mitschrift by: Christian Krause, Matr. 1956616 4 TEILCHEN IM ELEKTROMAGNETISCHEN FELD Ansatz für magnetisches Moment des Spins µ ~s = g e ~ S 2mc g: gyromagnetischer Faktor (Landéfaktor), g kann im Rahmen der Quantenelektrodynamik berechnet werden ⇒ g = 2, 002319304386 ≈ 2 Beitrag zum Hamiltonian Hs = −g e ~ ~ e ~~ ~ SB = − ~σ B = µB ~σ B 2mc m2 ~ 2 -Term) konstantes, kleines Magnetfeld B (vernachlässige B ⇒H= 1 2 e ~ ~ p~ + eΦ − (L + ~~σ ) · B 2m 2mc beliebiges Magnetfeld B(~r, t): Pauligleichung i~ ∂ ∂t 2 1 e~ e~ Ψ+ (~r, t) Ψ+ (~r, t) ~ r, t) = p~ − A(~ r, t) + eΦ(~r, t) − ~σ · B(~ Ψ− (~r, t) Ψ− (~r, t) 2m c 2mc nichtrelativistischer Grenzfall der Diracgleichung einfaches Beispiel: Ψ(t) = ⇒H=− Ψ+ (t) Ψ− (t) keine Ortsabhängigkeit e~ ~ mit h+|+i = 1 ~σ · B 2mc ~ 0, Bz ) konstant + homogen wähle B(0, d SG: i~ dt e~ Ψ+ (t) Ψ+ (t) =− σz Bz Ψ− (t) Ψ− (t) 2mc 1 0 σz = 0 −1 ⇒ i~ d dt e~Bz Ψ+ (t) Ψ+ (t) =− σz Bz Ψ− (t) −Ψ− (t) 2mc Lösung: iωL t eBz Ψ+ (t) e Ψ+ (0) = −iωL t mit ωL = Lamorfrequenz Ψ− (t) e Ψ− (0) 2mc a setze Ψ(0) = mit a, b ∈ R b ~ = Ψ† (t) ~ ~σ Ψ(t) ⇒ hSi 2 hS1 i = ab ~ cos(2ωL t) hS2 i = −ab ~ sin(2ωL t) ~ hS3 i = (a2 − b2 ) 2 Seite 83 Prof. Dr. Horbach, SS 2014, HHU Duesseldorf Vorlesung: Quantenmechanik, inoffizielle Mitschrift by: Christian Krause, Matr. 1956616 4 TEILCHEN IM ELEKTROMAGNETISCHEN FELD Präzessionsbewegung um die Achse des Magnetfeldes mit Frequenzs 2ωL 4.6 Drehung von Spinoren |+i , |−i Eigenvektoren (EV) bzgl. Sz , nun gesucht: EV |ê± i bzgl. beliebiger Richtung, beschrieben durch den Einheitsvektor (Kugelkoordinaten) ê = (sin θ cos ϕ, sin θ sin ϕ, cos θ) mit 0 ≤ ϕ < 2π und 0 ≤ θ ≤ π Eigenwert (EW)-Gleichung: ~ Sê |ê± i = ± |ê± i 2 ~ = ~ ê · ~σ = ~ (sin θ cos ϕ σ1 , sin θ sin ϕ σ2 , cos θ σ3 ) Sê = ê · S 2 2 ~ cos θ sin θ e−iϕ = −cos θ 2 sin θ eiϕ θ cos 2 ⇒ |ê+ i = θ sin eiϕ 2 θ −iϕ −sin 2 e |ê− i = θ cos 2 Diese Zustände sind bis auf einen Phasenfaktor eiα eindeutig. → beliebiger Spinor χ= χ+ χ− mit |χ+ |2 + |χ− |2 = 1 θ θ χ+ = cos eiα+ , χ− = cos eiα− 2 2 wähle ϕ = α+ − α− ⇒ χ EV bzgl. eines Einheitsvektors ê 1 Fazit: Für einen Spin − -Zustand gibt es immer eine Richtung ê, für die dieser Zustand ein 2 ~ ist. Eigenzustand des Operators ê · S ~ = ~ ~σ erzeugt Drehungen von Spinoren: S 2 i ~ χ0 = e− ~ α~ ·S χ mit α ~ = α · ~n mit α: Drehwinkel, ~n: Drehachse Seite 84 Prof. Dr. Horbach, SS 2014, HHU Duesseldorf Vorlesung: Quantenmechanik, inoffizielle Mitschrift by: Christian Krause, Matr. 1956616 4 TEILCHEN IM ELEKTROMAGNETISCHEN FELD i α·~ σ 2 χ0 = e|−{z α) unitäre Matrix U † U = 1 } χ mit U (~ =U (~ α) i U (~ α) = e− 2 α·~σ = cos α α ~n~σ − i sin ~n~σ 2 2 ∞ X (−1)j α 2j cos ~n~σ = ~n~σ 2 (2j)! 2 α j=0 α 2 ~n~σ ⇒ cos 2j = α 2j 2 ((~n · ~σ )2 )j = α 2j 2 1 ∞ α X (−1)j α 2j ~n~σ = 1 = 1cos 2 (2j)! 2 2 α j=0 sin ∞ ∞ X X (−1)j α 2j+1 (−1)j α 2j+1 ~n~σ = ~n~σ = (~n~σ ) = 2 (2j + 1)! 2 (2j + 1)! 2 α j=0 = (~n~σ ) sin j=0 α U (~ α) = cos 2 α 2 1 − i(~n · ~σ )sin α 2 U (2π~n) = −1 ⇒ χ0 = −χ U (4π~n) = 1 weiteres Beispiel: −sin ϕ α = θ, ~n = cos ϕ 0 0 sin θ cos ϕ ⇒ Drehung êz = 0 → ê = sin θ sin ϕ 1 cos θ θ θ −iϕ −sin e θ θ cos 2 2 ⇒ U = cos 1 − i sin (sin ϕ σ1 − cos ϕ σ2 ) = θ θ 2 2 iϕ sin e cos 2 2 θ 1 cos 2 ⇒U = θ = |ê+ i 0 sin eiϕ 2 θ −iϕ 0 −sin 2 e U = θ = |ê− i X 1 cos 2 Seite 85 Prof. Dr. Horbach, SS 2014, HHU Duesseldorf Vorlesung: Quantenmechanik, inoffizielle Mitschrift by: Christian Krause, Matr. 1956616 4 TEILCHEN IM ELEKTROMAGNETISCHEN FELD Bemerkung: i ~ ~ generiert Drehungen der Wellenfunktion → UL (~ Bahndrehimpuls L α) = e− ~ α~ ·L betrachte Spinorwellenfunktionen: Ψ+ (~r) Ψ(~r) = Ψ− (~r) UL (~ α)Ψ+ (~r) Ψ (~r) = Us (~ α) UL (~ α)Ψ− (~r) 0 = Us (~ α)UL (~ α)Ψ(~r) i ~ ~ = e− ~ α~ ·(L+S) Ψ(~r) ~ +S ~ erzeugt räumliche Drehung ⇒ Gesamtdrehimpuls ~j = L 4.7 Addition von Drehimpulsen ~ +S ~ mit L: ~ Bahndrehimpuls und S: ~ Spin Beispiele: J~ = L ~=S ~ (1) + S ~ (2) Spins zweier Elektronen S nun: betrachte 2 Drehimpulse J~(1) und J~(2) Eigenschaften: (α) (α) (1) [J~j , J~k ] = i~jkl J~(α) l mit α = 1, 2 (1) (2) [J~j , J~k ] = 0 (ii) (J~(1) )2 |j1 m1 i = ~2 j1 (j1 + 1) |j1 m1 i (1) J~3 |j1 m1 i = ~m1 |j1 m1 i, analog J~(2) −j1 ≤ m1 ≤ j1 2j1 + 1 Werte −j2 ≤ m2 ≤ j2 2j2 + 1 Werte (iii) Gesamtdrehimpuls J~ = J~(1) + J~(2) Basis des zugehörigen Vektorraums wird durch folgende Werte aufgespannt |j1 m1 ; j2 m2 i ≡ |j1 m1 i ⊗ |j1 m2 i Seite 86 Prof. Dr. Horbach, SS 2014, HHU Duesseldorf Vorlesung: Quantenmechanik, inoffizielle Mitschrift by: Christian Krause, Matr. 1956616 4 TEILCHEN IM ELEKTROMAGNETISCHEN FELD zugehöriger Hilbertraum H = Hj1 ⊗ Hj2 dimH = (2j1 + 1)(2j2 + 1) (iv) [Jj , Jk ] = i~jklJl (v) gesucht: Eigenzustände von |j m, j1 j2 i von J~2 , J3 , (J~(1) )2 , (J~(2) )2 1 J~2 |j m; j1 j2 i = ~2 j(j + 1) |j m; j1 j2 i mit j = 0, , 1, . . . 2 J3 |j m; j1 j2 i = ~m |j m; j1 j2 i mit −j ≤ m ≤ j (1) (2) J3 = J3 + J3 ⇒ m = m1 + m2 (α) (vi) |j1 m1 ; j2 m2 i i.a. nicht Eigenzustand von J~2 , denn [J~2 , J~3 ] 6= 0 j = j1 + j2 größtmöglicher Wert m = −(j1 + j2 ), . . . , j1 + j2 − 1, j1 + j2 |j1 j2 ; j2 j2 i = |j1 + j2 ; j1 + j2 ; j1 j2 i | {z } | {z } =j =m für gegebenes m und verschiedene Werte von m1 und m2 mit m = m1 + m2 möglich m = 5, j1 = 3 m = 4, j2 = 2 m=3 m=2 (vii) mögliche Werte für den Gesamtdrehimpuls j1 + j2 , j1 + j2 − 1, . . . , |j1 − j2 | Anzahl der Möglichkeiten: jX 1 +j2 (2j + 1) = (2j1 + 1)(2j2 + 1) j=|j1 −j2 | Basistransformation: |j m; j1 j2 i = X |j1 m1 ; j2 m2 i hj1 m1 ; j2 m2 |j m; j1 j2 i m=m1 +m2 X m=m1 +m2 |j1 m1 ; j2 m2 i > j1 j2 j Cm | 1{zm2 m} Clebsch-Gordon-Koeffizienten Seite 87 Prof. Dr. Horbach, SS 2014, HHU Duesseldorf Vorlesung: Quantenmechanik, inoffizielle Mitschrift by: Christian Krause, Matr. 1956616 4 TEILCHEN IM ELEKTROMAGNETISCHEN FELD 1 1 (viii) Beispiel: j1 = , j2 = , mögliche Zustände: 2 2 | 11 11 ; i ≡ |+ +i 22 22 1 1 11 i ≡ |− +i | ,− ; 2 2 22 | 11 1 1 ; , − i ≡ |+ −i 22 2 2 1 1 1 1 | , − ; , − i ≡ |− −i 2 2 2 2 (α) (α) Leiteroperatoren: J± = J1 (α) ± iJ2 (1) (2) (1) (2) (1) (2) J~2 = (J~(1) )2 + (J~(2) )2 + 2J~(1) J~(2) = (J~(1) )2 + (J~(2) )2 + J~3 J~3 + J~+ J~− + J~− J~+ ⇒ J~2 |+ +i = 3 2 3 2 ~~ ~ + ~ +2 + 0 + 0 |+ +i = 2~2 |+ +i 4 4 22 J~2 |− −i = 2~2 |− −i ~2 ⇒ J |+ −i = ~~ 3 2 3 2 ~ + ~ −2 4 4 22 |+ −i + ~2 |− +i = ~2 (|+ −i + |− +i) J~2 |− +i = ~2 (|− +i + |+ −i) j = 1: J~2 |j mi j1 j2 i = ~2 j(j + 1) |j mi = 2~2 {z } | ≡|j mi |1 1i = |+ +i, da J~2 |+ +i = 2~2 |+ +i 1 1 |1 0i = √ (|+ −i + |− +i) mit √ : Normierung 2 2 1 1 J~2 |1 0i = √ ~2 |+ −i + ~2 |− +i + ~2 |− +i + ~2 |+ −i = √ 2~2 (|+ −i + |− +i) = 2~2 |1 0i X 2 2 |1 − 1i = |− −i j = 1: Tripplett: |1 1i , |1 0i , |1 − 1i 1 j = 0: |0 0i = √ (|+ −i − |− +i) Singulett 2 1 J~2 |0 0i = √ ~2 |+ −i + ~2 |− +i − ~2 |− +i − ~2 |+ −i = 0 |0 0i X 2 Clebsch-Gordon-Koeffizienten: Seite 88 Prof. Dr. Horbach, SS 2014, HHU Duesseldorf Vorlesung: Quantenmechanik, inoffizielle Mitschrift by: Christian Krause, Matr. 1956616 X |j mi = j1 j2 j |j1 m1 ; j2 m2 i Cm 1 m2 5 ZEITUNABHÄNGIGE STÖRUNGSTHEORIE m m=m1 +m2 1 1 1 1 1 1 |1 0i = C 12 −2 1 0 |+ −i + C−2 12 1 0 |− +i | 2{z 2 } | {z2 2 } = √1 2 = √1 2 5 Zeitunabhängige Störungstheorie 5.1 Problemstellung Ausgangspunkt: Hamiltonoperator H = H0 + λH1 H0 : Spektrum der EW und EV bekannt: H0 |n(0) i = En(0) |n(0) i mit hm(0) |n(0) i = δmn H1 : beschreibt (kleine) Störung des Systems lambda ∈ R: Hilfsparameter gesucht: EW und EV von H : H |ni = En |ni Idee: entwickle |ni nach bekannten Eigenzuständen: |n(0) i |ni = X |m(0) i cmn m Bestimme diese Entwicklung approximativ im Rahmen einer Störungstheorie → entwickle E1 und |ni nach Potenzen von λ En = En v + λEn(1) + λ2 En(2) + . . . En(i) , i ≥ 1: Korrektur i-ter Ordnung zum n-ten EW |ni = |n(0) i + λ |n(1) i + λ2 |n(2) i + . . . → versuche En(i) und |n(i) i mit i ≥ 1 durch bekannte EW En(i) und EV |n(0) i auszudrücken. (i) λ wird zur Sortierung der Ordnung der Entwicklung benötigt. (ii) |ni gemäß obiger Entwicklung unnormiert → Normierung von |ni durch hn(0) |ni = 1 ⇒ λ hn(0) |n(1) i + λ2 hn(0) |n(2) i + · · · = 0 ⇒ hn(0) |n(1) i + hn(0) |n(2) i = · · · = 0 (Begründung hierfür später) (iii) wichtig, ob |n(0) i entartet oder nicht entartet ist → Störterm kann Entartung aufheben. Seite 89 Prof. Dr. Horbach, SS 2014, HHU Duesseldorf Vorlesung: Quantenmechanik, inoffizielle Mitschrift by: Christian Krause, Matr. 1956616 5 ZEITUNABHÄNGIGE STÖRUNGSTHEORIE 5.2 Nicht-entartete Störungsrechnung Zustände |n(0) i seien nicht entartet ⇒ EW-Gleichung (H0 +λH1 )(|n(0) i+λ |n(1) i+λ2 |n(2) i+. . . ) = (En(0) +λEn(1) +λ2 En(2) +. . . )(|n(0) i+λ |n(1) i+λ2 |n(2) i+. . . ) ordne nach Potenzen von λ H0 |n(0) i + λ(H0 |n(1) i + H1 |n(0) i) + λ2 (H0 |n(2) i + H1 |n(1) i) + . . . = En(0) |n(0) i + λ(En(0) |n(1) i + En(2) |n(0) i) + λ2 (En(0) |n(2) i + En(1) |n(1) i + En(2) |n(0) i) ⇒ (i) H0 |n(0) i = En(0) |n(0) i (ii) H0 |n(1) i + H1 |n(0) i = En(0) |n(1) i + En(1) |n(0) i (iii) H0 |n(2) i + H1 |n(1) i = En(0) |n(2) i + En(1) |n(1) i + En(2) |n(0) i multipliziere Gl. (ii) von links mit hm(0) | ⇒ hm(0) |H0 |n(1) i + hm(0) |H1 |n(0) i = En(0) hm(0) |n(1) i + En(1) hm(0) |n(0) i | | {z } {z } =δmn (0) =Em hm(0) |m(1) i (0) ⇒ (Em − En(0) ) hm(0) |n(1) i + hm(0) |H1 |n(0) i = En(1) δmn m=n En(1) = hn(0) |H1 |n(0) i Korrektur zur Energie in erster Ordnung = Erwartngswert der Störung im ungestörten Zustand hm(0) |n(1) i = hm(0) |H1 |n(0) i (0) (0) En − Em Entwicklungskoeffizienten in der Basis der ungestörten Eigenzustände ⇒ |n(1) i = X |m(0) i hm(0) |n(1) i = n6=m X |m(0) i n6=m hm(0) |H|n(0) i (0) (0) En − Em Warum hn(0) |n(1) i = 0 |n(1) i Lösung von Gl. (ii) ⇒ |n(1) i + α |n(0) i mit bel α ∈ R auch Lösung von Gl. (ii) → Nutze diese Freiheit, um m = n-Term abzuziehen setze im folgenden hn(0) |n(1) i = 0 für i ≥ 1 Korrektur 2. Ordnung: Seite 90 Prof. Dr. Horbach, SS 2014, HHU Duesseldorf Vorlesung: Quantenmechanik, inoffizielle Mitschrift by: Christian Krause, Matr. 1956616 5 ZEITUNABHÄNGIGE STÖRUNGSTHEORIE Gl. (ii) ⇒ hn(0) |H0 |n(2) i + hn(0) |H1 |n(1) i | {z } (0) =En hn(0) |n(2) i=0 = En(0) hn(0) |n(2) i +En(1) hn(0) |n(1) i +En(2) hn(0) |n(0) i | {z } | {z } | {z } =0 =0 ⇒ En(2) hn(0) |H1 |n(1) i = =1 X |hm(0) |H1 |n(0) i|2 (0) (0) En − Em n6=m 5.3 Störungstherme für entartete Zustände (0) (0) H0 |n(0) α i = En |nα i mit α = 1, . . . , k, k-fache Entartung |n(0) α i bilden Orthonormalbasis in k-dimensionalen Eigenraum ⇒ (0) hn(0) α |nβ i = δαβ ∀α, β = 1, . . . , k ⇒ H0 |n (0) i= En(0) |n(0) i mit |n (0) i= k X |n(0) α i cα α=1 Gl.(ii) ⇒ (H0 − En(0) ) |n(1) i = −(H1 − En(1) ) |n(0) i (0) multipliziere von links mit hnβ | (0) (0) hnβ |H0 − En(0) |n(1) i = − hnβ |H1 − En(1) |n(0) i {z } | =0 ⇒ k X (0) hnβ |H1 |n(0) α i cα =⇒ α=1 ⇒ k X k X (0) En(1) hnβ |n(0) α i cα | {z } α=1 =δβα (0) (1) (hnβ |H1 |n(0) α i − En δαβ )cα = 0 (*) α=1 (0) (Ĥ1 )αβ = hnβ |H1 |n(0) α i ⇒ Säkulargleichung det(Ĥ1 − En(1) 1) = 0 → Polynom k-ten Grades in En(1) (1) → k Lösungen Enx , mit x = 1, . . . , k Seite 91 Prof. Dr. Horbach, SS 2014, HHU Duesseldorf Vorlesung: Quantenmechanik, inoffizielle Mitschrift by: Christian Krause, Matr. 1956616 5 ZEITUNABHÄNGIGE STÖRUNGSTHEORIE (1) → homogenes Gleichungssystem (*) liefert für verschiedene Enx die EV mit Komponenten cαx , x = 1, . . . , k 5.4 Ritzsches Variationsprinzip stationäre SG: HΨn = En Ψn {Ψn } vollständige Orthonormalbasis, n = 0, 1, 2, 3, . . . ⇒ bel. Funktion Ψ mit hΨ|Ψi = 1 lässt sich wie folgt darstellen: Ψ= X cn Ψn n Seien nun die Ψn und En unbekannt. Dann kann die Grundzustandsenergie E0 wie folgt abgeschätzt werden: E0 ≤ hΨ|H|Ψi ≡ hHi mit Ψ : bel. Funktion mit hΨ|Ψi = 1 Beweis: 1 = hΨ|Ψi =h X cm Ψm | m = = X cn Ψn i n XX m X n c∗m cn hΨm |Ψm i | {z } =δmn X X XX |cn |2 hHi = h ck Ψk |H| cl Ψl i = c∗k cl El δkl n = X k Ek |ck |2 ≥ E0 l l X k l |ck |2 = E0 | k {z } =1 Ritzsches Verfahren: betrachte eine Schar von Testwellenfunktionen, die von Variationsparametern α1 , . . . αp abhängt: Ψ(α1 , . . . , αp ) normierte Wellenfunktion E(α1 , . . . , αp ) = hΨ(α1 , . . . , αp )|H|Ψ(α1 , . . . , αp )i minimiere nun E bzgl. der αi ⇒ ER = min E(α1 , . . . , αp ) ≥ E0 αi ER obere Schranke für E0 Bsp.1: harmonischer Oszillator Seite 92 Prof. Dr. Horbach, SS 2014, HHU Duesseldorf Vorlesung: Quantenmechanik, inoffizielle Mitschrift by: Christian Krause, Matr. 1956616 H=− 5 ZEITUNABHÄNGIGE STÖRUNGSTHEORIE ~2 d2 1 + mω 2 x2 2 2m dx 2 2 Ansatz für Testfunktion: Ψ(x) = Ae−bx → funktionale Form der Wellenfunktion für |x| → ∞ Normierung: ! Z∞ 1 == dx e −2bx2 2 r = |A| π 2b −∞ ⇒A= 2b π 1 4 ~2 hΨ|H|Ψi = − 2m 2b π 1 Z∞ 2 e −2bx2 d2 −2bx2 1 (e )dx + mω 2 2 dx 2 −∞ = 2b π 1 Z∞ 2 2 x2 e−2bx dx −∞ ~2 mω 2 b+ (+) 2m 8b minimiere bzgl. b: d db ~2 mω 2 b+ 2m 8b =0 ~2 mω 2 1 − = 0 ⇒ b = f racmω~ 2m 8b 2 in Gl. (+): ⇒ 1 1 1 ER = ~ω + ~ω = ~ω = exakte Grundzustandsenergie 4 4 2 Bsp. 2: Potentialtopf U (x) = H=− 0 |x| < L ∞ |x| > L ~2 d2 + U (x) 2m dx2 1 exakt: ϕ0 (x) = √ cos L ~2 E0 = 2m π2 4L2 1 √ x 2L nun: Variationsrechnung Anforderungen an Testfunktion Seite 93 Prof. Dr. Horbach, SS 2014, HHU Duesseldorf Vorlesung: Quantenmechanik, inoffizielle Mitschrift by: Christian Krause, Matr. 1956616 6 GRUNDLAGEN DER QUANTENTHEORIE VIELER TEILCHEN → ϕ(x, α) = 0 für |x| > L → keine Knoten wähle ϕ(x, α) = N (Lα − |x|α ) ϕ(x, α) = 0 für |x| > L Normierung: N 2 ZL α α 2 dx(L − |x| ) = 2N 2 ZL −L dx(Lα − xα)2 = L2α+1 2α2 2N 2 (2α + 1)(α + 1) 0 ⇒ N2 = (α + 1)(2α + 1) 4α2 L2α+1 ~2 ⇒ E(α) = −N 2m 2 ZL dx(Lα − |x|α ) d2 (Lα − |x|α ) dx2 −L = N2 ~2 2α−1 α2 ~2 (2α + 1)(α + 1) L = m 2α − 1 4mL2 2α − 1 √ 1 αmin = (1 + 6) ≈ 1, 72 2 ER = E(αmin ) ≈ 1, 00298E 6 Grundlagen der Quantentheorie vieler Teilchen 6.1 Schrödingergleichung betrachte System aus N Teilchen (spinlos) → Gesamt-Hilbertraum H = H1 ⊗ H2 ⊗ · · · ⊗ HN Hi : Hilbertraum von Teilchen i → uneigentliche Basis im Ortsraum |vecr1 i ⊗ · · · ⊗ |~rN i ≡ |~r1 , . . . , ~rN i → bel. Zustand in Ortsraumbasis Z Z 3 |Ψi = d r1 . . . d3 rN |~r1 , . . . , ~rN i h~r1 , . . . , ~rN |Ψi | {z } =Ψ(~ r1 ,...,~ rN ) Seite 94 Prof. Dr. Horbach, SS 2014, HHU Duesseldorf Vorlesung: Quantenmechanik, inoffizielle Mitschrift by: Christian Krause, Matr. 1956616 6 GRUNDLAGEN Z d3 r1 . . . = Z DER QUANTENTHEORIE VIELER TEILCHEN d3 rN Ψ(~r1 , . . . , ~rN ) |~r1 , . . . , ~rN i → Normierung Z Z 3 d r1 . . . d3 rN |Ψ(~r1 , . . . , ~rN )|2 = 1 im folgenden Hamiltonoperator der Form: H= N X 1 (i)2 p~ + U (~r1 , . . . , ~rN ) 2mi i=1 Annahme: N -Teilchenpotential paarweise additiv N U (~r1 , . . . , ~rN ) = N 1 XX Uij (|~ri − ~rj |) mit i 6= j 2 | {z } i=1 j=1 ≡rij Coloumbpotential Uij (rij ) = SG: i~ 1 z i zj e 2 mit zi e: Ladung von Teilchen i 4π0 rij ∂ Ψ(~r1 , . . . , ~rN , t) = HΨ(~r1 , . . . , ~rN , t) mit Spinfreiheitsgraden ∂t Ψ = ϕ(~r1 , . . . , ~rN , t)χ(σ1 , . . . , σN , t) mit σi = ±1 6.2 Ununterscheidbarkeit • N-Teilchensystem, wobei alle Teilchen identische Eigenschaften bzgl. Masse, Ladung etc. haben • Überlapp der Wellenfunktionen • q.m. keine Teilchentrajektorien wie im klassischen Fall ⇒ Teilchen sind ununterscheidbar Bsp.: Streuung zweier Elektronen − e− 1 , e2 : aus dem Unendlichen einlaufende Elektronen Vielteilchenzustand für ununterscheidbare Teilchen (1) betrachte System aus N Teilchen, die nicht miteinander wechselwirken: H= N X i=1 H(i) mit H(i) = − ~2 ∆i + U (~ri ) 2m stationäre SG: HΨ(1, . . . , N ) = EΨ(1, . . . , N ) Seite 95 Prof. Dr. Horbach, SS 2014, HHU Duesseldorf Vorlesung: Quantenmechanik, inoffizielle Mitschrift by: Christian Krause, Matr. 1956616 6 GRUNDLAGEN DER QUANTENTHEORIE VIELER TEILCHEN Einteilchen Wellenfunktion: H(i)ϕαi = Eαi ϕαi (i) αi : Satz von QZ für Teilchen i → Elektron αi = (ni , li , mi , msi ) Gesamt-Wellenfunktion: Produkt der Einteilchen-Wellenfunktionen Ψ(1, . . . , N ) = N Y ϕαi (i) (*) i=1 E= N X Eαi i=1 Ununterscheidbarkeit: Zustand des System wird beschrieben als Linearkombination von Termen der Form (*) Bsp: n = 2 Ψ(~r1 , ~r2 ) = N (ϕ1 (~r1 )ϕ2 (~r2 ) ± ϕ2 (~r1 )ϕ1 (~r2 )) mit N : Normierungsfaktor → Für Elektronen gilt das Pauliverbot. Jeder Einteilchenzustand ϕα kann höchstens von einem Elektron besetzt werden. → Wellenfunktion ist in diesem Fall total antisymmetrisch (Pauliprinzip) → im Bsp.: Ψ(~r1 , ~r2 ) = N (ϕ1 (~r1 )ϕ2 (~r2 ) − ϕ2 (~r1 )ϕ1 (~r2 )) Konstruktion einer total antisymmetrischen Wellenfunktion für N Teilchen ϕα1 (1) . . . 1 .. .. Ψα1 ,...,αN (1, . . . , N ) = √ det . . N! ϕαN (1) . . . ϕα1 (N ) .. . ϕαN (N ) Bemerkungen: • Teilchen, die dem Pauliprinzip genügen, tragen immer einen halbzahligen Spin und heißen Fermionen. • Teilchen mit ganzzahligem Spin heißen Bosonen. → Wellenfunktion total symmetrisch 6.3 Das Heliumatom He-Kern ≈ 8000 mal schwerer als Elektron → vernachlässige Bewegung des Kerns Hamiltonoperator: z = 2 Seite 96 Prof. Dr. Horbach, SS 2014, HHU Duesseldorf Vorlesung: Quantenmechanik, inoffizielle Mitschrift by: Christian Krause, Matr. 1956616 6 GRUNDLAGEN DER QUANTENTHEORIE VIELER TEILCHEN ~2 ~2 e2 1 ze2 ze2 H=− − + = H(1) + H(2) + Uee (r12 ) ∆1 − ∆2 − 2m 4π0 r1 2m 4π0 r2 4π0 |~r1 − ~r2 | | {z }| {z } | {z } =H(1) =H(2) =Uee (r12 ) Wellenfunktion: Ψσ1 σ2 (~r1 , ~r2 ) = ϕ(~r1 , ~r2 )χ(σ1 , σ2 ) ~=S ~ (1) + S ~ (2) Gesamtspin: S ⇒ Spintriplett, S = 1 ⇒ Orthohelium |1 1i = |+ +i 1 |1 0i = √ (|+ −i + |− +i) 2 |1 − 1i = |− −i Pauliprinzip ⇒ ϕ(~r1 , ~r2 ) muss antisymmetrisch sein Spinsingulett, S = 0 → Parahelium 1 |0 0i = √ (|+ −i − |− +i) 2 antisymmetrisch ⇒ ϕ(~r1 , ~r2 ) symmetrisch 6.3.1 Parahelium: Störungsrechnung 1. Ordnung Problem für H0 = H(1) + H(2) gelöst. En(0) 1 n2 2 = En1 + En2 = −z RHe RHe = me4 2~(4π0 ) 1 1 + 2 2 n1 n2 mit z = 2 m −1 1+ = 13, 604eV mit m: Elektronenmasse, MHe : Masse des He-Kerns. MHe 1 m ≈ MHe 8000 Parahelium: ϕ(~r1 , ~r2 ) symmetrisch ϕ(~r1 , ~r2 ) = N (ϕn1 l1 m1 (~r1 )ϕn2 l2 m2 (~r2 ) + ϕn2 l2 m2 (~r1 )ϕn1 l1 m1 (~r2 )) Grundzustand: n1 = n2 = 1 ⇒ ϕ(~r1 , ~r2 ) = ϕ100(~r1 )ϕ100 (~r2 ) (0) E11 = −2 · 4 · RHe = −108, 8eV störungstheoretische Korrektur 1. Ordnung für den Grundzustand Z ∆E11 = h100, 100|Uee |100, 100i = 3 d r1 Z d3 r2 |ϕ100 (~r1 )|2 |ϕ100 (~r2 )|2 e2 1 4π0 |~r1 − ~r2 | Seite 97 Prof. Dr. Horbach, SS 2014, HHU Duesseldorf Vorlesung: Quantenmechanik, inoffizielle Mitschrift by: Christian Krause, Matr. 1956616 6 GRUNDLAGEN 1 ϕ100 (~r) = √ π z r0 3 2 e − rzr 0 DER QUANTENTHEORIE VIELER TEILCHEN mit z = 2, r0 : Bohrscher Radius orientiere ~r1 in Richtung der z2 -Achse |~r1 − ~r2 | = ⇒ ∆E11 5 = 4r0 q r12 + r22 − 2r1 r2 cos θ2 1 = 2 π e2 4π0 8 r02 2 Z 3 Z d r1 d3 r2 e − r4 (r1 +r2 ) 0 1 p 2 2 r1 + r2 − 2r1 r2 cos θ2 5 = zRHe = 34eV 4 (0) ⇒ E11 ' E11 + ∆E11 = −108, 8eV + 34eV = −74, 8eV experimenteller Wert: E11 = −78, 975eV 6.3.2 Variationsrechnung für Parahelium Idee: z → z ∗ effektive Ladungszahl: Elektronen bewegen sich im Coulombfeld des Kerns, das durch das jeweilige andere Elektron abgeschirmt ist. ⇒ Testfunktion Ψ(~r1 , ~r2 , z ∗ ) = ϕ100 (~r1 , z ∗ )ϕ100 (~r2 , z ∗ ) Hamiltonoperator: z = 2 H= 1 (1)2 z ∗ e2 (z − z ∗ )e2 1 (2)2 z ∗ e2 (z − z ∗ )e2 e2 1 − − p~ − + p~ − + 2m 4π0 r1 4π0 r1 2m 4π0 r2 4π0 r2 4π0 |~r1 − ~r2 | ⇒ hΨ|H|Ψi = E(z ∗ ) = 2E0 (z ∗ ) − 2 = −2z ∗ RHe − 2 1 2(z − z ∗ )e2 hϕ100 | |ϕ100 i + hΨ|Uee |Ψi 4π0 r (z − z ∗ )e2 z ∗ 5 ∗ + z RHe 4π0 r0 4 | {z } =2RHe (z−z ∗ )z ∗ ∗2 ∗ = −2z RHe − 4RHe zz + 4RHe z ∗2 5 ∗ 5 ∗ ∗2 ∗ + z RHe = RHe 2z − 4zz + z 4 4 ∂E(z ∗ ) 5 27 ∗ ∗ Minimum: = 0 = RHe 4z − 4z + = RHe 4z − ∂z ∗ 4 5 ⇒ z∗ = 27 = 1, 6875 16 Seite 98 Prof. Dr. Horbach, SS 2014, HHU Duesseldorf Vorlesung: Quantenmechanik, inoffizielle Mitschrift by: Christian Krause, Matr. 1956616 6 GRUNDLAGEN ⇒ ER = RHe 27 5 −8+ 8 4 DER QUANTENTHEORIE VIELER TEILCHEN 27 729 =− RHe = −77, 5eV 16 128 6.3.3 Störungsrechnung für Orthohelium Orthohelium ϕ(~r1 , ~r2 ) antisymmetrisch 1 ϕ(~r1 , ~r2 ) = √ (ϕn1 l1 m1 (~r1 )ϕn2 l2 m2 (~r2 ) − ϕn2 l2 m2 (~r1 )ϕn1 l1 m1 (~r2 )) 2 hier: (n1 , l1 , m1 ) 6= (n2 , l2 , m2 ) Zustand niedrigster Energie: n1 = 1, n2 = 2 1 ϕ = √ (ϕ100 (~r1 )ϕ2lm (~r2 ) − ϕ2lm (~r1 )ϕ100 (~r2 )) 2 5 (0) E12 = − z 2 RHe = −68, 0eV 4 störungstheoretische Korrektur ∆E1n = 1 = 2 1 e2 2 4π0 Z 3 Z d3 r2 |ϕ100 (~r1 )ϕnlm (~r2 ) − ϕnlm (~r1 )ϕ100 (~r2 )|2 Z d3 r2 d r1 Z d3 r1 e2 1 4π0 |~r1 − ~r2 | 1 |ϕ100 (~r1 )ϕnlm (~r2 )|2 |~r1 − ~r2 | +|ϕnlm (~r1 )ϕ100 (~r2 )|2 − ϕ∗100 (~r1 )ϕ∗nlm (~r2 )ϕnlm (~r1 )ϕ100 (~r2 ) − ϕ∗nlm (~r1 )ϕ∗100 (~r2 )ϕ100 (~r2 )ϕnlm (~r2 ) e2 = 4π | 0 Z e2 4π | 0 Z − 3 Z d r1 1 |ϕ100 (~r1 )ϕnlm (~r2 )|2 |~r1 − ~r2 | {z } d3 r2 =Knl d3 r1 Z 1 ϕ∗ (~r1 )ϕ∗nlm (~r2 )ϕnlm (~r1 )ϕ100 (~r2 ) |~r1 − ~r2 | 100 {z } d3 r2 =Anl = Knl − Anl mit Knl : Coulombenergie, Anl : Austauschenergie (rein quantenmechanischer Effekt!) (0) Orthohelium: E12 = E12 + K2l − A2l K21 = 13, 2 eV A21 = 15, 9 eV A20 = 0, 6 eV (0) Parahelium E12 = E12 + K2l − A2l Termschema von He: Seite 99 Prof. Dr. Horbach, SS 2014, HHU Duesseldorf Vorlesung: Quantenmechanik, inoffizielle Mitschrift by: Christian Krause, Matr. 1956616 6 GRUNDLAGEN DER QUANTENTHEORIE VIELER TEILCHEN Bezeichnungen: l = 0, 1, 2, 3, . . . mit l = 0 : s(sharp) l = 1 : p(principle) l = 2 : d(diffuse) l = 3 : f (fine) Grundzustand: 1s mit 1: Hauptquantenzahl, s: Drehimpulsquantenzahl Gesamtsystem: 2s+1 LJ mit s: Gesamtspin, L Gesamtbahndrehimpuls, J: Gesamtdrehimpuls 6.3.4 Austauschwechselwirkung (0) He : E1n = E1n + Knl ± Anl +Anl : Parahelium −Anl : Orthohelium Interpretation von ±Anl ? Betrachte dazu einfacheds Modell: 2 Teilchen in 1 Dimension, die die Zustände ϕ1 (x) und ϕ2 (x) einnehmen können. Z Annahme: dx ϕ∗1 (x)ϕ2 (x) = 0 (1)ϕ(x1 , x2 ) = ϕ1 (x1 )ϕ2 (x2 ) Teilchen unterscheidbar 1 (2)ϕ(x1 , x2 ) = √ (ϕ1 (x1 )ϕ2 (x2 ) + ϕ2 (x1 )ϕ1 (x2 )) Bosonen 2 1 (3)ϕ(x1 , x2 ) = √ (ϕ1 (x1 )ϕ2 (x2 ) − ϕ2 (x1 )ϕ1 (x2 )) Fermionen 2 berechne nun mittleres Abstandsquadrat zwischen den Teilchen δ 2 = h(x1 − x2 )2 i = hx21 i + hx22 i − h2x1 x2 i Fall (1): Teilchen unterscheidbar hx21 i = Z dx1 dx2 |ϕ(x1 , x2 )|2 x21 = Z dx1 x21 |ϕ1 (x1 )|2 Z dx2 |ϕ2 (x2 )|2 = h1|x21 |1i | {z } =1 hx22 i = h2|x21 |2i hx1 x2 i = h1|x1 |1i h2|x2 |2i ⇒ δF2 1 = h1|x21 |1i + h2|x22 |2i − 2 h1|x1 |1i h2|x2 |2i Seite 100 Prof. Dr. Horbach, SS 2014, HHU Duesseldorf Vorlesung: Quantenmechanik, inoffizielle Mitschrift by: Christian Krause, Matr. 1956616 7 MESSPROZESS Fall (2): Bosonen hx21 i = Z hx22 i = 1 1 h2|x22 |2i + h1|x22 |1i 2 2 dx1 dx2 x21 |ϕ1 (x1 )ϕ2 (x2 ) + ϕ2 (x1 )ϕ1 (x2 )|2 = 1 1 h1|x21 |1i + h2|x21 |2i 2 2 hx1 x2 i = h1|x|1i h2|x|2i + 2|h1|X|2i|2 Fall (3): Fermionen δ 2 = δF2 1 + 4|h1|x|2i|2 Symmetrische Wellenfunktionen lassen Teilchen tendenziell näher zusammenrücken, während Teilchen, deren Zustand durch antisymmetrische Wellenfunktionen beschrieben werden, im Mittel weiter voneinander entfernt sind. zurück zu He: Ortho-He: ϕ(~r1 , ~r2 ) antisymmetrisch ⇒ δ 2 > δF2 1 ⇒ Energie niedriger Para-He: ϕ(~r1 , ~r2 ) symmetrisch ⇒ δ 2 < δF2 1 ⇒ Energie größer 7 Messprozess 7.1 Spinkorrelation betrachte 2-Elektronensystem im Singulett-Zustand 1 |0, 0i = √ (|+ −i − |− +i) 2 z-Achse als Quantisierungsachse, deshalb schreibe 1 |0, 0i = √ (|z+ z− i − |z− z+ i) 2 Experiment für System im Singulett-Zustand B Teilchen 2 ← ⊗ Teilchen 1 → A Beobachter A und B, die beliebig weit voneinander entfernt sein können. Verschiedene Messungen: • A und B messen Sz , A misst ± ~ ~ ⇒ B misst mit Sicherheit ∓ 2 2 Seite 101 Prof. Dr. Horbach, SS 2014, HHU Duesseldorf Vorlesung: Quantenmechanik, inoffizielle Mitschrift by: Christian Krause, Matr. 1956616 • A macht keine Messung ⇒ B misst mit Wahrscheinlichkeit 1/2 7 MESSPROZESS ~ ~ oder − 2 2 x-Achse als Quantisierungsachse 1 |0, 0i = √ (|x− x+ i − |x+ x− i) 2 Beobachter A: Messung von Sz oder Sx Beobachter B: Messung von Sx A misst Sx = + ~ ~ ⇒ B misst Sx = − 2 2 A misst Sz = + ~ ~ ⇒ B misst mit Wahrscheinlichkeit 1/2 jeweils ± 2 2 wegen [Sz , Sx ] 6= 0 ist Sx dabei vollkommen unbestimmt. 7.2 EPR-Paradoxon Einstein, Podolsky, Rosen (1935) → physikalische Realität “Kann man den Wert einer physikalischen Größe mit Sicherheit vorhersagen, ohne ein System zu stören, dann gibt es ein Element der physikalischen Realität, das dieser Größe entspricht.“ → Lokalitätsprinzip: Die Messergebnisse am System A hängen nur von den Parametern des Systems A ab, und die Messergebnisse am System B hängen nur von den Parametern des Systems B ab. → Obwohl Sx und Sz nicht gleichzeitig gemessen werden können, hat jeder Spin eine eindeutige z und eine eindeutige x-Komponente, z.B. (z+ , x− ) (widerspricht der QM!) 2 Elektronen im Spin-Singulett-Zustand Teilchen 1 (z+ , x− ) (z+ , x+ ) (z− , x+ ) (z− , x− ) ↔ ↔ ↔ ↔ Teilchen 2 (z− , x+ ) (z− , x− ) (z+ , x− ) (z+ , x+ ) ⇒ erklärt auch obiges Experiment Verallgemeinerung: betrachte Spinkomponenten bzgl. dreier Einheitsvektoren n̂1 , n̂2 , n̂3 ~ · n̂3 ~ · n̂1 , S ~ · n̂2 , S →S Seite 102 Prof. Dr. Horbach, SS 2014, HHU Duesseldorf Vorlesung: Quantenmechanik, inoffizielle Mitschrift by: Christian Krause, Matr. 1956616 7 MESSPROZESS nun 8 Möglichkeiten: Teilchen 1 (n̂1+ , n̂2+ , n̂3+ ) (n̂1+ , n̂2+ , n̂3− ) (n̂1+ , n̂2− , n̂3+ ) (n̂1− , n̂2+ , n̂3+ ) (n̂1+ , n̂2− , n̂3− ) (n̂1− , n̂2+ , n̂3− ) (n̂1− , n̂2− , n̂3+ ) (n̂1− , n̂2− , n̂3− ) Teilchen 2 (n̂1− , n̂2− , n̂3− ) (n̂1− , n̂2− , n̂3+ ) (n̂1− , n̂2+ , n̂3− ) (n̂1+ , n̂2− , n̂3− ) (n̂1− , n̂2+ , n̂3+ ) (n̂1+ , n̂2− , n̂3+ ) (n̂1+ , n̂2+ , n̂3− ) (n̂1+ , n̂2+ , n̂3+ ) Population N1 N2 N3 N4 N5 N6 N7 N8 ~ · n̂1 ) den Wert + ~ und B für (S ~ · n̂2 ) P (n̂1+ , n̂2+ ) = Wahrscheinlichkeit, dass Beobachter A für (S 2 ~ den Wert + misst. 2 = N3 + N5 8 P Ni i=1 P (n̂1+ , n̂3+ ) = N2 + N5 8 P Ni i=1 P (n̂3+ , n̂2+ ) = N3 + N7 8 P Ni i=1 ⇒ P (n̂1+ , n̂2+ ) ≤ P (n̂3+ , n̂2+ ) + P (n̂1+ , n̂3+ ) Bellsche Ungleichung folgt aus dem Lokalitätsprinzip 7.3 Quantenmechanik und Bellsche Ungleichung Eigenvektoren zu ~s · ~n θ θ θ iϕ cos 2 |n̂+ i = = cos |+i +sin e |−i θ |{z} 2 |{z} 2 sin eiϕ 2 1 0 = = 0 1 θ iϕ −sin 2 e |n̂− i = θ cos 2 ... hier fehlt was ... Seite 103 Prof. Dr. Horbach, SS 2014, HHU Duesseldorf Vorlesung: Quantenmechanik, inoffizielle Mitschrift by: Christian Krause, Matr. 1956616 7 MESSPROZESS 1 = √ (|+i1 |−i2 − |−i1 |+i2 ) 2 Wahrscheinlichkeit P (n̂1+ , n̂2+ ): Quadrat der Projektion von |0, 0i auf die jeweiligen Eigenzustände ⇒ P (n̂1+ , n̂2+ ) θ1 + = 1 h+| cos 2 θ1 1 h−| sin 2 ⊗ θ2 + 2 h+| cos 2 θ2 2 h−| sin 2 2 1 √ (|+i1 |−i2 − |−i1 |+i2 ) 2 θ2 θ1 θ2 2 θ1 − sin cos = cos sin 2 2 2 2 1 = sin2 2 1 (θ2 − θ1 ) 2 wähle nun θ1 = 0◦ , θ2 = 120◦ , θ3 = 60◦ ⇒ 1 3 P (n̂1+ , n̂2+ ) = sin2 (60◦ ) = 2 8 1 1 P (n̂1+ , n̂3+ ) = sin2 (30◦ ) = 2 8 1 1 P (n̂3+ , n̂2+ ) = sin2 (30◦ ) = 2 8 ⇒ Bellsche Ungleichung: 1 1 2 3 ≤ + = Widerspruch 8 8 8 8 Quantenmechanische Vorhersage ist im Widrespruch zur Bellschen Ungleichung und zum Lokalitätsprinzip. • • • • • Klausur Drehimpulsoperatoren (Kommutatoren) Störungsrechnung + Variationsrechnung harmonischer Oszillator Aufgaben zu Spins Seite 104