100 Jahre Orchester im Ägerital

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Peter Lüthi
Peter Lüthi
100 Jahre Orchester im Ägerital · 1987 – 2012 Ägeritalorchester
100 Jahre
CH-6314 Unterägeri · www.aegeritalorchester.ch
Orchester im Ägerital
1987 – 2012 Ägeritalorchester
Probenimpressionen Ägeritalorchester 2012
Probenimpressionen Ägeritalorchester 2012
Inhalt
Vorwort
2
1987 – 1992
Nach der Feier der Wandel
Konzert-, Gottesdienst- und Reisentabelle
3
20
1992 – 2002
Tritt fassen
22
Konzert-, Gottesdienst- und Reisentabelle
38
2003 – 2012
Irrungen und Wirrungen
43
Konzert-, Gottesdienst- und Reisentabelle
60
Die Zukunft ruft
63
Der Kontrabass des Ägeritalorchesters
65
Vorstand 1987 – 2012
Orchestermitglieder 1987 – 2012
68
70
Quellen
Der Autor
Impressum
72
72
72
1
Vorwort
Geni Häusler,
Kontrabassist
Mit grosser Freude und Dankbarkeit
dürfen wir 2012 unser 100-Jahr-Jubiläum feiern. Wir haben Ihnen und uns
zu diesem beeindruckenden Ereignis
drei Geschenke gemacht:
Durch diese Erfahrungen kann ich Sie alle mit Überzeugung aufmuntern: Nehmen Sie Ihr erlerntes Instrument
wieder hervor oder lernen Sie ein Musikinstrument und
benutzen Sie das Gelernte in einer Gruppe zu gemeinsamem Musizieren.
• Eine Chronik über die letzten
25 Jahre Vereinsgeschichte von
Peter Lüthi
Peter Lüthi hat sich intensiv mit den Akten beschäftigt
und daraus das vorliegende Werk erschaffen. Für seine
vorzügliche Arbeit sprechen wir ihm unseren herzlichen
Dank aus.
• Eine Komposition des Unterägerers Dani Häusler für
sinfonisches Orchester
• Ein Konzert, in dem die beiden Brüder, unser Konzertmeister Adrian Häusler und der Klarinettist Dani
Häusler, gemeinsam als Solisten das liebliche und ergreifende Doppelkonzert von Max Bruch interpretieren
Das Konzert soll auch eine Hommage an die ehemaligen
und jetzigen Freunde und Mitspieler des Ägeritalorchesters sein. Viele haben dem Orchester über Jahre oder
sogar Jahrzehnte die Treue gehalten.
Es beeindruckt mich immer wieder, dass es möglich
ist, mit vielen verschiedensten Menschen, ein Konzert
aufzuführen. Die Musiker müssen ihren Instrumenten,
koordiniert mit allen Mitspielern, in einem vorgegebenen Metrum, in Bruchteilen von Sekunden, die richtigen
Töne entlocken. Dazu kommt die Koordination mit der
Intention des Dirigenten. Das Musikstück muss lebendig und fesselnd gestaltet werden, wenn es die Zuhörer
beglücken soll. Gelingt dies, so ist das Musizieren im
Orchester ein Gemeinschaftserlebnis erster Güte.
2
Geni Häusler
Präsident Ägeritalorchester
Nach der Feier der Wandel
«Stabübergabe»
Das Vereinsjahr 1987 stand natürlich ganz im Zeichen
der 75-Jahr-Feier des Orchestervereins Unterägeri. Das
Jahr begann bereits mit der Aufführung der im Volk beliebten «Diabelli-Messe» (Pastoralmesse in F-Dur, Opus
147, von Anton Diabelli, 1781–1858,) unter der Leitung
von Konrad Bossard an Weihnachten 1986. Damit wurde
das musikalische Jahr eröffnet.
Das Kirchenvolk war höchst erfreut, diese Messe wieder
zu hören und auf sich wirken zu lassen. Der österreichische Komponist versteht es ganz gut, mit dieser Chormesse die Herzen der Menschen zu berühren. Dass dies
geschehen ist, zeigen die Reaktionen der Kirchgänger.
Ein erfolgreicher Auftakt also. Diese Messe war 1935 von
Albert Grätzer für den Weihnachtsgottesdienst eingeübt
und in der Folge praktisch jährlich in der Mette aufgeführt worden. Die Messe ist ihrer feierlichen Art wegen
sowohl bei Zuhörern als auch bei den Darbietenden sehr
beliebt.
Orchesterball
Eine Wandlung erfuhr der Orchesterball vom 20. Februar
1987. Traditionellerweise eröffneten die bunt kostümierten Orchestermitglieder den Ball mit leichter
Musik, diesmal mit einem
Potpourri von Paul Lincke.
In freundschaftlicher Art
wurde der Orchesterverein
bei der Durchführung des
Balls von Mitgliedern des
Kirchenchors aktiv unterstützt. Mit Genugtuung
wurde festgestellt, dass der
Ball nach wie vor beliebt war. Übrigens: Seit über 30
Jahren findet der Orchesterball immer am zwölften Tage
vor dem Aschermittwoch statt. Diese Tradition konnte,
von wenigen Ausnahmen abgesehen, bis zu Beginn der
50er-Jahre zurückverfolgt werden. Das kommende Jahr
verlangte aber eine Ausnahme: Der zwölfte Tag vor dem
Aschermittwoch fiel auf den Agathatag. Laut § 8 Bst. B
des Gesetzes über Tanzveranstaltungen und Tanzbetriebe (Tanzgesetz) vom 21. Oktober 1976 (BGS 943.21) sind
aber Tanzveranstaltungen untersagt, namentlich:
b. am Agathatag, sofern dieser nicht in die Fasnachtszeit vom Schmutzigen Donnerstag bis Fasnachtsdienstag fällt.
Somit wurde 1988 der Orchesterball am Samstag,
6. Februar durchgeführt.
Passionsmusik
Den Höhepunkt für den Schreibenden bildete aber die
Aufführung der Passionsmusik (Oratorium) «Die sieben
Worte Jesu am Kreuz» von César Franck (1822–1890).
Diese 1859 geschriebene Musik wurde als Gemeinschaftskonzert zusammen mit dem gleichzeitigen Jubilar
Kirchenchor Unterägeri und dem Kirchenchor Oberägeri
sowie dem Reformierten Kirchenchor Aegeri aufgeführt.
Die Leitung hatte wiederum Konrad Bossard inne. Das
war ein hartes Stück Arbeit, aber auch ein Erlebnis erster
Güte.
Mit diesem Konzert wurde eine Tradition fortgesetzt, die
1980 mit der Erarbeitung der Markus-Passion von Reinhard Keiser ihren Anfang genommen hatte. 1982 gelangte die Keiser-Passion erneut zur Aufführung. Schon 1984
wurde die gleiche Passionsmusik dargeboten wie heuer
im Jubiläumsjahr. Weshalb diese Wiederholungen?
3
1987 – 1992
Solche besinnlichen und anspruchsvollen Werke, wie sie
in den letzten Jahren erarbeitet und aufgeführt wurden,
verlangen von den Mitwirkenden ein umfassendes Verständnis für die Anliegen, die mit dieser Musik erreicht
werden sollen. Erst dieses Verständnis ermöglicht es,
eine ausgereifte Leistung zu erbringen. Die Musik und
das darin ausgedrückte Anliegen ihres Schöpfers werden
aber erst verstanden, wenn es gelingt, die Darbietenden
mit der Musik zu einer Einheit zu formen. Die Erfahrung
zeigte nun, dass diese Identifikation weitgehend möglich ist, wenn ein Werk nach einem zeitlichen Unterbruch
wieder erneut bearbeitet wird. In dieser Aufführungsphilosophie liegt möglicherweise aber auch die einmalige
Chance von Liebhaber-Instrumentalisten und -Sängern:
Ohne äusseren Leistungsdruck können sie sich über
längere Zeit hinweg einem Werk widmen, wie es Berufsorchestern und -chören verwehrt ist. Diese Möglichkeit
gilt es auch in Zukunft wahrzunehmen.
Ein Detail: Ziel der diesjährigen Erarbeitung der Passionsmusik war es, das Werk ohne Beizug auswärtiger Musiker möglichst mit eigenen Kräften zu realisieren. Dazu
wurden auf Seiten des Orchesters ehemalige Mitglieder
zur aktiven Teilnahme eingeladen. Erwähnt seien etwa
Urs Stocker, Cello, Jürg Iten, Violine, und Ursula Müller,
Violine. Überdies kann das Orchester immer wieder auf
bewährte Kräfte zurückgreifen, die jeweils in unserem
Ensemble mitwirken, ohne selbst Orchestermitglieder zu
sein. Auch die Gesangssolisten stammten übrigens aus
der Umgebung. Sie hatten sich schon beim letztjährigen
Haydn-Konzert einen Namen gemacht. Ein Vorteil war
somit, dass sich Orchester und Chöre einerseits und die
Solisten anderseits kannten und somit von Anfang an eine
gute Basis für ein fruchtbares Zusammenwirken bestand.
4
Festakt zum 75-Jahr-Jubiläum
Dieses Zusammenwirken dokumentierte auch die gemeinsame Jubiläumsfeier nach den getrennten Generalversammlungen am gleichen Tag, nämlich am 9. Mai
1987.
Der Orchesterverein und der Kirchenchor luden zu einem
Jubiläumsanlass in die Marienkirche, Unterägeri, ein.
Musikalisch umrahmt wurde die Feierstunde von Hildegard Schmitz, Viola, und Konrad Bossard, Orgel.
In seiner Grussbotschaft erinnerte sich Pfarrer Alois
Saladin, Präses des Kirchenchors, an seine Freude, als
er beim Antritt seines Amtes vernommen habe, dass
Unterägeri ein Kirchenorchester besitze. «Dass unser
Kirchenchor im Dienste der Liturgie steht, das weiss man
allgemein, obwohl es nicht immer genug gewürdigt wird.
Dass aber ein Orchesterverein die musikalische Mitwirkung im Gottesdienst als Zweckparagraphen hat, das ist
heute selten.» Mit Kirchenratspräsident Peter Hürlimann
dankte Pfarrer Alois Saladin den beiden Vereinen für ihre
Leistungen im Dienste der Liturgie und appellierte an die
Vereinsmitglieder, dieses Erbe als kostbare Verpflichtung
zur Freude aller Menschen sorgsam zu hüten.
Stände- und Regierungsrat Andreas Iten bezeichnete
den 75. Geburtstag als einen grossen Jubeltag im Leben
eines Vereins. «Es sind Dreiviertel eines Jahrhunderts
vorbei. Das heisst, auf die Vollendung der hundert Jahre
hin ist noch viel zu schaffen, verglichen aber mit den
Anfängen ist unendlich viel getan.» Weil Musizieren
immer eine Chance sei, von sich wegzugehen und sich in
seiner Beschränktheit und Kleinlichkeit zu vergessen, sei
Musizieren für den Einzelnen und für die Gemeinschaft
als Ganzes unentbehrlich. Und so gesehen sei es eine
Notwendigkeit gewesen, im Ägerital Musikvereine zu
gründen, denn ihnen komme die Aufgabe zu, den Menschen glückliche Momente zu vermitteln.
Stücheli und Urs Henggeler ist ein wunderbares Stück
Zeitgeschichte gelungen, ja eine eigentliche Sprachkomposition über die Befindlichkeit des Orchesters wurde
geschaffen.
Menschlichkeit, Wärme und Humor strahlte die Laudatio aus, die der Ehrendirigent der beiden jubilierenden
Vereine, Max Müller, auf den damals bald 95 Jahre alt
gewordenen Albin Iten und die 80-jährige Lotti Henggeler hielt. Albin Iten, der Ende August dieses Jahres leider
verstorben war, wirkte im Kirchenchor als sicherer Sänger mit. Gleichzeitig geht er aber auch als eigentlicher
Fagottspieler in die Geschichte des Orchesters ein. Lotti
Henggelers Verdienste um die Musik im Ägerital seien
allgemein anerkannt, denn sie sei als Geigerin nicht nur
lange Zeit eine hervorragende Konzertmeisterin des
Orchesters gewesen, sondern habe gleichzeitig auch als
einfühlsame und erfolgreiche Musiklehrerin viele Orchestermitglieder mit dem Violinspiel vertraut gemacht.
Die Festschrift des Kirchenchors wiederum lässt unter
anderem die verschiedenen Chorpräsidenten zu Wort
kommen und beschreibt die 35 Vereinsreisen, die jeweils
zu den Höhepunkten im Vereinsleben gezählt werden.
Auch der Festband des Kirchenchors will als Besinnung,
gleichzeitig aber auch als Dank verstanden sein.
Der feierliche Schlusschor aus Haydn’s «Schöpfung»,
den Orchester, Chor und die Gäste gemeinsam anstimmten, beschloss würdig die Jubiläumsfeier. Anschliessend
traf sich die Festgemeinschaft im Pfarreisaal Sonnenhof
zu einem in jeder Hinsicht gelungenen, vergnüglichen
Abend.
Die eigentliche Generalversammlung
Der Festakt in der Marienkirche bot ferner einen würdigen Rahmen, die beiden Festschriften der jubilierenden
Vereine der Öffentlichkeit vorzustellen. Die Festschrift
des Orchesters wurde als Gemeinschaftswerk von drei
Autoren verfasst. Auf 128 Seiten mit 98 Abbildungen
wird ein leicht lesbarer Überblick über 75 Jahre Orchestergeschichte gegeben. Ein weiteres Kapitel befasst sich
anhand der Musikstücke, die in den letzten 75 Jahren
unter den verschiedensten Dirigenten erarbeitet wurden,
mit der Wandlung, die das Orchester im Laufe der Zeit
erfahren hat. Die Beschreibung der vereinseigenen
Instrumente und das Kapitel über das einstige Kirchenorchester von Oberägeri runden die Jubiläumsschrift des
Orchesters ab. Den Autoren Christoph Henggeler, Albin
Urs Henggeler konnte 26 Aktivmitglieder und 2 Mitspieler begrüssen. Der Jahresbericht über das Jahr 1986
des Präsidenten gab Auskunft über sechs Auftritte in
der Kirche, über die Uraufführung der «Iten-Messe» an
Pfingsten und das Haydn-Konzert vom 7./8. Juni. Rein
«weltlich» waren der Orchesterball vom 31. Januar und
das Konzert mit dem Männerchor im November mit dem
Thema «Jagd». Am 21. März ehrte man mit dem Kirchenchor zusammen den Ehrendirigenten Max Müller für
seine 50-jährige Tätigkeit zugunsten des Musiklebens
im Ägerital. Total der Proben und Aufführungen 1986: 67!
Die Generalversammlung wurde wie üblich statutarisch
abgehalten und versank nicht in einem «Jubiläums-Getöse». Aber nach der Generalversammlung waren alle
5
1987 – 1992
Venedig als Dreingabe (14. – 16. August)
Mit der nötigen Nüchternheit ging man also dieses Jubiläumsjahr an.
Fast wie ein Geschenk nahm man die Vereinsreise an.
Nicht umsonst. Venedig wartete und erfüllte uns alle mit
Staunen. Die Schifffahrt auf dem Canale Grande war ein
erster Höhepunkt. Die Schönheit dieser prächtigen Stadt
kam voll zum Tragen. Ein Stadtbummel verstärkte diese
Eindrücke noch. Das Nachtessen im «Anima Bella» der
Familie Altermatt (Bekannte der Familie Bossard) war
schlicht gesagt überwältigend. Italianità eben. Am Sonntag besuchte man ein Konzert des «Orchestra di Camera
di Venetia» auf der Insel «Torcello». Die Töne in dieser
Basilica di Santa Maria Assunta gingen eine Beziehung
ein mit dem wunderbaren byzantinischen Mosaik aus dem
12. und 13. Jahrhundert. Am Abend genoss die Reisegesellschaft das Nachtessen im Freien auf dem Platz vor
dem «Teatro la Fenice» – wieder bei bester Stimmung.
Der Sonntag liess uns Abschied nehmen und brachte uns
wieder nach Zug, nach drei erlebnisreichen, jubiläumswürdigen Tagen, organisiert von Marie-Louise Rütti.
Jahreskonzert
Die Ehrungen
Am 27. und 28. November empfingen der Männerchor
und der Orchesterverein gemeinsam die Besucher zu
einem Konzert in der Aula Maienmatt und «Acher». Als
Gast verstärkte der jubilierende Kirchenchor die traditionelle Runde. Drei Dirigenten leiteten abwechslungsweise
diesen Abend: Konrad Bossard, Horst Kieslinger und
Max Müller. Der gelungene Mix aus Chorlied, Bläser- und
Streichkonzert gefiel allseits und war eigentlich ein drittes Jubiläumskonzert.
Eigentlich ein Zufall, dass gleich vier Mitglieder des
Orchesters im Jubiläumsjahr die begehrte Auszeichnung
des Eidgenössischen Orchesterverbands (EOV) entgegennehmen konnten. Ehrenveteran wurde Josef Etter,
dessen Aufnahme ins Orchester ins Jahr 1929 zurückreicht. Daneben musizierte er auch in der Feldmusik
Unterägeri und als Klavierspieler im Trio «Old Timers»,
dessen Mitglieder sich der Salonmusik verschrieben
haben.
Venedigreise 1987
zusammen mit dem Kirchenchor, den Angehörigen und
geladenen Gästen zu einem gemeinsamen Essen ins
Pfarreiheim eingeladen.
Eugen Eggerschwiler und Oskar Möller wurden im Jahre
1941 als Aktivmitglieder aufgenommen. Vorher spielten
6
sie schon als Hospitanten mit. Eugen Eggerschwiler,
ebenfalls Mitglied der «Old Timers», spielte Violine,
Oskar Möller dagegen blies Klarinette und Oboe. Zusammen mit Franz Xaver Hugener, der 1952 als Bratschist in
den Orchesterverein aufgenommen wurde, konnten sie
zu Veteranen des EOV ernannt werden.
Myrtha war die Übergabe vollzogen. Neu in den Vorstand wurden ebenfalls Marianne Ried und Marie-Louise
Jetzer gewählt. Mit den bisherigen Konrad Bossard, Felix
Krämer und Marie-Louise Rütti bestand der Vorstand aus
sechs Personen. Sonst stand diese GV im Zeichen des
Rückblickes über das Jubiläumsjahr.
Lotti Henggeler wurde von der Musikschule Zug im
Oktober mit einem Kammermusikkonzert geehrt, weil sie
als initiative und versierte Musikerin am 11. September
ihren 80. Geburtstag feiern durfte.
Konrad Bossard aber liess die Mitglieder wissen, dass er
auf Juli 1988 als Dirigent zurücktreten, aber als Vorstandsmitglied erhalten bleibe. Diese Demission brachte
dem Vorstand natürlich Mehrarbeit mit einer Dirigentensuche. Marie-Louise Rütti ehrte Urs Henggeler, der stets
die Worte von Erich Kästner gelebt habe «Es gibt nichts
Gutes, ausser man tut es». Der Leistungsausweis von
Urs wäre so gross, dass eine Aufzählung alle Grenzen
sprengen würde. Klar ist, dass unter Urs der Verein
immense Fortschritte in der Organisation, Menschenführung und im Gemeinschaftsdenken machte. Nicht zu vergessen ist die Ordnung bei der Aktenaufbewahrung. Urs
hatte sein Amt immer mit grösstem inneren Eifer geführt.
Sein Schwung war ansteckend, korrekte Amtsführung
sein Markenzeichen. Auf Antrag von Josef Röllin wurde
Urs Henggeler Ehrenmitglied des Orchestervereins. Eine
Glasscheibe mit dem Signet des Jubiläumsjahres war
sichtbares Zeichen der Dankbarkeit.
Herrlich und vorbildlich, diese Feiern, aber auch ein
Zeichen zur Vorsicht im Hinblick auf die Zukunft. Der
Nachwuchs darf nicht aus den Augen gelassen werden.
Ein kleiner Hinweis am Ende eines Jubiläumsjahres.
Man darf aber ruhig behaupten, dass das Jubiläumsjahr
ein wirkliches Musikjahr war mit verschiedenen Auftritten und Höhepunkten im Leben der einzelnen Orchestermitglieder. Die umsichtige Führung des Vorstandes
unter der Leitung von Urs Henggeler hat hier absolute
Qualitätsarbeit geliefert.
1988
Änderungen im Fokus
Die Generalversammlung dieses Jahres stand im Zeichen
von grossen Veränderungen. Zwei Vorstandsmitglieder
haben den Austritt bekanntgegeben – Heidi Ochsner und
Urs Henggeler. Damit verlor der Verein viel Wissen und
Engagement.
Der Verein wählte einstimmig Myrtha Domonell als
neue Präsidentin. Mit der Schlüsselübergabe von Urs zu
Frau Myrtha Domonell musste die Ruder ganz schnell in
die Riemen legen, denn nun musste eine neue musikalische Leitung gesucht werden, damit im Sommer der
Orchesterverein nahtlos in die Herbstarbeit einsteigen
konnte. Myrtha Domonell konnte an einer Vorstandssitzung am 15. März von Konrad Bossard und MarieLouise
Rütti nach vornehmlicher Zurückhaltung vernehmen,
dass sich Richard Hafner, der Musikschulleiter, ihnen ge-
7
1987 – 1992
genüber bereit erklärt habe, das Orchester zu übernehmen. Marianne Ried aber äusserte Befremdlichkeit, habe
sie doch vor drei Tagen Richard Hafner gesehen und
er hätte nichts davon gesagt. Das wäre natürlich eine
Toplösung. Trotzdem bat man in weislicher Voraussicht
den Kirchenrat, ein Inserat zu schalten, um noch andere
Möglichkeiten zu prüfen.
Nach dieser Ausschreibung war eigentlich die Wahl auf
zwei mögliche Orchesterleiter eingeschränkt worden:
Herrn Christoph Schönenberger, Organist, und Frau Lucia
Canonica, Violine. Die Wahl des Kirchenrates fiel nach
den Probelektionen, die festgelegt wurden, klar aus. Die
Kandidaten mussten folgende Arbeiten erfüllen:
1. Probenarbeit mit dem Orchester, ca. 30 Minuten:
Fagottkonzert, g-Moll, von Franz Danzi.
2. Probenarbeit mit Chor und Orchester, ca. 30 Minuten, Missa brevis Solemnis à 4 voci et 4 instrumenti
ex D von P. Wolfgang Iten, Engelberg.
3. Probenarbeit mit Chor à capella, ca. 30 Minuten,
Missa in G von G. B. Casali (1715–1792) oder Motette nach freier Wahl
Im Anschluss an die drei Programmpunkte war eine
Besprechung zwischen Experten und dem Kandidaten
angesagt. Eingeladen waren Herr Pfr. Saladin, Herr
Hugo Frey, Herr und Frau Rütti, Herr R. Hafner, Herr Max
Müller, Frau Myrtha Domonell, Herr W. Gasser und Herr
Konrad Bossard.
Die Wahl fiel mit Überzeugung auf Lucia Canonica. Die
kath. Kirchgemeinde stellte einen Anstellungsvertrag
für Frau Lucia Canonica auf, in dem erklärt wurde, dass
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Frau Canonica als Chorleiterin des
Kirchenchores Unterägeri und als
Dirigentin des Orchestervereins
Unterägeri per 1. August 1988 angestellt werde. Die Probezeit betrage
drei Monate. Zwischen dem OrchesLucia Canonica
terverein und Frau Canonica bestand
eine Vereinbarung, in der Frau Canonica verpflichtet
wurde, folgende Aufführungen und Konzerte zu leiten:
1. Sämtliche kirchliche Verpflichtungen, inkl. Passion
oder Juni-Konzert, gem. Arbeitsvertrag mit der kath.
Kirchgemeinde Unterägeri
2. Orchesterball, der jährlich 12 Tage vor Aschermittwoch durchgeführt wird
3. Ständchen für Betagte, zu geeigneter Zeit (ev.
Hauptprobe) mit Absprache der Heimleiter, mit ev.
Zuzug anderer Vereine.
4. Jahreskonzert mit Männerchor, Ende November
a. 1. Teil des Konzertes wird vom OV alleine gestaltet
b. 3. Teil des Konzertes zusammen mit dem Männerchor.
Die Punkte 2, 3 und 4 sind Zusatzverpflichtungen, die
vom OV bestimmt werden. Der OV verpflichtet sich
hiermit, für die Finanzierung sowie Honorierung der ML
für die Aufführungen und für ev. Zusatzproben aufzukommen.
Diese Vereinbarung ist datiert vom 5. Juli 1988. Unterschrieben von Myrtha Domonell, Felix Krämer und Lucia
Canonica. Damit war ein geregelter Betrieb im Orchesterverein garantiert.
Das Jahreskonzert zusammen mit dem Männerchor
stand im Zeichen der Stabwechsel bei beiden Vereinen.
Paul Sarbach dirigierte erstmals den Männerchor, Lucia
Canonica den Orchesterverein. Henry Purcells «Spielmusik zum Sommernachtstraum» eröffnete den Reigen,
der mit Studentenliedern abgeschlossen wurde. Nach
diesem Konzert kam es zu ersten kritischen Äusserungen, die ausgelöst wurden durch einen Besucherrückgang und einige kleinere Unregelmässigkeiten bei der
Organisation des Abends. Trotzdem war dem Abend ein
guter Erfolg beschieden.
Der Welschland-Tag
Die Reise nach Ste. Croix wurde von Gret Bieri organisiert und wird heute noch in Erinnerung bleiben, weil ja
die Fahrt ins Welschland nur der Rahmen war für eine
Verabschiedung des Dirigenten Konrad Bossard. Man
musste subversiv vorgehen, um den umsichtigen Konrad
nicht zu verärgern, denn er wollte wirklich nicht geehrt
werden. Hier konnte er nicht ausweichen.
Doch beginnen wir von vorne. Am 24. Januar 1988, an
einer Sitzung mit Konrad Bossard, Walter Gasser (Männerchor), Albin Stücheli (Kirchenchor) und Urs Henggeler
(Orchesterverein) eröffnete Konrad den Anwesenden,
dass er den Dirigentenstab des Orchestervereins auf den
31. Juli 1988 abzulegen gedenke. Seine Beanspruchung
sei immer grösser geworden: Drei Arbeitskreise beschäftigten ihn – die Verantwortung für das Kinderheim, die
Leitung des Chores und des Orchesters. Er habe ja die
Leitung des Orchesters vor dreizehn Jahren nur provisorisch übernommen…
Wer künftig als Chor und Orchesterdirigent amten wolle,
müsse sich über die künftige Richtung dieser beiden Vereine im Klaren sein: Im Chor sollte das System «Pomella» verwirklicht werden, das heisst: Weniger Orchestermessen, dafür vermehrt Messgestaltungen mit dem Chor
und dem Volk. Dies bedinge, dass das Orchester künftig
in der Kirche wohl weniger beansprucht werde. Zu rechnen sei mit etwa fünf Orchestermessen (Weihnachten,
Ostern, Pfingsten, Allerheiligen und etwa einem Einsatz
ad hoc, wie beispielsweise bei der Firmung). Somit würden im Orchester Kapazitäten frei, die ausgefüllt werden
müssten, um ein selbständiges AegeriOrchester am
Leben zu erhalten. … Ideal wäre ein Dirigent, der sowohl
den Chor als auch das Orchester leiten könnte. … Konrad
betonte ausdrücklich und mehrmals, dass es keinen
äussern, im einen oder anderen Verein liegenden Grund
gebe, dass er sich zum Rücktritt entschlossen habe
(gedacht sei etwa an Intrigen etc.). … (Auszüge aus einer
Gesprächsnotiz von Urs Henggeler, 24. Januar 1988)
Auf der Reise wurde Konrad von seinen Musikerinnen
und Musikern überrascht. Wir zitieren hier die Würdigungen gleich im Wortlaut der Autoren. Der Dirigent und
Musiker wurde für sein 13jähriges Wirken am Dirigentenpult, aber auch als Kollege sehr geschätzt. Urs Henggeler bringt das mit folgendem Wortlaut zum Ausdruck:
«Man kann nicht über ein Jahrzehnt hinweg einen
Verein musikalisch führen, ohne dass sich innerhalb
dieses Zeitraumes markante Höhepunkte ergeben.
Ich möchte nun aber nicht bloss einige wenige dieser
Ereignisse nennen, sondern ich möchte sie direkt
auch in einen engen Zusammenhang mit dir, Konrad,
und deinem Wesen bringen. Als einer, der sich nicht
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1987 – 1992
scheut, die Initiative zu ergreifen, hast du 1978 den
Kirchenchor Oberägeri zur Einweihungsfeierlichkeit
der renovierten Marienkirche nach Unterägeri eingeladen. Damit hast du eine seit 1964 unterbrochene
Zusammenarbeit zwischen unserem Orchester, dem
Kirchenchor Unterägeri und dem Kirchenchor Oberägeri wieder neu belebt. Dass du diese Zusammenarbeit auf eine solide Grundlage gestellt hast, zeigt
sich darin, dass auch heute noch unser Verhältnis zu
Oberägeri von Freundschaft geprägt ist.
Unter das gleiche Stichwort fällt aber auch deine Idee,
am 29. März 1981 erstmals das sogenannte Laetare-Ensemble auftreten zu lassen. Damit hast du eine
Formation gegründet, die aus Orchestermitgliedern
besteht und die sich jeweils immer wieder anders
zusammensetzt. Damit hast du jedem von uns die
Möglichkeit geboten, einmal auf freiwilliger Basis im
kleinsten Kreis zu musizieren und Verantwortung zu
übernehmen.
Konrad gilt aber auch als experimentierfreudig. Am
29. März 1980 wagte sich unser Orchester mit einem
grossen Chor an die Erarbeitung und Aufführung
der MarkusPassion von Reinhard Keiser. Wer dachte
damals daran, dass damit eine eigentliche Tradition
begründet wurde? Auch das HaydnKonzert vom 7./ 8.
Juni 1986 zeugt von der Experimentierfreude Konrads,
denn erstmals waren im Ägerital kirchliche und weltliche Musik des gleichen Komponisten zu einer Einheit
verschmolzen worden.
1983 stellt Konrad das Experiment zur Diskussion,
den Orchesterball künftig wieder als echt orchester-
10
eigenen Anlass zu gestalten. Und siehe da! Diese
Form fand Anklang. Der Orchesterball hat sich in der
Folge so eingebürgert, so dass er beispielsweise 1985
ohne weiteres gegen zwei gleichzeitig durchgeführte
Fasnachtsanlässe zu bestehen vermochte.
Wer wagt, gewinnt! Dieses Wort hat Konrad, möchte
man fast meinen, zu seinem Leitspruch gemacht.
1985 präsentierte sich das Jahreskonzert erstmals
nach einem neuen Konzept, dessen Urheber Konrad
war. Nun konnten auch Gruppen und Solisten zum
Zuge kommen. In dieser Hinsicht leistete Frau Margrit
Bürgler Pionierarbeit, als sie mit einer kleinen MännerchorGruppe aus der «Bauernkantate» von Joh. S.
Bach sang. Dieses Konzertkonzept fand Anklang und
bildete den Grundstein für die nachfolgenden erfolgreichen Konzerte. Auch lag Konrad immer die Öffnung
unseres Vereins gegenüber der Jugend am Herzen:
1983 öffnete er unser Orchester für Musikschüler, die
heute als wertvolle Orchestermitglieder wirken. 1986
dann gestaltet der Schülerchor von Stephan Schär
das Jahreskonzert mit.
Nur die Geduld bringt Rosen! An dieses Sprichwort
wird sich Konrad wohl noch oft erinnern. Wie war uns
zumute, als wir uns erstmals mit den Stücken von
Jacobi, Gerhard Maasz oder etwa Emanuel Bucher
konfrontiert sahen. Umgekehrt scheute sich Konrad
auch nicht, uns Werke von Händel, Höffner oder etwa
Vivaldi vorzulegen. Er wurde dabei nicht müde zu betonen, die Chance für unser LiebhaberOrchester liege
in der Stückwahl, weil wir uns mit solchen Werken
beschäftigen könnten, die professionelle Orchester
kaum interessierten. Unser Orchester hat somit dank
der Beharrlichkeit von Konrad eine echte Marktlücke
entdeckt und ausgefüllt.
Mein Überblick soll und kann gar nicht vollständig
sein. Er soll uns lediglich gewisse Höhepunkte in
diesem und jenem Jahr wieder vor Augen führen. Dir
aber, Konrad, danken wir herzlich für deine Initiative,
deine Experimentierfreude, deinen Wagemut und
deine Geduld! – Ein Grund, weshalb ich nicht mit mehr
Daten aufwarte, liegt aber auch in den Umständen begründet: Mehr Angaben hätte ich in einen grösseren
Sack verpacken müssen, womit sofort Transportprobleme entstanden wären.»
Urs Henggeler, anlässlich der Orchesterreise vom
20. August 1988
Auch die Präsidentin Myrtha wusste, was Konrad für den
Orchesterverein bedeutete. In Ihrer Ansprache auf der
Heimreise gab sie folgende Gedanken mit auf den Weg:
«Konrad, jetzt kommt der Moment, da wir dir alle den
Dank aussprechen möchten, den du in deiner 13jährigen Tätigkeit im Orchesterverein verdient hast. Du
hast am 1. Mai 1975 dein Amt als Leiter des Kirchenchores und des Kirchenorchesters angetreten. Ich persönlich bin nicht diese Person, die jetzt einen Rückblick auf deine Tätigkeiten aussprechen kann, da ich
erst 4 Jahre bei euch dabei bin. … In dieser Zeit habe
ich von dir, Konrad, einen unermesslichen Einsatz für
das Orchester erlebt, mit einer tiefen Identifizierung
zur Musik und zu unserem Verein – die Verbundenheit
zur Tradition in unserem Dorf und zu den anderen
musizierenden Vereinen im Dorf und selbst über die
Konrad Bossard
Dorfgrenze hinaus nach Oberägeri und Alosen. Man
darf ruhig sagen: Du bist ein Pionier in der zwischenmenschlichen Beziehung und der Zusammenarbeit
der Vereine zwischen den beiden Gemeinden Unter
und Oberägeri. Diese von dir in die Wege geleitete
Verbindung – das verspreche ich dir, Konrad, werden
wir weiterhin pflegen.
Ein weiterer Punkt der Bewunderung deiner Person
ist der, dass du uns vor jeder Aufführung mit viel
Elan zum konzentrierten und freudigen Musizieren
aufgemuntert hast. Es gelang dir am frühen Morgen
in der Kirche genauso wie nach gefülltem Arbeitstag
am Abend vor dem Konzert.
11
1987 – 1992
Dazu gehört die Bemerkung, dass du Tage verbracht
hast, um geeignete Musikstücke zu finden für unser
Orchester. War es dann endlich soweit, kam das
nächste Ringen mit uns. Wir wollten oft einfach nicht
verstehen, dass wir ausgerechnet diese Stücke spielen sollten. Dem einen war es zu einfach, dem andern
zu schwer, wieder die falsche Tonart oder die Stücke
dieses Komponisten sind überhaupt nicht spielbar,
ganz sicher ist dieses Stück für die Zuhörer eine
Zumutung und, und, und! aber zu guter Letzt hatte
Konrad wieder alles richtig gemacht! …»
Myrtha überreichte Konrad einen Bücher-Geschenkgutschein im Wert von CHF 200.–, damit er sich ein geeignetes Buch über Kunst, Musik oder Architektur kaufen
könnte.
Mitglied Gret Bieri würdigte Konrads Wirken im Restaurant Ochsen, Sempach, in launigen Versen:
Liebe Konrad,
Als Dirigänt und guete Geischt
Verlohsch du eus, das tuet eus leid.
Mir trurid dene Jöhrle noche
Wo du mit eus hesch de Charre zoge.
Zämmegha hämmer und ned lugg gloh
Sonst würd’s s’Orchester nümme bestoh.
S’isch mängs passiert i dere Zyt,
alls före z’gröble füerti z’wyt,
es goht vom Taktstock als Symbol
über de goldig Zahn als verlorne Sohn¨
zum Bluemestruss, wo ich für’s Lotti bestimmt,
er eifach als Gab vo sich ewäg nimmt.
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Am Konzärt chasch s’Nastüechli ruhig misse
anderi müend jetzt uf em Podest schwitze,
und wenn‘ d vomene Stück de letscht Takt
unterschlosch
g’heit d’Wält ned zäme, wer merkt das scho?
Reisli het’s au gäh, noch und wyt,
einisch sogar uf n’es Gänferseeschiff.
Die startid de pünktlich, s’git kei Pardon,
doch s’Küstezügli fahrt au gäge Lausanne.
Be de Probe hesch mit viel Fantasie
Eus bybrocht, wie der Effekt sött sy.
Dini bildhaften Erklärige sind speziell,
plausibel, spezifisch und visuell.
Hesch Meereswälle a d’Tafele druckt,
aus s’Rosefälds Gloggeton isch umegspuckt,
sogar Pythagoras und de goldig Schnitt
sind ab und zue im Ruum ome g’schirrt.
Plötzlich hed’s tönt ganz unvermittlet,
«machid doch ned e so bösi Gsichter».
So hesch du eus g’modlet und motiviert,
für all das dankid mer härzlich dir.»
Man spürte auf diesem Ausflug förmlich die leise Trauer
über den «verlorenen Dirigenten». Allerdings war
ebenfalls die Freude über die schnelle Wahl von Lucia
Canonica zu spüren. Die Gemüter waren einfach angefacht und wurden mit der Reise in das wunderschöne St.
Croix etwas beruhigt. Der Abschied gelang, der Beginn
einer neuen Ära stand vor der Türe.
Den musikalischen Abschied brachte die «Abendmusik» am 18. Juni 1988 im Pfarreiheim Sonnenhof. Unter
der Leitung von Konrad Bossard spielten das Orchester und die Solisten Elisabeth Schneider, Violine, und
Jürgen Schmidt, Fagott, Werke von G. F. Händel «Aus der
Wassermusik», Antonio Vivaldi «Concerto g-Moll, op. 6
No. 1 für Violine und Streichorchester»und Franz Danzi
«Fagottkonzert g-Moll». Ein würdiger Abschluss der
Dirigententätigkeit von Konrad Bossard, der mehr war
als nur ein Dirigent.
1989 möchten wir einmal aussetzen, vorausgesetzt, dass
der Männerchor mit dem Vorschlag einverstanden ist.
Wir möchten eine friedliche Lösung. Die Orchestermitglieder sollen darüber mittels eines Fragebogens ihre
Meinung kundgeben, wenn möglich noch vor der nächsten Generalversammlung.
Diese Umfrage wurde auch bereits am 24. Januar gestartet und ergab ein eindeutiges Resultat von 88.5%
Ja-Stimmen zugunsten der Pause. Dennoch sei nicht
unerwähnt, dass der neue Ehrenpräsident Urs Henggeler
darauf hinwies, dass vieles fragwürdig sei, so
1989
Bereits früh im Jahr begann man grundsätzliche Fragen
im Orchesterverein zu wälzen. Eine wichtige war die
Zusammenarbeit mit dem Männerchor. Was bis jetzt
Tradition war, wurde in Frage gestellt, denn es gab
zuletzt einige Ermüdungserscheinungen, etwas Abgestumpftheit und Freudlosigkeit. Vom Chor wurde auch
die Stückwahl des Orchestervereins in Frage gestellt.
Barocke Musik und Studentenlieder hätten beim letzten
Konzert nicht zusammengepasst. Zusätzlich war ein
Zuschauerschwund festzustellen.
In der Diskussion innerhalb des Vorstandes war man
sich einig, dass man mit diesem Konzert auch klassikferne Schichten mit dieser Musik in Verbindung bringen
kann. Die Dirigentin möchte nicht mehr jedes Jahr eine
gemeinsame Produktion mit dem Männerchor, dafür
mehr Orchesterwerke spielen. Nach eingehender Diskussion einigte man sich auf folgenden Vorstandsbeschluss:
Wir möchten die Zusammenarbeit mit dem Männerchor
neu definieren, weiter pflegen, anders pflegen.
• Handelte der Kirchenchor wieder das Image des
Elitären ein
• Könne der Orchesterverein finanziell darben
• Seien noch keine Kompensationen bekannt
• Fehle eine Personalplanung
• Sollte man unbedingt ein gemeinsames Konzert 1990
anstreben
• Sollte man dem Männerchor für 1989 eine Männerchor-Orchestermesse anbieten
Die Würfel aber waren gefallen und die Tradition mindestens unterbrochen. Der Schreibende sieht in diesem
Entscheid bereits eine vorentscheidende Situation für
spätere Entwicklungen; das Orchester wählt den akademischen Weg. Dieser Entscheid hatte natürlich Auswirkungen auf das Jahresprogramm.
Ein schönes Ereignis und unvergesslich in diesem Konzertjahr war der Ausflug nach Engelberg am 17. Juni mit
der Aufführung der «Iten-Messe» im Abendgottesdienst
in der Klosterkirche.
13
1987 – 1992
Das Konzert war ein wundervoller Beginn einer Reihe
von neuen Jahreskonzerten. Diese «Iten-Messe» gehörte
von nun an zu den festen Programmpunkten des Orchestervereins. Deshalb ist es nicht unschicklich, hier eine
kurze Biografie von P. Wolfgang Iten wiederzugeben. Urs
Henggeler hat diese übermittelt:
«Pater Wolfgang Iten wurde am 18. Dezember 1712 in
Aegeri geboren und auf den Namen Vitalis getauft.
Seine Eltern, Fürsprech Johann Franz und Anna Marie,
geb. Hasler, bewohnten zuerst die Furen (!), dann die
äussere Mühle zu Wilen (erst nach der Gründung der
Pfarrei Unterägeri wurde es üblich, die beiden Gemeinden nicht mehr Dorf Aegeri und Wilen, sondern
Ober und Unterägeri zu nennen). Vitals Onkel und
Taufpate war Wolfgang Hasler, der damalige Pfarrer
von Aegeri.
Das «neue» Jahreskonzert war dem Jubiläum der
Einwohnergemeinde Unterägeri (175 Jahre) und der
Kirchgemeinde (275 Jahre) gewidmet. Der Kirchenchor
Unterägeri und der Orchesterverein führten zusammen
mit den Solisten Ivo Huonder, Trompete, Willi Röthenmund, Trompete, Susanne Widmer, Sopran, Sarah Zeller,
Alt, Urs Dettwyler, Tenor, Res Marty, Bass und Konrad
Bossard, Orgel, das «Concert C-Dur für 2 Trompeten,
Streicher und Basso continuo» von Antonio Vivaldi und
die «Missa brevis Solemnis à 4 voci et 4 Inst(rumenti) ex
D (IWV 7)» von P. Wolfgang Iten, OSB, auf.
14
Als die Pfarrei Unterägeri im Jahre 1714 gegründet
wurde, war Vital ein zweijähriges Kind. Er erlebte
somit die Entstehung der Pfarrei Unterägeri und den
in den folgenden Jahren ausgeführten Bau der neuen
Kirche und des Pfarrhauses mit. Es war denn auch
sein Taufpate Wolfgang Hasler, der 1718 den Rohbau
der Kirche segnete. Die Weihe der neuen Kirche zu
Ehren der «Immaculata» anfangs Oktober 1721 durch
Weihbischof Konrad Ferdinand Geist erlebte Vital als
neunjähriges Kind. Es ist deshalb sehr sinnvoll und
verbindlich, dass wir die «Missa brevis» in der Marienkirche aufführen können.
Wahrscheinlich hatte Pfarrer Wolfgang Hasler einen
entscheidenden Einfluss auf die Erziehung und
Berufswahl des jungen und sehr begabten Vitals.
Kaum zufällig trat der 13jährige Vital im Jahre 1725 in
die Klosterschule Engelberg ein. Hier stand Maurus
Rinderli (1683 – 1730), der mit Pfarrer Hasler eng
befreundet war, dem Benediktinerkloster als Abt vor.
Maurus stammte ebenfalls aus Unterägeri. Das –
heute allerdings ausgestorbene – Geschlecht Rinderli
gehörte zu den Unterägerer Bürgergeschlechtern. Diese enge Verbindung zum Ägerital war denn auch der
Grund, weshalb Abt Maurus nach dem Diebstahl des
Kirchenschatzes von Oberägeri im Jahre 1726 seinem
Freund Pfarrer Wolfgang Hasler unverzüglich einen
Kelch mit seinem Abtwappen als Geschenk überbringen liess.
Nach dem verheerenden Klosterbrand von 1729, dem
beinahe alle Musikalien zum Opfer fielen, galt es, das
verbrannte Kirchenmusikrepertoire zusammen mit
einem älteren Mitbruder neu zu komponieren. Dabei
dürfte die Komposition einer neuen Messe eine der
vordringlichsten Aufgaben gewesen sein. Vermutlich
hat Iten in der zweiten Jahreshälfte 1738 mit der Komposition seiner Missa brevis Solemnis begonnen. Abgeschlossen wurde diese Arbeit am 2. Februar 1739.
Es handelt sich um die Vertonung des MessPropriums
(mit Ausnahme des «Benedictus») für vierstimmigen
gemischten Chor und ein Orchester, bestehend aus
zwei Trompeten und zwei Violinen.
In Engelberg erhielt Vital eine umfassende Ausbildung. Hier begann auch sein regelmässiger Musikunterricht. Vital sang im Knabenchor mit und erlernte
das Trompetenspiel. Die musikalische Gestaltung
der Liturgie im Kloster Engelberg prägte Vital immer
mehr. Nach drei Jahren Schulzeit trat er im Jahre 1728
als Novize in die Klostergemeinschaft ein. Das hiess
unter anderem, dass Vital seine musikalische Begabung unter Beweis zu stellen hatte. Denn musikalische Begabung war für einen angehenden Mönch
eine der Bedingungen, um Aufnahme ins Kloster
finden zu können. 1729 legte Vital Iten in Engelberg
die Ordensgelübde ab. Dabei nahm er den Namen des
im Zugerland verehrten heiligen Wolfgang an.
Als Komponist brachte Pater Wolfgang nebst geistlichen Werken auch weltliche Musik für verschiedene
Anlässe (Glückwunsch, Neujahres und Fasnachtslieder,
Tafelgesänge) zu Papier. Unbekannt geblieben aber ist
bis heute, wie Pater Wolfgang beim Komponieren vorging. Von keinem seiner Werke sind Skizzen, Konzepte
oder ganze Partituren vorhanden. Überliefert sind
jeweils nur die ins Reine geschriebenen Stimmen, also
das Aufführungsmaterial.Pater Wolfgang Iten trat aber
auch als Schriftsteller hervor, wobei hier namentlich
seine Begabung zur aufmerksamen Beobachtung des
Geschehens auffällt. So verfasste er beispielsweise
über die Einweihungsfeierlichkeiten der nach dem
Brand von 1729 wieder aufgebauten Klosterkirche von
Engelberg ein Tagebuch, das die damaligen Festlichkeiten detailliert beschreibt. Und in die Zeit seines
späteren Wirkens als Pfarrer von Auw im Freiamt fällt
ein Trauerspiel, das er für die Karfreitagsliturgie im
Jahre 1757 erarbeitet hatte. Dazu schuf er kurze mehrstrophige Lieder in schlichtem Volkston.
Pater Wolfgang war vielseitig begabt. Schon vor der
Priesterweihe wirkte er an der Klosterschule als Physiklehrer, 1737 dann lehrte er Rhetorik, Philosophie
und Theologie. 1742 wurde er Kapellmeister und im
folgenden Jahr Präfekt der Klosterschule.
15
1987 – 1992
Nach der Berufung des inzwischen 47jährigen Pater
Wolfgang zum Pfarrer von Sins im Jahre 1759 bis
drei Jahre vor seinem Tod finden sich nur noch sechs
datierte Kompositionen aus seiner Hand. Die letzte
datiert vom 15. Januar 1766. Möglicherweise machte
Pater Wolfgang seine angeschlagene Gesundheit zu
schaffen.
Am 2. Januar 1769 starb Pater Wolfgang Iten nach
einem erfüllten Leben als Mönch, Lehrer, Seelsorger,
Komponist und Schriftsteller.»
Typoskript von Urs Henggeler, Oberägeri
Die Bürgergemeinde hat die Kosten für die Transkription
dieser Messe durch Herrn Joseph Willimann vollends
übernommen.
1990
Bei der Vorstandssitzung (31. März) zur Vorbereitung
der Generalversammlung gaben die beiden Vorstandsmitglieder Konrad Bossard und Marie-Louise Rütti ihren
Rücktritt aus dem Vorstand bekannt. Sie sollten an der
Generalversammlung durch die Dirigentin Lucia Canonica ersetzt werden, was auch geschah. Die übrigen
Mitglieder des Vorstandes wurden bestätigt. Als neuer
Revisor anstelle von Vreni Iten wurde Milan Grau gewählt.
Konrad Bossard konnte nicht einfach zurücktreten, ohne
ein Vermächtnis zu machen. Er hatte einen Dirigentenfonds angelegt. Das Verfügungsrecht über diesen Fonds
(z.Z. CHF 5897.–) hat die/der jeweilige Dirigent/in. Lucia
erhielt diese Unterlagen. Eine selbstlose Geste von Konrad.
16
Musikalischer Höhepunkt in diesem Jahr war das Jahreskonzert vom 23. Juni, das ganz neu gestaltet wurde,
indem alte und moderne Musik zur Aufführung gelangten. Roberto Bossard, Elektrogitarre, war der Solist. Das
Programm liess sich sehen:
- Johann Bernhard Bach (1676 – 1749)
Ouverture in G, Orchestersuite Nr. 2
- Caspar Diethelm *1926
Concerto diletto für Streicher
- Raymond Meylan *1924
«Assonances» pour Orchestre de chambre en
groupes séparés (1988)
- William Boyce (1710 – 1779)
Symphonie VIII d-Moll
- Joaquin Rodrigo (1901 – 1999)
aus Concierto de Aranjuez, 2. Satz: Adagio
Im Konzertsatz von Rodrigo wirkten neben dem Orchester auch Andy Harder, Klavier, Roberto Bossard und K.
T. Geiger, Kontrabass, mit. Alle Musiker traten damals
als begehrte Solisten in der Schweizer Jazzszene auf.
Mitspieler war auch unser einheimischer Schlagzeuger
Elmar Frey. Noch heute können wir diese Musiker in
verschiedenen Jazzformationen hören.
Nach diesem musikalischen Genuss stand ein Leckerbissen für jeden Musikfreund an. Der Orchesterverein
verreiste für drei Tage in die MozartStadt Salzburg. Vom
19. – 21. Oktober genoss man die Kultur dieser grossartigen Stadt. Schloss Mirabell mit dem Rosenhügel, das
MozartWohnhaus, St. Sebastianskirche mit Paracelsusgrab und die Mozartserenade oder das Schlosskonzert
waren Genüsse erster Güte. Mit einem OrchesterGottes-
Orchesterball 1990
1991
dienst verabschiedeten sich die Reisenden mit vielen
Eindrücken von diesem musikalisch bedeutsamen Ort.
Hier fand das Vereinsleben wieder einmal seinen Sinn in
der Aufnahme von Kultur als Bildungsgut.
Dass das Leben immer wieder für Überraschungen
sorgt, zeigte sich gerade dieses Jahr. So mussten wir
alle Abschied nehmen von Pfarrer Alois Saladin, dem zu
Ehren der Orchesterverein am Gedenkgottesdienst vom
11. August musizierte. Ein paar Tage vorher, am 28. Juli,
durften wir die Hochzeitsmesse von Theresia Blöchliger
musikalisch begleiten. Neben all den anderen und immer
wiederkehrenden Auftritten hörte man hie und da aus
der Orchestermitte heraus, dass der Probenbesuch wieder besser wahrgenommen werden müsse.
An der Generalversammlung vom 22. Mai 1991 brachte
Myrtha Domonell ihr Anliegen für eine spürbare Entlastung vor. Sie sei eigentlich nur als «Aushilfe» Präsidentin
des Orchestervereins geworden, bis jemand versierter
gefunden würde. Sie habe die freudige Nachricht, dass
der Vorstand eine neue Präsidentin vorschlagen könne in
der Person von Margrit Meier. Margrit wurde mit Applaus
gewählt. Myrtha Domonell verblieb im Vorstand. Neu
gehörte diesem auch Franz Xaver Hugener als Bibliothekar/Platzchef an.
Die Ehrungen waren an diesem Abend neben der Wahl
bestimmend. MarieLouise Rütti und Theresia Mäder
waren bereits 10 Jahre, Heidi Ochsner und Constantin
17
1987 – 1992
Bossard 15 Jahre, aber Oskar Möller und Eugen Eggerschwiler gerade 50 Jahre im Orchesterverein.
Oskar Möller konnte keinen speziellen Musikunterricht
geniessen, ist aber mit 19 Jahren in das Orchester eingetreten. Er hat für das Oboenspiel nur von Albert Merz
gezeigt bekommen, wo die Töne liegen. Als Autodidakt
aber hat er es so weit gebracht, dass er übers Ägerital
hinaus ein sehr gefragter Klarinettist wurde. Jahrelang
hat er im Ägerital den Nachwuchs gefördert und war
auch an der Musikschule tätig.
Eugen Eggerschwiler hat mit 17 Jahren im Orchester
begonnen. Er war insgesamt 24 Jahre ein tüchtiges
Vorstandsmitglied, davon 7 Jahre lang Präsident, 6 Jahre
Kassier und 11 Jahre Aktuar. Das mache einer mal nach!
Beide «Goldenen» erhielten einen gravierten Zinnteller
und für die Gattin einen Blumenstrauss.
Die Chargen im Vorstand. Eine Neuverteilung fand nach
der GV statt. Am 3. Juni einigte man sich auf folgende
Aufgabenverteilung:
Margrit Meier
Präsidialarbeit
Lucia Canonica
Absenzenliste für feste Proben;
Probenplan.
Myrtha Domonell
Instrumentenverwaltung
Franz Xaver Hugener Materialverwaltung und Bibliothek
Felix Krämer
Kassier
Marianne Ried
Aktuarin
Oberägeri, am 24. März in Unterägeri. Mitgewirkt haben:
Kirchenchöre von Unter- und Oberägeri, Orchesterverein
Unterägeri verstärkt, Susanne Widmer, Sopran, Lukas
Albrecht, Tenor, Harri Bläsi, Bariton, Rose-Marie Dürner,
Konzertmeisterin, Maya Amrein, Continuo-Cello, Konrad
Bossard, Cembalo und Max Müller, Orgel.
Karl Etter schrieb unter anderem im Zuger Tagblatt vom
25. März 1991:
«… Um es vorwegzunehmen: Es war eine sehr gute
Aufführung, was die Qualität des Dargebrachten betrifft wie bezüglich der Wahl des Werkes. Bei der sehr
respektablen Zahl der Mitwirkenden im Gesamtchor
hätte leicht eine zu «laute» Passion entstehen können; die Sängerinnen und Sänger hielten sich aber in
Zucht, die Dirigentin hatte das Werk so einstudiert,
dass der Chor begreifbar und durchsichtig (durchhörig?) blieb und Telemann ein Telemann blieb: Dieser
Komponist hatte es nicht auf eine wuchtig-erschlagende Wirkung angelegt, sondern auf die Zartheit im
Ausdruck. Die Dramatik war dennoch imponierend.
[…] Dasselbe gilt auch vom Orchester, das die lyrischen Stellen mit besonderem Empfinden zum
Ausdruck brachte. […] Dass ein sonst kaum gehörtes
Werk gerade im Ägerital zur Aufführung kam, ist ein
grosses Verdienst der dortigen Kulturschaffenden.
[…]»
«Gute Idee – Unterägerer Matinée»
Lukas-Passion im Ägerital. Das war der Höhepunkt des
Musikjahres. Diese Passion von Georg Philipp Telemann (1681 – 1767) war eine echte Herausforderung,
die aber angenommen und auch gemeistert wurde. In
beiden Gemeinden wurde sie aufgeführt, am 23. März in
18
Dieser Titel der «Zuger Zeitung» sagt schon beinahe
alles über das Konzert vom 27. Oktober. Die Kollekte
gehörte der Aids-Hilfe Zug. Mit Werken von G. Ph. Telemann, F. Lilienfeld, J. Lanner und Scott Joplin begeisterte
man das Publikum. Vor allem die Version von Lilienfelds
«liauba», dem Heimwehsong der Freiburger, und der
Ragtime von Joplin am Schluss liessen die Zuhörer kaum
mehr ruhig sitzen.
1992
Das Jahr der Messen
Im Ostergottesdienst ertönte die «Missa brevis in C» von
J. Haydn, am 17. Mai bei der Pfarrinstallation von Pfarrer
Simon Zihlmann erklang die «Missa brevis» von W. A.
Mozart und dann an Weihnachten die «Schubert-Messe». Neben der Einstudierung dieser drei Messen hiess
es noch das anspruchsvolle Jahreskonzert vom 20. Juni
einzuüben. Das Jahreskonzert stellte hohe Anforderungen an alle. Folgende Werke wurden gespielt:
Henry Purcell
W. A. Mozart
Urs Joseph Flury
Joseph Haydn
Abdelazer
Klavierkonzert D-Dur KV 451
Sinfonietta für Streichorchester
Sinfonia Nr. 88 G-Dur
Solistin
Leitung
Helene Lanker, Klavier
Lucia Canonica
Leider findet man über dieses Konzert kaum Unterlagen,
aber ich erinnere mich gerne an dieses wunderbare Klangerlebnis, das mir viele Facetten der klassischen Musik
näher gebracht hat.
Lausanne. Diese Stadt war eine Reise wert, vor allem,
weil Felix Krämer, der hier arbeitet, uns diese Stadt auf
seine eigene Weise näher brachte.
19
1987
Konzerte
Gottesdienst
Reisen
20. Februar, im Hotel Seefeld, Balleröffnung durch das Orchester, anschliessend Tanz mit dem «Trio Non-Sens». Pickwick-Gaspers im Restaurant. Maskenprämierung.
7. Juni, Pfingsten, Iten-Messe in
Unterägeri.
14. – 16. August
nach Venedig.
30.1. Altersnachmittag im Sonnenhof, zusammen mit Männerund Kirchenchor
Familienfest. «Diabelli»-Messe.
20. August, SteCroix.
6. Februar, Hotel Seefeld, Balleröffnung durch Orchester, anschliessend Tanz mit dem «Trio Non-Sens». Maskenprämierung.
Ostern, Johann E. Eberlin-Messe
(Unterägeri), Haydn (Oberägeri).
18. Juni, Abendmusik, Sonnenhof Unterägeri. Abschiedskonzert
von Konrad Bossard. Solisten: Elisabeth Schneider, Violine und
Jürgen Schmidt, Fagott.
Pfingsten, «Iten-Messe».
11. / 12. April Passionskonzert «Die sieben Worte Christi am
Kreuz» von César Franck in Ober- und Unterägeri aufgeführt.
20. Juni, Sonnenhof Unterägeri, zusammen mit Männerchor und
Kirchenchor Unterägeri und der 5. Klasse von Stephan Schär.
27. / 28. November, zusammen mit dem Männerchor.
1988
Peter und Paul, Oberägeri,
«Iten-Messe».
25. / 26. November, zusammen mit dem Männerchor.
3. Dezember, Sonnenhof Unterägeri. Zusammen mit dem Männerchor. Orchester spielte aus dem Programm des Jahreskonzertes.
24. Dezember, Weihnachtsmesse,
Kleine Orgelsolo-Messe von W. A.
Mozart.
11. Dezember, Lucia Canonica sitzt am ersten Pult.
1989
27. Januar, Seefeld, Orchesterball, Eröffnung durch Orchester,
nachher Tanzmusik mit «Wyltaler Trio».
Ostern, Kleine Orgelsolo- Messe von
W. A. Mozart.
20. März, Bürgergemeindeversammlung, an der Nationalratspräsident Herr Joseph Iten, Herr Ständerat Andreas Iten und
Herr Nationalrat Dr. Peter Hess teilnahmen, aus der Missa
brevis solemnis von P. W. Iten gespielt.
Pfingsten, wie Ostern.
24. / 25. Juni, 275 Jahre Pfarrei und 175 Jahre politische Gemeinde Unterägeri, Missa brevis solemnis von P. Wolfgang Iten
(1712-1796) und Concerto C-Dur für 2 Trompeten, Streicher und
Basso continuo von Antonio Vivaldi in Marienkirche aufgeführt.
10. Dezember, Adventskonzert, Pfarrkirche Oberägeri,
zusammen mit Kirchenchor Oberägeri.
20
17. Juni, Missa brevis solemnis von P.
Wolfgang Iten (1712-1796) in Engelberg um 19:00 Uhr gespielt.
2. Juli, Peter und Paul, Oberägeri,
Missa in brevis C-Dur von W. A.
Mozart.
2. September,
Kegelabend mit Imbiss im Restaurant
Morgarten.
Konzerte
Gottesdienst
16. Dezember, Weihnachtskonzert in Unterägeri, Marienkirche,
Concertino II von Carlo Ricciotti gespielt.
24. Dezember, Oberägeri, Missa
pastoritia in C von Karl Kempter.
Reisen
Männerchor alleine.
1990
16. Februar, Orchesterball im neuen Seminarhotel. Dekoration
selber gemacht und 400 Stühle von der Aula ins Hotel gezügelt.
Erfolgreicher Ball.
24. Februar, Sechzig Betagte freuten sich im Pfarreiheim über
unsere Unterhaltungsmusik.
23. Juni, Erstes Jahreskonzert ohne Männerchor, dafür mit
Roberto Bossard, Gitarre.
Insgesamt 7 Orchestermessen
begleitet (Familiensonntag, Ostern,
Pfingsten, Peter und Paul, Allerheiligen, Weihnachten in beiden Dörfern).
28. Juli, Hochzeitsmesse von
Theresia Blöchliger.
19. – 21. Oktober,
Wunderbare Reise
nach Salzburg,
Gounod-Messe in C
in der Franziskanerkirche als Höhepunkt gehört.
11. August, Gedenkfeier für den
verstorbenen Pfarrer Saladin.
16. September, kleine Formation spielt das Violinkonzert in
G-Dur von Tessarini. Solistin: Lucia Canonica.
9. Dezember, Adventskonzert in Oberägeri mit dem Violinkonzert in G-Dur von Tessarini. (Wdh. Vom 16. September).
20. Dezember, Mitwirkung bei Landammannfeier in Unterägeri.
1991
23. / 24. März, Lukas-Passion von G. Ph. Telemann aufgeführt.
27. Oktober, Matinée im Sonnenhof, Unterägeri. Werke von
Telemann, Lanner, Lilienfeld, und Joplin. Kollekte für Aids-Hilfe
Zug (CHF 1300.–).
Ostern, Orgelsolomesse von
W. A. Mozart.
Pfingsten, Trinitatis-Messe von
W. A. Mozart.
19. / 20. Oktober,
Besuch des Ballenbergs mit Schnee
und Kälte.
30. Juni, Jubiläumsgottesdienst von
Herrn Pfarrer Schweizer, TrinitatisMesse.
Weihnachten, Missa in G, von Franz
Schubert.
1992
Teilnahme an der Pfarreifasnacht.
20. Juni, Konzert «Abdelazar» von Purcell, Klavierkonzert von
W. A. Mozart mit Solistin Helen Lanker, «Sinfonietta» von Urs J.
Flury und als Abschluss eine Sinfonie von J. Haydn. Begeisternd.
5. u. 8. Dezember, Konzert in Schindellegi und in der Marienkirche Unterägeri, Werke von Bach, Corelli und Brunckhorst.
19. April, Ostergottesdienst mit
Missa brevis von J. Haydn.
17. Mai, Einsetzung von Herrn Pfarrer
Simon Zihlmann mit der Missa brevis
von W. A. Mozart.
12. / 13. September,
Wochenende in
Lausanne.
Org.: Felix Krämer.
Mitternacht, Schubert-Messe und
Weihnachtssymphonie in Unterägeri
21
Tritt fassen
Die wunderbaren Konzerte
1993
Wasser contra Reise
Das musikalische Jahr 1993 hatte einen wunderbaren
Höhepunkt im Programm – das Jahreskonzert vom
8. Dezember (Patrozinium) in Unterägeri. Lucia hatte
ein anforderungsreiches Programm zusammengestellt:
- Gabriel Fauré (1845 – 1924) Nocturne
- Johann Sebastian Bach (1685 – 1750)
Konzert D-Dur für Oboe d’amore, Streicher und B.C.
- Luigi Boccherini (1743 – 1805) Sinfonia Nr. 8 A-Dur
- Lille Bror Söderlundh (1912 – 1957)
Concertino für Oboe und Streichorchester
Solistin Judith Wenziker, Oboe, Oboe d’amore
Leitung Lucia Canonica
Dieses Konzert kam beim Publikum schnell in die Gunst,
waren doch die Werke sehr gut ausgewählt und spielten den Zuhörern in die Ohren. Dabei gelang nicht ganz
alles, was den Orchesterpart betrifft, aber die Solistin
Judith Wenziker machte mit grossartigem Spiel auch
diese kleinen Unebenheiten wett. Die Orchestermitglieder waren gefordert und hatten einen Monat vor der
Aufführung ein Probenweekend zu bestehen.
Nach dem Konzert war man sehr selbstkritisch, denn
Margrit sprach davon, dass man in der Formel 1 von einem klassischen Fehlstart sprechen würde. So schlimm
war es auch wieder nicht. Allerdings gewann Lucia aus
dem Probenbetrieb heraus den Eindruck, dass hier noch
konsequenter geprobt werden müsse, vor allem vor
Festmessen.
22
Die Präsidentin stellte dabei fest, dass sich in letzter Zeit
eine Tendenz abzeichne, dass an Festtagen nicht mehr
so viele Spieler zuhause seien und damit auch greifbar
für die musikalische Begleitung in Gottesdiensten.
Ganz widerwärtig war das Ausflugswochenende vom 26.
September. Die Reise fiel dem Wasser zum Opfer. Man
konnte es nicht wagen, nach Carona zu reisen, weil die
Seepromenade von Locarno bereits am Samstag unter
Wasser stand. Zudem war die Gotthardroute von Erdrutschen bedroht. Die Reise wurde also abgesagt.
An der GV wurde Sibille Hartmann als Nachfolgerin von
Kassier Felix Krämer gewählt.
1994
Dieses Jahr hatte zwei besondere Konzerte zu bieten. Da
waren das Passionskonzert in der Marienkirche vom 20.
März und beim Patrozinium in Unterägeri am 3. Dezember das Flötenkonzert.
Das «Requiem für Soli, Chor und Orchester» von Michael
Haydn (1737 – 1806) nahm die Menschen in der Marienkirche gefangen. Jeder konnte erahnen, was es heisst,
einen Menschen zu verlieren. Mit diesem Hintergrund ist
es für die Zuhörer eher leichter, die Schwere des Todes
in sich aufzunehmen. Nahe Erlebnisse dürften da eine
Rolle spielen.
Die Solisten (Rachel Maria Kessler, Sopran; Alexandra
Kirschner, Alt; Rolf Meier, Tenor; Reinhard Strebel, Bass)
verliehen dem Text durch die Melodien und eine mitfüh-
lende Art zu singen eine besondere Note.
Philipp Michelus beschrieb dieses eindrückliche Konzert
in der Zuger Zeitung:
Mit «Musikalische Perle» wurde ein Abschnitt in der Zeitungskritik von Guido Keel überschrieben. Dabei meinte
er vor allem die «Serenade Nr. 2» des Jahreskonzertes.
« … Das Orchester, mit George Penkov, dem Konzertmeister des Opernhauses Zürich, gewaltig erstarkt,
war eine gute Stütze für Chor und Solisten, und die
schnellen, technisch anspruchsvollen Passagen
gelangen als Untermalung der sie überspannenden,
ruhigen Melodiebögen des Chores. … Zwischenspiele des Orchesters, Choräle und Solistenpassagen
wechseln sich beständig ab, und dies in immer wieder
neuem Charakter: Düster traurig die Einleitung, gewaltig im ‹dies irae› und lieblich im ‹Hosanna›. … Der
gewaltige Schlussakkord hätte einen ebenso gewaltigen Applaus verdient, doch die gewünschte Stille, wie
auch das Konzert, waren etwas Besonderes.»
«… Mit einer glanzvollen Interpretation, gut abgestimmt mit dem Orchester, und mit einer furiosen
Coda zum Schluss präsentierte Lüönd dem Publikum
diese musikalische Perle. … Fazit des Abends: Statt
mit zwei Stunden eintöniger Musik das Publikum zu
langweilen, beschränkte sich der Orchesterverein unter der kompetenten Leitung von Lucia Canonica auf
eine Stunde, die es dafür in sich hatte – ein überzeugendes, homogenes Streichorchester, eine Neuentdeckung dank Robert Volkmann, und zwei eindrückliche
Flötenvorträge mit Theres Grüter und Martin Lüönd.»
Grosse Erwähnung fand auch die Einleitung des Konzertes durch die «Diliganten Consorten», unter der Leitung
von Constantin Bossard. Sie brachten die nötige Ruhe in
die Kirche mit einem Klagelied (Solage, 1350 – um 1400).
Eine gleich grosse Resonanz erfuhr auch das Konzert
vom 3. Dezember in der Marienkirche Unterägeri. Unter
der Leitung von Lucia Canonica spielten die Solisten
Martin Lüönd und Theres Grüter, Flöten, zusammen mit
dem Orchesterverein folgende Werke:
Einiges aus diesem wunderbaren Programm wurde dann
auch am 10. Dezember im Sanatorium Adelheid aufgeführt – zur Freude der Kranken und der Belegschaft.
In den Vorstandssitzungen beschäftigte man sich mit
einer Reise nach Hamburg (ev. nächstes Jahr), mit dem
Defizit des Passionskonzertes von 1993 in der Höhe von
CHF 5108.80 und einem Beitrag an drei junge Streicherinnen der Musikschule aus dem Kollekten-Fonds.
1995
- Robert Volkmann (1815 – 1883) Serenade Nr. 2
- Wolfgang Amadeus Mozart (1756 – 1791)
Andante für die Flöte
- Johann Stamitz (1717 – 1757) Sinfonia Pastorale
- Domenico Cimarosa (1749 – 1801)
Konzert für zwei Flöten und Kammerorchester
An der Generalversammlung vom 10. Mai gab es einige
kleine Rochaden. Sibille Hartmann demissionierte als
Kassierin. Ihre gute Arbeit wurde verdankt. Als Nachfolgerin wurde Myrtha Domonell gewählt. Zudem erklärte
Josef Röllin den Rücktritt als aktives Orchestermitglied.
23
1993 – 2002
Bereits 1970 war er in den Orchesterverein eingetreten.
Als Neumitglieder wurden Eugen Häusler und sein Sohn
Adrian aufgenommen.
Angriff auf die Moderne
Mit einigem Mut brachte Lucia Canonica Noten von
zeitgenössischen Musikern. Es war ihre Absicht, mal
ein besonderes Konzert einzustudieren. Margrit Meier
meinte an der GV, dass die unkonventionellen Rhythmen
einige Herzen noch höher schlagen liessen als gewöhnlich. Alle aber waren sich bewusst, dass vollste Konzentration gefragt war. Der Mittelteil des Konzertes, der
vom Kirchenchor mit Musik aus West und Ost bestritten
wurde, gefiel ausserordentlich. Das Konzert gelang und
wurde sehr wohlwollend aufgenommen, was sich auch
in einer grossen Kollekte zugunsten der Maihofstiftung
äusserte. Manchmal lohnt sich das Risiko zweifach – in
der Konzentration (Probenbesuch) und beim Publikum.
Das Programm:
- Harald Genzmer (*1909) Sinfonietta
- Ferenc Farkas (*1905)
Piccola musica di concerto
Madrigale und Lieder aus Ost und West
- Robert Volkmann (1815 – 1883) Serenade
Im Vorstand beschäftigte man sich vorwiegend mit dem
Jahr 1996, da 1995 keine allzu grossen Stricke mehr zerrissen werden sollten. Der Verlust des Passionskonzertes von 1994 betrug nur noch CHF 1988.80. Die beiden
Vereine trugen diesen Verlust.
Die Hamburg-Reise wurde für 1997 vorgesehen. Aber für
dieses Jahr wurde Wien ausgewählt, was natürlich jedes
24
Wien 1995
Musikerherz höher schlagen lässt. Natürlich besuchte
man die einschlägigen wienerischen Orte und Lokale,
wie den Prater, die Kaffeehäuser, die Heurigenlokale,
Hofreitschule , Schönbrunn usw., das Programm konnte
weitgehend individuell gestaltet werden. Dennoch hatte
man gute Gelegenheiten die Geselligkeit zu pflegen.
1996
Das Jahr der Begleitungen
Dieses Musikjahr stand unter einem besonderen Stern.
Das Orchester wurde immer wieder angefragt, um Feste
oder Jubiläen musikalisch zu begleiten. Das ist auch ein
Zeichen von gesteigertem Interesse und grösserer Wahrnehmung im Ägerital.
Am 8. Juni spielte das Orchester am 25-Jahr-Jubiläum
des Rotary-Clubs Aegeri/Menzingen. Das Programm fand
beim Publikum regen Anklang, obwohl wegen der eindrücklichen Rede von Ständerat Andreas Iten Purcell’s
«The Married Beau» über die Klinge springen musste.
Bereits am 23. Juni nahte das nächste Fest. Es war ein
Festgottesdienst mit Orgelweihe in der Pfarrkirche von
Unterägeri. Ein reiches Programm und viele Interpreten schufen einen hervorragenden Rahmen für dieses
«Orgelfest».
Das Programm während der Festmesse:
- H. Purcell (1659 – 1695) Trumpet Air
- W. A. Mozart (1756 – 1791)
Missa brevis in B KV 275 (Kyrie/Gloria/Credo/Sanctus
Benedictus/Agnus Dei)
- César Franck (1822 – 1890) Cantabile
- Johann Sebastian Bach (1685 – 1750) Fantasia in g
Mitwirkende
Orchesterverein Unterägeri, Ltg. Lucia Canonica
Kath. Kirchenchor Unterägeri, Ltg. Lucia Canonica
Evangelisch-reformierter Kirchenchor Ägeri,
Ltg. Madeleine Nüssli
Solisten
Ursula Hürlimann, Sopran
Sarah Brigitte Zeller, Alt
Josef Rosenberg, Tenor
John Savelkaul, Bass
Konrad Bossard, Orgel
Madeleine Nüssli, Chororgel
OK-Präsident Joachim Eder schrieb an die Präsidentin
des Orchestervereins folgende Zeilen:
« … Zusammen mit dem katholischen und evangelisch-reformierten Kirchenchor habt ihr unter der
Leitung von Lucia Canonica Grossartiges geleistet:
Die Aufführung der Missa brevis in B-Dur von Mozart
war jedenfalls für alle ein einmaliges und ergreifendes Erlebnis. Das ist nicht übertrieben und schon
gar nicht eine reine Höflichkeitsfloskel nach einem
wirklich in allen Teilen gelungenen Fest. Diese Einschätzung entspringt meinem ehrlichen Verlangen,
allen Mitgliedern Deines Orchestervereins für die
während den vergangenen Tagen, Wochen, ja Monaten geleistete seriöse Probenarbeit zu danken und die
uneingeschränkte Anerkennung des Orgelfäscht-Ok‘s,
welches vom Kirchenrat und Pfarreirat eingesetzt
wurde, auszusprechen. Die in verschiedener Form an
mich herangetragenen Komplimente gebe ich nämlich
gerne dorthin weiter, wo sie wirklich hingehören!
Darf ich dich deshalb bitten, liebe Margrit, Dank und
Anerkennung an alle Mitglieder des Orchestervereins
Unterägeri weiterzuleiten!» [ … ]
Diesem Kompliment ist nichts mehr beizufügen, als zu
vermerken, dass der Orchesterverein im Tal sehr wohl
wahrgenommen wird.
Eine Premiere erlebte auch der Bettag, spielte man doch
am 15. September zuerst in der reformierten Kirche
Mittenägeri die «Missa brevis in B» vom Mozart und am
Abend um 17.00 Uhr lud man zum Bettagskonzert in die
Marienkirche Unterägeri ein. Da spielte man dasselbe
Programm wie am Jubiläumskonzert, einzig ergänzt mit
Caspar Diethelms «Concerto Diletto Nr. 1 für Streichorchester». Das war ein wirklicher Musik-Sonntag erster
Güte.
Am 28. September umrahmte man noch die Einweihungsfeier des neuen Behinderten-Wohnheims Euwmatt
25
1993 – 2002
1997
Das Programm:
- Ferenc Farkas (1905 – 2000)
Choreae Hungarica
Vier Tänze aus dem Vietorisz-Kodex (17. Jh.)
Fünf Tänze aus dem Kajoni-Kodex (17. Jh.)
- Matthias G. Monn (1717 – 1750)
Cello-Konzert g-Moll
- Heinrich Schweizer (*1943)
12 Miniaturen für Kammerorchester, Uraufführung
- William Boyce (1710 – 1779)
Sinfonie op. 2 Nr. 8 d-Moll
- Ferenc Farkas
Choreae Hungarica
Sechs Tänze aus dem Tabulatorbuch von Löcse (17. Jh.)
Uraufführung
Leitung Lucia Canonica
in Unterägeri mit Purcell’s «The Married Beau». Wer
diese leuchtenden Augen sah, war entzückt ob dieser
Freude an der Musik.
Auf der Leitungsebene der Vereine fand ein Gespräch
zwischen den Vorständen des Kirchenchors Oberägeri
und des Orchestervereins statt, an dem Lucia Canonica
und Margrit Meier teilnahmen. Man wollte die zukünftige
Zusammenarbeit klären, nachdem es hier eine kleine
«Verstimmung» gab. Fazit: Der Orchesterverein wird an
«Peter und Paul» 1997 in Oberägeri spielen.
Schon lange hörte man es flüstern, dass ein Komponist
ein Orchester für eine Uraufführung suche, aber so sicher
war das Ansinnen nie. Bis es klar war: Am 8. März sollte
diese Uraufführung im Rahmen eines Konzertes im «Sonnenhof», Unterägeri, umgesetzt werden. Es handelte sich
hier um eine Komposition von Heinrich Schweizer (*1943)
mit dem Titel «12 Miniaturen für Kammerorchester».
Diese Miniaturen wurden zum Höhepunkt inmitten eines
herrlichen Konzertprogramms, das noch weitere Schwerpunkte aufwies, so das Cello-Konzert von Monn und die
ungarischen Tänze von Farkas. Grossartig spielte die
Cellistin Maya Amrein den Solopart.
26
Das zweite grosse Konzert der Saison war am 4. Oktober
in der Pfarrkirche von Unterägeri angesagt. Anlässlich
eines Orgelkonzertes von Carl Rütti spielte der Orchesterverein vor allem die «Missa in C KV 167» (Trinitatis-Messe) von Wolfgang Amadeus Mozart.
Im Vorstand war ein Thema der fehlende Nachwuchs bei
den Celli. Man wurde aktiv und suchte innerhalb des
Ägeritals nach jungen Talenten. Genannt wurden unter
anderen Christian Hieronymi und Gudrun Sachse.
1998
Theatermusik
Auf Anfrage der Theatergesellschaft Unterägeri beteiligten wir uns an den Aufführungen von Erich Kästners
«Drei Männer im Schnee», indem wir die Akte und
Szenen musikalisch umrahmten, eine Neuigkeit. Wir
spielten vom Tango über Polka und Ragtime bis hin
zum Walzer, was dem Publikum anscheinend sehr gut
gefallen hat. Vielleicht konnten wir dadurch auch wieder
neue Zuhörer in den klassischen Konzerten generieren.
Auf alle Fälle haben wir uns einer breiteren Öffentlichkeit
vorstellen können.
Hamburg 1997
In der Hafenstadt
Endlich wurde auch ein lang ersehnter Wunsch erfüllt.
Die Reise nach Hamburg kam zustande. So verbrachten
18 Mitglieder die Zeit vom 7. – 11. Mai in dieser wundervollen Stadt, die immer wieder zum Staunen und
Träumen einlädt. Am Donnerstagabend war ein gemeinsames Nachtessen angesagt, sonst aber erkundete man
diese Stadt mehrheitlich individuell. Es war klar, dass
man im Hotel Oper zu Gast war. Margrit Meier hat diese
Reise wunderbar organisiert und damit allen ein Erlebnis
gegönnt.
Am 14. Juni gestaltete der Orchesterverein die musikalische Seite eines ökumenischen Gottesdienstes in der
Pfarrkirche Unterägeri.
Am 19. Dezember spielte der Orchesterverein zur Eröffnung der renovierten und ausgebauten Klinik Adelheid
das «Divertimento in D-Dur» von W. A. Mozart.
Den Vorstand aber beschäftigte vor allem der schleichende Rückgang der Mitglieder. Natürlich hing das
auch ein bisschen mit der Altersstruktur des Orchesters
zusammen. So hatte auch Gret Bieri nach 24 Jahren
grosser Aktivität den Austritt als Aktivmitglied bekanntgegeben. Im Moment zählte man noch 26 aktive Musikerinnen und Musiker. Mit jungen Nachwuchskräften
wollte man die Zahl wieder etwas erhöhen.
Lucia Canonica übernahm auch die Stabführung beim
Orchesterverein Einsiedeln.
27
1993 – 2002
1999
Nach einem relativ ereignisarmen Jahr eröffnete der
Orchesterverein den Reigen der Konzerte mit einem
Passionskonzert in Oberägeri. Der Kirchenchor Oberägeri organisierte ein eindrückliches Konzert, bei dem lauter
einheimische oder hier arbeitende Solisten auftraten.
Das Konzert wurde am 21. März in der Pfarrkirche von
Oberägeri gespielt:
Das Programm:
- Felix Mendelssohn Bartholdy (1809 – 1847)
«Lass, o Herr, mich Hilfe finden» aus «Drei geistliche
Lieder» für Klarinette solo, Chor und Orgel
- Franz Schubert (1797 – 1828)
«Stabat mater» in g, D 175 für Chor und Orchester
- Simon Sechter (1788 – 1867)
Fuge in c über den Namen «Schubert» («Dem Andenken des zu früh verblichenen Franz Schubert») für
Orgel; «Tenebrae factae sunt» für Chor
- Michael Haydn (1737 – 1806)
«Aria de Passione Domini et Aventu», MH 131 für
Solosopran, konzertierende Orgel und Streicher
- Felix Mendelssohn Bartholdy
Sonate V in D-Dur, Andante – Andante con moto –
Allegro maestoso für Orgel
- Felix Mendelssohn Bartholdy
«Hör mein Bitten» Hymne nach Ps. 55, 2 – 8
Für Solosopran, Chor und Orchester
28
Solisten
Cornelia Stäb, Sopran
Carl Rütti, Orgel
Daniel Häusler, Klarinette
Adrian Häusler, Violine
Cornelia Röthenmund, Konzertmeisterin
Leitung Bettina Seeliger
Dieses Konzert, das schwergewichtig romantische Musik
enthielt, wurde vom Publikum sehr gut aufgenommen
und hat die Passionszeit allen ein bisschen näher gebracht.
In der Neuen Zuger Zeitung vom 23.3.99 schrieb Elvira
Herz unter dem Titel «Subtil und bewegend»:
[…] «Auch bei der ergreifenden Passionsmotette
«tenebrae factae sunt» von Michael Haydn vermochte
der Chor a capella auf einfühlsame Art die Verzweiflung Jesu auszudrücken, und er leitete damit über zur
leicht und beschwingt anmutenden, expressiven «Aria
die Passione Domini» für Solosopran, konzertierende
Orgel und Streicher. Hervorragend wusste die Sopranistin Cornelia Stäb die Stimmungen der Komposition
in Timbre, Rhythmus und Klangstärke zu gestalten,
und sie wurde dabei transparent begleitet von Carl
Rütti an der Orgel und von einem Instrumentalensemble. [ … ] Als grossartiges Finale ertönte die Hymne
«Hör mein Bitten» von Felix Mendelssohn, wobei die
Sopranistin mit ihrem flehentlichen Bitten um Gottes
Hilfe vor den drohenden Feinden und mit der Sehnsucht nach Trost aufzurütteln vermochte und dabei
sehr wirksam vom Orchester unterstützt wurde. Nach
einem Moment der Stille bedankte sich das Publikum
mit langanhaltendem Applaus für die besinnliche
Feierstunde.»
Den zweiten Höhepunkt bildete das Konzert vom 28.
August in der Marienkirche Unterägeri.
Das Programm:
- Johann Rosenmüller (1620 – 1684)
Sonata Nr. IX a 5
- Harald Genzmer (1909 – 2007)
Divertimento di danza für Streichorchester
- Michael Haydn (1737 – 1806)
Sinfonia in A-Dur (Perger Nr. 33)
- Franz Danzi (1763 – 1806)
Konzert in F-Dur für Fagott und Orchester
Solistin Nelly Flückiger, Fagott
Leitung Lucia Canonica
Ein Ausschnitt aus der Kritik in der «Zuger Presse» vom
30. August 1999 von Yvonne Theiler mag belegen, welch
grosse Fortschritte das Orchester gemacht hat.
[…] «Im zweiten Satz trat dann der warme Fagottklang
noch deutlicher in den Vordergrund. Langsame und
trotzdem heitere Partien, in denen sich Dur und Moll
hörbar abwechselten. Mit der tänzerischen Polacca
endete das Fagottkonzert. Das Publikum, welches bis
dahin mit dem Applaus eher spärlich umgegangen
war, zeigte seine Begeisterung mit einem lang anhaltenden Beifall. Zum Schluss des Konzertes spielte
der Orchesterverein, verstärkt durch die Solistin Nelly
Flückiger, die Perger Sinfonie von Michael Haydn. Die
Musikerinnen und Musiker bemühten sich bis zum
Schlussakkord, den schwungvollen Bewegungen
ihrer Dirigentin Lucia Canonica gerecht zu werden
und schenkten der Zuhörerschaft einen klangerfüllten
Abend.»
Nürnberg – war das Ziel der diesjährigen Vereinsreise.
Am 13. Mai starteten wir diese Reise mit dem Car ab dem
alten Schulhausplatz in Unterägeri. Nach einem Halt
in Rothenburg ob der Tauber kamen wir am Abend in
Nürnberg an und richteten uns im Hotel Victoria ein. Mit
der Touristenkarte, welche auch das Orchester bezahlte,
konnten wir zwei Tage lang diese Stadt nach Lust und
Laune erfahren. Handwerkerhof oder Bratwürstel-Essen
wirkten noch lange nach. Interessant war diese Begegnung mit der Stadt und ihren Spezialitäten – und alle
um eine Erfahrung reicher, als man am 16. Mai wieder in
Unterägeri aus dem Car stieg.
2000
Abschied, sehr plötzlich
Am 10. April starb Franz Xaver Hugener. Noch im Vormonat lud er das Orchester anlässlich seines 65. Geburtstages zu einer kleinen Feier ein. Das war typisch für
Franz Xaver, dem die Geselligkeit im Verein immer am
Herzen lag. Neben seinem Sachverstand fiel er immer
durch seine weisen Ratschläge und kluges Handeln auf.
Der Orchesterverein verlor mit Franz Xaver eine grosse,
unbestrittene Persönlichkeit.
Ein Höhepunkt des Jahres war das Konzert vom 23. September im Pfarreiheim «Sonnenhof» in Unterägeri. Lucia
29
1993 – 2002
Canonica hatte ein wunderbares Programm zusammengestellt, das sowohl Orchester, Solistin und auch das
Publikum begeisterte.
Stimmungen konfrontiert, meisterte diese aber ungemein gut. Ein guter Abend.
Ein besonderes Pfingstfest
Das Programm:
- Unico Wilhelm Graf von Wassenaer (1692 – 1766
Concerto armonico Nr. 2 G-Dur
Soloviolinen: Adrian Häusler, Philipp Wicki
- Johann Sebastian Bach (1685 – 1750)
Suite für Streichorchester nach der französischen Suite
No. 5 für Cembalo, bearbeitet von Caspar Diethelm
- Karl Stamitz (1745 – 1801)
Konzert Es-Dur für Klarinette und Orchester
- Paul Hindemith (1895 – 1963)
Acht Stücke op. 44 III
- Johann Christian Bach Sinfonia in B op.
Solistin Fides Auf der Maur, Klarinette
Leitung Lucia Canonica
Die Kirchenchöre der Berggemeinden schlossen sich
zusammen, um gemeinsam drei Lieder aus dem Kirchengesangbuch, die Carl Rütti bearbeitet hatte, und ein neu
komponiertes Lied zusammen mit dem Orchesterverein
und vier Bläsern aufzuführen. Carl Rütti selbstverständlich an der Orgel.
Folgende Gesänge wurden vorgetragen: «Veni sancte
spiritus», Nimm du mich, heiliger Atem», «Denkt nicht
mehr an das Vergangene» und «Gott hat uns seinen
Geist geschenkt».
Die Kirchgänger waren von der Schlichtheit dieser Kompositionen erfüllt und betroffen, eigentlich ein echtes
Pfingsterlebnis. «Die klingende Allianz der Bergler»,
wie ein Zeitungsartikel überschrieben wurde, hat alle
beflügelt.
2001
Die Aufführung gelang. Man spürte eine unbändige
Spiellust. Interessant war, dass beim Konzert Es-Dur für
Klarinette und Orchester von Karl Stamitz die Streicher
durch je zwei Querflöten und Hörner verstärkt wurden,
was den Klang massgeblich bereichert haben soll. Das
Orchester begleitete die Solistin sehr sorgfältig. Diese
wiederum brillierte bei den zahlreichen Kantilenen und
den Kadenzen. Ihr warmer und inniger Ton überzeugte
wie die Begleitung des Orchesters.
Alles andere als Musik prägte den September dieses Jahres. Zuerst am 11. September die Anschläge in New York,
nachher der hinterlistige Angriff auf die Zuger Regierung
am 27. September im Parlamentsgebäude während einer
Kantonsratssitzung. Der ganze Kanton Zug trauerte, mit
ihm das ganze Land.
Auch bei den Stücken aus der moderneren Zeit gab das
Orchester alles, wurde es doch mit ständig wechselnden
Viele Einwohner im Kanton Zug haben bei diesem
Anschlag Verwandte oder Bekannte verloren. Die Trauer
30
Ein tragisches Jahr
war gross und sass tief; sowas hätte man nie für möglich
gehalten. In einem Monat gleich zwei Wahnsinnstaten,
an denen unschuldige Menschen ihr Leben verloren.
In einem solchen Moment hilft nicht einmal die Musik.
Alle kulturellen Veranstaltungen im Kanton wurden für
eine gewisse Zeit abgesagt. Die Menschen waren nicht
frei, an anderes zu denken als an diese Tragödie.
Rege Probentätigkeit
Trotzdem übten das Kammerorchester Baar und der
Orchesterverein Unterägeri zusammen ein Orgel- und
Orchesterkonzert ein, das am 29. u. 30. September zur
Aufführung gelangen sollte. Selbstverständlich wurde
dieses Konzert verschoben.
Das zeitigte Folgen. Margrit Meier erwähnte in ihrem
Jahresbericht an der GV 2002, dass es eine äusserst
intensive Probenzeit gewesen sei.
«Erst probten wir Unterägerer am Mittwoch in Unterägeri, die Baarer am Montag in Baar. Schon bald zeigte
es sich, dass es gut wäre, wenn man die Proben in
Aegeri und Baar besuchen könnte, stellten die Werke
doch hohe Anforderungen an unser musikalisches
Können. Diese häufigen Probenbesuche konnten sich
aus zeitlichen Gründen jedoch nicht alle leisten. Das
führte dazu, dass einige das Mitmachen am Konzert
absagen mussten. Schliesslich rückte der Konzerttermin näher und näher und nur zwei Tage vor der ersten
Aufführung geschah dann das unfassbare Drama
im Kantonsratssaal von Zug. […] Die Aufführungen
wurden schliesslich auf den 18. u. 19. Januar 2002
angesetzt. Das bedeutete für die mitspielenden Musiker, dass sie bereits im Dezember neben unserem
Weihnachtsprogramm nochmals für die Orgelkonzerte
üben und proben mussten.»
Die Aufführungen in Baar und Oberägeri wurden in den
Zeitungen sehr gerühmt. Natürlich hört man nicht alle
Tage ein solches Orgel- und Orchesterkonzert.
Das Programm
- Josef Rheinberger (1839 – 1901)
Konzert op. 137 F-Dur für Orgel und Orchester
Maestoso – Andante – Finale (con moto)
- Sir Charles Hubert H. Parry (1848 – 1908)
«An English Suite» für Streichorchester Prelude – In
Minuet Style – Saraband – Pastorale – Air – Frolic
- Joseph Rheinberger (1839 – 1901)
Konzert op. 177 g-Moll für Orgel und Orchester
Grave – Andante – Con moto
Solist Olivier Eisenmann, Orgel
Leitung Jörg Stählin
Dieses Konzert war dann innerhalb des Orchestervereins
Unterägeri irgendwie der Auslöser für das Hervorbrechen von Unmutsäusserungen, die sich im Laufe der Jahre immer wieder breit gemacht hatten. Vor allem stand
die rege Probentätigkeit im Fokus, dann der persönliche
Umgang miteinander.
Deshalb schrieb Margrit Meier in ihrem Jahresbericht
über das Jahr 2001 über die Pflege des gesellschaftlichen Lebens im Verein:
«Die Pflege des gesellschaftlichen Lebens im Verein
verdient nämlich Aufmerksamkeit. Ein gutes Musi-
31
1993 – 2002
zieren ist nur dann möglich, wenn im Verein auch
Zusammenhalt, Verständnis und Rücksicht auf jedes
Einzelne gepflegt werden. Damit möchte ich auf die
angesprochenen Schwierigkeiten kommen. Gerade
die intensive Probenzeit für das Orgelkonzert hat
dies gezeigt. Nachdem sich einige Mitspielerinnen
und Mitspieler vom Konzert dispensieren liessen und
die andern Personen sehr intensiv proben mussten,
zeigten sich Spannungen im Verein. Einige machten
vielleicht die Faust im Sack, andere liessen ihre Unzufriedenheit mehr oder weniger deutlich vernehmen.
Die Situation hat dann den Vorstand dazu bewogen,
eine Standortbestimmung vorzunehmen.» […]
Diese Sitzung fand dann erst im Jahre 2002 statt. Um der
Chronologie der Dinge ihren Lauf zu lassen, füge ich die
Zeilen über diese Probleme aus dem Jahresbericht auch
noch an:
«An dieser Sitzung haben wir uns überlegt, welches
denn unsere Kernaufgabe laut Statuten ist und welches denn unsere Ziele sind.
Wir sind übereingekommen, dass unsere Kernaufgabe
die Messen am Familiensonntag, an Ostern, Pfingsten
und Weihnachten sind. Weiter gehört das sogenannte
Jahreskonzert in Unterägeri zu unserem Programm.
Damit wollen wir unseren Passivmitgliedern und
den öffentlichen Institutionen, welche uns finanziell
unterstützen, unseren Dank aussprechen. Es gilt also,
diesen Aufführungen erste Priorität einzuräumen.
32
Wir haben an dieser Sitzung auch über den Probenbesuch diskutiert. Es ist eine Tatsache, dass fast alle
unsere Mitglieder beruflich ausser Haus tätig sind,
in die Schule oder Lehre gehen, familiär ausgelastet
oder aber pensioniert sind.
Der Vorstand zeigt dieser Tatsache gegenüber Verständnis. Wir wollen Entschuldigungen aus familiären
oder gesundheitlichen Gründen, aber auch Entschuldigungen aus beruflichen, schulischen oder politischen Gründen gleich werten und auch akzeptieren.
Es ist uns auch klar und bewusst, dass Pensionierte
nicht mehr während der Schulferien verreisen wollen.
Auch das wollen wir akzeptieren. Wir sind überzeugt,
dass sich niemand aus nichtigen Gründen vom Probenbesuch fernhält. Wir erwarten aber andrerseits,
dass man sich nach Möglichkeit rechtzeitig abmeldet.
Das macht unserer Dirigentin die Planung einfacher.
Diese Situation in unserem Orchester verlangt aber
auch, dass wir uns heute genau überlegen, zu welchen Aufführungen wir ja oder nein sagen, um dann
nicht wieder in Stresssituationen zu gelangen. Das
gesellschaftliche Leben muss unbedingt auch seinen
Platz haben.
Weiter müssen wir uns im Klaren darüber sein, dass
wir ein Laienorchester sind. Anspruchsvolle Aufführungen verlangen eine entsprechende Proben- und
Arbeitszeit. Ist man dazu nicht bereit, so müssen wir
unsere Ansprüche überdenken. Es ist mir bewusst,
dass dies für unsere Dirigentin oft eine Gratwanderung ist.
Rom 2001
Nun komme ich zu einem weiteren Anliegen. Es kann
nicht sein, dass wir unseren Frust und Ärger irgendwo ablassen, wo er vielleicht gar nicht hingehört.
Unseren Ärger, unsere Anliegen und Wünsche bringen
wir da an den Mann oder die Frau, wo sie tatsächlich
hingehören. Denn niemand kann sich in einem Punkt
ändern oder einen Punkt klären, wenn er oder sie gar
nicht weiss, dass die Situation unklar ist.
Last but not least sind wir im Vorstand der Meinung,
Musik soll Spass und Freude machen.»
Klare Worte einer umsichtigen Präsidentin, die oft zwischen den einzelnen Parteien Brücken schlagen musste.
Unterschwellig hört man auch das Hauptproblem heraus,
nämlich die Sicht aus der Warte einer Vollprofimusikerin
als Dirigentin, die mal über ein Normalmass hinaus musizieren möchte; ein durchaus legitimes Interesse. Auf der
Gegenseite sitzen die Laienmusiker, nicht so gewandt und
schnell wie die «Profis», aber mit Eifer und Leidenschaft
dabei. Auf die Dauer muss sich eine solche Konstellation
auseinander dividieren. Die Wege trennen sich.
Genau die geforderte Geselligkeit erlebten dann die
Romreisenden vom 24. – 27. Mai. Was hier geboten
wurde, war eindrücklich. Theresia Mäder-Blöchliger
führte die sechzehn Orchestermitglieder durch ihren
Wohnort, den Vatikan. Es war ein prägendes Ereignis, so
kompetent und umsichtig durch die Heilige Stadt geführt
zu werden. Viel zu schnell war man wieder im Ägerital,
allerdings mit grossartigen Eindrücken im Gepäck.
Um genau diese Geselligkeit wieder zu stärken, versuchte der Vorstand, auf den 22. November eine Sitzung
einzuberufen, an der Lucia zu einigen wichtigen Fragen
Stellung nehmen sollte. Die Fragen an Lucia lauteten:
• Wie siehst du die momentane Situation im Orchester?
• Wie siehst du die Zusammenarbeit zwischen Dirigentin
und Orchester? Worauf wird Wert gelegt, welches sind
die Ziele / Schwerpunkte?
• Was erwartest du vom Orchester, was vom Vorstand?
• Wie siehst du die Zukunft im Orchester?
Die Sitzung kam nicht zustande, weil Lucia nicht erschien. Es brodelte.
Dennoch gibt es aus den Vorstandssitzungen auch
Erfreuliches zu berichten. Carl Rütti hatte sich bereit
erklärt zum 90-jährigen Bestehen des Orchesters eine
Komposition zu schreiben. Beinahe eine Wohltat.
Aber auch kirchenpolitisch war man aktiv. Zusammen
mit dem Kirchenchor gelangte man am 17. August an den
Kirchenrat mit der Bitte, doch die Empore zu erweitern,
damit von hinten gesungen und musiziert werden könnte. Denn die Akustik sei aus dem hinteren Teil der Kirche
viel besser als von vorne. Zudem musizierten nicht alle
33
1993 – 2002
Jubiläumskonzert Chöre und Orchester 2002
gerne vor dem Publikum. Der Kirchenrat war dagegen
und führte sechs Gründe an, die dann von den Initianten
weitgehend in einem Brief entkräftet wurden. Allerdings
befürworteten die Initianten den Vorschlag des Kirchenrates, den Antrag «als Motion entgegenzunehmen und
für die Kirchgemeindeversammlung vom März 2002
als Traktandum aufzunehmen». So existiert noch ein
Sitzungsprotokoll vom 27. August 2002, aus dem zu entnehmen ist, dass der Kirchenrat eine Machbarkeitsstudie erstellen liess, diese auch weiter bearbeitet würde.
Danach herrschte Funkstille. Man sang und musizierte
weiterhin im Chorraum der Kirche. Bis heute.
34
2002
Die Ziele des Vorstands für den Orchesterverein, welche
am 23. November diskutiert werden sollten, blieben
ohne Diskussion liegen:
«Daraus (Statuten) ergeben sich folgende Ziele, welche
wir wieder vermehrt anstreben möchten:
• Die Dirigentin muss sich ins Orchester integrieren und
bei den Mitspielerinnen und Mitspielern die Freude am
Musizieren erhalten oder wecken.
• Die Dirigentin akzeptiert den Stand unseres Könnens
und nimmt Rücksicht auf unser Lern- und Übungstempo. Wir sind ein Laienorchester.
• Auf berufliche Gegebenheiten wird entsprechend Rücksicht genommen, alle Berufe sind gleichwertig zu behandeln. Das Gleiche gilt auch für Leute in Ausbildung.
• Termine werden nur noch nach Absprache mit dem
Vorstand abgemacht. Dies soll eine zeitliche Überforderung der Orchesterleute verhindern.
• An der GV legt die Dirigentin ein Tätigkeitsprogramm
schriftlich vor. Darüber wird beraten und abgestimmt.
Dieser Beschluss ist verbindlich.
• Die Programme für Aufführungen werden rechtzeitig
zusammengestellt, die Noten werden rechtzeitig in die
Proben gebracht.
• Die Proben sollen straff geführt werden, unnötige
Geschichten, welche den Probenablauf stören, werden
im Restaurant erzählt.»
Was auffällt, sind die vielen Forderungen an die Dirigentin. Die Orchestermitglieder werden gerade noch am
Schluss miteinbezogen. Hier liegt natürlich eine kleine
Einseitigkeit vor, die vielleicht so gewachsen ist und jetzt
nicht mehr korrigiert werden konnte. Das würde aber auf
ein länger dauerndes Zerwürfnis hindeuten.
«Von der Seite des Vorstands aus soll darauf geachtet
werden, dass die Proben rechtzeitig beginnen und
dass sich die Orchesterleute während den Proben
diszipliniert verhalten.»
In den Vorstandssitzungen befasste man sich mit dem
Jubiläumskonzert vom 16. November mit der Uraufführung einer Komposition von Carl Rütti. Auch der Jubiläumsgottesdienst vom 16. Juni gab zu reden, übte man
doch die «Missa Sancte Gabrielis in C-Dur» von Johann
Michael Haydn ( 1737 – 1806) ein. Also ein befrachtetes
Programm! Dabei schien die Bevölkerung auf diese Konzerte zu warten. Auch der Sponsorenbetrag, den man für
das Jubiläum zusammenbrachte, liess sich sehen. Man
rechnete für das Jubiläumskonzert im November etwa
mit Ausgaben in der Höhe von CHF 10 000.– .
Am Jubiläumsgottesdienst der beiden jubilierenden
Vereine Kirchenchor und Orchesterverein Unterägeri
übernahm die Kirchgemeinde die Organisation und
Kosten des Apéros.
Während der grossen Vorbereitung auf
das Konzert hin verstarb der grosse
Förderer des Orchesters und des Kirchenchors – Max Müller – am 2. Oktober.
Im Zentrum des Jubiläumskonzertes
stand die Uraufführung der «Ägeri-Suite» von Carl Rütti. In der Neuen Zuger
Zeitung beschrieb Jürg Röthlisberger
diese so:
Max Müller
«Für die fünfsätzige Suite setzte der Komponist
als Hauptthema die Ortsbezeichnung in Töne um:
a-e-g-e, ein Quintsprung, dann in die kleine Septime
und zurück. ‚Und für «ri» wählte ich zwei Tonnamen
aus der italienischen ursprünglichen Tonsprache: Re
(=D) und mi (=E). So klingt das Wort Ägeri als schöne
Melodie, erklärte der Komponist. Als zweites Hauptelement erschien der «Nüssler»-Rhythmus, zuerst
verhalten auf verschiedenen Instrumenten intoniert
und erst im letzten Satz als fastnächtliches Original
mit der Trommel.
Beim einmaligen Anhören als Uraufführung erlebte
man das auch dem Publikum vorgängig erklärte
35
1993 – 2002
Grundgerüst in sehr farbiger und abwechslungsreicher Instrumentierung. Der eigenartige Einstieg
mit einem Kontrabasssolo steigerte sich über dem
ostinaten Grundthema bis zum vollen Orchesterklang.
Starke Parallelen brachte die Jig, diesmal als Auftakt
eine Cellosolo. Nachdem sich im Siciliano die beiden
Hauptelemente zum ersten Mal vereinigt hatten, waren im vierten Satz sieben solistisch besetzte Bläserstimmen mit dem Kontrabass unter sich, wobei auch
deutlich jazzartige Elemente einflossen. Durch die
ganze Komposition gab es auch sonst zahlreiche solistische Einsätze der Stimmführer (vor allem Primgeiger und Solocello), sodass man sich im Übergangsbereich zwischen Orchester und Kammermusik bewegte.
Die Leitung von Lucia Canonica brachte nicht nur eine
stimmungsvolle Wiedergabe, sie zeugte gleichzeitig
von einer sorgfältigen Vorbereitung. Die zahlreichen
Übergänge gelangen nahtlos; in ebenbürtiger Weise
beeindruckten die durchwegs saubere Gestaltung
der Soli und die Homogenität des Orchesterklangs.
Der kräftige Applaus verdankte gleichzeitig die
Widmung des Weltbürgers Carl Rütti an das Ägerital
wie die stimmungsvolle Interpretation. Er wurde mit
der Wiederholung des ausschliesslich den Streichern
vorbehaltenen dritten Satzes als Zugabe verdankt.
Mehr als Ergänzung wirkten die vorangestellten meist
kürzeren Werke.»
erklärte. Sie spürte wegen des regen Probenbesuchs
und vielen Nörgeleien eine grosse Unzufriedenheit im
Orchester. Die Verweigerung eines Gesprächs (November
2001) im Vorstand durch Lucia Canonica flammte in diesem Brief wieder auf. Die Spannungen im Verein nähmen
zu. Nach dieser nun nachgeholten Sitzung spürte Margrit keine Kraft mehr in sich, das Rad noch wenden zu
können. Zu ihrer Schonung musste sie das Amt niederlegen. Mitglied bliebe sie noch. Empfänger des Briefes
waren neben dem Vorstand auch der Kirchenrat und der
Kirchenchor Unterägeri.
Es lodert
Auslöser in einer unruhigen Zeit mochte auch ein Brief
sein, den Lucia Canonica an Geni Häusler gesandt hatte,
mit drei möglichen Varianten der Zusammenarbeit. Der
Vorstand distanzierte sich von diesem Brief und wollte
keinen Versand. Trotzdem wurde er verschickt. Der Vorstand versuchte mit einer Aussprache die ganze Situation zu retten, was aber gar nicht gelang. Die Dirigentin
erschien nicht. Zum zweiten Mal. Nun wollte man am
23. November die Chance zu einem Gespräch nochmals
eröffnen. Präsidentin und Dirigentin fühlten sich in dieser Sitzung alleine gelassen. Das trieb Margrit Meier zur
Demmission. Verschiedene Orchestermitglieder äusserten sich auch brieflich zur Situation, die sie alle bedauerten. Sie möchten nichts als Ruhe und Geborgenheit
(Eggerschwiler) im Orchester.
Der Katzenjammer
Alle diese tollen Leistungen führten aber zu einem Verschleiss der menschlichen Kräfte. Auf allen Seiten. Am
23. November 2002 schrieb Margrit Meier einen Brief an
den Vorstand und die Aktivmitglieder des Orchestervereins, in dem sie den sofortigen Rücktritt als Präsidentin
36
Der Anlauf zum Neustart
Am 4. Dezember fand eine Vereinsversammlung statt, an
der leider der vorgesehene Moderator Othmar Camenzind krankheitshalber ausfiel. Anita Abegg und Christine
Gander übernahmen nun die Leitung dieser Versamm-
lung. Sie begann mit einem Paukenschlag. Man stellte
fest, dass auch eine Person anwesend war, die nicht
Vereinsmitglied war. Geni Häusler stellte den Antrag,
dass nur Vereinsmitglieder anwesend sein dürften. Er
unterlag, weil eine Mehrheit des Orchesters die Anwesenheit der Violaspielerin duldete. Deshalb verliess Geni
Häusler nun die Versammlung. Trotzdem erarbeiteten die
Anwesenden einige Parolen für die Zukunft:
Zukunft des Orchestervereins
• Wir möchten eine offene und faire Kommunikation.
• Wir möchten nicht nur kirchliche Werke, sondern auch
weltliche Musik spielen.
• Wir möchten Freude am Musizieren.
• Wir möchten die Instrumentalisten mit Mitgliedern und
Einheimischen besetzen
• Wir möchten genügend Zeit, um Werke einzustudieren.
• Wir tragen Sorge zu den Mitgliedern und nehmen eine
wertschätzende Haltung ein.
• Alle Orchestermitglieder haben eine Mitspracherecht
und tragen die Verantwortung für den Verein mit.
Kurzfristige Massnahmen
• Wir reduzieren unser Konzertengagement auf ein Minimum, um wieder auftanken zu können.
• Die Planung für die Konzertproben muss verbessert
werden.
• Es muss vier Monate vor dem Konzert klar sein, welche
Werke gespielt werden, die Noten müssen verteilt sein
und auf dem Probenplan gekennzeichnet sein, wann
welche Werke geprobt werden. Dann müssen auch alle
Stimmen (auch Bläser) besetzt sein.
• Während der Proben reden wir nicht über abwesende
Personen. «Geschwätz» allgemein wird auf nach der
Probe verschoben.
• Entscheide, die nicht mit den Vereinsmitgliedern gefällt werden, müssen genau und ausführlich begründet
werden.
• Während der Proben ist es wichtig, auch zu loben. Mit
wertschätzenden Bemerkungen beiderseits kann auch
die Motivation und die Freude am Musizieren gesteigert werden.
• Die Proben müssen pünktlich beginnen.
Weitere Zukunft
• Es soll ein beständiger Bläsersatz aufgebaut werden.
• Es müssen neue Mitglieder gewonnen werden.
• Vorschlag: Konzerte als Projekte deklarieren.
• Während der Proben sollen die Musiker auch korrigiert
werden. Registerproben würden dafür vielleicht den
nötigen Rahmen schaffen.
• Gewisse Aufgaben können von einem Konzertmeister
übernommen werden.
• Eine Musikkommission könnte die Dirigentin entlasten.
• Der Vorstand muss stark sein.
• Die Zusammenarbeit mit dem Kirchenchor muss angeschaut werden.
Eigentlich ganz plausible und gleichzeitig moderne
Forderungen, die an diesem Abend in gemeinsamer
Diskussion erarbeitet wurden.
Zu allem Ungemach kam noch am 22. Dezember ein Brief
des Kirchenchores Oberägeri, in dem mitgeteilt wurde,
dass das Orchester für die Weihnachtsmesse ungenügend vorbereitet sei und der Kirchenchor deshalb auf
die Mitwirkung des Orchesters verzichte. Ein Tiefschlag.
Weihnachtskrise.
37
1993
Konzerte
Gottesdienst
Reisen
3. Juni, Matinée, Kollekte an Stiftung Maihof, Zug.
10. Januar, Schubert-Messe.
Absage wegen
Unwetters.
Weihnachtsfeier im Sanatorium Adelheid.
Ostern, Spatzenmesse von
W. A. Mozart.
8. Dezember, «Konzert für Oboe d’Amore, Streicher und Basso
Continuo» von J. S. Bach. Zusätzlich noch von G. Fauré die «Nocturne» und von L. Boccherini die «Sinfonia Nr. 8 in A-Dur».
27. Juni, Orchestermesse in Oberägeri
Allerheiligen, «Iten-Messe».
Mitternachtsmesse, Schubert-Messe.
1994
18. / 19. März, Passionskonzert in der Marienkirche. Beginn mit
Diliganten Consorten und einem Klagelied einer «Solage», um
1350 geschrieben.
«Requiem» von Joseph Haydn.
9. Januar, Familiensonntag, SchubertMesse.
7. Juni, Abendständchen im «Chlösterli» mit Musik von Purcell,
J. Lanner, S. Choplin (New Rag), und Gerhard Wolters (verschiedene «Happy Birthdays»).
22. Mai, Pfingstgottesdienst mit Chor.
28. November, Empfang des Kantonsratspräsidenten Robert
Baumgartner.
10. Dezember, Weihnachtsfeier im «Adelheid». Aus Händels
«Judas Maccabäus» Tochter Zion, Robert Volkmanns «Serenade
Nr. 2», Johann Stamitz‘ «Sinfonia» (Larghetto, Minuetto, Presto)
und verschiedene Weihnachtslieder zum Mitsingen (Stille
Nacht, O du fröhliche etc.).
3. April, Ostergottesdienst mit Chor.
26. Juni, Oberägeri, «Kleine Orgelsolomesse» von J. Haydn.
3. Dezember (Patrozinium Marienkirche), «Serenade Nr. 2» von
R. Volkmann, «Andante für die Flöte»
von W. A. Mozart, «Sinfonia pastorale» von J. Stamitz und das «Konzert
für 2 Flöten und Orchester» von D.
Cimarosa. Solisten: Martin Lüönd und
Theres Grüter.
Mitternachtsgottesdienst mit
«Iten-Messe».
1995
1. Oktober, Matinée mit modernen Werken.
Allerheiligen, «Eberlin-Messe».
9. Dezember, Weihnachtsfeier im Adelheid, Werke von J.B. Bach
«Orchestersuite Nr. 2», Félix A. Guilmant «Paraphrase über
Tochter Zion», Paul Burkhard «Das isch de Schtärn vo Bethlehem», F. Manfredini «Weihnachtssinfonie, 1. Satz Pastorale und
3. Satz, Largo e puntato».
Mitternachtsgottesdienst,
«Diabelli-Messe».
38
Orchesterreise nach
Wien. Besichtigung
von Staats- und
Volksoper, dem
Prater und Konzerthaus sowie Schloss
Schönbrunn.
1996
Konzerte
Gottesdienst
8. Juni, Jubiläumskonzert des «Rotary-Club Aegeri-Menzingen»
mit J. B. Bachs «Orchestersuite Nr. 2», Ottorino Respighis «Antiche Danze ed Arie per Liuto», Antonio Vivaldis «Concerto VI für
Flöte und Orchester» und Henry Purcells «The Married Beau».
Solist: Martin Lüönd.
15. Januar, «Diabelli-Messe».
15. September, Bettagskonzert, gleiches Progr. wie am Jubiläumskonzert, aber mit Caspar Diethelms «Concerto Diletto Nr. 1
für Streichorchester».
7. Dezember, Adventsfeier im Adelheid, Chor aus Händels
«Judas Maccabäus», Purcell «The Married Beau», Joh. M. Molter
«Concerto Pastorale», div. Weihnachtslieder.
Reisen
Ostern und Pfingsten, «SchubertMesse».
23. Juni, Festgottesdienst mit Orgelweihe, W. A. Mozart «Missa in B KV
275.»
15. September, Bettagsgottesdienst
in der ref. Kirche Mittenägeri, W. A.
Mozart «Missa brevis».
Mitternachtsmesse, «Diabelli-Messe».
1997
8. März, Uraufführung eines Werkes des Komponisten Heinrich
Schweizer. Werke von Ferenc Farkas «Choreae Hungaricae»,
Matthias G. Monn «Cello-Konzert g-moll», Ferenc Farkas
«Choreae Hungaricae», Sechs Tänze aus dem Tabulatorbuch
von Löcse, Heinrich Schweizer «12 Miniaturen für Kammerorchester», Uraufführung. Solistin: Maya Amrein, Violoncello.
12. Januar, «Diabelli-Messe».
4. Oktober, Unterägeri, gemeinsam mit Carl Rütti und dem
Kirchenchor. Werke von J. S. Bach, Georg Ph. Telemann, W. A.
Mozart «Missa in C KV 167» (Trinitatis-Messe).
Mitternachtsmesse, «Diabelli-Messe».
Ostern, «Schubert-Messe».
29. Juni, Oberägeri, «Orgelsolomesse»
von W. A. Mozart.
7. – 11. Mai,
Hamburg. Individuelle Konzert- und
Theaterbesuche
bereicherten diese
eindrückliche Reise.
20. Dezember, Adelheid, «Chorea Hungaricae» – Tänze des
ungarischen Barock. Tänze aus dem Tabulaturbuch von Löcse,
G. Linek «Weihnachtssinfonie» 1. u. 3. Satz, Verschiedene Weihnachtslieder.
1998
März, Mitwirkung mit musikalischer Untermalung bei «Drei
Männer im Schnee» von Erich Kästner – Theatergesellschaft
Unterägeri.
27. September, Matinée im «Sonnenhof». Tango, Walzer, Polka
und Ragtime.
19. Dezember, Adelheid. Eröffnung mit dem «Divertimento in
D-Dur» von W. A. Mozart.
Familiengottesdienst, «Diabelli-Messe»
Ostern und Pfingsten, «Spatzenmesse»
14. Juni, Oekumenischer Gottesdienst
in Unterägeri zur ersten Unterägerer
Landsgemeinde, dem 200. Jahrestag
der Gründung der Einwohnergemeinde und dem 150-jährigen Bestehen
des Bundesstaates, «Te Deum» und
«Biblischer Spruch» von Georg Ph.
Telemann.
39
Konzerte
Gottesdienst
Peter und Paul, Oberägeri,
«Orgelsolomesse» von W. A. Mozart.
Bettag, Mittenägeri, «Te Deum» von
W. A. Mozart.
Allerheiligen, «Eberle-Messe».
Weihnachten, «Diabelli-Messe».
1999
27. Januar, Auftakt zum Zunftmeisterempfang im Chlösterli. In
Kostümen. Hauptprobe.
31. Januar, Zunftmeisterempfang.
21. März, Passionskonzert in Oberägeri mit Werken von Franz
Schuberts «Stabat Mater» für Chor, Orchester und Orgel; Felix
Mendelssohn-Bartholdis «Hymne ‚Hör mein Bitten‘ für Chor,
Sopran-Solo, Streicher und Bläser, Orgel und Kesselpauke,
«Sonate V in D-Dur», «Hör mein Bitten», Hymne nach Ps. 55, 2-8
für Solosopran, Chor und Orchester; Michael Haydns «Aria de
Passione Domini», MH 131 für Solosopran, konzertierende Orgel
und Streicher. Solisten: Cornelia Stäb, Sopran, Carl Rütti, Orgel,
Ltg. Bettina Seeliger.
28. August, Konzert in der Marienkirche. Johann Rosenmüller
«Sonata Nr. IX a 5»; Harald Genzmer «Divertimento di Danza für
Streichorchester» (1953); Michael Haydn «Sinfonia in A-Dur»;
Franz Danzi «Konzert in F-Dur». Solistin: Nelly Flückiger, Fagott.
18. Dezember, Weihnachtskonzert im Adelheid, W. A. Mozart
«Divertimento in F KV 138», Johann Rosenmüller «Sonata Nr. IX
a 5», Unico Wilhelm Graf von Wassenaer «Concerto armonico
Nr. 2 G-Dur», Ernst Hörler u. Paul Burkard «De Himmel isch
dunkel», «Das isch de Schtärn vo Bethlehem», Joh. Christoph
Pez «Concerto pastorale» und Walter Schmid «s’will wieder
Wiehnacht wärde». Zusammen mit Schülerinnen der 1. Klasse
von M. Meier.
40
10. Januar, «Diabelli-Messe».
Ostern und Pfingsten, «SchubertMesse».
Mitternachtsmette, «Diabelli-Messe».
Reisen
2000
Konzerte
Gottesdienst
Reisen
23. September, Sonnenhof, Unico Wilhelm Graf von Wassenaer
«Concerto armonico Nr. 2 G-Dur»; Johann S. Bach «Suite für
Streichorchester» (Nach der französischen Suite No. 5 für Cembalo bearbeitet von Caspar Diethelm); Karl Stamitz «Konzert EsDur für Klarinette und Orchester»; Paul Hindemith «Acht Stücke
op. 44 III»; Johann Chr. Bach «Sinfonia in B op. 3/4». Solistin:
Fides Auf der Maur, Klarinette.
15. April, Beerdigungsgottesdienst für
Franz-Xaver Hugener.
1. Mai, Besuch im
KKL, Beethoven
«Ouvertüre zu
Egmont»,
«Klavierkonzert
Nr. 4», «Sinfonie
Nr. 5».
Familiensonntag, «Diabelli-Messe».
Ostern Unterägeri, W. A. Mozart
«Missa brevis in B-Dur».
Mitternachtsmesse, neu einstudierte
«Charpentier-Messe».
2. Dezember, Konzert im «Institut Montana», Zugerberg.
Gleiches Programm wie am 23. September im «Sonnenhof» mit
Ausnahme von Hindemiths Werk.
17. Dezember, Offenes Singen, Marienkirche.
23. Dezember, Weihnachtsfeier im «Adelheid». Teile der «Charpentier-Messe» gespielt. Kinder der Klasse von Fabienne Kropf
und aus der 2. Klasse von Margrit Meier trugen Weihnachtslieder vor.
2001
3. März, Buchvernissage «Zuger Chuchi» in Menzingen. Umrahmung mit Stücken aus dem Repertoire.
14. Januar, «Charpentier-Messe».
3. November, Ständchen im Haus «Euwmatt».
Ostern und Pfingsten, W. A. Mozart
«B-Dur-Messe».
29. September, Konzert zusammen mit Baar konnte verständlicherweise wegen des Zuger Attentates nicht stattfinden.
Mitternachtsmesse. Messe von
Charpentier.
24. – 28. Mai,
Romreise. Führung
durch Theresia Mäder. Sehr eindrucksvoll.
1. Dezember, Konzert im «Institut Montana». Schülerin vom
«Montana» als Solistin am Klavier (Mozart).
22. Dezember, «Adelheid». Weihnächtliche Musik mit Liedern,
gesungen von Schülern und Schülerinnen von Fabienne Kropf.
F. A. Guilmant «Paraphrase über «Tochter Zion»; Walter Schmid
«s’will wieder Wiehnacht wärde»; Joh. Stamitz «Sinfonia Pastorale D-Dur op 4.2»; A. Zoller «Stern über Bethlehem», «Jingle
Bells», «Mir sind d’Hirte uf em Fäld»; M. A.- Charpentier aus
«Noëls pour les Instruments». Weihnachtslieder und Weihnachtsgeschichte (Eugen Eggerschwiler).
41
2002
Konzerte
Gottesdienst
18. / 19. Januar, Konzert in Baar und Oberägeri gemeinsam mit
dem Orchester Baar. Werke von Parry und Rheinberger. Orgel:
Olivier Eisenmann.
Verschobenes Konzert von Ende September 2001!
13. Januar, Messe von Charpentier.
25. Januar, Jubiläumsball in der Aula. Eröffnung durch das
Orchester, anschliessend Tanz mit dem Duo «Non-Stop». Motto:
Nostalgie.
16 . November, Jubiläumskonzert von Orchester und Kirchenchor Unterägeri, Sonnenhof.
Michael Haydn «Sinfonia in G-Dur»; Antonio Rosetti «Notturno
in Es-Dur»; Lieder zum Thema «Lob der Musik»; Jan Sibelius
«Andante Festivo»; Carl Rütti «Ägeri-Suite für Orchester».
Uraufführung.
16. Juni, Jubiläumsgottesdienst von
Kirchenchor und Orchesterverein in
Unterägeri, Aufführung der «Missa
Sancti Gabrielis» von Michael Haydn.
Solisten: Heidi Illi, Sopran, Claudia
Hold, Alt, Lukas Albrecht, Tenor,
Raphael Jud, Bass.
Verstärkung durch Kirchenchor Oberägeri und Reformierten Kirchenchor
Mittenägeri.
Weihnachtsfeier im «Adelheid».
Mitternachtsmesse. Messe von Charpentier.
42
Ostern und Pfingsten, J. Haydn «Kleine
Orgelsolomesse».
Reisen
Irrungen und Wirrungen
Die kleine Orchesterspaltung
2003
Entscheidung
Am 26. Februar luden die verbliebenen Orchestermitglieder zu einer ausserordentlichen Generalversammlung
ein, die von einem externen Moderator, Herrn Leonhard
Jost, geführt wurde.
Noch bevor die eigentlichen Traktanden behandelt wurden, gaben Anita Abegg und Christine Gander, die bisher
in der Krise den Verein mit geführt hatten, ihren Rücktritt
aus dem Vorstand bekannt. Christine Gander trat auch
aus dem Orchesterverein aus. Die Krise forderte ihre Opfer.
Der Moderator stellte fest, dass ein grosses Zerwürfnis
zwischen Mitgliedern und der Dirigentin vorhanden sei.
Er rief zur Besonnenheit, aber auch zur Offenheit auf.
Nur so könne ein Gerüst entstehen für eine Weiterarbeit
oder einen Neuanfang.
Die Dirigentin konnte zuerst ihre Anliegen vorlegen. Sie
dachte, dass das Orchester nie mehr in dieser Zusammensetzung spielen werde; es gebe im Verein viele
Probleme. Sie könne sich aber vorstellen, mit fast allen
weiter zu arbeiten. Dazu könne sie ja Leute aus Baar und
Einsiedeln zuziehen. Ebenso könne sie auch als Schnittstelle zur Musikschule den Nachwuchs fördern.
Margrit Meier las als Vertreterin den Brief der Antragsteller vor. Der Antrag lautete auf Auflösung des Arbeitsverhältnisses mit Lucia Canonica und Suche nach einem
neuen Dirigenten. Zusätzlich sollte der Orchesterverein
sich neue Statuten geben. Ihnen läge das Wohl des
Orchesters am Herzen.
Diese Anträge waren von 14 Mitgliedern unterschrieben.
Die Liste liegt im Original noch in einem Ordner. Einige
Mitglieder und auch der Kirchenratspräsident meldeten
sich zu Wort. Folgende Feststellungen wurden immer
wieder bestätigt: Die Dirigentin hätte ihr Verhalten
verbessert, aber von den Mitgliedern sei ihr keine echte
Chance gegeben worden. Auf der anderen Seite wurden
die bekannten Schwierigkeiten noch einmal bestärkt
(Umgang mit Mitgliedern, Entscheide der Dirigentin
ohne Rücksprache mit dem Vorstand, Vernachlässigung
des Bläsersatzes). Die Verbindung mit dem Kirchenchor
erschwere die Situation; eine unbelastete Zusammenarbeit sei kaum möglich, wenn die Dirigentin den Kirchenchor behalte, nicht aber das Orchester.
Im Kirchenrat lagen nur eine negative Stimme zur Dirigentin vor, aber vier positive (Kirchenchor Unterägeri,
Kirchenchor Mittenägeri, Organistenteam und Dirigent
Baar) zugunsten der Dirigentin. Das Ganze lief auf eine
Entscheidung hinaus zwischen der Entlassung der Dirigentin oder dem Austritt mehrerer Orchestermitglieder.
Allgemein wurde diese Situation bedauert. Die Abstimmungen sollten eine Entscheidung bringen.
Antrag 1 (Ohne den Satz, dass man weiterhin die Verpflichtungen der Kirchgemeinde erfüllen würde) wurde
angenommen mit 10 Ja gegen 7 Nein und 5 Enthaltungen.
Antrag 2 über die Forderung nach einer Änderung der
Statuten wurde mit 14 Ja und 3 Nein bei 5 Enthaltungen
angenommen.
Das Ergebnis war klar und zeitigte auch Folgen, als
gleich anschliessend Helene Lanker, Lilo Edelmann und
43
2003 – 2012
Valeska Iten per sofort den Austritt aus dem Orchester
bekannt gaben. Anita Abegg pausierte.
Lucia Canonica führte den Auftrag ihres Arbeitgebers
weiter und bildete ein ad hoc-Orchester. Die restlichen
Orchestermitglieder zogen sich zurück und berieten die
Bildung eines neuen Vorstandes.
die Entscheidung zur Zukunft des Orchestervereins. Man
spürte den Willen, hier etwas mit Mut anzupacken. Am
9. Mai erschien auch ein Artikel von Monika Wegmann in
der «Neuen Zuger Zeitung». Da war die ganze Krise wie
eine Auslegeordnung der Orchester- und Kirchenmusik
im Ägerital dargestellt worden.
Höhepunkt
Die Taufe
Der Neubeginn wurde am 12. März eingeleitet. Der
Orchesterverein traf sich zu einer Vereinsversammlung.
Marianne Ried als einziges Mitglied des alten Vorstandes führte das Protokoll. Anwesend waren 12 Mitglieder,
entschuldigt hatten sich 6 Mitglieder. Die Wahl des Vorstandes verlief eindeutig und den folgenden Chargierten
wurde das Vertrauen ausgesprochen: Margrit Meier,
Präsidentin; Geni Häusler, Vizepräsident; Tonie Kummer,
Kassier; Marianne Ried, Aktuarin. Heidi Riedo und Beat
Ried blieben als Revisoren im Verein.
Diese neue Führungsmannschaft hatte gleich einen
Vorschlag für einen Dirigenten a. i. bis Weihnachten
2003 in der Person von Herrn
Christoph Müller, Posaunist
aus Unterägeri.
Christoph Müller
44
Die Frage nach den Kirchenauftritten in Unterägeri konnte vorerst nicht beantwortet
werden. Da müssten zuerst
Abklärungen gemacht werden. Aber ganz wichtig war
Die Türen der Kirche in Unterägeri wurden mit neuen
Schlössern versehen, damit der Orchesterverein keinen
Zutritt mehr hatte. Da erübrigt sich ein Kommentar.
Aus der Zeitung (26.5.03) musste der Orchesterverein
vernehmen, dass beim Kirchenchor ein Namenswechsel
vorgenommen wurde. Er heisst jetzt nach der Anpassung der Statuten «KirchenmusikVerein Unterägeri». Elf
Instrumentalisten, die weiterhin unter Lucia Canonica
musizieren, wurden neu aufgenommen.
Die erste Blüte im Herbst
Ungeachtet der Wirren um Personen und Denkweisen
bereitete sich der Orchesterverein auf das Jahreskonzert
vom 2. November in der Marienkirche Unterägeri vor.
Das Konzert machte froh und schien zukunftsgerichtet
und damit wegweisend zu sein.
Ich schrieb damals für den Ägeritaler ein paar spontane
Gedanken zu diesem Konzert, das mich faszinierte:
« … Bereits zerreissen zarte und warme Töne die
Nebelfetzen, Mark Reding entlockt seiner Klarinette die Geheimnisse eines guten Tons. Wunderbar,
man versinkt in den Flausch der Geborgenheit, um
plötzlich wieder durch einen schrillen Lauf in eine
andere Welt geschickt zu werden, Virtuos, klangvoll,
Plakat
stilsicher. Bewegend,
was uns hier umzingelt. Keiner mag
sich wehren. Der
Fluss der Töne reisst
mit und bewegt. Ich
bin mittendrin und
erwache ganz unsanft. Ein Wasserfall
voll Beifall. …Bläser
treten auf. Erinnerungen werden wach –
Blechmusik, Geburtsund Feiertage, Freud
und Leid, Konzerte
und Marschmusik – Dorfleben, Gemeinschaft. Mozart
steht auf dem Plan. Freiheit, Revolution und Ehre,
Arbeitskraft und Freizügigkeit umfangen mich. Magische Worte und Beschwörung. Davon die «Pariser Sinfonie». Sinfonie Nr. 31 D-Dur KV 297. Wie kann man
mit solch trockener Bezeichnung Musik benennen?
Das Orchester brennt. Das Horn ruft, die Flöte klagt,
die Pauke treibt – das bunte Leben wird Gegenwart.
Welche Faszination diese Stadt auslöst! Kuschelnde
Melodien begleiten Spazierende, kantige Einsätze
wecken Liebende, ein Paar wiegt sich im Takte und
zieht weg in die Sphären der Begierde und Erfüllung.
Dort ein Maler, der Farben mischt, hier ein Literat
mit stockendem Stift – das Leben ist eingezogen.
Welch ein Gegensatz zum Gleichklang am Anfang des
Konzertes – hier lässt sich leben, hier lässt sich ruhen.
Ganz langsam schwinden die Sinne – sie fliegen hinauf – irgendwohin – einfach nach Hause. Paris erfüllt
uns, macht uns glücklich. Nicht alles geschieht un-
gestört, aber da drin ist Leben, Erfüllung und Freude.
Die Kutschen der Zweisamkeit sind angespannt – da
ertönt abermals Applaus! Wir sind in der Marienkirche
von Unterägeri. Aber wie sind wir? Ganz verwandelt –
im Innern gelöst und getragen von einem herrlichen
musikalischen Genuss. [ …] Wir sind an der «alten
Landstrasse» – geläutert und zufrieden. […]»
Der musikalische Neuanfang war gelungen. Christoph
Müller hatte sofort den richtigen Ton gefunden.
Die Generalversammlung wurde vom 2. Juli auf den 24.
September verschoben. Unterdessen waren Juristen als
Vertreter der beiden Parteien aufgetreten. Vor allem die
Austrittserklärung von den drei Orchestermitgliedern
vom 26. Februar wird von diesen selbst angezweifelt. Sie
möchten sich unbedingt Zutritt zur Generalversammlung
verschaffen, aber Nichtmitglieder werden nur auf Einladung zugelassen.
So musste an diesen Abend als Rechtsbeistand Dr. M.
Zwicky, Zug, eingeladen werden, um für ruhige Verhältnisse zu sorgen. Vorher gab es einen Briefwechsel
zwischen den Anwälten der beiden Parteien um die
Rechtssicherheit bei den Austritten vom 26. Februar und
um das Arbeitsverhältnis von Lucia Canonica.
Die Generalversammlung wurde abgehalten und ging
in die Geschichte des Orchestervereins ein, denn der
Anwalt musste drei Frauen auffordern, den Saal zu
verlassen, weil sie nicht mehr Mitglied des Orchestervereins wären. Ein Verbleib wäre ein Hausfriedensbruch.
Schliesslich verliessen sie den Raum, ohne dass die
herbeigerufene Polizei einschreiten musste. So verlief
45
2003 – 2012
die Generalversammlung nun ruhig und in gewohntem
Rahmen, aber mit doch tiefen Gefühlen der Unsicherheit.
Die Wahlen verliefen sehr knapp, aber gewählt wurden:
Margrit Meier als Präsidentin; Geni Häusler, Vizepräsident; Tonie Kummer, Kassierin; Eugen Eggerschwiler und
Jürg Meier, Beisitzer.
Mit der Frage nach einer Lösung für die vereinseigenen
Instrumente, Musikalien und Finanzen wurde die Versammlung geschlossen. Alle atmeten spürbar auf.
In der «Neuen Zuger Zeitung» erschien am 26. September ein Artikel über die Generalversammlung mit
dem Titel «Rausschmiss und Misstöne». Wahrlich keine
Ruhmestat.
Sogar im Narrengottesdienst vom 21. Februar 2004
dichtete Pfr. Wüthrich ein paar Verse zu dieser Angelegenheit:
ZUR HARMONIE EINTRACHT
Wänn Mänsche zäme Musig mached, vor sich en
Nooteständer,
dänn bruuchts derzue en Dirigänt, dä isch en Art wies
Gländer.
Er gitt de Takt und sorgt defür, dass alles harmoniert,
dänn s’Zämespiil isch diffisil – s’bruucht wenig, bisch
blamiert.
Ganz schwirig isch’s harmonisch zsii, wänns mänschlich nüme giiget,
wänn d’Cello nüme richtig wänd und Giiger vor Wuet
einfach stiiged,
wänn d’Bläser statt z’blaase iri Halbtön verschlucked
und d’Flöte uf irne Stüehl umerucked,
dänn tönt die schönst Suite halt nüme so rein –
wer hätt dänn jetzt driigrüeft «Orchesterverein»?
UND DA DERZUE GRAD NO EINE (uf Bärndütsch)
Lakonisch meint dr Geeni
D’Lucia bringt eifach zweeni,
Druuf giftlet d’Lucia krass:
«Heb dr Latz – und zupf duu di Bass!»
Der Geni hett aber oh Schande
«Zupf di, Du Bass!» verstande
Und hett das de nid grad sacht
Einfach ou gmacht.
Messe in der Kirche Oberägeri Weihnachten 2004
46
Einige Monate später waren dann die meisten Ungereimtheiten aus dem Weg geräumt, die Musikalien, Instrumente und Dokumente wurden dem Orchesterverein
übergeben oder die Benützung geregelt. Ein Vertrag vom
14. Dezember 2006, unterzeichnet von Alois Iten und
Margrit Meier, besiegelte diese Übergaben. Das ist die
Fortsetzung einer Entwicklung, die eigentlich später wieder zu einem gemeinsamen Musizieren führen könnte.
2004
Planung
Die beiden ersten Vorstandssitzungen im neuen Jahre
standen im Fokus der Neuorientierung des Orchestervereins. So legte Margrit Meier auch einen Vorschlag für
neue Statuten vor. Diese wurden eingehend diskutiert
und mehrheitlich für gut befunden. Sogar der Name
wurde in «ÄgeriTalorchester» umgeschrieben. In Sachen
Führung war man auf der Suche nach einem Ersatz für
Adrian Häusler, der die Rekrutenschule absolvieren
musste. Man fand mit Frau Romana Iten eine wunderbare Leiterin des Orchesters.
An einer nächsten Vorstandssitzung am 14. Juni wurden
die Statuten nochmals einer Prüfung unterzogen. Diese
sollten dann an der ordentlichen Generalversammlung
2005 genehmigt werden. An der Augustsitzung organisierte man noch die Details der Vereinsreise, die nach
Solothurn führte. Gisela Lüthi machte dort eine kleine
Stadtführung. Solothurn machte Eindruck mit der Zahl elf.
An der Novembersitzung lagen bereits drei Logovorschläge für das Vereinssignet vor. Frau Monica Kummer
hatte ganze Arbeit geleistet. Favorit war dann der zweifarbige Entwurf «ÄGERITALORCHESTER» mit roten Verzierungen, welche die Ä-Zeichen dreimal unterschiedlich
wiedergeben. Leider gab es auch zwei Wermutstropfen:
Konzert Marienkirche im November 2004
Jürg Meier möchte als Aktuar auf die nächste Generalversammlung hin demissionieren und für Christoph Müller
muss ein neuer Dirigent gesucht werden.
Sommerträume
Am Samstag, 12. Juni, gestaltete der Orchesterverein
zusammen mit dem Kirchenchor Oberägeri ein Sommerkonzert in der Aula Maienmatt von Oberägeri. Das Programm liess aufhorchen, spielte man doch viele bekannte Melodien aus Oper und Operette. Als Solistin konnte
Frau Daniela Eaton, Sopran, gewonnen werden. Der Chor
wurde von Herrn Thomas Halter einstudiert. Die Leitung
hatte Christoph Müller inne.
Das Konzert wurde von der Kritik sehr gerühmt, weil es
nicht nur leicht und ausdrucksstark, sondern auch professionell vorgetragen wurde. Das Orchester, der Chor
und die Solistin wurden nur gerühmt. Immer wieder fielen die Worte erstaunlich, phänomenal und umwerfend.
Das tat der geschundenen Seele vor allem des Orchesters gut. Man fühlte sich auf dem richtigen Weg.
47
2003 – 2012
Den Beweis konnte man mit dem herrlichen Jahreskonzert am 7. November 2004 liefern. Das umsichtig ausgewählte Programm bestach durch eine klare Handschrift
des Leiters und einen grossartigen Auftritt des Posaunisten Reto Betschard.
Das Programm:
- Joseph Haydn (1732 – 1809)
Lo Speziale (Sinfonia)
HOBOKEN I a:10
- Johann Georg Albrechtsberger (1736 – 1809)
Concerto per Trombone alto ed archi
- Joseph Haydn Sinfonia No 78
HOBOKEN I / 78
Solist Reto Betschard
Leitung Christoph Müller
Der Orchesterverein wandelt auf neuen, aber guten
Pfaden und beweist, dass man auch in einer Krise oder
am Ende einer Krise mit grossem Willen einen guten Weg
gehen kann – auch zwischen den beiden Polen Musiker
und Hobbymusiker. Man geht nun konsequent diesen
Weg als Verein. Schade nur, dass Christoph Müller dafür
keine Zeit mehr findet.
2005
Die Weichenstellung
An der Generalversammlung vom 25. Februar konnten
die Mitglieder über die neuen Statuten abstimmen, aber
auch über ein neues Logo und eine in Aussicht gestellte neue Homepage. Unglaublich, wie sich der Verein
entwickelte und dynamisch an die Aufgaben heranging.
48
Der Vorstand harmonierte und blieb in gleicher
Besetzung beisammen.
Auch die Finanzen stimmen: Noch immer stützte
man sich auf ein Vermögen von CHF 15 778.00.
Marco Müller
In den Vorstandssitzungen befand man über die Gestaltung zukünftiger Plakate und die Bestellung einer neuen
musikalischen Leitung. Probedirigate vereinbarte man
mit Marco Müller, Marco Wurster und Olivier Scurio.
Gefordert war die Einstudierung der Sätze 2 und 4 aus
der Sinfonia Nr. 78 von Joseph Haydn.
Bereits am 4. Februar konnte an der Sitzung festgestellt
werden, dass Herr Marco Müller künftig das Orchester
leiten wird. Als gleichzeitiger Leiter der «Dorfspatzen»
sind natürlich Synergien bei den Bläsern möglich.
Kurzer Lebenslauf von Marco Müller:
In Arth am See geboren, wurde Marco Müller mit 16
Jahren an der Musikhochschule Luzern bei Ludwig
Wicki und Prof. Branmir Slokar an der Hochschule für
Musik und Theater, Bern, zum Posaunisten ausgebildet. Seinen ersten Dirigierunterricht erhielt er von
Dominique Roggen an der Musikhochschule Bern.
Zurzeit studiert Marco Müller Dirigieren bei Prof. Marc
Kissoczy und Felix Hauswirth an der Hochschule für
Musik in Zürich.
In seiner Studienzeit besuchte Marco Müller diverse
Meisterkurse im In- und Ausland. In den Jahren 2000
und 2001 erhielt er ein Stipendium von Prof. Larry
Livingstone (Dekan University of Southern California)
für einen Studienaufenthalt an der «Ydillwild Arts Academy», Los Angeles, wo er in den Fächern Posaune
und Dirigieren unterrichtet wurde.
Gleichzeitig gab es auch Musikliteratur für Bläser und
einen Einsatz für den Kinderchor der MPS Schwyz. Diese
Abwechslung war für die Zuhörer sehr angenehm.
Während fünf Jahren dirigierte Marco Müller die Feldmusik Rothenthurm, bevor er 2003 die musikalische
Leitung von «DSO SOUND Dorfspatzen Oberägeri»
übernahm. Seit kurzem war Marco Müller auch als
Dirigent der Harmoniemusik der Stadt Sempach tätig.
2006
Bereits am 3. September folgte die Nagelprobe in der
Maienmatt von Oberägeri, als man ein Konzert zum Besten gab mit lauter Melodien aus Oper und Operette.
Mit diesem Konzert ging der Orchesterverein neue Wege,
indem er bekannte Melodien darbot, die beim Publikum
bestens aufgenommen wurden. Es war ja kein Geheimnis, dass der Orchesterverein auch das Konzertprogramm neu gestalten wollte. So konnten auch mal ganz
populäre Melodien gespielt werden. Die beiden Solisten,
Jacqueline Ott, Sopran, und Guido Keller, Tenor, begeisterten auf alle Fälle die Zuhörer.
Heisse Tage
Die Probenarbeit liess sich gut an. Bereits am 26. August
konnte man mit einem Leckerbissen brillieren. Man
besuchte auf der Orchesterreise zusammen mit dem
Kirchenchor Oberägeri Brissago und konzertierte dort in
der Chiesa Maria di Ponte. Das Konzert stand unter der
Leitung von Herrn Kurt Ernst. Am Schluss erntete man
einen gewaltigen Applaus ennet dem Gotthard.
Das Programm:
- Carl Stamitz (1745 – 1801)
Orchester-Quartett, Op 4, IV
- Antonio Vivaldi (1678 – 1741)
Concerto VI, Op X Nr. 6
- Franz Schubert (1797 – 1828)
Missa in G, D 167
- Georg Friedrich Händel (1685 – 1759)
Halleluja (aus dem Messias)
Solisten Adrian Häusler, Violine
Vreni Walther, Sopran
Hanspeter Isler, Hubert Thuillier, Tenor
Karl Herger, Armin Willi, Bass
Madeleine Nüssli, Orgel
Brissago
Bereits am 2. September stand das Jahreskonzert auf
dem Programm. Marco Müller hatte Besonderes vor.
49
2003 – 2012
Schon der Titel, unter dem
das Konzert stattfand,
liess aufhorchen – «Classic meets Pop». Dieses
Programm war ein Ohrenschmaus und entführte
manchen Zuhörer aus der
Realität in eine geträumte
Welt. Das galt für beide
Teile des Konzertes. Der
zweite war geprägt durch
die wunderbare Stimme der
Solistin Jasmin Schmid, die
vorher im Musical «Space
Dream» aufgetreten war.
Plakat
Marco Müller verstand es,
sein Orchester sowohl bei der klassischen Musik als
auch beim Pop in Form zu bringen. Man spürte die innere Freude am Musizieren und sah im Orchester gelöste
und dennoch konzentrierte Gesichter. Die Musik floss
förmlich in den Saal.
Die Geschäfte des Orchesters wurden in drei Sitzungen
besprochen und umgesetzt, indem man die Aufgaben
auf die Vorstandmitglieder verteilte. Es existierte sogar
eine Aufgabenliste. Zudem wurden die Konzerte neu
mit einer Checkliste vorbereitet, was verhinderte, dass
wichtige Dinge vergessen gingen. Zusätzlich beschloss
man, mit dem Kirchenmusikverein eine Vereinbarung
abzuschliessen, in der die Rückgabe der Instrumente bis
Ende November geregelt wurde. Langsam begann der
Alltag wieder Alltag zu werden.
50
Jahreskonzert 2006
So befand man an der früh angesetzten Generalversammlung vom 21. Januar, dass man nur gemeinsam
stark sein könne. Es gab auch viele Tatbeweise von
persönlichen Engagements zugunsten des Orchestervereins. So übernahmen Tonie Kummer die Kosten für das
neue Logo und Christine Häusler die Kosten für die neue
Homepage. Das sind nur zwei Beispiele für den neuen
Geist im Orchester. Dennoch blieben die Finanzen ein
Dauerthema, weil einige Beiträge gekürzt wurden, so
etwa von der Einwohnergemeinde aus Spargründen.
Alle äusserten sich positiv zu einem Weitermachen, aber
man prüfte auch die Rückbesinnung auf kleinere und
leichtere Musikliteratur. Alle möchten auch in ihren Chargen weiter arbeiten. Das war ein Bekenntnis zur Tat.
Schade war einfach, dass das Ägeritalorchester einen
Dirigenten nicht mehr bezahlen konnte und demnach
Marco Müllers Vertrag auf den 31. Dezember 2007 hin
auslief. Das Orchester dankte Marco Müller für die untadelige und grossartige Dirigententätigkeit. Er verstand
es, Professionelles mit den Ansprüchen eines Vereins zu
verbinden.
2007
Konsolidierung
An der Generalversammlung vom 3. März gab Margrit
Meier ihren Rücktritt bekannt, weil sie im Sommer eine
Lehrerstelle in Singapur antrat. Das war natürlich nicht
unbedingt die gute Nachricht, aber eine neue Herausforderung, der man sich sofort stellte. Man begann mit der
Suche nach einer Präsidentin oder einem Präsidenten.
Der Rest des Vorstandes blieb in seinen Ämtern. Mit der
Aufgabenverteilung im letzten Jahr war so gewährleistet,
dass alle Aufgaben wahrgenommen werden konnten.
Trotzdem stellte man sich an der Vorstandssitzung vom
23. Mai 2007 nochmals die Frage nach der Daseinsberechtigung des Ägeritalorchesters. Alle meldeten sich zu
Wort und nahmen Stellung zu den drei Fragen:
1. Warum soll das Ägeritalorchester weiter bestehen?
2. Wie stelle ich mir ein Weiterbestehen vor?
3. Was kann ich zum Weiterbestehen beitragen?
2008
Atem holen
Für dieses Jahr sind lediglich zwei Protokolle von Vorstandssitzungen bekannt. In diesen befasste man sich
mit der Gagenregelung für Zuzüger und den Konzertmeister bei Aufführungen. Zudem bestimmte man, dass
man im ersten Halbjahr nur unter sich übe und dafür
versuche Josy Camenzind als Leiterin dieser Proben zu
gewinnen.
Die Generalversammlung fand am 21. Mai im Flügufkäller
bei Geni Häusler zuhause statt. Insgesamt waren sieben
Mitglieder anwesend, neun hatten sich entschuldigt. Für
dieses Jahr sah man fast keine Ausgaben vor. Franziska Fischer wurde als fünftes Mitglied in den Vorstand
gewählt.
Am 17. November starb Eugen Eggerschwiler im 85.
Lebensjahr. Einer der ganz Grossen im Orchesterver-
51
2003 – 2012
Eugen Eggerschwiler
ein wurde zur letzten
Ruhe begleitet. Am 26.
November spielte das
Ägeritalorchester bei
der Abschiedsfeier für
Eugen unter der Leitung
von Konzertmeister
Adrian Häusler aus der
Sinfonie von Christoph
Willibald Gluck das
Allegro.
Das Orchester kann nie alle Verdienste von Eugen aufzeigen, denn er war eine der grossen Seelen des Orchesters
und des Vereinsgedankens. Er ist nicht zu ersetzen, nur
zu vertreten. So war er seit 1941 dem Orchester innigst
verbunden. 1961 wurde er Ehrenmitglied. Bis zu seinem
Tod spielte er aktiv in der ersten Geige mit und war im
Vorstand tätig. Während seiner 67 Jahre Mitgliedschaft
hatte er alle Vorstandschargen einmal inne. Seine letzte
Aufgabe war das Ordnen und Verwalten der orchestereigenen Noten und Instrumente.
Er war es auch, der an der Vorstandssitzung vorschlug,
dieses Jahr eine Wanderung zu machen, gerade in jener
Zeit, in der Margrit auf Urlaub in der Schweiz sei. Ihm
war die Harmonie ein echtes Anliegen. Danke, Eugen,
danke!
Es war ein wirkliches Zwischenjahr – nach einem rasanten Aufschwung musste man den Abschwung bremsen.
52
2009
Vier Vorstandssitzungen prägten das Vereinsleben. Dabei waren allerhand organisatorische Entscheidungen zu
treffen. Man stellte auch fest, dass sich die Finanzen auf
einem tiefen Niveau konsolidiert hatten, weil ja kein Dirigent mehr bezahlt werden musste. Gleichzeitig musste
man aber feststellen, dass damit auch die Konzerttätigkeit eingeschränkt wurde.
Neu möchte man auch die Zahl der Passivmitglieder
erhöhen können. Deshalb waren alle Mitglieder aufgerufen, in ihrem Bekanntenkreis Werbung für die Unterstützung des Ägeritalorchesters zu machen. Auch sollte
man mithelfen, einen Präsidenten zu suchen. Momentan waren sogar drei Probelokale möglich; neben dem
Singsaal in Unterägeri wären noch das «Hofstettli» in
Oberägeri und der «Flügufchäller» bei Geni möglich. An
Möglichkeiten zum Proben fehlte es also nicht.
Gefreut hatten sich die Mitglieder des Vorstands, dass in
Unterägeri auf den 1. September 2009 ein zusätzlicher
Kirchenmusiker angestellt wurde – Udo Zimmermann.
Man hoffte auf eine Erneuerung des Musiklebens, sicher
aber auf frischen Wind.
Ende Dezember wurden die Ämter im Vorstand neu
verteilt: Geni Häusler, Präsident; Tonie Kummer, Kasse;
Michael Iten, Pedell, und Franziska Fischer, Protokoll.
Von den Auftritten her, wird man sich vor allem als Kirchenorchester zusammen mit dem Kirchenchor Oberägeri präsentieren.
Aber ganz erfreulich war eine Kontaktnahme mit dem
Kirchenrat von Unterägeri. Es zeigte sich, dass beide
Seiten, Kirchenrat und «Ägeritalorchester», eine Zusammenarbeit sich vorstellen könnten. Das ist ein ganz
versöhnlicher Abschluss eines musikalischen Jahres, das
uns hoffen lässt.
So waren folgende Auftritte ein schüchterner Neubeginn
des musikalischen Lebens:
Ständli in Breiten
1. Januar Neujahrsapéro in der «Maienmatt», Oberägeri.
Man spielte den 1. und 3. Satz aus dem «Concerto in
G-Dur» von Antonio Vivaldi und die «Sinfonie» von Chr.
W. Gluck mit den Sätzen Allegro, Andante und Presto.
31. Mai Pfingsten in Oberägeri, Joseph Haydn, Kleine
Orgelsolomesse in B-Dur, Leitung: Manuela Hager.
1. Juli Ständli im Betagtenheim Breiten, Leitung und
Solist: Adrian Häusler, Violine. Chr. W. Gluck, Sinfonie in
G-Dur; Antonio Vivaldi, Concert in G-Dur, Op. 3, Nr. 3
30. September Ständli im Chlösterli, Leitung und Solist:
Adrian Häusler, Violine. Gleiches Programm wie in der
«Breiten».
13. Dezember Adventskonzert, Leitung: Manuela Hager
mit Sängersolisten, Chor , Ägeritalorchester und Harmoniemusik Oberägeri
25. Dezember Weihnachtsgottesdienst, Leitung:
Manuela Hager mit Sängersolisten. «Oratorio de Noël»
von Camille Saint-Saëns».
Sehr gut aufgenommen wurde vor allem das Adventskonzert mit dem «Oratorio de Noël» von Camille SaintSaëns (1835 – 1921). Daraus wurden Prélude, Récit et
choeur «Gloria in altissimis Deo», Air et choeur «Domine, ego credidi», Duo «Benedictus», Choeur «Quare fre-
muerunt gentes», Quatuor «Alleluja» und Choeur «Tollite
hostias» gespielt und gesungen.
Solisten: Marie-Thérèse Albert, Sopran; Viktor Majzik,
Tenor; Chasper Curò-Mani, Bariton; Suzanne Zeder, Irène
Wiget, Chorsolistinnen.
Orgel: Carl Rütti
Leitung: Manuela Hager
Thomas Wyss von der Zuger Zeitung schrieb:
«… Bis auf den letzten Platz gefüllt war die Kirche, als
Chor und Orchester zum Oratorio de Noël von Camille
Saint-Saëns ansetzten. Sänger und Musiker, brillant
begleitet von Carl Rütti an der Orgel, zeigten sich der
Grösse des Werkes gewachsen. Der Chor wird seit
Februar von Manuela Hager, ausgebildete Kirchenmusikerin und professionelle Sopranistin, geleitet. Dass
sie Sängerin ist und auch stimmtechnische Anweisungen in die Proben einbringt, erklärt die Fortschritte.
«Quare fremuerunt gentes» ist der wohl schwierigste
Part. Die Herausforderung wurde vom Chor und vom
Orchester mit Bravour gemeistert. Verstärkt wurde der
Chor durch drei junge Berufssänger. …»
53
2003 – 2012
2010
Nochmals Wechsel – in der Vereinsadministration
Revisor Felix Spielhofer trat zurück. Seine gute Arbeit
wurde mit einem Blumenstrauss verdankt. Hansruedi
Gegenschatz würde seine Arbeit übernehmen. Der aktuelle Kontostand Mitte August betrug noch CHF 8036.00!
Grosse Freude herrschte auch, weil mit Rebekka Burri
eine neue Mitspielerin gefunden werden konnte. Sie
spielt Bratsche. Ebenso wirkt Myrtha Domonell seit dem
Adventskonzert wieder mit. Morgenröte!
Für das musikalische Programm des Jahres standen
folgende Auftritte im Zentrum:
4. April Ostern in Oberägeri. A. Vivaldi, Magnificat und
Gloria.
12. Juni 40 Jahre Musikschule Oberägeri.
27. Juni Patrozinium in Oberägeri. W. A. Mozart, Missa
brevis in C. (Kleine Orgelsolomesse)
10. Oktober Kirchweihe in Unterägeri, A. Caldara, Sinfonia Nr. 1, für Streicher und Orgel; Johann S. Bach, Air aus
der «Suite Nr. 3» und zwei Solostücke mit Adrian Häusler
und Orgel. Das war nach acht Jahren wieder der erste
Auftritt in Unterägeri. Fast wie eine Heimkehr.
24. Dezember Mitternachtsmesse, Karl Kempter, Missa
pastoritia in C (Lebkuchenmesse) op. 114
Beim Musikschuljubiläum dirigierte Christian Hieronymi die Streicherensembles der Musikschule und das
Ägeritalorchester. Das ist eigentlich ein zukunftsträchtiges Zeichen. Das wäre der Weg, den ein Laienorchester
gehen könnte – sich in den Dienst der Jugend stellen
und die Abgänger der Musikschulen locker und auch für
Projekte in das Ägeritalorchester auf Zeit aufnehmen.
Vielleicht würden so junge Menschen den Spass an der
Musik weniger verlieren. Da ist Nachholbedarf vorhanden.
Übrigens: In Unterägeri wird Lucia Canonica nicht mehr
über den 31. Dezember 2010 hinaus von der Kirchgemeinde angestellt. Der Kirchenchor (Kirchenmusikverein) möchte aber Lucia Canonica weiterhin behalten und
halt selbst bezahlen, wozu Präsident Alois Iten Sponsoren finden möchte, wie er der «Zuger Zeitung» in einem
Interview mitteilte.
40 Jahre Musikschule Oberägeri
54
Zusätzlich wird uns in Unterägeri auch die Möglichkeit
geboten, im Zimmer 0.05 des Musikschulhauses unsere
Proben abzuhalten. Das ist eine wunderbare Alternative.
2011
Jugendförderung und Jubiläum. An der Generalversammlung vom 12. März 2011 im Flügufchäller wurde gerade
auch diese Jugendförderung diskutiert. Mit Freude nahm
man auf, dass Rahel und Rebecca Burri weiterhin im
Ägeritalorchester mitspielen und Annina Röllin ebenfalls,
wenn sie Zeit dazu findet. Immerhin ist damit ein Anfang
gemacht.
Das Jubiläum «100 Jahre Ägeritalorchester» wird am
4. November 2012 gefeiert werden. Dazu wurde ein
Organisationskomitee gegründet. Mit Geni Häusler,
Margrit Meier und Michael Iten war hier ein bewährtes
Trio am Werk. Jürg Meier würde bei der Sponsorensuche
behilflich sein.
Die Fäden waren also gezogen, jetzt mussten sie nur
noch aufgenommen und verarbeitet werden. Daran wird
kaum gezweifelt, ist es doch wunderbar, wenn ein Jubiläum, das mehr das Alter anspricht, mit jungen Menschen
zusammen begangen werden kann. Das muss der Weg
der Zukunft sein. Aber es wartete eine Menge Arbeit.
Eine schöne Arbeit.
Am Karfreitag, 22. Februar, spielte das Ägeritalorchester zusammen mit dem Kirchenchor Oberägeri einige
Sequenzen aus «Die sieben Worte am Kreuz» von César
Franck (1822 – 1890).
Fantastisch waren auch die beiden Werke von Dietrich
Buxtehude «Alles, was ihr tut» und «Alleluja», die der
Weihnachten Kirche Unterägeri 2011
Kirchenchor Oberägeri für Ostern ausgelesen hatte.
An Pfingsten (12. Juni) intonierte das Ägeritalorchester
in der Pfarrkirche von Unterägeri das «Lauda anima dea
Dominum» von Anton Diabelli. Solistin: Manuela Hager;
Orgel und Leitung: Udo Zimmermann.
Am Neuzuzüger-Apéro vom 15. Juni der Gemeinde Oberägeri spielte man die «Sinfonie» von Chr. W. Gluck.
Ein musikalischer Leckerbissen fand am 10. Dezember
2011 in der Pfarrkirche Unterägeri statt. Der Projektchor
Unterägeri und das Ägeritalorchester luden zum Chorkonzert, einem Weihnachtskonzert mit Weihnachtsliedern, Carols & Co.
Als Solisten sangen Manuela Hager, Sopran, und Patric
Ricklin, Bariton. Orgel, Richard Hafner. Gesamtleitung:
Udo Zimmermann
55
2003 – 2012
In der Weihnachtsmette sang der Projektchor von
Unterägeri mit der Begleitung des Ägeritalorchesters
nochmals Teile des Adventkonzertes «Weihnachtslieder,
Carols & Co.» Orgel und Leitung: Udo Zimmermann.
Damit hatte das Ägeritalorchester wieder ein bisschen
Fuss gefasst in der Pfarrkirche Unterägeri und der Chor
ging neue Wege, indem man Leute für ein Projekt zu
begeistern wusste. Der Weg wird immer klarer.
Am 25. Dezember spielte man in Oberägeri die «Missa in
F-Dur op 147 für Soli, Chor und Orchester» (Pastoralmesse) von Anton Diabelli (1781 – 1858) und das «Christe
redemptor» von P. Basilius Breitenbach, OSB.
Im Vorstand hatte man sich daran gemacht, ein paar
Grundsätze über den Einsatz des Orchesters in der
Liturgie zusammenzustellen. Man schrieb auf, wie man
sich während einer Messe zu benehmen hat, wie man
bekleidet sein könnte, wie man sich überhaupt in einem
sakralen Raum zu benehmen hat. Das war natürlich früher nicht nötig, weil alle von klein auf wussten, welche
Pfingsten mit Ägeri Cantat
Rücksichten man in der Kirche zu nehmen hatte. Diese
moderaten Grundsätze könnten für die Zukunft wirklich
eine Hilfe sein, dass der Auftritt des Orchesters auch
ausserhalb der Musik zu gefallen weiss.
2012
Lagebeurteilung
Laut Jahresbericht des Präsidenten an der Jubiläums-Generalversammlung vom 10. März 2012 im Flügufchäller
fehlen noch etliche Streicher, um das Orchester wieder
in alter Frische und Grösse ertönen zu lassen. Alle seien
aufgerufen, für das Mitmachen im Ägeritalorchester zu
werben, überall und bei vielen Menschen.
Für die Steigerung des Bekanntheitsgrades und ein
bisschen mehr Kontakt mit den Menschen im Ägerital
ist es sicher gut, dass man zweimal am Wochenmarkt
in Oberägeri auftritt. Diese volksnahe Begegnungsmöglichkeit sollte genutzt werden. Man trat am 30. Juni zum
ersten Mal auf und wird am 20. Oktober nochmals die
«Kaffeestube» führen.
Jubiläums-GV
56
Die Rechnung schloss mit einem Gewinn von CHF
577.22! Mit diesem guten Ergebnis übergibt Tonie
Kummer die Kasse an Annina von Holzen. Dafür schreibt
nun Tonie die Protokolle. Im nächsten Jahr möchte Tonie
dann aus dem Vorstand austreten. Franziska Fischer
verliess diesen jetzt bereits. Geni Häusler bedankte sich
für die aktive Mitarbeit.
Das Ägeritalorchester wurde von Geni auch informiert,
dass Udo Zimmermann an die Uni Luzern zieht. Das ist
für das Tal ein echter Verlust. Er brachte zusammen mit
Patric Ricklin neuen Schwung ins Musikleben. Udo Zimmermann profilierte sich als Vorsänger, Organist, Pianist,
Chorleiter und Orchesterdirigent. Der Projektchor wird
ab November allerdings von Patric Ricklin geleitet. Es
wäre zu hoffen, dass dieser Chor in irgendeiner Form
weiter besteht.
Chrüz».
Ergänzt wird der Auftritt durch das «Konzert für Klarinette, Viola und Orchester op 88 von Max Bruch (1838 –
1920). Solisten: Adrian Häusler , Viola, und Dani Häusler
(Innerschweizer Kulturpreisträger), Klarinette.
Viele Zuhörer werden auch Freude haben, wenn sie hören, dass das Werk «Ägeri-Suite» von Carl Rütti (*1949)
aufgeführt wird.
Damit ist ein grosser Konzertabend angesagt, den man
sich eigentlich nicht entgehen lassen darf. Vielleicht
Moderne
Denn an Ostern (8. April) und Pfingsten (27. Mai) führte
man in Unterägeri die «Gathering Mass» von Zeitgenosse Paul Inwood unter der Leitung von Udo Zimmermann
auf. Das war ein neuer Weg, der in der Kirchenmusik
gegangen werden kann, indem nicht nur Chor und
Orchester, sondern auch die Kirchenbesucher aktiv mit
einbezogen werden. Messbesucher, Orchestermitglieder
und Chorsänger waren davon begeistert.
Nach diesen kirchlichen Höhepunkten folgt der Höhepunkt des Jubiläumsjahres, das Jahreskonzert des Ägeritalorchesters am 4. November 2012 in der Ägerihalle.
Dani Häusler hat die Komposition «Erinnerungen» für
das Ägeritalorchester am 4. März 2012 über das Internet
aus Amerika abgeliefert. Das Werk enthält die vier Sätze
«Oberdorf, Schönwart-Park, Chrottäschtei und Wisses
Dani Häusler
Carl Rütti
trifft man sich da wieder zu einem neuen Anlauf zu einer
gemeinsamen Sinfonie im Ägerital.
Zum Abschluss des Jahres warten noch die üblichen
Auftritte, die aber nicht weniger Beachtung finden. In
Unterägeri wirkt das Orchester beim Lichtergottesdienst
am 8. Dezember mit, in Oberägeri wird am 16. Dezember
ein Adventskonzert gegeben, dessen Höhepunkt das
«Magnificat» von Francesco Durante (1684 – 1755) sein
wird, während in der Weihnachtsmette in Unterägeri
wieder Mozarts «Missa brevis in C» (Orgelsolomesse)
gespielt wird. Die Auftritte nähern sich wieder den Zahlen während der Blüte des Orchesters. Es geht weiter.
57
Ägeritalorchester 2012
1. Violine
Adrian Häusler, Konzertmeister
Vincent Milhoud
Ronald Boom
Myrtha Domonell-Iten
Milan Grau
Susanne Hänger-Krämer
Michèle Jarczyk
Gisela Lüthi
Margrit Meier
58
2. Violine
Lukas Züblin, Stimmführer
Gertrud von Ah-Hess
Felicitas Elsener
Franziska Fischer
Madeleine Iten
Michael Iten
Trung Truong
Viola
Ursula Warren-Müller, Stimmführerin
Rebekka Burri
Josy Camenzind
Philipp Michelus
Cello
Philippe Pasquier, Stimmführer
Barbara Hess
Antonie Kummer
Annina Röllin
Kontrabass
Geni Häusler
Flöte
Blanca Müller (Piccolo)
Daniela Henggeler
Fagott
Vreni Rieder
Karin Bernhard-Weber
Trompete
Martial In-Albon
Stefan Moser
Oboe
Daniela Niederberger
Anne Müller
Horn
Alois Hugener
Ramon Imlig
Pauken/Trommel
Remo Fries
Klarinette
Mathias Landtwing
Armin Landtwing
59
2003
Konzerte
Gottesdienst
22. August, Musikalische Umrahmung der Buchvernissage
«Geschichte des Ägeritals».
Pfingsten, Oberägeri, einstudiert von
Christoph Müller, Leitung: Bettina
Seeliger.
2. November, Marienkirche Unterägeri.
Henry Purcell «Suite The virtuous wife»; Gordon Jacob «Concertino for Clarinet and String Orchestra»; W. A. Mozart «Symphonie Nr. 31 KV 279». Solist: Mark Reding, Klarinette.
1. Konzert von Christoph Müller.
Reisen
Mitternachtsgottesdienst, Oberägeri,
Leitung: Hanspeter Isler.
7. Dezember, Adventskonzert in Oberägeri, Leitung: Thomas
Halter.
2004
12. Juni, Sommerkonzert, Maienmatt Oberägeri.
Franz von Suppé «Ouvertüre zu Dichter und Bauer»; Antonin
Dvorak «Rusalkas Lied zum Mond»; Georges Bizet «Habanera»
aus Carmen; Franz Schubert «Zwischenaktsmusik Nr. 1 aus
Rosamunde»; Giuseppe Verdi «Gefangenenchor aus Nabucco»;
Carl Zeller «Selection aus ‹der Vogelhändler›»; Franz Léhar
«Vilja-Lied»; Frederick Loewe «Musical-Querschnitt aus‚ ‹My
Fair Lady›». 2. Konzert von Christoph Müller.
7. November, Marienkirche Unterägeri.
Joseph Haydn «Lo Speziale (Sinfonia) HOBOKEN I a:10»; Johann
Georg Albrechtsberger «Concerto per Trombone alto ed archi»;
Joseph Haydn «Sinfonia No 78 HOBOKEN I / 78». Solist: Reto
Betschart, Posaune. 3. Konzert von Christoph Müller.
2005
2006
3. September, Maienmatt Oberägeri.
Melodien aus Oper und Operette.
Georg Bizet «Carmen, Suite No. 1»; Pietro Mascagni «Cavalleria
rusticana, Intermezzo sinfonico»; Emmerich Kalman «Gräfin Mariza, Auszüge»; Johann Strauss «Der Zigeunerbaron, Auszüge»;
«Die Fledermaus, Auszüge». Solisten: Jacqueline Ott, Sopran;
Guido Keller, Tenor; Kinderchor der MPS Schwyz. Leitung: Marco
Müller.
2. September, «Classic meets Pop».
Antonio Vivaldi «Concerto No. 6»; Peter I. Tschaikowski «Der
Nussknacker, 1. Charakteristische Tänze, 2. Blumenwalzer»;
Michael Kunze & Sylvester Levay «Ich gehör nur mir» aus dem
Musical «Elisabeth»; Harry Arlen «Somewhere over the Rainbow» aus dem Film «Der Zauberer von Oz»; Michael Jackson
«Heal the World»; Dolly Parton «I will Always Love You»; Jimmy
Webb «McArthur Park».
Solisten: Jasmin Schmid, Vocal; Adrian Häusler, Violine.
2. Konzert von Marco Müller.
60
Pfingsten, Oberägeri, Joseph Haydn
«Orgelsolomesse».
4. September:
Solothurn und
Altreu.
Patrozinium, Oberägeri, Schubert
Messe, Leitung: Bettina Seeliger.
22. November, Neuheim, Teile des
Orchesters, «Orgelsolomesse» von
Joseph Haydn.
Weihnachten, Oberägeri. Zusammen
mit Kirchenchor unter der Leitung von
Markus Etterlin.
Mitternachstmesse, Oberägeri,
Leitung: Kurt Ernst.
Weihnachtsgottesdienst, Neuheim,
Joseph Haydn «Jugendmesse»,
Leitung: Umberto Cerutti.
30. Dezember, Beerdigung mit Messe
von Franz Richter.
Ostern, Oberägeri, Leitung: Kurt Ernst.
Patrozinium in Oberägeri mit Bischoff
Kurt Koch, Leitung: Kurt Ernst.
Mitternachtsmesse, Oberägeri,
Leitung: Kurt Ernst.
26. / 27. August,
Ausflug nach
Brissago. Konzert. Carl Stamitz
«Orchester-Quartett
Op. 4, 1. Satz»;
«Concerto No 6 für
Violine, Streichorchester und Basso
continuo»; Franz
Konzerte
Gottesdienst
Reisen
Schubert «Missa
in G»; G. F. Händel
«Halleluja».
Adrian Häusler
führte das Orchester vom ersten Pult
aus. Der Chor stand
unter der Leitung
von Kurt Ernst.
2007
2008
1. September, Werke: Antonio Vivaldi «Die 4 Jahreszeiten, der
Winter»; Edward Grieg «Peer-Gynt-Suite Nr. 1, Morgenstimmung, Ases Tod, Anitras Tanz, In der Halle des Bergkönigs»;
Johann Strauss «Kaiserwalzer»; Dimitri Schostakowitsch «Walzer Nr. 2 aus der Jazz-Suite Nr. 2»; Alain Silvestri «Forrest Gump
Suite». Solist: Adrian Häusler, Violine. Leitung: Marco Müller.
Dieses Konzert musste aus Mangel an geeigneten Musikern
abgesagt werden.
28. Oktober, Einsetzung des Gemeindeleiters Thomas Hartmann in
Oberägeri. W.A. Mozart «Te Deum»,
F. Schubert «Messe D167», Leitung:
Kurt Ernst.
14. Dezember, Adventskonzert, Oberägeri. C. W. Gluck «Sinfonie G-Dur». Leitung: Adrian Häusler. M. Haydn «Kantate für
Tenor-Solo, gemischten Chor, Streichorchester und Basso continuo». Leitung: Kurt Ernst.
Ostern, Oberägeri. J. Haydn «Messe».
Leitung: Kurt Ernst.
Mitternachtsmesse, Oberägeri.
A. Vivaldi «Gloria», Buxtehude
«Magnificat», Leitung: Kurt Ernst.
Pfingsten, Oberägeri. W. A. Mozart
«Orgelsolomesse KV 259», Leitung:
Kurt Ernst.
26. November, Beerdigungsgottesdienst
für Eugen Eggerschwiler, Christoph W.
Gluck «Sinfonie in G-Dur, Allegro».
Mitternachtsmesse, Oberägeri,
Leitung: Kurt Ernst.
2009
1. Januar, Neujahrsapéro in Oberägeri, Musikalische Umrahmung. Leitung: Adrian Häusler.
1. Juli, Ständli im Betagtenheim Breiten. C. W. Gluck «Sinfonie in
G-Dur»; Antonio Vivaldi «Concerto in G-Dur, Op. 3, Nr. 3. Solist
und Leitung: Adrian Häusler
Ostern, Oberägeri, F. Schubert «Messe
D167», Händel «Halleluja»,
Leitung: Melk Ulrich.
Pfingsten, Oberägeri, Joseph Haydn
«Kleine Orgelsolomesse in B-Dur».
Leitung: Manuela Hager.
30. September, gleiches Programm wie Breiten im «Chlösterli».
13. Dezember, Oberägeri, Camille Saint-Saëns «Oratorio de
Noël». Solisten: Marie-Thérèse Albert, Sopran; Viktor Majzik,
Tenor; Chasper Curò-Mani, Bariton; Suzanne Zeder, Irène Wiget,
Chorsolistinnen. Leitung: Manuela Hager.
Weihnachten, Oberägeri, Antonio
Vivaldi «Weihnachttsoratorium».
Leitung: Manuela Hager.
61
2010
Konzerte
Gottesdienst
12. Juni, «Musikschule – 40 Jahre auf Reisen», das Ägeritalorchester unterstützt Streicherensembles der Musikschule.
Leitung: Christian Hieronymi.
Ostern, Oberägeri, Antonio Vivaldi «Magnificat und Gloria».
Leitung: Manuela Hager.
Patrozinium, Oberägeri, W.A. Mozart «Missa brevis in C».
Leitung: Manuela Hager
10. Oktober, 150 Jahre Kirchweihe Unterägeri. Leitung: Udo
Zimmermann
Mitternachtsmesse, Oberägeri. K. Kempter «Lebkuchenmesse» (Pastoritia) und F. Buxtehude «Christe redemptor».
Leitung: Manuela Hager.
2011
15. Juni, Neuzuzüger-Apéro, Maienmatt Oberägeri. Christoph W.
Gluck «Sinfonie in G-Dur, Allegro, Andante und Presto»; Arcangelo Corelli «Concerto Grossi. Op. 6, satz 5, Allemanda».
Leitung: Rony Spiegel.
10. Dezember, Pfarrkirche Unterägeri, zusammen mit dem
Projektchor Unterägeri. Weihnachtslieder, Carols. Leitung: Udo
Zimmermann. Solisten: Manuela Hager, Sopran; Patric Ricklin,
Bariton; Richard Hafner, Orgel.
22. April, Karfreitag, Oberägeri, Teile aus César Franck «Die
sieben Worte Christi am Kreuz». Leitung: Manuela Hager
Ostern, Oberägeri, D. Buxtehude, Kantate «Alles, was ihr tut»
und «Alleluja». Leitung: Manuela Hager.
Pfingsten, Unterägeri, Anton Diabelli «Lauda anima mea Dominum». Solistin: Manuela Hager. Leitung: Udo Zimmermann.
10. Dezember, Lichtergottesdienst in Unterägeri, Teile aus
dem anschliessenden Konzert. Leitung: Udo Zimmermann.
Mitternachtsmesse, Unterägeri, Weihnachtslieder, Carols & Co.
Leitung: Udo Zimmermann.
Weihnachten, Oberägeri, «Diabelli-Messe». Leitung: Manuela
Hager.
2012
30. Juni, Wuchemärcht in Oberägeri, Gluck «Sinfonie in G»,
Arcangelo Corelli «Concerto Grossi. Op. 6, Satz 5, Allemanda».
Leitung: Adrian Häusler
Ostern und Pfingsten, Unterägeri:
«Gathering Mass für Gemeinde, Chor, Instrumente und
Kantor» von P. Inwood. Leitung: Udo Zimmermann.
4. November, Jubiläumskonzert in der Ägerihalle, C. Rütti
«Ägeri-Suite», M. Bruch «Doppelkonzert Oppus 88», D. Häusler
«Erinnerungen». Solisten: Dani Häusler, Klarinette; Adrian
Häusler, Viola. Leitung: Michael Schuler.
16. Dezember, Adventskonzert Oberägeri. F. Durante
«Magnificat».
62
Mitternachtsmesse, Oberägeri. W.A. Mozart «Missa Brevis
in C».
Die Zukunft ruft
Überlegungen nach der Lektüre über die hundert Jahre
Wenn ich die hundert Jahre des Orchestervereins/Ägeritalorchesters in der Rückschau passieren lasse, fallen
mir die unterschiedlichen Meinungen auf, die immer
wieder zu Verzettelungen und kleinen Streitbarkeiten
im Verein geführt haben. Trotzdem hat man sich immer
wieder durchgerungen, grossartige Aufführungen auf die
Beine zu stellen. Das war eine grosse Leistung.
Die Analyse der Trennung des Orchestervereins offenbart nicht einfach Fehler an einem Ort oder bei einzelnen
Menschen, die Ursachen liegen in der Tiefe der Musik.
Mit den immer besser ausgebildeten Musikerinnen
wurde eine neue Basis gelegt und diese stand plötzlich
in Konkurrenz zur bisherigen Tradition. Wenn früher noch
der Vereinsgedanke aufrechterhalten wurde, so interessiert die gut ausgebildeten Musiker hauptsächlich das
Ergebnis eines Konzertes, die Qualität der Musik. Da gibt
es natürlich in einem Laienorchester immer Grenzen, die
nicht überschritten, vielleicht einmal ausgereizt, aber
nicht dauernd auf die Spitze getrieben werden können.
Im Sport müsste man zu Doping greifen, man würde
dazu verführt. Das hilft aber in der Musik nicht weiter.
Was beim Musizieren im Vordergrund stehen sollte, die
Leidenschaft, kann aber auch bei einem Laienorchester
gefördert werden. Nur braucht das ein grosses Verständnis von Seiten der ausgebildeten Musiker. Christoph
und Marco Müller versuchten sich da einzubringen und
etwas Rücksichten zu nehmen.
Das andere Problem ist die Tradition. Mit der Zeit werden
die Orchestermusiker auch etwas älter – und das gemeinsam. Das Durchschnittsalter steigt. Damit auch die
Vorlieben in der Musik. Nun stossen aber junge Kräfte
aus den Musikschulen nach und treffen auf die alten Traditionen; das ist ein Konfliktpotenzial erster Güte. Das
artet nicht in Streit aus, aber in der Vernachlässigung
einer Orchestermitgliedschaft, weil die alten Strukturen
bisher immer noch zu dominant waren. Neue Wege zeigte die «Gathering Mass» von Paul Inwood auf.
Auch dieses Problem tritt nicht alleine auf. Unsere Zeit
hat sich verändert, auch in der Musik. Überall kann ich
perfekte Aufnahmen hören, herunterladen und geniessen. Die Perfektion ist zum Alltag geworden. Daran
messen wir uns, wenn auch zu stark. Man hat beinahe
Angst, selber zu spielen, singen oder zu tanzen. Diese
Perfektion stumpft ab – es fehlt oft die Leidenschaft,
welche dann auf der Strecke bleibt.
Nicht zuletzt ist jeder mit einer neuen Arbeitssituation
konfrontiert, die von Hektik, Genauigkeit und Tempo
geprägt ist. Zeit ist Geld, heisst die Devise auch da.
Viele haben am Abend keinen Hunger mehr nach aktiver
Erholung mit einer Geige oder einer Klarinette, vielleicht
holt man noch die nötige Bewegung nach, die während
der Arbeitszeit gefehlt hat, aber dann ist das Ende des
Tages gekommen.
Viele wissen gar nicht, wie erholsam ein gemeinsames
Üben mit einem Instrument in einer Gruppe sein kann;
woher sollten sie es wissen, wenn es ihnen niemand
sagt. Die Musik hat keine Lobby wie der Sport, der
auch noch kommerziell genutzt werden kann. Deshalb
ist es sehr schwer an die Jugend heranzukommen und
sie zu ermutigen, in einem Orchester mitzuspielen. Die
verschiedenen Musiklehrerinnen und -lehrer hätten hier
noch eine hehre Aufgabe.
63
Für das Ägeritalorchester wünsche ich mir sehnlichst,
dass es erhalten bleibt, sich aber der Jugend und neuen
Formen (Projekte) öffnet und nicht im elitären Schrein
der Musik erstickt. Das Beispiel von Orchestermitgliedern soll die Jugendlichen anlocken; das kann aber
nicht werden, wenn die Streitigkeiten einen grossen
Raum einnehmen. Ich plädiere für einen gemeinsamen
Neuanfang. Wir lassen alles Alte zurück und beginnen
neu, setzen aber das Musizieren fort, das die Menschen
verbindet. Auch eine Tradition.
Das Ägeritalorchester hat bewiesen, dass es grossartig
musizieren und sich immer wieder neu aufbauen kann.
Deshalb zeigt mir die hundertjährige Geschichte, dass
ein Anfang immer möglich ist. Warum nicht mit dem Jubiläum. Die einheimischen Musiker, die auftreten, sprühen
vor Leidenschaft und Können – sie müssen nichts mehr
beweisen, aber sie können der Jugend den Weg weisen.
Die beiden Komponisten Carl Rütti und Dani Häusler
haben eine grosse Fangemeinschaft – hier beginnt die
Freude an der Musik. Wir alle wollen sie verbreiten, wie
sie das Orchester seit hundert Jahren verbreitet hat –
diese Leistung ist top und kann von niemandem angezweifelt werden. Dann also beginnt es mit einem neuen
Auftakt!
Peter Lüthi
Probenimpressionen Ägeritalorchester 2012
64
Der Kontrabass des Ägeritalorchesters
Geni Häusler
Die gemachten Annahmen sind mit an Sicherheit
grenzender Wahrscheinlichkeit richtig.
24. Christmonat 1835
Er arbeitet die Decke aus einer
sehr schönen Haselfichte heraus.
Mangels weiterer Zahlungen
aus Unterägeri legt er die fertige
Decke beiseite.
Protokolleintrag des Paternitätsgerichts (Gemeinderat):
1859
«… aussereheliches Vergehen mit seiner Magd Klara
Staub von Menzingen …»
«… das paternitaets Gericht erkennt, dass Leonz Iten
zur wohlverdienten Straffe wegen gegebenen Ärgernisse in die Busse von 50 fr. verfält seye …»
«… dieses Strafgelde solle an ein Neuen Kirchen-Pass
auf die Orgel verwendet werden, der aber auch auf
der Orgel verbleiben solle, und niemahl zum TantzSpiehl gebraucht werden dürfe, der alte Pass aber
solle Hr. Weibel zu Handen nehmen, der ersucht ist,
selben zu verkaufen.»
Die Signatur im Innern des Kontrabasses zeigt, dass das Instrument 1859 fertiggestellt wurde.
Annahme: Die Unterägerer
brauchten den neuen Kontrabass
für ihr Orchester, um eine würdige Einweihungsfeier der neuen
Johann Strebel
Pfarrkirche am 14. Oktober 1860
zu gestalten. Wahrscheinlich hatte
der Weibel den alten Pass 1835 noch nicht verkauft und
dieser wurde weiterhin im Dienst behalten.
1913
Beschriftung auf der Innenseite der Decke
Annahme: Geigenbauer Aloys Suter in Brunnen erhält
den Auftrag 1835 von Unterägeri, einen Kontrabass zu
bauen.
Beobachtungen an der Vereinsfoto von 1913: Der Kontrabass ist mit drei Saiten bespannt. Der Saitenhalter hat
aber vier Bohrungen – er ist 2012 immer noch der Selbe.
Auch der Wirbelkasten scheint vier Spannvorrichtungen
65
zu haben – der Wirbelkasten
muss also vor 1913 geändert
worden sein. Der Bassist
Johann Strebel stimmte die
drei Saiten in Quinten (Aussage seines Sohnes Josef ) –
heute stimmt man die Bässe
in Quarten.
Das Griffbrett berührt die
Körperkante – 2012 wurde
es durch Beat Gabriel um
3 cm versetzt, die Anlage ist
nun so, wie es bei heutigen
Kontrabässen üblich ist.
Beobachtungen am Vereinsfoto von 1937: Unser Kontrabass wurde in den vergangenen 25 Jahren nicht verändert. Nur der Bassist hat gealtert.
9. 3. 1923 in Zürich
Auf der Innenseite der Decke hat es den Eintrag mit
Bleistift: 9. 3. 1923 in Zürich.
Annahme: Der Hals war beim Körper abgebrochen und
wurde in Zürich wieder geflickt.
«… Am 12. März 1923 berichtete Kirchenrat Zehnder
über eine Beschädigung des Instrumentes anlässlich
der Unterrichtserteilung durch den protestantischen
Pfarrer Doggweiler.»
(Aus «75 Jahre Orchesterverein Unterägeri»)
66
Otto Henggeler *1914, ehemaliger Posaunist des Orchesters,
erinnert sich, als Bub gehört
zu haben, dass der Kontrabass
einmal von der Seefeldbühne
auf den Saalboden gefallen und
dabei kaputt gegangen sei.
Gebrochener Hals
Josef Strebel *1924, Geigenbauer und Sohn des langjährigen Spielers unseres Suterbasses, behauptete zu wissen, dass sich der «Unfall» wie folgt zugetragen habe:
Der Kontrabass sei im Musikzimmer im obersten Stock
des Schulhauses am Dorfplatz hinter einer fahrbaren
Wandtafel am Boden gelegen. Bei unglücklichen Manipulationen durch Pfarrer oder Schüler sei die Wandtafel
um und auf den Bass gefallen. Diese Darstellung habe
ihm sein Vater erzählt.
1958
Josef Strebel erzählte: Als Josef Etter der Tausendsassa
am Klavier und an der Geige von Max Müller überredet
wurde den Kontrabass zu spielen, lernte er das Instrument bei einem Bassisten in ein paar wenigen Stunden
nach Noten zu spielen. Der mit drei Saiten bestückte
Kontrabass sei dann vorher in einen Viersaiter umgerüstet worden.
1977
Das weiche, vom vielen auf die Saite drücken ausgeschliffene Tannenholzgriffbrett wurde von der Firma von
Niederhäusern in Luzern durch ein hartes Griffbrett aus
Ebenholz ersetzt.
1997
Öffnen und reparieren des Kontrabasses durch Westermann in Zürich.
2012
Instrumentenhals um 3 cm nach vorn verschoben und
neu eingesetzt, neuen Steg angepasst und den Saitenhalter frisch montiert durch Beat Gabriel, Adligenswil.
Kontrabass wieder
in Stand gesetzt
Einige Stationen unseres Suter-Kontrabasses
(*1859)
- Brunnen Geburtsort in der Werkstatt von Aloys Suter
1859
- Ägerital in Sälen und Kirchen als Orchesterinstrument
- Ägerital in Restaurants als Tanzmusikinstrument
- Baar Gemeindesaal und an der Mustermesse Basel mit
dem Baarer Orchester
- Cham Lorzensaal und im Schloss Lenzburg mit dem
Orchester Cham Hünenberg
- Rigi bei TOP of SWITZERLAND von SF DRS mit Kapelle
Dani Häusler 1995
- Fribourg am Eidgen. Musikfest mit der Musikgesellschaft Cham 2001
- Schloss Wyher in Ettiswil und Schloss Heidegg mit der
Camerata Heidegg 2002
- Rudolstadt Thüringen mit dem Mandolinenorchester
Baar 2004
- Rickenbach und Hildisrieden Pfarrkirchen mit der
Camerata Heidegg 2005
- Root Pfarrkirche mit einem ad hoc Orchester 2005
- Riva del Garda, Italien, 8. int. Blasorchesterwettbewerb
mit Musikgesellschaft Cham 2005
- Jesuitenkirche Luzern mit dem Orchester Santa Maria
2005
- KKL vorher im Kunsthaus mit dem Stadtorchester
Luzern
- Dresden Frauenkirche mit dem Stadtorchester Luzern
an Pfingsten 2006
- Potsdam Nikolaisaal mit dem Stadtorchester Luzern
2009
67
Vorstand 1987 – 2012
Präsident
Kassier
Aktuar
Dirigent / Leiter
1987
Urs Henggeler
Felix Krämer
Marie-Louise Rütti
Konrad Bossard
1988
Myrtha Domonell
Felix Krämer
Marie-Louise Rütti
Konrad Bossard
1989
Myrtha Domonell
Felix Krämer
Marianne Ried
Konrad Bossard
1990
Myrtha Domonell
Felix Krämer
Marianne Ried
Lucia Canonica
1991
Margrit Meier
Felix Krämer
Marianne Ried
Lucia Canonica
1992
Margrit Meier
Felix Krämer
Marianne Ried
Lucia Canonica
1993
Margrit Meier
Sibille Hartmann
Marianne Ried
Lucia Canonica
1994
Margrit Meier
Sibille Hartmann
Marianne Ried
Lucia Canonica
1995
Margrit Meier
Myrtha Domonell
Marianne Ried
Lucia Canonica
1996
Margrit Meier
Myrtha Domonell
Marianne Ried
Lucia Canonica
1997
Margrit Meier
Myrtha Domonell
Marianne Ried
Lucia Canonica
1998
Margrit Meier
Myrtha Domonell
Marianne Ried
Lucia Canonica
1999
Margrit Meier
Myrtha Domonell
Marianne Ried
Lucia Canonica
2000
Margrit Meier
Myrtha Domonell
Marianne Ried
Lucia Canonica
2001
Margrit Meier
Myrtha Domonell
Marianne Ried
Lucia Canonica
2002
Margrit Meier
Anita Abegg
Marianne Ried
Lucia Canonica
2003
Margrit Meier
Tonie Kummer
Jürg Meier
Christoph Müller
2004
Margrit Meier
Tonie Kummer
Jürg Meier
Christoph Müller
2005
Margrit Meier
Tonie Kummer
Jürg Meier
Marco Müller
2006
Margrit Meier
Tonie Kummer
Annina Nussbaumer
Marco Müller
2007
Geni Häusler
Tonie Kummer
Annina Nussbaumer
Marco Müller
2008
Geni Häusler
Tonie Kummer
Annina Nussbaumer
Adrian Häusler
2009
Geni Häusler
Tonie Kummer
Annina Nussbaumer
Adrian Häusler
2010
Geni Häusler
Tonie Kummer
Annina Nussbaumer
Adrian Häusler
2011
Geni Häusler
Tonie Kummer
Annina Von Holzen-Nussbaumer
Adrian Häusler
2012
Geni Häusler
Annina Von Holzen-Nussbaumer
Tonie Kummer
Adrian Häusler
68
Beisitzer
Beisitzer
1987
Heidi Ochsner
1988
Marie-Louise Jetzer
1989
Marie-Louise Jetzer
1990
Marie-Louise Jetzer
1991
Franz-Xaver Hugener
Myrtha Domonell
1992
Franz-Xaver Hugener
Myrtha Domonell
1993
Franz-Xaver Hugener
Myrtha Domonell / Felix Krämer
1994
Franz-Xaver Hugener
Myrtha Domonell / Felix Krämer
1995
Franz-Xaver Hugener
Felix Krämer
1996
Franz-Xaver Hugener
1997
Franz-Xaver Hugener
1998
Franz-Xaver Hugener
1999
Franz-Xaver Hugener
2000
Franz-Xaver Hugener
Vorstand 2012:
2001
Anita Abegg
Annina von Holzen-Nussbaumer, Kassierin;
2002
Christine Gander
2003
Geni Häusler
2004
Geni Häusler
Eugen Eggerschwiler
2005
Geni Häusler
Eugen Eggerschwiler
2006
Geni Häusler
Eugen Eggerschwiler
Marianne Ried
Lilo Edelmann
Michael Iten, Pedell;
Geni Häusler, Präsident;
Antonie Kummer, Aktuarin.
Eugen Eggerschwiler
2007
2008
Franziska Fischer
Eugen Eggerschwiler
2009
Franziska Fischer
Michael Iten
2010
Franziska Fischer
Michael Iten
2011
Franziska Fischer
Michael Iten
2012
Adrian Häusler, Konzertmeister;
Michael Iten
69
Orchestermitglieder 1987 – 2012
Ehrenmitglieder seit 1987
1989
Konrad Bossard, Hans Bächinger
1990
Josef Röllin
1994
Gret Bieri (Austritt 1998)
1996
Constantin Bossard, Heidi Riedo
1999
Felix Krämer
2000
Lotti Gasser, Gisela Lüthi, Marianne Ried
Aktivmitglieder des Ägeritalorchesters ab 1987
1987
Schmitz Hildegard (bis 1991), Daniel Juzi, Daniel Müller (bis 1991)
1988
Martin Lüönd
1989
Lucia Canonica (bis 2003), Margrit Meier, Claudia Wyss
1990
Felicitas Elsener (bis 1994), Sibille Hartmann, Ursina Hartmann, Philipp Michelus
1991
1992
Silvia und Bettina Bergh, Sophi Bossard, Françoise Müller, Anita Abegg
1993
Corina Glanzmann
1994
1995
Eugen und Adrian Häusler, Judith Iten
1996
Valeska Iten (bis 2003), Petra Müller, Sabine Thiess, Karin Weber
1997
Christine Gander Meier (bis 2003), Oliver Kalbermatten, Helene Lanker (bis 2003), Susanne Bangerter,
Cécile Merz
1998
Philipp Wicki
1999
Lilo Edelmann (bis 2003)
2000
2001
2002
70
Antonie Kummer
2003
Jürg Meier, Madeleine Iten
2004
Daniela Niederberger, Felicitas Elsener
2005
Annina Nussbaumer, Franziska Fischer, Hansruedi Gegenschatz, Michael Iten
2006
2007
Rahel Dörnenburg (bis 2010)
2008
2009
2010
Rebekka Burri, Trung Truong
2011
Rahel Burri
2012
Probenimpressionen Ägeritalorchester 2012
71
Quellen
Der Autor
Ägeritalorchester (Orchesterverein Unterägeri)
- Protokolle und Akten des Ägeritalorchesters ab 1987.
- Konzertunterlagen (Besitz: Geni Häusler)
- Orchesterbesetzung vergangener Auftritte seit 2003
(Besitz: Geni Häusler)
Peter Lüthi
Geboren am 13. 12. 1948 und aufgewachsen in Deitingen/SO. Matura
in Nuolen, Studium der Germanistik
und Geschichte in Freiburg i/Ue.
Gymnasiallehrer, Internatsleiter
und Rektor am Institut Dr. Pfister, Oberägeri. Seit 2006
Co-Rektor an der Stiftsschule Einsiedeln.
Fotonachweis
Bild- und Dokumentationsmaterial stammen aus dem
Orchesterarchiv oder wurden freundlicherweise von
folgenden Personen zur Verfügung gestellt:
- Priska Nussbaumer
- Christoph Müller
- Myrtha Domonell
- Emil Krienbühl
- Geni Häusler
Verheiratet mit Gisela Frei, drei Kinder. Hobbys sind
Fussball und Theater, Kunst und Sport ganz allgemein.
Interessiert am öffentlichen Leben. Wohnt in Oberägeri.
Impressum
Herausgeber
Ägeritalorchester, Unterägeri
Text
Peter Lüthi, Geni Häusler
Überarbeitung Michael Iten, Geni Häusler
72
Gestaltung
Monica Kummer, Menzingen
Druck
Speck Print AG, Baar
© 2012 Ägeritalorchester, Unterägeri
Ägeritalorchester, 6314 Unterägeri
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