Demenz Quellen: PRO PflegeManagement Verlag Deutsches Grünes Kreuz für Gesundheit e.V. Inhalte Grundlagen Angehörige Symptome Verbreitung Demenz Diagnostik Kennzeichen Verlauf Behandlung Inhalte Grundlagen Angehörige Symptome Verbreitung Demenz Diagnostik Kennzeichen Verlauf Behandlung 1 Verteilung Altersbeschwerden Grundlagen n lat.: Demens: „ohne Geist“ n de = abnehmend Mens = Verstand n über Monate und Jahre ent- stehendes Defizit in kognitiven, emotionalen und sozialen Fähigkeiten ð führt zur Beeinträchtigung sozialer und beruflicher Funktionen Grundlagen n Leitsymptom ist die Gedächtnisstörung n vor allem ist das Kurzzeitgedächtnis betroffen n ferner: Denkvermögen, Sprache und Motorik n einige Formen charakterisiert durch Veränderung der Persönlichkeitsstruktur n Maßgeblich ist der Verlust bereits erworbener Denkfähigkeiten im Unterschied zur angeborenen Minderbegabung 2 Grundlagen n Demenz hat verschiedene Ursachen n bei einigen Formen können die Symptome im Anfangsstadium im gewissem Umfang behandelt bzw. verzögert werden n Die am häufigsten auftretende Form ist die Alzheimer-Krankheit n für die Therapie ist die Klärung der Ursache wichtig Veränderungen im Gehirn bei Alzheimerkrankheit Amyloide Plaques und Fibrillen 3 Amyloide Plaques n Anhäufung zwischen den Neuronen im Gehirn n Oberbegriff für Protein-Fragmente, die der Körper produziert. n Beta-Amyloid ist das Fragment eines Proteins, das aus einem größeren Protein mit dem Namen APP (AmyloidVorläufer-Protein) herausgeschnitten wird n Im gesunden Gehirn werden diese Fragmente zersetzt und vernichtet. n Bei der Alzheimer-Krankheit häufen sie sich zu harten, unauflöslichen Plaques an. Fibrillen n Tau-Fibrillen bestehen aus unauflöslichen, gedrehten Fasern, die sich im Innern von Hirnzellen finden. n Sie bestehen überwiegend aus dem sogenannten Tau-Protein, das Teile einer Struktur formt, die man Mikro-Tubuli (Röhrchen) nennt. n Mikro-Tubuli helfen beim Transport von Nährstoffen und anderen wichtigen Substanzen von einem Teil der Nervenzelle zu einem anderen. n Bei der Alzheimer-Krankheit ist das Tau-Protein abnormal und die mikro-tubularen Strukturen kollabieren. Symptome und Konsequenzen der Alzheimer Demenz 4 Inhalte Grundlagen Angehörige Symptome Verbreitung Demenz Diagnostik Kennzeichen Verlauf Behandlung Verbreitung n Weltweit etwa 0,5% - 1% aller Menschen im Alter von 60-64 J. n Anzahl der erkrankten Personen steigt in der zweiten Lebenshälfte mit zunehmendem Alter an n Demenz ist keine zu erwartende Alterserscheinung, so sind z.B. in Deutschland… … bei den 65- bis 69-Jährigen nur etwa 1,2%, … bei den 80- bis 84-Jährigen etwa 13,3%, … bei den über 90-Jährigen ca. 35% betroffen. n Verhältnis des Risikos für Erkrankung: Frauen zu Männer 3:2 Inhalte Grundlagen Angehörige Symptome Verbreitung Demenz Diagnostik Kennzeichen Verlauf Behandlung 5 Wann spricht man von „Demenz“? kognitiven Ebene (Denkleistungen): n chronische oder schlimmer werdende Denkschwierigkeiten (mindestens 6 Monate) n Gedächtnisprobleme, n Orientierungsschwierigkeiten Begleiterscheinungen einer Demenz: n Veränderungen in der Stimmungskontrolle und im sozialen Verhalten n Schwierigkeiten im Bewältigen des Alltags (räumliche, zeitliche, persönliche Orientierung) Unterscheidung in „primäre“ und „sekundäre“ Demenz Primäre bzw. erstrangige Demenzen: n hirnorganische Ursachen (90%) n bislang nicht reversibel: keine Heilung, kein Stoppen n weitere Unterteilung: n Degenerative Demenzen n Vaskuläre Demenzen n Mischformen Sekundäre bzw. zweitrangige Demenzen: n aufgrund von verschiedenen Organerkrankungen Degenerative Demenz n Abbau (Degeneration) der Nervenzellen im Gehirn n Schrumpfen oder Absterben bestimmter Nervenzellen von bestimmten Hirnregionen n etwa 70% der primären Demenzen sind degenerative Demenzerkrankungen n Hierzu zählen: n Morbus Alzheimer Pick n Chorea Huntington n Morbus Parkinson n Morbus 6 Vaskuläre Demenz n 15% aller primären Demenz-Erkrankungen n Ursache sind kleine, häufig aufeinander folgende Hirninfarkte oder Durchblutungsstörungen im Gehirn n positive Therapiebeeinflussung lediglich der Risikofaktoren bzw. Begleiterkrankungen: n Rauchen n Diabetes n Bluthochdruck n Herzerkrankungen n Fettstoffwechselstörungen Mischformen n Mit zunehmendem Alter treten häufig Mischformen der degenerativen und vaskulären Demenzen auf. n Mischformen machen die übrigen ca. 10% bis 15% aller primären Demenzen aus. Häufigkeitsverteilung der Demenzursachen Quelle: DEGAM-Leitlinie Nr. 12: Dezember 2008 7 Ursachen und Symptome im Überblick: Inhalte Grundlagen Angehörige Symptome Verbreitung Demenz Diagnostik Kennzeichen Verlauf Behandlung Verlauf einer primären Demenz (je nach Ursache unterschiedlicher Verlauf) n Bei degenerativen Demenzen (z.B. Alzheimer-Demenz) findet ein permanenter Abbauprozess der geistigen Leistung (Wahrnehmung, Erkennen, Gedächtnis) und der Alltagsfertigkeiten (IADL bzw. ADL)1* statt. 1* IADL-Skala nach Lawton und Brody (Instrumentelle Aktivitäten des täglichen Lebens) basiert auf ADL-Score (Activities of Daily Living): Verfahren zur Erfassung der Alltagskompetenz geriatrischer Patienten (Geriatrisches Assessment); es erfasst 8 zentrale, instrumentelle Aktivitäten des täglichen Lebens 8 Verlauf einer primären Demenz (je nach Ursache unterschiedlicher Verlauf) n Bei vaskulären Demenzen verläuft der Abbauprozess stufenförmig bzw. schubweise. n Nach Hirninfarkten treten gravierende Verschlechterungen auf. n Der Zustand bleibt dann weitgehend gleich, bis erneut Hirninfarkte auftreten. Inhalte Grundlagen Angehörige Symptome Verbreitung Kennzeichen Demenz Diagnostik Verlauf Behandlung Rehabilitation nur bei „Sekundärer Demenz“ möglich n Ursache aufgrund von Organerkrankungen ð teileweise Wiederherstellung der geistigen Leistungsfähigkeit durch gezielte Behandlung und entsprechender Rehabilitation; Beispiele: n chronische Intoxikationen oder Infektionen n Vitaminmangel (B1, B12) n Elektrolytveränderungen und Anämien n O2-Mangel und Stoffwechselstörungen (z.B. Schilddrüsenerkrankungen) n Nierenfunktionsstörungen und Mangelernährung n Herz-Kreislauf-Insuffizienz, Depressionen (z.B. Pseudo-Demenz) und Tumore 9 Inhalte Grundlagen Angehörige Symptome Verbreitung Demenz Diagnostik Kennzeichen Verlauf Behandlung Testverfahren zur Früherkennung n Bei V.a. Demenzerkrankung mittels Differenzial- diagnostik prüfen, ob sekundäre Demenz mit nichthirnorganischen Ursachen ausgeschlossen werden kann. n genaue Diagnose des Demenz-Typus ist wichtig! (Abstimmung weitergehende Therapien und medikamentöse Behandlungen) n Neuropsychologische Testverfahren zur Feststellung von Demenz: n Uhrentest n Mini-Mental-Statue-Test n Demect-Test Uhrentest n Untersuchung in sehr kurzer Zeit wichtige kognitive Aspekte (Gedächtnis, konstruktive Praxis, exekutive Funktionen, Sprache, Erkennen) n 4 Auswertungskriterien: n 1. Sind 12 Zahlen vorhanden? n 2. Ist die Zahl «12» oben? n 3. Sind zwei unterscheidbare Zeiger vorhanden? n 4. Stimmt die gezeichnete Zeit mit der Zeit im «Fahrplanformat» überein? n Treffsicherheit ca. 75% 10 Uhrentest Mini-Mental-Statue-Test n seit über 28 J. in vielen hausärztlichen Praxen verwendet nach Folstein et al. (1975) als Screeninginstrument für Demenz verwendet n ca. 91% richtige diagnostiziert siehe PDF-Datei! Beachte: Die Diagnose von Alzheimer-Demenz ist zurzeit noch eine reine Ausschlussdiagnose, d.h., wenn im Verlauf des Diagnoseverfahrens bei einer Demenz keine andere Ursache gefunden werden kann, wird eine Alzheimer-Demenz diagnostiziert. 11 Inhalte Grundlagen Angehörige Symptome Verbreitung Kennzeichen Demenz Diagnostik Verlauf Behandlung typische Demenzsymptome n Amnesie (Gedächtnis- und Orientierungsstörung) n Aphasie (Sprachstörung / Störung des Sprachverständnisses) n Apraxie (Unfähigkeit, erlernte Handfertigkeiten auszuführen) n Agnosie (Unfähigkeit, Dinge zu erkennen) n Abnahme der Urteilsfähigkeit und des Denkvermögens Die 4 Formen der Desorientierung Räumliche Desorientierung: n bekannte Umgebung und gewohnte Wege werden nicht mehr wiedererkannt: „Wo bin ich?“ n notwendige Handlungen (z.B. das Aufsuchen der Toilette) sind häufig nicht mehr selbstständig möglich Zeitliche Desorientierung: n Gefühl für Tageszeiten, Zeiträume oder Zeitpunkte geht verloren n Termine können nicht eingehalten werden n Mahlzeiten werden vergessen n evtl. nächtliches Aufstehen 12 Die 4 Formen der Desorientierung Situative Desorientierung: n Welche Reaktionen ist in welchen Situationen angemessen? n manchmal „hemmungslos“ oder „ohne Manieren“ wirkend (z.B. Entblößen in der Öffentlichkeit) n überzogene Kritik nicht zurück haltend n Dinge tun, die Anstoß erregen Personale Desorientierung: n kein Wiedererkennen von bekannten Personen (z.B. Ehepartner, Kinder, Freunde, usw.) n Wissen über eigene Person verliert sich Inhalte Grundlagen Angehörige Symptome Verbreitung Kennzeichen Demenz Diagnostik Verlauf Behandlung Häufige Probleme mit Angehörigen n machen Pflegevorschriften und wissen alles besser n behandeln den Erkrankten nicht adäquat n wenig Verständnis für den Erkrankten oder über- bzw. unterfordern ihn n unterlaufen Pflegemaßnahmen / Pflegekonzept n wollen, dass alles getan wird, denn dieser zahlt ja n behandeln das Pflegepersonal wie Dienstboten n nörgeln ständig an der Pflegekraft herum n stellen Pflegedienst in der Öffentlichkeit negativ dar n achten mehr auf Äußerlichkeiten statt auf das psychische Wohlbefinden 13 Angehörige versus Pflegedienst Was kann die Situation verbessern? n Grundsatz: Angehörige sind keine schlechteren Menschen als alle übrigen n Angehörige wertfrei und tolerant begegnen n Angehörigen gegenüber offen und vorurteilsfrei sein n Angehörige sind Bestandteil unserer Arbeit n Angehörigen wollen nicht schikanieren: ð Verhaltensweisen oftmals aufgrund der belastenden Situation (z.B. durch Schuldgefühle) n Kritik / verbale „Angriffe“ nicht persönlich nehmen Einbindung von Angehörigen n bei der Übernahme von Aufgaben durch die Angehörigen Hilfestellungen und Anleitung geben n Anregungen, Vor- und Ratschläge der Angehörigen aufgreifen und Eigeninitiative zulassen n Zusammengehörigkeitsgefühl entstehen lassen, indem feste Ansprechpartner, feste Sprechzeiten und Informationsabende angeboten werden n gründliches Aufnahmegespräch mit Biografieerfragung durchführen n Angehörigen gegenüber etwaige Fehler zugeben n Angehörige wegen der geleisteten Arbeit oder ihres Engagements loben Inhalte Grundlagen Angehörige Symptome Verbreitung Demenz Diagnostik Kennzeichen Verlauf Behandlung 14