Maligne Weichgewebstumoren

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DIE ÜBERSICHT
Detlef Katenkamp
Maligne
Weichgewebstumoren
Betrachtungen zum diagnostischen Beitrag
der Pathologie
ZUSAMMENFASSUNG
In der Übersicht wird an ausgewählten Beispielen die Bedeutung einer modernen Pathologie für die Diagnose und
indirekt auch für die Therapie von malignen Weichgewebstumoren unterstrichen. Die Klassifikation beziehungsweise
Subtypisierung dieser Geschwülste wird ständig überarbeitet und präzisiert und neue Entitäten werden herausgearbeitet. Es gibt noch kein weltweit einheitliches Vorgehen bei der
Malignitätsgraduierung. Das in Europa bevorzugt verwendete französische System wird näher dargestellt. Molekularbiologisch/zytogenetische Techniken haben sich als wesentliche Hilfsmethoden für die konventionell-histologische
Diagnose und Differenzialdiagnose herausgestellt. In die-
sem Zusammenhang wird besonders
auf die Bedeutung eines Chromosomen-Translokationsnachweises am Beispiel der Differenzialdiagnose von Fettgewebstumoren eingegangen. Schließlich werden unter dem Blickwinkel der klinischen Praxis
Vor- und Nachteile unterschiedlicher Methoden der Gewebsentnahme diskutiert. Eine optimale Behandlung von
Patienten mit Weichgewebssarkomen kann nur in Zentren
erfolgen.
Schlüsselwörter: Weichgewebstumoren, Klassifikation, histologische Diagnose, Malignitätsgraduierung, Molekularbiologie/Zytogenetik
Malignant Soft Tissue Tumors – Reflections on the
Contribution of Pathology to Diagnosis
This overview focusses on recent advances in the pathology
of soft tissue tumors and illustrates its clinical relevance. In
the past years classifications of soft tissue tumors have continuously been revised and new entities have been defined.
Despite the necessity of an international standardized grading system, no consens has been reached so far. This article
presents the French system which has been accepted more
and more in Europe. Molecular biology and cytogenetic
techniques have been proven helpful ancillary methods for
conventional histological diagnosis and differential diagnosis. In particular, chromosomal
translocations and genomic alterations are of importance as
shown in adipose tissue tumors. Advantages and disadvantages of different tissue sampling procedures are discussed
in detail. Emphasis is laid on the statement that optimal treatment of patients with malignant soft tissue tumors is only
possible in specialized centers.
Key words: Soft tissue tumors, classification (typing), histological diagnosis, grading of malignancy, molecular biology/cytogenetics
D
urch die breite Anwendung
immunhistochemischer Methoden, die Nutzung zytogenetischer Analysen und die Einführung molekularbiologischer Techniken ist die morphologische Diagnostik von Weichgewebstumoren verbessert und verfeinert worden. Unter Einbeziehung klinischer Befunde und unter Berücksichtigung von Verlaufsbeobachtungen konnten neue Entitäten
herausgearbeitet werden, es wurden
aber auch manche seit langem bekannte Tumoren neu interpretiert. Von
Fortschritten in der Pathologie profitiert naturgemäß die klinische Diagnostik und Therapie. Unter besonderer
Berücksichtigung dieses Aspektes soll
im Folgenden kurz auf einige klinikrelevante Gesichtspunkte und aktuelle
Entwicklungen der morphologischen
Diagnostik von malignen Weichgewebstumoren eingegangen werden.
A-452
Klassifikation maligner
Weichgewebstumoren
Die letzte Aktualisierung der
Klassifikation erfolgte durch die
WHO im Jahre 1994, es ist aber bereits jetzt zu erkennen, dass in absehbarer Zeit eine erneute Revision erfolgen muss. In den letzten zwei Jahrzehnten sind nicht nur neue Entitäten
herausgearbeitet, sondern es sind
auch etablierte Tumortypen infrage
gestellt worden (wie das maligne fibröse Histiozytom) (4). Darüber hinaus haben eine strengere Definition
und die verbesserte morphologische
Diagnostik manche ehemals häufige
Tumoren zu höchst seltenen GeInstitut für Pathologie (Direktor: Prof. Dr. med.
Detlef Katenkamp) der Friedrich-Schiller-Universität, Jena
Deutsches Ärzteblatt 97, Heft 8, 25. Februar 2000
SUMMARY
schwülsten werden lassen (wie das Fibrosarkom im Erwachsenenalter).
Durch die Typisierung wird der
maligne Weichgewebstumor (MWT)
einer bestimmten Geschwulstgruppe
im Klassifikationsschema zugeordnet,
deren Kennzeichen reproduzierbare
morphologische und klinische Merkmale sind. Die Einteilung der MWT ist
jedoch nicht unveränderlich, im Bedarfsfall müssen Klassifikationen modifiziert oder auch nomenklatorisch
dem jeweiligen Wissensstand angepasst
und gegebenenfalls erweitert werden.
Dies ist zum Beispiel bei Tumoren mit
adipozytärer Differenzierung kürzlich
erfolgt. Erweitert wurde die Palette
der Liposarkome vor wenigen Jahren
durch das maligne Pendant des Spindelzell-Lipoms, das Spindelzell-Liposarkom (13) (Abbildung 1), und kürzlich durch die dedifferenzierten Liposarkome mit niedrig-malignem Dedif-
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DIE ÜBERSICHT
ferenzierungsanteil (7) (Abbildung 2). Eine nomenklatorische Modifikation ist insofern eingeführt worden, als
man bei im tiefen Weichgewebe gelegenen hoch differenzierten Fettgewebstumoren
mit zellulären Atypien besser
von „atypischen lipomatösen
Tumoren“ und nicht von
„Lipom-ähnlichen Liposarkomen“ sprechen sollte. Diese Tumoren haben nämlich
kein Metastasierungspotenzial und stellen folglich aus tumorbiologischer Sicht keine
Sarkome dar (1). Lediglich im
Retroperitonealraum ist bei
derartigen Tumoren aufgrund
der schlechteren Prognose
der Liposarkom-Begriff vertretbar.
Dass die Herausarbeitung neuer Tumortypen von
erheblicher klinischer Bedeutung sein kann, lässt sich am
Beispiel des niedrig-malignen fibromyxoiden Sarkoms
exemplarisch belegen. Dieser
Tumor bietet histologisch ein
ganz blandes „gutartiges“
Zellbild (Abbildung 3). Überraschenderweise zeigte sich
jedoch, dass Lokalrezidive
ziemlich häufig sind und nach
jahrelangen
protrahierten
Verläufen in 40 bis 50 Prozent
der Fälle Metastasen in den
Lungen entstehen. Durch klinikopathologische Studien ist
es vor einigen Jahren gelungen, diesen Tumor klar zu definieren (2, 5), sodass trotz des
harmlosen morphologischen
Bildes eine korrekte Einschätzung seiner biologischen
Wertigkeit schon mit der initialen Diagnose vorgenommen werden kann und nicht
erst im Nachhinein aus dem
Verlauf abgeleitet werden
muss. Dadurch wird eine
frühzeitige adäquate Therapie ermöglicht. Ebenfalls von
hoher praktischer Relevanz
sind die Bemühungen, die
pleomorphen MWT exakt zu
unterteilen und sie nicht bequemerweise als maligne fibröse Histiozytome (MFH)
einzuordnen (gemäß der WHO ist das
MFH ein pleomorphes Spindelzellsarkom ohne Zellliniendifferenzierung). Verschiedene MWT können
zwar ein MFH-ähnliches Bild bieten,
lassen dann bei subtiler Untersuchung
aber doch eine Liniendifferenzierung
erkennen. Die Auftrennung ist wichtig,
es gibt nämlich in der Gruppe der pleomorphen MWT Unterschiede sowohl
in der Prognose (70 bis 80 Prozent
Fünf-Jahres-Überlebensrate bei dedifferenzierten Liposarkomen versus
10 bis 20 Prozent bei pleomorphen
Rhabdo- oder Leiomyosarkomen) als
auch im Effekt einer Chemotherapie
(pleomorphe Rhabdomyosarkome sollen am besten ansprechen).
a
b
Abbildung 1: Spindelzell-Lipom und Spindelzell-Liposarkom. a)
Spindelzell-Lipom mit reifen Fettgewebszellen, blanden Spindelzellen und keloidartigen Kollagenbündeln. b) Spindelzell-Liposarkom, welches adipozytäre Zellen und einen multivakuolären
Lipoblasten (zentral), Spindelzellen mit leicht unregelmäßigen
Kernen und ein feinfibrilläres Kollagen zeigt.
Abbildung 2: Dedifferenziertes Liposarkom mit stark größenunterschiedlichen adipozytären Tumorzellen und einer Fibromatoseähnlichen niedrig-malignen Dedifferenzierungskomponente.
Abbildung 3: Niedrig-malignes fibromyxoides Sarkom mit einem
ziemlich blanden zytologischen Bild. Myxoid aufgelockertes fibroblastisches Tumorgewebe.
Histologie und
Malignitätsgraduierung
Gegenwärtig kennt man mehr als
140 verschiedene Typen gut- und bösartiger Weichgewebstumoren. Im Falle
eines MWT ist mit der histologischen
Diagnose allerdings nicht immer eine
brauchbare Aussage zum zu erwartenden weiteren klinischen Verhalten gegeben. Das trifft zum Beispiel für maligne periphere Nervenscheidentumoren, Leiomyosarkome, Myxofibrosarkome, Fibrosarkome und auch alle
nicht weiter zu spezifizierenden pleomorphen Sarkome zu. In diesen Fällen
muss eine Malignitätsgraduierung erfolgen. Der Malignitätsgrad ermöglicht
eine Voraussage der Prognose (inklusive der Metastasierungswahrscheinlichkeit) und spielt eine Rolle bei der
Therapieentscheidung. Leider werden
weltweit verschiedene Systeme der
Malignitätsgraduierung angewendet,
sodass die jeweiligen Ergebnisse nur
bedingt miteinander vergleichbar sind.
In Europa setzt sich zunehmend die
Graduierung der „French Federation
of Cancer Centres“ durch, die sich auf
die zelluläre Differenzierung, die Zahl
der Mitosen und das Ausmaß der (histologisch beobachteten) Nekrosen
stützt (6) (Textkasten). Es gibt aber Einschränkungen, die ein exaktes Graduieren behindern können. Das Ausmaß
der Nekrose wird histologisch nicht
selten unterschätzt, da im Hinblick auf
die Diagnosefindung beim Zuschneiden des Tumors möglichst vitales Gewebe für die histologische Aufarbei-
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DIE ÜBERSICHT
Histopathologisches Grading von
Weichgewebssarkomen (6):
Tumordifferenzierung
Score 1: Sarkome mit starker Ähnlichkeit zu
Normalgewebe
– gut differenziertes Fibrosarkom
– gut differenziertes Liposarkom
– gut differenziertes Leiomyosarkom
– gut differenzierter maligner peripherer
Nervenscheidentumor (MPNST)
– gut differenziertes Chondrosarkom
Score 2: Sarkome mit eindeutiger Typisierung
– mäßig differenziertes Fibrosarkom
– storiform/pleomorphes MFH
– myxoides Liposarkom
– dedifferenziertes Liposarkom
– mäßig differenziertes Leiomyosarkom
– gut differenziertes Angiosarkom
– gut differenziertes malignes Hämangioperizytom
– mäßig differenzierter MPNST
– myxoides Chondrosarkom
Score 3: Undifferenzierte oder gering differenzierte Sarkome, Sarkome mit bekannt
schlechter Prognose
– gering differenziertes Fibrosarkom
– riesenzelliges/inflammatorisches MFH
– pleomorphes Liposarkom
– gering differenziertes Leiomyosarkom
– pleomorphes Rhabdomyosarkom
– gering differenziertes Angiosarkom
– mäßig differenziertes malignes
Hämangioperizytom
– gering differenzierter/epitheloider
MPNST
– maligner Triton-Tumor
– Synovialsarkom
– mesenchymales Chondrosarkom
– extraskelettales Osteosarkom
– Ewing-Sarkom/PNET
– maligner rhabdoider Tumor
Mitosezahl
Tumornekrose
Score 1: 0 bis 9/10 HPF
Score 0:
keine Nekrosen
Score 1:
weniger als
50 Prozent
Score 2:
mehr als
50 Prozent
Score 2: 10 bis 19/10 HPF
Score 3: mehr als 20/10 HPF
Malignitätsgrad 1: Score 2 bis 3
Malignitätsgrad 2: Score 4 bis 5
Malignitätsgrad 3: Score 6 bis 8
A-454
tung entnommen wird.
Die Zahl der Mitosen
kann sich infolge abgelaufener Zellzyklen aufgrund einer verzögerten Fixierung des Gewebes reduziert haben.
Schließlich gibt es bei
der Bewertung der Differenzierung Raum für
subjektive Interpretationen. Die Weichgewebsund KnochensarkomGruppe der EORTC
(European Organization for Research and
Treatment of Cancer)
hat daher statt der Differenzierung eine Einbeziehung der Tumorgröße
vorgeschlagen
(15). Schließlich sei als
Störfaktor auch die Heterogenität der MWT
erwähnt (8), die bei der
Analyse einer nur kleinen Gewebeprobe aus
einem großen Tumor zu
einer Aussage führen
kann, die nicht repräsentativ für den Gesamttumor ist.
Vor der Bestimmung des Malignitätsgrades muss grundsätzlich eine histologische
Diagnose erfolgen, da
eine
Unterscheidung
zwischen
gutartigen
und bösartigen Tumoren durch eine Malignitätsgraduierung nicht
möglich ist. Würde man
zum Beispiel eine gutartige
(pseudosarkomatöse) Fasciitis nodularis graduieren, dann
ergäbe sich unter Umständen ein Malignitätsgrad II. Endlich ist darauf hinzuweisen, dass
MWT nach einer Chemo- oder Radiotherapie, die zu therapieinduzierten
Nekrosen
führen und die Zahl der
Mitosen
reduzieren
kann, und beim Auftreten im Säuglings- und
Kindesalter nicht gra-
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duiert werden sollen, weil in diesen
Fällen die biologische Wertigkeit des
MWT durch den Malignitätsgrad
nicht erfasst wird (beispielshalber
nehmen die sehr mitosereichen und
zelldichten infantilen Fibrosarkome
in den meisten Fällen einen überaus
günstigen Verlauf, obwohl der Malignitätsgrad aufgrund des geweblichen
Bildes hoch sein müsste).
Neue Techniken in
der morphologischen
Diagnostik
Zahlreiche MWT weisen spezifische und ziemlich konstant auftretende karyotypische Aberrationen auf,
meist handelt es sich dabei um Chromosomentranslokationen (9, 12) (Tabelle). An den Bruchpunkten der
Chromosomen werden Gene zusammengelagert, deren „chimäre“ Transkriptionsprodukte eine Rolle bei der
Tumorentstehung spielen. Man kann
diese Veränderungen aber auch unter
diagnostischer Fragestellung auswerten (Grafik).
Die Translokationen können mittels klassischer zytogenetischer Verfahren erkannt werden. Dazu ist allerdings eine Zellkultur mit sich teilenden
Zellen erforderlich, um anhand von
Metaphasen die einzelnen Chromosomen präparieren zu können. Neuerdings kann man Chromosomenuntersuchungen auch am Interphasekern
vornehmen, indem Fluoreszenzfarbstoff-markierte Sonden gegen einzelne
Gene oder bestimmte Chromosomenregionen eingesetzt werden, die dann
nach einer Hybridisierung das entsprechende Areal des Chromosoms im
Fluoreszenzlicht markieren (Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung, FISH).
Damit sind sowohl nummerische
Aberrationen als auch Translokationen zu erkennen (Abbildung 4). Als
Ausgangsmaterial für die Untersuchungen kommen zytologische Präparate, Nativgewebe und paraffineingebettetes Gewebe infrage. Die Methode
ist also auch nach routinemäßiger Aufarbeitung des Untersuchungsmaterials
anwendbar. Schließlich lassen sich die
RNA-Genprodukte durch eine RTPCR (Reverse-Transkriptase-Polymerase-Kettenreaktion) erfassen. Ursprünglich war dies wiederum nur am
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DIE ÜBERSICHT
Frischgewebe möglich, inzwischen ist
die Methode ebenfalls für Paraffinmaterial zu nutzen (10).
Durch derartige molekularbiologische Techniken ließ sich nachweisen, dass es tatsächlich eine solide Variante des alveolären Rhabdomyosarkoms mit der charakteristischen 2; 13Translokation gibt, dass Ewing-Sarkome und maligne primitive periphere neuroektodermale Tumoren
(PNET) die gleiche 11; 22-Translokation aufweisen und damit eine Tumorfamilie bilden, und dass das monophasisch-fibröse Synovialsarkom so wie
der biphasische Subtyp durch eine X;
18-Translokation gekennzeichnet ist
und sich damit klar vom Fibrosarkom
abtrennen lässt.
Die große diagnostische und differenzialdiagnostische Bedeutung der
molekularbiologischen
Chromosomenanalyse sei exemplarisch am Beispiel der Fettgewebstumoren verdeutlicht (14) (Grafik). Die gut differenzierten lipomatösen Tumoren mit
Zellatypien (atypische Lipome der
Subkutis, atypische lipomatöse Tumoren des peripheren tiefen Weichgewebes (so genannte hoch-differenzierte Lipom-ähnliche Liposarkome) und
auch dedifferenzierte Liposarkome
sind durch Ring- und RiesenmarkerChromosomen charakterisiert, die
durch Amplifikation von Material des
Chromosoms 12 entstehen. Atypische
Lipome unterscheiden sich damit von
Spindelzell-/pleomorphen Lipomen,
bei denen Veränderungen am Chromosom 16 auftreten. Dies hat klinische Bedeutung: Atypische Lipome
tendieren zum Rezidiv, Spindelzell-/
pleomorphe Lipome tun dies nicht.
Dedifferenzierte Liposarkome sind
zytogenetisch von pleomorphen Liposarkomen (multiple unsystematisierte Chromosomenaberrationen)
abzugrenzen, obwohl sie zumindest
partienweise histologisch sehr ähnlich
aussehen können. Ihre Unterscheidung ist klinisch relevant: Dedifferenzierte Liposarkome haben eine deutlich günstigere Prognose. Gutartige
Lipoblastome des Kindesalters können bösartige myxoide Liposarkome
imitieren, durch die Chromsomenanalyse sind sie eindeutig voneinander zu trennen (Grafik).
Abschließend muss aber nachdrücklich betont werden, dass diese
Tabelle
Tumorspezifische Translokationen und Genumlagerungen in malignen Weichgewebstumoren (11)
Tumortyp
Zytogenetische Befunde
Involvierte Gene
Ewing-Sarkom/PNET
t (11; 22) (q21–24; q11–13)
t (21; 22) (q22; q12)
t (7; 22) (p2; q12)
EWS-FLI1
EWS-ERG
EWS-ETV1
desmoplastischer kleinund rundzelliger Tumor
t (11; 22) (q13; q11.2–12)
EWS-WT1
Klarzellsarkom
t (11; 22) (q13–14; q12–13)
EWS-ATF1
myxoides Chondrosarkom
t (9; 22) (q31; q12)
EWS-TEC
alveoläres RhabdoMyosarkom
t (12; 13) (q35–37; q14)
t (1; 13) (p36; q14)
PAX3-FKHR
PAX7-FKHR
Myxoid/rundzelliges
Liposarkom
t (12; 16) (q13; p11)
t (12; 22) (q13; q11–12)
CHOP-TLS
CHOP-EWS
Synovialsarkom
t (X; 18) (p11.2; q11.2)
SYT-SSX
Dermatofibrosarcoma protuberans
t (17; 22) (q22; q13)
PDGFB-COL1A1
modernen Techniken nur den Stellenwert von Zusatzmethoden haben und
die konventionelle histologische Untersuchung nicht ersetzen können,
schon ist nämlich infolge einer offenbar vorhandenen molekularen Heterogenität über unerwartete und nicht
ins Schema passende Befunde berichtet worden (3).
Gewebsentnahme
zur Diagnostik
Trotz eines ständig wachsenden
Repertoires an Untersuchungstechniken kann eine korrekte Diagnose
nur dann gestellt werden, wenn repräsentatives Gewebsmaterial zur
Verfügung steht. Bei Tumoren, deren
Durchmesser kleiner als 3 cm ist, sollte eine Exzisionsbiopsie durchgeführt werden. Der MWT kann dann
komplett aufgearbeitet und verlässlich beurteilt werden. Bei größeren
Tumoren ist aus Sicht der Pathologie
eine offene Biopsie (Inzisionsbiopsie) wünschenswert. Durch dieses
Verfahren wird genügend Untersuchungsmaterial gewonnen, um eine
sichere Diagnose stellen und gegebenenfalls auch moderne Zusatzmethoden einzusetzen zu können. Aufgrund der einfacheren Durchführung, der geringeren Belastung des
Patienten und auch aus Kostengründen wird zunehmend häufiger
von klinischer Seite für eine Stanz-
Grafik
Lipom
Angiolipom
Pleomorphes
Liposarkom
Komplexe karyotypische
Aberration
Atypisches Lipom
Atypischer lipomatöser Tumor
Gut-differenziertes lipomähnliches Liposarkom
Dedifferenziertes Liposarkom
Amplifikation von 12q13–15
Ring-/Riesenmarker-Chromosomen
Spindelzelliges /pleomorphes Lipom
Verlust von 16q13 oder q13 Deletion
Myoxid/rundzelliges
Liposarkom
t(12; 16)
Lipoblastom
Deletion 8q11–13
Genomische Veränderungen in Fettgewebstumoren
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DIE ÜBERSICHT/FÜR SIE REFERIERT
Ausblick
Abbildung 4: Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung eines
malignen peripheren primitiven neuroektodermalen
Tumors (PNET), aus Paraffinmaterial isolierter Kern.
Rote Markierung: EWS (22q12), grüne Markierung:
FLI1 (11q24). Die Kolokalisation eines roten und grünen Signals markiert das veränderte Chromosom 22
(Fusion von EWS mit FLI1). Die einzelne rote Markierung entspricht dem normalen Chromosom 22, das veränderte Chromosom 11 ist kaum markiert, da FLI1 fast
vollständig im Bereich von Chromosom 22 vorliegt.
biopsie oder sogar für eine Feinnadelaspiration plädiert. Den unbestreitbaren Vorteilen stehen allerdings
auch erhebliche Nachteile gegenüber. Die diagnostische Sicherheit
vermindert sich beträchtlich, ein Grading kann aufgrund der bekannten
Heterogenität beim MWT praktisch
nicht durchgeführt werden, und es
steht im Regelfall kein Material für
ergänzende zytogenetische oder molekularbiologische Untersuchungen
zur Verfügung. Hinzu kommt, dass
Feinnadelaspirate nur durch trainierte Spezialisten beurteilt werden sollten (die in Deutschland kaum vorhanden sind), da sonst die Zahl der
Fehldiagnosen unvertretbar hoch
sein dürfte. Gegenwärtig stellt also
die Inzisionsbiopsie aus der Sicht der
Pathologie das beste Verfahren der
diagnostischen präoperativen Materialgewinnung dar. Stanzbiopsien
oder eine Feinnadelaspiration sollten
nicht herangezogen werden, wenn eine Primärdiagnose zu stellen ist, sie
könnten aber einen besonderen
Stellenwert für das Monitoring der
Tumorerkrankung erlangen (Rezidiv- und/oder Metastasendiagnostik)
(11). In diesen Fällen ist nämlich der
histologische Befund des Primärtumors bekannt, was eine vergleichende Bewertung ermöglicht und die
Diagnose erheblich vereinfacht.
A-456
Das konzeptionelle Verständnis
der MWT hat sich durch moderne
Methoden der Untersuchung erweitert, die morphologische Diagnostik
ist subtiler und zugleich auch sicherer
geworden. Der Patient mit einem
MWT allerdings profitiert nur dann
von den Fortschritten in der Diagnostik, wenn eine adäquate Umsetzung
in die Therapie erfolgt. Das erfordert
zum einen die enge Zusammenarbeit
zwischen Pathologie und Klinik, zum
anderen sind spezialisierte Kenntnisse und Fertigkeiten des Chirurgen
oder Orthopäden erforderlich. Aus
der Seltenheit der MWT leitet sich
daher die Forderung ab, die Patienten nur in speziellen Zentren zu behandeln, wo ausreichende Erfahrungen und die notwendige Therapiekompetenz vorhanden sind. Es muss
eine der zukünftigen Aufgaben sein,
in Deutschland flächendeckend die
Voraussetzungen für eine derartige
optimale Versorgung von Patienten
mit einem MWT zu schaffen.
Zitierweise dieses Beitrags:
Dt Ärztebl 2000; 97: A-452–456
[Heft 8]
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Anschrift des Verfassers
Prof. Dr. med. Detlef Katenkamp
Institut für Pathologie
Friedrich-Schiller-Universität Jena
Ziegelmühlenweg 1
07743 Jena
Pentoxifyllin enttäuscht bei venösem Ulcus cruris
Eine englische Studie untersuchte
den Wert von Pentoxifyllin bei der Behandlung chronisch venöser Ulcera
cruris. Neben der lokalen Wundbehandlung und Kompressionsstrümpfen wurde Pentoxifyllin in einer Dosis
von dreimal 400 mg/die gegenüber
Plazebo über sechs Monate eingesetzt.
Bei den 200 behandelten Patienten
konnte zwischen der Verumgruppe
Deutsches Ärzteblatt 97, Heft 8, 25. Februar 2000
(64 Prozent Abheilungsrate) und der
Plazebogruppe (53 Prozent Abheilungsrate) kein signifikanter Unterschied festgestellt werden.
acc
Dale JJ et al.: Randomised, double blind
placebo controlled trial of pentoxifylline
in the treatment of venous leg ulcers.
CV Ruckley, Department of Vascular
Surgery, Edinburgh Roxal Infirmary,
Edinburgh EH3 9YW, Schottland.
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