The Tears of Nature

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Dun – »The Tears of Nature«
Beitrag für den WDR Musikraum
»The Tears of Nature«
Konzert für Schlagzeug und Orchester von Tan Dun
Von Sabine Weber
Mitwirkende:
Autorin
Sprecher: Stefan Naas
Musikbeispiele:
Tan Dun: »The Tears of Nature«
Mitschnitt von der Uraufführung in der Musik- und Kongresshalle Lübeck am 13.12.2012
Martin Grubinger (Schlagzeug), NDR Sinfonieorchester, Leitung: Tan Dun
SPRECHER
In der Musik von Tan Dun wird offensichtlich, dass der Klang eine Stimme der Natur ist, in der wir
leben und der wir zu lange nicht zugehört haben.
AUTORIN
... kommentiert John Cage die Musik seines fast 50 Jahre jüngeren, von China nach New York übergesiedelten Komponistenkollegen Tan Dun.
SPRECHER
Musik passiert überall. Und wenn Sie aufmerksam sind, ist alles voller Farben!
AUTORIN
... so Tan Dun, der in vielen seiner Werke auch mit Naturmaterialien experimentiert. Mit Papier,
Erde, Wasser oder Steinen. Aber vor allem wächst die Struktur seiner Musik wie ein Organismus.
Es rankt, atmet und treibt auch Melodienblüten.
Die Nähe zur Natur hat mit seiner Biographie zu tun. Tan Dun, 1957 geboren, wächst bei den Großeltern auf dem Land im Süden Chinas auf. Volkslieder prägen sich ein. Die rhythmischen Schläge,
mit denen die Frauen übrigens noch heute ihre Wäsche im Fluss säubern, klingen für ihn wie Jazzrhythmen. Und die Dorfschamanen, die ihre Rituale musikalisch mit Steinen und Wasser begleiten,
leben in seiner Musik wieder auf. In dem Schlagzeugkonzert »The Tears of Nature« von 2012, das
er für den österreichischen Schlagzeuger Martin Grubinger schreibt, tritt der Solist auch wie ein
Orchesterschamane auf! Gleich zu Anfang tritt er steineklappernd aus einer Vibraphon-Xylophon1
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Dun – »The Tears of Nature«
Gong-Burg – am Bühnenrand – heraus. Und bewegt sich zwischen den Musikern nach hinten zu
sieben Pauken ... und, zwei chinesische Becken schlagend, wieder zurück. Den Weg hat Tan Dun
in seiner Partitur vorgeschrieben! Und auch, dass im Verlauf des Stücks die vier Perkussionisten
im Orchester mehrmals die Arme wie bei einem bedrohlichen Ritual zu einer magischen Geste heben sollen.
Alle drei Sätze von »The Tears of Nature« (»Die Tränen der Natur«) sind mit »misterioso« (»geheimnisvoll«) überschrieben. Schon der Titel gibt Rätsel auf.
Eine Andeutung hat Tan Dun vor 16 Jahren in Bezug auf sein Konzert für Wasser-Perkussion gemacht.
SPRECHER
Wasser gleicht den Tränen der Natur.
AUTORIN
... hat er damals gesagt. In diesem Schlagzeugkonzert dürfen die Tränen auch fernöstlich schön,
fast kitschig fließen.
Die weinende Natur ist für Tan Dun aber auch ein Sinnbild für die bedrohte Natur. Mit ihr ist auch
unser Überleben bedroht.
Naturklänge – Steine am Anfang und Wasser am Ende – bilden den Rahmen. Dazwischen hat Martin Grubinger eine Tour de Force auf Pauken, chinesischen Becken, im zweiten Satz auf der Marimba
und im dritten Satz mit dem ganzen Arsenal zu absolvieren. Dazu gehören acht gestimmte chinesische Pai-Gu-Trommeln, Holzblöcke, Buckelgongs, ein Regenrohr und Bamboo-Chimes.
Zwischendurch immer wieder leise mysteriöse Klänge!
SPRECHER
Durch die ganze Musik hindurch erzählen uns die Tränen der Natur, dass wir selbst es sind, die
unser Überleben bedrohen.
AUTORIN
Tan Dun lässt tibetische Klangschalen mit Bögen streichen. Sie flüstern geheimnisvoll. Ein Aquaphon erinnert an den Gesang der Wale. Die Natur enthüllt ihre Geheimnisse dem, der ihren Klängen
lauscht. Am Ende sind es Wassertropfenklänge!
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