Zur Struktur der Verbalphrase Zur Struktur der Verbalphrase

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Zur Struktur der Verbalphrase
Ein formales Kriterium zur Verbklassifikation:
• V ist ein intransitives Verb (ohne Objekte)
schlafen, arbeiten, tanzen, ...
(1) Klaus-Jürgen schläft.
• V ist ein transitives Verb (mit einem Objekt)
lieben, kennen, ...
(2) Klaus-Jürgen liebt Ingeborg.
• V ist ein ditransitives Verb (mit zwei Objekten)
geben, schenken, ...
(3) Klaus-Jürgen schenkt Ingeborg ein Buch.
• Ein Sonderfall: Impersonale Verben (es regnet, es
schneit, ... sind semantisch ‘nullstellige’ Prädikate)
Zur Struktur der Verbalphrase
(4)
a.
b.
(dass) Maria lacht
(dass) Friedolin Maria liebt
• In (34a) ist das intransitive Verb lachen der Kopf der Verbalphrase, das Subjekt Hans steht in SpecV. Das transitive Verb
lieben in (34b) hat das direkte Objekt Maria als Komplement,
das Subjekt Friedolin steht in SpecV:
VP
VP
NP
V
NP
Maria
lacht
Friedolin
V’
NP
V
Maria
liebt
Zur Struktur der Verbalphrase
(5) (dass) Hans Maria das Buch gibt
•
Das direkte Objekt von geben ist die DP das Buch, das indirekte Objekt die NP Maria, und die NP Hans ist Subjekt.
Diese Elemente werden in dieser Reihenfolge mit V
zusammengefügt (‘gemergt’):
VP
NP
Hans
V’
NP
Maria
V’
DP
das Buch
V
gibt
Finale und initiale Köpfe
Eine Generalisierung aus der Morphologie:
• Der Kopf eines komplexen Worts steht im Normalfall rechts.
Lässt sich das in der Syntax aufrecht erhalten?
– Der Kopf von Verbalphrasen steht rechts: [XP YP ... __]
– Der Kopf von Präpositionalphrasen steht links: [__ ... ]
– Der Kopf von Nominalphrasen steht links: [__ ... ]
– Der Kopf von Determinerphrasen steht links: [__ ... ]
• Ob der Kopf einer Phrase links oder rechts vom
Komplement steht, ist von Kategorie zu Kategorie
verschieden.
Argumentstruktur
Valenz
– bestimmt die Kombinationsmöglichkeiten eines
Worts (einer syntaktischen Einheit)
• semantische Anforderungen eines Worts bzw. Prädikats (Anzahl der notwendigen Argumente und Art
dieser Rollen der semantisch notwendigen Ergänzungen) ! Thematische Rollen
• syntaktischen Anforderungen eines Worts bzw. Prädikats an die Realisierung/Besetzung solcher Argumentpositionen – Subkategorisierung/Selektion
[Semantische Anforderungen nennt man auch s-Selektion, kategoriale/syntaktische Anforderungen cSelektion.]
Argumentstruktur
• Thematische Rollen: Verben (Prädikate) beschreiben bestimmte Situationen oder Ereignisse, in denen
bestimmte Partizipanten/Objekte notwendigerweise
eine Rolle spielen und in einem bestimmten Verhältnis zueinander stehen.
(6) Hans gibt Gerlinde einen Korb
• Ein Ereignis, in dem ein Objekt (Thema) – hier: ein
Korb – von einem Handelnden (Agens) – hier: Hans
– an jemand oder etwas (Rezipient) – hier: Gerlinde
– (weiter-) gegeben wird.
• geben ist ein dreistelliges Prädikat, das mit einem
Agens-Argument, einem Thema-Argument, und
einem Rezipienten-Argument realisiert wird
Thematische Rollen
• Agens – Jemand/etwas handelt oder verursacht etwas
(7) a.
Hugo schenkt ihm ein Gummibärchen.
b.
Fritz trocknet die Wäsche.
• Thema (Patiens) – etwas/jemand wird einer
Veränderung unterworfen
(8) Hugo schenkt Sigrid das Buch.
• Rezipient - jemand bekommt etwas (zu seinem
Vorteil oder Nachteil)
(9) Friedolin vermacht ihm das Hundefutter.
• Experiencer - jemand/etwas, das Empfindungen
oder Wahrnehmungen hat:
(10) Egon hasst die Bibliothek.
Thematische Rollen
• Quelle – Ausgangsort (einer vom Prädikat ausgedrückten Bewegung/Handlung)
(10) Egon kaufte das Buch von Hugo
• Ziel – Zielort (einer vom Prädikat ausgedrückten
Bewegung/Handlung).
(11) Hubert folgte ihm zum Bahnhof
• Proposition – Rolle, die ein Subjekt- oder
Objektsatz bezüglich seines Prädikats spielt:
(12) Dass es schneit, freut mich.
Subkategorisierung/Selektion
• Kategorien, die in der Argumentstruktur eines Wortes stehen, werden subkategorisiert (c-selegiert):
(13) zerstören: [DPnom. DPakk. __ ]
Ag. Th.
Die Festlegung der Kasus von subkategorisierten
Phrasen nennt man auch Rektion.
• Die höchste DP erhält im Normalfall den Nominativ. Das muss nicht ein Agens sein:
(14) Die RoseTh. verblüht.
Bei Passivierung ändert sich die Argumentstruktur:
(15) a.
ErAg. zerstört das HausTh..
b.
Das HausTh. wird zerstört.
Subkategorisierung/Selektion
Selektionsanforderungen anderer Kategorien:
• P selegiert sein Objekt:
(16) mit: [__ DPdat.]
• D ist entweder intransitiv (ein Pronomen) oder
selegiert eine DP oder NP (mit der sie kongruiert):
(17) der: [__ DP]
• Overte C-Elemente selegieren eine finite Kategorie
(theorieabhängig: VP oder IP)
(18) dass: [ __ VPfin] (oder [__ IPfin])
Lexikoneinträge:
• Die semantischen und syntaktischen Informationen der
Argumentstruktur eines lexikalischen Ausdrucks können in
seinem Lexikoneintrag zusammengefasst werden:
(19)
[weck-]: SYN: V
[DPnom1, DPakk2, (PPp=aus3) __ ]
SEM: Handlung,
x1:Ag., x2:Pat., x3:Quelle
WECK(x1, x2, x3)
• wecken ist ein dreistelliges Verb
• mit der thematischen Struktur: Das erste Argument x1 ist
das Agens der Handlung, das zweite Argument x2 ist das
Patiens der Handlung, das dritte Argument x3 ist die Quelle
• x1, x2, werden als Nominalphrasen im Nominativ (x1) und
Akkusativ (x2) realisiert, X3 ist fakultativ und wird, wenn
überhaupt, als PP mit der Präposition aus realisiert
Grammatische Relationen
Eine funktionale/relationale Perspektive auf den Satz:
• Welche Funktion hat eine sprachliche Einheit in
ihrer syntaktischen Umgebung (d.h., im Satz)?
(Komplexes) Prädikat
(20) Das Kind hat
Subjekt
oft
Adverbial
die Katze gequält
Objekt
Grammatische Funktionen sind phrasenorientiert:
• Die Funktionen Subjekt, Objekt, Adverbial, ...
werden an phrasale Kategorien zugewiesen.
Einige relevante grammatische Relationen:
Subjekt – tritt in finiten Sätzen auf (allerdings nicht
immer: Mir graut vor morgen, Hier wird getanzt).
Realisiert werden Subjekte durch DPs oder NPs
(Nomen, Pronomen, komplexe Nominalphrasen) im
Nominativ und verschiedene Arten von Sätzen
(21) a.
b.
c.
Der Vortrag belastete ihn
Es ärgert mich.
Dass ein Satz ein Subjekt ist, freut mich.
Zwischen Nominativ-Subjekten und dem finiten Verb
besteht Kongruenz hinsichtlich Person- und Numerusmerkmalen: Ich1.ps., sg. war1.ps.,sg. da
Objekt – tritt in verschiedener Form auf: Akkusativ-,
Dativ-, Genitivobjekte sowie Präpositionalobjekte.
Wie bei Subjekten gibt es auch sententiale Objekte:
(22) a.
b.
c.
d.
e.
Hans hat diesen Hund gefüttert.
Man kann dem Kerl nichts sagen
Er entledigte sich seiner Aufgabe.
Hans wartet auf seine Freundin.
Hans bezweifelt, dass er kommt.
Prädikate – sind im Normalfall Verben. Das finite
und die infiniten Verben eines Satzes bilden ein komplexes Prädikat:
(23) Hans hat zuviel Wein getrunken.
Adverbiale – beziehen sich meist auf Adjektive oder
Sätze, haben unterschiedliche semantische
Funktionen und werden sehr verschieden realisiert:
(24) a. Er arbeitet oft/jeden Mittwoch/im Winter.
b. Sie hat vor Freude geweint
c. Er starb, bevor er reich werden konnte.
Prädikative – weisen dem Objekt, über das sie prädizieren, Eigenschaften zu und können auf das Subjekt (a) oder ein Objekt (b) bezogen werden:
(25) a. Maria ist reich/Ärztin.
b. Sie findet das Buch etwas teuer.
Attribute – sind keine Satzglieder, sondern in der
Regel auf ein Nomen bezogen.
Zur Ableitung der Satzstruktur
(26) dass Egon dieses Buch kennt
Lexikalisch vorgegebene Projektionen/Phrasen:
• dass ist ein C-Element, das eine finite VP selegiert
und eine CP projiziert
• Egon ist ein N und projiziert eine NP
• dieses ist ein D, das (hier) eine NP selegiert und eine
DP projiziert
• Buch ist ein N und projiziert eine NP
• kennt ist ein transitives finites Verb und projiziert
eine VP
Zur Ableitung der Satzstruktur
Eine besonders einfache Struktur für VE-Sätze:
(27)
CP
C
dass
VP
NP
V’
Egon
DP
V
D
NP
dieses
Buch
kennt
Zur Ableitung der Satzstruktur
• Eine komplexere Struktur mit dem funktionalen
Kopf I als eigenständiger funktionaler Kategorie:
(28)
CP
C
dass
IP
NP
I’
Egon
VP
NP
I
V’
(Egon) DP
dieses Buch
kennt
V
(kennt)
Zur Ableitung von V1- und V2-Sätzen
• Das finite Verb wird aus seiner Kopfposition in die
Kopfposition von C verschoben (‘bewegt’):
(29)
CP
C
VP
kennt
NP
Egon
V’
DP
V
(kennt)
dieses Buch
Zur Ableitung von V2-Sätzen
• Eine Phrase wird in die Spezifikatorposition von C
(eine phrasale Position) verschoben (‘bewegt’):
()
CP
NP
Egon
C’
C
kennt
VP
NP
(Egon)
V’
DP
dieses Buch
V
(kennt)
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