Begrenzungen bei der optischen Freistrahlübertragung

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Optische Freistrahlübertragung und deren Anwendung
David Kneitschel
Deutsche Telekom AG, Hochschule für Telekommunikation Leipzig, Gustav-Freytag-Str. 43-45, 04227 Leipzig
Compiled 14. Januar 2010
In diesem Paper wird ein allgemeiner Überblick über Free-Space-Optic Systeme und deren Besonderheiten
gegeben. Diverse Einflussfaktoren und typische Begrenzungen werden aufgezeigt und eine Pegelberechnung
wird durchgeführt. Außerdem wird gezeigt, dass der optische Richtfunk einige Vorteile gegenüber anderen
Übertragungstechniken mit sich bringt.
Einleitung und Motivation
führen. Bei herkömmlichen (sich in Ruhe befindenden)
Free-Space-Optic Systemen im Outdoor-Bereich kann
diese Problematik jedoch vernachlässigt werden. Eine
weitere positive Eigenschaft ist, dass das Kapital
eines FSO-Systems im Gegensatz zu kabelgebundenen
Systemen nicht in der Erde vergraben ist und die
Komponenten sehr kompakt sind, somit lassen sich
diese Systeme ohne großen Aufwand demontieren und
an einem beliebig anderen Ort wiederverwenden.
Es gibt verschieden Möglichkeiten, Nachrichten von
einem Ort zu einem Anderen zu übertragen. Oftmals ist
es gerade in Großstädten nicht möglich, alle Teilnehmer
mit Glasfasern oder ähnlichem in das bestehende
Netz zu integrieren. Eine schon teilweise sehr verbreitete Möglichkeit ist die Richtfunktechnik,welche
die Datenübertragung zwischen zwei festen Punkten
ermöglicht. Beim Richtfunk kann man zwischen zwei
Methoden unterscheiden, zum einen den klassischen
elektrischen Richtfunk, welcher elektromagnetische Wellen im GHz-Bereich als Träger der Informationen nutzt
und zum anderen den optischen Richtfunk, welcher das
Licht als Träger der Informationen nutzt.
Besonderheiten und Aufbau
Eine optische Richtfunk-Übertragungsstrecke besteht
aus zwei Endgeräten, welche jeweils eine Sendeeinheit
und einen Empfänger haben. Als Sender werden wie bereits erwähnt LED´s oder Laser mit den Wellenlängen
um 850nm oder 1550nm verwendet, als Empfänger nutzt
man entsprechend an den Sender angepasste Photodioden.
Einer der wahrscheinlich größten Vorteile von optischen
Richtfunksystemen, Free-Space-Optic-Systeme (FSO)
genannt, gegenüber klassischen Richtfunksystemen ist,
dass es keine Regelungen oder erforderliche Zulassungen
für die genutzten Frequenzbereiche gibt. Optische
Systeme nutzen leistungsstarke LED´s oder Laser in
den Wellenlängenbereichen um 850nm oder 1550nm,
da sich diese bereits in der Glasfasertechnik als sehr
vorteilhaft erwiesen haben und hohe Übertragungsbandbreiten ermöglichen. Da sich der Infrarotlicht-Bereich
grundlegend vom elektromagnetischem Frequenzbereich
anderer Funksignale unterscheidet, haben FSO-Systeme
entscheidende Vorteile hinsichtlich elektromagnetischer
Verträglichkeit (EMV), Störverhalten bzgl. bestehender
Funksysteme und Robustheit. Infrarotstrahlung kann
anders als Microwellenstrahlung nicht durch Wände
dringen. Diese Eigenschaft macht man sich bei IndoorSystemen, z.B. die drahtlose Kommunikation in einem
Büro, zunutze. Sie führt dazu, dass die Frequenz- oder
Wellenlängenbereiche innerhalb von Gebäuden mehrfach
genutzt und die Datenübertragungskapazitäten sowie
die Abhörsicherheit von Gebäuden wesentlich erhöht
werden können. Jedoch tritt bei Indoor-Systemen
das Problem der Mehrwegeausbreitung auf, welche in
diesem Paper nicht weiter behandelt wird, aber in [5]
nachgelesen werden kann. Die Mehrwegeausbreitung
kann auch bei der car-to-car Kommunikation, welche
in diesem Paper noch vorgestellt wird, zu Problemen
Abbildung 1. Aufbau eines Netzwerkes mit integrierem
FSO-System [1]
Da Sender und Empfänger unabhängig voneinander arbeiten, ist ein Vollduplex-Betrieb möglich. FSO-Systeme
dienen der kabellosen Datenübertragung und werden
häufig am Rand eines bestehenden Netzes verwendet.
Häufig kommen diese Systeme für LAN zu LAN Verbindungen auf Betriebsgeländen, LAN zu LAN Verbindungen innerhalb einer Stadt oder zum überwinden von Straßen oder Flüssen zum Einsatz. Der Lichtstrahl des Senders wird durch ein spezielles Linsensystem
gebündelt und durch die Luft mit nahezu Lichtgeschwindigkeit gesendet. Im Empfänger erfolgt eine Verstärkung,
Taktrückgewinnung und Dekodierung des Signals. Einige Geräte haben zwar eine integrierte Backuplösung
(WLAN oder Mircowellentechnik), aber um die von den
1
Herstellern angegebene Verfügbarkeit von > 99% zu
erreichen, muss eine uneingeschränkte Sichtverbindung
zwischen den Endgeräten bestehen. Es dürfen keine extremen Wettereinflüsse wie sehr starker Nebel auf das
System einwirken und die Geräte müssen so montiert
sein, dass sie keinen starken Gebäudeschwankungen ausgesetzt sind. Weiterhin arbeiten diese Systeme protokollunabhängig und können somit leicht in bestehende
Netzinfrastrukturen integriert werden.
FSO-Systeme ermöglichen ähnlich wie Glasfasersysteme
hohe Übertragungsraten bis zu 1,25Gbit/s über Entfernungen bis hin zu 5km. Es ist allerdings zu berücksichtigen, dass bei der Datenübertragung mit Licht durch
den freien Raum diverse Einflüsse auftreten, welche nicht
vernachlässigt werden dürfen.
Abbildung 3. geometrische Dämpfung in Abhängigkeit
der Divergenz [modifiziert nach [8]]
Einflussfaktoren und typische Begrenzungen
Für FSO-Systeme wird häufig eine empirisch vereinfachte Formel zur Berechnung dieser Streuverluste verwendet.
0,195∗S
0, 55
17
∗
(2)
as =
S
λ
Die entscheidensten Störfaktoren sind die geometrische
Dämpfung, die atmosphärische Dämpfung, Luftflimmern
und Turbulenzen. Durch die geometrische Dämpfung
kommt nur ein Teil der gesendeten Leistung auch am
Empfänger an, was eine Reduktion der Übertragungsleistung zur Folge hat. Mit Formel (1) lässt sich die geometrische Dämpfung ermitteln.
α∗R
(1)
ageom = 20log
de
as - Dämpfung in Abhängigkeit von der Sichtweite in
dB
km
S - Sichtweite in km
λ - Wellenlänge in µm
Die Sichtweite ist hierbei als die Entfernung definiert,
mit der ein Mensch mit bloßem Auge größere Gebäude
noch erkennen kann. Diese Sichtweite wird durch Wettereinflüsse (Nebel, Dunst) stark beeinflusst. Abbildung
4 zeigt den Verlauf von aS für die Wellenlängen 800nm
und 1550nm.
R - Übertragungsstrecke in km
α - Öffnungswinkel (Divergenz) in mrad
de - Durchmesser Empfänger in m
Abbildung 2. Darstellung des Öffnungswinkel (Divergenz) [modifiziert nach [2]]
Bei den meisten optischen Sendern liegt die Divergenz
zwischen 2mrad (0.1◦ ) und 25mrad (1,4◦ ). Der Öffnungswinkel wird relativ klein gehalten, um eine große
Systemreserve zu erreichen, welche zum Beispiel bei
der Überwindung von großen Entfernungen von Nöten
ist. In den Endgeräten werden möglichst große Linsen
von 20-30cm verwendet, um eventuell auftretende
Gebäudeschwankungen zu kompensieren. Typisch für
eine Sichtweite von 1,5 km und einem Linsendurchmesser von 20 cm ist eine geometrische Dämpfung zwischen
15dB (bei α = 1mrad) und 35dB (bei α = 6mrad).
Abbildung 4. Streuverluste in Abhängigkeit der Sichtweite [2]
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist, dass sich die einzelnen
Bereiche der Luft unterschiedlich stark erwärmen, wodurch eine zufällige Änderung des Brechungsindex hervorgerufen wird. Diese sogenannten Turbulenzen können
eine Veränderung der Streuparameter, der Strahlfokussierung und der Strahlauslenkung zur Folge haben. Turbulenzen sind zum einen abhängig von Wettereinflüsse
wie Sonneinstrahlung oder starkem Wind, zum anderen kann ein falsch gewählter Montageort von Sender
Molekulare Absorption und Streuung des Lichts sind
Störgrößen, welche nicht vernachlässigt werden dürfen.
2
bzw. Empfänger ebenfalls starke Turbulenzen hervorrufen. Aus diesem Grund sollten die Komponenten eines
Free-Space-Optic Systemes nicht in unmittelbarer Nähe
von heißen Oberflächen montiert werden. Zu beachten
ist, dass Teerdächer und Asphaltstraßen an heißen Tagen ebenfalles starkes Hitzeschillern hervorrufen können.
Es ist jedoch mittels geeigneter Empfangstechnik, bestehend aus Regelverstärkern und Begrenzern, möglich, diese Turbulenzen auszugleichen. Als Richtwert kann eine
Dämpfung von 2-3 dB/km angenommen werden.
Für eine Übertragungsstrecke von 1 km, einem Durchmesser der empfangenden Optik von 20cm und einer Divergenz von 2mrad würde sich eine Gesamtdämpfung
von 32dB ergeben. Die Gesamtdämpfung setzt sich zusammen aus einer geometrischen Dämpfung von 20dB,
Verluste durch Sendeoptik und Frontscheiben, welche
mit 5dB angegeben werden, die Streuverluste betragen
bei klarem Wetter ca. 1dB und für Tubulenzen und Flimmer wird eine Dämpfung von je 3dB angenommen. Geht
man von einer typischen 12dBm Sendeleistung und einer
geforderten Empfangleistung von -16dB bis -40dB aus,
erhält man eine Systemreserve von 20dB/km. [2] [4]
den, in [6] wird eine Anwendung der Freistrahlübertragung in zukünftigen Rechnersystemen vorgestellt. Diese Beispiele zeigen, dass Kommunikation mit Licht viele Anwendungsmöglichkeiten bietet. Free-Space-OpticSysteme bringen wie alle Übertragunssysteme einige Einflussfaktoren mit sich, welche aber zunehmend durch
entsprechende Technik und angewendete Verfahren minimiert werden können. So werden zum Beispiel mehrere LED´s oder Laser in einem Gerät als sogenannte
Mehrstrahlsysteme verwendet, um kurzzeitige Unterbrechungen durch Vögel oder ähnliches zu vermeiden. Sollte
es jedoch trotzdem zu einer Unterbrechung des Signalflusses kommen, werden durch angewendete Techniken
wie Token Ring oder Ethernet die verloren gegangenen
Informationen erneut gesendet. FSO-Systeme vereinen
die Vorteile der Glasfasertechnik mit den Vorteilen kabelloser Übertragungssysteme. Das bedeutet, dass hohe Übertragungsraten von derzeit 1,25Gbit/s, ohne teure Glasfaserleitungen verlegen zu müssen, erreicht werden können. Der optische Richtfunk ist für Entfernungen bis zu einigen hundert Metern nicht nur eine kostengünstige und leistungsfähige Alternative zum Mikrowellenrichtfunk, sondern, bei Berücksichtigung der in
diesem Paper vorgestellten Bedingungen, sogar die bessere Variante, um zwei Netze oder Komponenten miteinander zu verbinden. Bei größeren Entfernungen sollte eine Abwägung der gezeigten Einflussfaktoren für den vorgesehenen Standort erfolgen. Free-Space-Optic Systeme
werden in den nächsten Jahren mehr und mehr gefragt
sein, um den steigenden Bandbreitenbedarf abdecken zu
können.
car-to-car Kommunikation
Eine weitere Anwendungsmöglichkeit von FSOSystemen neben dem klassischen optischen Richtfunk
ist die car-to-car Kommunikation. Die Forschungsund Entwicklungsabteilungen arbeiten mehr und mehr
an der Technik zur Fahrzeugkommunikation. Es gibt
bereits einige Systeme, die den Fahrer eines Kfz´s bei
seiner Fahraufgabe unterstützen. Die hier eingesetzten
Sensoren können jedoch nur Daten im unmittelbaren
Umfeld des Fahrzeuges aufnehmen. Zukünftige Systeme
sollen die Menge an Informationen erheblich erhöhen,
indem die Fahrzeuge untereinander Daten austauschen. Solche Daten könnten z.B. Fahrbahnverlauf,
Witterungs- (Regen, Schnee, Glatteis etc.), Baustellen-,
Abstands- oder Stauwarnung sein. Um dies realisieren zu
können, ist eine Vernetzung der Fahrzeuge von Nöten.
Einige Autohersteller verwenden bereits heute LED´s
als Beleuchtungsmittel, was ein guter Grundstein für
die car-to-car Kommunikation ist. In [7] wird näher auf
die Möglichkeiten einer flächendeckenden Vernetzung
von Fahrzeugen eingegangen. Die optische Datenübertragung eignet sich für die Interfahrzeugkommunikation
gut, da mit Ihr eine gerichtete Verbindung möglich und
die Störanfälligkeit durch andere Funksender sehr gering
ist. Bei der International Technical Conference on the
Enhanced Safety of Vehicles [3] im Juni 2009 stellte
BMW ein Pilotprojekt zur car-to-car Kommunikation
vor, was zeigt das solche Systeme nicht mehr lange auf
sich warten lassen.
Literatur
[1]
[2]
[3]
[4]
[5]
[6]
[7]
[8]
Zusammenfassung
Die vorgestellte car-to-car Kommunikation ist nur ein
Bereich, in der FSO-Systeme zukünftig eingesetzt wer3
www.cbl.de
Beat Reist, P. P.: Studie über optische Richtfunksysteme, Telematikschule Bern TS, Diplomarbeit, 2002. –
http://www.kaos.ch/sors/frameset.asp
Boelsterl, K. : BMW Group zeigt ihre Sicherheitsphilosophie auf der ESV Konferenz. In: automobilsport.com
(2009)
CBL: Kommunikation mit Licht - So alt wie die
Menschheit. Gesellschaft für optische Kommunikationssysteme mbH
Edgar Voges, K. P.: Optische Kommunikationstechnik. Springer Verlag, 2002. – ISBN 3540672133
Holzer, J. : Optische Freistrahlübertragung in zukünftigen Rechnersystemen. Universität Heidelberg, 2004
Iske, D.-I. B.: Optische Interfahrzeugkommunikation
mittels lichttechnischer Einrichtungen. Universität Paderborn, 2002
Jäckels, L. : Grenzen optischen Richtfunks. In: Funkschau (2002). – www.funkschau.de
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