Herzschrittmacher - GFO Kliniken Bonn

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Herzschrittmacher
Patienteninformation
Dr. med. Stephan Frede
Sehr geehrte Patientin, sehr geehrter Patient, die vorliegende Broschüre soll Ihnen helfen zu verstehen, was ein
Herzschrittmacher ist, wie er funktioniert und wie eine
Einpflanzung (Implantation) eines Herzschrittmachers
vor sich geht. Vielleicht wurde bei Ihnen die Diagnose
einer Herzrhythmusstörung gestellt, so dass Ihnen die
Implan­tation eines Herzschrittmachers empfohlen wurde,
um Ihre Beschwerden zu bessern und Ihren Gesundheits­
zustand zu stabilisieren. Möglicherweise liegt der Eingriff
noch vor Ihnen oder Sie haben ihn gerade hinter sich gebracht.
Es ist gut nachvollziehbar, dass Sie sich in dieser Zeit
viele Fragen stellen: Vom Verstehen der Diagnose und
der damit verbundenen Notwendigkeit (Indikation) der
Herzschrittmacheroperation über den Ablauf des operativen Eingriffs bis zur Funktionsweise des Herzschritt­
machers und zum Leben mit dem Schrittmacher. Vielleicht haben Sie schon einige Informationen im Gespräch
mit Verwandten oder Freunden oder auch aus der Presse
erhalten. Für viele Patienten ist ein Schrittmacher etwas
Unheimliches oder Unbekanntes. Auch die Tatsache, dass
Sie sich einem Eingriff unterziehen müssen oder mussten,
mag zu einer gewissen Verunsicherung führen, die nur zu
verständlich ist, wenn man berücksichtigt, wie viele neue
Dinge Sie jetzt kennen lernen.
Einige der Fragen versuchen wir Ihnen hier zu beantworten. Selbstverständlich stehen wir Ihnen hierzu aber auch
in einem persönlichen Gespräch gerne zur Verfügung.
Ein langsamer Puls oder eine gestörte Pulsschlag­folge
kann zu Schwindel, Ohnmachtsanfällen oder einem
Leis­tungs­knick führen. Vor etwa 50 Jahren konnte der
erste Herzschrittmacher einem Patienten mit wiederholten Ohnmachtsanfällen das Leben retten. In den letzten
Jahr­zehnten hat sich die Technik der Herzschrittmacher
rasant entwickelt, so dass bei langsamen Herzrhythmusstörungen jedes Jahr Millionen Herzschrittmacher sicher
und mit großem Erfolg implantiert werden.
Arne Larsson und sein erster Schrittmacher: 8. Oktober 1958, Implantation
des ersten kompletten Herzschrittmachersystems im Karolinska Hospital
Solna/Schweden bei einem Patienten mit Anfällen von Bewusstlosigkeit
(Adam-Stokes-Anfällen).
Die kontinuierliche Weiterentwicklung der Herzschritt­
macher hat dazu geführt, dass die Geräte immer kleiner und
sicherer geworden sind und zugleich für Träger wie Arzt
immer mehr Komfort und zusätzliche Funktionen bieten,
die das Leben mit dem Schrittmacher einfacher machen.
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Im Folgenden stellen wir Ihnen den Aufbau des Herzens,
die Funktion der Herzschrittmacher, die Implantation
und Nachsorge derselben sowie Besonderheiten beim
Umgang mit Herzschrittmachern dar.
Das Herz – Aufbau und Funktion
Das menschliche Herz liegt hinter dem Brustbein im
Brustkorb. Es handelt sich um einen so genannten Hohlmuskel, der das Blut durch die Gefäße pumpt. Somit ist
das Herz für die Versorgung des gesamten Körpers mit
Sauerstoff und Nährstoffen verantwortlich.
So klein können heute einfache Herzschrittmacher sein.
Überdies geht die Therapie mit einem Herzschrittmacher
heute weit über die Verhinderung und den Ausgleich langsamer Rhythmusstörungen hinaus. So können z. B. auch
komplexe Störungen des Erregungsablaufes des Herzens
und damit eine Herzschwäche behandelt werden.
Die Implantation eines Herzschrittmachers zählt heute
in jeder größeren Klinik zu den Routineeingriffen. Auf
Grund der Kürze und Einfachheit des Eingriffs ist die
Herz­schrittmacherimplantation eine Maßnahme mit
sehr niedrigen Komplikationen.
Gleichzeitig hat eine weiter fortschreitende Produk­tions­
technik die Sicherheit der Herzschrittmachergeräte immer
weiter verbessert, so dass diese heute zu den sichers­ten
medizintechnischen Geräten gehören. Umfang­reiche
Prüf­un­gen durch die Herstellerfirmen sind genauso selbst­
verständlich wie ausgiebige Funktionstestungen durch
den implantierenden und dann letztlich kontrollieren­den
Spezialisten.
Durch seine ausgereifte Technik kann die Funktion des
Herzschrittmachers Ihren Bedürfnissen exakt angepasst
werden. Die meisten Herzschrittmacherträger spüren
nach einer kurzen Zeit nichts mehr von der Tätigkeit des
Aggregates. Ein Zustand wie vor Beginn der Rhythmusstörungen wird häufig erreicht.
Das Herz wird in vier Abschnitte unterteilt: in einen rechten und linken Vorhof (Atrium) sowie eine rechte und
linke Kammer (Ventrikel). Rechte und linke Seite sind
durch die Herzscheidewände getrennt. Das Blut kann in
den Herzräumen nur in eine Richtung fließen, da zwischen den Vorhöfen und Kammern und sich an die Kammern anschließenden Gefäßen Herzklappen eingebaut
sind, die wie Ventile arbeiten.
Bei jedem Herzschlag wird das Blut zunächst von den
Vorhöfen in die Kammern gepumpt. Anschließend ziehen sich die Kammern zusammen und drücken das Blut
in die Gefäße. So gelangt es schließlich von der rechten
Herzseite in die Lunge und von der linken Herzseite in
den Körper. Über 100.000 Mal pro Tag schlägt das Herz,
um unseren Kreislauf in Gang zu halten.
Anatomie des Herzens
Damit die Herzaktion reibungslos und gleichmäßig ablaufen kann, gibt es ein Steuerungszentrum: den Sinusknoten.
Dieser ist der Taktgeber und liegt in der Wand des rechten
Vorhofes. Regelmäßig gibt er schwache elektrische Impulse
ab. Diese Impulse werden über eine Zwischenstation, den
AV-Knoten an Leitungsfasern der Herzkammern weitergeleitet. Dadurch erhält jede Muskelfaser der Hauptkammern
beginnend im Bereich der Herzspitze den Befehl, sich zusammenzuziehen: Der Herzschlag, die Kontraktion erfolgt.
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Reizbildungs- und Erregungsleitsystem
Das gesunde Herz schlägt sehr regelmäßig, in Ruhe ca. 50
bis 80 Mal pro Minute. Es kann aber bei erhöhtem Bedarf,
wie körperlicher Anstrengung oder Aufregung, leicht über
100 Mal pro Minute schlagen. Auch für diese Anpassung
ist der Sinusknoten verantwortlich: Durch Hormone und
Nerven angeregt, gibt er entsprechend häufiger Impulse ab.
Herzrhythmusstörungen
Verschiedene Erkrankungen oder Veränderungen am
Herzen können zu Rhythmusstörungen führen. Diese
können als zu langsamer Takt, Aussetzer oder aber als zu
viele und zu schnelle Schläge pro Minute auftreten. Fällt
der Herzschlag unter 60 Schläge/Minute ist der Puls zu
langsam. Es wird von einer Bradykardie gesprochen. Bei
gesunden Menschen (z. B. im Schlaf oder bei Sportlern)
handelt es sich in der Regel um ein harmloses Geschehen. Hier können durchaus auch Werte bis zu 40 Schläge/
Minute noch normal sein.
Es gibt jedoch Erkrankungen am Herzen, bei denen ein
zu langsamer Herzschlag erhebliche Auswirkungen für
den Betroffenen haben kann. Das kann ein Syndrom des
kranken Sinusknotens, eine Reizleitungsstörung oder
auch eine Bradyarrhythmia absoluta sein.
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Beim Syndrom des kranken Sinusknotens liegt in der Regel eine Abnahme der Herzfrequenz vor. Der Sinus­knoten
gibt seltener elektrische Impulse ab. Manchmal kann es
ebenfalls zu einem kurzen Aussetzen des Herzschlags
kommen. Auch kann sich ein Wechsel von langsamen und
schnellen Impulsen zeigen, das so genannte BradykardieTachykardie-Syndrom (mehr als 100 Schläge pro Minute
= Tachykardie). Ein weiteres Problem kann darin liegen,
dass die Herzfrequenz bei einer Belastung nicht mehr ausreichend ansteigt (sog. chronotrope Inkompentenz).
Bei den Reizleitungsstörungen ist die Verbindung vom
Sinusknoten zum Herzmuskelgewebe unterbrochen. Hier
setzt in der Regel ein langsamer Ersatzrhythmus ein, der
außerhalb des Sinusknotens entsteht. Häufig liegt diese
Unterbrechung zwischen dem Vorhof (Atrium) und der
Kammer (Ventrikel). Dann wird von einem atrioven­tri­
ku­lären oder AV-Block gesprochen. Diesen teilt man in
verschiedene Schweregrade ein (I-III). Bradyarrhythmia
absoluta wird eine langsame Kammerfrequenz bei gleichzeitig bestehendem Vorhofflattern oder Vorhofflimmern
beschrieben. Dabei schlagen die Vorhöfe über 200 Mal pro
Minute. Die Weiterleitung dieser Impulse an die Kammern
ist gleichzeitig blockiert (s. AV-Block). Die Kammern selbst
haben dabei eine lang­same Eigenfrequenz.
Aber auch außerhalb des Herzens können Ursachen von
Bradykardien vorliegen, wie das Carotissinussyndrom.
Hier besteht eine Überempfindlichkeit eines Nerven­
geflechtes an der Halsschlagader.
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Darüber hinaus kann es unter der Behandlung mit einigen Medikamenten zu einer ausgeprägten Bradykardie
kommen. In bestimmten Fällen ist eine Behandlung mit
solchen Medikamenten unbedingt erforderlich, so dass
zum Schutz des Patienten ein Herzschrittmacher eingesetzt werden muss.
Generell verschlechtert sich bei den beschriebenen
Brady­kardien die Blut- und Sauerstoffversorgung des
Körpers. Auf diese Mangelversorgung reagiert das Gehirn empfindlich. Schwäche, Schwindel oder auch kurze
Anfälle von Bewusstlosigkeit sind die Folge. Als Spätfolge
tritt unter Umständen sogar eine Herzschwäche auf.
Der Herzschrittmacher
Um dem Herzen zu einem regelmäßigen Rhythmus zu
verhelfen, kann ein Herzschrittmacher eingesetzt werden.
Das Herzschrittmachersystem besteht aus einem Aggregat und ein oder zwei dünnen biegsamen Leitungen (sie
werden auch nach ihrer Funktion Elektroden genannt),
die den Herzschrittmacher mit dem Herzen verbinden.
Ein moderner Herzschrittmacher ist mit einem Volumen
von ca. 12 cm3 sehr klein. In ihm befinden sich eine Batterie, der Impulsgenerator und ein elektronischer Schaltkreis, der einem kleinen Computer ähnelt. Dieser Schaltkreis nimmt über die Elektroden laufend Informationen
über den Herzrhythmus auf und überprüft vor allem,
ob das Herz zu langsam, regelmäßig oder unregelmäßig
schlägt. Bei unregelmäßigem Herzschlag kann er Daten
über die Rhythmusstörung speichern. Schlägt das Herz
zu langsam, gibt der Herzschrittmacher schwache elektrische Signale ab, die über die Elektroden zum Herzen
weiter geleitet werden und das Herz dazu veranlassen,
schneller zu schlagen. Die notwendige Energie bezieht
der Herzschrittmacher aus einer speziellen Batterie, die
je nach Bedarf für ca. 5-10 Jahre ausreicht.
Alle im Herzschrittmacher elektronisch gespeicherten
Daten können vom Arzt abgerufen werden. Mit Hilfe dieser Informationen kann die weitere Behandlung verbes-
sert werden. Haben sich die individuellen Bedürfnisse des
Patienten geändert, kann der Arzt den Herzschrittmacher
mit Hilfe eines Programmiergerätes entsprechend anpassen. Dies geschieht durch Auflage eines Magnetkopfes auf
die Haut. Davon spürt der Patient gar nichts.
Dank der ständigen technologischen Weiterentwicklung
stehen heute verschiedene Herzschrittmachersysteme für
die unterschiedlichsten Anforderungen zur Verfügung.
Grundsätzlich unterscheidet man zwischen Ein- und
Zweikammerherzschrittmachern mit jeweils einer bzw.
zwei Elektroden. Beim Einkammerherzschrittmacher
liegt – in Abhängigkeit von der Grunderkrankung – die
Elektrodenspitze entweder im rechten Vorhof oder in der
rechten Hauptkammer des Herzens.
Beim Zweikammerherzschrittmacher liegt eine Elektrode im rechten Vorhof und eine in der rechten Hauptkammer. Andere Zweikammerherzschrittmacher besitzen
nur eine einzige Elektrode. Diese überwacht gleichzeitig
die Aktivitäten von Vorhof und Kammer, gibt die elektrischen Impulse aber nur an die Hauptkammer ab.
Ein weiterer Typ sind die so genannten frequenzadapti­
ven Schrittmacher. Sie passen sich der jeweils aktuellen
Belastung des Herzschrittmacherträgers an. Diese Herzschrittmacher können Einkammer- oder Zweikammerherzschrittmacher sein. Sie nehmen über einen oder
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mehrere spezielle Sensoren Veränderungen der körperlichen Belastung wahr. Beispielsweise können verstärkte
Bewegung oder Atemtätigkeit bei körperlicher Anstrengung eine erhöhte Schrittmacherfrequenz und somit einen erhöhten Herzschlag bewirken. Kommt der Körper
zur Ruhe, verringert sich auch die Zahl der Impulse des
Schrittmachers. Sehr selten kann sich durch Erschütterungen, z. B. durch Fahren auf Kopfsteinpflaster, die
Schrittmacherfrequenz erhöhen. Dies ist vollkommen
normal und kein Grund zur Sorge.
Die Herzstimulation bietet außerdem neue Möglichkeiten
für Patienten, die unter einer Herzschwäche leiden. Bei
vielen dieser Patienten tritt eine Verzögerung zwischen
dem Zusammenziehen der rechten und linken Hauptkammer auf. Durch einen speziellen Herzschrittmacher
mit einer zusätzlichen Elektrode für die linke Hauptkammer kann die zeitliche Abfolge der Kontraktion in den
beiden Herzkammern wieder normalisiert werden (sog.
kardiale Resynchronisation). So wird die Herzleistung
deutlich verbessert.
Die Entscheidung, welcher Schrittmachertyp für Sie am
besten geeignet ist, wird von uns sehr sorgfältig erwogen.
Die Herzschrittmacher-Operation
Das Einsetzen eines Herzschrittmachers ist ein kleiner
operativer Eingriff, der in den meisten Fällen unter örtlicher Betäubung durchgeführt wird. Durch einen kleinen
Hautschnitt unterhalb des Schlüsselbeins wird die Elektrode über eine Vene unter Röntgenkontrolle vorsichtig
bis ins Herzinnere eingeführt. Nach dem Ausmessen der
optimalen Lage wird die Elektrodenspitze fest an der
Herzwand verankert. Bei Bedarf wird eine zweite Elektrode verankert. Anschließend werden die Elektrodenenden mit dem Herzschrittmacher verbunden und gesichert. Schließlich wird eine kleine Hauttasche im Bereich
des Brustmuskels zur Einbettung des Herzschrittmachers
gebildet und der Schnitt wieder zugenäht.
Die meisten Patienten können bereits am selben Tag wieder
aufstehen.
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In den ersten Tagen nach dem Eingriff sollten Sie die entsprechende Schulter nicht zu heftig bewegen, damit der
Heilungsprozess nicht beeinträchtig wird. Danach dürfen
und sollten Sie sich frei bewegen, da sonst die Beweglichkeit der Schulter durch Inaktivität eingeschränkt wird.
Vor Ihrer Entlassung aus dem Krankenhaus erhalten Sie
nach einer Abschlussuntersuchung Ihren Herzschrittmacherausweis. Diesen Ausweis sollten Sie immer mit sich
führen, denn er enthält wichtige Angaben über Art und
Funktion Ihres Herzschrittmachers. Sie können dort auch
Termine für die Nachuntersuchungen eintragen.
Der Aggregatwechsel
Der Herzschrittmacher ist so entwickelt worden, dass er
eine Erschöpfung der Batterie frühzeitig anzeigt. Da die
Batterie fester Bestandteil des Schrittmachergehäuses ist,
muss das gesamte Gerät in einer Operation ausgetauscht
werden.
Der Operateur setzt dann einen Hautschnitt über der
alten Narbe und entfernt das Gerät. Nach Überprüfung
der fest verankerten Elektroden wird das neue Gerät angeschlossen, getestet und in die vorhandene Hauttasche
eingesetzt. Nur wenn die Elektroden defekt sind, müssen
sie ersetzt werden.
Nachsorge und Überwachung
Ihre weiterbehandelnden Ärzte werden die Termine für
die Nachsorgeuntersuchungen mit Ihnen individuell absprechen. Halten Sie diese Termine unbedingt ein, denn sie
stellen einen wichtigen Bestandteil der Therapie dar. Uns
stehen dauerhaft Programmiergeräte folgender Herzschritt­
macher-Hersteller für die Kontrollen zur Verfügung:
Biotronik
CPI/Guidant
Sorin-Group (früher ela und Sorin)
St. Jude Medical
Medtronik, Vitatron
Von älteren Herzschrittmachern:
Intermedics, Teletronics, Siemens
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Bei den Kontrolluntersuchungen wird zunächst die Narbe angeschaut. Anschließend wird ein EKG aufgezeichnet
und so die einwandfreie Funktion des Herzschrittmachers
überprüft. Schließlich wird die Programmierung und
der Ladezustand der Batterie kontrolliert. Hat sich Ihr
Gesundheitszustand zwischenzeitlich verändert, kann
der Herzschrittmacher mit Hilfe des Programmiergerätes
Ihren individuellen Bedürfnissen angepasst werden. Für
den Arzt ist es wichtig zu wissen, ob Sie Beschwerden haben und wie Sie im Alltag mit dem Herzschrittmacher
auskommen. Sie sollten alle auftretenden Probleme mit
den Ärzten besprechen.
Der Herzschrittmacher im täglichen Leben
Sehr schnell werden Sie sich an Ihren Herzschrittmacher
gewöhnen. Sobald die Wundheilung abgeschlossen ist,
steht neuen Aktivitäten nichts mehr im Wege. Sofern von
ärztlicher Seite keine Einwände bestehen, können Sie an
allem, was Ihnen Spaß und Freude bereitet, wieder teilnehmen und ein normales, unbeschwertes Leben führen.
Arbeit, Beruf und Haushalt
Nach Rücksprache mit Ihrem behandelnden Arzt können
Sie Ihre berufliche Tätigkeit wieder aufnehmen. Sofern die
allgemeinen Sicherheitsanforderungen erfüllt und Geräte,
die Sie benutzen, in einwandfreiem Zustand sind, können
Sie mit Computern und vielen elektrischen Werkzeugen
genauso arbeiten wie mit den meisten Haushaltsgeräten.
Eine Beeinflussung Ihres Herzschrittmachers ist bei der
Benutzung folgender Geräte in der Regel ausgeschlossen:
elektrische Schreibmaschinen, Kopierer und Faxgeräte
Fernseh-, Rundfunk- und Videogeräte, Computer­
spiele, Infrarotkopfhörer, Fernbedienungen für
Fernseher, Videogeräte und HIFI-Anlagen
Waschmaschinen, Wäschetrockner, Geschirrspüler
und Elektroherde
Staubsauger
Mixer, Toaster, Elektromesser, elektr. Dosen­öffner usw.
Mikrowellenherde – beugen Sie sich zur Sicherheit mit
dem Oberkörper nicht dicht über das laufende Gerät
Induktionsherde – sehen Sie zur Sicherheit in der
Gebrauchsanweisung nach, ob der Hersteller die
Benutzung durch Herzschrittmacherträger gestattet.
In seltenen Fällen können von einigen Geräten ausgehende elektromagnetische Felder vorübergehende Störungen
des Herzschrittmachers verursachen. Anzeichen für eine
mögliche Störung können Schwindel, Herzklopfen oder
ein unregelmäßiger Puls sein. Sobald Sie das entsprechende Gerät ausgeschaltet haben oder sich von der Störquelle
entfernen, arbeitet Ihr Herzschrittmacher wieder normal.
Sie sollten sicherheitshalber beim Einkaufen vorhandene
Diebstahlsicherungsanlagen zügig durchqueren und nicht
darin stehen bleiben. Auch sollten Sie zur Vorsicht elektrische Handgeräte mehrere Zentimeter von Ihrem Herzschrittmacher entfernt halten. Hierzu zählen u. a.:
Lötkolben
Entmagnetisierungsgeräte
Geräte mit elektrischen Motoren
(z. B. Haartrockner, Lockenstäbe, Rasierapparate)
handelsübliche Mobiltelefone (ca. 15-20 cm)
Funksprechgeräte (ca. 15-20 cm)
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Bei folgenden Geräten sollten Sie einen Mindestabstand
von ca. einer halben bis einer Armlänge einhalten:
Magnete
Zündspulen in laufenden Motoren (z. B. Autos)
Elektrowerkzeuge wie Bohrmaschinen und Tischsägen
Verbrennungsmotoren mit Zündkerzen
(z. B. in Rasenmähern)
elektrische Gartengeräte
elektrische Decken und Heizkissen
Lautsprecher (z. B. in Stereoanlagen)
Antennen von Amateur- und CB-Funkanlagen
Fernsteuerungen (z. B. für ferngesteuerte
Modell­flugzeuge)
Beachten Sie vorhandene Warnhinweise und Warnschilder, so dass
Sie sich von potenziellen Störquellen
fern­halten. Dies sind z. B.:
Lichtbogen- und Wider­stands­schweißgeräte
Induktionsöfen oder elektrische Heizanlagen
zur Verformung von Kunststoffen
elektrische Öfen zur Stahlerzeugung
große Generatoren und Kraftwerke
Rundfunksender
Wartungs- und Reparaturarbeiten an elektrischen oder
gasbetriebenen Werkzeugen oder Geräten sollten Sie vorsichtshalber unterlassen.
Grundsätzlich muss gewährleistet sein:
dass sich alle Geräte und Anlagen in einwand­­freiem
Zustand befinden
dass Sie möglichst nicht allein mit Strom führenden
Werkzeugen arbeiten
dass die Geräte den Vorschriften entsprechend
geerdet sind
dass Sie elektrische Geräte nicht durch Arretieren
auf Dauerbetrieb stellen (z. B. elektrische Bohr­
maschinen).
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Freizeit, Reisen und Verkehrsmittel
Ihre Freizeit können Sie wieder sorgenfrei planen. Sie
können
duschen, baden, schwimmen,
Haus- und Gartenarbeit verrichten,
mit dem Auto, Zug, Schiff oder Flugzeug verreisen,
Ihr gewohntes Sexualleben wieder führen,
Ihren gewohnten Hobbys und Freizeitbeschäfti­
gungen wieder nachgehen,
Solarien benutzen.
Sofern wir keinen Einspruch erheben, können Sie auch Sport
treiben. Bei besonders belastenden Sportarten, bei denen
Schläge auf die Brust und weit ausholende Armbewegungen
nicht vermeidbar sind, sollten Sie uns vorher fragen.
Weite Reisen sind nach Rücksprache ohne weiteres
durchführbar. Wir können Ihnen Adressen im Urlaubsland nennen, an die Sie sich im Notfall wenden können.
Auf manchen Flughäfen sind an den Sicherheitskontrollen Warnhinweise angebracht. Bitte durchqueren Sie
nicht die Kontrollschleusen und lassen Sie sich nicht mit
den Handmetalldetektoren untersuchen. Zeigen Sie dem
Sicherheitspersonal Ihren Herzschrittmacherausweis.
Man wird Ihnen dann weiterhelfen.
Wenn wir es Ihnen erlauben und Sie sich fit genug fühlen,
können Sie, im Rahmen der gesetzlichen Regelungen, wie
gewohnt auch wieder Auto fahren. In Bezug auf Autos ist
eines ganz wichtig: Beugen Sie sich nicht mit dem Oberkörper über den laufenden Motor! Die elektrische Zündung eines Motors ist eine potenzielle Gefahrenquelle für
Sie. Insbesondere in der Nähe der Wicklung, am Zündverteiler oder am Zündkabel ist Vorsicht angebracht.
Falls Sie selbst Einstellungen an Ihrem Auto vornehmen
wollen, schalten Sie immer den Motor aus. Wenn Sie einen
frequenzadaptativen Herzschrittmacher haben, kann
das Befahren von holprigen Straßen eine Steigerung der
Herzfrequenz zur Folge haben. Dies ist völlig normal.
Auch als Herzschrittmacherträger sollten Sie den Sicherheitsgurt anlegen. Falls der Gurt auf den Herzschritt­
macher drückt, polstern Sie die Stelle einfach mit einem
weichen Tuch ab.
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Arztbesuche
Neben den vereinbarten Nachuntersuchungsterminen sollten Sie Ihren behandelnden Arzt in besonderen Situationen
anrufen bzw. aufsuchen. Dies ist beispielsweise der Fall,
wenn Ihre Operationswunde Zeichen einer Entzündung
(Schwellung, Erwärmung, Rötung oder Nässen) aufweisen sollte. Auch beim Auftreten unklarer Schmerzen im
Brustbereich, bei starkem Herzklopfen oder Atembeschwerden sollten Sie Ihren Hausarzt informieren. Suchen Sie bei Fragen zum Gerät generell das Gespräch mit
uns oder Ihrem Kardiologen.
Sie erhalten schon nach der Implantation einen Herzschrittmacherausweis. Tragen Sie diesen immer bei sich.
Er enthält für Sie und den behandelnden Arzt wichtige
Angaben über das Gerät sowie eine Notfall-Telefonnummer. Sollten Sie ihn verlieren, können wir jederzeit einen
Ersatzausweis für Sie ausstellen. Darüber hinaus sollte
von Ihnen jeder behandelnde Arzt, auch der Zahnarzt,
darüber informiert werden, dass Sie einen Herzschrittmacher tragen, da bei medizinischen oder zahnärztlichen
Behandlungen u. U. besondere Vorsichtsmaßnahmen vom
Arzt zu beachten sind. Außerdem können manche Medika­
mente eine Auswirkung auf den Rhythmus haben.
Sollten Sie sich einer Operation unterziehen müssen,
informieren Sie den behandelnden Arzt, dass Sie einen
Herzschrittmacher tragen. Die meisten medizinischen
Verfahren wie Röntgenuntersuchungen, Mammographien, Ultraschalluntersuchungen oder Zahnarztbehandlungen haben keine Auswirkungen auf die Funktion des
Schrittmachers.
Einige medizinische Verfahren können die Funktion des
Herzschrittmachers jedoch beeinflussen. Hierzu zählen
u. a. die Strahlentherapie, Diathermie und Kauterisation.
Ebenso können Geräte mit starken Magneten, wie Kernspintomographen, die Herzschrittmacherfunktion zeitweilig und selten dauerhaft beeinträchtigen. Beachten Sie
entsprechende Warnhinweise und weisen Sie Ihren Arzt
auf Ihren Schrittmacher hin.
Copyright: P
rof. Dr. H. Omran und Mitarbeiter und freundlicher Genehmigung der Firmen Medtonic, St. Jude und Biotronic
St.-Marien-Hospital
Abteilung Innere Medizin
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Chefarzt Prof. Dr. med. Heyder Omran
Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie
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Robert-Koch-Straße 1
53115 Bonn Venusberg
Telefon: (+49) 228 505-2101
Telefax: (+49) 228 505-2102
E-Mail: [email protected]
www.marien-hospital-bonn.de
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Eine Einrichtung der Gemeinnützigen
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ICD (implantierbarer
Cardioverter-Defibrillator)
Patienteninformation
Dr. med. Christian Jörgens
Sehr geehrte Patientin, sehr geehrter Patient, eine Herzerkrankung, die möglicherweise bei Ihnen schon längere Zeit andauert und bereits beim Herzspezialisten
(Kardiologen) kontrolliert behandelt wird, führte zu
der Empfehlung der operativen Einpflanzung (Implantation) eines automatischen implantierbaren Cardioverters-Defibrillators (ICD). Dieses Gerät kann den
plötzlichen Herztod vermeiden und damit Ihr Leben retten. Vielleicht haben Sie bereits eine lebensbedrohliche
Entgleisung Ihrer Herzerkrankung durch eine bösartige Herzrhythmusstörung oder einen Herzinfarkt mit
Wieder­belebungsmaßnahmen erlebt und glücklich überstanden. Ein ICD kann auch bei fortschreitender Herzschwäche sinnvoll sein, da diese das Risiko erhöht, bösartige Herzrhythmusstörungen oder einen plötzlichen
Herztod (PHT) zu erleiden. Selten besitzen angeborene
Herzerkrankungen dieses Risiko.
Der ICD ist heute als Therapie der ersten Wahl fester
Bestandteil bei der Behandlung von lebensbedrohlichen
schnellen Herzrhythmusstörungen und der Verhinderung des plötzlichen Herztodes (PHT). Außerdem hat
jeder ICD auch eine Herzschrittmacherfunktion, die Sie
vor zu starker Verlangsamung des Herzpulses schützt.
Es ist gut nachvollziehbar, dass Sie sich in dieser Zeit
viele Fragen stellen: Vom Verstehen der Diagnose und
der damit verbundenen Notwendigkeit (Indikation) der
ICD-Operation über den Ablauf des operativen Eingriffs bis zur Funktionsweise des ICD und zum Leben
mit dem ICD. Vielleicht haben Sie schon einige Informationen im Gespräch mit Verwandten oder Freunden
oder auch aus der Presse erhalten. Für viele Patienten ist
ein ICD etwas Unheimliches oder Unbekanntes. Auch
die Tatsache, dass Sie sich einem Eingriff unterziehen
müssen oder mussten, mag zu einer gewissen Verunsicherung führen, die nur zu verständlich ist, wenn man
berücksichtigt, wie viele neue Dinge Sie jetzt kennen
lernen.
Einige der Fragen versuchen wir Ihnen hier zu beantworten. Selbstverständlich stehen wir Ihnen hierzu in einem
persönlichen Gespräch gerne zur Verfügung.
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Der erste wichtige Meilenstein in der Entwicklung der
ICDs war 1980 die Implantation des ersten automatischen
Defibrillators bei einem Patienten durch Dr. Michel Mirowski und seine Mitarbeiter im John-Hopkins-Hospital
in Baltimore. Dieser Defibrillator war in der Lage eine
lebensbedrohliche Herzrhythmusstörung, Kammerflimmern, zu erkennen und durch einen Elektroschock zu
beenden. Mit zunehmendem Fortschritt sind ICDs wie
viele andere Dinge in Ihrem Leben
immer sicherer geworden und bieten
gleichzeitig für Träger wie Arzt immer mehr Komfort und zusätzliche
Funktionen, die das Leben mit dem
ICD einfacher machen.
Die Implantation eines ICDs zählt
heute in jeder größeren Klinik zu
den Routineeingriffen und gehört zu
den Maßnahmen mit einer niedrigen
Komplikationsrate. Die Implantation
eines ICDs ähnelt im Grundsatz der
Herzschrittmacheroperation. Der Auf­wand ist etwas größer
und erfolgt in aller Regel in spezialisierten Kliniken.
Nachfolgend stellen wir Ihnen den ICD, seine Funktionsweise, seine Implantation sowie Nachsorge und das Leben
mit dem ICD dar.
Das Herz – Aufbau und Funktion
Das menschliche Herz
liegt hinter dem Brustbein im Brustkorb. Es
handelt sich um einen so
genannten Hohlmuskel,
der das Blut durch die Gefäße pumpt. Somit ist das
Herz für die Versorgung
des gesamten Körpers mit
Sauerstoff und Nährstoffen verantwortlich.
Das Herz wird in vier Abschnitte unterteilt: in einen rechten und linken Vorhof (Atrium) sowie eine rechte und
linke Hauptkammer (Ventrikel). Rechte und linke Seite sind durch die Herzscheidewände getrennt. Das Blut
kann in den Herzräumen nur in eine Richtung fließen, da
zwischen den Vorhöfen und Kammern und sich an die
Kammern anschließenden Gefäßen Herzklappen eingebaut sind, die wie Ventile arbeiten.
Bei jedem Herzschlag wird das Blut zunächst von den
Vorhöfen in die Kammern gepumpt. Anschließend ziehen sich die Kammern zusammen und drücken das Blut
in die Gefäße. So gelangt es schließlich von der rechten
Herzseite in die Lunge und von der linken Herzseite in
den Körper. Über 100.000 Mal pro Tag schlägt das Herz,
um unseren Kreislauf in Gang zu halten.
Damit die Herzaktion reibungslos und gleichmäßig ablaufen kann, gibt es ein Steuerungszentrum: den Sinusknoten. Dieser ist der Taktgeber und liegt in der Wand
des rechten Vorhofes. Regelmäßig gibt er schwache
elektrische Impulse ab. Diese Impulse werden über eine
Zwischenstation, den AV-Knoten an Leitungsfasern der
Herzkammern weitergeleitet.
Dadurch erhält jede Muskelfaser der Hauptkammern
beginnend im Bereich der Herzspitze den Befehl, sich
zusammenzuziehen: Der Herzschlag, die Kontraktion
erfolgt.
Innere Abteilung St.-Marien-Hospital Bonn | Chefarzt Prof. Dr. H. Omran
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Reizbildungs- und Erregungsleitsystem
Kammertachykardie
Das gesunde Herz schlägt
sehr regelmäßig, in Ruhe
ca. 50 bis 80 Mal pro Minu­
te. Es kann aber bei erhöh­
tem Bedarf, wie kör­per­
licher Anstrengung oder
Aufregung, leicht über 100
Mal pro Minute schla­gen.
Auch für diese An­pas­sung
ist der Sinuskno­ten verantwortlich: Durch Hormone
und Ner­ven angeregt, gibt
er ent­­sprech­end häufiger
Im­pulse ab. Befindet sich das Herz im nor­malen und
gesun­den Rhythmus, so spricht man auch von Sinus­
rhythmus.
Eine Tachykardie ist eine anhaltend stark beschleunigte
Herztätigkeit. Bei gesunden Menschen steigt unter körperlicher Belastung die Herztätigkeit (Herzfrequenz).
Das ist normal und wird vom Sinusknoten gesteuert.
Herzrhythmusstörungen
Als Herzrhythmusstörungen (Arrhythmien) werden
alle Formen einer anhaltenden Unregelmäßigkeit des
Herzschlages bezeichnet. Eine deutliche Verlang­samung
wird als Bradykardie, eine wesentliche Beschleunigung
als Tachykardie bezeichnet. Verliert das Herz jede regelmäßige Kontraktion und „zittert“ nur noch, so spricht man
von Kammerflimmern. Ursache für eine Herz­rhythmus­
störung kann eine Fehlfunktion des Sinus­knoten oder
auch des Reizleitungssystems sein.
Herzrhythmusstörungen können völlig harmlos, aber
auch lebensbedrohlich sein. Meist treten sie in Folge einer
Herzerkrankung oder auch anderer Erkrankungen auf,
die nicht primär das Herz betreffen.
Gefährlich wird es, wenn das Herz über 170 bis 180 Mal
pro Minute schlägt und der Ursprung des Impulses statt
im Sinusknoten in den Herzkammern liegt. Bei der Kammertachykardie „kreist“ die elektrische Erregung in den
Herzkammern.
Steigt die Herzfrequenz auf über 250 Schläge pro Minute,
so spricht man von Kammerflattern. Dieses kann schnell
in Kammerflimmern übergehen.
Kammerflimmern
Beim Kammerflimmern ist die Erregung völlig chaotisch.
Dies führt dazu, dass keine geordnete Herzaktion mehr
zustande kommt. Das Blut wird nicht mehr weitergepumpt, die Betroffenen werden bewusstlos. Es besteht
eine lebensbedrohliche Situation. Kammerflimmern führt
in vielen Fällen zu einem plötzlichen Herztod (PHT).
Häufigste Ursachen für Kammertachykardien und
Kammer­flimmern sind Herzdurchblutungsstörungen
(koro­nare Herzerkrankung) bis zum Herzinfarkt und
Herz­muskel­schwäche (Herzinsuffizienz). Etwa 120.000
Men­schen sterben jährlich allein in Deutschland am
plötz­lichen Herztod (PHT). Wirkungsvollen Schutz bietet ein implantierbarer Defibrillator (ICD).
4
Innere Abteilung St.-Marien-Hospital Bonn | Chefarzt Prof. Dr. H. Omran
Welche Patienten profitieren von einem ICD?
Der Implantierbare Defibrillator (ICD)
Patienten, die bei einer Kammertachykardie/bei
Kammerflimmern oder -flattern (= Kammerrhythmusstörung) bereits wiederbelebt wurden und damit
einen plötzlichen Herztod (PHT) überlebt haben
Patienten, die durch eine Kammerrhythmusstörung
bewusstlos wurden
Patienten mit Kammerrhythmusstörung, die an einer
Herzschwäche leiden
Patienten mit nach kurzer Zeit von selbst aufhörenden Kammerrhythmusstörung, die einen Herzinfarkt
erlebt haben und bei denen eine Kammerrhythmusstörung in der elektrophysiologischen Untersuchung
(EPU) ausgelöst werden kann
Patienten mit unklaren Bewusstlosigkeiten, die an
einer Herzleistungsschwäche (Herz-Pump­leistung
≤ 40%) leiden und bei denen eine Kammer­rhyth­
mus­störung ausgelöst werden kann
Patienten mit einer Herzschwäche unabhängig von
der Grunderkrankung mit leichter bis höhergradiger
Einschränkung der körperlichen Leistungsfähigkeit
(NYHA Stadium II-III) und einer Herz-Pumpleistung von ≤ 35%
Patienten mit einem Herzinfarkt, der länger als 4
Wochen zurückliegt und einer Herz-Pumpleistung
von ≤ 30%
Patienten, die aufgrund von familiär bedingten bzw.
erblichen Erkrankungen ein erhöhtes Risiko haben,
lebensbedrohliche Kammerrhythmusstörungen zu
entwickeln
Mit einem ICD-System werden Herzrhythmusstörungen
überwacht und behandelt. Das gesamte System besteht
aus zwei Teilen: dem ICD-Aggregat inklusive langlebiger
Batterie und den Elektroden. Die Elektroden führen vom
ICD direkt in das Herz.
In den oben genannten Fällen ist die Indikation für den
Einsatz eines ICD-Gerätes angezeigt. Weitere Einsatzgebiete kann der behandelnde Arzt im Einzelfall festlegen.
Der ICD gibt den betroffenen Patienten sowohl Sicherheit als auch das beruhigende Gefühl, dass im Bedarfsfall
die lebensbedrohliche Situation gut überwunden wird.
Der ICD ist von einem Ti­tan­­­gehäuse umgeben und etwa
so groß wie eine Streich­­holz­
schachtel. Er ar­bei­­tet wie ein
kleiner Com­puter. Rund um die
Uhr nimmt er über die Elek­
tro­den die Signale von Ihrem
eige­nen Herz­rhyth­mus auf.
Dabei prüft er vor allem, ob der
Rhythmus zu schnell oder auch zu
langsam ist und ob das Herz regelmäßig
oder unregelmäßig schlägt. Bei Bedarf werden über die
Elektroden elektrische Impulse vom ICD an das Herz abgegeben, um den Rhythmus zu normalisieren.
Rhythmusstörungen kann der ICD in Form eines EKGs
aufzeichnen. Diese Daten liefern dem Arzt wertvolle Informationen. Sie können mit Hilfe des Programmiergerätes abgerufen werden. So kann der Arzt den ICD individuell auf Sie einstellen.
Die notwendige Energie für seine Funktionsweise bezieht der ICD aus einer speziellen Batterie, die je nach
Beanspruchung und Modell zwischen 5 und 10 Jahre ausreicht.
Innere Abteilung St.-Marien-Hospital Bonn | Chefarzt Prof. Dr. H. Omran
Der ICD beobachtet die Rhythmusstörungen nicht nur,
sondern er greift aktiv in das Geschehen ein. Um eine
anhaltende und nicht zu schnelle Kammerrhythmusstörung möglichst sanft zu beenden, gibt der ICD zunächst
kleine gezielte Schrittmacher-Impulse an das Herz ab. Sie
beenden diese Tachykardie-Episoden in weit über 90%
der Fälle und verhindern unnötige Schocks.
Die meisten Patienten nehmen diese schmerzfreien Impulse überhaupt nicht wahr. Erst wenn die Herzrhythmusstörung durch mehrfache sanfte Überstimulation
nicht beendet werden konnte, gibt der ICD einen starken Stromstoß ab, den so genannten elektrischen Schock
(Defibrillation). Dieser Stromstoß ist schmerzhaft, wenn
er bei klarem Bewusstseinszustand stattfindet, allerdings
befinden sich viele Patienten durch den vorübergehenden funktionellen Herz-Kreislauf-Stillstand bereits in
einem narkoseähnlichen und damit nicht mehr schmerzempfindlichen Zustand, wenn der Stromstoß durch den
ICD abgegeben wird. Dieser behebt zuverlässig den HerzKreis­lauf-Stillstand und bringt Ihr Herz wieder in den
rich­tigen Takt.
Auch bei zu langsamer Herzfrequenz (Bradykardie) wird
der ICD aktiv. In diesem Fall arbeitet er wie ein normaler
Herzschrittmacher und lässt die Herzfrequenz nicht unter
einen vom Arzt festgelegten Wert (Grundfrequenz) fallen.
Heute stehen spezielle ICD-Systeme für die unterschiedlichsten klinischen Anforderungen zur Verfügung. So
gibt es Einkammergeräte mit einer Elektrode in der Herzkammer und Zweikammergeräte mit einer Elektrode in
der Herzkammer und einer zusätzlichen Elektrode im
Herzvorhof.
5
Die ICD-Implantation
Der ICD wird üblicherweise unter der Haut (sub­
kutan) oder unter dem
Brust­muskel (sub­pectoral)
ein­gesetzt. Dieser Eingriff
kann unter örtlicher Be­täu­
bung oder in Voll­nar­kose
erfolgen. Die Ver­bin­dung
zum Herzen wird durch
Elek­troden her­ge­stellt. Diese werden während der
Opera­tion durch die Vene bis in das rechte Herz­innere
vor­geschoben und dort platziert. Sind die Elektro­den an
das Aggregat angeschlossen, werden die ver­schiedenen
Funktionen des Gerätes getestet. Anschließend wird das
Gerät den individuellen Bedürfnissen des Patien­ten angepasst und programmiert. Die meisten Patien­ten können
bereits Stunden nach dem Eingriff wieder aufstehen.
Der Aggregatwechsel
Der ICD zeigt eine Erschöpfung der Batterie früh­zeitig an.
Da die Batterie fester Bestandteil des ICD-Gehäuses ist,
wird in einer kleinen Operation das gesamte Gerät ausgetauscht. Der Arzt setzt dann einen Hautschnitt über der
alten Narbe und ent­fernt das Gerät. Nach Über­prüfung
der Elektroden wird der neue ICD angeschlossen, getestet und in die vorhandene Hauttasche eingesetzt. Nur in
Ausnahmefällen müssen auch die Elektroden ausgewechselt werden.
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Nachsorge
Der ICD im täglichen Leben
Termine für die Nachsorgeuntersuchungen werden individuell abgesprochen. Sie sind ein wichtiger Bestandteil
der Therapie. Bei dem Kontrolltermin wird der ICD auf
seinen technisch einwandfreien Zustand hin überprüft.
Außerdem stellt der Arzt den ICD so ein, dass die Programmierung auf Ihre Bedürfnisse optimal abgestimmt
ist. Die regelmäßigen Intervalle für eine Nachsorge liegen
meist bei 3-6 Monaten, mit Ausnahme des ersten Kontrolltermins; dieser kann 4-6 Wochen nach der Implanta­
tion stattfinden. Außerdem überprüfen sich die modernen Geräte täglich automatisch und übermitteln dem
Arzt bei der Abfrage wertvolle Informationen.
Nachdem Sie das Krankenhaus verlassen haben, werden
Sie ein wenig Zeit benötigen, um sich an den ICD zu gewöhnen. Nehmen Sie sich diese Zeit. Der ICD bedeutet
für Sie die Chance, wieder aktiv am Leben teilnehmen zu
können. Er ist dazu da, die auftretende Herzrhythmusstörung sicher zu erkennen und umgehend zu behandeln.
Somit gibt er Ihnen Sicherheit und Sie profitieren durch
eine Verbesserung Ihrer Lebensqualität.
In der ersten Zeit nach Implantation des ICD sind
Veränderungen an der Implantationsstelle wie Rötung,
Schwellung oder ein Nässen umgehend Ihrem Arzt mitzuteilen. In der Anfangszeit sind auch das Heben schwerer Gegenstände und weit ausladende Armbewegungen
nicht ratsam.
Ist die Wundheilung abgeschlossen, steht neuen Aktivitäten nichts mehr im Wege. Sofern Ihr Arzt keine Einwände hat, können Sie an allem, was Ihnen Spaß und Freude
bereitet, wieder teilnehmen. In allen Bereichen des täglichen Lebens, wie zum Beispiel im häuslichen Umfeld, am
Arbeitsplatz, in der Freizeit oder im Urlaub können Sie
in der Regel wieder wie gewohnt aktiv werden. Ggf. sind
individuelle Einschränkungen durch die Herzgrunderkrankung mit dem behandelnden Arzt zu besprechen.
Der ICD nimmt den Herzrhythmus als elektrisches Signal wahr. Aufgrund dieser Tatsache ist es nicht möglich,
den ICD gegen Umgebungseinflüsse vollständig abzuschirmen, ohne zu riskieren, dass das natürliche Herz­
signal nicht mehr wahrgenommen wird. Es kann also in
einzelnen Fällen zu einer Beeinflussung des ICDs durch
elektromagnetische Felder kommen.
Alle Tätigkeiten mit Haushaltsgeräten sind ohne Bedenken möglich. Dennoch sollten Sie aus Sicherheitsgründen bei einigen Geräten einen Mindestabstand einhalten. Dieses sind in der Regel Geräte mit einem starken
Elektromotor.
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Ihre täglichen Einkäufe können Sie wieder unbesorgt
erledigen. Diebstahlsicherungsanlagen, wie sie an Einund Ausgängen von Warenhäusern anzutreffen sind, stören den ICD in aller Regel nicht. Sicherheitshalber sollten
Sie diesen Bereich jedoch zügig durchqueren und nicht
stehen bleiben.
Auch Handys können benutzt werden. Aus Sicherheitsgründen wird jedoch ein Abstand von 15 cm zwischen
Handy und ICD empfohlen. Tragen Sie deshalb Ihr Handy nicht in der Brusttasche direkt über dem ICD und telefonieren Sie mit dem zum ICD abgewandten Ohr.
Ihren Hobbys können Sie wieder nach Lust und Laune
nachgehen. Ihre Freizeit können Sie wieder sorgenfrei
planen. Gartenarbeit, Wandern oder andere Hobbys
sind für Sie wieder in dem Ausmaß wie vor der Operation möglich. Nach der Heilungsphase können Sie wieder
sportlich aktiv sein. Vermeiden Sie dabei aber Aktivitäten, bei denen ein Schlag auf die Brust möglich ist. Bei
besonders belastenden oder Sie eventuell gefährdenden
Sportarten, sollten Sie vorher Ihren Arzt fragen.
Auf Flughäfen empfehlen wir Ihnen, dem Sicherheitspersonal direkt Ihren Geräte-Ausweis zu zeigen, da Ihr
Implantat einen Alarm der Sicherheitsanlage auslösen
kann. Die Sicherheitskräfte sind im Umgang mit Patienten, die ein Implantat tragen, geschult. Sie werden dann
von Hand abgetastet und können anschließend Ihren
Flug unbedenklich genießen.
7
Beachten Sie vorhandene Warnhinweise und Warnschilder, so dass
Sie sich von potenziellen Störquellen
fernhalten. Dies sind z. B.:
Lichtbogen- und Widerstandsschweißgeräte
Induktionsöfen oder elektrische Heizanlagen
zur Verformung von Kunststoffen
elektrische Öfen zur Stahlerzeugung
große Generatoren und Kraftwerke
Rundfunksender
Autofahren ist vom Gesundheitszustand des Patienten
abhängig. Die Arbeitsgruppe des deutschen Fachverbandes hat Fahrempfehlungen für Patienten mit einem implantierbaren Cardioverter-Defibrillator veröffentlicht.
Danach kann ein Patient mit einem ICD – nach Rücksprache mit seinem Arzt – dann wieder Auto fahren, wenn
der ICD prophylaktisch eingesetzt wurde oder ein niedriges oder mittleres Risiko für Bewusstlosigkeiten besteht
und innerhalb von 6 Monaten nach der Operation keine
Symptome mehr aufgetreten sind. Diese Empfehlungen
gelten ausschließlich für Patienten mit einem ICD.
Sollten Sie sich einer Operation unterziehen müssen, informieren Sie Ihren Arzt, dass Sie Träger eines ICD sind.
Verschiedene medizinische Verfahren können die Funktion des ICD beeinflussen. So dürfen ionisierende Strahlen zu Therapiezwecken, die Mikrowellen-Diathermie
und die Lithotripsie nicht direkt über der Implantationsstelle angewendet werden.
Ebenso kann Elektrokautern die Funktion des ICD beeinträchtigen. Diagnostikverfahren wie Röntgen, die
Computertomographie und die Sonographie sind ohne
weiteres durchführbar. Eine Kernspintomographie ist
derzeit bei ICD-Trägern nicht möglich. Bitte halten Sie
vor derartigen Untersuchungen unbedingt Rücksprache
mit Ihrem Arzt. Die Behandlung in einer Zahnarztpraxis
ist in der Regel unbedenklich, mit Ausnahme des Elektro­
kauterns bei Zahn- oder kieferchirurgischen Eingriffen.
Bitte besprechen Sie mit dem Arzt alle notwendigen
Sicher­heitsmaßnahmen.
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Der ICD überwacht laufend Ihre Herztätigkeit. Beherzigen Sie die Empfehlungen Ihres Arztes. Folgende Aspekte
sind besonders wichtig:
Führen Sie Ihren ICD-Ausweis immer mit sich.
Sprechen Sie mit Ihrem Arzt über ungewöhnliche
Ereignisse. Wenn Sie etwas bei Ihrer Therapie nicht
verstehen, dürfen Sie gerne nachfragen.
Besprechen Sie mit Ihrem Arzt, welche körperlichen
Betätigungen Sie ausüben können und in welchem
Umfang.
Halten Sie sich bitte an den Medikamentenplan.
Informieren Sie Ihren Hausarzt, Ihren Zahnarzt
und im Notfall den örtlichen Rettungsdienst, dass
Sie einen ICD tragen.
Copyright: P
rof. Dr. H. Omran und Mitarbeiter und freundlicher Genehmigung der Firmen Medtonic, St. Jude und Biotronic
St.-Marien-Hospital
Abteilung Innere Medizin
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Chefarzt Prof. Dr. med. Heyder Omran
Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie
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Robert-Koch-Straße 1
53115 Bonn Venusberg
Telefon: (+49) 228 505-2101
Telefax: (+49) 228 505-2102
E-Mail: [email protected]
www.marien-hospital-bonn.de
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Gesellschaft der Franziskanerinnen zu Olpe mbH
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Cardiale Resynchronisations
Therapie (CRT)
Patienteninformation
Dr. med. Dieter Bimmel
Was ist eine Herzschwäche (Herzinsuffizienz)?
Was ist die Cardiale Resynchronisations Therapie?
In Deutschland leiden über 2 Millionen Menschen an
einer Herzschwäche. Dabei sind Luftnot, Abnahme der
Belastbarkeit und Ödeme (Wasseransammlungen im Gewebe) die häufigsten Symptome. Die Ursachen können
vielfältig sein. Langjähriger Bluthochdruck, Durchblutungsstörungen im Bereich der Herzkranzgefäße, Herzklappenfehler und viele weitere Gründe können zu einer
Herzinsuffizienz führen.
Bei fortgeschrittener Herzschwäche vergrößern sich die
Herzkammern. Häufig ist dann die Erregungsleitung im
Herzen gestört. Die Kontraktion ist nicht gleichmäßig
(asynchron). Dies führt dazu, dass die Pumpleistung des
Herzens weiter abnimmt.
In den meisten Fällen ist eine Behandlung der Grundkrankheit sowie eine gute medikamentöse Therapie
erfolg­reich. Doch gelegentlich reichen diese Therapien
nicht mehr aus, so dass bis vor wenigen Jahren nur noch
die Herztransplantation als einzige Therapieform zur
Verfügung stand. Einen Meilenstein in der Behandlung
dieser Erkrankung stellt heute die Cardiale Resynchronisations Therapie (CRT) dar.
Bei der CRT handelt es sich um eine erweiterte Schrittmacher-Therapie. Dabei wird neben den gewöhnlich auf
der rechten Seite des Herzens eingebauten Sonden eine
weitere Sonde auf die linke Seite des Herzens vorgeführt.
Durch diese beidseitige Stimulation wird die Herzkontraktion wieder in Einklang gebracht. Sie wird resynchronisiert.
Zusätzlich kann diese Therapie mit einem implantierten
Defibrillator kombiniert werden, der vor gefährlichen
Herzrhythmusstörungen schützen bzw. diese im Notfall
auch beheben kann.
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Innere Abteilung St.-Marien-Hospital Bonn | Chefarzt Prof. Dr. H. Omran
Wie wird diese Therapie durchgeführt ?
Ähnlich wie bei einem „normalen“
Schrittmacher wird mit einem ca.
5 cm langen Schnitt unterhalb des
linken Schlüsselbein eine Vene freigelegt. Über diese Vene wird jeweils
eine Sonde in die rechte Hauptkammer und den rechten Vorhof geschoben. Im Anschluss wird die dritte
Sonde über den so genannten „Coronar-Sinus“ auf die linke Seite des
Herzens vorgeführt und verankert.
Nun wird der Herzschrittmacher
angeschlossen und unter den Brustmuskel gelegt. Abschließend wird
die Funktion des Schrittmachers und
der Sonden überprüft und die Wunde verschlossen.
Während des gesamten Eingriffs sind die Patienten in einer schonenden Narkose. Das Platzieren der dritten Sonde wird unter Ultraschall Kontrolle durchgeführt. Diese
Methode, die von den Implanteuren am St.-Marien-Hospital weiterentwickelt wurde, führt zu einer deutlichen
Verkürzung der Durchleuchtungszeit. Zusätzlich besteht
damit die Möglichkeit, die Herzfunktion während des gesamten Eingriffs engmaschig zu überwachen.
Für wen kommt eine CRT-Therapie in Frage ?
Grundsätzlich wird die Herzschwäche zunächst ursächlich und begleitend mit Medikamenten behandelt.
Erst wenn beide Methoden ausgereizt sind, und die Beschwerden eine
deutliche Belastung im Alltag darstellen, wird diese Methode empfohlen. Zusätzlich sind einige Voruntersuchungen nötig, die Sie jedoch mit
ihrem Hausarzt oder Kardiologen ab­
sprechen können. Für weitere Fragen
können Sie sich auch jederzeit an die
verantwortlichen Ärzte im St.-MarienHospital wenden.
Welche Untersuchungen werden für die
Implantation eines CRT-Systems benötigt?
Die Indikationsprüfung erfolgt zunächst anhand des Beschwerdebildes und der Krankengeschichte. Ergänzend
wird ein aktuelles EKG und eine aktuelle Ultraschalluntersuchung des Herzens benötigt. Ein Röntgenbild der
Lunge sowie ein aktuelles Blutbild sind wichtig. Weiterhin
muss vorbereitend für den Eingriff eine Untersuchung
der verwendeten Vene erfolgen. Diese kann in den meisten Fällen mit einer Ultraschalluntersuchung dargestellt
werden. Wenn Sie „Marcumar“ zur Blutverdünnung einnehmen, sollten Sie oder Ihr Hausarzt vor der stationären
Aufnahme die Vorgehensweise mit den Implanteuren des
St.-Marien-Hospitals absprechen.
Innere Abteilung St.-Marien-Hospital Bonn | Chefarzt Prof. Dr. H. Omran
3
Wie lange dauert der Eingriff und wie lange
muss ich im Krankenhaus liegen ?
Wie muss ich mich mit dem neuen
Schrittmacher/Defi verhalten ?
Nachdem Sie stationär aufgenommen wurden, erfolgen neben den noch nötigen Basis-Untersuchungen die
Vorbereitung für die Operation sowie die Vorstellung zur
Anästhesie. Abhängig von der bereits vorhandenen Diagnostik kann man zügig zur weiteren Therapie übergehen.
Die Dauer des Eingriffs hängt von vielen Faktoren ab. Es
müssen geeignete Venen vorhanden sein und die Messwerte der Sonden müssen gute elektrische Eigenschaften
aufweisen. Manchmal kann das Aufsuchen des „Coronar
Sinus“ knifflig sein. Dieses Problem wird aber mit der im
St.-Marien-Hospital eingesetzten Ultraschall-Methode
deutlich minimiert. Berücksichtigt man alle diese Faktoren, so muss man in der Regel mit einer Eingriffsdauer
von 1-2 Stunden rechnen. Im Anschluss erfolgt die Verlegung in den Wachraum und nach wenigen Stunden sind
Sie wieder auf der Normalstation. In den nächsten beiden Tagen wird die Wunde kontrolliert, eine Herzultraschalluntersuchung durchgeführt und der Schrittmacher
durchgemessen. Ist alles in Ordnung, steht einer Entlassung nach Hause nichts mehr im Weg.
In den ersten zwei Wochen sollten Sie den linken Arm
schonen und die Wunde nicht direktem Wasserkontakt
aussetzen (Baden/Duschen). Achten Sie darauf, dass Sie
nicht zu enge Kleidung tragen, die an der Wunde scheuert. Zusätzlich sollten Sie für vier Wochen weite und ausladende Bewegungen der Arme vermeiden. Nach vier
Wochen können Sie zum „normalen“ Leben übergehen.
Sollten Rötungen, Schwellungen oder Nässe im Bereich
der Wunde auftreten, melden Sie sich bei Ihrem Hausarzt
oder nehmen Sie Kontakt mit dem St.-Marien-Hospital
auf.
Was muss ich nach der Entlassung aus dem
Krankenhaus berücksichtigen ?
Nach der Entlassung aus dem Krankenhaus sollten Sie
in den nächsten Tagen ihren Hausarzt oder Kardiologen
aufsuchen. Mit Ihm können Sie die weitere Vorgehensweise absprechen. Das eingesetzte System muss erstmalig
nach drei Monaten kontrolliert werden. Wenn keine weiteren Beschwerden auftreten reicht eine sechsmonatige
Kontrolle aus.
Welche allgemeinen Vorsichtsmaßnahmen Sie mit dem
neu implantierten Schrittmacher beachten müssen, können Sie in einer beigefügten Broschüre des Herstellers
nachlesen.
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Innere Abteilung St.-Marien-Hospital Bonn | Chefarzt Prof. Dr. H. Omran
Ihr CRT-Team: D
r. med. Christian Jörgens, Dr. med. Harald Schmidt, Dr. med. Dieter Bimmel,
Prof. Dr. med. Heyder Omran, Dr. med. Stephan Frede
Copyright: P
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St.-Marien-Hospital
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53115 Bonn Venusberg
Telefon: (+49) 228 505-2101
Telefax: (+49) 228 505-2102
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Persistierendes Foramen ovale
und Vorhofseptumaneurysma
Patienteninformation
Prof. Dr. med. Heyder Omran
Was ist ein persistierendes Foramen ovale (PFO)?
Wie häufig kommt ein PFO vor?
Das so genannte persistierende Foramen ovale (PFO) ist
eine angeborene Verbindung zwischen dem rechten und
linken Vorhof des Herzens (Abb.).
Die Häufigkeit eines PFOs variiert mit dem Alter und
dem untersuchten Patientenkollektiv. Bei einer Autopsie­Untersuchung von 965 so genannten herzgesunden
Patien­ten fand man ein PFO in 27% der Fälle. Es bestand
kein Unterschied zwischen Männern und Frauen. Mit zunehmendem Alter nahm die Häufigkeit eines PFOs ab,
allerdings wurden die PFOs größer (6 mm Durchmesser
bei Patienten > 80 Jahre).
Was ist ein Vorhofseptumaneurysma?
Das PFO ist bei dem Embryo notwendig, um das sauerstoffreiche Blut unter Umgehung der noch nicht funk­
tionsfähigen Lunge, in den linken Vorhof und dann in
den Körperkreislauf zu leiten. Dabei handelt es sich in der
Regel nicht um ein einfaches Loch zwischen der rechten
und linken Vorkammer. Das PFO ist vielmehr ein Schlitz
zwischen zwei Membranen (Septen). Bei ca. 75% aller
Menschen schließt sich diese Verbindung unmittelbar
nach der Geburt. Bei den übrigen ca. 25% der Menschen
bleibt sie offen. In diesem Fall kann das Blut aus dem
rechten Vorhof unter Umgehung des Lungenkreislaufs in
den linken Vorhof gelangen.
Das PFO kann mit anderen angeborenen Veränderungen
des Herzens einhergehen. Neben einem PFO kann noch
eine Vor­wölbung bzw. Aus­
sackung der Scheidewand
(Vorhof­septu­ma­neu­­rysma)
zwischen rechtem und linkem Vorhof be­stehen.
Die Häufigkeit eines Vor­hof­­
septu­maneurysmas hängt
vom untersuchten Patien­ten­kollektiv ab. In un­selek­tio­nier­
ten Patientengruppen liegt die Häufigkeit zwischen 1 und
5%. Bei Patienten mit Schlag­anfall beträgt die Häufigkeit 8 bis 15%. Sehr wichtig ist, dass die Häufig­keit eines
Vorhof­septu­maneu­rysma bei Patienten mit PFO deutlich
höher ist (19%).
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Innere Abteilung St.-Marien-Hospital Bonn | Chefarzt Prof. Dr. H. Omran
Welche Bedeutung hat ein PFO?
In den meisten Fällen bleibt ein PFO ohne jede Folge.
Aller­dings wissen wir aus vielen wissenschaftlichen
Unter­suchungen, dass bei ungeklärten Schlaganfällen
(krypto­gener Schlag­anfall) überproportional häufig ein
PFO vorkommt. Schlaganfälle bleiben in bis zu 40% der
Fälle ungeklärt. Die meisten dieser Schlaganfälle sind auf
Embo­lien zurückzuführen. Ferner weiß man, dass die
PFOs bei Patienten mit Schlaganfall deutlich größer sind
als die bei Patienten ohne Schlaganfall. Damit ein PFO
zu Schlaganfällen führen kann, muss der Druck in der
rechten Vorkammer zumindest zwischenzeitlich größer
als in der linken Vorkammer sein, um so einen Blutstrom
von der rechten in die linke Vorkammer zu ermöglichen.
Auch hier konnten Studien zeigen, dass Patienten mit
kryptogenem Schlaganfall in 84% einen spontanen Blutstrom zwischen dem rechten und linken Vorhof haben.
Desweiteren ist eine Migräne häufig mit einem PFO mit
begleitendem Blutstrom zwischen rechter und linker
Vorkammer assoziiert, sobald der Druck in der rechten
den der linken Vorkammer übertrifft.
Bei Tauchern kann ein PFO über eine Embolie aus einer
Luftblase zu einer Dekompressionerkrankung führen.
Sehr seltene andere Manifestationen eines PFOs können
ein akuter Herzinfarkt, eine systemische Embolie und
Fettembolien sein.
Wie wird ein PFO festgestellt?
Ein PFO kann ohne be­son­deren Aufwand mit Hilfe von
Ultraschall dia­gnosti­ziert werden. Die wich­tigste Methode ist die trans­ösopha­geale Echo­kar­dio­graphie (Ultraschall über die Speiseröhre, Abb.).
Eine Verbindung zwischen rechter und linker Vorkammer kann auch mit Hilfe des transkraniellen Dopplers
dokumentiert werden. Eine genaue morphologische Untersuchung des PFOs ist allerdings nur mit der transösophagealen Echokardiographie möglich. Ein weiterer Vorteil der transösophagealen Echokardiographie ist, dass
man mit dieser Methode auch noch weitere kardiogene
Emboliequellen (Blutgerinnsel im Herzen, Veränderungen der Hauptschlagader u. v. m.) ausschließen kann. Die
Durchführung einer transösophagealen Echokardiographie ist bei allen Patienten mit kryptogenem Schlaganfall
sinnvoll.
Wie kann man ein PFO behandeln?
Bei Patienten mit einem Schlaganfall gibt es bei zusätzlich
bestehendem PFO mit oder ohne Vorhofseptumaneu­
rysma prinzipiell sowohl medikamentöse als auch inter­
ventionelle Therapieoptionen (Sekundärprävention). Es
ist zu betonen, dass es bislang keine wissenschaftliche
Studie gibt, die eine einheitliche Therapie bei einem PFO
empfiehlt. Die Wahl des Vorgehens sollte daher immer
individuell abgestimmt werden.
Medikamentöse Therapie
Eine Antikoagulation (Gabe von gerinnungshemmenden Medikamenten) nach Schlaganfall bei PFO ist heute
Standard. Daher ist der natürliche Verlauf von solchen
Patienten ohne medikamentöse Therapie nicht bekannt.
Üblicherweise wird Acetylsalicylsäure (ASS) verabreicht.
Eine französische Studie konnte zeigen, dass bei Patienten
mit PFO eine Gabe von ASS die Häufigkeit einer Embolie
nahezu halbiert. Ob eine stärkere Antikoagulation (z. B.
mit Marcumar) bei Patienten mit isoliertem PFO sinnvoll ist, ist nicht bekannt. Die PICSS Studie (2003) konnte
keinen Unterschied zwischen ASS und Warfarin (ähnliche Wirkung wie das in Deutschland gebräuchliche Marcumar) finden. Wichtig ist, dass Patienten mit PFO und
Innere Abteilung St.-Marien-Hospital Bonn | Chefarzt Prof. Dr. H. Omran
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Vorhofseptumaneurysma ein sehr hohes Embolie­risiko
haben. In der o. g. französischen Studie hatten 15,2%
dieser Patienten trotz ASS Gabe einen erneuten Schlaganfall. Daher erhalten Patienten mit PFO und Vorhof­
septumaneurysma häufig eine stärkere Antikoagula­tion
mittels Marcumar.
kurzer Zeit ohne relevante Strahlenbelastung sehr erfolg­
reich und mit einer sehr geringen Komplikationsrate
durchgeführt werden. In mehreren Studien wurde der
Frage nachgegangen, ob der interventionelle bzw. perkutane Verschluss eines PFOs besser als die medikamentöse
Therapie ist.
Interventioneller oder operativer Verschluss
eines PFOs
2003 wurde eine große Übersichtsarbeit zu diesem Thema publiziert. Dabei wurden die Ergebnisse von 1.355
Patien­ten, die interventionell behandelt wurden, mit den
Ergebnissen von 895 medikamentös behandelten Patien­
ten verglichen. Die Rate neurologischer Ereignisse lag bei
0-4,9% bei den interventionell behandelten Patienten und
bei 3,8-12,0% bei den medikamentös behandelten Patien­
ten. Größere Komplikationen traten bei interventio­nellem
Verschluss in ca. 1,5% der Fälle auf. Im weiteren Verlauf
wurden noch mehrere Studien zu diesem Thema veröffentlicht. Alle Studien zeigten eine geringere Embolierate
des interventionellem Verschlusses. Es konnte kein relevanter Unterschied zwischen verschiedenen interventio­
nellen Geräte gefunden werden. Entschei­dend ist ein möglichst vollständiger Verschluss des PFOs.
Ein Verschluss des PFOs kann prinzipiell operativ (mit
Schnitt und Eröffnung des Brustkorbs) oder interventionell, d. h. ohne Narbe mit Hilfe eines Herzkatheters,
erfolgen. Derzeit werden verschiedene randomisierte
Studien zum Vergleich einer medikamentösen und einer
interventionellen Therapie durchgeführt, um herauszufinden, welche Therapie erfolgreicher ist. Ein interventioneller Verschluss ist bei Patienten mit erneuten Ereignissen unter medikamentöser Therapie, bei Patienten, die
Medikamente nicht vertragen und bei Hochrisikopatienten sinnvoll.
Chirurgie
Der Vorteil eines chirurgischen Verschlusses eines PFOs
ist nicht erwiesen.
Empfehlungen zum interventionellen
Verschluss des PFOs
In einer Beobachtung von 91 Patienten mit chirurgischen
Verschluss des PFOs hatten 17% der Patienten nach vier
Jahren wieder Ereignisse. Insbesondere ältere Patienten
scheinen ein erhöhtes Rezidivrisiko (= Risiko, einen erneuten Schlaganfall zu erleiden) zu haben.
Da bislang noch keine abschließenden Vergleiche zwischen medikamentöser und interventioneller Therapie
des PFOs vorliegen, muss die Indikation zum PFOVer­­schluss immer individuell abgestimmt werden. Die
Fachgesell­schaften empfehlen einen interventionellen
PFO-Verschluss, wenn erneute embolische Ereignisse
unter medikamentöser Therapie aufgetreten sind oder
Hochrisikomerkmale vorliegen. Ein interventioneller
Verschluss kann auch bei Unverträglichkeit von Medikamenten sinnvoll sein. Eine gründliche Untersuchung des
PFOs und der Vorhofanatomie sind in jedem Fall wichtig, um festzustellen, ob ein interventioneller Verschluss
prinzipiell möglich ist.
Interventioneller perkutaner Verschluss des PFOs
Seit mehr als 15 Jahren stehen Geräte zum interventionellen Ver­
schluss des PFOs zur Verfügung.
Diesen Geräten ist gemein­sam,
dass diese über einen Herzkatheter eingeführt werden und dann
das PFO mit einem Schirm verschließen. Ein PFO-Verschluss
mittels dieser Geräte kann in
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Empfehlung zur Vorbereitung eines PFOVerschlusses
Sie werden in aller Regel stationär aufgenommen.
Falls nicht vom behandelnden Arzt erfolgt, wird
die Indikation zum PFO-Verschluss überprüft.
Folgende technische Untersuchungen
werden gefordert:
Vollständiges Labor inkl. Gerinnungsstatus
EKG (Ausschluss von Vorhofflimmern)
Transthorakale Echokardiographie und
transoesophageale Echokardiographie
Röntgen-Bild des Brustkorbs
Auf eine erneute transoesophageale Echocardiographie kann dann verzichtet werden, wenn eine
adäquate Video- oder CD-Dokumentation vorliegt
und das PFO eindeutig beurteilt werden kann.
Sie werden vor dem PFO-Verschluss über das Vorgehen und den Eingriff schriftlich aufgeklärt. Prinzipiell kann der Eingriff in örtlicher Betäubung und
Sedierung durchgeführt werden. Schmerzen haben
Sie während der Untersuchung nicht. Gelegentlich
ist eine Kurznarkose sinnvoll, daher werden Sie
auch dem Anästhesisten vorgestellt. Dies sollte in
der Regel am Vortag der Untersuchung geschehen.
Umgang mit Antikoagulanzien und
Thrombo­zytenaggregationshemmern
Um das Risiko für Blutungen zu reduzieren, soll
eine orale Antikoagulation (z. B. Einnahme von
Marcumar) 5-7 Tage vor dem Verschluss unterbrochen werden, so dass der INR-Wert zum Zeitpunkt
des Eingriffs unter 1,5 liegt. Mindestens 24 Stunden
zuvor sollte Acetylsalicylsäure 100 mg – sofern nicht
kontraindiziert – verabreicht werden. Ferner sollten Sie mit Clopidogrel, 300 mg, behandelt werden,
einem Medikament, das die Aktivität der Blutplätt­
chen hemmt. Falls Sie schon dauerhaft Clopidogrel
einnehmen, reichen 75 mg pro Tag. Am Tag des
4
PFO-Verschluss sollen statt Aspirin 100 mg, 300
mg Aspirin verabreicht werden. 75 mg Clopidogrel
werden ebenfalls eingenommen. Unmittelbar vor
dem Eingriff sollten Sie zur Endokarditisprophy­
laxe ein Antibiotikum (Aminopenicillin) intravenös bekommen, um einer Infektion des Gewebes
im Umfeld des Gerätes zusätzlich vorzubeugen.
Während des gesamten Verfahrens wird der Patient
vollständig antikoaguliert. Dazu wird in der Regel
Heparin verwendet. Bitte teilen Sie dem behandelndem Arzt mit, wenn Sie kein Heparin vertragen. Die
Gerinnung des Blutes ist daher für mindestens 2-4
Stunden nach dem Eingriff deutlich verzögert.
Nach dem PFO-Verschluss sollten Sie mindestens
3 Monate lang kombiniert Acetylsalicylsäure und
Clopidogrel erhalten. Ferner soll bis zur vollständi­
gen Einheilung des Gerätes über 6 Monate eine
Endo­­karditisprophylaxe betrieben werden.
Verlaufsbeobachtung
Nach dem Eingriff werden die Vitalparameter wie
Puls, Blutdruck und Temperatur, überwacht. Am
Folge­tag ist eine Röntgen-Thorax-Untersuchung
und eine Laboruntersuchung vorzunehmen. Ferner sollte eine transthorakale Echocardiographie
zur Bestimmung der Lokalisation des Gerätes und
zum Ausschluss eines Perikardergusses erfolgen.
Langfristige Verlaufskontrollen
Empfohlen werden EKG und Röntgenuntersuch­
un­gen sowie eine transoesophageale Echocardio­
graphie nach 3 Monaten, um Auflagerungen auf
dem Gerät auszuschließen, bevor die Therapie mit
Blutplättchenhemmern abgesetzt wird.
5
Innere Abteilung St.-Marien-Hospital Bonn | Chefarzt Prof. Dr. H. Omran
Vorsichtsmaßnahmen und
Kontraindikationen
Allgemeine Empfehlungen für Patienten
mit PFO oder Vorhofseptumdefekt
Ein PFO-Verschlusssystem ist immer dann nicht
indiziert, wenn der Schlaganfall des Patienten auf
eine erkennbare Ursache zurückgeführt werden
kann, z. B. auf einen intrakardialen Thrombus, eine
künstliche Herzklappe etc. Vorsicht gilt auch bei
Patienten mit bestehender Entzündung der Arterien. Bei aktiver Infektion oder Bakteriämie kann
das Gerät nicht implantiert werden. Vorbekannte,
unkontrollierbare Allergien gegen Kontrast­mittel,
Iridium, Nickel, Nitinol, Platin oder Edelstahl verbieten ebenfalls den Eingriff. Ein PFO-Verschluss
ist immer dann kontraindiziert, wenn der Patient
keine blutplättchenhemmende Medikation einnehmen kann. Technische Probleme können dann
auftreten, wenn früher schon einmal ein PFOVerschluss durchgeführt worden ist, ein sehr großes Septumaneurysma (>2 cm) vorliegt oder der
Patient mehrere Septumdefekte hat. Bei Patienten
mit frischer Schrittmacher- oder Defibrillatorsystem-Implantation (<3 Monate) ist die Implantation
eines PFO-Verschlusssystems nicht indiziert.
Unabhängig von der Art der Behandlung des PFOs
sollten alle Patienten versuchen, sich so zu verhalten, dass das Risiko durch ein PFO eine Embolie
zu erleiden, möglichst gering gehalten wird. Die
Patienten sollten Bewegungen vermeiden, die einen Blutfluss zwischen rechten und linken Vorhof
auslösen bzw. verstärken. Starkes Pressen beim
Stuhlgang, Heben schwerer Gegenstände und sehr
kräftiges Husten sollte vermieden werden.
Da die Embolien häufig durch Thrombosen in den
tiefen Beinvenen verursacht werden, sollte eine
Verlangsamung des Blutflusses in den Beinvenen
vermieden werden. Die Patienten sollten im Sitzen
nicht die Beine kreuzen und nicht lange auf einer
Stelle stehen. Bei längerer Immobilisation oder
auch Bettlägerigkeit ist eine Thromboseprophylaxe
sinnvoll. Generell sollte geklärt werden, ob schon
früher eine Thrombose aufgetreten ist.
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Implantierbarer Ereignisrekorder
Patienteninformation
Dr. med. Stephan Frede
Sehr geehrte Patientin, sehr geehrter Patient, in der letz­
ten Zeit traten bei Ihnen wiederholt anfallsartig Ereig­
nisse auf, die zu kurzen Bewusstlosigkeiten (Synkopen)
oder beinahe Bewusstlosigkeiten (Präsynkopen) oder
Schwindelanfällen führten. Möglicherweise sind Sie
gestürzt und haben sich verletzt und sind daher verun­
sichert. Trotz intensiver Bemühungen hat man die Ursache
dieser Ereignisse nicht klären können. Daher wurde Ihnen
die Einpflanzung (Implantation) eines kleinen implan­
tierbaren Ereignisrekorders empfohlen.
Es ist gut nachvollziehbar, dass Sie sich in dieser Zeit viele
Fragen stellen. Einige der Fragen versuchen wir mit die­
ser Broschüre zu beantworten. Selbstverständ­lich führen
wir aber auch noch ein Gespräch.
Synkopen sind nicht selten und sind zumeist harmlos.
Bei manchen Menschen kommt es nur ein einziges Mal
zu einer Synkope, andere haben wiederholte Synkopen,
wobei die Ursachen ungeklärt und also auch unbehan­
delt bleiben. Unter Umständen werden diese Patienten
arbeitsunfähig und geraten in soziale Isolation; viele lei­
den aufgrund der Synkopen unter Angstzuständen oder
Depression.
Eine Vielfalt von Ursachen kann Synkopen auslösen,
wobei einige eher harmlos, andere aber lebensbedroh­
lich sein können. Mit dem Herzen zusammenhängende
Beschwerden, gehören zu den bedrohlichsten Ursachen.
Die meisten Ursachen für Synkopen sind effektiv behan­
delbar, von größter Wichtigkeit ist es aber, zunächst die
Diagnose zu stellen.
Was ist eine Synkope?
Sind Synkopen gefährlich?
„Synkope“ ist der medizinische Fachausdruck für einen
Ohnmachtsanfall, also einen plötzlichen, kurzzeitigen
Bewusstseinsverlust wegen unzureichender Versorgung
des Gehirns mit Blut und Sauerstoff. Synkopen treten
zum Teil nach vorherigen Warnzeichen und manchmal
ohne solche Zeichen auf; sie können zu Stürzen oder an­
deren Unfällen führen.
Die meisten Synkopen sind harmlos. Synkopen, die auf
eine Herzerkrankung hinweisen sind dagegen u. U. ge­
fährlich. Insbesondere bösartige Herzrhythmusstörungen
können Ihr Leben oder Ihre Gesundheit bedrohen. Patien­
ten mit wiederkehrenden Synkopen haben häufig Angst.
Man geht davon aus, dass ein Drittel aller Patienten mit
Synkopen sich viele Male im Jahr bei ihrem Arzt vorstel­
len. Glücklicherweise lassen sich Synkopen oft erfolgreich
behandeln, wenn die Ursachen erst einmal erkannt sind.
2
Innere Abteilung St.-Marien-Hospital Bonn | Chefarzt Prof. Dr. H. Omran
Wie kann man normalerweise die Ursache
einer Synkope erkennen?
Dazu wird Ihr Arzt Sie systematisch untersuchen. Ganz
wichtig ist ein ausführliches Gespräch, in dem die Vor­
geschichte geklärt wird. Ihr Arzt wird Sie auch gründlich
körperlich untersuchen. Ferner wird er verschiedene
technische Untersuchungen nach Bedarf durchführen
oder veranlassen:
Elektrokardiogramm (EKG),
eine 24- bis 48-stündige ununterbrochene Auf­
zeichnung der Herzaktionen mit einem tragbaren
Langzeit-EKG, mit dem der Herzrhythmus und die
Herzfrequenz (Zahl der Herzaktionen pro Minute)
aufgezeichnet werden,
längerfristige Aufzeichnung von Herzereignissen
mit einem nicht implantierbaren Ereignisrekorder
(Gerät, das bis zu einem Monat lang getragen wird),
Kipptischuntersuchung und
elektrophysiologische Untersuchung (EPU).
Was ist der implantierbare Ereignisrekorder?
Es ist ein sehr kleines Gerät, welches unter die Haut ein­
gepflanzt wird und Herzrhythmusstörungen aufzeichnen
kann. Mit dem implantierbaren Ereignisrekorder werden
Herzrhythmus und Herzfrequenz 24 Stunden am Tag
über bis zu 14 Monate hinweg aufgezeichnet und können
während unklarer Kollapszustände oder während ande­
rer unklarer Beschwerden, zum Beispiel bei Schwindel­
gefühl und Herzklopfen, abgespeichert werden. Die Auf­
zeichnung im Gerät geschieht in der Form eines EKGs.
Es kann dazu genutzt werden, Herzrhythmusstörungen
als Ursache für die Symptome aufzudecken oder auszu­
schließen.
Welche Vorteile bietet der implantierbare
Ereignisrekorder?
Manchmal sind noch weitere Untersuchungen erforder­
lich, z. B. ein Elektroenzephalogramm (EEG), Magnet­
resonanztomogramm (MRT), Echokardiogramm (Echo)
oder neurologische oder psychiatrische Untersuchungen.
Ein EKG, das während eines spontanen Ereignisses auf­
gezeichnet wird, gilt als „Goldstandard“ zur Diagnose
seltener Synkopen oder anderer unerwarteter Ereignisse.
Der implantierbare Ereignisrekorder ist so gebaut, dass
er das EKG während spontan eintretender Ereignisse re­
gistriert.
Die meisten Untersuchungen können ambulant, andere
müssen im Krankenhaus durchgeführt werden. Selbst
nach den üblichen Tests bleibt die Ursache für wiederhol­
te Synkopen aber leider bei mehr als 25% der Patienten
ungeklärt.
Der implantierbare Ereignisrekorder ist für den Lang­
zeiteinsatz entwickelt worden und kann über ein Jahr
verbleiben. Durch diese lange Aufzeichnungsphase er­
höht sich die Wahrscheinlichkeit, ein EKG auch während
nur selten vorkommender Synkopen aufzuzeichnen.
Mit dem in dieser Broschüre beschriebenen neuen Ver­
fahren, dem implantierbaren Ereignisrekorder, können
Herzrhythmusstörungen als Ursache für Synkopen häu­
fig (in bis zu 88%) bestätigt oder ausgeschlossen werden.
Da das System unter die Haut gepflanzt wird – es gibt also
keine Drähte oder zusätzliche Teile außen am Körper –
lässt sich das System sehr unauffällig tragen. Patienten
können mit einem solchen implantierbaren Ereignisre­
korder nahezu allen Aktivitäten nachgehen.
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Wie sehen der implantierbare Ereignisrekorder
und der Aktivator aus?
Der Ereignisrekorder ist 6 cm lang, 1,9 cm breit und
0,8 cm dick. Also, viel kleiner als ein Feuerzeug. Die
eingebaute Elektronik wird durch ein gewebefreund­
liches Gehäuse aus Titan und Kunststoff geschützt. An
der Oberfläche des Geräts liegen die Elektroden, mit
denen die elektrische Aktivität des Herzens erfasst wird,
deshalb sind keine Kabel zum Herzen notwendig.
3
In der Regel haben Sie keine Schmerzen und der Schnitt
ist sehr klein (ca. 2 cm). An der Implantationsstelle ist
das Gerät u. U. als eine leichte Erhebung unter der Haut
erkennbar.
Mögliche Komplikationen für diesen Eingriff sind mini­
mal und kommen nur sehr selten vor. Dazu gehören
Infek­tion an der Implantationsstelle und Reaktionen auf
das örtliche Betäubungsmittel, also Risiken, die bei allen
kleinen chirurgischen Eingriffen gelten.
Wie funktioniert der implantierbare
Ereignisrekorder?
Das Gerät zeichnet ununterbrochen Herzfrequenz und
Herzrhythmus auf. Also auch dann, wenn Sie ohnmäch­
tig werden. Nach dem Aufwachen aktivieren Sie Ihr Gerät
und das EKG, um den Ohnmachtsanfall im Ereignis­rekor­
der zu speichern. Sie oder Ihre Angehörigen können also
wirklich Information aus der Vergangenheit festhalten.
Wenn Sie das Gerät aktiviert haben, sollten Sie Ihren
behandelnden Arzt zeitnah aufsuchen, der das EKG mit
einem Auslesegerät abfragen und auswerten kann.
Der Aktivator (= Signalgeber) ist so klein wie ein moder­
nes Handy und dient dazu, dem Ereignisrekorder mitzu­
teilen, dass ein Ereignis stattgefunden hat. Dies geschieht
durch einen Knopfdruck, der eine EKG-Speicherung ak­
tiviert. Sie können den Aktivator bequem in einer Hülle
immer bei sich tragen.
Wie wird der implantierbare Ereignisrekorder
eingepflanzt?
Es handelt sich um einen wirklich kleinen Eingriff. Es
wird keine Vollnarkose gebraucht. Das Gerät wird in ei­
nem 15-20 Minuten dauernden Eingriff unter örtlicher
Betäubung im linken Bereich des Brustkorbs unmittelbar
unter die Haut gesetzt.
Außerdem speichert das Gerät auch automatisch EKG„Schleifen“ („loops“), wenn bestimmte und voreinge­
stellte Kriterien der Herzverlangsamung, Herzbeschleu­
nigung oder Herzunregelmäßigkeit erfüllt sind, so dass
auch ohne eine auffällige Symptomatik des Patienten
aufgetretene Herzrhythmusstörungen anschließend aus­
gewertet werden können.
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Wie lange sollte der implantierbare
Ereignis­rekorder im Körper bleiben?
Die Aufzeichnungen, die der Ereignisrekorder macht,
sollen bei Ihrer Behandlung helfen. So können Herz­
rhythmus­störungen mit Hilfe von Medikamenten oder
speziellen Herzschrittmachern behandelt werden. Das
Gerät kann entfernt werden, wenn eine Diagnose vorliegt.
Die Batterie hält etwa 14 Monate. Falls die Beschwerden
nicht mit Herzrhythmusstörungen erklärt werden kön­
nen, können zumindest lebensbedrohliche Ereignisse
minimiert werden.
Wir wünschen Ihnen, dass die Ursache Ihrer Beschwerden
rasch geklärt werden kann, damit zügig eine effektive Be­
handlung zu Ihrer Sicherheit und zum Erhalt Ihres Wohl­
befindens eingeleitet werden kann.
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Herzkatheteruntersuchung
Patienteninformation
Prof. Dr. med. Heyder Omran
Das Herz ist eines der wichtigsten Organe des Menschen.
Es muss in der Minute mehrere Liter Blut in den Körper­
kreis­lauf pum­pen. Um die­
se Aufgabe zu bewäl­tigen,
besteht das Herz zum
über­wie­gen­den Teil aus
Mus­ku­latur. Die auf dem
Her­zen liegen­den so ge­
nann­ten Herz­kranz­ge­fäße
(auch Koro­nar­gefäße ge­
nannt) liefern dem Herz­
mus­kel den nöti­gen Sauer­
stoff und die Nähr­stoffe für
seine Arbeit.
Sind die Herzkranzgefäße durch Cholesterin- und Kalk­
ablagerungen verengt, wird der Herzmuskel nicht aus­
reichend durchblutet.
Dies kann zu Herzschmer­
zen führen. Meist treten
die Herzschmerzen, auch
Angina pectoris genannt,
unter Belastung auf und
ver­schwin­den in Ruhe.
Manch­mal treten Herz­
rhyth­mus­störungen auf.
Diese können als Herz­
stolpern oder -rasen em­
pfun­den werden. Ein
Herz­in­farkt wird in den
meis­ten Fällen durch einen Verschluss eines Herzkranz­
gefäßes verursacht. In Deutschland treten ca. 230.000
Herzinfarkte pro Jahr auf. Ein Herzinfarkt führt, wenn
er nicht rechtzeitig erkannt wird, zu einer dauerhaften
Einschränkung der Herzleistung.
Ihre Beschwerden bzw. die Untersuchungsergebnisse
Ihres Arztes weisen darauf hin, dass Ihre Herzkranz­
gefäße verengt sein könnten. In dieser Situation kann der
Herzkatheter Klarheit verschaffen und zeitgleich eine
effektive Behandlung ermöglichen.
Mit Hilfe der so genannten Linksherzkatheterunter­
suchung und einer Anfärbung der Herzkranzgefäße mit
Röntgenkontrastmittel (Koronarangiographie) können
Verengungen oder Unregelmäßigkeiten der Herzkranzge­
fäße erkannt und der Schweregrad bestimmt werden. Mit
diesen Informationen kann die bestmögliche Behand­
lung festgelegt werden.
Linksherzkatheteruntersuchung und
Koronarangiographie
Der untersuchende Arzt erläutert Ihnen den Unter­
suchungsablauf und beantwortet alle Fragen. Die Unter­
suchung verursacht in den wenigsten Fällen Schmerzen.
Die Einstichstelle in Leiste oder Armbeuge wird örtlich
betäubt. Dann wird eine Schlagader (Arterie) punktiert
und über einen sehr dünnen Draht eine Schleuse in das
Gefäß gelegt. Unter kontinuierlicher Röntgenkontrolle
wird ein weicher und flexibler Draht bis zum Herzen vor­
geführt. Darüber wird ein dünner Herzkatheter in die lin­
ke Haupt­kammer des Herzens geleitet. Anschließend wird
der Draht zurückgezogen und die Drücke im Herzen wer­
2
Innere Abteilung St.-Marien-Hospital Bonn | Chefarzt Prof. Dr. H. Omran
den gemessen. Dann färbt der Arzt mit Röntgenkontrast­
mittel die linke Hauptkammer an, um die Pumpleistung
und Größe des Herzens beurteilen zu können. Manchmal
spüren Sie dabei ein Wärmegefühl. Diesen Teil der Unter­
suchung nennt man Lävokardiographie.
Danach werden die Herzkranzgefäße untersucht (Koro­
nar­angio­graphie). Der Arzt sondiert die üblicherweise
getrennt abgehende linke und rechte Herzkranzarterie
und färbt diese in verschiedenen Ebenen unter Röntgen­
kontrolle an. Zeigt dieser Teil der Untersuchung eine
Verengung der Herzkranzgefäße (Stenose), kann diese in
der Regel in derselben Sitzung behandelt werden. Der Arzt
wird Sie über diesen Befund informieren und Ihnen erklä­
ren, ob eine alleinige medikamentöse Therapie ausreicht
oder ob eine weitere interventionelle Therapie sinnvoll
ist. Dazu stehen verschiedene technische Verfahren zur
Verfügung. Nur noch in wenigen Fällen ist eine aufwen­
dige Bypass-Operation notwendig, da fast immer über
den Herzkatheter die Engstelle sicher und ausreichend
behandelt werden kann. Man unterscheidet die BallonAuf­dehnung von Herzkranzgefäßen, die so genannte
perku­tane Koronarangioplastie (PTCA) und die so ge­
nannte Stent-Implantation.
Die Ballon-Aufdehnung oder Dilatation ist dann indi­
ziert, wenn mit diesem Verfahren das Gefäß sicher und
auch potenziell langfristig ausreichend behandelt werden
kann.
Um das Risiko eines Gefäßverschlusses zu verringern,
kann auch eine Gefäßstütze (Stent) in die Engstelle ein­
gebracht und über einen Ballon aufgedehnt werden. Der
Stent ist eine Metallhülse, die einen Kollaps des Gefäßes
vermeiden soll.
Wie erfolgt eine Ballondilatation?
Vor dem Eingriff wird um Ihre Einwilligung gebeten. Die
Ballon-Dilatation wird auch PTCA genannt. Mit Hilfe
einer Röntgenkamera wird ein spezieller Herzkatheter in
den Eingang des verengten Herzkranzgefäßes vorgeführt.
Dann spritzt der Arzt Ihnen ein Blutverdünnungsmittel
(in der Regel Heparin). Dieses Mittel soll der Bildung
von Blutgerinnseln in den Herzkranzgefäßen während
der Prozedur vorbeugen. Zusätzlich sollten Sie spätestens
jetzt mindestens zwei Tabletten Clopidogrel einnehmen.
Dieses Medikament hemmt die Blutplättchen und kann
so die Komplikationsrate senken. Durch den in das Herz­
kranzgefäß eingebrachten Herzkatheter wird ein faden­
förmiger sehr dünner weicher Draht in das Gefäß und
über die Engstelle manövriert. Dieser Vorgang kann ge­
legentlich länger dauern, wenn die Stelle sehr hochgradig
verengt oder schwierig zu erreichen ist. Dieser Draht dient
dann im wahrsten Sinne des Wortes als Führungsschiene.
Über diesen Draht kann ein Ballon-Katheter in die Enge
gesteckt werden (Abb.). Zur Kontrolle der richtigen Lage
des Ballon-Katheters können kleinere Mengen Röntgen­
Innere Abteilung St.-Marien-Hospital Bonn | Chefarzt Prof. Dr. H. Omran
kontrastmittel ge­spritzt
wer­den. Ist die korrekte
Posi­tion gefunden worden,
wird der Ballon ca. 30 bis
90 Sekunden aufgedehnt
(Abb.). Dabei werden Drü­
cke von mehreren atm. er­
reicht. Das Aufblasen des
Ballons führt zu einer Über­
dehnung der Engstelle und
die ein­engenden Plaques
im Gefäß werden in die Gefäßwand gedrückt und das
gesamte Gefäß überdehnt. Häufig kommt es dabei zu sehr
kleinen Einrissen der Gefäßwand, die in aller Regel keine
Rolle spielen. Ist das Gefäß ausreichend aufgedehnt und
verbessert sich der Blutfluss, kann das Behandlungser­
gebnis akzeptiert werden. Der Führungskatheter und der
Ballon sowie der Draht können entfernt werden.
Was ist eine Stent-Implantation?
3
auf den Ballons wurde verbessert und manche Stents
wurden beschichtet, um ein überschießendes Zuwachsen
der Stents zu verhindern. Insgesamt werden daher Stents
heute fast regelmäßig eingesetzt. Ihr behandelnder Arzt
kann Sie darüber aufklären, ob bei Ihnen und welcher
Stents bei Ihnen geeignet ist.
Seit ca. 1990 werden so ge­
nannte Stents angeboten.
Es handelt sich dabei um
sehr dünne maschendraht­
artige Hülsen, die auf einem
Ballon vormontiert sind.
Mit Stents können poten­
ziell gefährliche Gefäß­­ein­
risse abgedeckt und Gefä­
ße besser entfaltet werden.
Stents sind Fremd­körper
und müssen erst vom Körper akzeptiert werden. Stents
werden nach und nach mit einer neuen Gefäß­innenhaut
über­wachsen. Bis dahin müssen Sie Medi­kamen­te ein­
nehmen, die verhindern, dass sich Blut­ge­rinnsel in den
Gefäßstützen bilden. Typischerweise wird eine Kombi­
nation aus Acetylsalicylsäure und Clopidogrel (Iscover,
Plavix) verordnet.
Der Arzt hört sich Ihre
Be­schwerden an und ver­
sucht, eine Mangeldurch­blu­tung am Herzen nachzu­
weisen. Folgen­de Methoden sind dazu geeignet: Belas­
tungs-EKG, Belastungs-Echokardiographie, Szinti­graphie
des Herzens und die Kernspintomographie des Herzens.
Bestehen Beschwerden oder Hinweise für eine Mangel­
durch­blu­tung am Herzen besteht in der Regel eine Indi­
kation zu einer Herzkatheteruntersuchung.
In den vergangenen Jahren wurden die Stents techno­
logisch gewaltig weiterentwickelt und verbessert. Die
Streben der Stents wurden dünner gemacht, die Montage
Der Arzt bespricht mit Ihnen Ihre Medikamente. Be­
stimmte Medikamente vertragen sich nicht mit dem
Röntgen­kontrastmittel. Dazu zählt insbesondere das
Vorbereitung einer
Angioplastie?
Ihr Arzt ist daran interes­
siert, dass Sie möglichst gut
informiert sind. Dazu trägt
auch diese Broschüre bei.
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Metformin, welches Diabetiker häufig einnehmen.
Bitte informieren Sie Ihren Arzt, wenn Sie dieses
Präparat einnehmen. Acetylsalicylsäure (Aspirin,
ASS etc.) soll in der Regel weiter eingenommen
werden. Marcumar sollte abgesetzt werden.
Brennen in der Brust. Bei der Ballonentfaltung oder
der Implantation des Stents kann man ein Druck­
gefühl in der Brust verspüren. Bevor der Arzt den
Ballon entfaltet, wird er Sie informieren.
Bitte geben Sie Allergien an. Wichtig sind insbe­
sondere Medikamentenunverträglichkeiten und
auch eine bekannte Kontrastmittelallergie. Ihr Arzt
kann besondere Vorsichtsmaßnahmen unterneh­
men, wenn eine Allergie vorliegt.
Nach der Intervention
Vier Stunden vor der Untersuchung sollten Sie
nüchtern sein. Ihre Medikamente dürfen Sie in der
Regel mit einem kleinen Schluck Wasser einneh­
men. Das Rauchen müssen Sie vor und nach dem
Eingriff einstellen.
Der Eingriff findet in einem speziellen KatheterRaum statt. Nach einem nur diagnostischen Ein­
griff können Sie häufig in den eigens dafür ange­
schlossenen Räumlichkeiten überwacht werden. Es
steht jederzeit spezialisiertes Personal für Fragen
zur Verfügung. Die anschließende Überwachungs­
zeit können Sie mit Lesen, Fernsehen oder auch mit
Hören von Musik überbrücken.
Entleeren Sie Ihre Blase bevor Sie in den Herzkathe­
ter kommen. Auf Ihrer Brust werden EKG-Elekt­
roden angebracht, um den Herzrhythmus während
des Eingriffs kontinuierlich zu überwachen. Je nach
Punktionsort werden die Leisten oder Armbeugen
desinfiziert und der übrige Körper wird mit einem
sterilen Tuch abgedeckt. Besteht eine ausgeprägte
Leistenbehaarung, wird diese entfernt.
Typischerweise haben Sie während der Unter­
suchung keine Schmerzen. Bevor der Katheter ein­
geführt wird, spritzt der Arzt ein örtliches Betäu­
bungsmittel. Die Röntgenuntersuchung spüren Sie
nicht. Sie können allerdings beobachten, wie der
Projektor in verschiedene Ebenen gedreht wird.
Manchmal spürt man bei der Gabe von Röntgen­
kontrastmittel ein Wärmegefühl, sehr selten ein
Im Anschluss an einen diagnostischen Herzka­
theter kann die Schleuse unmittelbar entfernt
werden. Der Arzt wird die Punktionsstelle in der
Regel durch manuelle Kompression ausreichend
verschlie­ßen und dann einen geeigneten Druckverband anlegen. Alternativ kann die Punktions­­
stelle verklebt oder vernäht werden. Das Bein
sollten Sie in aller Regel gestreckt lassen. Schmerzt
das Bein oder wird es taub, melden Sie sich bitte.
Der Arzt lässt Sie in der Regel nach vier Stunden
wieder aufstehen. Sie sollten sich auf keinen Fall
in den nächsten 24 Stunden stärker belasten oder
beim Stuhlgang stärker pressen. Sehr selten kann
sich dann die Punktionsstelle wiedereröffnen. Spü­
ren Sie an der Punktionsstelle ein warmes feuchtes
Gefühl oder tritt Blut aus, informieren Sie bitte un­
mittelbar das zuständige Personal. Kontrastmittel
wird über die Nieren ausgewaschen. Daher sollen
Sie im Anschluss an die Untersuchung möglichst
viel Trinken, so Ihr Arzt keine anderen Anweisun­
gen gibt. Essen Sie während der ersten Stunde
nach dem Eingriff nichts. Bevor Sie das Katheter­
zentrum bzw. das Krankenhaus verlassen, wird die
Punktions­stelle kontrolliert und der Zustand doku­
mentiert. Ihr Arzt wird einen weiteren Termin zu
einer Kontrolluntersuchung vereinbaren.
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Innere Abteilung St.-Marien-Hospital Bonn | Chefarzt Prof. Dr. H. Omran
Nach einer interventionellen Untersuchungen kann
das Vorgehen etwas unterschiedlich sein. Warum
ist das so? Sie haben ein Blutverdünnungsmittel
bekommen, so dass die Schleuse nicht ohne weite­
re Maßnahmen gezogen werden kann. In manchen
Fällen ist es ratsam ca. drei Stunden zu warten, bis
die Wirkung des Blutverdünnungsmittels abgeklun­
gen ist, um dann die Schleuse zu ziehen und einen
Druckverband anzulegen. In der Regel müssen
Sie dann mindestens acht Stunden liegen. In den
übrigen Fällen kann ein so genanntes Verschluss­
system in die Punktionsstelle eingebracht werden
und das Gefäß wird mit Hilfe eines Fibrinklebers
zugeklebt. Danach muss auch ein Verband angelegt
werden, aber die Liegezeit verkürzt sich auf ca.
vier Stunden. Nicht alle Gefäße dürfen aktiv ver­
schlossen werden. Ihr Arzt wird Sie über die beste
Möglichkeit in Ihrem Fall informieren. Sollte ein
Verschlusssystem angewandt werden, darf in den
nächsten 24 Stunden nicht dasselbe Gefäß punk­
tiert werden.
In jedem Fall wird der Arzt die Punktionsstelle
untersuchen, bevor Sie nach Hause gehen können.
Gelegentlich wird auch noch eine Blutentnahme
vorgenommen oder ein EKG geschrieben. Bitte
vergessen Sie nicht das zuständige Personal zu
infor­mieren, wenn Sie in der Nacht Beschwerden
be­kom­men oder das Bein taub wird (s. o.).
Nach der Entlassung
In der Regel fühlen Sie sich nach einer erfolg­
reichen Therapie der Herzkranzgefäße subjektiv
besser. Häufig haben Sie keine Brustschmerzen
mehr oder die Luftnot lässt nach. Manchmal ver­
schwinden auch Herzstolpern oder Herzrasen.
In der Regel können Sie rasch wieder arbeiten und
sich körperlich besser belasten. Sie sollten sich
aller­dings innerhalb der ersten 24 Stunden nach
der Entlassung nicht körperlich stark belasten.
Insbesondere sollten Sie Bewegungen vermeiden,
die zu einer Belastung der Punktionsstelle führen.
Dazu zählt das Heben schwerer Gegenstände.
Bitte duschen oder baden Sie erst nach 24 Stunden.
Nach dieser Zeit sollen und dürfen Sie Ihren übli­
chen sportlichen Tätigkeiten wieder nachgehen.
Ihr Arzt berät Sie gerne über die Gestaltung Ihres
Lebensstils und kann Ihnen Tipps für eine gesunde
und ausgewogene Ernährung geben.
Nach einer Ballon-Katheterbehandlung oder StentImplantation ist eine Anschlussheilbehandlung in
der Regel nicht notwendig. Hatten Sie einen Herz­
infarkt oder einen schwierigen Verlauf, kann im
Einzelfall eine solche Maßnahme Sinn machen.
Dann wird Sie Ihr Arzt beraten.
Wichtig ist die regelmäßige Einnahme der verord­
neten Medikamente. Insbesondere die Hemmer der
Blutplättchen, z. B. Clopidogrel müssen zuverlässig
eingenommen werden. Dies ist besonders wichtig,
wenn ein Stent implantiert wurde. Ihr Arzt legt fest,
wie lange Sie diese Medikamente nehmen müssen.
Eine mögliche Nebenwirkung von Clopido­grel
oder Acetylsalicylsäure sind Blutungen. Informieren
Sie Ihren Arzt, wenn Sie bluten.
Um den langfristigen Behandlungserfolg festzu­
stellen, wird der Arzt Kontrolltermine vereinba­
ren. Treten die alten Beschwerden auf, sollten Sie
Ihren Arzt vorzeitig benachrichtigen. Wichtig sind
regel­mäßige Belastungsuntersuchungen oder Unter­
such­un­gen, die die Durchblutung am Herzen testen.
Bekommen Sie wieder Beschwerden und sind die
o. g. Tests auffällig, kann eine erneute Koronar­angio­
graphie sinnvoll sein. Bitte beachten Sie, die Rück­fall­
rate hängt sehr von den individuellen Be­din­gun­gen
ab, kann aber gelegentlich bis zu 30% be­tragen. Ihr
behandelnder Arzt wird die Therapie opti­mieren,
so dass diese Rate möglichst niedrig ist. Ver­laufs­
untersuchungen sind aber sicherlich sinnvoll.
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Innere Abteilung St.-Marien-Hospital Bonn | Chefarzt Prof. Dr. H. Omran
Was können Sie tun, um Ihr Risiko zu senken?
Die wichtigsten Risikofaktoren sind Rauchen, hohe Choles­
terin­werte, Übergewicht, eine Zuckerkrankheit, ein hoher
Blutdruck und eine familiäre Vorbelastung.
Hören Sie auf zu Rauchen. Wenn Sie damit Schwierig­kei­ten
haben, bitten Sie Ihren Arzt um Rat. Hohe Choles­terin­werte
kann man häufig durch eine geeignete Diät beein­flussen.
Ist eine Diät nicht effektiv, kann man die Cholesterin­
werte mit Medikamenten senken.
Versuchen Sie bei Übergewicht abzunehmen. Dazu gehört
regelmäßiges körperliches Training.
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rof. Dr. H. Omran und Mitarbeiter und freundlicher Genehmigung der Firmen Medtonic, St. Jude und Biotronic
St.-Marien-Hospital
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Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie
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Kardiale Kernspintomographie (MRT)
Patienteninformation
Bildgebende Diagnostik des Herzens
Dr. med. Giso von der Recke
Was ist eine Kernspintomographie?
Die Kernspintomographie (= Magnetresonanztomographie, MRT) ist eine moderne Möglichkeit, Bilder von
Organen des menschlichen Körpers zu erstellen. Im Gegen­
satz zu vielen anderen radiologischen Verfahren (z. B. der
Compu­tertomographie) werden keine Röntgenstrah­len
ein­gesetzt. Die MRT nutzt zur Erzeugung der Bilder ein
starkes Magnetfeld und Radiofrequenzwellen. Somit ist
sie für den Körper ein sehr schonendes Verfahren.
Andere Untersuchungsverfahren sind an bestimmte Blick­
winkel gebunden. Die Echokardiographie kann z. B. nur
von einigen Punkten von der Brust­wand aus Bilder des
Herzens erstellen. Eine Computertomographie ist an Quer­
schnitte des Körpers gebunden. Ein großer Vorteil der MRT
ist die Möglichkeit, Bilder des Körpers aus jeder Achse des
Raumes zu erstellen. Außer­dem kann
eine Kernspintomo­gra­phie verschie­
dene Gewebe (z. B. Mus­kel, Fett, Blut)
häufig besser unter­scheiden.
Bei der Erzeugung der Radio­fre­
quenz­wellen werden starke elektro­
magnetische Spulen rasch ein- und
aus­ge­schaltet. Hierdurch entstehen
während der Untersuchung Klopfund Hupgeräusche. In modernen
MRT-­Scannern sind diese Spulen gut
gedämpft, so dass die Geräusche kei­
ne belastende Lautstärke erreichen.
Kernspintomographie zur Untersuchung des
Herzens
Das Herz ist für den untersuchenden Arzt häufig eine
beson­dere Herausforderung. Gewöhnlich ist zunächst
eine Ultraschall-Untersuchung die Methode der Wahl,
um die Funktion des Herzens zu beurteilen. Allerdings
gibt es eine Reihe von Fragestellungen, die so nicht be­
antwortet werden können. Hierzu gehören vor allem die
Beurteilung von Durchblutungsstörungen, die genaue
Darstellung von Narben (Herzinfarkten) im Herzmuskel,
aber auch die Darstellung von entzündlichen Verände­
rungen in den Herzwänden.
Die MRT erlaubt es, solche krankhaften Veränderungen
sichtbar zu machen. Wir setzen ein sehr leistungsstarkes und
modernes MRT-Gerät ein, ein Siemens Magnetom Avanto.
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Innere Abteilung St.-Marien-Hospital Bonn | Chefarzt Prof. Dr. H. Omran
In sehr wenigen kurzen Messungen gelingt die vollstän­
dige Abbildung des gesamten Herzens. Damit kann die
Leistung des Herzens, die Pumpfunktion, genau beurteilt
werden. Störungen in der Wandbewegung, wie sie z. B.
nach einem Herzinfarkt oder während einer Durch­
blutungsstörung auftreten, können sehr exakt erkannt
werden. Nicht nur die Muskulatur des Herzens, sondern
auch die verschiedenen Klappen können genau unter­
sucht werden. Messungen der Blutflussgeschwindigkeit
helfen Fehler an solchen Klappen, Engstellen und Lecka­
gen, zu beurteilen.
Diagnostik der Koronaren Herzerkrankung
Dieses 1,5 Tesla Gerät erlaubt aufgrund seines in dieser
Geräteklasse unübertroffen starken Gradientensystems
und einer Mehrkanaltechnik mit 18 parallelen Empfangs­
kanälen eine zeitlich und örtlich hochauflösende Darstel­
lung sich bewegender Strukturen und ist somit hervor­
ragend zur Untersuchung des Herzens geeignet.
Das Herz ist der „Motor“ unseres Kreislaufs. Normaler­
weise pumpt es sechs bis sieben Liter Blut pro Minute durch
unse­ren Körper. Unter Belastung steigt diese Menge noch
deut­lich an. Um diese Arbeit zu bewältigen, benötigt es
aller­dings selbst Sauerstoff, mit welchem es durch das
Blut über die Herzkranzgefäße versorgt wird. Sind diese
Gefäße verengt, kann es die erforderliche Arbeit nicht
mehr ausreichend verrichten. Die Folgen sind z. B. Luftnot
bei Belastung oder Schmerzen in der Brust. Nicht zuletzt
kann ein Herzinfarkt entstehen.
Der Schwerpunkt der kardiologischen Anwendung der
MRT liegt in der Darstellung von Durchblutungsstörun­
gen des Herzens.
Moderne Software erlaubt eine genaue Auswertung der gemessenen Daten.
Messung der Durchblutung des
Herzmuskels. Die schwarz dargestellten Bereiche an der Hinterwand
des Herzens werden nicht ausreichend mit Blut versorgt.
In dieser Darstellung wird die
Mangeldurchblutung der Hinterwand des Herzmuskels besonders
deutlich.
Innere Abteilung St.-Marien-Hospital Bonn | Chefarzt Prof. Dr. H. Omran
In dem Gerät ist allerdings zu wenig Platz, um eine körper­
liche Belastung durchzuführen. Fahrradfahren oder andere
körperliche Belastungen sind so nicht möglich. Für die
Untersuchung von Durchblutungsstörungen wird also für
den Körper eine Belastungssituation simuliert. Hierzu wird
über eine Vene ein Medikament verabreicht. Die gesamte
Belastungsphase dauert drei Minuten. Während dieser Zeit
kann der Patient einen beschleunigten Herzschlag, eine
leichte Luftnot und ein warmes Gefühl im ganzen Körper
verspüren. Dieses sind Veränderungen, die auch während
tatsächlicher körperlicher Anstrengung auftreten.
Während der Belastungsphase wird die Durchblutung,
die Perfusion des Herzmuskels, sehr hochauflösend dar­
gestellt. Liegen Engstellen in den Koronargefäßen vor, ist
die Durchblutung in den abhängigen Gebieten vermin­
dert. Eine solche Mangeldurchblutung, ein Perfusions­
defizit, kann in der Kernspintomographie des Herzens
genau erkannt werden. Selbst sehr kleine, nur in der
Innen­wand des Herzmuskels gelegene Durchblutungs­
störungen können sicher beschrieben werden.
Erkennung von Herzinfarkten und anderen
Narben des Herzmuskels
Eine besonders herausragende Fähigkeit der MRT des
Herzens ist die Erkennung von Narbengewebe. Abgesehen
von den Herzklappen besteht das gesunde Herz fast aus­
schließlich aus Muskelgewebe.
Verschiedene Krankheiten können jedoch zur Entste­
hung von narbigem Bindegewebe führen. Ein Herzinfarkt
ist eine der häufigsten Ursachen für die Entstehung einer
solchen Narbe. Wenn sich ein Herzkranzgefäß plötzlich
verschließt, wird das davon abhängige Gewebe nicht
mehr mit Sauerstoff versorgt und stirbt ab. Der Herzmuskel
wird hier zerstört und es entwickelt sich eine bindege­
webige Narbe. Die Größe und das Ausmaß eines Herz­
infarktes sind entscheidende Faktoren für die Prognose
einer solchen Erkrankung. Zu weiteren Krankheiten, die
zu narbigen Veränderungen im Herzmuskel führen, ge­
hören z. B. Herzmuskelentzündungen, aber auch seltener
Stoff­­wechsel­störungen.
3
Die Kernspintomographie des Herzens ist die beste dia­
gnostische Möglichkeit, Narbengewebe des Herzmuskels
zu erkennen und zu beurteilen.
Abb.: Narben im Herzmuskel können in der Kernspintomographie besonders
gut erkannt werden. Der hier weiß dargestellte Bereich ist ein großer Herz­
infarkt der Hinter- und Seitenwand.
Herzmuskelentzündungen
Entzündungen des Herzmuskels stellen häufig eine wichti­
ge Differentialdiagnose dar. Im Rahmen einer Entzündung
treten verschiedene Veränderungen an einem Organ auf.
Die Funktionsfähigkeit wird eingeschränkt, die kleinsten
Gefäße weiten sich und werden für Gewebewasser durch­
lässiger, eine Schwellung (Ödem) tritt auf. Als Spätfolge
kann eine Narbe entstehen.
Während solche Veränderungen an oberflächlichen Orga­
nen (Haut, Auge, Knie) einfach zu beobachten sind, ist die
Feststellung einer Herzmuskelentzündung (Myokar­ditis)
eine besondere Herausforderung. Durch die Eigenschaft
der Kernspintomographie, verschiedene Gewebearten
wie Fett, Muskeln oder wasserhaltige Strukturen sehr gut
unter­scheiden zu können, ist die MRT in besonderem
Maße geeignet, entzündliche Veränderungen am Herzen
darzustellen. Der Verlauf einer Herzmuskelentzündung
kann gut beurteilt werden. Spätfolgen können ausge­
schlossen oder genau erkannt werden.
Innere Abteilung St.-Marien-Hospital Bonn | Chefarzt Prof. Dr. H. Omran
Vorbereitung auf die Untersuchung
Für die Untersuchung in einem Kernspintomographen
werden Sie in der Regel gebeten, allen Schmuck und
andere Metallteile abzulegen. Üblicherweise ziehen Sie
sich bis auf die Unterwäsche aus. Zahnprothesen werden
ebenfalls abgelegt. Für die Gabe eines Kontrastmittels
wird Ihnen ein venöser Zugang (Braunüle) in den Arm
oder den Handrücken gelegt.
Sollte eine Belastungsuntersuchung geplant sein, dürfen
Sie am Tag der Untersuchung folgende Nahrungsmit­
tel nicht zu sich nehmen: Kaffe, Tee, Cola, Schokolade.
Weiterhin sollten nitrathaltige Medikamente (z. B: Isoket®,
Molsidomin, Corvaton® etc). am Tag der Untersuchung
nicht eingenommen werden. Bei Unsicherheiten fragen
Sie bitte Ihren Hausarzt oder rufen Sie uns an.
Wie erfolgt die MRT-Untersuchung?
Während der Untersuchung liegen Sie auf dem Unter­
suchungstisch mit einem Teil Ihres Körpers in einer Röhre,
welche relativ kurz und zu beiden Seiten offen ist. Die
Öff­nung hat einen Durchmesser von ca. 60 cm. Es wird
ständig Frischluft zugeführt.
Sollten Sie zu Platzangst neigen, kann Ihnen vor der Unter­
suchung ein Beruhigungsmittel verabreicht werden. In
diesem Fall dürfen Sie die kommenden vier Stunden
nicht aktiv am Straßenverkehr teilnehmen.
Die Klopfgeräusche, die Sie während der Untersuchung
hören, sind völlig normal und werden durch das schnelle
An- und Abschalten der Magnetspulen entstehen. Sie er­
halten auf Wunsch Ohrstöpsel oder Kopfhörer. Die Unter­
suchung dauert in der Regel weniger als 30 Minuten.
Da sich das Herz im Brustkorb bewegt, sind zum Teil Mes­
sungen bei angehaltenem Atem notwendig. Hier werden
Sie über einen Lautsprecher entsprechende Atemkom­
mandos hören. Bei so genannten „Stress-Untersuchun­
gen“ zur Diagnostik von Durchblutungsstörungen des
Herzmuskels bekommen Sie während der Untersuchung
ein Medikament verabreicht, das über drei Minuten lang
eine körperliche Belastung simuliert. Während dieser
Zeit kann ein Wärmegefühl auftreten, manche Patienten
verspüren auch ein Engegefühl im Brustkorb oder im
Hals. Dieses ist eine normale Wirkung des Medikaments
und endet in der Regel innerhalb weniger Sekunden nach
Beendigung der Belastungsuntersuchung.
Nach der Untersuchung
Nach der Untersuchung bestehen keine Einschränkungen.
Sie dürfen Ihren normalen Tagesablauf wieder aufneh­
men. Auch die auf Seite 4 beschriebenen Nahrungsmittel
dürfen nach der Untersuchung wieder verzehrt werden.
Sollten Sie aufgrund von Platzangst ein Beruhigungsmittel
erhalten haben, dürfen Sie in den folgenden vier Stunden
nicht selbständig am Straßenverkehr teilnehmen.
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Perikardfensterung/
Perikardbiopsie
Patienteninformation
Dr. med. Dieter Bimmel
Wieso muss bei mir eine Perikardfensterung
durchgeführt werden?
Der Herzbeutel (das Perikard) umhüllt das Herz und ist
von diesem durch einen dünnen Flüssigkeitssaum ge­
trennt. Es gibt viele Erkrankungen, die zu einer Zunahme
dieser Flüssigkeit führen. Man spricht in diesem Fall von
einem Perikarderguss.
Was wird bei einer Perikardfensterung gemacht?
Der Herzbeutel (Perikard) grenzt direkt an das Rippen­
fell, die Pleura. Die Pleura hat eine wesentlich größere
Fläche und eine bessere Eigenschaft Flüssigkeit zu re­
sorbieren. Bei einer Perikardfensterung wird ein brief­
markengroßes Loch (das Fenster) in den Herzbeutel ge­
schnitten, so dass die Flüssigkeit aus dem Herzbeutel in
die Pleura austreten kann. Dadurch wird der Druck aus
dem Herzbeutel genommen und die Herzkammer kann
sich wieder richtig entfalten und füllen. Die Flüssigkeit
läuft nun in die große Pleurahöhle und wird hier in den
meisten Fällen völlig unproblematisch wieder resorbiert.
Das Loch im Perikard hat keinen Einfluss auf die weitere
Herztätigkeit.
Wie wird diese Therapie durchgeführt?
Da der Herzbeutel sich nicht ausdehnen kann, übt diese
Flüssigkeit zunehmend Druck auf das Herz aus. Als Folge
können sich die Herzkammern nicht mehr richtig füllen.
Es kommt zu einem Rückstau in die Venen. Eine weite­
re Folge kann auch eine Abnahme der Herzleistung sein.
Aufgrund dieser Einflussstauung entstehen Flüssigkeits­
einlagerungen in den Beinen und im Bauch. Weiterhin
können Sie eine Abnahme der Belastbarkeit und Leis­
tungsfähigkeit feststellen. Man versucht dieses Problem
zunächst mit Medikamenten zu lösen. Wenn diese Vor­
gehensweise wenig Erfolg zeigt, kann man diesen Erguss
auch über eine Punktion des Herzbeutels entlasten. Tritt
dieser Erguss immer wieder auf, ist die Perikardfenste­
rung eine gute und sichere Behandlungsmethode.
Während des gesam­
ten Eingriffs liegen
Sie in einer schonen­
den Narkose, leicht
zur rechten Seite ge­
dreht, wodurch der
Zugang zum Herz­
beutel wesentlich
er­leich­tert wird. Es
er­folgt nun ein ca.
10 cm langer Schnitt
ent­­lang des linken Rippenbogens. Zwischen der 4. und
5. Rippe wird dann der Zugang durch das Rippenfell ge­
wählt. In der Regel sieht man sofort den Herzbeutel. Nun
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wird das „Fenster“ in den Herzbeutel geschnitten. Die
austretende Flüssigkeit wird abgesaugt. Teile dieser Flüs­
sigkeit und Gewebestückchen des Perikards werden zur
weiteren histologischen Untersuchung eingesandt. Damit
ist der Eingriff auch schon fast beendet. Abschließend
wird noch ein dünner Schlauch in die Pleura gelegt, um
dass restliche Wundsekret zu entfernen. Nun erfolgt der
Verschluss der einzelnen Gewebeschichten. Nach Auslei­
ten der Narkose werden Sie nach einem kurzen Aufent­
halt im Wachraum wieder auf die Normalstation verlegt.
Wie lange dauert die Operation und wie lange
muss ich nach einer solchen Operation im Krankenhaus liegen?
Der Eingriff dauert nach entsprechenden Vorbereitungen
ungefähr eine Stunde. Im Anschluss werden Sie auf die
Wachstation und nach wenigen Stunden auf die Normal­
station verlegt. Nach zwei bis drei Tagen kann man in der
Regel die restlichen „Schläuche“, die Drainagen, entfer­
nen. Ist das Röntgenbild vom nächsten Tag in Ordnung
steht einer Entlassung in der Regel nichts mehr im Wege.
Manchmal können Medikationsoptimierungen noch eine
kurze Nachbeobachtungszeit beanspruchen, die jedoch
von den individuellen Voraussetzungen abhängen.
Was muss ich in der folgenden Zeit beachten?
In den folgenden zwei Wochen sollten Sie auf die Wun­
den achten. Wenn Rötungen und Nässe im Wundbereich
auftreten, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit Ihrem
Hausarzte oder mit uns auf. Direkten Wasserkontakt mit
der Wunde (Duschen oder Baden) sollten Sie in dieser Zeit
meiden. Nach Ablauf der zwei Wochen können Sie wieder
duschen, nach vier Wochen auch ein Vollbad nehmen.
In der Zeit danach erfolgen regelmäßige ärztliche Kon­
trollen. Neben der Anpassung Ihrer Medikamente kann
eine Ultraschalluntersuchung Auskunft darüber geben,
ob kein weiterer Perikarderguss vorliegt.
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