Strahlenrisiko und Strahlenschutz - Klinik für Strahlentherapie und

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Kurs 3. Studienjahr / Strahlentherapie
T1. Physikalische Aspekte ionisierender Strahlung
(Ionisation/Wechselwirkung, Primärprozesse, Dosisbegriffe, Dosimetrie, Gerätekunde)
T2. Molekulare und zelluläre Strahlenbiologie
(Sekundärprozesse, Folgeeffekte, zelluläre Strahlenempfindlichkeit,
Strahlenschäden,Normalgewebe- und Tumor-Strahlenbiologie)
T3. Normalgewebe- und Tumor-Strahlenbiologie
(Faktoren der Strahlenempfindlichkeit von Tumoren und Normalgeweben)
T4. Klinische Anwendung / Bestrahlungsplanung
(Grundlagen der Radioonkologie / klinische Aspekte,
räumliche und zeitliche Dosisverteilung, therapeutische Breite, Patientendemo)
T5. Strahlenrisiko / Strahlenschutz
(Deterministische - / stochastische Effekte, akutes Strahlensyndrom, teratogenes,
genetisches u. karzinogenes Risiko, Natürliche - / zivilisatorische Strahlenbelastung)
- Kurs 5. Semester Humanmedizin Strahlenphysik / Strahlenbiologie / Strahlentherapie
T5. Strahlenrisiko / Strahlenschutz
¾ Deterministische - / Stochastische Effekte
¾ Akutes Strahlensyndrom
¾ Teratogenes und genetisches Risiko
¾ Karzinogenes Risiko
¾ Natürliche u. zivilisatorische Strahlenbelastung
¾ Grundprinzipien Strahlenschutz / Grenzwerte
STRAHLENBIOLOGIE
Ionisierende Strahlung
Ionisation
Freie Radikale
DNA-Schädigung
Reparatur ?
Chromosomenaberrationen
asymmetrische
symmetrische
Zelltod
Mutation, Zelltransformation
Gewebe-, Organ-, Organismus-Schäden Karzinogenese, Genetische Effekte
Deterministische Effekte
("high dose effects")
Stochastische Effekte
("low dose effects")
STRAHLENBIOLOGIE
¾
STOCHASTISCHE STRAHLENEFFEKTE:
•
•
•
•
•
•
¾
Grundlage sind Mutationen im Chromosomenapparart
kein Schwellenwert (schon die geringstdenkbare Dosis kann eine Mutation auslösen)
Zielstruktur ist somit die DNA
mit hoher Wahrscheinlichkeit unizellulärer Vorgang
Wahrscheinlichkeit des Auftretens steigt mit der Dosis
Folgen sind genetische und karzinogene Effekte
DETERMINISTISCHE STRAHLENEFFEKTE:
• Grundlage sind strahlenbiologische Effekte an den Zellbausteinen,
die sich auf die Funktionen der Zellen und Organe auswirken.
Ab einer bestimmten Dosis sind sie nicht mehr reparabel und
manifestieren sich als Schäden.
• Schwellenwert vorhanden
• Ausmaß der Schädigung steigt mit der Dosis
STRAHLENBIOLOGIE
¾
DETERMINISTISCHE STRAHLENEFFEKTE:
• Strahlenkrankheit / Strahlensyndrom
• Teratogene Effekte
„Teratogenes Risiko“
¾
STOCHASTISTISCHE STRAHLENEFFEKTE:
• Genetische Effekte
„Genetisches Risiko“
• Tumorinduktion
„Karzinogenes Risiko“
STRAHLENBIOLOGIE
¾
KLINISCHER BEZUG:
1. Ganzkörperbestrahlung zur Knochenmarktransplantation
2. Risiken bei der Anwendung von
ionisierender Strahlung / Radioonkologie
• Spätfolgen
3. Risiken bei der Anwendung von
ionisierender Strahlung / Diagnostik
• Anwendungsumfang / Schutzmaßnahmen
4. Strahlenschutz / Personal
STRAHLENBIOLOGIE - Strahlenkrankheit
Ganzkörperexposition (TBI : „total body irradiation“)
Heilung
Ausreichende
Gesamtdosis
Homogene
Dosis verteilung
Toxizität
adäquate
Einzeldosis
Adäquate
Dosisrate
Adäquate
Technik
STRAHLENBIOLOGIE - Strahlenkrankheit
Ganzkörperexposition (TBI : „total body irradiation“)
Therapeutische Anwendung : Knochenmarktransplantation
TBI der Chemotherapie überlegen (allogene KMT)
Patienten
/Regime
Autor
Carpenter
al.,
1996
HD-Chx. : 26
HD-Chx.+TBI : 25
Bunin et al.,
2003
HD-Chx. : 176
HD-Chx.+TBI : 451
n.s.
n.s.
31%
8%
OS
34%
40%
p = 0.005
23%
15%
3 year LFS
35%
50%
3 year
40%
55%
p
0.003
p = 0.01
n.a.
k.A..
22%
17%
6 year EFS
22%
43%
p = 0.03
3 year
47%
67%
p=0.09
24%
9%
3 year EFS
29%
58%
et
HD-Chx. : 42
HD-Chx.+TBI : 114
HD-Chx. : 21
HD-Chx.+TBI : 22
Gesamt
p-Wert
-ÜL
EFS
27%
36%
et
Davies et al.,
2000
Granados
al.,
2000
Therapieas. LFS / DFS
p-Wert
Mortalität
/ EFS
=
STRAHLENBIOLOGIE - Strahlenkrankheit
Ganzkörperexposition (TBI : „total body irradiation)
Todesfälle und Verletzte nach den Atombombenangriffen
Deaths Within
Surviving
2-120 days Casualties
1 day
Uninjured
Total Population
Hiroshima
45,000
19,000
72,000
119,000
255,000
Nagasaki
22,000
17,000
25,000
110,000
174,000
Todesfälle und Verletzte nach Tschernobyl
Deaths Within
1 day
Surviving
Casualties a
10-120 days
2
29
Uninjured
Exposed People
200
400,000
STRAHLENBIOLOGIE - Strahlenkrankheit
Dosis
ÜLZ
Klin. Zeichen/Symptome
> 40-50 Gy
1-2 Tage
ZNS-Syndrom - Hirnödem,
Kardiovaskuläre Insuffizienz
(L.: 0.25 - 5 h)
> 10 Gy
2 Wochen
(L.: 3 - 5 d)
> 2 Gy
3-8 Wochen
(L.: 2 - 3 W.)
< 2 Gy
-
Gastrointestinales Syndrom
Hämorrhagie, Infektion, Diarrhoe,
Dehydratation
Hämatopoet. Syndrom – (=„KMT“)
KnM-Aplasie, Infektion, Hämorrhagie
Prodromal-Syndrom
LD50 = Letale Dosis für 50 % einer Population
(ohne Ther.: LD50= 2.5 Gy; bei guter supportiver Ther.: LD50= 5 Gy;
wenn Knochenmark-Transplantation erfolgreich: LD50= 9 Gy*,
[*Pneumonitis als Spätkomplikation])
STRAHLENBIOLOGIE - Strahlenkrankheit
TBI - Maus
Prodromal
stadium
Exposition
Latenzzeit
Manifeste Erkrankung
ZNS-Syndr.1-2 Tage gastro-intest. Syndr. 2Wo. Hämatopoet. Syndr. 3-8 Wo.
Zeitschiene
Tod oder
Erholung
STRAHLENBIOLOGIE - Strahlenkrankheit
Reaktorunfall Tschernobyl
1986
(~ 200 Pers. mit TBI = 0.5 - 16 Gy)
Dosis
n
letal
>6.0 - 16 Gy
22
20+
4.2 - 6.3 Gy
23
7*
2.0 - 4.0 Gy
53
1
0.5 - 2.1 Gy
107
0
GESAMT
205
28
(UNSCEAR 1988)
LD50
2.5 Gy - ohne Behandlung
5.0 Gy - bei guter supportiver Therapie
9.0 Gy - bei erfolgreicher KnM-Transpl.
Dosis-Wirkungs-Kurve für die akute
[+ thermische Verbr. u. schwere ßHautverbr. *6/7 schwere ß-Hautverbr.] Letalität nach dem Reaktorunfall in
Tschernobyl (Goskova et al. 1987)
STRAHLENBIOLOGIE – Teratogenes Risiko
• Viele schwangere Frauen werden
ionisierender Strahlung ausgesetzt
• Unkenntnis verursacht erhebliche
Unsicherheit und ggf. unnötige
Schwangerschaftsunterbrechungen
• Für die meisten Patientinnen ist die
diagnostische Strahlenexposition
medizinisch gerechtfertigt und das
Strahlenrisiko für den Fetus gering
STRAHLENBIOLOGIE – Teratogenes Risiko
Beispiel: Gerechtfertigte CT-Untersuchung nach Unfall
Fetal
skull
ribs
Blood
outside
uterus
Fetal dose 20 mGy
Gerechtfertigte
CT-Untersuchung
nach schwerem
Verkehrsunfall
STRAHLENBIOLOGIE – Teratogenes Risiko
Beispiel: Gerechtfertigte CT-Untersuchung nach Unfall
Free blood
Kidney torn off aorta
(no contrast in it)
Splenic laceration
3 Minuten CTUntersuchung und
anschließend OP.
Mutter und Kind
haben Unfall und
Behandlung
überlebt.
STRAHLENBIOLOGIE – Teratogenes Risiko
• Die radiogenen Risiken sind vom Schwangerschaftsstadium und der absorbierten Dosis abhängig.
• Sie sind während der Organogenese und der frühen
Fetalperiode am höchsten, im 2. Trimenon geringer und
im 3. Trimenon am geringsten.
Höchstes
Risiko
geringer
am
geringsten
STRAHLENBIOLOGIE – Teratogenes Risiko
Pränatale Induktionsphasen für Strahlenwirkungen bei der Maus
STRAHLENBIOLOGIE – Teratogenes Risiko
Strahlenbedingte Entwicklungsstörungen
Übertragung tierexperimenteller
Daten auf die
Phasen der
menschlichen
Entwicklung
STRAHLENBIOLOGIE – Teratogenes Risiko
Strahlenbedingte schwere geistige Retardierung
Häufigkeit schwerer
geistiger Retardierungen nach Bestrahlung in utero
durch die Atombombenexplosion
(Abhängigkeit vom
Gestatiosalter u. der
Bestrahlungsdosis)
STRAHLENBIOLOGIE – Teratogenes Risiko
Strahlenbedingte schwere geistige Retardierung
Heterotope graue
Substanz (Pfeile) in
Ventrikelnähe bei einer
mental retardierten
Person infolge einer
höheren Strahlenexposition in utero
STRAHLENBIOLOGIE – Teratogenes Risiko
Strahlenbedingte schwere geistige Retardierung
GEISTIGE RETARD.
• Schwellendosis
> 10 cGy
(evtl. 20-25 cGy)
• keine < 7. SSW
• höchstes Risiko
8.-15. SSW
• keine > 25. SSW
Häufigkeit schwerer
geistiger Retardierungen
und 90%-Vertrauensbereich
in Abhängigkeit von der
absorbierten Uterus-Dosis
(DS86) und der SSW
(Otake et al. 1987)
STRAHLENBIOLOGIE – Teratogenes Risiko
Strahlenrisiko Gravidität
Zeit
8. - 15.
16. - 25.
Dosis
(Gy)
1,0
1,0
1. - 36.
> 0,1
RR 1,5-2,0
Leukämie
Tumoren
1. – 36.
> 0,1
RR 1,8
Pränat. Tod
(Woche)
Wahrsch.
(1)
40 %
10 %
Effekt
Mikrocephalie
Retardierung
Mikrophthalmus
Maximal zulässige Dosis 0,2 Sv (200 mSv)
bei höheren Dosen Empfehlung Interruptio
STRAHLENSCHUTZ – Diagnostische Radiologie
Effektive Dosis bei Röntgenuntersuchungen
Röntgenuntersuchung
¾ Schädel
¾ Thorax
¾ Abdomen
¾ Lendenwirbelsäule
¾ Magen
¾ Dickdarm
¾ Arteriographie
¾ CT - Schädel
¾ CT - Thorax
¾ CT - Abdomen
Effektive Dosis in mSv
0,01
0,5
1,0
2,0
5,0
10
10 - 20
2-5
5 - 10
10 - 20
STRAHLENBIOLOGIE
¾
DETERMINISTISCHE STRAHLENEFFEKTE:
• Strahlenkrankheit / Strahlensyndrom
• Teratogene Effekte
„Teratogenes Risiko“
¾
STOCHASTISTISCHE STRAHLENEFFEKTE:
• Genetische Effekte
„Genetisches Risiko“
• Tumorinduktion
„Karzinogenes Risiko“
STRAHLENBIOLOGIE – Genetisches Risiko
STRAHLENBIOLOGIE – Sterilität
Die strahleninduzierte Sterilität
(=deterministischer Effekt)
spielt bei dem genetischen
Risiko eine wichtige Rolle
Bereits niedrige Dosierungen führen zur Sterilität
Dadurch wird eine genetisches Risiko
nach höherer Dosisexposition verhindert
STRAHLENBIOLOGIE – Sterilität
Strahleninduzierte Sterilität
Strahleninduzierte Sterilität
- Frauen - Männer • bis 3 Tage n. der Geburt sind alle • Self-renewal system:
Zellen im Oozyten-Stadium.
Spermatogonien (Stammzellen) →
Keine weiteren Zellteilungen.
Spermatozyten → Spermatiden →
Spermatozoen
• Schwellendosis für permanente
• Schwellendosis:
Sterilität: 2,5 bis 6 Gy.
- temporäre Sterilität: 0,15 Gy
- permanente Sterilität: 3,5 - 6 Gy.
• Latenz zw. Bestrahlung & Sterilität
• radiogene Sterilität führt zu
• Induktion von Sterilität beeinflusst
hormonellen Veränderungen
hormonelle Balance, Libido oder
vergleichbar mit der natürlichen
physisches Vermögen nicht
Menopause.
STRAHLENBIOLOGIE – Genetisches Risiko
Tierexp. Daten - Indirekte Methode (Specific Locus Test)
Geschätzte Mutationsverdopplungsdosis 1,0 Gy (ICRP 60 1990)
STRAHLENBIOLOGIE – Genetisches Risiko
• Experimentelle Daten:
• autosom.-dominante Mutationen (Skelettfehlbildungen, Katarakt/Maus)
• autosom.-rezessive Mutationen (Specific Locus Test/Maus)
• natürliche Prävalenz (P): (UNSCEAR 1988)
• Mendelsche und chromosomale Erkrankungen: 165 auf 10.000 Geburten (104)
(autosom.-dom. 95/104, autosom.-rez. 25/104, X-chrom. 5/104, chromosomal 4/104)
• Mutationsverdopplungsdosis (DD) [↓ LET, ↓ Dosisleistung, chron.Exp.]:
• ICRP 60 (1990):
• LSS (Neel et al. 1990):
1 Gy (Mausmodel)
3.4 – 4.5 Gy (Hiroshima / Nagasaki)
Eine Dosis von 3,4 - 4,5 Gy führt zu einer Verdoppelung der
Inzidenz von einer Mutation von 165 auf 330 / 10.000 Geburten
(Sterilität tritt zwischen 2,5 und 6 Gy auf)
(Dosis verursacht akut hämatopoet. Syndrom bei Ganzkörperexposition)
STRAHLENBIOLOGIE – Genetisches Risiko
Epidemiologische Daten - Life Span Study:
• Elternexposition ~ 250 mSv (500 mSv – 3 Sv)
• Kohorte von ca. 88.500 F1 - Kindern, die zwischen Mai 1945 und
Dezember 1984 geboren wurden
• Keine Assoziation zwischen absorbierter Dosis und der Inzidenz
hereditäter Erkrankungen oder von Tumoren (entspricht
Erfahrungen nach Schwangerschaft nach KMT)
⇒ Die Wahrscheinlichkeit von Fehlbildungen durch Vererbung
genetischer Schäden ist äußerst gering (Meiose - Effekt)
Geschätzte Mutationsverdopplungsdosis 3,4 - 4,5 Gy (Neel et al. 1990)
STRAHLENBIOLOGIE – Karzinogenes Risiko
Nature 2001
DNA-Schädigung,
Reparaturmechanismen und
Konsequenzen
STRAHLENBIOLOGIE
Strahlenwirkung auf die DNA
~ 100 strahleninduzierte Läsionen wurden bisher identifiziert, aber nicht alle sind
gleich kritisch
Aufgrund der Tatsache, daß:
1. 10-15 eV den Verlust einer Nukleotidbase (AP-Site) initiieren können
2. Korrekturmechanismen nicht 100%
fehlerfrei sind ( DNA-Reparatur, ImmunoSurveillance, …)
⇒ Gegenwärtige Philosophie des
Strahlenschutzes:
Selbst die niedrigste Strahlendosis birgt
ein bestimmtes, wenn auch extrem
geringes Risiko einer Genomschädigung,
die zur Tumorinduktion oder genetischen
Schädigung führen kann (keine Schwelle).
STRAHLENBIOLOGIE – Karzinogenes Risiko
Stochastische Strahlenwirkung / Somatische Effekte
STRAHLENBIOLOGIE – Karzinogenes Risiko
- Spondylitis ankylosans-Patienten (Darby et al. 1987, Br. J. Cancer 55: 179-190)
• n: 14.106 (RT zwischen 1935 - 1954)
• Mittleres Follow up: 23 Jahre
• Mittlere KnM-Dosis: 3.8 Gy (0.89 - 6.7 Gy)
• Leukämien:
- erwartet:
12,29
- beobachtet:
39
(RR: 3,17)
- 50 % innerhalb der ersten 7,5 Jahre
- 26 überzählige Leukämien innerhalb der
ersten 10 Jahre → 26 / 14106 → ca. 0.2 %
• UNSCEAR (1988): Jahresrisiko : 0.0002 / Gy
STRAHLENBIOLOGIE – Karzinogenes Risiko
- Zervixkarzinom-Patienten (Boice et al. 1987, JNCI 79: 1295-1311)
• n: 150.000 Frauen (RT 1940-1970) - Fall-Kontroll-Studie
• Mittlere KnM-Dosis: 7.1 Gy (Becken:78%; WS:16%; Femur:4%)
• Leukämien:
- Beobacht: 195 (52 CLL, 100 ALL/AML, 40 CML, 3 n.s.)
- Erwart.:
745 (199 CLL, 390 ALL/AML, 151 CML, 5 n.s.)
- RR für AL: 1.63 / RR für CML: 4.20
- RR für AL u. CML: 2.02
- RR steigt mit Dosis
→ RR @ 1 Gy: 1.7
→ RR @ 4 Gy: 2.5
- absolutes Risiko ca. 0.1 %
• UNSCEAR (1988): Jahresrisiko 0.00006 / Gy
STRAHLENBIOLOGIE – Karzinogenes Risiko
Somatisches Strahlenrisiko:
Hiroshima (1945 -1990) (Report 12, Pierce et al., 1996)
n: 86.572 Mitglieder der LSS
Leukämien
erwartet
beobachtet
strahlenind.
162
249
87 (~ 35%)
effekt. : 0.1%
Solide Tm.
7244
7578
334 (~ 4,4%)
effekt. : 0.38%
GESAMT
7406
7827
421 (~ 5,4%)
effekt. : 0.48%
STRAHLENBIOLOGIE – Karzinogenes Risiko
Inzidenz und Risiko für Zweittumoren bei Kindern mit therapierten
Tumorerkrankungen (0 bis 17 Jahre) SEER 1973 bis 2002 / USA (Inskip et al., 2007)
Prim. Tumor
Gesamt
Beobachtet
(%)
Erwartet
(Fälle)
Überzählig
(Fälle)
B/E
Verhältnis
Leukämien
7.008
63 (0,9%)
12,71
50,29 (0,7%)
5,0
M.Hodgkin
1.865
111 (5,9%)
11,40
99,60 (5,3%)
9,7
ZNS-Tumoren
4.806
69 (1,4%)
10,90
58,10 (1,2%)
6,3
Nephroblastom
1.277
15 (1,2%)
2,84
12,16 (0,9%)
5,3
Ewing Sarkom
521
16 (3,1%)
1,24
14,76 (2,8%)
12,9
33 (1,7%)
5,9
27,1 (1,4%)
5,5
Weichteilsarkome 1.909
Therapien bestehen aus (neben der Operation) :
- vorwiegend Chemotherapie (Leukämien, Nephroblastom),
- vorwiegend Bestrahlung (ZNS-Tumoren),
- kombinierten Therapien (M. Hodgkin, Ewing Sarkom, Weichteilsarkome)
STRAHLENBIOLOGIE – Karzinogenes Risiko
Inzidenz und Risiko für Zweittumoren bei Kindern mit therapierten
Tumorerkrankungen (0 bis 17 Jahre)
SEER 1973 bis 2002 / USA (Inskip et al., 2007)
Das relative Risiko
A ) für eine soliden Tumor (2. Tumor)
nach alleiniger RT :
2,8 fach
nach alleiniger Chx :
2,1fach
nach Chx./RT :
3,2 fach
B) für eine akute nicht-lymphatische Leukämie (2.Tumor)
nach alleiniger RT :
2,5 fach
nach alleiniger Chx :
13,9 fach
Bestrahlung mit Chemotherapie und alleinige Chx. :
hohes Risiko für 2. Malignom
Natürliche und zivilisatorische Strahlenbelastung
Strahlenexposition der Bevölkerung
der Bundesrepublik Deutschland im Jahre 1993
STRAHLENSCHUTZ
Allgemeiner Strahlenschutz
¾ Sichere Vermeidung
von
Deterministischen Effekten
(oberhalb einer Schwellendosis)
¾ Akzeptabler Umfang
von
Stochastischen Effekten
(keine Schwellendosis)
STRAHLENSCHUTZ
Medizinischer Strahlenschutz
¾ Vermeidung unnötiger Exposition
¾ Begrenzung unvermeidlicher Exposition
für
Individuum
Population
STRAHLENSCHUTZ – Deterministische Effekte
Strahlenschäden an der Linse nach akuter Bestrahlung
Art des Strahlenschadens
Schwellendosis
¾ leichte Linsentrübung
0,5 - 2,0 Sv
¾ Katarakt
> 5
¾ Dosiswirkung ist kumulativ !
Sv
STRAHLENSCHUTZ – Deterministische Effekte
Beispiel: Katarakt bei interventionellem Radiologen
Katarakt bei
einem interventionellen
Radiologen
nach
wiederholter
Verwendung
der
Röntgenröhre
über dem Tisch
STRAHLENSCHUTZ
Personalschutz
¾ Vermeidung unnötiger Exposition
- Personalbegrenzung im Kontrollbereich
- Baumaßnahmen, optimale techn. Systeme
- Abtrennung nuklidtragender Patienten
¾ Begrenzung unvermeidbarer Exposition
- Abstand
- Baumaßnahmen
- Schulung des Personals
Dosisgrenzwerte für beruflich Strahlenexponierte
Grenzwerte nach StrlschV und RöV
Körperdosis
Grenzwert in mSv/a
Effektive Dosis
20
Augenlinse
Haut, Hände, Unterarme, Füße,
Unterschenkel, Knöchel
Keimdrüsen, Gebärmutter,
rotes Knochenmark
150
Schilddrüse, Knochenoberfläche
300
Dickdarm, Lunge, Magen, Brust,
Blase, Leber, Speiseröhre
150
Berufslebensgrenzwert: 400 mSv
500
50
Dosisgrenzwerte für beruflich Strahlenexponierte
Beruflich strahlenexponierte Person
Durch Tätigkeiten ionisierender Strahlung ausgesetzt Personen
Zum Zwecke der Kontrolle und arbeitsmedizinischen Vorsorge
Zuordnung zu folgenden Kategorien
1. Beruflich strahlenexponierte Personen der Kategorie A:
Effektive Dosis > 6 mSv
oder > 45 mSv für die Augenlinse
oder > 150 mSv für die Haut, die Hände, die Unterarme, die Füße oder
Knöchel
2. Beruflich strahlenexponierte Personen der Kategorie B:
Effektive Dosis > 1 mSv
oder > 15 mSv für die Augenlinse
oder > 50 mSv für die Haut, die Hände, die Unterarme, die Füße oder
Knöchel,
ohne in die Kategorie A zu fallen.
(Früher: max. 1/3 der Grenzwerte)
STRAHLENSCHUTZ
Einteilung von Strahlenschutzbereichen
Überwachungsbereiche (§ 19 RöV, § 36 StrlSchV)
Nicht zum Kontrollbereich gehörende betriebliche Bereiche, in denen
Personen im Kalenderjahr eine effektive Dosis von mehr als 1 mSv
oder höhere Organdosen als 15 mSv für die Augenlinse oder 50 mSv
für die Haut, die Hände, die Unterarme, die Füße und Knöchel erhalten
können
Kontrollbereiche (§ 19 RöV, § 36 StrlSchV)
sind Bereiche, in denen Personen im Kalenderjahr eine effektive Dosis
von mehr als 6 mSv oder höhere Organ-dosen als 45 mSv für die
Augenlinse oder 150 mSv für die Haut, die Hände, die Unterarme, die
Füße und Knöchel erhalten können
Sperrbereiche (§ 36 StrlSchV)
sind Bereiche des Kontrollbereiches, in denen die Ortsdosisleistung
höher als 3 mSv/h sein kann.
STRAHLENSCHUTZ
Therapeutische Strahlenanwendung
¾ Charakteristik:
¾ Hohe Dosierung
(Gefahr deterministischer und stochastischer
Schäden)
¾ Strahlentherapie in jedem Alter notwendig
(→ Differenzierte Betrachtung determ. und
stochast. Schäden)
STRAHLENSCHUTZ
Therapeutische Strahlenanwendung
¾ A. Vermeidung unnötiger Exposition
¾ Präzise Indikationsstellung
¾ Abwägung Risiko-Nutzen-Relation
¾ Prüfung anderweitiger Therapieverfahren
STRAHLENSCHUTZ
Therapeutische Strahlenanwendung
¾ B. Begrenzung unvermeidbarer Exposition I
¾ Definition des Targets
¾ Definition der notwendigen Dosis
¾ Optimierung der relativen Herdraumdosis
(Strahlenqualität)
(3 -D- Bestrahlungs-Planung)
(Konformierende Techniken)
(Dosisanpassung im Target → Boosttechniken)
STRAHLENSCHUTZ
Therapeutische Strahlenanwendung
¾ B. Begrenzung unvermeidbarer Exposition II
¾ Berücksichtigung indiv. Organsensibilität
¾ Einsatz strahlenabsorb. Materialien
¾ Ausnutzung biologischer Erholungseffekte
¾ Vermeidung von Interaktionen
(Sensibilisierungseffekte)
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