Protokoll zum Anfängerpraktikum Polarisation von Licht Gruppe 2, Team 5 Sebastian Korff Frerich Max 10.07.06 Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung -3- 1.1 Polarisation -3- 1.2 Dichroismus -4- 1.3 BREWSTER Winkel -5- 1.4 Der FARADAY Effekt -6- 2. Versuchsdurchführung -7- 2.1 Reflektivität von linear polarisiertem Licht -7- 2.2 Drehvermögen einer Zuckerlösung -9- 2.3 VERDET’sche Konstante eines Bleiglasstabes -10- 3. Beantwortung der Fragen -12- Literaturverzeichnis Anhang 2 1. Einleitung 1.1 Polarisation Die Polarisation des Lichts wurde 1808 von ETIENNE MALUS (1775-1812) entdeckt. r Lichtwellen sind transversale Wellen, das heißt die elektrische Feldstärke E und die r r magnetische Feldstärke H schwingen senkrecht zur Fortpflanzungsrichtung. Da E r die meisten Lichtwirkungen hervorruft, wird auch in erster Linie E betrachtet und heißt daher auch Lichtvektor. Licht kann vollständig oder teilweise polarisiert sein. Der Grad der Polarisation ist das Verhältnis der Strahlstärke des polarisierten Anteils zur gesamten Strahlstärke. Der Zahlenwert hierfür liegt zwischen 0 (natürliches Licht) und 1 (vollständig polarisiertes Licht). Man unterscheidet insgesamt drei Arten von Polarisation: 1 Abb.1: Schematische räumliche Darstellung von polarisierten Wellen: linear, zirkular, elliptisch (v.l.n.r.) r Linear polarisiertes Licht: E schwingt immer nur in die gleiche Polarisationsrichtung. Zirkular polarisiertes Licht: r E dreht seine Schwingungsrichtung um die Ausbreitungsrichtung. Die Spitze des Lichtvektors beschreibt einen Kreis senkrecht zur Ausbreitungsrichtung. 1 http://de.wikipedia.org/wiki/Polarisation (14.02.06) 3 Elliptisch polarisiertes Licht: r E dreht seine Schwingungsrichtung um die Ausbreitungsrichtung. Die Spitze des Lichtvektors beschreibt eine Ellipse senkrecht zur Ausbreitungsrichtung. 1.2 Dichroismus Einige Materialien haben eine (oder mehrere) ausgezeichnete optische Achsen. Verschiedene Eigenschaften unterscheiden sich hierbei, ob man sie parallel zur optischen Achse (außerordentlich) oder senkrecht dazu (ordentlich) betrachtet. Der ordentliche Strahl folgt dem Brechungsgesetz von Snellius. Zeigt das Material zwei unterschiedliche Absorptionsverhalten bezüglich dieser Achsen, also wird z.B. je nach Polarisation des durchscheinenden Lichtes eine andere Farbe absorbiert, wird dieses Verhalten Dichroismus genannt (Abb. B). Das Wort „Dichroismus” leitet sich aus dem griechischen Wort Dichroos für „zweifarbig” ab. Die Mehrfarbigkeit wird allgemeiner als Pleochroismus bezeichnet. Doppelbrechendes Medium Außerordentliches Licht Ordentliches Licht Abb.2: Dichroismus Hierbei wird unterschieden, welcher Art von Polarisation das einfallende Licht hat. Es gibt den linearen Dichroismus, bei dem das Material von linear polarisiertem Licht durchschienen wird. Daneben wird mit Zirkulardichroismus die Differenz der Absorptionskoeffizienten für links bzw. rechts zirkular polarisiertes Licht beim Durchgang durch optische aktive Verbindungen beschrieben. Ein Polarisationsfilter besteht aus dichroistischen Makromolekülen, eingelagert in klare Kunststoffschichten. 4 1.3 Brewster-Winkel Der Brewsterwinkel, nach DAVID BREWSTER, (Formelzeichen α B ) ist eine Größe der optischen Physik. Licht, welches auf eine Grenzfläche zwischen zwei Medien mit den Brechzahlen n1 bzw. n2 trifft, wird gemäß den Fresnelschen Formeln reflektiert bzw. transmittiert. Für Licht mit einer Polarisation parallel zur Einfallsebene, welches mit dem Brewsterwinkel einfällt, entfällt die Reflexion. Das Licht dringt vollständig durch die Oberfläche. Licht mit senkrechter Polarisation hingegen wird auch teilweise reflektiert. Das reflektierte Licht ist somit vollständig linear polarisiert. αB Abb.3: Zur Definition des Brewsterwinkels αB 2 Für den Brewsterwinkel gilt: tan(α B ) = (1) n2 n1 Der eintreffende Lichtstrahl regt die Atome des Materials zum Schwingen an. Es entsteht dadurch eine Ansammlung von atomaren Dipolen, die in Polarisationsrichtung schwingen und dadurch Sekundärwellen ausstrahlen. Nach dem optischen Reflexionsgesetz (Einfallswinkel gleich Ausfallswinkel) wird der Strahl unter dem Einfallswinkel reflektiert. Das besondere bei Einstrahlung im Brewsterwinkel: Der unter dem Winkel α B gebrochene Strahl steht orthogonal auf dem reflektierten, daher wird das gesamte parallel zur Einfallsebene polarisierte Licht gebrochen und nur der senkrecht zur Einfallsebene polarisierte Anteil reflektiert. Grund: Würde auch parallel zur Einfallsebene polarisiertes Licht reflektiert, so ergäbe dies eine longitudinal schwingende Lichtwelle, die aufgrund der Eigenschaften des elektromagnetischen Felds nicht existieren kann (vgl. Strahlungscharakteristik eines Dipols (erzwungene Schwingung): in Richtung der Dipolachsen findet keine Abstrahlung statt) (Frage 1). 2 Aus: http://de.wikipedia.org/wiki/Bild:Brewster.png (09.07.06) 5 Man kann also eine Glasplatte als Polarisator verwenden, indem man sie im Brewsterwinkel bestrahlt. 1.4 Der FARADAY Effekt Der Faraday-Effekt ist ein magneto-optischer Effekt. Er beschreibt die Drehung der Polarisationsebene von polarisiertem Licht beim Durchgang durch ein transparentes Medium, an das ein Magnetfeld parallel zur Ausbreitungsrichtung der Lichtwelle angelegt wird. Er tritt in den meisten dielektrischen Materialien (einschließlich Flüssigkeiten) auf, wenn sie einem starken magnetischen Feld ausgesetzt werden. Die Drehung der Polaristionsebene ist umso größer, je stärker das angelegte Feld ist. Weist das Medium auch ohne ein angelegtes Magnetfeld einen Einfluss auf die Polarisationebene auf, spricht man von optischer Aktivität. Der Faraday-Effekt wurde von Michael Faraday 1845 entdeckt. Er wurde als erster experimenteller Hinweis dafür gedeutet, dass Licht und Magnetismus miteinander in Beziehung stehen. Der Drehwinkel β, um den sich die Polarisationsebene dreht, berechnet sich wie folgt: l Abb.4: Darstellung des Faraday Effekts 3 Es gilt: (2) ψ =V ⋅l ⋅ B Wobei V die VERDET’sche Konstante abhängig von Temperatur und Wellenlänge ist. Eine positive Verdet-Konstante führt zu einer mathematisch positiven Drehung, wenn das Magnetfeld parallel zur Ausbreitungsrichtung liegt. Ein antiparalles Magnetfeld führt dann zu einer mathematisch negativen Drehung. Das bedeutet, dass sich für 3 Aus: http://de.wikipedia.org/wiki/Bild:Faraday-effect.png (09.07.06) 6 eine Welle, die das Medium zweimal in jeweils entgegengesetzter Richtung durchläuft (hin und zurück), die Rotation verdoppelt: ψ 0 − (−ψ 0 ) = 2 ⋅ ψ 0 (Frage 4) 2. Versuchsdurchführung 2.1 Reflektivität von linear polarisiertem Licht Gemäß Abb.5 wurde die Reflektivität von senkrecht und parallel polarisiertem Laserlicht gemessen. Dazu wurde mittels einer Fotodiode die zur Intensität proportionale Spannung ohne Reflektion an der Glasscheibe gemessen: U se = (1,767 ± 0,005) V und U pe = (6,500 ± 0,005) V Es wurde nun in Abhängigkeit des Winkels α die Spannung bei der Fotodiode nach der Reflektion des Laserstrahls gemessen. Hieraus wurde der Reflektionskoeffizient R s bzw. R p bestimmt. Es gilt: (3) R s = (4) R s = U sr − U D U se − U D U pr − U D U pe − U D , R p ,theo ⎛ sin α ⋅ n1 ⎞ ⎟⎟)) tan ²(α − (sin −1 ⎜⎜ n2 ⎝ ⎠ = ⎛ sin α ⋅ n1 ⎞ ⎟⎟)) tan ²(α + (sin −1 ⎜⎜ ⎝ n2 ⎠ Rs ,theo ⎛ sin α ⋅ n1 ⎞ ⎟⎟)) sin ²(α − (sin −1 ⎜⎜ n 2 ⎝ ⎠ = ⎛ sin α ⋅ n1 ⎞ ⎟⎟)) sin ²(α + (sin −1 ⎜⎜ n 2 ⎝ ⎠ wobei U D die Dunkelspannung ist ( U D = 0,003V ). Abb.5: Versuchsanordnung der Reflektivität von linear polarisiertem Licht α /° U sr / V Rs Rs , theo U pr / V Rp R p , theo 7 (±0,005V ) (±0,005V ) 15 0,268 0,04 0,04 0,316 0,18 0,04 20 0,430 0,07 0,05 0,276 0,15 0,03 25 0,423 0,06 0,05 0,215 0,12 0,03 30 0,442 0,07 0,06 0,199 0,11 0,03 35 0,516 0,08 0,07 0,162 0,09 0,02 40 0,603 0,09 0,08 0,116 0,06 0,01 45 0,706 0,11 0,09 0,079 0,04 0,01 50 0,832 0,13 0,11 0,045 0,02 0,00 53 0,940 0,14 0,13 0,030 0,02 0,00 55 1,004 0,15 0,14 0,022 0,01 0,00 58 1,133 0,17 0,16 0,021 0,01 0,00 60 1,243 0,19 0,18 0,026 0,01 0,00 63 1,407 0,22 0,21 0,047 0,02 0,01 65 1,552 0,24 0,23 0,080 0,04 0,01 68 1,797 0,28 0,27 0,136 0,08 0,03 70 2,030 0,31 0,30 0,205 0,11 0,04 73 2,390 0,37 0,36 0,333 0,19 0,08 75 2,400 0,37 0,40 0,503 0,28 0,11 80 3,280 0,50 0,54 1,145 0,65 0,24 85 4,450 0,68 0,73 2,660 1,51 0,49 Abb.6: Messtabelle zur Bestimmung des Reflektionskoeffizienten R 1,5 Rs Rp R 1,0 0,5 0,0 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 α/° Abb.7: Reflektionskoeffizient R in Abhängigkeit des Reflektionswinkels Grenzfläche Luft ( n1 = 1 ) / Glas ( n 2 = 1,5 ) α an einer 8 Die Messwerte entsprechen ungefähr den Erwartungen. Die Abweichung lassen sich damit erklären, dass Streulicht von der Fotodiode aufgenommen wurde und der Laserstrahl nicht optimal justiert werden konnte. An der Stelle α B = arctan( n2 ) = 56,3° n1 erhalten wir für den parallel polarisierten Reflektionsfall ein erwartungsgemäß ein Minimum (Frage 5). 2.2 Drehvermögen einer Zuckerlösung Im folgenden Versuch soll das Drehvermögen γ (λ , T ) einer Rohrzuckernormallösung der Konzentration C = 26 g Rohrzuc ker bestimmt werden. Gemäß Abb. 8 wird der 100 cm³Wasser Laserstrahl durch eine mit der Lösung gefüllten Küvette und zwei Polarisationsfiltern zur Fotodiode gesendet. Abb.8: Aufbau zur Bestimmung des Drehvermögens einer Zuckerlösung l = (29,5 ± 0,2) cm Bei einer Temperatur von T = 28,0° C musste der zweite Polarisationsfilter um 46° ψ = (46 ± 0,5) ° nach links gedreht werden, damit eine minimale Intensität erreicht werden konnte. Es handelt sich also um eine linksdrehende Lösung, wenn man davon ausgeht die Polarisationsebene weniger als 180° gedreht wurde (Frage 6). (5) γ (λ , T ) = ψ l ⋅C = ° ⋅ cm² 46° ⋅ 100cm³ = (5,997 ± 0,056) 29,5cm ⋅ 26 g g 9 2.3 VERDETsche Konstante eines Bleiglasstabes Zur Bestimmung der VERDETschen Konstante eines Bleiglasstabes Schwerflint SF6 wurde ein Versuchsaufbau gemäß Abb. 9 verwendet. Abb.9: Aufbau zur Bestimmung der VERDET’schen Konstante eines SF6-Bleiglasstabes Ein Laserstrahl passiert einen Polarisationsfilter PF1 und trifft auf einen Strahlteiler. Der eine Teil des Strahls passiert den Bleiglasstab der Länge l = 30,0 mm in dem FARADAY Rotator R und wird von einem Spiegel SP zurück in den Strahlteiler reflektiert. Die Hälfte des Strahls passiert den Polarisationsfilter PF2 und trifft auf die Fotodiode. Es wurde bei verschiedenen Magnetfeldstärken BZ die Drehung um ψ der Polarisationsebene gemessen. Die Variation der Magnetfeldstärke wurde mittels Änderung der Stromstärke I im Bereich von − 4,26 A ≤ I ≤ 3,95 A ermittelt. Hier raus konnten wir mittels Polynom 3 aus dem Skript die effektive Magnetfeldstärke BZ ,eff errechnet werden. Der Drehwinkel 2ψ ergibt sich aus der Differenz der beiden Winkel bei angelegter Stromstärke − I und + I . 16 14 4,05 3,00 2,09 1,00 94,97 71,22 50,09 24,10 2 ⋅ψ / ° 14,66 12,89 8,26 5,41 12 2ψ / ° I /A B z ,eff / mT 10 8 6 4 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Bz, eff / mT Abb.10: Doppelter Drehwinkel ψ in Abhängigkeit der z-Komponente des angelegten Magnetfeldes Aus Gleichung (2) erhalten wir nun mit Hilfe der Steigung m der Regressionsgeraden 10 B z ,eff 2 ⋅ψ = V (λ , T ) 2⋅l m grd V (λ , T ) = = (1378,9 ± 178,7) 2⋅l T ⋅m 2 ⋅ψ = 2 ⋅ V (λ , T ) ⋅ B z ,eff ⋅ l ⇔ Die Raumtemperatur bei unserer Messung betrug T = 28,0° C . Im Vergleich zu dem Literaturwert von V = 1149,6 grd bei λ = 632,8nm und Raumtemperatur können wir in T ⋅m Anbetracht der relativ ungenauen Messung und bei nur vier Messwerten den Versuch trotzdem als gelungen ansehen. 11 3. Beantwortung der Fragen Frage 1: siehe Seite 5 Frage 2: tan(α − β ) = sin(α − β ) cos(α − β ) 2 2 ⎛ sin(α − β ) ⎞ ⎛ cos(α − β ) ⎞ ⎜⎜ ⎟⎟ ⋅ ⎜⎜ ⎟⎟ = 0 ⎝ cos(α − β ) ⎠ ⎝ sin(α − β ) ⎠ Diese Gleichung ist nur erfüllt, wenn sin(α − β ) = 0 oder cos(α − β ) = 0 , bzw. α = β oder β = 90° − α . Brechungsgesetz: sin α n2 = sin β n1 n sin α = 2 , mit sin(90° − α ) = cos α folgt sin(90° − α ) n1 n sin α = tan α = 2 n1 cos α Frage 3: Sie erfährt keine Änderung, da durch die schraubenförmige Struktur der Moleküle im Medium der Betrag und auch die Richtung der Polarisationsänderung vorgegeben ist. Die Polarisation hebt sich sozusagen gegenseitig auf. Frage 4: siehe Seite 7 Frage 5: siehe Seite 8 Frage 6: siehe Seite 9 12 Literaturverzeichnis Breuer, Hans, dtv-Atlas Physik, 6. Auflage, Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG München, September 2005 Helmers, Dr. Heinz, Skript zum Anfängerpraktikum Physik II, CvO Universität Oldenburg, Institut für Physik, April 2006 Halliday, David, Physik, Wiley VCH GmbH, Weinheim, 2003 13 Anhang 14