gesunde tiere – gesunde lebensmittel

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GESUNDE TIERE –
GESUNDE LEBENSMITTEL
Ein wegweisendes Verbundprojekt
für die Erzeugung von Schweinefleisch
in Nordrhein-Westfalen
Gefördert im Rahmen des EU-NRW-Programms „Regionale Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung 2007 – 2013“ (EFRE)
Impressum
Kontakt:
Westfälisch-Lippischer Landwirtschaftsverband e.V.
Schorlemerstr. 15, D- 48143 Münster
Tel.: +49 251 4175 01
Fax: +49 251 4175 136
E-Mail: [email protected]
www.wlv.de
Projektleitung:
Westfälisch-Lippischer Landwirtschaftsverband e.V. (Dr. Bernhard Schlindwein)
Am Projekt beteiligte Organisationen:
Erzeugerring Westfalen eG (Ulrich Meierfrankenfeld)
Landwirtschaftskammer NRW, Schweinegesundheitsdienst (Dr. Jürgen Harlizius)
IQ Agrar Service GmbH (Peter Schwaer)
Fachhochschule Südwestfalen, Fachbereich Agrarwirtschaft (Prof. Dr. Marcus Mergenthaler)
Genossenschaft zur Förderung der Schweinehaltung eG (Dr. Meike Friedrichs)
Tönnies Lebensmittel GmbH & Co. KG (Dr. Wilhelm Jäger)
Westfleisch eG (Heribert Qualbrink)
Westfälisch-Lippischer Landwirtschaftsverband e.V. (Dr. Bernhard Schlindwein)
Tierärztliche Hochschule Hannover, Außenstelle für Epidemiologie (Prof. Dr. Thomas Blaha)
Universität Göttingen, Abt. Mikrobiologie und Tierhygiene (Prof. Dr. Dr. Claus-P. Czerny)
Landwirtschaftskammer NRW, Tierseuchenkasse (Dr. Annette vom Schloß)
Redaktion:
Christiane Wildraut (Fachhochschule Südwestfalen), Antonia Riedl (WLV)
Layout:
Bernhard Lütke Entrup (WLV), Gernot Ahlers (web.design)
Gefördert im Rahmen des Ziel 2 – Programms NRW 2007-2013 (EFRE) durch
die EU und durch das Land NRW
Münster, im April 2012
Inhaltsverzeichnis
Vorwort: Die Tiergesundheit verbessern
Dr. Bernhard Schlindwein
3
Westfälisch-Lippischer Landwirtschaftsverband
Weniger Antibiotika in der Schweinehaltung – aber wie?
Prof. Dr. Mechthild Freitag und Henrike Freitag
4
Fachhochschule Südwestfalen, FB Agrarwirtschaft und Erzeugerring Westfalen
Vorstellung der einzelnen Arbeitsschritte im Projekt – Stand des Projektes
Christiane Wildraut
7
Fachhochschule Südwestfalen, Fachbereich Agrarwirtschaft
Analyse des Hygienestandards in den landwirtschaftlichen Betrieben
Antonia Riedl, Dr. Bernhard Schlindwein und Prof. Dr. Dr. Claus-Peter Czerny
11
Westfälisch-Lippischer Landwirtschaftsverband und Georg-August-Universität Göttingen
Diagnose der Tiergesundheit auf den landwirtschaftlichen Betrieben
und Sektionen
Dr. Theodor Schulze-Horsel
17
Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, Schweinegesundheitsdienst
Klimamessungen/Lüftungsüberprüfung im Projekt
Andreas Brinkmann, Elisabeth Sprenker
20
Erzeugerring Westfalen
Die Datenbank im Projekt: Inhalte und Zugang
Birgit Sparenberg und Peter Schwaer
23
IQ-Agrar Service GmbH
Befunddaten an den Schlachthöfen
Thorsten Steinmann, Dr. Diana Meemken und Prof. Dr. Thomas Blaha
28
Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
Interessenabfrage zum Marketingkonzept
Christiane Wildraut und Prof. Dr. Marcus Mergenthaler
34
Fachhochschule Südwestfalen, Fachbereich Agrarwirtschaft
Strategieplanung
Christiane Wildraut und Prof. Dr. Marcus Mergenthaler
40
Fachhochschule Südwestfalen, Fachbereich Agrarwirtschaft
Ausblick
44
„Gesunde Tiere – gesunde Lebensmittel“ - 3. Sachbericht
Vorwort
tralen Datenbank
zusammengeführt, Verbesserungen im Laufe
der Zeit lassen
sich damit ebenfalls dokumentieren.
Die Tiergesundheit verbessern
Die aktuelle Diskussion über den Einsatz
von Antibiotika in landwirtschaftlichen Tierhaltungsbetrieben im Zusammenhang mit
der Entstehung antibiotikaresistenter Bakterien im Stall macht überdeutlich, dass die
konsequente Verbesserung der Tiergesundheit von zentraler Bedeutung für
landwirtschaftliche Betriebe in der Zukunft
sein wird.
Mit dem Projekt
„Gesunde Tiere –
gesunde Lebensmittel“ beschreiten wir einen zukunftsweisenden
Weg, der allen Schweine haltenden Betrieben offenstehen wird. Selbstverständlich
verstehen wir dieses Projekt auch als wichtigen Beitrag zur Absicherung der Wettbewerbsfähigkeit der Schweinehaltung und
Schweinefleischerzeugung in NordrheinWestfalen. Es zeigt das Bemühen der
Landwirtschaft, den Einsatz von Medikamenten auf das notwendige Maß zu reduzieren. Niemand wird in Zweifel ziehen,
dass Tiere krank werden können und eine
Behandlung mit Arzneimitteln erforderlich
wird. Gleichwohl haben Verbraucherinnen
und Verbraucher Anspruch darauf, dass
das Risiko einer Erkrankung durch antibiotikaresistente Erreger auszuschließen ist.
Das NRW-Cluster Projekt „Gesunde Tiere –
gesunde Lebensmittel“ greift diese Themenstellung auf und v erfolgt das Ziel, ein
Beratungssystem zu etablieren, um die
Tiergesundheit zu verbessern, den Medikamenteneinsatz zu reduzieren und di e Lebensmittelsicherheit zu erhöhen.
Im Mittelpunkt steht eine umfassende Diagnose der Tiergesundheit in Ferkelerzeugerund Mastschweinebetrieben. Sie liefert die
Grundlage für die daran anschließende Beratung der landwirtschaftlichen Betriebe.
Bereits vorliegende Ergebnisse zeigen,
dass es gelingt, durch verbesserte Hygiene
und gutes Stallmanagement oft in Verbindung mit einer angepassten Impfprophylaxe, die Gesundheit der Tiere spürbar zu
verbessern und den M edikamenteneinsatz
deutlich zu reduzieren.
Unser besonderer Dank gilt dem Land
NRW und der Europäischen Union, die dieses Projekt finanziell fördern und die gemeinsame Anstrengung zur Verbesserung
der Tiergesundheit durch Landwirtschaft,
landwirtschaftliche Organisationen und
staatlichen Einrichtungen möglich machen.
Das Projekt „Gesunde Tiere – gesunde Lebensmittel“ zeichnet sich durch das gute
Zusammenspiel der beteiligten Projektpartner aus: Bespielhaft ist das abgestimmte Vorgehen von Schweinegesundheitsdienst der Landwirtschaftskammer, dem Erzeugerring Westfalen und den bet eiligten
Tierarztpraxen. Die Informationen aus Hygiene- und Klimachecks, der Diagnose der
Tiergesundheit in Verbindung mit Befunderhebungen am Schlachtband und ergänzt
durch Sektionsbefunde geben ein umfassendes Bild und ermöglichen eine sehr gezielte Beratung vor Ort auf dem Betrieb. Alle verfügbaren Daten werden in einer zen
Dr. Bernhard Schlindwein
Westfälisch-Lippischer Landwirtschaftsverband e.V., Münster
3
„Gesunde Tiere – gesunde Lebensmittel“ - 3. Sachbericht
Weniger Antibiotika in der Schweinehaltung – aber wie?
Prof. Dr. Mechthild Freitag, Fachhochschule Südwestfalen, FB Agrarwirtschaft, Soest
Henrike Freitag, Erzeugerring Westfalen, Senden
In der Tierproduktion werden Antibiotika
seit den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts regelmäßig eingesetzt, bis 2006
zur Prophylaxe (Leistungsförderer) und
zur Therapie, seit 2006 nur noch zu therapeutischen Zwecken.
einsetzen. Diese Betriebe müssen innerhalb von 9 Monaten den E insatz deutlich
reduzieren, wobei sie zur Akzeptanz externer Beratung verpflichtet sind. Ziel der
Maßnahme ist eine Reduzierung des Antibiotikum-Einsatzes bis 2013 um 10 % bezogen auf den Verbrauch des Jahres
2009.
Sie wirken nach wie vor bei Menschen und
Tieren in der Regel schnell und zuverlässig, jedoch hat in den letzten Jahren die
Ausbreitung von Resistenzen gegen eine
Reihe von antibiotischen Substanzen bedenkliche Ausmaße angenommen. Nach
Schätzung des Robert-Koch-Instituts sterben jährlich 15.000 Menschen in Deutschland an den Folgen einer Infektion mit multiresistenten Keimen und nach ersten Ergebnissen des Forschungsverbunds RESET lassen sich in mehr als 90% der Kotproben ESBL (z.B. Amoxicillin) resistente
Enterobakterien nachweisen (Hering et al.,
2011, pers. Mitteilung). Die Rate Fluorchinolon (z.B. Baytril) resistenter E. coli Bakterien ist von 4 % (1999, DART 2006) auf
74 % (Hering et al., 2011, pers. Mitteilung)
gestiegen.
Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, welche Maßnahmen schweinehaltende
Betriebe ergreifen können, um im betrieblichen Alltag das Krankheitsrisiko und d amit den B edarf an A ntibiotika zu minimieren.
Ein Ansatzpunkt ist in diesem Zusammenhang die Einstallung junger Schweine in
den Mastbestand. Dieser Zeitraum geht
mit großen Belastungen für die Tiere einher, die mit optimalen Umweltbedingungen
gemildert werden sollten. Dazu gehört die
entsprechende Reinigung und Desinfektion vor jeder neuen Stallbelegung, die nur
bei Neubelegung kompletter Abteile zu
gewährleisten ist – besser ist noch die
Neubelegung im gesamten Betrieb (Betriebs-Rein-Raus). Zwischen Desinfektion
und Wiederbelegung muss einige Tage
Stallruhe eingehalten werden.
International werden inzwischen Anstrengungen unternommen, um den Einsatz
antibiotischer Medikamente zu reduzieren
und somit die Resistenzlage nicht weiter
zu verschärfen, auf lange Sicht sogar zu
entschärfen. So wurde 2006 in Dänemark
Tierärzten das Dispensierrecht für Antibiotika entzogen und 2010 die „Gelbe Karte“
eingeführt, die an Tierhalter vergeben
wird, die mehr als das Doppelte des
Durchschnitts an A ntibiotika bezogen auf
die von ihnen produzierte Tierkategorie
In dieser Zeit muss der Stall wieder vorheizt werden, so dass eine Stalltemperatur
von 25°C erreicht wird – gemessen nicht
nur in der Luft sondern direkt auf den
Spalten. Kalter Spaltenboden führt schnell
zur Auskühlung der jungen Tiere. In großen Abteilen muss dazu eventuell eine
zweite Heizquelle eingesetzt werden. Vor
der erneuten Einstallung muss das abge4
„Gesunde Tiere – gesunde Lebensmittel“ - 3. Sachbericht
standene Wasser aus den Leitungen entfernt werden, da dies einen guten Nährboden für alle möglichen Keime bildet.
sowohl im Futterbrei als auch im MagenDarm-Trakt. Deutlich werden diese Effekte
auch in nicht klinisch auffälligen Betrieben
durch eine Verbesserung der Tageszunahmen und ei ne Verringerung des Futteraufwands pro kg Zuwachs (Tab. 1).
Außerdem sollte Ferkeln angesäuertes
Futter angeboten werden, da s ich pathogene Keime in einem sauren Milieu
schlecht vermehren können. Und Ferkel
lieben Säure, so dass die Futteraufnahme
zusätzlich stabilisiert wird. Diese Maßnahmen schützen jedoch nicht vor einer Infektion bei massivem Erregerdruck. Hier helfen eine Reihe von Impfungen, deren regelmäßige Durchführung nachweislich den
Medikamenteneinsatz reduziert. Voraussetzung ist allerdings die sachgerechte
Applikation des Impfserums: keine Teilung
der Impfdosis, keine antibiotische Behandlung zu impfender bzw. frisch geimpfter
Tiere und eine temperaturmäßig korrekte
Lagerung des Impfserums. Sollten Impfungen nicht den gewünschten Erfolg zeigen, muss die Durchführung mit dem Hoftierarzt im Einzelnen besprochen werden,
da mit großer Wahrscheinlichkeit Fehler im
Impfablauf vorliegen.
Konzentration in %
0,15
0,1
0,05
0
Abb. 1: Minimale Hemmkonzentration für
E.coli und Salmonellen (in Lückstedt,
2007)
Die Beachtung der Hygiene gilt ebenfalls
für die Wasserversorgung. Bei der Versorgung mit Stadtwasser kann davon ausgegangen werden, dass das Wasser
keimarm den Betrieb erreicht. Hier kann es
aber in den Leitungen oder in den Tränkebecken mit Mikroorganismen belastet werden, z.B. wenn Futterreste verschleppt
werden. Eventuell empfiehlt sich die Umstellung von Schalen- auf Nippeltränken.
Im der Mast liegt ein Schwerpunkt der Infektionsprophylaxe in der Fütterung: zum
einen im hygienischen Zustand der Fütterungsanlage (Verkeimung der Futterstellen, Futterreste im Trog, Schimmelund Hefebildung in den Anmischbehältern,
Rückstau aus dem Futtertrog in die Futterleitung bei zu hohem Füllstand des Flüssigfutters), zum anderen muss darauf geachtet werden, Futterreste aus leerstehenden Buchten sofort zu entfernen
(z.B. beim Umstallen von Sauen oder Ferkeln).
Bei Nutzung eines betriebseigenen Brunnen muss das Wasser auf seinen Keimgehalt untersucht werden. Diese Untersuchung wird von der LUFA durchgeführt.
Zur Wasserversorgung gehören auch ausreichende Durchflussraten (Ferkel: 0,6
l/min; Mastschweine: 1 l/min, laktierende
Sauen: 2l/min.). Tränken können sich mit
der Zeit zusetzen und müssen deshalb
ausgelitert werden.
Wie bei Ferkeln hilft auch bei älteren Tieren der prophylaktische Zusatz von Futtersäuren. Organische Säuren sind in der
Lage, E. coli Bakterien und Salmonellen in
ihrer Entwicklung zu hemmen (Abb.1),
5
„Gesunde Tiere – gesunde Lebensmittel“ - 3. Sachbericht
Tab. 1: Effekte organischer Säuren und Salze auf Tageszunahmen (TZ) und Futteraufwand
pro kg Zuwachs (FA) in der Ferkelaufzucht
n
Studien
TZ *
(x, min … max)
FA *
(x, min … max)
Ameisensäure
9
14,7
(3,1 … 22,1)
-5,8
(-1,6 … -14,5)
Sorbinsäure
5
20,3
(13,4 … 26,7)
-10,4
(-5,9 … -21,8)
Fumarsäure
14
5,9
(-4,7 … 12,6)
-2,4
(+1,7 … -7,1)
Formiate
11
Säure- und
Salzkombinationen
4,0
(-0,2 … 9,3)
-3,2
(-1,3 … -4,6)
20
10,3
(4,3 … 22,0)
-4,3
(-0,6 … -7,5)
Substanz
Freitag et al., 1998
Ein weiterer Schritt zur Reduzierung des
Medikamenteneinsatzes liegt in einer Reduzierung der Keimverbreitung im eigenen
Betrieb. Hier ist vor allem die Arbeitsorganisation zu überdenken (von klein nach
groß, von gesund nach krank), um nicht
aus infizierten Buchten die Keime über
den ganzen Bestand zu verteilen.
Die hier aufgeführten Maßnahmen stellen
keine neuen E rkenntnisse dar – sie sind
jedem Betriebsleiter bestens bekannt. In
der Arbeitsroutine schleichen sich jedoch
unmerklich Abläufe ein, die einer Infektionsverbreitung Vorschub leisten können –
man wird betriebsblind. Deshalb sollte
jeder Betriebsleiter gelegentlich eine externe Beratung in Anspruch nehmen, die
auf eklatante Missstände hinweist.
Zumindest im Abferkel- und Aufzuchtbereich sollte für jedes Abteil eigene Kleidung (Schutzkittel, Überschuhe) vorhanden sein, ebenso wie eigene Stallgeräte. Sockentupferproben haben gezeigt, dass resistente Mikroorganismen
auch auf Laufgängen zu finden sind und –
an den S tiefelsohlen anhaftend – verbreitet werden können.
Bei invasiven Eingriffen müssen die Geräte vorzugsweise nach jedem Tier, auf jeden Fall aber nach jedem Wurf gereinigt
werden, am besten durch Lagerung in
Desinfektionslösungen. Die eigenen Hände können problemlos mit Desinfektionstüchern zwischendurch gereinigt werden.
6
„Gesunde Tiere – gesunde Lebensmittel“ - 3. Sachbericht
Vorstellung der einzelnen Arbeitsschritte im Projekt
– Stand des Projektes
Christiane Wildraut, Fachhochschule Südwestfalen, Fachbereich Agrarwirtschaft Soest
Schweinegesundheitsdienst der Landwirtschaftskammer
Nordrhein-Westfalen
(SGD), die Beratungsorganisation „Erzeugerring Westfalen“ (ERW), die Genossenschaft zur Förderung der Schweinehaltung eG (GFS), die IQ-Agrar Service
GmbH
sowie
die
beiden
großen
westfälischen Schlachtunternehmen Westfleisch und TönniesFleisch. Koordiniert
und fachlich begleitet wird das Projekt
durch den Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverband (WLV) und di e Fachhochschule Südwestfalen in Soest.
Der Rahmen
Das Kooperationsprojekt ist eines von
sieben Gewinnerprojekten aus dem
Förderwettbewerb Ernährung.NRW 2008.
Gestartet ist es im Sommer 2010 mit einer
dreijährigen Laufzeit.
Das Projekt wird durch die EU und dur ch
das Land N RW finanziell gefördert, alle
Projektpartner bringen zusätzlich eigene
finanzielle Mittel ein.
Abb. 1: Geldgeber im Projekt
Ziele
Ziele des Projektes sind die Sicherung und
Verbesserung der Tiergesundheit und di e
Erhöhung der Lebensmittelsicherheit. Mit
Hilfe einer stufenübergreifenden Vernetzung von Informationen sollen ein
Tiergesundheitssystem und ein Marketingkonzept entwickelt werden. Weiterhin soll
das Image der Schweinefleischerzeugung
gefördert und letztlich die gesamte
Wertschöpfungskette
Schweinefleisch
gestärkt werden.
Abb. 2: Die Projektpartner
Die Tierseuchenkasse Nordrhein-Westfalen und die Tierärztliche Hochschule
Hannover unterstützen das Vorhaben.
Einbezogen ist auch die Abteilung für
Mikrobiologie
und
Tierhygiene
am
Department für Nutztierwissenschaften der
Georg-August-Universität Göttingen. Hier
wird ein Promotionsvorhaben im Rahmen
des Projektes betreut.
Partner im Projekt
Es wurden ausschließlich Projektpartner
einbezogen, die unmittelbaren Bezug zur
landwirtschaftlichen Praxis haben: Der
7
„Gesunde Tiere – gesunde Lebensmittel“ - 3. Sachbericht
Schwerpunkte der Projektarbeiten in
2010 und 2011
Beteiligte Landwirte
Am Projekt beteiligt sind aktuell 23 Sauenhalter, 26 Ferkelaufzieher und 37 M äster
aus Nordrhein-Westfalen. Vielfach handelt
es sich um geschlossene Systeme.
Die Sauenhalter verfügen insgesamt über
7.958 Sauenplätze, das sind durchschnittlich 346 Plätze pro Betrieb. Die Ferkelaufzieher
verfügen
insgesamt
über
31.670 Ferkelaufzuchtplätze, im Durchschnitt 1.218 Plätze pro Betrieb. Die
Mäster im Projekt verfügen insgesamt
über 59.745 Mastplätze, das entspricht
durchschnittlich 1.615 Mastplätzen pro
Betrieb. Insgesamt sind damit vergleichsweise große Betriebe am Projekt beteiligt,
der Bundesdurchschnitt liegt bei 147
Sauenplätzen und 545 Mastplätzen pro
Betrieb.
•
Ansprache und Information von
Landwirten
•
Information der Hoftierärzte
•
Betriebsbesuche
•
Auswertung der Hygienechecks
zusammen mit Leistungsdaten der
Betriebe
•
Aufbau der Datenbank
•
Befunddatenerfassung
Schlachthöfen
•
Projektergänzung „Einflussfaktoren
auf das Schwanzbeißen bei
Schweinen“
•
Außendarstellung, z.B. Projektlogo
•
Projektarbeiten
Marketingkonzept
für
an den
das
Die Besuche auf den Betrieben
● Sauenhalter
● Ferkelaufzieher
● Mäster
Die Betriebsbesuche erfolgen in erster
Linie durch den Schweinegesundheitsdienst der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, durch den Erzeugerring
Westfalen und dur ch den WestfälischLippischen Landwirtschaftsverband.
Abb. 3: Verteilung der Betriebe
Mehrheitlich sind die landwirtschaftlichen
Betriebe in Westfalen gelegen, Schwerpunkte befinden sich im Münsterland und
in der Hellweg-Region.
Thematisch stehen bei den B etriebsbesuchen die Hygienechecks, die Einzeltierkennzeichnungen, das Ziehen von Blutund Kotproben sowie die Durchführung
von Klimamessungen im Vordergrund.
Betreut werden die am Projekt beteiligten
Landwirte durch insgesamt 26 Hoftierärzte, die das Projekt unterstützen.
8
„Gesunde Tiere – gesunde Lebensmittel“ - 3. Sachbericht
Mittlerweile sind auf den B etrieben die
ersten Dokumentationshandbücher zur
Schweinehaltung eingesammelt worden,
die in 2012 el ektronisch verarbeitet
werden. Daneben finden Gespräche in der
Erzeugerkette gemeinsam mit den Hoftierärzten statt. Zu diesen Gesprächen, in
denen Ereignisse besprochen werden, die
für den Ferkelerzeuger, Ferkelaufzieher
und Mäster einer gemeinsamen Erzeugungskette relevant sind, kommen auch
jeweils ein Berater des Erzeugerrings
Westfalen, ein Tierarzt des Schweinegesundheitsdienstes und der entsprechende Hoftierarzt hinzu. Ziel ist es, den
Austausch zu fördern, Transparenz zu
schaffen und ev entuell auftretende
gesundheitliche Probleme gemeinsam
anzugehen.
Befunddaten
der
durchgeführten
Sektionen oder von den Schlachthöfen.
Alle erhobenen Daten fließen bei der IQAgrarservice zusammen und gelangen
dort in die Projektdatenbank.
Befunddatenerfassung an den
Schlachthöfen
Die Befunddatenerfassung, die die
Tierärztliche
Hochschule
Hannover
durchführt, läuft bereits an al len drei am
Projekt beteiligten Schlachthofstandorten
der Westfleisch eG.
Bei TönniesFleisch in Rheda-Wiedenbrück
konnten bislang noch keine Erhebungen
durchgeführt werden.
Marketingkonzept
Für das zu entwickelnde Marketingkonzept
ist im November 2011 bei allen Projektpartnern eine Interessenabfrage zu den
Zielen durchgeführt worden.
Dabei
sprachen sich die Projektpartner dafür
aus, sowohl auf den Lebens mitteleinzelhandel als auch auf die Verbraucher
zuzugehen. Inhaltlich soll vor allem die
Kompetenz der heimischen Schweinehalter und di e Tiergesundheit herausgestellt werden.
Desweiteren ist an der Strategieplanung
für das Marketingkonzept gearbeitet
worden. Daneben wurden am Fachbereich
Agrarwirtschaft
studentische Arbeiten
betreut, die für das Projekt interessantes
Datenmaterial liefern. Inhaltlich ging es
beispielsweise
um
Gespräche
mit
des
Entscheidungsträgern
Lebensmitteleinzelhandels
oder
eine
Verbraucherbefragung
zum
Fleischeinkauf. Die Ergebnisse der Arbeiten
werden im 1. Halbjahr 2012 weiter ausgewertet.
Die Hygienechecks
Die Hygienechecks auf den landwirtschaftlichen
Betrieben
sind
mittlerweile
ausgewertet worden. Sie wurden mit
Daten
zur
Verlustrate
aus
den
Betriebszweigauswertungen des Wirtschaftsjahres 2009/2010, in Beziehung
gesetzt.
Die Datenverwaltung
Bis Ende 2012 sind im Projekt bereits eine
Vielzahl von Daten angefallen. Dabei
handelt es sich z.B. um Betriebsdaten,
Hofpläne, Tiergesundheits- und Leistungsdaten, aber auch um Untersuchungsergebnisse der Blut- und Kotproben sowie
9
„Gesunde Tiere – gesunde Lebensmittel“ - 3. Sachbericht
Arbeiten im Hintergrund
Zu den Arbeiten im Hintergrund zählt ein
internetbasiertes Forum, das vom WLV
erstellt worden ist. Hier werden für das
Projekt wichtige Unterlagen abgelegt, die
den Partnern einen schnellen Zugriff
ermöglichen.
Außerdem finden Projektpartnertreffen zu
verschiedenen Fragestellungen statt. Im
täglichen Geschäft sind eine Vielzahl von
Abstimmungsgesprächen erforderlich, die
häufig auf kurzen Wegen erfolgen.
Abb. 4: Projektflyer
Projektergänzung „Einflussfaktoren auf
das Schwanzbeißen bei Schweinen“
Daneben arbeiten die Projektpartner auch
an der Projektverwaltung. Dazu zählen die
Dokumentation
der
durchgeführten
Arbeiten, aber auch Ausschreibungen, die
Anfertigung von Formularen oder die
Vorbelegung von Daten auf Lesegeräte für
die landwirtschaftlichen Betriebe zur
Arbeitserleichterung.
Im Rahmen des Projektes wird auch
dokumentiert, wenn „Schwanzbeißen“ bei
Schweinen auftritt. Eine Ergänzung des
Projektes um die detaillierte Untersuchung
der Einflussfaktoren auf das Schwanzbeißen ist Anfang 2011 bei
der
Bewilligungsbehörde beantragt worden.
Die Bewilligung konnte in 2011 noch nicht
erteilt werden.
Im zweiten Halbjahr 2011 i st ein
Projektflyer angefertigt worden, der
Informationen zum Projekt enthält und an
Interessierte verteilt wird (Abbildung 4).
Im ersten Halbjahr 2012 soll der Flyer neu
gestaltet werden. Außerdem sollen dann
weitere Instrumente der Öffentlichkeitsarbeit genutzt werden.
10
„Gesunde Tiere – gesunde Lebensmittel“ - 3. Sachbericht
Analyse des Hygienestandards in den landwirtschaftlichen Betrieben
Antonia Riedl, Dr. Bernhard Schlindwein und Prof. Dr. Dr. Claus-Peter Czerny
Westfälisch-Lippischer Landwirtschaftsverband und Georg-August-Universität Göttingen
Stallhygiene
gesundheit
entscheidet
über
Auch im Hinblick auf die Vermeidung des
Ausbruchs der Schweinepest, der den
Schweinepreis laut Josef Tillmann, Geschäftsführer von TönniesFleisch, um 25
bis 30 C ent pro kg Schlachtgewicht einbrechen lassen kann, wird deutlich, wie
wichtig Hygiene für den Schweinehalter
ist. Die volkswirtschaftlichen Gesamtkosten einer Schweinepest könnten im ersten
Jahr laut ISN allein in den Hochburgen der
Veredlung in Weser-Ems und dem Münsterland 2,8 Mrd. € bzw. 2,2 Mrd. € betragen.
Tier-
Einen hohen H ygienestatus im Stall zu
erreichen, bedeutet zwar mehr Arbeit,
aber es verbessert auch die Tiergesundheit im Stall und damit die Wirtschaftlichkeit der Betriebe. Tiergesundheit ist nicht
nur aus einzelbetrieblicher Sicht wichtig,
es gilt auch den weltweiten Absatz von
Schweinefleisch zu sichern. Dafür ist definierte Qualität gefordert, die von der Tiergesundheit entscheidend beeinflusst wird.
Die Produktionskosten für ein Schlachtschwein liegen laut der InterPIG im internationalen Vergleich u.a. infolge unterdurchschnittlicher biologischer Leistungen
und hoher Tierarzt- und Medikamentenkosten nur am Ende des Mittelfeldes. An
dieser Stelle muss mit Hilfe eines optimierten Hygienemanagements angesetzt werden. Nicht zuletzt um den Antibiotikaeinsatz zu reduzieren, der aktuell in den
Mittelpunkt der öffentlichen Wahrnehmung
gerückt ist.
Daneben steigt mit zunehmender Globalisierung die Gefahr lebensmittelbedingter
Krankheitsausbrüche, so genannte Zoonosen. Mit gesünderen Tieren werden
dabei geringere Lebensmittelrisiken im
Fleisch erhofft. Ein Beispiel sind die Salmonellen, die ihren Ursprung in der
Schweineerzeugung aufgrund mangelnder
Hygiene haben können und nur schwer
bei der Schlachtung erkannt werden. Es
ist absehbar, dass die Schweinefleischerzeuger in Zukunft auf höhere Konsumentenerwartungen hinsichtlich der Gesundheit und des Tierwohls reagieren müssen,
um weiterhin wettbewerbsfähig zu bleiben.
Betriebshygiene
Aufgabe
als
immerwährende
Schweinehalter sollten täglich dafür sorgen, dass im Stall möglichst wenige
krankmachende Parasiten, Bakterien und
Viren vorhanden sind und dass das Einschleppen von außen und die Verschleppung im Inneren des Betriebes möglichst
verhindert werden. Die Folgen stärkerer
Belastungen der Tiere und erhöhter Erregeraufkommen in der intensiven Tierhal-
Abb. 1 Hygiene ist von Anfang an wichtig
11
„Gesunde Tiere – gesunde Lebensmittel“ - 3. Sachbericht
tung können durch allgemeine Hygienemaßnahmen und dur ch spezielle Infektionsprophylaxe in Grenzen gehalten werden. Dadurch kann der Einsatz von Antibiotika deutlich reduziert werden. Die Tierhygiene dient der Förderung der Leistungen, der Erhaltung bzw. Wiederherstellung
der Gesundheit sowie der gesundheitlichen Unbedenklichkeit der erzeugten Produkte und ist damit Voraussetzung für eine
wirtschaftliche Schweinehaltung.
einem guten Niveau (ERW 2,88 kg). Mit
94% wird der größte Teil der Mastschweine auf Vollspaltenböden gehalten. Bei der
Bewertung von QS haben die Projektlandwirte gut abgeschnitten, denn 38% der
Schweinehalter haben mehr als 99 Punkte
erzielt (in Deutschland 35%), 34% liegen
zwischen 96 und 99 P unkten (in Deutschland 39%) und 28% haben weniger als 96
Punkte durch QS erhalten (in Deutschland
26%). Mit Blick auf den Salmonellenstatus
der Betriebe zeigt sich folgendes Bild:
78% wurden in Kategorie I und 22% in
Kategorie II eingestuft (Deutschland: 83%
Kat I, 14% Kat II, 3% Kat III).
Der Betriebshygiene auf der Spur
Im Rahmen des Projektes wurde mit Hilfe
einer Checkliste der Hygienestatus vor Ort
auf landwirtschaftlichen Betrieben ermittelt. Zuvor fanden Expertengespräche mit
Schweinemästern, Spezialberatern und
Veterinären statt, auf deren Basis die Hygienecheckliste optimiert wurde. Die Liste
kann beim Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverband angefordert werden
(www.wlv.de).
Hygiene steigert nachweislich die Leistung im Sauenstall
So haben beispielsweise Sauenhalter, die
ihre Ställe vor Schadtiere, wie Hunde,
Katzen oder Vögel, die als Zwischenvektoren für Krankheiten dienen, schützen im
Durchschnitt 1,67 lebend geborene Ferkel
pro Sau und Jahr mehr.
Die Daten zur Verlustrate stammen aus
den Betriebszweigauswertungen des Wirtschaftsjahres 2009/2010, die zum größten
Teil der Erzeugerring Westfalen für die
Betriebe lieferte (www.erzeugerring.com).
Die Leistungen müssen steigen
Die Sauenhalter haben durchschnittlich
25,8 abgesetzte Ferkel pro Sau und Jahr.
Damit erreichen sie den Durchschnitt des
Erzeugerrings Westfalen. Mit Saugferkelverlusten von 16,3% liegen sie jedoch
beim Projektstart deutlich über dem
Durchschnitt der Erzeugerringbetriebe
(14,6%). 59% der Betriebe sind reine
Mastbetriebe, 41% mästen ihre eigenen
Ferkel. Die täglichen Zunahmen liegen mit
758 g knapp unter dem Durchschnitt des
Erzeugerrings Westfalen (764 g). Die Verluste sind mit durchschnittlich 2,7% relativ
hoch (ERW 2,4%) und die Futterverwertung mit 2,9 kg Futter je kg Zuwachs auf
Abb. 2: Mehr Ferkel durch Hygiene
Landwirte, die eine Flüssigfütterung in der
Sauenhaltung haben und täglich den Anmischbehälter reinigen, können durchschnittlich im Jahr 2,15 lebend geborene
Ferkel pro Sau mehr erzielen als Landwirte, die den Anmischbehälter seltener reinigen! Doch sollten für eine gute Futterqualität nicht nur die Anmischbehälter gereinigt
12
„Gesunde Tiere – gesunde Lebensmittel“ - 3. Sachbericht
werden, zusätzlich ist auch die Reinigung
der Futterleitungen entscheidend für die
Leistungen.
Reinigung und Desinfektion für die Gesundheit und Leistung der Tiere bzw. für
die Produktionsstabilität wächst mit zunehmender Tierkonzentration pro Fläche
und Tierzahl pro Stall. Deshalb wird die
Reinigung und Desinfektion vor dem Hintergrund der in den l etzten Jahren und
auch in Zukunft wachsenden Betriebe,
weiter an Bedeutung gewinnen.
Wo muss ich zuerst ansetzen, um am
Ende mehr Ferkel abzusetzen?
Wichtige Voraussetzung möglichst viele
Ferkel abzusetzen, ist die Reinigung und
Desinfektion des Stalls und der Arbeitsgeräte. Ziel dabei ist, Erregerketten zu unterbrechen sowie den E rregerdruck zu reduzieren.
Auch der bauliche Zustand des Abferkelstalls spielt eine große Rolle für die Saugferkelverluste und somit für die Anzahl der
abgesetzten Ferkel. Denn häufig können
Ställe, die in einem schlechten baulichen
Zustand sind, nicht ordnungsgemäß gereinigt und desinfiziert werden. Meist zählen diese zu den äl teren Ställen, sodass
das Phänomen der „Stallmüdigkeit“ auftritt.
Es sollte zudem darauf geachtet werden,
dass fremde Erreger nicht von außen in
den Betrieb eingeschleppt werden, zum
Beispiel durch ein von mehreren Schweinehaltern genutztes Güllefass oder von
betriebsfremden Transportfahrzeugen. So
zeigen die Berechnungen, dass Sauenhalter, die konsequent darauf achten, dass
betriebsfremde Transportfahrzeuge gereinigt und des infiziert werden, durchschnittlich um 36% niedrigere Saugferkelverluste
haben als Betriebe, die keinen so großen
Wert auf diese Maßnahme legen.
Abb. 3: Einflussfaktoren auf die Anzahl der
abgesetzten Ferkel
Hier muss vor allem darauf geachtet werden, dass die vom Hersteller der Desinfektionsmittel vorgeschriebenen Mittelkonzentrationen und Stalltemperaturen eingehalten werden. Nur so wird eine gute Wirkung erzielt und es entwickeln sich keine
Resistenzen gegen Desinfektionsmittel.
Eine Maßnahme, die vor Resistenzbildungen schützt, ist der regelmäßige Wechsel
der Wirkstoffgruppen von Desinfektionsmitteln. Insgesamt kann ein schriftlich
festgehaltener Ablaufplan bei der ordnungsgemäßen Reinigung und Desinfektion helfen. Auch die Stalldecken im Abferkelabteil müssen unbedingt gereinigt und
desinfiziert werden, denn hier sitzen
Krankheitserreger, die das Immunsystem
der Ferkel belasten. Die Bedeutung der
Abb. 4: Auf die Transporthygiene achten!
Es ist die Aufgabe der landwirtschaftlichen
Selbstkontrolle, das Freisein von Tierseuchen und von endemisch verbreiteten In13
„Gesunde Tiere – gesunde Lebensmittel“ - 3. Sachbericht
fektionen zwischen den Liefer- und Empfängerbetrieben abzusichern. Deshalb ist
die Transporthygiene ein entscheidender
Faktor für die Tiergesundheit. Die aktive
Erregerübertragung erfolgt v.a. durch den
Tierverkehr, auf den c a. 30% der Folgeausbrüche von Schweinepest zurückzuführen sind. Eine noch größere Bedeutung
gewinnt dieser Infektionsweg bei weniger
ansteckenden Infektionskrankheiten, wie
beispielsweise der Aujeszkyschen Krankheit. Um eine Verschleppung der Erreger
innerhalb des Betriebes zu vermeiden,
müssen die Stiefel zwischen den B ereichen der Ferkelerzeugung und -aufzucht
sowie der Mast gewechselt werden.
Nachweislich lassen sich durch diese
Maßnahme die Zahl der abgesetzten Ferkel steigern. Unterstützend wirkt die regelmäßige Reinigung und Desinfektion der
Stiefel.
nicht direkt von Ferkel zu Ferkel verschiedener Abferkelgruppen getragen werden,
sollte das Gerät zum Abschleifen der Zähne nach jeder Benutzung gereinigt werden.
Abb. 5: Einflussfaktoren auf die Saugferkelverluste
Reinigung und Desinfektion ist auch in
der Mast das A und O!
Um in der Mast die Anzahl der Verluste,
die in jedem Durchgang viel Geld kosten,
zu verringern, muss der Blick vor allem auf
die ordnungsgemäße Reinigung und Desinfektion des Stalls, die durch eine Einweichanlage wesentlich einfacher wird,
gerichtet werden (die vorgeschriebene
Desinfektionsmittelkonzentration muss in
jedem Fall eingehalten werden!). Hier ist
es wichtig, dass nicht nur die Buchten
glänzen, sondern auch die Treibegänge
und –bretter sowie der Verladeplatz und
die Kadavertonne nach jeder Leerung gesäubert und desinfiziert werden.
Wie bekomme ich die Saugferkelverluste schnellstmöglich ohne Antibiotika in
den Griff?
Die Wasserqualität hat nach dem baulichen Zustand des Stalls den größten Einfluss auf die Höhe der Verluste. Wasser ist
für Lebewesen essentiell. Jedoch kann
durch mikrobielle Kontamination des Wassers eine Gesundheitsgefährdung ausgehen, deshalb muss es frei von Krankheitserregern und gesundheitsgefährdenden
Eigenschaften sein. Als wasserbedingte
Infektionen sind insbesondere Infektionen
mit bakteriellen Erregern wie Salmonellen
und Infektionen mit Viren bekannt.
Zudem wird die Mortalitätsrate durch Kannibalismus entscheidend in die Höhe getrieben. Dieses Problem wird infolge der
politischen Diskussion bezüglich des
„Schwänzekürzens“ auch in Zukunft an
Bedeutung gewinnen. Schweinehalter sollten umgehend dem Auslöser für Kannibalismus auf den G rund gehen und wenn
nötig, fachliche Hilfe in Anspruch nehmen.
Auch die Fliegenbekämpfung mittels Larvenmittel hat einen großen Einfluss auf die
Saugferkelverluste. So haben Landwirte,
die Larvenmittel einsetzten, durchschnittlich 23% weniger Saugferkelverluste als
Landwirte, die keine Larvenmittel verwenden! Damit Krankheitserreger, die verantwortlich für die Saugferkelverluste sind,
14
„Gesunde Tiere – gesunde Lebensmittel“ - 3. Sachbericht
nur abhängig vom Luftwechsel und der
Lüftung, sondern auch vom Alter der Tiere, der Belegungsdichte, der Stalltemperatur und –feuchtigkeit sowie von der Technologie der Güllebeseitigung.
Bereits sehr geringe Ammoniakkonzentrationen reizen die Schleimhäute der Atemwege und die Bindehäute der Augen. Gesundheitsschäden entstehen ab c a. 30
ppm. Ein besonders giftiges Gas ist
Schwefelwasserstoff, das in erhöhter Konzentration zu schneller Krankheit und zum
Tod aufgrund von Schäden des Atemorganismus führt. Schon gering erhöhte,
länger anhaltende Konzentrationen verursachen eine gesteigerte Erregbarkeit der
Schweine.
Abb. 6: Spielzeug gegen Kannibalismus
Denn Schwanzbeißen ist nicht nur tierschutzrelevant, sondern verursacht erhebliche wirtschaftliche Einbußen aufgrund
 Zuwachsminderung bis zu 10% als
Folge größerer Unruhen
 plötzlicher Todesfälle nach Kreislaufkollaps (bis zu 2% der Tiere)
 multiple Abszesse nach örtlicher Infektion, die zu Kümmern, Merzung
und zu Tierkörperbeanstandungen
führen.
Wer im Maststall zu hohe Verlustraten hat,
sollte darauf achten, dass die Schutzkleidung zu Beginn des Arbeitstages sauber
ist und auch, dass Besucher grundsätzlich
saubere Schutzkleidung tragen müssen,
wenn sie den S tall betreten. Der Grund
liegt in der Erregerverschleppung durch
Personen, die ein hohes Risiko darstellen.
Zum Beispiel geschahen 14% der Folgeausbrüche von Schweinepest im Zeitraum
von 1993-2002 aufgrund von Personenkontakt, der damit die viert häufigste Einschleppungsursache war.
Abb. 7: Die sechs wichtigsten Punkte, um
die Verlustrate im Stall zu senken
Auch Schadtiere, wie beispielsweise Mäuse oder Fliegen, wirken negativ auf die
Tiergesundheit, da sie wichtige Krankheitsüberträger sind. Ratten übertragen
beispielsweise die Schweinepest, Maulund Klauenseuche, die Aujeszkysche
Krankheit, Salmonellose, Leptospirose,
Trichinellose und Toxoplasmose. Fliegen
und Mücken übertragen hingegen unter
anderem MKS. Mäster, die die Gefahr von
Fliegen als wichtige Krankheitsüberträger
erkannt haben und deshalb darauf achten,
Schadgasbelastung eingrenzen!
Werden Tiere häufig hohen Schadgaskonzentrationen im Stall ausgesetzt, steigt die
Verlustrate im Stall. Die Konzentration der
wichtigsten
Schadgase
Ammoniak,
Schwefelwasserstoff und Methan ist nicht
15
„Gesunde Tiere – gesunde Lebensmittel“ - 3. Sachbericht
die Fliegenpopulation so gering wie möglich zu halten, haben im Vergleich zu Mästern, die die Gefahr geringer einschätzen
und demzufolge die Bekämpfung weniger
intensiv betreiben, eine um 58% geringere
Mortalitätsrate.
Salmonellen – ein schwerwiegendes
Problem
Im Jahr 2009 w urden in Deutschland
31.397
Salmonellen-Infektionen
beim
Menschen gemeldet. Vor allem Geflügelund Schweinefleisch sind Infektionsquellen. Deshalb muss die Salmonellenbelastung in der Schweinehaltung konsequent so gering wie möglich gehalten werden.
Abb. 8: Futterhygiene ist wichtig bei der
Salmonellen-Bekämpfung
Gründe für eine bessere Wirkung der Futtermedikation sind folgende Punkte:
Die wichtigsten Maßnahmen sind dabei,
den Kontakt zwischen den bet riebsfremden Tiertransportern bzw. Fahrern und
dem Schweinestall zu unterbinden, die
umgehende Reinigung der freiwerdenden
Abteile, die Bekämpfung der Fliegen mit
Larvenmitteln und die Verhinderung des
Zutritts von Schadtieren in den Stall. Zudem zeigen die Ergebnisse: Der Einsatz
von qualitativ hochwertigem Futter ist ein
Grundbaustein für eine geringe Salmonellenbelastung. Voraussetzung ist jedoch
eine optimale Futterhygiene. Betriebe, die
ihr eigenes Getreide zur Schweinefütterung einsetzen, haben in dieser Studie im
Durchschnitt einen geringeren Salmonellenstatus als Betriebe, die Fertigfutter kaufen. Die Gefahr der Salmonellenverschleppung durch Futtermittel ist in der
Praxis bekannt.
 Ungenauigkeit bei der Lösung des
Arzneimittels im Wasser aufgrund
unterschiedlicher Wasserqualitäten
(z.B. Härtegrad, pH-Wert)
 mangelhafte Überwachung
Wartung des Tränksystems
und
 fehlende Anpassung der Dosierung
des Arzneimittels an den Tränkwasserverbrauch
 mangelhafte Kontrolle von Wasserdurchlauf und -aufnahme
 Reduktion der Wasseraufnahme
der Tiere aufgrund geschmacklicher Beeinträchtigung
 mangelhaftes Auswiegen der Arzneimittel bzw. Volumenmessung
 mangelhafte Stabilität des Wirkstoffes aufgrund der Wasserqualität
Festzuhalten bleibt:
Auch die Medikationstechnik zeigt einen
signifikanten Einfluss auf den S almonellenstatus. Betriebe, die Medikamente über
das Futter geben, haben durchschnittlich
eine geringere Salmonellenbelastung als
Betriebe, die die Medikamente über das
Trinkwasser verabreichen.
Striktes Umsetzen von Hygienemaßnahmen im Stall lohnt sich! Deshalb sollte die
Hygiene im Betriebsalltag ganz oben au f
der Liste stehen.
16
„Gesunde Tiere – gesunde Lebensmittel“ - 3. Sachbericht
Diagnose der Tiergesundheit auf den landwirtschaftlichen Betrieben
und Sektionen
Dr. Theodor Schulze-Horsel
Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, Schweinegesundheitsdienst
Tiergesundheit wird auf den Betrieben
erfasst.
Einzelne Tiere werden durch die Produktionskette verfolgt.
Im Berichtszeitraum wurden seitens des
Schweinegesundheitsdienstes Bestandsbesuche in 45 Projektbetrieben durchgeführt. Dabei wurden alle Tiere, von denen
Blutproben entnommen wurden, mit Chipohrmarken zur elektronischen Einzeltiererkennung gekennzeichnet. Die Blutproben wurden im Labor Synlab. Vet Leipzig
serologisch auf PRRS, PCV2, Mycoplasma hyopneumoniae, Influenza, APP,
Hämophilus parasuis, Salmonellen sowie
in der PCR auf PRRS-Virus und PCV2
untersucht. Außerdem wurden aus jedem
Betrieb Kotproben in der PCR auf Brachyspiren und Law sonien untersucht. Die Ergebnisse der Laboruntersuchungen wurden den Landwirten und ihren Hoftierärzten zeitnah mitgeteilt und intensiv diskutiert. Dabei erfolgte die Information der
zu einer Produktionskette gehörenden
Betriebsleiter überwiegend gemeinsam.
In einer zweiten Phase wurden Tiergruppen im Verlaufe ihres Lebens verfolgt. In
jeder Produktionskette wurde eine Gruppe
von 15 Fer keln bei der ersten Probenahme am Ende der Ferkelaufzucht mit 28
kg gechipt. Von denselben Tieren wurden
in der Mittelmast und in der Endmast
nochmals Blutproben entnommen. Die
Untersuchung erfolgte nach demselben
Schema wie in der ersten Phase des Projektes.
Abb. 2: Mitarbeiter des SGD und des ERW
nehmen Blutproben und chippen die Tiere
Am 14.12.2011 wurden in den R äumen
der Fachhochschule Südwestfalen in
Soest erste Ergebnisse der Studie vorgestellt. Von Seiten des Schweinegesundheitsdienstes wurde anhand v on Beispielbetrieben gezeigt, wie Ergebnisse der
Studie betriebsspezifisch interpretiert werden können und Lös ungswege für Probleme aufgezeigt.
Abb. 1: Blutproben werden mit Hilfe des
Landwirtes durch den SGD genommen.
17
„Gesunde Tiere – gesunde Lebensmittel“ - 3. Sachbericht
Salmonellenbelastung
auf!
fällt
Wohlbefinden der Tiere ausgemacht wurden, die in ihrer Summe zum Kannibalismus führten. Anhand der Untersuchung
von Blutbildern von Schweinen aus betroffenen Buchten konnte der Verdacht auf
einen Parasitenbefall geäußert werden.
Bei der Beobachtung der Tiere während
des Bestandsbesuchs fiel eine auffällig
hohe Wasseraufnahmeaktivität der Tiere
an den Tränken auf. Bei einer genauen
Ermittlung der Flußraten zeigte sich, dass
diese bei allen Tränken deutlich unter 200
ml/min lagen.
frühzeitig
Im ersten Beispiel wurde gezeigt, dass in
einer Ferkelerzeuger-Mäster-Lieferbeziehung eine Salmonellenbelastung anhand
der Untersuchungen im Projekt erkannt
wurde, deutlich bevor der Betrieb im Salmonellenmonitoring auffiel. Sowohl die
Blutproben von 28kg-Ferkeln im Ferkelerzeugerbetrieb als auch die Proben, die
beim Mäster in der Mittel- und Endmast
gezogen wurden, waren positiv. Leider
führte die Entscheidung des Mästers, sich
aufgrund der Salmonellenproblematik von
seinem Ferkelerzeuger zu trennen, zum
Ausscheiden des Mästers aus dem Projekt. Aus Sicht des SGD wäre es im Interesse aller Beteiligten gewesen, das Problem durch Maßnahmen in beiden Betrieben gemeinsam zu lösen.
Beim Lüftungs-Check einige Tage später
wurde festgestellt, dass die Luftgeschwindigkeiten in den A bteilen aufgrund zu hoher Luftraten deutlich das Optimum überschritten. Aufgrund der Befunde wurden
im Betrieb folgende Maßnahmen durchgeführt:
Abb. 3: Die Dokumentation der beprobten
Tiere ist wichtig, um anschließend die Untersuchungsergebnisse den Tieren zuordnen zu können
Gründe für Kannibalismus werden erkannt.
Im zweiten vorgestellten Beispiel wurde
gezeigt wie in einem Betrieb Kannibalismus wirksam unterbunden werden konnte,
indem durch umfangreiche Untersuchungen verschiedene Einflussfaktoren auf das
18
1.
Eine regelmäßige Entwurmung der
eingestallten Ferkel in den ersten 10
Tagen.
2.
An sämtlichen Tränkenippeln wurden die Siebe entfernt, teilweise
wurden die Düsen der Tränken aufgebohrt, so dass alle Tränken eine
Flußrate von 800 ml/min aufwiesen.
3.
Die Solltemperaturen in allen Abteilen wurden auf 24°C heraufgesetzt,
um die Luftraten zu reduzieren und
Tag-Nacht-Schwankungen zu vermeiden.
4.
Es wurde zusätzliches Viehsalz ins
Futter eingemischt um die Tiere vom
Blutgeschmack abzulenken.
„Gesunde Tiere – gesunde Lebensmittel“ - 3. Sachbericht
Das Futter und die Fütterung wurden als
Ursache für die Ödemkrankheit erkannt.
Es erfolgt jetzt ein Säurezusatz zum Ferkelaufzuchtfutter.
Impfprogramm wird auf komplexes
Krankheitsgeschehen ausgerichtet.
Das dritte Beispiel zeigt einen komplexen
Fall mit Durchfall und Kümmern der Ferkel
im Flatdeck. In einem Ferkelerzeugerbetrieb mit 320 Sauen und Ferkelaufzucht,
der auch einen Teil seiner Ferkel selbst
mästet, kam es etwa 4-5 Tage nach dem
Absetzen sowohl an ei ner Carras- Fütterung als auch an den überwiegend eingesetzten Pig-Mix-Fütterungen mit Beginn
des Verfütterns des Ferkelaufzuchtfutters2 zu folgender Situation: Die Ferkel zeigten hohes Fieber, wuchsen auseinander
und teilweise trat Durchfall auf.
In Zukunft sollen zunächst weiter das Futter und die Fütterung optimiert werden.
Wenn der Einsatz der kombinierten Mykoplasmen-Hämophilus-Impfung sich nicht
als erfolgreich erweisen sollte, kann aus
den asservierten Stämmen eine stallspezifische Hämophilus parasuis-Vakzine
erstellt werden. Es besteht auch die Option diese mit Streptokokken- und ColiStämmen zu kombinieren.
Zunächst gelangten sechs Ferkel zur Sektion mit folgendem Befund: ColiEnterotoxämie, Brustfell- und Herzbeutelentzündung durch Hämophilus parasuis
und Nachweis von Antikörpern gegen Influenza A-Viren.
Eine Woche später kamen 11 Ferkel zur
Sektion, von denen sieben untersucht
wurden. Festgestellt wurden Lungenentzündungen, ulzerierende Magenschleimhautentzündungen,
Darmentzündungen
sowie eitrige Hirnhaut- und Gelenkentzündungen. Kulturell wurden Streptococcus
suis Typ II, Hämophilus parasuis und E .
coli O149:K91 nachgewiesen. Von allen
drei Keimen wurden Kulturen asserviert,
um ggf. später daraus einen stallspezifischen Impfstoff herstellen lassen zu können.
Abb. 4: Kotproben werden auf Brachyspiren und Lawsonien untersucht
Tierärztliche Bestandsbetreuung lohnt
sich!
Alle drei Beispiele zeigen, dass sich eine
regelmäßige tierärztliche Bestandsbetreuung mit gezielter und u mfassender Diagnostik für den S chweinehalter lohnt. Der
Vorteil liegt einmal in der schnelleren Aufklärung von Infektionsgeschehen noch
bevor größerer Schaden entsteht und
auch in der Möglichkeit komplexe gesundheitliche Probleme überhaupt zu lösen.
Eine Lösung betriebsübergreifender Probleme funktioniert aber nur, wenn sich alle
Beteiligten als echte Team-Player verstehen.
Im Betrieb wurden folgende Maßnahmen
ergriffen: Aufgrund eines parallel durch die
Sauenherde laufenden Influenza-Geschehens wurden die Zuchtsauen zweimal sowie alle Mastschweine einmalig gegen
Influenza geimpft.
Es wurde von einmaliger Mykoplasmenimpfung auf zweimalige MykoplasmenHämophilus-Kombiimpfung
gewechselt.
19
„Gesunde Tiere – gesunde Lebensmittel“ - 3. Sachbericht
Klimamessungen/Lüftungsüberprüfung im Projekt
Andreas Brinkman und Elisabeth Sprenker, Erzeugerring Westfalen
geschwindigkeit am Lufteinlass, -auslass
oder im Tierbereich sowie eine Nebelprobe zur Überprüfung der Luftverteilung
im Abteil.
Ziele der Lüftungsüberprüfung
Im Rahmen des Projektes werden auch
Tiergesundheitskosten,
Leistungsdaten
und
weitere
tiergesundheitsrelevante
Parameter dokumentiert. Seitens des
Erzeugerrings sind im Jahr 2011 au f den
ersten
landwirtschaftlichen
Betrieben
Lüftungsüberprüfungen und Klimamessungen vorgenommen worden.
Die Ziele der Lüftungsüberprüfung sind
zum einen die Kontrolle der Lüftungseinstellungen und das Aufdecken von
Schwachstellen,
Lüftungsfehlern
und
Fehleinstellungen, aber auch das Festhalten von „optimalen“ Situationen.
Abb. 2: Messung der Luftgeschwindigkeit
Vorgehensweise der
Lüftungsüberprüfung
Bei der Kontrolle bzw. der Fehlersuche in
der Lüftungsanlage wird zum Beispiel
zunächst der Raumfühler mit Hilfe eines
Zusatzthermometers überprüft. Desweiteren kann in Verdachtsfällen eine
Überprüfung des Aufbaus und de r
Ausmaße
der
Lüftungsanlage
und
Zuluftfläche notwendig sein.
Abb. 3: Nebelprobe
Einsatz von Datenloggern
Ein weiterer Baustein im Projekt ist die
Erfassung von Langzeitklimadaten. Dabei
werden mit Hilfe von Datenloggern die
Parameter Temperatur, Luftfeuchtigkeit,
NH 3 und CO 2 erfasst. In der Regel werden
die Geräte für 7 bi s 10 Tage aufgehängt,
um mehrere Tageszyklen und unterschiedliche Wettereinflüsse halbstündlich
zu erfassen.
Abb. 1: Kontrolle der Zuluftfläche
Weitere
Kontrollmechanismen
sind
beispielsweise die Messung der Luft20
„Gesunde Tiere – gesunde Lebensmittel“ - 3. Sachbericht
Gemessen werden CO 2 - und NH 3 Konzentrationen im Stall sowie die Temperatur und die relative Luftfeuchtigkeit
jeweils innen und auß en. Insbesondere
die Temperatur und die relative Luftfeuchtigkeit werden in Beziehung zu den
vorherrschenden Außenbedingungen gesetzt. Die Ergebnisse werden anschlieBeispielauswertungen Datenlogger:
Abb. 4: Datenloggerauswertung Temperatur
Abb. 5: Datenloggerauswertung rel. Luftfeuchte
21
ßend mit dem Landwirt besprochen und
diskutiert. Insbesondere, wenn in den
Betrieben gesundheitliche Probleme wie
Husten, Schniefen etc. bestehen, oder
wenn Kannibalismus (Schwanzbeißen
bzw. Ohrrandnekrosen) auftreten, ist
seitens der Betriebsleiter ein großes
Interesse an der artigen Kontrollmechanismen festzustellen.
„Gesunde Tiere – gesunde Lebensmittel“ - 3. Sachbericht
Abb. 6: Datenloggerauswertung NH 3
Abb. 7: Datenloggerauswertung CO 2
Ausblick
siedelten Daten- und Informationsportal
aufgearbeitet werden, damit diese regelmäßig für die Projektteilnehmer zur
Verfügung stehen.
Die auf den landwirtschaftlichen Betrieben
erhobenen Klimadaten, insbesondere die
Datenloggerauswertungen, sollen zukünftig in dem bei der IQ-Agrarservice ange
22
„Gesunde Tiere – gesunde Lebensmittel“ - 3. Sachbericht
Die Datenbank im Projekt: Inhalte und Zugang
Birgit Sparenberg, Peter Schwaer
IQ-Agrar Service GmbH
Aufgaben im Verbundprojekt
Die Aufgaben von IQ-Agrarservice innerhalb des Verbundprojektes liegen in der
Erstellung und P flege der Datenbank für
das Tiergesundheitssystem „Gesunde
Tiere – gesunde Lebensmittel“.
Dazu gehören zum einen die Abstimmung
des Datenflusses und di e Sammlung und
Eingabe der Betriebsdaten aus den eingereichten Datenschutzerklärungen der beteiligten Landwirte. Zum anderen muss die
Freischaltung der Schlachtdaten für beteiligte Betriebe bei den Schlachthöfen beantragt werden. Generell sammelt und verarbeitet IQ-Agrarservice alle im Projekt anfallenden Daten.
Kurzvorstellung IQ-Agrarservice
IQ-Agrarservice hat unterschiedliche Betätigungsfelder. In der Funktion als QSBündler betreut IQ-Agrarservice ca.
14.000 landwirtschaftliche Betriebe und
arbeitet mit mehr als 250 Organisationen
zusammen. Im Bereich Salmonellenmonitoring erfolgt die Einrichtung und Organisation der Probenahme, und es wird
quartalsweise für jeden Betrieb der „Salmonellenbrief“ erstellt. Für das firmeneigene Internetportal Schlachtdaten Online
werden jährlich ca. 10 Millionen Schlachtdaten verarbeitet. Einen Zugang zum Portal nutzen etwa 3.200 Betriebsstätten und
etwa 60 B eratungsorganisationen. Ein
weiteres Feld ist die Einzeltierkennzeichnung mit bis zu 60.000 Transponderschweinen im Jahr, über deren RFIDKennzeichnung automatisierte Felddatenerhebung als Dienstleistung für Zucht- und
Beratungsorganisationen angeboten wird.
Schließlich engagiert sich IQ-Agrarservice
noch in verschiedenen Projekten, wie z.B.
im Black Box Projekt als erfolgreiches
Public Private Partnership Modell (der
„Flugschreiber“ der Klassifizierung) oder
im Verbundprojekt „Gesunde Tiere – gesunde Lebensmittel“, um das es in diesem
Bericht geht.
Folgende Daten werden gesammelt und
verarbeitet:
23
•
Betriebsdaten einschließlich Daten
zum jeweiligen Hoftierarzt
•
Hygienechecks durch den WLV
•
Analysedaten aus Beprobungen
durch den SGD
•
Tiergesundheits- und Leistungsdaten
•
Daten aus Dokumentationshandbüchern
•
Schlachtdaten
•
Organbefunde
•
Sektionsbefunde
•
Klimadaten
„Gesunde Tiere – gesunde Lebensmittel“ - 3. Sachbericht
und beteiligte Tierärzte sollen die Daten
aller von Ihnen betreuten Betriebe einsehen können.
Die Datenbank
Nachdem die Datenbank sich stetig mit
Projektdaten füllt, müssen Zugänge für die
Beteiligten definiert werden. Die Projektpartner sollen individuellen Zugriff auf ihre
Daten erhalten. Es gibt einen administrativen Zugang mit allen Daten für die koordinierenden Stellen. Die Zugänge für die
beteiligten Landwirte werden nur die Daten der eigenen Betriebsstätte/n enthalten
Der Datenbankzugriff erfolgt über das Internetportal Schlachtdaten Online. Auf der
Internetseite
http://www.schlachtdatenonline.de können die Nutzer sich mit ihrem
persönlichen Zugang, bestehend aus Benutzername und K ennwort, in das Portal
einloggen.
Abb. 1: Zugang über Internetportal Schlachtdaten Online
Innerhalb des Portals gibt es neben Funktionen wie „Schlachtdaten“ und „Blackbox“
(nur jeweils bei Teilnahme freigeschaltet)
die Funktion „Cluster“, über die innerhalb
des Verbundprojektes erhobene Daten
eingesehen werden können. Im Folgenden
sind einige beispielhaften Ansichten aus
dem ersten Entwurf aufgeführt.
Ansichten im Internetportal
Zentraler Ausgangspunkt in der Funktion
„Cluster“ ist die Startseite. Hier ist eine
Übersicht mit Extrakten aus allen D atentypen (Schlacht-, Behandlungs-, Klimadaten etc.) zu sehen. Zum Beispiel sind
dort einzelne Schlachttage verschiedener
Schlachthöfe mit auf die VVVO-Nummer
bezogenen Partiegrößen und dur chschnittlichen Schlachtgewichten sowie
Indexpunkten aufgeführt. Ebenso gibt es
Kurzübersichten zu Tierbehandlungen,
Blutprobenergebnissen und Befunddaten.
24
„Gesunde Tiere – gesunde Lebensmittel“ - 3. Sachbericht
Abb. 2: Startseite Funktion „Cluster“
Über einen vorgeschalteten Seitenreiter haben die Nutzer die Möglichkeit, eine Hilfefunktion
zur Bedienung der Anwendung aufzurufen.
Abb. 3: Anleitung zum Umgang mit der Anwendung
25
„Gesunde Tiere – gesunde Lebensmittel“ - 3. Sachbericht
Abb. 4: Funktion „Cluster“- Wiegeliste
Über den nächsten Reiter „Wiegeliste“
gelangt der Nutzer in eine ausführliche
Darstellung angefallener Schlachtdaten.
Zu jedem Tier liegen hier Angaben wie
Schlachtgewicht,
Schlachtnummer,
Transpondernummer, Veterinärbefund etc.
vor. Es gibt die Möglichkeit, nach jedem
einzelnen Kriterium zu filtern (z.B. Daten
einer einzelnen VVVO) oder mehrere
Filterkriterien zu summieren (z.B. Tiere
einer VVVO-Nummer an Schlachttag X mit
Veterinärbefund Lungenetzündung).
Es können einzelne Analysegänge, z.B.
die Untersuchung auf Salmonellenantikörper betrachtet werden. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, sich den zugehörigen originalen Laborbericht als pdfDokument anzeigen zu lassen. Die Suche
nach Informationen, die zu einer einzelnen
Transpondernummer, also einem bestimmten Tier vorliegen, ist in jedem Seitenreiter möglich.
Schließlich werden im Seitenreiter „Klimadaten“ die Verläufe von Temperatur, Luftfeuchte, NH 3 und CO 2 visualisiert.
In einer Grafik werden zudem über einen
längeren Zeitraum der Quotient Befunde
zu Schlachtiungen dargestellt.
Der Reiter „Analysedaten“ gibt über Ampelfarben eine Schnellübersicht über in
verschiedenen Analysegängen positiv getestete Blutproben und stellt die Blutprobenergebnisse einzelner Tiere mit zugehöriger Ohrmarken-Transponder-Nr. und der
Laborberichtsnummer dar.
26
„Gesunde Tiere – gesunde Lebensmittel“ - 3. Sachbericht
Abb. 5: Funktion „Cluster“ – Analysedaten
Abb. 6: Funktion „Cluster“ – Klimadaten
-aufbereitung, dass aus dem ständig
wachsenden Projektdatenpool ein für alle
Beteiligten verbesserter Informationsfluss
und somit ein optimiertes Management
abgeleitet werden kann.
Ein erster Erfahrungsaustausch zwischen
den beteiligten Landwirten, Tierärzten,
Schlachtunternehmen und Beratungsorganisationen zeigte bereits in der frühen
Phase der reinen Datensammlung und
27
„Gesunde Tiere – gesunde Lebensmittel“ - 3. Sachbericht
Befunddaten an den Schlachthöfen
Thorsten Steinmann, Dr. Diana Meemken und Prof. Dr. Thomas Blaha
Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
Befunderfasssung an den vier am Projekt
beteiligten Schlachthöfen der Projektpartner „Westfleisch“ (PB, HAM & COE)
und „Tönnies“ (GT). Hierzu wurde seitens
der TiHo Hannover zu Beginn des Jahres
2011 in einer gemeinsamen Besprechung
der Projektpartner mit den zuständigen
Leitern der örtlichen Veterinäruntersuchungsstellen eine standortübergreifende
Vereinheitlichung, schlachthofinterner- und
übergreifender Befunddaten mit einheitlicher Befundumbenennung, zur Erzeugung einer standortübergreifenden Transparenz vorgeschlagen.
Einleitung
Mit der Einführung der risikoorientierten
Schlachttier- und Fleischuntersuchung bei
Mastschweinen gemäß VO (EG) 854/2004
rückt die gegenwärtige Befunderhebung
zunehmend in den Fokus des landwirtschaftlichen Interesses, da die Schlachttier- und Fleischuntersuchungsergebnisse
der zurückliegenden Schlachtungen des
jeweiligen Bestandes ein Teil der Entscheidungsgrundlage für die Intensität der
Fleischuntersuchung ist.
Zunehmend werden Zweifel im Hinblick
auf Genauigkeit und Wiederholbarkeit der
Ergebnisse geäußert. Verschiedene Studien belegen bereits bedeutende Unterschiede in der Beurteilung identischer Organsysteme durch verschiedene Betrachter, insbesondere im Rahmen der
Lungen-, Brustfell- und Leberbefunderhebungen (HOISCHEN-TAUBNER et al. 2011).
Da dies keinen allgemeinen Zuspruch aller
Projektbeteiligten fand, wurde in einem
ersten Konsens daraufhin folgende acht
Befundgründe zur Vereinheitlichung ausgewählt:
1) Leberbefunde
2) gering-, mittel-, hochgradige
Brustfellentzündungen
3) gering-, mittel-, hochgradige
Lungenentzündung
4) Herzbeutelentzündung
5) Gelenkveränderungen
6) Schwanzspitzennekrosen
7) Abszesse
8) untaugliche Tiere
Diese Tatsache nährt die Annahme einer
Verzerrung des tatsächlichen Tiergesundheitszustandes durch verschiedene Betrachter.
Ziel der Arbeit der TiHo Hannover im Projekt „Gesunde Tiere – Gesunde Lebensmittel“ ist eine kontinuierliche Verbesserung der Tiergesundheit und damit
auch der Lebensmittelsicherheit durch
Schaffung einer soliden Datengrundlage
für gezielte Präventionsmaßnahmen in
Form von standortübergreifenden Standards am Schlachtband.
Vor Aufnahme der praktischen Tätigkeit
wurde die Liste auf die vier in rot markierten Befundgründe, die auch in der Allgemeinen Verwaltungsvorschrift Lebensmittelhygiene (AVV LmH) beinhaltet sind,
reduziert.
Material und Methode
Der Beitrag der Stiftung Tierärztliche
Hochschule- Hannover dazu, befasst sich
mit potentiellen Optimierungsmöglichkeiten in der gegenwärtigen amtlichen
28
„Gesunde Tiere – gesunde Lebensmittel“ - 3. Sachbericht
Abb. 1: AVV LmH (2009) Anl.3 zu § 8
Die Arbeitsplanung für diesen Bereich
sieht dabei im Wesentlichen drei Phasen
vor:
Seitens der „Westfleisch“ konnten hierzu
bei allen drei am Projekt beteiligten
Schlachtbetriebe Untersuchungen durchgeführt werden. Hierbei wurden pro
Standort über einen Zeitraum von zwei
Wochen, pro Tag und Organsystem (zwei
Organsysteme pro Tag) mind. 500 Organe
doppelt befundet. Dies entspricht somit
mengenmäßig in Coesfeld mind. 5% der
Tagesschlacht-leistung. In Hamm sowie
Paderborn entspricht dies dahingehend
mind. 10%.
1) Zunächst wird im Rahmen einer StatusQuo-Erhebung eine vergleichende Doppelbefundung für jedes Organsystem der
Anlage 3 AVV LmH durchgeführt (mit dem
untersuchenden Tierarzt Herrn Steinmann
als Referenzwert).
2) Daraufhin soll die Standardisierung im
eigentlichen Sinne erfolgen (d.h. die Erarbeitung einer Präzisierung, die im Anschluss an ei ne Schulung übernommen
werden soll).
Neben dem Vergleich der amtlichen Ergebnisse mit dem Standard des Untersuchers, wurden dabei Optimierungs- vorschläge des Befundschemas (AVV LmH)
entwickelt, die eine nähere Präzi- sierung
der Entscheidungskriterien bein- halten.
Bei Tönnies wurde diese Phase bisher
nicht aktiv durch das zuständige Kreisveterinäramt unterstützt und des halb war
eine Umsetzung an diesem Schlachtstandort bisher nicht möglich.
3) Nach einer Trainingsphase soll hieraufhin abschließend, das Verbesserungspotential durch eine erneute Doppelbefundung untersucht werden.
Stand im Projekt
Schwerpunkt der Befunddatenerfassung
an den S chlachthöfen im Jahr 2011 war
dabei die standortübergreifende Durchführung der Status-Quo-Erhebung mit
Doppelbefundung durch den Untersucher
Herrn Steinmann.
29
„Gesunde Tiere – gesunde Lebensmittel“ - 3. Sachbericht
Abbildung 2 stellt exemplarisch die eigenen Untersuchungsergebnisse im Vergleich mit den E rgebnissen der amtlichen
Fachassistenten (aFa) dar. Verglichen
werden die Befundschlüssel nach AVV
LmH, zusätzlich wurde noch PN 0 (Lungen
ohne Befund) hinzugefügt. Insbesondere
an Tag 3 sind deutliche Abweichungen auf
allen Graduierungsebenen erkennbar.
Jedoch…
Erste Ergebnisse am Beispiel Lunge
Vorab ist zu sagen, dass die verglichenen
Unterschiede überaschenderweise geringer ausfielen als erwartet. Aber…
Die Einschätzung der Tiergesundheit
für einen bestimmten Bestand an einem
bestimmten Tag weist durchaus große
Unterschiede in der Befundhäufigkeit
auf.
Tagesverlauf Lunge am Standort A
Tag 1: 23.05.2011 Tag 2: 24.05.2011 Tag 3:
25.05.2011 Tag 4: 27.05.2011Tag 5: 30.05.2011
Tag 6: 31.05.2011 Tag 7: 01.06.2011
Tag 8: 03.06.2011
Befunddaten, die über einen größeren
Zeitraum erhoben werden, lassen eher
repräsentative Schlussfolgerungen bezüglich der Tiergesundheit zu.
Steinmann:
Tagesgraduierung auf einen Blick
Summe pro Graduierung am Standort A
Grad
Steinmann
aFa
PN0
67,6%
78,0%
PN1
24,4%
14,6%
PN2
05,8%
06,3%
PN3
02,2%
01,2%
aFa:
Tagesgraduierung auf einen Blick
Befunkategorie
0
1
2
Abb. 2: kumulative Tagesgraduierungen
prozentual im Vergleich
Steinmann
92,0%
05,8%
02,2%
aFa
92,6%
06,3%
01,2%
Abb. 3: kumulative Gesamtgraduierung in
Prozent
30
„Gesunde Tiere – gesunde Lebensmittel“ - 3. Sachbericht
In Abbildung 3 werden die Gesamtergebnisse der amtlichen Fachassistenten mit
denen des Untersuchungsstandards innerhalb einer Tabelle gegenübergestellt.
Die obere Tabelle vergleicht in erster Linie
die direkten Graduierungen, die untere
dagegen die Bedeutung für die Einordnung in die dazugehörige Befundkategorie.
Die Befundkategorie ist letztlich für die
Beurteilung auf die Untersuchungsintensität entscheidend.
In Abbildung 4 wird in der oberen Tabelle
die direkte Abweichung der Gesamtergebnisse pro Graduierung verglichen. In beiden Tabellen werden wieder die durch die
amtlichen Fachassistenten erhoben Befunddaten mit den Befunddaten des untersuchenden Tierarztes Herrn Steinmann
miteinander verglichen. Die Nulllinie ist
hierbei der Punkt der maximalen Übereinstimmung. D.h. je größer der Balken umso
größer die Abweichung. Befindet sich der
Balken im negativen Bereich, so bedeutet
dies, dass hier die amtlichen Fachassistenten mehr Befunde festgestellt haben
als der Untersucher und befindet er sich
dagegen im positiven Bereich, so hatte der
Untersucher mehr Befunde in dieser Kategorie als die amtl. Fachassistenten.
Auch wenn die direkten Abweichungen
geringer als erwartet sind, zeigen die
relativen Abweichungen, dass Verbesserungsbedarf besteht.
Steinmann (+) vs. aFa (-) am Standort A
direkte Differenz pro Graduierung gesamt
PN 0
-10,40%
PN 1
+09,80%
PN 2
-00,50%
PN 3
+01,00%
In der unteren Tabelle werden die relativen Abweichungen verglichen. D.h. Abweichungen aus der Summe der vom Untersucher und von den amtlichen Fachassistenten für einen Organbefund (z.B. von
PN 3) erzielten Ergebnisse werden die
jeweiligen Anteile pro Merkmal und Ihr
Verhältnis zueinander verglichen. Insbesondere bei den s chweren Lungenentzündungen (PN 3) sind in der rechten
Tabelle im Verhältnis starke Abweichungen erkennbar.
relative Differenz pro Graduierung gesamt
PN 0
-07,20%
PN 1
+25,20%
PN 2
-04,20%
PN 3
+29,40%
Hintergrundinformationen zur Lungenbefunderhebung:
Die Beurteilung der Lunge am Schlachtband ist wahrscheinlich die schwierigste
Herausforderung im Rahmen einer Objektivierung der Befunddatenerhebung an
industriellen Schlachtstandorten.
Fakten vorab:
Am Schlachtband kann durch die Betrachtung der Organe auch von einem Tierarzt
keine Diagnose, sondern nur alleinstehende Befunde festgestellt werden. Dazu wären in jedem Fall zusätzliche Untersu-
Abb. 4: Prozentualer Vergleich der Unterschiede in den Graduierungen
31
„Gesunde Tiere – gesunde Lebensmittel“ - 3. Sachbericht
chungen (z.B. Histologie / Bakteriologie /
Molekular-biologie) erforderlich! Die Untersuchung am Schlachtband ermöglicht aber
das Erkennen wiederkehrender pathoanatomischer „Muster“. Diese können jedoch nur Hinweise auf bestimmte Erregergruppen oder -spektren geben und somit
Ansatzpunkte für das bestandstierärztliche
gezielte Untersuchen der infektiösen
und/oder nicht-infektiösen Ursachen sein.
Die Anlage 3 de r AVV LmH ist in diesem
Zusammenhang eher allgemein gehalten.
Hier bieten sich Ansätze zur Optimierung.
Um einheitlichere und vergleichbare Graduierungsergebnisse bei der Lungenbefundung erzielen zu können, ist die Erarbeitung eines standortübergreifenden
Flächenstandards bezogen auf die Lungenveränderungen
nötig.
Der Untersucher hat sich in Vorstudien zu
dieser eigentlichen Untersuchung einen
präzisen
Standard
entwickelt.
Dieser kann im Weiteren als Hilfestellung
zur Objektivierung und E ingrenzung möglicher individuell, gravierend abweichender
Flächenvorstellungen
dienen.
Lösungsvorschläge zur Optimierung
der Lungenbefunderhebung
Zum einen bietet sich hier Möglichkeit in
der Schaffung eines objektiveren und einheitlicheren
Flächenverständnisses.
Kartographierung von verschiedenen Lungen gesunder Mastschweine
zur Darstellung der prozentualen Verhältnisse der einzelnen
Lungenlappengrößen und Ihrem Verhältnis zum Gesamtorgan.
•
li .
Lobus cranialis
Lobus caudalis
Pars cran.
Pars caud.
06,85
09,67
24,14
%
%
%
•
re.
Lobus cranialis
Lobus medius
Lobus caudalis
13,17
09,02
24,06
%
%
%
•
Rücks.
Lobus accessorius
13,07
%
Hier nur ein Beispiel einer anhand von Milimeterpapier ausgewerteten Lunge.
Thorsten Steinmann
Tierärztliche Hochschule Hannover
Befunddaten an den Schlachthöfen - 16
Abb. 6: Grundlage der Entwicklung für den Flächenstandard nach Steinmann
32
„Gesunde Tiere – gesunde Lebensmittel“ - 3. Sachbericht
Lösungsvorschlag anhand eines zweidimensionalen Schemas, vor dem
Hintergund einer standardisierten Befundaufnahme
•
li .
Lobus cranialis
Lobus caudalis
25 %
25 %
•
re.
Lobus cranialis
Lobus medius
Lobus caudalis
•
Rücks.re. Lobus accessorius
Pars cran.
Pars caud.
10
10
25
%
%
%
10
10
25
%
%
%
10
%
Hier meine standortübergreifende flächenmäßige Bewertungsgrundlage.
Betrachtung der Vorder- und Rückseite der Oberflächen.
Angedachte Zielfunktion:
Hilfswerkzeug am Schlachtband als homogene Graduierungsgrundlage.
Thorsten Steinmann
Tierärztliche Hochschule Hannover
Befunddaten an den Schlachthöfen - 17
Abb. 7: Der als Referenz dienende Flächenstandard nach Steinmann
Des Weiteren ist die Erarbeitung, und Definition standortübergreifender qualitativer
pathomorphologischer Muster ein weiteres
Ziel des Teilprojektes. Diese Muster sollen
kurzfristig zunächst das Minimum dessen
darstellen, was am Schlachtband einheitlich erkennbar sein sollte. Sie bleiben
langfristig natürlich ausbaufähig. Hierzu
wird laufend Bildmaterial gesammelt. Ein
weiterer wichtiger und schwieriger Punkt
ist hierbei die Ursachendifferenzierung
zwischen Veränderungen die aus der
Schlachttechnik stammen (verursacht
durch Betäubungs- und Brühverfahren)
und tatsächlichen krankheitsbedingten
Veränderungen. Ziel ist es hier v.a., die
amtlichen Fachassistenten für Muster und
deren Ursachen nachhaltig zu sensibilisieren. V.a. auch im Hinblick auf Veränderungen, die bei der Lunge aus lebensmittelhygienischer Sicht eher eine untergeordnete Rolle spielen, dafür aber stark im
landwirtschaftlichen Interesse liegen dürften, wie beispielsweise typische Lungenveränderungen mit Verdacht auf APP (Actinobacillus pleuropneumoniae).
Unter folgendem Titel und Thema haben
die Verfasser Teile der Projektarbeit für
einen Vortrag zur 12. Frühjahrstagung für
Fleisch- und Geflügelfleischhygiene 2012
in Berlin vorgeschlagen:
Objektivierung von Entscheidungskriterien in der risikoorientierten Fleischuntersuchung:
Vorschläge für eine Präzisierung der
AVV LmH (2009) Anlage 3 zu § 8
Die Arbeiten und abs chließenden Ergebnisse aus diesem Projekt werden somit
auch weiterführend fachspezifisch diskutiert und möglicherweise nachhaltige Berücksichtigung in zukünftigen Entscheidungsfragen der verantwortlichen Gremien
zu Gesetzgebungen finden.
Die Verfasser unterstützen zukünftige
Entwicklungen für einen bundeseinheitlichen Organbefundungsstandard, der die
Grundlagen für Optimierungsprozesse in
den Bereichen des Tierschutzes, der Tiergesundheit und damit auch im Bereich der
Lebensmittelsicherheit darstellt.
Ausblick
33
„Gesunde Tiere – gesunde Lebensmittel“ - 3. Sachbericht
Interessenabfrage zum Marketingkonzept
Christiane Wildraut, Prof. Dr. Marcus Mergenthaler
Fachhochschule Südwestfalen, Fachbereich Agrarwirtschaft Soest
Im November 2011 wurde bei den
Projektpartnern eine Interessenabfrage
zum Marketingkonzept durchgeführt. Die
Intention dieser Befragung war es, bei der
Festlegung von Zielen, Strategien und der
Umsetzung des Konzeptes die Interessen
aller Projektpartner zu berücksichtigen.
Im letzten Fragenkomplex wurde den
Projektpartnern die Möglichkeit eingeräumt, Empfehlungen zur räumlichen
Ausdehnung und zum zeitlichen Start der
Marketingaktivitäten auszusprechen. Die
Ergebnisse der Interessenabfrage werden
nachfolgend vorgestellt.
Dazu wurde an insgesamt 30 P rojektbeteiligte der verschiedenen Unternehmen
und Einrichtungen ein Fragebogen
versandt. Die Rücklaufquote lag bei 43 %.
Vor dem Hintergrund der komplexen
Aufgaben, die die einzelnen Projektpartner
innerhalb des Projektes übernommen
haben, ist die Rücklaufquote als hoch
anzusehen. Von den 13 Projektpartnern,
die sich an der Befragung beteiligt haben,
sind acht an einer engen Mitarbeit beim
Marketingkonzept
interessiert.
Diese
Gruppe bildet die „Marketing-Kerngruppe“
und soll bei künftigen, das Marketingkonzept betreffenden wichtigen Entscheidungen einbezogen werden. Alle weiteren
Projektpartner werden regelmäßig über
den Fortgang informiert.
Zielgruppe: Lebensmitteleinzelhandel
vor Verbrauchern
Die Projektpartner wurden gebeten, zu
benennen, wie wichtig ihnen der Lebensmitteleinzelhandel und die Verbraucher als
Zielgruppe für Werbung und Öffentlichkeitsarbeit im Rahmen des Projektes sind.
Auf einer Skala von 1 (= sehr wichtig) bis 6
(=
sehr unwichtig) stuften sie den
Lebensmitteleinzelhandel im Durchschnitt
bei 1,77 und die Verbraucher bei 2,23 ein
(Abbildung 1). Sowohl der LEH als auch
die Verbraucher werden demnach als
wichtige Zielgruppen angesehen, der LEH
wird von den Befragten noch wichtiger als
die Verbraucher eingeschätzt. Insgesamt
sechs – und damit fast die Hälfte der 13
Befragten bewerteten den LEH als
Zielgruppe mit einer 1 (= sehr wichtig). Auf
die Verbraucher bezogen, vergaben vier und damit knapp ein Drittel der Befragten
eine 1 für sehr wichtig.
Mit der Befragung sollte zunächst ermittelt
werden, wie wichtig den Projektpartnern
der Lebensmitteleinzelhandel und di e
Verbraucher als Zielgruppen für das
Marketingkonzept sind. Außerdem sollte
geklärt werden, ob e s nach Ansicht der
Projektpartner innerhalb des LEH und der
Verbraucherschaft Untergruppen gibt, die
als Zielgruppen besonders interessant
sind. Weiterhin wurden die Befragten aufgefordert, Stellung zu verschiedenen
Themen zu nehmen, die das Marketingkonzept ihrer Ansicht nach verstärkt
aufgreifen sollte.
Den Projektpartnern geht es darum,
sowohl beim Handel als auch bei den
Verbrauchern
Maßnahmen
zur
Verbesserung der Tiergesundheit und
insbesondere das geplante Tiergesundheitssystem bekannt zu machen.
34
„Gesunde Tiere – gesunde Lebensmittel“ - 3. Sachbericht
Bewertung der Zielgruppen durch die Befragten
n = 13
Abb. 1:
Bedeutung des LEH und der Verbraucher als Zielgruppen
für das Marketingkonzept
erster Linie solche Ketten als interessant,
die auf dem Markt als „Qualitätsanbieter“
auftreten und – was besonders wichtig
erscheint – über Frischfleischtheken mit
Verkaufspersonal verfügen. Jeweils mehr
als die Hälfte der Befragten sehen auch
die beiden großen Discounter Aldi und Lidl
als Zielgruppe. Offensichtlich werden
insgesamt die umsatzstärksten Ketten als
die wichtigsten betrachtet. Die Discounter
erreichen damit höhere Werte als die
großen Verbrauchermärkte wie z.B. Real
oder
Metro.
Mit
Vertretern
der
Handelsketten Rewe und Edeka wurden
Ende 2011 bereits erste Gespräche aufgenommen.
Vollsortiment-Supermärkte vor
Discountern
Darauf angesprochen, welche Unternehmen des Lebensmitteleinzelhandels
konkret als Zielgruppe für die Marketingaktivitäten infrage kommen, sprachen sich
die Projektpartner mehrheitlich dafür aus,
eher auf Vollsortiment-Supermärkte als auf
Verbrauchermärkte oder Discounter zuzugehen. So sehen alle Befragten Edeka als
Adressaten, alle bis auf einen sehen auch
Rewe als Adressaten an (Abbildung 2).
Zusätzlich zählt Kaiser’s Tengelmann für
drei Viertel der Befragten zur Zielgruppe.
Offenbar betrachten die Befragten in
Von den Befragten präferierte Handelsketten
n = 13 (Mehrfachnennungen)
Abb. 2:
Handelsketten als Zielgruppe für das Marketingkonzept
35
„Gesunde Tiere – gesunde Lebensmittel“ - 3. Sachbericht
Aktuell ist unter den Beteiligten der Wertschöpfungskette Fleisch insgesamt ein
großes Interesse an eigenen Labeln
festzustellen. Beispiele sind das Markenfleisch-Programm Gutfleisch der Edeka,
oder die verschiedenen Tierwohllabel, die
aktuell in Planung sind oder bereits am
Markt eingeführt werden. Seitens der
Projektpartner
besteht
ein
großes
Interesse, den Lebens mitteleinzelhandel
für das Projekt zu gewinnen.
des Marketingkonzeptes: Es ist zu
erwarten, dass Themen wie Tiergesundheit und Qualität in erster Linie über
eine „Präferenzstrategie“ zu vermitteln
sind. Preiskäufer, die den P reis vor die
Qualität stellen, sollen nicht angesprochen
werden. Keiner der Befragten sprach sich
dafür aus, gezielt auf preisbewusste
Verbraucher zuzugehen.
Gleichwohl dürften die aktuellen Pressemeldungen zum Thema Antibiotikaeinsatz
in der Tierhaltung bei allen Verbraucherschichten auf großes Interesse stoßen.
Eine Ausdehnung der Aktivitäten in
Richtung aller Verbraucher ist deshalb von
der „Marketing-Kerngruppe“ weiter zu
diskutieren. Ergebnisse der aktuell am
Fachbereich Agrarwirtschaft durchgeführten Verbraucherbefragung zum Thema
Fleischeinkauf sollen in die Überlegungen
einfließen. Erste Auswertungen zeigen,
dass das Image der heimischen Schweinehaltung insgesamt als recht gut einzuschätzen ist. Weitere Querauswertungen
sollen noch zeigen, bei welchen
Verbrauchergruppen insbesondere Informationsarbeit geleistet werden sollte.
Motivierte Verbraucher und Familien
Knapp ein Drittel der Projektpartner spricht
sich dafür aus, grundsätzlich alle
Verbraucher als Zielgruppe für das
Marketingkonzept anzusehen. Gut zwei
Drittel sehen dagegen eher bestimmte
Verbrauchergruppen als Zielgruppe (Abbildung 3). Dabei betrachten sie in erster
Linie „motivierte“ Verbraucher als Adressaten, die an Themen wie Qualität, Gesundheit und Umwelt interessiert sind. Sechs
Befragte sehen auch Familien als Zielgruppe für kommunikative Maßnahmen.
Diese Einschätzung der Befragten gibt
bereits deutliche Hinweise für die
strategische und inhaltliche Ausrichtung
Von den Befragten präferierte Verbraucherguppen
nach Einstellungen
nach demographischen Merkmalen
Familien
6
Singles
1
Junge Menschen
3
Ältere Menschen
2
Qualitätsbewusste
8
Gesundheitsbewusste
7
Umweltbewusste
7
Genießer
4
Traditionsbewusste
2
Preisbewusste
-
Sonstige
1
n = 9 (Mehrfachnennungen)
Abb. 3:
Verbrauchergruppen als Adressaten des Marketingkonzeptes
36
„Gesunde Tiere – gesunde Lebensmittel“ - 3. Sachbericht
Bewertung der Themen durch die Befragten
sehr wichtig
sehr unwichtig
n = 13
Abb. 4:
Themen für das Marketingkonzept
Abbildung 4 zeigt die Mittelwerte der
abgegebenen Bewertungen. Insgesamt
fünf
Aspekte
erzielten
einen
Durchschnittswert von < 2 und werden
damit von den Befragten als besonders
wichtig angesehen. Am wichtigsten sind
den Projektpartnern die Kompetenz der
heimischen Schweinehalter und das
Thema Tiergesundheit allgemein. Nach
Ansicht der Befragten soll auch das
Thema Image im Marketingkonzept
berücksichtigt werden. Als besonders
wichtig wird das Image von Schweinefleisch, aber auch das Image der
Landwirtschaft angesehen. Das Image der
Kompetenz der Schweinehalter und
Tiergesundheit im Vordergrund
Den Projektpartnern wurden mögliche
thematische Schwerpunkte für das
Marketingkonzept vorgestellt. Anhand
einer Skala von 1 = sehr wichtig bis 6 =
sehr unwichtig konnten sie die Bedeutung
der einzelnen Aspekte für das Marketingkonzept bewerten. Zur Auswahl standen
Themen, die bereits im Vorfeld mit den
Projektpartnern angesprochen worden
waren und d ie aktuell in Gesellschaft,
Wirtschaft und Politik diskutiert werden.
37
„Gesunde Tiere – gesunde Lebensmittel“ - 3. Sachbericht
Fleischverarbeiter ist mit einem Durchschnittswert von 3,62 aus Sicht der
Befragten kein wichtiges Thema für das
Marketingkonzept. Hier zeigt sich, dass
das Projekt „Gesunde Tiere – gesunde
Lebensmittel“ nah an d er landwirtschaftlichen Praxis angesiedelt ist.
Nordrhein-Westfalen beschränkt sein. Drei
weitere Projektpartner halten es für
sinnvoll, auch in angrenzenden Bundesländern aktiv zu werden. Deutschlandweit
zu agieren; halten vier Projektpartner für
richtig, zwei Projetpartner sind sogar der
Ansicht, auch in ausgewählten Nachbarländern aktiv zu werden.
Als vergleichsweise weniger wichtig wurde
der Aspekt Regionalität (Durchschnittswert
2,92) angesehen. Der Aspekt Antibiotikaeinsatz wurde mit 2,0 als wichtig
eingestuft, hätte vor dem Hintergrund der
aktuellen Diskussionen jetzt möglicherweise einen noch höheren Wert erzielt.
Zwei Befragte, die sich jeweils für eine
Begrenzung der Marketingaktivitäten auf
das eigene Bundesland aussprechen,
führen in einer kurzen Stellungnahme an,
dass NRW als „Zielgebiet“ kurzfristig
infrage kommt mittel- und langfristig sollten
die Aktivitäten deutschlandweit – oder
nach Ansicht eines Befragten – sogar
weltweit ausgedehnt werden.
Räumliche Ausdehnung der MarketingAktivitäten
Nachfolgend ist die „Marketing-Kerngruppe“ gefragt, die im persönlichen
Gespräch das Für und Wider einer eher
regional oder national ausgelegten
Marketingstrategie diskutieren sollte.
Die Befragten nahmen Stellung zur
räumlichen Ausdehnung der Marketingaktivitäten. Wie Abbildung 5 verdeutlicht,
zeigt sich dabei ein differenziertes Bild:
Vier Projektpartner und damit knapp ein
Drittel der Befragten sind der Ansicht, die
räumliche Ausdehnung der Marketingaktivitäten sollte auf das Bundesland
Von den Befragten empfohlene Zielregion
2
4
4
3
n = 13, absolute Angaben
Abb. 5: Vorgeschlagene Zielregion für das Marketingkonzept
38
„Gesunde Tiere – gesunde Lebensmittel“ - 3. Sachbericht
Von den Befragten empfohlener Start der Marketingaktivitäten
n = 13
Abb. 6: Empfohlener Start der Marketingaktivitäten
wenn vorweisbare Ergebnisse vorliegen;
zeitlich ordnet er den Start in 2012 ein.
Warten bis erste Ergebnisse vorliegen
Die Ansprache des Lebensmitteleinzelhandels sollte nach Ansicht der Befragten
tendenziell zeitlich eher erfolgen als die
Ansprache der Verbraucher (Abbildung 6).
Sowohl im Hinblick auf den LEH als auch
im Hinblick auf die Verbraucher sprachen
sich die Projektpartner mehrheitlich dafür
aus, mit den M arketing-Aktivitäten erst
dann zu beginnen, wenn vorweisbare
Ergebnisse vorhanden sind. Immerhin
sechs
Befragte
befürworteten
eine
Ansprache des LEH bereits in 2012, mit
Blick auf die Verbraucher sprachen sich
lediglich zwei Befragte dafür aus.
Akzeptanz bei Entscheidungsträgern im
Handel und bei Verbrauchern gewinnen
Die Projektpartner wollen mit dem Projekt
nicht
nur
kurzfristige
Werbeerfolge
erreichen, sondern im Rahmen eines
langfristig angelegten Konzeptes zu einer
nachhaltigen Imageverbesserung beitragen. Erzielte Ergebnisse sollen an den
LEH und an di e Verbraucher weitergegeben werden. Das führt zu Transparenz
bezüglich der Tiergesundheit über die
gesamte Wertschöpfungskette und i st ein
wichtiger Schritt für mehr Akzeptanz.
Zur zeitlichen Ansprache des Lebensmitteleinzelhandels gaben zwei Befragte eine
Mehrfachnennung ab. Beide halten es für
sinnvoll, erst dann auf den Handel zuzugehen, wenn Ergebnisse vorliegen, der eine
sieht dies in 2012, der andere in 2013.
Ende 2011 wurden seitens der Projektpartner bereits erste Gespräche mit Vertretern der Supermarktketten Rewe und
Edeka zur Bedeutung von Tierwohl, Tiergesundheitheit und Tierschutz aus Sicht
des Handels geführt.
Bezogen auf die Verbraucher gab ein
Befragter eine Mehrfachnennung ab:
Dieser Befragte ist der Ansicht, die Verbraucher sollten angesprochen werden
Die Ergebnisse der im November
/Dezember 2011 dur chgeführten Verbraucherbefragung zum Fleischeinkauf werden
aktuell auf Relevanz für das Projekt
geprüft.
39
„Gesunde Tiere – gesunde Lebensmittel“ - 3. Sachbericht
Strategieplanung
Christiane Wildraut, Prof. Dr. Marcus Mergenthaler
Fachhochschule Südwestfalen, Fachbereich Agrarwirtschaft Soest
Für den Erfolg des Marketingkonzeptes ist
ein wohlüberlegtes strategisches Vorgehen unerlässlich. Neben der Formulierung
von Marketingzielen zählt das Festlegen
einer (Marketing-) Strategie zu den
Planungsschritten des Konzeptes. Die
Marketingstrategie ist Bindeglied zwischen
der Zielsetzung und den daraus resultierenden operativen Maßnahmen. Sie legt
den Handlungsrahmen für die einzusetzenden Marketinginstrumente fest und gibt
die Richtung bzw. Route vor, die zu den
gesetzten Zielen führen soll (BECKER
2009, S. 143) 1.
her. Dabei werden vier verschiedene
Produkt/Marktkombinationen unterschieden, die in Abbildung 1 dargestellt sind:
Absatz
märkte
Produkte
gegenwärtig
neu
gegenwärtig
Marktdurchdringung
Marktentwicklung
neu
Produktentwicklung
Diversifikation
Quelle: BECKER, 2009, S. 148
Abb. 1: Mögliche Marktfeldstrategien
Durch
die
Wahl
einer
ProduktAbsatzmarkt-Option wird festgelegt, ob
gegenwärtige oder neue Produkte in
gegenwärtige oder neue Märkte eingeführt
werden sollen. Für den Absatz von
Schweinefleisch können theoretisch alle
vier Optionen in Frage kommen. Wenn mit
der Strategie ein gegenwärtiges Produkt in
einem gegenwärtigen Markt durchgesetzt
werden soll (Marktdurchdringung), kann
darauf
hingearbeitet
werden,
die
Verwendung durch die Kunden zu
erhöhen, Kunden der Konkurrenz zu
gewinnen oder auch Nicht-Verwender zu
erreichen.
Eine Strategie ist die Antwort auf die
Frage „Auf welchem Weg sollen die Ziele
erreicht werden?“. Im Projekt „Gesunde
Tiere – gesunde Lebensmittel“ sollte neben der Zielsetzung auch die Strategieauswahl bereits festgelegt sein bevor mit
der Umsetzung des Marketings begonnen
wird. Die Wahl der Strategien ergibt sich
aus den v orhandenen Marktbedingungen
und aus den Zielen, die die Projektpartner
sich gesteckt haben.
Mit den einzelnen Strategien lassen sich
verschiedene Ebenen der Marktbearbeitung steuern. Es werden unterschieden:
Soll ein neuer Markt für ein vorhandenes
Produkt geschaffen werden (Marktentwicklung),
so
lassen
sich
drei
Anknüpfungsfelder unterscheiden: die
Erschließung fehlender Absatzgebiete, die
Schaffung eines neuen Verwendungszweckes und die Gewinnung neuer
Verwender (BECKER 2009, S.153).
• Marktfeldstrategien
• Marktstimulierungsstrategien
• Marktparzellierungsstrategien
• Marktarealstrategien
Die
Marktfeldstrategien
legen
die
grundsätzliche Ausrichtung der Marktbearbeitung fest. Sie stellen eine Beziehung
zwischen den anzubietenden Produkten
und deren entsprechenden Absatzmärkten
Wenn es darum geht, ein neues Produkt
für einen gegenwärtigen Markt zu
entwickeln (Produktentwicklung), lassen
1
BECKER, J. (2009): Marketing-Konzeption.
9. Auflage, Verlag Franz Vahlen, München.
„Gesunde Tiere – gesunde Lebensmittel“ - 3. Sachbericht
sich „echte“ innovative Produkte, neuartige
Produkte, die an bes tehenden Produkten
anknüpfen oder schlichte Nachahmungen
realisieren (BECKER 2009, S. 157).
Produkt Schweinefleisch zielgerecht auf
den Markt zu bringen. Eine Marktentwicklungsstrategie ist nicht anzuwenden,
da der Lebensmitteleinzelhandel als
grundsätzlicher
Absatzmarkt
bereits
feststeht. Eine Produktentwicklungsstrategie oder gar eine Diversifikationsstrategie
scheinen kaum zielführend, da es sehr
schwierig ist, Schweinefleisch durch
Innovationen zu verbessern oder gar neu
zu erfinden. Gleichwohl soll den K unden
durch das zu entwickelnde Tiergesundheitssystem der Zusatznutzen Transparenz, verbunden mit einer Reduzierung
des Medikamenteneinsatzes in der Tierhaltung näher gebracht werden.
Wenn Marktdurchdringung, Marktentwicklung und Produktentwicklung als Optionen
der
Marktfeldstrategie
nicht
mehr
ausreichen, um Existenz und Wachstum
von Unternehmen zu sichern, wird in der
Regel darauf gesetzt, neue Produkte auf
für das Unternehmen neuen Märkten zu
etablieren (Diversifikation). Dabei kann es
zum Beispiel um das Angebot von
Convenience- oder Chilled-Produkten
gehen. Laut BECKER (2009, S. 179) birgt
die Diversifikation die Gefahr des
„Verzettelns“, weshalb viele Unternehmen
ihre Diversifikationsaktivitäten mittlerweile
wieder zurückfahren und z u ihrem
eigentlichen „Kerngeschäft“ zurückkehren.
Ist die Entscheidung für eine strategische
Grundrichtung gefallen, sollte diese
konsequent beschritten werden.
Die zweite Strategieebene ist die
Marktstimulierung, mit der die Art und
Weise der Marktbeeinflussung bestimmt
wird. Grundsätzlich bestehen die beiden
Möglichkeiten, die Vermarktung an einer
Präferenzstrategie oder an einer PreisMengen-Strategie auszurichten (BECKER
2009, S. 180).
Welche Marktfeldstrategie letztlich von den
Beteiligten im Projekt „Gesunde Tiere –
gesunde Lebensmittel“ gewählt wird,
hängt
von
den M
arktund
Umfeldbedingungen sowie von den
verfolgten Zielen ab. Grundsätzlich
könnten zunächst alle vier Optionen in
Frage kommen. Das Hauptaugenmerk
liegt jedoch nach Abwägung der
Rahmenbedingungen eindeutig auf der
Marktdurchdringungsstrategie.
Dabei
geht es darum, vorhandene Produkte
unter dem Aspekt der Tiergesundheit und
der Reduzierung des Antibiotikaeinsatzes
als
Zusatznutzen
auf
bestehenden
Märkten abzusetzen.
Die erste Variante setzt klar auf den
Qualitätswettbewerb und wendet sich an
Markenkäufer des oberen und m ittleren
Marktsegmentes. Dafür ist es wichtig, eine
möglichst eigenständige Positionierung
am Markt zu erreichen. Bei der Entscheidung für eine Präferenzstrategie ist es
unerlässlich, am Aufbau qualitativer
Präferenzen zu arbeiten, die aus Sicht der
Kunden einen entsprechend hohen P reis
rechtfertigen. Gleichzeitig ist es wichtig,
sich bei den Kunden durch Bekanntheitsgrad,
Image,
Kompetenz
und
Sympathie zu profilieren.
Die Ende 2011 am Soester Fachbereich
Agrarwirtschaft durchgeführte Verbraucherbefragung 2 bestätigt diese Einschätzung. Danach ist eine Marktdurchdringungsstrategie zu empfehlen, um das
2
Verbraucherbefragung zum Fleischeinkauf im
Rahmen der Lehrveranstaltung Marketing &
Marktforschung, WS 2011/2012.
4
„Gesunde Tiere – gesunde Lebensmittel“ - 3. Sachbericht
Quelle: BECKER, 2009, S. 181, verändert
Abb. 2: Idealtypischer Zusammenhang zwischen Marktschichten,
Abnehmergruppen und Optionen der Marktstimulierungsstrategie
Die Preis-Mengen-Strategie verfolgt das
Ziel, preisbewusste Käufer zu erreichen.
Hier hat der Preis oberste Priorität, noch
vor der Qualität. Diese Strategie wendet
sich an die untere Marktschicht.
setzen. Zur Präferenzstrategie zählt immer
auch ein umfassendes Total-QualityManagement. Dabei geht es darum, auf
allen Stufen der Wertschöpfungskette
„Alleinstellungsmerkmale als Grundlage
für Wettbewerbsvorteile“ zu schaffen
(BECKER 2009, S. 207). Der stufenübergreifende Ansatz im Projekt bietet dafür
gute Voraussetzungen.
Im Rahmen der am Fachbereich
Agrarwirtschaft durchgeführten Verbraucherbefragung
wurden
verschiedene
Käufergruppen
mit
unterschiedlichen
Merkmalen und A nforderungen an den
Fleischeinkauf ermittelt. Aus diesem
Grund würde es Sinn machen, im Projekt
„Gesunde Tiere – gesunde Lebensmittel“
unterschiedliche
Strategien
der
Marktstimulierung bei unterschiedlichen
Käufergruppen anzuwenden: So wurde
eine jüngere, preisbewusste Käufergruppe
identifiziert, die über eine Preis-MengenStrategie angesprochen werden könnte.
Bei den äl teren Befragten stellt die
Qualität ein deutlicheres Kaufargument vor
dem
Preis
dar.
Hier
ist
die
Präferenzstrategie angezeigt.
Eine dritte Strategieebene stellt die
Marktparzellierung dar. Mit dieser Strategie wird über das Ausmaß der
Differenzierung bei der Marktbearbeitung
entschieden. Grundsätzlich bieten sich die
zwei Vorgehensweisen Massenmarktstrategie und M arktsegmentierungsstrategie
an (BECKER 2009, S. 238). Bei der
Massenmarktstrategie werden individuelle
Kundenwünsche außer Acht gelassen und
gemeinsame Kundenwünsche hervorgehoben. Damit soll die größtmögliche Zahl
von Abnehmern erreicht werden.
Die Marktsegmentierungsstrategie dagegen zielt darauf ab, den Markt in homogene Teilgruppen von Verbrauchern
aufzuteilen und j eden so entstehenden
Zielmarkt mit einem spezifischen Marketing-Mix zu bearbeiten (BECKER 2009,
S. 247). Dabei ist es wichtig, ein hohes
In der Interessenabfrage zum Marketingkonzept sprechen sich die Projektpartner
dafür aus, den P reis nicht als Kaufargument einzusetzen. Vor diesem Hintergrund
erscheint es sinnvoll, im Marketingkonzept
insgesamt auf die Präferenzstrategie zu
4
„Gesunde Tiere – gesunde Lebensmittel“ - 3. Sachbericht
Maß an Identität zwischen den einzelnen
Käufergruppen und d em angebotenen
Produkt zu erreichen. Im Vorfeld ist
abzuklären, auf welche Produkteigenschaften die Käufergruppen unterschiedlich reagieren. Die Abgrenzungskriterien
für die Zielgruppen sind dabei nicht nur an
demographischen
Merkmalen
festzumachen, sondern berücksichtigen auch
z.B. Einstellungen und Kriterien zum
Einkaufsverhalten.
Damit wird der Absatzraum für die
erzeugten Produkte festgelegt. Diese
Festlegung nimmt u.a. Einfluss auf die
Anforderungen an P rodukteigenschaften,
Distribution und K ommunikation. Es
werden verschiedene Formen nationaler
und
internationaler
Strategien
unterschieden.
Im vorliegenden Projekt hat die Interessenabfrage bei den Projektpartnern
gezeigt, dass teilweise das Bundesland
Nordrhein-Westfalen als Marktareal angesehen wird, teilweise möchten die
Projektpartner auch angrenzende Bundesländer oder das gesamte Bundesgebiet
einbeziehen. Insgesamt erscheint eine
nationale Strategie – evtl. mit regionaler
Ausrichtung angezeigt.
Im Rahmen der Interessenabfrage zum
Marketingkonzept war ein Teil der Projektpartner dafür, grundsätzlich alle Verbraucher anzusprechen. Andere Projektpartner
sehen eher bestimmte Zielgruppen.
Die durchgeführte Verbraucherbefragung
zum Fleischeinkauf zeigt Unterschiede bei
Kaufverhalten und Einstellung älterer
Käufer gegenüber jüngeren Käufern.
Hierzu werden im ersten Halbjahr 2012
weitere Auswertungen erfolgen. Insgesamt
wird bereits jetzt deutlich, dass die
Marktsegmentierungsstrategie für das
Projekt „Gesunde Tiere – gesunde
Lebensmittel“ geeignet ist. Die vierte
Strategieebene bezieht sich auf das
Marktareal.
Strategie
ebenen
Marktfeldstrategien
Die vier Strategieebenen und ihre
möglichen Alternativen zeigt Abbildung 3.
Die
Kombinationsmöglichkeiten
der
einzelnen Strategien sind vielfältig und
lassen sich als Profil beschreiben.
Entsprechend der Zielsetzung innerhalb
des Projektes „Gesunde Tiere – gesunde
Lebensmittel“ ist eine ideale Strategiekombination dargestellt.
Strategiealternativen
Marktdurchdringungsstrategie
Marktentwicklungsstrategie
Produktentwicklungsstrategie
Diversifikationsstrategie
Marktstimulierungsstrategien
Präferenzstrategie
Preis-Mengenstrategie
Marktparzellierungsstrategien
Massenmarktstrategie
Segmentierungsstrategie
Marktarealstrategien
Eigene Darstellung
Lokale
Strategie
Regionale
Strategie
Überregionale
Strategie
Nationale
Strategie
Multinationale
Strategie
Globale
Strategie
———— ideales Strategieprofil für das Marketingkonzept
Abb. 3: Strategieprofil im Projekt „Gesunde Tiere – gesunde Lebensmittel
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„Gesunde Tiere – gesunde Lebensmittel“ - 3. Sachbericht
Ausblick
Eine in 2011 beantragte Projektergänzung
um den Aspekt „Einflussfaktoren auf das
Schwanzbeißen bei Schweinen“ konnte
bislang nicht umgesetzt werden. Die
Projektpartner hoffen auf eine Bewilligung
der Projektergänzung im Frühjahr 2012.
Die Aussichten für die Erreichung der
Ziele im Projekt gegenüber dem
ursprünglichen Antrag werden nach wie
vor als außerordentlich gut eingeschätzt.
Bei allen Projektpartnern ist eine hohe
Motivation festzustellen, sich im Projekt zu
engagieren und gute Ergebnisse zu
erzielen.
Das Verbundprojekt findet bei den
beteiligten Landwirten eine hohe A kzeptanz, eine entscheidende Voraussetzung
für den E rfolg. Der vorliegende dritte
Sachbericht wird vor dem Hintergrund des
bislang vielsprechenden Projektverlaufs
dazu genutzt werden, das Projekt in der
Landwirtschaft und den vor- und nachgelagerten Wirtschaftsbereichen stärker
bekannt zu machen.
Die Zusammenarbeit der Projektpartner
untereinander funktioniert gut; häufig
werden „kurze Wege“ genutzt, wenn
Arbeitsschritte abzustimmen sind. Der
WLV und die Fachhochschule Südwestfalen unterstützen die Projektpartner bei
Abstimmungsvorgängen.
Im bisherigen Projektverlauf hat sich
gezeigt, dass die Betreuung der beteiligten
Landwirte im Projekt einen enormen
personellen
Einsatz
erfordert.
Die
Projektpartner haben m ittlerweile eine
feststehende „Schnittstelle zur landwirtschaftlichen Praxis“, geschaffen, die als
erste Ansprechpartnerin der Landwirte und
auch der Tierärzte fungiert.
Für den w eiteren Projektverlauf ist zu
erwarten, dass viele Arbeitsschritte, die
sich
innerhalb
der
dreijährigen
Projektlaufzeit mehrfach wiederholen, in
Zukunft
routinierter
und pl anbarer
durchgeführt werden können. Das gilt
neben der Betreuung der Landwirte auch
für den Umgang mit elektronischen Daten.
Im Projekt ist mittlerweile eine große
Menge an Daten angefallen. Bislang sind
immer wieder Abstimmungen unter den
Projektpartnern
zu
treffen,
die
gewährleisten, dass die bei der IQAgrarservice zusammenlaufenden Daten
miteinander zu verknüpfen und für das
geplante Tiergesundheitssystem nutzbar
sind.
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