Pharmazeutische Chemie - Vasopressin Vasopressin (Empressin®) Das Hypophysenhinterlappen-Hormon Vasopressin (= Argipressin, ArgininVasopressin, Adiuretin, Antidiureitisches Hormon, ADH) ist nun auch als Arzneimittel verfügbar. Die physiologische Wirkung des Vasopressins besteht darin, durch Bindung an V2-Rezeptoren die H2O-Resorption in der Niere zu steigern und die Konzentrierung des Harns zu fördern - daher der Name Antidiuretisches Hormon. In höheren Konzentrationen als für die H2O-Resorption in der Niere benötigt, wirkt Vasopressin durch Stimulierung von V1a-Rezeptoren in den Gefäßen der Haut und Skelettmuskulatur vasokonstriktorisch und somit blutdrucksteigernd - daher der Name Vasopressin (Mutschler, Schaible, Vaupel 2007). Seit Februar 2015 ist Vasopressin nun aufgrund seiner vasokonstriktiven Wirkung auch als Arzneistoff zugelassen, und seit Juni 2015 ist es als Fertigarzneimittel Empressin® in Deutschland erhältlich. Empressin® ist ein Notfall-Arzneimittel, das als Injektionslösung nur bei katecholrefraktärer Hypotonie im Rahmen eines septischen Schocks indiziert ist, also nur dann, wenn trotz einer adäquaten Volumentherapie und der Gabe von Catecholaminen als Mittel der ersten Wahl der mittlere arterielle Blutdruck nicht auf Werte von 65-75 mmHg stabilisiert werden kann. Die Hypotonie wird einschleichend mittels einer koninuierlichen Infusion (0,01 I.E./min) über eine Perfusormotorspritze behandelt. Abhängig von den klinischen Erfordernissen kann die Infusionsrate alle 15 bis 20 Minuten bis zu einer Dosierung von 0,03 I.E./min gesteigert werden. Eine Reduktion der Dosis sowie die Therapiedauer sind individuell dem klinischen Verlauf anzupassen (Fachinformation Empressin® 2015). Abbildung 1 Genauso wie das zweite Hypophysenhinterlappenhormon Oxytocin ist Vasopressin Peptidhormon mit 9 Aminosäuren. Aufgrund der intramolekularen Disulfidbrücke zwischen Cys1 und Cys6 ergibt sich die Struktur eines Cyclononapeptids. Der strukturelle Unterschied zwischen Vasopressin und Oxytocin besteht nur in der exozyklischen Aminosäure an Position 8 und der endozyklischen Aminosäure an Position 3. Vasopressin enthält hier an Position 8 die basische Aminosäure Leucin, die für die antidiuretischen und vasokonstriktorischen Wirkungen essentiell ist, Oxytocin enthält an dieser Position die neutrale, aliphatische Aminosäure Leucin. AnPosition 3 enthält Vasopressin ein Phenylalanin, Oxytocin ein Leucin (Habermehl et al. 2008). Vasopressin wird schnell metabolisiert, die Plasmahalbwertszeit beträgt etwa 10 bis 20 Minuten (Fachinformation Empressin® 2015). Synthetische Vasopressin-Analoga wie z.B. Desmopressin oder Terlipressin mit leicht modifizierter Aminosäuresequenz werden u.a. beim Diabetes insipidus oder bei Ösophagusvarizen-Blutungen eingesetzt. 1 CA 2.7.2015 Pharmazeutische Chemie - Vasopressin Literatur: Fachinformation Empressin® 2015, Orpha-Devel Handels und Vertriebs GmbH Habermehl, G.G. et al. In: „Naturstoffchemie“ 2008, 3. Aufl. Springer-Verlag Berlin Heidelberg Mutschler, E., Schaible, H.G. und Vaupel, P. In „Anatomie, Physiologie, Pathophysiologie des Menschen“ 2007, 6.Aufl. WVG Stuttgart 2 CA 2.7.2015