Parteiensystem während der Jahrhundertwende Das Parteiensystem teilt sich grundsätzlich in die die Arbeiterschaft, das Bürgertum und die adelig/bürgerlichen Parteien. Ausnahmen sind die Anderen und das Zentrum. Andere1 SPD2 Fortschritt3 Nationalliberale4 Zentrum5 Freikonservative6 Deutschkonservative7 Das Zentrum Deutschland ist seit dem 30jährigen Krieg ein Fleckenteppich aus gut 300 souveränen Kleinstaaten. Auch konfessionell ist Deutschland atomisiert selbst wenn der Norden größtenteils protestantisch ist während der Süden eher katholisch ist. Mit der Säkularisierung Anfang des 19. Jh. verschwanden die Kirchenstaaten und wurden verweltlich, also an weltliche Herrscher „verschenkt“. Damit verschwand ein Großteil der politischen Macht der Kirchen. Der Rest der katholischen Macht ging mit der Übergabe der Kaiserkrone an die protestantischen Preußen verloren. Um diesen Machtverlust auszugleichen, gründeten die Katholiken eine eigene politische Partei, das Zentrum. Was macht das Zentrum? Bayern als größtes katholisches Gebiet war ein Agrarstaat. Das Zentrum vertrat damit an bäuerlichen Interessen, gleichzeitig war das Zentrum königstreu. Die Hauptfeinde des Zentrums waren die anderen Bauernparteien, nämlich weil diese protestantische Ansichten vertraten und Preußen stützten. Das Zentrum war fast die ganze Zeit in Opposition zu Bismarck, es wurde von ihm als Reichsfeind beschimpft. Die Konservativen Die Deutschkonservativen waren hochkonservativ, d.h. der Status quo ist durch die Geschichte legitimiert und hat unter allen Umständen erhalten zu werden. Dies widersprach der Politik Bismarcks, welcher Deutschland reformierte. Trotzdem unterstützten die Deutschkonservativen meist Bismarck. Die Freikonservativen standen immer hinter Bismarck, sie waren zwar konservativ, akzeptierten aber den Fortschritt als Mittel des Machterhalts. Minderheitenparteien (Polen, Dänen, Elsässer, …) und Regionalparteien (Welfen, Königsgeschlecht Hannovers) 2 Arbeiterpartei (nicht Adel, nicht Bürger, nicht Bauern, nicht Handwerker, also nur der „4. Stand“), antimonarchisch, antibürgerlich, antikirchlich 3 links-liberal, bürgerlich, wirtschaftlich, rechtstaatlich 4 bürgerlich, wirtschaftlich, nationalstaatlich 5 Konfessionell, konservativ, bäuerlich (Pastor sagt: „Wählt Zentrum!“) 6 Adelig/beamtet, schwerindustriell, konservativ (gut ist es, solange wir oben bleiben) 7 Adelig/bäuerlich, protestantisch, hochkonservativ 1 Die Liberalen Anfangs waren die Nationalliberalen absolut gegen Bismarck, denn dieser wollte die Monarchie bewahren. Als jedoch Bismarck die Reichgründung vollzog, spalteten sie die Liberalen: Den einen ging die Demokratie nicht weit genug (kein Parlamentarismus8), die anderen unterstützten Bismarck weil er zumindest die Ansätze liberaler Vorstellungen umgesetzt hat. Dauerhaft unterstützt wurde Bismarck nur von den Freikonservativen, der Fortschritt zählte zu Bismarcks Reichsfeinden. Die Sozialdemokraten …waren Kommunisten (Marxisten), programmatisch die Abschaffung des Privateigentums, etc. In der Realität war die SPD sehr viel gemäßigter, sie basierte auf dem Gewerkschaftssystem: Die Parlamentarier waren Gewerkschaftsmitglieder und wurden durch die Gewerkschaft finanziert. Gewerkschaft und Partei stellten auch Langezeit die einzige gesellschaftliche Aufstiegsmöglichkeit für die Mehrzahl des Volkes dar. Die SPD war natürlich ein Reichsfeind Bismarcks. Die Anderen Die Welfen kämpften für das hannoversche Königreich (es heißt heute Niedersachsen), die Elsässer kämpften für die Autonomie des Elsass-Gebietes. Die Dänen und Polen (und andere) kämpften vor allem für linguale Interessen in ihren Gebieten. Änderungen zu Weimar Die beiden konservativen Parteien bildeten die DNVP, die SPD teilte sich in KPD und SPD, der Fortschritt wurde zur DDP (Deutsche Demokratisch Partei), die Nationalliberalen wurden zur DVP. Das Zentrum blieb das Zentrum, in Bayern spaltete sich die BVP (Bayrische Volkspartei) ab. Es bildeten sich natürlich auch noch andere Parteien wie die DAP, später NSDAP. Bildung der Republik Die Weimarer Verfassung und die Staatsstrukturen wurden von SPD, DDP und Zentrum/BVP gebildet. Es waren also genau die Parteien, die von Bismarck als Reichsfeinde diffamiert worden sind. Diese Parteien bildeten mit einer 2/3-Mehrheit die Weimarer Koalition. Die Weimarer Koalition ist komisch; SPD war gegen Kirchen, das Zentrum absolut dafür, die SPD für die Verstaatlichung von Betrieben, die DDP absolut dagegen. 8 Parlamentarismus = das Parlament kontrolliert die Regierung. Änderungen am Wahlrecht Im Kaiserreich gab es das absolute Mehrheitswahlrecht (in jedem Wahlkreis muss ein Kandidat eine absolute Mehrheit erreichen, notfalls mit Stichwahl). Dieses belohnt große Parteien und Regionalparteien. Dies störte natürlich die kleineren Parteien: Diese führten das reine Verhältniswahlrecht ein: Auf 60 000 Stimmen für eine Partei viel ein Mandat. Es gab also keine Wahlkreise (und somit keine lokalen Ansprechpartner wie Walter Link oder die SPD-Fratze Rolf Kramer) und keine feste Abgeordnetenzahl. Die Abgeordnetenzahl schwankte also auch mit der Wahlbeteiligung. Wir lernten bei der Bildung der BRD, dass wir eine Art 5%-Hürde brauchen weil zu viele Parteien der Stabilität entgegenwirken und Wahlkreise um lokale Ansprechpartner wieder einzuführen.