Ärger mit der Galle

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I n f o r m a t i o n s m a t e r i a l
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Ärger mit der Galle
Sie sind so klein wie ein Sandkorn oder so groß wie ein Hühnerei. Manche glänzen wie
Edelsteine oder glitzern tatsächlich wie Kristalle: Gallensteine. Doch was so schön und
schaurig zugleich aussieht, kann höllische Schmerzen machen. Wie kann man die Bildung von Steinen verhindern und was im Fall einer Kolik tun?
Etwa jeder sechste Deutsche hat Gallensteine. Häufig handelt es sich dabei um
„stumme“ Steine. „Glücklicherweise haben
80 Prozent der Gallenstein-Patienten nie
Symptome, zeitlebens nicht“, so der erfahrene Gastroenterologe Professor Peter Malfertheiner. Er sieht im Uniklinikum Magdeburg regelmäßig Patienten mit Gallensteinen. „Solange sich die Steine nur in der
Gallenblase befinden und keine Probleme
machen, lässt man sie am besten in Ruhe.“
Vom Stein zur Kolik
Bei einem Teil der Patienten kommt es allerdings zu den gefürchteten Koliken. Diese
sind extrem schmerzhaft. Sie treten häufig
nachts und nach einer fettigen Mahlzeit auf.
„Das sind schmerzhafte Attacken, vor allem
im rechten Oberbauch, die bis in den Rücken ausstrahlen können. Manchmal werden sie von Übelkeit und Erbrechen begleitet“, so Professor Malfertheiner. In der Regel nimmt das Risiko für eine Gallensteinbildung mit dem Alter zu. Bis zum Alter von
etwa 40 Jahren liegt das Risiko bei etwa
fünf Prozent. Über 75 Jahre hat jeder Dritte
Gallensteine. Zudem haben Frauen ein doppelt so hohes Risiko wie Männer. Einige
Medikamente und bestimmte Lebensumstände können die Gallensteinbildung beschleunigen. „Das kann beispielsweise
durch künstliche Ernährung passieren, auch
Östrogene fördern Gallensteine. Auch bei
strengem Fasten steigt das Risiko für die
Entstehung von Gallensteinen“, warnt Professor Malfertheiner.
Selbsthilfe bei Gallenbeschwerden
Eine Gallenkolik dauert in der Regel zwei bis drei Stunden. Je nach Stärke der Beschwerden hilft
erst einmal ein Wärmewickel auf dem Bauch und Pfefferminztee, der krampflindernd wirkt. Man
sollte in der Hausapotheke immer auch ein Schmerzmittel vorrätig haben, das die schlimmsten
Schmerzen erst einmal dämpft.
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Medikamente oder OP?
Unter Umständen verklemmt sich jedoch ein
Gallenstein im Gallengang. Kommt dann
noch Fieber und Atemnot hinzu, dann muss
der Patient in die Klinik. „In der Klinik setzen
wir krampflösende Medikamente ein“, erklärt Professor Malfertheiner. Ultraschalloder Röntgenaufnahmen geben Aufschluss
darüber, ob die Gallensteine oder die Gallenblase entfernt werden müssen. „Wenn
die Gallenblase voller Steine ist, dann empfehlen wir häufig die OP. Je älter die Patienten sind, desto mehr wägen wir das aber
von Fall zu Fall ab.“
Gallensteine trotz entfernter Gallenblase?
Dennoch ist es möglich, dass sich nach der
Entfernung der Gallenblase wieder Gallensteine bilden. „Wir rechnen bei etwa zehn
Prozent der Patienten damit, dass sich nach
einiger Zeit wieder Steine im Gallengang
bilden. Diese können ähnliche Beschwerden
wie eine Kolik auslösen“, so der GallenExperte. Häufige Symptome sind dann auch
Entzündungen mit Fieber und eine Gelbfärbung der Augen. Unter Umständen sind
aber gar keine Gallensteine für die krampfartigen Schmerzen verantwortlich. In seltenen Fällen kann sich auch die Muskulatur
um die Gallengänge, der sogenannte Musculus sphincter oddi verkrampfen. Dann hilft
je nach Ausprägung eine osteopathische
Behandlung oder eine operative Aufdehnung der betroffenen Region.
Amerikanische Wissenschaftler haben sechs Ursachen für Gallensteine benannt und diese in
einer sogenannten 6-F-Regel zusammengefasst:
Female - weiblich
Fair - blond und hellhäutig
Fat - übergewichtig
Fertile - fruchtbar
Forty - circa 40 Jahre alt
Family - familiär bedingt (vererbt)
Das bedeutet: Blonde, übergewichtige Frauen um die 40 Jahre, welche Kinder geboren haben
und familiär vorbelastet sind, haben das höchste Risiko, Gallensteine zu bekommen.
Der Fall: „Man hat Todesangst“
„Man hat Angst, dass man erstickt. Man
kriegt Panik, wie weit geht das noch? Dann
kommt langsam der Schmerz dazu, vom
Brustkorb bis zur Wirbelsäule. Man kann
nicht mehr sitzen, man kann nicht mehr
liegen, ich wusste nicht, was los ist, man hat
Todesangst.“ Diese Angst muss Andreas F.
zweimal in seinem Leben durchmachen. Vor
einem Jahr das erste Mal. Da ist er gerade
33 Jahre alt, mitten im Leben. „Das war zu
Hause. Ich hatte das Gefühl, dass ich keine
Luft bekomme“, erzählt der junge Familienvater.
Seine Lebensgefährtin drängt ihn ins Krankenhaus zu fahren. In der Notfallambulanz,
bekommt er Schmerzmittel. Die Ärzte geben
Entwarnung. Sie schieben seine Schmerzen
auf eine Magenverstimmung und entlassen
ihn wieder.
Schon kurz nach der Schmerzattacke geht
Andreas F. wieder arbeiten. Er ist Krankenpfleger und kümmert sich gern um andere.
Doch einige Monate später, kommt der
Schmerz zurück. Mit voller Wucht. „Es war
während meines Dienstes, bei einem Patienten. Ich habe erst gedacht, ok, da hab ich
mich verhoben.“ Wenige Minuten später
kann Andreas F. kaum noch stehen. Mühsam schleppt er sich in die Notaufnahme.
Diesmal wird er komplett durchgecheckt.
Röntgen, Blutwerte, Ultraschall und endlich
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finden die Ärzte die Erklärung für seine
Schmerzen: Gallensteine! „Da dachte ich
oje, jetzt schon?“
Weil seine Gallensteine ungünstig im Gallengang feststecken, werden sie ihm noch in
derselben Nacht entfernt. Doch damit nicht
genug! „Ich habe gedacht, dass war es
jetzt. Ich hatte keine Schmerzen mehr. Bis
die Ärztin gesagt hat, es wäre doch angebracht die Galle komplett entfernen zu lassen.“ Also noch eine OP. Nicht nur die Steine, das ganze Organ muss raus. „Bei dem
Beschwerdebild des Patienten ist es sehr
wahrscheinlich, dass er immer wieder
Schmerzen und Koliken bekommt. Auch das
Risiko, dass er andere schwere Probleme
entwickelt, wie eine Bauchspeicheldrüsenentzündung oder Gelbsucht, besteht “, sagt
Professor Jürgen Weitz vom Uniklinikum
Dresden.
Andreas F. entschließt sich zur OP. Er, der
sonst andere für Eingriffe und Operationen
vorbereitet, muss nun selbst da durch. Doch
alles geht gut. Nach einigen Tagen schmerzen nur noch die Narben etwas.
Wozu braucht man die Gallenblase?
Speck, Sahne und Eier sind cholesterinreiche
Lebensmittel. Und wer ständig Gift und
Galle spuckt, ist ein – Choleriker. In beiden
Begriffen steckt das Wort cholé. Das ist altgriechisch und heißt: Galle. Aber wie hängt
das zusammen? Fangen wir mit einem Eisbein an. Das ist vor allem eines: fett. Und
um das verdauen zu können, gibt es Gallenflüssigkeit. Die wird in der Leber produziert,
etwa 700 Milliliter täglich. Zum Zwischenspeichern dieser Flüssigkeit ist die Gallenblase da. Sie liegt dicht an der Leber und fasst
ungefähr 50 Milliliter gelblichen Gallensaft.
Dieser „Vorrat“ ist vor allem dann wichtig,
wenn ein plötzliches Überangebot an Nahrung besteht. Wenn wir etwas essen, wird
Galle in den Zwölffingerdarm abgegeben.
Mit seiner Hilfe werden Fette so aufgeschlossen, dass der Darm sie aufnehmen
kann. Mit dem Gallensaft scheidet unser
Körper Cholesterin aus. Wenn das Gleichgewicht zwischen diesem Cholesterin und
anderen Bestandteilen der Galle nicht mehr
stimmt, bilden sich Kristalle. Dann bekommen wir Gallensteine. Und das kann so
wehtun, dass wir vor Wut – wie ein Choleriker – Gift und Galle spucken.
Löwenzahntee gegen Gallebeschwerden
Im Garten und auf der Wiese wächst er gerade wie Unkraut: Löwenzahn. Naturheilkundler schätzen ihn für seine verdauungsanregenden Bitterstoffe und die krampflösende Wirkung. Löwenzahntee gibt es fertig
in der Apotheke, man kann ihn aber auch
selbst herstellen. Dazu werden 2 Esslöffel
Löwenzahnblätter und etwas Löwenzahnwurzel mit 500 Milliliter kaltem Wasser
übergossen und zum Kochen gebracht. Den
Auszug noch 20 Minuten ziehen lassen und
danach mit einem Liter warmen Wasser
verdünnen. Löwenzahn eignet sich gut zur
Behandlung einer Gallenschwäche. Bei einer
Gallenblasenentzündung oder gar einer
Kolik sollten Sie vor der Anwendung ihren
Arzt fragen. Das Gleiche gilt auch bei
gleichzeitig bestehender Herz- oder NierenErkrankung.
Die unglaubliche Vielfalt der Gallensteine
Sie sind strahlend weiß, manche glitzern wie
Kristall oder glänzen wie dunkle Edelsteine.
Das alles sollen Gallensteine sein? In der Tat.
Navena Widulin vom medizinhistorischen
Museum der Charité Berlin sammelt seit 17
Jahren Gallensteine und sortiert sie nach
Farbe und Größe. Rund 2.000 Steine umfasst die Sammlung mittlerweile, wahrscheinlich ist es die größte weltweit. Unglaublich, was der menschliche Körper so
hervorbringen kann, die Vielfalt ist schön
und schaurig zugleich. Die Steine sind
überwiegend „Spenden“ von Patienten
nach Operationen. Gelegentlich sind es
auch Zufallsbefunde, die sich im Rahmen
einer Obduktion ergeben.
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Gallenfreundliche Ernährung
Die Ernährung ist ein wichtiger Faktor bei der Entstehung von Gallensteinen. Wer Gallenbeschwerden hat oder ohne Gallenblase lebt, sollte einen Bogen um fetthaltiges Essen machen.
Fünf kleinere Portionen am Tag sind für Betroffene besser als riesige Portionen. Der von der Leber kontinuierlich hergestellte Gallensaft ist dann ausreichend. Bitterstoffe im Essen regen die
Verdauung zusätzlich an. Eine fettarme, abwechslungsreiche Kost mit viel Gemüse, ausreichend
Ballaststoffen und wenig Zucker beugt zudem Übergewicht vor, einem weiteren Risikofaktor für
die Entstehung von Gallensteinen.
Fregola Sarda mit Parmaschinken, gebratenem Radicchio und Parmesankrackern
Für die Fregola Sarda
1 kleine Zwiebel
1 rote Paprikaschote
1 Knoblauchzehe
2 EL Butter
200 g Fregola
100 ml Vermouth
300 ml kräftige Geflügel- oder Gemüsebrühe
150 g Parmaschinken, am Stück
2 EL Olivenöl
200 g Tomaten (aus der Dose)
100 g Taleggio (ital. Käse)
Salz
frisch gemahlener schwarzer Pfeffer
Für die Parmesankracker
2 EL geröstete Pinienkerne
1 Zweig frischer Rosmarin
150 g frisch geriebener Parmesan
Für den Radicchio
2 Radicchio
1 EL Butter oder Olivenöl
1 TL Zucker
Salz
frisch gemahlener schwarzer Pfeffer
Zum Anrichten
8 Scheiben Parmaschinken
Zubereitung:
Fregola Sarda
Die Zwiebel und die Paprikaschote putzen
und in sehr feine Würfel schneiden. Die
Knoblauchzehe schälen und fein hacken.
Die Butter in einem Topf bei mittlerer Temperatur erhitzen und die Zwiebeln, den
Knoblauch und die Paprikawürfel darin an-
schwitzen. Die Fregola zugeben und ebenfalls anschwitzen. Mit dem Vermouth ablöschen und mit der Brühe aufgießen. Die
Fregola circa 15 Minuten leicht köcheln lassen. Währenddessen mehrmals umrühren.
Den Parmaschinken in feine Würfel schneiden. Das Olivenöl erhitzen und die Schinkenwürfel darin kross anbraten.
Die Schinkenwürfel zusammen mit den Tomaten und dem leicht zerpflückten Taleggio
zu den Fregola geben und gut unterrühren.
Das Ganze nochmals aufkochen und mit
Salz und Pfeffer abschmecken.
Parmesankracker
Die Pinienkerne ohne Fettzugabe in einer
beschichteten Pfanne kurz rösten und anschließend fein hacken. Den Rosmarin waschen, trocknen und die einzelnen Nadeln
abzupfen. Den geriebenen Parmesan mit
den fein gehackten Rosmarinnadeln und
den Pinienkernen vermischen. Ein Backblech
mit Backpapier auslegen und 4 gleichmäßige Kreise (ca. 12 cm Durchmesser) darauf
streuen. Das Backblech für ca. 10 Minuten
in den auf 170 °C vorgeheizten Backofen
(Ober-/Unterhitze, zweite Schiene von unten) schieben. Anschließend das Backblech
aus dem Ofen nehmen und die etwas abgekühlten, aber noch elastischen (Vorsicht
Verbrennungsgefahr!)
Parmesanscheiben
mit einer Backpalette jeweils über eine umgedrehte Tasse legen und die Ränder leicht
nach unten biegen, sodass Nester entstehen. Den Parmesan vollständig abkühlen
lassen und dann von den Tassen entfernen.
Radicchio
Radicchio putzen und vierteln. Den Strunk
entfernen. Die Butter (oder das Öl) in einer
beschichteten Pfanne bei mittlerer Temperatur erhitzen und den Radicchio kurz von
allen Seiten darin anbraten. Radicchio mit
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Zucker, Salz und Pfeffer gut abschmecken.
Die Salatviertel aus der Pfanne heben und
auf Küchenkrepp kurz abtropfen lassen.
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Zum Anrichten
Den Parmaschinken in einer beschichteten
Pfanne ohne Fettzugabe kross anbraten.
Die Parmesankracker auf vier Teller verteilen, Fregola Sarda einfüllen und die Salatviertel oben aufsetzen. Mit jeweils zwei
Scheiben Parmaschinken ausgarnieren.
Fregola Sarda … ist eine Pastaspezialität aus Sardinien. Die perlenförmige Pasta wird aus
Hartweizengries hergestellt.
Parmesan … ist ein italienischer Hartkäse, der einen sehr hohen Calciumgehalt hat.
Taleggio … ist ein italienischer Weichkäse.
Radicchio … ist eine italienische Salat-Art, die reich an verdauungsfördernden Bitterstoffen ist.
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Gäste im Studio
Prof. Dr. med. Peter Malfertheiner, Universitätsklinik für Gastroenterologie, Hepatologie und
Infektiologie Magdeburg
Christian Henze, Koch
Anschrift
MDR FERNSEHEN, Redaktion Wirtschaft und Ratgeber „Hauptsache Gesund“
Internet: www.mdr.de/hauptsache-gesund;
E-Mail: [email protected]
Thema der nächsten Sendung am 21.05.2015:
“Knieverletzung – Kreuzband und Meniskus“
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