Das Zeitalter des Imperialismus 1870

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Arbela Statovci Passerelle 2011 P8B Das Zeitalter des Imperialismus 1870-­‐1912 1/6 1. Die Vorindustrielle Landwirtschaft in Europa was in ihrer Entwicklung durch rückständige Anbaumethoden sowie durch die Zwänge der Erbuntertänigkeit und der kollektiven Bewirtschaftung von Sommer-­‐, Winter-­‐ und Brachzelgen gehemmt. Die Einführung von Heu-­‐ und Kleewiesen, die Stallfütterung des Viehs und der Düngereinsatz brachten zusammen mit der Verbreitung der Kartoffel im 18. Jahrhundert spürbare Ertragssteigerungen. Mit der Auflösung der Grundherrschaft gewannen die Grundbesitzer den nötigen Spielraum und genügend Kapital, um diese Neuerungen wirkungsvoll umzusetzen. Der Bevölkerung konnte besser ernährt und vor allem mit mehr Eiweiß versorgt werden. Bei gleich bleibender Geburtenzahl ging die Sterblichkeit zurück, und die Einwohnerzahl Europas stieg rasch an. Konsumnachfrage, Kapitalbildung und der Arbeitskräfteüberschuss infolge der Agrarrevolution führten erst in der Baumwollverarbeitung zu einer Mechanisierung. Zugleich entwickelte sich wegen des erhöhten Verbrauchs an Brennstoff und Eisen der Kohlebergbau. Die Dampfmaschine, die in diesem Bereich zu Pumpzwecken entwickelt wurde, stand der Textilindustrie als ortsunabhängige Antriebsquelle zur Verfügung und bewegte bald auch Eisenbahnen. Alles zusammen wirkte als Auslöser der industriellen Revolution. Der Aufschwung in Europa und Nordamerika wurde durch die Freihandelspolitik gestützt, welche die Welt zu einem einzigen Markt verband. Immer neue Innovationen überwanden die Krisen in der industriellen Entwicklung. Für das 19. Jahrhundert entscheidend waren zunächst die Stahlindustrie, später die Sektoren Elektrotechnik, Chemie und Erdöl. In Europa wandelte sich ab Ende des 18. Jahrhunderts der absolutistische Ständestaat zum bürgerlichen Nationalstaat mit Verfassung, Gewaltentrennung und Bürgerrechten. Diese Umwälzung war von Revolutionen und Kriegen begleitet. Sie wurde Besitzbürgertum beziehungsweise politisch vom Liberalismus und Nationalismus getragen. Die industrielle Revolution war sowohl Ursache wie Folge dieser Entwicklung. Der herrschenden bürgerlichen Klasse erwuchs im 19. Jahrhundert im Proletariat ein neuer Gegner. Gemäss der Theorie von Marx und Engels wurde die proletarische Arbeiterschaft von immer reicheren Bourgeois ausgebeutet. Der Ausweg aus dieser Lage sei eine proletarische Revolution. Die Arbeiterbewegung, gebildet von Gewerkschaften und sozialistischen Parteien, machte sich die marxistische Theorie zu Eigen und erkämpfte konkrete soziale Verbesserungen. 2. Der Begriff Belle Epoque wird teilweise zurecht verwendet. Nach langer Friedenszeit und bei deutlicher Hochkonjuktur zeigten sich in den Industrieländern tatsächlich erste verbreitete Wohlstandserscheinungen. Die Arbeiter waren besser ernährt und hatten sogar gelegentlich etwas Taschengeld übrig. Am schnellsten aber wuchsen die Einkommen der Bessergestellten. Die Lebensbedingungen der Wohlhabenden und der Unterschicht unterschieden sich weiterhin stark. Obwohl andere Seuchen dank der Verbesserung der Hygiene besiegt waren, forderte die Lungentuberkulose gerade in den ungesunden Arbeitervierteln noch immer viele Opfer. Der enormen Bevölkerungsballung in den Städten und der Zunahme des Wahlbedarfs dank steigendem Realeinkommen entsprach ein Massenangebot von Dienstleistungen, Arbela Statovci Passerelle 2011 P8B die immer weniger als exklusiv empfunden wurden. Es entstanden um 1900 jene urbanen Lebensformen, die das soziale Bild des ganzen 20. Jahrhunderts prägten. Als Nebenwirkungen gehörte aber auch die verstärkte Ausbreitung der Prostitution zum Grossstadtleben. Gleichzeitig nahmen dank günstiger Reisekosten der Hotel-­‐ und Kongresstourismus sowie die Gründung internationaler Vereinigungen einen solchen Aufschwung, dass die Belle Epoque im hohem Mass zu einem internationalen Zeitalter wurde. In den werdenden Demokratien Europas waren nicht von Anfang an alle sozialen Gruppen gleich an der politischen Verantwortung beteiligt. Die tragende Schicht der Industriestaaten blieb auch um die Jahrhundertwende das Bürgertum, während vor allem die Beteiligungen der Arbeiter an der politischen Macht auf Hindernisse stiess. Immerhin wurde durch soziale Zugeständnisse an die Arbeiter der soziale Konflikt etwas entschärft. Dafür verbreitete sich vermehrt auch in der unteren Mittelschicht, die sich zunehmend vom Grossbürgertum und der immer selbstbewussteren Arbeiterschaft an den Rand gedrängt fühlte, Unzufriedenheit. Um 1900 sah man, besonders im Bürgertum, in der liebenden Gattin und Mutter die ideale Frau. Im Widerspruch dazu stand die Einbeziehung der Frauen in die industrielle Arbeitswelt. Frauen strebten deshalb für sich eine neue selbstständige Rolle in der Gesellschaft an. Von England ausgehend forderten sie das Frauenwahlrecht und Gleichberechtigung. Arbeiterinnen organisierten sich in sozialistischen Frauenorganisationen, Bürgerfrauen wehrten sich für eine bessere Ausbildung und eine sinnvolle Berufstätigkeit. Die Hebung der Sittlichkeit war ein Anliegen aller Frauenorganisationen. Dem naturwissenschaftlichen Weltbild entsprach die Literatur des 19. Jahrhunderts der Realismus und Naturalismus. Um 1900 erfolgte eine Wendung weg von der nüchternen Wirklichkeit hin zu den geheimnisvollen Kräften des Seelenlebens. In der Malerei wurden die Perspektive und die Gegenständlichkeit in Frage gestellt. Der Symolismus und der Expressionismus verliehen diesem Suchen Ausdruck. Der in der Baukunst und Gestaltung verbreitete Historismus wurde von jungen Künstlern, die sich in Sezessionen zusammenfanden, angegriffen und durch den Jugendstil abgelöst. Verschiedene Denkrichtungen bewirkten, dass bei Anbruch des 20. Jahrhunderts das rein naturwissenschaftliche, positivistische Weltbild ins Wanken kam. Friedrich Nietzsche sprach dem Recht Subjektivität das Wort und zeichnete das Ideal einer kräftigen, naturnahen, freien Jugend als Gegenbild zur kranken Industriegesellschaft.. Auf breiter Front kam es nach 1900 zur Wiederentdeckung, aber auch Vergötterung des Natürlichen. Sigmund Freud beschrieb die irrationalen Kräfte der Seele. Schliesslich wurden nicht zuletzt in der Naturwissenschaft selbst, insbesondere in der Physik, klassische Sichtweisen durch neue Erkenntnisse relativiert. Arbela Statovci Passerelle 2011 P8B 3. In der Regierungszeit der Königin Viktoria wurde Grossbritannien zur bürgerlichen Demokratie. Im Bereich der Wirtschaft verlor das Land allmählich seine frühere Stellung. Mit dem Aufbau des Britisch Empire versuchten konservative Regierungen diesen Bedeutungsverlust zu bremsen. Nach 1900 zeichnete sich dann ein Umbau des Imperiums in einen lockeren Staatenverbund ab und die Siedlungskolonien erhielten das Recht auf Selbstbestimmung. Die sozialen Konflikte in Grossbritannien wurden trotz grosser Klassenunterschiede mit weniger Härte als auf dem Kontinent ausgetragen. Die Ziele der um 1900 gegründeten Labour Party waren denn auch Reformen und kleine Revoution. Nach dem Sturz von Kaiser Napoleon III. und der blutigen Niederschlagung des Aufstandes der Pariser Kommune wurde Frankreich zur bürgerlichen Republik. Das demokratische Kleinbürgertum dominierte diese Dritte Republik. Bevölkerungswachstum und Industrialisierung zeigten in Frankreich eine geringe Dynamik, gesellschaftlich blieb das Land deshalb ausserordentlich beständig. Da wenig Kapital in die eigene Kolonien oder Drittländer. Aussenpolitisch versuchte Frankreich den Verlust von Elass-­‐Lothringen durch eine verstärkte koloniale Expansion wettzumachen. Nach dem Sieg Deutschlands 1866 über Österreich und 1871 über Frankreich entstand unter der Führung des preussischen Ministerpräsidenten Otto von Bismarck das Deutsche Kaiserreich. Deutscher Kaiser wurde König von Preussen, Reichskanzler Bismarck. Die Länder waren auf Reichsebene im Bundesrat vertreten, das Volk wählte den Reichstag. Diese beiden Parlamente besassen aber gegenüber dem Kaiser und seinem Kanzler nur beschränktes Gewicht. Die Reichsverfassung war nicht wirklich demokratisch. Das übermächtige Preussen behielt das Dreiklassenwahlrecht bei. Deutschland war bei seiner Gründung der mächtigste Staat auf dem Kontinent. So bestand die Gefahr, dass sich seine Nachbarn aus Furcht vor seiner Übermacht zu Koalitionen gegen das Reich zusammenschlossen. Bismarck begegnete dieser Lage mit großer außenpolitischer Zurückhaltung. Außer mit Frankreich pflegte er mit allen anderen Großmächten freundschaftliche Beziehungen. Im Innern versuchte der Kanzler vergeblich, den Einfluss der Sozialisten einzudämmen. 1888 bestieg Wilhelm II. den deutschen Kaiserthron. Der junge Kaiser war von unstetem und eitlem Charakter. Er entliess Bismarck und warf gleichzeitig dessen aussenpolitische Grundsätze über Bord. Von nun an verlangte das Deutsche Reich lautstark einen Platz unter den Weltmächten. Durch den Bau einer großen Kriegsflotte wurde Grossbritannien verstimmt. Innenpolitisch zeigte der Monarch kein Verständnis für demokratische Reformen. Abkehr weiter Kreise von der Politik und politische Unreife der Bürger waren die Folge dieser Unbeweglichkeit. Ab dem Jahr 1867 bestand eine aus den zwei Reichshälften Österreich und Ungarn bestehende Habsburgermonarchie ausserhalb des Deutschen Reiches. Die nationalen Spannungen in diesem Vielvölkersaat belasteten seine Entwicklung. Wohl waren durch die Zweiteilung die Ungarn zu einem eigenen Königreich gekommen, die slawischen Völker hingegen warteten weiter vergebens auf Selbstbestimmung. Doch sogar die Deutsch-­‐Österreicher standen nicht mehr hinter dem Habsburgerreich. Am Vorabend Arbela Statovci Passerelle 2011 P8B des Ersten Weltkriegs verkörperte nur noch der greise Monarch Franz Jospeh I. die Einheit der Donaumonarchie. Das russische Zarenreich war die rückständigste europäische Grossmacht. Eine wirklich erfolgreiche Agrarreform wurde vor 1914 nicht durchgeführt. Wachsende Agrarausfuhren gingen auf Kosten der Lebensmittelversorgung der unteren Schichten. In der Industrie erreichte das Land um die Jahrhundertwende zwar ein stürmisches Wachstum. Aber auch dies forderte einen hohen sozialen Preis. Politisch blieb das Reich ein autokratischer Polizeistaat. Wohl brachte die Revolution von 1905 eine gewählte Volksvertretung, die ‚’ Duma ‚’. Dieses Parlament blieb aber ohne Bedeutung. Wesentlich mehr Einfluss auf den Zaren hatten Adel, Militär und Kirche. Das ab 1861 unter piemontesischer Führung geeignete Italien war im Gegensatz zu Deutschland kein Zusammenschluss von einzelnen, selbstständigen Ländern, sondern ein zentralistischer Staat. Das norditalienische Bürgertum beherrschte das neue Italien weitgehend. Brennendstes Problem in Italien war der unüberbrückbare Gegensatz zwischen dem feudalen, agrarischen Süden und dem industrialisierten Norden. In der Aussenpolitik schwankte der junge Staat zwischen zwei Zielen: a) die Eingliederung der italienisch sprechenden Gebiete des Kaiserreichs Österreich; b ) die Eroberung von Kolonien in Nordafrika. Seit dem Sezessionskrieg bestimmten die Nordstaaten mit dem Übergewicht ihrer Bevölkerung und Industrie das Geschick der Vereinigten Staaten. Die einseitige Vertretung von Interessen der Grossunternehmer führte zu Mängeln im demokratischen System des Landes und spitzte die sozialen Gegenstände zu. Entschärft wurden die Konflikte durch die noch lange mögliche Binnenwanderung sozial Zukurzgekommener nach dem Westen. Erst gegen die Jahrhundertwende war dort der große Landvorrat erschöpft. Vermehrt musste die Lösung der sozialen Probleme der USA nun vom Staat an die Hand genommen werden. Nach der Jahrhundertmitte erzwangen die USA und europäische Nationen die Öffnung der japanischen Häfen. In den folgenden Jahrzehnten gelang Japan der Sprung in die Moderne, ohne dabei von fremden Mächten kolonisiert zu werden. Die rasche Industrialisierung war das Ergebnis einer Verschmelzung der eigenen kulturellen Überlieferungen mit europäischer Technik. Um die Jahrhundertwende beteiligte sich der ostasische Inselstaat an der Aufteilung der Welt durch die imperialistischen Mächte. Arbela Statovci Passerelle 2011 P8B 4. Nach einer Phase der Entkolonialisierung vor allem in Amerika zu Beginn des 19. Jahrhunderts hielten vor allem noch die Briten einen namhaften Kolonialbesitz. In den folgenden Jahrzehnten drang Russland weiter nach Osten vor, Frankreich baute ein neues Kolonialreich auf und Grossbritannien festigte seine Herrschaft über Indien. Die Entstehung neuer Nationalstaaten in Europa, Absatzschwierigkeiten in der Industrie, soziale Spannungen in Europa, Krisen in den ausseneuropäischen Ländern und technische Fortschritte leiteten ab 1870 den Imperialismus ein, einen Wettlauf um die Eroberung der Erde, bei dem jede Macht ein Weltreich zu erreichen hoffte. Der imperialistische Wettlauf spielte sich in Afrika und in Ostasien ab. Afrika wurde in den Jahren um 1880 aufgeteilt. Trotz Konferenzen und Absprachen kam es dabei zu Konflikten. Frankreich und Grossbritannien strebten durchgehende Landverbindungen an. Da sich diese überschnittten, gerieten die beiden Mächte 1898 in der Faschoda-­‐Krise an den Rand des Krieges. China wurde von den imperialistischen Mächten ausgehöhlt. Diese besetzten Rangebiete und Häfen. Zudem kontrollierten sie Schlüsselbereiche der Wirtschaft. Die Rivalität zwischen den Mächten verhinderte jedoch eine Aufteilung des alten Kaiserreiches. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts stürzte eine revolutionäre Bewegung das chinesische Kaisertum und legte die Grundlagen für eine Republik. Nachdem Nordamerika erschlossen war, suchten die USA Ausdehnungsmöglichkeiten jenseits der Meere. Der Spanisch-­‐Amerikanische Krieg von 1898 bildete den Startschuss zum US-­‐amerikanischen Imperialismus. Die USA besetzte nach dem Sieg über Spanien die Philippinien, Hawaii und weitere Inseln der Pazifik. Strategisches Kernstück des amerikanischen Machtbereichs wurde der neue Panamakanal. Während die USA in China eine Politik des Ausgleichs zwischen den imperialistischen Mächten verfolgte, spielten sie auf dem eigenen Kontinent ihre Vormacht rücksichtslos aus. Für die Bevölkerung der kolonialisierten Ländern bedeutete das Eindringen der Europäer Unterordnung unter deren Machtansprüche und wirtschaftliche Interessen. Während di alten Hochkulturen Asiens dadurch in ihrer Existenz nicht gefährdet wurden, bedeutete die Kolonisierung für weniger entwickelte Völker oft die Zerstörung ihrer überlieferten Lebensweise. In Gebieten, in denen Europäer siedeln wollten, wurde zudem die einheimische Bevölkerung dezimiert und vertrieben. Im 19. Jahrhundert konnte es sich Grossbritannien leisten, Weltpolitik im Alleingang zu betreiben und über den Konflikten zwischen den europäischen Mächten auf dem Festland zu stehen. Im Krieg gegen die Buren in Südafrika kam aber das britische Weltreich in ernste Bedrängnis. Es begann Verbündete zu suchen und streckte die Fühler zuerst in Richtung Deutschland aus. Dort kam aber die Regierung aufgrund ihrer falschen Einschätzung der politischen Lage den Briten nicht genügend entgegen. Die Deutschen stellten im Gegenteil mit ihrem Flottenbau einer Freundschaft mit Grossbritannien ein fast unüberwindliches Hindernis in den Weg. In den Jahren vor 1904 grenzten Grossbritannien, Frankreich und Italien ihre Ansprüche auf Nordafrika in Absprachen gegeneinander ab. Zwischen Grossbritanien und Frankreich kam es 1904 zur Entente Cordiale. Aufgrund dieser Übereinkunft blieb Ägypten britisch, Frankreich erhielt freie Hand über Marokko. Für die deutsche Arbela Statovci Passerelle 2011 P8B Weltpolitik, die bisher vom britisch-­‐französischen Gegensatz profitiert hatte, bedeutete die Entete Cordiale einen Rückschlag. Durch den Überfall der Japaner auf Port Arthur wurde der Russisch-­‐Japanische Krieg augelöst, in dessen Verlauf das Zarenreich eine schwere Niederlage erlitt. Port Arthur und die Mandschurei fielen an Japan, das damit zu einem ernst zu nehmenden Konkurrenten der USA im Pazifik wurde. Russland, das durch diesen Verlust und innere Unruhen infolge des Kriegs geschwächt war, versuchte in der Folge seine Expansion vermehrt in Richtung Balkan zu lenken, was wiederum Spannung in diesem Gebiet erhöhte. Nach deutschen Kriegsdrohungen regelte 1906 die Konferenz von Algeciras die Marokkofrage. Marokko wurde französisches Protektorat. Die Verhandlungen zeigten die Isolierung des Deutschen Reichs. Die Marokkokrise führte zu einer Vertiefung der Entete und nicht, wie die Deutschten gehofft hatten, zu ihrer Auflösung. 1911 beantwortete das Deutsche Reich das Eingreifen französischer Truppen in Fes mit der Entsendung eines Kanonenboots nach Marokko. Verhandlungen im Zuge dieser zweiten Marokkokrise endeten mit einem ähnlichen Ergebnis wie die Konferenz von Algeciras. Die Marokkokrisen trugen zur verstärkten Ausbreitung nationalistischer Strömungen in Europa bei. Dadurch, das Grossbritannien und Russland ihre kolonialen Gegensätze in Asien bereinigten, wurde aus der Entete Cordiale zwischen Briten und Franzosen die Triple Entete, ein Bündnis zwischen den drei Mächten. Dieses Bündnis zu dessen Zustandekommen die deutsche Aussenpolitik selber am meisten beigetragen hatte, empfand man in Deutschland als Einkreisung. Seit 1903 hegten die Serben den Traum, alle südslawischen Völker unter ihrer Führung in einem Staat zu vereinen. Erstes Ziel dieser grossserbischen Politik war Bosnien-­‐
Herzegowina, ein Teil des osmanischen Reiches, den Österreich besetzt hielt. Österreich kam diesen Hoffnungen zuvor, indem es 1908 Bosnien annektierte. Obwohl die Annexion gelang, richtete sie politisch großen Schaden an. Österreich und Deutschland, die in dieser Angelegenheit zusammenhielten, sahen sich ringsum von zunehmend kriegsbereiten Feinden umstellt. 
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