DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Schutzimpfungen Varizellen verlaufen in der Regel harmlos, nicht jedoch bei Patienten mit geschädigter Abwehr, besonders bei Leukämie. Daher wird der 1973 in Japan entwickelte attenuierte Lebendimpfstoff für diesen Personenkreis in der Bundesrepublik Deutschland klinisch erprobt. Typhus, Dysenterie und Cholera verursachen schwere Krankheitsbilder. Parenterale Typhusimpfstoffe zeigen in verschiedenen Feldversuchen eine Wirksamkeit von höchsten 50 bis 90 Prozent. Sie machen häufig Nebenreaktionen. Daher ist die orale Impfung mit attenuierten S. typhi vorzuziehen. Sie ist gut verträglich und hat sich in Feldversuchen als gut wirksam erwiesen. Wegen der starken Reaktogenität ist auch die parenterale Choleraschutzimpfung von der WHO nicht mehr empfohlen. Die zweimalige Injektion im Abstand von vier Wochen bringt aber nur für relativ kurze Zeit begrenzten Schutz. Forschungen sind im Gange, bessere Impfstoffe zu entwickeln. Pneumokokkeninfektionen verlaufen risikoreich bei Patienten mit Sichelzellanämie, multiplen Myelomen, Leberzirrhose, Nierenversagen, funktioneller Asplenie, nach Splenektomie und Organtransplantationen. Daher wird für diese Patienten die Pneumokokkenimpfung mit begrenzter Schutzdauer empfohlen. Meningokokkenerkrankungen werden in der Bundesrepublik Deutschland vorherrschend durch Typ B hervorgerufen. Hiergegen gibt es keinen Impfstoff. Auf die Möglichkeiten der Chemoprophylaxe wird verwiesen. Impfkalender für Kinder und Erwachsene Für die Impfplanung für Kinder ist der von der Deutschen Vereinigung zur Bekämpfung der Viruskrankheiten und der Ständigen Impfkommission des Bundesgesundheitsamtes erarbeitete Impfkalender (Bundesgesundheitsblatt [BGBl] 26, Mai 1983 mit den im BGBI 4, 84 bekannt gegebenen Änderungen) auf den Seiten 2889 und 2892 abgebildet. Über Impfungen für Erwachsene sind ebenfalls die Empfehlungen der Ständigen Impfkommission abgedruckt (siehe Seiten 2893 und 2894). Auf die Notwendigkeit der Tetanus- und Diphtherieauffrischimpfung, der Schluckimpfung gegen Poliomyelitis und ins- besondere der Schutzimpfung gegen Röteln (für Frauen im gestationsfähigen Alter ohne Rötelnantikörper) wird nochmals ausdrücklich hingewiesen. Anfragen können gerichtet werden an: Professor Dr. med. Heinz Spiess, Direktor der Kinderpoliklinik der Universität München Pettenkoferstraße 8 a 8000 München 2 FÜR SIE GELESEN Alternativen zu Digitalisglykosiden tet zwar viele Vorteile in der Wirkung, das Auftreten von Nebenwirkungen ist jedoch unakzeptabel hoch. Milrinon, eine ähnlich wirksame Verbindung, scheint besser verträglich und könnte in Zukunft das bevorzugte Mittel werden. Digitalisglykoside sind wirksam, wenn die Herzinsuffizienz von einer Tachyarrhythmie bei Vorhofflimmern begleitet ist; die Langzeitanwendung bei Patienten mit Sinus-Rhythmusstörung jedoch bleibt umstritten. Zwar zeigen Digitalisglykoside akut einen positiv inotropen Effekt, doch auf lange Zeit ist eine effektive Erhöhung der kardialen Auswurfleistung bei lang bestehender Herzinsuffizienz oft nicht nachzuweisen. Dies und die Vielzahl der Nebenwirkungen von Digitalis bedingen die Forderung nach einem wirksamen oralen Medikament bei kongestiver Herzinsuffizienz. So konzentrieren sich die Untersuchungen vornehmlich auf (3-adrenerge Substanzen und auf Bipyridin-Derivate. Die ß-adrenergen Substanzen bewirken eine kurzzeitige hämodynamische Verbesserung bei kongestiver Herzinsuffizienz, doch nur wenige sind für eine Langzeitbehandlung geeignet. Bei 20 Patienten mit schwerer kongestiver Herzinsuffizienz senkte die intravenöse Gabe von Milrinon den linken enddiastolischen Ventrikeldruck, den Pulmonalarterienmitteldruck, den peripheren Gefäßwiderstand und erhöhte den Herzindex. Die orale Behandlung bei 19 dieser Patienten brachte eine symptomatische Verbesserung bis zu 11 Monaten, und bei 10 Patienten wurde die anhaltende inotrope Wirkung durch Radionuklid-Ventrikulographie bestätigt. Ähnliche Ergebnisse wurden bei 11 Patienten mit starker kongestiver Herzinsuffizienz über einen 4-Wochen-Zeitraum festgestellt. Zur Abklärung der Wirkung auf die Letalität sind jedoch noch großangelegte klinische Versuche erforderlich. Lng So werden höchstwahrscheinlich die Dipyridin-Derivate Amrinon und Milrinon die Herzglykoside ablösen, entweder als Einzelmedikament oder in Kombination mit einem Vasodilatator. Amrinon bie- Johnston, G. D.: Alternatives to the digitalis glycosides for heart failure, Brit. Med. Journal 6471 (1985) 803-804. G. D. Johnston, Senior Lecturer and Consultant Physician, Department of Therapeutics and Pharmacology, Queen's University of Belfast, Belfast BT9 7BL, Ireland Ausgabe A 82. Jahrgang Heft 40 vom 2. Oktober 1985 (61) 2901