Wo man sich in Salzburg bettet

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LIFE UND STYLE
SALZBURG
Restaurantgewölbe des Goldenen Hirschen
Menschen im Hotel –
Folge 2: Das „Hotel Goldener Hirsch“
trum für Handwerker und erste gesellschaftliche Adresse der Bürger.
Wo man sich in
Salzburg bettet
Zauber der Vergangenheit –
Luxus von heute
Auch heute liegt eine der ersten gesellschaftlichen Adressen von Salzburgs reichem Hotelangebot in der Getreidegasse,
das „Hotel Goldener Hirsch“, ein Haus, das
den Zauber des 15. Jahrhunderts mit dem
Luxus der heutigen Zeit gekonnt verbindet.
Eng ist die wirtschaftliche Entwicklung
des Hauses mit den Festspielen in Salzburg verbunden. Bereits Anfang des 19.
Jahrhunderts macht man in Salzburg Pläne, des großen Komponisten und Sohn der
Stadt Wolfgang Amadeus Mozart, mittels
Festspielen in gebührender Form zu gedenken. 1842 finden die ersten „Festspiele“
statt. Zur Enthüllung des „Mozartdenkmals“ haben sich zahlreiche prominente
Persönlichkeiten angesagt, neben Franz Xaver Mozart, dem Sohn des Genius Musicus,
reist auch Mozarts erste „Pamina“ aus der
Oper „Die Zauberflöte“, die 68-jährige Amalie Gottlieb, aus Wien an. Der „Goldene
Hirsch“ ist eines der am meisten frequentierten Häuser dieser Monate, in dem sich
Harriet Gräfin Walderdorff , die Pionierin des „Landhausstils“, war die uneingeschränkte Herrscherin im „Hotel Goldener Hirsch“, dessen Geschichte eng mit jener der Salzburger Festspiele verwoben ist. Hier ist auch heute noch „jeder
Gast ein Freund des Hauses“. Vo n E VA V O N S C H I L G E N
alzburgs berühmteste historische Gasse ist die Getreidegasse. Erstmals 1150
urkundlich erwähnt, vermittelt sie
heute noch mit ihren hohen schmalen
Häusern, den schmiedeeisernen Zunftzeichen über den Läden, mit den Durchhäusern und romantischen, blumengeschmückten Innenhöfen das Bild einer
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mittelalterlich geprägten Stadt. Hier siedelten sich große Handelshäuser an, an manchen Gebäuden sind noch die Balken zu sehen, an denen vormals Hebezeuge die
Lasten aus und zu den Lagerräumen hoben, hier wohnten Bürgermeister, Stadträte, erzbischöfliche Beamte, Richter und
Münzer. Sie war das wirtschaftliche Zen-
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Künstler und Kunstfreunde nach den
künstlerischen Genüssen am Abend treffen. Nach 1870 werden in Salzburg in unregelmäßigen Abständen „Sommerfestspiele“
veranstaltet und bringen bedeutende Persönlichkeiten des Musiklebens in die Stadt,
wie Gustav Mahler oder Richard Strauss,
die Sänger Leo Slezak, Richard Mayr oder
Lili Lehmann. Auch die Wiener Philharmoniker werden verpflichtet. Im Hotel wird
1884 eine Kegelbahn eröffnet, die bis 1945
Treffpunkt der Salzburger Geschäftswelt
bleiben soll, der rückwärtige, nicht mehr
benötigte Pferdestall wird in Geschäftslokale zum „G’wölb‘“ umgebaut.
FOTOS: HOTEL GOLDENER HIRSCH, „ARCHIV DER SALZBURGER FESTSPIELE / FOTO PAAP“ , JEDERMANN 1920/21
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Beginn der Festspiele
Hans Richter, der österreichisch-ungarische Dirigent mit Verbindungen zu den
Bayreuther Festspielen, regt um 1890 alljährliche Mozart-Festspiele an. Um 1900
stellt die Internationale Mozartgemeinde
einen Antrag zur Abhaltung jährlicher
Mozart-Festspiele. Hermann Bahr und Max
Reinhardt planen Salzburg einem projektierten Theaterverband einzugliedern, um
im Sommer dem zahlungskräftigen Reisepublikum außergewöhnliche Kunstgenüsse zu bieten. Der erste Weltkrieg unterbricht alle Aktivitäten, aber schon 1920,
nach Jahren des Hungers und der Entbehrungen, finden unter der Regie von Max
Reinhardt die ersten „Salzburger Festspiele“ mit dem Spiel „Jedermann“ von Hugo
von Hofmannsthal vor der Kulisse des Domes statt. Zahlreiche Fremde sind ange-
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kommt das junge Ehepaar überraschend
zu Geld. Harriets Mutter, die jüdischer Abstammung ist und vor den Nazis fliehen
muss, hatte man einen Teil ihres Vermögens gegen einen Pass und die Ausreisebewilligung abgenommen. Dem Grafen gelingt es, einen kleinen Teil des Betrages
zurück zu fordern. In Anbetracht der neuen politischen Lage, will er in feste Werte
investieren und kauft den Goldenen Hirschen, der zu dieser Zeit verpachtet ist.
Graf Walderdorff kauft das Hotel
Unter der künstlerischen Leitung von
Clemens Kraus, Max Reinhardt, Franz
Schalk und Bruno Walter werden in den
Dreißigerjahren die Salzburger Festspiele
zu einem der führenden Sommerfestivals
der Welt, das von vielen Prominenten besucht wird, unter ihnen Edward VIII. von
England, der sich mit Mrs. Simpson inkognito hier aufhält. Diese „publicity“ trägt
auch dazu bei, dass es in der internationalen Gesellschaft chic wird, Salzburg zu besuchen. Einige der aristokratischen Gäste
haben beim Grafen Emanuel „Manni“ Walderdorff Quartier bezogen, dessen kunstsinnige Gemahlin Harriet das selbsterbaute Bauernhaus geschmackvoll mit alten
Bauernmöbeln eingerichtet hat. Harriet
hat die künstlerische Begabung von ihrem Vater, dem gefeierten Porträtisten und
Modemaler John Quincy Adams geerbt, zu
dessen Kunden der Hochadel zählt. Adams,
dessen Vorfahren zwei amerikanische Präsidenten stellten, portraitiert auch Kaiser
Franz Josef zu dessen 85. Geburtstag. 1938
Rustikaler Stil und „höfliche
Buben vom Land“
Die Festspiele gehen auch während des
Krieges weiter. Am 16. Oktober 1944 fallen
die ersten Bomben auf Salzburg, wie durch
ein Wunder bleibt das Hotel unbeschädigt. Nach dem Krieg entschließen sich die
Walderdorffs zu einem Umbau. Seit Jahren
haben sie mit viel Kunstverstand aber mit
äußerst bescheidenen Mitteln – kein Möbelstück durfte mehr als zehn Mark kosten
– eine stattliche Zahl an antiken Bauernmöbeln von beeindruckender Qualität gesammelt. Der rustikale Stil der Gräfin und
ihre unkonventionelle Art werden bahnbrechend für die Salzburger Hotellerie,
ein Trend, den weder sie noch die Konkurrenz in diesen Tagen sieht. Die alte Bausubstanz des Hauses wird frei gelegt, moderne Sanitär- und technische Anlagen
eingebaut und das Haus wird zu einem gemütlichen, heimatlichen Landgasthof. Da
kein geeigneter Hoteldirektor zu finden
war, eröffnet die Gräfin 1948 das Hotel
reist, um die Uraufführung zu erleben. Die
Festspiele 1921, für die bereits mehrere
Opernaufführungen geplant waren, scheitern an Geldmangel, aber 1922 wird bereits
weiter „fest-gespielt“. 1925 wird das erste
Festspielhaus in der Hofstallgasse errichtet, die ehemalige bischöfliche Winterreitschule zum Pausenraum umgestaltet und
im Hotel werden alle Zimmer im Biedermeierstil eingerichtet.
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Dirigent Ozawa und Begleitung
Caroline von Monaco, Prinzessin Gracia
Patricia von Monaco, Placido Domingo
Luciano Pavarotti mit Freunden
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setzt die Tradition der Walderdorffs fort,
Zitat: „Jeder Gast ist bei uns Freund des
Hauses.“ Und derer gab und gibt es eine
ganze Menge, wie die schwedische Königin
Silvia, Königin Sirikit von Thailand, die
Fürstin von Monaco Grace Kelly, Englands
Margaret Thatcher, Hans Albers, Christian
Barnard, Pierre Boulez, Pierre Briece, Richard Burton und Liz Taylor, Toni Curtis,
Richard Chamberlain, Kirk Douglas, Curd
Jürgens, Herbert von Karajan, Luciano Pavarotti, Erich Maria Remarque, Salman
Rushdie, Romy Schneider, Peter Ustinov
und viele, viele mehr.
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selbst. Als perfekte, weitgereiste Gastgeberin weiß sie, was ihre Gäste erwarten. Sie
legt großen Wert auf „herrschaftlichen“
Service. Während in den Etagen die Mädchen arbeiten, sind im Service die „Buben“
beschäftigt, die sie sich vorzugsweise aus
bäuerlichen Familien holt, denn, Zitat:
„Buben vom Land sind mir lieber, die sind
höflicher.“ Und möglichst klein sollten sie
sein, denn „…dann passen sie besser in das
niedrige Gewölbe des Restaurants.“ Zur
weiteren Ausbildung schickt sie ihre „Buben“ in die besten internationalen Hotels,
wie das „Plaza Athenée“ in Paris oder das
„Savoy“ in London. Neben dem kunstbeflissenen, luxusverwöhnten Publikum schätzen die bei den Festspielen engagierten
Künstler das Hotel als beliebten Aufenthaltsort. Auch das Restaurant wird mehr
und mehr zum Anziehungspunkt der Salzburger und internationalen Feinschmecker und das, obwohl die Gräfin selbst
nicht kochen kann. Aber sie fährt mit ihrem Küchenchef in die bedeutendsten Restaurants Europas und Amerikas, man notiert eifrig und ergänzt diese Gerichte mit
den altösterreichischen Rezepten der gräflichen Privatköchin. Der gute Ruf des Hotels und der Ruhm der Gräfin verleiten in
den Folgejahren zu Erweiterungen des geschäftlichen Umfelds. Diese enden jedoch
mit großen finanziellen Einbußen, sodass
man 1970 das Angebot des „Salzbarons“
Adi Vogel annimmt und das Hotel verkauft.
Seit Jahren schon ist Sohn Johannes Graf
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Walderdorff im mütterlichen Betrieb tätig
gewesen. Auch unter dem neuen Besitzer
wird er, der perfekte Hotelier mit unglaublicher Diskretion, Zitat: „Er hört alles, sieht
alles und sagt nix“, die Gäste von Rang und
Namen begrüßen. Eine kleine Anekdote
war ihm dennoch heraus zu locken: „Der
kürzlich verstorbene Yves Saint Laurent
war zusammen mit Hélène Rochas, Charlotte Ailloud und einigen anderen Parisern einer der ersten Besucher von Karajans
Osterfestspielen. Er war jung und sehr
scheu und wollte nicht ins große Restaurant gehen, sondern mit seiner kleinen,
aber sehr eleganten Gruppe in der Bar speisen. Ich ließ daher die niedrigen runden Salontischerln mit einer Vorrichtung ausstatten, die das ‚Hochfahren‘ der Tische
ermöglichte. Segmente, die man zwischen
zwei solcher hochgefahrener Tische einsetzen konnte, ergaben dann einen Tisch für
acht Personen. Yves Saint Laurent ist es also zu verdanken, dass man im Goldenen
Hirsch auch in der Bar speisen kann.“
Ein Haus für jeden Anlass
Aber nicht nur bei privaten Gästen ist
das Hotel mit der individuellen Atmosphäre eines Privathauses beliebt, Veranstalter
von Vorstandssitzungen, Seminaren und
Produktpräsentationen schätzen dessen
moderne Konferenztechnologie. Ein weiteres Standbein ist das Catering. Die erlesene
Gastronomie und das ausgezeichnete Service erlebt der Gast auf zahlreichen Regierungsempfängen, Schlossfesten, Hochzeitsdiners,
Partys
und
sonstigen
Großveranstaltungen. Bei Salzburgern und
Fremden gleichermaßen beliebt ist das
„Herzl“, ein rustikales, heimeliges Lokal, in
dem „Salzburger Schmankerln“ (Leckerbissen) serviert werden. Und die legendäre
Bar des Hauses ist nicht nur während der
Festspielzeiten Treffpunkt der Schönen,
Prominenten und Reichen.
Über allem meint man die Anwesenheit
der Gräfin zu verspüren, die zufrieden
durch ihr Haus geht, denn – alles ist anders, aber nichts hat sich verändert.
Quellenhinweis:
Johannes Graf Walderdorff
Die berühmtesten Hotels der Welt: DER GOLDENE HIRSCH von Andreas Augustin
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Illustre Gästeschar
Als Adi Vogels Firmen 1976 bankrottgehen, wechselt das Hotel in den Besitz der
Imperial Hotels Austria AG und kann seit
1998 auf das internationale Netzwerk der
Betreibergesellschaft Starwood Hotels &
Resorts zurückgreifen. Seit 2002 ist der
langjährige Küchenchef und ehemalige
Mitarbeiter des „Maxim“ in Paris, Herbert
Pöcklhofer, Direktor des Unternehmens. Er
INFORMATION
Hotel Goldener Hirsch
Getreidegasse 37, A-5020 Salzburg
Tel: +43-(0)662-80 84-0
www.luxurycollection.com
www.goldenerhirschsalzburg.com
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