Morphologische Klassifikation der Galaxien WH Hubble-Sequenz ? Irr I Irr II ? ? E / S0 S / Irr Klassifikationskriterien: E Achsenverhältnis a/b S - Größenverhältnis Ellipsoid/Scheibe - Balken 3. Eigenschaften normaler Galaxien 3.1 Helligkeitsprofile 3.2 Größe 3.3 Leuchtkraft 3.4 Spektrale Energieverteilung 3.5 Interstellares Medium 3.6 Verschiedene Spektralbereiche 3.7 Kinematik und Massen 3.8 Korrelationen 3.9 Entwicklungsmodelle 3.10 Spiralstruktur Credits: NASA, ESA, Hubble Heritage Team 3.1 Helligkeitsprofile Flächenhelligkeit I Strahlungsstrom pro Raumwinkeleinheit scheinbare Helligkeit pro Raumwinkeleinheit (mag arcsec -2) = 2.5 log (I/I0) 0 Helligkeitsprofil: (r ) Isophoten: Kurven mit const (*) Definition analog zur scheinbaren Helligkeit m * 3.1 Helligkeitsprofile Bemerkung: (1) Entfernung d A1 1. Intensität: I ∝ d -2 ω 2. Im Raumwinkel ω erfasste Fläche A am Ort der Quelle: A ∝ d2 Beide Effekte kompensieren sich. Flächenhelligkeit ist unabhängig von der Entfernung. * (*) Für nicht zu große d, wo kosmologische Effekte vernachlässigbar sind. (2) Entfernung 2d A2 = 4 A 1 ω 3.1.1 Elliptische M 87 r Isophoten: konzentrische Ellipsen 3.1 Leuchtkraftprofile 3.1.1 Elliptische (A) Allgemeines Profil: Hubble-Profil -2 I / I 0 = [r / a +1] für r < 20 a a: „Kernradius“ I0 : Zentrumsintensität (a) empirisch r de Vaucouleurs-Profil log I / Ie = -3.33[(r / re )¼ -1] re : Radius, der ½ L enthält d.h. log I ∝ -r 1/4 bzw. ∝ r 1/4 „r 1/4 - Profil“ Beide Beschreibungen liefern guten Fit an Beobachtung für r ~ a ... 20a. 3.1.1 Elliptische 3.1.3 Beispiele für Helligkeitsprofile E1-Galaxie M 87 r 1/4 3.1.3 3.1.1 Elliptische Beispiele für Helligkeitsprofile μ deVaucouleurs-Fit für verschiedene E-Galaxien eines Galaxienhaufens (Virgo) r 1/4 3.1 Leuchtkraftprofile 3.1.1 Elliptische (A) Allgemeines Profil: (b) Selbstgravitation Helligkeitsprofil ist Ausdruck für die räumliche Dichteverteilung der Sterne Aber: Warum sind Sterne so verteilt? Elementare Prozesse: 1. Stochastische Bewegung der Sterne („Sternengas“ „Gas“druck) M 2. Anziehungskraft durch gesamtes Gravitationspotential aller Sterne * 3.1 Leuchtkraftprofile 3.1.1 Elliptische (A) Allgemeines Profil: dA (b) Selbstgravitation r P (r+dr) dr P (r) Hydrostatisches GG einer Gaskugel: Druckkraft dF P = Gravitationskraft dF G dP G Mr dA dr = 2 dA dr dr r dP G Mr = dr r2 r mit Mr = ∫ 4r2dr 0 3.1 Leuchtkraftprofile 3.1.1 Elliptische (A) Allgemeines Profil: (b) Selbstgravitation Ideales Gas (stoßfrei) aus Sternen der Masse M * : P = kTn = kT/M (k: Boltzmann-Konstante) * E in = 3/2 kT ( innere Energie) E kin= 1/2 M * 2 (kinetische Energie der ungeordneten Bewegung) :Geschwindigkeitsstreuung Isotropie: 2 2 3 ,: r r Streuung Radialgeschwindigkeit Somit folgt für E in = E kin P = r2 3.1 Leuchtkraftprofile 3.1.1 Elliptische (A) Allgemeines Profil: (b) Selbstgravitation Für Isothermie (d.h. const) ergibt sich dann d d ln4G 2 r2 = r 2 dr d r r ( ) Näherungslösung: King-Michie-Profil (*) Lösung hängt nur von einem Parameter ab, dem Konzentrationsparameter: c = log (rt / r0 ) mit - r t Gezeitenradius (eine Art äußerer Radius) - r 0 Kernradius (eine Art innerer Radius) Interpretation der Lösung: Aus(r) M(r ) I (r) (*) eingeschränkte Geschwindigkeitsverteilung (v < Entweichgeschwindigkeit) 3.1 Leuchtkraftprofile 3.1.1 Elliptische (A) Allgemeines Profil: (b) Selbstgravitation Vergleich der Dichte einer isothermen Kugel mit homogener Kugel in Projektion Projizierte Dichte King-Michie-Profil für r 0 / r t = 0.1 Homogene Kugel 0 0.2 0.4 0.6 0.8 1 Normierter Radius r / r t Sehr starke Zentrumskonzentration! 3.1.1 Elliptische 3.1.3 Beispiele für Helligkeitsprofile King-Michie-Fit für ellipsoidale Objekte verschiedener Typen E-Galaxie Galaxienhaufen Kugelsternhaufen 3.1 Leuchtkraftprofile 3.1.1 Elliptische (A) Allgemeines Profil: (c) Ergebnis Die beobachteten radialen Helligkeitsprofile von E-Galaxien werden gut durch die (empirischen) Relationen von Hubble bzw. de Vaucouleurs beschrieben. ● ● Sie zeigen insbesondere eine starke Zentrumskonzentration. Zugleich werden die gemessenen Profile durch das King-Michie-Modell angepasst. ● Schlussfolgerung: Die beobachteten Helligkeitsprofile entsprechen denen von Gleichgewichtskonfigurationen der Verteilung von Sternen (isotherme Sphäroide/Ellipsoide im hydrostatischen GG), deren kinetische Energie durch die ungeordnete Bewegung dominiert wird. ● 3.1.4 3.1.1 Ellipticals (B) Feinstrukturen: 1. Abweichung von Ellipsenform * (a) disky E zusätzliche Komponente entlang großer Hauptachse NGC 4697 (b) boxy E Abweichungen zwischen kleiner und großer Hauptachse (*) Die Abweichungen sind nur geringfügig und nur in den Isophotenplots zu erkennen. NGC 7785 3.8.2 3.1.1 Elliptische (B) Feinstrukturen: 1. Abweichungen von Ellipsenform θ Messung der „boxyness“ Fourier-Entwicklung der Intensität I entlang einer Ellipse: a 4= 0 a 4>0 disky a 4<0 boxy I (θ) = I0 + a 1 cos(θ) + a 2cos (2θ) + a 3cos (3θ) + a 4cos (4θ) + ... Abweichung von Elliptizität wird durch Fourier-Koeffizient a 4 gemessen: = 0 reine E > 0 disky, d.h. E mit Scheibenkomponente, ähnlich S0, aber schwächere Scheibe < 0 boxy, d.h. kastenförmige Isophoten Hubble-Sequenz: E und S0 E0/S0 E1 E3 S0 ähnlich wie disky E (ellipsoid+disk) disky E = Fortsetzung der Hubble-Sequenz links von S0 ? E5 E6 E7/S0 Hubble-Sequenz 3.1.1 Elliptische (B) Feinstrukturen: 1. Abweichungen von Ellipsenform Naheliegende Modifikation der Hubble-Sequenz: reine E disky E Wie sind dann aber die boxy E einzuordnen? 3.1.5 3.1.1 Elliptische (B) Feinstrukturen: N 2. Verdrehung der Isophoten • Für ca. 50% ist a/b = const, P = const. • Für andere 50% Isophotendrehung <ΔP> = 5° (...bis 60°) <Δ(a/b)> = 0.04 P ΔP E Mögliche Ursachen: • Verformung durch nahe Galaxien • innere Struktur (triaxial?) + Projektionseffekt (?) 3.1.6 3.1.1 Elliptische (B) Feinstrukturen: 3. Ausgedehnte schwache Hüllen • Bogen-(Hüllen-)strukturen sehr geringer Flächenhelligkeit • Für ca. 40% der E nachgewiesen • Oftmals viele Bögen bis zu sehr großen Zentrumsabständen Bild: NGC3923 (sehr stark kontrastverstärkt). Insgesamt 26 Bögen (r bis ~200 kpc) 3.1.7 3.1.2 Spiralgalaxien Unterschiede zu E-Galaxien: (a) mehrere Komponenten (b) mehr Strukturen kompliziertere Profile „Profil-Dekomposition“, um Scheibe und Bulge zu trennen 3.1.8 3.1.2 Spiralgalaxien (A) Bulge Im Prinzip ähnlich wie E, aber auch Unterschiede: 1. r1/4 - Gesetz gilt entlang großer Achse, aber nicht entlang kleiner Achse 2. Bei gleichem L ist r B > r E (Bulges sind weniger dicht) 3. <a/b> B > <a/b> E (Bulges sind flacher) 3.1.9 3.1.2 Spiralgalaxien (B) Scheibe Helligkeitsverlauf unregelmäßig: 1. Schwankungen um Faktor ~2 wegen Spiralstruktur 2. darunter regulärer Anteil M 33 r 3.1.9 3.1.2 Spiralgalaxien (B) Scheibe Radiales Profil : M 33 I ( r ) = I0 e- r/r s mit I 0 = const d.h. μ ∞ r (Freeman's law) r s : Skalenlänge (~ 3... 5 kpc) r 3.1.2 Spiralgalaxien 3.1.9 (B) Scheibe Beispiele: 2 Ring mit Gas-StaubWolken log I Bulge 1 Scheibe 0 M33 = NGC 598 0 10' r M 83 = NGC 5236 NGC 4459 20' 0 50'' r 100'' 150'' 0 2' r 4' 3.1.11 3.1.2 Spiralgalaxien (B) Scheibe NGC 4565 Vertikales Profil (*): Aus Galaxien in (etwa) Seitenansicht: • für z groß : etwa wie e - (z/H) • für z klein : etwa wie e- (z/H) 2 entspricht Intensitäts-Profil der Form I=I0 sech 2 (z / H), H: Skalenhöhe (*) nach Korrektur bzgl. Absorption z EXKURS VertikalesStruktur Profil einerMSS selbstgravitierenden Scheibe Hauptkomponenten der Kinematik der Sterne im MSS - Kreisbahn um Galaktisches Zentrum (Rotation) - Abweichung von Kreisbahn in R, θ und z Bewegungskomponente senkrecht zur Mittelebene z = 0 EXKURS Ideale Bahn Kreisbahn mit z=0 Vertikales Profil einer selbstgravitierenden Scheibe Galaktisches zyl. KS Galaktische Ebene EXKURS Vertikales Profil einer selbstgravitierenden Scheibe Im Allgemeinen sind die Bahnebenenzyl. der Sterne Galaktisches KS aber geneigt. Bahnebene z ~ z max t = t1 EXKURS Vertikales Profil einer selbstgravitierenden Scheibe Die Bahnneigung variiert während des Umlaufs Galaktisches zyl. KS um das Gal. Zentrum. Bahnebene z~0 t = t2 > t1 EXKURS Vertikales Profil einer selbstgravitierenden Scheibe Die Bahnneigung variiert während des Umlaufs Galaktisches zyl. KS um das Gal. Zentrum. Bahnebene z ~ z min t = t3 > t2 EXKURS Vertikales Profil einer selbstgravitierenden Scheibe Galaktisches Pendelbewegung um z = zyl. 0 beimKS Umlauf um Zentrum EXKURS Vertikales Profil einer selbstgravitierenden Scheibe Galaktisches zyl. KS Epizyklische Näherung Abweichung von Kreisbahn beschrieben durch Epizykel und Pendeln in z-Richtung - Stern läuft auf Epizykel (entspricht ΔvR ,Δvθ) - Epizykelzentrum läuft um galaktisches Zentrum auf Kreisbahn mit v K(R) - Pendeln um z=0 entspricht Δv z Epizykel EXKURS 3.1.11 Vertikales Profil einer selbstgravitierenden Scheibe Annahmen für theoretische Beschreibung: - ausgedehnte axialsymmetrische Scheibe (Radius >> Dicke) - dynamisches Gleichgewicht - kinetische Energie durch Rotation dominiert - planparallele, isotherme Schichtung (isotherm heißt hier: Geschwindigkeitsstreuung σz unabhängig von z) Aus „Jeans-Gleichungen“ = Kontinuitätsgleichung der Strömung in hydrodynamischer Näherung in Form der Momenten-Gleichung* (Herleitung im Seminar): dρ K ρ: Gesamtmassendichte = ρ z2 d z σz Kz: Kraftkomponente in z-Richtung Poisson-Gl.: d Kz = -4πGρ d z G: Gravitationskonstante (*) erste und zweite Momente (Mittelwerte und Standardabweichungen) der Verteilung der Geschwindigkeiten bzw. Beschleunigungen in Richtung R, θ, z. EXKURS 3.1.11 ergibt d dz Setzen: Vertikales Profil einer selbstgravitierenden Scheibe [ 1 dρ ρ dz ] = 4πGρ 2 σz D := ln ρ ρ: Gesamtmassendichte ergibt dD 1 dρ = dz ρ dz Lösung: 1 2 ρ (z) = ρ0 z z =ρsech 0 [exp(- H ) + exp( H )]2 mit σz2 H := 2πG Skalenhöhe ( Hz ) 3.1.2 Spiralgalaxien 3.1.11 (C) Dünne und dicke Scheibe Manche Spiralgalaxien besitzen eine dünne und eine dicke Scheibe (auch MSS) NGC 4565 R z R Bulge dominiert Abweichung vom Modell bei großem R nicht durch Bulge zu erklären ⇒ erfordert dicke Scheibe 3.1.10 3.1.2 Spiralgalaxien (C) Dünne und dicke Scheibe (a) gesamt (b) Nach Subtraktion des Modells einer dünnen Scheibe verbleibt eine dicke Scheibe 3.1.7 Allgemeines Profil: 3.1.2 Spiralgalaxien Ergebnisse • Bulges entsprechen, wie E-Galaxien, selbstgravitierenden Gleichgewichtskonfigurationen der Sternverteilung in Form isothermer Ellipsoide. • Scheiben entsprechen selbstgravitierenden Gleichgewichtskonfigurationen der Verteilung von Sternen, deren kinetische Energie durch Rotation domiiert wird, in Form einer ausgedehnten planparallelen Schichtung mit der Skalenhöhe H und der Skalenlänge r s (H << r s ). • Spiralgalaxien können zwei (mehrere?) Scheibenkomponenten mit unterschiedlichen Skalenhöhen H besitzen. 3.1.3 Helligkeitsprofile - Zusammenfassung Elliptische Galaxien ● empirisch: μ ~ r 1/4 (de Vaucouleurs) entspricht selbstgravitierender Sternverteilung in Form von isothermen Ellipsoiden im hydrostatischen GG wobei kinetische Energie durch ungeordnete Bewegung dominiert wird ● Unterscheidung: reine E - disky E - boxy E Spiralgalaxien (a) Bulges: ähnlich E, aber leichte Abweichungen (b) Scheiben: empirisch: I ~ e -r / rs sech 2 (z / H) (Freeman) entspricht selbstgravitierender Sternverteilung in Form einer ausgedehnten planparallelen, isothermen Schichtung (Skalenhöhe H, Skalenlänge r s ) wobei kinetische Energie durch Rotation dominiert wird