Karstlandschaften Karl-Heinz Pfeffer Südwestdeutschland/Schwäbische Alb Naturräumliche und morphologische Gliederung Spessart und N T ar u- gä ck Ne Enz a l d . ni tl ei it S c h w a r z w Ob Lemberg 1015 h v w 916 951 936 53 46 928 Höhenangabe in m 850 Bitz 891 0 871 900 900 2,5 m-Höhenlinie Der Fuß der Höhenlinienzahlen ist stets talwärts gerichtet. 900 850 925 Bebauung 0 946 35 06 850 35 04 900 800 900 850 800 Hauptstraße 900 53 42 922 1 km Maßstab 1 : 50000 © Institut für Länderkunde, Leipzig 2002 94 Wu tac Bo de ns ee l b Do na u Ulm n v o a r l n en d en Arg Kempten Voralpen Schwäb.Oberbayer. Landhöhen (in m) 1500 1000 750 500 350 200 100 50 bis 2000 bis 1500 bis 1000 bis 750 bis 500 bis 350 bis 200 bis 100 Nachbarländer ohne schattenplastische Reliefdarstellung 1493 Berghöhe Feldberg Staatsgrenze 0 25 50 km Maßstab 1: 2000000 5 m-Höhenlinie 0 901 © Institut für Länderkunde, Leipzig 2002 10 m-Höhenlinie 911 927 90 Autor: K.-H.Pfeffer 50 m-Höhenlinie 928 950 Klifflinie ungefähre Südgrenze der geschlossenen Weißjuratafel siehe Nebenkarte 919 53 44 90 850 Albtrauf Höhenlinien 923 Schichtflächenalb Kuppenalb Felsen 903 866 Konstanz Flächenalb 919 90 0 0 90 850 Doline i ab l p hw A sc r e Ob 1493 Feldberg Morphologische Gliederung Karstwanne 868 900 850 800 Trockental b e h 900 900 925 ä s ge Aalen A e h c Biberach a.d.Riss Grenze einer naturräumlichen Haupteinheit weitere Unterteilung einer naturräumlichen Haupteinheit Kuppe 909 l r be er Jll Freiburg i.Breisgau S c r d- al r- d n a e e up l Minde er M rg Mu I sc I l b A VillingenSchwenningen Kaiserstuhl 557 Reutlingen o Naturräume (nach CH. BORCHERDT) Reliefformen 928 850 K s e I r cka Kinzig Hochrheingeb. Schwäbische Alb Geomorphologie der Kuppenalb Heilbronn w Ne Fränk. KeuperLias Land Ko c her Stuttgart Offenburg en t Hornisgrinde 1164 h I Straßburg tt Schwäbisch Hall I I a pl Jags - ef Ti Pforzheim Rhe in I - un la rd Nö Karlsruhe r er d nd l. e lz fä P La ute b au fränk. Platten es Heidelberg r W al d Ludwigshafen Odenwald ber Kaiserslautern MainTauberbischofsheim Tau Mannheim I Karstlandschaften sind durch das Zusammenwirken der Geofaktoren lösliche Gesteine und unterirdische Entwässerung sowie durch daraus resultierende Lösungsformen geprägte Landstriche. Mitteleuropäische Karstlandschaften haben sich seit dem Tertiär entwickelt und sind im Quartär periglaziär überprägt worden. Lösseintrag und periglaziäre Lagen überdecken die Landschaften. Der durch Dauerfrost plombierte Untergrund ließ zeitweise eine oberflächliche Entwässerung mit Talbildung zu. Diese Täler, die am Ende der Permafrostphase trockenfielen, wurden zu Trockentälern. Diese prägen zu- SaarNahe Bergland an Gl r ka ec Karstlandschaft der Schwäbischen Alb bei St. Johann – Kuppenalb mit flachen Trockentälern Die Schwäbische Alb ist ein 200 km langes, ca. 40 km breites Mittelgebirge zwischen Bodensee und Nördlinger Ries in einer Höhenlage von über 1000 m im Südwesten und ca. 600 m im Nordosten . Sie ist eine im oberen weißen Jura entwickelte Karstlandschaft mit Löss, periglazialen Lagen und Paläoböden. Den Nordrand bildet eine über 400 m hohe Schichtstufe des weißen Juras, im Süden tauchen die Schichten des Juras unter die Molasse des Alpenvorlandes unter. Entlang der Schichtstufe im Westteil der Alb dominiert eine dem Schichtenverlauf der Oxford-Bankkalke folgende Ebenheit (Schichtflächenalb), südlich einer SW-NO verlaufenden Linie, die als „Klifflinie“ die nördliche Verbreitung der Oberen Meeresmolasse darstellt, dominiert ein flächenhaftes Relief mit Karstwannen, Dolinen und Trockentälern, während nördlich der Klifflinie besonders Kuppen sowie Karstwannen, Dolinen und Trockentäler den Formenschatz prägen. Die Alb wurde am Ende der Jurazeit Abtragungsgebiet. Ohne tief greifende Karsthydrologie entwickelte sich ein Ri Das Beispiel Schwäbische Alb rh sammen mit Karstwannen und Dolinen heute die Karstlandschaften. Nationalatlas Bundesrepublik Deutschland – Relief, Boden und Wasser Autor: K.-H.Pfeffer flächenhaftes Relief mit Kaolintonen und Bohnerzen. Auf dem Flachrelief transgredierte das Molassemeer bis zur Klifflinie. Danach war die Alb ein Flachrelief mit Seen der oberen Süßwassermolasse. Nördlich der Klifflinie entwickelte sich ein Korrosionsrelief mit Herauspräparierung der Riffe, während südlich erst die Molassebedeckung abgetragen wurde. Mit der Eintiefung der Donau und des Neckar-Rheinsystems entwickelte sich die tief greifende Karsthydrologie mit der Genese der Karsthohlformen. Die Kaltzeiten des Quartärs unterbrachen diese Prozesse, Permafrost ermöglichte oberflächlichen Abfluss mit Talbildung und der Herauspräparierung der Riffkuppen. Eingewehter Löss und periglaziale Fließerden verdeckten und verfüllten teilweise die Hohlformen. Am Ende der Permafrostphase lebte die Karsthydrologie wieder auf, die Täler fielen trocken und die periglaziäre Überdeckung über gut entwickelten Karströhren wurde erodiert, es entstanden Erosionsdolinen in der Überdeckung. Instabile einbrechende Hohlräume pausten sich als Einsturz- Karstlandschaften N O RD FR ANGELN IES LAND DARS S N I I L S M H A V E L - Havel E A L T M A R K ne Lei Alle r W A L BERG- ROT HA AR Leine Lahn le Saa N Ö H P E S S A R T U 982 E R Gr. Beerberg WA LD VOGTLAN 686 Donnersberg 818 Erbeskopf D Main W D Nürnberg 657 Poppberg W S Ä I F hl mü Alt Z W Rhein A r cka Ne A e R Z S C H W R Gebirge, Landschaft; vom Karst beeinflusst Klifflinie des Burdigalmeeres Do n a B G Ä U Höhle Quelle sonstige Karsterscheinung Starnberger See B AY A Bedeutende lokale Karstphänomene HE R W A u Inn L L Bodensee SC K R A LD Karstlandschaften, entwickelt in devonischen Riffen, umgeben von nichtverkarstungsfähigen Gesteinen im Rheinischen Schiefergebirge und Harz Trockentäler, Dolinen, Höhlen, Flussschwinden; Schlucklöcher bei Bächen, die in die Karstregion hineinfließen u Ammersee Donauversickerung RI Mädelegabel 2645 München Chiemsee ERIS CHE ch A Gebirge, Landschaft E 1456 Gr. Arber Karstlandschaften, entwickelt in Gesteinen des Muschelkalkes Trockentäler, Dolinen, Höhlen lza H 1493 Feldberg C W B H YE Sa DARS S Berg mit Höhenangabe S H Ä C L Regensburg K r Is a 2713 Watzmann 1015 Lemberg I S A N BA Isar r Jlle Kaiserstuhl 557 Freiburg i. Breisgau Karstlandschaften, entwickelt in zechsteinzeitlichen Gipsschichten am Harzrand und in Nordhessen Trockentäler, Dolinen, Höhlen Lech L D Stuttgart lin i Kliff Landschaften mit Anteilen löslicher mesozoischer Gesteine lokale Karstphänomene a transgredieren, Transgression – das Vorrücken eines Meeresbereichs auf ein Festlandgebiet durch Ansteigen des Meeresspiegels 1164 Hornisgrinde F R Ä ALPEN a) b) 2713 Watzmann 2962 Zugspitze Geologische Karte: Beitrag K.Asch, L.Lahner, A.Zitzmann S.32ff. Karstlandschaften, entwickelt in Gesteinen des oberen Jura Kalke: Schwäbische Alb Dolomite: Fränkische Alb a) Trockentäler, Dolinen, Höhlen b) zusätzlich Kuppen alpine Karstlandschaften der deutschen Alpen, entwickelt in mesozoischen Kalken Karren auf nackten Felsflächen, Dolinen, Schächte, Höhlen 0 25 50 75 Maßstab 1 : 3 750 000 © Institut für Länderkunde, Leipzig 2002 hunderte währenden Bodenerosion entstanden ( Beitrag Fohrer u.a., S. 106). Karstwannen, Dolinen und Talböden sind mit Kolluvisolen erfüllt. In Hanglagen sind die Böden gekappt oder die periglaziären Deckschichten mit den darin entwickelten Parabraunerden und Terra fuscen sind an vielen Stellen Lausche 793 Karstlandschaften n Do Autor: K.-H.Pfeffer (nach GERSTENHAUER 1969) E 1214 Fichtelberg C ER Z L P G Z R Saarbrücken AL r cka Ne AL D EN D R 1051 Schneeberg in iße LAUSITZER BERGLD. ELBSANDSTEINGEB. E R G B I FICHTELGEB. Ma S R E FR A W NK E AL D N- R S 880 Gr. Feldberg Frankfurt a.M. N Mainz r Saa lösliche Gesteine – Salz, Gips, Kalk, Dolomit; sie zeigen mit Wasser oder CO2haltigem Wasser rasche Auflösungserscheinungen. V O GE LS - Taufstein 773 B E R G E G A L B N U T A Wasserkuppe 950 H E U e Dresden E LZ FÄ RP D OBE WAL H S B E G - I R G IN el Erfurt R Mos W E ST E O Korrosionsrelief – Oberflächenformen, die auf Lösungsprozesse mit unterirdischer Entwässerung zurückgehen 747 Hohe Acht R F E K I E H C Ü S C uer Sa L I N Elb iße We BECKEN Werra LD RWA WALD Leipzig Ü ein Rh F E E I Kolluvisole – durch menschliche Eingriffe umgelagerte Böden E H R I S Fu lda EE Ne LEIPZIGER 477 Kyffhäuser S E H C Z THÜRINGER 816 Kahler Asten R S R TIEFLANDSBUCHT E RG BI GE P G TH Köln A N lde A H Kassel ND I Mu S ER BUCHT ser We KÖLN LA S M e a al LAND Ä 1142 Brocken 528 Gr. Blöße Dortmund hr Ru L zer sit Lau D F Magdeburg ree R pe ER e Sp E WESER- Bielefeld ter G Els R Lip U S pr e Potsdam 201 Hagelberg U Ü N N D S T E R L A Essen BERLIN L A N D Plauer See Hannover r de O r B M E K C H E IDE I A U LÜ N E B U R G E R Alle TO M Havel Ems D Wes er TE U M P Elb e 169 Wilseder Berg Bremen M E R N ME 179 CK Helpter Berge LE NB UR Müritz Elde GI SC HE SE Plauer EN PLA See TTE Hamburg FRIESLAND Karstwannen – große, flache geschlossene Hohlformen, in denen häufig Dolinen entwickelt sind Die Alb ist seit der Hallstattzeit (ca. 800-400 v.Chr.) besiedelt. Die Gewinnung von Eisen aus Bohnerzen und die Eisenproduktion sowie Ackerbau und jahrhundertelange Beweidung mit Schafen und Ziegen haben ihr Ökosystem nachhaltig verändert. Waren primär Laubmischwälder mit Buchendominanz vorhanden, so ist durch die menschliche Nutzung eine offene Agrarlandschaft mit Zeugen der Jahr- TO Schweriner See RMAR N O Kummerower See O ST- Karsthydrologie – Gewässerkunde des Karst. Weisen Regionen mit löslichen Gesteinen einen Gradient gegenüber der Umgebung auf, dann sickert Wasser durch die Klüfte zum Vorfluter. Die Klüfte werden durch Lösungsvorgänge zu Röhrensystemen, das Wasser wird unterirdisch abgeführt. Im Gebirgsinnern entstehen Höhlen, Hauptröhrensysteme konzentrieren den Abfluss, und am Rande der Karstregion treten stark schüttende Quellen auf. Karstgebiete sind große Wasserreservoire. Besiedlung und Bewirtschaftung R S Karstformen (in Mitteleuropa) – Oberflächenformen, die durch Lösung von Gesteinen und unterirdischer Entwässerung entstehen: Lösungsrinnen (Karren), Dolinen, Karstwannen u.a. dolinen an die Landoberfläche durch . In den lösshaltigen periglaziären Lagen entstanden Parabraunerden, die in Terra fusca über dem anstehenden Kalk oder den kalkigen Basislagen übergehen ( Beitrag Adler u.a., S. 100 ff.). O Rostock Doline – schüsselförmige, unterirdisch entwässernde, geschlossene Hohlform, die durch Lösungsvorgänge entsteht. Erosionsdolinen sind Hohlformen, die durch Erosion von Deckschichten über dem Kalk, entstehen, Einsturzdolinen durch Nachbruch über Höhlen, Lösungsdolinen durch Gesteinslösung, ausgehend von der Erdoberfläche; Erdfälle sind Hohlformen durch Einbrechen von Deckschichten über dem Kalk. Meeresmolasse – Meeresablagerungen im Alpenvorland vor 20 Mio. Jahren V 169 Bungsberg Bohnerze – Eisenkonkretionen in toniger Matrix R Kiel erodiert, und auf edaphisch trockenen Hangstandorten finden sich nach der Erosion der primären Böden Rendzinen. Heute sind Karstwannen, ebene Talböden und Flachreliefteile der Kuppen meist Agrarland, steilere Kuppen tragen nach Aufforstungen wieder Wald, und Trockenstandorte sind ge- schützte Wacholderheiden mit seltenen Faunen und Floren. Karstlandschaften 95 100 km