Patientenratgeber Markus Wartenberg

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Patientenratgeber
Markus Wartenberg
Peter Reichardt
Gastrointestinale Stromatumoren
Markus Wartenberg (42) ist seit Juni 2003 Vereinssprecher und Manager der Patientenorganisation Das Lebenshaus e.V. Berufen vom Vorstand des Lebenshauses - konzipiert, organisiert
und realisiert er zusammen mit einem Team von GIST-Betroffenen, freien Mitarbeitern und
erfahrenen GIST-Medizinern alle Maßnahmen und Aktivitäten des gemeinnützigen Vereins.
Nach seiner Ausbildung zum Industriekaufmann, absolvierte er ein Studium für Marketing und
Kommunikation in Frankfurt. Er arbeitete in verschiedenen Kommunikations- und PR-Agenturen
bundesweit als Berater und Kreativ-Direktor für nationale und internationale Marken. 1993
gründete er seine eigene Agentur „consens“ mit dem Schwerpunkt Medizin- und Gesundheitskommunikation. Nach zehn Jahren verließ er 2003 die Agentur und ist heute als freier
Berater, Konzeptioner und Texter für Gesundheits- und Patientenkommunikation tätig.
Patientenratgeber GIST
GIST (Gastrointestinale Stromatumoren) sind Weichgewebstumoren (Sarkome) im MagenDarm-Trakt, die erst seit wenigen Jahren diagnostiziert werden können. Die Neuerkrankungsrate
beträgt ca. 15 bis 20 je einer Mio. Einwohner, das mittlere Alter bei Erkrankungsbeginn liegt
zwischen 55 und 65 Jahren. Die meisten GIST entstehen im Magen und Dünndarm. Etwa die
Hälfte der Patienten mit Neudiagnose weisen bereits Metastasen (Tochtergeschwülste) auf,
meist in der Leber und am Bauchfell. Die durchgeführten Gewebeuntersuchungen bei GIST,
erlauben eine Abgrenzung zu anderen Sarkomen, wenn eine Positivität für CD 117 (c-KitRezeptor) vorliegt. Vor Therapieentscheidung muss das genaue Stadium der Erkrankung
ermittelt werden, um interdisziplinär (im Spezialisten-Team) die beste Therapie für den Patienten
festzulegen. Operable Tumoren sollten chirurgisch entfernt werden. Bei Inoperabilität oder
Metastasierung ist die orale Therapie (Tabletten) mit Glivec® (Wirkstoff Imatinib-mesylat)
400mg/Tag (Mindestdosis) heute Standard. Die Therapie mit diesem Tyrosinkinase-Inhibitor,
ist eine ganz gezielte Therapie für Kit-positive GIST. Die Fragen der neoadjuvanten und
adjuvanten Therapien mit Glivec® (Therapien vor oder nach einer Operation) werden derzeit
im Rahmen klinischer Studien geklärt. Patienten mit progredienter (fortschreitender) Erkrankung
unter Glivec® sollen in bereits laufenden und künftigen Studien mit neuen Therapiekonzepten
behandelt werden.
[email protected]
Dr. med. Peter Reichardt (47) gilt weltweit als einer der führenden GIST-Experten. Er absolvierte
seine Ausbildung in Innerer Medizin und Hämatologie/Onkologie in Heidelberg sowie am
M. D. Anderson Cancer Center in Houston/Texas und ist heute Oberarzt an der Medizinischen
Klinik m. S. Hämatologie/Onkologie der Charité in Berlin. Dr. Reichardt ist Mitglied internationaler
und nationaler Organisationen wie z.B. ASCO, ESMO, EORTC, Deutsche Krebsgesellschaft, AIO,
DGHO u. a. Bei seinen Publikationen liegen die Schwerpunkte auf den Gastrointestinalen
Tumoren und den Weichteilsarkomen. Er ist Sprecher des deutschen GIST-Registers und Vorsitzender
des medizinisch-wissenschaftlichen Beirates des Lebenshauses. Unter seiner Leitung werden
derzeit mehrere neue Substanzen zur GIST-Therapie in klinischen Studien untersucht. Damit ist
Berlin europaweit eines der wichtigsten Zentren in der klinischen GIST-Forschung.
[email protected]
GIST
Gastrointestinale Stromatumoren
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2
Widmung
Die beiden Autoren widmen diesen
GIST-Patientenratgeber dem Gründungsvorsitzenden
des Lebenshauses – Herrn Felix Soldan.
* 3. April 1936 in Nürnberg
+ 4. Mai 2005 in Fürth
Felix Soldan war im Frühjahr 2003 Mit-Initiator des Lebenshauses und Mitglied des
Kreises der LH-Gründer am 24. Juni 2003 in Nürnberg. Ihm - unter anderem - ist
es zu verdanken, dass aus den „damaligen Architektenplänen“ das Fundament und der
Auf- und Ausbau des heutigen Lebenshauses erfolgte. Überzeugt von dem Konzept
der GIST-Patientenorganisation war er sofort bereit, den Vorsitz des LH zu übernehmen.
In hervorragender Zusammenarbeit mit den anderen Vorstandskollegen, dem Vereinssprecher und den LH-Mitarbeitern, brachte er immer wieder seine eigenen Erfahrungen
ein und formulierte so klar die Bedürfnisse und Notwendigkeiten der GIST-Patienten.
Vorstandskollegen,Vereinssprecher, Patientenkontakte, LH-Mitarbeiter, GIST-Betroffene
und GIST-Experten trauern um Felix Soldan und gedenken seiner Person, seiner
Initiative, dem Engagement und der vertrauensvollen Zusammenarbeit.
Durch ihn und Das Lebenshaus haben viele GIST-Patienten erfahren, dass sie nicht
allein mit der Erkrankung GIST sind...
Vorwort
1
Denn niemand ist allein mit GIST…
Jährlich erkranken im deutschsprachigen Raum etwa 100.000 Menschen an Tumoren im Magen-Darm-Trakt – etwa 2% davon sind GIST. Unangemeldet und ungebeten, finden Sie sich - auf den ersten Blick - in einer niederschlagenden Situation.
Viele haben zunächst das Gefühl, in ein schwarzes Loch zu stürzen.Wer erklärt
einem, wie es nun weitergeht? Wer sagt Patienten und Begleitern, wie sie mit der
veränderten Lebenssituation umgehen sollen? Gibt es andere Patienten, wo finde ich
sie, welche Erfahrungen haben sie gemacht? Wo finde ich einen GIST-erfahrenen
Onkologen für eine Zweitmeinung oder den GIST-erfahrenen Chirurgen? Kaum
jemand scheint da zu sein, der Fragen über Fragen verständlich beantwortet…
Sie sind an GIST erkrankt oder haben gerade Ihre Erstdiagnose erhalten? Dann ist
dies eine wichtige Information für Sie: Denn Sie sind nicht allein mit dieser Erkrankung! Wir vom Lebenshaus repräsentieren mehrere Hundert GIST-Patienten in
Deutschland, der Schweiz und Österreich.Wir geben Ihnen Antworten und nehmen gemeinsam mit Ihnen den Kampf gegen GIST auf. Genaue Kenntnisse über
GIST,Therapieoptionen, Chancen und Risiken,Austausch mit anderen Patienten,
neue klinische Studien: Dies und vieles mehr dient Ihnen als Orientierungshilfe und
unterstützt Sie dabei, Entscheidungen bewusster und damit besser zu treffen.Als
aufgeklärter Patient nimmt das Gefühl „des Ausgeliefertseins“ ab und schafft Raum
für Initiative und eine aktive Bewältigung der Erkrankung.
Dieser Patientenratgeber soll Ihnen aktuell, umfassend und verständlich viele Ihrer
Fragen beantworten. Sollten Sie weitere, persönliche Fragen oder eigene Erfahrungen für andere Patienten zum Thema GIST haben, stehen Ihnen Vorstand,Vereinssprecher, LH-Mitarbeiter, die Patientenkontakte der regionalen Selbsthilfegruppen
und die GIST-Experten in Deutschland, Österreich und der Schweiz jederzeit
gerne zur Verfügung.
Sie können als Betroffener mit der Diagnose GIST, die sie akzeptiert und für sich
angenommen haben, weiterhin ein „normales“ Leben führen. Jahre, in denen das
Wissen aus der GIST-Forschung fast täglich zunimmt und neue Therapieoptionen
gefunden werden.
Das Lebenshaus, im August 2005
Der Vorstand
Die Autoren
2
Widmung
Inhaltsverzeichnis
Widmung
Vorwort
1. Überblick
2. Einleitung
3. Hintergrund/Genetik
4. Pathologie/Diagnostik
5. GIST-Therapien
6. Glivec®-Therapie
7. Neue Substanzen
8. Anhang
8.1.
Krebs – Entstehung und Riskofaktoren
8.4.
Medizinische Bildgebung / Radiologie
8.9.
Porträt: The Life Raft Group
8.10. Porträt: Das GIST-Register
8.11. Porträt: Novartis Oncology
8.12. Porträt: Amgen GmbH
8.13. GIST-Lexikon
8.14. Das Lebenshaus e.V.
Danksagung
Disclaimer
Copyright: Das Lebenshaus e.V.
1.Auflage – August 2005 – 3.000 Ex.
3
4
Lokal begrenzter GIST-Primärtumor
am Magen
1.
Überblick
5
1.1. GIST (Gastrointestinale Stromatumoren)
1.3. Ursache
Die moderne Medizin unterscheidet heute rund 200 verschiedene Krebsarten.Trotz
dieser Vielzahl haben die meisten Krebserkrankungen den gleichen Anfang: Eine gesunde Zelle verwandelt sich in einem mehrstufigen Prozess in eine Krebszelle, die
sich unkontrolliert vermehrt. So auch bei einer Erkrankung mit dem Namen GIST
- den „Gastrointestinalen Stromatumoren“. GIST sind Weichteil- oder Weichgewebstumoren (Sarkome) im Magen-Darm-Trakt, die erst seit wenigen Jahren eindeutig diagnostiziert werden können. Sie entstehen mit etwa 50-70% am häufigsten
im Magen (gastro), gefolgt von ca. 20-30% im Dünndarm (intestinal).Wesentlich
seltener haben sie ihren Ursprung im Dickdarm, Zwölffingerdarm oder in der Speiseröhre. Etwa die Hälfte der Patienten mit neu diagnostiziertem GIST weisen zusätzlich Metastasen auf.Wie bei den meisten Krebserkrankungen wandern dann Tumorzellen über den Blutstrom in andere Organe und bilden dort weitere bösartige
„Tochtergeschwülste“. GIST-Metastasen findet man oft in der Leber oder im
Bauchraum und sie können u.U. gefährlicher sein, als der „Primärtumor“, da sie die
Organe schädigen.
Das Tückische: GIST bleiben in frühen Stadien unbemerkt, da diese Tumore sich
schleichend entwickeln. Das mittlere Alter bei Erkrankungsbeginn liegt zwischen
55 und 65 Jahren. Erkrankungen unter 40 Jahren sind eher selten.Allerdings gibt es
auch vereinzelt Fälle im Kindes- und Jugendalter (Textabschnitt 2.9.) - Männer sind
etwas häufiger betroffen als Frauen. Die Experten gehen von ca. 1.500 bis 2.000
Neuerkrankungen pro Jahr in Deutschland, der Schweiz und Österreich aus. Jedoch
lassen jüngst erhobene Daten (so genannter Reklassifizierungen) aus Schweden
(Nilsson) und Island (Tryggvason) höhere Fallzahlen vermuten.
Ursache für die Entstehung von GIST ist ein fehlerhaftes Gen, das zu einer Veränderung eines Signalempfängers (Rezeptor-Protein) an der Oberfläche bestimmter Zellen führt. Der Signalempfänger, eine Art Antenne, dient als Bindungsstelle für
Wachstumsstoffe und somit als „Schalter“. Bindet sich ein solcher Wachstums- oder
Botenstoff an das Protein, wird das Enzym aktiviert und regt das Zellwachstum an.
Wenn sich dieser „Anschluss“ wieder löst, wird es praktisch deaktiviert und die Zellen teilen sich nicht mehr weiter. Im Falle eines Defektes ist dieses Enzym – die so
genannte Tyrosinkinase – aber dauerhaft aktiv und lässt sich nicht mehr „abschalten“. Dadurch kommt es zu einem unkontrollierten Zellwachstum: Ein GIST entsteht, benachbartes Gewebe wird zerstört.
1.4. Diagnose
Zwei Hauptkriterien entscheiden, ob ein Weichgewebstumor als GIST erkannt
wird: Zum einen die „Lokalisation“, also der „Ort der Ansiedelung“‚ des Tumors
und zum anderen das fehlerhafte (mutierte) Gen, bei GIST das so genannte „positive c-Kit“ (CD 117). Um dieses defekte Gen eindeutig nachzuweisen, sind die modernen Methoden der Pathologie - die Untersuchung von Gewebeproben - enorm
wichtig. Die Entdeckung, dass man GIST anhand des so genannten Kit-Proteins
nachweisen kann, half dabei, festzustellen, dass sich GIST aus den sogenannten
„Cajal-Zellen“ oder gemeinsamen Vorstufen entwickeln.
1.5. Therapien
1.2. Symptome
Lokal begrenzter GIST-Primärtumor
am Dünndarm
Da GIST wenige Symptome hervorrufen, sind sie häufig schon sehr groß, bevor sie
diagnostiziert werden. Die ersten Anzeichen bei Patienten mit GIST hängen von
der Tumorgröße und dem Ort im Körper ab, an dem der Tumor das erste Mal auftritt. Ein erheblicher Anteil der Tumoren wird bei einer Notfalloperation, Routineeingriffen oder -untersuchungen entdeckt. Die häufigsten Symptome bei Tumoren
im Magen oder Zwölffingerdarm sind Schmerzen, Blutungen im Magen-DarmTrakt oder Übelkeit. Dünndarmtumoren führen vor allem zu Schmerzen, Blutungen oder Verstopfungen. Bei einer Erstansiedelung in der Speiseröhre führt unter
Umständen auch eine Schluckstörung zum ersten Arztbesuch.
Bis zum Jahr 2000 bestand die einzige Behandlungsmöglichkeit dieser seltenen Tumoren in der chirurgischen Entfernung (Operation/Resektion). Da die Tumoren
sich gegen Chemo- und Strahlentherapie als äußerst resistent erwiesen haben,
machten sie eine erfolgreiche Behandlung bisher sehr problematisch, wodurch die
Krebsform auch zu den am schwersten therapierbaren zählte.
Mit dem Wirkstoff Imatinibmesylat (bei uns Handelsname Glivec®, in den USA
Gleevec™, Forschungsbezeichnung STI 571), bei der Chronisch Myeloischen
Leukämie (CML) bereits erfolgreich eingesetzt, können seit 2001 beeindruckende
Ergebnisse auch in der Behandlung von GIST erzielt werden. Glivec® ist ein Phenylaminopyrimidin-Derivat in Tablettenform, dessen Wirkmechanismus in einer
Blockade der ATP-Bindungsstelle spezifischer Tyrosinkinasen besteht. Der Nachweis, dass die Entstehung von GIST auf einer Veränderung im c-Kit-Rezeptor (CD
117) beruht, führte zu dem Einsatz von Glivec® auch bei GIST. Mit Glivec® steht
GIST-Patienten eine Therapie zur Verfügung, die auf Grund der exzellenten Wirksamkeit und der sehr guten Verträglichkeit einen deutlichen Gewinn an Lebenszeit
und Lebensqualität mit sich bringt.
6
1.
Überblick
Widmung
2. Einleitung
7
1.6. Progression bzw. Resistenz
2.1. Sarkome und GIST
Trotz der Wirksamkeit von Glivec® bei GIST sind Progressionen (= Fortschreiten
der Erkrankungen) bei einem Teil der Patienten zu beobachten. Eine Ursache für
eine Therapieresistenz nach Ansprechen auf Glivec® besteht in einer Mutation in der
ATP-Bindungsstelle (Tyrosinkinase), die die Bindung von Glivec® und damit eine
weitere Wirksamkeit verhindert. Erste Maßnahme bei Verdacht auf eine Progression
der Erkrankung unter Glivec® ist die genaue Bewertung des Progresses, das heißt:
Die genauere Untersuchung - Feststellung, ob es sich z.B. um einen systemischen
oder lokalen Progress handelt. Zunächst sollte die Therapie mit Glivec® unbedingt
fortgesetzt werden. Bei Progression besteht der erste Schritt in einer Erhöhung der
Dosierung von 400 mg auf 600 bis 800 mg Glivec® pro Tag. Unter 800mg/Tag ist
bei etwa einem Drittel der Patienten eine erneute Stabilisierung zu erreichen. Derzeit gibt es noch keine weiteren zugelassenen GIST-Medikamente auf dem Markt.
Doch erste laufende Studien mit neuen Substanzen (SU 11248,AMG 706,
PKC412, RAD 001,AMN 107) und geplante Studien (BMS 354825, KRX 0401)
lassen auf weitere Therapieoptionen hoffen.
Die Abkürzung GIST steht für „GastroIntestinale StromaTumoren“. Es handelt sich
hierbei um Weichteiltumoren (Gruppe der Sarkome), die an jeder Stelle des MagenDarm-Traktes (daher gastro-intestinal) auftreten können.
Sarkome sind eine verschiedenartige Gruppe bösartiger Tumoren, die sich in Bindeund Stützgewebe wie Knochen oder Muskelgewebe bilden können. Im Gegensatz
dazu entstehen andere Krebsarten – die Karzinome – wie Lungen-, Darm- oder
Brustkrebs aus den Epithelzellen. Das sind die Zellen, aus denen drüsige Organe bestehen. Dieser Unterschied ist wichtig, da sich beide Krebsarten unterschiedlich verhalten und auch sehr unterschiedlich therapiert werden. Sarkome sind mit etwa
1% aller bösartigen Tumoren sehr viel seltener als Karzinome. Durch diese Seltenheit bedingt, gibt es leider auch nur wenige Onkologen, die sich auf die Therapie
von Sarkomen spezialisiert haben. Ungefähr 10-15% der Sarkome haben ihren Ursprung im Magen-Darm-Trakt.
Bösartige Tumoren
Krebserkrankungen
Leukämien und
Lymphome
Solide Tumoren
Der überwiegende Teil der „mesenchymalen gastrointestinalen Tumoren“ ist den
GIST zuzuordnen, die erst 1998 als eigenständige Tumorart erkannt und definiert
wurden.
Der Auslöser, also die Entstehungsursache für GIST ist – wie übrigens bei vielen
Krebsarten – bisher nicht geklärt. Einfach formuliert, handelt es sich um eine Veränderung am Erbmaterial (c-Kit, PDGFR) der Ursprungszellen. Diese „Mutationen“
bewirken eine ungeplante Aktivierung bestimmter Rezeptoren, die permanente Aktivierung von Signalen und somit eine permanente Tumorzellteilung.
Nach bisherigen Erkenntnissen treten GIST sporadisch auf, werden demnach nicht
vererbt.Weltweit wurden bisher nur 5 Familien identifiziert (in Japan und Frankreich), in welchen GIST vermehrt vorkommt.
Einige Kennzahlen zu GIST:
Sarkome
= Weichteiltumoren
z.B. GIST
Gastrointestinale
Stromatumoren
Karzinome
z.B. Darmkrebs
oder Magenkrebs
Häufigkeit (pro 1 Mio. Einwohner)
15 bis 20 Fälle
Mittleres Alter bei Erkrankungsbeginn
55 bis 65 Jahre
Altersdurchschnitt im Lebenshaus
58 Jahre
Geschlechterverteilung ca.Männer
54% / Frauen 46%
Weltweit derzeit bekannte „Kindliche GIST“
ca. 20
2.
8
Einleitung
Widmung
2.2. Lokalisation
9
Größe des Primärtumors bei Diagnose (n* = 147):
Ca. 50-70% aller GIST entstehen im Magen, 20-30% im Dünndarm, 5-15% im
Dickdarm und Enddarm In seltenen Fällen (<5%) findet man GIST auch in der
Speiseröhre, oder im Bauchraum.Wichtigste prognostische Parameter sind die Tumorgröße und der Mitoseindex oder Mitosezahl (= Hilfswert, der die Zellteilungsgeschwindigkeit umschreibt). Der Häufigkeitsgipfel der GIST liegt im 5.-6. Lebensjahrzehnt.
Kleiner 5 cm
ca. 30 %
Größer 5 cm
ca. 70 %
Der Typus der GIST-Zellen reicht von vorwiegend spindelzelligen (70-80%) bis zu
epitheloiden (20-30%) und selten pleomorphen (gemischten) Wachstumsmustern,
deren Häufigkeit vom Ursprungsorgan abhängig ist.
2.3. Historie und Kriterien
Speiseröhre
Hintergrund:
Organ/Organteil
Verweildauer Nahrung
Leber
Speiseröhre (Oesophagus). . . . . . . . . . . . . . 2 bis 3 Sekunden
Magen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 bis 4 Stunden
Mageneingang
J-förmiger hohler elastischer Sack
Pförtner
Magen
Zwölffingerdarm
Darm
Dünndarm (Länge 3 bis 5 Meter). . . . . . . . . 1 bis 4 Stunden
Zwölffingerdarm (Duodenum)
Leerdarm (Jejunum)
Krummdarm (Ileum - mit ileozäkaler Klappe)
Dünndarm
Dickdarm (Länge ca. 1,5 Metern) . . . . . . . . 10 Std. bis zu einigen Tagen
Grimmdarm (Kolon = 4 verschiedene Anschnitte)
Blinddarm/Wurmfortsatz
Mast- oder Enddarm (Rektum)
After
Dickdarm
Bauchfell (Peritoneum)
Band aus Bauchfell (Mesenterium)
Gewebenetz (Omentum)
Lokalisation am Beispiel einer größeren Patientengruppe
(n* = 147):
Magen
62 %
Dünndarm
27 %
Dickdarm
8%
Speiseröhre
3%
*(n = Anzahl)
Die beiden Wissenschaftler Golden und Stout machten bereits 1941 auf Weichgewebstumoren im Gastrointestinaltrakt aufmerksam. In den darauffolgenden Jahren
beschäftigten sich weitere Forscher wie Martin, Brown, und Pike mit den seltenen
Tumoren im Magen-Darm-Trakt. Je nach Forschungsstand änderten sich auch die
Namen und Klassifizierungen. So findet man in den Arbeiten der letzten 60 Jahre
die Einordnung unter „leiomyomatösen Neoplasien“ oder „Leiomyoblastomen“.
Der Name GIST wurde erstmals 1983 von Mazur und Clark verwendet. Jedoch erst
im Jahr 1998 wurde das Sarkom im Magen-Darm Trakt klassifiziert, nachdem von
Hirota (Japan) festgestellt worden war , dass der GIST Mutationen des c-Kit aufweist.Vor dem Jahr 2000 wurden GIST unter die verschiedenen Weichgewebssarkome eingeordnet.Auch der sogenannte „Gastrointestinale Autonome Nerventumor“ (GANT) wird heute als GIST klassifiziert, da auch er die c-Kit Mutation
aufweist.
Zwei Hauptkriterien entscheiden, ob ein Weichteiltumor als GIST klassifiziert wird.
Zum einen die „Lokalisation“, also der Ort der „Erstansiedelung“ des Tumors (auch
Primärtumor genannt) und zum anderen das fehlerhafte (mutierte) Gen, bei GIST
das so genannte „c-Kit“ (CD 117).
Um wirksame Therapien gegen GIST einleiten zu können, ist es sehr wichtig, dass
bei Patienten mit einem Weichteilsarkom des Magen-Darm-Traktes die Tumorzellen auf c-Kit (CD 117) getestet werden. Dies sollte von einem erfahrenen Pathologen durchgeführt werden, der sich mit GIST auskennt.
Weiterhin scheint - neben dem Nachweis von CD117 (c-Kit) eine aktivierende
Mutation im Kit-Rezeptor – an den sogenannten Exons (Erläuterung folgt im Weiteren) entscheidend zu sein. Diese führt zu einer kontinuierlichen Aktivität der Tyrosinkinase. Folgen dieser Daueraktivierung sind unkontrollierte Zellteilung und
Schutz vor Zelltod (Apoptose). Erläuterungen hierzu folgen im Weiteren.
Epitheloide GIST-Zellen unter dem
Mikroskop
Spindelförmige GIST-Zellen unter dem
Mikroskop
Immunhistochemische Anfärbung von
GIST-Tumorgewebe, wie es ein Patho-
Hintergrund:
loge bei der Diagnose von GIST zum
Nachweis von CD 117 (c-Kit) anfärbt.
Kit stammt von dem engl. Wort "kitten" = Kätzchen. CD117 oder c-Kit
ist das zelluläre Homolog des Onkogens v-Kit, welches erstmals 1986 im
HZ4-Katzensarkom-Virus nachgewiesen wurde.
10
2.
Einleitung
2.4. Reklassifizierungen, Sarkome und GIST
Querschnitt durch die gesunde
Magenwand
Sollte eine pathologische Untersuchung der Tumorzellen vor dem Jahr 2001 durchgeführt worden sein, so ist es möglich, dass nicht auf c-Kit getestet wurde. Diese Patienten könnten einen GIST haben, aber eine andere Diagnose, wie zum Beispiel
ein Leiomyosarkom erhalten haben. Im Rahmen neuerer und differenzierterer Diagnosemöglichkeiten untersucht man derzeit Patienten mit Sarkomen im MagenDarm-Trakt erneut.Als Ergebnis solcher Reklassifizierungen, die von erfahrenen
Pathologen durchgeführt werden, findet man von 100 Sarkom-Diagnosen etwa
30 als GIST einzustufende. Rechnet man dies hoch könnten mehrere Tausend Patienten im deutschsprachigen Raum einen bislang nicht identifizierten GIST haben.
Gleichzeitig würden die neuen Diagnose- und Therapieoptionen bessere Lebensund Überlebensperspektiven für einen erheblichen Teil dieser Patienten bedeuten.
Weichteiltumore (Sarkome), die als GIST klassifiziert
werden könnten:
GIST entsteht in den äußeren
Leiomyom, Leiomyosarkom, Leiomyoblastom, Neurofibrom, Schwannom, Neurinom,
Neurogenes Sarkom, Granularzelltumor, Maligner mesenchymaler Tumor, Maligner
peripherer Nervenscheidentumor, Fibrom
Bereichen der Magenwand
Widmung
11
Dies sind kleine Zellen, die um die Nervenzell-Aggregate herum in der äußeren
Wand des Verdauungstraktes angeordnet sind. Sie sind eine Art Schritt-macher-Zellen (Pacemaker-Cells) für die Magen-Darm-Trakt-Zellen.
GIST entstehen also in der Wand der Verdauungsorgane. Sie breiten sich von dort
meistens nicht in die Organe hinein, sondern ungehindert in den Bauchraum aus.
Daher werden Sie oft auch erst sehr spät und in einer teilweise enormen Größe diagnostiziert.
Santiago Ramón y Cajal
2.6. GIST und Metastasen
Etwa die Hälfte der Patienten mit neu diagnostiziertem GIST weisen zusätzlich
Metastasen auf.Wie bei den meisten Krebserkrankungen wandern Tumorzellen über
den Blutstrom in andere Organe. und bilden dort weitere bösartige „Tochtergeschwülste“ - sogenannte Metastasen. GIST-Metastasen findet man oft in der Leber
oder im Bauchraum und sie sind u. U. gefährlicher als der Primärtumor. Sie können
z.B. ein Organ lahm legen und sind meist schwerer zu therapieren. Sie sind in der
Lage ein Netzwerk zu bilden, sich auszubreiten, zu wachsen und zu zerstören. Lymphknoten-, Lungen-, Knochen- oder Hirnmetastasen sind bei GIST eher selten.
2.5. Entstehungsort der GIST
GIST-Metastasen bei Diagnosestellung:
Magenkrebs ensteht in den inne-
Heute versteht die Medizin GIST viel besser, als noch vor fünf Jahren. Früher
wurde angenommen, dass GIST aus den weichen Muskelzellen des Magen-DarmTraktes entstehen. Die Entdeckung, dass sich GIST durch das Kit-Protein darstellen,
half festzustellen, dass GIST nicht ursprünglich aus dem weichen Muskel entstehen.
Die neue Denkweise geht dahin, dass GIST aus den Vorläuferzellen , aus denen sich
die „Interstitial Zellen von Cajal“ entwickeln oder direkt aus den „Interstitial
Zellen von Cajal“ entstehen.
Intrabdominell
~ 90 %
Leber
50-65 %
Peritoneum (+/-Leber)
20-35 %
Lymphknoten
4-6 %
ren Bereichen der Magenwand
Extraabdominell
Schleimhaut
Knochen
6%
Lunge
2%
Haut/unter der Haut
Submukosa
Innere Ringmuskulatur
Vegetatives Nervensystem
Äußere Längsmuskulatur
~ 10 %
<1%
Hintergrund:
Die Cajal Zellen wurden nach dem
spanischen Anatom und Nobelpreisträger Santiago Ramón y
Cajal (1852-1934) benannt.
Sie stimulieren die Bewegung des
Magen-Darm-Traktes, erzeugen
dadurch wellenartige Bewegungen und befördern so das verdaute Essen durch den MagenDarm-Trakt (sogenannte
Peristaltik).
Hintergrund:
Das Herz pumpt pro Minute etwa
5 bis 6 Liter Blut durch den Körper. Das bedeutet, dass GIST-Zellen, die ins Blut gelangen, sehr
schnell über den ganzen Körper
verteilt werden. GIST-Zellen gelangen u.U. ins Blut, wenn ein Tumor
aufbricht und innere Blutungen
verursacht. Das könnte u.U. passieren, wenn man einen GIST zu
spät entdeckt – oder im Rahmen
von Operationen oder unsachgemäß durchgeführten Biopsien
(Gewebeentnahmen). Daher ist es
äußert wichtig, dass GIST-Operationen und Biopsien von onkologisch erfahrenen Chirurgen durchgeführt werden.
2.
12
Widmung
Einleitung
2.7. GIST und die Leber
Zwei wesentliche Tatsachen sind es, welche die Leber bei GIST so in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit Ihrer Ärzte stellen:
1. Zum einen haben Sie eben gelesen oder wissen es sogar aus der eigenen Diagnose, dass GIST-Metastasen (Tochterzellen) häufig in der Leber zu finden sind.
2. Zum anderen werden Medikamente wie Glivec® in der Leber umgewandelt
(metabolisiert). Hierzu mehr im Kapitel Glivec®-Therapie.
13
Sehr oft taucht beim Thema GIST und Leber die Frage auf, ob man die Wahrscheinlichkeit von Lebermetastasen verringern kann und sich z.B. durch eine bestimmte Diät schützen kann. Hier gibt es noch keine überzeugenden Daten, dass
eine bestimmte Diät etwas bewirkt. Im Allgemeinen empfehlen die Ärzte eine ausgewogene, gesunde Ernährung sowie die Vermeidung von übermäßigem Alkoholkonsum.
2.8. Symptome bei GIST
Da GIST wenige Symptome hervorrufen, sind sie häufig schon sehr groß, bevor sie
entdeckt bzw. diagnostiziert werden.
linker Leberlappen
geschwänzter Lappen
untere Hohlvene
Etwa 1/3 werden zufällig entdeckt , z.B. bei Routineuntersuchungen, insbesondere
bei der Magen- oder Darmspiegelung, bei der Computertomographie oder im
Rahmen von chirurgischen Eingriffen. Der Patient hatte bislang keine Beschwerden. Eine Resektion ist oft möglich oder kann sogar u. U. im Rahmen der anstehenden OP mit durchgeführt werden.
Hintergrund:
Die menschliche Leber ist die größte
Drüse des Körpers und wiegt bei
einem Erwachsenen ca. 1,5 kg. Sie
hat eine rotbraune Farbe, die vor
allem durch die Menge an Gefäßen
zustande kommt. Vereinfacht kann
man die Leber als die "Entgiftungsfabrik" des Körpers bezeichnen.
Sie erfüllt im Organismus mehrere
Aufgaben:
Sie
" filtert und reinigt das Blut
" produziert Gallensaft
" produziert Harnstoff, der als Stoffwechselendprodukt über die Nieren
Etwa 1/3 werden – wegen kleinerer Beschwerden (noch nicht zu spät) im Rahmen einer CT-Untersuchung gefunden. Eine erfolgreiche Operation kann durchaus
noch gut möglich sein.
Etwa 1/3 werden sehr spät entdeckt - wenn der Tumor oder mehrere Tumoren
schon so groß sind, dass sie deutlich gespürt werden und Beschwerden machen. In
diesen Fällen liegen oft bereits inoperable und/oder metastasierte GIST vor.
Pfortader
Leberarterie
quadratischer Lappen
Gallenblase
rechter Leberlappen
ausgeschieden wird
" bildet Fibrinogen, das für die Blutgerinnung benötigt wird
GIST-Metastasen in der Leber
Die ersten Anzeichen bei Patienten mit GIST hängen von der Tumorgröße und
dem Ort im Körper ab, an dem der Tumor das erste Mal auftritt (Lokalisation).
Ein erheblicher Anteil der Tumoren wird bei einer Notfalloperation, Routineeingriffen oder -untersuchungen entdeckt.
" speichert Glycogen, das ist ein Polysaccharid (Vielfachzucker), das als
Speicherform der Kohlenhydrate
dient und bei einem Energiebedarf
des Körpers zu Glucose abgebaut
werden kann.
" trägt zum Stoffwechsel bei
" speichert Vitamine
" produziert schützende und antitoxische Substanzen.
Die Leber ist bei den meisten gastrointestinalen Tumoren das Organ, in dem sich
Metastasen des ursprünglichen Tumors absiedeln. So auch bei GIST. Das Blut, welches den Magen und den Darm verlässt, fließt direkt in die Leber. Und da die Leber
das Blut filtert, können beispielsweise auch mikroskopisch kleine GIST-Zellen
durch den Blutstrom in die Leber gelangen. Es kann dann bestimmte Faktoren innerhalb der Leber geben, die das Ansiedeln, Überleben und Wachsen einzelner Tumorzellen fördern.
Wichtig: Sollte GIST in die Leber metastasieren, so handelt es sich immer noch um
GIST und nicht um einen Lebertumor. Der metastasierte GIST- Leberkrebs stammt
von den GIST-Zellen und muss daher auch wie GIST behandelt werden. Leberkrebs ist eine andere Art von Krebs und beginnt in der Leber.
Übrigens: Kein Arzt kann voraussagen, ob ein Patient im Laufe seiner GISTErkrankung Lebermetastasen entwickeln wird.
Symptome im Überblick (je nach Tumorlokalisation):
Unspezifischer Schmerz (u.U. eine Art Seitenstechen)
50 – 70%
Unwohlsein im Bauchraum
Völlegefühl
Verstopfung
Fühlbare Masse im Bauchraum
Übelkeit
Blutungen (evtl. mit einhergehender Anämie = Blutarmut)
GIST in der Speiseröhre: Schluckstörungen
20 – 50%
Die Leber befindet sich im rechten
Oberbauch unter der rechten Zwerchfellkuppel. Sie teilt sich in vier
Lappen: den rechten, den linken,
den vorderen oder quadratischen
und den hinteren oder geschwänzten Lappen. Insgesamt besteht sie
aus 50 000 bis 100 000 Funktionseinheiten, den so genannten Leberläppchen. Es sind kleinste, zylindrische Strukturen aus Lebergewebe,
die um eine zentrale Vene angeordnet sind. Sie bestehen aus zahlreichen Leberzellen (Hepatozyten), die
das Blut filtern und den Gallensaft
herstellen.
Die Leber produziert Galle in verdünnter Form. Die Gallenblase konzentriert und speichert die Galle.
Anschließend gibt sie die Galle in
den Zwölffingerdarm ab, wo sie zur
Verdauung benötigt wird. Die Gallenblase selbst ist von blaugrüner
Färbung, etwa sieben bis acht Zentimeter lang und befindet sich auf
der Unterseite der Leber. Jedes mal,
wenn im Zwölffingerdarm Nahrung
ankommt, schüttet die Gallenblase
den Gallensaft in den Gallenblasengang aus. Von dort fließt er über
den Gallengang ab und gelangt
über die Vaterpapille in den Zwölffingerdarm. Im weiteren Verlauf
spaltet der Gallensaft Fette auf, die
dann über die Darmwand resorbiert
werden und in den Blutkreislauf gelangen.
14
Eine mögliche
zusammenfassende
Definition für GIST:
Nicht-epitheliale, mesenchymale
Tumoren des Gastrointestinaltraktes (Weichgewebstumoren/Sarkome), die weder den myogenen
Tumoren, noch den neurogenen
Tumoren zuzuordnen sind.
Sie entstehen aus den "Interstitial
Zellen von Cajal" (oder deren
Vorläuferzellen ) und zeichnen
sich durch den gemeinsamen
immunhistologisch zu belegenden
"Marker" CD117 / c-Kit (>95%)
aus.
2.
Einleitung
Widmung
3.
Hintergrund / Genetik
2.9. Kindlicher GIST (Pediatric GIST)
3.1. Gene und c-Kit-Rezeptoren
Wie Sie bereits gelesen haben, liegt der Altersdurchschnitt der GIST-Patienten bei
etwa 60 Jahren. Es gibt jedoch auch Fälle von GIST in jüngeren Jahren - bis hin zu
GIST im Kindesalter. Die Kollegen unserer Schwestergesellschaft „The Life Raft
Group“ (LRG) beschäftigen sich intensiv mit dem Thema GIST bei Kindern - dem
sogenannten „Pediatric GIST (engl.).“ Die LRG hat hier 18 Fälle aus 7 Ländern
identifiziert. Die Eltern der betroffenen Kinder haben die Möglichkeit sich über das
englischsprachige Mailsystem der LRG in einer speziellen Interessengruppe auszutauschen. (ACHTUNG! Für betroffene Eltern in Deutschland, Österreich oder der
Schweiz stellen wir gerne den Kontakt her.) Bei einem Meeting Mitte November
2004 in Montreal trafen sich erstmals GIST-Experten aus Amerika und Europa, um
sich über kindlichen GIST auszutauschen. Erste Erkenntnisse sind derzeit:
Das menschliche genetische Material besteht aus ca. 30.000 verschiedenen Genen.
Jedes dieser Gene ist in der DNA (Substanz, welche die genetische Information beherbergt) in jeder Zelle des Körpers.
15
Rezeptoren
Zellwand
Lysosome
1. Kindlichem GIST liegt wohl überwiegend der sogenannte „Wild-Type“ (Art
der Mutation) zu Grunde.
Mitochondrien
Zentriole
2. Die Zellteilungsgeschwindigkeit - also das Fortschreiten der Erkrankung scheint
wesentlich langsamer zu verlaufen, als bei Erwachsenen. Die Experten diskutierten in Montreal für 2005 auch eine mögliche Studie zum Thema „Kindlicher
GIST“. Sobald wir hierzu neuere Informationen haben, werden wir Sie entsprechend veröffentlichen.
rauhes endoplasmatisches Netz
Zellkern
2.10. EGIST – Extragastrointestinale Stromatumoren
DNS
Ab und zu findet man in Veröffentlichungen oder Patientenberichten den Begriff
EGIST. Das E steht für „Extragastrointestinal“ und bedeutet, dass der Tumor nicht
im Magen-Darm-Trakt , sondern im Bauchraum lokalisiert ist. Hier einige Erkenntnisse zu EGIST:
Zellplasma
EGIST sind in ca. 80% der Fälle im Omentum (Gewebenetz) oder Mesenterium (Band aus Bauchfell) lokalisiert
EGIST können durchaus auch eine spindelzellige Differenzierung aufweisen
Dass EGIST vornehmlich bei jungen Erwachsenen angetroffen werden - ist falsch
Therapie der Wahl eines nicht fortgeschrittenen oder metastasierten EGIST
ist die operative Resektion
Eine medikamentöse Therapie mit Glivec® sollte bei einem fortgeschrittenen
oder metastasierten EGIST auf jeden Fall in Betracht gezogen werden
Gene sorgen z.B. dafür, dass die Zellen spezifische Typen von Proteinen (Eiweißen)
bilden. Einige dieser Proteine kommunizieren mit anderen Zellen oder Genen. Zellen gebrauchen unter anderem Rezeptoren ( Antennen vergleichbar), die ihnen helfen, die Nachrichten aufzunehmen, die von den Proteinen gesendet werden. Die
Rezeptoren werden nach Plänen gebaut, die das jeweilige Gen der eigenen Zelle
zur Verfügung stellt. Das c-Kit Gen z.B. beinhaltet eine Art Gebrauchsanweisung,
die der Zelle sagt, wie c-Kit-Rezeptoren hergestellt werden sollen.
16
3.
Hintergrund / Genetik
Widmung
Die c-Kit-Rezeptoren sind Hunderte von Proteinen (Antennen) in der äußeren
Zellschicht. Ein Teil der Rezeptoren ist außerhalb der Zelle (extrazellulärer Bereich) und ein Teil ist innerhalb der Zelle (intrazellulärer Bereich). Beide Bereiche sind durch die Zellmembran (Häutchen) miteinander verbunden (transmembranöser Bereich).
c-Kit-Rezeptor
PDGF-Rezeptor
VEGF-Rezeptor
17
In einer GIST-Zelle ist das c-Kit in 85%-90% der Fälle mutiert (also verändert).
Wenn das c-Kit Gen mutiert ist, dann sind die c-Kit-Rezeptoren nicht perfekt zusammengesetzt worden. Mutationen des c-Kit resultieren in einer Veränderung der
Funktion der c-Kit-Rezeptoren (Antennen). Mutierte c-Kit-Rezeptoren bilden
spontan (ungeplant) Pärchen, was zu einer dauerhaften und nicht mehr kontrollierten Aktivität der Tyrosinkinase führt. Das heißt:Auch ohne Stammzellfaktor (SCF) dem normalen Teilungssignal – stimulieren die Rezeptoren die GIST-Zellen sich zu
teilen und damit zu überleben.
Außerhalb der Zelle
c-KIT-Rezeptor bildet
spontan Pärchen
Zellwand
Innerhalb der Zelle
Signalbildung auch ohne
Stammzellfaktor
In einer normal funktionierenden Zelle mit c-Kit-Rezeptor (Antenne) bindet
ein anderes Protein, ein Botenstoff genannt „Stammzellfaktor“ (hier SCF), an den
äußeren Teil der Rezeptoren. Dadurch verbinden sich zwei c-Kit-Rezeptoren (Antennen) zu einem Pärchen. Diese Pärchenbildung aktiviert einen im intrazellulären
Bereich des Rezeptors sitzenden „Motor“, eine sogenannte Tyrosinkinase, durch die
verschiedene chemische Reaktionen in der Zelle in Gang gesetzt werden.Werden
die c-Kit-Rezeptoren aktiviert, dann führt dies zu einer Signalsendung, die Zellteilung/-wachstum verursacht und für das Überleben sorgt.
Stammzellfaktor SCF
c-Kit-Rezeptor
Zellwand
ATP
Ein einfacher Vergleich:
Nehmen wir an: Die gesunde Zelle sei ein Haus mit vielen Klingelschaltern (= c-Kit-Rezeptoren). Immer zwei nebeneinander liegende Klingeln Kit1 + Kit2 müssen gleichzeitig gedrückt
werden, damit es im Inneren des Hauses klingelt. Werden beide Klingelschalter Kit1 + Kit2 mit
einem Finger gleichzeitig gedrückt, aktivieren Sie eine Art Transformator (Tyrosinkinase), der
Signale an die Klingel im Zentrum des Hauses (Zellkern) sendet. Es klingelt: Die Zelle teilt sich.
Irgendwann kommt wieder ein Impuls von außen der das Klingeln – die Teilung – stoppt.
Signal
Protein
Zellkern
Für die defekte Zelle – die GIST-Zelle bedeutet dies: Die Klingelschalter Kit1 und Kit2 sind
falsch konstruiert und geben - ohne dass von außen gedrückt wird – automatisch Impulse an
den Transformator. Dieser sendet Signale an die Klingel im Zentrum des Hauses: Es klingelt. Es
klingelt jedoch permanent - dass heißt: Es kommt zu keinem weiteren Impuls von außen, der
das Klingeln – also die Teilung – stoppt. Die GIST-Zelle teilt sich permanent.
3.
18
Hintergrund / Genetik
Widmung
3.2. Mutationen in den Kit Rezeptoren
Was ist aber mit den 10%-15% der GIST, bei denen das c-Kit nicht mutiert ist
(c-Kit „wilder Typ“ GIST) In manchen Fällen kann die Mutation übersehen worden sein. Seit Februar 2003 ist jedoch bekannt, dass ca. 35% der Kit „wilder Typ“
GIST eine Mutation in einem anderen Protein (anderer Rezeptor = Antenne) aufweisen. Dieses Protein nennt man „PDGFR“ (eng = Platelet Derived Growth Factor Receptor Alpha und Beta) und es ähnelt Kit.
Die Mutationen des c-Kit sind maßgeblich an GIST beteiligt. Deshalb stellt genau
dieses c-Kit eine therapeutische Herausforderung dar. Die moderne Medizin hat
hier ein zielgenau wirkendes Medikament entwickelt. Das erste und bisher das
wirksamste Medikament ist Glivec® (in USA Gleevec™ - Wirkstoff Imatinibmesylat – Forschungsbezeichnung STI 571). Glivec® - ein sogenannter Tyrosinkinase-Inhibitor (-Hemmer) - verhindert die Signalweiterleitung im Inneren der
Zelle. Das heißt um auf unser Beispiel mit den Klingeln zurück zu kommen: Die
Glivec®-Therapie zielt auf unseren Transformator (die Tyrosinkinase) am c-Kit-Rezeptor im Inneren der Zelle. Mehr hierzu im Kapitel Therapien – Glivec®-Therapie.
19
Der c-Kit-Rezeptor (Antenne) ist in 21 nummerierte Abschnitte eingeteilt – so genannte Exons. Genauer betrachtet spielt bei GIST der Ort der Mutation im c-KitRezeptor eine Rolle.Am häufigsten findet man bei GIST Mutationen in den Exons
11 oder 9, seltener in den Exons 13 oder 17.
Exon 11 Dies ist das am häufigsten mutierte Exon bei GIST. Während der Studien
von Glivec® wurden bei ca. 67% der Fälle Exon 11 Mutationen festgestellt. Diese
Art der Mutationen sprechen besser auf Glivec® an als andere Mutationen.
Exon 9 Mutationen sind die zweithäufigsten Mutationen.Während der Studien
wurden bei ca. 18% der Fälle Exon 9 Mutationen festgestellt. Diese finden sich
jedoch nur bei Tumoren, die im Dickdarm oder in den Eingeweiden entstanden
sind. Im Vergleich zu Exon 11 zeigt Exon 9 ein geringeres Ansprechen auf die
Glivec®-Therapie.
Exon 13 Mutationen sind sehr selten bei GIST. Daher ist auch nicht viel Information bzgl. des Ansprechens auf Glivec® bekannt.
Exon 17 Mutationen sind ebenfalls sehr selten. GIST mit Exon 17 Mutationen
sprechen nicht auf Glivec® an.
EXON
Kit-Rezeptor
Wild-Type Manche der GIST-Zellen enthalten keine c-Kit Mutationen. Diese
werden dann „wilder Typ“ genannt. GIST mit einem „wilden Typ“ reagieren nicht
so gut auf Glivec®. Da jedoch Signale durch den c-Kit-Rezeptor gesendet werden
können und eine 35% Chance besteht, das PDGFR-Mutationen bestehen (welche
von Glivec® unterdrückt werden können), kann eine Glivec®-Therapie durchaus
sinnvoll sein.
Ig
AML
Ig
Ig
Ig
GIST
Mutationen = genetische Veränderungen bei c-Kit und
PDGFR:
Ig
TM
c-Kit
PDGFR
88%
NK/T-ZellLymphome
K1
K1
Mastozytosen
Mastzellleukämien
Myeloische Leukämien
Seminome/
Dysgerminome
K1
Exon 11
66,9%
Exon 9
18,1%
Exon 13
1,6%
Exon 17
1,6%
(Heinrich 2003)
5%*
Exon 12
0,8%
Exon 18
3,9%
20
3.
Hintergrund / Genetik
Widmung
4.
Pathologie / Diagnostik
21
3.3. Ermittlung des Mutationsstatus
4.1. Pathologen und Diagnose
Es gibt GIST-Patienten, die kennen den Ort ihrer Mutation, andere kennen ihn
nicht. Die Ermittlung des Mutationsstatus in der Gewebeprobe (Exon-Untersuchungen) ist eine sehr aufwendige und teure Laboruntersuchung. Sie wird derzeit
nur im Rahmen von klinischen Studien und für das GIST-Register (siehe Kapitel
Anhang) im Pathologischen Institut des Uniklinikums Bonn (Kontakt: Frau PD Dr.
Eva Wardelmann) durchgeführt.
Diagnostik und Therapie der GIST erfordern eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit von Ärztinnen und Ärzten unterschiedlicher medizinischer Fachrichtungen. Dies sind im Wesentlichen: Die Pathologie, die Onkologie, die Gastroenterologie, die Chirurgie, die Radiologie und gegebenenfalls die Psychoonkologie.
Solche Untersuchungen werden jedoch in Zukunft einen größeren Stellenwert bekommen, wenn verschiedene GIST-Medikamente zur Verfügung stehen, auf die unterschiedliche Mutationen unterschiedlich gut ansprechen. Somit könnte man für
eine bestimmte Mutation ein genau passendes und besonders wirksames Medikament oder eine Kombination von Medikamenten einsetzen.
Die Zelle zu identifizieren, aus welcher der Krebs entstand, ist eine Wissenschaft für
sich. Die Ärzte, die diese Arbeit machen, nennt man Pathologen. Zu den Aufgaben
des Pathologen gehören sowohl die exakte morphologische, also pathologische Diagnosestellung, als auch Beiträge zur Prognosebeurteilung. . Eine korrekte Behandlung hängt von der Krebsart ab – somit ist der Pathologe eine Art „Lotse der Diagnostik und davon abhängig der Therapie bei GIST“.
Erst seit kurzem wird die Pathologie und Behandlung von GIST besser verstanden.
Da die Aussage des Pathologen wichtig ist, sollte ein neu diagnostizierter GIST-Patient eventuell eine Zweitmeinung eines anderen Pathologen einholen. Es sei denn,
der Pathologe ist sehr erfahren mit GIST.Viele Pathologen können heutzutage
GIST diagnostizieren, aber das Verhalten von GIST vorauszusagen ist sehr schwierig
- hier zählt viel Erfahrung.
Pathologe am Mikroskop
4.2. Gewebeprobe und Kit-Antikörper
Eine Untersuchung des Tumorgewebes ist essentiell für die Diagnosestellung von
Krebs und GIST.Tumorgewebe wird entweder im Rahmen einer Operation entnommen oder per Biopsie. Die Immunhistochemie ist eine Art, die Gewebeprobe
zu untersuchen. . Bei dieser Methode trägt der Pathologe Antikörper auf die Gewebeprobe auf. Diese Antikörper sollen mit spezifischen Proteinen auf der Zelloberfläche reagieren. Der wichtigste Antikörper, der bei der Verdachtsdiagnose GIST
aufgetragen wird, ist der so genannte Kit- Antikörper.Wenn sich nun dieser Antikörper mit dem spezifischen Protein (c-Kit-Rezeptor) auf der Zelloberfläche verbindet, so entsteht ein Fleck oder eine Farbveränderung in der Gewebeprobe. Die
Gewebeprobe wird als „Fleck-positiv“ gewertet, wenn nach Zugabe des Kit-Antikörpers das Kit-Protein präsent ist. Dies bedeutet, dass diese Zelle c-Kit-Rezeptoren
auf der Oberfläche hat.
Anfärbung von c-Kit positivem Gewebe unter dem Mikroskop
Von einer immunhistologischen Untersuchung ausgehend,
kann man GIST wie folgt zusammenfassen:
Kit CD117
CD34
SMA
Desmin
S-100
positiv
positiv
positiv
positiv
positiv
> 95%
60-70%
30-40%
<1-2%
5%
22
4.
Pathologie / Diagnostik
4.3. Klinische Diagnostik
Die klinische Diagnostik soll – im Wesentlichen – folgende Punkte klären:
" Liegt GIST oder eine andere Tumorart vor?
" Bei GIST: CD 117-positiver oder CD117-negativer GIST?
" Zelltypus (spindelzellig, epitheloid oder gemischt)?
" Mitoserate (Zellteilungsgeschwindigkeit)?
" Mutationsstatus = Ort der Mutation (welches Exon ist betroffen)?
" Lokalisation - also Ort des Primärtumors?
" Die Tumorgröße/-ausbreitung?
" Metastasierung und wenn ja in welchem Grad?
" Operabilität/Grad der Entfernungsmöglichkeit des Tumors/der Metastasen?
" Wie sind die Blut-, Leber- und Nierenwerte?
Folgende Untersuchungsmethoden können im klinischen Alltag in der Phase der
Diagnosestellung grundsätzlich eingesetzt werden:
" Sonographie = Ultraschall
" Endoskopie/Endosonographie
" Oesophago- Gastro- Duodenographie
im Monokontrast (Jod-KM)
im Doppelkontrast (Barium-KM, Hypotonie)
" CT = Computertomographie
" MRT = Kernspintomographie
" DAS = Angiographie ggf. mit Intervention
" Szintigraphie (Skelett)
" PET = Positronen Emissions Tomographie
" Histologische Untersuchung
" Ermittlung der Laborwerte
Die Erstuntersuchung umfasst jedoch meistens
folgende Punkte:
"
"
"
"
"
"
"
Intensive Befragung des Patienten
Körperliche Untersuchung
Blutuntersuchung / Laborwerte: Blut-, Leber- und Nierenwerte
Histologie und immunhistochemische Untersuchung auf c-Kit
Endo-/Sonographie und ggf. Endoskopie
Computertomographie
Zur Diagnostik eines GIST ist, wie bereits erläutert, die Gewebeuntersuchung
unumgänglich. Da GIST sehr stark durchblutet sind, kann eine Biopsie (Histostanze) ein Blutungsrisiko für den Patienten bedeuten. In Abhängigkeit von
Blutungsrisiko und Lage des Tumors wird die Strategie zur Gewebegewinnung
festgelegt. Hier kann eine Endosonographie wichtige Hinweise liefern. Eine
Widmung
23
„elektive Laparatomie“ ist einer Stanzbiopsie dann vorzuziehen, wenn eine Gefährdung des Patienten dadurch vermieden werden kann.
" Mittels Sonographie des Abdomens können Tumoren ab 1 cm Durchmesser
gesehen werden.
links Endoskopie
rechts Endosonographie
" Eine CT-Untersuchung des Abdomens und des Thorax ist erforderlich, um die
Verdachtsdiagnose zu klären und um eine mögliche Metastasierung festzustellen
bzw. auszuschließen.
links CT (Computertomographie)
rechts PET (Positronen Emissions
Tomographie)
" Bei Unsicherheit über das Auftreten des Tumors an mehreren Stellen kann ein
PET hilfreich sein. Die PET ist auch ein wirkungsvolles Instrument, um im Behandlungsverlauf z.B. während einer Glivec®-Therapie ein Ansprechen zu kontrollieren.
Aufnahmen mehrerer Tumoren
im CT (links) und im PET (rechts)
24
4.
Pathologie / Diagnostik
Widmung
4.4. Risikobewertung
Viele Versuche wurden unternommen GIST zu klassifizieren und das maligne (bösartige) Verhalten zu studieren.Viele GIST-Experten, halten es für sinnvoller, GIST nach
seinem Risiko zu bewerten, als nach seiner Gut- oder Bösartigkeit. Führende Experten halten es für überhaupt nicht ratsam das Wort „benigne“ (gutartig) in Verbindung
mit GIST zu gebrauchen, da alle GIST potenziell maligne sind.Viele Faktoren wurden diskutiert, die zu einer potenziellen Malignität führen können. Die zwei am häufigsten genannten Faktoren sind Tumorgröße und die Zellteilungsaktivität.
Die folgende Tabelle wurde in einem GIST-Workshop
entwickelt.
Risikogruppe
Tumorgröße
Anzahl Mitosen/50 HPF*
Häufigkeit**
<2 cm
<5
12%
2-5 cm
<5 cm
5-10 cm
<5
6-10
<5
33%
20%
>5 cm
>10 cm
jegliche Größe
>5
jede Zahl von
Mitosen >10
23%
Sehr niedriges Risiko
Niedriges Risiko
Mittleres Risiko
Hohes Risiko
25
" Zelltypus (spindelzellig, epitheloid oder gemischt)
" Mitoserate (Zellteilungsgeschwindigkeit)
" Mutationsstatus (Exon)
" Umfang der Entfernung bei Operation/Resektion
" Metastasierungsgrad, u.v.m.
Daher ist es auch äußerst schwierig, die Entwicklung eines GIST vorauszusagen
bzw. überhaupt eine Prognose abzugeben.
Wichtig: Sollten Sie als Patient oder Begleiter (Angehöriger) im Rahmen von Veröffentlichungen oder Vorträgen mit Überlebenskurven (engl. Survival) konfrontiert
werden – bedenken Sie eines: Hier handelt es sich um historische statistische Werte
meist vieler Patienten - NICHT um eine für Sie zutreffende - repräsentative Prognose. Davon eine Prognose für die eigene Erkrankung abzuleiten, wäre völlig
falsch und unter Umständen – ohne Grund – entmutigend.
Aus Statistiken vor der Glivec®-Therapie:
Durchschnittliche Überlebensrate
Patienten mit R0 Resektion
ca. 42-54%
Alle Patienten
ca. 28-35%
Die mittlere Überlebenszeit
Quelle: Fletcher CDM et al. , 2002
*high power field
** Kindblom, 2003
Entscheidend bei der Risikobewertung sind also die Größe des Primärtumors und
die sogenannte Mitoserate. Mitosen sind sich gerade teilende Zellen im Wachstumsund Zellerneuerungsprozess. Die Mitoserate ist der Wert für die Zellteilungsgeschwindigkeit und somit auch für das Tumorwachstum. Er wird vom Pathologen in
HPF (High Power Fields) angegeben – einer Einheit für die Messung unter dem
Mikroskop.
R0 Resektion
66 Monate
R1/2 Resektion
22 Monate
Bei metastasierter Erkrankung
19 Monate
Bei lokalem Rezidiv = örtlichem Wiederauftreten
12 Monate
4.6. Suche nach prognostischen Markern
Die Risikobeurteilungen sind sicherlich klinisch sinnvoll. Sie können darauf hindeuten, dass das Risiko eines späten Rückfalls (Rezidiv bzw. Progress) besteht und
aus diesem Grunde die Patienten für eine unbestimmte Zeit unbedingt regelmäßig
eng kontrolliert werden müssen.
4.5. Prognose vor und nach Glivec®-Therapie
GIST sind nicht gleich GIST. Die Entwicklung eines GIST ist von verschiedenen
Faktoren abhängig, wie z.B.
" Lokalisation - also Ort des Primärtumors
" Tumorgröße
Trotz der bisher definierten histologischen Kriterien (Vorhandensein von c-Kit/
CD-117 sowie Risiko-Klassifizierung = Tumorgröße und Mitoserate nach Fletcher –
siehe Tabelle) bedeutet die Vorhersage des Tumorverhaltens für Patienten mit GIST
noch eine große Herausforderung für die Pathologen. So sucht man - als eine der
wichtigen Aufgaben - noch immer nach „alternativen Markern“, die bessere prognostische Auswertungen zulassen.
" Eine Studie aus Magdeburg hat z.B. ermittelt, dass der Verlust des Proteins p16
scheinbar Hoch-Risiko-Patienten mit GIST definiert.
" Eine Arbeitsgruppe an der Uniklinik Göttingen beschäftigt sich ebenfalls mit der
pathomorphologischen Differenzialdiagnostik und der Dignitätsbestimmung.
4.
26
Pathologie / Diagnostik
Widmung
5.
GIST-Therapien
Vor der Glivec®-Therapie hatten GIST-Patienten eine sehr limitierte Auswahl an
Therapiemöglichkeiten. Diese zeigten auch nur geringen Erfolg. Metastasierte GIST
endeten fast immer tödlich. Hier war dringende Notwendigkeit geboten, die Patienten mit anderen Methoden zu behandeln. Eine Kombination von Operation und
Glivec®-Therapie bildet die heutige GIST-Therapie. Nachfolgend der von Dr. Peter
Reichardt mitentwickelte Diagnose- und Behandlungsplan bei GIST als Überblick:
Wie bereits erwähnt: Erst die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Pathologe, Onkologe (und/oder Gastroenterologe) Chirurg und Radiologe ermöglichen die Implementierung eines Behandlungsplanes, der speziell auf die Bedürfnisse des Patienten abgestimmt ist.
Diagnose und
Therapie bei GIST
1
Nachweis eines intraabdominellen Tumors,
DD GIST
Der Diagnose- und
Behandlungsalgorithmus
Staging-Untersuchungen
Biopsie, falls erforderlich
Diagnostische Kriterien:
• Lokalisation GI-Trakt, Mesenterium
• konventionelle Histologie GIST
• CD 117 positiv
[CD 117 negative GIST sind in Einzelfällen beschrieben, Behandlung wie CD117 positive GIST
(Blackstein, ASCO 2005, # 9010)]
Histologische Diagnose GIST1
Metastasierter GIST:
Imatinib 400 mg/Tag
Inoperabler GIST2:
Imatinib 400 mg/Tag
Primär operabel:
Resektion
Sekundär operabel:
Resektion3
Stabile Erkrankung
oder Ansprechen
Inkomplette Resektion:
Imatinib 400 mg/Tag
Fortsetzung Imatinib
400 mg/Tag
Komplette Resektion:
Adjuvante Therapie
mit Imatinib im Rahmen
klinischer Studien
2
Dosissteigerung auf
800 mg/Tag4
+
Lokale Behandlung
(Chirurgie, RFA, LITT5)
Quelle: Reichardt aktualisiert 08/2005
nach Reichardt et al., Z Gastroenterol.
2004 Apr; 42(4):327-31
Systemische Progression
Dosissteigerung
auf 800 mg/Tag
Klinische Studien:
Imatinib+RAD001
Imatinib+AMN107
Sunitinib
5.1. Operation / Resektion
Im Behandlungskonzept der GIST kommt der chirurgischen Therapie - Operation
oder Resektion genannt - nach wie vor eine wichtige Rolle zu. Die sogenannte
„R0 Resektion“ ist bislang nach allen Analysen noch immer das beste prognostische
Kriterium. Operable Tumoren sollten daher immer chirurgisch entfernt werden,
wenn eine komplette Entfernung aufgrund der Befunde möglich ist.
Bei GIST besteht ein sehr hohes Risiko des Wiederauftretens von Tumoren im
Bauchraum (sogenanntes Rezidiv) - selbst bei Patienten, bei denen der Tumor entfernt wurde und mikroskopisch tumorfreie Ränder zu sehen waren (R0 Resektion).
Die chirurgische Therapie der Primärtumoren ist abhängig von Größe,Ausbreitung
und Lokalisation. Etwa die Hälfte der GIST sind örtlich beschränkt und daher einer
Operation zugänglich! Doch die Möglichkeiten der Tumorentfernung sind oft erst
während einer Operation bestimmbar. Grundsätzlich wird angestrebt nur den
Tumor selbst und nicht das ganze Organ operativ zu entfernen! Ein ausreichender
Sicherheitsabstand („im Gesunden“) ist unbedingt notwendig.Oberstes Ziel bei der
Resektion muss es sein, den Tumor im Ganzen – also nicht geplatzt oder in Einzelteilen zu entfernen. Sollte dies passieren könnten vermehrt Tumorzellen über die
Blutbahn gelangen und in anderen Organen Tochtergeschwülste bilden (Kapitel 2.7.
GIST-Metastasen in der Leber).
OP bei Magen-Karzinom
Bei GIST des Magens ist die Entfernungsfläche abhängig von der Primärtumorgröße. Bei kleinen Tumoren (bis etwa 3 cm) kann eine Magenwandresektion ausreichend sein, die in Abhängigkeit von der Lokalisation des Tumors, ggf. auch laparoskopisch erfolgen kann. Größere Tumoren müssen durch entsprechende
Operationen entfernt werden. Eine komplette operative Magenentfernung ist von
der Tumorgröße abzuleiten, aber nicht aus Prinzip gegeben.
OP bei GIST
Wichtig: Bei der Operation größerer GIST kann manchmal eine komplette Magenentfernung notwendig sein. Essen und Trinken können dann unter Umständen für
die Betroffenen zu einem Alltagsproblem werden. In dem Ratgeber "Essen und Trinken nach Magenentfernung" werden alle Probleme, die nach Gastrektomie auftreten
können, detailliert dargestellt und erklärt; es werden Ernährungs- und Verhaltensempfehlungen angeboten.
Progrediente Erkrankung
Lokale Progression
27
Inoperabel oder funktionserhaltende Resektion nicht möglich
2005: Rutkowski (# 9037), Gronchi (# 9038)
4 ESMO Consensus Guidelines, Blay et al, Ann Oncol 2005
5 Radio Frequency Ablation, Laser Induced Thermo Therapy
3 ASCO
Autor: Herman J. Mestrom, Verlag: ars bonae curae Verlag, Sprockhövel,
ISBN: 3-930896-04-4, 111 Seiten für 15.90 Euro
Bei den GIST des Dünndarms ist eine Segmententfernung des tumortragenden
Abschnittes mit einem Sicherheitsabstand von 2 bis 5 cm ausreichend. Eine ausgedehnte Lymphknotenentfernung oder auch erweiterte Darmentfernung kann angesichts der niedrigen Häufigkeit einer lymphogenen Metastasierung nicht empfohlen
werden.
Sicherheitsabstand im
gesunden Gewebe
28
5.
GIST-Therapien
29
Unterschiedliche Meinungen zur Laparaskopie
Hintergrund:
Die Operations-/Resektionsstufen:
R0: mikroskopisch tumorfreier
Rand bei gleichzeitiger Metastasenfreiheit
R1: mikroskopisch Tumor im
Randbereich des Resektats bei
gleichzeitiger Metastasenfreiheit
R2: bereits makroskopisch Tumor
im Randbereich oder nachgewiesene Fernmetastasen
Die Anwendung der „Schlüsselloch-Chirurgie“ (minimal-invasive Chirurgie) ist in
Abhängigkeit von Lokalisation und Größe des Befundes möglich. Experten und Literatur sind sich hier noch nicht einig, ob GIST laparaskopisch operiert werden
sollten.Vorschlag:Tumoren kleiner 2 cm.
Andere Erfahrungen lassen auch die laparaskopische Resektion größerer Tumoren
zu – dann aber in der sogenannten No-Touch-Technik – also den Tumor ohne Instrument anzufassen.
Die Vorgehensweise, GIST minimal-invasiv (also nicht offen - sondern laparoskopisch-endoskopisch) zu operieren, stößt bei einigen erfahrenen GIST-Chirurgen auf
Ablehnung. Deren Meinung: „Bei GIST sei die offene Operation nach wie vor eindeutig vorzuziehen. Es sei abzuraten, einen GIST-Tumor mit der Zange anzufassen.
Es sei durchaus ein Glücksfall, wenn dieser nicht aufplatze. Man müsse GIST immer
als malignen (bösartigen) Tumor behandeln! Minimal-invasiv sei hier in keinem Fall
sicher genug. Die Art des Tumors (gutartig oder bösartig = Dignität) des GIST und sei der Tumor auch noch so klein – sei zum Zeitpunkt der Operation keinesfalls klar.“
Monitoring nach Operation:
Die Langzeitüberwachung der Patienten - in kurzen Zeitabständen - ist wichtig,
selbst nach erfolgreichem Entfernen des Tumors. Keinesfalls dürfen GIST-Patienten
nach erfolgreicher Operation als „geheilt“ und ohne nachfolgende regelmäßige
Überwachung entlassen werden.
CT nach positiver Operation/Resektion:
Über die ersten 2 Jahre
alle 3 Monate
Folgende 3 Jahre
alle 6 Monate
Nach 5 Jahren ohne Tumor jährlich,
lebenslang
5.3. Chemoembolisation
Darunter versteht man den Verschluss des einen Tumor versorgenden Blutgefäßes
durch eine Mischung von gefäßverschließenden und zytostatischen Medikamenten .
Die Metastase wird dadurch von der Blutversorgung abgeschnitten und kann nicht
mehr weiter wachsen. Chemoembolisation wurde hauptsächlich bei GIST-Patienten
mit Lebermetastasen genutzt. Sie hat im Gegenzug zur traditionellen Chemotherapie mehrere Vorteile, wie zum Beispiel:
" Blockierung des arteriellen Blutstroms zum Tumor (oder den Tumoren)
" Vermehrte Zufuhr des Chemotherapie-Medikaments zum Tumor
" Tumor wird länger dem Medikament ausgesetzt
" Schnelle Ausscheidung des Medikamentes und dadurch reduzierte Toxizität
(Vergiftung)
Bei 70% - 80% der GIST-Studienpatienten brachte diese Therapie eine Stabilisierung der Erkrankung oder ein teilweises Ansprechen. Die durchschnittliche Dauer
des Ansprechens war in einer Studie 12 Monate und in einer anderen Studie 8 Monate. Diverse Chemoembolisationen waren notwendig, um dieses Ziel zu erreichen.
Die Rolle der Chemoembolisation als Therapie hat sich durch Glivec® verändert.
Sie kann jedoch immer noch im Einzelfall eine Therapieoption bei Patienten mit
blutenden Lebermetastasen sein..
5.4. Behandlung von Lebermetastasen
Bei GIST-Metastasen in der Leber gibt es diverse Behandlungsoptionen – abhängig
von Ort, Umfang und Größe der Metastasen. Erste Wahl ist derzeit die Glivec®Therapie – das heißt Beginn einer Therapie oder z.B. bei Progress eine mögliche
Dosiserhöhung.Andere Therapieoptionen könnten z.B. (auch in Ergänzung zu Glivec®) eingesetzt werden:
Operation/Resektion
5.2. Strahlentherapie und Chemotherapie
GIST sprechen auf eine Strahlentherapie völlig unzureichend an. Daher ist eine
Strahlentherapie bei GIST nicht etabliert.
Viele Patienten, die metastasierte GIST hatten, haben sich trotz geringem Heilerfolg
mehreren Chemotherapien unterzogen, da keine anderen Alternativen in Frage
kamen.Verschiedene Chemotherapien wie Doxorubicin oder Dacarbazine, IFN
Alpha oder Thalidomid zur Behandlung von noch übrig gebliebenen Tumoren
zeigten nur einen minimalen Erfolg (Ansprechrate unter 5%) Durch die Verfügbarkeit von Glivec® hat sich das Bild der bislang düsteren Prognose gewandelt. In der
Schweiz gibt es seit Frühsommer 2005 Überlegungen Glivec® + Chemotherapie
(Kombinationstherapie) in einer Studie zu testen.
Theoretisch könnten bis zu 80% der Leber entfernt werden, weil sich das Lebergewebe zumindest teilweise erneuern kann. GIST-Metastasen können u.U. nicht sinnvoll durch eine Operation behandelt werden. Probleme ergeben sich beispielsweise:
1. Wenn mehrere Metastasen in verschiedenen Teilen der Leber liegen. Hier ist oft
keine Operation möglich, da man dann zuviel Lebergewebe entfernen müsste.
2. Wenn nach einer vorangegangenen Leberoperation erneut Metastasen auftreten.
3. Wenn manche Metastasen so ungünstig liegen, dass eine Operation ohne Verletzung lebenswichtiger Leberanteile nicht möglich ist.
4. Wenn ein anderer Hinderungsgrund für eine Operation vorliegt, wie der Allgemeinzustand oder weitere schwere Erkrankungen, wie z. B. Herzkrankheiten.
30
RFA-Elektrode
Einsatz der RFA, dokumentiert im CT
5.
GIST-Therapien
Widmung
RFA (Radiofrequenzablation)
Lebertransplantation
Bei der RFA wird eine Elektrode, die wie eine etwas dickere Punktionsnadel aussieht, in der zu behandelnden Metastase platziert. Das geschieht unter Sichtkontrolle
im CT. Kleine Antennen, die an der Spitze des Instruments ausgefahren werden,
geben dann Radiowellen ab (eine Art Wechselstrom), durch die sich das Gewebe in
wenigen Minuten stark aufheizt. Die Metastase wird verkocht - gesundes Gewebe
wird nur in den Randbereichen weggeschmolzen, um einen Sicherheitsabstand zur
Tumorzone zu schaffen.
Bzgl. Lebertransplantationen bei GIST liegen weltweit bisher nur sehr wenige
Erkenntnisse vor. In den wenigen bekannten Fällen wird zwar von erfolgreichen
Transplantationen berichtet – jedoch findet man kaum Angaben über das Langzeitüberleben der GIST-Patienten.
Um die Radiowellen-Sonde in die Leber zu bringen, genügt ein Stich in die
Bauchdecke, der in der Regel anschließend nicht einmal eine Hautnaht erfordert.
Grundsätzlich ist nur eine lokale Betäubung nötig. Meist kann der Patient schon am
nächsten Tag wieder nach Hause gehen.
Faktoren der RFA:
" Das Verfahren ist elegant, schonend und wenig belastend
" Die Risiken sind kalkulierbar: Die häufigste Nebenwirkung ist ein leichtes Fieber,
weil das zerstörte Zellmaterial eine Entzündungsreaktion im Körper des Patienten
hervorruft. Die Gefahr, dass Krebszellen verschleppt werden, besteht praktisch
nicht, denn zum Abschluss des Eingriffs wird auch der Stichkanal erhitzt.
" Derzeit können nur Metastasen bis maximal fünf Zentimeter behandelt werden.
" Sollen mehrere Metastasen eingeschmolzen werden, dürfen die einzelnen Herde
nicht größer als 3,5 Zentimeter sein.
" Neben der guten lokalen Tumorkontrolle zeigte sich auch, dass die RFA mit
niedriger Morbidität und Mortalität durchgeführt werden kann.
Es gibt chirurgische Zentren – auch in Deutschland – die in der letzten Zeit immer
häufiger relativ schnell zu Lebertransplantationen raten.
Betroffene Patienten sollten hierbei berücksichtigen:
" Eine Transplantation ist ein schwerwiegender, umfangreicher operativer Eingriff.
Sie setzt einen relativ guten gesundheitlichen Allgemeinzustand voraus. Sie sollte
eigentlich nur Mittel der letzten Wahl sein – zumal das Lebergewebe – wie bereits gelesen – regenerieren kann.
" Der Patient benötigt ein passendes Spenderorgan und kommt so auf eine Warteliste. Niemand kann den Eingriff zeitlich exakt vorausplanen. Sollten weitere Erkrankungen vorliegen, sinken die Chancen auf die schnelle Zuteilung eines
Spenderorgans.
" Nach dem Eingriff benötigt der Patient zusätzliche Medikamente (z.B. Immunsupressiva), damit das Fremdorgan vom Körper angenommen bzw. nicht abgestoßen wird.
" Bei Befall der Leber, hat der Primärtumor schon einmal Metastasen in die Leber
abgesiedelt. Es gibt keine Garantie, dass es nicht zur erneuten Metastasen-Bildung in der neu transplantierten Leber kommt.
Weitere Maßnahmen
LITT (Laserinduzierte Thermotherapie)
Bei der LITT wird Tumorgewebe in der Leber durch Laserlicht zerstört. Hierzu
wird eine dünne Glasfaser direkt in die Metastase vorgeschoben. Die Glasfaser leitet
das Laserlicht in die Metastase und zerstört diese durch Erhitzung. Die notwendige
Laserenergie und die Behandlungsdauer werden zuvor von einem Computerprogramm berechnet. In den meisten Fällen kann die LITT ohne Operation durchgeführt werden. Nach örtlicher Betäubung wird eine dünne Nadel durch die Haut in
die Metastase vorgeschoben.Anschließend wird die Glasfaser durch diese Nadel
eingebracht. Die Behandlung ist nicht schmerzhaft, jedoch manchmal von einem
Druck- und Wärmegefühl begleitet. Die gesamte LITT wird in einem MRT durchgeführt. Mit dem MRT können - ähnlich wie bei einem CT - Bilder von der Leber
gemacht werden, um den Behandlungsablauf genau zu überwachen. Zusammengefasst sollten für die LITT folgende Voraussetzungen gegeben sein:
" Es liegen GIST-Metastasen in der Leber vor.
" Die Metastasen können nicht operiert werden.
" Es sollten nicht mehr als 5 Metastasen in der Leber vorhanden sein.
" Die Metastasen sollten nicht größer als 5 cm im Durchmesser sein
" Chemoembolisation
" Gezieltes Einspritzen von Alkohol in die Lebermetastasen
31
32
Widmung
6.
Glivec®-Therapie
33
Die Entwicklung von Glivec® durch die Firma Novartis (in USA Handelsname
Gleevec™ - Wirkstoff = Imatinib-mesylat – Forschungsbezeichnung = STI 571)
und die Zulassung im Jahre 2002 war nicht nur ein Meilenstein in der GIST-Therapie, sondern auch der Impuls für eine neue Generation von Krebsmedikamenten.
Bisher standen in der Krebstherapie folgende „klassische Optionen“ zur Auswahl:
Lokale Therapien:
Operation, Bestrahlung, Ablation
Dazwischen:
Chemoembolisation
Systemische Therapien:
Chemotherapien, Biologische Therapien
Die Glivec®-Therapie wird noch immer – fälschlicherweise – in die Gruppe der
Chemotherapien eingeordnet.Tatsächlich stellt sie eine neue, eigene Therapiegruppe dar – genannt:Target optimized drugs – was soviel bedeutet wie „Zieloptimierte Krebsmedikamente“.Was aber bedeutet das genau?
Bei einer Chemotherapie (meist Infusion) gibt man dem Patienten ein Medikament
(Zytostatikum = hoch toxisch = giftig) und hofft, dass es die schnell wachsenden
Tumorzellen trifft. Gleichzeitig jedoch erreicht das Medikament auch schnell wachsende gesunde Zellen, schwächt das Immunsystem des Patienten und ruft teilweise
extremste Nebenwirkungen hervor.
Glivec® und die Gruppe der Target optimized drugs sind Medikamente, die in der
Forschung entwickelt worden sind, um spezielle Ziele in den erkrankten Tumorzellen zu treffen. Daher verursachen sie - im Verhältnis zu Chemotherapien - sehr viel
weniger Nebenwirkungen.
Wie bereits erläutert, existierte bis vor ca. 4 Jahren keine wirksame systemische Therapie bei GIST. Glivec® ist ein rational entwickeltes, oral (als Tablette) applizierbares
Phenylaminopyrimidin-Derivat, dessen Wirkmechanismus in einer kompetitiven
(wettbewerblichen) Blockade der ATP-Bindungsstelle spezifischer Tyrosinkinasen
besteht. Die Identifikation eines mutierten c-Kit als pathogenetische Ursache für die
Entstehung von GIST bildete die Überlegung für eine gezielte molekulare Therapie
mit Glivec®.
Glivec® wird bei einer Mindestdosis von 400 mg/Tag einmal täglich, bei einer Dosis
von 800 mg zweimal täglich (2 x 400 mg/Tag) am besten mit einem großen Glas
Wasser eingenommen. Manche Patienten vertragen Glivec® besser bei morgendlicher, andere besser bei abendlicher Einnahme.
34
6.
Glivec®-Therapie
6.1. Wirkungsweise von Glivec®
GIST entstehen durch die unkontrollierte Aktivierung der Tyronsinkinase-Rezeptoren c-Kit oder PDGFR. Das heißt: Die Rezeptoren c-Kit oder PDGFR sind bei
GIST (genetisch) so verändert, dass die Tumorzellen ständig zur Zellteilung angeregt
werden. Die bisher einzig wirksame Therapie mit Glivec® hemmt die Enzyme der
Rezeptoren c-Kit oder PDGFR.
Was genau bedeutet das bzw. wie wirkt Glivec® –
einfach erklärt?
PET (Positronen-Emissions-Tomographie)-Bilder werden als bildgebende
Untersuchungsverfahren eingesetzt,
um die Stoffwechselaktivität des
Tumors (also die „Tumorlebensaktivität“) zu messen. Je aktiver der
Tumor ist, desto mehr Nährstoffe
Sie erinnern sich noch an unser Beispiel mit dem Haus, den Klingelschaltern Kit1
+ Kit2, dem Transformator und der Klingel im Haus?
Glivec® - auch Tyrosinkinase-Inhibitor (-Hemmer) genannt - verhindert die Signalweiterleitung im Inneren der Zelle. Das heißt - um bei unserem Beispiel mit den
Klingeln zu bleiben: Die Glivec®-Therapie zielt auf die Energiezufuhr unseres
Transformators (Tyrosinkinase) am Rezeptor im Inneren der Zelle.
Das Molekül ATP liefert Energie für viele Vorgänge im Körper. Nehmen wir an,
diese ATP-Moleküle seien Schlüssel und die Bindungsstellen an unseren Transformatoren Schlösser. Es kommt immer wieder ein ATP-Energieschlüssel, geht in das
Schloss und dreht sich herum. Es wird Energie für das Zellwachstum bereitgestellt
und der ATP-Energieschlüssel verschwindet wieder aus dem Schloss.
Das Molekül von Glivec® ist so gestaltet, dass es genau in das Schloss passt. Der
„falsche Schlüssel“ (in Form von Glivec®) kommt und besetzt das Schloss am Transformator in welches der Energieschlüssel andocken möchte. Das Glivec®-Molekül
jedoch sitzt im Schloss, blockiert es, bleibt stecken. Es findet keine Energielieferung
statt und das weitere Zell-/Tumorwachstum wird gehemmt. Keine Energie in Form
von ATP – keine Signalweiterleitung vom Transformator an die Klingel im Inneren
des Hauses. Sind genügend Glivec®-Schlüssel vorhanden (Mindestdosis) dann haben
die Energieschlüssel keine Chance.
(hier spezielle Glukoseform) werden
verbraucht. Dies führt zur Freisetzung von energiereichen Teilchen
6.2. Ansprechen, Wirksamkeit, Prognose
(Positronen). Diese Teilchen schwärzen den Film (linke 4 Bilder vor
Behandlungsbeginn).
Im Reagenzglas hatte Glivec® zunächst folgende Wirkungen auf die GIST-Tumorzellen:
" Hemmung der Tumorzellteilung
" Einleitung des programmierten Zelltods (Apoptose) der Tumorzellen
Die erste Anwendung von Glivec® erfolgte bei einer 50-jährigen Patientin mit einem
hepatisch metastasierten GIST, bei der die konventionellen therapeutischen Maßnahmen wie Chemotherapie,Thalidomid und Interferon ohne Erfolg geblieben waren.
Im März 2000 wurde die Therapie mit einer Initialdosis von 400 mg/Tag Glivec®
begonnen und bereits nach kurzer Zeit zeigte sich eine eindrucksvolle Rückbildung
der Lebermetastasen.Verlaufsuntersuchungen bis Februar 2001 betätigten das nahezu
vollständige Verschwinden aller Metastasen unter fortgesetzter Therapie.
Widmung
35
In mehreren Studien in Europa,Australien und den USA, die neben der Frage der
Verträglichkeit auch die optimale Dosierung klären sollten, wurde die außerordentliche Wirksamkeit bei relativ geringen Nebenwirkungen bestätigt:
Glivec® als erste Target-Therapie erreichte lt. Phase II-Studie:
" Tumorverkleinerung > 50% bei mehr als der Hälfte der Patienten (50-60%)
" Tumorstillstand bei einem Viertel bis einem Drittel der Patienten
" Unwirksamkeit bei (nur) jedem 6. bis 10. Patienten
Die Ergebnisse der größten Phase III-Studie
bestätigen die Ergebnisse:
"
"
"
"
Vollständige Tumorrückbildung bei ca. 5%
Mindestens 50%ige Tumorgrößenabnahme bei ca. 45% der Patienten
Tumorstillstand bei 25-30% der Pat.
Therapieversagen bei ca. 10-25% der Pat.
Aufgrund der berichteten Datenlage erfolgte am 31. Mai 2002 die europaweite Zulassung von Glivec® für die Behandlung inoperabler oder metastasierter GIST in
einer Dosierung von 400 mg/Tag.
Das Ansprechen auf die Glivec®-Therapie
stellt sich wie folgt dar:
" Tumorverkleinerung > 50% bei mehr als der Hälfte der Patienten (50-60%)
(PR = Partielle Remission = Rückbildung)
" Tumorstillstand bei weiteren ca. 30 Prozent der Patienten
(SD = Stabilisierung der Erkrankung)
" Unwirksamkeit bei (nur) jedem 6. bis 10. Patienten
Je dunkler, desto aktiver ist der
Tumor. Imatinib kann innerhalb von
wenigen Tagen bis Wochen den
Tumor in seiner Teilungs- und Vermehrungsaktivität blockieren. Im
PET kann dies durch die Abnahme
Wirksamkeit: Glivec®
der Filmschwärzung nachgewiesen
" kann bei Patienten mit c-Kit oder PDGFR-Veränderungen wirksam sein
" ist am wirksamsten bei GIST mit c-Kit Exon 11 oder Exon 9 Mutation
" kann auch bei Patienten ohne c-Kit Mutation wirksam sein durch Hemmung
des Tumorwachstums, allerdings nicht durch Tumorverkleinerung.
werden (4 rechts). Die Schwärzung
Die größtmögliche Tumorverkleinerung
" wird üblicherweise nach 3-4 Monaten erreicht,
" kann aber auch erst nach 1 Jahr eintreten.
Überleben:
Überleben von Patienten
mit metastasiertem GIST vor Glivec®:
Das bewiesene Überleben
mit metastasiertem GIST durch Glivec®:
Zweijahresrate: 26%
Zweijahresrate:72-76%
im Blasenbereich ist auch bei Gesunden zu sehen, da hier der PET„Farbstoff“ ausgeschieden wird.
6.
36
Glivec®-Therapie
Widmung
Glivec®
Hintergrund:
Remission:
Begriff zur Beurteilung eines Behandlungs-/Therapieergebnisses.
Man unterscheidet zwischen der
kompletten Remission, bei der
kein Tumor mehr nachweisbar ist
und der teilweisen (partiellen) Remission, bei der zwar nicht alle,
aber viele Tumoranzeichen beseitigt sind.
Therapie-Ansprechen
lt. WHO-Kriterien:
CR = complete remission
= komplette Remission
PR = partial remission
= partielle, also teilweise
Remission
SD = stable disease
= Stabilisierung der
Erkrankung
PD = progressive disease
= Fortschreiten der
Erkrankung
Gewebestruktur:
vor der
nach der
Behandlung
Behandlung
" bewirkt, dass ca. 3 bis 4mal so viele Patienten nach 2 Jahren überleben wie in
der Zeit vor Glivec®
" erzielt eine ca. 3 bis 4-fach höhere Überlebenschance, verglichen mit den Ergebnissen, die mit klassischer Chemotherapie erreicht wurden
" ist am Wirksamsten bei GIST mit c-Kit Exon 11 oder Exon 9 Mutation. Der
positive Effekt (= Tumorverkleinerung oder Tumorstillstand) von Glivec® dauert
bei Patienten mit Exon 11 oder Exon 9 Mutation am längsten.
®
Wichtig - bei allen Erfolgsmeldungen und Hoffungen bzgl. Glivec .
1. Das Medikament kann GIST-Patienten nicht heilen. Das Hauptziel der Glivec®-Therapie ist es: Die Größe des Tumors zu verkleinern bzw. ein Fortschreiten der Erkrankung so
lange wie möglich zu verhindern. Zitat eines GIST-Patienten aus dem Lebenshaus:
„Glivec® kann den GIST-Tiger nicht töten, aber es kann dafür sorgen, dass er möglichst
lange brav hinter Gittern bleibt.“
faktor). Die progressionsfreie Überlebenszeit unterschied sich nicht von der, die bei
entsprechenden Mutationen bei Kit+ (positiven) GIST erreicht wird. Dies bestätigt
die Existenz einer kleinen Subgruppe Kit- (negativer) GIST, die ggf. mittels Muationsanalyse nachzuweisen sind, was um so wichtiger ist, als die Behandlung mit Imatinib den selben therapeutischen Nutzen wie bei Kit+ (positiven) Tumoren bringt.
6.5. Dosierung von Glivec®
Glivec® wird derzeit in Dosierungen von 400mg bis 800 mg/Tag überwiegend gut
vertragen. Die Behandlung mit Glivec® mit mindestens 400 mg/Tag sollte nach
zweifelsfreier Diagnosestellung
" eines inoperablen Tumors und/oder
" bei Nachweis von Metastasen
unmittelbar begonnen werden und wird bis zum zweifelsfreien Nachweis einer Progression fortgesetzt.
2. Es ist immer wieder wichtig, sich in Erinnerung zu rufen, dass jeder Mensch unterschiedlich ist und GIST nicht gleich GIST sind. Daher sprechen Patienten sehr unterschiedlich
auf die Therapie an. Dies hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab.
Bzgl. der Einstiegsdosis 400mg oder 800mg liegen zwei unterschiedliche Studien
vor – eine aus USA und eine aus Europa. Die große Frage ist derzeit:Wie sieht die
Zeit bis zum Fortschreiten der Erkrankung (time to progression) in Abhängigkeit
von der Glivec®-Dosierung aus?
6.3. Abhängigkeit des Ansprechens auf Glivec®
Also vereinfacht – wie dosiert man möglichst wirkungsvoll?
1. Steigt man mit 400mg ein und erhöht bei Progress auf 800mg oder
2. steigt man gleich mit 800mg ein, um einen Progress möglicht lange nach hinten
zu schieben?
Auf dem ASCO 2005 wurde ein Update der Ergebnisse der Mutationsanalyse an
332 GIST von Patienten präsentiert, die in der amerikanischen Phase III – Studie
(400 vs. 800 mg Imatinib pro Tag) behandelt worden waren. 324 der untersuchten
Tumoren waren Kit+ (positiv). Davon waren in 86% KIT-Mutationen nachweisbar.
Wie bereits in Voruntersuchungen gezeigt, bestätigte diese große Serie die Abhängigkeit des Ansprechens auf Imatinib (Glivec®) vom Mutationstyp. So lag die
Ansprechrate bei Nachweis einer Exon 11-Mutation, der mit Abstand häufigsten
Kit-Mutation, bei 67%, während Patienten mit Tumoren, die eine Exon 9-Mutation
aufwiesen, nur in 40% auf die Therapie ansprachen. Ebenfalls 40% betrug die Ansprechrate bei Tumoren, bei denen keine Kit-Mutation nachweisbar war (Wildtyp).
Diese hochsignifikanten Unterschiede übertrugen sich auch auf die Zeit bis zum
Therapieversagen. Diese betrug bei Exon 11-Mutationen 576 Tage, gegenüber 306
bzw. 251 Tagen bei Exon 9-Mutationen oder Wildtyp-Kit.
Im Gegensatz zur amerikanischen Veröffentlichung hat die Publikation der bisherigen Resultate der Behandlung von GIST mit Glivec® aus Europa und Australien
festgestellt, dass Rückfälle bei höherer Dosierung von Glivec® später und seltener
auftreten. Nach Ansicht einiger Experten hat man ein längeres und besseres Leben,
wenn man mit ausreichend hoher Glivec®-Dosierung ein erneutes Tumorwachstum
verhindert, als wenn man erst hinterher mit einer höheren Glivec®-Dosierung die
Tumoren wieder zum Verschwinden bringen will. „Es sei leichter, Resistenzen zu
verhindern als sie nach ihrem Auftreten wieder zum Verschwinden zu bringen.“
Unsere Schwestergesellschaft in USA, die Life Raft Group, hat hierzu eine Studie
erstellt.Als Ergebnis zeigte sich, dass man im Zweifel von Beginn an lieber höher
dosiert. Zur Zeit sind sich die GIST-Fachleute weltweit bzgl. der Einstiegsdosierung
400 oder 800mg/Tag noch nicht einig.
6.4. Ansprechen auch von Kit-negativen GIST
In der gleichen Präsentation wurden von den 332 untersuchten Tumoren 8 als
Kit- (negativ) vorgestellt. Interessanterweise waren bei 7 dieser 8 GIST Mutationen
nachweisbar. Diese fanden sich in vier Fällen im Kit, bei 3 Fällen im PDGFR (platelet
derived growth factor receptor alpha – ein auf die Zellen wirkender Wachstums-
In Kürze werden neue Studienergebnisse erwartet, die möglicherweise zeigen, dass
Exon 9 und Exon 11 Patienten von einer gleich zu Beginn höheren Dosis von
800mg/Tag beim progressionsfreien Überleben profitieren.Wir sind gespannt auf
die Veröffentlichungen und werden Sie zeitnah in unserem Infobrief INFORM und
unter www.daslebenshaus.org informieren.
37
38
6.
Glivec®-Therapie
6.6. Tabletten statt Kapseln
Hintergrund:
Zahlen, Daten, Fakten
zu Glivec®:
Forschungscode:
STI 571
Wirkstoff:
Imatinib-mesylat
Produktname:
Glivec® - in USA = Gleevec™
Hersteller:
Novartis
Zulassung:
" DEU: November 2001 (CML)
" DEU: Juni 2002 (GIST)
" In mehr als 80 Ländern weltweit
Zulassung für:
CML
(Chronisch Myeloische Leukämie)
GIST
(Gastrointestinale Stromatumoren)
Gruppe:
Target optimized drugs
(Zieloptimierte Krebsmedikamente)
Darreichung:
Oral (als Tablette)
= 100 und 400mg Tabletten
Standarddosierung:
400mg/Tag
Chem. Gruppe:
Phenylaminopyrimidin-Derivat
Art:
Tyronsinkinase-Inhibitor
= Signaltransduktionshemmer
Hemmung:
c-Kit, PDGFR und Bcr-Abl
Herstellung:
Ringaskiddy (Irland),
Basel (Schweiz)
Seit Frühjahr 2004 wird Glivec® - statt in Kapseln - in Tablettenform angeboten.
Die Tabletten - zu 100mg und 400mg - erlauben den Patienten die einfachere und
angenehmere Einnahme. (400mg/Tag ist derzeit die am häufigsten verschriebene
Dosis bei CML und GIST.) In Studien wurde bewiesen, dass die Bioverfügbarkeit
der Tabletten denen der Kapseln entspricht. Die Forscher fanden heraus, dass beide
Darreichungsformen gleich gut verträglich sind und keine signifikanten Unterschiede in der Sicherheit zeigen. Die Behandlung mit Glivec® in der Praxis sollte
bei Erwachsenen nicht unter 400mg/Tag erfolgen. Leider gibt es immer wieder
Fälle, die mit geringeren Dosen behandelt oder bei erfolgreichem Ansprechen, zum
Nachteil der Patienten, auf niedrigere Dosen heruntergesetzt werden. Dies soll verhindert werden. Die 400mg Dosis stellt die Einstiegsdosierung dar; gleichzeitig soll
mit der 400mg Tablette Unterdosierung vermieden werden.
6.7. Nebenwirkungen unter Glivec®
Nachfolgend werden die am häufigsten beobachteten Nebenwirkungen unter der
Glivec®-Therapie aufgeführt. Nebenwirkungen werden im Arzneimittelgesetz
(AMG) als „beim bestimmungsgemäßen Gebrauch auftretende, unerwünschte Arzneimittelwirkungen“ definiert. Das heißt: wird ein Medikament so eingenommen,
wie es vom Hersteller vorgeschrieben wird (siehe Beipackzettel in der Medikamentenpackung), so können unerwünschte Symptome auftreten. Übrigens: Es gibt kein
Medikament, das keine Nebenwirkungen hat.
In klinischen Studien haben viele Patienten in der Glivec®-Therapie - wenig oder
erträgliche Nebenwirkungen erfahren. Das ist dokumentiert: Die meisten Patienten
(92%) hatten so wenig Nebenwirkungen, dass die Therapie beibehalten werden
konnte.
Die häufigsten, meist gering (Grad 1-2 nach NCIC) ausgeprägten Nebenwirkungen
bestanden in
" Ödemen (Wassereinlagerungen)
" Übelkeit
" Muskelkrämpfen
" Durchfall
" Hautauschlag
" Fatigue (Müdigkeit)
" Blutungen
" Anämie
" Gewichtsverlust
" Empfindlichkeit bei Sonne
Widmung
39
Zusätzlich gab es einige wenige Patienten, die Veränderungen in den Leberwerten
oder Darmblutungen zeigten. Der behandelnde Arzt wird/muss regelmäßig die
Blutwerte kontrollieren, um den Status festzustellen.
Im Folgenden werden die wichtigsten Nebenwirkungen aufgezeigt. Bisher liegen
bzgl. der Nebenwirkungen Erfahrungen von 5 Jahren vor - es gibt aufgrund der
„Jugend“ von Glivec® noch keine Langzeitstudien. Es wird jedoch sehr häufig von
Patienten berichtet, dass die meisten Nebenwirkungen nach wochen- bzw. monatelanger Einnahme von Glivec® sich verringern oder sogar ganz verschwinden.
Sollte nachfolgende Symptome bei Ihnen auftreten, sprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt darüber. Fragen Sie ihn auch, was er Ihnen raten/ verschreiben würde.
Ödeme = Wassereinlagerungen
Ödeme können an unterschiedlichen Stellen im Körper auftreten und daher verschiedene Symptome hervorrufen wie
" Schwellungen unter den Augen
" Geschwollene Unterschenkel
" Zunahme des Leibesumfanges
" Atemnot
" Gewichtszunahme
Der „geistige Vater“ von Glivec®:
Dr. med. Brian Druker
Director of the Leukemia Center
at Oregon Health Sciences University
Übelkeit
Die Übelkeit tritt häufig zeitgleich mit der Glivec®-Einnahme auf. Sie kann einhergehen mit Brechreiz und Appetitmangel.
Muskelkrämpfe oder Muskelzittern
Die Beschwerden treten häufig nachts auf – meist schubweise.
Durchfall
Durchfälle treten schubweise auf.Vorsicht! Bei andauerndem Durchfall besteht die
Gefahr, dass Glivec® vermehrt mit ausgeschieden wird. Bitte umgehend den Arzt
konsultieren.
Hautausschlag; juckende Haut
Der Hautausschlag kann an einzelnen Körperarealen auftreten und lässt sehr häufig
mit fortschreitender Therapiedauer nach. Er ist für den Patienten unangenehm, da er
häufig mit starkem Juckreiz einhergeht.
Fatigue (Müdigkeit)
Fatigue bedeutet übersetzt Müdigkeit und Erschöpfung und tritt bei Patienten häufig 1-2 Stunden nach der Glivec® Einnahme ein. Es gibt aber noch diverse andere
Ursachen für Fatigue, z.B.
" Anämie (Mangel an roten Blutkörperchen)
" Unterzuckerung (tritt bei Patienten auf, die an Appetitlosigkeit leiden und zu
wenig essen)
(OHSU)
40
6.
Glivec®-Therapie
Widmung
" Depressionen,Traurigkeit verursacht durch die Erkrankung
" Schlafstörungen
Nebenwirkungsmanagement
in der Glivec®-Therapie – Praxistipps
Blutungen
Blutungen sind schwer zu erkennen und vom Patienten zu deuten. Zeichen könnten sein:
" Schwarzer Stuhlgang
" Anschwellen des Bauches
" Akute oder krampfartige Schmerzen in Wellen kommend
" Akute Blässe im Gesicht
" Schmerzen oder druckempfindlicher Bauch
" Fehlende Darmtätigkeit
" Übelkeit, Erbrechen
Wichtig! Bei dem leisesten Verdacht einer Blutung suchen Sie unverzüglich Ihren
Arzt auf. Hier spielt Zeit eine große Rolle.
Ödeme – Wassereinlagerungen
" Regelmäßige Gewichtskontrolle
" Achten Sie auf Veränderungen am Körper
" Die Salzzufuhr bei der Ernährung einschränken (Lebensmittel wie Wurst und
Käse, Fertiggerichte und Knabberei haben z.B. viel Salz)
" Fördern Sie die Ausscheidung von eingelagertem Wasser
" Gekochter, ungesalzener Reis mit gedünstetem Gemüse oder Obst – über
1-2 Tage und bei Bedarf
" Brennesselpressaft aus dem Reformhaus – kurweise anwenden
(mehr Information erhalten Sie im Reformhaus)
" Einnahme eines Diuretikums (Wasser treibendes Arzneimittel) –
muss vom Arzt verschrieben werden!
Anämie (Mangel an roten Blutkörperchen)
Eine Anämie kann sich durch Haut- und Schleimhautblässe, allgemeine Müdigkeit
und Schwäche, Konzentrationsschwäche, Leistungsabfall, Kopfschmerzen, Übelkeit,
niedriger Blutdruck, beschleunigtes Herzklopfen, Schwindelgefühl oder Atemnot
äußern. Sie kann auch Zeichen einer inneren Blutung sein. Letztendlich kann Sie
nur durch eine Laboruntersuchung diagnostiziert werden.
Gewichtsverlust
Der Verlust von Körpergewicht tritt häufig nach schweren Operationen durch eine
Schwächung des Körpers auf, durch Appetitlosigkeit oder durch die Unverträglichkeit
von Nahrungsmitteln z.B. nach Magen-Darm-Operationen. Der Gewichtsverlust kann
einhergehen mit Schwäche und einem Mangel an Vitaminen und Mineralstoffen.
Empfindlichkeit bei Sonne
Viele Glivec®-Patienten erleben unter der Therapie eine höhere Empfindlichkeit
gegenüber Sonneneinstrahlung. Hier sollten Sie sich durch entsprechende Kleidung
oder höhere Lichtschutzfaktoren bei Sonnencreme von Anfang an schützen.
WICHTIG: Die hier aufgeführten Nebenwirkungen können Sie erfolgreich managen – teilweise schulmedizinisch, teilweise komplementär-medizinisch (z.B. naturheilkundlich) – Übersicht Tabelle nächste Seite. Hier geht es um Tipps von Patienten – für Patienten. Sie sind die Experten im Umgang mit eventuell auftretenden
Nebenwirkungen von Glivec® und Sie haben sicherlich auch ein paar gute Tipps,
die anderen weiter helfen könnten. Schicken Sie Ihre persönlichen Ratschläge an
das Lebenshaus, damit wir die Übersichts ständig aktualisieren und ergänzen können.Andere Patienten werden Ihnen dankbar sein.
Per Post an Das Lebenshaus, per Fax an 06035-189616,
per e-Mail an [email protected]
Übelkeit
" Glivec® nie auf nüchternen Magen einnehmen
" Zu der Tabletteneinnahme 1/2 Liter stilles Wasser oder Tee trinken.
Nicht mit Fruchtsäften einnehmen!
" Tees: Pfefferminz, Kamille, Melisse, Ingwer
" Ingwertee: gibt es als Fertigprodukt oder ein 2 cm großes Stück frisch geschälten
Ingwer in 1/2 Liter Wasser 15 Minuten kochen. Lauwarm zur Tabletteneinnahme
trinken
" Glivec® abends nach dem Abendessen einnehmen
" Nach der Glivec®-Einnahme für 1-2 Stunden nicht hinlegen.
" Teilen Sie die Dosis – Einnahme 2x täglich
" 1/2 Stunde vor der Tabletteneinnahme Paspertin® oder MCP Ratiopharm® Tropfen einnehmen (Homöopathie kann auch helfen: nux vomica D12)
Muskelkrämpfe oder Muskelzittern
" Im Akutfall: Den Muskel dehnen oder sanft massieren (lassen)
(regt die Durchblutung an, die durch das Verkrampfen vermindert ist)
" Wechselduschen der Beine – regt die Durchblutung an
" Achten Sie auf eine mineralstoffreiche Ernährung (viel Obst und Gemüse)
" Zufuhr von Magnesiumpräparaten – sind vom Arzt zu verschreiben
" Zufuhr von einem Kombinationspräparat:Vitamin A,C,E, Selen
" Zufuhr von einem Kombinationspräparat:Vitamin B Komplex
Durchfall
" Luvus Heilerde aus der Apotheke oder dem Reformhaus
mit einem kleinen Glas Wasser einnehmen
" Quellstoffe wie Flohsamen (Apotheke und Reformhaus)
Jeweils mind. 1 Stunde vor der Tabletteneinnahme Flohsamen in Wasser
auflösen und viel dazu trinken (1/4 – 1/2 Liter Wasser).
" Immodium® - vom Arzt zu verschreiben
Hautausschlag – juckende Haut
" Keine parfümierten Bade-/Pflegeprodukte, Cremes
" Pflegeprodukte mit Nachtkerzenöl, Borretschsamen, Harnstoff oder Panthenol
" Rückfettende Pflegeprodukte auf Pflanzen-Ölbasis
" Haut nach dem Duschen immer eincremen
" Schwimmbäder (chlorhaltiges Wasser) meiden
" Nachtkerzenöl in Kapselform – je nach Ausdehnung des Hautauschlages
zwischen 1000 mg – 3000 mg pro Tag
" Leichte, nicht eng anliegende Baumwoll- bzw. Naturfaser-Kleidung
" Konsequenter Sonnenschutz, hoher Lichtschutzfaktor
" Cortisonhaltige Cremes – vom Arzt zu verschreiben
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42
6.
Glivec®-Therapie
Fatigue (Müdigkeit)
" Nehmen Sie Glivec® zum Abendessen ein
" Achten Sie auf eine regelmäßige Nahrungsaufnahme
" Gehen Sie viel an die frische Luft und lassen Sie Tageslicht auf Ihre Haut!
(auf Sonnenschutz achten!)
" Teilen Sie ihre Kräfte ein – gönnen Sie sich Ruhepausen. Diese sollten aber nicht
zu lange sein, sonst könnte die Nachtruhe gestört sein.
" Machen Sie sich einen Tagesplan, den Sie einhalten können
" Machen Sie Sport, z.B.Walking oder Gymnastik in einem Fitness Studio
" Erlernen Sie eine Entspannungstechnik, wie Yoga, Qui Gong, autogenes Training:
Damit können Sie ihre Ruhephasen sinnvoll nutzen und dem Körper wird Energie zugeführt.
" Lassen Sie Ihre Blutwerte kontrollieren
" Bei Patienten mit Magen OP – regelmäßige Gabe von Vitamin B12
Blutungen
" Wichtig! Bei dem leisesten Verdacht einer Blutung – suchen Sie unverzüglich
Ihren Arzt auf. Hier spielt Zeit eine große Rolle!
Anämie (Mangel an roten Blutkörperchen)
" Wichtig! Bei Anzeichen einer Anämie, suchen Sie Ihren Arzt auf!
" Falls Sie verschriebene Eisenpräparate nicht vertragen (Durchfall, Magenbeschwerden) versuchen Sie "Kräuterblut" aus dem Reformhaus und ernähren Sie
sich eisenreich, z.B. mit Haferflocken, Hirse und Fleisch. Dazu, wenn möglich,
immer ein wenig Orangensaft trinken, denn das Vitamin C hilft dem Darm, das
Eisen besser aufzunehmen.
Gewichtsverlust (teilweise durch Appetitlosigkeit)
" Bewegung macht hungrig!
" Anregung des Appetits durch Bitterstoffe:
In z.B. Enzian, Schafgarbe, Löwenzahn,Artischocke, Kalmuswurzel. Diese Bitterstoffe regen den Appetit an. Sie gibt es als Tee, in Tropfen- oder Presssaftform.
Sie sind ca. 1/2 Stunde vor dem Essen einzunehmen.
" Mehrere kleine Mahlzeiten
" Bevorzugen Sie leicht verdauliche Speisen wie gedünstetes Gemüse, Pellkartoffeln etc.
" Essen Sie Vollkornprodukte sehr fein gemahlen
" Benutzen Sie Honig, Sahne, Butter, gute Öle (Sesamöl, Olivenöl,Walnussöl,
Rapskernöl…), Creme Fraiche zum Kochen
" Essen Sie Nuss- und Mandelmus, Studentenfutter,Trockenfrüchte
" Nutzen Sie wertvolle Eiweiße, wie in Tofu, Soja, Molke, Quark enthalten
" Nutzen Sie Weizenkeime – eine wertvolle Quelle an Mineralstoffen –
und dazu schmackhaft
" 80% der Immunabwehr sitzen im Darm: Daher, denken Sie an die Darmpflege
mit milchsauren Produkten wie Sauerkraut, Molke oder Brottrunk.Wenn Sie das
nicht vertragen, essen Sie Joghurt mit rechtsdrehender Milchsäure oder Acidophilus bifidus oder mischen Sie sich "Darmflora plus" und "Inulin" unter Ihren
Lieblingsjoghurt (erhältlich im Reformhaus)
" Nur sinnvoll bei einem diagnostizierten Mangel:
Nehmen Sie ein Multivitaminpräparat ein.Achtung: Die Palette der Präparate ist
groß, qualitativ sehr unterschiedlich und für den Laien nicht überschaubar.
Fragen Sie Ihren Arzt, eine Ernährungsberaterin oder das Fachpersonal in der
Apotheke oder dem Reformhaus. Sie können durch die Auswertung eines
Ernährungsprotokoll feststellen lassen, ob bei Ihnen ein Vitamin- oder Mineralstoffmangel vorliegt.
Widmung
6.8. Glivec® nicht absetzen!
Alle GIST-Experten sind sich einig:Auf keinen Fall sollte man die Glivec®-Therapie
absetzen, solange der Patient sie verträgt und davon profitiert.
1. Bei gutem Ansprechen - weiter behandeln
Bei gutem Ansprechen sollte Glivec® nicht abgesetzt werden, wie die BFR14-Studie
ergab (Blay JY et al.,ASCO 2004,Abstract 9006). Darin wurde die Hypothese
überprüft, dass ein zeitweises Absetzen des Medikaments die Entwicklung von Resistenzen verhindern könnte. In der Studie wurden 48 Patienten, deren GIST mit 400
mg/Tag Glivec® nach 12 Monaten gut kontrolliert wurde (komplette/partielle Remission oder zumindest Krankheitsstabilisierung), in zwei Gruppen randomisiert
(Zuteilung nach dem Zufallsprinzip): Bei 25 Patienten wurde Glivec® abgesetzt, bis
es zu einer Progression kam, während die übrigen 23 Patienten weiter behandelt
wurden. Nach sechs Monaten war bereits bei der Hälfte der Patienten, bei denen
die Behandlung unterbrochen worden war, der Tumor wieder gewachsen. In der
kontinuierlich mit Imatinib weiterbehandelten Gruppe war dies bei keinem Patienten der Fall.
2. Bei Resistenz (Progress) nicht absetzen
Gelegentlich schreiten GIST nach anfänglichem Ansprechen auf die Therapie mit
Glivec® wieder fort, weil sie anscheinend resistent gegen den Wirkstoff werden.
Eine Untersuchung legt nahe, dass auch in solchen Fällen das Medikament auf keinen Fall abgesetzt werden sollte (van den Abbeele AD et al.,ASCO 2004,Abstract
3012). Bei 11 Patienten wurde die Entwicklung der Progression mit Hilfe des PET
verfolgt. Bei 9 Patienten zeigte sich nach Absetzen von Glivec® ein erneutes „Aufflackern“ („flare-up“) der Stoffwechsel-aktivität in vielen oder sogar allen Tumoranteilen und Metastasen, das vor Therapieende trotz Progression nicht zu beobachten
war.Auch GIST, die unter Glivec® weiter wachsen, enthalten anscheinend noch
Gruppen von Tumorzellen, die weiterhin auf das Medikament reagieren. Diese Tumoranteile lassen sich durch Fortsetzen der Behandlung offenbar immer noch unter
Kontrolle halten. „Bei solchen Patienten dürfte es sinnvoll sein, Glivec® mit anderen
Medikamenten zu kombinieren, die gegen die resistenten Zellen wirksam sein
könnten“, schlussfolgerte die Arbeitsgruppe um van den Abbeele.
3. Bei Operation/Resektion – nicht zu lange absetzen
Bei einigen Patienten, die bereits vor einer Operation/Resektion Glivec® bekommen hatten, wurde das Medikament rund um die Operation teilweise bis zu vier
Wochen abgesetzt. GIST-Experten empfehlen diesen Patienten die Einnahme bis
kurz vor der Operation und eine Wiedereinnahme bereits 3 – 5 Tage nach der
Operation.
43
6.
44
Glivec®-Therapie
Widmung
ABSETZEN VON GLIVEC® nur bei:
" Extremen, nicht akzeptablen und behandelbaren Nebenwirkungen (Ausnahmen)
" Kurzzeitig - rund um Operationen/Resektionen
" Im Rahmen von klinischen Studien mit neuen Substanzen – z.B. bei Progress
" In Einzelfällen, wenn die Situation des Patienten es unbedingt erfordert
WICHTIG: Nur nach Rücksprache/Anweisung Ihres Arztes!
Holen Sie im Zweifelsfall eine Zweitmeinung ein.
45
Das bedeutet für Sie als Glivec®-Patient in der Praxis: Sollten Sie bisher (vor
Glivec®) bestimmte Medikamente eingenommen haben oder im Rahmen einer
medizinischen Behandlung (auch Zahnarzt oder medizinischer Notfall) andere Medikamente bekommen – sprechen Sie unbedingt mit Ihrem Arzt darüber.
Nicht angezeigt bei der Einnahme von Glivec® sind auch Johanniskraut (z.B.Tees
oder Tabletten bei depressiven Verstimmungen) und Grapefruit (inkl. Säfte). Das
heißt: Dies sollten Sie in Verbindung mit Glivec® vermeiden.
Tumor vor der Einnahme von Glivec®
6.11. Schwangerschaft oder Zeugung
6.9. Umwandlung von Glivec in der Leber
®
Übrigens:
Seit Frühjahr 2005 können Sie als
GIST-/Glivec®-Patient vom Lebenshaus einen Patientenpass (in
Deutsch, Englisch oder Französisch) für den medizinischen Notfall bekommen. Der Ausweis besteht aus einem beschreibbarhaltbaren Papier und passt bequem in eine Geldbörse oder ein
Ausweis-Mäppchen.
Das Medikament Glivec® wird, wie übrigens die meisten Medikamente, durch
Leber-Enzyme umgewandelt, das heißt dem Organismus zugänglich gemacht. Es ist
daher wichtig, die Leber regelmäßig zu überwachen. Durch die Anordnung „die
Leberwerte innerhalb von Bluttests mit abzunehmen“, will Ihr Onkologe sicher
gehen, dass das Medikament Ihre Leber nicht schädigt. Bei einem sehr kleinen Prozentsatz der Patienten sind veränderte Leberwerte vorgekommen. Hier kam es zur
Erhöhung oder Erniedrigung der Leber-Enzyme wie GPT, GOT , Bilirubin oder
Albumin. Glücklicherweise ist dies selten. Doch Achtung:Veränderte Leberwerte
bedingen jedoch nicht unbedingt ein Absetzen von Glivec®. Die bisherige Erfahrung zeigt, dass man nur in ganz seltenen Fällen die Dosis erniedrigen oder Glivec
sogar absetzen muss. Sollten veränderte Leberwerte bei Ihnen vorliegen, wird Ihr
Onkologe dem genauer nachgehen.
6.10. Wechselwirkungen (Interaktionen)
Schwangerschaft und Zeugung unter Glivec® müssen ausnahmslos ausgeschlossen
werden. Zum einen liegen hierzu noch viel zu wenige Erfahrungswerte vor. Zum
anderen hat die Hemmung von c-Kit auch einen großen Einfluss auf die Stammzellen. Es muss deshalb als sicher angenommen werden, dass schwere Schädigungen
auftreten könnten.
Pseudoprogression unter Einnahme
von Glivec®
6.12. Progression unter Glivec
®
Die dem Lebenshaus bekannte – bisher am längsten unter Glivec® stabile Patientin
ist Anita Scherzer aus USA. Sie ist bisher 54 Monate stabil unter Glivec®. Bei anderen reagieren die Tumoren weniger gut auf Glivec® oder es kommt nach einer gewissen Zeit zum Progress - also zum Fortschreiten der Erkrankung. Initial sind nur
10 bis 20% der GIST resistent gegen Glivec®. Nach 2-3 Jahren können sich aber bei
65% der zuerst mit Glivec® erfolgreich behandelten Patienten teilweise oder völlige
Resistenzen bilden.
Progression im Anfangsstadium
Aufbau/Inhalte:
" Name, Geburtsdatum, Blutgruppe
" Hinweise zu GIST
" Hinweise zu Glivec®,
Glivec® wird in der Leber durch das CYP3A4 Enzymsystem metabolisiert und ist
ein Inhibitor (Hemmer) von CYP2C9, CYP2D6 und CYP3A4/5. Das heißt, dass
es mit folgenden Wirkstoffen/Substanzen (in Verbindung mit Glivec®) zu Wechselwirkungen – sogenannten Interaktionen kommen könnte:
aktuelle Dosierung
" Wechselwirkungen
" Adresse "Behandelnde/r
Erhöhen beispielsweise evtl. den Plasmaspiegel von Glivec®:
Clarithromycin, Erythromycin, Itraconazol, Ketoconazol
Onkologe/in"
" Adresse Angehörige/r
" Sonst. Erkrankungen/Teilnahme
®
Senken beispielsweise evtl. den Plasmaspiegel von Glivec :
Carbamazepin, Dexamethason, Phenytoin, Phenobarbital, Rifampicin
an Studien
" Adresse "Das Lebenshaus"
Glivec® Resistenz-Mechanismen – die bisher bekannt sind
50% Funktionelle Resistenz mit Kit-/PDGFR-Aktivierung ohne
Neumutationen (trotz Glivec® ist das Enzym wieder aktiv)
37% ‚Target resistance‘ durch Neumutationen (25%) oder Amplifikation (12%)
(das Enzym verändert sich, so dass Glivec nicht mehr wirksam ist)
13% ‚Target modulation‘ mit Aktivierung anderer Kinase(n) bei anhaltendem .
Verlust der Kit-Expression (die Tumorzellen erfinden „Umleitungswege“,
obwohl die Enzyme Kit/PDGFR weiterhin blockiert sind)
Progression im fortgeschrittenen
Der Plasmaspiegel folgender Substanzen könnte evtl. durch
Glivec® erhöht werden:
Cyclosporin, Dihydropyridin Ca2+ Kanalblocker, HMG-CoA Reduktaseinhibitoren, Pimozid,Triazol-Benzodiazepine,Warfarin / Phenprocoumon
Stadium
46
6.
Glivec®-Therapie
Mit unserem Beispiel der Klingelschalter lassen sich zwei Glivec® Resistenz-Mechanismen wie folgt erklären:
1. Der Tumor bildet eine größere Zahl von Klingelschaltern (Antennen = c-KitRezeptoren). In diesem Fall kann man u.U. mit Erhöhung der Glivec®-Dosierung
auf 800 mg/Tag (evtl. bis max. 1200 mg/Tag) das Tumorwachstum stoppen.
2. Der Tumor entwickelt eine neue Mutation und verändert das Schloss am Transformator (Tyrosinkinase) – die Folge: Das Glivec®-Molekül passt nicht mehr in das
Schloss und die Tumorzelle erhält wieder Energie für weiteres Wachstum. Hierbei
kann es aber gut sein, dass nur ein Tumorherd oder wenige diese neue Mutation
entwickeln und die übrigen Tumoranteile noch Glivec®-empfindlich sind.
Erste Maßnahme bei Verdacht auf eine Progression der Erkrankung unter Glivec®,
ist die genaue Untersuchung (Verifizierung) des Progresses. Handelt es sich wirklich
um einen Progress – und wenn ja um einen
" Systemischen Progess = Fortschreiten der Erkrankung insgesamt oder
" Lokalen Progress = Fortschreiten der Erkrankung an einzelnen Stellen?
Bei einem Progress sollte man Glivec® zunächst auf keinen Fall absetzen, sondern
sogar die Dosis erhöhen. Patienten mit GIST, die in einer europäischen Studie unter
400 mg/Tag Glivec® progredient waren , erhielten die doppelte Dosis von 800
mg/Tag (Zalcberg J R et al.,ASCO 2004,Abstract 9004). Bei etwa jedem dritten
Patienten (31%) sprach der Tumor darauf wieder an. Die Dosiserhöhung, die im
Progress also indiziert ist, wird von den Patienten meist gut vertragen. Sollte nach der
Dosiserhöhung der Progress weiter fortschreiten – bleiben bisher folgende Optionen:
A. Dosis noch weiter (auf 1.000mg bzw. 1.200mg) erhöhen. Dies erfolgt bisher in der Praxis noch relativ selten, zeigt aber vereinzelt Erfolge. Studien diesbezüglich liegen derzeit nicht vor.
B. Möglichkeit an einer Studie eines anderen Medikamentes teilzunehmen
" Kombinationstherapien Glivec® + XY
" Neue Substanzen - anstatt Glivec®
Bei lokal progredienten Tumoren können ablative Therapieverfahren (siehe Kapitel
Therapien 5.4.) eingesetzt werden.
6.13. Monitoring – Verlaufskontrolle
Patientenüberwachung bei GIST und bei den medikamentösen Therapien ist unerlässlich . Überwacht und bewertet werden sollten das Ansprechen, mögliche Nebenwirkungen, das Verhalten der roten und weißen Blutkörperchen, sowie die Leberund Nierenfunktion.
Widmung
47
Die wichtigsten gängigsten Untersuchungsmethoden hierbei sind:
" Sonographie / Ultraschall (bedingt)
" Blutuntersuchung / Laborwerte
" CT und/oder PET (auch neuerdings PET-CT)
Kürzlich sind von einer Gruppe europäischer GIST-Experten Diagnose-,Therapieund Kontroll-Empfehlungen für Europa erarbeitet worden. Diese sollen in Kürze
veröffentlicht werden und stellen somit künftig eine sehr gute Orientierungshilfe
für Mediziner und Patienten dar.
Tumor vor der Einnahme
®
Wichtig für die Beurteilung des Ansprechens der Glivec -Therapie
Die Größenbestimmung durch CT oder MRT als Grundlage der Beurteilung des Ansprechens auf die Therapie ist oft irreführend, da eine zystische Umwandlung oder intratumorale
Blutung Größenkonstanz dokumentiert, der Tumorstoffwechsel ist jedoch vollständig zum Erliegen gekommen. Betrachtet man sich beide Aufnahmen – sieht man keine Größenveränderung – wohl aber eine Veränderung der Dichte durch die Veränderung der Gewebestruktur.
Daher kommt bei der CT-Beurteilung von GIST-Aufnahmen auch der Messung und Bewertung der Dichte (in sogenannten HU = Houndsfield-Units gemessen) eine besondere Bedeutung zu. Intratumorale Einblutungen können sogar zu einer vorübergehenden Volumenzunahme der Tumoren trotz Ansprechens auf die Therapie führen.
von Glivec®
Blutuntersuchung / Laborwerte
Tumor unter der Einnahme von
Bei Patienten im frühen Therapiestadium werden ca. alle 6 Wochen die Blutwerte
bestimmt. Leber- und Nierenfunktion sollen auch regelmäßig geprüft werden. Die
Häufigkeit der durchzuführenden Tests sollte in der Anfangsphase der Therapie engmaschig sein. Sollten zusätzlich Medikamente eingenommen werden, ist die Blutentnahme vor allem sinnvoll, wenn die Medikamente auf Leber oder Niere wirken
könnten.
Die Bestimmung der Glivec®-Konzentration im Blut – der sogenannte Plasma-Spiegel ist derzeit nicht Bestandteil der routinemäßigen Blutuntersuchung. (Sie findet
üblicherweise nur in Studien statt.) Diese Spezial-Untersuchung kann derzeit nur
von wenigen Labors durchgeführt werden und wird von den Kassen nicht bezahlt.
Über die Bedeutung des Plasma-Spiegels gibt es unter den GIST-Experten derzeit
noch unterschiedliche Ansichten. Eine Gruppe vertritt die Ansicht, der Wert sage
über mögliche Resistenzen nichts aus. Die andere Gruppe hofft, eine individuelle
Glivec®-Dosierung nach Plasma-Spiegel durchführen zu können, um damit evtl. die
Entwicklung von Resistenzen (Progress) wesentlich verzögern zu können.
Glivec®: Keine Veränderung der
Sonographie / Ultraschall
Ist bei GIST grundsätzlich möglich, sollte aber nur von einem sehr Ultraschall-und
GIST-erfahrenen Mediziner durchgeführt werden.Weiterhin wäre es wichtig, dass
immer der gleiche Mediziner die Folgeuntersuchungen durchführt.
Größe, jedoch eine Veränderung
der Gewebestruktur = Abnahme
der Dichte (zystische Umwandlung)
48
6.
Glivec®-Therapie
CT Scan
Für Patienten mit einer metastasierten GIST-Erkrankung werden Kontrollen alle
3 Monate empfohlen. Patienten mit GIST, bei denen der Tumor operativ entfernt
wurde und keine Metastasierung vorliegt, sollten dem empfohlenen Überwachungsplan des Onkologen folgen (siehe Kapitel Therapien).
PET Scans
PET-Scans sind sensible, schnelle und vertrauenswürdige Indikatoren, um das Ansprechen auf die Glivec®-Therapie zu testen. Es ist davon auszugehen, dass ein positiver Therapieeffekt schon nach 24 bis 48 Stunden dokumentiert werden kann. Bei
allen Patienten, die ein Ansprechen zeigten, hat sich die „fluoro-2-deoxy-D-glucose
Aufnahme“ im Tumor im Vergleich zu den Ausgangswerten, die vor der Behandlung
mit Glivec® bestimmt worden waren, verringert. Patienten mit einem Fortschreiten
der Erkrankung zeigten eine Erhöhung in der Tumor related glycolytic activity. Die
PET-Resultate stimmen fast immer mit den Ergebnissen vom
CT oder MRI überein.
Widmung
49
3. Manche Patienten erleben durch eine Operation eine Erleichterung, andere
nicht.Aus diesem Grund ist die Aggressivität des Tumors ein Kriterium bei der
Entscheidungsfindung.
4. Eine Operation kann schwierig sein.Viele Patienten verlieren u.U. ihren Magen,
die Gallenblase oder auch andere Organe. Eine Operation kann durch eine vorangegangene Glivec®-Therapie vereinfacht werden. Erste Erfahrungen zeigen
auch, dass die Blutungsneigung der Tumoren bei der Operation nach vorangegangener Glivec®-Therapie erheblich abnimmt.
5. Eine Glivec®-Therapie bei Patienten mit metastasiertem GIST kann eine Operation ersetzen und dafür wurde es auch entwickelt. Eine Operation ist jedoch
meist angezeigt bei Patienten mit metastasiertem GIST begleitet von einer Blutung oder einer blockierenden Erkrankung.
6. Eine adjuvante Therapie dürfte am ehesten bei Hoch-Risiko-Patienten angezeigt
sein, bei denen das Rezidiv-Risiko – trotz erfolgreicher Operation – hoch ist.
6.14. Operation und/oder Imatinib/Glivec®-Therapie
Derzeit noch ungeklärt sind neoadjuvante oder adjuvante Therapiekonzepte von
Glivec® in Verbindung mit einer Operation.
Hintergrund:
Neoadjuvant bedeutet:
Informationen zu Glivec®:
Therapieunterstützende, präoperative Maßnahme. Sie wird vor der operativen Entfernung des GIST angewendet wie bei einer gerade in Deutschland angelaufenen
„Neoadjuvanten Glivec®-Studie“, um den Tumor zu verkleinern und damit die
Entfernung des Tumors zu ermöglichen.
Novartis Infoservice
Roonstraße 25
D-90429 Nürnberg
Service-Telefon (6 Cent/Anruf)
und Fax – wochentags
von 8.00 bis 18.00 Uhr:
Tel.: +49 (1802) 23 23 00
Fax: +49 (911) 27 31 21 60
Adjuvant bedeutet:
Die Wirkung einer Therapie zusätzlich unterstützend. Hierbei handelt es sich um
eine Art „vorsorgliche Therapie“ wie bei bereits mehreren laufenden „Adjuvanten
Glivec®-Studien“ nach kompletter Tumorentfernung als Vorbeugung (Prophylaxe)
vor einem möglichen Rezidiv.
Hier laufen derzeit mehrer große klinische Studien (z.B. skandinavisch-deutsche
Studie und europäische EORTC-Studie), die hoffentlich bald zu diesen Fragen
eindeutige Antworten geben können.
Hier ein paar Hilfestellungen, wenn es um eine Entscheidung geht.
1. Es bedarf immer einer genauen Evaluierung durch den erfahrenen Arzt mit dem
Patienten, da jede Erkrankungssituation anders ist.
2. Bei einem inoperablen Tumor oder auch bei Metastasen ist die Wahl einfach, da
Glivec® gute Ansprechraten aufweist.
50
7.
Neue Substanzen
7.1. Basis: Klinische Studien
Jährlich finden in Deutschland, Österreich und der Schweiz mehrere Hundert Klinische Studien mit mehreren Tausend Patienten für viele Indikationen statt. Klinische Studien sind kontrollierte wissenschaftliche Testprogramme. Sie sollen helfen,
die Wirksamkeit und die Effektivität neuer Substanzen – also möglicher neuer Medikamente festzustellen.Viele erfolgreiche Therapien sind das direkte Ergebnis klinischer Studien wie z.B. auch Glivec®. Leider führt die Annahme, Studien seien „Experimente“ noch immer dazu, dass z.B. in den USA nur 5% aller Krebspatienten
daran teilnehmen. Sehr oft haben neue Substanzen bereits gezeigt, dass sie besser
sind als bestehende Therapien. Sie werden dann weiter getestet um zu sehen, um
wie viel besser sie sind als etablierte Therapien. Klinische Studien können u. U. für
Krebspatienten eine Frage des Überlebens sein. Dem werden etliche Leser dieses
Patientenratgebers speziell für Glivec® zustimmen.Viel versprechende Substanzen
und Therapien gegen Krebs werden derzeit im deutschsprachigen Raum in klinischen Studien untersucht. Die Zulassung von Glivec® für CML und GIST führt zur
Entwicklung von immer mehr zielgerichteten Krebstherapien (Target optimized
drugs). Diese bekämpfen zielgenau nur die Tumorzellen und nicht auch gesunde
Zellen wie z.B. bei den klassischen Chemotherapien. Neue, moderne Krebstherapien zeigen mehr Wirksamkeit und Effektivität und weniger negative Beeinflussung
des Gesamtzustandes des Patienten wie z.B. extreme Nebenwirkungen.
7.2. Fünf Phasen auf dem Weg zur Therapie
Bevor ein Medikament dem Menschen helfen kann, hat es bereits einen langen Weg
hinter sich gebracht: im Durchschnitt ca. 10 Jahre in Forschung & Entwicklung.
Und bevor eine Substanz dem Menschen verschrieben und in Apotheken verkauft
werden darf, müssen sehr strenge Phasen in der Forschung durchlaufen werden.
Präklinische Studien: Im Labor - also „vor (=prä) der ersten klinischen Phase“ werden physikalische und chemische Eigenschaften der Substanz getestet. Hierbei
ist es wichtig heraus zu finden, wie diese Substanz den Stoffwechsel beeinflussen
kann und mögliche Nebenwirkungen zu untersuchen. Es schafft statistisch nur eine
von 7.000 im Labor getesteten Substanzen überhaupt in die nächste Phase. Zur
Präklinischen Phase gehören ebenso alle Tierversuche - deren Ethik in vielen Gesellschaftsschichten stark angezweifelt wird. Eines muss hierbei klar sein: Nur auf
diese Weise kann man herausfinden, ob die Substanz im lebenden Organismus Nebenwirkungen verursacht, krebsfördernd ist, andere toxische (giftige) Reaktionen
hervorruft oder sogar auf das ungeborene Leben einen Einfluss haben kann. Sehen
all diese Daten Erfolg versprechend aus, geht es in die nächste Phase.
Phase I: Hat es die eine von 7.000 Substanzen geschafft, den „Hochsicherheitstrakt“ der präklinischen Studien tatsächlich zu überwinden, wird sie häufig einer
sehr kleinen Anzahl gesunder freiwilliger Probanden verabreicht. Große Ausnahme:
51
52
Vom Test zur Arznei
Jahrelang prüfen Forscher neue Wirkstoffe im Labor und am Menschen
Forschungslabors /
Tierversuche
Auf der Suche nach einem
neuen Wirkstoff werden im
Labor tausende Substanzen
hergestellt.
Am Versuchstier wird die
viel versprechenste Substanz u.a auf Nebenwirkungen getestet.
Studien am Menschen
(Phase I)
Der Wirkstoff wird an gesunden,
freiwilligen Probanden eingesetzt.
Studien am Menschen
(Phase II)
Die Wirksamkeit und die
optimale Dosierung der
Arznei werden an
Patienten ermittelt.
Studien am Menschen
(Phase III)
Nebenwirkungen und Wirksamkeit werden an vielen
Patienten dokumentiert.
Zulassung
Mehrere Jahre dauern
die Testphasen. Allein die
Zulassungsprozedur
dauert u.U. über ein Jahr.
Anwendung bei Kindern
Von der Arznei profitieren
Kinder meist erst, wenn
Erwachsene damit einige
Jahre behandelt wurden.
7.
Neue Substanzen
Wirkstoffe zur Behandlung besonders schwerwiegender Erkrankungen wie etwa
Krebs.Typischerweise werden deshalb bei diesen schweren Erkrankungen solche Patienten in die Phase-I-Studien eingeschlossen, die von den zugelassenen Therapien
nicht (mehr) profitieren können und für die der neue Wirkstoff eventuell eine
Chance sein kann. In dieser ersten Phase der Forschung gilt es heraus zu finden, wie
das Medikament im menschlichen Körper reagiert, welche Wege es geht, wie es
verstoffwechselt und vertragen wird. Patienten wie Probanden werden engmaschig
medizinisch überwacht, z.B. durch äußerst regelmäßige Blut- und Urinproben. Untersucht und getestet wird in der 1. klinischen Phase auch, in welchen Mengen das
Medikament verabreicht werden kann (Dosisfindung). .
Phase II: Wenn die Resultate aus der Phase I die Verträglichkeit eines Arzneimittels
noch weiter bestätigen, kann die Phase II klinischer Entwicklungen beginnen. Jetzt
geht es darum, die therapeutische Wirksamkeit zu erforschen und ein optimales Dosierungsschema zu entwickeln. Eine umfassende Studie der Phase II kann durchaus
bis zu 150 Patienten einschließen.
Phase III: Die Phase III soll die Wirksamkeit des Medikamentes belegen. In jeder
Phase der Studien steht das Thema Sicherheit an oberster Stelle.An einer größeren
Gruppe von Patienten wird in statistisch aussagekräftiger Form untersucht, welchen
therapeutischen Nutzen ein neues Arzneimittel bietet.Wenn für das untersuchte
Krankheitsbild schon eine bewährte Therapieform existiert, wird der neue Wirkstoff
im Vergleich dazu getestet und bewertet. Meist sind mehrere Kliniken oder Arztpraxen, je nach Indikation, in verschiedenen Ländern an einer Phase-III-Studie beteiligt.Alle Daten der Substanz, die in den ersten 4 Testphasen erhoben wurden, werden ausgewertet, aufbereitet und an die für das entsprechende Land zuständige
Gesundheitsbehörde eingereicht. Daran liegt es auch, dass Medikamente in verschiedenen Ländern zu unterschiedlichen Zeitpunkten in den Handel kommen.
Experten entscheiden nun darüber, ob das Medikament für Patienten zugelassen
wird oder nicht.
Widmung
7.4. Mögliche Risiken einer Teilnahme
" Mit der neuen Substanz könnten bisher unbekannte Nebenwirkungen oder Risiken auftreten.
" Ergebnisse und Nebenwirkungen könnten schlechter sein als bei bisher etablierten Therapien.
" Die klinische Studie könnte etlichen Patienten helfen – Ihnen jedoch nicht. In
diesem Falle sollten Sie vorher klären, welche Optionen Sie nach dem Scheitern
der Studie haben. Können Sie durch Einschluss in diese Studie (nach einem
möglichen Scheitern) an einer anderen Studie teilnehmen?
" Grundsätzlich werden die Studien-/Forschungskosten von dem Unternehmen
getragen, das die Studie in Auftrag gibt. Evtl. zusätzlich anfallende Kosten der
Studie könnten von der Krankenkasse nicht übernommen werden. Kosten für
Studien im Ausland z.B. werden von den meisten deutschen Krankenkassen
nicht übernommen.
7.5. Möglicher Ausschluss einer Teilnahme
" Die in der Studie vorgesehene Patientenzahl ist erreicht – die Studie ist bereits
oder wird geschlossen.
" Ihr allgemeiner Gesundheitszustand lässt eine Teilnahme nicht zu.
" Das Protokoll – also die Studienkriterien – lassen eine Teilnahme nicht zu.
Beispiel:Vorbehandlung mit anderen Substanzen…
" Ihr Gesundheitszustand (u.U. auch Tumorwachstum) verschlechtert sich
während der Studie so extrem, dass ein Abbruch notwendig ist.
" Das Risiko, dass sich Ihr Gesundheitszustand (u.U. auch Tumorwachstum) in
einer Placebo-Studie (kein Wirkstoff) extrem verschlechtern würde, lässt eine
Teilnahme nicht zu.
" Andere Erkrankungen schließen u.U. eine Teilnahme an der Studie aus.
Phase IV: Nach einer erfolgten Zulassung können weiterhin Daten erhoben werden, um die Wirksamkeit und Verträglichkeit nachzuweisen.
7.6. Fachausdrücke in klinischen Studien
7.3. Mögliche Nutzen einer Teilnahme
Kontrollgruppe – Die Gruppe der Patienten, welche die etablierte oder StandardTherapie erhält.
" Ihre persönliche Gesundheitssituation wird von führenden GISTMedizinern unterstützt.
" Sie übernehmen eine aktive Rolle bzgl. Ihrer Erkrankung.
" Sie könnten einer der ersten Patienten sein, die von einer neuen
Therapie profitieren.
" Sie werden sehr eng überwacht und untersucht.
" Sie leisten einen wertvollen Beitrag für die Krebs-/GIST-Forschung
Doppelblinde Studie – Weder Prüfarzt noch Patient wissen, ob der an der Studie
teilnehmende Patient die zu testende Substanz oder die Standard-Therapie oder ein
Placebo erhält. Einfachblinde Studie: Der Prüfarzt weiß es…
Offene Studie: Beide wissen es…
Placebo – Scheinmedikament (harmloses Pulver - kein aktiver Wirkstoff)
53
54
7.
Neue Substanzen
Studienprotokoll – Strikte wissenschaftliche Richtlinien für die Studie. Sie wurden vom Unternehmen und den Prüfärzten (u.U. unter Mitwirkung der Patientenorganisation) entwickelt und von den jeweiligen Ethikkommissionen und Behörden
genehmigt. Diese Richtlinien beinhalten u.a.:
" Was genau ist das Ziel der Studie?
" Wie viele Patienten können an der Studie teilnehmen?
" Was sind Einschluss- und Ausschlusskriterien?
" Welche Substanzen werden wie, gegen was getestet?
" Welche Untersuchungen werden wann und wie eingesetzt?
" Welche Informationen werden gesammelt?
" Was passiert nach Abschluss der Studie? Kann das Medikament wann, wie, wo weiter genommen werden? u.v.m.
Randomisierung – Zufallsverfahren. Zufällige Auswahl, welcher Patient die neue
Substanz/Therapie und welcher die Standard-Therapie oder sogar Placebo erhält.
Therapie-/Behandlungsgruppe – Die Gruppe, welche die neue Substanz innerhalb der Studie erhält.
7.7. Sollten Sie an einer Studie teilnehmen,
ist wichtig zu wissen
Laut der ICH-GCP Richtlinien, (International Conference of Harmonization –
Good Clinical Practice), ein ethischer und wissenschaftlicher Qualitätsstandard für
das Design und die Durchführung von klinischen Studien,
" ist eine genaue Aufklärung über Risiken und Nutzen der Studienteilnahme
ein Muss sowie
" Ihre Unterschrift auf einer Einverständniserklärung sowie
" Ihr Recht, jederzeit ohne Nennung von Gründen aus der Studie ausscheiden
zu dürfen.
7.8.
Widmung
Optionen bei Progress:
" Dosiserhöhung Glivec® auf 800mg (in Einzelfällen max. 1.200 mg – jedoch liegen hier keine Studiendaten vor)
" Kombinationstherapien Glivec® + XY
" Neue Substanzen - anstatt Glivec®
Therapie-Ansatz neuer Substanzen:
In dem man versucht, die Mutationen und Resistenzmechanismen besser zu verstehen, kommt man derzeit und künftig zur Entwicklung neuer Substanzen – also zu
neuen Zieltherapien.
Wichtige Frage: Warum könnten also Kombinationstherapien oder neue Substanzen
wie SU 11248,AMG 706 oder AMN 107 wirken, wenn Glivec® nicht mehr ausreicht?
Antwort: Weil sie sowohl c-Kit blockieren, als auch auf andere Rezeptoren/Kinasen abzielen!
Grundsätzlicher Therapie-Ansatz muss also sein, c-KIT weiterhin ausreichend zu
blockieren und neue Substanzen zu finden, die andere Rezeptoren/Kinasen wie
z.B. PDGFR, FLT3,VEGFR1, RET oder PKC blockieren. Denn würde man
c-Kit als Hauptziel der GIST-Therapie nicht mehr ansprechen, käme es in vielen
Fällen zu einem rasanten Progress – also schnellem Fortschreiten der Erkrankung.
(Siehe Kapitel Therapien 6.8. - Glivec® nicht absetzen!)
Substanzen mit GIST-Potenzial – bei Progress:
" Glivec® plus PKC 412 von Novartis
" Glivec® plus RAD 001 von Novartis
" Glivec® plus AMN 107 von Novartis
" Glivec® plus KRX-0401 von Keryx
" SU 11248 von Pfizer (ehemals Pharmacia bzw. Sugen)
" AMG 706 von Amgen
" BMS-354825 von Bristol Myers Squibb
" Sonstige Substanzen
Neue Substanzen/Therapien mit GIST-Potenzial?
Mit Glivec® konnten bisher gute Ergebnisse in der Therapie von inoperablen und
metastasierten GIST erzielt werden. Etliche Patienten profitieren mittlerweile über
54 Monate von der Imatinib-Therapie. Bei anderen reagieren die Tumoren weniger
gut auf Glivec® oder es kommt nach einer gewissen Zeit zum Progress (Rezidiv) also zum Fortschreiten der Erkrankung.Wie Sie bereits gelesen haben, unterscheiden
die GIST-Spezialisten lokalen (also örtlichen) und systemischen (ganzheitlichen) Progress. Nach den mittlerweile existierenden Therapie-Empfehlungen für GIST, sollte
zunächst eine Erhöhung der Glivec®-Dosis von 400 mg/Tag auf 800 mg/Tag durchgeführt werden. Laut der EORTC-Studie profitieren hiervon immerhin 31% der Patienten. Ist keine Wachstumskontrolle des Tumors zu erreichen, kann der Patient möglicherweise in eine klinische Studie zur Rezidivtherapie eingeschlossen werden.
55
Wichtiger Hinweis:
Die Forschung versteht GIST täglich besser und es gibt ständig neue Informationen über.
Substanzen und Therapien. Daher können die folgenden Seiten nur historische und derzeit
gültige Informationen bieten. Neue, aktuelle Informationen bzgl. laufender Studien und
neuer Substanzen erhalten Sie:
" Im Internet unter www.daslebenshaus.org
" Im Internet unter www.liferaftgroup.org (in Englisch)
" Im regelmäßig erscheinenden Lebenshaus Infobrief INFORM
" Bei den Treffen der regionalen GIST-Selbsthilfegruppen
" Beim jährlichen großen GIST-Forum für Patienten und Begleiter
Das Lebenshaus steht in direktem Kontakt zu allen Studienleitern, die mit den derzeit in Untersuchung befindlichen Substanzen arbeiten.
Übrigens:
Übrigens: Wie bereits in Kapitel
3 beschrieben, könnte eine künftige Vision in der GIST-Therapie
sein, unterschiedliche Medikamente zur Verfügung zu haben,
die je nach Mutationsstatus des
Patienten (Exon 9, 11, 13, 17 oder
Wild-Type) in Kombination oder
alleine eingesetzt werden.
56
7.
Neue Substanzen
Kombinationstherapien
7.9. Kombinationstherapie Glivec® + PKC 412
PKC 412 ist eine möglicherweise aktive Substanz (Staurosporin-Derivat) von
Novartis bei Glivec®-refraktären GIST. PKC 412 wird in Kombination mit Glivec®
gegeben und hemmt mehrere Ziele: PKC, KIT (Wild-Type und mutierte),VEGFR
und FLT3.
Die klinische Studie (Phase I - Prüfung) bei Dr. Peter Reichardt in Berlin mit
12 Patienten wurde zwischenzeitlich beendet. Hauptgrund: Starke Wechselwirkungen von PKC 412 (200mg/Tag) mit Glivec® (400mg/Tag). Die Glivec®Konzentration im Blut wurde um ca. 70% gesenkt - der PKC 412-Plasmaspiegel
dagegen durch Glivec® um ca. 30 % angehoben. (Bedeutet:Abfall der Glivec®-Konzentration unter die Wirkgrenze. Daher ist ein Fortschreiten des Progresses wahrscheinlicher als eine Stabilisierung oder sogar Remission.)
In einem weiteren Schritt hat man das Studienprotokoll geändert (Glivec® 600 /
800 / 1000 mg/Tag und die PKC 412-Dosierung reduziert). Die Verträglichkeit war
hierbesser und 2 Patienten haben vorübergehend angesprochen. Derzeit prüft man
die Studienergebnisse und evtl. Schlussfolgerungen daraus für eine weitere Prüfung
mit möglicherweise anderen Dosierungen.
7.10. Kombinationstherapie Glivec® + RAD 001
RAD 001 (mTOR-Inhibitor) ist ein Rapamycin-Derivat (Rapamune), welches bereits in einigen europäischen Ländern in der Transplantationsmedizin zugelassen ist.
Der mTOR-Weg ist für die Abfrage des Nährstatus der Zellen wichtig.Außerdem
scheint das Blockieren von mTOR auch Teile des Immunsystems zu unterdrücken
(daher auch der Einsatz in der Transplantationsmedizin). Derzeit sind mindestens
drei mTor-Inhibitoren in der Entwicklung bzw. klinischen Studien: RAD 001 von
Novartis, CCI-779 von Wyeth und AP23573 von Ariad. Für GIST sind derzeit die
Erkenntnisse mit RAD 001+Glivec® am Weitesten.
In der ersten Phase versuchte man die passende Dosis zu finden. Zunächst wurde
RAD 001 mit 20mg/Woche zusammen mit Glivec® 600mg/Tag gegeben. Nach
Zwischenergebnissen wurde die Dosierung RAD 001 auf 2,5mg/Tag zusammen
mit Glivec® 600mg/Tag gegeben.
Die RAD-Studie bei Glivec®-refraktären GIST ist Ende 2004 auch bei Dr. Peter
Reichardt in Berlin angelaufen. Erste Ergebnisse sind ermutigend. Eine größere
RAD-Studie ist derzeit in Vorberietung.
Die aktualisierten Ergebnisse (vom ASCO 2005) der internationalen Phase I / II –
Studie, zeigten bei 6 von 18 Patienten ein erkrankungsfreies Überleben von mehr als
4 Monaten einschließlich zweier Patienten mit partieller Remission.Alle Patienten
Widmung
waren vor Einleitung der Kombinationstherapie progredient gewesen. Die ersten Ergebnisse des ASCO zeigten auch, dass die Kombination RAD001+Glivec® offenbar
weniger für Patienten mit Exon 9 Mutationen – eher für Patienten mit Exon 11 Mutationen geeignet ist.
Doch beachten Sie bitte:
Es handelt sich hierbei erst um eine sehr kleine Anzahl von Patienten. Wir stehen erst am Anfang der klinischen Studien, die zeigen sollen, ob diese Kombinationstherapie für Glivec®-refraktären GIST geeignet ist.
Noch ein wichtiger Hinweis:
Es gibt Patienten, die bereits bei Progress an anderen Studien wie z.B. SU11248 (Sunitinib) erfolglos teilgenommen haben. Für diese Patienten gibt es derzeit nur die beiden Studienoptionen RAD 001 oder AMN 107 in Berlin. Die Betroffenen sollten sich unbedingt zeitnah und direkt an Dr. Peter Reichardt in Berlin wenden!
7.11. Kombinationstherapie Glivec® + AMN 107
Bzgl. dieser Substanz (aus dem Hause Novartis) hat man bisher sehr viel Positives
bei der Behandlung von Glivec® resistenten CML-Patienten (Chronisch Myeloische
Leukämie) gehört.Auch für GIST ist in diesen Tagen eine erste Studie in Berlin
angelaufen.
" Das gegenwärtige Protokoll sieht eine Phase I Studie vor. Geplant ist in der ersten Phase AMN 107 als Monotherapie - 400mg AMN 107 zweimal täglich
= Gesamtmenge 800mg/Tag.
" Die zweite Phase ist eine Kombinationstherapie Glivec® plus AMN 107. Dieses
ist eine so genannte Dosiseskalationsstudie.
Patientengruppe 1: 800mg Glivec® plus 200mg AMN 107 pro Tag
Patientengruppe 2: 800mg Glivec® plus 400mg AMN 107 pro Tag
Patientengruppe 3: 800mg Glivec® plus 800mg AMN 107 pro Tag
7.12. Kombinationstherapie Glivec® plus KRX-0401
KRX-0401 (Perifosine) ist eine neue Substanz von Keryx Biopharmaceuticals, die
in mehreren klinischen Studien getestet wird.Vorgesehen ist u.a. in Kürze eine
Phase II Studie in Kombination mit Glivec®. KRX-0401 ist ein oral verabreichter
Inhibitor (Hemmer) von AKT.AKT ist ein Protein, das im Signalweg von c-KIT
und PDGFRA eine Rolle spielt.AKT ist bei metastasiertem GIST aktiviert und
wird üblicherweise bei Ansprechen auf Glivec® gehemmt. Die Studie ist vorgesehen
für Patienten, die Glivec®-resistent sind. (Derzeit keine laufenden Studien in Europa)
57
58
7.
Neue Substanzen
Neue Substanzen – anstatt Glivec®
7.13. Substanz SU 11248 (Sunitinib) von Pfizer
Widmung
59
Vorgeschichte/Status bei den Studienteilnehmern:
Primärtumor
27
SU 11248 (voraussichtlicher Handelsname Sutent® ist ein multifunktioneller (multitarget = mehrere Ziele) Tyrosinkinase-Inhibitor, der in seiner Wirkung auf mehrere
Rezeptoren zielt.
WEG1 VEGFR1 und VEGFR2
WEG2 PDGFRA, PDGFRB, Kit, FLT3
Lokales Wiederauftreten
32
Lungen-Metastasen
24
Leber-Metastasen
87
Knochen-Metastasen
10
Im Gegensatz zu Glivec®, das nur auf wenige Rezeptor-Targets – eben c-Kit und
PDGFR zielt, verfolgt SU 11248 auch den VEGFR-WEG (übrigens wie AMG
706).Aufgrund der breiteren Wirkung auf mehrere Targets vermutete man, bereits
vor Einsatz von SU 11248, mehr Nebenwirkungen.
Eingeweide-Metastasen
18
SU 11248 Phase I / II Studie – Ergebnisse vom ASCO 2004
Beim ASCO 2004 stellte Prof. George Demetri die ersten Ergebnisse der SU-Studie vor.Titel der Phase II-Studie: „SU 11248, ein multifunktionaler Tyrosinkinase-Hemmer kann helfen Imatinib-Resistenz zu überwinden.Ansatz:Verschiedene genetische Mechanismen bei Patienten mit GIST.“
Untersucht wurden 97 Patienten mit GIST und Glivec®-Resistenz im Zeitraum April
2002 bis Dezember 2003. 92 Patienten waren relevant für die Studie. Davon hatten
" 88 ein Fortschreiten der Erkrankung = Progress (96%)
" 4 eine Glivec®-Unverträglichkeit (4%)
Die grundlegenden Daten stellten sich wie folgt dar:
" Mittleres Alter 55 Jahre
" Altersspanne 26 bis 76 Jahre
" 60 Männer und 32 Frauen
" Durchschnittliche Glivec®-Dosis = 600mg (von 400mg bis 1.200mg)
Haut-Metastasen
1
Pleura- Erguss
9
Flüssigkeit im Bauchraum
9
Weichgewebs-Metastasen
42
Peritoneal-Metastasen
38
Andere Metastasen
20
Anzahl der Metastasen-Orte im Körper:
Pat.
%
1
5
5%
2
18
20%
3 und mehr
69
75%
Ergebnis der Studie – Ansprechen und klinischer Nutzen:
Pat. %
Partielles Ansprechen
8%
Stabilisierung der Erkrankung über 6 Monate
37%
=Gesamtprofitieren
45%
60
7.
Neue Substanzen
Widmung
Die Nebenwirkungen innerhalb der SU Phase II Studie:
Grad
Patientenzahl n = 83
Jeder Grad
Fallbeispiel einer Patientin mit Nebenwirkungen
in der SU-Studie
Schwere 3&4
n
%
n
%
Müdigkeit/Fatique
63
74%
7
8%
Durchfall
56
68%
3
4%
Übelkeit
45
54%
3
4%
Hautverfärbungen
33
40%
0
0%
Veränderung der Lipase-Werte
25
30%
Hautrötung, Hautauschlag
25
30%
0
0%
21
25%
1
1%
18
22%
9 11%
17
21%
4
5%
12
15%
4
5%
9
11%
0
0%
und damit Mangel an Abwehrzellen im Blut 7
8%
4
5%
7%
2
2%
11 13%
Stomatitis
= Entzündung der Mundschleimhaut
Hypertension
= Erhöhter Blutdruck
Anämie
= Verminderung der Konzentration
des Blutfarbstoffes und/oder der
Anzahl der roten Blutkörperchen
Hand-Fuß-Syndrom
= Erythematöse Hautveränderungen
Müdigkeit/Fatique
Am Anfang extrem – mittlerweile besser. Kommt aber immer wieder während des
Zyklus in der 2. bis 3.Woche vor und endet in der 5.Woche.
Blutungen
Keine. Sie hatte bei über 400mg Glivec® Blutungen.
Anämie
Der Hämoglobin-Wert fiel von 10.5 (und drüber) auf weniger als 9.0 über Wochen
– vor allem in Woche 5 des Zyklus. Sie bekommt derzeit zwei Einheiten rote Blutkörperchen alle 6 Wochen.
Übelkeit
Startet üblicherweise bei ihr in Woche drei und geht bis Woche fünf. Der Appetit
verschwindet dann für etwa 1 Woche. (Die Patientin hat nur noch 50%
des Magens.)
Geschmacksknospen
Sie konnte am Anfang kaum etwas Heißes oder Scharfes zu sich nehmen. Sie hatte
das Gefühl von Verbrennungen durch heißen Kaffee im Mund.Viel besser jetzt!
Hautrötungen
Die Patientin hatte kleine Blasen auf den Fingern und extreme trockene Lippen.
Schilddrüsenunterfunktion
Sie nimmt ein Medikament gegen die niedrigen Schilddrüsenwerte.
Verminderter LVEF
Der Wert fiel von 50% auf 43% nach dem Studienstart. Sie wurde immer wieder
untersucht – alle 12 Wochen – mittlerweile ist der Wert wieder bei 50%.
Hautverfärbungen
In Woche 2 und 3 veränderte sich ihre Hautfarbe ins gelbliche. Die Haarfarbe veränderte sich hin zu helleren Streifen in der Woche 4 des Zyklus. Eigentlich kaum
wahrzunehmen aber die Quelle für viel Spaß innerhalb der Familie…
an den Handinnenflächen und an
den Fußsohlen
Schilddrüsenunterfunktion
Neutropenie
= Abfall der weißen Blutkörperchen
Gesunkender LVEF
= „Left ventricular ejection fraction”
Wert bei der Echokardiograpie
6
Zusammenfassung Phase I / II Studie SU 112488
" SU 11248 zeigt klinische und biologische Aktivität bei Patienten mit Glivec®Resistenz bei tolerierbaren Nebenwirkungen.
" Die molekulare Analyse des Fortschreitens von GIST unter der Glivec®-Therapie hat gezeigt, dass „widerstandsfähige Klone“ gegen Glivec® mit komplizierten
Mustern von Sekundär-Mutationen entstehen
" Die mittlere Zeit bis zum erneuten Voranschreiten der Erkrankung liegt bei 7,9
Monaten und die mittlere Überlebenszeit bei 19,8 Monaten.
" Die dann international durchgeführte Phase III Studie (mit ca. 375 Patienten)
sollte vor allem zeigen:Wie lange ist die Zeit bis zur weiteren Tumor-Progression?
61
62
7.
Neue Substanzen
Es gibt ein kleine Gruppe von GISTPatienten (Schätzungen gehen von
unter 3% aus) die eine bewiesene
Glivec®-Unverträglichkeit haben.
Für diese Betroffenen könnte die
SU-Studie interessant sein.
7.14. Substanz AMG 706 von Amgen
SU 11248 Phase III Studie – weltweite „Placebo-Studie“
Die daraufhin weltweit durchgeführte SU-Studie (Phase III) stellt sich wie folgt dar:
Mittels Randomisierung (Zufall) erhielt Gruppe A (2/3) der Patienten den Wirkstoff, Gruppe B (1/3) erhielt ein Placebo. (Die Chance den Wirkstoff zu erhalten,
lag bei 2:3.) Der Patient musste die Kapseln täglich morgens einnehmen und zwar
4 Wochen lang (Behandlung) mit einer anschließenden Ruheperiode von 2 Wochen.
(Der Zeitraum von 6 Wochen entspricht also einem Zyklus.) Weder Arzt noch Patient
wussten zunächst, ob der Patient SU oder Placebo erhält – bis die Erkrankung sich
verschlechterte. In diesem Fall konnte der Code geöffnet werden und der Patient den
Wirkstoff erhalten.
Eine Phase II Studie mit der Substanz AMG 706 von Amgen Inc. begann im März
2005 an vier Zentren in Deutschland und endete weltweit am 22. Juli. Es handelte
sich hierbei um eine internationale Studie. Die Leitung des deutschen Teils der Studie lag bei Dr. Peter Reichardt in Berlin – weitere Studienorte – neben Berlin
(Charité/Robert-Rössle-Klinik) waren:
" die Uniklinik Tübingen (PD Dr. med. J. Hartmann)
" das Klinikum Rechts der Isar in München (PD Dr. J. Duyster) und
" die Uniklinik Essen (PD Dr. med. M. Flasshove).
Welche Patienten konnten an der Studie teilnehmen? Patienten, die unter Glivec®
progredient waren. Der teilnehmende Patient setzte Glivec® ab (Washout-Periode).
Nach zwei Wochen bekam er SU 11248 als orale Therapie.Weltweit nahmen etwa
375 Patienten an der Phase III Studie teil – je Zentrum etwa 10 – 15. Das Design
dieser Studie war in den USA und auch in Fachkreisen hier sehr umstritten: Hauptkritikpunkte waren die Gabe von Placebo und die Ruheperiode von 2 Wochen. Im
schlimmsten Fall erhielt der Patient also mehrere Wochen keinen Wirkstoff. Sinnvoller wäre sicherlich ein Studienvergleich mit Glivec® gewesen.
AMG 706 ist ein multifunktioneller Tyrosinkinase-Hemmer, der auf die Rezeptoren
c-Kit,VEGF und PDGFR zielt. Die Sicherheitsdaten aus der Phase I wiesen darauf
hin, dass AMG 706 "ununterbrochen", d.h. einmal täglich verabreicht werden kann.
Die Dauer der Unterdrückung der mutierten Kit-Kinase ist für die Wachstumskontrolle der GIST-Tumoren entscheidend, wie sich dies auch schon unter der Therapie
mit Glivec® gezeigt hat. Innerhalb der o.g. ersten einarmigen Studie wurde AMG
706 somit als orale Dauertherapie durchgeführt – das heißt ohne Pause (und ohne
Einsatz von Placebo).
SU11248 – Ab Frühsommer 2005: Studie in Deutschland
Nach Informationen von Anfang Februar 2005 durch Dr. Demetri, hat ein Team die
Daten dieser Phase III Studie evaluiert.Aufgrund der Datenlage (Wirksamkeitsendpunkt der Studie) wurde empfohlen, die Studie unverzüglich zu beenden. Das
heißt: Es wurde weltweit veranlasst, dass alle Patienten den SU-Wirkstoff erhalten
können. Insgesamt könnte dies ein nächster positiver Schritt sein für die Etablierung
einer zusätzlichen Therapieoption für GIST-Patienten unter Progress.
Übrigens:
Widmung
Seit Frühsommer 2005 gibt es SU 11248 – eben nicht mehr in Form der "PlaceboStudie" (Phase III) – sondern als einarmige Studie für Patienten auch in Deutschland. Das heißt: Patienten mit Progress unter Glivec® können den Wirkstoff in dieser
einarmigen Studie bekommen. Geplant sind derzeit 40 Plätze für Deutschland in
den Zentren:
" Dr. P. Reichardt in Berlin (Charité)
" Dr. M. Schlemmer (Klinikum München-Großhadern)
" Prof. Dr. J. Schütte (Marienhospital Düsseldorf)
" Prof. Dr. C.-M.Wendtner (Uniklinikum Köln)
(Die kompletten Adressen schicken wir Ihnen gerne zu oder Sie finden Sie auf unserer Website www.daslebenshaus.org)
Welche Patienten konnten an der Studie teilnehmen? Patienten, die unter 600 –
800 mg/Tag Glivec® progredient waren. Bedingung: Der Patient musste die erhöhte
Dosis mindestens zwei Monate vor Start der AMG 706 Studie erhalten haben –
sowie keine andere GIST-Substanz (auch nicht in Studien) – außer Glivec® – eingenommen haben. Die an dieser Studie teilnehmenden Patienten mussten eine adäquate Organfunktion sowie Anzeichen eines Progresses des GIST-Tumors gemäß
der sog. RECIST– Kriterien aufweisen. Der Ablauf der Studie: Der teilnehmende
Patient setzte Glivec® ab (sogen.Washout-Periode). Nach einer Woche bekam er
AMG 706 als orale Therapie mit täglich 125 mg. Die Kontrolluntersuchungen fanden zunächst alle 2 Wochen (bis Woche 8), dann alle 4 Wochen in dem jeweiligen
Zentrum statt – die Untersuchungsmethoden entsprachen den Standards, die im
Rahmen der GIST Behandlung üblich sind. Ergebnisse dieser ersten Studie liegen
noch nicht vor.Weitere Studien mit AMG 706 sind in den nächsten Monaten geplant.
7.15. Substanz BMS 354825
von Bristol-Myers Squibb
Eine Phase I Studie hat in Boston und an der Universität von Glasgow begonnen.
Dort sind derzeit nur wenige Studienplätze für GIST-Patienten offen. Bei der Behandlung von Glivec® resistenten CML-Patienten (Chronisch Myeloische Leukämie)
sind bisher sehr gute Ergebnisse berichtet worden. Dieses Medikament hemmt Kit,
PDGFRA, Src und Bcr-Abl.Auch hier hat Das Lebenshaus die Firma Bristol kontaktiert, um etwas für eine Studie im deutschsprachigen Raum zu tun.
63
64
Inhaltsverzeichnis
Widmung
8.
Anhang
7.16. Sonstige Substanzen
8.1. Wie Krebs entsteht
Folgende Substanzen mit angeblichem GIST-Potenzial werden immer mal wieder im
Internet, in Vorträgen und in Veröffentlichungen genannt. Jedoch findet man bzgl. der
einzelnen Substanzen und bzgl. möglicher Studien sehr wenige Informationen.
Die Zellen des menschlichen Körpers teilen sich normalerweise nur dann, wenn sie
von den benachbarten Zellen dazu aufgefordert werden. Eine Zellteilung (Mitose)
wird von speziellen, zellregulierenden Genen organisiert. Dabei wird die gesamte
Erbinformation an beide Tochterzellen weitergegeben. Das Erbmaterial wird jedoch
ständig durch innere und äußere Einflüsse beeinflusst. Ist die Erbinformation beschädigt, wird ein Reparaturmechanismus alarmiert, der aus einer Vielzahl von Eiweißen besteht. Sie sorgen normalerweise dafür, dass der Schaden behoben wird.
Geschieht dies nicht, werden die fehlerhaften Informationen mit dem Teilungsprozess weitergegeben. Sie folgen nun ihrem eigenen, nicht mehr zu kontrollierenden
Vermehrungsprogramm. Diese „entarteten“ Zellen teilen sich viel schneller als gesunde Zellen. Es entsteht eine Geschwulst - ein Tumor. Gutartige (benigne) Tumoren beschädigen bei einem eventuellen Wachstum die benachbarten Zellen nicht
und können meist ohne Folgen entfernt werden. Die entarteten Zellen bösartiger
(maligner) Tumoren dringen in das benachbarte Gewebe ein und zerstören es. Diese
bösartigen Tumoren besitzen außerdem die Fähigkeit, sich im ganzen Körper auszubreiten. Sie können über den Blut- und Lymphstrom in andere Organe gelangen.
Dort siedeln sie sich an und bilden Tochtergeschwülste (so genannte Metastasen).
Substanz/Forschungsbezeichnung:
Hersteller:
PTK 787
Novartis
ABT 869
Abbott (Frankreich)
AP 23573 und AP 23464
Ariad (USA)
17DMAG
InvivoGen
G 3139
Gentasense
KRN 951
Kirin (Japan)
BAY 439006
Bayer
CCI-779
Wyeth
65
Neuerkrankungen
Die Zahl der Krebsfälle nimmt zu,
bei den Männern stärker als bei
den Frauen
200.000 Erkrankungsfälle
190.000
Glivec®+Vitamin C+Insulin
Diese Kombination war scheinbar bei einem GIST-Patienten aus USA extrem erfolgreich (Tumorrückgang). Unsere Freunde von der Life Raft Group werden diese
Kombination in den nächsten Monaten genauer prüfen lassen.
175.526
Frauen
8.2. Was Krebs gefährlich macht
170.000
1. Eigenständige Vermehrung: Benötigen normale Zellen ein Signal aus der Umgebung, um sich zu teilen, vervielfältigen sich Krebszellen vollkommen selbstständig.
160.000
2. Unaufhaltsames Wuchern: Krebszellen ignorieren Stoppsignale aus der Umgebung, etwa aus angrenzendem Gewebe, das vom Tumor eingeengt wird.
194.662
180.000
LAQ 824
LBH 589
159.603
Männer
150.000
> 1990
3. Ausgeschaltete Selbstzerstörung: Viele Fehler im Erbgut einer Zelle aktivieren normalerweise ihr „Selbstzerstörungsprogramm“. Bei Krebszellen hingegen ist
dieser Prozess außer Kraft gesetzt.
4. Ewiges Leben: Krebszellen sind unsterblich, sie teilen sich unzählige Male. Im
Gegensatz zu gesunden Zellen (etwa 50 bis 70 Teilungen).
5. Trickreiche Lockrufe: Geschwülste brauchen besonders viele Nährstoffe, weil
sich ihre Zellen schneller vermehren als die des normalen Gewebes. Deshalb senden
sie Botenstoffe aus, die Gefäße heranlocken.
6. Unheilvoller Auszug: Über die Blutgefäße kann der Tumor Zellen in andere
Körperteile schicken. Dort bilden sie Tochtergeschwülste = Metastasen. Diese letzte
Fähigkeit kann lebensbedrohlich werden.
200.018
Jahr
2000 <
8.
66
Anhang
8.3. Wodurch Krebs entstehen kann
Häufigkeit der Tumoren
Bei jeder vierten Krebspatientin
heißt die Diagnose „Brustkrebs“.
Bei den Männern ist Prostatakrebs
am meisten verbreitet
Männer Frauen
20,3 Prostata
Brust
16,3 Darm
Darm
15,9 Lunge
5,4 Lunge
Harnblase 8,9
Magen 5,6
Niere 4,4
24,4
17,6
5,1 Gebämutterkörper
5,1 Magen
5,0 Eierstöcke
Mundhöhle 3,8
und Rachen
4,0 Bauchspeicheldrüse
Lymphknoten 3,0
3,6 Harnblase
Bauch2,9
speicheldrüse
3,4 Gebärmutterhals
Leukämie
2,9
3,4 Lymphknoten
Melanom
(Haut)
2,7
3,2 Niere
Angaben in %
Quelle: Robert Koch Institut
Heute sind über 200 Krebsarten bekannt. Bisher ist aber nur ein Bruchteil der komplizierten Vorgänge der Krebsentstehung wissenschaftlich erforscht. Oft spielen
mehrere Einflüsse außerhalb und innerhalb des Körpers eine Rolle. Diese sind nur
im Einzelfall nachvollziehbar und auch nicht beliebig zu wiederholen. So erkrankt
nicht jeder Mensch, der einer krebserregenden Substanz ausgesetzt ist oder eine
erbliche Veranlagung hat, auch an Krebs. Bei vielen Krebserkrankungen konnte
zudem ein Einflussfaktor, der zu ihrer Entstehung führen könnte, noch nicht gefunden werden. Die Wissenschaftler haben allerdings Risikofaktoren entschlüsselt, die
eine Krebsentstehung fördern können.
Erbfaktoren
Einige Krebsarten treten familiär gehäuft auf, vor allem Prostatakrebs, Darmkrebs
und Brustkrebs. Grundsätzlich kann jedoch für die weitaus meisten Krebsarten eine
genetische Prädisposition (Veranlagung) bestehen. Dickdarmkrebs kommt z.B. bei
Familien, deren Angehörige zur Bildung von Dickdarmpolypen neigen, häufiger
vor. Bestimmte Krebsarten sind z.B. durch fehlende Gene, ausgeschaltete Gene oder
vertauschte Genabschnitte charakterisiert.
Rauchen
Bei etwa einem Drittel aller Krebs-Todesfälle - so Schätzungen - war Rauchen die
Ursache. Zigarettengifte lösen nicht nur Lungenkrebs aus, sondern auch andere Tumoren, etwa im Rachen, in der Speiseröhre, in Niere, Blase oder Bauchspeicheldrüse.Wer mehr als ein Päckchen Zigaretten pro Tag raucht, hat im Vergleich zu
Nichtrauchern ein 10- bis 20-fach erhöhtes Risiko, an Lungenkrebs zu sterben.Wer
das Rauchen aufgibt, senkt das Risiko für eine Krebserkrankung wieder - allerdings
nicht schlagartig: 10 bis 15 Jahre dauert es bis ein Ex-Raucher kein erhöhtes Lungenkrebsrisiko mehr hat.
Widmung
Freie Radikale
Viele krebsfördernde Subtanzen (Karzinogene) nehmen wir mit der Nahrung zu
uns. Sie bilden in der Zelle freie Sauerstoffverbindungen, sogenannte freie Radikale.
Freie Radikale entstehen bei der Atmung eines jeden Organismus. Sie breiten sich
dann per Kettenreaktion im Körper aus.
Bis zu einem gewissen Grad sind freie Radikale dem Menschen sogar nützlich: sie
wehren Mikroorganismen ab und vernichten Fremdsubstanzen. Doch die meisten
Menschen haben mehr freie Radikale in ihrem Körper, als gesund ist (Überangebot
durch äußere Faktoren wie z.B. Ernährung, Rauchen, Umweltgifte). Die überschüssigen freien Radikale zerstören wichtige Zellbausteine und die Erbsubstanz der
Zelle.Auf diese Weise begünstigen sie die Bildung von Krebszellen. Doch der Organismus ist den freien Radikalen nicht schutzlos ausgeliefert. Mit den so genannten
Radikalfängern (Antioxidantien) werden sie im Zaum gehalten und unschädlich gemacht. Genau nach diesen Radikalfängern suchen die Forscher. Die wichtigsten der
heute schon bekannten Radikalfänger sind die Vitamine C,Vitamin E,Vitamin A,
das Spurenelement Selen und Pflanzenschutzstoffe (Bioflavonoide). Sie können offenbar das Erbgut der Zellen vor schädlichen Veränderungen schützen.
Für einige Substanzen, die wir mit der Nahrung aufnehmen, ist ein direkter Einfluss
auf die Krebsentstehung nachgewiesen. So spielen z.B. Nitrosamine eine wesentliche
Rolle bei der Bildung von Krebsgeschwülsten im Magen. Sie entstehen im Körper,
wenn mit der Nahrung Nitrat oder Nitrit aufgenommen werden. Die stärksten
krebserregenden Substanzen in Lebensmitteln sind die Aflatoxine, Giftstoffe des
Schimmelpilzes. Sie können zum Beispiel auf verschimmeltem Brot, in Käse oder
Marmelade und Nüssen vorkommen.
Die BMI-Formel:
BMI = Körpergewicht in kg
Körpergröße2 in m
Beispiel 1: Gewicht = 90kg
Größe = 1,90m
Formel
Bewegung/Körpergewicht
Andere Risikofaktoren sind Bewegungsmangel und starkes Übergewicht. Bei Menschen, die körperlich aktiv sind, halbiert sich das Risiko für Darmkrebs. Das DKFZ
rät deshalb: regelmäßig Sport treiben und das Gewicht im Normalbereich halten.
Der so genannte Body Mass Index [BMI] sollte zwischen 19 und 25 liegen.
Infektionen - Viren und Bakterien
Zwischen 5 und 15 Prozent der Krebserkrankungen weltweit werden durch Infektionen mit Viren und anderen Erregern (, z.B. bestimmten Schimmelpilzen) ausgelöst. So können z.B. Hepatitis-B- und Hepatitis-C-Viren Leberkrebs verursachen
- das Bakterium Helicobacter pylori Magenkrebs. Das Bakterium schädigt die Magenschleimhaut und erzeugt Substanzen, die das Zellwachstum fördern.
Strahlung
Ionisierende Strahlung kann ebenfalls eine Ursache für Krebserkrankungen sein.
Strahlung bewirkt DNA-Veränderungen wie z.B. Chromosomenabbrüche und den
Austausch abgespaltener Chromosomenenden. Strahlung ist ein Auslöser der Krebsbildung - sie ruft Veränderungen hervor, die erst nach einer Periode von einigen
Jahren zu Krebs führen können. Diese Verzögerung ermöglicht weiteren Faktoren,
zu diesem Prozess beizutragen.
Chemische Faktoren
Einige Chemikalien wirken krebsauslösend. Dabei kann eine einmalige Einwirkung
ausreichend sein, doch die Krebserkrankung tritt erst nach einer langen Periode zutage, nachdem ein weiterer Krebsfördernder Faktor hinzugekommen ist.Wie bereits
erwähnt, enthält Tabakrauch viele chemische Krebsauslöser und -förderer. Ebenfalls
90kg / 1,90
= BMI von 24,93
Beispiel 2: Ziel-BMI = 25
Größe = 1,68m
Formel
Ernährung
Eine weitere Ursache (besonders in den westlichen Industriestaaten) ist die Ernährung.
Viel Alkohol, tierische Fette, Fleisch, wenig Obst und Gemüse: Ein Drittel der Krebserkrankungen geht scheinbar auf das „Schlemmer-Konto“.Wer täglich 400 Gramm
Gemüse und 300 Gramm Obst isst, so das Deutsche Krebsforschungszentrum in
Heidelberg (DKFZ), der halbiert sein Risiko, an bestimmten Tumoren zu erkranken.
67
1, 68m2 * 25
= Ziel-Gewicht 70,56 kg
68
8.
Anhang
Lungenkrebs auslösen kann das Edelgas Radon, das als radioaktives Zerfallsprodukt
des Urans in Böden und Baumaterialien vorkommt. Eine weitere Gruppe stark
krebserzeugender Substanzen sind die sogenannten polyzyklischen aromatischen
Kohlenwasserstoffe. Sie entstehen immer dann, wenn organisches Material unvollständig verbrennt. Das ist zum Beispiel beim Rauchen, aber auch beim Heizen eines
Ofens, beim Autofahren oder beim starken Erhitzen (Verbrennen) von Lebensmitteln der Fall.
Immunsystem
Das Immunsystem erkennt offenbar einige, aber keineswegs alle Formen bösartiger
Zellen und regt im Fall einer Immunreaktion zum Zweck der Zerstörung von
Krebszellen die Bildung von Fresszellen an. Ein wichtiger Faktor für die Entwicklung
von Krebs kann eine Krankheit oder andere Schädigung sein, die zu einer Beeinträchtigung des Immunsystems führt. Eine Immunsystemstörung kann beispielsweise
infolge von AIDS, vererbten Immunschwächekrankheiten oder der Verabreichung
so genannter Immunsuppressiva (das Immunsystem schwächender Mittel) auftreten.
Krebspersönlichkeit
Um 1960 wurde von Forschern die These aufgestellt, dass Menschen, die ihre negativen Gefühle und Aggressionen unterdrücken, besonders häufig an Krebs erkranken
- sie hätten eine „Krebs-Persönlichkeit“.Viele Betroffene empfanden das als Vorwurf, sie hätten aufgrund ihres Charakters eine „Mitschuld“ an ihrer Erkrankung.
Inzwischen allerdings ist die Krebs-Persönlichkeit von den Wissenschaftlern als Mythos entlarvt und eindeutig widerlegt worden. Ihr Fazit: Es gibt keinen Zusammenhang zwischen der Art der Persönlichkeit und dem Auftreten von Krebs.
Widmung
z.B. Standardverfahren bei Schwangerschaften. Die Sonografie beruht auf dem
Echoprinzip. Die Ultraschallwellen werden mit in den Ultraschallsonden in Reihen
angeordneten Kristallen durch den piezoelektrischen Effekt erzeugt. Zur Erzeugung
eines Bildes ist die Schallausbreitung an flüssigkeitshaltiges Gewebe gebunden. Um
den Impedanzunterschied zwischen Schallkopf und Gewebeoberfläche zu minimieren, wird die Ultraschallsonde mittels eines stark wasserhaltigen Gels angekoppelt.
Ein gerichteter Ultraschallstrahl wird ausgesendet und von den aufeinanderfolgenden Schichten des beschallten Objektes mehr oder weniger stark reflektiert (Echogenität).Aus der Laufzeit des reflektierten Signals kann die Tiefe der reflektierenden
Struktur rekonstruiert werden. Die Intensität der Reflexion wird vom Ultraschallgerät als Grauwert dargestellt. Somit stellen sich Strukturen geringer Echogenität als
schwarze, Strukturen starker Echogenität als weiße Bildpunkte dar. Gering echogen
sind vor allem Flüssigkeiten wie Harnblaseninhalt und Blut. Eine hohe Echogenität
besitzen Knochen, Gase und sonstige stark Schall reflektierende Materialien. Die
Echogenität der zu untersuchenden Körpergewebe liegt normalerweise zwischen
beiden Extremen. Ein wesentlicher Vorteil der Sonographie gegenüber dem in der
Medizin gleichfalls häufig verwendeten Röntgen liegt in der Unschädlichkeit der
zum Einsatz kommenden Schallwellen.Auch sensible Gewebe wie bei Ungeborenen werden nicht beschädigt.
Gut zu untersuchen:
Alles Flüssige und von außen Zugängliche
Schilddrüse, viele Gefäße, Herz, Leber, Gallenblase, Nieren, Milz, Harnblase,
Rippenfell, Gebärmutter mit ihrem Inhalt
Schlecht zu untersuchen: Alles Lufthaltige
8.4. Medizinische Bildgebung / Radiologie
Die Radiologie ist das Teilgebiet der Medizin, das sich mit der Anwendung von
Strahlen zu diagnostischen, therapeutischen und wissenschaftlichen Zwecken befasst.Traditionell werden in der Radiologie Röntgenstrahlen verwendet. Darüber
hinaus kommen andere ionisierende Strahlen, wie Gammastrahlung oder Elektronen zum Einsatz. Da ein wesentlicher Einsatzzweck die Bildgebung ist, werden allgemein bildgebende Verfahren wie die Sonografie und die Magnetresonanztomografie zur Radiologie gerechnet. Die Radiologie gliedert sich in die Gebiete
Diagnostische Radiologie, Strahlentherapie und Nuklearmedizin.
8.5. Ultraschalluntersuchung = Sonografie
Sonografie ist die Anwendung von Ultraschall zur Untersuchung von organischem
Gewebe in der Medizin und Veterinärmedizin. Ein Sonogramm ist ein Bild, das mit
Hilfe der Sonografie erstellt ist. Die Sonografie ist das am häufigsten angewendete
bildgebende Verfahren in der Medizin überhaupt. Neben der Kardiotokografie ist es
Lungen, Luftröhre, der normale Darm, der normale Magen, alles Knochenharte, das
Innere von Knochen, stark verkalkte Gefäße, Gehirn
8.6. Computertomografie = CT
Die Computertomografie (von griechisch tómos Schnitt, gráphein schreiben;Abkürzung CT) ist die rechnergestüzte Auswertung einer Vielzahl, aus verschiedenen
Richtungen aufgenommener Röntgenaufnahmen eines Objektes zur Erzeugung
eines dreidimensionalen Bildes.
Die Computertomografie wird vorwiegend in der Medizin, aber auch in anderen
Fachgebieten angewendet (z.B. CT von Bäumen, Mumien, in der Materialprüfung).
Die Röntgenstrahlen, die durch das Untersuchungsobjekt geschickt werden, werden
von mehreren Detektoren gleichzeitig aufgezeichnet. Der Vergleich zwischen gemessener und ausgesendeter Strahlenintensität gibt Aufschluss über die Abschwächung durch das untersuchte Gewebe. Die Daten werden mittels eines mathematischen Verfahrens im Computer zu einem Volumendatensatz zusammengefügt,
aus dem man Schnittbilder und 3D-Ansichten in beliebigen Ebenen rekonstruieren
kann. Zur Untersuchung eines Organs wird in der Praxis meist eine Serie von
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8.
Anhang
Schnittebenen angefertigt. Die Dichte in der CT wird in Grauwerten dargestellt
und auf der Hounsfield-Skala (HU) angegeben. Luft hat auf dieser Skala einen Absorptionswert von -1000,Wasser von 0 und Metall (z. B. Implantate) von +1000.
Knochengewebe liegt typischerweise bei 400 Hounsfield-Einheiten.
Ein Nachteil der Computertomografie ist die Strahlenexposition. Das damit verbundene Risiko muss bei der Indikationsstellung berücksichtigt werden. Die hohe
Aussagekraft der CT rechtfertigt jedoch oft die Durchführung.
Widmung
Vergleich CT zu MRT/MRI
CT und MRT können sich je nach Anwendung ersetzen oder ergänzen. Computertomografien zeigen Knochenschäden besonders deutlich, während die MRT gut
zwischen unterschiedlichen Weichgeweben abgrenzt. Ein Vorteil der CT liegt in der
schnelleren Durchführung (wenige Minuten für ein Ganzkörper-CT gegenüber
etwa 10 bis 45 Minuten für die MRT), wobei während der CT-Untersuchung auch
therapeutische Massnahmen durchgeführt werden können, was im MRT-Gerät
wegen der starken Magnetfelder problematisch sein kann. Dies und die Schnelligkeit
sind die Gründe, warum in dringenden Fällen überwiegend die CT bevorzugt wird.
8.7. Magnetresonanztomografie = MRT (oder MRI)
Magnetresonanztomografie (MRT) ist ein Verfahren zur bildlichen Darstellung von
Strukturen im Inneren des Körpers. (Tomografie von griechisch tómos Schnitt,
gráphein schreiben). Synonyme Begriffe sind Kernspintomografie oder Kernspin
(umgangssprachlich) sowie MRI (engl., magnetic resonance imaging). fMRT ist die
Abkürzung für die funktionelle Magnetresonanztomografie.
Mit der MRT kann man Schnittbilder des menschlichen (oder tierischen) Körpers
erzeugen, die oft eine hervorragende Beurteilung der Organe und vieler Organveränderungen erlauben.
Die MRT beruht auf dem Prinzip der Messung der kernmagnetischen Resonanz
(NMR). Durch das Anlegen eines starken Magnetfeldes orientieren sich die Spins
von Atomkernen (hauptsächlich von Wasserstoff-Atomkernen) im untersuchten
Material. Zwischen den beiden nun möglichen Zuständen besteht eine geringe Energiedifferenz. Bei Einstrahlung eines elektromagnetischen Pulses (im Radiowellenbereich) mit passender Frequenz entsteht eine Resonanz, die gemessenen werden
kann.
Vorteile der Magnetresonanztomografie
Der Vorteil der MRT ist die gegenüber anderen bildgebenden Verfahren in der diagnostischen Radiologie oft bessere Darstellbarkeit vieler Organe. Sie resultiert aus
der Verschiedenheit der Signalintensität, die von unterschiedlichen Weichteilgeweben ausgeht. Dabei kommt das Verfahren ohne potenziell schädliche ionisierende
Strahlung aus. Manche Organe werden erst durch die MRT-Untersuchung darstellbar (z.B. Hirnstamm).
Nachteile der Magnetresonanztomografie
Der Hauptnachteil der MRT sind die hohen Anschaffungs- und Betriebskosten.
Metall am oder im Körper ist eine relative (Granatsplitter, Endoprothesen) oder absolute (Herzschrittmacher) Kontraindikation für die MRT. Schnell bewegliche Organe lassen sich nur mit eingeschränkter Qualität darstellen: z.B. Lunge und Herz,
oder erfordern eine aufwändige Synchronisation der Bewegung (Herz). Die Untersuchung ist im Vergleich zu anderen bildgebenden Verfahren zeitaufwändig.
8.8. Positronen Emissions Tomographie = PET
PET ist ein bildgebendes Verfahren, mit dem - ohne eine Operation vornehmen zu
müssen - das Innere des Organismus dargestellt werden kann. Mit diesem Verfahren
können Stoffwechselabläufe verfolgt werden, was man sich besonders auch in der
Krebsmedizin zu Nutze macht.
Krebsherde zeichnen sich wegen ihres schnellen Wachstums durch einen hohen Energiebedarf aus. Sie nehmen zum Beispiel Traubenzucker (Glukose) viel rascher als
das meiste gesunde Gewebe auf. Diesen Umstand machen sich Radiologen bei der
Untersuchung zu Nutze, indem sie in die Blutbahn des Patienten eine chemisch
veränderte Form von Glukose spritzen. Dieser Traubenzucker wird mit einem sogenannten Tracer (vom englischen „to trace“ = ausfindig machen) gekoppelt, einer
leicht radioaktiven Substanz, bei deren Zerfall die als Positronen bezeichneten Elementarteilchen entstehen. Diesen Vorgang kann man in einem speziellen Untersuchungsgerät, einem Tomographen, sichtbar machen. Da Tumorzellen mehr markierte Glukose aufgenommen haben als das meiste gesunde Gewebe, liefert die
Untersuchung Informationen, welche Bereiche im Körper aufgrund ihres hohen
Glukose-Bedarfs krankheitsverdächtig sind und wie schnell der Stoffwechsel in
ihnen arbeitet.
Eine Krebsdiagnose an sich kann allein aus einer PET-Untersuchung jedoch selten
gestellt werden.Auch entzündetes Gewebe reichert unter Umständen mehr Tracer
an als gesunde Zellen.
In der Onkologie kommt vor allem 18-Fluor (18F) zum Einsatz, das an Traubenzucker gekoppelt wird und so vor allem von den schnellwachsenden Tumoren aufgenommen werden kann.Auch andere Substanzen sind möglich, zum Beispiel
kleine Eiweiße, die ebenfalls bei vielen Stoffwechselvorgängen eine Rolle spielen,
oder sogar Krebsmedikamente, deren Weg in den Tumor dann verfolgt werden
kann.Viele dieser Substanzen werden aber derzeit meist nur im Rahmen von Studien eingesetzt. Etwa ein Stunde vor der eigentlichen Untersuchung spritzen Nuklearmediziner die Marker- bzw.Tracer-Substanz dem Patienten über eine Armvene
in die Blutbahn. Die Wartezeit dient dazu, dem Tracer die Möglichkeit zu geben,
sich zu verteilen und im Zielgewebe anzureichern. Ähnlich wie bei anderen Untersuchungsmethoden wird der Patient dann auf einer Liege gebettet, um die herum
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72
8.
Anhang
sich der Detektorring in einem geringen Abstand entlang bewegt. Nach der
rechnergestützten Auswertung erhalten die Mediziner ein oder meist mehrere Bilder, die die Stoffwechselabläufe nach verschiedenen Zeitabständen dokumentieren.
In der Regel ist keine stationäre Aufnahme erforderlich. Zwar geht die PET nie
ohne radioaktives Material vonstatten, aber die verwendeten Isotope sind nur
schwache Strahler: Nach wenigen Stunden sind sie bereits zum Großteil zerfallen, so
dass keine lang andauernde Strahlenbelastung besteht.Weil der zu diagnostizierende
Krebsherd die Marker-Substanz ohne weiteres Zutun stark anreichert, kommen die
Nuklearmediziner zudem mit geringsten Mengen an Radioaktivität aus, die fast
ausschließlich im Tumorgewebe landet.
Nicht nur in der Diagnose von Krebs, sondern auch für die Bewertung der Therapie spielt die PET ein zunehmend wichtige Rolle:Weil eine Krebsbehandlung, zum
Beispiel eine Chemotherapie, oft mit starken Nebenwirkungen einher geht, liegt
den Onkologen daran, früh das Ansprechen auf die Therapie zu beurteilen – möglichst sogar noch, bevor der Erfolg am Schrumpfen des Krebsherdes im Röntgenbild
oder CT sichtbar wird. Deshalb wird im Rahmen von Studien auch die Kopplung
der Tracer an Krebsmedikamente getestet: So soll sichtbar gemacht werden, ob sie
bei einem Patienten überhaupt vom Tumor aufgenommen werden können.
Doch nicht jede Tumorerkrankung bedarf zur Diagnosestellung der aufwändigen
Positronen-Emissions-Tomographie; meistens sind andere bildgebende Verfahren
sinnvoller, wie ein Röntgenbild, eine Computertomographie oder eine Kernspintomographie, um einen Krebsherd zu lokalisieren und seine Beschaffenheit besser einschätzen zu können. Die Untersuchung von Tumormarkern, gegebenenfalls eine
Biopsie oder molekularbiologische Diagnoseverfahren machen das Bild vollständig.
Eine PET wird diese Verfahren nie ersetzen, sondern ergänzen und bei besonderen
Fragestellungen neue Erkenntnisse liefern. Zudem läuft die Forschung über dieses
bildgebende Verfahren noch auf Hochtouren. Bei vielen Anwendungsmöglichkeiten
wird noch im Rahmen von Studien geklärt, welche Vorteile sie den Patienten bringen, bevor sie zum Standard in der Krebsdiagnostik werden.
Kosten: Ende Februar 2002 hat der Bundesausschuss der Ärzte und Krankenkassen
eine Übernahme der Kosten für eine ambulante PET durch die gesetzlichen Krankenkassen abgelehnt. Begründet wurde diese Entscheidung damit, dass sich PET
noch im Stadium der Forschung befände und nur vereinzelte Untersuchungen über
die technische Qualität und diagnostische Treffsicherheit, die einen konkreten Nutzen für Behandlungsentscheidungen hätten, vorlägen. Eine Aufnahme der PET in
die ambulante Regelversorgung wurde deshalb nicht empfohlen. Somit ist die PET
derzeit keine Leistung der gesetzlichen Krankenkassen. Der Ablehnung der Kostenübernahme von PET durch die gesetzlichen Krankenkassen stehen viele Experten kritisch gegenüber. Die Deutsche Krebsgesellschaft z.B. weist darauf hin, dass die
Untersuchungsmethode mit PET gerade im Bereich der Krebsforschung an mehreren tausend Patienten gut dokumentiert und die Bedeutung der Therapieüberwachung belegt sei.
Widmung
73
8.9. Porträt: The Life Raft Group
Die Life Raft Group (dt. Lebensrettungsgruppe) ist eine Non-Profit Organisation
mit Sitz in Wayne, New Jersey - USA. Das liegt ca. 50 km westlich von New York.
Die Life Raft Group hat vor über drei Jahren den Kampf gegen GIST aufgenommen.Alles begann, als die Ehefrau des heutigen Direktors der LRG (Norman
Scherzer) die Diagnose GIST erhielt.Als die Ärzte ihr keine Hoffnung machten,
sagte ihr Mann: „Alles Quatsch – wir werden es Euch schon zeigen!“ Anita Scherzer
nimmt heute - seit 54 Monaten - Glivec und hat bis heute keinen Progress (= Voranschreiten der Erkrankung). Die Life Raft Group hat mittlerweile über 400 Mitglieder und etliche etablierte Selbsthilfegruppen über den Globus verteilt. Die Mitglieder kommunizieren in Englisch hauptsächlich via E-Mail, werden über die Life
Raft Group Webseite www.liferaftgroup.org sowie den elektronischen Newsletter
auf dem Laufenden gehalten. Im Fokus steht dabei immer wieder die Hauptbotschaft der Life Raft Group: Survival = Überleben! So ist die Arbeit der Organisation
sehr medizinisch-wissenschaftlich orientiert. Sie verfügt über einen eigenen wissenschaftlichen Koordinator Jerry Call, hat bisher eine beachtete Studie zur Dosisfrage
bei Glivec® veröffentlicht und kümmert sich auch um das Themengebiet „GIST bei
Kindern“ (Pediatric GIST). Die Arbeit der „Lebensretter“ wird – ähnlich wie die
des Lebenshauses - aus unterschiedlichen Quellen finanziert, wobei die Spendenund Benefizmentalität der Amerikaner bekanntermaßen aktiver und progressiver ist.
So gibt es dort nicht selten enorm hohe Einzelspenden Betroffener oder BenefizAktivitäten wie Marathon-Läufe oder Pokerabende die extrem hohe Einnahmen für
die Arbeit gegen GIST bringen. Die Zusammenarbeit des Lebenshauses mit der Life
Raft Group ist hervorragend. Im Frühjahr 2004 präsentierte sich das Lebenshaus
erstmals beim GIST-Forum unserer amerikanischen Freunde in Orlando/Florida.
Seitdem findet ein reger Austausch statt. Beide Organisationen haben den unbedingten Wunsch nach einer fruchtbaren internationalen Zusammenarbeit. Markus
Wartenberg,Vereinssprecher des Lebenshauses und Andrea Schumann, Betreuerin
der regionalen Selbsthilfegruppen, trafen sich für zwei Tage im November 2004 mit
Norman Scherzer und Tricia McAleer. Es wurden Erfahrungen, wissenschaftlicher
Wissenstand, Ideen und Projekte präsentiert, diskutiert und auf den Weg gebracht.
Ein weiterer Schritt der engen Zusammenarbeit war dann die Idee eine globale
GIST-Dachorganisation zu etablieren.Auf einer weltweiten Patientenkonferenz im
Juni 2005 gründeten Patientenorganisationen aus verschiedenen Ländern das „Global GIST-Network“ (www.globalgist.net).
Das Logo der Life Raft Group
Norman Scherzer im Gespräch mit
Dr. Daniel Vasella, Chairman und
CEO von Novartis
Die Life Raft Group im Internet
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8.
Anhang
8.10. Porträt: Das GIST-Register
8.11. Porträt: Novartis Oncology
Das GIST-Register ist eine medizinische Datenbank. Dort werden Patientendaten
bundesweit online anonymisiert erfasst und ausgewertet. GIST-Betroffene, ihre
Ärzte und Das Lebenshaus helfen durch Kooperation mit dem Register, das Wissen
über GIST zu erhöhen und die Heilungschancen zu verbessern.
Gastrointestinale Stromatumoren sind wie kaum eine andere Tumorart in den Mittelpunkt onkologischen Interesses getreten. Dies liegt maßgeblich daran, dass mit der
Entdeckung des Tyrosinkinase-Inhibitors Imatinib (Glivec®) in jüngster Zeit eine systemisch wirksame Therapie gegen GIST entwickelt werden konnte, deren Ergebnisse beeindruckend sind. Um über diese Erkrankung mehr Informationen sammeln
zu können und immer bessere Behandlungserfolge zu erzielen, wurde auf Initiative
namhafter Fachärzte das Deutsche GIST-Register gegründet: eine medizinische Datenbank, in der Angaben zum Verlauf der Erkrankung, der Therapie sowie der Tumorbeschaffenheit und -größe erfasst und ausgewertet werden. Die korrekte Diagnose und optimale Therapie von Patienten mit GIST stellen eine interdisziplinäre
Herausforderung dar:
" für den Gastroenterologen im Rahmen der Diagnostik
" für den Chirurgen, der den Tumor operativ entfernt
" für den Pathologen, der die Diagnose sichert
" für den Onkologen, der den Patienten medikamentös behandelt.
Deutschland
Mit der Registrierung der Krankheitsdaten im Deutschen GIST-Register helfen
GIST-Patienten und deren Ärzte, die Forschung im Kampf gegen GIST voranzutreiben. Je mehr Informationen in der Datenbank erfasst werden, desto umfangreicher
der Erkenntnisschatz und desto größer der Nutzen für die Betroffenen. Die Teilnahme ist für Patienten, Ärzte oder die Krankenversicherungen mit keinerlei Kosten
verbunden – der Datenschutz nach den gesetzlichen Bestimmungen gesichert.
Das Deutsche GIST-Register
im Internet
Widmung
Interessierte GIST-Patienten haben zwei Möglichkeiten ihre Krankheitsdaten in das
Register eintragen zu lassen:
A. Die Daten werden durch den behandelnden Arzt in verschlüsselter Form online
an das Deutsche GIST-Register übermittelt.
B Nach Kontaktaufnahme mit dem Lebenshaus erhalten Patienten einen Fragebogen, den sie ausfüllen und zurück senden.
Diesen leitet Das Lebenshaus dann direkt an das GIST-Register weiter. So konnten
innerhalb des letzten Jahres weit über 100 Fragebögen durch Das Lebenshaus an das
Register weiter gegeben werden.
Weitere Informationen finden Betroffene oder behandelnde Ärzte unter
www.gist-register.de oder der Hotline 05162-9815-6000.
Sollten Sie teilnehmen wollen oder weitere Fragen haben, können Sie sich auch
einfach an Das Lebenshaus wenden. Die Entscheidung zur Teilnahme am Deutschen
GIST-Register ist eine Entscheidung für den Fortschritt in Forschung und Therapie
der GIST.
Novartis Oncology ist die zweitstärkste Geschäftseinheit innerhalb der Novartis
Pharma GmbH. Dieser Bereich hat sich zu einem der führenden Onkologie-Spezialisten in Deutschland entwickelt. Das derzeitige Portfolio umfasst innovative
Präparate zur Therapie von Brustkrebs, GIST, Knochenmetastasen und verschiedenen Formen der Leukämie.
Präparat (Wirkstoff):
Femara® (Letrozole)
Brustkrebs in fortgeschrittenem oder
metastasiertem Stadium bei Frauen nach den
Wechseljahren.
" CML (Chronisch Myeloische Leukämie)
Glivec® (Imatinib)
" GIST (Gastrointestinale Stromatumoren)
Derzeit in Studien:
" AML (Akute Myeloische Leukämie
" Glioblastom (spez. Hirntumor)
®
Medikament gegen Übelkeit bei ChemoNavoban
(Tropisetronhydrochlorid) therapien.
Akromegalie (ein gutartiger Tumor der HirnSandostatin®
(Octreotide Acetat)
anhangsdrüse, der vermehrt und unkontrolliert
Wachstumshormon ausschüttet) und bei GEP
(Gastro-Entero-Hepatische)-Tumoren, das heißt
Tumoren, die im Bereich von Magen, Darm und
Leber angesiedelt sind.
Multiples Myelom (Tumorbefall von
Zometa®
(Zolendronic Säure)
Knochenmark und Knochen) sowie Knochenmetastasen als Folge von Prostatakrebs,
Brustkrebs, Lungenkrebs, Nierenkrebs und
anderen soliden Tumoren.
Durch erhebliche Investitionen in Forschung und Entwicklung wird auch der Ausbau der Produktpipeline und der Aufbau neuer Indikationsfelder vorangetrieben.
Ziel ist die Entwicklung und Einführung neuer, innovativer Substanzen in die
Krebstherapie, die den Patienten Perspektiven eröffnen.
Das Unternehmen stellt sich aber auch seiner weitergehenden Verantwortung. Die
Fachkreise werden durch gezielte Fortbildungsangebote und therapiebegleitende
Maßnahmen unterstützt. Zugleich werden die Patienten mit umfangreichen Informationen und Hilfen ausgestattet. Ziel ist es, eine umfassende und möglichst ganzheitliche Behandlung zu ermöglichen, bei denen Arzt und Patient eine aktive Rolle
einnehmen.
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8.
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Adresse in Deutschland:
Novartis Pharma GmbH
Bereich Novartis Oncology
Roonstraße 25
D-90425 Nürnberg
Tel.: +49 (911) 273-12873
Fax: +49 (911) 273-12996
www.novartispharma.de
www.novartisoncology.de
Anhang
In diesem Sinn widmet sich Novartis Oncology ganz besonders dem Dialog zwischen Arzt und Patient. Unter dem Titel „Mehr Dialog bei Krebs“ hat die Geschäftseinheit dieses wichtige Thema aufgegriffen und entwickelt vielfältige Aktivitäten. In
einem „Novartis Oncology Center of Competence“ werden Hilfen für Krebspatienten und deren Ärzte geplant und aufbereitet. Ein interdisziplinärer, wissenschaftlicher
Beirat unterstützt diese Initiative. Damit baut Novartis Oncology seine Kompetenz
weiter aus, setzt richtungsweisende Maßstäbe in der Onkologie und geht konsequent
seinen Weg. Die Geschäftseinheit will aktiver und attraktiver Partner von Ärzten, Patienten,Angehörigen, Selbsthilfegruppen – von Menschen sein.
Novartis Oncology ist als Geschäftseinheit - Teil der Novartis-Gruppe (AG). Die
Novartis AG (börsennotiert an der NYSE = New York Stock Exchange/USA, Börsenkennung: NVS), ist einer der weltweit führenden Konzerne im Pharmazeutischen- und im Gesundheitsverbraucher-Bereich. Im Jahre 2003 erreichte Novartis
einen Gesamtumsatz von USD 24,86 Mrd. und ein operatives Ergebnis von USD
5,89 Mrd. Die Gruppe investierte hierbei ca. USD 3,76 Mrd. in Forschung und
Entwicklung. Der Hauptsitz ist in Basel/Schweiz. Die Novartis-Gruppe beschäftigte
Ende 2003 weltweit ca. 78,500 Mitarbeiter in über 140 Ländern.
Novartis Onkologie (Österreich)
Adresse in Österreich:
Novartis Pharma GmbH
Brunner Straße 59
A-1235 Wien
Tel.: +43 (1) 866 34 202
Fax: +43 (1) 866 34 205
www.novartis.at
Die Novartis Pharma GmbH mit Sitz in Wien-Liesing, gehört zu den führenden
pharmazeutischen Unternehmen in Österreich. Die Schwerpunkte liegen in folgenden, in Business Units (BU) geführten Bereichen:
" Allgemeinmedizin
" Reife Produkte
" Krebsheilkunde
" Augenheilmittel
" Transplantation & Immunologie
Mehr als 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sorgen für den Vertrieb von Arzneimitteln, für medizinische Information und klinische Forschung. Die medizinische
Abteilung von Novartis Pharma in Österreich arbeitet im Rahmen der klinischen
Entwicklung bei der Betreuung von internationalen Studien mit. Sie ist in Österreich damit auch ein wichtiger Partner für lokale Studiengruppen.
Der Geschäftsbereich Onkologie bietet eine breite Palette an innovativen Therapien
und praktischen Lösungen, die das Leben von Krebspatienten positiv beeinflussen.
Präparate,Wirkstoffe und Therapiegebiete – siehe Novartis Oncology Deutschland.
Widmung
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8.12. Porträt: Amgen GmbH
AMGEN, das weltweit größte Biotechnologie-Unternehmen, entwickelt, produziert und vertreibt biopharmazeutische Produkte, die mit Hilfe rekombinanter
DNA-Technologie hergestellt werden. Die in Thousand Oaks im Bundesstaat Kalifornien beheimatete Firma wurde 1980 als Applied Molecular Genetics Inc. gegründet und gehört zu den Pionieren der industriellen Biotechnologie.
Bereits fünf Jahre später schaffte AMGEN als Wegbereiter der modernen Biotechnologie einen wissenschaftlichen Durchbruch: Dank der Gentechnik gelang es erstmals, ein menschliches Hormon herzustellen, das die Bildung roter Blutzellen anregt: Erythropoetin. Die Erstzulassung von Erythropoetin im Jahre 1989 krönte den
wissenschaftlichen Erfolg. Etwa zur gleichen Zeit wurde jenseits des großen Teiches
die deutsche Tochter – die AMGEN GmbH – in München gegründet.
1991 erhielt AMGEN die Zulassung für einen weiteren gentechnisch hergestellten
Blut-Wachstumsfaktor – G-CSF (Granulocyte-Colony Stimulating Factor). Mit
Hilfe von G-CSF lässt sich die Regeneration des körpereigenen Abwehrsystems
nach einer Chemotherapie oder einer Knochenmarktransplantation beschleunigen.
Mit Einführung seiner beiden Blut-Wachstumsfaktoren erzielte AMGEN einen
Durchbruch bei der Behandlung schwerer oder nicht behandelbarer Krankheiten.
Seit Juni 2001 ist ein weiteres Produkt der Firma AMGEN in Europa zugelassen.
Darbepoetin alfa ist ein völlig neuartiges, nicht natürlich vorkommendes Molekül,
das gezielt die Bildung roter Blutzellen anregt. Im Vergleich zu den bisherigen
Erythropoetinen ist die Halbwertszeit im Serum des Patienten um das dreifache
verlängert und das bedeutet weniger Injektionen für den Patienten.
AMGEN beschäftigt derzeit rund 14.000 Mitarbeiter, davon 800 in Europa und
rund 250 in Deutschland. Neben Thousand Oaks betreibt AMGEN Forschung in
Boulder (Colorado), in Toronto (Canada) sowie in Cambridge (England) und auch
in Deutschland (Regensburg). Die europäische Zentrale befindet sich im schweizerischen Luzern.
Die klinische Forschung konzentriert sich neben der Hämatologie und Onkologie
verstärkt auf die Bereiche Nephrologie, Rheumatologie, Diabetes, Endokrinologie,
Neurologie und Zelltherapie.
Adresse in Deutschland:
Amgen GmbH
Hanauer Straße 1
D-80992 München
Tel.: +49 (89) 149096 -1601
Fax: +49 (89) 149096 -2011
www.amgen.de
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8.
Anhang
8.13. GIST-Lexikon
Abdomen
Bauch, abdominal: den Bauch betreffend
Abstract
(eng.) schriftliche Zusammenfassung einer medizinischen
Präsentation wichtiger Studienergebnisse z.B. auf dem
ASCO-Meeting
Additiv
Zusätzlich, mit etwas anderem ein Ganzes bildend
Adjuvant
Die Wirkung einer Therapie zusätzlich unterstützend. z.B. eine
Art „vorsorgliche Therapie“ wie bei der Adjuvanten Glivec®Studie nach kompletter Tumorentfernung – als Prophylaxe vor
möglichem Rezidiv.
AIO
Arbeitsgemeinschaft Internistische Onkologie in der
Deutschen Krebsgesellschaft e.V.
Akut
Plötzlich auftretend, schnell verlaufend
Ambulant
Ohne Krankenhausaufenthalt
AMG 706
Forschungs-/Studienbezeichnung einer neuen Substanz der
Firma Amgen Inc. (Gehört - wie Imatinib - in die Klasse der
Target Optimized Drugs.) Vorgesehen für Studien mit unter
Glivec® (Imatinib) progredient gewordenen GIST-Patienten
ab Februar 2005.AMG 706 zielt nicht nur auf c-Kit als
Target, sondern auch auf VEGFR und PDGFR.
AMN 107
Forschungs-/Studienbezeichnung einer neuen Substanz der
Firma Novartis. (Gehört – wie Imatinib - in die Klasse der
Target Optimized Drugs.) Bisher in Phase I mit sehr guten
Ergebnissen bei Glivec® (Imatinib) resistenter CML
(Chronisch Myeloische Leukämie). Gerade hat in Berlin eine
Phase I-Studie mit AMN 107 (in Monotherapie) begonnen.
Anämie
Blutarmut. Entsteht durch einen Mangel an roten Blutkörperchen oder an rotem Blutfarbstoff (Hämoglobin)
durch zum Beispiel massiven Blutverlust (etwa wenn
ein GIST nach innen blutet)
Anamnese
Krankheitsgeschichte – umgangssprachlich auch
Befunderhebung durch Befragung des Patienten
Künstlicher Darmausgang in der Bauchwand
Anus Praeter
Widmung
79
Apoptose
Zelltod bzw. genetisch programmierter „Selbstmord“ =
Absterben der Zelle.
Applikation
Verabreichung eines Medikamentes oral (Tablette, Saft,
Pulver), rektal (Zäpfchen), parenteral (Injektion, Infusion) oder
über die Haut (Salbe, Umschlag,Wirkpflaster). Bei Injektionen
unterscheidet man: intravenös (in die Vene), intramuskulär (in
den Muskel), intrakutan (in die Haut), subkutan (in das
Unterhautfettgewebe), intraperitoneal (in die Bauchhöhle).
ASCO
(eng.) American Society of Clinical Oncology:
Amerikanische Gesellschaft der Onkologen
(ASCO-Meeting – bedeutender Jahreskongress)
Aszites
Ansammlung von Flüssigkeit im Bauchraum
ATP
Adenosintriphosphat:Wird bei fast allen energiebedürftigen
Prozessen im Körper benötigt
Benigne
Gutartig. Gegenteil = maligne = bösartig
BfArM
Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte:
Behörde, die in Deutschland über die Zulassung
(aber auch das Verbot) von Medikamenten entscheidet
Biopsie
Medizinische Untersuchung. Gewebeentnahme zur
histologischen Abklärung der Art eines Tumors
(gutartig oder bösartig).
Blutbild
Laborbefund als Ergebnis einer Blutabnahme: z.B. Messung
des Blutfarbstoffgehaltes (Hämoglobin), Zählung der roten
und weißen Blutkörperchen und Ermittlung des Verhältnisses
der weißen Blutkörperchen zueinander, sowie der
Blutplättchen.
BMS 354825
Forschungs-/Studienbezeichnung einer neuen Substanz der
Firma Bristol-Myers-Squibb. (Gehört – wie Imatinib - in die
Klasse der Target Optimized Drugs.) Bisher in Phase I mit sehr
guten Ergebnissen bei Glivec®- (Imatinib) resistenter CML
(Chronisch Myeloische Leukämie). Es gibt derzeit Überlegungen auch eine Studie für GIST-Patienten durchzuführen.
Cancer
(eng.) Krebs
80
8.
Anhang
Widmung
81
Die Behandlung von bösartigen Tumoren mit chemischen
Substanzen (Zytostatika), die die Vermehrung der Krebszellen
hemmen und zu deren Absterben führen. Bei Chemotherapie
handelt es sich um eine systemische Behandlung, d.h. sie wird
im gesamten Körper wirksam. Die Nebenwirkungen einer
Chemotherapie können die Lebensqualität der Betroffenen in
erheblichem Maße beeinträchtigen. Der Begriff Chemotherapie wurde im Jahr 1906 von Paul Ehrlich geprägt. Er entwickelte das erste echte Chemotherapeutikum gegen Syphilis.
Diagnose
Krankheitserkennung. Diagnostik = Untersuchungen die zur
Feststellung der Krankheit führen. Differentialdiagnose =
Abgrenzungsdiagnose
Diuretikum
Harntreibendes Medikament, das durch Wirkung in den
Nieren die Wasserausscheidung (den Harnfluss) steigert.
DNA
Desoxyribonukleinsäure. Das menschliche Erbgut, das
im Zellkern einer jeden Zelle gelagert wird
Chronisch
Über einen langen Zeitraum bestehend und anhaltend.
Die Mehrheit der Krebserkrankungen gehört zu den
„Chronischen Erkrankungen“.
Colon
Dickdarm
Doppelblind-Studie Weder Prüfarzt noch Patient wissen, ob der an der Studie
teilnehmende Patient die zu testende Substanz
(Vergleichspräparat oder Placebo) erhält.
Einfachblinde Studie: Der Prüfarzt weiß es…
Offene Studie: Beide wissen es…
Compliance
Therapietreue. Bereitschaft des Patienten, bei diagnostischen
und therapeutischen Maßnahmen mitzuarbeiten oder eine
verordnete Therapie auch einzuhalten.
Dosierung
Festlegung der Wirkstoffmenge pro Woche,Tag, etc.
Duodenum
Zwölffingerdarm
c-Kit
Rezeptor, auch CD117 genannt. Neben der Morphologie und
Lokalisation des Tumors stellt die positive c-Kit-Färbung des
Tumorgewebes das wichtigste Indiz für das Vorliegen eines
GIST dar. (Wird vom Pathologen anhand der Gewebeprobe
ermittelt.) Entspricht einer Typ-III-Rezeptor-Tyrosinkinase.
Die dauerhafte Aktivierung dieser Tyrosinkinase ist als direkte
Ursache für die Entstehung von GIST anzusehen.
ECPC
(eng.) European Cancer Patient Coalition:Verbund von weit
über Hundert Patientenorganisationen.Vertritt die Interessen
der europäischen Krebspatienten gegenüber den europäischen
Gesundheitsbehörden und der Politik. Ermöglicht und fördert
den praktischen Erfahrungsaustausch der europäischen
Patientenorganisationen.
Embolisation
Compassionate
Use Program
Eine Art „Notprogramm“ / Studie eines Pharmaunternehmens, um eine neue - dringend benötigte Substanz
für Patienten bereit zu stellen
Chemo-Embolisation: Einspritzen gefäßverschließender
Substanzen in Blutgefäße zur Unterbrechung der
Blutversorgung von Tumoren.
EMEA
(eng.) European Agency for the Evaluation of Medicinal
Products. Europäische Zulassungsbehörde für medizinische
Produkte. Eine EMEA-Zulassung bedeutet z.B. dass ein
Medikament in mehreren Ländern gleichzeitig zugelassen
wird
Endogen
Im Körper, im Köperinneren entstehend, von innen
kommend. Gegenteil = Exogen.Außerhalb entstehend,
von außen in den Organismus eindringend.
Gartenschlauchartiges Instrument (mit Lichtquelle) zur
Untersuchung (man spricht auch von Spiegelung) von
Organen wie z.B. Magen und Darm
Chemotherapie
Coping
Psychische Bewältigung einer Erkrankung und ihrer
Folgen. Man spricht auch von Coping-Strategien zur
Bewältigung. (Hilfe: Psychoonkologie)
CT
Computertomographie. Bildgebendes (röntgen-diagnostisches)
Verfahren, bei dem der menschliche Körper (Körperteile)
Schicht für Schicht durchstrahlt wird.
DGHO
Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie
(Schweiz = SGH, SGMO, Österreich = ÖGHO). Jedes
Jahr große Tagung. 2005 vom 1. bis 5.10. in Hannover
Endoskop
82
8.
Anhang
EORTC
(eng.) European Organization for Research and Treatment of
Cancer. Hinweis, dass es sich um eine europäische Studie handelt.
ESMO
(eng.) European Society for Medical Oncology:
Europäische Gesellschaft der Onkologen
Ethik-Kommission Gremium aus Medizinern,Theologen, Juristen, Statistikern, Pflegekräften und Laien , das z.B. an einer Klinik, an der eine Studie
durchgeführt werden soll, über die Annahme der Studie entscheidet.
Exon
Genauer betrachtet spielt bei GIST der Ort der Mutation im
c-Kit-Rezeptor eine Rolle. Der Rezeptor ist in nummerierte
Abschnitte eingeteilt – die sogenannten Exons.Am häufigsten
findet man bei GIST Mutationen in den Exons 11 oder 9,
seltener in den Exons 13 oder 17.
Widmung
83
therapien.) sogenannter Tyrosinkinase-Inhibitor oder Signaltransduktionshemmer: Unterbricht durch Blockade an einem
best.Teil der Tyrosinkinase den Informationsfluss in die Zelle
und stoppt somit das unkontrollierte Zellwachstum bei GIST.
Hämoglobin
Roter Blutfarbstoff
Hepato…
Die Leber betreffend
Heterogen
Aus verschiedenen Bestandteilen
Histologie
Feingewebliche Untersuchung.Wissenschaft u. Lehre vom
Feinbau (und der Funktion) der Körpergewebe. Histopathologie: Lehre von der krankhaften Veränderung der Gewebe
Homodimer
Paarbildung der Antennen (Teil der Rezeptor-Tyrosinkinase)
auf der Zelloberfläche, die durch den Stammzellfaktor
verbunden werden.
HPF
(eng.) High Power Fields = hoch aufgelöste Felder. Durch
eine Vergrößerungseinstellung am Mikroskop sieht der
Pathologe einen Bildausschnitt des zu untersuchenden
Präparates. Durch normierte Einstellungen und diese
Maßeinheit werden Ergebnisse so erfass- und vergleichbar.
Familiärer GIST
Vererbter GIST. Kann nur über genetischen Defekt in den
Keimzellen erfolgen. Bisher weltweit (Japan und Frankreich)
nur wenige Fälle beschrieben.
Fatigue
Besonders quälende Müdigkeit. Kommt entweder durch die
Krebserkrankung selbst oder als Nebenwirkung (und Folge)
einer Therapie.
FDA
(eng.) Food and Drug Administration:Amerikanische
Gesundheitsbehörde = Zulassungsbehörde für
medizinische Produkte in den USA
Hyperthermie
Wärmebehandlung, bei der Körperbereiche auf 42° bis 44°
erwärmt werden um Tumorzellen mit Hitze zu bekämpfen.
Gastro…
Den Magen betreffend…
HU
(eng.) Houndsfield: Maßeinheit bei CT-Untersuchungen zur
Bestimmung der Dichte von Tumorgewebe
Gastritis
Entzündung der Magenschleimhaut
Ileum
Letzter Teil des Dünndarms
Ileus
Darmverschluss = Lebensbedrohliche Unterbrechung
der Darmpassage durch Verengung oder Verlegung
Imatinib
Chemische Substanz = Wirkstoff von Glivec®
Interdisziplinär
Zusammenarbeit von Medizinern unterschiedlicher
Fachrichtungen (Chirurg, Gastroenterologe, Hämato-/
Onkologe, Pathologe, Radiologe, Psychoonkologe)
bei manchen Tumoren bzw. in bestimmten Fällen.
Institutionalisiert z.B. in sogen.Tumorboards oder
Comprehensive Cancer Centers.
Gastrointestinal
Gastrektomie
Betrifft den Verdauungstrakt: Mund, Speiseröhre, Magen,
Dünndarm und Dickdarm
Teilweise oder ganze Entfernung des Magens
Gastroskopie
Magenspiegelung – siehe auch Endoskop
Glivec®
Handelsname des Wirkstoffs Imatinib (in den USA Gleevec™)
der Firma Novartis. Orale Medikation/ Therapie bei inoperablem und/oder metastasiertem GIST. Neue Generation von
Krebsmedikamenten (gehört zur neuen Gruppe der Target
Optimized Drugs – nicht zur Gruppe der klassischen Chemo-
84
8.
Anhang
Intestinal
Zum Darm gehörend
Intraperitoneal
Vom Bauchfell umhüllt
Kardio…
Karzinom
Statistische Häufigkeit einer Erkrankung von 1.000 oder
10.000 beobachteten Personen in einem bestimmten
Zeitraum.
Das Herz betreffend
MRT/MRI
Magnetresonanztomographie/Magnetresonanzimaging,
Kernspinresonanztomographie: Bildgebendes Verfahren
Krebs – bösartige (maligne) epitheliale Geschwulst
(Deckgewebegeschwulst)
Multimorbid
An mehreren Erkrankungen leidend
Multizentrische
Studie
Eine Studie – ein Prüfplan – der mehrere Studienorte
und daher auch mehrere Prüfärzte umfasst.
Mutationen
Veränderungen des genetischen Erbgutes, spontan oder
hervorgerufen durch z.B. äußere Einflüsse (Strahlung,
Vergiftung, etc.) auf molekularer Ebene. Mutationen können
zu Änderungen oder Verlust der Funktionen von Genen
führen und damit das Verhalten von Zellen beeinflussen.
Nebenwirkungen
Side effects (eng.): Unerwünschte Begleiteffekte einer
Medikamenteneinnahme. Resultieren z.T. daher, dass andere
Zellen als die Tumorzellen (mit gleichen oder ähnlichen
Wirkmechanismen) ebenfalls durch das Medikament
beeinflusst werden.
Neoadjuvant
Therapieunterstützende präoperative Maßnahme. Bei GIST
angewendet vor der Tumorentfernung wie bei der Neoadjuvanten Glivec®- Studie, um den Tumor zu verkleinern
und damit die Entfernung des Tumors zu ermöglichen.
Nephro
Die Niere betreffend
Ödem
Wasseransammlung im Gewebe
Onkologie
Lehre von den Geschwülsten,Tumoren:Teilgebiet der inneren
Medizin, das sich, oft interdisziplinär, mit der Erforschung
(Ursachen, Entstehung etc.), Behandlung u.Therapie von
Tumorkrankheiten befasst.
Facharzt = Onkologe
Lindernd, nicht heilend (kurativ), z.B. Schmerzlinderung.,
Enzyme, die als Überträger/Botenstoffe dienen
Koloskopie
Endoskopische Untersuchung des Dickdarms
Lokalanästhesie
Örtliche Betäubung
Laparaskopie
Endoskopische Untersuchung der Bauchhöhle
(operative Öffnung = Laparotomie)
Ligand
Bindendes Molekül
Maligne
Bösartig. Gegenteil = benigne = gutartig. Bösartige Tumoren
respektieren – im Gegensatz zu gutartigen – nicht die
natürlichen Gewebegrenzen, sondern wachsen entweder
infiltrierend und / oder zerstörend in andere Gewebe ein und
können Absiedelungen (Metastasen) in anderen Körperregionen/Organen bilden.
Mitosen
Monitoring
85
Morbidität
Kinasen
Metastasen
Widmung
Absiedelungen (Tochterzellen) eines Tumors, die sich in
anderen Köperregionen wie Bauchraum oder in anderen
Organen ansiedeln. Bei GIST findet man am häufigsten
Metastasen in der Leber.
Sich gerade teilende Zellen im Wachstums- und
Zellerneuerungsprozess. Der Mitose-Index ist der Wert für die
Zellteilungsgeschwindigkeit und somit auch für
das Tumorwachstum.
(eng.) Überwachung. Permanente Nachsorgekontrolle
von Tumorpatienten. Sollte bei GIST/Glivec® idealerweise
alle drei Monate erfolgen - mindestens mit Gespräch, Laborwerten, Ultraschall und CT oder PET.Auch bei Operation/
Resektion des GIST (ohne medikamentöse) Therapie sollte
das Monitoring zeitnah erfolgen – aufgrund der Möglichkeit
eines Rezidives oder der Metastasenbildung.
Palliativ
86
8.
Anhang
Pathologie
Lehre von den Krankheiten, d.h. die Erforschung der
Gesetzmäßigkeiten krankhaften Geschehens.
Path.Anatomie = Gewebe- /Organ- Veränderungen
Path. Histologie = Feingewebliche Veränderungen
Path. Physiologie = Veränderung von Organfunktionen
Facharzt = Pathologe
Widmung
87
Randomisierung
Zuteilung von Patienten in einer Studie auf verschiedene
Therapieverfahren nach dem Zufallsprinzip
Reklassifizierung
Erneute (u. U. Jahre später erfolgende) Untersuchung von
Tumorgewebe mit der Perspektive zu einer anderen Diagnose
zu gelangen. Bsp. GIST-Reklassifikation. In Skandinavien und
Deutschland: Ca. 30% von 100 reklassifizierten Sarkomen
waren GIST.
Pathogenese
Entstehung, Entwicklung einer Krankheit
Pädiatrie
Kinderheilkunde. Bei GIST: Pediatric GIST (eng.) Bei GISTPatienten liegt das mittlere Alter bei ca. 60 Jahren. Es gibt
allerdings auch Fälle von GIST im Kindesalter. Der jüngste in
der Literatur beschriebene Patient war 3 Monate alt. Der
jüngste uns bekannte Patient (in USA) ist 8 Jahre alt – die
Life Raft Group hat bisher weltweit 18 Fälle registriert.
Rektum
Mastdarm. Rektal = vom Mastdarm ausgehend, auf den
Mastdarm bezogen
Remission
Vorübergehende Reduzierung oder sogar vorübergehendes
Verschwinden der Symptome der Krebserkrankung, jedoch
ohne Erreichung einer Heilung.
(eng.) Platelet Derived Growth Factor Receptor Alpha
und Beta
Resektion
Tumorentfernung
Resistenz
Unempfindlichkeit (gegenüber einem Wirkstoff)
Rezidiv
Insbesondere bei spät entdeckten Krebsarten kann es vorkommen, dass nach der Erstbehandlung des Krebses im Laufe der
Zeit ein Rückfall = Rezidiv auftritt. Das Rezidiv kann am
Ort des Ersttumors entstehen (Lokalrezidiv) oder als
Absiedelungen in anderen Organen = Metastasen oder
Tochtergeschwülste
Sarkom
Bösartiger Bindegewebs-/Weichteiltumor. GIST gehören zur
Gruppe der Sarkome.
Solide Tumoren
Tumoren aus festen Geweben (im Gegensatz zu bösartigen
Erkrankungen des Blutbildenden System, wie z.B.
Leukämien).
Stammzellfaktor
Botenstoff
Stationär
Im Krankenhaus / auf Stationsaufenthalt bezogen
STI 571
Forschungs-/Studienbezeichnung des Medikamentes Glivec®
in der frühen Entwicklungsphase
SU 11248
Forschungs-/Studienbezeichnung einer neuen Substanz der
Firma Pfizer (früher Pharmacia bzw. Sugen). (Gehört – wie
Glivec® (Imatinib) - in die Klasse der Target Optimized
PDGFR A + B
Perforation
Eröffnung einer geschlossenen Körperhöhle, entweder
spontan (durch Nekrose, Entzündung) oder traumatisch.
Peritoneum
Bauchfell. Schleimhaut, die alle Bauchorgane umschließt und
die Bauchhöhle auskleidet.
PET
Positronen-Emissions-Tomographie: Bildgebungsverfahren mit
der die Stoffwechselaktivität von Tumorgewebe nachgewiesen
werden kann.Wird bei GIST primär eingesetzt zum Wirksamkeitsnachweis und beim Monitoring einer Therapie, aber auch
zur Lokalisation und zur Beurteilung der Ausbreitung des
Tumors.
Placebo
Scheinmedikament (harmloses Pulver - kein Wirkstoff)
Plasmaspiegel
Konzentrationswert, in dem ein Medikament/Wirkstoff im
Körper/Blut vorhanden ist
Primärtumor
Ausgangsgeschwulst/-tumor
Präparat
Progression
Gewebeprobe, die zur Untersuchung an den Pathologen
gegeben wird
Fortschreiten der Erkrankung – der Tumor des Patienten oder
der Verlauf ist progredient. Progress kann lokal (also örtlich)
oder systemisch (ganzheitlich) auftreten.
88
8.
Anhang
Drugs.) Vorgesehen für ein Compassionate Use Program für
unter Glivec® (Imatinib) progrediente GIST-Patienten im
Frühjahr 2005. SU 11248 zielt nicht nur auf c-Kit als Target,
sondern auch auf VEGFR, PDGFR und FLT3.
Supportiv
Unterstützend, begleitend (z.B. supportive Therapien)
Therapie
Heilbehandlung. Eine Erkrankung ist therapierefraktär, wenn
sie auf die Therapie nicht anspricht.
Toxizität
Giftigkeit, Gifthaltigkeit einer Substanz
Tumor
Jede umschriebene Geschwulst (sowohl gutartig als auch
bösartig).Tumorlokalisation = Ort bzw. Entstehung eines
Tumors.
Tyrosinkinasen
Enzyme bzw. Biokatalysatoren, die wie Antennen an der
Außenseite der Zellmembran sitzen und wie Schalter
fungieren: Sie werden durch Botenstoffe aktiviert und leiten
ihrerseits Signale in den Zellkern weiter (Signaltransduktion).
Wechselwirkungen Auch Interaktivität. Gegenseitige Beeinflussung von
Medikamenten in ihrer Wirkung. So kann der Plasmaspiegel
eines Medikamentes durch die Interaktivität erhöht oder
gesenkt werden oder ein Medikament den Spiegel anderer
Medikamente erhöhen oder senken.
Wild type
(eng.) = wilder Typus. GIST ohne feststellbare Veränderung
an einem Exon
Zytostatika
Die in der Behandlung von Krebserkrankungen eingesetzten
Chemotherapeutika hemmen die Vermehrung der Tumorzellen.
Sie werden deshalb Zytostatika (griech. kytos = Zelle; statikos
= zum Stehen bringend) genannt. In Abhängigkeit von ihrem
jeweiligen Angriffspunkt bzw.Wirkmechanismus werden
Zytostatika in verschiedene Gruppen unterteilt.
Widmung
8.14. Das Lebenshaus e.V.
„Denn niemand ist allein mit GIST…“
Von A wie Allergie bis Z wie Zwangsstörungen: Mittlerweile gibt es viele Probleme
oder Erkrankungen, zu denen sich in Deutschland, Österreich und der Schweiz
Selbsthilfegruppen oder Patientenorganisationen gebildet haben. Selbsthilfegruppen
werden nicht offiziell registriert oder gezählt – doch schätzt man im deutschsprachigen Raum bereits weit über 100.000 Selbsthilfegruppen und Patientenorganisationen mit ca. vier bis fünf Millionen Mitgliedern.Viele Experten mutmaßen: Ohne
Patientenselbsthilfe wäre unser Gesundheitssystem bereits kollabiert. Denn dort wird
oft wichtige Informations-,Aufklärungs- und Betreuungsarbeit geleistet, die in Kliniken und Praxen nicht mehr durchgeführt wird. Nicht, weil man das dort nicht
wollte, sondern weil der medizinische Alltag, die Gesundheitsreform,Verwaltungsberge, Überstunden, sowie Zeit- und Wirtschaftsdruck dies kaum mehr zulassen. So
dauert das durchschnittliche Arzt-Patienten-Gespräch in Deutschland statistisch derzeit nur noch etwas über 7 Minuten.
Das Lebenshaus e.V. ist seit Juni 2003 die Gemeinschaft für Patienten mit der Krebserkrankung GIST und deren Begleiter (Angehörige). Der Verein ist als Non-Profit
Selbsthilfeorganisation mit einer stetig steigenden Zahl regionaler Gruppen in
Deutschland, der Schweiz und Österreich tätig. In Kooperation mit der GIST-Organisation The Life Raft Group/USA (www.liferaftgroup.org), erfahrenen medizinischen GIST-Experten und der forschenden Pharmaindustrie informiert und betreut
Das Lebenshaus bereits mehrere Hundert GIST-Betroffene. Die GIST-Patientenorganisation gibt Antworten und nimmt gemeinsam mit Betroffenen den Kampf
gegen GIST auf.
Das Lebenshaus setzt sich für eine Gesellschaft ein, in der
" weniger Menschen an den Folgen von GIST leiden,
" Betroffene in allen Phasen der Erkrankung Zuwendung und Hilfe erfahren,
" möglichst viele Patienten und ihre Begleiter (Angehörige) – trotz GIST – ein
lebenswertes Leben führen können.
Hauptaufgaben des Lebenshauses sind somit die Bereiche: Information,Austausch,
Lebensqualität, Hilfe für Patienten, Kooperation mit GIST-Medizinern, Klinische
Studien und Interessenvertretung.
GIST-Wissen, neue Diagnose, Zweitmeinung,Therapieoption, Nebenwirkungsmanagement, neue klinische Studien und vieles mehr: In seiner täglichen Arbeit hat
der Verein bereits viel erreicht: Etlichen Betroffenen konnte durch Aufklärung, Unterstützung oder z.B. der Vermittlung eines GIST-erfahrenen Mediziners konkret
geholfen werden. Doch immer wieder zeigt sich in der Praxis aber auch - wie viel
noch zu tun ist.
89
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8.
Anhang
" Durch die Seltenheit der Erkrankung bedingt, ist das Wissen über GIST bei vielen Medizinern noch immer begrenzt. Nicht selten wird ein Patient „dahin
therapiert“, bis er in die Obhut eines GIST-erfahrenen Arztes gelangt.
" Auch bzgl. der richtigen Dosierung der bisher gut wirksamen Imatinib-Therapie und dem Fortschreiten der Erkrankung (Progress) bestehen teilweise noch
Informationsdefizite bei den Ärzten.
" Kontrolluntersuchungen werden nach Operationen oder während der medikamentösen Therapie nur unzureichend durchgeführt. So entlässt man Patienten
nach der Operation als „geheilt“ oder verordnet das notwendige CT in Phasen
bis zu 12 Monaten – obwohl eine 3-monatige Kontrolle angezeigt wäre.
Dies sind nur drei Beispiele vieler Themen, mit denen GIST-Betroffenen konfrontiert werden und die mit Hilfe des Vereines gelöst werden.
Das Lebenshaus gründet – gemeinsam mit GIST-erfahrenen Medizinern regionale
GIST-Selbsthilfegruppen. In einer solchen Gruppe haben GIST-Patienten und ihre
Familien die Möglichkeit, sich gerade in der Region mit andere Betroffenen zu
treffen, sich auszutauschen und sich regelmäßig über den neuesten Stand der Medizin und anderer krankheitsrelevanter Themen wie z.B. Psychoonkologie zu informieren. Ganz nach unserer Devise: „Denn niemand ist allein mit GIST…“ Patientenkontakte koordinieren die Gruppen vor Ort und stellen ein wichtiges
„Bindeglied“ zwischen den regionalen Gruppen und der Vereinszentrale des Lebenshauses (Mitarbeiter und Vorstand) dar.
Die derzeitigen Aktivitäten des Lebenshauses lassen sich in vier große Bereiche gliedern – ausgehend vom einzelnen Patienten bis hin zu weltweiten Maßnahmen
(Auszug):
INDIVIDUELL
" Persönliche und telefonische Betreuung von Patienten und Angehörigen
" Seit 1.9.2005 = Pilot: Psychoonkologische Hotline für LH-Mitglieder
" In Planung:Tele-Treff = Mtl.Telefonkonferenz für LH-Mitglieder
REGIONAL
" Gründung und Unterstützung von 9 bestehenden und bis Ende des Jahres 2005
8 – 11 weiteren reg. GIST-Selbsthilfegruppen (D,AUT, CH)
" Betreuung/Ausbildung der regionalen Leiter = Patientenkontakte
" Präsenz auf regionalen Patiententagen und GIST-Fortbildungen
" Identifikation von weiteren Patienten und Medizinern mit GIST-Erfahrung
" 2005 – Laufende Vortragsreihe in den Gruppen zum Thema Psychoonkologie
Widmung
NATIONAL
" Jährliches großes GIST-Forum für Betroffene
2005: 3. GIST-Forum am 23./24. September in Bad Soden am Taunus.
" Zwei LH-Magazine pro Jahr - Auflage je 6.000 Ex.
" GIST-Infobrief INFORM an Betroffene und Ärzte (Start August 2005)
" Internet-Auftritt www.daslebenshaus.org
" Info-Material:
* 1. GIST-Patientenratgeber
* GIST-Patientenpass (deu./eng./frz.)
* Diagnose-/Therapie-/Nachsorge-Guidelines
* Persönliche Beratungsangebote für LH-Mitglieder
* Adressen Mediziner mit GIST-Erfahrung
" Identifizierung von REHA-Kliniken mit GIST-Erfahrung
" Unterstützung von klinischen Studien im deutschsprachigen Raum
" Aufklärungsmaterialien für den Erst-Einsatz bei Ärzten
" Zusammenarbeit mit dem deutschen GIST-Register www.gist-register.de
" Präsenz des LH auf verschiedenen Krebs-Kongressen
" Presse-/Medienarbeit
INTERNATIONAL
" Enge Kooperation Life Raft Group, der US-GIST-Patientenorganisation
" Mitglied ECPC (Europ. Cancer Patient Coalition) www.ecpc-online.org
" Seit Juni 2005:Aufbau des „Global GIST-Network“ (www.globalgist.net)
zur Unterstützung anderer Länder beim Aufbau ihrer GIST-Gruppen
und zur starken weltweiten Zusammenarbeit
" Internationales Mail-System für 10 europäische Länder
Die Initiatoren und „Macher“ des Lebenshauses wissen: Es gibt noch viel zu tun –
für die GIST-Betroffenen im deutschsprachigen Raum – aber auch weltweit.Vorstand, Mitarbeiter, reg. Patientenkontakte, engagierte Patienten und Nicht-Patienten, medizinische GIST-Experten und Pharma-Vertreter setzen sich weiterhin gemeinsam engagiert dafür ein, dass GIST-Betroffene in allen Phasen der Erkrankung
Zuwendung und Hilfe erfahren und trotz GIST – ein lebenswertes Leben führen
können.
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8.
Anhang
93
Das Lebenshaus e.V. – GIST-Patientenorganisation
Status:
Finanzierung:
Spendenkonto:
Betreute
GIST-Patienten:
Organe:
Gemeinnütziger Verein, gegründet am 24. Juni 2003
(14 Gründungsmitglieder), eingetragen unter VR 1152
im Vereinsregister des Amtsgerichts Friedberg/Hessen
Durch Mitgliedschaft (30,– Euro pro Jahr), Privat- und
Firmenspenden (abzugsfähig), Sponsoring der Firmen
Novartis,Amgen und Pfizer sowie Benefizaktivitäten.
Dresdner Bank Bad Nauheim
BLZ: 513 800 40 - Konto: 1 305 207 00
Ca. 350 GIST-Betroffene (Stand Juli 2005)
Vorstand (vier GIST-Betroffene, ehrenamtlich)
Mitgliederversammlung (einmal pro Jahr)
Vereinssprecher
Betreuerin der regionalen Selbsthilfegruppen
Patientenkontakte (Ltr. der reg. SHG)
Medizinisch-wissenschaftlicher Beirat
Regionale
Gegründet: Schweiz, Innsbruck, München, Nürnberg,
Selbsthilfegruppen: Tübingen, Mannheim, Rhein-Main, Rhein-Ruhr, Berlin,
Köln-Bonn, Hamburg, Lübeck, Hannover.
Geplant:Wien, Graz, Ostbayern, Saarbrücken, Ludwigshafen,
Magdeburg, Halle/Leipzig, Göttingen, frz. Schweiz.
Gründung weiterer reg. GIST-SHG möglich.
Medizinische
GIST-Experten
Dr. Peter Reichardt, Charite/Berlin
Prof. Serge Leyvraz MD, CHUV/Lausanne
Kontakt:
Das Lebenshaus e.V.
Gemeinschaft zur Unterstützung von Betroffenen
mit GIST in Deutschland, Österreich und der Schweiz
Frankfurter Strasse 16
D-61203 Reichelsheim
Tel.: +49 6032-93420
Fax: +49 6035-189616
Mobil: +49 171-4700919
[email protected]
www.daslebenshaus.org
Dr. Ulrich Schnorf
GIST-Selbsthilfegruppe Schweiz
Sterenweg 7
CH-6300 Zug
Tel.: +41 (41) 7108058
Fax: +41 (41) 7108078
[email protected]
Das Lebenshaus e.V. – Medizinisch-wissenschaftlicher Beirat
ONKOLOGIE
Herr Dr. med. Peter Reichardt
(Vorsitzender des Beirates)
Charité – Universitätsmedizin Berlin
Tel. +49 (30) 9417-1203
[email protected]
Berlin
Herr Prof. Dr. med. Hans-Jochen Schütte
Marien-Hospital Düsseldorf
Tel. +49 (211) 4400-2501
[email protected]
Düsseldorf
Herr Dr. med. Marcus Schlemmer
Klinikum Großhadern - Medizinische Klinik III
Tel. +49 (89) 7095-7777
[email protected]
München
CHIRURGIE
Herr Prof. Dr. med. Peter Hohenberger
Chirurgische Univ.-Klinik
Tel. +49 (621) 383-2609
[email protected]
Herr PD Dr. med. Claus Langer
Universitätsklinikum Göttingen Allgemeinchirurgie
Tel. +49 (551) 39-9755
[email protected]
PATHOLOGE
Frau PD Dr. med. Eva Wardelmann
Universitätsklinikum Bonn - Institut für Pathologie
Tel. +49 (228) 287-5353
[email protected]
RADIOLOGIE
Herr Dr. med. Gerald Antoch
Institut für Radiologie - Universitätsklinikum Essen
Tel. +49 (201) 723-1528
[email protected]
Mannheim
Göttingen
Bonn
Essen
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8.
Anhang
NIEDERGELASSENE ONKOLOGEN
Herr PD Dr. med. Gernot Seipelt
Onkologische Schwerpunktpraxis und Tagesklinik
Tel: +49 (6196) 65 76 60
[email protected]
Dr. med. Dirk Pott, Dr. med. Christian Tirier
Hämatologie und internistische Onkologie
Tel.: +49 (2041) 70 95 90,
[email protected]
PATIENTENVERTRETER
Dr. Ulrich Schnorf
Patientenkontakt der GIST-SHG Schweiz
Tel.: +41 (41) 710 80 58
[email protected]
Stefanie Peyk
Redakteurin Das LH INFORM-Infobrief
Tel.: +49 (711) 4 60 08 01
[email protected]
Markus Wartenberg
Vereinssprecher des Lebenshauses
Tel.: +49 (60 33) 92 44 49
[email protected]
Danksagung
Bad Soden
Bottrop
Zug (Schweiz)
Vorstand und Autoren danken im Namen des Vereines
und aller GIST-Betroffenen den Firmen
Novartis Oncology Deutschland - www.novartispharma.de
Novartis Oncology Österreich - www.novartispharma.at
für die finanzielle Unterstützung dieses Projektes.
Beide Firmen haben in den letzten zwei Jahren durch
" eine Anschubfinanzierung vor der Gründung,
" die Finanzierung von Kooperationsprojekten,
" umfangreiches medizinisches Wissen,
" und den Kontakt zu wichtigen GIST-Experten
den Start dieser Patientengemeinschaft überhaupt erst ermöglicht haben.Weiterhin setzt
Novartis Oncology - auf unsere Empfehlung hin und mit den Erfahrungen der GISTPatienten immer wieder wichtige Maßnahmen für Betroffene und Mediziner um.
Stuttgart
Grundsätze für Kooperationsprojekte
Bad Nauheim
Das LH ist eine gemeinnütziger Non-Profit Verein - ohne Einflussnahme Dritter.
Das heißt:Alle Kooperationsprojekte z.B. mit Pharmaunternehmen werden vom
Verein konzipiert, ausgearbeitet, eingehend geprüft, verhandelt und ohne Einflussnahme der Unternehmen durchgeführt.
" Im Fokus stehen immer die Interessen und Bedürfnisse der GIST- Patientengemeinschaft in punkto Information,Austausch, Lebensqualität und der Unterstützung von GIST-Betroffenen oder GIST-erfahrenen Medizinern.
" Alle Informations-, Kommunikations- und Weiterbildungsmaßnahmen haben
keinerlei Umsatz- oder Absatzbezug.
" Kooperationsprojekte werden immer nach den Faktoren: Ziele,Transparenz,
Dokumentation und Datenschutz durchgeführt.
" Zu jeder Zeit eines Projektes ist der Datenschutz gewährleistet. Das heißt:
Es erfolgt keinerlei Weitergabe von Patientenadressen/-daten ohne deren ausdrückliche Zustimmung. Sonstige Patienteninformationen (z.B. bei Erhebungen,
Befragungen,Versorgungsanalysen, etc.) werden nur in Form von zusammenfassenden Statistiken oder anonymisierten Ergebnisprofilen weitergeben oder
veröffentlicht.
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Sämtliche Rechte vorbehalten insbesondere Vervielfältigung,
Veröffentlichung (auch auszugsweise), Verbreitung, Übersetzung
– nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Patientenorganisation
Das Lebenshaus e.V.
Disclaimer
Dieser Patientenratgeber ist ein kostenloses Informationsangebot des Vereines Das
Lebenshaus e.V. - der Gemeinschaft zur Unterstützung von Betroffenen mit GIST.
Er dient der umfassenden Information von GIST-Patienten und deren Begleitern
(Angehörige). Die beiden Autoren verfolgen mit der Veröffentlichung keine kommerziellen Ziele.
Die Informationen in diesem Patientenratgeber dürfen auf keinen Fall als Ersatz für
die individuelle Beratung oder Behandlung durch onkologisch ausgebildete
Fachärzte angesehen werden. Der Inhalt kann und darf nicht verwendet werden, um
eigenständig Diagnosen zu stellen oder Behandlungen zu beginnen.
Der Einfachheit halber wurde im Text immer die männliche Form verwendet. Es ist
selbstverständlich, dass die weibliche Form gleichberechtigt ist.
Wir haben versucht, den Patientenratgeber mit größtmöglicher Sorgfalt zu erstellen
- dennoch sind Irrtümer und Änderungen möglich. Das ist menschlich! Hierfür
übernehmen Verein,Autoren und Gestalter keine Haftung. Sollten Sie Irrtümer und
Änderungen finden, bitte machen Sie die Autoren unmittelbar darauf aufmerksam.
Vielen Dank! e-Mail: [email protected]
Quellen
Die vorliegende Broschüre entstand mit Hilfe sehr unterschiedlicher Quellen.
Unser Dank gilt besonders den nachfolgenden GIST-erfahrenen Medizinern, die
uns durch Gespräche,Veröffentlichungen, Präsentationen, Fotomaterial und Abbildungsvorlagen direkt oder indirekt unterstützt haben:
Dres. med. D. Pink und T. Lindner – Robert-Rössle-Klinik, Berlin-Buch
Prof. Dr. med. H.-J. Schütte - Marien-Hospital Düsseldorf
Prof. Dr. med. P. Hohenberger - Chirurgische Univ.-Klinik Mannheim
Dr. med. M. Schlemmer - Klinikum der Universität München-Großhadern
Prof. Dr. med. C.-T. Germer - Klinikum Nürnberg Nord
Frau PD Dr. med. E.Wardelmann - Universitätsklinikum Bonn
Dr. J. Brauburger, Dr. M. Böhler – Novartis Oncology, Nürnberg
Dr. U. Fraass – Amgen GmbH, München
Weiterhin danken wir für diverse ergänzende Textbeiträge:
Karin Burger – Redakteurin „Das Lebenshaus Magazin“
Andrea Schumann – Betreuerin der regionalen GIST-Selbsthilfegruppen
Danke auch an Herbert Thum und Rainer Wittner vom Team
„Viskon Kommunikation & Design“
www.viskon.de
[email protected]
für Grafikdesign, Satz und Illustration dieses Patientenratgebers.
Rückenbreite nach Anforderung einstellen
Patientenratgeber
Markus Wartenberg
Peter Reichardt
Gastrointestinale Stromatumoren
Markus Wartenberg (42) ist seit Juni 2003 Vereinssprecher und Manager der Patientenorganisation Das Lebenshaus e.V. Berufen vom Vorstand des Lebenshauses - konzipiert, organisiert
und realisiert er zusammen mit einem Team von GIST-Betroffenen, freien Mitarbeitern und
erfahrenen GIST-Medizinern alle Maßnahmen und Aktivitäten des gemeinnützigen Vereins.
Nach seiner Ausbildung zum Industriekaufmann, absolvierte er ein Studium für Marketing und
Kommunikation in Frankfurt. Er arbeitete in verschiedenen Kommunikations- und PR-Agenturen
bundesweit als Berater und Kreativ-Direktor für nationale und internationale Marken. 1993
gründete er seine eigene Agentur „consens“ mit dem Schwerpunkt Medizin- und Gesundheitskommunikation. Nach zehn Jahren verließ er 2003 die Agentur und ist heute als freier
Berater, Konzeptioner und Texter für Gesundheits- und Patientenkommunikation tätig.
Patientenratgeber GIST
GIST (Gastrointestinale Stromatumoren) sind Weichgewebstumoren (Sarkome) im MagenDarm-Trakt, die erst seit wenigen Jahren diagnostiziert werden können. Die Neuerkrankungsrate
beträgt ca. 15 bis 20 je einer Mio. Einwohner, das mittlere Alter bei Erkrankungsbeginn liegt
zwischen 55 und 65 Jahren. Die meisten GIST entstehen im Magen und Dünndarm. Etwa die
Hälfte der Patienten mit Neudiagnose weisen bereits Metastasen (Tochtergeschwülste) auf,
meist in der Leber und am Bauchfell. Die durchgeführten Gewebeuntersuchungen bei GIST,
erlauben eine Abgrenzung zu anderen Sarkomen, wenn eine Positivität für CD 117 (c-KitRezeptor) vorliegt. Vor Therapieentscheidung muss das genaue Stadium der Erkrankung
ermittelt werden, um interdisziplinär (im Spezialisten-Team) die beste Therapie für den Patienten
festzulegen. Operable Tumoren sollten chirurgisch entfernt werden. Bei Inoperabilität oder
Metastasierung ist die orale Therapie (Tabletten) mit Glivec® (Wirkstoff Imatinib-mesylat)
400mg/Tag (Mindestdosis) heute Standard. Die Therapie mit diesem Tyrosinkinase-Inhibitor,
ist eine ganz gezielte Therapie für Kit-positive GIST. Die Fragen der neoadjuvanten und
adjuvanten Therapien mit Glivec® (Therapien vor oder nach einer Operation) werden derzeit
im Rahmen klinischer Studien geklärt. Patienten mit progredienter (fortschreitender) Erkrankung
unter Glivec® sollen in bereits laufenden und künftigen Studien mit neuen Therapiekonzepten
behandelt werden.
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Dr. med. Peter Reichardt (47) gilt weltweit als einer der führenden GIST-Experten. Er absolvierte
seine Ausbildung in Innerer Medizin und Hämatologie/Onkologie in Heidelberg sowie am
M. D. Anderson Cancer Center in Houston/Texas und ist heute Oberarzt an der Medizinischen
Klinik m. S. Hämatologie/Onkologie der Charité in Berlin. Dr. Reichardt ist Mitglied internationaler
und nationaler Organisationen wie z.B. ASCO, ESMO, EORTC, Deutsche Krebsgesellschaft, AIO,
DGHO u. a. Bei seinen Publikationen liegen die Schwerpunkte auf den Gastrointestinalen
Tumoren und den Weichteilsarkomen. Er ist Sprecher des deutschen GIST-Registers und Vorsitzender
des medizinisch-wissenschaftlichen Beirates des Lebenshauses. Unter seiner Leitung werden
derzeit mehrere neue Substanzen zur GIST-Therapie in klinischen Studien untersucht. Damit ist
Berlin europaweit eines der wichtigsten Zentren in der klinischen GIST-Forschung.
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GIST
Gastrointestinale Stromatumoren
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