Medikamentöse Behandlung von Sexualstraftätern

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Medikamentöse Behandlung von
Sexualstraftätern
Inernationales Symposium Forensische Psychiatrie
19. Mai 2010, Zürich
Dr. med. Marc Graf
Forensisch Psychiatrische Klinik
Universitäre Psychiatrische Kliniken
Basel
[email protected]
• Reproduktion
• Genitale
Stimulation
• Körperkontakt
Perversion
Durch die Perversion
wird die Wut in einen
Sieg über jene
verwandelt, die ihn
unglücklich machten,
denn in der Perversion
wird ein Trauma zum
Triumph.
Stoller 1998
Theorie zur Entstehung von
sexueller Straffälligkeit
Psychische Funktionen: Trait
Motivation
Gefühle
Klinische Symptome: State
• emotionelle Probleme
Verhaltenssteuerung
• soziale Schwierigkeiten
• deviante sexuelle Stimulierbarkeit
• kognitive Verzerrungen
Wahrnehmung
Gedächtnis
• genetisch
• evolutionär
les
sozia
n
Lerne
Hirnentwicklung
Biologische Prädisposition:
Oekologische Nische
(proximal und distal):
• soziale und kulturelle
Umgebung
strafbare sexuelle
Verhaltensweisen
und
Unterhaltung
Eskalation
• persönliche Verhältnisse
Ward 2006
zeitlicher Beginn von Paraphilien
Abel 1990
Sexuelle Phantasien whrd.
Geschlechtsverkehr oder
Masturbation
Verführung von
Mädchen
Vergewaltigung
Sex mit Tieren
Verführung von
Knaben
0
10
20
30
40
50
60
70
%
Crépault und Couture 1980
Prävalenz pädosexueller Devianz
sexuelles Interesse an
präpubertären Kindern
Masturbationsphantasien
Wunsch nach Sex mit
präpubertären Kindern
0
5
10
15
20
25
%
Brière 1989
Prävalenz pädosexueller Devianz
• Varianzanalyse für sex. Interesse an Kindern:
+
+
+
+
+
+
niedriges Selbstwertgefühl
niedrigere Sozialisation
mehr sexuelle Konflikte
höhere sexuelle Impulsivität
niedrige Attraktivität auf adäquate Sexualpartner
vermehrter Konsum konsensueller Pornographie
Smiljanich 1996
Algorithmus zur Differenzierung
der „Störung der
Sexualpräferenz“
Eines der unter F65.0-F65.9 angeführten
Symptome ist aufgetreten und hat zum
Leiden des Betroffenen in direkter oder
indirekter Form geführt.
Innerhalb von sechs Monaten sind
mehrmals die gleichen bzw. mehrere
unterschiedliche Symptome aufgetreten.
„perverse Symptombildung“ eventuell
im Rahmen anderer Störungen
z.B. Borderline-Persönlichkeit,
Impulskontrollstörung.
nein
ja
War in der Lage, Interessen eines
Sexualpartners zu berücksichtigen bzw.
Selbstschädigung zu vermeiden.
ja
Höchstens „leichte Präferenzstörung“.
Behandlung nur bei subjektivem
Leidensdruck.
nein
Eine Präferenzstörung
im eigentlichen Sinn bzw.
eine Paraphilie liegt vor.
Schwerekriterien: Progredienz,
paraphilieverwandte Störungen,
Sadismus.
Schwere Präferenzstörung
bzw. schwere
Paraphilie.
Briken, Hill, Berner
Rückfallbasisraten
• Rezidivraten > 50 %
– SVG, Drogen, homosexuelle Pädophilie
• Rezidivraten 25 – 50 %
– Körperverletzung, Eigentum, Exhibitionismus, heterosexuelle
Pädophilie
• Rezidivraten 10 – 25 %
– Raub, Brandstiftung, Vergewaltigung, sexuelle Nötigung
• Rezidivraten 3 – 10 %
– Inzest, Gewaltdelikte bei Pädophilie
• Rezidivraten < 3 %
– Mord und Totschlag
Nedopil 2000
Wirksamkeit von Psychotherapie für
Sexualstraftäter
•
Metaanalyse Hanson 2002, N = 9454
Rückfallraten
•
mit Therapie
ohne Therapie
einschlägig
12,3 %
16,8 %
allgemein
27,9 %
39,2 %
neu einschlägig
9,9 %
17,4 %
neu allgemein
32 %
51 %
Marshall IATSO conference 2008: 5 % über 10 Jahre
Tour de France 2006 AFP „Der Amerikaner Floyd Landis, der mit dem von der Hitze gelähmten
Hauptfeld mit 29:57 Minuten Rückstand über die Ziellinie schleicht, verliert tatsächlich noch sein
Gelbes Trikot“
Anabolika
• Datenlage noch sehr dürftig
• Hohe Testosteronspiegel bei
aggressiven Sexualstraftätern
(Aromäki 2002, Giotakos 2002)
• Supraphysiologische Dosen von
Testosteron führen zu manischen
Symptomen, keine deutliche
Aggressionssteigerung, Wirkung
ausgesprochen heterogen (Pope
2008)
Wirksamkeit Therapie von Sexualstraftätern
Verfahren
Schmucker und Lösel 2008
Wirkmechanismen
Wirkmechanismus
chirurgische Kastration
Entfernung u.a. der Leydig Zellen im Hoden → Testosteron ↓
CPA
kompetitive Testosteron Rezeptoren Blockade
antigonadotrope, gestagene und schwach glukokortikoide
Wirkung
MPA
Derivat des endogenen Gestagenes Progesteron
gestagene, androgene, antigonadotrope Wirkung
LHRH
„down regulation“ der Gonadorelinrezeptoren der Hypophyse
SSRI
Erhöhung der 5-HT Konzentration im synaptischen Spalt
Naltrexon
Opiatantagonist
Kastration
Wirkmechanismen
Wirkmechanismus
chirurgische Kastration
Entfernung u.a. der Leydig Zellen im Hoden → Testosteron ↓
CPA
(Androcur®)
kompetitive Testosteron Rezeptoren Blockade
antigonadotrope, gestagene und schwach glukokortikoide
Wirkung
MPA
(Depo Provera®)
Derivat des endogenen Gestagenes Progesteron
gestagene, androgene, antigonadotrope Wirkung
LHRH
„down regulation“ der Gonadorelinrezeptoren der Hypophyse
SSRI
Erhöhung der 5-HT Konzentration im synaptischen Spalt
Naltrexon
Opiatantagonist
MPA
CPA
Wirkmechanismen
Wirkmechanismus
chirurgische Kastration
Entfernung u.a. der Leydig Zellen im Hoden → Testosteron ↓
CPA
kompetitive Testosteron Rezeptoren Blockade
antigonadotrope, gestagene und schwach glukokortikoide
Wirkung
MPA
Derivat des endogenen Gestagenes Progesteron
gestagene, androgene, antigonadotrope Wirkung
LHRH
(Lucrin®, Salvacyl®)
„down regulation“ der Gonadorelinrezeptoren der Hypophyse
SSRI
Erhöhung der 5-HT Konzentration im synaptischen Spalt
Naltrexon
Opiatantagonist
LHRH-Agonisten
Testosteronspiegel unter
Triptorelin 11.25 mg alle 3 mte
Mepha
Wirkmechanismen
Wirkmechanismus
chirurgische Kastration
Entfernung u.a. der Leydig Zellen im Hoden → Testosteron ↓
CPA
kompetitive Testosteron Rezeptoren Blockade
antigonadotrope, gestagene und schwach glukokortikoide
Wirkung
MPA
Derivat des endogenen Gestagenes Progesteron
gestagene, androgene, antigonadotrope Wirkung
LHRH
„down regulation“ der Gonadorelinrezeptoren der Hypophyse
SSRI
(Fluctine®, Deroxat®)
Erhöhung der 5-HT Konzentration im synaptischen Spalt
Naltrexon
(Naltrexin®)
Opiatantagonist
Neurosteroids: Biosynthesis and Function of These
Novel Neuromodulators (Compagnone et al. 2000)
Unerwünschte Wirkungen
Unerwünschte Wirkungen
chirurgische Kastration
Irreversibel, Feminisierung, Osteoporose
CPA
Feminisierung, Gynäkomastie, Leberzellschädigung,
Adipositas
MPA
Feminisierung
LHRH
Reversibilität Azoospermie? Osteoporose, Adipositas
SSRI
gering
Naltrexon
gering
Wirksamkeit hinsichtlich Rückfall
spezifische Rückfallrate
Autoren
chirurgische Kastration
4.13 % vs 50 %
unbehandelt (5 j)
Cornu 1973
CPA
0 – 33 %
Meyer u. Cole 1997
MPA
3 – 83 % (mean 27 %)
Rösler u. Witztum 2000
LHRH
0%
Review Briken, Hill u.
Berner 2003
SSRI
keine Daten
Naltrexon
keine Daten
Wirkung antihormoneller
Therapie
100
90
CPA (N = 29)
LHRH (N = 19)
80
70
60
50
40
30
20
10
0
Reduktion sexuell
devianten Verhaltens
Reduktion sexuell
devianter Phantasien
kein Effekt
Czerny, Briken & Berner. Eur Psychiatry 2002
Behandlungsverlauf unter
Leuprorelinacetat
vor Beginn
3 Monate
6 Monate
12 Monate
0
„nie“
1
2
Fantasien
Masturbation
3
4
„mehrmals täglich od. täglich“
Ejakulation Erektion
Briken et al. 2000
Algorithmus der kombinierten
Psycho- und Pharmakotherapie
leicht
mittel
SSRI
Insbesondere bei depressiver, ängstlicher und
zwanghafter Symptomatik
Bei unzureichender Wirksamkeit und mittlerem bis hohem Risiko für „handson“ Delikte, starker Impulsivität, Aggressivität, Persönlichkeitsstörung,
gefährlicheren Paraphilien (Pädophilie, Sadismus)
Cyproteronacetat oral,
bei problematischer Compliance: i.m.
schwer
Bei unzureichender Wirksamkeit oder
Leberfunktionsstörungen unter CPA
1)
+ SSRI
insbesondere bei
depressiver, ängstlicher
und
zwanghafter
Symptomatik
LHRH (i.m./s.c.)
Bei Risiko für gleichzeitigen
Anabolikamissbrauch
Alle Patienten:
Psychotherapie
(supportiv oder
Intensiv)
+
Pharmakotherapie
komorbider
Störungen
[1) bei
unzureichender
Wirkung]
LHRH (i.m./s.c.) + CPA i.m.
Briken, Hill, Berner
Rechtliche Grundlagen
• Informed consent
– einwilligungsfähiger Patient
– bei verminderter Einwilligungsfähigkeit: Vormundschaftsbehörde
• Unmöglich als Zwangsmassnahme
– Höchstpersönliches Recht entspr. Bundesverfassung und EMRK
(analog z.B. Schwangerschaft)
• Eingeschränkt einwilligungsfähiger Patient:
– Einwilligung soweit möglich
– obligat: Einwilligung durch Vertretensbeistand oder Vormund
Schlussfolgerungen
• Sexualität = vielschichtig und komplex
• Sexualdelinquenz = heterogen!
• Wirkstärken von Sexualstraftätertherapien damit whs.
ebenfalls sehr unterschiedlich
• Risk / Need / Responsivity Prinzip der
Straftäterbehandlung:
– Risk: Wirklich Hochrisikotäter behandeln?
– Need: Bedürfnisorientiert (Fiedler, Marshall, Ward)
– Responsivity: Differentialindikation im Rahmen einer integrativen
Behandlung
• Objektive Parameter zur Indikationsstellung und
Verlaufsbeurteilung?
Wirkung von Testosteron
• Sexuell dimorphe Ausprägung des medialen präoptischen Nukleus
im Zwischenhirn (Kopulationsverhalten)
• Androgen gonadotrope Wirkung
• Anabolikum
Aetiologie pädosexueller Devianz
• Psychoanalytische Theorien: Kastrationsangst
• Lerntheoretische Modelle: Konditionierung
• Integrative Erklärungsansätze:
–
–
–
–
Intimitätsdefizite
deviante sexuelle Schemata
Störungen des emotionalen Erlebens und Handelns
antisoziale Kognitionen
Self reported sex offences
600
500
400
300
200
100
0
528
511
394
Average number of
offences per offender
Se
x
II
Po
ly
gr
ap
h
I
gr
ap
h
Po
ly
Q
ue
s
PS
Io
nl
y
tio
nn
ai
re
7
A.E. Hernandez et al., 19th Annual Conference
Research and Treatment Conference of the
Assosciation for the Treatment of Sex Abusers, San
Diego CA Nov. 2000
Self reported sex offences
1600
1434
1400
1200
1000
Based on PSI
After SOTP
800
600
400
200
232
55
49
2
62
0
Child
Porn/Travel
Contact Sex
Offenders
Other
A.E. Hernandez et al., 19th Annual Conference
Research and Treatment Conference of the
Assosciation for the Treatment of Sex Abusers, San
Diego CA Nov. 2000
Wirksamkeit Therapie von Sexualstraftätern
Modalitäten
Art des Delikts
Alter
Behandlungsteilnahme
Behandlungsansatz
Spezifität der Therapie
Vergewaltigung
4.91
Kindsmissbrauch extrafam.
2.15
Kindsmissbrauch Inzest
1.02
Exhibitionismus
3.72
Jugendliche
2.35
Erwachsene
1.43
freiwillig
1.45
unfreiwillig
1.05
kognitiv-behavioral
1.46
klassisch behavioral
2.18
einsichtsorientiert
1.01
therapeutische Gemeinschaft
0.87
psychosozial unklar
0.94
hormonelle Medikation
3.11
spezifisch Sexualstraftäter
1.56
unspezifisch
0.76
Schmucker und Lösel 2008
Wirksamkeit von Psychotherapie
für Sexualstraftäter
• Metaanalyse Hanson 2002 N = 9454
Rückfallraten
mit Therapie
ohne Therapie
einschlägig
12,3 %
16,8 %
allgemein
27,9 %
39,2 %
neu einschlägig
9,9 %
17,4 %
neu allgemein
32 %
51 %
Wirksamkeit von Psychotherapie
für Sexualstraftäter
• Metaanalyse Hanson 2002 N = 9454
Rückfallraten
mit Therapie
ohne Therapie
einschlägig
12,3 %
16,8 %
allgemein
27,9 %
39,2 %
neu einschlägig
9,9 %
17,4 %
neu allgemein
32 %
51 %
• Review Rice et Harris 2003: kein Effekt!
Brain activation and sexual
arousal in healthy, heterosexual
males. Arnow B.A. et al. Brain
2002
Homosexuelle Pädophilie und
funktionelle Netzwerke - fMRIFallstudie. Dressing H. et al.
Fortschr Neurol Psychiat 2001
Gender differencies in amygdala
response to visual sexual stimuli
Hamann et al.
Nature Neuroscience 2004
weitere neurobiologische Evidenz
• Läsions-Studien im Tierversuch
(Banczerowski et al., J. Endocrinol.
Invest. 2003)
Läsion der Amygdala
weitere neurobiologische Evidenz
• Animal lesion studies (Banczerowski
et al., J. Endocrinol. Invest. 2003)
• HPA-Dysfunction in Pedophiles
(Gaffney et al., Br. J. Psychiatry 1984)
• Testosterone, sexuality and APD in
rapists and child molesters. Aromäki
et al., Psychiatry Research 2002
Testosteronrezeptoren im
limbischen System
Interaktion von Testosteron mit
anderen Neurotransmittern
• androgensensitive Arginin-/Vasopressin-Rezeptoren im
ant. Hypothalamus: Testosteron AVP
Rezeptorbindung 5-HTA • Testosteron GABAA-Rezeptoren • Testosteron Dopamin turn-over im ant.
Hypothalamus
K. Simpson 2000
Pharmakotherapie der
Paraphilien
• Neuroleptika, tricyclische Antidepressiva
• SSRI, SNRI
• Medrogyprogesteronacetat (DepoProvera®)
• Cyproteronacetat (Androcur®)
• Leurprorelinacetat (Lucrin®)
John MW Bradford 2001
Cyproteronacetat (Androcur®,
Androcur® Depot)
• kompetitiver Androgen-Rezeptoren
Blocker
• Indikation: Triebdämpfung bei
Sexualdeviationen des Mannes, ProstataCa
• 50 mg Tbl., bis 3 x 2 Tbl. tägl.
• 100 mg Lösung, 1 – 2 Amp. alle 10 – 14 d
Nebenwirkungen von
Cyproteronacetat
•
•
•
•
•
•
•
dosisabhängige Hepatotoxizität
hepatozelluläres Karzinom
thromboembolische Ereignisse
Müdigkeit, Antriebsminderung
Gynäkomastie
Osteoporose
keine Verabreichung vor
Hypophysenschluss
Leuprorelin (Lurcrin®, LucrinDepot®)
LH-RH Analogon
– Analog dem natürlich vorkommenden
Gonadotropin (LH/FSH)-Releasing Hormon,
aber etwa 80-100x wirksamer
– Eiweissmolekül (Protein) mit 9 Aminosäuren
(natürliches GnRH mit 10 AS)
– Mit höherer Plasmaproteinbindung und längerer
Plasmaverweildauer
Leuprorelin: Vergleich mit LH-RH
Leuprorelin
Wirkungsmechanismus von LH-RH bzw. Leuprorelin
1. Das körpereigene LH-RH wird pulsatil freigesetzt
2. Bindet an LH-RH-Rezeptoren der entsprechenden HVL-Zellen
(dort binden auch die LH-RH-Agonisten, wie Leuprorelin)
3. Initial kommt es zu einer Rezeptorstimulation und einer
Zunahme der Rezeptorzahl an der Zelloberfläche
vermehrte Freisetzung der Gonadotropine
Erhöhung der Sexualhormonproduktion
Wird auch bei Einzelverabreichung von LH-RH-Agonisten
(Leuprorelin) beobachtet
Leuprorelin
Wirkungsmechanismus von LH-RH bzw. Leuprorelin
4. Bei länger andauernder Besetzung der Rezeptoren durch
Agonisten (z.B. Leuprorelin) kommt es zu einer schnellen
und reversiblen Rezeptor-Desensibilisierung
(„desensitisation“)
5. Weiterhin kommt es zur Herabsetzung der Anzahl
Rezeptoren an der Zelloberfläche (Internalisierung der
Ligand-Rezeptor-Komplexe und deren Abbau); ausserdem
können die Rezeptoren nicht mehr mit natürlichem GnRH
interagieren
Ausschüttung von LH/FSH blockiert
Abnahme der Testosteron-/Oestrogenspiegel auf
Kastrationsniveau bzw. nach Ovarektomie
Testosteron-Suppression mit Goserelin
Mittlere
18
Testosteron16
konzentration
14
(nmol/l)
Goserelin (Zoladex®) 3,6 mg (n=42)
Goserelin (Zoladex®) 10,8 mg (n=38)
12
10
8
6
4
Obergrenze des Kastrationsbereichs
2
0
0
4
8
12
16
20 24 26 28
Zeit (Wochen)
32 36
40
44
Dijkman et al, 1995
Unerwünschte Ereignisse:
Goserelin vs. Orchiektomie
Abnahme der
Libido
Abnahme der
Erektionen
Hitzewallungen
Brustschwellung
Goserelin (Zoladex®) 3,6 mg
Orchiektomie
Spannungsgefühl
in der Brust
0
20
40
60
80
100
Patienten (%)
Kaisary et al, 1991
Behandlungsverlauf unter
Leuprorelinacetat
4
3.5
3
2.5
2
1.5
1
0.5
0
12 Monate
6 Monate
3 Monate
vor Beginn
„nie“
„mehrmals täglich od. täglich“
Fantasien
Masturbation
Erektion
Ejakulation
Briken et al. 2000
Nebenwirkungen von Leuprorelin
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Osteoporose (?)
feminine Körperbehaarung (?)
Gynäkomastie (?)
Gewichtszunahme (26 %)
Anorexie (13 %)
Libido (55 %)
Hitzewallungen (52 %)
Schwitzen (42 %)
Nykturie (56 %)
Dysurie (24 %)
Knochenschmerzen (22 %)
Müdigkeit (20 %)
Muskelschwäche (15 %)
Vigilität keine Interaktionen
keine akuten Symptome bei Überdosierung
Arzneimittelkompendium der Schweiz 2006
Behandlungsprotokoll I
• Einwilligungserklärung
• Voruntersuchungen:
–
–
–
–
–
–
–
–
–
–
–
Somatostatus inkl. Geschlechtsorgane
ev. Kontrollspermatogramm
FSH, LH, Testosteron
Prolaktin
Gewicht, RR, EKG
Serumcalcium und –phosphat
Blutzucker und Leberenzyme
Harnstoff, Kreatinin
Osteodensitometrie
ev. CT Hypophysen Zielaufnahme
ev. Kariogramm (gonosomale Anomalien)
Behandlungsprotokoll II
• Verlaufsuntersuchungen:
– Testosteron monatlich 3 – 6 x, dann
vierteljährlich
– kardiovaskulärer Status vierteljährlich
– LH und Prolaktin halbjährlich
– Gewichtskontrolle
– CPA: Leberfunktion, BZ, Ca und Phosphat
– Leuprorelin: Harnstoff, Kreatinin,
Osteodensitometrie jährlich
[email protected]
Quelle: Viollier Basel
Protokoll für Therapie mit
LH-RH, MPA und CPA
Screening
Kontraindikation
Monitoring
alle
Testosteron, LH, FSH
Blutbild
Hypophysenpathologie
Testosteron und Blutbild monatlich
in ersten 4 Mt., dann halbjährlich
LH halbjährlich
LH-RH
(Lucrin®, Salvacyl®)
Harnstoff und Kreatinin
Osteodensitometrie
EKG
Osteoporose
Harnstoff und Kreatinin
halbjährlich
Osteodensitometrie jährlich
MPA
(Depo-Provera®)
Prolactin
Leberfunktion
nüchtern Glucose
BD
Gewicht
Lebererkrankung
Thromboembolisches Risiko
Wenn Testosteronspiegel sign.
Reduziert > Osteo-densitometrie
jährlich
Prolactin halbjährlich
BD, Gewicht und Leberfunktion
regelm.
CPA
(Androcur®)
Prolactin
Leberfunktion
EKG
nüchtern Glucose
BD
Gewicht
Lebererkrankung
Thromboembolisches Risiko
Wenn Testosteronspiegel sign.
Reduziert > Osteo-densitometrie
jährlich
Prolactin halbjährlich
BD, Gewicht und Leberfunktion
regelm.
Gegenmassnahmen bei
drohender Osteoporose
•
•
•
•
Endokrinologisches Konsil
Krafttraining
Substitution mit Vit. D und Calcium
Medikamentös: Bisphosphonate (z.B. Fosamax®)
Langzeitwirkungen einer LH-RH
Therapie
Naltrexon (Naltrexin®)
• R.S. Ryback, J Clin Psychiatry 2004: Naltrexone in the
treatment of adolescent sexual offenders
– Naltrexone = langwirksames Opioid zur Therapie von Alkoholund Opioidabhängigkeit, Bulimia nervosa, Zwangsstörungen und
Impuls Kontroll-Störungen.
– 21 jugendl. Sexualstraftäter mit Hypersexualität, offen,
prospektiv, unkontrolliert
– Outcome: Fantasietätigkeit und Masturbationsfrequenz 30% ↓
über 4 Monate
– Resultate:
• 15/21 responder
• 6 zusätzlich LH-RH, davon 5 responder
• Wirksame Dosis: Mean 160 mg/d; unter 50 mg /d
Wiederaufflammen der Symptome
Wirkung antihormoneller
Therapie
100
90
CPA (N = 29)
LHRH (N = 19)
80
70
60
50
40
30
20
10
0
Reduktion sexuell
devianten Verhaltens
Reduktion sexuell
devianter Phantasien
kein Effekt
Czerny, Briken & Berner. Eur Psychiatry 2002
Digital Anatomy:
Hypothalamus
Hypothalamic
Stimulation
Digital Anatomy:
Amygdala
Sex chromosomes
•At the cellular level the
•sex of an individual is
•determined genetically
•by the sex
chromosomes.
X and Y -> male
X and X -> female
© Biophoto Associates/Photo Researchers
• The only step in sexual differentiation
that is controlled by genes is the
development of testicles by the testes
determining factor gene or TDF (and
genes like SOX9, DAX1 and WNT4,
carried in other chromosomes)
• Once that is done the rest is determined
by the hormones produced by the
testicles or ovaries or adrenal cortex
What determines
gender?
• Number of X chromosomes, or
• presence of Y chromosome?
Individuals with unusual chromosome
combinations provide a clue:
X0
XXY
XY females
XX males
Female with Turner syndrome
Male with Klinefelter syndrome
SRY gene missing
Small bit of Y with SRY gene present
=> Y chromosome determines gender.
=> SRY gene on Y chromosome determines gender.
What determines
gender?
• Number of X chromosomes, or
• presence of Y chromosome?
Individuals with unusual chromosome
combinations provide a clue:
X0
XXY
XY females
XX males
Female with Turner syndrome
Male with Klinefelter syndrome
SRY gene missing
Small bit of Y with SRY gene present
=> Y chromosome determines gender.
=> SRY gene on Y chromosome determines gender.
Gene Memory
Early in development the presence of particular hormones
can produce a permanent change in the function of the cell
nucleus. This constitutes an example of gene memory.
The lordosis response of the female rat illustrates a shorter
term example of gene memory.
Lordosis is only triggered when animals have been primed
by estrogen. For estrogen to be effective, the animal must
have received estrogen earlier.
This effect involves nuclear changes, because it doesn’t
occur if animals are treated with protein synthesis inhibitors.
Developmental effect of Hormones on Brain Structure:
Masculinization
The medial preoptic area
is about 8 times larger in
males than in females
Sexually dimorophic
medial preoptic area
male
Organizational role of hormones
female
Hormonal factors and human sexual development
Two examples of
androgenital disorders.
The person on the left
is a genetic male, who in
all other respects, has the
appearance of a female.
Androgen insensitivity
The person on the right
is a genetic female, who
was raised as a male.
(congenital androgen hyperplasia)
Grundlage für MAB
Hypothalamus
LHRH
CRH
Hypophyse
ACTH
Feedbackkontrolle
LH
Nebennieren
Adrenale Androgene
Periphere
Zellen
LeydigZellen des
Hodens
Fettgewebe/
Muskulatur
Blutkreislauf
Neurosteroide
• Baulieu et al. 1980: Steroide (wie DHEA) in ZNS-Gewebe auch
nach Gonadektomie und Adrenalektomie
• > entsprechende Enzyme zur Synthese im ZNS Gewebe?
Neurosteroids: Biosynthesis and Function of These
Novel Neuromodulators (Compagnone et al. 2000)
Neurosteroide
• Baulieu et al. 1980: Steroide (wie DHEA) in ZNS-Gewebe auch
nach Gonadektomie und Adrenalektomie
• > entsprechende Enzyme zur Synthese im ZNS Gewebe?
• Wirkung der Neurosteroide:
– Funktionelle Hirnreifung über Gen-Aktivierung z.B. bei Myelinisierung,
Zellteilung, Migration, Differenzierung
– Allosterische Modulation von GABAA Rezeptoren (nicht-genomisch) und
wirken damit sedativ, hypnotisch, anti-konvulsiv und anxiolytisch
(Heterogenität der GABAA Rezeptor Untereinheiten)
– Allosterische Modulation von NMDA Rezeptoren
– Gleichgewicht NMDA vs. GABAA : „fight or flight“
– Neurosteroide reduzieren kurz- und langfristige Auswirkungen von
Stress
Neurosteroide und Aggression
• 5-HT (Serotonin) wichtigster Neurotransmitter für Aggression
(predatory vs. affective)
APA DSM-V Development:
Hypersexual Disorder
•
•
•
•
•
•
•
•
•
A. Over a period of at least six months, recurrent and intense sexual fantasies, sexual urges,
and sexual behavior in association with four or more of the following five criteria:
(1) Excessive time is consumed by sexual fantasies and urges, and by planning for and
engaging in sexual behavior. [15]
(2) Repetitively engaging in these sexual fantasies, urges, and behavior in response to dysphoric
mood states (e.g., anxiety, depression, boredom, irritability). [16]
(3) Repetitively engaging in sexual fantasies, urges, and behavior in response to stressful life
events. [17]
(4) Repetitive but unsuccessful efforts to control or significantly reduce these sexual fantasies,
urges, and behavior. [18]
(5) Repetitively engaging in sexual behavior while disregarding the risk for physical or emotional
harm to self or others. [19]
B. There is clinically significant personal distress or impairment in social, occupational or other
important areas of functioning associated with the frequency and intensity of these sexual
fantasies, urges, and behavior. [20]
C. These sexual fantasies, urges, and behavior are not due to direct physiological effects of
exogenous substances (e.g., drugs of abuse or medications) or to Manic Episodes. [21]
D. The person is at least 18 years of age.
Kognitiv-neurowissenschaftliches
Modell der Pädophilie
Neuronale Ebene:
Defizite der emotionalen Prozessierung
Neuronale Ebene:
Defizite der sexuellen Prozessierung
Amygdala-Hippokampus-Komplex
(z.B. Walter et al. 2007)
Frontaler Kortex
(z.B. Schiffer et al. 2008)
Pädophilie
Kognitiv-affektive Ebene:
Emotionale Unreife, Empathiedefizite, verzerrte Emotionswahrnehmung, Impulskontrollstörung
(z.B. Cohen, McGeoch et al. 2002; Fagan et al. 2002; Marshall et al. 2001; Mendez et al. 2000;
Tost et al. 2004)
Briken, Hill und Berner 2010
Homosexuelle Pädophilie und
funktionelle Netzwerke - fMRIFallstudie. Dressing H. et al.
Fortschr Neurol Psychiat 2001
zeitlicher Beginn von Paraphilien
Abel 1990
Krafft-Ebing;
Psychopathia Sexualis 1886
Pädophilie nach DSM-IV-TR
a.
b.
c.
...6 Monate, wiederkehrende, intensive sexuell erregende
Fantasien, sexuelles Verlangen oder Verhalten, beinhaltend
sexuelle Handlungen mit einem präpubertären Kind...
...Person hat entsprechend diesen Verlangens gehandelt oder
dieses verursacht Leidensdruck oder interpersonelle
Schwierigkeiten...
...Person ist mind. 16 jährig und mindestens 5 Jahre älter als
das in Krit. a). involvierte Kind.
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