Darstellungsformen von Zahlen Teilnehmer: Lukas Deubel Immanuel-Kant-Oberschule, Berlin Christoph Gehrke Heinrich-Hertz-Oberschule, Berlin Leon Ochmann Herder-Oberschule, Berlin Anastasia Prokudina Käthe-Kollwitz-Oberschule, Berlin Matthias Salz Käthe-Kollwitz-Oberschule, Berlin Maximilian Schade Heinrich-Hertz-Oberschule, Berlin Gruppenleiter: Jürg Kramer Humboldt-Universität zu Berlin Mitglied im DFG-Forschungszentrum Matheon Mathematik für Schlüsseltechnologien Anna v. Pippich Humboldt-Universität zu Berlin Mitglied im DFG-Forschungszentrum Matheon Mathematik für Schlüsseltechnologien Giovanni De Gaetano Humboldt-Universität zu Berlin Seitdem Menschen zählen, sind die unterschiedlichsten Zahlsysteme zur Darstellung von Zahlen entstanden. Die uns heute vertraute Darstellung ist die Dezimaldarstellung. In unserem Alltag begegnen uns jedoch auch andere Darstellungen, wie beispielsweise die Binärdarstellung in unseren Rechnern, d.h. die Darstellung einer Zahl zur Basis 2. Neben den vielen Vorteilen der De- zimaldarstellung hat diese auch Nachteile. Zum Beispiel können rationale Zahlen sowohl abbrechende als auch periodische Dezimalbruchentwicklungen besitzen. Auÿerdem gibt es Darstellungsformen, die irrationale Zahlen wesentlich eektiver approximieren als die Dezimaldarstellung. Die sogenannten Kettenbrüche liefern eine Darstellungsform reeller Zahlen, mit der die oben genannten Nachteile des Dezimalsystems behoben werden. Wir werden beweisen, dass die rationalen Zahlen genau durch die abbrechenden Kettenbrüche charakterisiert werden. Desweiteren werden wir sehen, dass irrationale Zahlen durch Kettenbrüche optimal approximiert werden. Interessant ist jetzt die Frage nach den irrationalen Zahlen, welche durch periodische Kettenbrüche dargestellt werden. Das einfachste Beispiel ist der Kettenbruch [1; 1, 1, 1, . . .]; es zeigt sich, dass dieser Kettenbruch die quadra33 tische Irrationalität √ ω = (1+ 5)/2 darstellt. Allgemeiner werden wir zeigen, dass die periodischen Kettenbrüche genau den Lösungen quadratischer Gleichungen mit ganzzahligen Koezienten entsprechen. Schlieÿlich wollen wir die sogenannte Farey-Benachbartschaft und sogenannte Farey-Folgen untersuchen. 1 g -adische Die Zahldarstellung Zuerst erinnern wir an zwei wichtige Sätze der elementaren Zahlentheorie. Die sogenannte mit b 6= 0 Division mit Rest besagt, dass für gegebene Zahlen eindeutig bestimmte Zahlen q, r ∈ N a = q · b + r, existieren. Der Zahl r0 ∈ N mit r<b Euklidische Algorithmus besteht in fortgesetzter Division einer mit Rest durch r1 ∈ N, wie folgt: r0 = a0 · r1 + r2 , r1 = a1 · r2 + r3 , 0 < r2 < r1 0 < r3 < r2 . . . . . . rn−1 = an−1 · rn + rn+1 , rn = an · rn+1 , Da die Folge a, b ∈ N (ri ) 0 < rn+1 < rn rn+2 = 0. der auftretenden Reste streng monoton fallend ist und nur natürliche Zahlen enthält, gibt es einen Rest, der gleich Null ist, sagen wir rn+2 = 0. Somit endet der Euklidische Algorithmus und man zeigt leicht, dass der letzte von Null verschiedene Rest, d.h. Teiler von r0 und r1 rn+1 , der gröÿte gemeinsame ist. Möchte man nun eine reelle Zahl identizieren, z.B. um sie schriftlich zu übermitteln, so benötigt man ihre Darstellung bzgl. einer Basis g. Satz 1.1. Es sei g ∈ N>1 . Jede reelle Zahl c besitzt eine Darstellung der Form c= ` X i=0 i ai · g + ∞ X bi · g −i , (ai , bi ∈ {0, 1, . . . g − 1}). i=1 Diese Darstellung heiÿt die g -adische Darstellung von c und wir schreiben auch c = a` . . . a0 , b1 b2 . . .. 34 Beweis. Wir schreiben die reelle Zahl [c] ∈ Z Anteils c zunächst als Summe ihres ganzen und ihres gebrochenen Anteils {c} ∈ [0, 1): c = [c] + {c}. Für den gebrochenen Anteil {c} erhalten wir schrittweise: {c} = b1 · g −1 + r1 , r1 = b2 · g −2 + r2 , r2 = b3 · g −3 + r3 , . . . d.h. b1 = [g{c}], b2 = [g 2 r1 ], b3 = [g 3 r2 ], {c} = ∞ X bi · g −i , (ri ∈ R, ri < g −i ), usw.. Somit ergibt sich insgesamt (bi ∈ {0, 1, . . . , g − 1}). i=1 Analog ergibt sich für den ganzen Anteil mit Hilfe von Divison mit Rest [c] = ` X ai · g i , (ai ∈ {0, 1, . . . , g − 1}); i=0 hierbei ist `∈N die gröÿte natürliche Potenz mit g ` < [c]. Somit ergibt sich insgesamt die behauptete Darstellung. Die rationalen Zahlen lassen sich nun wie folgt charakterisieren. Satz 1.2. Die g-adische Darstellung einer reellen Zahl c ist endlich oder periodisch genau dann, wenn c rational ist. Beweis. Darstellung von c ∈ R genau k (k ∈ N) Nachc̃ kommastellen, dann können wir c = k mit c̃ ∈ Z schreiben. Somit ist c als g Quotient zweier ganzer Zahlen selbst rational. Ist die g -adische Darstellung Besitzt die p ∈ N>0 , dann können wir p die Periode eliminieren, indem wir die Dierenz z := c · g − c bilden. Da z per Konstruktion eine endliche g -adische Darstellung besitzt, ist z rational z und somit ist auch c = p rational. g −1 von c∈R g -adische jedoch periodisch mit Periodenlänge Ist umgekehrt eine rationale Zahl c = a gegeben, so berechnet sich die b adische Darstellung rekursiv: a = q0 · b + r0 g i+1 · ri = qi+1 · b + ri+1 (r0 < b, r0 ∈ {0, 1, . . . , b − 1}); (ri < b, ri ∈ {0, 1, . . . , b − 1}; i ≥ 0). 35 g- Man erkennt, dass es nur b mögliche Reste für die Reste ri gibt, sodass es nach dem Schubfachschluss zu einer Wiederholung kommen muss. Folglich wiederholen sich die Reste ab der ersten dieser Stellen, sprich die Darstellung von die g -adische c ist periodisch. Umfasst die c Darstellung abbrechend. g -adische Periode nur Nullen, dann ist von Satz 1.3. Eine rationale Zahl q = (a, b ∈ Z mit ggT(a, b) = 1) hat eine endliche g -adische Darstellung genau dann, wenn b als Primteiler nur die Primfaktoren von g besitzt. Beweis. a b als Primteiler nur die Primfaktoren von g besitzt, erkennt a sofort, dass die zugehörige man durch geeignetes Erweitern des Bruches b g -adische Darstellung endlich ist. Besitzt q = ab umgekehrt eine endliche g -adische Darstellung, so können wir wieder q = gq̃k mit c̃ ∈ Z und k ∈ N k k schreiben, d.h. es gilt a · g = q̃ · b. Da b|(q̃ · b), folgt sofort b|(a · g ), und wegen ggT(a, b) = 1 muss somit b|g k gelten. Dies beweist die Behauptung. 2 2.1 Falls b Kettenbrüche Darstellung rationaler Zahlen Wir beginnen mit dem folgenden Beispiel 37 1 1 1 =2+ =2+ =2+ = [2; 1, 5, 2]. 13 1 1 13 1+ 1+ 11 11 1 5+ 2 2 Die platzsparende Notation 37 13 = [2; 1, 5, 2] verallgemeinert man wie folgt. Denition 2.1. Wir denieren einen endlichen Kettenbruch über [a0 ] := a0 , 1 [a0 ; a1 , . . . , an−1 , an ] := a0 ; a1 , . . . , an−2 , an−1 + . an Dabei ist in allgemeinster Form ai ∈ R, es wird aber meist angestrebt, dass a0 ∈ Z und ai ∈ N\{0} für alle i > 0 ist. 36 Bemerkung. Aus der Denition ergibt sich die ausgeschriebene Form 1 [a0 ; a1 , a2 , . . .] = a0 + . 1 a1 + a2 + 1 .. . Damit lässt sich die Bezeichnung Kettenbruch nachvollziehen. Algorithmus N\{0} (Euklidischer Algorithmus) . [a0 , a1 , . . . , an ] mit a0 ∈ Z dazu ai und ri , sodass: als Kettenbruch darzustellen. Wähle r0 = a0 r1 + r2 , Allgemein ndet r1 = a1 r2 + r3 , . . . i h ri sich also ai = ri+1 und r0 , r0 r1 ∈ Z, r1 ∈ ai ∈ N\{0} für i ≥ 1 Es ist der Bruch rj−1 = aj−1 rj + rj+1 , rj =aj rj+1 . n o−1 ri+1 ri+1 ri und = , bis ∈ Z. ri+2 ri+1 ri+2 r0 liefert, zeigt r1 vollständige Induktion. Trivialerweise ist ein endlicher Kettenbruch mit ganDass dieses Verfahren einen Kettenbruch mit zen ai , i ∈ N, [a0 ; a1 , . . . , aj ] = stets eine rationale Zahl. Damit gilt der folgende Satz 2.2. Jede rationale Zahl lässt sich als endlicher Kettenbruch darstellen und jeder endliche Kettenbruch notiert eine rationale Zahl. Bemerkung. Die Darstellung einer rationalen Zahl als Kettenbruch ist jedoch r nicht eindeutig; zum Beispiel gilt 0 = [a0 ; a1 , . . . , aj ] = [a0 ; a1 , . . . , aj − 1, 1], r1 1 da aj = (aj −1)+ ; damit lässt sich stets eine zweite Darstellung nden. Ver1 bietet man jedoch die 1 als letztes Element, so ist die Kettenbruchdarstellung in der Tat eindeutig, wie später gezeigt wird. 2.2 Unendliche Kettenbrüche Wir wollen auch zu einer irrationalen Zahl eine Kettenbruchdarstellung nden. Da jeder endliche Kettenbruch eine rationale Zahl notiert, müssen wir zunächst unendliche Kettenbrüche denieren. Denition 2.3. Für eine Folge ganzer Zahlen (ai )i∈N , ai > 0 für alle i > 0, ist der unendliche Kettenbruch deniert als [a0 , a1 , . . .] := lim [a0 , a1 , . . . , ai ]. i→∞ 37 Wir wollen nun die Konvergenz der unendlichen Kettenbrüche nachweisen. Dazu werden wir zunächst den i-ten Kettenbruch in einer anderen Form darstellen, die es uns erlaubt, Aussagen über die Konvergenz zu treen. Dies pi , die wir wie folgt denieren: geschieht über Näherungsbrüche Ai = qi p−2 := 0, p−1 :=1, pi := ai pi−1 + pi−2 q−2 := 1, q−1 :=0, qi := ai qi−1 + qi−2 . (2.1) Lemma 2.4. Für alle i ∈ N gilt mit einem X ∈ R die Gleichheit [a0 ; a1 , . . . , ai−1 , X] = Beweis. pi−1 X + pi−2 . qi−1 X + qi−2 Der Beweis erfolgt mit Hilfe vollständiger Induktion unter Anwen- dung der Rekursionsvorschriften (2.1). Der Spezialfall X = ai beschert uns nun das Gewünschte: [a0 ; a1 , . . . , ai ] = pi = Ai . qi Mit Hilfe vollständiger Induktion beweist man nun das folgende Lemma. Lemma 2.5. Es gelten die äquivalenten Gleichungen pi−1 qi − pi qi−1 = (−1)i , (−1)i Ai−1 − Ai = , qi−1 qi Weiter gilt Ai − Ai−2 (−1)i ai = qi−2 qi (∀i ≥ −1, i ∈ Z), (2.2) (∀i ≥ 1, i ∈ N). (∀i ≥ 2, i ∈ N). Ai alternieren und die Abi → ∞ gegen 0 gehen, da qi ≥ i für alle i ≥ 1 gilt. Dies besagt, dass alle Ai mit geradem i streng monoton wachsen und alle Ai mit ungeradem i ≥ 3 streng monoton fallen. Es ergibt sich somit für die Näherungsbrüche Ai die Ungleichungen Dieses Lemma besagt, dass die Näherungsbrüche stände zudem für A0 < A2 < A4 < . . . < A5 < A3 < A1 . 38 Da beide Teilfolgen (A2n )n∈N und (A2n+1 )n∈N durch die Glieder der jeweils anderen Folge beschränkt und streng monoton sind, müssen beide konvergieren; da der Abstand wie oben bemerkt gegen 0 geht, konvergiert die gesamte Folge (An )n∈N gegen einen Grenzwert Grenzwert irrational ist. Angenommen, α. Es α = ab bleibt zu zeigen, dass dieser mit a ∈ Z, b ∈ N\{0}. wissen, dass Ai 6= α für alle i ≥ 0 gilt, folgt aqi − bpi 1 = |α − Ai | < |Ai+1 − Ai | = 1 . ≤ bqi bqi qi qi+1 Damit folgt qi+1 < b (qi )i∈N für alle i ≥ 0. Da wir Dies ist aber unmöglich, da die Folge unbeschränkt ist. Zusammenfassend haben wir somit folgenden Satz 2.6. Ein unendlicher Kettenbruch [a0 ; a1 , . . .] mit ganzzahligem a0 und natürlichen ai für i ≥ 1 notiert eine irrationale Zahl. Bemerkung. Der Beweis der Konvergenz eines jeden unendlichen Ketten- bruchs berechtigt uns zur Denition 2.3. 2.3 Darstellung irrationaler Zahlen Da uns bei der Darstellung einer rationalen Zahl der Euklidische Algorithmus zu den Kettenbruchelementen verholfen hat, versuchen wir zunächst, diesen sinnvoll auf eine irrationale Zahl Algorithmus. α0 zu erweitern: ri , ai = [αi ] und ri+1 sich der Euklidische Algorithmus wie folgt: Es sei αi = αi+1 = {αi }−1 . Dann schreibt −1 αi = ai + αi+1 . αi > 1 für alle i ≥ 1 und αi ∈ / Q. Auÿerdem ist a0 ∈ Z alle i ≥ 1. Dabei ist oensichtlich und ai ∈ N\{0} für Lemma 2.7. Für alle i ∈ N mit aus obigem Algorithmus gefundenen ai und αi gilt α = [a0 ; a1 , . . . , ai−1 , αi ]. Der Beweis dieses Lemmas erfolgt wieder über vollständige Induktion. Dabei ist das letzte Element des endlichen Kettenbruchs jedoch noch irrational. 39 Satz 2.8. Jedes α ∈ R lässt sich eindeutig als Kettenbruch darstellen. Im endlichen Fall (also α ∈ Q) muss die 1 als letztes Glied eines mindestens zweigliedrigen Kettenbruchs ausgeschlossen werden. Beweis. Es ist zuerst noch zu zeigen, dass sich jedes irrationale in einen Kettenbruch entwickeln lässt. Wir notieren sodass α = [a0 ; a1 , . . . , ai , αi+1 ] αi α eindeutig wie in Lemma 2.7, gilt. Nach Lemma 2.4 gilt α= pi αi+1 + pi−1 . qi αi+1 + qi−1 Daraus folgern wir α− qi pi−1 − pi qi−1 (2.2) (−1)i pi = = , qi qi (qi αi+1 + qi−1 ) qi (qi αi+1 + qi−1 ) was die Abschätzungen |α − Ai | < impliziert. Damit ist α 1 1 ≤ qi (qi + 1) i(i + 1) (2.3) der Grenzwert der Näherungsbruchfolge, d.h. es gilt limi→∞ Ai = α. Es muss noch gezeigt werden, dass die Darstellung auch eindeutig ist. Dies geschieht mittels Beweis durch Widerspruch und vollständiger Induktion. Wir nehmen also an, es gebe die folgenden zwei Kettenbruchentwicklungen: [a0 ; a1 , . . .] = α = [a00 ; a01 , . . .]. Wir betrachten nun die Aufgabe, die Elemente des Kettenbruchs zu einem αi zu bestimmen und bedienen uns dabei voriger Überlegungen. Dann muss −1 0−1 0 wie im beschriebenen Algorithmus ai +αi+1 = ai +αi+1 gelten. Daraus folgt −1 0−1 0 aber, da 0 < αi+1 , αi+1 < 1 ist, dass ai = ai gelten muss, die ersten beiden Elemente also gleich sind. Nun ist das Problem auf das Problem der Dar0 stellung der αi+1 und αi+1 zurückgeführt, wo dieselben Überlegungen wieder angestellt werden können. Damit müssen sich beide Darstellungen gleichen und der Beweis durch Widerspruch ist vollbracht. Diese Überlegungen sind auch auf die Darstellung rationaler Zahlen übertragbar. Dabei sind zwei Punkte zu beachten: Erstens muss wie oben bemerkt das letzte Element der Kettenbrüche ungleich 1 sein. Zweitens muss die Möglich- keit unterschiedlicher Gliederanzahlen der beiden Darstellungen in Betracht 40 gezogen werden. In diesem Fall muss jedoch mit Längen i und mindestens 0−1 i + 1 gelten, dass ai − a0i = αi+1 ∈ (0; 1) gilt, da αi+1 > 1. Dies ist allerdings 0 ein Widerspruch zur Ganzzahligkeit von ai und ai . Bemerkung. α Wie die Approximation (2.3) besagt, lässt sich eine reelle Zahl Ai deutlich besser approximieren als durch einer g -adischen Darstellung gewonnen werden. durch die Näherungsbrüche Näherungsbrüche, die aus Für den Satz von Lagrange benötigen wir zuerst die Denition 2.1. Eine Zahl x ist genau dann reell-quadratisch, wenn KoeA, B, C ∈ Z, A 6= 0 existieren, sodass Ax2 + Bx + C = 0 gilt, wobei 2 Diskriminante B − 4AC > 0 und keine Quadratzahl ist. zienten die Satz 2.9 (Satz von Lagrange) . Jede reell-quadratische Irrationalzahl α hat einen unendlichen periodischen Kettenbruch. Bemerkung. lynom mit Um Satz 2.9 zu beweisen, wird zunächst ein quadratisches Po- α als Nullstelle hergeleitet. Dann wird gezeigt, dass nach der obigen Nomenklatur alle αi Lösungen von quadratischen Gleichungen mit derselben Diskriminante sind. Auÿerdem kann gezeigt werden, dass die Anzahl der möglichen Koezienten der Gleichungen beschränkt ist. Damit gibt es für die unendlich vielen αi nur endlich viele mögliche Werte; daraus folgt nach dem Dirichletschen Schubfachprinzip, dass für ein αi = αi+h existiert, woraus wiederum ai = ai+h i ein h ∈ N mit folgt. Damit ist der Ketten- bruch periodisch und der Satz bewiesen. Bemerkung. Die Umkehrung des Satzes 2.9 ist ebenfalls gültig und wurde von Euler bewiesen. 3 3.1 Goldener Schnitt und Farey-Folgen Ein Beispiel: der Goldener Schnitt Der einfachste unendliche Kettenbruch, auf den aber bisher noch nicht eingegangen wurde, ist der Kettenbruch, der ausschlieÿlich aus Einsen besteht: [1; 1̄] = 1 + 1 1+ 41 1 1+ 1 .. . . Da die Zahl x, die unter dem ersten Bruchstrich steht, aufgrund der be- sonderen Gestalt des Kettenbruches genau gleich diesem ist, ergibt sich die 1 ⇐⇒ x2 − x − 1 = 0. Diese Gleichung hat die Lösungen Gleichung: x = 1 + x x1,2 Somit folgt, dass Lösung x2 1 = ± 2 [1; 1̄] = x1 √ 2 1 1± 5 1+ = . 2 2 s ist die Gegenzahl des kleinen goldenen Bemerkung. Φ ist; Schnitts φ. gleich dem goldenen Schnitt die negative Auf die gleiche Weise kann man auch andere periodischen Ket- tenbrüche berechnen: man formt die Gleichung so um, dass der ganze Kettenbruch wieder dem unteren Teil des Bruches entspricht, setzt diesen Teil mit dem Gesamten gleich und löst die entstehende quadratische Gleichung. Wir erinnern nun an die folgende Denition Denition 3.1. Der Mediant zweier Brüche a b und a0 b0 ist gegeben durch a a0 a + a0 ⊕ 0 = . b b b + b0 Betrachten wir nun die Folge 1 2 3 5 8 13 21 34 55 89 144 233 ; ; ; ; ; ; ; ; ; ; ; ;··· 1 1 2 3 5 8 13 21 34 55 89 144 der Näherungsbrüche (Ai ) von [1; 1̄], so beobachten wir, dass jedes Folgenglied der Mediant seiner beiden Vorgänger ist. 3.2 Farey-Folgen In diesem Zusammenhang tritt eine Eigenschaft zu Tage, die für eine bestimmte Folgen typisch sind, die sogenannten Farey-Folgen. Denition 3.2. Die n-te Farey-Folge Fn ist die geordnete Menge aller voll- ständig gekürzten Brüche 0 ≤ ab ≤ 1, deren Nenner nicht gröÿer als n ist, angeordnet vom kleinsten bis zum gröÿten Bruch. 42 Die ersten drei Farey-Folgen sind: F1 = 0 1 , 1 1 , F2 = 0 1 1 , , 1 2 1 , F3 = 0 1 1 2 1 , , , , 1 3 2 3 1 . Aus dieser Aufzählung lassen sich zwei Vermutungen ableiten: Zum Einen fällt auf, dass diese Mengen gewissermaÿen symmetrisch sind: Addiert man 1 zwei Farey-Brüche derselben Farey-Folge, die gleich weit vom Zentrum 2 1 entfernt sind, so erhält man stets 1. Die Zahl stellt also gewissermaÿen 2 die Symmetrieachse einer Farey-Folge dar. Eine weitere Auälligkeit besteht 0 0 darin, dass der Betrag der Dierenz a b − b a zweier aufeinanderfolgender 0 a a Brüche , 0 einer Farey-Folge stets 1 ist. b b Denition 3.3. Zweier beliebige Brüche wenn a b und a0 b0 heiÿen Farey-benachbart, a a0 − = 1 b b0 bb0 oder äquivalent dazu |a0 b − ab0 | = 1 gilt. Satz 3.4. Zwei aufeinanderfolgende Brüche ab , ab0 in einer Farey-Folge sind 0 Farey-benachbart. Beweis. Es seien existieren a b x, y ∈ N a0 benachbarte Farey-Brüche. Da ggT(a, b) = 1 gilt, b0 mit bx − ay = 1. Wenn (x0 , y0 ) eine Lösung dieser Glei- < (x0 + t · a, y0 + t · b) zu. Also ist der Abstand y -Werte |yt+1 − yt | = b. Demnach gibt es eine Lösung (x, y), sodass 0 ≤ n − b < y ≤ n gilt. Da x, y ∈ N und beide im x richtigen Bereich liegen, ist ∈ Fn , also: y chung ist, trit das auch für zweier aufeinanderfolgender x bx ay + 1 a 1 a = = = + > . y by by b by b Angenommen es gilt x y > a0 , dann folgt b0 0 1 x a x a0 a a b0 x − a0 y ba0 − ab0 = − = − 0 + − = + by y b y b b0 b b0 y bb0 1 1 b+y n 1 ≥ 0 + 0 = 0 > 0 ≥ . b y bb b by b by by 43 Dies ist ein Widerspruch, also war unsere Annahme falsch und wir folgern a x a0 a0 x < ≤ 0 =⇒ = 0 =⇒ x = a0 ; y = b0 =⇒ a0 b − ab0 = 1. b y b y b Dies beweist die Behauptung. Farey-Folgen besitzen folgende weitere Eigenschaften. Satz 3.5. Jeder Bruch einer Farey-Folge ist Mediant seiner beiden Nachbarn. Beweis. Dies zeigt man durch eine elementare Rechnung. Satz 3.6. Es seien ab , ab0 Farey-benachbarte Brüche mit ab < ab0 . Dann gilt: 0 0 a a + a0 a0 < < . b b + b0 b0 Zudem ist Beweis. a+a0 b+b0 der Bruch zwischen a b und a0 b0 mit dem kleinsten Nenner. Dies zeigt man durch eine elementare Rechnung. Mit Hilfe von Farey-Folgen lässt sich schlieÿlich der folgende Approximationssatz von Dirichlet beweisen. Satz 3.7. Es seien α ∈ R und n ∈ N. Dann existieren p, q ∈ Z mit ggT(p, q) = 1 und 0 < q < n derart, dass gilt: 1 α − p ≤ . q q(n + 1) Literatur [1] P. Bundschuh, Einführung in die Zahlentheorie, Springer-Verlag, Berlin, 1998. [2] B. Werner, Kettenbrüche. Probevorlesung für Erstsemester, Online-Skript, 2008. 44