Aus der Frauenklinik und Poliklinik der Universität Würzburg Direktor: Professor Dr. med. J. Dietl Einfluss des transmembranen Hüllproteins des humanen endogenen Retrovirus K (HERV-K) auf die Zytokinproduktion humaner in-vitro kultivierter unreifer und reifer dendritischer Zellen Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Medizinischen Fakultät der Julius-Maximilians-Universität Würzburg vorgelegt von Maria Elisabeth Forstner aus Landshut Würzburg, Juli 2013 Referentin: Prof. Dr. rer. biol. hum. Ulrike Kämmerer Koreferent: Prof. Dr. med. Matthias Eyrich Dekan: Prof. Dr. med. Matthias Frosch Tag der mündlichen Prüfung: 03.07.2014 Die Promovendin ist Ärztin. Diese Arbeit ist in Liebe und Dankbarkeit meinen Eltern Hans-Wilhelm und Roswitha Forstner gewidmet. 1 Einleitung 1 1.1 Schwangerschaft als immunologisches Paradox 1 1.2 Hämochoriale Plazentation 3 1.3 Bisherige Erkenntnisse zur fetomaternalen Toleranz 4 1.4 Immunzellen in der Plazenta 6 1.5 Dendritische Zellen (DC) 7 1.6 Dendritische Zellen im uterinen Kontext 11 1.7 Humane endogene Retroviren (HERV) 15 1.8 Zytokine 21 1.8.1 Proinflammatorische Zytokine 22 1.8.1.1 Tumornekrosefaktor α 22 1.8.1.2 Interleukin 1β 23 1.8.1.3 Interleukin 2 23 1.8.1.4 Interleukin 8 24 1.8.1.5 Interleukin 6 24 1.8.2 Antiinflammatorische Zytokine 25 1.8.2.1 Interleukin 4 25 1.8.2.2 Interleukin 10 25 1.8.3 TH1/TH2-Balance 26 1.9 Ziel der Arbeit 28 2 Material und Methoden 29 2.1 Material 29 2.1.1 Geräte 29 2.1.2 Chemikalien und Verbrauchsmaterial 30 2.1.3 Zellen 32 2.1.4 HERV-Peptide/Proteine 32 2.1.5 FlowCytomix Human Th1/Th2 11plex Kit BMS810FF 32 2.2 Methoden 33 2.2.1 Isolierung von Monozyten für DC aus peripherem Blut 33 2.2.2 Gewinnung der Elutra-Zellen 33 2.2.3 Kultur der Elutra-Zellen 35 2.2.4 Zellzahlbestimmung 36 2.2.5 Herstellung des Zellmediums und Verteilung der Zellen in einer 2.2.6 96-Mikrotiterplatte (reife und unreife DC) 36 Beschreibung der HERV-Peptide 38 2.2.7 Verdünnungsreihen von HERV-K 38 2.2.8 Ernte und Aufbewahrung der Zellen 40 2.2.9 Cytometric Bead Assay 40 2.2.9.1 Standardreihen 42 2.2.9.2 Ansatz der Bead-Mischung 43 2.2.9.3 Ansatz der Biotin-Konjugat-Mischung 43 2.2.9.4 Ansatz der Platte 43 2.2.10 Durchflusszytometrie 44 2.2.11 Auswertung 45 3 Ergebnisse 46 3.1 Tumornekrosefaktor α 46 3.2 Interleukin 1β 49 3.3 Interleukin 2 51 3.4 Interleukin 8 51 3.5 Interleukin 6 53 3.6 Interleukin 4 55 3.7 Interleukin 10 56 4 Diskussion 59 4.1 Modelleinschränkungen 59 4.2 HERV und Immunsuppression 61 4.3 Feststellung zu den einzelnen Zytokinen 64 4.3.1 Tumornekrosefaktor α 65 4.3.2 Interleukin 1β 67 4.3.3 Interleukin 8 67 4.3.4 Interleukin 6 68 4.3.5 Interleukin 4 69 4.3.6 Interleukin 10 70 4.4 Bewertung des Einflusses von HERV-K 72 5 Ausblick 74 6 Zusammenfassung 75 7 Abkürzungsverzeichnis 77 8 Abbildungsverzeichnis 79 9 Tabellenverzeichnis 80 10 Literaturverzeichnis 80 1 1.1 Einleitung Schwangerschaft als immunologisches Paradox Viele Paare wünschen sich nichts sehnlicher als ein gemeinsames Kind. Wird dieser Wunsch aufgrund wiederholter Aborte nicht erfüllt, stellt dies eine große Belastung für die betroffenen Paare dar. Selbst im Idealfall entwickeln sich nur ca. 40-50% der befruchteten Eizellen zu geburtsfähigen Säuglingen. 1 Kommt es zu wiederholten ungeklärten Fehlgeburten bedeutet dies eine immense psychische Belastung für die betroffenen Frauen2 bzw. Paare3. Habituelle Aborte (definiert als drei aufeinanderfolgende Aborte im 1.Trimester der Schwangerschaft mit demselben Partner), die 1-3% aller Paare betreffen, stellen einen wichtigen Grund für ungewollte Kinderlosigkeit dar.4 Nur in der Hälfte der Fälle können kausale Ursachen wie chromosomale Anomalien, endokrinologische Abweichungen, anatomische Abnormalitäten oder Infektionen zugeordnet werden.5 Als eine der Hauptursachen bei unbekannter Ätiologie vermutet man, dass es zu gestörten Immunreaktionen in der Gebärmutter kommt.6 7 Für eine immunologische Komponente der habituellen Aborte spricht u.a., dass Frauen mit lange unerfülltem Kinderwunsch bei Partnerwechsel teilweise schnell erfolgreich schwanger werden und ein gesundes Kind gebären können.8 9 An der Grenze zwischen Mutter und Kind (Plazenta) kommt es zu einer direkten Interaktion zwischen der maternalen Immunabwehr und dem fetalen Gewebe. Während einer erfolgreichen Schwangerschaft wird der Fetus vom mütterlichen Immunsystem akzeptiert. Obwohl der Fetus zur Hälfte väterliche Antigene (AG) trägt (semiallogen), wird er vom Körper der Mutter nicht abgestoßen, wie es bei einem Allotransplantat geschehen würde. Eine Schwangerschaft kann selbst bei einer Eizellenspende oder Leihmutterschaft (und somit einem komplett allogenen Fetus) erfolgreich sein.10 Jedoch ist die Immunantwort von graviden Frauen nicht generell reduziert. Dies beweist der Immunstatus der Schwangeren und die adäquate Immunantwort auf verschiedene inflammatorische Stimuli, d.h. das Immunsystem der Mutter ist nicht ignorant.11 Das Immunsystem erkennt durchaus die fremden Antigene des fetalen „Transplantats“ und reagiert darauf.12 13 14 So wurde im Maus-Modell gezeigt, dass ein mit väterlichen Antigenen bestückter Tumor in der trächtigen 1 weiblichen Maus nicht abgestoßen wird, ein Tumor mit anderen Antigenen jedoch schon. Nach Ablauf der Schwangerschaft wird auch der väterliche Tumor abgestoßen. Dies bedeutet, dass die Toleranz sehr spezifisch und nur vorübergehend besteht.12 Die Mutter erweitert ihr „Selbst-Verständnis“ für die Dauer der Gravidität auf die fremden Antigene des Fetus.8 Die Aufklärung des scheinbaren immunologischen Paradox der Schwangerschaft und der komplexen Mechanismen der fetomaternalen Toleranz ist nicht nur von Bedeutung für eine mögliche Therapie von habituellen Aborten, sondern auch entscheidend für das Verständnis und die Behandlung von immunologischen Erkrankungen, wie z.B. Autoimmunerkrankungen und Allergien, und für neue Ansätze in der Transplantation von Zellen und Organen. 15 Zur Lösung des Geheimnisses der Fortpflanzung soll die vorliegende Arbeit einen kleinen Beitrag liefern. Abb. 1: Plazenta: Schnittstelle zwischen Mutter und Kind Humaner Keim nach Vollendung der Implantation, 12 Tage nach der Befruchtung. Der Synzytiotrophoblast umgibt die Lakunen. (aus Junqueira, L.C., Carneiro, J., Schiebler, T.H., Histologie. Zytologie, Histologie und mikroskopische Anatomie des Menschen unter Berücksichtigung der Histophysiologie, 4.Auflage, 1996, Springer-Verlag) 2 1.2 Hämochoriale Plazentation Die Schwangerschaft des Menschen zeichnet sich morphologisch durch ein besonders intensives Eindringen plazentarer Zellen in den Uterus aus. Man spricht von der sog. hämochorialen Plazentation. Die einzigartige „Aggressivität“ des menschlichen Trophoblasten zeigt sich u.a. darin, dass es ektope Schwangerschaften (also fetales Wachstum außerhalb des Uterus) nur beim Menschen gibt.16 Bei der Plazentation kommen die fetalen extravillösen Trophoblastenzellen in sehr engen Kontakt mit maternalen Immunzellen17, da sie in die Dezidua (=Endometrium des schwangeren Uterus) bis hin zum ersten Drittel des Myometriums und sogar in die Spiralarterien einwandern. Diese fetale Invasion ermöglicht die Verankerung der Plazenta in der Uteruswand und den Zugang zum mütterlichen Gefäßsystem, der das Sauerstoff- und Nährstoffangebot für den Fetus sichert.18 19 Zum Schutz der mütterlichen Integrität muss jedoch die Uteruswand vor einer übermäßigen Invasion des extravillösen Trophoblasten (EVT) geschützt werden. Es muss zu einem Gleichgewicht zwischen der Limitierung der fetalen Invasivität und einer spezifischen Toleranz des EVT durch das mütterliche Immunsystem kommen.8 Die Invasivität des Fetus ist während des 1.Trimenons am stärksten ausgeprägt, in dieser Zeit ist der Kontakt der mütterlichen Immunzellen und der fetalen Zellen durch die Dezidua begrenzt. Ab dem 2.Trimenon gelangt das mütterliche Blut in die intervillösen Räume, wodurch die Trophoblastenzellen in direkten Kontakt mit dem mütterlichen Blut gelangen.1 20 21 Das mütterliche Immunsystem stößt dabei auf keine typischen somatischen Zellen, sondern auf extraembryonale, vom Trophektoderm abstammende Zellen, die einige Besonderheiten wie unmethylierte DNA, Riesenzellen, Gen-Imprinting, bestimmte HLA-Antigene, endogene retrovirale Produkte und onkofetale Proteine aufweisen.22 23 Zudem treten im Verlauf der Schwangerschaft fetale Zellen ins Blut der Mutter und vice versa über, wo sie mehrere Jahre persistieren können (Mikrochimerismus).24-26 Somit wird der anfängliche lokale Kontakt zwischen fetalen und mütterlichen Zellen auf den ganzen Körper ausgeweitet und das maternale Immunsystem muss sich mit fetalen Immunogenen auseinandersetzen. 3 Abb. 2: Trophoblastenzellen in der menschlichen Plazenta. Bei der hämochorialen Plazentation baden die vom Fetus abstammenden Zotten im mütterlichen Blut des intervillösen Raums. Die innere Schicht der trophoblastären Zellen stellen die Zytotrophoblastenzellen (CTB) dar. Von dieser Zellschicht stammt die äußere, multinukleäre synzytiale Schicht des Synzytiotrophoblasten (SZT) ab. Die Haftzotten überbrücken den intervillösen Raum und heften sich an die mütterliche Dezidua. Die zytotrophoblastären Zellen der Haftzotten differenzieren zu extravillösen trophoblastären Zellen, die in die maternale Dezidua eindringen. Ein Teil der extravillösen trophoblastären Zellen ersetzt die Wände der mütterlichen dezidualen Gefäße und wird dann als endovaskulärer CTB bezeichnet. (Abbildung modifiziert nach Sugimoto, J., Schust DJ. Review: human endogenous retroviruses and the placenta. Reprod Sci 2009, 16(11):1023-33) 1.3 Bisherige Erkenntnisse zur fetomaternalen Toleranz Warum kommt es nun aber trotz der Allogenität i.d.R. zu keiner Abstoßung des Fetus? Bis heute ist es Gegenstand intensiver Forschung, inwiefern sich der Fetus der maternalen Immunabwehr entziehen kann und wie die immunologische Toleranz der Mutter gegenüber dem fetalen „Allotransplantat“ induziert wird. Es werden 4 verschiedene Ursachen für diese einzigartige immunologische Situation diskutiert: Zum einen werden klassische HLA-Antigene gar nicht (wie HLA-A und B) bzw. nur gering (wie HLA-C) auf der Oberfläche des Trophoblasten exprimiert19 27 , wohingegen die nichtklassischen Oberflächenmoleküle wie HLA-E28, HLA-G29 30 und HLA-F31 verstärkt vorkommen. HLA-C und E stellen Liganden für Natürliche Killerzellen (NK) dar, wobei die NK die fetalen Zellen womöglich durch das monomorphe HLA-E als „Selbst“ ansehen und nicht attackieren.28 Das Fehlen von HLA-A und B verhindert evtl. eine zytotoxische T-Zell-Erkennung. Je nach Kombination des fetalen HLA-C und des maternalen KIR (Killercell Immunglobulinelike Receptor) auf den NK kann die Schwangerschaft erfolgreich oder nicht verlaufen.32 HLA-G kann über Antigen präsentierende Zellen (APC)33 und Apoptose von zytotoxischen CD8+ T-Zellen34 eine Unterdrückung der Immunantwort bewirken.35 Zudem herrscht in erfolgreichen Graviditäten ein TH2-Profil der Zytokine (IL-4, IL-5, IL-6, IL-9, IL-10, IL-13) vor, wohingegen inflammatorische T H1-Antworten (IL-2, IFN-γ) oft mit Aborten assoziiert sind. 36 37-40 41 42 Während einer Schwangerschaft werden bisweilen Besserungen der Symptomatik bei Krankheiten, die mit einem TH1Profil einhergehen (z.B. Multiple Sklerose, Rheumatoide Arthritis), beschrieben.43 Im Gegensatz dazu ändert sich beim systemischen Lupus erythematodes, der mit einer Neigung zu TH2-Antworten assoziiert ist, die Krankheitsaktivät nicht oder verstärkt sich sogar.44 Die Bedeutung der TH1/ TH2-Balance wird jedoch in den letzten Jahren kontrovers diskutiert (s.u.).45 46 47 Des Weiteren produzieren die Dezidua und die Zytotrophoblastzellen selbst immunsuppressiv wirkende Zytokine wie z.B. TGF-β oder Interleukin 10 (IL-10) und Mediatoren wie Indoleamine-2,3-Dioxygenase (IDO).48 49 50 Das Enzym IDO baut Tryptophan ab und führt damit zu einer Reduktion dieser Aminosäure, was eine Unterdrückung der T-Zell-Funktion (v.a. TH1) zur Folge hat.50 Außerdem kommt es vermutlich zu einer kontrollierten, spezifischen Apoptose (über die Bindung von Fas-Ligand auf dem Trophoblasten und Fas auf aktivierten Lymphozyten) von alloreaktiven T-Zellen, die paternale AG in der Plazenta erkennen.12 51 Eine wichtige Rolle scheinen auch regulatorische T-Zellen (Treg) zu spielen, die eine entscheidende Funktion in der Vermittlung der Selbsttoleranz einnehmen.52 5 53 Die Konzentration der Treg ist im peripheren Blut gravider Frauen gegenüber NichtSchwangeren erhöht52 und auch aus der humanen Dezidua konnten Treg isoliert werden.54 Im Maus-Modell führen jene CD4+CD25+ Treg-Zellen zur Toleranz gegenüber dem Fetus.55 Bisher sind die Mechanismen ihrer Generierung, ihrer Expansion, ihrer Spezifität und Migration im dezidualen Kontext jedoch weitgehend unbekannt.15 Eine Begrenzung der Invasion des EVT durch geregelte Apoptose der fetalen Zellen könnte die Entstehung eines inflammatorischen Mikromilieus verhindern, da ein kontrollierter Zelltod im Gegensatz zur Nekrose keine entzündliche Immunantwort induziert. Die Phagozytose apoptotischer Zellen durch Gewebsmakrophagen bewirkt die Produktion von anti-inflammatorischen Zytokinen.56 Dieser Mechanismus könnte das immunsuppressive Milieu im Uterus unterstützen, was wichtig für eine mögliche tolerogene Ausrichtung von APC, die Epitope dieser apoptotischen Zellen präsentieren, ist.8 57 Alle protektiven Mechanismen finden idealer Weise lokal statt, da die Schwangere in der Lage sein muss gegen exogene Infektionen Widerstand zu leisten. 1.4 Immunzellen in der Plazenta Besonders wichtig im immunologischen Kontext sind die in der Plazenta vorherrschenden Immunzellen, deren Funktion entscheidend für die Reaktion des mütterlichen Immunsystems auf den sich entwickelnden Fetus ist. Innerhalb des stromalen Kompartiments des Endometriums herrscht in der lutealen Phase der Schwangerschaft eine hohe Konzentration an unterschiedlichen Leukozyten vor, die sich in der Dezidua des ersten Trimenons noch vermehren.58 59 Den größten Anteil unter den CD45+ immunkompetenten Zellen in der fetomaternalen Grenzzone bilden die CD16-CD56++ uterinen Natürlichen Killerzellen (uNK)60. Unter den T-Zellen werden v.a. CD3+ T-Zellen gefunden.61 62 63 B-Zellen sind kaum zu finden.64 Im Fokus dieser Arbeit stehen die endometrialen und dezidualen CD14+ DC-SIGN-bzw.+ CD83+bzw.- DEC-205+ CD40+ mononukleären Zellen, die 20% der dezidualen Leukozyten darstellen.65-67 68 Durch Elektronenmikroskopie69 und Immunhisto- chemie64 wurde ein enger Kontakt zwischen den Zellen des extravillösen Trophoblasten und den dezidualen Leukozyten nachgewiesen. Dies legt parakrine 6 und direkte Interaktionen zwischen den mütterlichen Immunzellen und fetalen Zellen nahe. Diese wechselseitigen Einflüsse sind möglicherweise bei der Regulation der Toleranz gegenüber dem Fetus und der Trophoblasteninvasion beteiligt. 1.5 Dendritische Zellen (DC) Die Immunabwehr des Menschen beruht auf einer abgestimmten Zusammenarbeit des unspezifischen angeborenen und des AG-spezifischen erworbenen Immunsystems (IS).70 Dendritische Zellen (DC) nehmen als professionelle Antigen präsentierende Zellen (APC) eine wichtige Position in der menschlichen Immunabwehr ein – zum einen wirken sie an der Schnittstelle zwischen angeborenem und erworbenem IS71, zum anderen sind sie in der Lage Immunität oder aber auch Toleranz zu vermitteln.72 DC können die Wirkung und Funktion von B-, NK-, und T-Zellen (TH1/ TH2, Treg) beeinflussen.73 Erst 1972 wurden die DC als sternförmige Zellen, die in der Lage sind Fortsätze auszubilden und sich zu verformen, in der Milz von Mäusen von Steinman et al. nachgewiesen.74 Ihr Name (griechisch dendron: Baum) leitet sich aus ihrer Morphologie ab, da ihre langen beweglichen Zytoplasmaausläufer an Verästelungen erinnern. 75 Durch Erforschung der schon 1868 entdeckten Langerhans-Zellen der Epidermis als Prototypen der DC konnten wichtige Aspekte in der Entstehung von Immunität geklärt werden.75 76 Zu den APC gehören neben den dendritischen Zellen auch Gewebsmakrophagen und B-Zellen, wobei den DC die höchste Potenz, eine AG-spezifische TZellimmunität auszulösen, zugeschrieben wird.77 78 Von ihrem Reifezustand und ihrem Wirkungsort hängt es ab, welche Funktion die DC ausüben.79 Sie unterliegen im Verlauf der Immunantwort einem Zyklus verschiedener Zustandsformen, die sich durch qualitativ und quantitativ unterschiedliche Produktion von Zytokinen, durch Expression unterschiedlicher Zelloberflächenmarker (Rezeptoren für die Antigenaufnahme, für mikrobiologische Liganden, für Zytokine und Chemokine) und unterschiedliche Aufgaben in der Immunantwort auszeichnen.73 Die aus dem Knochenmark hervorgehenden unreifen DC (immature DC, iDC) patrouillieren durch nahezu alle Gewebe80 - v.a. durch Gewebe, die in direktem Kontakt mit der Umwelt stehen (Haut und periphere Schleimhäute)81, aber auch im Interstitium der parenchymatösen Organe, im Blut und im Lymphgewebe - als 7 sogenannte „Wächterzellen des Immunsystems“ auf der Suche nach potentiellen Antigenen. Kommt es zu Antigenkontakt, z.B. in Form von pathogenen Erregern oder toten Zellen, können die iDC diese durch Makropinozytose, Rezeptor vermittelte Endozytose und Phagozytose aufnehmen.82 84 83 Die für die AG-Aufnahme 85 erforderlichen Rezeptoren (u.a. DC-SIGN , DEC205 ) werden auf unreifen DC im besonderen Maße86, MHC-II-Komplexe hingegen in geringer Menge87 und kostimulatorischen Moleküle88 nahezu gar nicht exprimiert79. Die aufgenommenen Proteine werden intrazellulär zu Peptiden prozessiert und mit MHC-Komplexen verbunden.72 89 Peptide, die aus dem Zytosol der Zelle stammen, werden zur Präsentation für CD8+ zytotoxische Killerzellen mit MHC-I90, Peptide, die von außen aufgenommen wurden, zur Präsentation für CD4+ T-Zellen mit MHC-II komplexiert.91 72 Z.B. durch proinflammatorische Zytokine wie IL-1 und TNF-α92 93 , durch Signalmoleküle wie CD4094 oder durch Stimulation der Toll-like Rezeptoren kommt es dann zur Aktivierung der DC. Die Zellen begeben sich auf eine Wanderung vom Ort des Entzündungsgeschehens über die Lymphgefäße in die T-Zell-Region lokaler Lymphknoten.72 95 Die Migration der DC wird durch die Ausbildung entsprechender Chemokinrezeptoren (CCR), wie v.a. von CCR7, auf ihrer Oberfläche gesteuert.96 Auf ihrem Weg kommt es durch verschiedene zellbiologische Vorgänge zur Reifung der DC. Die reifen DC (mature DC, mDC) sind nun in der Lage die auf ihrer Zelloberfläche an MHC-Komplexe gebundenen Antigenfragmente (Epitope) den naiven T-Lymphozyten (CD4+ bzw. CD8+) zu präsentieren. Aus dem Pool der zirkulierenden T-Zellen wird die spezifisch zum präsentierten AG passende T-Zelle aktiviert und deren klonale Expansion und Differenzierung in Effektorzellen ausgelöst.97 98 Im Oberflächenmoleküle99 reifen 100 Zustand exprimieren die DC kostimulatorische wie B7 oder CD83 und produzieren verstärkt T-Zell stimulierende Zytokine wie IL-12, TNF-α, IL-1β und IL-6.101 79 Die DC-Reifung kontrolliert somit die Induktion von CD4+ und CD8+ T-Zell-Immunität. 102 103 Die für die Migration der DC in den Lymphknoten (Chemokinrezeptoren), für die Interaktion mit der T-Zelle (Adhäsionsmoleküle) und für die Kostimulation (B7-Moleküle und TNFRLiganden) erforderlichen Moleküle werden im reifen Zustand auf der Oberfläche der DC im hohen Maße exprimiert.104 Ob sich aus der Aktivierung der T-Zellen eine Immunitäts- oder eine Toleranzentwicklung ergibt, hängt v.a. von der Expression 8 eben jener kostimulatorischen Moleküle (wie CD80, CD86, CD40) auf den DC, aber auch vom vorherrschenden Zytokinprofil und von Mediatoren wie IDO ab. Neben ihrer Fähigkeit eine spezifische T-Zell-Antwort auszulösen, haben die DC auch wichtige regulatorische Aufgaben im Immunsystem hinsichtlich der Induktion einer peripheren Toleranz.94 105 106 So können unreife107 und mukosale DC regulatorische T-Zellen induzieren, so dass eine Immunreaktion auf harmlose Antigene verhindert wird.108-110 Auch können die DC T-Zellen in Richtung TH2 - Helfer Antwort polarisieren111, wenn sie mit antiinflammatorischen Zytokinen wie IL-10112 113 114 oder Glukokortikoiden wie Dexamethason115 versetzt werden. Reife DC stimulieren also inflammatorische TH1-Zellen, unreife DC induzieren IL-10produzierende regulatorische T-Zellen. Durch Stimulation mit unreifen DC wird die Proliferation alloreaktiver T-Zellen irreversibel inhibiert und die T-Zellen verlieren ihre Fähigkeit, IFN-γ, IL-2 oder IL-4 zu produzieren.116 Lutz und Schuler sprechen neben den reifen und unreifen DC von einem möglichen semimaturen Zustand der DC, der eine permanente Toleranz gegenüber Selbst-AG (aus peripheren Geweben) durch Induktion von CD4 + Treg - Zellen vermittelt. SemiMaturitiät werde durch Zytokine wie TNF-α induziert, wobei die DC dann trotz hoher Expression von MHC-II- und kostimulatorischen Molekülen keine proinflammatorischen Zytokine produzieren.79 Neben der Unterscheidung durch ihre Reife können die DC auch nach ihrer Entstehung in zwei Hauptgruppen eingeteilt werden: Myeloide DC (DC1), die bevorzugt TH1-Antworten induzieren und plasmazytoide DC (DC2), die TH2Antworten begünstigen. Dies trifft aber v.a. in Nagetieren zu.117 9 Lebenszyklus der DC Abb. 3: Lebenszyklus der DC Die unreifen DC (iDC) agieren im peripheren Gewebe als Wächterzellen. Sie nehmen fremde Antigene (AG) auf und werden so aktiviert. Während der Verarbeitung der AG migrieren sie über die Lymphgefäße in die Lymphknoten und reifen. Im Lymphknoten nehmen die reifen DC (mDC) Kontakt mit den passenden T-Zellen auf und aktivieren diese. Die T-Zellen wandern dann zur spezifischen Immunantwort ins entzündete Gewebe. (Abbildung modifiziert nach Huck, B. Einfluss Schwangerschafts-assoziierter Hormone auf Phänotyp und Funktion humaner dendritischer Zellen, Dissertation, Würzburg, 2004) 10 Unreife DC Gewebeständig Halbreife DC SteadyState migratorisch Darmflora intranasal apoptotische Zellen TNF-α Reife DC Infektiöser Status migratorisch LPS & CD40L LPS & CD40L MHC II: niedrig B7: negativ/niedrig IL-12-, IL-10-, IL-6-, TNF-α-, IL-1β+ MHC II: hoch B7: hoch IL-12-, IL-10-/+, IL-6-, TNF-α+, IL-1β+ MHC II: hoch B7 hoch IL-12+, IL-6+, TNF-α+, IL-1β+ Anergie CD4+ IL-10+ Treg Immunität Toleranz Toleranz Immunität Abb. 4: Unreife, halbreife, reife DC im Kontext der T-Zell-Toleranz und Immunität. + In vivo sind halbreife DC aktiv an der Toleranzentwicklung beteiligt, indem sie IL-10 + CD4 regulatorische T-Zellen (Treg) Antigen-spezifisch aktivieren. Unreife DC induzieren T-Zell-Inaktivität durch niedrige Expression von MHC II und kostimulatorischer Moleküle wie B7 und geringe Sekretion proinflammatorischer Zytokine. Reife DC sind essentiell für die Stimulation der T-Zell-Immunität. Die Reifung wird durch Stimulation von TLR z.B. durch LPS verursacht. (Abbildung modifziert nach Lutz, M. B. and G. Schuler (2002). "Immature, semi-mature and fully mature dendritic cells: which signals induce tolerance or immunity?" Trends Immunol 23(9): 445-449.) 1.6 Dendritische Zellen im uterinen Kontext Neben anderen immunkompetenten Zellen im Bereich der fetomaternalen Grenzzone könnten gerade die dendritischen Zellen für den Erhalt oder Misserfolg einer Schwangerschaft verantwortlich sein. Die DC scheinen für die schwierige Aufgabe, zum einen die Mutter (und somit auch den Fetus) vor Infektionen zu 11 schützen, zum anderen aber durch mögliche Präsentation fetaler AG, Toleranz gegenüber dem Fetus zu schaffen, geeignet zu sein. Entscheidend ist das Zusammenspiel der verschiedenen Zellen. Die DC-Funktion in utero in der frühen Schwangerschaft muss immer in Relation zu den maternalen uNK und T-Zellen gesehen werden.65 So findet sich z.B. eine kleine Anzahl unreifer DC in der Dezidua in Gebieten mit dichter uNK-Infiltration. Diese dezidualen iDC könnten über Aktivierung der NK die angeborene Immunabwehr stimulieren oder sie selbst könnten durch Signale der NK, die die Liganden des Trophoblasten erkennen, beeinflusst werden. 19 118 Der Einfluss der DC auf die NK und vice versa hängt von dem Konzentrationsverhältnis DC zu NK und der Reife der DC ab.119 T-Zellen erkennen den Trophoblasten nicht direkt, da er nur wenig HLA-C und kein HLA-A und B exprimiert (s.o.). Somit ist die indirekte Erkennung über Präsentation durch APC wahrscheinlicher und die Funktion der DC tolerogen oder immunogen zu wirken entscheidend. Die meisten der CD14+ mononukleären Zellen, die 20% der endometrialen Leukozyten darstellen, exprimieren HLA-DR und DC-SIGN (CD209), welche Marker für unreife dendritische Zellen darstellen.66 68 Im Gegensatz dazu sind reife CD83+ DC nur in geringer Menge in der Dezidua vorhanden.66 120 Askelund et al. fanden eine signifikant höhere Anzahl an reifen DC in humanem Deziduagewebe von Aborten in der 8.Schwangerschaftswoche als in normalen Schwangerschaften, was die Vermutung nahelegt, dass reife DC eine Rolle in der Pathophysiologe von habituellen Aborten spielen.121 Eine einzelne reife DC kann 100-3000 T-Zellen stimulieren.122 So könnte auch eine nur kleine Anzahl an reifen DC in der humanen Dezidua wichtiger Mediator für immunologische Interaktion in der fetomaternalen Grenzzone sein.66 Die Art und der Reifungszustand der dezidualen DC ist also evtl. das kritische Moment in der T-Zell-Alloerkennung des Trophoblasten. Die im Uterus vorkommenden DC ähneln, wie von Kämmerer et al. beschrieben, phänotypisch den im Stroma von Tumoren vorliegenden sog. Tumor assoziierten Makrophagen (TAM).68 123 Es ist zu vermuten, dass TAM bzw. uterine DC (uDC) wesentlich zum Wachstum und zur Invasität, aber auch zur Immunevasion der Tumorzellen124 bzw. des Trophoblasten beitragen. Tumorassoziierte DC (z.B. DC aus Metastasen bei malignem Melanom, DC aus dem peripheren Blut bei Mammakarzinom) haben gewöhnlich eine niedrige allostimulatorische Fähigkeit und 12 liegen v.a. im unreifen Zustand vor. Zudem kann IL-10 in Tumorgeweben die Toleranzentwicklung unterstützen.125-127 Unterbleibt bei AG-Kontakt die vermehrte Produktion von CCR 7 (s.o.) auf der Oberfläche der iDC, bleiben die DC an Ort und Stelle, was bei der Plazentation ein Grund für die Ansammlung unreifer Zellen ohne oder mit nur wenigen auswandernden klassischen DC zu sein scheint. Das Ausbleiben der Reifung der uDC wird wesentlich durch das Mikromilieu, in welchem der Antigenkontakt stattfindet, bestimmt, so dass hier der Schlüssel zur Entwicklung von Toleranz oder Abwehr vermutet wird. Im Plazentabett herrscht ein Milieu vor, in dem ein eher tolerogener Phänotyp von uterinen DC vorliegt.123 Dies beinhaltet die Anwesenheit von Prostaglandin E2128, Vitamin D3129, TGFβ und IL-10.130 65 13 uNK Abb.5: DC im intrauterinen Kontext in der frühen Schwangerschaft Aus der Haftzotte, die die Plazenta an der Dezidua verankert, wandern die CTB in die Dezidua und bis ins Myometrium, wo sie in Kontakt mit den maternalen Immunzellen gelangen. Es finden sich darunter neben den unreifen und reifen DC besonders viele uterine NK-Zellen (uNK), die oft in engem Kontakt mit iDC beobachtet werden, T-Zellen, die mit mDC assoziiert vorliegen können, und Makrophagen (MP). In der dezidualen Basalis liegen die iDC und uNK auch assoziiert mit invasivem CTB vor. Der invasive CTB wandert von den Haftzotten aus durch die stromale Dezidua bis ins Myometrium, wo die Zellen zu Riesenzellen fusionieren. Auf dem Weg ins Myometrium werden einige CTB apoptotisch und dann von den iDC aufgenommen. Ein komplexes Mikromilieu an Zytokinen und anderen löslichen Faktoren ermöglicht die wechselseitige Kommunikation zwischen den Zellen. (Abbildung modifiziert nach Kammerer, U., von Wolff, M. et al. (2004). "Immunology of human endometrium." Immunobiology 209(7): 569-574.) 14 Wie kommt es aber dazu, dass gerade die unreifen DC in der fetomaternalen Grenzzone vorherrschen und die Reifung unterbleibt? Wie kommt es zur Schaffung des tolerogenen Mikromilieus und dem Status einer friedvollen Koexistenz zwischen zwei allogenen Geweben? Bemerkenswert ist, dass insbesondere die Plazenta Trophoblast131-133 aber auch viele maligne Zellen134 135 und der extravillöse durch eine einzigartige Expression von Proteinen humaner endogener Retroviren (HERV) auffallen. 1.7 Humane endogene Retroviren (HERV) Im humanen Genomprojekt (International Human Genome Sequencing Consortium IHGS) wurde gezeigt, das ca. 8% des menschlichen Genoms aus endogenem Virenmaterial besteht136, das vermutlich von infektiösen Retroviren stammt, die sich im Laufe der letzten 40 Millionen Jahren durch Infektion der Keimzellen ins Genom integriert haben und nach den mendelschen Regeln von Generation zu Generation vererbt worden sind und werden.136 137 138 139 Die Nomenklatur der HERV erfolgt heterogen, meist aber sind sie anhand der Bindungsstelle für den Primer, der die reverse Transkription initiiert, benannt. Der Einbuchstabencode der Aminosäure des jeweiligen t-RNA-Primers gibt dem HERV seinen Namen. So ergibt sich z.B. für Lysin das Suffix K.140 141 Retrovirale Genome weisen eine typische Organisation auf, die sich durch gespleißte Leserahmen mit den Gengruppen gag, pro, pol und env, die von nicht kodierenden „long term repeats“ (LTR) eingerahmt werden, auszeichnen (s.u.). Gag (Gruppenspezifisches Antigen) kodiert für virale Strukturproteine (Matrix-, Capsidund Nukleokapsidproteine), Pol (Polymerase) und Pro (Protease) für virale Enzyme (Reverse Transkriptase, Integrase, RNase, Protease, Polymerase) und Env (Envelope) für Hüllproteine. Die LTR enthalten nichtkodierende und regulatorische Sequenzen, u.a. Promotor- und Enhancer-Elemente.142 Exogene Retroviren sind von einer Hüllmembran (Envelope) umgeben, in die transmembrane Hüllproteine (TM) eingelagert sind, die der Rezeptorerkennung und Membranfusion dienen. An den extraviralen Bereich des TM-Proteins ist ein externes Glykoprotein gebunden. Im Inneren befinden sich das Virus-Kapsid, Nukleokapsidproteine und die viralen Enzyme.143 15 Abb. 6: Schematischer Aufbau eines exogenen Retrovirus am Beispiel von HIV-1: Die Hüllproteine aus transmembraner Untereinheit (TM) und Oberflächenglykoprotein (SU) sind in die Membran eingelagert. (RT=Reverse Transkriptase) (Abbildung modifiziert nach US National Institute of Health, http://www.niaid.nih.gov/topics/HIVAIDS/Understanding/Biology/Pages/structure.aspx, Nov. 2011) 16 Retroviraler Lebenszyklus Abb.7: Lebenszyklus von exogenen und endogenen Retroviren Ein extrazelluläres Retrovirus besteht aus einer äußeren Hülle aus Glykoproteinen (Produkte des envGens) und der Zellmembran der Wirtszelle und den innerhalb dieser Hülle befindlichen Proteinen (Produkte des gag-Gens) und zwei viralen RNA-Strängen, die sich aus den nichtkodierenden Abschnitten und zusammensetzen. mehreren Das retroviralen Virus interagiert Enzymen mit (u.a. der die Reverse Wirtszellmembran Transkriptase, und gelangt RT) durch rezeptorvermittelte Endozytose in die Zielzelle. Nun wird die virale RNA durch die RT revers transkribiert, die doppelsträngige DNA gelangt in den Zellkern und wird in das Genom des Wirts durch die virale Integrase integriert. Nach Transkription der proviralen (integrierten) DNA wird die entstandene virale RNA entweder für die Bildung neuer Viruspartikel oder für die Synthese viraler Proteine verwendet. Die Schritte 1, 2 und 3 sind charakteristisch für extrazelluläre RV, alle anderen Schritte für extrazelluläre und endogene RV. Eine Rekombination zweier LTRs eines ERV, die zu einem einzelnen LTR führt ist möglich. (Abbildung modifiziert nach Sverdlov, E. D. (2000). "Retroviruses and primate evolution." Bioessays 22(2): 161-171.) Nach Integration der Retroviren ins Genom kam es im Verlauf der Evolution durch Rekombinationen, Insertionen, Mutationen und Deletionen zur Inaktivierung eines großen Teils der integrierten Retroelemente und somit oft auch zum Verlust ihrer Infektiösität. Von vielen HERV sind im Genom nur noch die LTR erhalten, die als Promotoren und Enhancer die Transkription zellulärer Gene aktivieren können. Andererseits können Gene ihre Funktion auch verlieren, wenn es zur Integration des HERV innerhalb dieser Gene kommt.136 142 137 131 17 Einige HERV weisen jedoch intakte offene Leserahmen (open reading frames, ORFs) auf und so können bestimmte Sequenzen transkribiert und translatiert werden.137 Die Transkription und Expression der meisten HERV ist gewebespezifisch. So werden retrovirale Elemente v.a. in Keimbahnzellen, in fetalem Gewebe, in der Plazenta und auch in Tumorgewebe nachgewiesen.141 144 Gewebe Treffer HERV EST Anteil HERV Gewebe Treffer HERV EST Anteil HERV Zervix Amnion normal Leiomyos Kolon (pooled) Pankreas/Milz (p.) Knorpel Fetales Gehirn Leukozyten Gehirn (pooled) Hypothalamus Milz Muskuloskelettal Prostatatumor Prostata (normal) ZNS Hoden (normal) Kopf (normal) Brust (normal) Lunge (normal) Dünndarm Kolon (normal) Skelettmuskel RPE u. Choroid B-Zellen Leber (nichtkanzerös) HCC Blase fetale Augen Nebenschilddrüse Vorhaut Nebenniere Knochen Kolon_ins. Uterustumor 27 7 25 12 20 10080 10083 10108 10131 10197 0,27% 0,07% 0,25% 0,12% 0,20% Pooled Magen Lungentumor Blut Nerventumor 59 373 105 84 147 26256 151066 31258 33243 38993 0.22% 0.25% 0.34% 0.25% 0.38% 39 7 12 15 78 24 10 25 27 28 28 52 96 61 39 53 143 68 27 30 10240 10327 10500 10710 12251 12459 12952 13461 13771 13988 14513 14539 42490 15177 15342 15737 17470 17894 18415 19506 0,38% 0,07% 0,11% 0,14% 0,64% 0,19% 0,08% 0,1% 0,20% 0,20% 0,19% 0,36% 0.23% 0.40% 0.25% 0.34% 0.82% 0.38% 0.15% 0.15% 123 39 94 88 162 219 110 531 248 116 195 158 268 261 539 351 328 372 346 92 40612 14842 43481 45610 51840 53681 53835 54135 65133 66823 74790 83387 104003 115824 118000 127496 129796 135730 146515 27652 0.30% 0,26% 0.22% 0.19% 0.31% 0.41% 0.20% 0.98% 0.38% 0.17% 0.26% 0.19% 0.26% 0.23% 0.46% 0.28% 0.25% 0.27% 0.24% 0.33% 29 57 84 72 34 86 50 89 68 19629 20339 22312 22510 23088 23654 24471 25147 25283 0.15% 0.28% 0.38% 0.32% 0.15% 0.36% 0.20% 0.35% 0.27% Mark Ohr Embryo Leber Tonsillen Nerv normal Muskel Plazenta Keimzellen Herz Auge Lymphe Ovar Haut Hoden Brust Pankreas Kopf-Nacken Prostata Knochenmar k Niere Plazenta Uterus Kolon Lunge Pool Hirn Sonstiges 399 339 483 586 547 684 713 1036 153028 158876 171685 184598 216632 240799 347423 347670 0.26% 0.21% 0.28% 0.32% 0.25% 0.28% 0.21% 0.30% Tab. 1: Expression von HERV in menschlichem Gewebe Expressed Sequence Tag (EST) = exprimierte DNA-Sequenzen Höchste Expressionsrate von HERV in der normalen Plazenta (Tabelle modifiziert nach Kim, T. H., Y. J. Jeon, et al. (2004). "The distribution and expression of HERV families in the human genome." Mol Cells 18(1): 87-93.) 18 Die Konservierung im Genom über Millionen von Jahren lässt vermuten, dass die HERV als „symbiontische Parasiten“ einen wichtigen Beitrag zu physiologischen Funktionen im menschlichen Körper leisten bzw. sogar mitverantwortlich für die menschliche Evolution sind. Jedoch werden ihnen auch pathologische Auswirkungen zugeschrieben, z.B. bei Erkrankungen wie Multiple Sklerose145, Schizophrenie146 147 und Neoplasien.148 HERV ORFs in pol, gag, env HERV-K ORFs in pro, pol, env HERV-H ORF in pol HERV-L ORF in gag ERV-1 HERV-F (XA 34) HRES-1 ORF in env ERV-3 (HERV-R) HERV-FRD HERV-W HERV-E (clone 4-1) HERV-R(b) HERV-T ERV-9 ORF Pol (mehrere Stellen) Gag, env (6 verschiedene Stellen) Env (2q24.3), pro, pol Lokalisierung Plazenta (VT, EVT) Pol Plazenta, env in Amnion und Chorion Plazenta Gag (18q22-23) Gag (7q31.1-q31.3) Gag (1q42) SZT Plazenta Plazenta Env (7q11.21) Env (6p24.1) Env (7q21.2) Env Env (3p24.3) Env (19p13.11) Env (11q13) SZT Plazenta SZT, CTB SZT Plazenta Plazenta Plazenta Tab. 2: Expression endogener Retroviren in der menschlichen Plazenta Die Angabe von „Plazenta“ bedeutet, dass die Lokalisation nicht näher spezifiert werden kann. Zytotrophoblast (CTB), villöser Zytotrophoblast (VT), extravillöser Zytotrophoblast (EVT), Synzytiotrophoblast (SZT). (modifiziert nach Rote, N. S., S. Chakrabarti, et al. (2004). "The role of human endogenous retroviruses in trophoblast differentiation and placental development." Placenta 25(8-9): 673-683.) Die überproportionale Expression von HERV-Hüllproteinen in der Plazenta (z.B. HERV-W 149, ERV-3150, HERV-FRD151) legt die Annahme nahe, dass diesen dort eine besondere Rolle zukommt. Besonders gut untersucht sind hier z.B. Syncytin 1 als Hüllprotein von HERV-W und Syncytin 2 als Hüllprotein von HERV-FRD, die auf der Oberfläche des Trophoblasten exprimiert werden und wesentlich für die Fusion der Zytotrophoblastzellen zum Synzytiotrophoblasten verantwortlich sind.149 151 152 22 Im hiesigen Labor konnte erstmals die Expression des transmembranen Hüllproteins von HERV-K in normaler Plazenta zu verschiedenen Zeiten der Schwangerschaft 19 mittels Immunhistochemie und Western-Blot nachgewiesen werden. Das TM-Protein wurde in villösen Zytotrophoblastenzellen Zytotrophoblastenzellen (EVT) (VT) gefunden, nicht und in aber extravillösem in den Synzytiotrophoblastenzellen (SZT).153 CTB CTB-Säule Braun = Hüllprotein von HERV-K Abb. 8: Expression von HERV-K-Hüllprotein in der Plazenta Einige HERV-K-Proviren sind als aktivste und jüngste HERV die einzigen bekannten endogenen Retroviren mit intaktem offenem Leserahmen für alle viralen Gene154 und dadurch prinzipiell in der Lage sämtliche für die Replikation notwendigen Proteine zu synthetisieren.141 Es existieren mehr als 60 provirale Kopien und über 2500 einzelne LTR-Sequenzen im menschlichen Genom. In der Regel werden keine infektiösen Partikel gebildet, dennoch wurde nachgewiesen, dass in humanen Plazenten HERV-K verwandte Sequenzen in retrovirale Partikel verpackt werden können.155 156 Abb. 9: Strukturelles Schema von HERV-K LTR mit möglichen Hormon responsiven Elementen, Enhancer-, Promotor-Elementen und Polyadenylierungssignal und kodierende Genabschnitte. (Abbildung modifiziert nach Sverdlov, E. D. (2000). "Retroviruses and primate evolution." Bioessays 22(2): 161-171.) 20 Frühere Studien haben neben fusiogenen auch immunmodulierende Eigenschaften von retroviralen Hüllproteinen festgestellt. Zum einen kann es durch Rezeptorinterferenz zum Schutz vor Infektion mit nahe verwandten exogenen Retroviren kommen127 147 , zum anderen können die viralen Transmembranproteine einen Effekt auf die Zellen des Immunsystems ausüben. U.a. Syncytin 2157 und die transmembranen Hüllproteine von HERV-H158 159 wurden in früheren Studien bereits als immunsuppressiv beschrieben. Durch eine immunsuppressive Domäne der TM160 161 158 ist eine lokale Unterdrückung der Immunantwort im Bereich der fetomaternalen Grenzzone denkbar. Jedoch könnte es durch die HERV-Peptide auch zu einer proinflammatorischen Reaktion durch die APC kommen, wie es für den Multiple Sklerose MS)-assoziierten HERV (MSRV) bereits gezeigt wurde.162 1.8 Zytokine Zytokine163 164 sind eine Familie von löslichen Polypeptiden mit kurzer Halbwertszeit von einigen Minuten und niedrigem Molekulargewicht (<80kD), die viele Antworten des angeborenen und erworbenen Immunsystems regulieren und gewöhnlich in Konzentrationen im pikomolaren Bereich zur Spezialisierung des Immunsystems beitragen. Dieselben Zytokine können von vielen verschiedenen Zellen gebildet werden und einzelne Zytokine wirken auf verschiedene Zellen hämatopoetischer, endokriner, nervöser und immuner Mechanismen. Zur Familie der Zytokine gehören die Interleukine (IL), Kolonie-stimulierende-Faktoren (z.B. G-CSF, GM-CSF), Interferone (z.B. IFN-γ), Zytotoxine (z.B. Tumornekrosefaktor α (TNF-α)), Chemokine (z.B. IL-8, MCP-1) und Wachstumsfaktoren (z.B. TGF-α). Trotz ihrer strukturellen Unterschiede teilen sie mehrere Eigenschaften. Es kommt zu einer transienten, selbstlimitierenden Sekretion. In ihrer Wirkung sind sie meist pleiotrop und redundant. Pleiotropismus bedeutet, dass ein Zytokin verschiedene Zelltypen beeinflussen kann und somit verschiedene biologische Effekte verursacht. Redundanz hingegen bedeutet, dass mehrere Zytokine dieselben Funktionen übernehmen können. Des Weiteren beeinflussen sich die Moleküle in ihrer Synthese und Wirkung oft gegenseitig, sie können sich in ihrer Reaktion auf (patho-) physiologische Zellfunktionen antagonisieren bzw. additive oder synergistische Effekte aufweisen. Sie können lokal (auto- bzw. parakrin), aber auch systemisch 21 (endokrin) agieren. Die Information der Zytokine wird über die Bindung an spezifische hochaffine Rezeptoren auf den Zielzellen vermittelt. Externe Signale regulieren die Expression der Rezeptoren und so die Antwort der Zellen. Die zelluläre Antwort beinhaltet Veränderungen in der Genexpression der Zielzelle. Dies kann zu neuen Funktionen oder zur Proliferation von Zellen führen, aber auch die Aktivierung von Apoptose induzierenden Enzymen bedingen (TNF). Viele der Veränderungen in der Genexpression führen zur Differenzierung und Proliferation der B- und T-Lymphozyten und Aktivierung der Effektorzellen (u.a. Makrophagen). Beispielsweise kommt es zur Differenzierung der T-Helfer-Zellen in TH1- und TH2Zellen. Die Antworten der Zielzellen auf die Zytokine sind i.d.R. streng reguliert und Feedbackmechanismen verhindern ein Überschießen der Antworten. 1.8.1 Proinflammatorische Zytokine 1.8.1.1 Tumornekrosefaktor α TNF-α163 164 ist maßgeblich an einer akuten inflammatorischen Reaktion beteiligt. Ursprünglich wurde TNF-α als Serumbestandteil, der Nekrose von Tumoren verursachte, identifiziert.165 Gebildet wird TNF-α hauptsächlich von aktivierten mononukleären Phagozyten, aber auch von AG-stimulierten T-Zellen, NK-Zellen und Mastzellen.166 Der potenteste Stimulator für TNF-α-Produktion durch Makrophagen ist die Bindung von Lipopolysacchariden (LPS) an Toll like - Rezeptoren (TLR). Auch IFN-γ (aus TH1- und NK-Zellen) fördert die TNF-α-Synthese. Seine überwiegende physiologische Funktion ist die Rekrutierung von Neutrophilen und Monozyten zu den Orten der Infektion und die Aktivierung dieser Zellen, Mikroorganismen zu eradizieren. TNF-α veranlasst die Endothelzellen, Adhäsionsmoleküle für Neutrophile, Monozyten und Lymphozyten zu exprimieren. Außerdem stimuliert TNF-α die Zytokinsekretion von Endothelzellen und Makrophagen, was wiederum die Chemotaxis von Leukozyten bewirkt. Zudem bewirkt TNF-α eine vermehrte Sekretion von IL-1, das ähnliche Wirkungen wie TNF-α aufweist. In vitro induziert TNF-α die Apoptose von Zellen. Bei Vorliegen großer Mengen an TNF-α kommt es zu systemischen Auswirkungen wie Induktion von Fieber im Hypothalamus (wie auch durch IL-1), Erhöhung der Akute-Phase-Proteine (wie auch durch IL-6 und IL-1), Kachexie, Erniedrigung des 22 Blutdrucks, intravaskuläre Thrombosen und Hypoglykämie. Überproduziert kann dieses Zytokin für viele systemische Komplikationen bis hin zum Tod im Rahmen einer Sepsis verantwortlich sein. Im Zusammenhang mit Autoimmunerkrankungen ist TNF-α Gegenstand intensiver Forschung. Auch DC bilden nach Stimulation durch bakterielle AG wie LPS, also v.a. in ihrem reifen Zustand, TNF-α.167 Zugleich steigert TNF-α die Migration der DC und bewirkt zusammen mit PGE2 die Ausreifung der DC.168 169 1.8.1.2 Interleukin 1β Die Funktion von IL-1163 164 besteht im Rahmen des angeborenen Immunsystems in der Unterstützung von inflammatorischen Immunreaktionen bei Infektion und anderen Stimuli. Es wird hautsächlich von aktivierten mononukleären Phagozyten, von Neutrophilen, Epithel- und Endothelzellen gebildet. Seine Produktion wird durch bakterielle Produkte (wie z.B. LPS) und andere Zytokine wie TNF-α stimuliert. Es existieren IL-1α und β. Die biologischen Effekte von IL-1 sind ähnlich denen von TNF-α und abhängig von der vorliegenden Menge des Zytokins. Bei niedrigen Konzentrationen wirkt IL-1 als Vermittler einer lokalen Entzündungsreaktion, es erhöht die Expression von Adhäsionsmolekülen auf der Oberfläche von Endothelzellen, es stimuliert die Reifung der DC. Bei höheren Konzentrationen kommt es zu systemischen Auswirkungen (Fieber, Stimulation der IL-6-, AkutePhase-Proteine-Bildung und der Neutrophilen- und Thrombozytenproduktion im Knochenmark). Im Gegensatz zu TNF-α bewirkt IL-1 aber keine Apoptose von Zellen und auch in sehr hohen Dosen keinen septischen Schock. 1.8.1.3 Interleukin 2 IL-2163 164 , ein Glykoprotein aus 133 Aminosäuren (15,4kDa), spielt als Wachstums-, Überlebens- und Differenzierungssignal für B- und T-Lymphozyten eine große Rolle in der Regulation der Immunantwort. Es wird nach Aktivierung mit AG und anderen Kostimulatoren v.a. von T-Zellen sezerniert. Es fördert die Proliferation stimulierter TZellen und erhöht die Produktion von IFN-γ und IL-4 durch eben diese Zellen. Außerdem fördert es die Proliferation und Differenzierung der NK und induziert deren zytolytische Funktion. Jedoch ist IL-2 auch notwendig für das Überleben und evtl. die 23 Funktion von regulatorischen T-Zellen, die eine Immunantwort auf Selbst- und andere AG unterdrücken können. IL-2 kann die Lyse von unreifen DC durch NK verursachen, wohingegen die mDCs davor geschützt sind.170 Die Produktion von IL-2 durch die DC stimuliert die T-Zellen und bewirkt evtl. einen Switch von Toleranz zur Immunitätsentwicklung.171 1.8.1.4 Interleukin 8 IL-8163 164 gehört zur Familie der CXC-Chemokine. Diese stellen eine Gruppe von strukturell verwandten Zytokinen dar, die die Bewegung von Leukozyten stimulieren und die Migration von Leukozyten vom Blut an den Ort des Entzündungsgeschehens regulieren und einen Beitrag zur Angiogenese und Wundheilung leisten. Es existieren ca. 50 bekannte humane Chemokine, die alle 8-12 kD-Polypeptide darstellen. Proinflammatorische CXC Chemokine ziehen v.a. Neutrophile an und aktivieren diese.172 173 IL-8 bewirkt auch eine Chemotaxis von T-Zellen und die Unterdrückung der IL-4 Produktion.174 Es wird nach exogener und endogener Stimulation durch eine Vielzahl verschiedener Zellen produziert. Auch DC sezernieren IL-8 in niedriger Konzentration.175 Die Sekretion durch die DC wird durch Zytokine wie IL-1 und TNF-α, durch bakterielle und virale Antigene und unter oxidativem Stress gesteigert.176 177 1.8.1.5 Interleukin 6 IL-6163 164 ist ein Zytokin des angeborenen und erworbenen Immunsystems. Es wird von mononukleären Phagozyten, vaskulären Endothelzellen, Fibroblasten, B-/TZellen und anderen Zellen als Reaktion auf Erreger und andere Zytokine (v.a. IL-1 und TNF-α) gebildet. Im Rahmen der angeborenen Immunantwort stimuliert IL-6 die Synthese von Akute-Phase-Proteinen durch Hepatozyten und die Proliferation von Neutrophilen aus Knochenmarkvorläufern. Aber auch auf andere hämatopoetische Zellen wirkt IL-6 als Wachstumsfaktor. Im Hinblick auf das erworbene Immunsystem fördert IL-6 das Wachstum der B-Lymphozyten und deren Differenzierung zu Plasmazellen und wirkt möglicher Weise auch unterstützend auf zellvermittelte Immunreaktionen, indem es die Produktion von proinflammatorischen Zytokinen verstärkt und die Generierung und Aktivität von regulatorischen T-Zellen eindämmt. 24 Zu beachten ist jedoch auch die mögliche antiinflammatorische Potenz des IL-6, die sich in der Fähigkeit die Konzentration der proinflammatorischen Zytokine TNF-α und IL-1 zu senken zeigt.178 1.8.2 Antiinflammatorische Zytokine 1.8.2.1 Interleukin 4 IL-4163 164 stellt den Hauptstimulus für die Produktion von IgE-Antikörpern und für die Entwicklung von TH2-Zellen aus naiven CD4+ Helfer-T-Zellen dar und ist somit vornehmlich für die Abwehr von Helminthen und Parasiten zuständig, aber auch entscheidend in der Entstehung von Allergien. IL-4 wird als das Signalmolekül für die TH2-Untergruppe bezeichnet und wirkt als Induktor und Effektor-Zytokin dieser Zellen. Im Gegenzug unterdrückt es die TH1-Antwort und wirkt antagonistisch zu IFN-γ, dem TH1-Signalmolekül. Insgesamt wird also ein eher immunsuppressives Milieu unterstützt. Hauptsächliche Quellen von IL-4 sind die TH2-Zellen und aktivierte Mastzellen. Durch die Sekretion von IL-4 unterstützen DC die Differenzierung der T-Zellen und deren IL-4 und IL-5-Produktion. Dies führt zur Aktivierung der Eosinophilen und IgESynthese in B-Zellen.97 IL-4 stimulierte T-Zellen können auch zur Synthese des immunsuppressiven IL-10 stimuliert werden.179 1.8.2.2 Interleukin 10 IL-10163 164 , ein TH2-Zytokin, wirkt inhibitorisch auf aktivierte Makrophagen und dendritische Zellen und ist somit an der Kontrolle des angeborenen Immunsystems und der zellvermittelten Immunantwort beteiligt. Es wird vor allem von aktivierten Makrophagen, DC und TH2-Zellen gebildet. Interleukin 10 ist in der Lage, die Zytokinproduktion von T-Zellen und NK zu hemmen.180 Fähigkeit der Makrophagen, T-Zellen zu stimulieren 184 181 182 183 Es unterdrückt die und reduziert die Bildung von IL-12 und somit auch IFN-γ, welche stark proinflammatorisch wirken (TH1-Antwort). Weiterhin hemmt IL-10 auch die Expression von kostimulatorischen Molekülen (CD80 und 86) und Klasse-II-MHC-Molekülen auf der Oberfläche von MP und DC, 25 wodurch die T-Zell-Aktivierung unterdrückt wird und zellvermittelte Immunreaktionen unterbunden werden.114 185 112 IL-10-Knockout-Mäuse entwickeln entzündliche Darmerkrankungen, wahrscheinlich als ein Ergebnis unkontrollierter MP-Aktivierung.186 Auch das Ebstein-Barr-Virus hat ein Gen, das homolog zum menschlichen IL-10-Gen ist. Das virale IL-10 weist die gleichen Aktivitäten wie das humane Zytokin auf. Folglich kann das Virus gleichsam das Immunsystem seines Wirts unterdrücken.180 181 187 188 Auch menschliche Zytotrophoblastenzellen sind in der Lage Interleukin 10 zu produzieren.189 Bezüglich der dendritischen Zellen spielt IL-10 eine wichtige regulatorische Rolle. Es kann autokrin die DC im immaturen Zustand halten97 190 und die Sekretion von TH1- Zytokinen (IL-12, IFN-γ) durch reife DC reduzieren191 und so eine TH1-Antwort effizient unterdrücken. Wirkung.114 116 192 193 Unter IL-10-Einfluss vermitteln iDC eine tolerogene Weiterhin können DC durch IL-10-Sekretion naive T-Zellen zur Synthese von IL-4 stimulieren und somit die Differenzierung zu TH2-Zellen unterstützen.113 Zudem ist IL-10 vermutlich entscheidend für die Generierung von Treg.110 194 195 116 Aufgrund seiner immunsuppressiven Eigenschaften (T-Zellsuppression182, Induktion von Treg116 195 110 194 , tolerogener Phänotyp der DC192 193 79 ) könnte IL-10 aus den iDC evtl. der Schlüssel zur maternalen Toleranzinduktion gegenüber dem Fetus sein.130 1.8.3 TH1/TH2-Balance Zytokine163 164 sind neben direkten Zell-Zell-Kontakten und Stoffen wie Prostaglandinen und Hormonen wichtige Koordinatoren in der Kommunikation zwischen Mutter und Fetus und spielen eine Rolle bei der Implantation, der Entwicklung der Plazenta und dem Überleben des Fetus.196 Die Bezeichnung „TH-Zytokine“ leitet sich von den T-Helfer-Zellen, Effektorzellen des adaptiven Immunsystems, ab. Die T-Zellen spielen neben der Immunabwehr eine wichtige Rolle in der Abstoßung von Transplantaten, Anti-Tumor-Immunität und Autoimmunität. Nach Kontakt mit einem Antigen werden die naiven CD4+ TVorläuferzellen zur Proliferation und Differenzierung in T H1- oder TH2-Zellen veranlasst. Diese Zellen bilden dann je nach Typ verschiedene Zytokine. TH1-Zellen 26 setzen als wichtigstes Zytokin IFN-γ frei, welches dann zur Produktion von IgG1-3 führt. Eine TH1-Antwort u.a. zur Abwehr von viralen und bakteriellen Infekten hat eine starke proinflammatorische, zelluläre Immunantwort und die Bildung von Immunglobulinen mit zytotoxischer Potenz zur Folge. TH2-Zellen hingegen produzieren verstärkt IL-4 und IL-5. Während IL-4 die BLymphozyten zur Bildung von IgE und IgG4 veranlasst, führt IL-5 zu einer Aktivierung der eosinophilen Granulozyten sowie zu einer vermehrten IgA-Bildung durch BLymphozyten. Eine TH2-Reaktionslage tritt bei allergischen Erkrankungen und parasitären Infektionen und im Rahmen von Toleranzmechanismen auf. IFN-γ und IL-4 hemmen wechselseitig die Stimulation des jeweils anderen TH-Typs. Die Einteilung der Zytokine in die beiden Gruppen erfolgt danach, von welcher TZelle sie gebildet werden, aber auch welchen Weg der Differenzierung sie fördern. IL-12 und IFN-γ fördern die Differenzierung von TH1-Zellen, IL-4 von TH2-Zellen.197 Zu den TH1-Zytokinen zählen TNF-α, IL-2, IL-12 und IFN-γ. Unter die TH2-Zytokine fallen IL-4, IL-5, IL-6, IL-9, IL-10 und IL-13.198 199 Beim Menschen lassen sich die Interleukine 2, 6, 10 und 13 nicht restriktiv einer der beiden Gruppen zuordnen.47 Die Interleukine 6 und 8, die auch von Bedeutung für diese Arbeit sind, weisen eher proinflammatorische Eigenschaften auf. Mehrere Studien zeigen, dass sich das Zytokingleichgewicht in einer erfolgreichen Schwangerschaft von TH1- hin zu TH2-Zytokinen verschiebt. Ein Ungleichgewicht zugunsten der TH1-Zytokine ist häufig mit Aborten assoziiert, ein Überwiegen der TH2-Zytokine fördert das Überleben des Fetus. 36 37 38 39 40 41 42 200 Das TH2-Profil soll den Fetus vor Angriffen des mütterlichen Immunsystems schützen, da die TH1Zytokine die Plazenta direkt bzw. indirekt mittels Aktivierung der zellvermittelten Immunantwort schädigen können und die TH2-Zellen eine eher nicht- inflammatorische Immunantwort induzieren.39 Dieses Paradigma wird in den letzten Jahren jedoch zunehmend kontrovers diskutiert.45-47 Hier kommen auch die DC ins Spiel. Je nachdem, welche Zytokine sie bilden, können sie den Weg für inflammatorische oder eben tolerogene Mechanismen ebnen. 27 1.9 Ziel der Arbeit Auf Grund der bekannten Expression der Hüllproteine von HERV-K in der Plazenta soll in dieser Arbeit der Effekt dieser Peptide auf die Zytokinproduktion von dendritischen Zellen als entscheidender Schrittmacher einer tolerogenen vs. inflammatorischen Immunreaktion untersucht werden. Es gilt die Hypothese zu beweisen, dass gerade die Peptide von den HERV in der Lage sind, exakt an der Grenzzone zwischen Mutter und Fetus eine lokale Immunsuppression bzw. ein TH2Zytokinprofil zu bewirken und somit das Überleben des Fetus zu begünstigen. Ein wichtiger Aspekt in diesem Prozess ist die Herstellung eines adäquaten Mikromilieus, das den Schutz gegenüber Infektion bieten kann und gleichzeitig Zellwachstum fördern und schädliche inflammatorische Immunreaktionen verhindern kann. HERV-K könnte durch Hemmung der NK-vermittelten Lyse und/oder Modulierung der Zytokinsekretion dezidualer Zellen wichtig für die Entwicklung des Fetus sein.60 Die Zytokine können Einfluss auf die maternalen Immunzellen, aber auch auf das Wachstum und die Differenzierung der Trophoblastenzellen und den Implantationsvorgang nehmen. Die Integration der HERV in das Genom der Primaten könnte somit einen Beitrag zur menschlichen Evolution geliefert haben. 28 2 2.1 Material und Methoden Material Alle Prozentangaben zu Lösungen verstehen sich für Feststoffe als Gewichtsprozent (w/v), für Flüssigkeiten als Volumenprozent (v/v). 2.1.1 Geräte Zellkulturausstattung Sterilwerkbank SterilGARD® Class II TypA/B3, The Baker Company Brutschrank - Inkubator NAPCO 5420-1R, Labotect Lichtmikroskop Leica DM IRB Zentrifugen EBA 12, Hettich Universal 16R, Hettich Waagen Kern 510-33 Scaltec SAC 51 Ohaus LS 5000 Sonstige Geräte ELUTRA®-Zellseparationssystem, Gambro BCT FACScan, Becton Dickinson Heizblock Techne Dri-Block® DB2A Magnetrührer Variomag® Vortex MS1 Minishaker IKA® Rotationsschüttler Vakuumpumpe, Bender MedSystems® Software FlowCytomix Pro 2.2 Software, Bender MedSystems® Microsoft Office 2010 (Exel, PowerPoint, Word) 29 Staroffice 8 WinMDI, Joseph Trotter, The Scripps Research Institute GraphPadPrism, Version 4.03, GraphPad Software, Inc. BioDraw Ultra 12.0, Cambridge Software 2.1.2 Chemikalien und Verbrauchsmaterial geordnet nach Herstellern Verbrauchsmaterial Elutra® Beutel für Medium für Elutra®- Zellseparationssystem Elutra® 3 Durchstichdeckel für Mediumflaschen American National Can™ Parafilm “M” Brand Reaktionsgefäße , Zentrifugenröhrchen (Blue Caps) 1,5 ml, 15ml und 50ml Braun Original Perfusorspritze OPS 50ml Eppendorf Combitips, Pipettenspitzen, Plastikküvetten Greiner Pipettenspitzen, Reaktionsgefäße, Zentrifugenröhrchen Kryoröhrchen, Petrischalen Cellstar® Hartmann Pehazell® Zellstoff TPP Petrischalen für Zellkultur 100*20mm 96-well Zellkulturplatten Bender MedSystems® FlowCytomix Human Th1/Th2 11plex Kit BMS810FF 96-well-Platten Chemikalien Biochrom PBS Dulbecco, Alsever Solution, Zellkulturmedium RPMI1640, Gentamycinsulfat, Penicillin/Streptomycin Boehringer Mannheim Neuraminidase 30 CAI Biochem Prostaglandin E2 Centeon Beriglobulin Endogen Streptavidin-konjungierte Meerrettichperoxidase (HRP) PAN fetales Kälberserum (FBS bzw. FCS) Sandoz GM-CSF (Leukomax400®) Sigma EDTA, Trypanblau-Lösung 0,4%, Rinderalbumin, DMSO Strathmann Zellkulturzusätze IL-4, IL-6, IL-1β, TNF-α Puffer und Lösungen Soweit nicht anders angegeben, wurde destilliertes Wasser als Lösungsmittel verwendet. Medien Grundmedium R10 RPMI-1640 mit 10% FCS und Gentamycin (50µg/ml) Differenzierungsmedium R10 mit GM-CSF (10 µl/ml) und IL-4 (1,6 µl/ml) Reifungsmedium R10 mit GM-CSF (10 µl/ml) und IL-4 (1,6 µl/ml) und Reifungscocktail aus IL-1β, IL-6, TNF-α und PGE2 Medienzusätze (Stammlösungen) Pen/Strep 10000 E/ml Penicillin + 10000ml/ml Streptomycin Gentamycin 10 mg/ml Gentamycinsulfat GM-CSF 100 U/μl in R10 mit 0,1% BSA IL-4 500 U/μl in PBS mit 0,1% BSA IL-1β 1000 U/μl in R10 IL-6 1000 U/μl in R10 TNF-α 1000 U/μl in R10 PGE2 10-8 mol/ml in R10 Reifungscocktail IL-1β (10000 U/ml), IL-6 (10000 U/ml), TNF-α (10000 U/ml), PGE2 (10-8 mol/ml) in R10 31 Lösungen zur Zellisolierung PBS phosphatgepufferte Salzlösung (engl. „phosphate buffered saline) in H2O PBS mit Pen/Strep PBS mit Pen/Strep (1:200) PBS / Citrat 1 Volumenteil 0,106 M NaCitrat-Lösung mit 9 Teilen PBS PBS / EDTA PBS mit 2 mM EDTA PBS mit Neuraminidase 0,01 U/ml RPMI farblos (PAA) Hydrogencarbonat, Glukose, Salzen, Aminosäuren, Vitaminen 2.1.3 Zellen PBMC bzw. Elutra-Zellen: Monozyten isoliert aus Buffycoats von Blutspendern des Blutspendedienstes des BRK, Institut Wiesentheid und der Abteilung für Transfusionsmedizin des Universitätsklinikums Würzburg. Die Buffycoats wurden ca. 24 Stunden nach der Spende verabeitet. 2.1.4 HERV-Peptide/Proteine Die HERV-Peptide TM05.04, TM13.12, K120 und K117 wurden freundlicher Weise von Prof. Joachim Denner, Zentrum für HIV und Retrovirologie, Robert Koch-Institut Berlin, bereitgestellt. 2.1.5 FlowCytomix Human Th1/Th2 11plex Kit BMS810FF Kit zur Zytokinbestimmung von Bender MedSystems® Inhalt pro Kit: 1 Röhrchen Setup Beads 11 Röhrchen fluoreszendierende Beads (mit Antikörpern) 22 Röhrchen Standard-Bead-Mischungen 11 Röhrchen Biotin-Konjugat-Mischung mit (Antikörpern) 1 Flasche Pufferlösung (PBS mit 10% BSA) 1 Flasche Reagent Dilution Buffer (RDB) 32 1 Röhrchen Streptavidin Phycoerythrin 196-well Filterplatte 6 Adhäsivfolien 2.2 Methoden 2.2.1 Isolierung von Monozyten für DC aus peripherem Blut Aus dem peripheren Blut gesunder, freiwilliger Spender wurden mononukleäre Zellen (PBMCs: Peripheral blood mononuclear cells) isoliert. Nach dem sterilen Öffnen der von der Transfusionsmedizin erhaltenen Buffycoats wurde das Blut mit PBS/Citrat verdünnt und je 30ml auf 15ml Lymphozytenseparationsmedium in zwei 50ml Röhrchen vorsichtig aufgetragen. Anschließend wurde das Gemisch bei 400xg 30 Minuten ohne Bremse bei Raumtemperatur zentrifugiert. Durch die Zentrifugation ergaben sich drei Phasen. Der Überstand wurde bis kurz vor der weißen Bande abgenommen und verworfen. Danach wurde die PBMC-Bande akkurat abgenommen und die beiden Proben je Spender zusammen mit PBS/Citrat gewaschen und bei 250xg mit Bremse zentrifugiert. Schließlich wurden die Zellen in der Zählkammer gezählt und je 100 Millionen Zellen in 10ml Medium (AIM-V) in einer Zellkulturschale (20cm) angesetzt und eine Stunde im Brutschrank bei 37°C und 5% CO2 zur Adhärenz belassen. Nun wurden die nicht adhärenten Zellen abgenommen und verworfen, die adhärenten Zellen (Monozyten) wurden mit PBS/EDTA zweimal gründlich gewaschen, um restliche nicht adhärente Zellen zu entfernen, und anschließend im Zytokinmedium kultiviert (s.2.2.3). Die Gewinnung dendritischer Zellen aus peripherem Blut erfolgte weitgehend nach dem Protokoll von Romani et al..201 202 Die DC, die durch Dichtegradientenzentrifugation gewonnen wurden, wurden für Vorversuche zur Bestimmung der Notwendigkeit von Verdünnungen und der HERVKonzentrationen genutzt, die Standardprozedur der Zellisolierung für die Datenerfassung stellte die Elutra-Zellseperationsmethode dar. 2.2.2 Gewinnung der Elutra-Zellen Aus dem peripheren Blut freiwilliger, gesunder Spender wurden mononukleäre Zellen 33 (PBMCs) mit Hilfe einer Leukapharese (Institut für Transfusionsmedizin) isoliert. Die Anreicherung der Monozyten aus dem Leukapherisat erfolgte durch differenzielle Zentrifugation mit Hilfe des ELUTRA®-Gerätes. Dabei werden die Zellen im Gegenstrom aufgrund ihrer Größe separiert. In einer trichterförmigen Trennkammer, die sich vom Zentrum der Zentrifugation aus verschmälert, kommt es infolge der Zentrifugalkraft und der Veränderung der Fließgeschwindigkeit des Mediums, das der Zentrifugalkraft entgegengesetzt fließt, zu einer Trennung der suspendierten Zellen in der Trennkammer des Rotors, wobei sich größere Teilchen und solche mit höherer Dichte näher an der Zentrifuge sammeln. Es wurden fünf verschiedene Zellfraktionen hergestellt. Für die hier beschriebenen Versuche wurde die ELUTRAFraktion 5, welche die Monozytenfraktion enthält, eingesetzt. Die gewonnenen Zellen wurden bis zur weiteren Verwendung in Portionen à 100 Mio. Zellen kryokonserviert. Abb. 10: Elutra-Methode (Abbildung modifiziert nach der Beschreibung des Testprinzips, http://www.caridianbct.com/location/emea/products-and-services/Pages/elutra-cell-separationsystem.aspx, Nov. 2011) 34 Abb. 11: Die gewonnenen Fraktionen. In Röhrchen 5 befinden sich die gewünschten Zellen. + Abb.12: Nachweis der Reinheit der gewonnen Zellen: Fraktion 5: CD14 /HLA-DR + 2.2.3 Kultur der Elutra-Zellen Nach dem Auftauen der kryokonservierten im Elutra-Verfahren gewonnenen Monozyten (100 Millionen) wurden die Proben der einzelnen Patienten in 50ml PBS überführt und in der Zentrifuge bei 280xg für 10 Minuten gewaschen. In der Zwischenzeit wurde das Medium für die Zellkultur vorbereitet. 60ml R10 wurden mit 18μl GM-CSF (Konzentration 0,3μl/ml) und 150μl IL-4 (Konzentration 2,5μl/ml) vermischt. Im Anschluss daran wurden die Zellen nach Abgießen des Überstandes pro Patient mit je 30ml des Mediums versetzt und jeweils auf drei Zellkulturplatten 35 (Durchmesser: 10cm) gleichmäßig verteilt. Die Platten wurden für 72 Stunden bei 37°C und 5% CO2 im Brutschrank belassen. Elutra 6.8. nach 72h Inkubation, Vergrößerung 40x0.55 Elutra 8.11. nach 72h Inkubation, Vergrößerung 100x0,55 Abb. 13: Mikroskopische Kontrolle der Zellen: 2 exemplarische Beispiele 2.2.4 Zellzahlbestimmung Die genaue Bestimmung der Zellzahl in einer Suspension war für den Ansatz von definierten Zellkonzentrationen nötig. Dazu wurde eine bestimmte Menge einer Zellsuspension Lichtmikroskops in eine wurden Neubauer-Zählkammer die Zellen je gegeben. Großquadrat Mit Hilfe eines ausgezählt. Unter Berücksichtigung des Kammerfaktors wurde die absolute Zellzahl pro ml Suspension wie folgt berechnet: 2.2.5 Herstellung des Zellmediums und Verteilung der Zellen in einer 96-Mikrotiterplatte (reife und unreife DC) Nach 72 Stunden wurden die Zellen aus dem Überstand abgeerntet und bei 280 Umdrehungen für zehn Minuten zentrifugiert. Nach dem Zählen der Zellen wurden 36 die Zellen mit R10 so verdünnt, dass sich 100.000 Zellen in 80μl Lösung befanden. Von dieser Lösung wurden pro Probe (bezogen auf einen Reifezustand der DC eines Patienten und ein Peptid) im Anschluss je 80μl in fünf Vertiefungen einer 96Mikrotiterplatte pipettiert, wovon drei Vertiefungen jeweils für die verschiedenen Konzentrationen des Virusmaterials und zwei Vertiefungen für die Negativprobe ohne Virusagens bestimmt waren. Daraufhin wurde das Medium für die Zellen angesetzt (100μl pro Vertiefung). Dazu wurden zu R10 IL-4 und GM-CSF in einer Menge dazugegeben, so dass sich am Ende eine Konzentration von 2,5μl/ml für IL-4 und 0,3μl/ml für GM-CSF je Probe ergab. Zur Hälfte des angesetzten Mediums wurde ein Cocktail (in der Konzentration 1:20), der aus IL-1β, IL-6, TNF-α und PGE2 bestand und zur Stimulierung der Reifung der dendritischen Zellen diente, gegeben. Dieses Vorgehen liefert Zellen in großer Reinheit und ähnlichem Reifestatus. 203 Von der hergestellten Lösung wurden je 100μl in die mit den Zellen versetzten und beschrifteten Vertiefungen (reif/unreif) gegeben. Rot: Iso Schwarz: HLA-DR Grün: CD1a Lila: CD25 Dunkelblau: CD14 Gelb: CD 83 Hellblau: CD40 Braun: CD86 Unreife DC Reife DC Abb. 14: Darstellung der Oberflächenmarker der unreifen und reifen DC 37 2.2.6 Beschreibung der HERV-Peptide Die HERV-Peptide TM05.04, TM13.12, K120 und K117, die auf der Oberfläche von humanen villösen Zytotrophoblastenzellen und extravillösen Zytotrophoblastenzellen exprimiert werden, wurden freundlicher Weise von Prof. Joachim Denner, Zentrum für HIV und Retrovirologie, Robert Koch-Institut Berlin, in aufgereinigter From bereitgestellt. Die Sequenzen der rekombinanten transmembranen Peptide TM05.04 und TM13.12 entsprechen einem großen Teil der Ektodomäne des HERV-KHüllprotein (PubMed Accnr. Q69384; AS 488-586). NH2-terminal befindet sich ein Maltose-bindendes Protein.204 (IDQKLANQINDLRQTVIWMGRL) Die und K177 Sequenzen von K120 (IDQKLANQINDLRQTVIWMGRL) entsprechen einem Teil des Hüllproteins (AS 518-537). HERV-K env FIFTLIAVIMGLIAVTATAAVAGVALHSSVQSVNFVNDWQKNSTRLWNSQSSIDQKLA NQINDLRQTVIWMGDRLMSLEHRFQLQCDWNTSDFCITPQIYNESEHHWDMVRRH LQGREDNLTLDISKLKEQIFEASKAHLNLVPGTEAIAGVADGLANLNPVTWVKTIGST TIINLILILVCLFCLLLVCRCTQQLRRDSDHRERAMMTMAVLSKRKGGNVGKSKRDQI VTVSV Abb. 15: Sequenz der Ektodomäne des Hüllproteins von HERV-K (AS465-699) Sequenz der rekombinanten TM-Proteine TM05.04 und TM13.12 in schwarzen Buchstaben, Sequenzanteil der Peptide K120 und K177 in schwarzen fett-kursiven Buchstaben. (Abbildung modifiziert nach PubMed Accno. Q69384) 2.2.7 Verdünnungsreihen von HERV-K Es lagen vier Peptide des HERV-K vor. Die dendritischen Zellen (reif und unreif) der Patienten wurden jeweils mit drei verschiedenen Konzentrationen der viralen Peptide versetzt, um den Effekt auf die Zytokinproduktion zu testen. Die Verdünnungsreihen wurden unter Zugabe von PBS angefertigt, von der Ausgangskonzentration wurde jeweils im Verhältnis 1:10 und 1:100 gemischt. In die entsprechenden Vertiefungen der Mikrotiterplatte wurden jeweils 20μl gegeben, so dass sich pro zu untersuchende Probe ein Endvolumen von 200μl ergab. Pro Patient wurden als Negativprobe zwei Vertiefungen nur mit PBS aufgefüllt ohne Zugabe von Virusmaterial. 38 Für TM05.04 bestand für die höchste Konzentration eine Endkonzentration bei einem Endvolumen von 200μl in den Proben von 5μg/ml, für die mittlere von 0,5μg/ml und für die niedrigste 0,05μg/ml. Für TM13.12 wurde eine Verdünnungsreihe mit 1μg/ml, 0,1μg/ml und 0,01μg/ml, für K120 und K177 entsprechend jeweils 25μg/ml, 2,5μg/ml und 0,25μg/ml angefertigt. Die Platten wurden für 48 Stunden bei 37°C und 5%CO2 im Brutschrank belassen. Elutra 8.11. mDC/PBS Elutra 8.11. mDC/K120-C3 Elutra 8.11. mDC/K120-C2 Elutra 8.11. mDC/K120-C1 Elutra 8.11. mDC/K177-C3 Elutra 8.11. mDC/K177-C2 Elutra 8.11. mDC/K177-C1 Elutra 8.11. iDC/PBS 39 Elutra 8.11. iDC/K120-C3 Elutra 8.11. iDC/K120-C2 Elutra 8.11. iDC/K120-C1 Elutra 8.11. iDC/K177-C3 Elutra 8.11. iDC/K177-C2 Elutra 8.11. iDC/K177-C1 Abb. 16: Mikroskopische Kontrolle der Zellen: Exemplarische Beispiele 2.2.8 Ernte und Aufbewahrung der Zellen Nach 48 Stunden wurden die einzelnen Proben aus der Mikrotiterplatte jeweils in ein Eppendorf-Gefäß überführt und bei 400xg für acht Minuten zentrifugiert. Daraufhin wurde der Überstand sorgfältig und komplett abgenommen und in ein weiteres Eppendorf-Gefäß gegeben. Davon wurden wiederum 50μl in ein drittes EppendorfGefäß portioniert. Das Eppendorf-Gefäß mit den Zellen wurde noch einmal kurz anzentrifugiert, dann der Rest des Überstands abgenommen und verworfen. Alle Eppendorf-Gefäße (pro Probe: ein Eppendorf-Gefäß mit Zellen und zwei EppendorfGefäße mit Überständen) wurden in flüssigem Stickstoff schockgefroren und bis zur weiteren Verarbeitung bei -80° C gelagert. 2.2.9 Cytometric Bead Assay Zur Bestimmung der Zytokinmenge, die von den reifen bzw. unreifen dendritischen Zellen produziert wurden, wurde der Test „FlowCytomix Human Th1/Th2 11plex Kit BMS810FF“ von Bender MedSystems® verwendet und streng nach dem in der Anleitung beschriebenen Protokoll vorgegangen. Auf Grund der Genauigkeit und Nachweisgrenze des Testes und der Konzentration der produzierten Zytokine 40 wurden in der vorliegenden Arbeit folgende Zytokine ausgewertet: Interleukine 1β, 2, 4, 6, 8, 10, TNF-α. Im Folgenden gelten die Mengenangaben immer für eine 96Mikrotiterplatte, also 96 Patientenproben unter Verwendung aller sieben untersuchten Zytokine. Bei der Messung von weniger Proben, bzw. bei einer geringeren Anzahl untersuchter Zytokine wurden die erforderlichen Mengen jeweils umgerechnet. Z.B. mussten die Messungen der Interleukine 8, 6 und 4 bei den unreifen dendritischen Zellen aufgrund der hohen Produktion in einer verdünnten Zellsuspension (1:75) stattfinden. Der Test beruht auf einer „Bead“-basierten quantitativen Analyse der besagten Zytokine im Durchflusszytometer. Die „Beads“ sind mit Antikörpern komplexiert, die spezifisch mit den zu messenden Zytokinen im Ansatz reagieren. Sie unterscheiden sich untereinander in der Größe und im Spektralumfang. Als Referenzgröße wird eine Standardreihe jedes einzelnen Zytokins in bekannter Konzentration erstellt. Die Zytokine binden an die Antikörper, die mit den „Beads“ verbunden sind. Im nächsten Schritt bindet ein mit Biotin-komplexierter zweiter spezifischer Antikörper an das Zytokin-„Bead“-Molekül. Zum Schluss wird Streptavidin-Phycoerythrin zugegeben, das an das Biotin-Konjugat bindet und fluoreszierende Signale emittiert. Nach der Einstellung des Zytometers können die Proben analysiert werden und die Konzentrationen der gemessenen Zytokine anhand der Standardkurven mit der FlowCytomix Pro 2.2 - Software berechnet werden. Eine Bestimmung der Zytokinkonzentration ist nur möglich, wenn die fluoreszierende Intensität der Suspension signifikant höher als die des Lösungsmittels ist (+ 2 Standardabweichungen). Zytokin Sensitivität (pg/ml) TNF-α 3,2 IL-1β 4,2 IL-2 16,4 IL-8 0,5 IL-6 1,2 IL-4 20,8 IL-10 1,9 Tab. 3: Sensitivität (modifiziert nach dem Protokoll des Testes) 41 Abb. 17: Prinzip des Cytometric Bead Assays (modifiziert nach dem Protokoll des Testes) 2.2.9.1 Standardreihen Zunächst wurde ein Testpuffer, der als Lösungsmittel verwendet wurde, angesetzt. Dazu wurden 50ml des gut gemischten „Assay-Buffers“ mit 450ml destilliertem Wasser versetzt und ohne Blasenbildung gut vermischt. Für die Standardreihe, die zur Eichung des Tests nötig war, wurden zunächst neun Eppendorf-Gefäße vorbeschriftet („S1-S7“, „Setup“, „Blank“). In die Eppendorf-Gefäße S2-S7 wurden je 100μl Testpuffer pipettiert. Dann wurden die für den jeweiligen Testtag benötigten im Kit vorhandenen Standardsubstanzen anzentrifugiert und je nach Anleitung mit destilliertem Wasser (die jeweilige Menge ist auf dem Röhrchen, in dem sich das Zytokin befindet vermerkt) versetzt. Die nun erhaltenen Stocklösungen wurden auf dem Vortexer geschüttelt und für zehn Minuten stehen gelassen und danach noch einmal kurz zentrifugiert. Nun wurden je 10μl der gewünschten StandardStocklösungen in das mit S1 beschriftete Eppendorf-Gefäß gegeben und dann mit destilliertem Wasser auf ein Endvolumen von 200μl gebracht, d.h. bei sieben zu messenden Zytokinen wurden 130μl Aqua dest. verwendet. Nach kurzer Zeit auf dem Vortexer wurden 50μl aus S1 in S2, wo sich schon 100μl Puffer befanden, übertragen. Nach erneutem Vortexen wurden 50μl aus S2 in S3 pipettiert. Dieser Vorgang wurde bis zum 7. Eppendorf-Gefäß wiederholt. 42 2.2.9.2 Ansatz der Bead-Mischung Da pro Probe 25μl von der „Bead“-Mischung benötigt wurden, wurden für eine 96Mikrotiter-Platte vereinfachend 2500μl veranschlagt. Zur Vorbereitung wurden alle benötigten „Bead“-Stocklösungen der zu messenden Zytokine mindestens fünf Sekunden lang gevortext. Es wurden jeweils 1/20 des benötigten Endvolumens von den jeweiligen Stocklösungen gebraucht und die entsprechende Menge in ein beschriftetes Eppendorf-Gefäß pipettiert. Am Ende wurde der „Reagent Dilution Buffer“ auf das erforderliche Endvolumen von z.B. 2500μl bei 96 Proben aufpipettiert. Nach der Zentrifugation (fünf Minuten bei 3000xg) wurde der Überstand sorgfältig abgezogen, wobei 50μl belassen werden sollten, um eine Resuspension zu vermeiden. Im Anschluss wurde die gleiche Menge an „Reagent Dilution Buffer“ wieder dazugegeben und die Suspension für fünf Sekunden auf dem Vortexer gemischt. 2.2.9.3 Ansatz der Biotin-Konjugat-Mischung Für eine Patientenprobe waren 50μl der Biotin-Konjugat-Mischung nötig, so dass für 96 Proben von einem Volumen von 4900μl ausgegangen wurde. Zur Herstellung wurden zunächst die Biotin-Stocklösungen der benötigten Zytokine aus dem Kit gut gevortext und dann je Konjugat wiederum 1/20 des berechneten Endvolumen (bei 4900μl 245μl) entnommen und in einem Eppendorf-Gefäß zusammen mit 3185μl „Reagent Dilution Buffer“ vermischt. 2.2.9.4 Ansatz der Platte Für die weiteren Vorgänge wurde eine spezielle 96-well Filterplatte aus dem Kit, die einen absaugbaren Membran-Boden hatte, und eine Pumpvorrichtung verwendet, um die Platte unter Vakuumfiltration von unten absaugen zu können. Zur Vorbereitung wurden zunächst 50μl der Pufferlösung in die einzelnen Vertiefungen gegeben und diese einmal abgesaugt. Daraufhin wurden die aufgetauten Patientenproben aus den oben beschriebenen „Überstand-Eppendorf-Gefäßen“ hochtourig zentrifugiert und dann jeweils 25μl aus den Überständen in die vorgesehenen Vertiefungen gegeben. Die Standardreihe wurde zur besseren 43 Sicherheit doppelt angelegt (je 25μl der Standard-Mischung S1-S7) und als Negativprobe wurde eine Vertiefung nur mit 25μl Pufferlösung versetzt. Zusätzlich wurde eine Vertiefung wiederum mit 25μl aus S1 befüllt, um später Material für die Einstellung am FACS-Gerät zu haben. Anschließend wurde in alle Vertiefungen 25μl der gut gemischten Beads-Suspension und 50μl der Konjugat-Mischung pipettiert. Jede Probe wurde durch Auf- und Abpipettierung jeweils gut durchmischt. Im Anschluss wurde die ganze Platte mit einer transparenten Klebefolie bedeckt, mit Alufolie blickdicht verpackt und für zwei Stunden auf dem Mikroplatten-Schüttler (500rpm) zur Inkubation belassen. In der Zwischenzeit wurde im abgedunkelten Umfeld 169μl der Streptavidin-PELösung mit 5111μl Pufferlösung versetzt. Nach zwei Stunden wurde die Platte zweimal mit je 100μl Pufferlösung pro Vertiefung durch Vakuumfiltration gewaschen. Danach wurden je 100μl Pufferlösung und 50μl Strepatividin-PE-Lösung zu den Proben gegeben und die Platte wiederum mit Klebefolie und Alufolie (zum Abdunkeln) versehen für eine Stunde bei Raumtemperatur auf dem Schüttler belassen. Danach wurden die Proben erneut zweimalig gewaschen und am Ende mit je 200μl Pufferlösung versehen. Gut gemischt wurden die Proben in FACS-Röhrchen überführt. Im Anschluss wurden die Proben auf Eis im Dunkeln gelagert und innerhalb von 24 Stunden durchflußzytometrisch analysiert. 2.2.10 Durchflusszytometrie Zur richtigen Einstellung des FACS-Gerätes wurde die Mischung mit den höchsten Zytokinwerten verwendet (S1), um dann mit Hilfe der S1-S7 die Standardreihe zu erstellen. Nach der Einlesung aller Proben wurde mit Hilfe des Computerprogramms des Kits (FlowCytomix Pro 2.2 Software, Bender MedSystems®) anhand der Standardreihe die Zytokinwerte der einzelnen Patientenproben ermittelt und ausgewertet. 44 Abb. 18: Einstellung am FACS-Gerät, Erscheinungsbild der einzelnen Zytokine (Abbildung entnommen aus dem Protokoll des Testes) 2.2.11 Auswertung Die Daten der sechs Patienten wurden mit Hilfe von StarOffice 8 Calc bzw. Microsoft Exel 2010 gelistet, sortiert und berechnet. Die statistische Auswertung der Daten und die grafische Darstellung der Ergebnisse erfolgte mit Hilfe von GraphPadPrism und Microsoft PowerPoint 2010. Die Auswertung erfolgte mit den zur Negativprobe (Ansatz mit PBS) des jeweiligen Patienten ins prozentuale Verhältnis gesetzten Werten. Es wurde der für unabhängige Stichproben geeignete nonparametrische One-way-Anova-Kruskal Wallis-Test und der nonparametrische Mann-Whitney-UTest verwendet. Werte mit p<0,05 wurden als statistisch signifikant, Werte mit p<0,01 als hochsignifikant betrachtet. 45 3 Ergebnisse Die jeweiligen Zytokinkonzentrationen in den Überständen der Zellkulturen (Stichprobengröße n=6) von unreifen und reifen DC, die nach Zugabe der vier unterschiedlichen HERV-Peptide gebildet wurden, wurden mit Hilfe des „FlowCytomix Human Th1/Th2 11plex Kit BMS810FF“ von Bender MedSystems® bestimmt. Es wurden folgende Zytokine analysiert: TNF-α, IL-1β, IL-2, IL-8, IL-6, IL-4, IL-10. Tumornekrosefaktor α 3.1 In Vorversuchen ergaben sich für TNF-α bei den reifen DC Werte, die über den Sensitivitätsbereich des Testes hinausgingen. Daher wurden die Proben für die Messung im Verhältnis 1:100 verdünnt. Bei den reifen DC ergab sich durch Zugabe des HERV-Peptids K120 in drei verschiedenen Konzentrationen eine hochsignifikante Änderung der Produktion von TNF-α (p=0,003). Im Gegensatz zu den Proben, die nur mit PBS versetzt wurden, produzierten die DC bei allen untersuchten Patienten unter dem Einfluss von K120 in der höchsten Konzentration (C1) durchschnittlich nur ca. 40% der Menge an TNF-α (p=0,002). In der mittleren Konzentration wurde die TNF-α-Produktion bei über 80% der Patienten auf durchschnittlich 84% gedrosselt. Auch der Unterschied zwischen der produzierten Zytokinmenge in den Ansätzen mit der höchsten Konzentration (C1) an K120 und der mittleren Konzentration (C2) bzw. niedrigsten Konzentration (C3) war signifikant bzw. hochsignifikant (p=0,015 bzw. p=0,002) Dies beweist eine von der Konzentration des K120 abhängige Reduktion der TNFα-Produktion durch die reifen DC. mDC K120 TNFa 200 % TNFa zur Kontrolle 180 160 140 120 C1 C2 C3 100 80 60 40 20 0 1 2 3 4 5 6 Patient Abb. 19: Auswirkung von K120 auf die TNF-α-Sekretion reifer DC 46 Auch für K177 ergaben sich ähnliche Beobachtungen. Es fand sich über das ganze Experiment gesehen eine signifikante Änderung (p=0,031). Zudem ergab sich eine von der Konzentration abhängige hoch- bzw. signifikante Reduktion der produzierten TNF-α-Menge (PBS vs. C1: p=0,002; C1 vs. C2: p=0,041; C1 vs. C3: p=0,041). In der höchsten Konzentration des Peptids ergab sich wie bei K120 eine durchschnittliche Reduktion der TNF-α-Menge auf 40%. Hingegen wurden unter der Zugabe von TM5.4 und TM13 keine signifikanten Änderungen der TNF-α-Produktion durch die reifen DC gemessen. Lediglich in der mittleren Konzentration von TM13 zeigte sich eine Tendenz zur Verringerung der TNF-α-Produktion. Bei den unreifen DC zeigt sich unter dem Einfluss der vier untersuchten HERVPeptide jeweils in der höchsten Konzentration eine Tendenz zu einer vermehrten Sekretion von TNF-α. K120 bewirkte in höchster Konzentration bei vier der sechs Patienten eine Steigerung der TNF-α-Produktion auf mehr als 200%. In mittlerer Konzentration kam es jedoch in 67% der Fälle zu einer Reduktion. Auch in vier Überständen der mit K177 versetzen Proben (C1) wurde eine Steigerung auf über 400% gemessen. Bei TM13 in höchster Konzentration wurde in fünf der sechs Proben eine Steigerung der TNF-α-Produktion gemessen (auf über 200%). 47 Abb. 20: Auswirkung von HERV-K auf TNF-α 48 3.2 Interleukin 1β In Vorversuchen ergaben sich für IL-1β bei den reifen DC Werte, die über den Sensitivitätsbereich des Testes hinausgingen. Daher wurden die Proben für die Messung verdünnt (1:100). Bei den reifen DC konnten keine signifikanten Veränderungen durch die HERV-KPeptide gemessen werden. Jedoch kam es durch K120 bzw. TM13 jeweils in der höchsten Konzentration bei fünf der sechs Patienten zu einer Steigerung der Zytokinproduktion (Durchschnittswert bei K120: 128%, bei TM13: 120%). Unter dem Einfluss von K177 bzw. TM5.4 jeweils in höchster Konzentration wurde bei vier der sechs Patienten eine erhöhte Menge des IL-1β gemessen (Durchschnittswert bei K177: 144%, bei TM5.4: 116%). Bei den unreifen DC kam es zu pleiotropen Veränderungen der Zytokinproduktion. Lediglich in der geringsten Konzentration der vier Peptide konnte man tendenziell eine Suppression der IL-1β-Menge feststellen, die für TM13 sogar hochsignifikant war (PBS vs. C3: p=0,002). 49 Abb. 21: Auswirkung von HERV-K auf IL-1β 50 3.3 Interleukin 2 Die Messergebnisse lagen mehrheitlich außerhalb des Sensitivitätsbereichs des Testes, so dass hier leider keine aussagekräftige Auswertung erfolgen konnte. 3.4 Interleukin 8 In Vorversuchen ergaben sich für IL-8 Werte, die über den Sensitivitätsbereich des Testes hinausgingen. Daher wurden die Proben für die Messung verdünnt (reife DC: 1:100; unreife DC 1:75). Bei den reifen DC kam es unter Einfluss von K120 bzw. K177 in der höchsten Konzentration zu einer Reduktion der IL-8-Produktion (durchschnittlich auf 82% bzw. 87%) in über 80% der Fälle. TM5.4 bewirkte in höchster Konzentration in allen Fällen eine geringere Menge an IL-8 auf durchschnittlich 91% (p=0,004). Bei TM13 kam es in der höchsten Konzentration jedoch in 50% der Proben zu einer Stimulation, in 50% zu einer Suppression der Zytokinproduktion. Im Gegensatz dazu produzierten die unreifen DC unter Einfluss der HERV-Peptide vermehrt IL-8. K120 bewirkte in höchster Konzentration eine Stimulation der IL-8Produktion auf mindestens 140% (p=0,002). Auch in mittlerer Konzentration kam es bei fünf der sechs Patienten zu einer gesteigerten IL-8-Konzentration. Insgesamt wurde ein konzentrationsabhängiger Einfluss auf die Zytokinproduktion beobachtet. In den Ansätzen mit K177 in höchster Konzentration wurde bei allen Proben ein Anstieg der IL-8-Konzentration gemessen. Bei fünf der sechs Proben kam es zu einem der Anstieg auf mehr als 350%, bei einer Probe wurde ein nur geringer Anstieg auf 102% beobachtet (PBS vs. C1: p=0,002). Hier zeichnete sich ebenfalls ein konzentrationsabhängiger Effekt ab (C1 vs. C2: p=0,041; C1 vs. C3: p=0,004). Das gleiche gilt für TM13. Dieses Peptid vermittelte in höchster Konzentration eine hochsignifikante Steigerung der IL-8-Sekretion durch die unreifen DC in allen Ansätzen auf mindestens 123% (p=0,002), der stimulatorische Effekt ließ mit Absinken der Peptipkonzentration nach. Eine Tendenz zur Steigerung der IL-8-Konzentration fand sich auch unter Zugabe von TM5.4, wobei der Effekt hier nicht signifikant war. 51 Abb. 22: Auswirkung von HERV-K auf IL-8 52 3.5 Interleukin 6 In Vorversuchen ergaben sich für IL-6 Werte, die über den Sensitivitätsbereich des Testes hinausgingen. Daher wurden die Proben für die Messung verdünnt (reife DC: 1:100; unreife DC: 1:75). Bei keinem der vier HERV-Peptide konnte ein eindeutiger Effekt auf die IL-6Sekretion der reifen DC festgestellt werden. Bei den unreifen DC wurde durch K120 in höchster Konzentration nur in der Hälfte der Fälle eine Steigerung der IL-6-Produktion festgestellt. Jedoch bewirkte das Peptid in der mittleren Konzentration bei fünf der sechs Patienten eine Steigerung auf z.T. über 700%, dieser Effekt war in der niedrigsten Konzentration wieder abgeschwächt (Steigerung bei vier der sechs Patienten, maximal auf 160%). K177 bewirkte bei allen Patienten in der höchsten Konzentration eine Steigerung der IL-6Konzentration (durchschnittlich auf 235%; p=0,002), in der mittleren und niedrigsten Konzentration kam Interleukinsekretion es (C1 jedoch vs. C2: tendenziell p=0,015; zu C1 einer vs. C3: Suppression p=0,002). der Einen hochsignifikanten Unterschied (p=0,002) bewirkte in höchster Konzentration auch TM5.4 (Steigerung der IL-6-Konzentration im C1-Ansatz bezogen auf den PBSAnsatz auf durchschnittlich 357%). In den Ansätzen mit TM5.4 in mittlerer und niedrigster Konzentration konnte keine eindeutige Tendenz beobachtet werden. Analoge Beobachtungen trafen auch für das HERV-Peptid TM13 zu, das in der höchsten Konzentration eine hochsignifikante Steigerung der Zytokinproduktion bewirkte. 53 Abb. 23: Auswirkung von HERV-K auf IL-6 54 3.6 Interleukin 4 Abb. 24: Auswirkung von HERV-K auf IL-4 55 In Vorversuchen ergaben sich für IL-4 Werte, die über den Sensitivitätsbereich des Testes hinausgingen. Daher wurden die Proben für die Messung verdünnt (reife DC: 1:100; unreife DC 1:75). Alle vier HERV-Peptide wiesen keinen konzentrationsabhängigen, signifikanten Effekt auf die IL-4-Produktion der reifen und unreifen DC auf. 3.7 Interleukin 10 Bei den reifen DC bewirkte K120 in höchster Konzentration in allen Fällen eine Steigerung der IL-10-Sekretion (p=0,002). Auffällig war hierbei jedoch, dass es in 50% der Proben zu einer extremen (durchschnittlich auf 867%), in 50% zu einer nur geringen Steigerung der Sekretion (105%) kam. Der Betrag der Steigerung verringerte sich bei den Proben mit der besseren Stimulierbarkeit proportional zur Konzentration des HERV-Peptids. Bei den Patienten mit der geringeren Stimulierbarkeit kam es teilweise sogar zu einer Suppression der IL-10-Konzentration (bezogen auf die Negativprobe). Ähnliches wurde auch bei der Zugabe von K177, TM5.4 und TM13 beobachtet. Auch hier reagierten die reifen DC derselben drei Patienten wie bei K120 in der höchsten Konzentration des Peptids mit einer vermehrten Steigerung der Zytokinproduktion (auf durchschnittlich 342% (K177) bzw. 397% (TM5.4; p=0,002) bzw. 441% (TM13). Insgesamt konnte auch hier jeweils ein konzentrationsabhängiger Effekt beobachtet werden. Noch größere Unterschiede ergaben sich bei den unreifen DC. Wiederum bei den gleichen drei Patienten kam es durch K120 und TM13 in jeweils höchster Konzentration zu einer Steigerung der IL-10-Sekretion auf vierstellige Prozentwerte, bei den anderen drei Patienten auf durchschnittlich 132% bzw.166%. (PBS vs. C1: p=0,002). Mit der Reduktion der Peptidkonzentration sank auch die Sekretion des IL-10. Die gleiche Tendenz zeichnete sich unter TM5.4 ab, wobei hier kein signifikanter Unterschied berechnet wurde. K177 bewirkte in höchster Konzentration ebenfalls eine Steigerung der IL-10Konzentration in allen Fällen (p=0,002), mit absinkender Stimulation in niedrigerer Peptidkonzentration. 56 Abb. 25: Auswirkung von HERV-K auf IL-10 57 iDC K177 IL-10 900 400 800 % IL-10 zur Kontrolle % IL-10 zur Kontrolle mDC TM5.4 IL-10 450 350 300 250 C1 C2 C3 200 150 100 700 600 500 C1 C2 C3 400 300 200 100 50 0 0 1 2 3 4 5 1 6 2 3 4 5 6 Patient Patient Abb.: 26: Auswirkung von TM 5.4. auf die IL-10-Sekretion reifer DC bzw. von K177 auf die IL-10-Sekretion unreifer DC 58 4 Diskussion Ein wichtiger Schritt hin zur Aufklärung einer erfolgreichen Fortpflanzung der Menschen ist die Identifizierung der Zellinteraktionen zwischen den verschiedenen Zellpopulationen von Uterus und Plazenta, die durch die Produktion regulatorischer Zytokine ein Toleranz auslösendes Gleichgewicht während der Schwangerschaft aufrechterhalten können. Als Vermittler an vorderster Front bezüglich der fetalen Antigene erscheinen deziduale APC, allen voran dendritische Zellen (DC), wichtige Spieler in der fetomaternalen Anpassung während der Schwangerschaft zu sein. In der vorliegenden Zytotrophoblasten nachgewiesenen Arbeit wurde und in daher der Einfluss des invasiven transmembranen extravillösen Hüllproteins von im menschlichen Trophoblastenzellen HERV-K auf die Zytokinproduktion in-vitro kultivierter humaner dendritischer Zellen untersucht. Immunmodulierende Eigenschaften von HERV wurden bereits beschrieben, jedoch nicht die direkte Wirkung der Transmembrandomäne von HERV-K, wie sie in der Plazenta gefunden wurde, auf Zellen des Immunsystems. Da der Reifungszustand der DC wichtig für ihre Reaktion und Funktion - zum einen als Vermittler einer Abwehrreaktion, zum anderen als Wegbereiter einer tolerogenen Reaktion – ist und DC in beiden Zustandsformen in der Plazenta nachgewiesen wurden, wurden die Versuche mit reifen und unreifen DC durchgeführt. Es wurde gezeigt, dass die Produktion verschiedener Zytokine durch DC durch HERV-Peptide z.T. moduliert werden konnte. Es ergaben sich für die einzelnen Zytokine sehr unterschiedliche Beobachtungen bzw. wurden je nach Zustand der DC entgegengesetzte Reaktionen festgestellt. 4.1 Modelleinschränkungen Die in der Arbeit verwendeten Zellen wurden aus Blutspendeüberresten von gesunden Probanden isoliert. Angesichts des experimentellen Aufwands und der hohen biologischen Variabilität wären Experimente mit einer größeren Stichprobe wünschenswert, um konkretere Aussagen über die gefundenen Tendenzen treffen zu können. Die Versuche mit aus dem Blut (und nicht aus der Dezidua) isolierten DC können nur Modellcharakter haben. Durch das vorliegende Protokoll der DC-Kulturen ergeben sich jedoch morphologisch, phänotypisch und funktionell den definierten 59 unreifen und reifen DC entsprechende Zellen, wie sie auch in der Dezidua nachgewiesen wurden. Da Kämmerer et al. zeigten, dass deziduale APC nach Zugabe eines Reifungscocktails, T-Zellen im gleichen Maße wie in vitro gereifte DC, die von Monozyten abstammen, stimulieren66, können hier sicherlich vergleichende Schlüsse gezogen werden. Somit handelt es sich um ein passendes Modell, um die Funktionen der DC zu untersuchen. Jedoch fanden die Untersuchungen mit den Immunzellen und den HERV-Peptiden ohne das sie normaler Weise umgebende Milieu statt. So könnten die dezidualen DC durch andere plazentare Faktoren im Zusammenspiel mit den HERV-Peptiden so beeinflusst werden, dass es zu einer abweichenden Reaktion kommt. Gerade das Zusammenspiel von DC und uNK an der fetomaternalen Grenzzone scheint wichtig für die Regulierung der lokalen Immunität zu sein.65 205 Die Übertragung der in-vitro-Ergebnisse auf in-vivo- Verhältnisse ist nicht leicht zu vollziehen, besonders da Zytokine oft in Kaskaden wirken. Zur genaueren Beurteilung der Interaktion an der fetomaternalen Grenzzone sind für weitere Untersuchungen direkt aus der Plazenta isolierte Zellen nötig, z.B. uterine NK oder DC und deren Auswirkungen auf T-Zellen (T-Zell-Stimulationstests). Weitere mögliche Einflussfaktoren, die hier in der vorliegenden Arbeit auf Grund der anonymisierten Blutproben nicht beachtet werden konnten, sind Besonderheiten der Patienten wie hormonelle Situation, Alter, Geschlecht und Aktivierungsstatus des Immunsystems. In Vorversuchen wurde eine Konzentration und Inkubationszeit der Peptide gewählt, bei der sich Veränderungen zeigten, jedoch wäre es denkbar, dass evtl. noch größere Konzentrationen und eine längere Inkubationszeit einen Einfluss auf die Produktion der Zytokine nehmen könnten. I.d.R. wiesen die verwendeten Peptide dieselbe Wirkung auf die Zytokinproduktion auf, was aufgrund ihrer Sequenzüberlappung zu erwarten war. Jedoch zeigten sich eher bei K120 und K177 als bei den rekombinanten Proteinen signifikante Effekte (vgl. TNF-α), was den Beobachtungen bei Denner et al., die einen immunsuppressiven Effekt der ISUPeptide verschiedener Retroviren nur beobachteten, wenn die Peptide an ein Trägerprotein gebunden waren, zu widersprechen scheint.206 Jedoch wurde dieser Beobachtung schon bei der Konzeption der Versuche Rechnung getragen und die rekombinanten Proteine in einer stärkeren Verdünnung (TM13.12 noch stärker verdünnt als TM5.4) verwendet. Es scheint, dass die Verdünnung z.T. zu stark war, 60 so dass kein eindeutiger Effekt mehr auf die Zytokinproduktion nachgewiesen werden konnte. 4.2 HERV und Immunsuppression Zu beachten ist, dass die Tatsache der Expression von HERV-K-Proteinen in der Plazenta alleine eine physiologische Funktion der Proteine nicht beweist. Hierzu müsste untersucht werden, ob beispielsweise in nicht erfolgreichen Schwangerschaften keine Expression erfolgt bzw. könnten genetische Analysen Aufschluss über etwaige Polymorphismen bei veränderter Expression geben.207 Die Expression der Hüllproteine von HERV-K in der Plazenta könnte auch nur Folge einer immunprivilegierten Situation an der fetomaternalen Grenzzone sein und nicht die Ursache.208 133 In den letzten drei Jahrzehnten gab es einige Studien zur Funktion von transmembranen Hüllproteinen von endogenen Retroviren. Ausgehend von Vergleichen mit Eigenschaften von Hüllproteinen infektiöser Retroviren wurden die Vermittlung von zellulärer Fusion, Rezeptorinterferenz mit exogenen Retroviren 209 210 und Unterdrückung vorgeschlagen.132 211 der maternalen Immunantwort gegen die Plazenta Das wohl bekannteste Retrovirus, HIV, bewirkt im Menschen eine extreme Immunschwäche, die von der viralen Belastung abhängig ist.206 Evtl. durch Rezeptorinterferenz der HERV kommt es zum Infektionsschutz des ungeborenen Kindes HIV-infizierter Mütter, wofür die relativ geringe transplazentare Transmission von HIV spricht.133 Bezüglich der Immunsuppression wurde initial im TM-Protein (p15E) des LeukämieVirus von Mäusen und Katzen eine Region definiert, der die immunsuppressive Wirkung zugschrieben wird.212 Diese Region ist in vielen anderen tierischen Retroviren, aber auch im HTLV (Humanes T-Zell-Leukämie-Virus), im HIV213 und in HERV133 erhalten.214 immunsuppressiven In Versuchen Domäne mit einem homologen aus zu dieser 17 vermeintlich Aminosäuren (LQNRRGLDLLFLKEGGL215) hergestellten synthetischen Peptid (CKS-17) wurde beobachtet, dass es die Aktivität von NK inhibiert212 und die Immunantwort von Lymphozyten und Monozyten unterdrückt. Zwar wurde die Produktion von IL-1 durch mit LPS stimulierte Monozyten nicht gehemmt, jedoch wurde die zytozidale Wirkung 61 von IL-1 blockiert.216 Auch in den Versuchen dieser Arbeit (enthaltende Region der Peptide: IDQKLANQINDLRQTVIWMGRL) wurde übereinstimmend keine Unterdrückung der IL-1β-Sekretion durch die DC gemessen. Weiterhin kam es laut Haraguchi et al. durch CKS-17 zu einer Hemmung der Produktion von inflammatorischen TH1-Zytokinen (IFN-γ, IL-2, IL-12, TNF-α) bzw. einer Stimulation der IL-10-Sekretion durch z.B. mit LPS-stimulierte PBMC. Keine Veränderung in der Produktion wurde hier festgestellt für IL-4, IL-5, IL-6 und IL-13.217 218 219 Dies deckt sich mit den vorliegenden Ergebnissen, da bei den reifen DC (also stimulierten DC) durch den Einfluss der HERV-Peptide ebenfalls eine vermehrte IL-10- und eine verringerte TNF-α-Sekretion gemessen wurde. Es ergab sich analog kein Effekt auf die IL-4 und IL-6-Konzentration in den Ansätzen mit den reifen DC. Auch Mehrotra et. al. synthetisierten verschiedene kürzere Peptide mit homologen Sequenzen zu CKS-17 und konnten ebenfalls für zwei Kandidaten eine Suppression der IL-2 und TNF-α-Produktion durch humane PBMC nachweisen (Peptid Konzentration hier: 30μmolar).214 Des Weiteren stellten Denner et al. fest, dass das immunsuppressive Peptid von HIV in humanen Lymphozyten die Produktion von IL-2 und TNF-α senkte und von IL-10, IL-4, IFN-α und IFN-γ steigerte und keinen Einfluss auf IL-12 und IL-1β hatte.206 Die dieser Arbeit zu Grunde liegenden Daten stimmen hierin bzgl. TNF-α, IL-10 und IL1-β überein, jedoch zeigte sich kein Effekt auf die IL-4-Produktion der DC. Auch in-vivo wurden Studien über die immunsuppressiven Eigenschaften der TMProteine von Retroviren durchgeführt. So konnte für die Hüllproteine des Moloney murine leukemia virus (MoMLV) bzw. des Mason-Pfizer monkey virus gezeigt werden, dass sie - exprimiert in Tumorzellen von Mäusen - eine Proliferation von Tumorzellen, die sonst vom murinen Immunsystem abgestoßen wurden, in immunkompetenten Mäusen ermöglichten.160 220 Analog wurde dies 2001 erstmals für ein HERV nachgewiesen. Die Expression des HERV-H-env-Gens ermöglichte es Tumorzellen, der Immunabwehr der Maus zu entgehen, so dass eine Rolle der immunsuppressiven HERV-Hüllproteine beim „Immune-Escape“ von Tumoren vermutet werden kann.158 Für die Produkte des env-Gen des HERV-W (Syncytin 1)22 149 152 bzw. von HERV-FRD (Syncytin 2)151 (beide beinahe exklusiv in der menschlichen Plazenta exprimiert) wurden bereits essentielle Funktionen nachgewiesen. Sie vermitteln die Fusion der zytotrophoblastären Zellen zum SZT. 62 Syncytin 2 weist in vivo zudem immunsuppressive Eigenschaften auf, Syncytin 1 hingegen verlor diese Eigenschaften durch Substitution einer Aminosäure innerhalb der vermeintlich immunsuppressiven Domäne.157 Auch hier bedienten sich Mangeney et al. der Methode der Transduktion der Syncytine in murine Tumorzellen und anschließender Beurteilung des Tumorwachtums in einer immunisierten Maus (s.o.). Analoges gilt für die Syncytine A und B bei Mäusen. Ruebner et al. zeigten, dass eine (Syncytin1, verminderte 2, Expression HERV-P, von HERV-R, verschiedenen V1, V2) mit HERV-Hüllproteinen intrauteriner fetaler Wachstumsrestriktion im Menschen assoziiert war, was für einen essentiellen Einfluss der HERV-Peptide auf die menschliche Fortpflanzung spricht, evtl. über eine abnormale Zytokinproduktion mütterlicher Immunzellen.221 Im Menschen wurde in Melanomzellen die Expression von TM-Hüllprotein nachgewiesen135 und es wurde gezeigt, dass die Tumorzellen in den MelanomMetastasen im Sentinel-LK einen Anstieg von IL-10 bewirken222, womöglich als ein Effekt der exprimierten HERV-Proteine. Dies entspricht den Beobachtungen der vorliegenden Experimente, in denen ein signifikanter Anstieg der IL-10-Produktion in den reifen und unreifen DC unter TM-Einfluss gemessen wurde. Auch in Patienten mit Lymphomen und Brustkrebs konnte man hohe Titer an HERV-K-RNA messen, die nach erfolgreicher Therapie sanken.223 Die Beobachtungen in der Tumorimmunologie können auch für den menschlichen Trophoblasten von Bedeutung sein. Plazentare Morphogenese weist ähnliche Mechanismen wie Tumorgenese und Entstehung von Metastasen auf. Trophoblastzellen haben wie Krebszellen eine hohe Proliferationsrate, können migrieren, sich invasiv verhalten und dem Immunsystem entgehen.224 225 Erkenntnisse, über die Vorgänge in der Plazenta, insbesondere über die Rolle, die die HERV-K-Peptide spielen, können somit auch wichtige Hinweise über die Entstehung von Krebs und dessen Therapie liefern. Auf der anderen Seite muss man jedoch die Studien betrachten, die eine inflammatorische Immunantwort auf in Tumorzellen exprimierte HERV-Hüllproteine untersuchten. So zeigten Wang-Johanning et al., dass es in 88% der untersuchten Brustkrebsgewebe im Gegensatz zu normalen Brustgeweben zu einer Expression von HERV-Hüllproteinen kam. In einem großen Anteil der Patienten wurden AntiHERV-K-env-Antikörper nachgewiesen. Durch Stimulation von PBMC aus den 63 Patienten mit HERV-K-Antigen (SU (surface)-Anteil des Hüllproteins) kam es u.a. zu einer vermehrten Sekretion von IFN-γ, IL-2, IL-6 und IL-8.226 Auch Rolland et al. zeigten, dass retroviralem die SU-Einheit Elements (surface) MRSV-ENV-SU des Multiple aus der Sklerose-assoziierten HERV-W-Familie eine proinflammatorische Aktivität aufweist. Es steigert die Sekretion von IL-6, TNF-α und IL1-β in PBMC, triggert die Reifung von DC und unterstützt TH1-Antworten. Somit ist dieses Hüllprotein möglicherweise in der Pathogenese chronisch inflammatorischer oder neurodegenerativer Erkrankungen involviert.162 Dass die Ergebnisse in den Studien, die die Funktion von ERV-Hüllproteinen in vitro prüfen, evtl. auch auf in vivo-Zustände übertragen werden können und somit ein Einfluss auf die Fortpflanzung von Säugetieren und Menschen mit mehr Sicherheit anzunehmen ist, zeigten Dunlap et al.. Das Hüllprotein des „endogenous Jaagsiekte sheep retrovirus“, das in seiner Expression den Syncytinen des Menschen und der Maus sehr ähnelt, reguliert demnach sowohl in vitro als auch in vivo das Wachstum des Trophoektoderms und die Implantation des Embryos.227 4.3 Feststellung zu den einzelnen Zytokinen Es bestehen wenig Zweifel, dass Zytokine und Chemokine wichtig für die Kontrolle von endometrialen, dezidualen und fetalen Veränderungen und auch für die Modulation des Immun- und endokrinen Systems während der Gravidität sind. 229 230 231 228 16 So können irreguläre Veränderungen in der Expression der Zytokine und ihrer Rezeptoren zu einem Implantationsversagen der Frucht bzw. Aborten und Unfruchtbarkeit führen. Die vorhandenen Studien sind hierzu jedoch oft widersprüchlich. Daher sind in Zukunft dringend weitere Untersuchungen bzgl. der Zytokine und ihrer Wirkung an der fetomaternalen Grenzzone in erfolgreichen und erfolglosen Schwangerschaften nötig. Lokale Veränderungen des Gleichgewichts zwischen TH1- und TH2-Zytokinen und eine komplexe „Kommunikation“ u.a. über Zytokine und Chemokine zwischen Mutter und Fetus vermitteln die Implantation des Fetus und die Entwicklung der Plazenta und sichern so das Überleben des Nachwuchses. Die Beurteilung der Zytokine wird jedoch durch ihre pleiotrope Funktionsweise und das konzertante Zusammenwirken erschwert. So kann das 64 Abweichen eines einzelnen Zytokins eine Veränderung mehrerer anderer Zytokine bewirken. 47 228 Daher soll im Rahmen dieser Dissertation auf Erkenntnisse bezüglich des Einflusses der untersuchten Zytokine auf Erhalt bzw. Gefährdung der Schwangerschaft eingegangen werden und dies in Bezug auf die vorliegenden Ergebnisse diskutiert werden. Für eine erfolgreiche Schwangerschaft wurde in der Vergangenheit ein antiinflammatorisches TH2-Umfeld als Voraussetzung postuliert. Jedoch häufen sich neuere Daten, dass z.B. für einen erfolgreichen Implantationsvorgang und die Invasion des Trophoblasten ein proinflammatorisches Mikromilieu wichtig ist.232 Laut Wira et al. ist die Implantation mit einer gesteigerten Sekretion von proinflammatorischen Zytokinen und Chemokinen assoziiert233 und eine Unterdrückung dieser inflammatorischen Antwort kann zu einem Implantationsdefekt führen.234 Zytokine können die Freisetzung und Aktivität von Matrixmetalloproteinasen beeinflussen, was wichtig für die Invasivität des Fetus ist.235 200 Chemokine führen vermutlich zur Einwanderung von Immunzellen in die Plazenta, die eine Inflammation bedingen, wodurch die vaskuläre Permeabilität steigt und die Implantation erleichtert wird.200 Auch in Tumoren beeinflussen Chemokine das Ausmaß der Leukozyteneinwanderung, die Angiogenese, das Überleben und Wachstum des Tumors, MMP tragen zu dessen Invasivität bei. In den Tumorzellen kommt es oft zu einem Überwiegen der T H2-Zellen, was zu einer lokalen Immunsuppression beitragen könnte. 4.3.1 Tumornekrosefaktor α In vitro inhibiert TNF-α das Wachstum von humanen Trophoblastenzellen236 bzw. stimuliert deren Apoptose237 und hemmt die Zellmotilität der selbigen.238 Ein früher Abort ist bei Mäusen mit einer erhöhten Konzentration an TNF-α verbunden.239 240 241 242 PBMC von Frauen mit habituellen Aborten wiesen in mehreren Untersuchungen eine erhöhte Sekretion von TNF-α auf.39 auch, dass 243 244 Verschiedene Autoren beschreiben Schwangerschaftskomplikationen wie Präeklampsie und Wachstumsrestriktion des Fetus mit einer erhöhten TNF-α-Sekretion assoziiert sind.245 246 247 In trächtigen Mäusen persistierte eine Leishmania-maior-Infektion 65 länger als in nicht trächtigen Mäusen, da es zu einer vermehrten IL-10- und verminderten IFN-γ- und TNF-α-Sekretion der Immunzellen vor Ort kam. Eine Schwangerschaft verhinderte also eine adäquate TH1-Antwort gegen intrazelluläre Erreger zum Schutz des Fetus bzw. führte eine ausgeprägte Leishmana-Infektion zu Implantationsversagen und Abort.248 Murphy et al. zeigten, dass hohe Dosen an LPS durch vermehrte Sekretion von IL-1, IL-6 und TNF-α durch MP in Mäusen Abort auslösen können, im Gegensatz dazu aber eine geringe Dosis an LPS wenig negativen Einfluss auf die murine Schwangerschaft aufweist, außer wenn es sich um IL-10-Knockout-Tiere handelt. Durch neutralisierende AK gegen TNF-α oder IL-10Gabe konnte in diesen Tieren die Schwangerschaft gerettet werden. Auch Roberston et al. beobachteten einen schwangerschaftsprotektiven Effekt von Etanercept (TNFAntikörper) in mit LPS behandelten IL-10-KO-Mäusen (siehe auch 4.3.6).249 250 Jedoch stimuliert TNF-α MMP-9 und ist somit auch positiv am Implantationsvorgang beteiligt.235 251 Auffallend war in der vorliegenden Arbeit, dass es durch die HERV-Peptide K120 und K177 zu einer hochsignifikanten Reduktion der TNF-α-Sekretion der reifen DC kam (auf 40% der ursprünglichen Menge). Die beiden rekombinanten Hüllproteine hatten keinen gegenteiligen Effekt. Bei den unreifen DC kam es zwar tendenziell zu einer Erhöhung der TNF-α-Sekretion, jedoch war kein signifikanter Unterschied messbar. Dies könnte bedeuten, dass die reifen DC durch den Einfluss des HERV-K im Bereich der fetomaternalen Grenzzone dieses proinflammatorische Zytokin vermindert sezernieren und somit eine Aktivierung der Immunabwehr und die Reifung und Migration weiterer DC unterbunden bzw. abgeschwächt werden.168 169. Fest et al. zeigten 2007, dass - potentiell HERV-Peptide exprimierende trophoblastäre Zellen die Migration von CD14+-Makrophagen förderten und u.a. deren Sekretion von IL-6, IL- 8 und TNF-α nach 24 Stunden stimulierten. Jedoch zeigte sich, dass die Sekretion von TNF-α nach 48 Stunden (der gleiche Zeitraum wie in der vorliegenden Arbeit) wieder signifikant sank. Außerdem wurde die Sekretion von IL-6 und TNF-α durch mit einer geringen Konzentration an LPS stimulierte Makrophagen in Anwesenheit von trophoblastären Zellen im Vergleich zu Ansätzen ohne trophoblastäre Zellen signifikant gesenkt. D.h. die Fähigkeit, TNF-α zu produzieren, wurde durch die trophoblastären Zellen gerade in den aktivierten Makrophagen reduziert.232 Auch in der vorliegenden Arbeit wurde die TNF-α- 66 Produktion der reifen, immunogenen DC durch die HERV-Peptide eingeschränkt, die der unreifen DC eher gesteigert. Jedoch wurde bei Fest et al. dieser Effekt der trophoblastären Zellen bei hohen Dosen an LPS wieder aufgehoben249, was hier nicht untersucht wurde. Insgesamt könnte das vorliegende Ergebnis darauf hinweisen, dass durch HERV-K die immunogene Wirkung von ortsständigen reifen DC supprimiert wird und somit der Fetus toleriert wird. Eine vollständige Suppression der TNF-α-Sekretion könnte jedoch die Schwangerschaft durch das erhöhte Infektionsrisiko gefährden und daher macht die beobachtete Restexpression durchaus biologisch Sinn. 4.3.2 Interleukin 1β Bei den reifen DC kam es in den durchgeführten Versuchen tendenziell zu einer Erhöhung der IL-1β-Sekretion, was den Auswirkungen auf TNF-α, wenn man die sich überschneidenden Wirkungen der beiden Zytokine betrachtet, entgegengesetzt zu sein scheint. Zudem beschreiben Lockwood et al., dass IL-1β mit der Rekrutierung von MP zur Dezidua assoziert ist und die MP die endovaskuläre TB-invasion einschränken, was in die Entwicklung einer Präeklampsie münden kann.246 252 Jedoch wurde in anderen Studien beschrieben, dass das Zytokin essentiell für die fetale Implantation ist.253 200 Durch Steigerung der Produktion bzw. Stimulation von Matrixmetalloproteinasen könnte IL-1β neben IL-6 und IL-8 einen Beitrag zur Invasion des CTB leisten.235 254 263 Durch Gabe von IL-1-Rezeptor-Antagonisten wurde die Implantationsrate in Mäusen erniedrigt bzw. führte das Fehlen von IL-1 zu einer abnormalen Implantation.254 Die vorliegenden Ergebnisse weisen keinen signifikanten Effekt des HERV-K auf die IL-1β-Produktion auf, was sich mit den Ergebnissen bei Kleinermann et al. deckt.216 Es ist jedoch denkbar, dass auch hier die zytozidale Wirkung von IL-1 blockiert und somit eine Gefährdung der Frucht entgegengewirkt wird. Die Auswirkung des Zytokins auf den Implantationsvorgang könnte jedoch erhalten bleiben. 4.3.3 Interleukin 8 IL-8 liegt in der frühen Schwangerschaft vermehrt in der Plazenta vor. Man vermutet, dass dieses Chemokin u.a. über die Stimulation von MMP einen Beitrag im Rahmen 67 der Invasion des Fetus liefert und wichtig für die Dezidualisierung ist. Verschiedene Studien zeigen einen wichtigen Einfluss von IL-8 auf die Veränderung des endometrialen Stromas und auf Neoangiogenese.255 256 257 200 258 Durch Elongation der bestehenden Gefäße und durch Neoangiogenese durch die pluripotenten plazentaren mesenchymalen Vorläuferzellen kommt es zur Vaskularisierung der Dezidua.255 Wie bei TNF-α kam es durch die HERV-Peptide bei den reifen DC tendenziell eher zu einer Reduktion der IL-8-Sekretion, die absolut gesehen um ein Vielfaches höher als die bei den unreifen DC war. Bei den unreifen DC wurde überwiegend eine signifikante Erhöhung festgestellt. Auch bei Fest et al. kam es in CD14+Makrophagen durch trophoblastäre Zellen zu einer Stimulation der IL-8-Sekretion. Jedoch erhöhten dort die trophoblastären Zellen ebenfalls die IL-8-Sekretion von MP, die mit geringen und hohen Dosen an LPS versetzt wurden. 232 Die tendenzielle Reduktion der IL-8-Bildung in den reifen DC der vorliegenden Arbeit lässt vermuten, dass die HERV-Peptide reife immunogene DC in ihrer Wirkung supprimieren und somit eine überschießende proinflammatorische Immunreaktion abgeschwächt werden könnte. Hingegen werden die unreifen, vornehmlich in der fetomaternalen Grenzzone vorherrschenden DC stimuliert, das für die Implantation wichtige IL-8 zu sezernieren. 4.3.4 Interleukin 6 Während bei den reifen DC kein eindeutiger Einfluss auf die IL-6-Produktion beobachtet werden konnte, kam es bei den unreifen zu einer signifikanten Stimulation der IL-6-Sekretion. Auch bei Fest et al. wurde die IL-6-Sekretion aus MP durch trophoblastäre Zellen stimuliert. Analog wie bei TNF-α kam es in den Ansätzen mit einer niedrigen Dosis an LPS zu einer Supprimierung der IL-6-Produktion, mit einer hohen Dosis LPS wurde dieser Effekt wieder aufgehoben.232 Einige Studien beschreiben, dass sowohl im Mausmodell als auch beim Menschen eine niedrige IL-6-Serumkonzentration mit einer erfolgreichen Schwangerschaft, eine hohe IL-6-Serumkonzentration mit einer erhöhten Abortrate assoziiert ist.259 260 261 Dies würde bedeuten, schwangerschaftshinderliche dass hier Situation die HERV-Peptide unterstützen. 68 Im eine eher Gegensatz dazu beobachteten Jasper et al. in Biopsaten aus dem Endometrium von Frauen mit habituellem Abort eine reduzierte Expression der mRNA für IL-6.229 Zudem wurde in IL-6-defizienten Mäusen eine erniedrigte Fruchtbarkeitsrate beobachtet und somit IL-6 eine essentielle Bedeutung für eine erfolgreiche Schwangerschaft zugesprochen. Raghupathy et al. beobachteten eine erhöhte IL-6-Sekretion durch PBMC von Frauen mit erfolgreicher Schwangerschaft gegenüber Frauen mit habituellem Abort.244 Zu beachten ist auch die mögliche antiinflammatorische Potenz des IL-6, das als regulatorischer Faktor die TH2-Differenzierung vorantreiben und die TH1-Antwort inhibieren kann, was sich u.a. in der Fähigkeit, die IL-4-Synthese zu stimulieren, zeigt. 262 263 264 Dubinsky et al. beschreiben einen möglichen schwangerschaftsprotektiven Effekt von IL-6. Das Zytokin könne die humorale Immunantwort durch einen Anstieg blockierender asymmetrischer Antikörper so beeinflussen, dass die Abortrate in Mäusen sinke.265 Zudem ist IL-6 laut verschiedener Studien auch an der Regulation der Trophoblasteninvasion und Dezidualisierung beteiligt.235 266 267 268 Betrachtet man das Überwiegen der Hinweise für einen positiven Effekt von IL-6, sprechen die vorliegenden Ergebnisse dafür, dass die HERV-Peptide über die Steigerung der IL-6-Sekretion aus den iDC zu einer erfolgreichen Schwangerschaft beitragen könnten. 4.3.5 Interleukin 4 Unter Zugabe der HERV-Peptide wurde weder bei den reifen noch bei den unreifen DC ein entscheidender Unterschied in der IL-4-Produktion beobachtet. Es kam also auch zu keiner Suppression der Produktion dieses T H2- und immunsuppressiven Zytokins, das von beiden DC in hohem Maße produziert wurde. IL-4 stimulierte T-Zellen können auch zur Synthese des immunsuppressiven IL-10 stimuliert werden179, d.h. die Tatsache, dass die HERV-Peptide die Sekretion von IL-4 in den DC nicht verändern, könnte letztendlich zu einem toleranten Milieu und zum Schutz des Fetus vor einer mütterlichen Immunattacke beitragen. Verschiedene Studien schreiben IL-4 schwangerschaftsprotektive Eigenschaften zu. Chaouat et al. und Krishnan et al. beobachteten eine erniedrigte Produktion von IL-4 69 in Abort-Mäusen 269 248 Bei Frauen mit habituellem Abort zeigten Raghupathy et al. eine reduzierte Produktion von IL-4 in PBMC244, Piccini et al. in dezidualen T-Zellen.36 Jedoch beschrieben Svensson et al. erfolgreiche Schwangerschaften in IL-10- und IL-4-KO-Mäusen270, Fallon et al. sogar in Mäusen, die für vier TH2Zytokine (IL-4, IL-5, IL-9, IL-13) defizient waren.271 Diese Beobachtungen zeigen, dass die Beurteilung der Funktion der Zytokine in der Schwangerschaft im Einzelnen sehr schwierig ist. So kann die Funktion eines fehlenden Zytokins evtl. von einem anderen Zytokin übernommen werden (Redundanz), ohne dass die Schwangerschaft gefährdet wird, bzw. kann ein Zytokin die Funktion anderer fehlregulierter Zytokine übernehmen, so dass dies kein pathologisches Resultat nach sich zieht. Die Beurteilung der genau abgestimmten Vorgänge gestaltet sich daher sehr schwierig. 4.3.6 Interleukin 10 Unter den Zytokinen ist gerade IL-10 auf Grund seiner regulatorischen Beziehungen zu anderen intrauterinen Modulatoren und seiner immunsuppressiven Eigenschaften besonders interessant in Bezug auf seine Rolle in der Kommunikation zwischen Mutter und Fetus.188 Gerade auf das Zytokin, das im Zusammenhang der fetomaternalen Immunologie im Fokus vieler Studien stand, hatten die HERVPeptide sowohl bei den reifen als auch bei den unreifen DC einen gleichgerichteten Einfluss. In allen Ansätzen kam es in der höchsten Konzentration der Peptide zu einer Steigerung der IL-10-Zytokinproduktion. Bemerkenswert ist jedoch, dass es bei der Hälfte der Patienten zu einer extrem starken Bildung von IL-10 kam. Dies könnte bedeuten, dass individuelle Unterschiede im Sinne von „low- und high-responder“ in der Reaktion auf HERVPeptide bestehen. Somit wäre es vorstellbar, dass beispielsweise unterschiedliche genetische Merkmale wie bestimmte HLA-Typen einen Einfluss auf die fetomaternale Immunologie bzgl. der HERV-Peptide nehmen und Erfolg und Misserfolg einer Schwangerschaft beeinflussen können. Vermindertes IL-10 in der Plazenta ist häufiger mit Präeklampsie und Abort assoziiert245 215 248 bzw. können im Tiermodell durch Gabe von IL-10 die Abortrate verringert oder Wachstumseinschränkungen 70 aufgehoben werden.272 269 Zudem produzieren die PBMC von Frauen mit erfolgreichem Schwangerschaftsverlauf v.a. vermehrt IL 1039 42 244 und deziduale T-Zellen aus Frauen mit habituellen Aborten weniger IL-10.36 Da IL-10 die Expression von MMP-9 reduzieren kann, wird es zudem als autokriner Regulator der Invasivität des Trophoblasten gesehen.273 Die Versuche von Svensson et al. (s.o.) zeigen zwar, dass IL-10 nicht essentiell für eine erfolgreiche fetale Implantation sein muss270, White et al. konstatierten aber einen essentiellen Einfluss von IL-10 auf das fetale Wachstum.274 Sowohl Murphy et al. als auch Robertson et al. beschrieben, dass in IL-10-KO-Mäusen schon eine geringe Dosis an LPS zu einem Verlust der Schwangerschaft und fetaler Wachstumsrestriktion führte, was jedoch durch IL-10Gabe verhindert werden konnte. Es kam in den IL-10-KO-Mäusen durch LPS zu einem Anstieg von IL-6, TNF-α, IL-1 und IL-12 im Serum und Uterus. IL-10 beinflusst also die Resistenz auf inflammatorische Stimuli, indem es die Konzentration proinflammatorischer Zytokine an der Implantationstelle zu senken vermag. Außerdem zeigten Murphy et al., dass Mäuse, die IL-10 produzierten, die Schwangerschaft auch noch unter zehnfacher LPS-Dosis austragen konnten. Insgesamt heißt das, dass während einer normalen Gestation milde Entzündungen auf Grund des antiinflammatorischen Effekts des IL-10 keinen Abort verursachen.249 250 Unter IL-10-Einfluss vermitteln iDC eine tolerogene Wirkung.114 116 209 210 Weiterhin können DC durch IL-10-Sekretion naive T-Zellen zur Synthese von IL-4 stimulieren und somit die Differenzierung zu TH2-Zellen unterstützen.113 Zudem ist IL-10 vermutlich entscheidend (CD4+CD25+-Treg).212 für 213 schwangerschaftserhaltenden die 195 Effekt Generierung von Zenclussen et der Treg regulatorischen al. nach275, T-Zellen wiesen wobei jedoch einen die Neutralisierung von IL-10 deren protektiven Einfluss verhinderte.276 Analoge Beobachtungen wurden von Kingsley et al. auch bei Allograft-Transplantionen beschrieben.277 Auf Grund seiner immunsuppressiven Eigenschaften (T-Zellsuppression182, Induktion von Treg195 der DC192 116 , Unterstützung des tolerogenen Phänotyp 193 79 278 ) scheint IL-10 aus den DC evtl. der Schlüssel zur maternalen Toleranzinduktion gegenüber dem Fetus zu sein.130 Durch die Expression der Hüllproteine des HERV-K, die die Sekretion von IL-10 aus den DC stimulieren, könnte der semiallogene Fetus seinen eigenen Beitrag zu seiner Verteidigung gegen 71 das mütterliche Immunsystem leisten. Die Tatsache, dass die Stimulation so unterschiedlich ausfiel, kann dafür sprechen, dass es hier zu individuellen Unterschieden kommt, die die Reaktion auf HERV-K beeinflussen und es so zu einer erfolgreichen Schwangerschaft kommt oder nicht. 4.4 Bewertung des Einflusses von HERV-K Die Erkenntnis, dass die HERV-Peptide die Zytokinproduktion der DC z.T. signifikant modulieren und diese Veränderung in den unterschiedlichen Reifestadien der DC variieren, legt die Vermutung nahe, dass die in der humanen Plazenta exprimierten Proteine in der Tat einen Einfluss auf den Verlauf einer Schwangerschaft nehmen. Insgesamt kann man sagen, dass der Einfluss der HERV-Peptide auf die Zytokinproduktion bzgl. des TH1/TH2-Gleichgewichts nicht eindeutig ist. Betrachtet man die vielen Studien, die auch proinflammatorischen Zytokinen schwangerschaftsförderliche Eigenschaften zuweisen und die Veränderung der Expression der Zytokine im Verlauf der Schwangerschaft beschreiben, wird man in Zukunft wohl von dem starren Schema des TH1/TH2-Paradigmas absehen müssen. Bei einer Schwangerschaft sind extrem fein abgestimmte, komplexe Vorgänge, bei denen viele verschiedene Faktoren eine Rolle spielen, für einen Erfolg vonnöten. Eine Übertragung der in-vitro-Ergebnisse auf in-vivo-Zustände ist nicht leicht zu vollziehen. Die vorliegenden Ergebnisse sprechen jedoch für einen Einfluss des HERV-K auf die Kommunikation zwischen Fetus und Mutter. Inwiefern genau und wie wichtig bzw. essentiell die Expression der HERV-K-Peptide für einen physiologischen Verlauf der Schwangerschaft ist, ob sie einen Einfluss auf Pathologien während der Gestation hat und ob dem HERV-K eine Bedeutung in der humanen Evolution zukommt, kann mit dieser Arbeit nicht geklärt werden. Jedoch gibt diese Arbeit Anlass dafür, den Einfluss des HERV-K auf die menschliche Fortpflanzung weitergehend zu untersuchen. Die Konservierung der retroviralen DNA im menschlichen Genom spricht für einen positiven physiologischen Einfluss. Anhand der vielen vorhandenen und z.T. widersprüchlichen Studien sieht man, dass bzgl. der Beziehung zwischen Mutter und Kind im Mutterleib noch viele Untersuchungen nötig sind, um die Geschehnisse während Entstehung und Erhalt der Schwangerschaft und Geburt vollständig zu verstehen. Dieselben Zytokine 72 können zu bestimmten Zeitpunkten der Schwangerschaft entgegengesetzte Wirkungen aufweisen. Es konnte hier gezeigt werden, dass in der Plazenta exprimierten Hüllproteine des HERV-K die Funktion von humanen Immunzellen verändern. Jedoch sind weitere Untersuchungen nötig, um diese Effekte in einen Gesamtkontext einordnen zu können. Fest et al. stellten die Hypothese auf, dass die Implantation durch ein proinflammatorisches Umfeld gewährleistet wird, welches aber durch eine adäquate „Erziehung“ des angeborenen Immunsystems durch den Trophoblasten kontrolliert werden muss.232 Vielleicht ist gerade das HERV-K an dieser Erziehung beteiligt. Es wäre auch spannend zu untersuchen, ob eine Dysregulation der Expression der HERV-Peptide zu einem Ansteigen z.B. der Abortrate und Schwangerschaftskomplikationen wie Frühgeburt, Präeklampsie und Choriocarcinom führt. Ein wichtige Aufgabe zum Verständnis der Fortpflanzung stellt die Identifizierung der Zellinteraktionen zwischen den verschiedenen Zytokin produzierenden Zellpopulationen von Uterus und Plazenta dar, die durch die Produktion regulatorischer Zytokine ein Toleranz auslösendes Gleichgewicht während der Untersuchung Schwangerschaft aufrechterhalten. des der Einflusses So HERV-Peptide bietet beispielsweise Zytokinproduktion von uterinen NK aus der humanen Plazenta an. 73 sich auch die auf die 5 Ausblick Der Nobelpreisträger von 1960, Sir Peter Medawar, bezeichnete den Fetus als „glückliches Semiallotransplantat“ und sprach von einer aktiv erworbenen Immuntoleranz.279 Der Trophoblast ist trotz seiner Semiallogenität in der Lage, einen Teil des mütterlichen uterinen Gewebes zu invadieren. Es kommt i.d.R. zur Toleranz der fetopaternalen Antigene durch das mütterliche Immunsystem. Die Hypothese, onkogene und immunsuppressive Retroviren, die sich in das Genom der menschlichen Vorfahren integriert haben, als Grundlage der Evolution von Eier legenden Tieren zu plazentaren Säugetieren vor 100 Mio. Jahren zu sehen, ist sehr verlockend.280 211 Dass aber nicht in allen Säugetieren die gleichen endogenen Retroviren konserviert sind, spricht vielleicht dafür, dass die Proviren eine Nische gefunden und nur kleine evolutionäre Vorteile für verschiedene Spezies zu verschiedenen Zeiten gebracht haben. Zukünftige genauere Erkenntnisse über die immunologischen Vorgänge in der fetomaternalen Grenzzone können wichtige Ansatzpunkte zum einem für Diagnostik, Prävention und Therapie bei habituellen Aborten und anderen schwangerschaftsassoziierten Krankheiten, zum anderen aber auch für Tumor- und Autoimmunerkrankungen und Organtransplantationen liefern. Das Geheimnis der Fortpflanzung bleibt weiterhin bestehen und wird auch in Zukunft die Forschung beschäftigen. 74 6 Zusammenfassung Bei der Implantation des Fetus in den Uterus und während der Schwangerschaft kommt es zu einer Interaktion fetaler Trophoblastzellen mit dem mütterlichen Immunsystem. Trotz vieler verschiedener Studien ist bis heute nicht grundlegend geklärt, welche Mechanismen zur immunologischen Akzeptanz des (semi-)allogenen Fetus durch die Mutter beitragen. Zur wechselseitigen Kommunikation zwischen Kind und Mutter tragen Zytokine bei, die von allen immunkompetenten Zellen sezerniert werden können und regulatorisch auf die Immunantwort wirken. Eine Störung im Gleichgewicht der Zytokine kann zu Aborten, Präeklampsie oder anderen Pathologien führen. Eine wichtige Quelle von Zytokinen stellen u.a. die reifen und unreifen dendritischen Zellen (DC), die in der humanen Dezidua nachgewiesen wurden, dar. DC übernehmen als effiziente Antigen präsentierende Zellen eine entscheidende Funktion im Immunsystem und können inflammatorische Immunantworten induzieren. Jedoch spielen sie auch eine wichtige Rolle bei der Vermittlung immunologischer Toleranz. Die menschliche Plazenta weist eine auffällig starke Expression verschiedener humaner endogener Retroviren (HERV) auf. Immunmodulierende Eigenschaften von HERV wurden bereits beschrieben, jedoch nicht die direkte Wirkung von HERVProteinen der Plazenta auf Zellen des Immunsystems. Im Rahmen der Arbeit sollte daher die Wirkung des Hüllproteins des HERV-K, das in den Zytotrophoblastenzellen und in den Zellen des extravillösen Trophoblasten nachgewiesen wurde, auf die Zytokinproduktion unreifer (iDC) und reifer DC (mDC) untersucht werden. Als Modellsystem wurden in-vitro aus Monozyten des peripheren Blutes differenzierte DC gewählt. Die DC wurden in unreifem und reifem Zustand mit unterschiedlichen Konzentrationen von HERV-K-Peptiden (rekombinante Proteine (TM05.04 und TM12.12) bzw. Peptide aus 22 Aminosäuren (K120 und K177)) behandelt. Untersucht wurden die Veränderungen der Zytokinspiegel in den Zellkulturüberständen mittels Cytometric Bead Assay und Durchflusszytometrie. Die Messungen zeigten z.T. signifikante Veränderungen der Zytokinproduktion. So wurde die TNF-α-Sekretion der mDC durch K120 und K177 signifikant vermindert. Dieselben Peptide supprimierten ebenfalls signifikant die IL-8-Sekretion der mDC. Jedoch kam es durch alle vier HERV-Peptide (bei drei Peptiden signifikant) zu einer Steigerung der IL-8-Produktion in den iDC. Auch IL-6 wurde von den iDC durch 75 HERV-K mehrheitlich signifikant vermehrt ausgeschüttet. Bzgl. IL-6 ergaben sich jedoch keine signifikanten Veränderungen in den mDC. In allen Ansätzen kam es zu einer konzentrationsabhängigen Stimulation der Sekretion des immunsuppressiven IL-10 (bei je drei Peptiden signifikante Ergebnisse). Keine signifikanten Veränderungen ergaben sich für IL1-β und IL-4. Die Erkenntnis, dass die HERV-Peptide die Zytokinproduktion der DC z.T. signifikant modulieren und diese Veränderung in den unterschiedlichen Reifestadien der DC variieren, lässt vermuten, dass die in der humanen Plazenta exprimierten Proteine einen Einfluss auf den Verlauf einer Schwangerschaft nehmen. Bei einer Schwangerschaft sind extrem fein abgestimmte, komplexe Vorgänge, bei denen viele verschiedene Faktoren eine Rolle spielen, für einen Erfolg vonnöten. Eine Übertragung der in-vitro-Ergebnisse auf in-vivo-Zustände ist nicht leicht zu vollziehen. Die vorliegenden Ergebnisse sprechen jedoch für einen Einfluss des HERV-K auf die Kommunikation zwischen Fetus und Mutter. Inwiefern genau und wie wichtig bzw. essentiell die Expression der HERV-K-Peptide für einen physiologischen Verlauf der Schwangerschaft ist, ob sie einen Einfluss auf Pathologien während der Gestation hat und ob dem HERV-K eine Bedeutung in der humanen Evolution zukommt, kann mit dieser Arbeit nicht geklärt werden. Jedoch gibt diese Arbeit Anlass dafür, den Einfluss des HERV-K auf die menschliche Fortpflanzung weitergehend zu untersuchen. 76 7 Abkürzungsverzeichnis Abb. Abbildung Accno. Accessionnumber AG Antigen AK Antikörper APC Antigen-presenting cell (Antigen präsentierende Zelle) Bp Basenpaar Bzgl. Bezüglich Bzw. Beziehungsweise Ca. Carcinom CTB Zytotrophoblast DC Dendritic cell (Dendritische Zelle) D.h. Das heißt DNA Deoxyribonucleic acid (Desoxyribonukleinsäure) Env Envelope ERV Endogener Retrovirus EST Expressed Sequence Tag Et al. Et altera EVT Extravillöser Zytotrophoblast Evtl. Eventuell H Stunde HERV Humaner endogener Retrovirus HLA Human Leukocyte Antigen iDC Immature dendritic cell (unreife dendritische Zelle) IDO Indoleamine-2,3-Dioxygenase i.d.R. In der Regel IFN Interferon IL Interleukin IS Immunsystem ISU-Peptide Immunsuppressive Peptide KIR Killercell Immunglobuline-like Receptor KO Knockout LGL Large granular lymphocytes 77 LPS Lipopolysaccharid LTR Long terminal repeats mDC Mature dendritic cells (reife dendritische Zellen) MMP Matrixmetalloproteinase MP Makrophage MS Multiple Sklerose NK Natürliche Killerzelle PBMC Peripheral blood mononuclear cells RNA Ribonucleic acid (Ribonukleinsäure) RT Reverse Transkriptase RV Retroviren Sog. Sogenannt SU Surface S.o. Siehe oben S.u. Siehe unten SZT Synzytiotrophoblast TB Trophoblast TGF Transforming Growth Factor TLR Toll-like Receptor TM Transmembran TNF Tumornekrosefaktor Treg Regulatorische T-Zelle U.a. Unter anderem uDC Uterine dendritic cell (uterine dendritische Zelle) uNK Uterine natürliche Killerzelle Vgl. Vergleiche V.a. Vor allem VT Villöser Zytotrophoblast Z.B. Zum Beispiel ZTB Zytotrophoblast 78 8 Abbildungsverzeichnis Abb. 1: Plazenta: Schnittstelle zwischen Mutter und Kind (aus Schiebler, T.H. (1996) Zytologie, Histologie und mikroskopische Anatomie des Menscher unter Berücksichtigung der Histophysioloe. 4.Auflage, 2004 © SpringerVerlag) Abb. 2: Trophoblastenzellen in der menschlichen Plazenta (Abbildung modifiziert nach Sugimoto, J., Schust DJ. Review: human endogenous retroviruses and the placenta. Reprod Sci 2009, 16(11):1023-33) Abb. 3: Lebenszyklus der DC (Abbildung modifiziert nach Huck, B. Einfluss Schwangerschafts-assoziierter Hormone auf Phänotyp und Funktion humaner dendritischer Zellen, Dissertation, Würzburg) Abb. 4: Unreife, halbreife, reife DC im Kontext der T-Zell-Toleranz und Immunität (Abbildung modifziert nach Lutz, M. B. and G. Schuler (2002). "Immature, semi-mature and fully mature dendritic cells: which signals induce tolerance or immunity?" Trends Immunol 23(9): 445-449.) Abb. 5: DC im intrauterinen Kontext in der frühen Schwangerschaft (Abbildung modifiziert nach Kammerer, U., von Wolff, M. et al. (2004). "Immunology of human endometrium." Immunobiology 209(7): 569-574.) Abb. 6: Schematischer Aufbau eines exogenen Retrovirus am Beispiel von HIV-1 (Abbildung modifiziert nach US National Institute of Health, http://www.niaid.nih.gov/topics/HIVAIDS/Understanding/Biology/Pages/structure.aspx, Nov. 2011) Abb. 7: Lebenszyklus von exogenen und endogenen Retroviren (Abbildung modifiziert nach Sverdlov, E. D. (2000). "Retroviruses and primate evolution." Bioessays 22(2): 161-171.) Abb. 8: Expression von HERV-K-Hüllprotein in der Plazenta; eigene Bilder Abb. 9: Strukturelles Schema von HERV-K (Abbildung modifiziert nach Sverdlov, E. D. (2000). "Retroviruses and primate evolution." Bioessays 22(2): 161-171.) Abb. 10: Elutra-Methode (Abbildung modifiziert nach der Beschreibung des Testprinzips, http://www.caridianbct.com/location/emea/products-and-services/Pages/elutra-cellseparation-system.aspx, Nov. 2011) Abb. 11: Die gewonnenen Fraktionen, eigene Bilder Abb. 12: Nachweis der Reinheit der gewonnen Zellen, eigene Bilder Abb. 13: Mikroskopische Kontrolle der Zellen, eigene Bilder Abb. 14: Darstellung der Oberflächenmarker der unreifen und reifen DC, eigene Bilder Abb. 15: Sequenz der Ektodomäne des Hüllproteins von HERV-K (Abbildung modifiziert nach PubMed Accno. Q69384) 79 Abb. 16: Mikroskopische Kontrolle der Zellen, eigene Bilder Abb. 17: Prinzip des Cytometric Bead Assays (modifiziert nach dem Protokoll des Testes) Abb. 18: Einstellung am FACS-Gerät (Abbildung entnommen aus dem Protokoll des Testes) Abb. 19: Auswirkung von K120 auf die TNF-α-Sekretion reifer DC, eigene Bilder Abb. 20: Auswirkung von HERV-K auf TNF-α, eigene Bilder Abb. 21: Auswirkung von HERV-K auf IL-1β, eigene Bilder Abb. 22: Auswirkung von HERV-K auf IL-8, eigene Bilder Abb. 23: Auswirkung von HERV-K auf IL-6, eigene Bilder Abb. 24: Auswirkung von HERV-K auf IL-4, eigene Bilder Abb. 25: Auswirkung von HERV-K auf IL-10, eigene Bilder Abb. 26: Auswirkung von TM 5.4. auf die IL-10-Sekretion reifer DC bzw. von K177 auf die IL10-Sekretion unreifer DC, eigene Bilder 9 Tabellenverzeichnis Tab. 1: Expression von HERV in menschlichem Gewebe (modifiziert nach Kim, T. H., Y. J. Jeon, et al. (2004). "The distribution and expression of HERV families in the human genome." Mol Cells 18(1): 87-93.) Tab. 2: Expression endogener Retroviren in der menschlichen Plazenta (modifiziert nach Rote, N. S., S. Chakrabarti, et al. (2004). "The role of human endogenous retroviruses in trophoblast differentiation and placental development." Placenta 25(8-9): 673-683.) Tab. 3: Sensitivität (modifiziert nach dem Protokoll des Testes) 10 Literaturverzeichnis 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. Sadler T. Medizinische Embryologie. 11 ed: Thieme, 2008. Klock SC, Chang G, Hiley A, Hill J. Psychological distress among women with recurrent spontaneous abortion. Psychosomatics 1997;38(5):503-7. Serrano F, Lima ML. Recurrent miscarriage: psychological and relational consequences for couples. Psychol Psychother 2006;79(Pt 4):585-94. Stirrat GM. Recurrent miscarriage. Lancet 1990;336(8716):673-5. Hill JA. Immunological contributions to recurrent pregnancy loss. Baillieres Clin Obstet Gynaecol 1992;6(3):489-505. Kiechle M. Gynäkologie und Geburtshilfe. 1 ed: Elsevier Urban & Fischer, 2007. 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August 1983 in Landshut Berufliche Tätigkeit Seit 01/2012 Assistenzärztin in der Kinderklinik und Kinderpoliklinik im Dr. von Haunerschen Kinderspital Ausbildung 12/2010 Approbation 04/2004-11/2010 Studium der Humanmedizin an der Julius-MaximiliansUniversität Würzburg 11/2010 2. Abschnitt der ärztlichen Prüfung 03/2006 1. Abschnitt der ärztlichen Prüfung 09/1994-06/2003 Gymnasium Seligenthal Landshut Allgemeine Hochschulreife Stipendien Seit 10/2006 Mitglied des Bayerischen Elitenetzwerks 10/2006-03/2011 Studienförderung durch das Max Weber-Programm der Studienstiftung des Deutschen Volkes E-fellows.net, Begabtenförderung 10/2004-03/2007 Förderung nach dem Bayerischen Begabtenförderungsgesetz Würzburg, 14.07.2013