PRESSEINFORMATION 11. Internationales Still- und Laktationssymposium 2016 Gesundheitsschutz aus der Muttermilch wirkt ein Leben lang Baar/Berlin, 22. April 2016. Liebe und eine optimale Ernährung sind für das Gedeihen von Babys besonders wichtig. Die Ernährung mit Muttermilch verbindet für gesunde Säuglinge beides: engen Kontakt zur Mutter und eine an den individuellen Bedarf des Kindes angepasste Versorgung mit Nährund Schutzstoffen. Auch für zu früh Geborene leisten Muttermilch und möglichst früher Hautkontakt mit den Eltern einen entscheidenden Beitrag zu einem gesunden Leben. Auf dem von Medela zum elften Mal organisierten Still- und Laktationssymposium in Berlin diskutierten neun Wissenschaftler aus fünf Ländern mit über 400 Teilnehmern aus 41 Ländern die neuesten wissenschaftlichen Forschungsergebnisse zur Bedeutung der Muttermilch und die Umsetzung der Erkenntnisse in die klinische Praxis. Im Mittelpunkt des ersten Vortragsblocks stand die Einzigartigkeit der Muttermilch. Für Associate Professor Donna Geddes, University of Western Australia, Perth, spielen schon die Schwangerschaft und die ersten Lebensjahre eine zentrale Rolle, um nicht übertragbaren chronischen Erkrankungen im späteren Leben vorzubeugen. Vor allem Muttermilch mit ihrem genau auf den Bedarf des Säuglings zugeschnittenen Gehalt an Nährstoffen und einer einzigartigen Vielfalt an bioaktiven Inhaltsstoffen vermindert das Risiko für Übergewicht im späteren Leben. Gestillte Kinder erkranken seltener an einem Metabolischen Syndrom, das seinerseits als Risikofaktor für Herz-KreislaufErkrankungen und Diabetes mellitus gilt. Darüber hinaus wirkt sich die Ernährung mit Muttermilch positiv auf die Gehirnentwicklung, das Auftreten von Allergien, die Knochendichte und die Fruchtbarkeit aus. Die Ernährung der Mutter in der Stillzeit legt einen wichtigen Grundstein für die Vorlieben des Kindes: Ernährt sie sich abwechslungsreich und mit viel Gemüse, ist das Kind aufgeschlossener gegenüber neuen Lebensmitteln. Daher ermuntert Geddes alle Mütter ausdrücklich zum Stillen: 95 Prozent aller Frauen sind in der Lage, ausreichend Milch zur Ernährung ihres Kindes zu bilden. Associate Professor Lars Bode, University of California, San Diego/USA, betonte, dass Oligosaccharide aus der Muttermilch weit mehr sind als „Futter“ für die Mikroorganismen im Darm. Die Zusammensetzung der bisher bekannten 150 bis 200 Oligosaccharide in der Muttermilch ist für jede Frau einzigartig. Im Darm des Kindes fördern sie die Besiedlung durch nützliche Mikroorganismen und schützen das Baby vor Infektionen, die Bakterien, Pilze und Parasiten auslösen, wenn sie sich an die Schleimhäute anheften. Doch nicht nur reif geborene Säuglinge profitieren von den Mehrfachzuckern der Muttermilch. Studien deuten darauf hin, dass das Oligosaccharid Disialyllacto-N-tetraose (kurz DSLNT) aus 11. Internationales Still- und Laktationssymposium 2016 Seite 1 der Muttermilch dazu beiträgt, eine nekrotisierende Enterokolitis bei Frühgeborenen zu verhindern. In den ersten fünf Lebensjahren finden im Gehirn bedeutende Entwicklungen statt. Dazu gehört die Reifung der myelinisierten weißen Substanz, die bei der Nachrichtenübermittlung eine wichtige Rolle spielt. Die Arbeitsgruppe um Associate Professor Sean Deoni, Brown University, Providence/USA, untersuchte, wie sich frühes, ausschließliches Stillen, die gemischte Ernährung mit Muttermilch und Formula und die ausschließliche Gabe von Formula auf die Gehirnentwicklung auswirken. Dazu wurden die Gehirne von 133 termingeborenen gesunden Babys und Kleinkindern im Alter von 10 Monaten bis 4 Jahren mit Hilfe der sogenannten leisen Magnetresonanztomographie (MRT) gescannt. Bei den ausschließlich gestillten Kindern zeigte sich eine verstärkte Entwicklung spät reifender Hirnregionen der weißen Substanz. Zudem waren die visuellen Fähigkeiten, die sprachliche Ausdrucksfähigkeit und das Sprachverständnis der gestillten Kinder besser. Diese Ergebnisse unterstützen die Erkenntnis, dass die Ernährung mit Muttermilch, die unter anderem reich an Lipiden und Cholesterin ist, die Gehirnentwicklung fördert. Das zweite Schwerpunktthema des Symposiums waren die neuesten Empfehlungen für die evidenzbasierte Praxis. Professor Matthias Keller plädierte dafür, auf der Neonatologie die Bedürfnisse des Frühgeborenen und seiner Familie in den Mittelpunkt zu stellen. Erste Ergebnisse zu dem zwischen 2012 und 2014 an der Kinderklinik Dritter Orden in Passau entwickelten familienintegrierenden Behandlungspfad NeoPAss® unterstützen seine Forderung: Seit Einführung dieses Behandlungspfades konnten die Mortalität und die Morbidität der Frühgeborenen um 50 Prozent gesenkt werden. Die Eltern, die von Anfang an als wichtigste Bezugspersonen in die Betreuung eingebunden sind, sind deutlich sicherer im Umgang mit ihren Kindern. Fast alle Kinder werden zum Zeitpunkt der Klinikentlassung gestillt. Die Verweildauer auf der neonatologischen Intensivstation konnte verkürzt und das Auftreten nosokomialer Infektionen im Vergleich zum Bundesdurchschnitt um 80 Prozent reduziert werden. Ausführliche Informationen zu NeoPAss® gibt es im Internet unter www.neopass.de. Eine Mastitis gehört zu den häufigsten Gründen, warum Frauen das Stillen ihres Kindes vorzeitig beenden. Professor Juan Miguel Rodríguez, Complutense University of Madrid, Spanien, erläuterte, welche Rolle Veränderungen in der mikrobiellen Besiedlung der Brust bei den verschiedenen Formen der Mastitis spielen. Wesentlich häufiger als eine akute Mastitis tritt eine subakute Form der Erkrankung auf. Sie führt zu Schmerzen beim Stillen, da die Milchgänge mit Krankheitserregern besiedelt und verengt sind, geht aber nicht mit den typischen Symptomen einer akuten Mastitis einher. Zur Diagnose und zielgerichteten Therapie der Erkrankung sollte daher eine Bakterienkultur angelegt werden. Sie gibt Aufschluss über die auslösenden Keime und möglicherweise vorhandene Resistenzen gegen Antibiotika. Ein neuer Ansatz zur Behandlung kann der Einsatz von Probiotika sein, da bestimmte Laktobazillen und Bifidobakterien zur Prävention und Therapie einer Mastitis beitragen können. 11. Internationales Still- und Laktationssymposium 2016 Seite 2 Steht beispielsweise nach einer Frühgeburt die Milch der eigenen Mutter zur Ernährung des Kindes nicht zur Verfügung, ist Spendermuttermilch erste Wahl. In den meisten Muttermilchbanken wird die Frauenmilch mit Hilfe der Holder Pasteurisierung entkeimt. Nachteil dieser Wärmebehandlung ist, dass auch wertvolle bioaktive Substanzen wie Immunglobuline, Enzyme und Hormone ganz oder teilweise inaktiviert werden. Dr Susanne Herber-Jonat berichtete von einem anderen Weg. In der Neonatologie der Ludwig Maximilians-Universität München erhalten auch sehr kleine Frühgeborene unpasteurisierte Spendermuttermilch. Diese Maßnahme konnte das Auftreten von Infektionen reduzieren und die Häufigkeit der nekrotisierenden Enterokolitis von 3,1 Prozent auf 0,3 Prozent senken. Im dritten Vortagsblock stand der Wert der Muttermilch auf neonatologischen Intensivstationen im Mittelpunkt. Bereits vor und während der Geburt kommen Babys mit Keimen aus dem Fruchtwasser und dem Geburtskanal in Kontakt. Diese Mikroorganismen und die Keime aus der Muttermilch tragen wesentlich zur Besiedlung des Magen-Darm-Traktes des Säuglings bei. Dabei ist die Milch der eigenen Mutter – auch wenn sie für Frühgeborene zu wenig Energie, Protein und Mineralstoffe enthält – besonders wichtig. Professor Josef Neu, University of Florida, betonte, dass weder Spendermuttermilch noch Formula einen vergleichbaren Schutz vor einer nekrotisierenden Enterokolitis bieten wie die Milch der eigenen Mutter. Können in den ersten Tagen nach der Geburt auch nur kleine Mengen an Muttermilch gewonnen werden, sollten diese daher unbedingt ergänzend zur Spendermilch gefüttert werden. Professor Per Torp Sangild, University of Copenhagen, Dänemark, erläuterte, dass die Inhaltsstoffe der Muttermilch hochsensibel auf eine Verarbeitung und Wärmebehandlung reagieren. Untersuchungen an zu früh geborenen Ferkeln zeigten, dass Kolostrum auch über Artgrenzen hinweg vor einer nekrotisierenden Enterokolitis und Durchfall schützt und sich günstig auf das Wachstum auswirkt. Ob Muttermilch bei den Nachkommen gesundheitsfördernd wirkt, hängt zudem vom Laktationsstadium der Spenderin und der erfolgten Verarbeitung ab. Eine möglichst frühe und langsame Gabe von Muttermilch war bei den Untersuchungen einer späten und raschen Fütterung überlegen. Thomas Kühn, Perinatalzentrum des Vivantes Klinikums Neukölln, Berlin, unterstrich, dass auf neonatologischen Intensivstationen ein Umdenken eingesetzt hat. Im Mittelpunkt der Behandlung steht nicht länger das reine Überleben der Allerkleinsten, sondern ihre Langzeitentwicklung. Parallel dazu erfolgte ein Paradigmenwechsel: Heute erhalten vor allem Hochrisikokinder Muttermilch. Bei der Anreicherung der Muttermilch mit Energie, Protein und Mineralstoffen muss das Augenmerk nicht nur auf dem Wachstum der Kinder, sondern auch auf der Körperzusammensetzung liegen. Zwei französische Kohortenstudien konnten zudem zeigen, dass ausschließlich gestillte Frühgeborene trotz eines nicht zufriedenstellenden Wachstums während des Krankenhausaufenthalts im Alter von zwei und fünf Jahren nicht gestillten Altersgenossen überlegen waren. Die gestillten Kinder erzielten bessere psychomotorische Ergebnisse und höhere Werte bei Gewicht, Größe und 11. Internationales Still- und Laktationssymposium 2016 Seite 3 Kopfumfang. Allerdings beeinflussen auch Wohlstand und Bildung der Eltern die Entwicklung des Kindes. Für die Zeit nach dem Klinikaufenthalt rät Kühn zu einer individuellen Empfehlung, ob eine Anreicherung der Muttermilch erfolgen sollte. Über Medela Medela mit Sitz im Kanton Zug/Schweiz wurde 1961 von Olle Larsson gegründet. Das Unternehmen wird heute von seinem Sohn Michael Larsson geleitet. Medela hat zwei Unternehmensbereiche, "Human Milk", führend in der Entwicklung und Herstellung von Stillprodukten und Gesamtlösungen, und "Healthcare", spezialisiert auf die Entwicklung und Herstellung von hochwertigen medizinischen Vakuumtechnologielösungen. Medela betreibt Grundlagenforschung zusammen mit führenden Wissenschaftlern, Fachspezialisten und Universitäten und nutzt die Forschungsergebnisse in der Entwicklung ihrer Produkte. Medela hat 18 Tochtergesellschaften in Europa, Nordamerika und Asien und vertreibt ihre Produkte zusammen mit unabhängigen Partnern in insgesamt über 100 Länder. Das Unternehmen beschäftigt weltweit über 1‘600 Mitarbeiter, davon 400 im Kanton Zug. Kontakt und weitere Informationen: Medela AG Martin Elbel Head Corporate Communications Telefon: +41 41 5621437 E-Mail: [email protected] Medela Medizintechnik GmbH & Co. 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