Systemhandbuch Anforderung an Fremdmotoren

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Anforderung an Fremdmotoren
1
___________________
Vorwort
2
___________________
Allgemeine Festlegungen
SINAMICS
S120
Anforderung an Fremdmotoren
3
___________________
Sicherheitshinweise
Motorbezogene
Umrichterparameter und
damit verbundene
Anforderungen an die
Motorqualität
_________4
Qualitative Anforderungen
5
___________________
an eine Vorschaltinduktivität
Systemhandbuch
6
___________________
Temperatursensoren
7
___________________
Spannungsbelastung
8
___________________
(Winkel-)Lagegeber
9
___________________
Literaturverzeichnis
Anhang
05/2013
A5E32342468
A
Rechtliche Hinweise
Warnhinweiskonzept
Dieses Handbuch enthält Hinweise, die Sie zu Ihrer persönlichen Sicherheit sowie zur Vermeidung von
Sachschäden beachten müssen. Die Hinweise zu Ihrer persönlichen Sicherheit sind durch ein Warndreieck
hervorgehoben, Hinweise zu alleinigen Sachschäden stehen ohne Warndreieck. Je nach Gefährdungsstufe
werden die Warnhinweise in abnehmender Reihenfolge wie folgt dargestellt.
GEFAHR
bedeutet, dass Tod oder schwere Körperverletzung eintreten wird, wenn die entsprechenden
Vorsichtsmaßnahmen nicht getroffen werden.
WARNUNG
bedeutet, dass Tod oder schwere Körperverletzung eintreten kann, wenn die entsprechenden
Vorsichtsmaßnahmen nicht getroffen werden.
VORSICHT
bedeutet, dass eine leichte Körperverletzung eintreten kann, wenn die entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen
nicht getroffen werden.
ACHTUNG
bedeutet, dass Sachschaden eintreten kann, wenn die entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen nicht getroffen
werden.
Beim Auftreten mehrerer Gefährdungsstufen wird immer der Warnhinweis zur jeweils höchsten Stufe verwendet.
Wenn in einem Warnhinweis mit dem Warndreieck vor Personenschäden gewarnt wird, dann kann im selben
Warnhinweis zusätzlich eine Warnung vor Sachschäden angefügt sein.
Qualifiziertes Personal
Das zu dieser Dokumentation zugehörige Produkt/System darf nur von für die jeweilige Aufgabenstellung
qualifiziertem Personal gehandhabt werden unter Beachtung der für die jeweilige Aufgabenstellung zugehörigen
Dokumentation, insbesondere der darin enthaltenen Sicherheits- und Warnhinweise. Qualifiziertes Personal ist
auf Grund seiner Ausbildung und Erfahrung befähigt, im Umgang mit diesen Produkten/Systemen Risiken zu
erkennen und mögliche Gefährdungen zu vermeiden.
Bestimmungsgemäßer Gebrauch von Siemens-Produkten
Beachten Sie Folgendes:
WARNUNG
Siemens-Produkte dürfen nur für die im Katalog und in der zugehörigen technischen Dokumentation
vorgesehenen Einsatzfälle verwendet werden. Falls Fremdprodukte und -komponenten zum Einsatz kommen,
müssen diese von Siemens empfohlen bzw. zugelassen sein. Der einwandfreie und sichere Betrieb der
Produkte setzt sachgemäßen Transport, sachgemäße Lagerung, Aufstellung, Montage, Installation,
Inbetriebnahme, Bedienung und Instandhaltung voraus. Die zulässigen Umgebungsbedingungen müssen
eingehalten werden. Hinweise in den zugehörigen Dokumentationen müssen beachtet werden.
Marken
Alle mit dem Schutzrechtsvermerk ® gekennzeichneten Bezeichnungen sind eingetragene Marken der
Siemens AG. Die übrigen Bezeichnungen in dieser Schrift können Marken sein, deren Benutzung durch Dritte für
deren Zwecke die Rechte der Inhaber verletzen kann.
Haftungsausschluss
Wir haben den Inhalt der Druckschrift auf Übereinstimmung mit der beschriebenen Hard- und Software geprüft.
Dennoch können Abweichungen nicht ausgeschlossen werden, so dass wir für die vollständige Übereinstimmung
keine Gewähr übernehmen. Die Angaben in dieser Druckschrift werden regelmäßig überprüft, notwendige
Korrekturen sind in den nachfolgenden Auflagen enthalten.
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Industry Sector
Postfach 48 48
90026 NÜRNBERG
DEUTSCHLAND
A5E32342468
Ⓟ 05/2013 Änderungen vorbehalten
Copyright © Siemens AG 2013.
Alle Rechte vorbehalten
Inhaltsverzeichnis
1
Vorwort ................................................................................................................................................... 9
2
Allgemeine Festlegungen ...................................................................................................................... 11
3
Sicherheitshinweise .............................................................................................................................. 13
3.1
4
Allgemeine Sicherheitshinweise ..................................................................................................13
Motorbezogene Umrichterparameter und damit verbundene Anforderungen an die Motorqualität .......... 17
4.1
Motorbezogene Umrichtereinstellparameter ................................................................................17
4.2
Parameter zur Motorcharakterisierung ........................................................................................19
4.3
Anforderungen an die Motorqualität.............................................................................................19
4.4
Drehmomentkonstante und Spannungskonstante.......................................................................20
4.5
Hauptinduktivität...........................................................................................................................22
4.6
Motor-Läuferwiderstand kalt ........................................................................................................26
4.7
Motor-Bemessungsspannung ......................................................................................................28
4.8
Motor-Bemessungsleistungsfaktor...............................................................................................29
4.9
Sinusform der EMK (Qualitätsanforderung) .................................................................................30
4.10
Pol- und Nutrasten im Leerlauf (Qualitätsanforderung) ...............................................................30
4.11
Pol- und Nutrasten bei Bemessungsmoment (Qualitätsanforderung) .........................................31
4.12
Bemessungsstrom .......................................................................................................................32
4.13
Bemessungsdrehmoment ............................................................................................................33
4.14
Bemessungsleistung ....................................................................................................................34
4.15
Bemessungsdrehzahl ..................................................................................................................35
4.16
Bemessungsfrequenz ..................................................................................................................37
4.17
Polpaarzahl ..................................................................................................................................38
4.18
Streuinduktivität(en) und Vorschaltinduktivität .............................................................................38
4.19
4.19.1
4.19.2
Motor-Bemessungsmagnetisierungsstrom/-kurzschlussstrom ....................................................43
Motor-Kurzschlussstrom, p0320 für Synchronmotoren ...............................................................43
Motor-Bemessungsmagnetisierungsstrom, p0320 für Asynchronmotoren .................................44
4.20
4.20.1
4.20.2
Einsatzdrehzahl Feldschwächung ...............................................................................................44
Einsatzdrehzahl Feldschwächung, p0348 für Synchronmotoren ................................................45
Einsatzdrehzahl Feldschwächung, p0348 für Asynchronmotoren ...............................................48
4.21
Pulsfrequenz ................................................................................................................................49
4.22
4.22.1
4.22.2
Bedingungen und Kriterien zum Einsatz einer Vorschaltinduktivität ...........................................50
Vorschaltinduktivität ist vom Motorhersteller festzulegen ............................................................50
Anpassung von Bemessungs- und Maximalleistung an die Vorschaltinduktivität .......................52
Anforderung an Fremdmotoren
Systemhandbuch, 05/2013, A5E32342468
5
Inhaltsverzeichnis
5
6
7
4.22.3
Besetzung des Parameters p0353 .............................................................................................. 52
4.23
Stromregleradaption .................................................................................................................... 52
4.24
Stillstandsstrom ........................................................................................................................... 56
4.25
Stillstandsdrehmoment................................................................................................................ 58
4.26
Ständerwiderstand ...................................................................................................................... 58
4.27
4.27.1
4.27.2
Maximaldrehzahl ......................................................................................................................... 58
Einschränkungen der Maximaldrehzahl aus Sicht des Betriebs an SINAMICS ......................... 59
Notwendigkeit des Überspannungsschutzes bei hoher EMK des Synchronmotors ................... 60
4.28
Kurzschlussstrom bei generatorischer Klemmenspannung über 820 V (Scheitelwert) .............. 61
4.29
Optimaler Lastwinkel und Reluktanzmomentkonstante .............................................................. 62
4.30
Parameter für den Maximalstrom ................................................................................................ 64
4.31
Kippmomentkorrekturfaktor ......................................................................................................... 65
4.32
Trägheitsmoment ........................................................................................................................ 66
4.33
Kühlart des Motors ...................................................................................................................... 67
4.34
Warnschwelle für die Motortemperatur ....................................................................................... 67
4.35
Störschwelle für die Motortemperatur ......................................................................................... 68
Qualitative Anforderungen an eine Vorschaltinduktivität ........................................................................ 71
5.1
Integration der Vorschaltinduktivität in den Stromlauf ................................................................ 71
5.2
Bauart und elektromechanische Anforderungen ........................................................................ 71
5.3
Beanspruchung durch Ströme und Frequenzen ......................................................................... 73
5.4
Beanspruchung durch Spannung ............................................................................................... 73
5.5
Sinusfilter..................................................................................................................................... 74
Temperatursensoren ............................................................................................................................. 75
6.1
Funktion der Temperatursensoren .............................................................................................. 75
6.2
6.2.1
6.2.2
Verwendbare Temperatursensoren ............................................................................................ 75
Analog messende Temperaturfühler ........................................................................................... 76
Schaltende Temperatursoren ..................................................................................................... 77
6.3
6.3.1
6.3.2
6.3.3
6.3.4
6.3.5
6.3.6
Anschluss .................................................................................................................................... 79
Standardschaltung bei Siemens-Motoren ................................................................................... 80
Sichere elektrische Trennung ..................................................................................................... 81
Einschleifen des Temperatursensors in den 17-poligen Geberstecker ...................................... 82
Anschluss an die EP-Klemme des Umrichters ........................................................................... 82
Anschluss an das Terminal Module TM120 ................................................................................ 82
Anschluss an die Sensor Modules SME120 und SME125 ......................................................... 83
6.4
6.4.1
6.4.2
Parametrierung der Warn- und Störschwellen für Übertemperaturen ........................................ 83
p0604 Warnschwelle für die Übertemperatur ............................................................................. 83
p0605 Störschwelle für die Übertemperatur ............................................................................... 84
Spannungsbelastung ............................................................................................................................ 85
7.1
Zielgruppe ................................................................................................................................... 85
Anforderung an Fremdmotoren
6
Systemhandbuch, 05/2013, A5E32342468
Inhaltsverzeichnis
8
7.1.1
7.1.2
Projektpartner mit hoher Erfahrung..............................................................................................86
Projektpartner mit erstmaligem Kontakt mit umrichtergespeisten Motoren .................................86
7.2
Bezugssystem ..............................................................................................................................87
7.3
7.3.1
7.3.2
Spannungssteilheit du/dt ..............................................................................................................88
Verbreitete konstruktive Gegenmaßnahmen ...............................................................................90
Bekannte applikative Gegenmaßnahmen ....................................................................................90
7.4
7.4.1
7.4.2
7.4.3
Leiter-Leiter-Spannung ................................................................................................................91
Verbreitete konstruktive Gegenmaßnahmen ...............................................................................92
Verbreitete Prüfmethoden ............................................................................................................92
Bekannte applikative Gegenmaßnahmen ....................................................................................92
7.5
7.5.1
7.5.2
7.5.3
Leiter-Erde-Spannung ..................................................................................................................93
Verbreitete konstruktive Gegenmaßnahmen ...............................................................................96
Verbreitete Prüfmethoden ............................................................................................................96
Bekannte applikative Gegenmaßnahmen ....................................................................................96
7.6
EMV-Aspekte ...............................................................................................................................97
(Winkel-)Lagegeber .............................................................................................................................. 99
8.1
8.1.1
8.1.2
8.1.3
8.1.4
Inkrementelle Geber ....................................................................................................................99
Inkrementalspuren A B ..............................................................................................................100
Referenzspur..............................................................................................................................101
Spursignale C D .........................................................................................................................103
Elektrische Einzelsignale ...........................................................................................................104
8.2
8.2.1
8.2.2
8.2.3
8.2.4
8.2.5
Geberversorgung .......................................................................................................................105
Funktion der Sense-Leitung .......................................................................................................105
Spannungs-Rippel der Geberversorgung ..................................................................................107
Überlastverhalten der Geberstromversorgung ..........................................................................107
Geberversorgungsspannung .....................................................................................................108
Einschaltphase ...........................................................................................................................108
8.3
EMV-Aspekte .............................................................................................................................108
8.4
EnDat-Absolutwertgeber ............................................................................................................110
8.5
TTL-/HTL-Geber.........................................................................................................................110
8.6
Resolver .....................................................................................................................................110
8.7
SSI-Geber ..................................................................................................................................111
9
Literaturverzeichnis ............................................................................................................................. 113
A
Anhang ............................................................................................................................................... 115
A.1
Liste der Abkürzungen ...............................................................................................................115
Anforderung an Fremdmotoren
Systemhandbuch, 05/2013, A5E32342468
7
Inhaltsverzeichnis
Anforderung an Fremdmotoren
8
Systemhandbuch, 05/2013, A5E32342468
1
Vorwort
Zielgruppe
Das vorliegende Dokument richtet sich an die Hersteller von Elektromotoren, die in Projekte
mit SINAMCS-Antrieben liefern. Daneben richtet es sich an Kunden von SINAMICSAntrieben, die planen, Nicht-Siemens-Motoren an SINAMICS-Umrichtern zu betreiben.
Anwendung
Bei der praktischen Umsetzung ist damit zu rechnen, dass sich die Motorhersteller dieses
Dokument nicht aus eigenem Antrieb beschaffen und es befolgen. Hingegen wird der
Motorhersteller ein Interesse zeigen, die Anforderungen seines Kunden zu erfüllen. Es ist
deshalb nachdrücklich zu empfehlen, dass diejenigen SINAMICS-Anwender, die einen
Einsatz von Fremdmotoren planen, die Beachtung der technischen Regeln dieses
Dokumentes in den Anforderungskatalog aufnehmen, den sie mit ihrem Motorzulieferer
vereinbaren.
Nutzen
Dieses Dokument soll das Zusammenspiel von Fremdmotoren mit dem SINAMICSAntriebssystem erleichtern. Es umfasst dabei die Niederspannungsumrichter der Familien
SINAMICS S120/S150 in der Regelungsart „Servo“ und „Vector“. SINAMICSMittelspannungsumrichter werden von diesem Dokument nicht erfasst. Auf der Motorseite
bezieht es sich auf die beiden am weitesten verbreiteten Motorentypen:
● Rotatorische permanenterregte Synchronmotoren (PEM)
● Rotatorische Asynchronmotoren (ASM)
Gegenstand des vorliegenden Dokumentes sind Motoren, die aus Drittquellen zugeliefert
wurden, ohne einen Siemens Systemtest durchlaufen zu haben. Die hier niedergelegten
technischen Regeln sind Grundlage für eine reibungslose Inbetriebnahme und
Voraussetzung für die Erfüllung der an den Motor gerichteten Erwartungen. Es wird deshalb
beschrieben,
● in welcher Form die Umrichtereinstellparameter aus den physikalischen Eigenschaften
des Motors abzuleiten sind. Dadurch sollen Fehlparametrierungen und
Missverständnisse vermieden werden (z. B. Verwechslung von Strangspannung mit
Außenleiterspannung).
● welche Eigenschaften der Motor hinsichtlich seiner Auslegung, seiner Serienstreuung,
seiner Stabilität und der Qualität seiner Merkmale erfüllen muss, damit ein einwandfreies
Zusammenspiel zwischen Motor und Umrichter gewährleistet ist.
Darüber hinaus wird auf allgemein gültige Anforderungen verwiesen, wie beispielsweise auf
● Spannungsfestigkeit der Wicklung
● Anforderungen an den Temperatursensor
● Anforderungen an den Geber
Anforderung an Fremdmotoren
Systemhandbuch, 05/2013, A5E32342468
9
Vorwort
Da diese letztgenannten Punkte nicht an spezifische Motortypen (PEM, ASM usw.)
gebunden sind, sondern unspezifisch für alle Motortypen gelten, wird so weit wie möglich auf
vorhandene Dokumente und Normen verwiesen.
Verbindlichkeit der Anforderungen
Bei Motoren, die aus Drittquellen zugeliefert wurden, ohne einen Siemens Systemtest
durchlaufen zu haben, muss die Systemverträglichkeit dadurch sichergestellt werden, dass a
priori bestimmte Mindestanforderungen an die physikalischen Eigenschaften und die daraus
abgeleiteten Umrichtereinstellparameter des Motors gestellt werden. Dabei wäre es kein
Widerspruch, wenn vergleichbare Motoren aus dem Siemens-Sortiment existierten, die in
einzelnen Aspekten hinter den hier genannten Anforderungen zurückblieben. Da die
freigegebenen Siemens-Motoren einen Systemtest durchlaufen haben, wurde deren
einwandfreies Systemverhalten verifiziert und eine Parametrierung hinterlegt, welche die an
den Motor gerichteten Erwartungen im Betriebsverhalten umsetzt.
Deshalb ist es umgekehrt auch zulässig, dass Fremdmotoren in einzelnen Aspekten hinter
den hier genannten Anforderungen zurückbleiben, wenn die Motoren im dafür vorgesehenen
SINAMICS-Antriebsverbund getestet und vom Kunden abgenommen wurden. Insbesondere
kann von den Regeln für die Notwendigkeit und die Dimensionierung von
Vorschaltinduktivitäten abgewichen werden, wenn Test und Kundenabnahme vorliegen.
Anforderung an Fremdmotoren
10
Systemhandbuch, 05/2013, A5E32342468
Allgemeine Festlegungen
2
● Für den Betrieb und die Projektierung an SINAMICS werden alle Größen stets und
ausschließlich in das äquivalente Ersatzschaltbild der Sternschaltung transformiert.
Hinweis
Bei Dreiecksschaltung muss in eine rechnerisch äquivalente Sternschaltung
umgerechnet werden.
● Alle Ströme sind als Strangströme in [Aeff] (bezogen auf eine äquivalente Sternschaltung)
anzugeben.
● Alle Spannungen sind als Klemmenspannungen (Klemme - Klemme) in [Ueff] (bezogen
auf eine äquivalente Sternschaltung) anzugeben.
● Wenn der Motor für eine Zwangskühlung (Zwangsbelüftung, Wasserkühlung usw.)
vorgesehen ist, dann gelten die Angaben, insbesondere die des Bemessungsbetriebs für
eben diese Kühlart, inklusive der angegebenen Bedingungen (Kühltemperatur,
Kühldruck, …).
● Alle Ersatzschaltbilddaten wie Widerstände, Induktivitäten usw. sind als einsträngige
Ersatzschaltbilddaten einer äquivalenten Sternschaltung anzugeben.
Hinweis
Die Angabe von „Zweigdaten“ zwischen zwei Wicklungsanschlüssen (z. B. bei Y – Δ umschaltbaren Wicklungen) ist nicht zulässig.
Hinweis
Die Angabe der Klemme-Klemme-Werte für Widerstände und Induktivitäten ist nicht
zulässig. Unter „einsträngige Ersatzschaltbilddaten“ werden stets die Klemme-SternGrößen verstanden.
● Die Betriebsparameter wie momentbildender Strom, feldbildender Strom,
Bemessungsfrequenz usw. sind für die feldorientierte Betriebsart zu erstellen. D. h. der
Bemessungspunkt zur Erstellung der Ersatzschaltbilddaten ist stets auf die feldorientierte
Betriebsart zu beziehen.
Die Ströme sind grundsätzlich sinusförmig mit der Überlagerung des entsprechenden
Stromrippels, der sich durch die PWM der Umrichterspannung ergibt.
Die Frequenz des Strom-Sinus entspricht
– bei Synchronmotoren der Synchronfrequenz,
– bei Asynchronmotoren der Synchronfrequenz plus der Schlupffrequenz im
Bemessungspunkt.
Anforderung an Fremdmotoren
Systemhandbuch, 05/2013, A5E32342468
11
Allgemeine Festlegungen
Als Betriebszustand ist ein Betrieb mit konstantem Drehmoment anzusetzen.
Dynamische Stromänderungen, die aufgrund einer überlagerten Drehzahl- oder
Drehmomentregelung auftreten, müssen nicht berücksichtigt werden. Die Erwärmung
durch den PWM-Stromrippel hingegen ist zu berücksichtigen.
● Sofern nicht anders vereinbart oder im Dokument anders dargestellt, wird als maximal zu
nutzende Betriebsspannung der Grundwelle ein Wert 380 Veff (Klemme - Klemme)
festgesetzt (= 90 %
von gerundet auf durch 5 teilbare Zahl).
● Im Gegensatz zur maximal nutzbaren Betriebsspannung ist zur Bewertung der
Spannungsbeanspruchung eine maximal mögliche Zwischenkreisspannung von
– UZK = 720 V für Motoren an Booksize-Leistungsteilen bei Netzanschluss-Spannungen
bis 480 V und
– UZK = 1035 V für Motoren an Chassis-Leistungsteilen bei Netzanschluss-Spannungen
bis 690 V
anzusetzen. Der Referenzwert der Zwischenkreisspannung für die Bewertung der
Spannungsbelastung weicht somit vom Referenzwert der Zwischenkreisspannung für die
nutzbare elektrische Grundwellenspannung ab. Das ist kein Widerspruch.
● Als „Bemessungsgrößen“ werden hier diejenigen Größen bezeichnet, die sich auf den
Bemessungsbetrieb, d.h. Dauerbetrieb (S1 - 100 %) bei Bemessungsdrehzahl mit
Bemessungsleistung beziehen. Der Motor muss unter den genannten
Bemessungsbedingungen im Dauerbetrieb thermisch und elektrotechnisch stabil
betreibbar sein. Der Betriebszustand unter Bemessungsbedingungen
(Bemessungsdrehzahl unter Bemessungsdrehmoment) wird im Folgenden als
„Bemessungspunkt“ bezeichnet.
● Bei den Angaben, die sich auf die Bemessungsbedingungen beziehen, ist der thermisch
eingeschwungene Zustand des Motors anzusetzen. Das bedeutet, dass der Motor
(Wicklung, Kurzschlusskäfig, EMK-Konstante der Dauermagnetbestückung usw.) ihre
typische Temperatur des Bemessungsbetriebes (Dauerbetrieb S1 - 100 %) aufweisen.
● Falls der Hersteller eine Vorschaltinduktivität vorschreibt, ist deren Induktivität für die
Ströme, Spannungen und die Erwärmung zu berücksichtigen. Die Vorschaltinduktivität ist
dann Bestandteil des Systems Umrichter-Vorschaltinduktivität - Motor. Wird die
Vorschaltinduktivität verändert, muss ein neues Datenblatt mit
Umrichtereinstellparametern erstellt werden.
● Sofern nicht explizit anders angegeben, sind die Merkmale Leistung, Drehmoment und
Drehzahl immer auf die Welle bezogene mechanische Größen
Hinweis
Terminologie
In der Literatur werden die Begriffe „Bemessungs-“ (z. B. Bemessungsleistung) und „Nenn-“
(z. B. Nennleistung) häufig synonym verwendet. Weil in den Handbüchern zu den
SINAMICS-Geräten bevorzugt der Begriff „Bemessungs-“ verwendet wird, findet auch in
diesem Dokument der Begriff „Bemessungs-“ anstatt des Begriffes „Nenn-“Verwendung.
Anforderung an Fremdmotoren
12
Systemhandbuch, 05/2013, A5E32342468
Sicherheitshinweise
3.1
3
Allgemeine Sicherheitshinweise
GEFAHR
Lebensgefahr durch Berühren unter Spannung stehender Teile
Beim Berühren unter Spannung stehender Teile erleiden Sie Tod oder schwere
Verletzungen.
• Arbeiten Sie an elektrischen Geräten nur, wenn Sie dafür qualifiziert sind.
• Halten Sie bei allen Arbeiten die landesspezifischen Sicherheitsregeln ein.
Generell gelten sechs Schritte zum Herstellen von Sicherheit:
1. Bereiten Sie das Abschalten vor und informieren Sie Teammitglieder, die von dem
Vorgang betroffen sind.
2. Schalten Sie die Maschine spannungsfrei.
– Schalten Sie die Maschine ab.
– Warten Sie die Entladezeit ab, die auf den Warnschildern genannt ist.
– Prüfen Sie die Spannungsfreiheit von Leiter gegen Leiter und Leiter gegen
Schutzleiter.
– Prüfen Sie, ob vorhandene Hilfsspannungskreise spannungsfrei sind.
– Stellen Sie sicher, dass sich Motoren nicht bewegen können.
3. Identifizieren Sie alle weiteren gefährlichen Energiequellen, z. B. Druckluft, Hydraulik
oder Wasser.
4. Isolieren oder neutralisieren Sie alle gefährlichen Energiequellen, z. B. durch das
Schließen von Schaltern, das Erden oder Kurzschließen oder das Schließen von
Ventilen.
5. Sichern Sie die Energiequellen gegen Wiedereinschalten.
6. Vergewissern Sie sich, dass die Maschine völlig verriegelt ist ... und dass Sie die
richtige Maschine haben.
Nach Abschluss der Arbeiten stellen Sie die Betriebsbereitschaft in umgekehrter
Reihenfolge wieder her.
WARNUNG
Lebensgefahr durch gefährliche Spannung beim Anschluss einer nicht geeigneten
Stromversorgung
Beim Berühren unter Spannung stehender Teile können Sie im Fehlerfall Tod oder schwere
Verletzungen erleiden.
• Verwenden Sie für alle Anschlüsse und Klemmen der Elektronikbaugruppen nur
Stromversorgungen, die SELV- (Safety Extra Low Voltage) oder PELV- (Protective
Extra Low Voltage) Ausgangsspannungen zur Verfügung stellen.
Anforderung an Fremdmotoren
Systemhandbuch, 05/2013, A5E32342468
13
Sicherheitshinweise
3.1 Allgemeine Sicherheitshinweise
WARNUNG
Lebensgefahr durch Berührung unter Spannung stehender Teile bei beschädigten Geräten
Unsachgemäße Behandlung von Geräten kann zu deren Beschädigung führen.
Bei beschädigten Geräten können gefährliche Spannungen am Gehäuse oder an
freiliegenden Bauteilen anliegen.
• Halten Sie bei Transport, Lagerung und Betrieb die in den technischen Daten
angegebenen Grenzwerte ein.
• Verwenden Sie keine beschädigten Geräte.
• Schützen Sie die Komponenten gegen leitfähige Verschmutzung, z. B. durch Einbau in
einen Schaltschrank mit der Schutzart IP54 nach EN 60529. Unter der Voraussetzung,
dass am Aufstellort das Auftreten von leitfähigen Verschmutzungen ausgeschlossen
werden kann, ist auch eine entsprechend geringere Schutzart des Schaltschranks
zulässig.
WARNUNG
Brandgefahr des Motors durch Überlastung der Isolation
Bei einem Erdschluss in einem IT-Netz entsteht eine höhere Belastung der Motorisolation.
Mögliche Folge ist ein Versagen der Isolation mit Personengefährdung durch
Rauchentwicklung und Brand.
• Verwenden Sie eine Überwachungseinrichtung, die einen Isolationsfehler meldet.
• Beseitigen Sie den Fehler so schnell wie möglich, um die Motorisolation nicht zu
überlasten.
WARNUNG
Lebensgefahr durch elektrischen Schlag bei nicht aufgelegten Leitungsschirmen
Durch kapazitive Überkopplung können lebensgefährliche Berührspannungen bei nicht
aufgelegten Leitungsschirmen entstehen.
• Legen Sie Leitungsschirme und nicht benutzte Adern von Leistungsleitungen (z. B.
Bremsadern) mindestens einseitig auf geerdetes Gehäusepotenzial auf.
WARNUNG
Lebensgefahr durch elektrischen Schlag bei fehlender Erdung
Bei fehlendem oder fehlerhaft ausgeführtem Schutzleiteranschluss von Geräten mit
Schutzklasse I können hohe Spannungen an offen liegenden Teilen anliegen, die bei
Berühren zu Tod oder schweren Verletzungen führen können.
• Erden Sie das Gerät vorschriftsmäßig.
Anforderung an Fremdmotoren
14
Systemhandbuch, 05/2013, A5E32342468
Sicherheitshinweise
3.1 Allgemeine Sicherheitshinweise
WARNUNG
Lebensgefahr durch elektrischen Schlag beim Trennen von Steckverbindungen im Betrieb
Beim Trennen von Steckverbindungen im Betrieb können Lichtbögen zu schweren
Verletzungen oder Tod führen.
• Öffnen Sie die Verbindungen nur im spannungsfreien Zustand, sofern sie nicht
ausdrücklich zum Trennen im Betrieb freigegeben sind.
WARNUNG
Lebensgefahr durch inaktive Safety-Funktionen
Inaktive oder nicht angepasste Safety-Funktionen können Funktionsstörungen an
Maschinen auslösen, die zu schweren Verletzungen oder Tod führen können.
• Beachten Sie vor der Inbetriebnahme die Informationen in der zugehörigen
Produktdokumentation.
• Führen Sie für sicherheitsrelevante Funktionen eine Sicherheitsbetrachtung des
Gesamtsystems inklusive aller sicherheitsrelevanten Komponenten durch.
• Stellen Sie durch entsprechende Parametrierung sicher, dass die angewendeten
Sicherheitsfunktionen an Ihre Antriebs- und Automatisierungsaufgabe angepasst und
aktiviert sind.
• Führen Sie einen Funktionstest durch.
• Setzen Sie Ihre Anlage erst dann produktiv ein, nachdem Sie den korrekten Ablauf der
sicherheitsrelevanten Funktionen sichergestellt haben.
Hinweis
Wichtige Sicherheitshinweise zu Safety-Funktionen
Sofern Sie Safety-Funktionen nutzen wollen, beachten Sie unbedingt die
Sicherheitshinweise in den Safety-Handbüchern.
Anforderung an Fremdmotoren
Systemhandbuch, 05/2013, A5E32342468
15
Sicherheitshinweise
3.1 Allgemeine Sicherheitshinweise
Anforderung an Fremdmotoren
16
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4
Motorbezogene Umrichterparameter und damit
verbundene Anforderungen an die Motorqualität
4.1
Tabelle 4- 1
Motorbezogene Umrichtereinstellparameter
Motordaten, die als Umrichtereinstellparameter verwendet werden
Parameter Bedeutung
Einheit
sync /
async
siehe Seite
p0304
Bemessungsspannung
Veff
a
→
(Seite 28)
p0305
Bemessungsstrom
Aeff
s und a
→
(Seite 32)
p0307
Bemessungsleistung
kW
a
→
(Seite 34)
p0308
Bemessungsleistungsfaktor
a
→
(Seite 29)
p0310
Bemessungsfrequenz
Hz
a
→
(Seite 37)
p0311
Bemessungsdrehzahl
1 / min
s und a
→
(Seite 35)
p0312
Bemessungsdrehmoment
Nm
a
→
(Seite 33)
p0314
Polpaarzahl
s und a
→
(Seite 38)
p0316
Drehmomentkonstante
Nm / A
s
→
(Seite 20)
p0317
Spannungskonstante
Veff / 1000
Upm
s
→
(Seite 20)
p0318
Stillstandsstrom
Aeff
s
→
(Seite 56)
p0319
Stillstandsmoment
Nm
s
→
(Seite 58)
p0320
Bemessungsmagnetisierungsstrom / -kurzschlussstrom
Aeff
s und a
→
(Seite 43)
p0322
Maximaldrehzahl
1 / min
s und a
→
(Seite 58)
p0323
Maximalstrom
Aeff
s
p0326
Kippmomentkorrekturfaktor
%
s und a
→
(Seite 65)
p0327
Lastwinkel optimal
Grad
s
→
(Seite 62)
p0328
Reluktanzmomentkonstante
mH
s
→
(Seite 62)
Anforderung an Fremdmotoren
Systemhandbuch, 05/2013, A5E32342468
17
Motorbezogene Umrichterparameter und damit verbundene Anforderungen an die Motorqualität
4.1 Motorbezogene Umrichtereinstellparameter
Parameter Bedeutung
Einheit
sync /
async
siehe Seite
a
→
(Seite 67)
p0335
Motorkühlart
p0338
Grenzstrom
Aeff
s und a
p0341
Trägheitsmoment
kgm²
s und a
p0348
Einsatzdrehzahl Feldschwächung Vdc = 600 V
1 / min
s und a
→
(Seite 44)
p0350
Ständerwiderstand kalt
Ohm
s und a
→
(Seite 58)
p0353
Vorschaltinduktivität
mH
s und a
→
(Seite 38)
p0354
Läuferwiderstand kalt
Ohm
a
→
(Seite 26)
p0356
Ständerstreuinduktivität
mH
s und a
→
(Seite 38)
p0358
Läuferstreuinduktivität / Dämpferinduktivität d-Achse
mH
a
→
(Seite 38)
p0360
Hauptinduktivität
mH
a
→
(Seite 22)
p0391
Stromregleradaption Einsatzpunkt KP
Aeff
s und a
→
(Seite 52)
p0392
Stromregleradaption Einsatzpunkt KP adaptiert
Aeff
s und a
→
(Seite 52)
p0393
Stromregleradaption P-Verstärkung Adaption
%
s und a
→
(Seite 52)
p0604
Motorübertemperatur Warnschwelle
°C
s und a
→
(Seite 67) /
→
(Seite 83)
p0605
Motorübertemperatur Störschwelle
°C
s und a
→
(Seite 68) /
→
(Seite 84)
p0640
Stromgrenze
Aeff
s und a
p1800
Pulsfrequenz
kHz
s und a
→
(Seite 49)
Anforderung an Fremdmotoren
18
Systemhandbuch, 05/2013, A5E32342468
Motorbezogene Umrichterparameter und damit verbundene Anforderungen an die Motorqualität
4.2 Parameter zur Motorcharakterisierung
4.2
Parameter zur Motorcharakterisierung
Nachfolgend aufgeführt sind Motordaten, die zur Charakterisierung des Motors verwendet
werden, aber keinen Eingang in die Umrichterparametrierung finden. Sie müssen im
Datenblatt des Motorherstellers enthalten sein.
Tabelle 4- 2
Parameter zur Motorcharakterisierung
Name im Dokument
Funktion
Einheit
sync /
async
siehe Seite
Lm_Iμ_small
Hauptinduktivität für kleinen Magnetisierungsstrom
mH
a
→
(Seite 22)
Iμ_sat_start
Magnetisierungsstrom, ab dem die Sättigung der
Hauptinduktivität einsetzt
Aeff
a
→
(Seite 22)
Schaltschwelle für PTC (bzw- Bimetallschalter) zur
Motortemperaturüberwachung
°C
4.3
Anforderungen an die Motorqualität
Nachfolgend aufgeführt sind Qualitätsanforderungen an den Motor, die nicht an direkte
Umrichtereinstellparameter geknüpft sind. Die hier aufgelisteten Daten müssen nicht im
Datenblatt des Motorherstellers enthalten sein, der Motor muss aber die hier genannten
Qualitätsanforderungen erfüllen.
Tabelle 4- 3
Parameter zur Motorcharakterisierung
Name im Dokument
Qualitätsmerkmal
sync /
async
siehe Seite
Grad_Iμ_small
Steigung der Flusskurve im Bemessungspunkt des
Magnetisierungsstroms
a
→ (Seite 22)
Sinusform der EMK
s und a
→ (Seite 30)
Pol- und Nutrasten im Leerlauf
s und a
→ (Seite 30)
Pol- und Nutrasten bei Bemessungsmoment
a
→ (Seite 31)
Kurzschlussstrom bei Verwendung Schutzfunktion „Kurzschluss der
Motorleitungen“
s
→ (Seite 61)
Anforderung an Fremdmotoren
Systemhandbuch, 05/2013, A5E32342468
19
Motorbezogene Umrichterparameter und damit verbundene Anforderungen an die Motorqualität
4.4 Drehmomentkonstante und Spannungskonstante
4.4
Drehmomentkonstante und Spannungskonstante
Hinweis
Angaben in diesem Kapitel gelten nur für Synchronmotoren
Die hier gemachten Angaben für Drehmoment- und Spannungskonstanten gelten
ausschließlich für Synchronmotoren.
Hinweis
Asynchronmotoren
Für Asynchronmotoren wird die Drehmomentkonstante nicht als direkter Parameter an den
Umrichter übergeben. Dennoch rechnet der Umrichter intern mit einem Drehmomentfaktor,
damit die Drehmomentanforderung aus dem Drehzahlregler korrekt umgesetzt werden kann.
Der intern verwendete Drehmomentfaktor setzt sich unter anderem aus den eingetragenen
Parametern für Bemessungsdrehzahl und Bemessungsleistung zusammen. Um einen
korrekt normierten Drehzahlregler zu erhalten, muss die Angabe für die Bemessungsleistung
beim Asynchronmotor hinreichend exakt mit der Leistungs- bzw. Drehmomentbetrachtung
des Ersatzschaltbildes übereinstimmen.
p0316 Motor-Drehmomentkonstante
Die Drehmomentkonstante wird für den Motor unter Bemessungsbedingungen angegeben:
● Bemessungsdrehmoment wird erzeugt. Gewertet wird das Wellendrehmoment, das
bereits eine eventuelle Minderung durch Reibung erfahren hat.
● Der Motor, insbesondere der Läufer mit seinen Dauermagneten hat die
Beharrungstemperatur des S1-Betriebs erreicht.
● Als Strom, im Nenner der Drehmomentkonstante wird nur der drehmomentbildende
Strom Iq gewertet. Falls der Bemessungspunkt im Feldschwächbereich liegt, geht der
feldbildende Anteil des Stroms nicht in die Drehmomentkonstante ein (Strom im
Grunddrehzahlbereich als Strangstrom-Effektivwert in der Zuleitung des Motors).
● Als Drehmoment wird ausschließlich das Drehmoment gewertet, das unter dem
Kommutierungswinkel 90 Grad erzeugt wird (siehe Kapitel Optimaler Lastwinkel und
Reluktanzmomentkonstante (Seite 62)).
Anforderung an den Motor
Die Drehmomentkonstante muss über den gesamten zugelassenen Bereich des
momentbildenden Stroms hinreichend konstant sein.
● Gegenüber dem Anfangswert für Leerlauf (kt0) darf der Rückgang bei Bemessungsstrom
nicht größer als 10 % sein.
● Gegenüber dem Anfangswert für Leerlauf darf der Rückgang bei maximalem
momentbildenden Strom nicht größer als 20 % sein.
Anforderung an Fremdmotoren
20
Systemhandbuch, 05/2013, A5E32342468
Motorbezogene Umrichterparameter und damit verbundene Anforderungen an die Motorqualität
4.4 Drehmomentkonstante und Spannungskonstante
Die Drehmomentkonstante muss gegenüber den zulässigen Variationen von Temperatur
und Drehzahl hinreichend konstant sein.
● Gegenüber dem Stillstandswert darf die Abweichung der Drehmomentkonstante über den
zulässigen Drehzahlbereich nicht größer als ±3 % sein.
● Gegenüber dem 20 °C-Wert darf die Abweichung der Drehmomentkonstante über den
zulässigen Temperaturbereich nicht größer als +10 %…-5 % sein.
Hinweis
Da die Drehmomentkonstante den betriebswarmen Motor unter Bemessungsbedingungen
beschreibt, ist zu erwarten, dass sie im Falle von permanenterregten Synchronmotoren bei
kaltem Läufer zunimmt.
Bild 4-1
Zugelassener (sättigungsbedingter) Rückgang der Drehmomentkonstante
p0317 Motor-Spannungskonstante
Als Spannungskonstante wird die Klemmenspannung (Außenleiterspannung, Effektivwert)
gewertet, die sich bei kaltem Motor bei einer Drehzahl von 1000 Upm ergibt. Der
Lastzustand zur Ermittlung der Spannungskonstante ist Leerlauf. Dies entspricht einem
fremdgetriebenem Generator mit offenen Klemmen. Falls dieser Betriebszustand wegen der
Höhe der induzierten Spannung für die Drehzahl von 1000 Upm nicht zulässig ist, wird von
der gerade noch zulässigen Drehzahl mit offenen Klemmen auf 1000 Upm (linear)
umgerechnet.
● Effektivwert der Klemmenspannung (nicht Klemme - Stern)
● Drehzahl 1000 Upm
● Der Motor, insbesondere der Läufer mit seinen Dauermagneten ist „kalt“ (20 °C).
● Lastzustand Leerlauf (vorzugsweise fremdgetrieben mit offenen Klemmen)
Anforderung an Fremdmotoren
Systemhandbuch, 05/2013, A5E32342468
21
Motorbezogene Umrichterparameter und damit verbundene Anforderungen an die Motorqualität
4.5 Hauptinduktivität
Hinweis
Wegen der Energieerhaltung stehen die Spannungskonstante und das „innere1)“
Drehmoment eines permanent erregten Synchronmotors in fester Beziehung zueinander. Im
Betriebszustand für kleine Ströme (ungesättigter Motor) und für kalten Läufer geht die dort
wirksame „innere“ Drehmomentkonstante über den festen Faktor 60,46 aus der
Spannungskonstante hervor.
kT für kleine Ströme und kalten Motor = 1/60,46 · p0317 · [(Nm/Aeff) / (Veff/min-1)]
Entspricht die vom Motorhersteller angegebene Drehmomentkonstante dem oben
dargestellten Wert, dann hat der Motorhersteller weder Temperatureffekte der
Magnetisierung, noch Effekte der magnetischen Sättigung, noch Reibungsverluste in die
Drehmomentkonstante einfließen lassen.
1) Unter
„innerem“ Drehmoment wird das Luftspaltdrehmoment verstanden. Das
mechanische Wellendrehmoment ist dann um die Reibungsanteile vermindert.
4.5
Hauptinduktivität
Hinweis
Angaben in diesem Kapitel gelten nur für Asynchronmotoren
Die hier gemachten Angaben zur Hauptinduktivität gelten ausschließlich für
Asynchronmotoren.
p0360 Motor-Hauptinduktivität/Hauptinduktivität d-Achse gesättigt
Die Hauptinduktivität (p0360) wird als Parameter für den Bemessungsmagnetisierungsstrom
im Leerlauf (p0320) übergeben. Zur Kenntnis des Betriebsverhaltens ist die Beschreibung
der Abhängigkeit der Hauptinduktivität vom Magnetisierungsstrom erforderlich. Die beiden
Parameter p0320 und p0360 dienen als Koordinaten für den Basispunkt zur Beschreibung
des Verlaufs der Hauptinduktivität. Im Rahmen der Motordatenübergabe muss der Verlauf
der Hauptinduktivität über dem Magnetisierungsstrom durch einen zusätzlichen Stützpunkt
beschrieben werden. Da die Feldschwächung frühestens ab der Bemessungsdrehzahl
einsetzt (siehe Kapitel Einsatzdrehzahl Feldschwächung (Seite 44)), ist der
Magnetisierungsstrom in keinem Betriebszustand größer als der
Bemessungsmagnetisierungsstrom. In der Feldschwächung geht der Magnetisierungsstrom
zurück. Dadurch geht die Hauptinduktivität zunehmend aus der Sättigung und wird größer.
Für kleine Magnetisierungsströme geht die Hauptinduktivität ganz aus der Sättigung, so
dass sie im Gebiet kleiner Magnetisierungsströme konstant bleibt.
Zusätzlicher Stützpunkt: Hauptinduktivität am Übergang von Sättigung in den
Konstantbereich
Anforderung an Fremdmotoren
22
Systemhandbuch, 05/2013, A5E32342468
Motorbezogene Umrichterparameter und damit verbundene Anforderungen an die Motorqualität
4.5 Hauptinduktivität
Benennung der Koordinaten des nachfolgenden Diagramms:
Basispunkt:
● Lm_Iµ_rated (= Umrichterparameter p0360)
Hauptinduktivität beim angegebenen Bemessungsmagnetisierungsstrom
(= max. betrieblicher Magnetisierungsstrom)
● Iµ (= Umrichterparameter p0320)
Feldbildender Strom, für den der Betrieb des Motor ausgelegt wurde. Er gilt für den
Drehzahlbereich unterhalb der Feldschwächung
(ist zugleich auch der maximale betriebliche Magnetisierungsstrom)
Hinweis
Der „Magnetisierungsstrom“ wird gelegentlich auch als „Leerlaufstrom“ bezeichnet, weil
sich dieser als Klemmenstrom des unbelasteten Motors in feldorientierter Betriebsart
einstellt.
Zusätzlicher Stützpunkt:
● Lm_Iµ_small (= kein Umrichterparameter)
Hauptinduktivität für kleine Ströme
● Iµ_sat_start (= kein Umrichterparameter)
Magnetisierungsstrom ab dem die Sättigung (= Rückgang der Hauptfeldinduktivität)
einsetzt
Hinweis
Die Begriffe „Feldbildender Strom“, „Magnetisierungsstrom“ und „Leerlaufstrom“ werden in
der Literatur bei der Beschreibung des Betriebsverhaltens der feldorientierten Regelung
häufig synonym verwendet.
Anforderung an Fremdmotoren
Systemhandbuch, 05/2013, A5E32342468
23
Motorbezogene Umrichterparameter und damit verbundene Anforderungen an die Motorqualität
4.5 Hauptinduktivität
Bild 4-2
Abhängigkeit der Hauptinduktivität vom Magnetisierungsstrom (Betriebszustand:
Leerlauf)
Die Hauptinduktivität wird somit durch vier Angaben beschrieben, von denen zwei Angaben
Umrichterparameter sind:
Tabelle 4- 4
Angaben der Hauptinduktivität, die im Herstellerdatenblatt enthalten sein müssen
Parametername
Bedeutung
Einheit
Randbedingung / Funktion
p0360
Hauptinduktivität
mH
Bei angegebenen Magnetisierungsstrom p0320
p0320
Magnetisierungsstrom
Aeff
Wirksamer Magnetisierungsstrom unterhalb der
Feldschwächeinsatzdrehzahl
Lm_Iµ_small
Hauptinduktivität für kleinen
Magnetisierungsstrom
mH
Zur Bewertung des Sättigungsverhaltens
Lastzustand: Leerlauf (zusätzlichen Stützpunkt)
Iµ_sat_start
Magnetisierungsstrom, ab dem die
Sättigung der Hauptinduktivität einsetzt
Aeff
(zusätzlichen Stützpunkt)
Hinweis
Diese beiden Stützpunkte wurden in früheren Simodrive-Regelungen indirekt als MD1143
Entsättigungsdrehzahl bzw. Obere Drehzahl Lh-Kennlinie und MD1144 Entsättigungsgrad
bzw. Verstärkungsfaktor Lh-Kennlinie angegeben.
Anforderung an Fremdmotoren
24
Systemhandbuch, 05/2013, A5E32342468
Motorbezogene Umrichterparameter und damit verbundene Anforderungen an die Motorqualität
4.5 Hauptinduktivität
Anforderung an den Motor:
● Steigung der Fluss-Magnetisierungsstrom-Kurve (relevant für die Flussregelung):
Grad_Iµ_rated
Der aktuell wirkende Magnetisierungsstrom wird durch den Flussregler des Umrichters
selbsttätig so nachgestellt, dass sich ein festgelegter Zielwert des Flusses einstellt. Der
Zielwert ergibt sich aus dem Produkt der angegebenen Hauptfeldinduktivität, Lm_µ_rated
und dem angegebenen Bemessungsmagnetisierungsstrom, Iµ:
Zielwert des Flusses (Vorgabe für den Flussreglers):
Ψ_Iµ_rated ~ Lh_Iµ_rated · Iµ
Der Istwert des Flusses wird im Umrichter kontinuierlich gemessen. Ab einer bestimmten
Schwellendrehzahl (p1752) wird der Magnetisierungsstrom vom Flussregler so
nachgeführt, dass sich der Zielwert des Flusses einstellt. Damit der Flussregler den
Zielwert sicher anfahren kann, darf die Steigung der Fluss-Strom-Kurve nicht zu flach
sein.
Anforderung:
Die Steigung der Fluss-Magnetisierungsstrom-Kurve bei
Bemessungsmagnetisierungsstrom, Grad_Iµ_rated, muss mindestens noch 20 % vom
Anfangswert für kleine Ströme, Grad_Iµ_small, besitzen.
Mit anderen Worten: Die Sättigung der Flusskurve darf nicht so gravierend sein, dass bei
Bemessungs-Magnetisierungsstrom die Steigung auf weniger als 20 % des
Anfangswertes abgefallen ist.
Bild 4-3
Abhängigkeit des Flusses vom Magnetisierungsstrom (Betriebszustand: Leerlauf)
Anforderung an Fremdmotoren
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25
Motorbezogene Umrichterparameter und damit verbundene Anforderungen an die Motorqualität
4.6 Motor-Läuferwiderstand kalt
● Konstanz der Hauptinduktivität gegenüber dem Betriebszustand (Relevant für
Qualitätsaspekte):
Die Hauptinduktivität muss gegenüber den Betriebsparametern
– Schlupf
– momentbildender Strom
– Drehzahl
– Temperatur
stabil sein. Die zulässigen Änderungen dürfen im freigegebenen Betriebsbereich +10 %
und -5 % nicht überschreiten. Insbesondere eine Änderung der Hauptinduktivität, die
durch den momentbildenenden Strom verursacht würde, ist unerwünscht und darf den
genannten Rahmen nicht überschreiten.
Hinweis
Eine Abhängigkeit der Hauptinduktivität vom Magnetisierungsstrom nach Bild
"Abhängigkeit der Hauptinduktivität vom Magnetisierungsstrom" und Bild "Abhängigkeit
des Flusses vom Magnetisierungsstrom" ist zulässig. Die geforderte Stabilität hinsichtlich
der genannten vier Kriterien, Schlupf, momentbildender Strom, Drehzahl und Temperatur
bezieht sich auf den gesamten Betriebsbereich.
4.6
Motor-Läuferwiderstand kalt
Hinweis
Angaben in diesem Kapitel gelten nur für Asynchronmotoren
Die hier gemachten Angaben zum Motor-Läuferwiderstand gelten ausschließlich für
Asynchronmotoren.
p0354 Motor-Läuferwiderstand kalt
Der anzugebende Läuferwiderstand muss auf die Windungszahl des Ständers in
"einsträngiges Stern-Ersatzschaltbild, Klemme-Sternpunkt" umgerechnet sein, so dass er
direkt als ständerbezogene Ersatzschaltbildgröße behandelt werden kann.
Der Läuferwiderstand wird für den Bemessungspunkt angegeben. Im Bemessungspunkt
herrscht Bemessungstemperatur und der Motor gibt die Bemessungsleistung bei
Bemessungsdrehzahl ab. Durch die Angabe des Läuferwiderstandes im Bemessungspunkt
werden eventuelle Stromverdrängungseffekte des Läufers in die Widerstandsangabe
einbezogen. Für die Angabe im Motordatenblatt muss der Motorhersteller den
Läuferwiderstand auf den 20 °C-Wert umrechnen. Die Angabe des Widerstandswertes im
Motordatenblatt soll mit mindestens drei gültigen Ziffern erfolgen.
Anforderung an Fremdmotoren
26
Systemhandbuch, 05/2013, A5E32342468
Motorbezogene Umrichterparameter und damit verbundene Anforderungen an die Motorqualität
4.6 Motor-Läuferwiderstand kalt
Die Angabe des Läuferwiderstandes ist eine zentrale Größe der feldorientierten Betriebsart
von Asynchronmotoren. Das Maschinendatum des Läuferwiderstandes muss den
tatsächlichen, auf den Stator umgerechneten Läuferwiderstand hinreichend gut beschreiben.
Deshalb darf die Abweichung zwischen dem im Herstellerdatenblatt angegebenem und dem
tatsächlich wirksamen Wert maximal +/-7 % betragen.
Hinweis
Wenn die Motordaten nicht gemessen, sondern errechnet werden, dann soll als
Lastbedingung Bemessungsmagnetisierung bei Bemessungsmoment (Schlupffrequenz im
Bemessungspunkt usw.) angesetzt werden.
Anforderung an den Motor
Der Läuferwiderstand muss gegenüber den Betriebsparametern
● Schlupf
● momentbildender Strom
● Magnetisierungsstrom
hinreichend stabil sein. „Hinreichend stabil“ bedeutet, dass die zulässige Änderung des
Läufer-widerstandes im freigegebenen Betriebsbereich +10 % und -10 % nicht überschreitet.
Bekanntlich erhöht sich der Läuferwiderstand mit der Temperatur. Die SINAMICS Regelung
berücksichtigt dies, sofern ein analog messender Temperatursensor in der Motorwicklung
vorhanden ist. Die Käfigtemperatur wird dann indirekt mit Hilfe der Wicklungstemperatur
beobachtet. Der im Modell hinterlegte Läuferwiderstand wird der indirekt beobachteten
Temperatur angepasst. Die Regelung geht dabei von einem Temperaturbeiwert aus, der
dem von Kupfer entspricht. Temperaturbeiwerte, die erheblich von demjenigen für Kupfer
abweichen, können in der Regelung nicht parametriert werden. Deshalb muss der
Temperaturbeiwert des Käfigmaterials in der Nähe der Beiwerte für Kupfer bzw. Aluminium
liegen.
• Für Kupfer
ΔRKupfer / ΔT
= 0,00393 / K · RKupfer
• Für Alu
ΔRAlu / ΔT
= 0,00377 / K · RAlu
Anforderung an Fremdmotoren
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27
Motorbezogene Umrichterparameter und damit verbundene Anforderungen an die Motorqualität
4.7 Motor-Bemessungsspannung
4.7
Motor-Bemessungsspannung
Hinweis
Angaben in diesem Kapitel gelten nur für Asynchronmotoren
Die hier gemachten Angaben zur Motor-Bemessungsspannung gelten ausschließlich für
Asynchronmotoren.
p0304 Motor-Bemessungsspannung
Die Bemessungsspannung gibt den Effektivwert der Außenleiterspannung an. Die Angabe
gilt für den folgenden Betriebszustand:
● Drehzahl der Motorwelle: Bemessungsdrehzahl
● Leistung an der Motorwelle: Bemessungsleistung
● Strom in der Zuleitung: Bemessungsstrom
● Temperatur von Stator und Läufer: S1-Beharrungstemperatur in der vorgeschriebenen
Kühlart ⇒ Stator- und Läuferwiderstand im Zustand der Beharrungstemperatur
● Ohne Vorschaltinduktivität
● PWM-Effekte werden nicht gewertet
● Nur die elektrische Drehstromgrundwelle wird berücksichtigt
Die Randbedingungen, die für die Angabe der Bemessungsspannung angesetzt werden,
würden sich beim Betrieb mit einem idealen Sinusfilter so einstellen. In dieser idealisierten
Betriebsart ergibt sich kein Bedarf für eine Vorschaltinduktivität. Die Bemessungsspannung
(p0304) soll den Spannungsbedarf des Motors alleine, ohne eventuell vorhandene
Vorschaltinduktivität wiedergeben.
Hinweis
Die elektrische Frequenz ergibt sich aus dem Schlupf, der notwendig ist, um mit
Bemessungsstrom die Bemessungsleistung bei Bemessungsdrehzahl zu erreichen.
Anforderung an Fremdmotoren
28
Systemhandbuch, 05/2013, A5E32342468
Motorbezogene Umrichterparameter und damit verbundene Anforderungen an die Motorqualität
4.8 Motor-Bemessungsleistungsfaktor
4.8
Motor-Bemessungsleistungsfaktor
Hinweis
Angaben in diesem Kapitel gelten nur für Asynchronmotoren
Die hier gemachten Angaben zum Motor-Bemessungsleistungsfaktor gelten ausschließlich
für Asynchronmotoren.
p0308 Motor-Bemessungsleistungsfaktor
Der Leistungsfaktor ist in der Literatur als „cos φ“ bekannt. Er gibt das Verhältnis von
aufgenommener elektrischer Scheinleistung zu aufgenommener elektrischer Wirkleistung im
Bemessungspunkt an. Die Angabe erfolgt als Verhältniszahl und nicht in Prozent. Die
Angabe gilt für den folgenden Betriebszustand:
● Drehzahl der Motorwelle: Bemessungsdrehzahl
● Leistung an der Motorwelle: Bemessungsleistung
● Strom in der Zuleitung: Bemessungsstrom
● Temperatur von Stator und Läufer: S1-Beharrungstemperatur in der vorgeschriebenen
Kühlart ⇒ Stator- und Läuferwiderstand im Zustand der Beharrungstemperatur
● Ohne Vorschaltinduktivität
● Ohne PWM-Verluste
● Nur die elektrische Drehstromgrundwelle wird berücksichtigt
Die Randbedingungen, die für die Angabe des Bemessungsleistungsfaktors angesetzt
werden, würden sich beim Betrieb mit einem idealen Sinusfilter so einstellen. In dieser
idealisierten Betriebsart ergibt sich kein Bedarf für eine Vorschaltinduktivität. Der
Bemessungsleistungsfaktor p0308 soll den Motor alleine, ohne eventuell vorhandene
Vorschaltinduktivität beschreiben.
Anforderung an Fremdmotoren
Systemhandbuch, 05/2013, A5E32342468
29
Motorbezogene Umrichterparameter und damit verbundene Anforderungen an die Motorqualität
4.9 Sinusform der EMK (Qualitätsanforderung)
4.9
Sinusform der EMK (Qualitätsanforderung)
Die Umrichter der SINAMICS-Baureihen arbeiten mit präziser Sinuskommutierung. In dieser
Betriebsart ergibt sich genau dann ein exakt gleichmäßiges, winkelunabhängiges
Drehmoment, wenn der Motor eine sinusförmige EMK (Elektromotorische Kraft) besitzt.
Abweichungen von der sinusförmigen EMK führen zu einer unerwünschten
Drehmomentwelligkeit. Um ein möglichst gleichmäßiges, nicht pulsierendes Drehmoment zu
erhalten, darf der Oberwellenanteil der EMK nicht zu groß sein. Insbesondere die 5. und die
7. und auch die 11. und die 13. Oberwelle können markante Störungen des Drehmomentes
erzeugen. Folgende Anforderung wird an den Motor gestellt:
● An Synchronmotoren:
Abnahmebedingung: Motor werde mit offenen Klemmen bei ideal konstanter Drehzahl
fremdgetrieben. Die EMK werde gegen einen virtuellen Sternpunkt gemessen.
Anforderung: Der Oberwellengehalt der EMK (Generatorspannung) darf nicht größer als
2 % sein (Oberwellenamplituden werden quadratisch addiert
).
● An Asynchronmotoren:
Abnahmebedingung: Der Motor drehe im Leerlauf an einer ideal sinusförmigen
oberwellenfreien symmetrischen dreiphasigen Spannung. Die Spannung sei so
bemessen, dass sich ein Strom einstellt, der in etwa dem
Bemessungsmagnetisierungsstrom entspricht.
Anforderung: Der Oberwellengehalt des Stromes, der sich bei sinus-förmiger
Spannungseinspeisespannung einstellt, darf nicht größer als 3 % sein
(Oberwellenamplituden werden quadratisch addiert
).
Hinweis
Eine Abweichung von den Anforderungen an die Sinusform der EMK ist zulässig, wenn dies
explizit mit dem Kunden vereinbart wurde. Im Motordatenblatt muss dies dann mit dem
Vermerk „Vergrößerter Oberwellengehalt der EMK gemäß Kundenvereinbarung“
dokumentiert werden.
4.10
Pol- und Nutrasten im Leerlauf (Qualitätsanforderung)
Für Synchronmotoren
Die Pol- und Nutrastmomente im Leerlauf (fremdgetrieben bei offenen Klemmen) dürfen 4 %
(Peak-Peak) des Bemessungsdrehmomentes nicht übersteigen. Maßgebend sind die
Zeitwerte als Abweichung vom mittleren Drehmoment, nicht die spektralen Anteile.
Anforderung an Fremdmotoren
30
Systemhandbuch, 05/2013, A5E32342468
Motorbezogene Umrichterparameter und damit verbundene Anforderungen an die Motorqualität
4.11 Pol- und Nutrasten bei Bemessungsmoment (Qualitätsanforderung)
Für Asynchronmotoren
Abnahmebedingung: Der Motor muss sich in feldorientierter Regelung mit Geber (p1300 =
21) befinden. Die Verstärkung des Drehzahlreglers ist auf "0" zu parametrieren (p1460 = 0).
Der Motor lässt sich dann ohne Widerstandsmoment von außen an der Welle drehen. Das
Drehfeld (Magnetisierung) wird synchron, ohne Schlupf, in Echtzeit dem Wellenwinkel
nachgeführt. Der Motor ist nun von außen in gleichbleibender langsamer Drehzahl zu
drehen.
Anforderung: In diesem Zustand dürfen die Wechselanteile des zur gleichmäßigen Drehung
erforderlichen Drehmomentes 4 % (Peak - Peak) des Bemessungsdrehmomentes nicht
übersteigen. Maßgebend sind die Zeitwerte als Abweichung vom mittleren Drehmoment,
nicht die spektralen Anteile.
Hinweis
Eine Abweichung von den Anforderungen an das Pol- und Nutrasten im Leerlauf ist zulässig,
wenn dies explizit mit dem Kunden vereinbart wurde. Im Motordatenblatt muss dies dann mit
dem Vermerk „Vergrößertes Leerlauf-Pol- und Nutrasten im Leerlauf gemäß
Kundenvereinbarung“ dokumentiert werden.
4.11
Pol- und Nutrasten bei Bemessungsmoment (Qualitätsanforderung)
Für Synchronmotoren
Kann als erfüllt gelten, wenn der Motor die Kriterien „Sinusform der EMK“ und „Nutrasten im
Leerlauf“ erfüllt.
Für Asynchronmotoren
Abnahmebedingung: Die Motorwelle muss über eine Drehmomentmesswelle geklemmt
werden. Die Verstärkung des Drehzahlreglers ist auf "0" zu parametrieren (p1460 = 0) und
gleichzeitig ein Zusatzdrehmoment in der Höhe des Bemessungsmomentes vorzugeben.
Das Ständerfeld wird sich dann mit der entsprechenden Schlupffrequenz über den Läufer
drehen.
Anforderung: Die dabei auftretenden Störungen des Drehmomentes (Wechseldrehmomente)
dürfen ±3 % des Bemessungsmomentes nicht übersteigen.
Hinweis
Eine Abweichung von den Anforderungen an das Pol- und Nutrasten bei
Bemessungsmoment ist zulässig, wenn dies explizit mit dem Kunden vereinbart wurde. Im
Motordatenblatt muss dies dann mit dem Vermerk „Vergrößertes Pol- und Nutrasten unter
Last gemäß Kundenvereinbarung“ dokumentiert werden.
Anforderung an Fremdmotoren
Systemhandbuch, 05/2013, A5E32342468
31
Motorbezogene Umrichterparameter und damit verbundene Anforderungen an die Motorqualität
4.12 Bemessungsstrom
4.12
Bemessungsstrom
p0305 Motor-Bemessungsstrom
Effektivwert des Strangstromes (Stromes in der Zuleitung), der sich im Bemessungspunkt
einstellt.
● Im Bemessungspunkt wird Bemessungsdrehmoment bei Bemessungsdrehzahl erzeugt.
Gemeint ist das Wellendrehmoment das bereits eine eventuelle Minderung durch
Reibung erfahren hat.
● Der Bemessungspunkt (Bemessungsmoment bei Bemessungsdrehzahl) wird im
Dauerbetrieb S1 gefahren. Der Motor, insbesondere der Läufer, hat die
Beharrungstemperatur des S1-Betriebs erreicht. Die PWM-Frequenz dabei ist diejenige,
die der Hersteller empfohlen bzw. vorgeschrieben hat (siehe Punkt PWM-Frequenz).
Für Synchronmotoren:
● Falls der Bemessungspunkt mit Feldschwächung erreicht wird, ist hier die Summe aus
beiden Stromkomponenten, dem momentbildenden Strom iq und dem feldbildenden
Strom id gemeint. Als Feldschwächstrom id wird derjenige Strom betrachtet, der die
Klemmenspannung auf einen Effektivwert von 380Veff (90 % von
(
) kompensiert
).
Falls der Hersteller eine Vorschaltinduktivität vorschreibt, ist deren Induktivität bei der
Feldschwächung zu berücksichtigen. Es wird somit derjenige Feldschwächstrom
gewertet, der bei Anwesenheit der Vorschaltinduktivität benötigt wird, um die
Klemmenspannung (bei Bemessungsdrehmoment und Bemessungsdrehzahl) auf
380 Veff zu kompensieren.
Für Asynchronmotoren:
● Der Bemessungsstrom gibt den, in der Zuleitung fließenden Gesamtstrom an, der sich
aus dem Magnetisierungsstrom id und dem momentbildenden Strom iq zusammensetzt
(
).
Hinweis
Aus dem Bemessungsstrom p0305 und dem Bemessungsmagnetisierungsstrom p0320 wird
der momentbildende Strom gerechnet, der zur Erzeugung des Bemessungsmomentes
erforderlich ist (
).
Anforderung an den Motor
Bei Drehfeldfrequenz Null muss ein Strom von mindestens 80 % des Bemessungsstroms
dauerhaft in den Motor eingeprägt werden können, ohne dass der Motor dadurch thermisch
überfordert wird.
Begründung: Im geberlosen Betrieb wird (in der Vorbesetzung p1612) ein Klemmenstrom
eingeprägt, der 80 % des Bemessungsstroms entspricht. Im Standby wirkt dieser Strom für
unbegrenzte Zeit im Stillstand.
Anforderung an Fremdmotoren
32
Systemhandbuch, 05/2013, A5E32342468
Motorbezogene Umrichterparameter und damit verbundene Anforderungen an die Motorqualität
4.13 Bemessungsdrehmoment
Verwendung / Wirkung des Parameters:
Der Bemessungsstrom dient als Bezugsparameter für die Vorbesetzung einiger Grenzwerte.
ACHTUNG
Beschädigung des Motors durch Überhitzung der Wicklung
Langanhaltende Beaufschlagung des Motors mit thermisch unzulässig hohem Strom führt
zur Überhitzung der Wicklung. Eine automatische Begrenzung des mittleren thermisch
wirksamen Stroms auf den Bemessungsstrom findet im SINAMICS Umrichter nicht statt.
• Installieren Sie für eine zuverlässige thermische Überwachung einen Temperaturfühler.
Hinweis
Temperaturmodelle
Temperaturmodelle lassen sich grundsätzlich aktivieren, sie führen aber nur dann zu einer
brauchbaren thermischen I2t-Überwachung, wenn die thermischen Modelldaten zutreffend
hinterlegt wurden. Dies ist bei Fremdmotoren im Allgemeinen nicht der Fall.
4.13
Bemessungsdrehmoment
p0312 Motor-Bemessungsdrehmoment
Wellendrehmoment, das im Bemessungspunkt mit Bemessungsstrom und bei
Bemessungsdrehzahl im S1-Dauerbetrieb erreicht wird. Eine eventuelle Minderung des
Wellenmomentes durch Reibung ist berücksichtigt.
Für Synchronmotoren:
● Falls der Bemessungspunkt mit Feldschwächung erreicht wird, muss der Motor den
Gesamtstrom, der sich aus dem momentbildenden Strom iq und dem feldbildenden
Strom id ergibt im S1-Betrieb aufnehmen können.
● Falls der Hersteller eine Vorschaltinduktivität vorschreibt, und der Bemessungspunkt mit
Feldschwächung erreicht wird, ist deren Induktivität beim Feldschwächstrom des
Synchronmotors zu berücksichtigen (siehe Absatz „Bemessungsstrom“).
Hinweis
Der Parameter p0312 ist als Umrichtereinstellparameter nur bei Asynchronmotoren
erforderlich. Als Merkmal zur Beschreibung des Motors im Herstellerdatenblatt ist die
Angabe des Bemessungsdrehmomentes jedoch bei Synchron- und Asynchronmotoren
zwingend.
Anforderung an Fremdmotoren
Systemhandbuch, 05/2013, A5E32342468
33
Motorbezogene Umrichterparameter und damit verbundene Anforderungen an die Motorqualität
4.14 Bemessungsleistung
4.14
Bemessungsleistung
p0307 Motor-Bemessungsleistung
Wellenleistung, die im Bemessungspunkt mit Bemessungsstrom und bei
Bemessungsdrehzahl erreicht wird. Eine eventuelle Minderung des Wellenmomentes durch
Reibung ist zu berücksichtigen.
● Die Bemessungsleistung (Bemessungsmoment bei Bemessungsdrehzahl) wird im
Dauerbetrieb S1 erbracht. Der Motor, insbesondere der Läufer hat die
Beharrungstemperatur des S1-Betriebs erreicht.
● Sofern nicht anders vereinbart, soll die Bemessungsleistung für eine
Zwischenkreisspannung von 600 DC gelten. Das heißt, die effektive Klemmenspannung
im Bemessungspunkt darf nicht über 380 Veff (90 % von
) betragen. Die
Bemessungsdrehzahl ist gegebenenfalls so anzupassen, dass dies erfüllt wird.
● Sofern der Motorhersteller eine Vorschaltinduktivität vorschreibt, muss sie in die Angabe
der Bemessungsleistung einbezogen werden. Das heißt, die oben genannte
Klemmspannung gilt dann am Umrichterausgang für den Motor incl. der
Vorschaltinduktivität. Die Vorschaltinduktivität führt somit im Allgemeinen zu einer
Verminderung der Bemessungsleistung.
Hinweis
Die Chassis-Antriebsgeräte sind auch in einer Ausprägung mit einer Ausgangsspannung von
690 Veff erhältlich. Ist der betreffende Motor ausschließlich für diese Geräte vorgesehen, so
kann es sinnvoll sein, dass Kunde und Motorhersteller einvernehmlich 90 % von 690 Veff =
620 Veff als Auslegungsspannung vereinbaren. Die Auslegungsspannung muss dann explizit
im Motordatenblatt genannt werden.
Für Synchronmotoren:
● Falls der Bemessungspunkt mit Feldschwächung erreicht wird, ist derjenige
Feldschwächstrom einzuprägen, der die Klemmenspannung auf einen Effektivwert von
380 Veff kompensiert. Der S1-Betrieb muss dann mit dem eingeprägten
Feldschwächstrom möglich sein.
Anforderung an Fremdmotoren
34
Systemhandbuch, 05/2013, A5E32342468
Motorbezogene Umrichterparameter und damit verbundene Anforderungen an die Motorqualität
4.15 Bemessungsdrehzahl
Für Asynchronmotoren:
● Gelegentlich vertreten Fremdmotorhersteller die Auffassung, bei Asynchronhauptspindeln
genüge eine begrenzte Lastdauer von beispielsweise 10 min für den Bemessungsbetrieb.
Das trifft nicht zu. Der Bemessungspunkt (Bemessungsdrehmoment bei
Bemessungsdrehzahl) muss im S1-Dauerbetrieb ohne Unterbrechung thermisch möglich
sein.
● Die in diesem Parameter angegebene Bemessungsleistung muss hinreichend gut mit der
äquivalenten Berechnung über die Ersatzschaltbilddaten übereinstimmen. Dabei werde
der Bemessungsstrom rechnerisch in das Ersatzschaltbild eingeprägt und eine
Ständerfrequenz vorgegeben, die sich aus der Synchronfrequenz plus der
Schlupffrequenz ergibt. Die Schlupffrequenz geht dabei aus den Ersatzschaltbilddaten,
insbesondere aus dem Magnetisierungsstrom, dem Bemessungsstrom und der
Läuferzeitkonstante hervor. Diese Vorgehensweise ist in der Literatur über die
feldorientierte Betriebsart hinlänglich beschrieben.
4.15
Bemessungsdrehzahl
p0311 Motor-Bemessungsdrehzahl
Mechanische Drehzahl, für die der Bemessungspunkt angegeben ist. Falls der Motor nicht
über einen beschränkten Winkelbereich drehen kann (z. B. Segmentmotor für
Schwenkantrieb), wird die Winkelgeschwindigkeit am Bemessungspunkt in eine Drehzahl
umgerechnet, so wie sie sich bei ununterbrochener Drehung ergeben würde.
Unterhalb der Bemessungsdrehzahl soll das thermisch mögliche S1-Dauerdrehmoment des
Motors nicht kleiner als sein Bemessungsdrehmoment sein.
Hinweis
Eine Reduktion des S1-Momentes im Stillstand entsprechend Stillstandsstrom (Seite 56) ist
zulässig.
Anforderung an Fremdmotoren
Systemhandbuch, 05/2013, A5E32342468
35
Motorbezogene Umrichterparameter und damit verbundene Anforderungen an die Motorqualität
4.15 Bemessungsdrehzahl
Bild 4-4
Beispiel eines Drehmoment - Drehzahldiagramms für den S1-Betrieb
Sofern die Maximaldrehzahl größer als die Bemessungsdrehzahl ist, soll oberhalb der
Bemessungsdrehzahl die thermisch mögliche S1-Dauerleistung des Motors nicht kleiner als
seine Bemessungsleistung sein. Eine Reduktion der S1-Leistung auf Grund des Erreichens
der Spannungsgrenze entsprechend Kippmomentkorrekturfaktor (Seite 65) ist zulässig. In
diesem Fall muss die Drehzahl, ab der die Spannungsgrenze erreicht ist, um mindestens
50 % über der Bemessungsdrehzahl liegen.
Bild 4-5
Beispiel eines Drehzahl - Leistungsdiagramms für den S1-Betrieb
Sofern nicht anders vereinbart, soll die Bemessungsdrehzahl für eine
Zwischenkreisspannung von 600 VDC gelten. Das heißt, die effektive Klemmenspannung im
Bemessungspunkt darf nicht über 380 Veff (90 % von
) betragen.
Anforderung an Fremdmotoren
36
Systemhandbuch, 05/2013, A5E32342468
Motorbezogene Umrichterparameter und damit verbundene Anforderungen an die Motorqualität
4.16 Bemessungsfrequenz
Hinweis
Die Chassis- Antriebsgeräte sind auch in einer Ausprägung mit einer Ausgangsspannung
von 690 Veff erhältlich. Ist der betreffende Motor ausschließlich für diese Geräte vorgesehen,
so kann es sinnvoll sein, dass Kunde und Motorhersteller einvernehmlich 90 % von 690 Veff
= 620 Veff als Auslegungsspannung vereinbaren. Die Auslegungsspannung muss dann
explizit im Motordatenblatt genannt werden.
Für Asynchronmotoren:
● Hier ist ausdrücklich die mechanische Drehzahl der Welle gemeint, und nicht die
Frequenz (bzw. deren zugeordnete Drehzahl) des Ständerstromes.
● Anforderung an den Motor:
Die Bemessungsdrehzahl (p0311) darf nicht oberhalb der im Datenblatt genannten
Feldschwächeinsatzdrehzahl (p0348) liegen. Das bedeutet, dass der Motor im
Bemessungspunkt noch die volle Magnetisierung aufweist.
Für Synchronmotoren:
● Die Bemessungsdrehzahl soll im Allgemeinen unterhalb der im Datenblatt genannten
Feldschwächeinsatzdrehzahl (p0348) liegen.
Hinweis
Die Bemessungsdrehzahl ist diejenige Drehzahl, für die der Motor typischerweise geplant
wurde. Sie soll erreicht werden können, ohne den Umrichterausgangsstrom durch die
Erfordernis eines zusätzlich benötigten Feldschwächstromes zu erhöhen.
4.16
Bemessungsfrequenz
p0310 Motor-Bemessungsfrequenz
Frequenz des Drehstroms, der in den Ständer eingeprägt werden muss, um den Motor mit
Bemessungsdrehmoment auf Bemessungsdrehzahl zu halten.
Für Synchronmotoren:
● Die Frequenz ergibt sich aus der mechanischen Drehfrequenz der Welle multipliziert mit
der Polpaarzahl (p0312).
Für Asynchronmotoren:
● Gegenüber der Synchronfrequenz, die sich aus der Drehfrequenz der Welle multipliziert
mit der Polpaarzahl ergibt, ist die Bemessungsfrequenz um die Schlupffrequenz (bei
Bemessungsleistung) erhöht.
Anforderung an Fremdmotoren
Systemhandbuch, 05/2013, A5E32342468
37
Motorbezogene Umrichterparameter und damit verbundene Anforderungen an die Motorqualität
4.17 Polpaarzahl
4.17
Polpaarzahl
Für Synchronmotoren:
● Zahl der EMK-Wellen (360 Grad elektrisch), die bei abgeklemmtem Umrichter an den
Ständerklemmen beobachtet wird, wenn die Motorwelle um 360 Grad mechanisch
gedreht wird.
Falls eine Drehung um 360 Grad mechanisch nicht möglich ist, wird um einen kleineren
Winkel gedreht, bei dem sich eine ganzzahlige Anzahl von EMK-Wellen ergibt. Die darin
enthaltene Zahl der EMK-Wellen wird auf eine ganze 360 Grad Drehung der Motorwelle
hochgerechnet. Das gilt insbesondere für Segmente von Torquemotoren, die sich über
weniger als 360 Grad erstrecken.
Für Asynchronmotoren:
● Ganzzahliges Verhältnis zwischen der Frequenz des Drehstroms und der mechanischen
Drehfrequenz der Motorwelle im Zustand des theoretischen Leerlaufs (mit Drehmoment =
0 und Schlupffrequenz = 0).
Hinweis
Die Polpaarzahl muss nicht real gemessen werden. Sie geht im Allgemeinen aus einer
theoretischen Betrachtung hervor.
4.18
Streuinduktivität(en) und Vorschaltinduktivität
p0356 Motor-Ständerstreuinduktivität LStreuStänder
p0358 Motor-Läuferstreuinduktivität LStreuLäufer (nur für Asynchronmotoren)
p0353 Motor-Vorschaltinduktivität LVor
Die Streuinduktivitäten des Motors (p0356 und p0358) werden für den Leerlauf angegeben.
Falls bei der Ständerstreuinduktivität ein Unterschied zwischen der momentbildenden („q-“)
und der feldbildenden („d-“) Richtung besteht, ist die Streuinduktivität der momentbildenden
Richtung im Datenblatt als Parameter p0356 anzugeben. Falls der Unterschied zwischen der
momentbildenden und der feldbildenden Richtung größer als 5 % ist, dann ist zusätzlich die
Ständerstreuinduktivität der feldbildenden Richtung in das Datenblatt aufzunehmen.
Anforderung an den Motor
Der Unterschied der Ständerstreuinduktivität zwischen der feldbildenden und der
momentbildenden Richtung darf maximal 20 % betragen.
Für den geregelten Betrieb des Motors am Umrichter ist die Summenstreuinduktivität von
großer Bedeutung. Unter der Summenstreuinduktivität wird die Summe der
Streuinduktivitäten, die sich aus der Ständer, der Läufer- (nur bei Asynchronmotoren) und
gegebenenfalls einer Vorschaltinduktivität zusammensetzt, verstanden.
LStreuSumme = LStreuStänder + LStreuLäufer + LVor
Anforderung an Fremdmotoren
38
Systemhandbuch, 05/2013, A5E32342468
Motorbezogene Umrichterparameter und damit verbundene Anforderungen an die Motorqualität
4.18 Streuinduktivität(en) und Vorschaltinduktivität
Wirkung der Summenstreuinduktivität:
● Sie glättet den Strom so, dass aus der rechteckförmigen Spannung der
Pulsweitenmodulation (PWM) ein sägezahnförmiger Strom entsteht. Sein Hub (Rippel)
wird durch die Größe der Summenstreuinduktivität bestimmt. Je kleiner die
Summenstreuinduktivität ist und je niedriger die PWM-Frequenz gewählt wird, desto
größer ist der Stromrippel.
Bild 4-6
Stromrippel in Folge des Taktens der PWM
● Die Stromreglerverstärkung wird durch die SINAMICS-Funktion
„Automatische Berechnung Motor-/Regelungsparameter“ bei Anwahl der
Optionsparameter
1: Vollständige Berechnung
3: Berechnung Regelungsparameter
4: Berechnung Reglerparameter
an die Summenstreuinduktivität angepasst, die in den Umrichterparametern hinterlegt
wurde. Entspricht die Angabe der Streuinduktivität nicht den physikalischen
Gegebenheiten, führt dies zu einer Fehlanpassung der Stromreglerverstärkung:
– Bei zu großer Stromreglerverstärkung pfeift der Stromregelkreis hochfrequent (1–
2 kHz).
– Bei zu kleiner Stromreglerverstärkung wird die notwendige Bandbreite des
Stromregelkreises nicht erreicht.
Um eine brauchbare automatische Vorbesetzung der Stromreglerverstärkung zu
erhalten, muss die Angabe der Streuinduktivitäten den physikalischen Gegebenheiten
entsprechen.
Anforderungen an den Motor:
Um einen unkritischen Betrieb an SINAMICS Umrichtern zu gewährleisten, muss die
Summenstreuinduktivität folgende Bedingungen erfüllen:
● a: „mH-Wert“ stabil gegen elektrische Belastung
● b: Ausreichende Stromglättung im Verhältnis zum Bemessungsstrom ⇒ Mindestwert
Anforderung an Fremdmotoren
Systemhandbuch, 05/2013, A5E32342468
39
Motorbezogene Umrichterparameter und damit verbundene Anforderungen an die Motorqualität
4.18 Streuinduktivität(en) und Vorschaltinduktivität
● c: Ausreichende Stromglättung im Verhältnis zum Magnetisierungsstrom im
Feldschwächbereich (nur bei Asynchronmotoren) ⇒ Mindestwert
● d: Ausreichende Drehmomentänderungsgeschwindigkeit ⇒ Maximalwert
Die hier aufgeführten Kriterien zur Stromglättung sind auf den Motor incl.
Vorschaltinduktivität anzuwenden. Die geforderte Stromglättung ist eine Mindestanforderung
aus regelungstechnischer Sicht. Ob aus thermischer Sicht eine noch höhere Stromglättung
erforderlich ist, hängt vom Motor ab und liegt ausschließlich in der Verantwortung des
Motorherstellers.
zu a: Stabilität der Ständer- und Läuferstreuinduktivität:
Die Streuinduktivitäten müssen gegenüber den Betriebsparametern
● momentbildender Strom
● Feldschwächstrom (nur bei Synchronmotor)
● Magnetisierungsstrom (nur bei Asynchronmotor)
● Drehzahl
● Temperatur
hinreichend stabil sein. „Hinreichend stabil“ bedeutet, dass die Streuinduktivitäten im
freigegebenen Betriebsbereich um maximal 10 % zunehmen und um maximal 50 %
abnehmen dürfen. Falls die Streuinduktivität einer nennenswerten Abweichung unterliegt,
muss der Motorhersteller die Stromregleradaption nach Kapitel Stromregleradaption
(Seite 52) durchführen und die damit korrespondierenden Umrichterparameter im
Motordatenblatt hinterlegen.
zu b: Ausreichende Stromglättung im Verhältnis zum Bemessungsstrom:
Um einen regelungstechnisch unauffälligen Betrieb des Motors am Umrichter sicher zu
stellen, soll der Stromrippel des PWM-Taktens in einem vernünftigen Verhältnis zu den
betrieblichen Strömen stehen. Eine naheliegende Bezugsgröße ist der Bemessungsstrom.
Der Stromrippel soll maximal 20 % des Bemessungsstroms (p0305) betragen.
Da die Summenstreuinduktivität den Strom glättet, ergibt sich damit die Anforderung für die
Mindestgröße der Summenstreuinduktivität:
Für Synchron- und Asynchronmotoren
Mit
UZK:
Zwischenkreisspannung (= 600 V wenn nicht anders vereinbart)
fPWM:
Pulsfrequenz in [Hz] (siehe p1800)
Anforderung an Fremdmotoren
40
Systemhandbuch, 05/2013, A5E32342468
Motorbezogene Umrichterparameter und damit verbundene Anforderungen an die Motorqualität
4.18 Streuinduktivität(en) und Vorschaltinduktivität
zu c: Ausreichende Stromglättung im Verhältnis zum Magnetisierungsstrom im
Feldschwächbereich
Da bei Asynchronmotoren die Magnetisierung nicht durch Permanentmagnete, sondern
durch den Magnetisierungsstrom erzeugt wird, darf der Stromrippel ein bestimmtes
Verhältnis zum Magnetisierungsstrom nicht übersteigen. Als Bezugswert wird dabei der
kleinste Magnetisierungsstrom gewertet, der im Betrieb auftreten kann. Er ergibt sich bei
Maximaldrehzahl, weil dort der höchste Feldschwächgrad erreicht wird. Weil die
Summenstreuinduktivität auch den Magnetisierungsstrom glättet, ergibt sich somit eine
Anforderung für die Mindestgröße der Summenstreuinduktivität, die den
Magnetisierungsstrom berücksichtigt. Es ergibt sich die folgende Bedingung:
Für Asynchronmotoren
Mit
UZK:
Zwischenkreisspannung
fPWM:
Pulsfrequenz p1800
Iµ:
Feldbildender Strom (Effektivwert) ohne Feldschwächung p0320
nFeldschwächeinsatz:
Drehzahl, ab der die Feldschwächung einsetzt p0348
nmax:
Maximaldrehzahl
Hinweis
Der physikalische Inhalt dieser Vorschrift ist, dass der Stromrippel nicht größer sein soll, als
der Momentanwert des kleinsten möglichen Motorstromes. Der kleinste mögliche
Motorstrom ist der Magnetisierungsstrom bei Maximaldrehzahl im Leerlauf.
zu d: Ausreichende Drehmomentänderungsgeschwindigkeit:
Um eine ausreichende Bandbreite des Drehzahlreglers im Großsignalverhalten zu erhalten,
darf die Spannung, die zu Veränderung des (momentbildenden) Stromes benötigt wird, nicht
zu groß sein. Es ergibt sich die Anforderung für die Maximalgröße der Streuinduktivität:
Für Synchronmotoren
Für Asynchronmotoren
Werden die Festlegungen erfüllt, ist der Motor in der Lage, im Stillstand bis zu einer
Frequenz von mindestens 60 Hz ein sinusförmiges Wechsel-Drehmoment zu erzeugen. Sein
Scheitelwert entspricht dem Bemessungsmoment.
Anforderung an Fremdmotoren
Systemhandbuch, 05/2013, A5E32342468
41
Motorbezogene Umrichterparameter und damit verbundene Anforderungen an die Motorqualität
4.18 Streuinduktivität(en) und Vorschaltinduktivität
Hinweis
Das oben stehende Kriterium ergibt sich aus einem Querschnitt von Erfahrungen mit
Applikationen von drehzahl- und lagegeregelten Antrieben.
Hinweis
Spindelmotoren erfüllen wegen der hohen Drehzahl diese Anforderung fast immer. Bei
Torquemotoren hingegen, insbesondere bei denjenigen, die für eine langsame Drehzahl
ausgelegt wurden, kann sich auf Grund der oben genannten Maximalstreuinduktivität ein
Nachbesserungsbedarf ergeben. In diesem Falle müsste beispielsweise eine
Wicklungsauslegung für eine höhere Bemessungsdrehzahl gewählt werden, selbst wenn
diese Bemessungsdrehzahl im Lastprofil nicht gefordert wäre.
Vorschaltinduktivität
Sollte die motoreigene Motorstreuinduktivität nicht ausreichen, um die obigen Bedingungen,
b) und c), zur Stromglättung zu erfüllen, muss der fehlende Anteil mittels einer
Vorschaltinduktivität dem System beigefügt werden. Die Vorschaltinduktivität muss dann
vom Motorhersteller vorgeschrieben werden. Sie wird zum Bestandteil des Systems
Umrichter-Vorschaltinduktivität - Motor. Wird die Vorschaltinduktivität verändert, muss ein
neues Datenblatt mit Umrichtereinstellparametern erstellt werden.
In den Fällen, in denen die Vorschaltinduktivität nur einen Anteil von unter 20 % zur
Summenstreuinduktivität beitragen würde, kann auf die Vorschaltinduktivität verzichtet
werden.
Die Erhöhung der Pulsfrequenz verringert nach den oben stehenden Formeln die
notwendige Mindest-Summenstreuinduktivität. Durch Erhöhung der Pulsfrequenz kann die
Notwendigkeit einer Vorschaltdrossel vermieden werden.
Gegebenenfalls hat der Motorhersteller aus thermischen Gründen eine Vorschaltinduktivität
bemessen, die größer ist, als es nach obiger Vorschrift erforderlich wäre. Dies ist zulässig
sofern der mit der Vorschaltinduktivität verbundene zusätzliche Spannungsbedarf die
Leistung und die Drehmomentänderungsgeschwindigkeit nicht in unzulässiger Weise
beeinträchtigt.
Anforderung an Fremdmotoren
42
Systemhandbuch, 05/2013, A5E32342468
Motorbezogene Umrichterparameter und damit verbundene Anforderungen an die Motorqualität
4.19 Motor-Bemessungsmagnetisierungsstrom/-kurzschlussstrom
4.19
Motor-Bemessungsmagnetisierungsstrom/-kurzschlussstrom
Die Bedeutung des Parameters p0320, „Motor-Bemessungsmagnetisierungsstrom/kurzschlussstrom“ unterscheidet sich erheblich zwischen Synchron- und Asynchronmotoren.
4.19.1
Motor-Kurzschlussstrom, p0320 für Synchronmotoren
Bei Synchronmotoren ist mit diesem Parameter der Kurzschlussstrom für den Grenzwert
unendlich hoher Drehzahl und verschwindend geringem ohmschen Ständerwiderstandes
gemeint. Er ist bei Synchronmotoren (neben der Feldschwächeinsatzdrehzahl) das
wesentliche physikalische Merkmal, das den zur Feldschwächung notwendigen Strom
bestimmt (siehe Kapitel Einsatzdrehzahl Feldschwächung, p0348 für Synchronmotoren
(Seite 45)).
Begründung:
Es werde ein Synchronmotor mit verschwindend geringem ohmschen
Ständerwiderstand betrachtet. Der Motor werde fremdgetrieben. Im Falle
eines Kurzschlusses an den Umrichterklemmen ist die Klemmenspannung
exakt Null. Der Strom, der sich dabei einstellt, kompensiert somit die EMK
exakt zu Null und wird Kurzschlussstrom genannt. Da kein ohmscher
Widerstand vorhanden ist, entstehen keine Verluste. Zur Drehung der
Motorwelle ist deshalb auch kein Drehmoment erforderlich. Da Strom
fließt, ohne dass Drehmoment erzeugt wird, liegt der so definierte
Kurzschlussstrom ausschließlich in d-Richtung. Unter Feldschwächung im
Synchronmotorbetrieb wird also die Verringerung des Spannungsbedarfs
durch Kompensation der EMK mittels Feldschwächstrom verstanden. Da
der Kurzschlussstrom die EMK exakt vollständig kompensiert, kann er als
Maximalwert eines sinnvollen Feldschwächstroms aufgefasst werden.
Der Kurzschlussstrom hängt (neben der Spannungskonstante und der Polzahl des Motors)
ganz wesentlich von der Summenstreuinduktivität ab. Je kleiner die
Summenstreuinduktivität, desto größer der Kurzschlussstrom. Manche Fremdmotorhersteller
schreiben zur Reduzierung des benötigten Feldschwächstroms eine Vorschaltinduktivität
vor. Das ist unter Einhaltung bestimmter Randbedingungen zulässig. In jedem Fall ist eine
eventuell vorhandene Vorschaltinduktivität dann fester Bestandteil des Systems:
Fremdsynchronmotor ⇔ Vorschaltinduktivität ⇔ Umrichter
Der im Datenblatt angegebene Kurzschlussstrom soll den Motor inklusive der
Vorschaltinduktivität beschreiben.
Der Kurzschlussstrom p0320 ist derjenige Strom, der unter Einbeziehung der
Vorschaltinduktivität die EMK exakt vollständig kompensiert.
Falls eine Vorschaltinduktivität vorgeschrieben ist, muss im Datenblatt vermerkt werden,
dass der angebende Wert mit Vorschaltinduktivität gilt.
Anforderung an Fremdmotoren
Systemhandbuch, 05/2013, A5E32342468
43
Motorbezogene Umrichterparameter und damit verbundene Anforderungen an die Motorqualität
4.20 Einsatzdrehzahl Feldschwächung
4.19.2
Motor-Bemessungsmagnetisierungsstrom, p0320 für Asynchronmotoren
Bei Asynchronmotoren ist mit diesem Parameter der Magnetisierungsstrom unterhalb der
Feldschwächeinsatzdrehzahl gemeint. Oberhalb der Feldschwächeinsatzdrehzahl setzt der
herab. Die im Datenblatt angegebene
Umrichter die Magnetisierung mit
Bemessungsleistung gilt für den hier genannten Magnetisierungsstrom.
Anforderung an den Motor:
Der Motor wird bis zur Feldschwächeinsatzdrehzahl mit konstantem Magnetisierungsstrom
betrieben. Der Motor darf sich dabei nicht schon im Leerlauf zu nahe an seiner thermischen
Grenze befinden. Deshalb muss der Magnetisierungsstrom in einem vernünftigen Verhältnis
zum Bemessungsstrom liegen:
Der Motor soll so ausgelegt sein, dass der Magnetisierungsstrom maximal 70 % des
Bemessungsstroms beträgt.
4.20
Einsatzdrehzahl Feldschwächung
p0348 Einsatzdrehzahl Feldschwächung
Die Wirkung des Parameters p0342 „Einsatzdrehzahl Feldschwächung“ unterscheidet sich
erheblich zwischen Synchron- und Asynchronmotoren.
Bekanntlich hängt der zweckmäßige Beginn der Feldschwächung von der Höhe der
Zwischenkreisspannung ab. Um zu vermeiden, dass ein und derselbe Motor
unterschiedliche Datenblätter erhält, wenn er für unterschiedliche Zwischenkreisspannungen
verwendet wird, wird zur Erstellung des Motordatenblattes eine ReferenzZwischenkreisspannung von 600 VDC angenommen. Im SINAMICS Umrichter wird dann die
tatsächlich wirkende Feldschwächeinsatzdrehzahl selbsttätig an die aktuelle
Zwischenkreisspannung angepasst.
Die Angabe der Einsatzdrehzahl Feldschwächung ist auf eine Referenz-Klemmenspannung
zu beziehen, die sich bei einer Zwischenkreisspannung von 600 VDC ergeben würde. Die
Referenzklemmenspannung für p0348 lässt eine Aussteuerreserve von 10 %, so dass sich
ein Wert von 380 Veff ( = 90 % von
) ergibt.
Es ist zulässig, die Feldschwächeinsatzdrehzahl auf eine niedrigere ReferenzKlemmenspannung zu beziehen, um eine höhere Aussteuerreserve einzuräumen.
Anforderung an den Motor im Falle eines Asynchronmotors:
Asynchronmotoren so auszulegen, dass der Bemessungspunkt ohne Feldschwächung
erreicht wird. Das heißt, dass für den betriebswarmen Motor bei Bemessungsdrehzahl und
Bemessungsdrehmoment der in p0320 angegebene feldbildende Strom aufrechterhalten
werden kann, ohne die oben genannte Klemmenspannung von 380 Veff zu überschreiten.
Die Wirkung des Parameters p0342 „Einsatzdrehzahl Feldschwächung“ unterscheidet sich
erheblich, zwischen Synchron- und Asynchronmotoren. Im Folgenden wird deshalb die
Beschreibung nach den beiden Motortypen unterschieden.
Anforderung an Fremdmotoren
44
Systemhandbuch, 05/2013, A5E32342468
Motorbezogene Umrichterparameter und damit verbundene Anforderungen an die Motorqualität
4.20 Einsatzdrehzahl Feldschwächung
4.20.1
Einsatzdrehzahl Feldschwächung, p0348 für Synchronmotoren
Spannungsmaximumsregler:
Bei Synchronmotoren muss die EMK im Feldschwächbereich aktiv kompensiert werden.
Dazu wird ein Strom in feldschwächender Richtung in den Motor eingeprägt. Der Umrichter
beobachtet laufend die Ausgangsspannung. Um zu verhindern, dass die Ausgangsspannung
einen intern festgelegten Schwellwert überschreitet, wird exakt so viel Feldschwächstrom
nachgeregelt, dass die Ausgangsspannung auf dem Schwellwert einrastet. Dieser
Regelkreis heißt bei SINAMICS „Spannungsmaximumsregler“.
Beschreibung der Feldschwächung des SINAMICS-Umrichters bei Synchronmotoren:
Die Parametrierung des Spannungsmaximumsreglers erfolgt selbsttätig anhand der
eingetragenen Ersatzschaltbilddaten. Um zu verhindern, dass im Falle von Störungen
(beispielsweise auf Grund falsch eingetragener Ersatzschaltbilddaten) ein grob unpassender
Feldschwächstrom ausgesteuert wird, wird der zulässige Feldschwächstrom nach oben und
nach unten hin begrenzt.
● Obere Begrenzung:
Der Kurzschlussstrom ist derjenige Strom, der die EMK exakt so kompensiert dass an
den Klemmen die Spannung verschwindet. Bekanntlich nimmt der physikalisch messbare
Kurzschlussstrom zwar mit der Drehzahl zu, er strebt aber gegen jenen festen Endwert,
der in p320 zu hinterlegen ist. Deshalb kann er als Maximalwert einer sinnvollen
Feldschwächung aufgefasst werden.
⇒ p0320 bildet die obere Grenze für den Feldschwächstrom.
● Untere Begrenzung:
Der angeforderte Feldschwächstrom ist lastabhängig. Je höher die Motorleistung, desto
höher der aktuell vom Regler angeforderte Feldschwächstrom. Betrachtet man eine
konstante Leistung dann folgt der Feldschwächstrom in guter Näherung der Kurve:
mit N := Drehzahl
wobei NSchwelle die zur betrachteten Leistung gehörende Schwellendrehzahl des
Feldschwächeinsatzes ist. Für unterschiedliche Leistungen ergeben sich unterschiedliche
Schwellendrehzahlen und damit unterschiedliche Verläufe des Feldschwächstroms.
⇒ Eine rechnerische Feldschwächstromkurve, die für eine niedrige Teillast angesetzt ist,
kann als sinnvolle untere Begrenzung des Feldschwächstroms aufgefasst werden.
Durch die obere und die untere Begrenzung des Feldschwächstroms entsteht ein
erlaubter Korridor, in dem sich der tatsächlich eingeprägte Feldschwächstrom bewegen
darf.
Anforderung an Fremdmotoren
Systemhandbuch, 05/2013, A5E32342468
45
Motorbezogene Umrichterparameter und damit verbundene Anforderungen an die Motorqualität
4.20 Einsatzdrehzahl Feldschwächung
Bild 4-7
Beispiel für Motor mit p0320 = 100 Aeff und p0348 = 1000 Upm
Erlaubter Korridor des Feldschwächstroms, gebildet durch die Parameter p0320 und
p0348
Es ist zulässig die Feldschwächeinsatzdrehzahl auf eine niedrigere Spannung zu beziehen.
Hinweis
Verlauf der unteren Begrenzung
Die Kurve des minimalen Feldschwächstroms konvergiert im oberen Drehzahlbereich gegen
den in p0320 eingetragenen Kurzschlussstrom. Wird die Feldschwächeinsatzdrehzahl p0348
auf eine niedrige Drehzahl gesetzt, steigt der minimal eingeprägte Feldschwächstrom im
unteren Drehzahlbereich rasch an und strebt gegen p0320. Der erlaubte Korridor des
Feldschwächstroms zieht sich damit auf einen schmalen Streifen unterhalb des
Kurzschlussstroms zusammen.
Anforderung an Fremdmotoren
46
Systemhandbuch, 05/2013, A5E32342468
Motorbezogene Umrichterparameter und damit verbundene Anforderungen an die Motorqualität
4.20 Einsatzdrehzahl Feldschwächung
Bild 4-8
Feldschwächstrom bei stark herabgesetzter Feldschwächeinsatzdrehzahl, p0348
Hinweis
Wirkung der unteren Begrenzung
Der tatsächlich eingeprägte Feldschwächstrom wird nie unterhalb des minimalen Feldschwächstroms liegen, der durch p0320 und p0348 beschrieben wird.
Fehlerhafte Datenblattangabe von p0348:
Würde die Feldschwächeinsatzdrehzahl durch eine fehlerhafte Angabe im Datenblatt
erheblich zu niedrig gesetzt, dann würde (insbesondere im unteren Drehzahlbereich) der
Feldschwächstrom wesentlich höher ausgesteuert, als dies physikalisch zur Kompensation
notwendig wäre (⇒ Erwärmung).
Fehlerhafte Datenblattangabe von p0320:
Würde der Kurzschlussstrom durch eine fehlerhafte Angabe im Datenblatt erheblich zu groß
gesetzt, dann würde (insbesondere im oberen Drehzahlbereich) der Feldschwächstrom
wesentlich höher ausgesteuert, als es physikalisch zur Kompensation notwendig wäre (=>
Erwärmung).
Absichtliche Überkompensation:
Durch das drastische Herabsetzen der Feldschwächeinsatzdrehzahl (p0348) kann ein
(nahezu frei wählbarer) Feldschwächstrom zu Diagnosezwecken eingeprägt werden.
Anforderung an Fremdmotoren
Systemhandbuch, 05/2013, A5E32342468
47
Motorbezogene Umrichterparameter und damit verbundene Anforderungen an die Motorqualität
4.20 Einsatzdrehzahl Feldschwächung
Hinweis
Wirkung der oberen Begrenzung
Würde der Kurzschlussstrom, p0320, durch eine fehlerhafte Angabe im Datenblatt zu niedrig
gesetzt, dann wird der physikalisch notwendige Feldschwächstrom ab einer bestimmten
Drehzahl gedeckelt. Die Drehzahl bleibt dann beim Hochlauf an dieser Stelle „hängen“.
Anforderung an die Angabe von p0348 im Motordatenblatt:
Als Einsatzdrehzahl Feldschwächung, p0348 soll diejenige Drehzahl angegeben werden, an
der bei 25 % Bemessungsleistung die Klemmenspannung einen Effektivwert von 380 Veff
( = 90 % von
) aufweist.
Falls vom Motorhersteller eine Vorschaltinduktivität vorgeschrieben wird, muss sie in p0348
berücksichtigt werden. Im Datenblatt ist dann zu vermerken, dass der angebende Wert mit
Vorschaltinduktivität gilt.
4.20.2
Einsatzdrehzahl Feldschwächung, p0348 für Asynchronmotoren
Schwellendrehzahl, ab der die Magnetisierung proportional zur Drehzahl abgesenkt wird. Im
Bemessungspunkt soll noch eine Spannungsreserve von mindestens 10 % verbleiben.
Die im Motordatenblatt angegeben Einsatzdrehzahl Feldschwächung p0348 darf maximal so
groß sein, wie diejenige Drehzahl, an der bei Bemessungsstrom (p0305) und
Bemessungsmagnetisierungsstrom (p0320) die Klemmenspannung einen Effektivwert von
380 Veff ( = 90 % von
) aufweist.
Im Gegensatz zum Synchronmotor soll die im Datenblatt genannte Einsatzdrehzahl
Feldschwächung (p0348) nur den Motor alleine ohne eine eventuelle Vorschaltinduktivität
beschreiben.
Da dem Umrichter die Vorschaltinduktivität im Parameter p0353 bekannt gemacht wird, wird
die wirksame Feldschwächeinsatzdrehzahl selbsttätig an die angegebene
Vorschaltinduktivität angepasst.
Hinweis
Im Gegensatz zu einer weit verbreiteten Auffassung wird bei SINAMICS oberhalb der
Feldschwächeinsatzdrehzahl nicht der Magnetisierungsstrom, sondern der tatsächlich
vorhandene magnetische Fluss nach einer
-Kennlinie herabgeführt. Zeigt die
Hauptinduktivität im Bemessungspunkt Sättigung, dann geht der Magnetisierungsstrom
stärker zurück als die
-Abhängigkeit des magnetischen Flusses.
Anforderung an Fremdmotoren
48
Systemhandbuch, 05/2013, A5E32342468
Motorbezogene Umrichterparameter und damit verbundene Anforderungen an die Motorqualität
4.21 Pulsfrequenz
4.21
Pulsfrequenz
Die Wahl der Pulsfrequenz stellt einen Kompromiss dar zwischen den Aspekten, die den
Motor betreffen und denen, die den Umrichter betreffen. Für die einzelnen Umrichtertypen
der SINAMICS-Baureihen, (Booksize, Chassis, … ) ist jeweils eine Standardpulsfrequenz als
Dimensionierungsgrundlage vorgesehen. Spätestens bei Erstellung des Motordatenblattes
sollen sich Motorhersteller und Kunde über die zu verwendende Pulsfrequenz abgestimmt
haben. Liegt keine explizite Abstimmung vor, so ist davon auszugehen, dass die
entsprechende Standardpulsfrequenz Verwendung findet. Liegt eine Abstimmung vor, die
von der Standardpulsfrequenz abweicht, so muss diese vom Motorhersteller im
Motordatenblatt dokumentiert werden (Angabe des Pulsfrequenzparameters p1800). Der
Einfluss der Pulsfrequenz erstreckt sich auf:
● Stromrippel (bzw. Stromglättung)
● gegebenenfalls die Notwendigkeit einer Vorschaltinduktivität
● gegebenenfalls Motorerwärmung
● maximale elektrische Drehstromfrequenz (siehe Listenhandbuch)
● Dauerstrom und Maximalstrom des Umrichters (siehe Gerätehandbuch)
Hinweis
Die Standardpulsfrequenzen sind in den SINAMICS Gerätehandbüchern aufgeführt. Z. B.
beträgt die Standardpulsfrequenz für Leistungsteile aus der Familie „Booksize“, die sich bis
zu einem S1-Strom von 200 Aeff erstrecken, 4 kHz.
Pulsfrequenzumschaltung:
SINAMICS ermöglicht eine Umschaltung der Pulsfrequenz während des laufenden
Betriebes. Dies kann sinnvoll sein, wenn beispielsweise ein Asynchronmotor in der
Feldschwächung bei hohen Drehzahlen einen deutlich geringeren Magnetisierungsstrom als
im Bemessungspunkt benötigt, und gleichzeitig die Leistungsanforderung auf Grund der
Applikation in diesem Drehzahlbereich nachlässt (z. B. lediglich Schlichten anstatt
Schruppen bei Werkzeugspindel). Dadurch geht dann der Strombedarf in diesem Bereich
deutlich zurück. Die Reduktion des Umrichterstroms, die mit der höheren Pulsfrequenz im
oberen Drehzahlbereich einhergeht (Derating), könnte dann akzeptabel sein. Falls aus Sicht
des Motorherstellers eine drehzahlabhängige Umschaltung der Pulsfrequenz erforderlich
wird, so ist dies mit dem Kunden abzustimmen und im Motordatenblatt zu dokumentieren.
Falls der Motor in bestimmten Drehzahlbereichen nur mit bestimmten Pulsfrequenzen
betrieben werden darf, muss der Motorhersteller die Drehzahlbereiche und die dafür
vorgeschriebenen Pulsfrequenzen im Motordatenblatt hinterlegen.
Anforderung an Fremdmotoren
Systemhandbuch, 05/2013, A5E32342468
49
Motorbezogene Umrichterparameter und damit verbundene Anforderungen an die Motorqualität
4.22 Bedingungen und Kriterien zum Einsatz einer Vorschaltinduktivität
4.22
Bedingungen und Kriterien zum Einsatz einer Vorschaltinduktivität
4.22.1
Vorschaltinduktivität ist vom Motorhersteller festzulegen
Es obliegt dem Motorhersteller festzulegen, ob der Motor zum einwandfreien Betrieb in der
vorgesehen Antriebskonfiguration eine Drossel benötigt. Falls eine Vorschaltinduktivität
notwendig ist, muss zumindest deren Induktivität vom Motorhersteller im Motordatenblatt
aufgelistet sein. Die Vorschaltinduktivität kann sich nach den folgenden Kriterien als
notwendig erweisen:
● Stromglättung, siehe Kapitel Streuinduktivität(en) und Vorschaltinduktivität (Seite 38)
● Senkung der PWM-Verlustwärme im Motor
● Senkung des Kurzschlussstroms bei Synchronmotoren
Stromglättung:
Nachdem die Pulsfrequenz im Einvernehmen mit dem Kunden festgelegt wurde, kann der
Motorhersteller in eindeutiger und nachvollziehbarer Weise die Vorschaltinduktivität zur
Einhaltung der geforderten Stromglättung, entsprechend Kapitel Streuinduktivität(en) und
Vorschaltinduktivität (Seite 38) dimensionieren. Damit ist sichergestellt, dass die
Kombination von Motor und Umrichter aus regelungstechnischer Sicht funktioniert.
PWM-Verlustwärme in Motor:
Die Bewertung, ob der aus regelungstechnischen Gesichtspunkten geforderte Grad der
Stromglättung (Kapitel Streuinduktivität(en) und Vorschaltinduktivität (Seite 38)) gleichzeitig
auch für die thermischen Gesichtspunkte des Motors ausreicht, obliegt der Verantwortung
des Motorherstellers.
Der Motorhersteller muss die Motorstreuinduktivität, und gegebenenfalls die
Vorschaltinduktivität, so dimensionieren, dass der Motor mit der vereinbarten Pulsfrequenz
an einem beliebigen U/f-Umrichter bei Bemessungsstrom und Bemessungsdrehzahl
thermisch stabil betrieben werden kann.
Senkung des Kurzschlussstroms bei Synchronmotoren:
Bekanntlich sinkt der Kurzschlussstrom eines permanenterregten Synchronmotors mit
zunehmender Summenstreuinduktivität. Damit reduziert sich auch der im
Feldschwächbereich notwendige Feldschwächstrom. Es ist zulässig zur Absenkung des
Feldschwächstroms eine Vorschaltinduktivität vorzuschreiben.
Der Feldschwächstrom kompensiert die hohe EMK des Motors so, dass an den
Motorklemmen, eine für das Antriebsystem verträgliche Spannung ansteht. In Systemen
ohne Vorschaltinduktivität findet die Kompensation vollständig innerhalb des Motors statt, so
dass an keiner Stelle eine unverträgliche hohe Spannung auftreten kann. Wird zusätzlich
eine Vorschaltinduktivität in Reihe geschaltet, so wird ein Teil der Kompensationsspannung
außerhalb des Motors in der Vorschaltinduktivität erzeugt. Vom Umrichter aus gesehen, ist
die Spannung systemverträglich. Zwischen dem Ausgang der Vorschaltinduktivität und den
Motorklemmen kann die Spannung aber, je nach Aufteilung der Induktivitäten, bedeutend
höher sein als am Umrichterausgang.
Anforderung an Fremdmotoren
50
Systemhandbuch, 05/2013, A5E32342468
Motorbezogene Umrichterparameter und damit verbundene Anforderungen an die Motorqualität
4.22 Bedingungen und Kriterien zum Einsatz einer Vorschaltinduktivität
Bild 4-9
Beispiel einer Spannungsverteilung bei starker Absenkung des Kurzschlussstroms
mittels Vorschaltinduktivität
Das VPM- Modul wurde hier, der Übersichtlichkeit wegen nicht dargestellt.
Schreibt der Motorhersteller eine Vorschaltinduktivität zur Absenkung des
Feldschwächstroms vor, dann muss er dafür Sorge tragen, dass die verwendeten
Komponenten die notwendige Spannungsfestigkeit aufweisen. Insbesondere
● die Klemmen und die Wicklung des Motors
● die Leitung zwischen Vorschaltinduktivität und Motor
● die Klemmen und die Wicklung der Vorschaltinduktivität
müssen für die Spannung bei Maximaldrehzahl ausgelegt sein, die sich bei der gewählten
Aufteilung der EMK-Kompensation ergibt.
Die Berechnung bzw. Messung der Spannungsbelastung in den oben genannten
Komponenten obliegt dem Motorhersteller. Er muss den Kunden im Motordatenblatt über die
Höhe der Spannung informieren
Anforderung an Fremdmotoren
Systemhandbuch, 05/2013, A5E32342468
51
Motorbezogene Umrichterparameter und damit verbundene Anforderungen an die Motorqualität
4.23 Stromregleradaption
4.22.2
Anpassung von Bemessungs- und Maximalleistung an die Vorschaltinduktivität
Erfahrungsgemäß kann es bei Verwendung einer Vorschaltinduktivität zu einer Verringerung
der maximal verfügbaren Motorleistung kommen. Die maximal elektrisch verfügbare
Motorleistung hängt neben den Eigenschaften des Motors und der Vorschaltinduktivität auch
von der Betriebsspannung ab.
Anforderung an das System Motor + Vorschaltinduktivität:
Einschließlich der Vorschaltinduktivität darf der Effektivwert der Klemmenspannung bei
Bemessungsleistung (p0307) und Bemessungsdrehzahl (p0308) maximal 90 % von
betragen. UZK_customer ist dabei die mit dem Kunden vereinbarte
Zwischenkreisspannung. Liegt keine spezielle Vereinbarung vor, dann ist von einer
Zwischenkreisspannung von 600 VDC auszugehen. Die im Bemessungspunkt nicht zu
überschreitende Klemmenspannung beträgt dann 380 Veff. Enthält das Motordatenblatt eine
Angabe über die Maximalleistung, dann darf die dafür erforderliche Klemmenspannung 95 %
von
nicht überschreiten. Die Motordatenblattangaben für die Bemessungs-
und die Maximalleistung müssen diese Anforderung berücksichtigen.
4.22.3
Besetzung des Parameters p0353
Die Benennung einer Vorschaltinduktivität obliegt dem Motorhersteller. Schreibt er eine
Vorschaltinduktivität vor, so ist diese im Motordatenblatt zu dokumentieren und der
Induktivitätswert in Parameter p0353 zu hinterlegen.
4.23
Stromregleradaption
p0391 Stromregleradaption Einsatzpunkt KP
p0392 Stromregleradaption Einsatzpunkt KP adaptiert
p0393 Stromregleradaption P-Verstärkung Adaption
Um die optimale Bandbreite des geschlossenen Stromregelkreises zu erhalten, muss
dessen p-Verstärkung in einem bestimmten Verhältnis zur Summenstreuinduktivität stehen.
Meistens ist aber die Streuinduktivität des Motors nicht konstant und nimmt mit
zunehmendem momentbildenden Strom ab. Um die Wirkung der abnehmenden Induktivität
auszugleichen, kann der Umrichter die Stromregler p-Verstärkung über eine hinterlegte
Kennlinie automatisch anpassen. Die Kennlinie wird im Umrichter über zwei Stützpunkte
parametriert. Die fortlaufende Anpassung der Stromregler p-Verstärkung wird
„Stromregleradaption“ genannt. Die beiden Stützpunkte werden durch die drei Parameter
p0391 – p0393 bestimmt.
Anforderung an Fremdmotoren
52
Systemhandbuch, 05/2013, A5E32342468
Motorbezogene Umrichterparameter und damit verbundene Anforderungen an die Motorqualität
4.23 Stromregleradaption
Bild 4-10
Steuerung der Stromregler p-Verstärkung mittels Stromregleradaption
Die Bestimmung der Kennlinie der Stromregleradaption liegt in der Zuständigkeit des
Motorherstellers. Die Stromregleradaption wird vorzugsweise im Stillstand bestimmt. Die
Parameter der Stromregleradaption müssen spätestens zum Zeitpunkt der Auslieferung an
den Anwender übergeben werden. Sie müssen im Motordatenblatt als p0391 – p0393
hinterlegt sein.
Für den Fall, dass der Hersteller eine Vorschaltinduktivität vorschreibt, muss die
Stromregleradaption das System aus Motor + Vorschaltinduktivität beschreiben.
Das bedeutet, dass die Stromregleradaption mit Vorschaltinduktivität bestimmt werden
muss. Die Vorschaltinduktivität muss deshalb bereits beim Motorhersteller als Bauteil
vorliegen.
Vorschlag zur praktischen Durchführung:
Im Folgenden wird eine praktische anwendbare Methodik zur Bestimmung der
Stromregleradaptionsparameter vorgeschlagen. Je nach Kenntnisstand und
Laborausrüstung sind alternative Wege der Bestimmung möglich, auf die hier nicht weiter
eingegangen wird. Allen gemeinsam ist, dass die Bestimmung der
Stromregleradaptionsparameter mit SINAMICS-Umrichtern durchzuführen ist. Vorzugsweise
sind dabei diejenigen Abtastzeiten für interne Regelkreise (p0115) und diejenige
Pulsfrequenz (p1800) zu wählen, die auch beim Kunden voraussichtlich zu Anwendung
kommen werden.
Zur Durchführung der vorgeschlagenen Methodik werden keine externen Messmittel
benötigt. Die SINAMICS Umrichter verfügen bereits über eine vorbereitete Messfunktion des
Stromregler-Führungsfrequenzgangs. Durch wiederholtes Messen und Interpretieren des
Stromregler-Führungsfrequenzgangs werden die Adaptionsparameter dabei bestimmt.
Anforderung an Fremdmotoren
Systemhandbuch, 05/2013, A5E32342468
53
Motorbezogene Umrichterparameter und damit verbundene Anforderungen an die Motorqualität
4.23 Stromregleradaption
Zur Bestimmung der Stromregleradaption soll die Motorwelle geklemmt und die nachfolgend
beschriebene Messreihe durchgeführt werden. Dazu muss die Adaption unwirksam
geschaltet werden (p1402 Bit 2 = 0). Bei der Messreihe werden nacheinander immer höhere
Offsetströme (entspr. Momentvorgabe) gesetzt und für jeden Wert des Offsetstroms die
Messfunktion „Führungsfrequenzgang Stromregler“ ausgeführt (die Messfunktion steht fertig
vorbereitet zur Verfügung). Für jeden angewählten Offsetstrom wird dasjenige kp_i (p1715)
bestimmt, das im Stromregler-Führungsfrequenzgang die optimale Bandbreite erzeugt.
„Optimal“ bedeutet hier, dass der Stromregler-Führungsfrequenzgang eine möglichst hohe
Bandbreite besitzt, ohne dabei über die Null-dB-Linie zu überziehen. (Bei zu hoher pVerstärkung ergibt sich am Ende der Bandbreite ein Überziehen über die Null-dB- Linie.) In
der Regel ist eine wiederholte Durchführung der Messfunktion erforderlich, um für eine
gegeben Vorgabe des Offsetstroms die optimale p-Verstärkung zu finden. Schrittweise
(beispielsweise in 10 %- Schritten) wird dann Offsetstromvorgabe erhöht, bis der zulässige
Maximalstrom erreicht ist.
Die bei der Messreihe ausgewählten Offsetströme und die dazugehörenden Werte der
optimalen Stromregler p-Verstärkung werden in einem Diagramm dargestellt (siehe
"Beispielmessung der Stromregleradaption"). In dem gleichen Diagramm wird nun die im
Umrichter zu hinterlegende Kennlinie dargestellt, die aus den Adaptionsparametern p0391 –
p0393 besteht. Ziel ist es, die Adaptionsparameter p0391 – p0393 so zu wählen, dass die
Adaptionskennlinie den Messwerten möglichst gut folgt. Oft ist eine exakte Adaption aller
Messpunkte nicht möglich. Dann sollte die Adaptionskurve nicht über, sondern im Mittel
möglichst knapp unter den Messwerten liegen (siehe Diagramm "Beispielmessung der
Stromregleradaption").
Falls der Rotor beim Hersteller noch nicht auf einer Welle montiert ist (z. B.
Spindeleinbaumotor), ist es zulässig, Rotor und Stator mittels einer Distanzhülse zu fügen
und verdreh- und vibrationssicher gegeneinander zu fixieren. Als Geber kann ein DummyGeber eingesetzt werden, der ein Signal im elektrisch gültigen Bereich abgibt (siehe Kapitel
(Winkel-) Lagegeber (Seite 99)). Bei Asynchronmotoren kann die Messreihe ohne
Einschränkung mit dem Dummy-Geber durchgeführt werden. Bei Synchronmotoren ist dies
nur möglich, wenn sich der Antrieb mittels der induktivitätsbasierten Pollageidentifikation
(p1980 = 0, 1 oder 4) freigeben lässt. Das ist aber bei den meisten Synchronmotoren der
Fall. Eventuell müssen dazu die Parameter p0325 oder p0329 vorübergehend verändert
(erhöht) werden.
Anforderung an Fremdmotoren
54
Systemhandbuch, 05/2013, A5E32342468
Motorbezogene Umrichterparameter und damit verbundene Anforderungen an die Motorqualität
4.23 Stromregleradaption
Bild 4-11
Beispielmessung der Stromregleradaption
Hinweis
Die Stromreglerverstärkung, die die optimale Bandbreite erzeugt, wird gefunden, indem
p1715 schrittweise höher geschrieben und dabei jedes Mal der „Führungsfrequenzgang
Stromregler“ beurteilt wird. Die Stromreglerverstärkung für optimale Bandbreite ist diejenige,
bei der der Führungsfrequenzgang gerade noch nicht über die 0 dB-Linie überzieht.
Bild 4-12
Beispielmessung des „Führungsfrequenzgangs Stromregler“ für verschiedene Werte der
Stromreglerverstärkung.
Empfehlung: Anzeige auf +8 dB und -24 dB skalieren
Anforderung an Fremdmotoren
Systemhandbuch, 05/2013, A5E32342468
55
Motorbezogene Umrichterparameter und damit verbundene Anforderungen an die Motorqualität
4.24 Stillstandsstrom
4.24
Stillstandsstrom
Hinweis
Angaben in diesem Kapitel gelten nur für Synchronmotoren
Die hier gemachten Angaben zum Stillstandsstrom gelten ausschließlich für
Synchronmotoren.
p0318 Motor-Stillstandsstrom
Strom, den der Motor im Stillstand als Dauerstrom (S1) führen kann. Im Stillstand ist keine
Feldschwächung vorhanden. Das bedeutet, dass kein Feldschwächstrom eingeprägt wird.
Gegenüber dem S1-Betrieb bei Bemessungsdrehzahl kann sich im Stillstand, u. a. aus
folgenden Gründen eine Veränderung des thermischen Gleichgewichtes und damit des
zulässigen Dauerstromes ergeben:
● Thermische Beanspruchung durch Ungleichheit der Phasenströme
● Wegfall der thermische Beanspruchung durch Eisenverluste
● Änderung der Kühlbedingung, z. B. bei Wellenlüfter
Thermische Beanspruchung durch Ungleichheit der Phasenströme:
Im Stillstand steht der mechanische Wellenwinkel und damit auch der Kommutierungswinkel
still. In den Phasenleitern stellen sich dann keine Wechselströme, sondern Gleichströme ein.
Die Verteilung der Ströme hängt vom Kommutierungswinkel ab. Im ungünstigsten Fall ist der
Strom in der am stärksten belasteten Phase um Faktor √2 größer als der DrehstromEffektivwert, der sich in derselben Phase bei gleichem Effektivstrom, aber rotierendem
Drehfeldwinkel ergeben würde.
Bild 4-13
Beispiel: Phasenstromverteilung im Stillstand bei Kommutierungswinkel 240°
Effektivstrom: 11 Aeff, Scheitelwert: 15,56 A
Belastung in W ist um √2 größer als der Effektivwert
Anforderung an Fremdmotoren
56
Systemhandbuch, 05/2013, A5E32342468
Motorbezogene Umrichterparameter und damit verbundene Anforderungen an die Motorqualität
4.24 Stillstandsstrom
Die höchste ohmsche Verlustleistung ergibt sich in oben stehendem Beispiel in Phase W.
Sie ist doppelt so groß wie im drehenden Betrieb (POhm_Verlust ~ i2). Um die zulässige
Maximaltemperatur der Wicklung nicht zu überschreiten, muss der Stillstandsstrom reduziert
werden. Das Ausmaß der Reduzierung hängt von der thermischen Kopplung der Phasen
untereinander ab. Im Extremfall (vollständige thermische Entkopplung) muss der
Stillstandsstrom auf 71 % reduziert werden.
Wegfall der thermischen Beanspruchung durch Eisenverluste:
Im Stillstand entfallen die Ummagnetisierungs- und Wirbelstromverluste der flussführenden
Elemente (Eisenverluste). Dadurch verringert sich, bei gleichem Strom die gemittelte
thermische Belastung des Motors, wodurch ein Spielraum zur Erhöhung des StromEffektivwertes entsteht.
Änderung der Kühlbedingung bei Wellenlüfter:
Falls die Strömung des Kühlmediums bzw. die abführbare Wärmeleistung von der Drehzahl
der Motorwelle abhängt (z. B. Wellenlüfter), ist dies im Stillstandsstrom zu berücksichtigen.
Folgerung:
Je nachdem, ob sich die ungünstigen oder die günstigen thermischen Effekte im Stillstand
stärker durchsetzen, kann der Stillstandsstrom kleiner aber auch größer als der
Bemessungsstrom sein.
● Langsam drehende Torque-Motoren: Meistens: IStillstand < IBemessung
● Schnell drehende Spindeln: Meistens: IStillstand > IBemessung
Verwendung des Parameters:
Der Parameter wird als Bezugsgröße für applikative und technologische Vorbesetzungen
benutzt. Darüber hinaus dient er der I2t-Überwachung des Motors, sofern das Modell per
Parameter aktiviert wurde.
Hinweis
Achtung
Eine wirksame I2t-Überwachung des Stroms im Antrieb lässt sich im Prinzip über das
Temperaturmodell aktivieren. Sie entfaltet aber nur dann eine brauchbare Schutzwirkung
ohne unerwünschte Einschränkung der Belastbarkeit, wenn die thermischen Modelldaten
zutreffend hinterlegt wurden. Dies ist bei Fremdmotoren im Allgemeinen nicht der Fall. Die
Aktivierung der I2t-Überwachung wird für Fremdmotoren nicht empfohlen. Deshalb muss für
eine zuverlässige thermische Überwachung ein Temperaturfühler vorgesehen sein.
Hinweis
Achtung
Bei Synchronmotoren, die im niedrigen Drehzahlbereich unter hoher Belastung eingesetzt
werden, ist eine Temperaturüberwachung empfehlenswert, die alle drei Phasen einschließt
(vorzugsweise PTC-Drilling).
Anforderung an Fremdmotoren
Systemhandbuch, 05/2013, A5E32342468
57
Motorbezogene Umrichterparameter und damit verbundene Anforderungen an die Motorqualität
4.25 Stillstandsdrehmoment
4.25
Stillstandsdrehmoment
Hinweis
Angaben in diesem Kapitel gelten nur für Synchronmotoren
Die hier gemachten Angaben zum Stillstandsdrehmoment gelten ausschließlich für
Synchronmotoren.
p0319 Motor-Stillstandsdrehmoment
Wellendrehmoment, das mit dem oben genannten Stillstandsstrom im S1-Dauerbetrieb
erreicht wird. Eine eventuelle Minderung des Wellenmomentes durch Reibung ist zu
berücksichtigen.
4.26
Ständerwiderstand
p0350 Motor-Ständerwiderstand kalt
Der im Datenblatt genannte Ständerwiderstand muss so angegebenen werden, dass er
direkt als ständerbezogene Ersatzschaltbildgröße des einstrangigen SternErsatzschaltbildes behandelt werden kann. Dabei ist der ohmsche Widerstand bei 20 °C
zwischen Klemme und Sternpunkt anzugeben. Gegebenenfalls ist dazu die tatsächliche
Schaltung der Wicklung in eine äquivalente Sternschaltung umzurechnen. Die Angabe des
Widerstandswertes im Motordatenblatt soll mit mindestens zwei gültigen Ziffern (zwei
signifikante Stellen) erfolgen.
4.27
Maximaldrehzahl
p0322 Motor-Maximaldrehzahl
Maximaldrehzahl, für die der betreffende Motor vorgesehen bzw. zugelassen ist. Dazu sind
vom Motorhersteller alle Aspekte seines Verantwortungsbereichs zu berücksichtigen.
Drehzahlbegrenzende Einflussgrößen können sein:
● Fliehkräfte am Rotor
● Induzierte Spannung in der Wicklung
● Zulässige Drehzahlen der Lagerung (nur wenn die Lagerung zum Lieferanteil des
Motorlieferanten gehört)
● Einschränkungen durch den Drehgeber (nur wenn der Drehgeber zum Lieferanteil des
Motorlieferanten gehört)
● Einschränkungen durch die Bremse (nur wenn die Bremse zum Lieferanteil des
Motorlieferanten gehört)
Anforderung an Fremdmotoren
58
Systemhandbuch, 05/2013, A5E32342468
Motorbezogene Umrichterparameter und damit verbundene Anforderungen an die Motorqualität
4.27 Maximaldrehzahl
Bei der im Motordatenblatt eingetragenen Maximaldrehzahl darf der Motor auch unter
ungünstigen Kombinationen von Betriebszuständen keinen Schaden nehmen bzw. keine
unzulässige Verkürzung der Lebensdauer zeigen. Als Kombinationen gleichzeitig
auftretender ungünstiger Betriebszustände sind explizit zu nennen:
● Maximal zulässige Temperatur
● Maximal zulässiger Strom
● Vibration im zulässigen Bereich
Sofern der Motor als Teilkomponente eines elektromechanischen Systems eingesetzt wird,
und dieses System eine weitere Einschränkung der zulässigen Maximaldrehzahl erfordert,
muss der Lieferant des elektromechanischen Systems ein neues Motordatenblatt
herausgeben, bei dem der Wert für die Maximaldrehzahl entsprechend verringert wurde.
Häufig ist dies bei Motorspindeln der Fall, bei denen der Spindelhersteller den Einbaumotor
von einem Unterlieferanten bezieht und das elektromechanische System, nämlich die
Motorspindel, dann an den SINAMICS-Betreiber liefert. Unterschiedliche Maximaldrehzahlen
ergeben sich insbesondere dann, wenn der Spindelhersteller denselben Motor für
unterschiedliche Spindeltypen einsetzt.
4.27.1
Einschränkungen der Maximaldrehzahl aus Sicht des Betriebs an SINAMICS
● Für Synchronmotoren: Maximale Spannung bei offenen Klemmen
Der Scheitelwert der Spannung, die der Motor bei offenen Klemmen erzeugt, muss unter
2,0 kVKlemme-Klemme bleiben. Läge sie über 2,0 kV, bestünde im Fehlerfall ein
Personenrisiko.
⇒ Der Effektivwert der Klemmenspannung Ueff_Klemme-Klemme bei Maximaldrehzahl muss
kleiner als 1414 Veff sein. Dabei ist der Betriebszustand anzusetzen, bei dem die
Spannung mit offenen Klemmen am größten wird. Im Allgemeinen ist dies der kalte
Motor.
● Nicht unterhalb der Bemessungsdrehzahl
Die Maximaldrehzahl (p0322) darf nicht unterhalb der im Datenblatt genannten
Bemessungsdrehzahl (p0311) liegen. Das bedeutet, dass der Motor mindestens bis zu
seiner Bemessungsdrehzahl betrieben werden können muss.
WARNUNG
Lebensgefahr durch elektrischen Schlag
Das Risiko eines elektrischen Schlags, das bei einer EMK-Scheitelwertspannung von über
2,0 kVKlemme-Klemme besteht, wird auch durch die Verwendung einer
Spannungsschutzfunktion, die die Phasenleiter untereinander kurzschließt (VPM-Modul,
interner Spannungsschutz usw.) nicht beseitigt.
• Sorgen Sie dafür, dass die EMK-Scheitelwertspannung stets unter 2,0 kVKlemme-Klemme
liegt (siehe auch oben).
Anforderung an Fremdmotoren
Systemhandbuch, 05/2013, A5E32342468
59
Motorbezogene Umrichterparameter und damit verbundene Anforderungen an die Motorqualität
4.27 Maximaldrehzahl
4.27.2
Notwendigkeit des Überspannungsschutzes bei hoher EMK des
Synchronmotors
Um im Falle eines Synchronmotors eine schädliche Aufladung des Zwischenkreissystems
durch den rückspeisenden Motor zu verhindern, muss der Anwender für einen
Spannungsschutz sorgen, falls die theoretisch generatorisch erzeugte Klemmenspannung
bei Maximaldrehzahl oberhalb eines bestimmten Schwellwertes liegen kann. Bei SINAMICSApplikationen besteht der Spannungsschutz im Ankerkurzschluss (Kurzschluss der
Motorklemmen). Dem Anwender obliegt es dabei, für die Funktion des Ankerkurzschlusses
zu sorgen.
Hinweis
Bei Booksize Leistungsteilen kann der Ankerkurzschluss entweder über ein externes
Kurzschlussmodul, das VPM (Voltage-Protection Module) oder die interne
Kurzschlussfunktion des Leistungsteils realisiert werden.
Für Chassis-Leistungsteile sind externe VPM-Module nicht verfügbar.
Siehe Funktionshandbuch (FH1) Kapitel „Interner Spannungsschutz“.
Der Schwellwert, ab dem die Einrichtung eines Spannungsschutzes erforderlich ist, richtet
sich nach der verwendeten Leistungsteilfamilie.
● Booksize: 820 V
● Chassis: Abhängig von der Spannungsklasse (jedoch nicht unter 820 V)
Der Motorhersteller muss prüfen, ob die theoretisch erreichbare, generatorisch erzeugte
Klemmenspannung bei Maximaldrehzahl einen Scheitelwert (nicht Effektivwert) von 820 V
überschreiten kann. Grundlage der Prüfung ist ein Betriebszustand
● mit offenen Klemmen
● bei größter zugelassener Drehzahl
● mit größter EMK-Konstante (sie ergibt sich üblicherweise bei kaltem Läufer)
Kann der so ermittelte Scheitelwert 820 V überschreiten, muss der Motorhersteller:
● Den Kunden darüber informieren, dass voraussichtlich eine Spannungsschutzmaßnahme
notwendig sein wird.
● Die maximale Höhe der Klemmen-Scheitwertspannung im Datenblatt nennen.
● Den Motor so auslegen, dass er bei Maximaldrehzahl kurzschließbar ist. Dieser Aspekt
wird im nachfolgenden Kapitel vertieft.
Anforderung an Fremdmotoren
60
Systemhandbuch, 05/2013, A5E32342468
Motorbezogene Umrichterparameter und damit verbundene Anforderungen an die Motorqualität
4.28 Kurzschlussstrom bei generatorischer Klemmenspannung über 820 V (Scheitelwert)
4.28
Kurzschlussstrom bei generatorischer Klemmenspannung über
820 V (Scheitelwert)
Hinweis
Die hier gemachten Angaben gelten ausschließlich für Synchronmotoren.
Hat die Überprüfung der theoretisch erreichbaren generatorischen Klemmenspannung
ergeben, dass bei Maximaldrehzahl ein Scheitelwert von 820 V überschritten werden kann,
dann muss der Motor kurzschlussfest ausgeführt sein.
Es ergeben sich für diesen Fall die folgenden Anforderungen an Motor:
● Da bei abruptem Klemmenkurzschluss der (transiente) Phasenstrom über dem 1,8fachen Wert des eingeschwungenen Kurzschlussstroms liegen kann, muss der Motor die
dabei auftretenden Phasenströme ohne Schäden überstehen.
● Die Permanentmagnetbestückung darf auch bei hoher aktueller Betriebstemperatur des
Läufers und bei ungünstiger transienter Überhöhung der Phasenströme nicht irreversibel
abmagnetisieren.
ACHTUNG
Beschädigung des Leistungsteils durch Überstrom
Beim Wicklungskurzschluss kann eine zu kleine Induktivität zu einem für den Umrichter
unzulässig hohen Strom führen. Für den Fall, dass die notwendige Kurzschlussfestigkeit
des Systems aus Motor und Umrichter nur mit einer Vorschaltinduktivität erreicht werden
konnte, darf der Motor nicht ohne diese betrieben werden.
• In der Herstellerdokumentation (z. B. Motordatenblatt) muss die Verwendung der
Vorschaltdrossel und deren minimal zulässiger Wert in eindeutiger Form vorschrieben
sein.
Können 820 V (Klemmenspannung-Scheitelwert) überschritten werden, muss der
Motorbetreiber für einen Spannungsschutz sorgen. Bei SINAMICS-Umrichtern ist dies im
Standardfall eine Einrichtung, die die Motorklemmen kurzschließt (siehe SINAMICS
Funktionshandbuch FH1; Kapitel „Ankerkurzschlussbremse, interner Spannungsschutz,
Gleichstrombremse“). Um dem Anwender die Dimensionierung der
Spannungsschutzeinrichtung zu ermöglichen, ergibt sich die folgende Anforderung an das
Motordatenblatt:
Können 820 V (Klemmenspannung-Scheitelwert) überschritten werden und übersteigt der
dabei transient auftretende Kurzschlussstrom den im Datenblatt angebenden
Kurzschlussstromparameter p0320, dann ist
● der Spitzenwert des transient auftretenden Kurzschlussstroms und
● die Abklingzeit der transienten Überhöhung des Kurzschlussstroms
im Datenblatt aufzuführen. Auch hier ist eine eventuell vorhandene Vorschaltinduktivität zu
berücksichtigen und der eindeutige Hinweis um Datenblatt aufzunehmen, dass der
angegebene transiente Kurzschlussstrom nur in Verbindung mit eben dieser
Vorschaltinduktivität gilt.
Anforderung an Fremdmotoren
Systemhandbuch, 05/2013, A5E32342468
61
Motorbezogene Umrichterparameter und damit verbundene Anforderungen an die Motorqualität
4.29 Optimaler Lastwinkel und Reluktanzmomentkonstante
4.29
Optimaler Lastwinkel und Reluktanzmomentkonstante
Hinweis
Die hier gemachten Angaben gelten ausschließlich für Synchronmotoren.
p0327 Motor-Lastwinkel optimal (ist bei Fremdmotoren ohne Systemtest immer 90 Grad)
p0328 Motor-Reluktanzmomentkonstante (ist bei Fremdmotoren ohne Systemtest immer
0 mH)
Hintergrund:
Bekanntlich erzeugt ein im Ständer eingeprägter Stromzeiger dann das größte Drehmoment,
wenn er 90 Grad zur Feldachse des Läufers steht. Der Winkel zwischen dem eingeprägten
Stromzeiger und der Feldachse des Läufers wird Kommutierungswinkel genannt.
Wenn bei hohen Strömen Sättigung eintritt, wird nicht nur das Drehmoment gemindert,
häufig verschiebt sich auch der Lastwinkel des Drehmomentmaximums. Er liegt dann nicht
mehr bei 90 Grad, sondern verschiebt sich zu einem größeren Winkel (siehe nachfolgendes
Diagramm).
Da dieser Effekt unerwünscht ist, soll die Verschiebung ein bestimmtes Ausmaß nicht
übersteigen. Daraus ergeben sich die folgenden Anforderungen an den Motor:
● Der Kommutierungswinkel, bei dem die Drehmomentkurve (siehe Diagramm) ihr
Maximum erreicht, muss zwischen 90 und 105 Grad liegen. Insbesondere bei dem vom
Hersteller zugelassenen maximalen momentbildenden Strom darf die Verschiebung vom
90 Grad-Idealwert nicht größer als 15 Grad sein.
● Der Unterschied zwischen dem Drehmoment auf der 90 Grad-Kommutierung und dem
Drehmomentmaximum (bei gleichem Strombetrag) darf nicht mehr als 4 % betragen
(siehe Diagramm "Verschiebung des Lastwinkels des Drehmomentmaximums").
Falls im Motordatenblatt ein Maximaldrehmoment angeben ist, ist dieses auf den
Maximalstrom, p0323 und einen Lastwinkel von 90 Grad zu beziehen.
Anforderung an Fremdmotoren
62
Systemhandbuch, 05/2013, A5E32342468
Motorbezogene Umrichterparameter und damit verbundene Anforderungen an die Motorqualität
4.29 Optimaler Lastwinkel und Reluktanzmomentkonstante
Bild 4-14
Verschiebung des Lastwinkels des Drehmomentmaximums
Strom in 10 %-Stufen auf Maximalstrom erhöht
Hinweis
In oben stehendem Diagramm ist eine typische Kurvenschar der Lastwinkelabhängigkeit des
Drehmomentes für einen Motor mit deutlicher Sättigung dargestellt. Eine einzelne Kurve aus
der Kurvenschar beschreibt dabei das Drehmoment, das bei festgehaltenem Ständerstrom
(Betrag und elektrischer Winkel fest) erzeugt wird, wenn die Motorwelle von außen von
0 Grad bis 180 Grad gedreht wird. Die Kurvenschar enthält 10 Einzelkurven, bei denen der
Betrag des Ständerstroms in 10 %-Schritten erhöht wurde. Das Drehmoment ist als relatives
Drehmoment in % dargestellt. Der Bezugswert dabei ist das Drehmoment, das sich bei
ungesättigter Drehmomentkonstante kt0 und Maximalstrom ergeben würde (kt0 • p323).
Näheres zu kt0 siehe Bild "Zugelassener (sättigungsbedingter) Rückgang der
Drehmomentkonstante ".
Anforderung an Fremdmotoren
Systemhandbuch, 05/2013, A5E32342468
63
Motorbezogene Umrichterparameter und damit verbundene Anforderungen an die Motorqualität
4.30 Parameter für den Maximalstrom
4.30
Parameter für den Maximalstrom
p0323 Motor-Maximalstrom (nur für Synchronmotoren)
p0338 Motor-Grenzstrom (nur für Synchronmotoren)
p0640 Stromgrenze
Für Synchronmotoren
Für Synchronmotoren ist der maximal erlaubte Motorstrom als Werte für die Parameter
„Motor-Maximalstrom“ (p0323) und „Motor-Grenzstrom“ (p0338) aufzuführen. Zwischen den
beiden Parametern wird bei Fremdmotoren nicht unterschieden, sie werden gleichwertig
verwendet. (p0640 muss im Datenblatt nicht aufgeführt werden).
Hinweis
Im Gegensatz zum Listenhandbuch der SINAMICS-Parameter „SINAMICS S120/S150
Listenhandbuch (LH1)“ beschreibt p0338 bei Fremdmotoren nicht den maximal möglichen
Strom bei Bemessungsdrehzahl an der Spannungsgrenzkennlinie, sondern den für den
Motor maximal zugelassen Strom, ohne Bezugnahme auf eine Drehzahl.
Für Asynchronmotoren
Für Asynchronmotoren ist der maximal erlaubte Motorstrom als Wert für den Parameter
„Stromgrenze“ (p0640) aufzuführen (p0323 und p0338 müssen im Datenblatt nicht
aufgeführt werden). Für Asynchronmotoren ist p0640 der einzige Parameter, der den vom
Umrichter maximal ausgesteuerten Strom verbindlich begrenzt. Für Asynchronmotoren
belegt der Umrichter die Stromgrenze (p0640) auf den 1½-fachen Bemessungsstrom vor
(Vorbelegung: p0640 = 1,5 · p0305). Hat der Motorhersteller einen anderen Maximalstrom
für den betreffenden Asynchronmotor vorgesehen, dann sollte der Betreiber im
Motordatenblatt darauf hingewiesen werden, p0640 nach dem Ausführen der automatischen
Berechnung der Regelungsparameter (mittels p0340 = 1) mit dem vom Hersteller
vorgesehenen Wert zu überschreiben.
Unter allen drei Parametern ist im Sinne des Motordatenblattes derselbe Sachverhalt zu
verstehen. Es handelt sich um den vom Hersteller maximal zugelassenen Klemmenstrom.
Die Aufteilung zwischen der momentbildenden und der feldbildenden Achse spielt dabei
keine Rolle (
). Die im Motordatenblatt aufgeführten Maximalstromparameter dürfen
nicht unter dem Bemessungsstrom p0305 liegen.
Bei dem im Motordatenblatt eingetragenen Maximalstromwert darf der Motor auch unter
einer ungünstigen Kombination von Betriebszuständen keinen Schaden nehmen.
Insbesondere eine irreversible Entmagnetisierung ist keinesfalls zulässig. Als Kombinationen
gleichzeitig auftretender ungünstiger Betriebszustände ist explizit zu nennen:
● maximal zulässige Temperatur.
● bei Synchronmotoren: Fehlkommutierung (z. B. in Folge eines Drehgeberfehlers).
Insbesondere mit Einprägung des gesamten Stromzeigers in feldschwächender
Richtung.
● maximal zulässige Drehzahl
Anforderung an Fremdmotoren
64
Systemhandbuch, 05/2013, A5E32342468
Motorbezogene Umrichterparameter und damit verbundene Anforderungen an die Motorqualität
4.31 Kippmomentkorrekturfaktor
Falls der Betreiber eine weitere Reduzierung des Maximalstroms vornehmen möchte, die
über das Motordatenblatt hinausgeht, ist der dafür vorgesehen Parameter der p0640. Die
beiden anderen Parameter, p0323 und p0338 sind zur Beschreibung des Motors
vorgesehen und sollten nicht zur Anpassung des Motors an die Applikation verändert
werden. Der in p0640 eingetragene Wert begrenzt verbindlich den vom Umrichter maximal
ausgesteuerten Strom (
4.31
).
Kippmomentkorrekturfaktor
p0326 Motor-Kippmomentkorrekturfaktor
Der Kippmomentkorrekturfaktor beschreibt, wie weit die Spannungsgrenzkennlinie
verschoben werden muss, um im realen Betrieb ein einwandfreies Verhalten zu erreichen.
Der Umrichter berechnet an Hand der eingetragenen Ersatzschaltbilddaten den
theoretischen Verlauf der Spannungsgrenzkennlinie und sorgt durch eine
drehzahlabhängige Begrenzung des Drehmomentsollwertes dafür, dass keine
Drehmomentsollwerte außerhalb der Spannungsgrenzkennlinie vorgegeben werden. Damit
sollte theoretisch der Spannungsbedarf nie über der verfügbaren Spannung liegen.
Bild 4-15
Beispiel: Verschiebung der Drehmomentbegrenzungslinie durch p0326 = 85 %
Anforderung an Fremdmotoren
Systemhandbuch, 05/2013, A5E32342468
65
Motorbezogene Umrichterparameter und damit verbundene Anforderungen an die Motorqualität
4.32 Trägheitsmoment
Die Erfahrung hat gezeigt, dass es dennoch bei einzelnen Motoren, insbesondere bei
Motoren mit hohem Feldschwächverhältnis, zu einem Anstehen an der Spannungsgrenze
mit unerwünschten Erscheinungen im Betriebsverhalten kommen kann. Diese treten dann
insbesondere beim schnellen Abbremsen aus hoher Drehzahl auf. Eine Verbesserung lässt
sich erreichen, wenn die Begrenzung der Drehmomentsollwerte früher eingeleitet wird, als
dies nach der theoretischen Spannungsgrenzkennlinie erforderliche wäre. Das Drehmoment
der theoretischen Spannungsgrenzkennlinie wird dabei mit dem Kippmomentkorrekturfaktor
(p0326) multipliziert und als neue Begrenzungslinie für die Drehmomentsollwerte verwendet.
In dem Drehzahlbereich, in dem die Spannungsgrenzkennlinie das maximal verfügbare
Drehmoment bestimmt, wirkt sich der Kippmomentkorrekturfaktor entsprechend mindernd
bzw. steigernd auf das vom Antrieb zugelassene Maximalmoment aus.
Der Kippmomentkorrekturfaktor gleicht eine Abweichung zwischen dem theoretisch
erwarteten und dem in der Praxis vorgefundenen Verhalten des Antriebs aus. Deshalb lässt
sich p0326 nicht a priori aus theoretischen Vorberechnungen ermitteln. Er kann nur bei
Bedarf im praktischen Betrieb ermittelt werden. Solange keine Anpassung in der Praxis
stattgefunden hat, soll der Kippmomentkorrekturfaktor p0326 auf 100 % geschrieben
werden.
Hinweis
Beim Anlegen eines Fremdmotors findet im Umrichter eine Vorbelegung des
Kippmomentkorrekturfaktor (p0326) auf deutlich unter 100 % statt. Deshalb sollte der
Betreiber im Motordatenblatt darauf hingewiesen werden, p0326 mit dem vom Hersteller
vorgesehenen Wert zu überschreiben.
Wenn keine Anpassung in der Praxis stattgefunden hat oder sonstige Erfahrungen mit dem
betreffenden Motor noch nicht vorliegen, wird dieser Wert i. A. 100 % sein.
4.32
Trägheitsmoment
p0341 Motor-Trägheitsmoment
Dieser Parameter dient unter anderem zur automatischen Vorbelegung der
Drehzahlreglerverstärkung. Um dabei einen brauchbaren Wert zu erhalten, muss hier das
gesamte Trägheitsmoment der Welle angegeben werden.
Sofern der Motor als Teilkomponente eines elektromechanischen Systems eingesetzt wird
und sich das Trägheitsmoment des Motors durch die Komplettierung zum
elektromechanischen System vergrößert, soll der Motorhersteller in p0341 keinen Wert
eintragen und das Trägheitsmoment des Rotors in einer gesonderten Zeile des
Motordatenblattes ausweisen. Der Lieferant des elektromechanischen Systems muss dann
das Gesamtträgheitsmoment als p0341 in das Datenblatt eintragen. Häufig ist dies bei
Motorspindeln der Fall, bei denen der Spindelhersteller den Einbaumotor von einem
Unterlieferanten bezieht und das elektromechanische System, nämlich die Motorspindel,
dann an den SINAMICS-Betreiber liefert. In diesem Fall muss der Spindelhersteller das
Gesamtträgheitsmoment in p0341 nennen.
Anforderung an Fremdmotoren
66
Systemhandbuch, 05/2013, A5E32342468
Motorbezogene Umrichterparameter und damit verbundene Anforderungen an die Motorqualität
4.33 Kühlart des Motors
4.33
Kühlart des Motors
Hinweis
Angaben in diesem Kapitel gelten nur für Asynchronmotoren
Die hier gemachten Angaben zur Motorkühlart gelten ausschließlich für Asynchronmotoren.
p0335 Motorkühlart
Dieser Parameter wird benutzt, um das thermische Modell des Umrichters zu parametrieren
und um Zeitkonstanten der Temperaturüberwachung vorzubelegen. Bei der geführten
Dateneingabe durch die SINAMICS Eingabehilfe („Wizzard“) wird die Kühlart bei
Asynchronmotoren abgefragt.
Folgende Kühlarten werden dabei unterschieden:
● Selbstkühlung (Abwesenheit von Zwangskühlung)
● Fremdkühlung (Luftbeströmung mittels fremdgetriebenen Lüfter, Luftaustausch mit der
Umgebung)
● Flüssigkeitskühlung
● Selbstkühlung und interner Lüfter (Beströmung mittels Lüfter auf der Motorwelle kein
Luftaustausch mit der Umgebung)
● Fremdkühlung und interner Lüfter (Beströmung mittels Lüfter auf der Motorwelle kein
Luftaustausch mit der Umgebung)
● Flüssigkeitskühlung und interner Lüfter
4.34
Warnschwelle für die Motortemperatur
p0604 Motortemperatur Warnschwelle
Hinweis
Siehe auch Kapitel p0604 Übertemperatur Warnschwelle (Seite 83)
Der Begriff „Motortemperatur“ bezieht sich in diesem Dokument auf die Statorwicklung. Ist
ein analog messender Temperaturfühler oder ein schaltender Temperatursensor vorhanden,
so soll dieser vorzugsweise mit dem wärmsten Punkt der Statorwicklung thermisch
korrespondieren.
Anforderung an Fremdmotoren
Systemhandbuch, 05/2013, A5E32342468
67
Motorbezogene Umrichterparameter und damit verbundene Anforderungen an die Motorqualität
4.35 Störschwelle für die Motortemperatur
Die Warnschwelle dient der Aufrechterhaltung des Betriebes und der Vermeidung von
unbeabsichtigten Abschaltungen. Dies wird in der betreffenden Applikation beispielsweise
dadurch erreicht, dass die übergeordnete Steuerung die Belastung des Motors reduziert,
wenn die erfasste Motortemperatur oberhalb der Warnschwelle liegt.
Hinweis
Die Funktionalität der Belastungsreduzierung bei Erreichen der Warnschwelle ist nicht
automatisch gegeben. Wird eine Belastungsreduzierung gewünscht, und ist sie für die
Applikation zulässig, dann muss sie vom Anwender explizit realisiert werden.
In der voreingestellten Parametrierung des Umrichters ist eine Zeitüberwachung aktiv, die
den Motor mittels AUS2-Reaktion abschaltet, falls sich die erfasste Temperatur für 240 s
ohne Unterbrechung oberhalb der Warnschwelle befunden hat. Um einen störungsfreien
Betrieb zu gewährleisten, müssen die Temperaturerfassung und die für sie genannte
Warnschwelle die folgenden Anforderungen erfüllen:
● Die Warnschwelle (p0604) muss mindestens 5 K unterhalb der Störschwelle (p0605)
liegen. Dabei ist eine eventuelle Toleranz der Schaltpunkte zu berücksichtigen.
● Bei Dauerbetrieb im Bemessungspunkt (in der vorgeschriebenen Kühlart) muss die
Temperaturerfassung einen Wert unterhalb der genannten Warnschwelle anzeigen.
Hinweis
Bei Verwendung eines analog messenden Temperaturfühlers zur Temperaturerfassung
beziehen sich die Warn- und die Störschwelle auf ein und dieselbe Messstelle.
4.35
Störschwelle für die Motortemperatur
p0605 Motortemperatur Störschwelle
Hinweis
Siehe auch Kapitel p0605 Übertemperatur Störschwelle (Seite 84).
Begriff „Motortemperatur“ siehe im Kapitel Warnschwelle für die Motortemperatur (Seite 67).
Die Störschwelle dient dem thermischen Motorschutz. Als Störschwelle ist diejenige
Temperatur anzugeben, bis zu der der Motor dauerhaft, ohne Einschränkungen der
vereinbarten Lebensdauer betrieben werden darf. Um einen störungsfreien Betrieb zu
gewährleisten, muss die Temperaturerfassung die folgenden Anforderungen erfüllen:
● Bei Dauerbetrieb im Bemessungspunkt (in der vorgeschriebenen Kühlart) muss die
Temperaturerfassung unterhalb der genannten Störschwelle liegen.
● Ein Betriebszustand dessen Temperatur sich schädlich auf die Lebensdauer auswirken
würde, muss von der Temperaturerfassung erkannt werden, indem sie einen
Temperaturwert oberhalb der genannten Störschwelle (p0605) anzeigt.
Anforderung an Fremdmotoren
68
Systemhandbuch, 05/2013, A5E32342468
Motorbezogene Umrichterparameter und damit verbundene Anforderungen an die Motorqualität
4.35 Störschwelle für die Motortemperatur
Die Voreinstellung des Umrichters bewirkt bei Überschreiten der Störschwelle unverzügliche
eine Abschaltung des Motors in Form der AUS2-Reaktion (sofortige Impulslöschung, der
Antrieb “trudelt” aus).
Anforderung an Fremdmotoren
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69
Motorbezogene Umrichterparameter und damit verbundene Anforderungen an die Motorqualität
4.35 Störschwelle für die Motortemperatur
Anforderung an Fremdmotoren
70
Systemhandbuch, 05/2013, A5E32342468
Qualitative Anforderungen an eine
Vorschaltinduktivität
5
In diesem Kapitel werden die qualitativen Eigenschaften beschrieben, die eine
Vorschaltinduktivität besitzen muss. Die Notwendigkeit einer Vorschaltinduktivität und ihr
Induktivitätswert ergibt sich aus den Anforderungen des vorherigen Kapitels.
5.1
Integration der Vorschaltinduktivität in den Stromlauf
● Falls ein VPM-Module verwendet wird, muss die Vorschaltinduktivität zwischen das VPMModule und den Motor geschaltet werden. Damit ergibt sich folgender Stromlauf:
Umrichter ⇒ VPM ⇒ Vorschaltinduktivität ⇒ Motor
● Es müssen geschirmte Leistungsleitungen mit beidseitiger Schirmauflage verwendet
werden.
⇒ Schirmauflage auch an der Vorschaltinduktivität
5.2
Bauart und elektromechanische Anforderungen
Die Vorschaltinduktivität soll vorzugsweise als Dreischenkeldrossel in Blechkernbauweise
ausgeführt sein. Obwohl heute verlustarme Kernmaterialen wie Pulverkerne verfügbar sind,
hat sich eine Blechkerndrossel für den Betrieb am getakteten Umrichter als am besten
geeignet erwiesen. Zwar liegen die Verluste bei einer Blechkerndrossel etwas höher, dafür
besitzt sie eine bessere Dämpfung gegenüber hochfrequenten elektrischen Schwingungen.
Ein weiterer Vorteil einer konventionellen Dreischenkeldrossel ist die Eigenschaft, dass sie
gegenüber Drehstrom mit Stromsumme Null den Nennwert ihrer Induktivität besitzt,
gegenüber den unerwünschten Common-Mode-Strömen (Stromsumme ungleich Null)
hingegen eine um Faktoren niedrigere Induktivität aufweist. Hohe Common-ModeInduktivitäten sind ungünstig. Sie können in Zusammenwirkung mit den parasitären
Kapazitäten des Antriebsstrangs zur Vergrößerung von unerwünschten Überspannungen in
der Motorwicklung führen. Die konventionelle Dreischenkelbauweise mit ihrer geringen
Common-Mode-Induktivität liefert hingegen kaum einen Beitrag zur Ausbreitung von
Überspannungen in der Motorwicklung.
Hinweis
Die Ausbreitung von Überspannung in der Motorwicklung kann als Phänomen der
Wellenausbreitung in einem nicht abgeschlossenen Kettenleiter aufgefasst werden, wobei
der fehlende Wellenleiterabschluss im Allgemeinen durch den (hochfrequenztechnisch frei
beweglichen) Sternpunkt der Wicklung gegeben ist.
Anforderung an Fremdmotoren
Systemhandbuch, 05/2013, A5E32342468
71
Qualitative Anforderungen an eine Vorschaltinduktivität
5.2 Bauart und elektromechanische Anforderungen
● Dreischenkeldrossel in Blechkernbauweise
● Klemmbrett, vorzugsweise Reihenklemmen für den erforderlichen Leitungsquerschnitt (er
ergibt sich entweder aus dem Bemessungsstrom des Motors, oder aus einer
Vereinbarung mit dem Kunden)
● Schirmauflage, vorzugsweise Schirmanschlagblech (ähnlich wie beim Umrichter) für die
ankommende Leitung und die wegführende Leitung.
● Berührschutz, falls spannungsführende Teile offen liegen
● Berührschutz, falls die Drossel beim Anwender frei zugänglich ist und heiße Oberflächen
aufweist
● Abschirmung gegenüber elektromagnetischen Streufeldern, falls die Vorschaltinduktivität
in der Nähe von empfindlichen Signalpfaden untergebracht ist.
WARNUNG
Lebensgefahr durch hohe Spannungen beim Einsatz von Pulverkerndrosseln
Es ist durchaus bekannt, dass Pulverkerndrosseln in zahlreichen Applikationen erfolgreich
als Vorschaltinduktivitäten eingesetzt werden. Dem Vorteil der geringeren Verlustwärme
steht aber das Risiko gegenüber, dass sie die Ausbreitung von Spannungsüberhöhungen
(gegenüber Erde) verstärken. Das gilt insbesondere für magnetisch ungekoppelte
Einzeldrosseln. Hohe Spannungen können zu Tod oder schweren Körperverletzungen
führen.
• Sind Pulverkerndrosseln für die Applikation vorgesehen, stellen Sie sicher, dass sich in
der voll ausgebauten Anlage die Klemmenspannungen am Motor (insbesondere gegen
Erde) im zulässigen Rahmen bewegen.
ACHTUNG
Elektrische Zerstörung des Motors durch hohe Spannung
Tritt hohe Spannung in Folge der Verwendung von Pulverkernvorschaltdrosseln auf, so
kann diese zum Durchschlag der Hauptisolation gegenüber Erde führen.
• Sind Pulverkerndrosseln für die Applikation vorgesehen, messen Sie die Höhe und den
Verlauf der Klemmenspannungen am Motor gegen Erde und beurteilen Sie die
Ergebnisse (gegebenenfalls gemeinsam mit dem Motorhersteller).
Anforderung an Fremdmotoren
72
Systemhandbuch, 05/2013, A5E32342468
Qualitative Anforderungen an eine Vorschaltinduktivität
5.3 Beanspruchung durch Ströme und Frequenzen
5.3
Beanspruchung durch Ströme und Frequenzen
● Maximalstrom Grundwelle:
Die Vorschaltinduktivität darf bis zu einer maximalen Belastung von 110 % des im
Motordatenblatt genannten Maximalstroms (p0323 bzw. p0338 bzw. p0640) nicht
sättigen, und muss bei diesem Strom noch mindestens 90 % ihres
Nenninduktivitätswertes aufweisen
(0.9 · L_Drossel bei 1,1 · Maximalstrom).
Dies muss für den gesamten Frequenzbereich von DC bis zur maximalen
Drehstromfrequenz gelten. Unter Vernachlässigung der Schlupffrequenz gilt: fmax_Drehstrom
= p0322 / 60 • Polpaarzahl
● Dauerstrom Grundwelle:
Die Vorschaltinduktivität muss den im Motordatenblatt genannten Bemessungsstrom im
S1-Dauerbetrieb führen können. Sie darf dabei nicht überhitzen.
Dies muss für den gesamten Frequenzbereich von DC bis zur maximalen
Drehstromfrequenz gelten. Unter Vernachlässigung der Schlupffrequenz gilt: fmax_Drehstrom
= p0322 / 60 · Polpaarzahl
● Oberwellen:
Gleichzeitig und zusätzlich zum oben genannten „Dauerstrom Grundwelle“ muss die
Vorschaltinduktivität einen Effektivwert von 12 % des im Datenblatt angegebenen
Bemessungsstroms als Oberwellenstrom führen können. Dabei ist ein sinusförmiger
Strom (Effektivwert 12 % des Bemessungsstroms) anzusetzen, der die doppelte
Frequenz wie die im Motordatenblatt angegebene Pulsfrequenz (p1800) besitzt.
Beispiel: Bemessungsstrom = 100 Aeff; PWM-Frequenz = 4 kHz
⇒ Äquivalente Oberwellenlast: Sinus 12 Aeff bei 8 kHz.
5.4
Beanspruchung durch Spannung
Wird eine Vorschaltinduktivität eingesetzt, so verlagert sich das Belastungskollektiv, das im
Kapitel Spannungsbelastung (Seite 85) auf die Motorklemmen bezogen ist, von den
Motorklemmen auf die Eingangsklemmen der Vorschaltinduktivität. Die Spannungsbelastung
an den Motorklemmen wird sich dadurch im Allgemeinen ebenfalls ändern. Es obliegt dem
Motorhersteller, zu beurteilen, ob sich die Spannungsbelastung am Motor durch den Einsatz
der Vorschaltinduktivität vergrößert hat. Der Motorhersteller muss den Motor dann dafür
auslegen.
Falls die Vorschaltdrossel zur Verringerung des Feldschwächstroms bei Synchronmotoren
eingesetzt wird, ist die Erhöhung der Grundwellenspannung am Drosselausgang nach
Kapitel Bedingungen und Kriterien zum Einsatz einer Vorschaltinduktivität (Seite 52) zu
beachten. Es muss dafür Sorge getragen werden, dass nicht nur der Motor, sondern auch
die Vorschaltdrossel sowie die Verbindungstechnik zwischen dem Vorschaltdrosselausgang
und den Motorklemmen der erhöhten Spannungsbelastung standhält.
Anforderung an Fremdmotoren
Systemhandbuch, 05/2013, A5E32342468
73
Qualitative Anforderungen an eine Vorschaltinduktivität
5.5 Sinusfilter
5.5
Sinusfilter
Die Auslegung und der Einsatz von Sinusfiltern ist äußerst kritisch, denn:
● Die Resonanzdämpfung ist im Allgemeinen gering. Insbesondere die Oberschwingungen
der EMK und Seitenbänder der Pulsfrequenz können stationär in die Resonanzfrequenz
des Sinusfilters treffen und zu unkontrollierbaren Überspannungen führen.
● Die am Unrichterausgang anliegende Impedanz ändert sich bei Verwendung eines
Sinusfilters erheblich. Der Stromregler kann deshalb nur mit einem Bruchteil seiner
üblichen Bandbreite betrieben werden.
● Ein Teil des Ausgangsstromes fließt im Nebenschluss durch die Filterkondensatoren ab
und steht dem Motor nicht zur Verfügung.
● Die zeitliche Phasenverschiebung zwischen Filter-Eingang und -Ausgang führt zu einem
nicht unerheblichen Nachlauf des elektrischen Drehfeldwinkels. Bei Synchronmotoren
kann sich dadurch eine unerwünschte Fehlkommutierung ergeben.
Mit Ausnahme einiger weniger spezieller Konstellationen wird deshalb von der Verwendung
von Sinusfiltern nachdrücklich abgeraten.
ACHTUNG
Beschädigung des Motors durch hohe Spannung oder des Umrichters durch hohe Ströme
Sinusfilter besitzen im Allgemeinen ungedämpfte Resonanzen. Werden diese angeregt,
sind hohe Spannungen am Motor bzw. hohe Ströme am Umrichter die Folge.
• Sinusfilter müssen im Gesamtsystem (Umrichter, Filter, Motor) geprüft und
abgenommen werden.
• Ohne diese Prüfung ist ein „In den Verkehr bringen“ keinesfalls zulässig.
Anforderung an Fremdmotoren
74
Systemhandbuch, 05/2013, A5E32342468
Temperatursensoren
6.1
6
Funktion der Temperatursensoren
Unter Temperaturmessung wird im Folgenden die Temperaturmessung der Motorwicklung
verstanden. Sie ist der einzig zuverlässige Weg, die Wicklung vor thermischer Überlastung
zu schützen. Eine automatische Begrenzung des mittleren thermisch wirksamen Stroms auf
den Bemessungsstrom findet im Antrieb nicht statt. Um eine belastbare
Temperaturüberwachung zu erhalten, muss das Signal eines Temperatursensors als
verlässliche Information über den thermischen Zustand der Wicklung eingelesen und
verarbeitet werden. Es wird deshalb ausdrücklich empfohlen, den Motor mit einem (oder
mehreren) Temperatursensor(en) auszustatten.
Hinweis
Für Motoren bei denen ein Betrieb mit hohen Strömen bei niedriger Frequenz keine
Ausnahme darstellt, wird eine Ausstattung mit drei Temperatursensoren (Drilling) empfohlen.
Im SINAMICS-Umrichter lässt sich die Auswertung und die Reaktion auf ein
Temperatursensorsignal auf vielschichtige Weise parametrieren. Siehe dazu „SINAMICS
S120/S150 Listenhandbuch“
Hinweis
Das Vorhandensein eines Temperatursensors ist für den Betrieb an SINAMICS-Umrichtern
nicht zwingend erforderlich. Ist kein Temperatursensor vorhanden, kann dies entsprechend
parametriert werden. In diesem Fall ist dann aber auch kein unmittelbarer thermischer
Schutz der Motorwicklung vorhanden.
6.2
Verwendbare Temperatursensoren
Als Temperaturschutz können analog messende Temperaturfühler, im Folgenden „Temp-F“
genannt, oder schaltende Temperatursensoren, im Folgenden „Temp-S“ genannt, verwendet
werden. Beide haben spezifische Vor- und Nachteile:
● Temp-F: analog messender Temperaturfühler
Vorteil:
– Messung der Temperatur in °C
– Ermöglicht die Einschätzung der thermischen Auslastung
(ermöglicht frühzeitiges Erkennen einer Temperaturüberhöhung und Absetzen einer
Warnmeldung)
Anforderung an Fremdmotoren
Systemhandbuch, 05/2013, A5E32342468
75
Temperatursensoren
6.2 Verwendbare Temperatursensoren
Nachteil:
– Erfasst nur eine der 3 Phasen
– Hat einen thermischen Nachlauf (thermische Zeitkonstante) bei schneller Aufheizrate
der Wicklung
● Temp-S: schaltender Temperatursensor (Drilling)
Vorteil:
– Erfasst alle 3 Phasen
– Hat geringen thermischen Nachlauf
Nachteil:
– Ermöglicht keine Einschätzung der thermischen Auslastung, sondern nur eine
„ja/nein“- Aussage
Mit den im SINAMICS-System verfügbaren Auswertemodulen lassen sich beide
Temperatursensorarten, Temp-F und Temp-S, zeitgleich auswerten.
Hinweis
Schaltende Temperatursensoren, die nur eine Phase überwachen, sind nicht zulässig.
Schaltende Temperatursensoren müssen daher Drillinge sein.
Hinweis
Insbesondere bei Motoren mit hoch ausgenutzter Wicklung (maximale Drahtbelastung über
20 Aeff/mm²) wird nachdrücklich empfohlen, alle drei Phasen zu überwachen und auf einen
geringen thermischen Nachlauf zu achten.
6.2.1
Analog messende Temperaturfühler
KTY 84
Der Standardtemperatursensor bei Applikationen mit SINAMICS-Umrichtern ist der KTY84130. Er ist ein Halbleiterbauelement mit temperaturveränderlichem Widerstand und wird von
mehreren Herstellern angeboten (z.B. Phillips, Datenblatt dazu im Internet erhältlich). Das
Bauteil hat die Form einer kleinen Glaskörperdiode. Der KTY84-130 ist mechanisch
empfindlich und elektrisch völlig unisoliert. Bei der Verwendung als Motortemperatursensor
ist folgendes zu beachten:
● Der Motorhersteller muss für eine geeignete elektrische Isolation sorgen. Sie muss eine
sichere elektrische Trennung gewährleisten (siehe Kapitel Sichere elektrische Trennung
(Seite 81)).
● Dabei ist der Sensor so gut wie möglich thermisch an die Wicklung anzukoppeln.
● Auf eine richtige Polung ist zu achten
Vorzugsweise zu verwendende Adernfarben: + ⇒ braun; - ⇒ weiß
● Bei Isolationsprüfungen am Motor sind die beiden Anschlussleitungen des Sensors stets
miteinander kurzzuschließen und vom Erdpotential (auch kapazitiv) zu trennen.
Anforderung an Fremdmotoren
76
Systemhandbuch, 05/2013, A5E32342468
Temperatursensoren
6.2 Verwendbare Temperatursensoren
WARNUNG
Lebensgefahr bei fehlender sicherer elektrischer Trennung
Nicht nur der eigentliche Temperatursensor, sondern auch dessen Leitungsführung muss
die Anforderung der sicheren elektrischen Trennung erfüllen.
PT100 / PT1000
Die Verwendung von PT100 / PT1000 Temperatursensoren bei SINAMICS-Umrichtern ist
bislang unüblich, und im Antrieb nur mit bestimmten Firmwareständen und
Leistungsteilausführungen möglich. PT100/PT1000-Elemente besitzen eine höhere
Genauigkeit als KTY84-Elemente. Wegen der nur in speziellen Fällen gegebenen
Kompatibilität zum SINAMICS-Antriebssystem sollen PT100/PT1000-Elemente nur
verwendetet werden, wenn deren höhere Genauigkeit tatsächlich benötigt wird. Für
Standardanforderungen sind die KTY-Elemente vorzuziehen.
Hinweis
Falls PT100/PT1000-Elemente vorgesehen sind, soll der Anwender vorher prüfen, ob die
geplante SINAMICS-Konfiguration diesen Temperatursensor verarbeiten kann.
6.2.2
Schaltende Temperatursoren
PTC-Drilling
Ein PTC hat eine feste Temperaturschwelle, bei der der Widerstand von niederohmig auf
hochohmig übergeht. PTC-Drillinge sind in Schaltschwellen mit einer Staffelung von 5 °C
erhältlich. Die Schaltschwelle kann nachträglich nicht mehr verändert werden. Der
Motorhersteller muss die Schaltschwelle so bestimmen, dass mit ihr ein zuverlässiger
thermischer Schutz der Wicklung gegeben ist. Zudem ist die Temperaturschwelle im
Motordatenblatt anzugeben.
Als PTCs sollen ausschließlich Drillingselemente eingesetzt werden. Bei einem
Drillingselement sind drei Einzel-PTCs zu einem Kettenleiter in Reihe geschaltet. Der
Kettenleiter hat nur zwei Anschlussdrähte (nach außen). Im hochohmigen Zustand zeigt das
Drillingselement an, dass mindestens ein Einzel-PTC die Schwellentemperatur überschritten
hat. Das Drillingselement ist so in die Wicklung einzubauen, dass jeder Phase ein EinzelPTC thermisch zugeordnet ist.
Bei Synchronmotoren, die im niedrigen Drehzahlbereich unter hoher Belastung eingesetzt
werden, wird ein PTC-Drilling unbedingt angeraten, da er alle drei Phasen einschließt. Er
erkennt somit eine Überlastung auch im Stillstand in beliebiger Pollage zuverlässig (siehe
Kapitel Stillstandsstrom (Seite 56)).
Anforderung an Fremdmotoren
Systemhandbuch, 05/2013, A5E32342468
77
Temperatursensoren
6.2 Verwendbare Temperatursensoren
Hinweis
Meldet ein PTC-Drilling „Übertemperatur“, dann ist im Umrichter weder ersichtlich, wie hoch
die aktuelle Übertemperatur ist, noch bei welcher Schwelle die Meldung eintrat. Nur mit
Kenntnis der PTC-Schaltschwelle kann man dann auf die Mindesttemperatur der Wicklung
schließen.
Bei der Auswahl und dem Einbau eines PTC-Drillings ist zu beachten:
● Der Motorhersteller muss für eine geeignete elektrische Isolation sorgen. Sie muss eine
sichere elektrische Trennung gewährleisten (siehe Sichere elektrische Trennung
(Seite 81)).
● Dabei sind die Sensoren thermisch so gut wie möglich an die Wicklungen anzukoppeln.
● Typ: PTC, Kaltleiterdrilling
Widerstandskennlinie nach DIN VDE 0660 Teil 303 und DIN 44082;
Siehe auch Dokumentation zu Siemens Auslesegeräten des Typs 3RN1
Hinweis
Die Kaltleiter haben keine lineare Kennlinie und sind damit nicht zur Ermittlung der
momentanen Temperatur geeignet.
Hinweis
Bei der Auswahl des PTC ist dafür Sorge zu tragen, dass das gewünschte
Ansprechverhalten (Überschreiten eines Widerstandswertes bei einer vorgegebenen
Schwellentemperatur) für den kompletten PTC-Drilling und nicht nur für den einzelnen PTC
gilt.
Bimetall-Drilling (Öffner)
Bimetall-Drillinge sind als Öffner zu verwenden. Die meisten Eigenschaften sind ähnlich zu
dem oben genannten PTC-Drilling.
● Temperaturschwelle: siehe PTC-Drilling
● Bauart als Drilling: siehe PTC-Drilling
● Isolation und thermische Einbindung in die Wicklung: siehe PTC-Drilling
● Kaltwiderstand: 0 Ohm
● Warmwiderstand: ∞
Der Nachteil des Bimetall-Drillings gegenüber dem PTC-Drilling ist seine größere Bauform.
Dadurch können sie thermisch nicht so eng an die Wicklung gekoppelt werden und haben
bei schnellen Temperaturänderungen einen größeren Nachlauf als die PTCs. BimetallDrillinge sollen daher nur im Ausnahmefall Verwendung finden, PTC-Drillinge sind
vorzuziehen.
Anforderung an Fremdmotoren
78
Systemhandbuch, 05/2013, A5E32342468
Temperatursensoren
6.3 Anschluss
Hinweis
Ein theoretischer Vorteil eines Bimetall-Drillings besteht darin, dass er mit einem analog
messenden Temperaturfühler in Reihe geschaltet werden kann.
6.3
Anschluss
Das SINAMICS-Antriebssystem bietet eine Vielzahl von Möglichkeiten, Temperatursensoren
einzulesen. Neben den Schnittstellen, die dem Antrieb direkt als Motortemperatur
zugeordnet werden können, steht es dem Anwender prinzipiell offen, Temperatursensoren
auch über die Steuerungsperipherie, z. B. S7-Peripherie einzulesen. Die Reaktion auf eine
Übertemperatur zum Motorschutz (Bremsen, Impulssperre usw.) muss dann über eine
geeignete Programmierung realisiert werden.
In der vorliegenden Dokumentation werden nur diejenigen Schnittstellen beschrieben, die
dem Antrieb direkt als Motortemperatur zugeordnet werden können. Die Beschreibung
beschränkt sich dabei auf diejenigen Aspekte, die für den Motorhersteller zur
Dimensionierung des Temperatursensors relevant sind. Ausführliche, auf dem aktuellen
Stand gehaltene Beschreibungen der Schnittstellen und deren Funktionalität finden sich in
den Dokumentationen:
● SINAMICS S120/S150 Listenhandbuch (LH1)
● SINAMICS S120 Gerätehandbuch Leistungsteile Booksize (GH2)
● SINAMICS S120 Gerätehandbuch Leistungsteile Chassis (GH3)
● SINAMICS S120 Gerätehandbuch Control Units und ergänzende Systemkomponenten
(GH1)
Daneben finden sich Vorschläge zum Ankoppeln der Temperatursensoren bei
Einbaumotoren z. B: in den Projektierungsanleitungen für Linear- und Spindelmotoren:
● Spitzen- und Dauerlastmotoren der Produktfamilie 1FN3 Projektierungshandbuch
● Synchron-Einbaumotoren 1FE1 Projektierungshandbuch (PJFE)
Anforderung an Fremdmotoren
Systemhandbuch, 05/2013, A5E32342468
79
Temperatursensoren
6.3 Anschluss
6.3.1
Standardschaltung bei Siemens-Motoren
Bei Siemens Standardmotoren wird als Temperatursensor der KTY84 eingesetzt. Er ist
innerhalb des Motors auf den 17-poligen Geberstecker auf Pin 8 und 9 verdrahtet. Das
Temperatursignal wird über die Geberleitung zur Geberauswertung des Umrichters bzw.
zum SMC-Geberauswertemodul geführt. Über eine entsprechende Parametervorbelegung
(Werkseinstellung) wird an den Pins ein KTY84-130 erwartet. Andere Sensortypen sind bei
der Standardschaltung nicht auswertbar bzw. führen zu Fehlreaktionen.
Bild 6-1
Standardschaltung des Temperatursensors bei Siemens-Motoren
ACHTUNG
Leitungsschirm und Massepotenzial
Außerhalb des unmittelbaren Bereichs der Wicklung müssen Verbindungsleitungen zu
Temperatursensoren grundsätzlich geschirmt verlegt werden. Der Leitungsschirm muss
beidseitig großflächig mit Massepotenzial verbunden werden. Temperatursensorleitungen,
die gemeinsam mit der Motorleitung geführt werden, müssen paarweise verdrillt und
separat geschirmt werden.
Anforderung an Fremdmotoren
80
Systemhandbuch, 05/2013, A5E32342468
Temperatursensoren
6.3 Anschluss
6.3.2
Sichere elektrische Trennung
Der SINAMICS-Umrichter verfügt über mehrere Temperatursensorauswertestellen. Jede
dieser Auswertestellen fordert, dass der daran angeschlossene Temperatursensor
gegenüber der Wicklung „sicher elektrisch getrennt“ ist, gemäß den Vorgaben der DIN / EN
50178 (Sichere Elektrische Trennung: SET).
Empfehlung:
• Erfüllung der DIN / EN 50178
• Neben der Einhaltung der konstruktiven Vorgaben (z. B. Luft- und
Kriechstrecken), kann die Einhaltung der „sicheren elektrischen
Trennung“ nach Norm durch eine Stückprüfung nachgewiesen
werden. Es wird die Durchführung einer Stossspannungsprüfung
empfohlen.
• Für Zwischenkreisspannungen bis 650 VDC: Prüfspannung 6 kV
• Für Zwischenkreisspannungen ab 650 VDC: Prüfspannung 8 kV
• Die Prüfung muss im eingebauten Zustand (Temperatursensor in
die Wicklung integriert) erfolgen. Der Temperatursensor soll dabei
kurzgeschlossen sein, damit er nicht durch kapazitive Ströme
während der Prüfung beschädigt wird. Es gibt Prüfdienstleister,
die diese Prüfung durchführen.
• Falls es sich bei dem Motor um einen Einbaumotor handelt, ist
nach der Endmontage eine erneute Stossspannungsprüfung
durchzuführen. Um eine Lebensdauerverkürzung des
Isolationssystems zu vermeiden ist es dabei zulässig, die
Prüfspannung auf 80 % zu reduzieren.
ACHTUNG
Beschädigung bei fehlender sicherer elektrischer Trennung
Auf die sichere elektrische Trennung des Temperatursensors kann nur verzichtet werden,
wenn dies ausdrücklich mit dem Kunden abgesprochen ist. Im Motordatenblatt ist dann zu
vermerken, dass keine SET des Temperatursensors vorhanden ist.
ACHTUNG
Beschädigung durch fehlendes Auswertemodul
Wird keine „Sichere Trennung“ des Temperatursensors nach DIN / EN 50178
nachgewiesen, dann muss ein geeignetes (externes) Auswertemodul, zum Beispiel vom
Typ TM120 oder SME120 bzw. SME125, zum Einlesen in SINAMICS-Umrichter verwendet
werden.
Anforderung an Fremdmotoren
Systemhandbuch, 05/2013, A5E32342468
81
Temperatursensoren
6.3 Anschluss
6.3.3
Einschleifen des Temperatursensors in den 17-poligen Geberstecker
● Entspricht der Standardankopplung bei Siemens Motoren
● Erfordert keine zusätzliche Hardware
● Nur KTY84 oder PTC-Drilling möglich,
PT100/PT1000 oder Bimetallschalter nicht möglich
● Der angeschlossene Temperatursensor muss sicher elektrisch getrennt sein (SET
erforderlich)
6.3.4
Anschluss an die EP-Klemme des Umrichters
● Erfordert keine zusätzliche Hardware
● KTY84 oder PT100/PT1000 oder PTC-Drilling oder Bimetall-Drilling möglich
● Der angeschlossene Temperatursensor muss sicher elektrisch getrennt sein (SET
erforderlich).
Hinweis
PT100/PT1000 ist nur anwählbar, wenn p0192, „Leistungsteil Firmware-Eigenschaften“, Bit
15, „PT100 Temperaturauswertung möglich“ auf „ja“ steht. Vor der Planung des Motors ist
dies mit dem Kunden abzuklären.
Hinweis
Eventuelle Einschränkungen der Verfügbarkeit der EP-Klemmen für die
Temperatursensorauswertung sind den oben aufgelisteten Dokumentationen (siehe Kapitel
Anschluss (Seite 79)) zu entnehmen.
6.3.5
Anschluss an das Terminal Module TM120
Das TM120-Modul besitzt außer der Schnittstellenfunktion für Temperatursensoren keine
weitere Funktion. Es wird über den DRIVE-CLiQ Bus an den Antriebsverband
angeschlossen. Details sind dem Gerätehandbuch „Control Units und ergänzende
Systemkomponenten, (GH1)“ zu entnehmen. Es hat die „Sichere Elektrische Trennung“
integriert, so dass die Anforderung der SET im Motor an den Temperatursensor entfallen
kann.
TM120:
● Stellt zusätzlichen Hardwareaufwand dar
● Erlaubt die Kombination von Temp-F und Temp-S
● Ermöglicht Temperaturschutz von parallel geschalteten Statoren (bzw.
Teilwicklungssystemen)
Anforderung an Fremdmotoren
82
Systemhandbuch, 05/2013, A5E32342468
Temperatursensoren
6.4 Parametrierung der Warn- und Störschwellen für Übertemperaturen
● KTY84 und/oder PTC-Drilling oder Bimetall-Drilling möglich. PT100/PT1000 ist nicht
möglich.
● Die angeschlossenen Temperatursensoren müssen nicht die Anforderungen der
„Sicheren Elektrischen Trennung“ erfüllen.
6.3.6
Anschluss an die Sensor Modules SME120 und SME125
Die beiden Sensormodule führen das Gebersignal mit den Temperatursensorsignalen
zusammen und übersetzen sie auf das DRIVE-CLiQ Protokoll. SME120 ist für inkrementelle
und SME125 für absolute (EnDat-)Geber vorgesehen. Details sind dem Gerätehandbuch
„Control Units und ergänzende Systemkomponenten, (GH1)“ zu entnehmen. Die Module
haben die „Sichere Elektrische Trennung“ integriert, so dass die Anforderung der SET im
Motor an den Temperatursensor entfallen kann.
SME120 / SME125:
● Stellt zusätzlichen Hardwareaufwand dar
● Erlaubt die Kombination von Temp-F und Temp-S
● Ermöglicht Temperaturschutz von parallel geschalteten Statoren (bzw.
Teilwicklungssystemen)
● KTY84 und/oder PTC-Drilling oder Bimetall-Drilling möglich. PT100/PT1000 ist nicht
möglich.
● Die angeschlossenen Temperatursensoren müssen nicht die Anforderungen der
Sicheren Elektrischen Trennung erfüllen.
6.4
Parametrierung der Warn- und Störschwellen für Übertemperaturen
Die Warn- und Störschwellen werden im Umrichter nur dann ausgewertet, wenn dem Antrieb
ein analog messender Temperatursensor (KTY84 oder PT100/PT1000) zugeordnet ist. Sind
nur Temp-S vorhanden, dann zählt nur deren „ja/nein“-Information. Ihre Schwellen sind
bauteilbedingt vorgegeben und können nicht gesetzt werden.
6.4.1
p0604 Warnschwelle für die Übertemperatur
Meldet der analoge Temperaturfühler (Temp-F) eine höhere Temperatur als in p0604
parametriert, wird eine Warnung abgesetzt. Die Warnung hat keine unmittelbare Auswirkung
auf eine Strombegrenzung oder Impulslöschung.
Geht die Temperatur innerhalb der in p0606 parametrierten Zeit (voreingestellt: 240 s) nicht
mehr unter die Warnschwelle zurück, erfolgt eine Motor-Übertemperaturabschaltung.
Anforderung an Fremdmotoren
Systemhandbuch, 05/2013, A5E32342468
83
Temperatursensoren
6.4 Parametrierung der Warn- und Störschwellen für Übertemperaturen
Hinweis
Für Motoren mit schneller Aufheizrate kann die in p0606 voreingestellte Zeitdauer (240 s) zu
lang sein. Es obliegt dem Motorhersteller, bei Bedarf eine kürzere Zeit vorzuschreiben und
diese im Motordatenblatt zu hinterlegen.
Ist im Motor ein analog messender Temperaturfühler vorhanden, dann muss der
Motorhersteller einen Wert für die Vorbesetzung der Warnschwelle im Motordatenblatt
angeben.
Hinweis
Je nach der Rückzugsstrategie steht es dem Anlagenbauer bzw. Anwender frei, die
Warnschwelle abweichend von der Vorbesetzung des Motordatenblattes zu parametrieren,
so lange sichergestellt ist, dass der Motor auch bei schnellem Temperaturanstieg noch vor
Übertemperatur geschützt bleibt.
6.4.2
p0605 Störschwelle für die Übertemperatur
Meldet der analoge Temperaturfühler (Temp-F) eine höhere Temperatur als die in p0605
eingetragene Schwellentemperatur, dann wird unmittelbar eine MotorÜbertemperaturstörung erzeugt. Die voreingestellte Reaktion auf diese Störung ist „AUS2“.
Hinweis
Funktion von AUS2
• Sofortige Impulslöschung, der Antrieb "trudelt" aus.
• Eine eventuell vorhandene Motorhaltebremse wird sofort geschlossen.
• Die Einschaltsperre wird aktiviert.
Die Störschwelle soll nicht unterhalb der Warnschwelle liegen.
Ist im Motor ein analog messender Temperaturfühler vorhanden, dann muss der
Motorhersteller einen Wert für die Störschwelle im Motordatenblatt angeben.
Anforderung an Fremdmotoren
84
Systemhandbuch, 05/2013, A5E32342468
Spannungsbelastung
7
Isolationsversagen gilt als eine der häufigsten Ursachen von Ausfällen von Elektromotoren,
insbesondere wenn diese am Umrichter betrieben werden. Die Belastung durch die
elektrische Spannung zerstört dann (punktuell) die Isolation. Meist werden dabei die
folgenden Schadensstellen beobachtet:
● Isolationsschaden zum Blechpaket
● Isolationsschaden zwischen den Phasen
● Isolationsschaden der Zuleitungs- und Schaltungsdrähte
● Isolationsschaden zwischen der Wicklung und dem Temperaturfühler
Die Reihenfolge der Aufzählung spiegelt die Häufigkeitsverteilung wieder. Um die vom
Kunden geforderte Lebensdauer zu erreichen, muss die Isolation der Belastung durch die
elektrische Spannung über den gesamten zugelassenen Temperaturbereich dauerhaft
standhalten. Es obliegt dem Motorhersteller die Isolation entsprechend zu gestalten und zu
prüfen. Es gibt eine Vielzahl von Fertigungs- und Prüfmethoden, mit denen dies erreicht
werden kann.
In diesem Dokument werden deshalb keine Richtlinien zu Konstruktion, Fertigung oder
Prüfung vorgeschrieben, sondern vielmehr das Belastungskollektiv der elektrischen
Spannung beschrieben, das im SINAMICS-Antriebssystem auf den Motor einwirkt und dem
er standhalten muss. Das Belastungskollektiv ist dabei auf die Motorklemmen bezogen. Ab
den Motorklemmen geht die Verantwortung auf den Motorhersteller über.
Um zu einer möglichst überschaubaren Darstellung zu kommen, wird im Rahmen des
vorliegenden Dokumentes das Belastungskollektiv mit Hilfe der folgenden drei Merkmale
beschrieben:
● Spannungsanstiegsgeschwindigkeit dU/dt
● Leiter-Leiter-Spannung
● Leiter-Erde-Spannung
7.1
Zielgruppe
Systematisches Isolationsversagen von Elektromotoren kann enorme wirtschaftliche
Schäden verursachen. Die Beurteilung der Motorisolation ist deshalb ein äußerst sensibles
Thema. Für Anwender, die sich innerhalb der Siemens-Komponenten bewegen, ergibt sich
gewöhnlich keine Notwendigkeit, sich mit dem Themenkomplex auseinanderzusetzen. Für
sie ist es auseichend, mit Hilfe des Kataloges oder über die Siemens-Ansprechpartner zu
prüfen, ob die Kombination der Motoren mit den betreffenden Umrichter- bzw.
Antriebssystemen zulässig ist.
Anforderung an Fremdmotoren
Systemhandbuch, 05/2013, A5E32342468
85
Spannungsbelastung
7.1 Zielgruppe
Bei Projekten mit Fremdmotoren und SINAMICS-Antrieben sind Tests und/oder gegenseitige
Abstimmung nicht a priori gegeben. Applikationen und Projektpartner können sehr vielfältig
sein. Ebenso die Erfahrung mit der Lebensdauer der Motorisolation, welche die Partner,
Motorhersteller und Anwender in die Projekte einbringen. Die Spannweite der Erfahrung mit
Isolationsbeanspruchung für umrichtergespeiste Motoren lässt sich durch die beiden
folgenden Extremkonstellationen abstecken:
● Projektpartner mit hoher Erfahrung
● Projektpartner mit erstmaligem Kontakt mit umrichtergespeisten Motoren
7.1.1
Projektpartner mit hoher Erfahrung
Die Konstellation ist gekennzeichnet durch:
● Motorhersteller, die bereits häufig für den betreffenden Kunden Motoren geliefert haben.
● Kunden, welche die Motoren dabei häufig in Applikationen mit SINAMICS- oder
SIMODRIVE- oder MASTERDRIVES-Umrichtern eingesetzt haben.
● Gewöhnlich wird der Umrichterantriebsverband dabei mit Active-Line-ModuleEinspeisungen betrieben.
● Isolationsversagen der Fremdmotoren blieb im tolerierbaren Bereich.
Als typisches Beispiel dafür kann eine eingespielte Beziehung zwischen einem Hersteller
von Sondermotoren und einem Kunden aus der Werkzeugmaschinenbranche genannt
werden. Der Motorhersteller verfügt dabei über bewährte Produktions- und Prüfmethoden für
umrichtergespeiste Motoren. Die Tatsache, dass Isolationsausfälle kein Problem darstellten,
impliziert dabei, dass der Motorhersteller dem sensiblen Thema der
Isolationsbeanspruchung offenbar mit ausreichender Sorgfalt Rechnung getragen hat.
7.1.2
Projektpartner mit erstmaligem Kontakt mit umrichtergespeisten Motoren
Die Konstellation ist gekennzeichnet durch:
● Motorhersteller, die selten oder nie Motoren für Umrichterbetrieb liefern. Schwerpunkt der
Motorproduktion liegt beispielsweise bei kostengünstigen normnahen Motoren für den
Netzbetrieb.
● Kunden, die selten oder nie Umrichter zum Betrieb von Elektromotoren einsetzen.
Gewöhnliche Motorenausstattung sind kostengünstige Normmotoren. Hersteller variieren
je nach Angebotssituation.
● Erfahrungen mit Active-Line-Module-Einspeisungen (ALM) liegen nicht vor.
Als Beispiel könnte ein Hersteller von Kompressorkühlaggregaten aufgeführt werden, der die
Energieeffizienz seiner Produkte durch den Einsatz von drehzahlveränderlichen Motoren
steigern möchte. Für ihn ergeben sich durch den Einsatz von Umrichtern neue
Anforderungen an das Isolationssystem der Motoren, mit denen er sich bisher nicht
auseinandersetzen musste. Um dieser Kategorie von Anwendern die Einschätzung der
Umrichtertauglichkeit der Motoren zu erleichtern, wird in diesem Dokument auf verbreitete
Konstruktionsmerkmale oder Prüfverfahren hingewiesen.
Anforderung an Fremdmotoren
86
Systemhandbuch, 05/2013, A5E32342468
Spannungsbelastung
7.2 Bezugssystem
Hinweis
Die in diesem Dokument aufgeführten Hinweise auf konkrete Konstruktionsmerkmale oder
Prüfverfahren haben den Charakter von Beispielen. Sie sind weder als zwingend, noch als
vollständig zu betrachten. Sie haben vielmehr das Ziel, einen engen Bezug zur Praxis
herzustellen und die Verständlichkeit zu fördern. Es handelt sich dabei explizit nicht um
Vorschriften, die, wenn sie (für sich alleine gesehen) befolgt würden, die erforderliche
Spannungsfestigkeit zwangsläufig herstellten.
7.2
Bezugssystem
Das SINAMICS Antriebssystem S120/S150 erstreckt sich über eine enorme Bandbreite von
● Antriebsleistungen (einige 100 W bis mehrere MW)
● Motorgattungen (Synchron, Asynchron, Linear, Torque, Segment, … .)
● Applikationen (Positionierantriebe, Hauptantriebe, Pumpen, …. )
● Ausbaugrade (Stand-Alone bis 100 und mehr Antriebe in einem Verbund)
● Ein/Rückspeisungen (einfache Diodeneinspeisung bis voll geregelt rückspeisefähig)
● Netzdrossel bis Netzfilter („Clean Power Filter“)
● Summenleitungslänge (10 m bis mehrere km)
Die einzelnen Ausprägungen können dabei nennenswerte Unterschiede in der
Spannungsbelastung für den Motor zeigen. Die hauptsächlichen Einflussfaktoren auf die
Spannungsbelastung sind:
● Höhe der Zwischenkreisspannung (Spannungsbelastung nimmt mit der Höhe der
Zwischenkreisspannung proportional zu)
● Art der Einspeisung (Spannungsbelastung nimmt in der Reihenfolge: Basic Line Module;
Smart Line Module, Active Line Module zu)
● Leitungslänge zum betreffenden Motor (Spannungsbelastung bei größerer Leitungslänge
kritischer)
● Summenleitungslänge (Spannungsbelastung bei größerer Leitungslänge kritischer)
● Art der Kommutierungsinduktivität
● Pulsfrequenzen (Spannungsbelastung bei größerer Pulsfrequenz kritischer)
● Art des Netzfilters
Es hat sich gezeigt, dass Motoren, die sich im Markt behauptet haben und an
Umrichtersystemen betrieben werden, nicht auf eine einzige, spezifische Ausprägung des
Antriebssystems zugeschnitten sind, sondern eine universelle Verwendbarkeit aufweisen. Es
sind insbesondere die Betreiber, die keine feingliedrige Ersatzteilhaltung akzeptieren,
sondern ein und denselben Motor durchgängig über ihre verschiedenen Applikationen
einsetzen möchten /Grein/.
Anforderung an Fremdmotoren
Systemhandbuch, 05/2013, A5E32342468
87
Spannungsbelastung
7.3 Spannungssteilheit du/dt
Zur Bewertung der Spannungsbeanspruchung wird in diesem Dokument von einer
Konfiguration mit Active-Line-Module-Einspeisung (ALM) ausgegangen. Motoren, deren
Isolation dafür geeignet ist, lassen sich dann auch in allen anderen SINAMICSKonfigurationen einsetzen.
Im Allgemeinen ist es den Anwendern nicht möglich, die Faktoren (z. B.
Summenleitungslänge, Netzinduktivität, …), welche die Spannungsbelastung beeinflussen,
klar und zuverlässig zu quantifizieren. Einzig die Zwischenkreisspannung ist meistens
bekannt.
In diesem Dokument wird deshalb nicht zwischen den vielen, möglichen
Systemausprägungen unterschieden, sondern eine Spannungsbelastung angegeben, die
sich aus der Obermenge der einzelnen Einflussfaktoren ergibt. Einzig die
Zwischenkreisspannung wird als Skalierungsfaktor einbezogen. Dabei sollen die folgenden
Bezugswerte für die Spannungsbelastung angewendet werden:
● Für Motoren an Booksize-Leistungsteilen: UZK = 720 V
● Für Motoren an Chassis-Leistungsteilen: UZK = 1035 V
Hinweis
Die Booksize-Leistungsteile sind bis zu einem Bemessungsstrom von 200 Aeff erhältlich. Der
Einfachheit halber kann von folgender Einteilung ausgegangen werden.
Motoren bis zu einem Bemessungsstrom von 200 Aeff werden an Booksize-Leistungsteilen
betrieben, Motoren mit höherem Bemessungsstrom an Chassis-Leistungsteilen.
Nur wenn mit dem Kunden explizit der Betrieb des Motors an einer niedrigeren
Zwischenkreis-spannung vereinbart wurde, kann von der oben genannten Auslegungsregel
abgewichen werden. Die Zwischenkreisspannung, nach der die Spannungsfestigkeit
ausgelegt wurde, ist dann explizit im Motordatenblatt zu nennen.
Die Chassis- Antriebsgeräte sind neben der hohen Zwischenkreisspannung von 1035 V (für
690 V Netz-Anschlussspannung) auch in einer Ausprägung mit 720 V
Zwischenkreisspannung (=1,5 · 480 V, bei 480 V Netz-Anschlussspannung) erhältlich. Ist
der betreffende Motor ausschließlich für diese Geräte vorgesehen, so kann es sinnvoll sein,
dass Kunde und Motorhersteller einvernehmlich die Anforderungen an die
Spannungsfestigkeit daran anpassen. Auch in diesem Falle gilt, dass die
Zwischenkreisspannung, nach der die Spannungsfestigkeit ausgelegt wurde, explizit im
Motordatenblatt genannt werden muss.
7.3
Spannungssteilheit du/dt
Beim schnellen Schalten von Umrichtern entstehen an Motoren hohe Spannungsspitzen, die
die Motorisolation schädigen können. Durch Reflexion zwischen Umrichter und Motor
können diese Spannungsspitzen in Abhängigkeit der Schaltgeschwindigkeit der
Wechselrichter am Motoreingang nahezu das Doppelte der Werte am Umrichterausgang
erreichen. Da die Spannungsspitzen nicht symmetrisch an den Windungen der
Motorwicklung anfallen, treten die höchsten Belastungen zwischen den ersten Windungen
der Motorwicklung auf.
Anforderung an Fremdmotoren
88
Systemhandbuch, 05/2013, A5E32342468
Spannungsbelastung
7.3 Spannungssteilheit du/dt
Damit der Motorhersteller seine Isolation für den Betrieb an Umrichtern betriebssicher
auslegen kann, wurden für SINAMICS-Umrichter Grenzwerte festgelegt. Diese Grenzwerte
berücksichtigen, dass die Belastungen für die Motorwicklung nicht nur von der
Schaltgeschwindigkeit sondern auch von der Sprunghöhe abhängen. Relevant sind dabei
die Leiter-Erde-Spannungen an den Motoranschlüssen. Diese Maximalwerte, die im
SINAMICS-Antriebssystem in der Praxis worst-case an den Motorklemmen auftreten
können, berücksichtigen dabei:
● Voll ausgebildete Reflexion
● Hohe Summenleitungslänge der Motorkabel
● Eine Dämpfung der elektrischen Systemschwingungen des Zwischenkreises ist nur
schwach ausgeprägt.
Die Isolation im Motor muss daher für den Betrieb an SINAMICS-Umrichtern so bemessen
sein, dass sie Spannungsanstiegszeiten in der Leiter-Erde-Spannung am Motor für
Sprunghöhen laut folgender Tabelle dauerhaft aushält:
Umrichter-Nennspannung
Zeitfenster
100 ns
Zeitfenster
200 ns
Zeitfenster
400 ns
3 AC 200 V – 230 V
--
--
--
3 AC 400 V – 480 V
900 V
1050 V
1260 V
3 AC 500 V – 690 V
1425 V
1660 V
2000 V
An Spannungssteilheiten du/dt bezüglich der Leiter-Erde Spannung am Motor bedeutet das
Maximalwerte entsprechend folgender Tabelle:
• Bei Zwischenkreisspannung UZK = 720 V
9 kV/µs
5,25 kV/µs
3,15 kV/µs
bei Sprüngen bis 900 V
bei Sprüngen bis 1050 V
bei Sprüngen bis 1260 V
in einem Zeitfenster von 100 ns
in einem Zeitfenster von 200 ns
in einem Zeitfenster von 400 ns
• Für Motoren an Chassis- Leistungsteilen mit UZK = 1035 V
14,25 kV/µs
8,3 kV/µs
5 kV/µs
bei Sprüngen bis 1425 V
bei Sprüngen bis 1660 V
bei Sprüngen bis 2000 V
in einem Zeitfenster von 100 ns
in einem Zeitfenster von 200 ns
in einem Zeitfenster von 400 ns
Siehe auch
Qualitative Anforderungen an eine Vorschaltinduktivität (Seite 71)
Anforderung an Fremdmotoren
Systemhandbuch, 05/2013, A5E32342468
89
Spannungsbelastung
7.3 Spannungssteilheit du/dt
7.3.1
Verbreitete konstruktive Gegenmaßnahmen
Verbreitete konstruktive Gegenmaßnahmen
Von einer hohen Spannungssteilheit sind vor allem diejenigen Windungen betroffen, die,
schaltungstechnisch betrachtet in der Nähe der Motorklemmen liegen. Für die „weiter hinten“
liegenden Wicklungsbereiche wirkt die Induktivität der ersten Windungen (zusammen mit
den parasitären Erdkapazitäten) wie ein Tiefpassfilter, das die Spannungssteilheit erheblich
reduziert. Deshalb erstrecken sich die Maßnahmen zur Ertüchtigung des Motors gegenüber
der Spannungssteilheit besonders auf den Bereich der ersten Windungen:
● Strapazierfähige isolierte Schaltungsdrähte verwenden anstatt einfaches Verlängern der
Kupferlackdrähte zu den Klemmen
● Phasentrenner
● Doppellack-Isolation der Wicklungsdrähte
● Großzügig dimensionierte Luft- und Kriechstrecken im Bereich der Anschlüsse (auch
hinter dem Klemmbrett) und Abstand zu Leitern anderer Spannungssysteme
(Temperaturfühler)
● Tränken oder Verguss der Wicklungen
7.3.2
Bekannte applikative Gegenmaßnahmen
● Vorschaltdrossel zwischen Umrichter und Leistungsleitung
● Induktivitätswert liegt zwischen 10 und 50 µH
● Technische Anforderung an die Drossel siehe Kapitel Qualitative Anforderungen an eine
Vorschaltinduktivität.
Anforderung an Fremdmotoren
90
Systemhandbuch, 05/2013, A5E32342468
Spannungsbelastung
7.4 Leiter-Leiter-Spannung
7.4
Leiter-Leiter-Spannung
Die Leiter-Leiter-Spannung kann im Umrichterbetrieb stationär nur drei Zustände
einnehmen: 0 V, +UZK und -UZK. Das Schaltmuster zwischen diesen Zuständen ist durch die
Pulsfrequenz, den Aussteuergrad und die Modulationsart gegeben. Das Schalten wird
begleitet von einer Leitungsreflexion. Ihre Ausprägung hängt u. a. von der Leitungslänge ab.
Die Reflexion hat an den Motorklemmen die Form einer abklingenden Schwingung. Die
theoretische Überschwingweite kann maximal so groß sein, wie die Sprunghöhe selbst (in
der Praxis meist bis maximal 90 %).
Bild 7-1
Beispiel für Leiter-Leiter-Spannung an den Motorklemmen bei 720 V Zwischenkreis-spannung;
Überschwingen durch Reflexion an einer langen Leitung
Es ergibt sich die folgende an den Klemmen permanent auftretende Leiter-Leiter-Belastung
mit Überschwingen auf 1,9 · UZK und Ausschwingen mit 2 – 8 Perioden im Frequenzbereich
0,5 – 4 MHz:
1370 V transiente Überschwingweite bei UZK = 720 V
Für andere Zwischenkreisspannungen kann die transiente Überschwingweite linear
umgerechnet werden.
Für Motoren an Chassis-Leistungsteilen ergibt sich damit:
1970 V transiente Überschwingweite bei UZK = 1035 V
Anforderung an Fremdmotoren
Systemhandbuch, 05/2013, A5E32342468
91
Spannungsbelastung
7.4 Leiter-Leiter-Spannung
Hinweis
Die Isolationsfähigkeit von derzeit kommerziell verwendeten Isolationssystemen für
Niederspannungsmotoren lässt mit steigernder Temperatur deutlich nach. Somit ist die
Isolationsfähigkeit bei Betriebstemperatur des Motors geringer als bei Zimmertemperatur.
Dieser Effekt wird häufig durch einen Zuschlag auf die geforderte Spannungsfestigkeit bei
Zimmertemperatur berücksichtigt. Darüber hinaus hat es sich als praktikabel erwiesen,
anstatt der transienten Überschwingweite eines einzelnen Sprungvorganges, das Peak-zuPeak-Band zu bewerten, das die Leiter-Leiter Spannung über einen längeren Zeitraum
einnimmt. Damit ergibt sich die folgende praxisnahe Anforderung an die Leiter-LeiterSpannungsfestigkeit:
Upk,pk,LL = 2800 V bei UZK = 720 V
Upk,pk,LL = 3800 V bei UZK = 1035 V
7.4.1
Verbreitete konstruktive Gegenmaßnahmen
Das Überschwingen durch die Reflexion und dessen Abklingkurve spielen sich überwiegend
im hohen Frequenzbereich ab. Deshalb sind hier, wie auch bei der Spannungssteilheit,
vornehmlich Wicklungsbereiche in der Nähe der Motorklemmen betroffen. Somit können
sinngemäß dieselben Gegenmaßnahmen aufgezählt werden.
7.4.2
Verbreitete Prüfmethoden
Wegen der galvanischen Kopplung der Klemmen untereinander können nur transiente
Prüfmethoden zum Einsatz kommen. Die bekannteste ist die Stossspannungsprüfung. Dabei
wird die Stossspannung paarweise gegenüber den Phasenleitern eingeprägt. Mehrere
Hersteller bieten Stossspannungsprüfgeräte für 3-phasige Wickelgüter an, die unter
anderem auch eine Aussage über die Teilentladungsfestigkeit liefern.
Hinweis
Ein Ergebnis der Stossspannungsprüfung ist nur dann belastbar, wenn es Aufschluss über
die Teilentladungsfreiheit liefert. Die Aussage, dass das Prüfobjekt die Prozedur ohne
Durchschlag überstanden hat, ist nicht hinreichend. Eine geeignete Prüfapparatur muss
deshalb eine Einrichtung zur Detektierung von Teilentladung besitzen.
Eine Stückprüfung ist zu empfehlen.
7.4.3
Bekannte applikative Gegenmaßnahmen
Gegenmaßnahmen wie beim Thema Spannungssteilheit, siehe Kapitel Bekannte applikative
Gegenmaßnahmen (Seite 88).
Anforderung an Fremdmotoren
92
Systemhandbuch, 05/2013, A5E32342468
Spannungsbelastung
7.5 Leiter-Erde-Spannung
7.5
Leiter-Erde-Spannung
Die Leiter-Erde-Spannung ist dasjenige Merkmal des Belastungskollektivs, das die höchsten
Anforderungen an die Motorisolation stellt. Sie ist der häufigste Grund für
Isolationsversagen.
Im Gegensatz zur Leiter-Leiter-Spannung ist die Leiter-Erde-Spannung stark abhängig von
der induktiven und kapazitiven Anbindung des Zwischenkreises an Erde. Häufig bilden sich
keine einfachen, sofort wieder erkennbaren Sprungmuster aus, sondern scheinbar
ungeordnete Spannungsverläufe.
Bild 7-2
Vereinfachtes Ersatzschaltbild zur Erklärung der Leiter-Erde-Spannung
Die höchsten Spannungsspitzen gegen Erde treten auf, wenn alle drei Phasen gleichzeitig
schalten. Das ist bei geringem Aussteuergrad der Fall, das heißt, wenn der Motor steht bzw.
eine geringe EMK erzeugt. Das oben dargestellte vereinfachte Ersatzschaltbild beschreibt
die Spannungsanregung in diesem Betriebszustand für ein System mit ALM. Da alle drei
Phasenleiter des Motors gleichzeitig geschaltet werden, können sowohl die Leiter als auch
die Schalter zu jeweils einem einzigen Element zusammengezogen werden.
In einem System mit ALM ist der Zwischenkreis nicht hart gegen Erde fixiert, sondern kann
über die Kommutierungsinduktivität und die parasitären Erdkapazitäten Schwingungen
gegenüber Erde ausführen. Dabei bleibt die Spannungsdifferenz zwischen der Plus- und der
Minus-Stromschiene des Zwischenkreises konstant. Das Spannungssystem des
Zwischenkreises schwingt „als Ganzes“ gegen Erde. Die Schwingungen werden deshalb
„Systemschwingungen“ genannt. Sie bilden häufig den Hauptanteil der Leiter-ErdeSpannungsbelastung.
Die Frequenz der Systemschwingung ergibt sich im Wesentlichen aus der
Kommutierungsinduktivität und Summenkapazität der parasitären Kapazitäten gegenüber
Erde. Für eine gegebene Antriebskonfiguration ist die Frequenz fest, das heißt unabhängig
vom Lastzustand. Sie liegt bei SINAMICS-Antriebssystemen in einem Bereich von 20 kHz –
200 kHz. Konfigurationen mit höheren Eigenfrequenzen der Systemschwingung besitzen oft
eine höhere Dämpfung und zeigen geringere Schwingungsamplituden.
Anforderung an Fremdmotoren
Systemhandbuch, 05/2013, A5E32342468
93
Spannungsbelastung
7.5 Leiter-Erde-Spannung
Bild 7-3
Beispiel einer Leiter-Erde-Spannung an den Motorklemmen bei 720 V
Zwischenkreisspannung; Systemschwingung des Zwischenkreises (in diesem Beispiel)
mit einer Frequenz von 27 kHz
Das oben stehende Bild zeigt den niederfrequenten Anteil der Leiter-Erde-Spannung, der
durch die Systemschwingung erzeugt wird. Es hat sich gezeigt, dass der Abstand zwischen
den positiven und negativen Maximalwerten der Systemschwingung eine wesentliche
Einflussgröße bei der Bewertung der Spannungsbelastung darstellt. Diese Einflussgröße
wird im vorliegenden Dokument „Bipolare Schwingweite“ genannt.
Bild 7-4
Beispiel der Leiter-Erde-Spannung bei UZK = 720 V in höherer Zeitauflösung;
Leitungsreflexion mit einer Sprungweite von 0,9 UZK; Frequenz in diesem Beispiel:
0,6 MHz
Anforderung an Fremdmotoren
94
Systemhandbuch, 05/2013, A5E32342468
Spannungsbelastung
7.5 Leiter-Erde-Spannung
Zu den niederfrequenten Systemschwingungen überlagern sich die hochfrequenten
Spannungsspitzen der Reflexion (siehe Bild oben). Die Häufigkeit, mit der sich beide
Spannungsspitzen, die der niederfrequenten Systemschwingung und die der hochfrequenten
Reflexion gleichzeitig treffen, ist statistisch sehr gering.
In Antriebssystemen mit ALM können die Systemschwingungen höhere Amplituden
aufweisen als die Schwingungen der Leitungsreflexion, sofern das System stark angeregt
wird und nur schwach gedämpft ist.
Es hat sich dort gezeigt, dass zur Bewertung der Leiter-Erde-Spannungsbeanspruchung von
kommerziell gängigen, organischen Niederspannungsisolationssystemen folgende
Vereinfachungen getroffen werden können:
Bei der Bewertung der Leiter-Erde-Spannungsbeanspruchung
● können die hochfrequenten Schwingungen der Leitungsreflexion vernachlässigt werden.
● ist die Bipolare Schwingweite ein aussagefähiges Maß. Die Hälfte dieses Wertes kann als
Amplitude einer periodischen Spannungsbeanspruchung gegenüber Erde angesetzt
werden.
Damit wird aus dem unübersichtlichen Verlauf der Leiter-Erde-Spannung ein einfach
handhabbarer Wert erzeugt:
Die Leiter-Erde-Spannungsbelastung entspricht derjenigen einer niederfrequenten
erdsymmetrischen Wechselspannung mit einem in der Praxis relevanten Spitze-Spitze-Wert
(Peak-Peak) von
Upk,pk,LE = 2350 V bei UZK = 720 V
Upk,pk,LE = 3200 V bei UZK = 1035 V
Für andere Zwischenkreisspannungen kann die Amplitude linear umgerechnet werden.
Hinweis
Die Teilentladungseinsetzspannung aller gängigen Niederspannungsisolationssysteme geht
mit steigender Temperatur erheblich zurück. Üblich ist ein Rückgang um 30 – 45 % bei
100 K Erwärmung. Dies muss bei der Auslegung und Prüfung des Isolationssystems
berücksichtigt werden.
Hinweis
Die Systemschwingungen können durch ungünstige Eigenschaften der
Kommutierungsinduktivität oder unzulässig lange Leistungsleitungen beträchtlich vergrößert
werden. Insbesondere die Dämpfung der Kommutierungsinduktivität spielt eine
entscheidende Rolle. Die oben genannten Werte der Leiter-Erde-Spannungsbelastung
haben nur Gültigkeit,
• wenn ausschließlich die für die jeweilige Konfiguration zugelassenen
Netzanschaltungskomponenten verwendet werden (Kommutierungsinduktivität, Filter
….),
• wenn weder die zugelassene Summenleitungslänge noch eine zugelassene
Einzelleitungslänge überschritten wird,
• wenn ausschließlich an zugelassene Netze angeschlossen wird (TN-, TT- und IT- Netze,
aber keine Netze mit geerdetem Außenleiter).
Anforderung an Fremdmotoren
Systemhandbuch, 05/2013, A5E32342468
95
Spannungsbelastung
7.5 Leiter-Erde-Spannung
7.5.1
Verbreitete konstruktive Gegenmaßnahmen
Im Gegensatz zur Spannungssteilheit oder der Leitungsreflexion belastet die Leiter-ErdeSpannung nicht nur die Wicklungsbereiche in der Nähe der Motorklemmen, sondern
durchdringt den gesamten Motor. Einzig die hochfrequenten Anteile werden in den
klemmennahen Wicklungsbereichen bereits absorbiert. Geeignete Motoren weisen häufig
die folgenden Merkmale auf:
● Ausreichende Dimensionierung der Hauptisolation
● Hochwertige Tränkung oder Verguss
● Vermeiden von Kettenleiterresonanzen im Motorinneren
(Siehe Bild "Vereinfachtes Ersatzschaltbild zur Erklärung der Leiter-Erde-Spannung")
7.5.2
Verbreitete Prüfmethoden
Da sich die Leiter-Erde-Belastung hauptsächlich im niederfrequenten Bereich abspielt, ist als
Prüfmethode die Beaufschlagung der Motorklemmen mit einer erdsymmetrischen 50 HzWechselspannung (gegenüber dem geerdeten Motorkörper) weit verbreitet. Die
Hauptisolation muss dabei einer vorgegebenen Amplitude standhalten, ohne dass dabei
Teilentladung auftritt.
Neben der „50 Hz-Methode“ ist auch die Stoßspannungsprüfung der Motorklemmen
gegenüber Erde als alternatives Verfahren gebräuchlich.
Hinweis
Ein Ergebnis der Wechselspannungsprüfung ist nur dann belastbar, wenn es Aufschluss
über die Teilentladungsfreiheit liefert. Die Aussage, dass das Prüfobjekt die Prozedur ohne
Durchschlag überstanden hat, ist nicht hinreichend. Eine geeignete Prüfapparatur muss
deshalb eine Einrichtung zur Detektierung von Teilentladung besitzen.
Hinweis
Der zu erwartende Rückgang der TE-Einsetzspannung bei der
Bemessungsbetriebstemperatur muss berücksichtigt werden. Üblich ist es, das Prüfobjekt
einer entsprechend erhöhten Amplitude der Prüfspannung zu unterziehen.
Eine Stückprüfung ist zu empfehlen.
7.5.3
Bekannte applikative Gegenmaßnahmen
● Active Line Module nur zusammen mit geeigneter Kommutierungsinduktivität (Active
Interface Module) betreiben.
● Von den zugelassenen Alternativen der Kommutierungsinduktivität diejenige mit der
höchsten Dämpfung wählen (z. B. HFD)
● ALM durch nicht pulsende Einspeise-Module (Basic Line Module oder Smart Line
Module) ersetzen.
Anforderung an Fremdmotoren
96
Systemhandbuch, 05/2013, A5E32342468
Spannungsbelastung
7.6 EMV-Aspekte
7.6
EMV-Aspekte
Der Motor muss auch unter den Einwirkungen des Umrichterbetriebs den einschlägigen
EMV-Richtlinien entsprechen.
● Er darf beim Betrieb mit den oben beschrieben Spannungsverläufen keine
elektromagnetischen Störungen aussenden.
● Er darf sich weder durch fremderzeugte noch durch eigene elektromagnetische Einflüsse
in seiner Funktion stören oder seiner Lebensdauer beeinträchtigen lassen
(Temperaturfühler, Geber, Lagerströme…).
Um dies zu gewährleisten, muss er mindestens über die folgenden konstruktiven Merkmale
verfügen:
● Elektrisch leitfähiges, EMV-dichtes Gehäuse von ausreichender Wandstärke und
Leitfähigkeit (außer bei Einbaumotoren).
● Falls ein Leistungsstecker vorhanden ist, muss dessen Gehäuse aus elektrisch
leitfähigem Material bestehen und elektrisch leitfähig am Motorgehäuse aufliegen. Die
elektrische Verbindung zwischen Motorgehäuse und Steckergehäuse darf nicht durch
Lack oder Beschichtungen (brünieren etc.) behindert sein.
● Falls ein Klemmkasten vorhanden ist, muss dieser aus elektrisch leitfähigem Material
bestehen. Auch der Deckel muss großflächig elektrisch leitfähig am Klemmkasten
aufliegen. Zwischen Deckel und Klemmkastenkörper müssen sich metallisch blanke
Berührlinien ergeben. Die Dichtung darf die metallisch blanken Berührlinien nicht
distanzieren.
● Falls Klemmkasten oder direkter Kabelabgang: Zur 360-Grad-Anbindung des Schirms der
Leistungsleitung muss eine Kabelverschraubung angebracht werden können. Der Schirm
muss die EMV-gerechte „Verlängerung“ des Gehäuses darstellen.
Anforderung an Fremdmotoren
Systemhandbuch, 05/2013, A5E32342468
97
Spannungsbelastung
7.6 EMV-Aspekte
Anforderung an Fremdmotoren
98
Systemhandbuch, 05/2013, A5E32342468
(Winkel-)Lagegeber
8
Die Geberschnittstelle des SINAMICS-Antriebssystems ist die DRIVE-CLiQ-Schnittstelle.
Siemens-Motoren sind bereits größtenteils mit dieser Schnittstelle ausgestattet. Sie können
direkt an den Antriebsverband anschlossen werden. Für Nicht-DRIVE-CLiQ-Geber ist ein
Sensor-Modul notwendig, um die Gebesignale auf die DRIVE-CLiQ-Schnittstelle zu
übersetzen.
Das In-Verkehr-Bringen von DRIVE-CLiQ-Gebern ist von Siemens autorisiert. Die
Kompatibilität zum SINAMICS-Antriebssystem ist damit automatisch gegeben. In diesem
Dokument werden deshalb ausschließlich Nicht-DRIVE-CLiQ-Geber behandelt. Die
folgenden Gebertypen sind anschließbar:
● Inkrementelle Geber
● EnDat-Absolutwertgeber
● Resolver
● TTL-/HTL-Geber
● SSI-Absolutwertgeber
8.1
Inkrementelle Geber
Eine grundsätzliche Beschreibung der Funktionsweise inkrementeller Geber findet sich
beispielsweise in Publikationen der Fa. Heidenhain. Dort werden dieselben Bezeichnungen
verwendet wie bei Siemens, lediglich die C- und D-Spur wird bei Heidenhain „Z1-Spur“
genannt.
Definition „Signalspur“
Bei der elektrischen Übertragung der Gebersignale wird der Signalinhalt aus der Differenz
zweier elektrischer Einzelsignale gebildet. Im Zusammenhang mit Lagegebern wird der
Signalinhalt häufig „Spur“ genannt. In diesem Dokument wird der aus der Differenzbildung
hervorgehende Signalinhalt deshalb als „Spur“ oder „Signalspur“ bezeichnet. Die
Einzelsignale sind zueinander gegenläufig. Sie werden in diesem Dokument mit „+“ und „-“
bezeichnet. Durch die Gegenläufigkeit der elektrischen Signale wird die Höhe des
Spursignals bei der Differenzbildung verdoppelt. Der Nutzen der Differenzbildung besteht
darin, dass die (Gleichtakt-)Störungen unterdrückt werden.
Anforderung an Fremdmotoren
Systemhandbuch, 05/2013, A5E32342468
99
(Winkel-)Lagegeber
8.1 Inkrementelle Geber
Bild 8-1
8.1.1
Signalübertragung mittels gegenläufiger Einzelsignale
Inkrementalspuren A B
Die Differenzsignale A und B sind die Träger der Lageinformation. Sie haben Sinus- bzw.
Cosinusform. Ihre Beschaffenheit hat unmittelbare Auswirkungen auf die Qualität und die
Genauigkeit der Lage-Istwerterfassung:
Bild 8-2
Exemplarischer Signalverlauf der A- und B- Spuren (Differenzsignale)
Anforderung an Fremdmotoren
100
Systemhandbuch, 05/2013, A5E32342468
(Winkel-)Lagegeber
8.1 Inkrementelle Geber
Die Spursignale der A- und B-Inkrementalspuren sollen die folgenden Bedingungen erfüllen:
● Signalamplitude, UX_PP: 1 VSpitzeSpitze
Empfohlener Toleranzbereich: 1,2 VSpitzeSpitze …. 0,75 VSpitzeSpitze
Bei maximal möglicher Eingangsfrequenz fin_AB_max ist sicherzustellen, dass die
Amplituden des Gebers den empfohlenen Bereich von UX_PP nicht unterschreiten.
● Maximaler Unterschied zwischen A- und B-Spur (in einer Signalperiode):
● Dynamische Amplitudenänderung zwischen zwei benachbarten Signalperioden: ΔUA_PP
bzw. ΔUB_PP ≤ 0,6 mV
● Modulationsgrad der Hüllkurve der Amplitude über eine Umdrehung
m = (UX_PP_max - UX_PP_min) / UX_PP_min ≤ 0,1
● Signalfolge: Bei positiver Drehrichtung eilt A-Spur gegenüber B-Spur um 90° voraus.
● Winkel zwischen A- und B-Spur, φX_PP: 90°
Empfohlener Toleranzbereich: ±3 °
● Offset, UOff_X: 0 V, Empfohlener Toleranzbereich: ±50 mV
● Maximalfrequenz bei Maximaldrehzahl: 500 kHz
● dynamische Offsetänderung: UX_off ≤ 1 mV zwischen zwei benachbarten Signalperioden
● Klirrfaktor ≤ 0,5 %
UG: Amplitudenstärke der Grundwelle
U2; U3; …: Amplitudenstärke der entsprechenden Oberwelle
8.1.2
Referenzspur
In diesem Dokument werden die formalen Bedingungen beschrieben, die das Referenz
Spursignal erfüllen muss, um als gültige Referenzmarke erkannt zu werden. Ob die
Referenzspur des Gebers eine oder mehrere Referenzmarken je Umdrehung beinhaltet,
bleibt offen. Bei Standardgebern ist eine Referenzmarke je Umdrehung üblich.
Der Referenzimpuls muss in einem bestimmten Winkelfenster zur A- und B-Spur liegen. Das
bedeutet, dass seine Signalspannung innerhalb eines minimal zulässigen Winkelfensters
den Pegel URS_min überschritten haben muss und außerhalb eines maximal zulässigen
Winkelfensters unter dem Pegel URuhe_max liegen muss. Die beiden Schwellenpegel werden
im Folgenden „Aktivpegel“ und „Ruhepegel“ genannt.
Anforderung an Fremdmotoren
Systemhandbuch, 05/2013, A5E32342468
101
(Winkel-)Lagegeber
8.1 Inkrementelle Geber
Bild 8-3
Exemplarischer Signalverlauf der R-Spur (Differenzsignal)
● Aktivpegel: URS_min = 200 mV; URS_max = 700 mV
● Ruhepegel: URuhe_max = -200 mV; URuhe_min = -700 mV
● Minimales Winkelfenster: | α/2 | ≥ 50° (bezieht sich auf eine Signalperiode der A/B-Spur)
● Maximales Winkelfenster: | α/2 | ≤ 225°
● Symmetrie des Winkelfensters ist nicht erforderlich
α/2links darf ungleich sein zu α/2rechts
Die Genauigkeit der Referenzierung hängt nicht von der Form oder der Lage des
Referenzimpulses ab. Erfüllt der Referenzimpuls die oben genannten Bedingungen nicht,
wird er nicht erkannt, oder es wird eine Fehlermeldung erzeugt.
Anforderung an Fremdmotoren
102
Systemhandbuch, 05/2013, A5E32342468
(Winkel-)Lagegeber
8.1 Inkrementelle Geber
8.1.3
Spursignale C D
Die Absolutsignale C, D dienen bei rotatorischen Motorgebern zur Kommutierung. Sie bilden
die Winkellage der Motorwelle mit genau einer Sinus-Cosinus-Periode pro mechanischer
Umdrehung ab.
Bild 8-4
Exemplarischer Signalverlauf der C- und D-Spuren (Differenzsignal)
Die Anforderungen an die Signalqualität der C- und D-Spur sind die gleichen, wie die oben
beschriebenen Anforderungen an die A- und B-Spur. Darüber hinaus müssen die Spuren
eine bestimmte Ausrichtung zur Referenzspur aufweisen:
● Bei positiver Drehrichtung muss der positive Nulldurchgang der C-Spur in einem
Winkelfenster von ±5° zum Referenzimpuls erscheinen (siehe obige Abbildung).
Anforderung an Fremdmotoren
Systemhandbuch, 05/2013, A5E32342468
103
(Winkel-)Lagegeber
8.1 Inkrementelle Geber
8.1.4
Elektrische Einzelsignale
Die Einzelsignale bewegen sich symmetrisch um eine Mittenspannung. Die Mittenspannung
kann dabei als Mittelwert aus dem Maximum und einem dazu benachbarten Minimum der
Sinusspannung eines Einzelsignals aufgefasst werden.
Bild 8-5
Elektrische Einzelsignale einer Signalspur, z. B. A-Spur;
Bezugspotential ist Masse der Geberstromversorgung (M_Geber)
Die elektrischen Einzelsignale sollen die folgenden Bedingungen erfüllen:
● Die Mittenspannung soll so groß sein wie die halbe Versorgungsspannung
mit P_Geber: = positive Geberversorgung (Nominalwert: 5 V)
und M_Geber: = negative Geberversorgung (Nominalwert: 0 V)
ergibt sich ein Nominalwert von 2,5 V für die Mittenspannung. Die Mittenspannung darf
kein Festwert sein, sondern muss an die (halbe) Geberversorgungsspannung gebunden
sein.
● Die Mittenspannung muss für beide Einzelsignale einer Spur gleich groß sein. Eine
Ungleichheit der Mittenspannung würde ummittelbar zu einem unerwünschten Offset der
betreffenden Signalspur führen.
● Beim Nominalwert der Geberversorgung von 5 V müssen die elektrischen Einzelsignale
innerhalb eines Spannungsfensters von 2,0 V … 3,0 V liegen, bezogen auf Masse der
Geberstromversorgung (M_Geber).
● Der ohmsche Leitungsabschluss befindet sich vom Geber aus gesehen am Leitungsende
(im Sensor Modul). Er beträgt 120 Ω zwischen dem „+“ und dem „-“ Einzelsignal,
entsprechend.
Anforderung an Fremdmotoren
104
Systemhandbuch, 05/2013, A5E32342468
(Winkel-)Lagegeber
8.2 Geberversorgung
● Bild "Signalübertragung mittels gegenläufiger Einzelsignale": Die Leitungstreiber des
Gebers müssen in der Lage sein, das Signal über den gesamten Frequenzbereich gegen
dieser Last zu treiben. Einen niederohmigen Abschluss gegenüber der Signalmasse gibt
es im Sensormodul nicht.
● Sofern nicht anders mit dem Kunden vereinbart, muss die erlaubte Leitungslänge der
Geberleitung mindestens 50 m betragen. Die Leitungstreiber des Gebers müssen in der
Lage sein, das Signal über den gesamten Frequenzbereich gegen die kapazitive Last der
Leitung zu treiben. Schwingneigung der Leitungstreiber ist keinesfalls zulässig.
Die oben aufgelisteten Anforderungen an die Einzelsignale gelten für alle Signalspuren: A,
B, C, D und R.
Hinweis
Das elektrische Einzelsignal wird in der Literatur häufig „Single-Ended-Signal“ genannt.
Hinweis
Bei der SINAMICS-Geberauswertung werden die elektrischen Einzelsignale getrennt erfasst
und digitalisiert. Das Differenzsignal wird durch digitale Differenzbildung aus den beiden
Einzelsignalen gewonnen. Aus diesem Grund muss jedes der beiden elektrischen
Einzelsignale einer Signalspur innerhalb des zulässigen Spannungsfensters liegen.
8.2
Geberversorgung
8.2.1
Funktion der Sense-Leitung
Der Nominalwert der Geberversorgungsspannung (P_Geber – M_Geber) beträgt 5 V. Bei
langen Leitungen kann der ohmsche Spannungsabfall auf der Geberleitung zu einem
nennenswerten Spannungsverlust führen. Dadurch verkleinert sich die am Geber
eintreffende Versorgungsspannung gegenüber der vom Sensormodul angelegten
Versorgungsspannung.
Der Spannungsregler des Sensormoduls gleicht diesen Spannungsabfall aus, so dass die
am Geber eintreffende Versorgungsspannung stabil auf dem Nominalwert von 5 V gehalten
wird. Dazu wird die am Geber eintreffende Versorgungsspannung mit Hilfe der SenseLeitung hochohmig abgegriffen, und zum Spannungsregler des Sensormoduls
zurückgeführt. Der Regelkreis des Spannungsreglers sorgt dafür, dass die Spannung auf
dem Nominalwert von 5 V gehalten wird. Voraussetzung dafür ist, dass am Geber die
eintreffende Versorgungsspannung auf die Sense-Leitung durchverbunden ist.
Hinweis
Da die Leitungslänge innerhalb des Motor/Spindelbauraumes i.d.R. relativ klein ist, kann die
Sense-Leitung auch an einem am Motorgehäuse vorhandenen Geber-Steckverbinder
gebrückt werden.
Anforderung an Fremdmotoren
Systemhandbuch, 05/2013, A5E32342468
105
(Winkel-)Lagegeber
8.2 Geberversorgung
Bild 8-6
Sense-Leitung zur Regelung der Geberversorgung
● Um die Funktion des Spannungsreglers zu gewährleisten ist in der Eingangsschaltung
des Gebers eine maximale Kapazität von 1000 μF zulässig
Hinweis
Bei der Namensvergabe der einzelnen Adern einer Geberleitung wird
P_Sense oft 5 VSense; M_Sense oft 0 VSense;
P_Geber oft P_Encoder und M_Geber oft M_Encoder genannt.
Anforderung an Fremdmotoren
106
Systemhandbuch, 05/2013, A5E32342468
(Winkel-)Lagegeber
8.2 Geberversorgung
8.2.2
Spannungs-Rippel der Geberversorgung
Der Versorgungsspannung, die das Sensormodul an den Geber anlegt, kann sich ein
hochfrequenter Rippel überlagern (siehe nachfolgende Abbildung). Der Geber muss so
ausgeführt sein, dass die Spursignale durch diesen Rippel nicht beeinträchtigt werden.
Bild 8-7
Spannungsverhältnisse und Rippel-Spannung am Geber
● Die maximale hochfrequente Rippel-Spannung auf der Geberstromversorgung beträgt
200 mV. Die Frequenzen der Rippel-Spannungen liegen über 100 kHz. Der Geber muss
eine ausreichende Störunterdrückung gegenüber den Differenzsignalen aufweisen. Der
Klirrfaktor bzw. der Fremdspannungsanteil der Differenzsignale darf auch bei
Anwesenheit des hochfrequenten Spannungs-Rippel den oben genannten Grenzwert von
0,5 % nicht übersteigen.
8.2.3
Überlastverhalten der Geberstromversorgung
● Maximaler Dauerstrom: 300 mA
● Kurschlussfest, maximaler Kurzschlussstrom 2 A (bei Spannung 0 V)
Anforderung an Fremdmotoren
Systemhandbuch, 05/2013, A5E32342468
107
(Winkel-)Lagegeber
8.3 EMV-Aspekte
8.2.4
Geberversorgungsspannung
● Nominalwert: 5 V ±5 % (nur bei ordnungsgemäßer Schaltung der Sense-Leitungen)
● Sense-Leitungen müssen am Geber auf die Stromversorgungsleitungen durchverbunden
sein
P_Geber ⇔ P_Sense und M_Geber ⇔ M_Sense
● Maximale transiente Versorgungsspannung: 10 V
Diese Spannungsspitze kann für 50 ms mit max. Kurzschlussstrom 2 A anliegen, wenn
Remote-Sense genutzt wird und das Geberkabel unzulässigerweise in Betrieb gezogen
und gesteckt wird. Aus Robustheitsgründen ist der Geber hierfür auszulegen.
8.2.5
Einschaltphase
Das Hochlaufen der Versorgungsspannung kann je nach Last, die der Geber repräsentiert,
mehr oder weniger stetig erfolgen.
Bild 8-8
Exemplarischer Hochlauf der Geberspannung
● Der Geber muss nach Anliegen der Betriebsspannung UP innerhalb von 1,3 s
hochgelaufen sein. Das heißt, dass nach dieser Zeit gültige Gebersignale anliegen
müssen (siehe obiges Diagramm).
● Der Geber muss mit einem unstetigen Hochlauf der Versorgungsspannung zurechtkommen (siehe obiges Diagramm).
8.3
EMV-Aspekte
Der Geber muss von einem metallisch leitenden Gehäuse geschirmt sein. Es soll den Geber
wie ein „Becher“ umschließen. Der Becher soll möglichst nur dort durchbrochen sein, wo es
für die Funktion des Gebers unumgänglich ist, zum Beispiel an der Durchführung der
Geberwelle oder am Fenster zur magnetischen bzw. optischen Abtastung der
Maßverkörperung. Die mechanische Montage soll so gestaltet sein, dass der Geber (bzw.
dessen leitfähiges Gehäuse) leitend und möglichst großflächig mit dem Motorgehäuse
verbunden ist. Die Außenschirmung des Kabelsatzes muss leitfähig und flächig am Becher
aufliegen, so dass die Schirmung als (EMV-) dichte Verlängerung (Ausstülpung) des
Bechers aufgefasst werden kann.
Anforderung an Fremdmotoren
108
Systemhandbuch, 05/2013, A5E32342468
(Winkel-)Lagegeber
8.3 EMV-Aspekte
Der Geberkabelsatz wird zum motorseitigen Geberstecker geführt. Das Gehäuse des
Gebersteckers muss metallisch leitfähig sein. Der Schirm des Kabelsatzes muss am
metallischen Gehäuse des Gebersteckers aufgelegt sein. Auch für diesen Schirmanschluss
gilt: Möglichst großflächig, so dass der Schirm als Verlängerung des metallischen
Gebersteckergehäuses aufgefasst werden kann.
Zusätzlich zur Gesamtschirmung des Kabelsatzes sollten die elektrischen Einzelsignale der
Spuren A, B, und R paarweise verdrillt und die Paare jeweils für sich geschirmt verlegt sein.
Der Schirm, der ein Einzelsignalpaar umschließt, wird Innenschirm genannt. Die
Innenschirme dürfen nur einseitig aufgelegt werden. Sie sollen am motorseitigen
Geberstecker mit dem Potential der Elektronikmasse (M_Geber) verbunden werden. Bei
kurzen Kabelsätzen darf der Innenschirm entfallen.
Bild 8-9
Schirmkonzept des Anschlusses vom Geber zum motorseitigen Geberstecker
Anforderung an Fremdmotoren
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(Winkel-)Lagegeber
8.4 EnDat-Absolutwertgeber
Folgende Regeln sind einzuhalten:
● Eine Verbindung von Elektronikmasse und Gehäuse bzw. Außenschirmung ist nicht
zulässig.
● Eine großflächig leitfähige Anbindung des Gebergehäuses an die Anschraubfläche
(Lagerschild) muss konstruktiv gewährleistet werden.
● Der Anschluss vom Gesamtschirm ist am Geber flächig gegen eine metallische Fläche
aufzulegen.
● Der Außen- bzw. Gesamtschirm sollte aus einen Drahtgeflecht bestehen.
Verbreitete Prüfmethode:
Störfestigkeit gegen Entladung statischer Elektrizität (ESD, EN61000-4-2):
● Direkte Entladung, Kontaktentladung auf blanke oder mit Nicht-Isolierstoff (z. B. Lack)
beschichtete metallische Oberflächen von Komponenten-Gehäusen mit 9 kV.
● Zu erfüllendes Annahmekriterium des Betriebsverhaltens:
Kategorie A gemäß EN 61800-3 (übliches Betriebsverhalten, keine Funktionsstörung).
8.4
EnDat-Absolutwertgeber
Das EnDat-Interface ist die bidirektionale Schnittstelle für Messsysteme der Fa. Heidenhain.
Die SINAMICS Sensor Module erwarteten im Falle eines EnDat-Gebers Signale nach der
EnDat 2.1-Schnittstellendefinition.
Funktionsweise der EnDat 2.1-Schnittstelle
Neben den digitalen Lagewerten werden zwei analoge Inkrementalspuren, A und B, mit
1 VSpitzeSpitze übertragen. Die analogen Spuren werden durch Abtastung eines Gitters erzeugt.
Die digitalen Lagewerte besitzen eine Auflösung von ¼ Gitterteilung der analogen Spur. Die
Feinauflösung des Lagewertes erfolgt durch Interpolation der analogen Spuren A und B.
In Bezug auf die Geberversorgung gelten dieselben Spezifikationen wie für den oben
aufgeführten Typ des Inkrementalgebers.
8.5
TTL-/HTL-Geber
Eine Zusammenstellung der Anforderungen an die Gebersignale findet sich im
Gerätehandbuch (GH1) "Control Units und ergänzende Systemkomponenten", Kapitel
„Sensor Module Cabinet-Mounted SMC30“.
8.6
Resolver
Eine Zusammenstellung der Anforderungen an den Geber findet sich im Gerätehandbuch
(GH1) "Control Units und ergänzende Systemkomponenten", Kapitel „Sensor Module
Cabinet-Mounted SMC10“.
Anforderung an Fremdmotoren
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Systemhandbuch, 05/2013, A5E32342468
(Winkel-)Lagegeber
8.7 SSI-Geber
8.7
SSI-Geber
Eine Zusammenstellung der Anforderungen an die Gebersignale findet sich im
Gerätehandbuch (GH1) "Control Units und ergänzende Systemkomponenten", Kapitel
„Sensor Module Cabinet-Mounted SMC20“; Unterpunkt „Technische Daten“.
● Gray oder Binär codierte Geber zulässig
● Errorbit/Alarmbit ist das LSB. Wird zusätzlich noch ein Parity Bit übertragen, so ist dieses
das vorletzte Bit. Wenn kein Alarmbit übertragen wird, so ist das Parity Bit das LSB.
● Die Nutzinformation als auch Parity oder Errorbit/Alarmbit sind entweder Gray oder Binär
codiert, aber nie gemischt.
● Telegrammlänge (inkl. Alarm und/oder Parity): 13 bis 25 Bit
● Übertragungsfrequenz f: 100 oder 500 kHz
● Monoflop-Zeit:
– bei 100 kHz tm min 12 µs
– bei 500 kHz tm min 2,4 µs
Anforderung an Fremdmotoren
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(Winkel-)Lagegeber
8.7 SSI-Geber
Anforderung an Fremdmotoren
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Systemhandbuch, 05/2013, A5E32342468
Literaturverzeichnis
9
/Grein/H. Greiner, H. Dorner / Danfoss: Umrichtergespeiste Drehstrommototren EP2906
/61800-8/IEC/TS 61800-8 Adjustable speed electrical power drive systems - Specification of
voltage on the power interface
/GH1/SINAMICS S120 Gerätehandbuch, (GH1) "Control Units und ergänzende
Systemkomponenten"
/GH2/SINAMICS S120 Gerätehandbuch, (GH2) "Leistungsteile Booksize“
/FH1/SINAMICS S120 Funktionshandbuch, (FH1)
Anforderung an Fremdmotoren
Systemhandbuch, 05/2013, A5E32342468
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Literaturverzeichnis
Anforderung an Fremdmotoren
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Systemhandbuch, 05/2013, A5E32342468
A
Anhang
A.1
Liste der Abkürzungen
Abkürzung
Bedeutung
AIM
Active Interface Module
ALM
Active Line Module
ASM bzw. async
Asynchronmotor
BLM
Basic Line Module
EMK
Elektromotorische Kraft
p
Parameter
PEM bzw. sync
Permanenterregter Synchronmotor
PTC
Positive Temperature Coefficient (Standardtyp eines schaltenden
Temperatursensors)
PWM
Puls-Weiten-Modulation
SET
Sichere Elektrische Trennung
SLM
Smart Line Module
SMC
Sensor Module Cabinet
SME
Sensor Module External
TE
Teilentladung
Temp-F
analog messender Temperaturfühler
Temp-S
schaltender Temperatursensor
TM
Terminal Module
UZK bzw. Vdc
Zwischenkreisspannung
VPM
Voltage Protection Module
Anforderung an Fremdmotoren
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115
Anhang
A.1 Liste der Abkürzungen
Anforderung an Fremdmotoren
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