Glutamin Dipeptid Supplementation in der enteralen Ernährung

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Aus der Klinik für Chirurgie
des St. Josef Hospital Bochum
Universitätsklinik
der
Ruhr-Universität-Bochum
Direktor: Prof. Dr. med. V. Zumtobel
Glutamin Dipeptid Supplementation in der enteralen Ernährung: Effekt enteraler
bzw. parenteraler Zufuhr auf zelluläre und humorale Immunparameter.
Inaugural-Dissertation
zur
Erlangung des Doktorgrades der Medizin
einer
Hohen Medizinischen Fakultät
der Ruhr -Universität Bochum
Vorgelegt von
Lars Schäfer
aus Bochum (Geburtsort)
2003
Dekan: Prof. Dr. G. Muhr
Referent: Priv. Doz. Dr. M. Senkal
Koreferent: Prof. Dr. B. May
Tag der mündlichen Prüfung: 29.07.2003
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung…………………………………………………………………………….1
1.1 Perioperative Immunantwort
1.2. Postoperative Immunonutrition
1.2.1 Immunmodulation durch Nährsubstrate
1.2.1.1 Glutamin zur Immunmodulation
2 Zielsetzung.......................................................................................................17
3 Material und Methoden……………………………………………………………..18
3.1 Patienten
3.1.1 Einschlusskriterien
3.1.2 Ausschlusskriterien
3.2. Behandlungsregime
3.2.1. Glutamin parenteral
3.2.2. Glutamin enteral
3.3. Zielparameter
3.4. Messverfahren
3.5. Statistische Methoden
4 Resultate………………………………………………………………………….….27
4.1 Patientencharakteristika
4.2 Ernährungsdaten
4.3 Laborchemische Parameter im Blut
4.4 T-Lymphozyten Subsets
4.5 Immunglobuline
4.6 Zytokine
5 Diskussion........................................................................................................47
5.1 Glutamin und zelluläre Immunparameter
5.2 Glutamin und Serum-Immunglobuline
5.3 Glutamin und Serum Zytokine IL-2, IL-6 und TNF-α
6 Zusammenfassung und Anregungen.…….......................................................57
7 Literaturverzeichnis……………………...………………………………...……..…59
Abkürzungen
Ala-Gln
Alanylglutamin
AS
Aminosäure
BMI
Body Mass Index
CD
Cluster of Differentiation
DNS
Desoxyribonukleinsäure
FNKJ
Feinnadelkatheterjejunostomie
GH
Growth Hormone
Gln
Glutamin
GSH
Glutathion
Ig
Immunglobulin
IL
Interleukin
Li
Lithium
MHC
Major Histocompatibility Complex
ml
Milliliter
µl
Mikroliter = 1*10-6 l
MRSA
Methicillin
(Vancomycin)
Resistenter Staphylokokkus Aureus
N
Stickstoff
nm
Nanometer = 1*10-9 m
pg
Picogramm = 1*10-12 g
RNS
Ribonukleinsäure
TCGF
T-Cell-Growth-Factor
TEN
totale enterale Ernährung
TNF
Tumor Nekrose Faktor
TPN
totale parenterale Ernährung
Seite 1
1.
Einleitung
Die charakteristische Funktion des Immunsystems ist die, die Integrität des
Körpers als abgeschlossenes System gegen fakultativ pathogene Einflüsse von
außen und innen zu bewahren. Diese Fähigkeit beruht auf zwei Grundprinzipien,
die einander zu einer komplexen aber spezifischen Abwehrreaktion ergänzen.
Zelluläre und humorale Mechanismen ermöglichen es, zwischen in der
Entwicklung als „Selbst“ erlernten und fremden Strukturen, zu differenzieren.
Die MHC-Moleküle sind der wesentliche Bestandteil der zellulären
Immunerkennung. Jede Zelle des Körpers bekundet über MHC-Moleküle ihre
Unversehrtheit und ihre Zugehörigkeit zum selben System.
Die enge Interaktion antigenpräsentierender und
regulierender
und
phagozytierender
Zellen
und
-erkennender sowie
deren
Syntheseprodukte
ermöglicht sowohl eine fein abgestimmte als auch umfassende Abwehrreaktion.
Als interzelluläre Überträgerstoffe wurden mit den Zytokinen Proteine identifiziert,
die pleiotrope Funktionen erfüllen und neben der direkten Kommunikation der
Abwehrzellen auch systemische Wirkungen wie die Synthese von Akut-PhaseProteinen steuern4 .
Im Unterschied zu den Hormonen werden die Zytokine von verschiedenen
Zelltypen synthetisiert, haben zahlreiche Zielzellen und wirken bevorzugt paraund autokrin5.
Eines der ersten beschriebenen Interleukine ist das IL -1, welches eine
entscheidende Rolle bei der Auslösung einer Immunreaktion spielt. Wie bereits
Seite 2
oben erwähnt, ist einer der ersten Schritte die Aufnahme und Präsentation von
antigenem Material durch antigenpräsentierende Zellen. Die Ausschüttung von IL1 ist neben dem Kontakt von MHC-II-Molekül und T-Zell-Rezeptor ein Faktor, der
den kontaktierten T-Helfer-Lymphozyten zur Proliferation stimuliert und so eine
umschriebene und gerichtete Abwehrreaktion einleitet. Die aktivierten T-HelferZellen stimulieren ihrerseits zytotoxische T-Zellen und B-Lymphozyten über
Sekretion weiterer Interleukine. Beim IL -1 wird besonders deutlich, dass sich das
Wirkungsspektrum eines Zytokins nicht auf eine Funktion beschränken lässt.
Neben den Lymphozyten regt es auch Hepatozyte n zur gesteigerten
Synthese von Akute -Phase-Proteinen an, aktiviert Makrophagen, löst Fieber und
Abgeschlagenheit im ZNS aus, steigert die Adhäsion von Leukozyten am
Endothel, stimuliert Fibroblasten und Osteoklasten, wodurch eine umfassende
Immunreaktion
gegen
den
pathogenen
Einfluss
aufgebaut
wird.
Neben
verschiedenen Effektorzellen konnte mit der Zeit auch nachgewiesen werden,
dass nicht nur Makrophagen, sondern ebenfalls Endothel-, Epithelzellen, BLymphozyten, Fibroblasten, Gliazellen und andere IL -1
sezernieren. Die
unterschiedlichen Affektoren und Effektoren heben einmal mehr die Komplexität
der abgestimmten immunen Reaktion hervor.
Der TNF-α ist dem IL-1 sowohl strukturell als auch funktionell in weiten
Bereichen ähnlich. Der Name dieses Zytokins rührt von der Tatsache, dass unter
seinem Einfluss eine erhöhte Nekroserate bei Tumorzellen beobachtet wurde.
Frühe Hoffnungen auf einen bedeutenden therapeutischen Nutzen wurden jedoch
durch seine weitreichenden zusätzlichen Funktionen enttäuscht.
Der hauptsächlich von Makrophagen, aber auch von Lymphozyten
sezernierte Faktor aktiviert NK-, K-Zellen, Makrophagen und Granulozyten, sorgt
für eine Erhöhung der MHC-Molekül-Dichte auf den Zelloberflächen, fördert
ebenfalls die Akut-Phase-Protein Synthese, wirkt als endogenes Pyrogen und
stimuliert
die
Freisetzung
von
Hypophysenhormonen.
Neben
der
immunstimulatorischen Komponente geht von ihm durch gesteigerte Koagulabilität
des Blutes im Zusammenspiel mit dem Endothel und einer durch Katabolimus
ausgelösten Kachexie eine Gefährdung des Organismus bei chronischen
entzündlichen oder neoplastischen Erkrankungen aus 6.
Seite 3
Das IL-2 wurde über seine Funktion, die Langzeitkultur von T-Zellen zu
ermöglichen,
Hauptsynthese
zunächst
und
Hauptwachstums-
als
TCGF
Zielzellen
und
(T-Cell-Growth-Factor)
sind
die
T-Lymphozyten,
Differenzierungsfaktor
dient.
bekannt.
denen
Durch
IL -2
Seine
es
als
wird
die
Aktivierung einzelner Lymphozyten durch Antigenpräsentierende Zellen weiter auf
umgebene T-Zellen und, wie neuere Arbeiten gezeigt haben, ebenfalls auf BLymphozyten
übertragen7. Die durch IL-2 gesteigerte IL -2-Rezeptor Synthese
ermöglicht dem Immunsystem eine auto- und parakrine Verstärkung der Reaktion
im Sinne des bewährten Schneeballsystems.
Die Übertragung des Immunstimulus von aktivierten T-Lymphozyten auf
ihre Mitstreiter der B-Reihe erfolgt über die vermehrte Sekretion von IL -4. Diese
werden in ihrem Wachstum und ihrer Ausreifung gefördert und zu vermehrter
Synthese von Immunglobulinen angeregt. Neben B-Zellen hat IL -4 auch
modulatorische Effekte auf T-Lymphozyten und Makrophagen.
Die Stimulation der B-Zellen ist auch eine der Hauptfunktionen des IL -6,
welches in unserer Studie neben IL -2 und TNF-α ebenfalls erfasst wurde. Von Tund B-Zellen, Makrophagen und Fibroblasten synthetisiert sorgt es als
Wachstumsfaktor zunächst für eine Vermehrung der B-Lymphozyten und
anschließend für eine immunkompetente Differenzierung. Ebenso wie IL -1 und
TNF-α wirkt es in der Leber als der potenteste Initiator der Akute-Phase-Reaktion
und deckt im Gegensatz zu den vorher genannten Zytokinen das gesamte
Spektrum der Proteinsynthesesteigerung und –hemmung ab8.
Viele der in Studien in vitro und in vivo beobachteten Effekte lassen sich
nicht durch die alleinige oder überwiegende Wirkung eines Zytokins erklären,
sondern sind vielmehr als komplexes Zusammenspiel vieler bekannter und
weiterer unbekannter Immunmodulatoren zu verstehen.
So lassen sich die Modulatoren ihrer Funktion nach in Untergruppen
zusammenfassen. Die oben genannten Faktoren IL-1, IL-6 und TNF-α lassen sich
zum
Beispiel
gemeinsam
entzündungsfördernden
mit
Zytokine
IL -8
und
einteilen,
TGF-β in
da
ihnen
eine
Gruppe
der
immunologisch
die
Stimulation der Akut-Phase-Reaktion und eine Förderung der proteolytischen
Seite 4
Prozessierung und Präsentation von Antigenen mittels MHC-II Molekülen gemein
ist. Diesen steht die Gruppe bevorzugt entzündungshemmender Mediatoren mit
IL-10, IL-13 und TGF-β gegenüber, die diesen Effekten entgegenwirken9.
Tab.1.: Hauptfunktionen der Zytokine
Zytokin
Synthese- / Zielzelle
Funktion
IL-1
Antigen präsentierende Zellen, B- T-Lymphozyten Proliferation,
Lymphozyten, Endothel-,
Synthese von Akute -Phase
Epithelzellen, Fibroblasten / T-
Proteinen, Fieber,
Helfer Zellen, Hepatozyten,
Makrophagenaktivierung,
Makrophagen, Osteoklasten,
Leukozytenmigration
Fibroblasten, Endothelzellen
IL-2
Antigen präsentierende Zellen / T- wichtigster T-Zell WachstumsLymphozyten
und Differenzierungsfaktor,
Erhöhte IL-2 Rezeptordichte
IL-4
T-Lymphozyten / B- und T-
B- Zell Wachstums- und
Lymphozyten, Makrophagen
Differenzierungsfaktor,
gesteigerte
Immunglobulinsynthese,
IL-6
TNF-α
T- und B-Lymphozyten,
Proliferation und Differenzierung
Makrophagen, Fibroblasten / B-
der B-Lymphozyten, Synthese
Lymphozyten, Hepatozyten
von Akute -Phase Proteinen
Makrophagen, Lymphozyten / NK- Aktiviert NK-, K-Zellen,
, K-Zellen, Makrophagen,
Makrophagen und Granulozyten,
Granulozyten
erhöhte MHC-Molekül Dichte,
Synthese von Akute -Phase
Proteinen, Fieber, Katabolismus,
gesteigerte Koagulabilität
Seite 5
1.1 Perioperative Immunantwort
Im Rahmen der postoperativen Anpassungsreaktionen von Kreislauf und
Stoffwechsel mit Umverteilung von Zirkulation und Umstellung auf Katabolismus
sind auch Veränderungen der Immunreaktion zu beobachten, deren Genese im
Kampf gegen postoperati ve Komplikationen zunehmendes Interesse erweck hat.
Die Tatsache, dass eine Immunsuppression sowohl bei der humoralen als
auch der zellulären und sowohl bei der spezifischen als auch bei der
unspezifischen Abwehr zu beobachten ist, macht den Organismus postoperativ an
vielen Stellen verletzlich und bietet eine breite Angriffsfläche für schädigende
Einflüsse, wie bakterielle Besiedlung und Infektion.
Dabei ist die Schwächung der humoralen Reaktion in der gestörten
Stimulation der B-Zellen durch aktivierte T-Helfer-Zellen begründet. Es konnte
gezeigt werden, dass sich Defizite in der T-Zell abhängigen humoralen Antwort bei
postoperativer Verabreichung von Tetanus-Toxoid mit Pneumokokken-Antigen
nicht reproduzieren ließen10. Bei den Pneumokokken-Antigenen handelt es sich
um Polysaccharide, welche eine direkte B-Zell Aktivierung bewirken und somit
eine T-Zell unabhängige humorale Immunantwort auslösen.
Die These, dass zelluläre Mechanismen ausschlaggebend für die
postoperative Immunosupression seien, wurde durch die enge Korrelation
zwischen dermal getesteter Anergie und infektiösen Komplikationen erhärtet11. Die
im Scratch-Test geprüfte Reaktion vom verzögerten Typ (Typ IV Reaktion) basiert
bekanntermaßen auf der zellulären Komponente der Immunabwehr, so dass die
Ausprägung der Verzögerung dermaler Reaktionen (delayed Hypersensitivity) mit
verstärkten
infektiösen
Geschehen
nach
operativen
Eingriffen
positiv
korrelierten11,12. Weiter konnte unter Zuhilfenahme der intrakutanen Testung
gezeigt werden, dass das Ausmaß der Hyp- bzw. Anergie positiv mit der Schwere
des chirurgischen Eingriffs korreliert13 . Das bedeutet, dass mit zunehmendem
Schweregrad
der
operativen
Intervention
mit
einer
weitreichenderen
Seite 6
Immunsuppression zu rechnen ist, sodass gerade die Chirurgie mit großen
Eingriffen an einem potenten präventiven oder reaktiven Therapieansatz
interessiert ist.
Mit diesem Hintergrund bleibt nun die Frage, ob es sich bei der zellulären
Abwehrschwäche um ein eher quantitatives oder qualitatives Problem handelt.
Dazu waren nähere Untersuchungen notwendig, die sowohl zelluläre wie auch
Zytokin-Parameter der einzelnen beteiligten Komponenten erfassen.
Quantitativ finden Verschiebungen innerhalb der Leukozytenpopulationen
statt. So kommt es zu einer Verminderung der Blutlymphozyten mit Herabsetzung
der B-Zell- und T-Zell-Zahlen14,15 . Bei einer verhältnismäßigen Verschiebung
innerhalb der verschieden T-Lymphozyten Populationen kann es bereits zu einer
Beeinträchtigung der Immunfunktion kommen, weshalb der CD4+/CD8+ Quotient
auch
als
einfacher,
preiswerter
und
reproduzierbarer
Indikator
für
die
Abwehrfunktion des Körpers genutzt wird17. Im Gegensatz zum Abfallen der
Lymphozyten kommt es zu einem Anstieg der Monozyten und der Neutrophilen
Granulozyten14,16.
Doch die Alteration in der postoperativen Immunkompetenz ist durch bloße
mengenmäßige Veränderungen der beteiligten Zellen nicht ausreichend zu
charakterisieren. Auch sind Veränderungen der Serum -Zytokin Spiegel bekannt,
die neben einem Einfluss auf die Proliferationsgeschwindigkeit wie oben
beschrieben auch den Funktionszustand der Immunzellen maßgeblich bestimmen.
Direkt nach großen chirurgischen Eingriffen wurde ein kurzzeitiger IL-1
Anstieg beschrieben, der zumindest über den Zeitraum einiger Stunden die
körperliche Abwehr mit beeinflusst18. Diese Entwicklung konnte bei kleineren
Operationen wie z.B. der Versorgung von Leistenbrüchen nicht beobachtet
werden, ebenso wie der postoperative Abfall des IL -2 Levels 18,19.
Die Synthese des IL -2 durch Mononukleäre Zellen fällt mit großen Eingriffen
im Vergleich zu präoperativen Serumspiegeln ab14. Darüber hinaus bleibt die
zelluläre
Synthese-
bzw.
Sekretionsstörung
z.T.
bis
über
den
achten
postoperativen Tag hinaus erhalten19. Diese Beeinträchtigung der Immunkaskade
wird durch das herabgesetzte postoperative Ansprechen der Zielzellen auf den IL2
Stimulus
verstärkt
und
gibt
neben
der
beschriebenen
quantitativen
Immundepression einen konkreten Anhalt für eine in erster Linie die T-Zellen
betreffende qualitative, also funktionelle Störung der Immunabwehr. Dass dieser
Seite 7
Mechanismus eine Rolle bei der Entwicklung von Komplikationen spielt, wird
durch eine Untersuchung gestützt, die bei Patienten nach Verbrennungen
zwischen denen mit positiven und denen mit negativen Blutkulturen differenzierte.
Bei Patienten mit negativen Blutkulturen wurde ein insgesamt besseres
Ansprechen der Zellen auf den Interleukinstimulus beobachtet. Bei zusätzlicher
operativer Therapie wurde die Antwort auf IL -2 noch weiter gesenkt20.
Auch um den Verlauf von IL -6 zu ergründen bemühten sich zahlreiche
Studien. Im Gegensatz zum vorangegangen IL -2 kommt es postinterventionell zu
einem Anstieg des IL -6 Levels im Serum. Dieser erreicht innerhalb von zwei
Tagen sein Maximum und fällt bei komplikationslosem Verlauf anschließend auf
Normalwerte zurück18. Die Höhe des Anstiegs korreliert dabei positiv mit der
Dauer der Operation, weshalb IL -6 auch als empfindlicher und früher Marker eines
Zellschadens dient und die Höhe des Peaks Auskunft über das Ausmaß des
Traumas erteilt21. Ein weiterer Effektor im IL -6 Verlaufsprofil ist die Entwicklung
von Komplikationen. Tritt in der Phase nach der chirurgischen Intervention eine
unerwartete Komplikation auf, so ist dies z.T. bereits zwölf bis 48 Stunden vor
signifikanten klinischen Zeichen anhand eines unverhältnismäßigen IL -6 Anstiegs
zu erkennen, wodurch wichtige Zeit in der reaktiven Therapie gewonnen werden
kann22. Dass ebenso wie ein vermindertes Vorkommen eines Zytokins auch das
übermäßige Vorhandensein schädlich für den Organismus sein kann, wird in der
Eigenschaft des IL -6 deutlich die apoptotisch begrenzte Lebensdauer der
Neutrophilen Granulozyten zu verlängern. Dies zieht eine länger anhaltende
Phagozytose und Superoxid-Ausschüttung mit sich, was wiederum eine
weitreichendere toxische Schädigung des Gewebes bedingt16 .
Auch wenn sich einige Aspekte der Immunsuppression anhand der
beschriebenen Effekte erklären lassen, so verbleibt noch ein großer Teil
funktioneller Störungen, die bei der näheren Betrachtung der zellulären Abläufe
auffallen. So ist die Phagozytoseaktivität ebenso wie die Transformation in
immunozytäre Blasten nach Verbrennungen vermindert. Die Immunglobuline und
die aktivierten T-Lymphozyten (CD3+/HLA-DR+) im Serum sind herabgesetzt23.
Bei operativen Eingriffen sinkt die Chemotaxis der Neutrophilen Granulozyten mit
Beginn der Inzision und steigt erst in den Folgetagen allmählich wieder an15 .
Seite 8
Die
Kenntnis
der
einzelnen
Komponenten
der
postoperativen
Immunsuppression ist der Ausgangspunkt für Überlegungen, wie einer solchen
Entwicklung therapeutisch zu begegnen oder möglichst vorzubeugen ist. In der
Hoffnung, die Immunkompetenz zu bewahren, wurden immunsuppressive
Faktoren im Serum gefunden, die bevorzugt bei großen chirurgischen Eingriffen
oder schweren Entzündungsreaktionen auftreten24 und therapeutisch antagonisiert
werden könnten. So wurde unter anderem in einer anderen Arbeit das PGE 2 als
ein Mediator für die Abwehrschwäche inhibiert und der zuvor beobachtete
Lymphozyten
Abbau
konnte
verhindert14
dadurch
werden.
Andere
Therapiekonzepte sind zum Beispiel Antikörper gegen die proinflammatorischen
Zytokine (TNF-α Antikörperfragment Afelimomab) oder deren lösliche Rezeporen
(löslicher
TNF-α
Rezeptor).
Ebenso
ist
neben
einer
Senkung
der
Serumkonzentration die Blockade der Rezeptoren (IL -1 Rezeptor-Antagonisten) in
Studien
untersucht
worden,
um
die
Signalwege
einer
gesteigerten
Entzündungsreaktion zu unterbrechen. Bisher waren Prognoseverbesserungen
jedoch
selten,
nachweisbar63.
so
Auch
z.B.
für
das
aufwendigere
TNF-α
Antikörperfragment
Verfahren
wie
die
Afelimomab
Elemination
von
Immuninhibitoren aus dem Blut mittels Hämofiltration oder Plasmapherese bleiben
zur Zeit noch Studien und eingeschränkten Instituten vorbehalten64. Als mögliches
ubiquitär nutzbares und vielversprechendes Konzept hat sich zu dem in den
letzten Jahren die Immunnutrition entwickelt.
1.2 Postoperative Immunnutrition
Die Art und Weise der intensivmedizinischen Ernährungstherapie hat in den
letzten Jahren zunehmend an Interesse gewonnen, da zum einen der physische
Zustand des Patienten mit eventueller Mangelernährung einen erheblichen
Einfluss auf den klinischen Verlauf ausübt und des weiteren ein in seiner Funktion
beeinträchtigter Magen-Darm-Trakt eine kontrovers diskutierte Rolle in der
Initiierung und Aufrechterhaltung infektiöser Komplikationen zu spielen scheint.
Seite 9
Demnach hat die Ernährung neben der bloßen Zufuhr von Nährstoffen weitere
modulatorische Effekte, die über Beeinflussung der Komplikationen, dadurch der
Liegedauer und schließlich der Behandlungskosten ein erhebliches strategisches
Potential birgt.
Bei der intensivmedizinischen Nahrungszufuhr kommen prinzipiell zwei
unterschiedliche Darreichungsformen zum Einsatz: die „totale enterale Nutrition“
(TEN) und die „totale parenterale Nutrition“ (TPN). Wie bei jeder Therapie gibt es
dabei für beide Ernährungsformen absolute und relative Kontraindikationen, wobei
die Definition der Grenzen und die Überschneidung ihrer Indikationen noch immer
Grundlage vieler Diskussionen ist.
1.2.1 Immunmodulation durch Nährsubstrate
Mit der intensiven Beschäftigung mit der peri- und postoperativen
Ernährung sind zunehmend Substanzen in das Interesse gerückt, denen neben
ihrer Funktion als essentielle oder fakultativ essentielle Nahrungsbestandteile
auch pharmakologische Effekte auf das Immunsystem zugesprochen werden. Die
drei Hauptgruppen bilden dabei die konditionell-essentiellen Aminosäuren wie
Glutamin und Arginin, sowie die mehrfach ungesättigten ω-3-Fettsäuren und RNANukleotide.
Neben den Aminosäuren, die standardmäßig in Nährlösungen zur TEN und
TPN enthalten sind, interessieren einige der AS besonders in der Hinsicht, dass
sie normalerweise vom Körper selbst synthetisiert werden können, also zu den
Nicht-essentiellen AS zählen, bei bestimmten Stoffwechselbedingungen allerdings
Engpässe im Pool dieser Substanzen auftreten und diese dadurch als fakultativ
essentiell einzustufen sind. Von besonderem Interesse in der Ernährungsmedizin
sind Arginin und Glutamin.
Seite 10
1.2.1.1 Glutamin zur Immunmodulation
Beim Glutamin (Gln) handelt es sich um eine Aminosäure mit einem Gerüst
aus fünf Kohlenstoffatomen und einer zusätzlichen Amidgruppe am δ-Kohlenstoff.
Bei physiologischem PH-Wert liegt es aufgrund der negativen Ladung der
Carboxylgruppe
und
der
positiven
Ladung
der
Aminogruppe
mit
einer
ausgeglichenen Nettoladung vor, was ihm eine leichte Passage durch biologische
Membranen ermöglicht, eine der Grundvoraussetzungen für seine vielfältigen
Funktionen. Die direkt mit dem Glutaminmetabolismus in Verbindung stehenden
Enzyme, sind zum einen die Glutaminase, die Glutamin zu Glutamat und
Ammoniak hydrolysiert und zum anderen die Glutamin-Synthetase, die den
energiepflichtigen Syntheseschritt in entgegengesetzter Richtung katalysiert
(Abb.1).
Da der menschliche Organismus in der Lage ist, Glutamin de novo zu
synthetisieren, zählt man es prinzipiell zu den nicht-essentiellen Aminosäuren. Die
Beobachtung, dass die Beanspruchung an Gln in bestimmten physiologischen
Situationen wie körperlichem Stress oder Krankheit die Synthesekapazität
übersteigt, hat im letzten Jahrzehnt jedoch dazu geführt, es ebenso wie Arginin als
„bedingt essentielle Aminosäure“ zu betrachten.
Abb.1: enzymatisch katalysierte Reaktionen zwischen Glutamin und Glutamat
Seite 11
Dem Glutamin kommen im Körper vielseitige Funktionen zu. Wegen seiner
einfachen Passage durch biologische Membranen, dient die AS zum Transport
von Atomen und Molekülen zwischen den verschiedenen Geweben31 . Durch die
enzymatisch katalysierte Kopplung von Ammoniak an Glutamat zu Glutamin im
Zytoplasma der Zellen, sind diese in der Lage den für sie toxischen Stoff in den
Blutstrom abzugeben und in der Leber über den Harnstoffzyklus zu entgiften. Ein
weiteres Organsystem in dem Glutamin an der Ammoniakausscheidung beteiligt
ist, sind die Nieren, die bei der Steuerung des Säure-Basen-Haushaltes über
Ammoniak anfallende saure Valenzen in das Tubulussystem sezernieren.
Ca. 30 bis 35% des im Plasma transportierten Stickstoffs ist in Glutamin
enthalten. Neben der Ausscheidung der toxischer Verbindungen, verteilt oder
bindet Glutamin Aminogruppen in verschiedensten chemischen Reaktionen
(Abb.2). Als Stickstoffdonator fungiert die AS unter anderem der Synthese von
Purinen und Pyrimidinen die weiter in Kofaktoren, RNS und DNS Moleküle
eingebaut werden. In den Schleimhäuten ist Glutamin N-Donator bei der Synthese
von
Aminozuckern,
die
wichtig
für
die
Funktion
und
Integrität
der
Schleimhautoberflächen sind 28.
Abb.2: Reaktionen mit Glutamin bzw. Glutamat als Stickstoffdonator
Auch das Kohlenstoffgerüst der AS ist Ausgangspunkt biologisch wirksamer
Metabolite. Der Weg in die verschiedenen Synthesewege verläuft dabei zumeist
über die Desaminierung zu Glutamat.
Seite 12
Für
das
zentrale
Nervensystem
(ZNS)
ist
die
anschließende
Decarboxylierung von Glutamat zu γ-Amino-Buttersäure (GABA), welche als
Transmitter in Hypothalamus, Medulla oblongata und Zerebellum fungiert,
entscheidend. Die Vereinigung von Glutamat mit Cystein und Glycin mündet in
Glutathion, welches als Redoxpuffer Proteine und Häm-Eisen vor Oxidation
schützt und die Zellen vor der schädigenden Wirkung freier Radikale bewahrt. Für
die Integrität des Bindegewebes fließt Glutamin über Prolin und Hydroxyprolin in
die Kollagensynthese ein (Abb.3 ).
Eine der Hauptfunktionen des Kohlenstoffgerüsts der AS ist zudem die
Bereitstellung von Energie in den schnell proliferierenden Geweben wie
Enterozyten, Immunozyten, Makrophagen und Fibroblasten. Damit die Resorption
von
Nährstoffen
auch
in
Hungerzuständen
und
unter
Glukose-
und
Fettsäurenmangel gewährt werden kann, bedienen sich die Enterozyten zweier
zusätzlicher Energiequellen. Ihren Hauptenergielieferanten stellen die Ketonkörper
dar, dicht gefolgt von Glutamin und Glukose29. Die von luminal und basal
aufgenommene AS wird einerseits, ebenso wie bei den übrigen schnell
proliferierenden Zellen, über Glutamat und α-Ketoglutarat dem Citratzklus
zugeführt, andererseits sind die Enterozyten in der Lage, Glutamin als kurzkettige
Fettsäure zu oxidieren, bei der im Vergleich zur lediglich bis zum Pyruvat
verstoffwechselten Glukose die 15-fache Menge an ATP gewonnen werden kann.
Abb.3: Reaktionen mit Glutamin, Glutamat und α-Ketoglutarat als Kohlenstoffdonatoren
Seite 13
Den schnell proliferierenden Zellen ist gemein, auch unter normalen
Stoffwechselbedingungen eine hohe Aufnahmerate an Glutamin aufzuweisen, um
in den entsprechenden Situationen eine schnelle Zellantwort zu ermöglichen.
Auch die übrigen Gewebe können von Glutamin als Energiequelle
profitieren, da es als glukoplastische AS in der Leber genutzt werden kann30. So
kann Glutamin sowohl als Stickstoff- als auch Kohlenstoffshuttle zwischen den
verschiedenen Geweben begriffen werden. Seine vielseitigen Aufgaben in den
verschiedenen Reaktionen ziehen bei mangelnder Verfügbarkeit entsprechend
weitreichende Organbeteiligungen nach sich.
Freies Gln erreicht die höchste Konzentration unter den freien AS im
Plasma. Dieser Plasmaspiegel wird unter normalen Bedingungen konstant
gehalten, reagiert auf Stoffwechselveränderungen allerdings sehr labil, wodurch
es zu einem Abfall um bis zu 30% des Ausgangswertes kommen kann25. Um
einen sinkenden Plasmaspiegel auszugleichen, wird Glutamin besonders aus
Skelettmuskelzellen freigesetzt, in denen es einen Anteil von über 60% an den
zytosolischen freien AS hat. Diese zytoplasmatische Konzentration wird in
Stresszuständen um bis zu 50% reduziert26,27. Neben der Skelettmuskulatur ist
auch die Lunge reich an Glutamin-Synthetase. Zwar ist sie mit ihrer Zellmasse den
Muskeln unterlegen, doch wird dies durch den erhöhten Blutfluss ausgeglichen,
sodass sie äquivalente Mengen an Glutamin freisetzen kann.
Der veränderte Glutaminmetabolismus ist auf die stressassoziierte Hormonund Zytokinreaktion zurückzuführen. So bewirken Steroide eine gesteigerte
Glutaminfreisetzung aus Skelettmuskulatur und Lunge durch eine Steigerung der
Glutamin-Synthetase Aktivität. Auch die Ausschüttung von IL -1 und IL -6 ziehen
eine zunehmende Abgabe der AS nach sich32,18. Die postoperativ verstärkte
Sekretion der Zytokine und Steroide erklärt somit den in dieser Situation
beobachteten intrazellulären Konzentrationsabfall. Da jedoch unter anderem auch
die intestinale Glutaminaseaktivität und damit der Glutaminverbrauch unter
Hormoneinfluss steigt, reicht die gesteigerte Freisetzung alleine nicht aus, um den
körperlichen Bedarf abzudecken33 und so wurde bereits 1985 in Studien versucht,
den Aminosäureverlust durch Substitution auszugleichen27.
Seite 14
Dem Einzug der Glutamins in die intensivmedizinische Ernährungstherapie
standen zunächst seine unvorteilhaften chemischen Eigenschaften im Wege. So
zeichnet
sich
freies
Glutamin
unter
normalen
Lagerbedingungen
und
insbesondere bei der Sterilisation durch seine Instabilität und die geringe
Löslichkeit aus. Um einen Zerfall in Pyroglutaminsäure und Ammoniak zu
verhindern, ist die Lagerung bei +4°C und eine Zubereitung unter streng
aseptischen Bedingungen notwendig34,35. Die geringe Löslichkeit in wässrigen
Lösungen bedeutet bei der Zufuhr relevanter Glutaminmengen eine erhebliche
Volumenbelastung, die gerade in der postoperativen Therapie häufig nicht zu
tolerieren ist. Viele der durchgeführten Studien haben sich besonders in
Kombination mit TPN auf die Untersuchung freien Glutamins konzentriert.
Als Alternative zu der beschriebenen Darreichungsform bietet sich die
Applikation von Glutaminmetaboliten wie α-Ketoglutarat oder aber die Gabe von
Glutamin enthaltenen Dipeptiden, wie Alanin-Glutamin (Ala-Gln) oder GlycinGlutamin (Gly-Gln). Bei der enteralen Zufuhr werden diese als intakte Dipeptide
von den Enterozyten resorbiert und anschließend verstoffwechselt. Das enteral
verabreichte Glutamin wird zu fast 100% in den ersten Dünndarmabschnitten
resorbiert42, wobei mehr als 25% des resorbierten Glutamins als Citrullin in den
Blutstrom übertreten, was sich unter anderem positiv auf den Argininstoffwechsel
auswirkt36. Bei parenteraler Applikation führen extra- sowie intrazelluläre
Proteasen
zur
schnellen
Spaltung
und
somit
Utilisation
der
beteiligten
Aminosäuren37,38,39.
In vitro Studien über die Rolle des Glutamins haben bereits früh gezeigt,
dass der AS eine essentielle Bedeutung für das Wachstum von Zellkulturen
zukommt. Bei Gln-freier Nährlösung war es nicht möglich die gewünschten Zellen
zu kultivieren, was erstmalig die Aufmerksamkeit auf die AS lenkte 40,41.
Die deutlichsten Ergebnisse lieferten bisher die Tierexperimente, die eine
verbesserte
Stickstoffutilisation
ebenso
wie
einen
reduzierten
Zytoplasmakonzentrationsabfall im Skelettmuskel nachwiesen43,44. Im Vergleich zu
alleiniger TPN konnte bei Gln-Supplementation eine Zunahme der Villushöhe und
Mucosazellfunktion nachgewiesen und bei nachträglicher Ergänzung eine
Aufhebung der atrophiebedingten Dysfunktion unter TPN erzielt werden45,46.
Zusätzlich war die Darmschleimhaut für toxische Schäden unter Radio- und
Seite 15
Chemotherapie weniger anfällig54,55. Diese Effekte können unter anderem auf eine
unter Gln-Gabe gemessene Steigerung der Organdurchblutung zurückgeführt
werden, welche sich besonders im Dünndarm bemerkbar macht47.
Neben einer erhöhten Schleimhautintegrität waren zudem positive Effekte
auf Lymphozyten und Makrophagen zu beobachten. Bei den T-Zellen konnte die
Proliferation durch glutaminreiche Diät gesteigert werden und es kam zu einer
vermehrten Th1-Reaktion in Form von erhöhter IL -2 Synthese und IL-2-Rezeptor
Expression48 . Ebenfalls für eine Förderung der Th1-Antwort spricht die gemessene
Sekretion von TNF-α und IL-6 durch Makrophagen, die im Vergleich zu
Standarddiäten nach vermehrter Glutaminzufuhr deutlich erhöht war49. Auch die
Wiederherstellung des mukosalen IgA Gehaltes und die Förderung der Abwehr
des oberen Respirationstraktes sind beschriebene Vorteile des Glutamins 61 .
Die mit zusätzlichem Glutamin ernährten Tiere profitierten des weiteren bei
gleichbleibendem
Leber
GSH
Gehalt
von
dem
protektiven
Effekt
eines
gesteigerten Plasma Gluta thion Spiegels und so einem Rückhalt gegen eventuelle
oxidative Schäden, z.B. bei massiver Makrophagen- und Granulozytenaktivität50.
Die Sorge, dass sowohl gesundes als auch Tumorgewebe von dem erhöhten
GSH-Schutz
profitieren,
konnte
dadurch
widerlegt
werden,
dass
das
Tumorgewebe paradoxerweise durch eine Abnahme des GSH sensitiver für
Chemotherapeutika wurde57.
Das Zusammenspiel der oben beschriebenen Einflüsse auf Mukosa und
Immunsystem kann auch als ein entscheidender Faktor für verminderte Schäden
bei Endotoxinbelastung und reduzierte bakterielle Translokation im künstlichen
Sepsis Modell verstanden werden51,52. Zusätzlich zu der herabgesetzten
Translokation aus dem Darmlumen, was noch immer als nicht unumstrittener
Ausgangspunkt für infektiöse Komplikationen bei kritisch Kranken diskutiert wird,
konnte eine positivere Überlebensrate unter den Versuchstieren verzeichnet
werden52. Auch bei septischer Belastung mit MRSA konnte die Überlebensrate
durch Gln Gabe verbessert werden56.
Der Mangel an befriedigenden klinischen Ergrebnissen ist zum einen in den
ethisch nicht rekonstruierbaren entsprechenden Versuchsanordnungen und zum
anderen
veränderten
Reaktionsweisen
der
unterschiedlichen
Organismen
begründet. So ist unter anderem bekannt, dass die im Tiermodell beobachtete
Seite 16
Mukosaatrophie nach einigen Tagen TPN bei Menschen erst nach Wochen und
auch dann nicht in dem Maße auftritt53,59.
In
klinischen
Studien
wurde
auf
zellulärer
Ebene
bei
enteraler
Supplementierung von Glutamin unter Radiotherapie eine Aufrechterhaltung der
sonst verminderten Lymphozyten erreicht58 . Bei den Phagozyten war eine
Korrelation zwischen Glutamingehalt des Nährmediums, Rezeptorexpression und
Phagozytose zu verzeichnen, was unter anderem auf die Unterversorgung mit
ATP zurückgeführt wurde60,62.
Seite 17
2. Zielsetzung
Eine große Anzahl von Untersuchungen hat sich bisher mit der
pharmakologischen
Wirkung
des
Glutamins,
bevorzugt
in
in-vitro
und
tierexperimentellen Studien, beschäftigt; dies z.T. mit vielversprechenden
zytologischen, immunologischen und den postoperativen Krankheitsverlauf
beeinflussenden
Ergebnissen.
Seit
der
Einführung
der
immunfördernden
Nahrungszusätze, wurden diese in vielen klinischen Bereichen in die adjuvanten
Therapiekonzepte übernommen.
Gegenstand
der
vorliegenden
Untersuchung
war
der
prospektiv-
randomisierte Vergleich der enteralen versus parenteralen Applikation von
Glutamin nach großen abdominalchirurgischen Eingriffen. Dabei sollte der Effekt
dieser Applikationsformen auf die postoperative Immunantwort untersucht und mit
einer Patientengruppe ohne Glutaminsupplement verglichen werden. Hierzu
wurden verschiedene Parameter der humoralen (IgA, IgG, IgM, IL-2, IL-6, TNF-α)
und
zellulären
(Lymphozytensubsets
mit
CD4+-,
CD8+-
und
HLA-DR+-
Lymphozyten) Immunantwort, sowie Serum-Entzündungsparameter (Leukozyten,
CRP,
Fibrinogen)
an
drei
postoperativen
Tagen
(1.postoperativer,
5.
postoperativer und 11.postoperativer Tag) in drei Studiengruppen (enterale
Glutaminsubstitution,
untersuc ht.
parenterale
Glutaminsubstitution,
Kontrollgruppe)
Seite 18
3. Material und Methoden
Es handelt sich um eine prospektiv randomisierte, offene Studie an
Patienten nach großer Oberbauchchirurgie (Gastrektomie, Ösophagus - und
Pankreasresektionen) bei Malignomen und kritisch kranken Patienten. Insgesamt
sollten drei Studiengruppen a 15 Patienten untersucht werden. Dabei sollte eine
Gruppe
enterale
Standardernährung
(Fresubin,
Fresenius-Kabi
GmbH,
Deutschland) erhalten, die zweite Gruppe eine isonitrogene Ernährung mit
zusätzlicher enteraler Glutamingabe und die dritte Gruppe eine zur enteralen
Ernähung ergänzende paranterale Glutaminapplikation erhalten.
3.1 Patienten
3.1.1 Einschlusskriterien
In die Erhebung eingeschlossen wurden alle Patienten deren Erkrankung
eine Indikation der oben aufgeführten Eingriffe darstellt und bei denen eine
postoperative enterale Ernährung über mindestens fünf aufeinanderfolgende Tage
geplant war. Voraussetzung war eine enterale Substratzufuhr von mehr als 50%
Seite 19
des Zielvolumens. Beide Geschlechter in einem Alter zwischen 18 und 85 Jahren
wurden
nach
Aufklärung
über
Wesen,
Bedeutung
und
Tragweite
der
Untersuchung und mündlicher Einverständniserklärung in die Datenerhebung
aufgenommen.
3.1.2 Ausschlusskriterien
Nicht in die Studie übernommen wurden neben Patienten, die mindestens
einem der Einschlusskriterien nicht entsprachen, ferner schwangere Patientinnen,
insulinpflichtige Diabetiker, Patienten mit Leber- oder Niereninsuffizienz, Patienten
mit bekannter Unverträglichkeit gegen Nahrungsmittel und anderen allergischen
Dispositionen
oder
medikamentöser
Behandlung
mit
Hemmstoffen
der
Prostaglandinsynthese in den letzten zwei Wochen vor der klinischen Prüfung.
Vor Beginn der Studie wurde mittels EDV eine Randomliste über 45
Patienten erstellt, in der diese der Reihenfolge nach einer der drei Gruppen
zugeordnet wurde:
• Gruppe A (enterale Glutaminzufuhr)
• Gruppe B (parenterale Glutaminzufuhr)
• Kontrollgruppe (Standard enterale Ernährung)
Seite 20
3.2 Behandlungsregime
Alle Patienten, die sich einem großen Oberbaucheingriff unterziehen,
erhalten standardmäßig intraoperativ eine Feinnadelkatheterjejunostomie (FNKJ)
mit Kathetern der Größe 5-9 Char zur postoperativen enteralen Ernährung. Die
Substratzufuhr erfolgte dabei nach einem etablierten Schema über die ersten vier
postoperativen Tage:
• 1. Post-OP Tag:
500 kcal/d
• 2. Post-OP Tag:
1000 kcal/d
• 3. Post-OP Tag:
1500 kcal/d
• 4.-10. Post-OP Tag:
2000 kcal/d
Die Kontrollgruppe (Gruppe C) erhielt vom ersten bis einschließlich zum
zehnten Post-OP Tag die kommerziell erhältlichen Enteralia Fresenius Plus
Sonde oder Energan Plus Sonde (Fresenius-Kabi GmbH, Deutschland).
3.2.1 Glutamin enteral
Patienten der Gruppe A erhielten eine isoenergetische sowie isonitrogene
Ernährung
mit
zusätzlicher
Gabe
enteralen
Dipeptids
(Alanylglutamin
Dipeptamin, Fresenius-Kabi GmbH, Deutschland) in einer Menge von 20 g/d.
Dabei wurde das Dipeptid vor Verabreichung in den Ernährungsbeutel eingefüllt.
3.2.2 Glutamin parenteral
Die zusätzliche parenterale Glutamingabe in Gruppe B wurde über
Verdünnung der 20 g Dipeptamin (entspricht 100ml) in physiologischer NaClLösung zur Reduktion der Osmolarität bewerkstelligt und periphervenös appliziert.
Seite 21
Begonnen wurde mit dem Ernährungsregime am Morgen des ersten
postoperativen Tages. Flüssigkeit und Elektrolyte sowie Spurenelemente und
Vitamine konnten nach Bedarf ergänzt werden, sowie nach Ermessen des
Untersuchers eine intravenöse Infusion (5%ige Glukoselösung), glutamin- und
argininfreie
AS-Lösungen
und
Standardlipidlösungen.
Eine
orale
Nahrungsaufnahme von weniger als 200 kcal/d wurde außerdem gestattet.
Bei Unverträglichkeitsreaktionen im Rahmen der Ernährung wurde die
stündliche Zufuhrrate reduziert unter Berücksichtigung der Mindestmenge von
50% der Vorgaben.
3.3 Zielparameter
Am ersten, fünften und elften postoperativen Tag wurde bei den Patienten
zur Bestimmung der zellulären und humoralen Immunparameter und einem
Routinelabor Blut abgenommen.
Die bestimmten Parameter sind der folgenden Tabelle zu entnehmen
(Tab.2).
Seite 22
Tab.2: Laborparameterbestimmungen an den Studientagen
Parameter
Routinelabor
Serummonovette 10ml GOT, GPT, AP, γGT, Na, K, Ca, Cl,
Glukose, Kreatinin, Harnstoff,
Harnsäure, ges. Bilirubin, ges.
Cholesterin, Triglyceride, Albumin,
ges. Eiweiß, CRP, Transferrin
Na-Zitrat
Monovette PTT, PT (Quick), Fibrinogen
5ml
EDTA-K Monovette 3ml Hämoglobin, Hämatokrit,
Thrombozyten, Erythrzyten,
Leukozyten, Monozyten,
Lymphozyten, eosinophile
Granulozyten, neutrophile
Granulozyten, basophile
Granulozyten
Serummonovette 10ml Prokalzitonin (PCT), IgM, IgG, IgA
Lymphozytenstatus EDTA-K Monovette 3ml CD4 positive, CD8 positive, HLA-DR
positive Lymphozyten
Zytokine
Aminosäuren
Glutathion
Serummonovette 10ml IL-2, IL-6, TNF-α
und Li-Heparinat Monovette Alanin, Arginin, Asparagin,
10ml
Asparaginsäure, Glutamin,
Glutaminsäure, Glycin, Histidin,
Isoleucin, Leucin, Lysin, Methionin,
Phenylalanin, Serin, Threonin,
Thryptophan, Tyrosin, Valin,
Glutathion (GSH), Glutathiondisulfit
(GSSG)
Seite 23
3.4 Messverfahren
Die Monovetten zur Aminosäuren-, Zytokin- und Glutathionbestimmung
wurden im Anschluss an die Abnahme direkt im Labor weiterverarbeitet. Dazu
wurden sie zunächst für fünf Minuten bei 3500 Umdrehungen pro Minute
zentrifugiert.
Danach wurde von der Zytokinprobe ca. 1 ml Überstand in einen
Reagenzbehälter gefüllt. Der Probenrest wurde verworfen.
Aus der Li-Heparinat Monovette wurde ebenfalls 1 ml Überstand zur
Bestimmung des Glutathions gewonnen. Des weiteren wurde 1 ml Überstand in
ein Reagenzröhrchen gefüllt und zur vollständigen Proteinfällung im Verhältnis
10:1 mit Sulfosalicylsäure (SSA, 30% mit 1 mmol/L Norvalin als internem
Standard) versetzt. Nach der einstündigen Aufbewahrung im Kühlschrank bei 4°C
wurde die Probe erneut für 15 min zentrifugiert und eine möglichst große Menge
proteinfreier Überstand entnommen.
Alle drei gewonnenen Proben wurden neben den zu erhebenden
Parametern mit einer Ziffernfolge aus Patientennummer und Studientag beschriftet
und bis zur Messung bei einer Temperatur von -80°C aufbewahrt.
Die Bestimmung der Aminosäuren und des Glutathions erfolgte im Institut
für Ernährungswissenschaften der Rheinischen Friedrich-Wilhelms Universität
Bonn (Leiter: Prof. Dr. P. Stehle).
Die quantitative Erhebung der Zytokine IL-2, IL-6 und TNF-α fand im Labor
des St. Josef Hospitals Bochum statt. Dazu dienten ELISA Kits der Firma
Immunotech (Marseille, Frankreich) in denen mittels Sandwich Technik eine der
Zytokinkonzentration proportionale Farbreaktion ausgelöst wird.
Eine doppelte Messung einer Probe wurde durchgeführt, um eine
Bestätigung der Ergebnisse zu erreiche n. Außerdem musste genug Probe
erhalten bleiben, um hohe Konzentrationen (>1000 pg/ml) zu verdünnen und
Seite 24
erneut zu bearbeiten. Die Vertiefungen der Tabletts wurden mit jeweils 100 µl der
Proben versehen, wobei pro Tablett eine Vertiefung zur Kontrolle frei blieb und
eine die mitgelieferte Standardlösung an Zytokinen als Referenz enthielt. Die
Tabletts waren dabei bereits mit spezifischen monoklonalen Anti-IL-2, Anti-IL-6
bzw. Anti-TNF-α Antikörpern ausgestattet
In der ersten Inkubationsphase wurden danach enzymkonjugierte AntiZytokin-Antikörper
hinzugefügt
und
je
nach
Zytokinkit
2
Stunden
unter
kontinuierlicher Rotation bei 18-25°C (IL-2 und IL-6) oder 12-16 Stunden in Ruhe
bei 2-8°C (TNF-α) inkubiert.
Die IL-2 und IL -6 Antikörper waren mit Acetylcholinesterase konjugiert, die
TNF-α Antikörper mit Alkalischer Phosphatase (AP).
Nach Abschluss der immunologischen Inkubation wurden die Tabletts
gewaschen und damit von ungebundenen Molekülen gereinigt. Die enzymatische
Inkubation erfolgte mit 200 µl spezifischen Substrats, welches Acetylthiocholin bei
der IL-2 und IL-6 und Paranitrophenylphosphat (PNPP) bei der TNF-α Messung
enthielt.
Nach
30
Minuten
Inkubation
unter
Lichtausschluss
wurde
die
enzymatische Reaktion mittels Stopreagenz beendet. Die Farbreaktion konnte
unter Licht der Wellenlänge 405 bis 414 nm abgelesen werden, wobei die
freigebliebene Vertiefung und die Standardlösung als Anhaltspunkte dienten.
Als Normalwerte bei gesunden Individuen sind bei dem IL -6 Kit 8 pg/ml und
bei dem TNF-α Kit <5 pg/ml angegeben, bei der IL -2 Messung wird ein
laboreigener Referenzwert empfohlen.
Die Erfassung der Lymphozytensubsets erfolgte automatisiert mittels
Durchflußzytometrie. Dabei werden die Zellen in einer Zählkammer mittels der
sogenannten hydrodynamischen Fokussierung linear angeordnet, sodass die
Zellen einzeln von einem elliptisch gebündelten Laserstrahl getroffen werden. So
wird der Strahl zum einen an den Zellen gestreut und zusätzlich emittieren diese
ein Licht mit den ihnen anhaftenden Antikörpern charakteristischer Wellenlänge.
Über die Brechung des Lichtstrahls an den Zellen wird zum einen deren
Zellgröße (forward scatter; Brechung im Bereich der Lichtachse) und des weiteren
der Granulagehalt des Zytoplasmas (side Scatter; Brechung im Bereich von ca.
90° zum Lichtstrahl) gemessen. Das von fluoreszierenden Antikörpern emittierte
Licht gibt Anhalt über charakteristische Oberflächenmoleküle wie z.B. CD-
Seite 25
Moleküle, die in Zusammenhang mit den vorher beschriebenen Messungen eine
Eindeutige
Identifizierung
der
Immunzellen
ermöglichen.
Die
in
dieser
Untersuchung verwendeten Antigenmuster sind der untenstehenden Tabelle
(Tab.3) zu entnehmen.
Tab.3: gemessene Lymphozytensubsets
Oberflächenantigene
Zellart
CD3+
reife T-Lymphozyten
CD3+/CD4+
T-Helfer Zellen
CD3+/CD8+
T-Killer und T-Suppressor Zellen
CD3+/HLA-DR+
aktivierte T-Lymphozyten
3.5 Statistische Methoden
Die Dokumentation der Daten erfolgte mittels Microsoft Excel, die
statistische Auswertung mit dem Statistikprogramm SPSS 10.0 für Windows.
Die Probanden der Studie wurden wie bereits beschrieben prospektiv
randomisiert einer von drei unabhängigen Gruppen zugeordnet.
Bei der statistischen Auswertung wurde von dem sonst in der Medizin
beliebten t- bzw. F-Test (ANOVA) abgesehen, da wir mehrere Voraussetzungen
für die Durchführung dieses Tests verletzt sahen.
Zum einen handelte es sich mit 15 geplanten Probanden pro Gruppe noch
um einen geringen Stichprobenumfang, sodass eine Normalverteilung bzw. eine
symmetrische Verteilung der Werte, sowie nicht signifikant unterschiedliche
Varianzen der drei Gruppen nicht sicher zu erwarten waren.
Des Weiteren ist es generell nicht unproblematisch, Laborparameter als
metrisch skaliert anzusehen. Zwar ist der Abstand zwischen zwei Einheiten
prinzipiell gleich und es existiert für die meisten Parameter auch ein fixer
Nullpunkt, doch erfolgt mit der diagnostischen Interpretation auch ein Rückschritt
auf ein ordinal skaliertes Datenniveau. So ist der rechnerische Abstand eines
Seite 26
CRP-Wertes zwischen 5,0 und 9,0 mg/l zwar gleich dem Abstand zwischen 25,0
und 29,0 mg/l und mit einem Nullpunkt theoretisch sogar rationalskaliert, in seiner
klinischen Relevanz allerdings nicht ebenbürtig und lässt daher lediglich einen
Schluss von „größer als“ bzw. „kleiner als“ zu. Ebenso verhält es sich mit der
Großzahl der klinisch chemischen Parameter.
Da
der
Kruskal-Wallis-Test
und
der
Mann-Whitney-U-Test
die
Datenverteilung anhand ihrer Rangreihenfolge untersuchen, setzen diese die oben
genannten Bedingungen nicht voraus.
Die Gruppen wurden an jedem der drei Studientage bezüglich der
interessierenden Immunparameter verglichen.
Dies erfolgte zunächst für alle drei Gruppen mittels eines Kruskal-WallisTestes
mit
dem
Testniveau
von α=0,5%.
Im
Falle
eines
signifikanten
Unterschiedes wurde der paarweise Gruppenvergleich mittels Mann-Whitney-UTest durchgeführt. Dieses Vorgehen sicherte die Einhaltung des vorausgesetzten
Testniveaus bei der Betrachtung von mehr als zwei unabhängigen Gruppen und
ermöglichte zudem den direkten Vergleich der einzelnen Gruppen1,2 .
Seite 27
4
Resultate
Die Datenerhebung erstreckte sich über einen Zeitraum von Januar 1999
bis Dezember 2000.
4.1 Patientencharakteristika
In die Messungen wurden insgesamt 49 Patienten (n=49) eingeschlossen,
29 (59,2%) männlichen und 20 (40,8%) weiblichen Geschlechts, von denen 16
Patienten Gruppe A (32,7%), 15 Gruppe B (30,6%) und 18 Gruppe C (36,7%)
zugeordnet wurden. Das Alter bewegte sich dabei in einem Intervall von 36 bis 84
Jahren mit einem Mittelwert von µ=63 Jahren und einer Standardabweichung von
s=11,3 Jahren.
Aus dem ursprünglichen Patientenkollektiv wurden im Laufe der Studie die
in Tabelle 4 (Tab.4) aufgeführten zehn Patienten von der statistischen
Verarbeitung ausgeschlossen. Dies erfolgte zum größten Teil aus dem Grunde,
dass die Patienten aufgrund peri- und postoperativer ernährungsbedingter
Komplikationen in einem unzureichenden Maß enteral ernährt werden konnten.
Seite 28
Tab.4: Aus der Bewertung ausgeschlossene Patienten
Patientennummer
Grund des Ausscheidens
41
Keine Anlage einer FNKJ
21, 25, 35, 39
Aufgrund
klinischer
Komplikationen
Indikation zur Drosselung der enteralen
Ernährung, sodass eine Zufuhr von
weniger
als
90%
der
geforderten
Glutamin Dipeptid Menge erreicht wurde
14, 26, 34, 36, 44
postoperativ
weniger
veranschlagten
Menge
als
an
50%
der
enteraler
Ernährung zugeführt
Nach
Ausschluss
der
genannten
Probanden
ergab
sich
ein
Patientenkollektiv aus 39 Patienten. Davon waren 10 Patienten der enteral
supplementierten Gruppe (Gruppe A), 14 der parenteral supplementierten Gruppe
(Gruppe B) und 15 der Kontrollgruppe (Gruppe C) zugeordnet.
Bezüglich der Alters- und Geschlechtsverteilung und der körperlichen
Charakteristika, gemessen anhand von Größe, Gewicht und BMI, ergaben sich
keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen (Tab.5 )
Tab.5.: Patientencharakteristika nach Gruppen
Gruppe
enterale
parenterale
Glutaminzufuhr Glutaminzufuhr
Kontrollgruppe
(C)
(A)
(B)
5:5
10 : 4
8:7
61,3
64,4
64,4
Gewicht (in kg)
74,5
73,7
71,4
Größe (in cm)
171,1
172,6
168,8
BMI (in kg/m2)
25,6
24,9
24,9
Geschlecht
(männlich:weiblich)
Alter (Mittelwert in J)
Seite 29
Die Diagnosenverteilung innerhalb der einzelnen Gruppen ist der folgenden
Tabelle (Tab.6) zu entnehmen.
Tab.6: Diagnoseverteilung innerhalb der Gruppen
Gruppe
(C)
Gesamt
2
5
8
6
7
7
20
Papilla Vateri Ca
0
1
1
2
Pankreas Ca
2
1
2
5
1
0
0
1
0
1
0
1
0
1
0
1
0
1
0
1
10
14
15
39
enterale
parenterale
Diagnose
Glutaminzufuhr Glutaminzufuhr
(A)
(B)
Ösophagus Ca
1
Magen Ca
Ösophagus-
Kontrollgruppe
stenose
Magenstromatumor
Chronisches
Ulcus ventriculi
Pankreatitis
Gesamt
Seite 30
4.2 Ernährungsdaten
Auch wenn die Nahrungszufuhr innerhalb der Studie einem vorgegebenen
Protokoll folgen sollte und die Ernährung innerhalb der Gruppen insgesamt gut
vertragen wurde, so unterlagen die verabreichten Nährstoffe und Kalorien
individuellen
therapie-
und
verlaufsbedingten
Schwankungen.
Um
diese
darzustellen seien im Folgenden die Verläufe der absoluten und der enteralen
Energiezufuhr aufgeführt.
Gesamtenergiezufuhr
Die gesamte Energiezufuhr ergibt sich aus den enteral via FNKJ und
parenteral via ZVK verabreichten Kalorien (s.a. 4.3).
Dabei kam es zu einem signifikanten Unterschied zwischen den Gruppen
am zweiten postoperativen Tag (p<0,05). Bei näherer Untersuchung mittels MannWhitney-U-Test zeigte sich eine signifikante Differenz (p<0,01) zwischen der
Gruppe mit parenteral verabreichtem Glutamin (Gruppe B) und der Kontrollgruppe
(Gruppe C), die im Verlaufsdiagramm als verzögerter Ernährungsaufbau in
Gruppe B imponierte (Abb.4).
Die verbleibenden Studientage ließen statistisch keine gruppenspezifischen
Ernährungscharakteristika erkennen. Grafisch war zu sehen, dass in Gruppe B
auch nach dem sechsten postoperativen Tag die Kalorienzufuhr unterhalb der der
anderen Gruppen lag und am achten und neunten Tag sogar noch kurzzeitig
weiter abfiel (Abb.4).
Seite 31
Abb.4:
Verlaufsdiagramm
der
Gesamtenergiezufuhr
innerhalb
der
Studiengruppen über die Studiendauer (Mediane)
enterale Entergiezufuhr
Nachdem in der gesamten Energiezufuhr lediglich ein kleiner Unterschied
zwischen den Gruppen nachzuweisen war, wurden die via FNKJ verabreichten
Energiemengen
separat
betrachtet,
um
eventuelle
schwerwiegendere
Abweichungen in der Ernährungsart aufzudecken.
Ebenso wie in der vorangegangenen Betrachtung, war auch hier ein
signifikanter Unterschied zwischen der Gruppe mit parenteraler Glutaminzufuhr
(Gruppe B) und der Kontrollgruppe (Gruppe C) am zweiten Ernährungstag zu
erkennen (p<0,01). Dieser setzte sich darüber hinaus am dritten Tag fort (p<0,05).
Grafisch entsprach der verzögerte Anstieg in Gruppe B dem der gesamten
Energiezufuhr (Abb.4) und auch das Verbleiben unterhalb des Niveaus der
übrigen Gruppen war zu erkennen, blieb jedoch außerhalb der statistischen
Signifikanz (Abb.5).
Seite 32
Abb.5:
Verlaufsdiagramm
der
enteralen
Studiengruppen über die Studiendauer (Mediane)
Energiezufuhr
innerhalb
der
Seite 33
4.3 Laborchemische Parameter im Blut
Die
Entwicklungen
der
Leukozyten,
Lymphozyten,
neutrophilen
Granulozyten und Monozyten, sowie des CRP und des Fibrinogens wiesen in der
postoperativen Phase keine signifikant voneinander abweichende Verläufe auf .
Bei den Leukozyten war allen drei Gruppen ein leichter Rückgangs zum
fünften
postoperativen
Tag
gemein
mit
anschließendem
Anstieg
zum
Studienende. Dabei fiel auf, dass die Glutamin supplementierten Gruppen
(Gruppe A und B) nahezu identisch verliefen und die Werte der Kontrollgruppe
(Gruppe C) stets leicht unter denen der übrigen Gruppen verblieben. Des weiteren
war der Anstieg zum letzten Studientag hin in der Kontrollgruppe verhältnismäßig
gering ausgebildet (Abb.6).
Bei den Lymphozyten kam es in Gruppe B zunächst zu einer Abnahme, mit
einem anschließenden Anstieg der Werte, wohingegen in Gruppe A und C ein
stetiger Anstieg zu verzeichnen war, der in der Kontrollgruppe (Gruppe C)
deutlicher ausgeprägt war (Abb.7).
Bezüglich der neutrophilen Granulozyten erreichten alle Studiengruppen
einen
vergleichbaren
Wert
am
letzten
Studientag,
wobei
die
enteral
zusatzernährte Gruppe (Gruppe A) zunächst abfiel um wieder anzusteigen, die
parenterale Gruppe zunächst anstieg, um danach wieder abzufallen und die Werte
der Kontrollgruppe (Gruppe C) stetig fielen (Abb.8).
In der Gruppe mit enteraler Glutaminsupplementation (Gruppe A) erfolgte
bei den Monozyten ein steiler Anstieg zum fünften postoperativen Tag und kehrte
am
zehnten
Tag
nahezu
zum
Ausgangswert
zurück.
Bei
parenteraler
Glutaminzufuhr (Gruppe B) fielen die Werte zum elften postoperativen Tag ab und
in der Kontrollgruppe (Gruppe C) letztendlich stiegen die Werte weniger als in
Gruppe A an und fielen danach ebenfalls zu den Ausgangswerten zurück (Abb.9 ).
Das CRP fiel bei enteraler Glutamingabe (Gruppe A) stetig ab. Die Werte
der Kontrollgruppe (Gruppe C) stiegen zunächst ein wenig an um danach
Seite 34
ebenfalls steil abzufallen. Unter parenteraler Glutamingabe (Gruppe B) stiegen die
Werte hingegen auf ein Maximum der Kurve zum letzten Studientag hin
an(Abb.10).
Während die CRP-Werte zwischen den Gruppen noch leicht unterschiedlich
verliefen, so waren diese das Fibrinogen betreffend nahezu identisch. Zum fünften
Tag stiegen sie in allen Gruppen steil an fielen zum letzten Studientag wieder steil
ab (Abb.10 u. 11).
Abb.6: Verlaufsdiagramm der Leukozyten innerhalb der Studiengruppen über die
Studiendauer (Mediane)
Seite 35
Abb.7: Verlaufsdiagramm der Lymphozyten innerhalb der Studiengruppen über die
Studiendauer (Mediane)
Abb.8:
Verlaufsdiagramm
der
neutrophilen
Studiengruppen über die Studiendauer (Mediane)
Granulozyten
innerhalb
der
Seite 36
Abb.9: Verlaufsdiagramm der Monozyten innerhalb der Studiengruppen über die
Studiendauer (Mediane)
Abb.10: Verlaufsdiagramm des CRP (C reaktives Protein) innerhalb der
Studiengruppen über die Studiendauer (Mediane)
Seite 37
Abb.11: Verlaufsdiagramm des Fibrinogen innerhalb der Studiengruppen über die
Studiendauer (Mediane)
4.4 T-Lymphozyten Subsets
Die einzelnen Parameter der T-Lymphozyten Subsets wiesen an keinem
der drei postoperativen Studientage einen signifikanten Unterschied zwischen den
Gruppen auf .
In dem Verlaufsdiagramm der CD4+-Lymphozyten stiegen alle Werte zum
5. postoperativen Tag an, wobei in der Gruppe mit enteraler Zufuhr von Glutamin
(Gruppe A) lediglich ein sehr geringer Anstieg zu verzeichnen war. Am elften
postoperativen Tag erreichten alle drei Gruppen ein vergleichbares Niveau, wobei
die Werte der enteral zusatzernährten (Gruppe A) und der Kontrollgruppe (Gruppe
C) bis dahin anstiegen, die der parenteral zusatzernährten Gruppe (Gruppe B)
vom fünften zum elften postoperativen Tag hingegen abfielen. Die Unteschiede im
Seite 38
Verlauf relativierten sich allerdings dahingehe nd, dass über die gesamte
Studiendauer die Normgrenzen nicht verlassen wurden (Abb.12).
Abb.12: Verlaufsdiagramm der CD4+-Werte innerhalb der Studiengruppen über
die Studiendauer (Mediane)
Bei den CD8+-Lymphozyten ließen sich keine signifikanten Unterschiede in
der postoperativen Phase, wobei auffiel, dass bei nahezu parallelem der Kurven
die Werte der Kontrollgruppe stets über denen der enteral zusatzernährten
(Gruppe A) und diese wiederum über denen der parenteral zusatzernährten
Gruppe (Gruppe B) lagen. Nach einem anfänglichen steilen Abfall kam es in allen
Gruppen zu einer Erholung zum elften postoperativen Tag(Abb.13).
Seite 39
Abb.13: Verlaufsdiagramm der CD8+ Lymphozyten innerhalb der Studiengruppen
über die Studiendauer (Mediane)
Ebenso wie die CD4+- und CD8+-Parameter verhielt sich auch ihr Quotient,
die
CD4+/CD8+
Ratio,
an
den
postoperativen
Tagen
nicht
signifikant
unterschiedlich für die drei Gruppen. Im Verlauf zeigten alle Gruppen einen
Anstieg zum fünften Tag. In Gruppe A und C stiegen die Werte weiter gering an
und fielen in Gruppe B ab (Abb.14).
Seite 40
Abb.14: Verlaufsdiagramm der CD4+/CD8+ Ratio innerhalb der Studiengruppen
über die Studiendauer (Mediane)
Die HLA-DR+ Lymphozyten wiesen im statistischen Test keine signifikanten
Unterschiede auf. Im Verlaufdiagramm hingegen fiel auf, dass neben einem
simultanen, zunächst sinkenden und danach ansteigenden, Verlauf in den
Glutamin supplementierten Gruppen in der Kontrollgruppe ein stetiger Abfall der
Werte bis zum Studienende hin erfolgte (Abb.15).
Seite 41
Abb.15:
Verlaufsdiagramm
der
HLA-DR+
Lymphozyten
innerhalb
der
Studiengruppen über die Studiendauer (Mediane)
4.5 Immunglobuline
Im Gegensatz zu den vorangegangenen Lymphozyten Subsets ließen die
Diagramme der Immunglobuline für alle Gruppen einen annähernd gleichen
Verlauf in der postoperativen Phase erkennen (Abb.16, Abb.17 und Abb.18).
Die größten Unterschiede zwischen den Gruppen waren beim IgA zu
erkennen, wo sie nur knapp die Signifikanz verfehlten(p=0,055).
Seite 42
Abb.16: Verlaufsdiagramm des IgA innerha lb der Studiengruppen über die
Studiendauer (Mediane)
Bei den übrigen Immunglobulinen IgG und IgM waren über die gesamte
Studiendauer ebenfalls keine signifikanten Gruppenunterschiede nachweisbar.
Auch optisch verliefen die gegen die Zeit aufgetragenen Mediane aller Gruppen im
Vergleich zu den vorher betrachteten zellulären Parametern gleichförmig vom
ersten zum elften postoperativen Tag hin ansteigend mit einer kleinen Abweichung
nach oben im IgM Wert der Gruppe mit parenteraler Glutaminzufuhr (Gruppe B),
sowie nach unten im IgA Wert der Gruppe mit enteraler Glutaminzufuhr (Gruppe
A) am fünften postoperativen Tag (Abb.16, 17 und18).
Seite 43
Abb.17: Verlaufsdiagramm des IgG innerhalb der Studiengruppen über die
Studiendauer (Mediane)
Abb.18: Verlaufsdiagramm des IgM innerhalb der Studiengruppen über die
Studiendauer (Mediane)
Seite 44
4.6 Zytokine
Die
IL-2
Werte
wiesen
keine
signifikanten
gruppenspezifischen
Unterschiede auf.
Dabei verliefen die Graphen der Gruppe mit parenteraler Glutamingabe
(Gruppe B) und der Kontrollgruppe (Gruppe C) nahezu auf einem Level und
lediglich die Gruppe mit enteraler Glutamingabe (Gruppe A) wich am ersten
postoperativen Studientag leicht davon ab. Während in den Gruppen B und C ein
stetig fallender Verlauf zu verzeichnen war, stieg das IL -2 der enteral
zusatzernährten Gruppe (Gruppe A) zunächst an, um danach auf einen nahezu
identischen Wert aller Gruppen abzufallen (Abb. 19):
Abb.19: Verlaufsdiagramm des IL -2 innerhalb der Studiengruppen über die
Studiendauer (Mediane)
Seite 45
Auch bei Betrachtung des IL-6 ließen sich keine signifikanten Unterschiede
zwischen den drei Prüfungsgruppen nachweisen. Dies lies sich auch im Verlauf
der Mediane nachvollziehen, in denen sich übereinstimmende Graphen für alle
drei Gruppen über die gesamte Studiendauer zeigten (Abb.20). Es kam zu einem
stetigen Abfall zum Studienende hin mit einem zunächst steilen und später flachen
aber weiter fallenden Verlauf.
Abb.20: Verlaufsdiagramm des IL -6 innerhalb der Studiengruppen über die
Studiendauer (Mediane)
Für den TNF-α ließen sich ebenfalls keine signifikanten Unterschiede
zwischen den drei Gruppen feststellen. Im Verlauf der Mediane fielen jedoch drei
verschiedene Kurven für die jeweiligen Gruppen auf.
So wiesen die Werte der Gruppe mit enteraler Glutamingabe (Gruppe A)
vom ersten postoperativen Tag aus ein stetiges Wachstum bis hin zum letzten
Studientag auf. Einen vergleichbaren Betrag am letzten Tag zeigte die Gruppe mit
parenteraler Zusatzernährung, die jedoch von einem geringeren Ausgangsniveau
von weniger als der Hälfte des Wertes in Gruppe A einen steileren Aufwärtstrend
aufwies.
In der nicht Glutamin supplementierten Kontrollgruppe hingegen fielen die
Werte zunächst ab. Zum elften postoperativen Tag stiegen sie noch an, blieben
letztendlich aber deutlich unter dem Niveau der Glutamingruppen (Abb.21).
Seite 46
Abb.21: Verlaufsdiagramm des TNF-α innerhalb der Studiengruppen über die
Studiendauer (Mediane)
Seite 47
5
Diskussion
Die Konfrontation des menschlichen Körpers mit einer operativen
Intervention beinhaltet eine Fülle von unphysiologischen Einflüssen, die eine
Herausforderung für die Integrität und Funktion des Organismus darstellen. Dabei
addieren sich widernatürliche Bedingungen einer schweren Erkrankung, der
perioperativen Anästhesie und des chirurgischen Eingriffes der Art, dass je nach
Ausprägung mit der postoperativen Phase eine Situation entsteht, die die Abwehr
gegen pathologische Einwirkungen auf ein bedrohliches Maß herabsetzt.
Um dieser Resistenzminderung zu begegnen, wird seit Jahren an
supportiven Therapien in allen beteiligten Disziplinen geforscht, wobei in der
postoperativen Phase der Ernährungstherapie zunehmende Aufmerksamkeit
gewidmet wird. In unserer Studie galt es, den unterschiedlichen Einfluss enteral
oder
parenteral
zugeführter
glutaminhaltiger
Dipeptide
auf
den
Verlauf
zytologischer und humoraler Immunparameter nach großen Oberbaucheingriffen
zu untersuchen. Dazu wurden die Patienten prospektiv randomisiert einer
Behandlungsgruppe
zugeordnet
und
an
drei
postoperativen
Tagen
(1.postoperativer, 5. postoperativer und 11. postoperativer Tag) bezüglich ihrer
zellulären (Lymphozytensubsets mit CD4+-, CD8+- und HLA-DR+-Lymphozyten)
und humoralen (IgA, IgG, IgM, IL -2, IL-6, TNF-α) Immunkomponenten untersucht.
Da es sich bei der zellulären und humoralen Abwehr um sich gegenseitig
beeinflussende Prozesse handelt, sind diese in der kausalen Betrachtung nicht
Seite 48
strikt voneinander zu trennen und werden an einigen Stellen überlappend
behandelt.
Seite 49
5.1 Glutamin und zelluläre Immunparameter
Wie die Untersuchungen des Immunsystems in der postoperativen Phase
von Markewitz et al.14, Slade et al.15 und Kobayashi et al.16 ergaben, kommt es
nach einem operativen Eingriff zu einem Abfall der Lymphozytenzahlen und einem
Anstieg der neutrophilen Granulozyten.
In den uns vorliegenden Daten sind in diesen zwei Zellreihen vom ersten
postoperativen Tag bis zum Studienende deutliche Entwicklungen zu erkennen.
Bei den Lymphozyten kommt es in der Kontrollgruppe sogar zu mehr als einer
Verdopplung der Zellzahlen von unter 8 auf über 16 Zellen/µl (Abb.7). Ein
eindeutiger Anstieg ist auch in der enteral zusatzernährten Gruppe (Gruppe A) zu
verzeichnen.
Die
Tatsache,
dass
der
Anfangswert
in
der
parenteral
zusatzernährten Gruppe (Gruppe B) bei gleichen Ausgangsvoraussetzungen von
dem der anderen zwei Gruppen abweicht, lässt keinen weiteren Vergleich zu. Bei
korrekten Messwerten, muss von einem, von uns nicht näher zu bestimmenden
Faktor
in
Gruppe
B
ausgegangen
werden,
welcher
bei
den
geringen
Patientenzahlen eine derartige Abweichung bedingt. Als denkbare Faktoren
kommen sowohl operative Unterschiede als auch z.B. Begleiterkrankungen in
Frage. Des Weiteren muss ein systematischer Fehler in Betracht gezogen werden.
Bei ähnlichen Verläufen der drei Gruppen vom fünften zum elften postoperativen
Tag ist eine anfängliche Differenz von uns nicht zu erklären und bleibt in größeren
Patientengruppen zu überprüfen.
Die gleiche Problematik verwehrt uns eine Aussage über den Einfluss des
Glutamins auf die neutrophilen Granulozyten. Zunächst ist ein Abfall der Zellen in
der Kontrollgruppe mit annähernd zehn Punkten am ausgeprägtesten (Abb.8 ). Ein
entsprechender Verlauf lässt sich auch in der enteral Glutamin supplementierten
Gruppe (Gruppe A) sehen. Die geringen Abweichungen der beiden Gruppen an
den letzten zwei Tagen sind dabei zu vernachlässigen, da sie lediglich ca. 2
Zellen/µl betragen. Auch hier weicht die parenteral supplementierte Gruppe
Seite 50
(Gruppe B) mit ihrem Ausgangswert von dem der anderen ab, um am fünften und
elften postoperativen Tag dann entspreche nd abzufallen.
Da zu keinem Zeitpunkt signifikante, gruppenspezifische Unterschiede
vorliegen, kann kein Einfluss des Glutamins nachgewiesen werden. Bezüglich der
Gruppen A und C bleibt festzuhalten, dass eine postoperative enterale
Glutaminsupplementation im
Vergleich
zur
Standardernährung
in
unserer
Untersuchung keinen Effekt auf die Lymphozyten und neutrophilen Granulozyten
hat.
Zur
Beurteilung
einer
parenteralen
Glutaminzufuhr
bleiben
weitere
Untersuchungen eine Erklärung der Differenzen schuldig.
Beim ersten Blick auf das Diagramm der Monozyten (Abb.9 ) scheinen
große Unterschiede zwischen den Gruppen vorzuliegen. Dieser Eindruck wird
schnell durch die vertikale Skalierung des Diagramms entkräftet. Eine maximale
Differenz von 3 Zellen/µl liegt außerhalb der klinischen Bedeutsamkeit. Bei
fehlender Signifikanz konnte von uns keine Beeinflussung der Monozytenzahlen
durch eine zusätzliche Glutamingabe gezeigt werden.
In unseren Daten ließ sich kein signifikanter Unterschied zwischen den drei
Gruppen die T-Lymphozyten Subsets betreffend nachweisen und somit auch
keine Auswirkung einer Glutaminapplikation auf diese Zellfraktionen. Auch aus
den Verläufen der Graphen waren keine Auffälligkeiten zu erkennen, welche eine
Gruppe gegenüber den anderen hervorgehoben hätten.
Bei den CD4+-Lymphozyten ist es die Gruppe mit enteraler Glutaminzufuhr
(Gruppe A), welche zunächst auf dem Niveau des ersten postoperativen Tages
verbleibt. Da die Werte der Gruppen B und C zum fünften postoperativen Tag hin
anstiegen, bleibt neben der Frage, ob sich die Entwicklung in größeren Gruppen
ebenso zeigt, die Suche nach einem ursächlichen Faktor offen.
Die Analyse der CD8+-Lymphozyten zeigt wiederum das Problem, dass die
Ausgangswerte aller Gruppen mit einer maximalen Differenz von 6% voneinander
abweichen. Die Verläufe der Werte über die Studiendauer gestalten sich
erstaunlich gleichförmig und lassen auch hier keinen Einfluss des Glutamins
erkennen.
Bei unterschiedlichen Ausgangswerten der HLA-DR+-Lymphozyten mit
einer Abweichung der parenteral Glutamin supplementierten Gruppe (Gruppe B)
um zwei Prozentpunkte nach unten, heben sich die Grafen der zusätzlich
Seite 51
ernährten Gruppen von dem der Kontrollgruppe ab. Nach einem anfänglichen
Abfall der HLA-DR+-Lymphozyten kommt es in den Gruppen A und B wieder zu
einem Anstieg. Die aktivierten Lymphozyten der Kontrollgruppe hingegen fallen
weiter ab und erreichen erst am elften postoperativen Tag ihr Minimum. Die
fehlende Signifikanz und die bereits anfangs bestehenden Unterschiede machen
weitere Untersuchungen notwendig. Diese können auch Aufschluss über die
Tatsache bringen, ob ein Abfall der HLA-DR+-Lymphozyten wie er auch von
Vrsansky et al.23 beschrieben wurde, über den elften postoperativen Tag weiter zu
verfolgen ist und ein wahres Minimum eventue ll sogar erst später erreicht wird.
Die aktivierten T-Lymphozyten (HLA-DR+) stehen durch ihre Funktion an
einer zentralen Position der Immunreaktion. Durch eine Beeinflussung dieser
Zellfraktion kann daher von potentiell weitreichenden Auswirkungen auf die
Abwehr ausgegangen werden, deren Bedeutung ebenfalls durch weiterführende
Studien zu erschließen ist.
Seite 52
5.2 Glutamin und Serum-Immunglobuline
Vrsansky et al.23 beschrieben bei Verbrennungsopfern und Adler et al.3
nach
Nieren-Karzinom
Operationen
einen
perioperativen
Abfall
der
Immunglobuline. Parallel zu der Entwicklung der Immunglobuline beschrieben
Markewitz et al.14 und Slade et al.15 einen Abfall der gesamt Lymphozyten zum
ersten postoperativen Tag. Das Minimum wurde dabei am Abend des
Operationstags erreicht und bis zum fünften postoperativen Tag wurde bei dem
überwiegenden Teil der Patienten wieder der Normalbereich der Parameter
erreicht. Auch in unserer Studie kam es von postoperativ erniedrigten Werten zu
einem sukzessiven Anstieg der Immunglobuline aller Klassen in allen drei
Studiengruppen. Der Anstieg ließ sich darüber hinaus bis zum letzten Studientag
verfolgen. Signifikante Unterschiede zwischen den einzelnen Gruppen konnten
von uns nicht nachgewiesen werden und auch ein in allen Gruppen vergleichbarer
Verlauf der Parameter lässt bei den uns vorliegenden Daten nur den Schluss zu,
dass keine der angewandten Therapieformen einen Einfluss auf die SerumImmunglobuline zu haben scheint, wie er z.B. von Li et al.61 bezüglich des IgGs
beschrieben wurde.
Im Vergleich der einzelnen Immunglobulinklassen fällt auf, dass sich die
Werte des IgA und IgM über die gesamte Dauer innerhalb der Normgrenzen
bewegen. Es kann also von einer auch postoperativ ausreichenden Ig -Synthese
ausgegangen werden. Gerade die Immunglobuline der A Klasse spielen als Teil
der Mukosa-assoziierten Abwehr eine wichtige Rolle bei dem Kontakt des
Organismus mit Antigenen und der systemischen Immunantwort auf diese. Damit
stehen sie auch im Fokus der Diskussion um den Status des Magen-Darm-Traktes
in der Entwicklung eines Multiorganversagens (MOV).
Im Gegensatz dazu bewegen sich die IgG Werte am ersten und fünften
postoperativen Tag unterhalb des Normbereichs und kehren erst danach in die
Seite 53
physiologischen Grenzen zurück. Dies betrifft alle drei Gruppen und kann als Teil
einer postinterventionellen Abwehrschwäche angesehen werden. Eine klinische
Relevanz kann nur durch weitere Studien belegt werden.
Seite 54
5.3 Glutamin und Serum Zytokine IL-2, IL-6 und TNF-α
Den Zytokinen kommt als interzellulär vermittelndem Mediatorsystem eine
zentrale
Rolle
in
der
gegenseitigen
Aktivierung
und
Potenzierung
der
immunologischen Reaktion zu. So sind auch sie Teil der postoperativ zu
beobachtenden Herabsetzung der Abwehrfunktion, wie sie unter anderem von
Akiyoshi
et
al.19
als
postoperativ
abnehmender
Serumspiegel
des
IL -2
beschrieben wurde. Neben der alleinigen quantitativen Suppression des
Immunsystems ist auf zellulärer Ebene ebenfalls eine alterierte Rezeptordichte
und Signaltransduktion in kausalem Zusammenhang mit der herabgesetzten
Reagibilität zu sehen.
Der beschriebene postoperative Abfall des IL -2 trifft die Immunzellen durch
den Einfluss auf die CD3+/CD4+ T-Helferzellen in einer entscheidenden
Schaltstelle.
Mit Beginn der enteralen Nahrungszufuhr und der Glutaminsubstitution in
den entsprechenden Gruppen war unter parenteraler Glutamingabe (Gruppe B)
sowie ohne Glutamin (Gruppe C) eine sukzessive Abnahme des IL-2 zu
verzeichnen. In der Gruppe mit enteral zugeführtem Glutamin kam es hingegen
mit einsetzen der Ernährung zu einem IL -2 Anstieg. Die gegensätzlichen Verläufe
bzw. Level der HLA-DR+-Lymphozyten ließen erst zum Ende der Studie den
Glutamin supplementierten Gruppen Vorteile durch die Ernährung mutmaßen. So
konnte trotz des gemeinsamen Tiefpunktes des IL -2 Spiegels am elften
postoperativen Tag der Glutamin supplementierten Gruppen ein Anstieg der HLADR+-Lymphozyten erkannt werden, wohingegen die aktivierten Lymphozyten in
der Kontrollgruppe weiter abfielen. Bei insgesamt fallenden Zytokinwerten könnte
dies als Ausdruck einer gesteigerten Empfindlichkeit der Lymphozyten auf den
Mediator gedeutet werden.
Seite 55
Bei Betrachtung der IL -6 Level beschrieben z.B. Parry-Billings et al.18 einen
steilen postoperativer Anstieg mit Maximum vor dem fünften postoperativen Tag.
Damit ist der postoperative Verlauf aller drei Studiengruppen gut vereinbar. In dem
nahezu gleichförmigen Abfall der Werte ließen sich keine signifikanten
gruppenspezifischen Unterschiede finden. Etwas zeitlich versetzt ließ sich auch in
den vom IL-6 induzierten Akute-Phase Proteinen ein postoperativer Abfall der
Werte finden. Der gleichförmige IL -6 Verlauf ließ auf keinen Einfluss einer der
Therapieformen diesbezüglich schließen.
Im Gegensatz zu den anderen Zytokinen mit vergleichbaren postoperativen
Verläufen, wiesen alle drei Gruppen auffällig heterogene TNF-α Spiegel auf.
Nach
Beginn
der
Dipeptidgaben
zeigte
sich
in
den
Glutamin
supplementierten Gruppen ein auf das Doppelte erhöhter TNF-α Spiegel im
Vergleich zur Kontrollgruppe. Aufgrund der fehlenden statistischen Signifikanz ist
diese Tatsache allerdings mit Vorsicht zu betrachten und müsste durch weitere
Werte bestätigt oder widerlegt werden.
Eine gesteigerte TNF-α Sekretion unter Glutamintherapie wurde auch von
Yaqoob et al.49 beschrieben. Dieser Effekt ließ sich auf unsere Daten übertragen
(Abb.21). Als Folge eines erhöhten TNF-α Spiegels sind gegensätzliche Effekte
denkbar. Für die Umbau- und Regenerationsvorgänge nach chirurgischen
Eingriffen oder auch schweren Traumata birgt eine gesteigerte Aktivität der durch
TNF-α stimulierten Zellen wie Monozyten und Granulozyten das Potential einer
verbesserten
Wund -
und
Anastomosenheilung
mit
den
entsprechenden
Konsequenzen für die anschließende Heilungsphase. Untersuchungen zur
Anastomosen- oder Wundheilung konnten der Glutamintherapie allerdings bisher
keine überzeugenden Effekte nachweisen.
Eine vermehrte TNF-α Sekretion kann jedoch auch als Teil einer
überschießenden Entzündungsreaktion Nachteile für den Patienten mit sich
bringen. So ist bei einem kritisch erkrankten Organismus in einer verstärkten
Immunreaktion auch immer die Gefahr einer umfassenden Organschädigung mit
Initiierung oder Triggerung eines Multiorganversagens zu sehen. Daher ist es
wichtig das Ausmaß einer eventuellen geförderten monozytä ren Potenz in
weiteren Untersuchungen zu klären. Dies bezieht die Bestimmung weiterer
Seite 56
beteiligter Komponenten wie unter anderem ein von Denno et al.50 beschriebenes
protektiv-erhöhtes GSH mit ein.
Aus den uns vorliegenden Daten war bei den Zytokinen lediglich ein Trend
zu einer erhöhten TNF-α Spiegel erkennbar. Der Umfang mit eventuellen Voroder sogar Nachteilen des Glutamins für chirurgische Patienten bleibt ebenso wie
Unterschiede durch die verschiedenen Applikationswege in weiteren Studien
abzuklären.
Seite 57
6
Zusammenfassung und Anregungen
Wir untersuchten bei 39 Patienten nach großen Oberbaucheingriffen mit
postoperativ enteraler Ernährung den Einfluss von enteral und parenteral
zugeführten Glutamin-Dipeptiden auf zelluläre und humorale Immunparameter.
Bei der Betrachtung der zellulären und humoralen Immunparameter konnte
von uns kein signifikanter Nachweis eines Einflusses einer der untersuchten
Therapieformen
erbracht
werden.
Aufgrund
mangelnder
signifikanter
gruppenspezifischer Unterschiede konnten aus den abweichenden Verläufen der
Werte zwischen den drei Studiengruppen allenfalls Deutungen über die
Wirksamkeit der von uns verabreichten Diät angestellt werden.
Aus einer positiven Tendenz der Glutamin supplementierten Gruppen bei
den HLA-DR+-Lymphozyten zum elften postoperativen Tag hin könnte durchaus
eine weitreichende Auswirkung auf die Immunreaktion resultieren, da die
aktivierten
T-Lymphozyten
eine
zentrale
Position
in
der
Kaskade
der
Abwehrprozesse einnehmen. In unserer Untersuchung waren im Gegensatz dazu
annähernd gleiche IL -2 Verläufe zu erkennen. In nachfolgenden Studien bleibt die
Frage zu klären, ob unter Glutamingabe eine veränderte Lymphozytenreaktion auf
Zytokinstimuli nachgewiesen werden kann. Im Rahmen dieser Untersuchung wäre
des weiteren der beobachtete Anstieg des TNF-α und der Einfluss auf die
einzelnen Zellpopulationen zu betrachten.
Die Tatsache, dass die postoperative Ernährung in der parenteral
zusatzernährten Gruppe (Gruppe B) signifikant verzögert erfolgte, lässt eine neue
Seite 58
Frage aufkommen: kann die Glutamingabe bei einem verzögert gesteigerten
Ernährungsregime den Verlauf der von uns bestimmten Immunparameter im
Vergleich zu planmäßig ernährten Patienten erhalten? Eine Antwort darauf könnte
eine Therapieoption bei komplikationsbedingt gestörtem Ernährungsaufbau
bedeuten.
Da das Immunsystem ein multifaktoriell beeinflusstes Organ darstellt, wird
es sich auch in Zukunft schwierig gestalten, einigen wenigen Parametern einen
Einfluss auf den Gesamtorganismus zuzuschreiben. Um die Einflussfaktoren auf
das Abwehrsystem möglichst gering zu halten und somit den Kreis der
Kausalzusammenhänge zu beschränken, wäre es sinnvoll in bevorstehenden
Studien
den
Schweregrad
der
Erkrankungen
mit
seinen
systemischen
Auswirkungen mit einzubeziehen und die Patienten aus verschiedenen Kollektiven
von benignen bis hin zu weit fortgeschrittenen malignen Erkrankungen auf die
unterschiedlichen Therapieansätze zu randomisieren.
Seite 59
7.
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Chirurg
Lebenslauf
n Persönliche Daten
Name:
Geburtsdatum:
Geburtsort:
Staatsangehörigkeit:
Familienstand:
Konfession:
Vater:
Mutter:
Lars Schäfer
06.08.1975
Bochum
deutsch
ledig
römisch-katholisch
Dr. Bernd Schäfer
Brigitte Schäfer, geb. Reymann
n Schulbildung
8/1981 bis 6/1985
8/1985 bis 6/1994
Kirchschule Bochum-Wattenscheid
Hellweg-Gymnasium in Bochum Wattenscheid mit
Abschluss Allgemeine Hochschulreife
7/1994 bis 10/1995
Zivildienst auf der Station für Querschnittsgelähmte und
Patienten mit Schädel-Hirn-Trauma im Bergmannsheil
Bochum
n Hochschulstudium
10/1995 bis 4/2002
8/1997
8/1998
9/2000
4/2001
5/2002
Famulaturen
Medizinstudium an der Ruhr -Universität-Bochum
Ärztliche Vorprüfung
Erster Abschnitt der Ärztlichen Prüfung
Zweiter Abschnitt der Ärztlichen Prüfung
Ausbildung im Praktischen Jahr in der Augusta
Krankenanstalt
4 Monate Innere Medizin (Prof. Dr. A. S. Petrides und
Prof. Dr. M. Wehr)
4 Monate Chirurgie (Prof. Dr. S. John)
4 Monate Anästhesie (Dr. Hasselbring)
Dritter Abschnitt der Ärztlichen Prüfung
Hausärztlich-Internistische Praxis Dr. B. Schäfer
Abteilung für Chirurgie, St. Josef Hospital Bochum
(RUB)
Abteilung für Anästhesie, St. Josef Hospital Bochum
(RUB)
Medizinische Klinik I (Onkologie), St. Josef Hospital
Bochum (RUB)
Dissertation
„Glutamin Dipeptid Supplementation in der enteralen
Ernährung: Effekt enteraler bzw. parenteraler Zufuhr
auf zelluläre und humorale Immunparameter“ unter der
Leitung von PD Dr. med. M. Senkal in der chirurgischen
Abteilung des St. Josef Hospitals in Bochum -RuhrUniversität-Bochum
n ärztliche Tätigkeit
7/2002 bis 6/2003
seit 2/2003
Datum, Unterschrift
AiP in der Abteilung für Gastroenterologie der AugustaKranken Anstalt Bochum unter der Leitung von Hr. Prof.
Dr. A. S. Petrides
AiP in der Abteilung für A nästhesie der S tädtischen
Kliniken Dortmund gGmbH unter der Leitung von Hr.
PD. Dr. J. F. Zander
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