Magnetostatik 1. 2. 3. 4. Permanentmagnete Magnetfeld stationärer Ströme Kräfte auf bewegte Ladungen im Magnetfeld Materie im Magnetfeld i. Wirkung von Materie im Magnetfeld ii. Diamagnetismus iii. Paramagnetismus iv. Ferromagnetismus v. Antiferro-und Ferrimagnetismus vi. Supraleitung Materie im Magnetfeld Kraftwirkung von Spule wird größer, wenn ein Eisenkern eingebracht wird 1 Materie im Magnetfeld Empirisches magnetisches Kraftgesetz r F= 1 p1 p2 r ⋅ ⋅ er 4πµ0 r 2 r r v r F(r ) B(r ) ∝ lim p 2 →0 p 2 Wenn mit Eisenkern die Kraft größer geworden ist, muss das Magnetfeld B stärker geworden sein: Fluft ∝ Bluft ⇒ Feisen = µFluft ∝ µBluft µ= Kraftwirku ng mit Eisen Kraftwirku ng ohne Eisen Magnetostatik - Elektrostatik Spule in Vakuum Kondensator in Vakuum r B0 + + + + - v E0 Kondensator mit Dielektrikum Spule mit Eisenkern r B Eisenkern verstärkt das ursprüngliche Feld r r B = µ B0 + + r + E + Dielektrikum schwächt das ursprüngliche Feld r r E0 E= ε 2 Elektrische Polarisation Magnetisierung Feld ohne Materie r E0 + r P Materieeffekt Feld mit Materie r r r P E = E0 − ε0 r E + r Materieeffekt µ0M Feld mit Materie r B r r r B = B0 + µ0M ε0 P Polarisation r 1 r P = ∑ pe V = Dipolmoment/Volumen r B0 Feld ohne Materie M Magnetisierung r 1 r M = ∑ pm V = Dipolmoment/Volumen [M] = A m Mikroskopische Ursachen Mikroskopisches Dipolmoment I r A Dipolmoment pe Dipolmoment pm Makroskopisches Dipolmoment Pges eines Materievolumens bestehend aus N Atomen/Molekülen: r v Pmges = ∑ pmi = Npm wenn || r N Pges = ∑ pei Magnetisierungsstrom N v an Oberfläche = Np wenn || e Definition lokaler Größen (Teilchendichte n = N/V Anzahl N/ Volumen V) r 1 r r r 1 r 1 r r 1 Magnetisierung M = Pmges = ∑ pm = npm Polarisation P = Pges = ∑ pe = npe V V V V A = Dipolmoment/Volumen = Dipolmomen t/Volumen [M] = m 3 Polarisation und Magnetisierung Ursache des elektrischen Feldes: Ursache des magnetischen Feldes: Ladung Q Strom I Kondensatorplatten von außen zugeführt und Kontrolle des Experimentators Spulenstrom von außen zugeführt und Kontrolle des Experimentators Freie Ladungen Qfrei Freier Strom Ifrei Induzierte Ladungen auf Oberfläche des Dielektrikums (elektrische Dipole) Induzierte Ladungen Qind Induzierter Strom im Inneren des Ferromagnets (magn. Dipole) Amperescher Kreisstrom Induzierter Strom Iind Gesamtladung Q (für E-Feld verantwortlich) Gesamtstrom I (für B-Feld verantwortlich) Qges = Qfrei + Qind Iges = Ifrei + Iind Feldgleichungen Amperesches Gesetz r r ∫ Hds = Ifreir r Definition B = µ0H r r ∫ Bds = µ0Ifrei Vakuum Ifrei Spule mit Materie r r ∫ Hds = I B Ifrei Iind frei r r r r r Definition B = B0 + µ0M = µ 0H 0 + µ 0M r r r r r r ∫ Bds = µ0 ∫ H0ds + µ0 ∫ Mds = µ0 (Ifrei + Iind ) Magnetische Erregung (Feldstärke) H hängt nur vom Strom im Leiter ab Magnetische Feldstärke B hängt vom Strom im Leiter und den induzierten Strömen ab 4 Elektrostatik Magnetostatik Gleichungen zur Beschreibung der Feldgrößen in der Elektrostatik und Magnetostatik in Anwesenheit von polarisierbarer bzw. magnetisierbarer Materie r ∇ × E = 0 bzw. r rot E = 0 v r ∇ × H = j frei bzw. r r rot H = j frei r ∇D = ρ frei bzw. r div D = ρ frei v ∇B = 0 bzw. v div B = 0 r v D = εε0E r v B = µµ0H Stetigkeit an Grenzflächen r rot H = 0 r div B = 0 nur für Magnetostatik und nur für stromfreie Schichten gilt immer Medium 1 (1) Medium 2 ∆A B⊥ Medium 1 (2 ) B⊥ ∆V r r r 0 = ∫ div B dV = ∫ B dA = (B⊥(2 ) − B⊥(1) ) ⋅ ∆A B ⊥ ist stetig Medium 2 ∆L H||(1) H||(2 ) ∆A r r r r 0 = ∫ rot H dA = ∫ H ds = (H||(2 ) − H||(1) ) ⋅ ∆L r H|| ist stetig 5 Elektrostatik Magnetostatik Die Tangentialkomponente von E bleibt erhaltenr rot E = 0 Die Normalkomponente von B bleibt erhalten r div B = 0 Stetigkeit an Grenzflächen E Feld einer Ladung in Vakuum Q E Feld einer Spule im Vakuum Bvakuum Evakuum E-Feld einer Ladung mit Dielektrikum B-Feld in Spule mit Eisenkern Tangentialkomponente von E bleibt Normalkomponente von B bleibt erhalten, aber Normalkomponente von erhalten E ist nicht stetig Q Einnen = Ediel = Evakuum/εr Eaußen = εr Einnen = Evakuum Binnen = µ Bvakuum Baußen = Binnen = µ Bvakuum 6 Erzeugung hoher Magnetfelder in Luft Spule mit Windungszahl N um Eisenkern gewickelt (Länge l Rel. Permeabilitätszahl µ > 104) wird von Strom Is durchflossen Ges. Magnetfeld B in Luftspalt mit Breite b Amperesches Gesetz ∫ Hds = NIfrei = NIs ⇒H i l + Ha b = NIs B⊥an Grenzfläche stetig Bi ⊥ = Ba⊥ ⇒ µµ0H i = µ0Ha ⇒ Ha (l / µ + b ) = NIs l µ << b ⇒ Ba ≅ µ0 NIs b Magnetfeld in Luftspalt gleich wie in Eisen Vergleich : ohne Eisen Bluft ≅ µ0 NIs << Ba l Magnetische Suszeptibiliät Experimentell gefunden (für nicht zu großes H) r r M = χm ⋅ H χ m ≈ const. magnetische Suszeptibiliät r r r r r B = µ0 H + M = µ0 (1 + χ m )H ≡ µ µ0 H r r ⇒ rot B = µ µ0 j ( ) relative Permeabilität: isotropes Medium anisotropes Medium µ ≡ µr ≡ 1 + χ m ⇒ µ = Zahl (Skalar) ⇒ µ = Tensor (2. Stufe) Faustregel: Für homogene isotrope Medien ersetze in allen Formeln für das Vakuum einfach µ0 durch µ⋅µ0. 7 Magnetische Suszeptibiliät Welche Werte kann χm annehmen? χ m << 1 Diamagnete: χm < 0 Paramagnete: χm > 0 χ m >> 1 χm > 0 Ferromagnete: Antiferromagnete: χm < 0 Atomare magnetische Momente Bohrsches Atommodell Teilchen kreist um Kern Magnetisches Moment pm = I A Kreisendes Elektron mit Ladung q = Ladungstransport = Strom I = Ladung/Zeit = e/T T Umlaufzeit des Elektrons pm = r 2π I = 1 ev r 2 Klassische Berechnung Teilchen hat auch eine Masse m: Masse auf Kreisbahn hat auch einen Drehimpuls L = m r v r q r L pm = 2m 8 Atomares magnetisches Moment r q r L pm = 2m Klassische Rechnung Quantenmechanik: Drehimpuls nur ganzzahliges Vielfaches l von Planckschen Wirkungsquantum r L = lh Für das magnetische Bahnmoment gilt v e e r L ⇒ pm = −l h pm = − 2me 2me Magn. Moment ist ganzzahliges Vielfaches des Bohrschen Magnetons µB µB = eh = 9.27..10 −24 Am 2me Magnetisches Moment Elektronen laufen nicht nur auf Kreisbahnen, sonder drehen sich auch um die eigene Achse (spin) Spin kann als Kreisstrom aufgefasst werden: Magnetisches Dipolmoment pspin v e r S pspin = − me p spin Gekoppelt mit Eigendrehimpuls (Spin) S, nur ein Wert, aber zwei Richtungen Magnetismus eines Atoms =Summe der Bahndrehimpulse und der Spins aller Elektronen im Atomverband r r e r pm = − L + 2S 2me ( ) 9 Diamagnetismus r M r B r r r r B = µ0 H + M = µ0 (1 + χ m )H ( Im magnetischen Feld werden magnetische Momente induziert, die zum äußeren Magnetfeld entgegengesetzt gerichtet sind (Lenzsche Regel) ) χm < 0 Das Magnetfeld im Werkstoff wird geschwächt Diamagnetismus • Sehr schwach • Existiert nur, wenn ein Magnetfeld anliegt • Keine praktische Bedeutung Magnetfeldschwächung µr < 1 χm < 0 ~ -10-5 Beispiele: •tritt in allen Stoffen auf (inkl. Edelgase) auch Si, Ge, Cu, Bi. •wird häufig durch stärkere magnetische Effekte überlagert. χm für einige Stoffe Wismut (Bi) Kupfer Stickstoff -157 10-6 -9.6 10-6 -5 10-9 10 Paramagnetismus r M =0 r M ≠0 r r r B = µ0 H + M ( ) Atome paramagnetischer Stoffe besitzen ein permanentes Dipolmoment Dipole ungeordnet: keine makroskopische Magnetisierung messbar Anlegen eines Magnetfeldes: Ausrichtung der magnetischen Dipole Feldverstärkung Paramagnetismus • Ohne Feld: Zufällige Orientierung und somit kein magnetisches Moment • Im magnetischen Feld: Permanente Dipole richten sich entlang der Feldlinien aus Keine Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Dipole äußeres Magnetfeld wird durch die Ausrichtung der Dipole verstärkt • µr > 1 (~1.01) χm > 0 ~ 10-5 • Beispiele: Chrom, Kupferoxid, Alkalimetalle, Übergangsmetalle, Sauerstoff (einziges Gas) χm für einige Stoffe Sauerstoff flüssig Sauerstoff gasförmig Aluminium 3600 10-6 1.8 10-6 24 10-6 11 Suszeptibiltät Paramagnete Temperatur: statistische Verteilung der Dipole (Unordnung) Äußeres Feld: Ausrichtung der permanenten Dipole (Ordnung) Verstärkung des Magnetfelds = Grad der Ausrichtung der Dipole hängt von Temperatur ab N pm2 M 1 χ m = µ0 = µ0 ∝ B 3kT T Suszeptibiliät temperaturabhängig Magnetisierungskurve Anstieg χm Sättigung: alle Dipole ausgerichtet Para-und Diamagnet Paramagnet Diamagnet 12 Para/ Diamagnetismus Im Versuch ist das Feld näherungsweise homogen. In einem paramagnetischen Material entsteht ein makroskopisches magnetisches Dipolmoment, auf welches ein Drehmoment wirkt, bis der Stab entlang der Feldlinien ausgerichtet ist. Bei einem Diamagneten hat das Drehmoment das andere Vorzeichen, die Stabenden werden von den nächstliegenden Magnetpolen abgestoßen (immer!) und der Stab stellt sich senkrecht zu den Feldlinien ein. Flüssiger Sauerstoff/Stickstoff Sauerstoff Stickstoff Sauerstoff ist paramagnetisch und bleibt daher zwischen den Polen gefangen Stickstoff diamagnetisch, wird nicht gehalten 13 Magnetische Levitation Magnetische Abstoßung Instabile Dimensionen Diamagnet Stabile Dimension Gravitation Diamagnet schwebt in Feld eines Elektromagneten Mit speziell geformtem Magnetfeld (Bittermagnet) Ferromagnetismus Molekularmagnete richten sich spontan parallel zueinander aus Zunächst nur innerhalb kleiner Bereiche „Weiß‘sche Bezirke“, die wiederum regellos zueinander orientiert sind kein makroskopisches Feld Ausrichtung der Weiß‘schen Bezirke: Magnetisierung eines ferromagnetischen Materials 14 Ferromagnetismus Lokale Ordnung Globale Ordnung Sichtbarmachen der Weiß‘schen Bezirke Ferromagnet unter Mikroskop Reflexion von polarisiertem Licht abhängig von Magnetfeld Bezirksgrenzen sichtbar Anlegen einer Spannung ein großer Bezirk 15 Curie Temperatur Eisen kalt: von Magnet angezogen Eisen heiß: nicht angezogen Oberhalb Curie Temperatur: Thermische Bewegung so stark, dass magnetische Ordnung verschwindet: Material wird paramagnetisch Beispiele Curie Temperatur und Schmelztemperatur Co 1395 K 1767 K Fe 1033 K 1807 K Ni 627 K 1727 K Messung der Hysteresekurve Wie hängen B und H in einem Ferromagneten zusammen? Zu untersuchendes Material 250 Wdg. Trenntrafo Doppelspule 1 µF 470 k A Ausgangsspannung U U prop. zu B = µ0(H+M) Zweistrahl Osziloskop Spulenstrom I H prop zu I Ya Yb 16 Magnetisierungskurve Zusammenhang zwischen B und H nicht eindeutig: hängt von Vorgeschichte ab, Ferromagnet hat Gedächtnis: Hysteresekurve ∆B = µ0 ∆H Remanenz: Magnetisierung B nach Abschalten von Strom Koerzitivfeld: Strom um Probe zu entmagnetisieren Neukurve Sättigung: alle ausgerichtet H Unmagnetisches Material: Neukurve Fläche unter Kurve: Maß für Ummagnetisierungsarbeit = Verlust Verlustleistung in Wärme umgewandelt Hysterese Magnetisierung bleibt erhalten B magn. Feldstärke Sättigung alle Domänen ausgerichtet H magn. Erregung Domänen beliebig verteilt keine Magnetisierung Sättigung alle Domänen ausgerichtet 17 Barkhausen Effekt Drähte in Spule Drähte mit Permanentmagnet Magnetisiert Magnetisierung ändert sich Sprunghaft Sprünge in Magnetfeld durch Induktion hörbar gemacht Ferromagnetismus •Die einzelnen Elektronenspins kompensieren sich nicht Wechselwirkungen zwischen Spins sorgen für eine parallele Ausrichtung auch ohne äußeres Feld in einem kleinen Gebiet Durch äußeres Magnetfeld werden Gebiet vergrößert, Magnetisierung nimmt zu • Ferromagnetismus Kollektives Phänomen tritt nur in Festkörpern auf Permanentes magnetisches Moment auch ohne äußeres Feld Große Magnetisierung µr = bis zu 106 Beispiele Fe: µr 500 -10000), Co (80 – 200), Ni Nickel Eisen Legierungen (Mu Metall): bis zu 3 106 18 Ferro- Anitferro- und Ferrimagnetismus Ferromagnetismus: Alle Spins parallel ausgerichtet; Magnetisierung Antiferromagnetismus: Kristall besteht aus zwei Untergittern deren pm gleich groß, aber gegeneinander antiparallel ausgerichtet sind Keine Magnetisierung Ferrimagnetismus: Kristall besteht aus zwei Untergittern deren pm ungleich groß, aber antiparallel ausgerichtet sind Makroskopische Magnetisierung Ferrite: Oxyde, Isolatoren mit großem µ (geringe Verluste HF Technik) Supraleitung 1908 Verflüssigung des Heliums 1911 Entdeckung der Supraleitung 1913 Nobelpreis Widerstand von Quecksilber Heike Kamerlingh Onnes 1853 -1926 Bei Unterschreiten der Sprungtemperatur TC wird Widerstand unmessbar klein 19 Supraleitende Materialien Müller& Bednorz Nobelpreis 1987 Metalle Al 1,18 K Hg 4,15 K Pb 7,20 K Legierungen NbTi NbN Nb3Ge 9,6 K 16,0K 22,5 K Hochtemperatursupraleiter Keramiken YBa2Cu3O7 92 K HgBa2Ca2Cu3O8 133 K Erklärung: BCS Theorie Anwendungen Supraleiter Anwendungen des verlustfreien Stromtransportes : - Kabel - Magnete (Labor, Kernspintomographie, Beschleuniger, Energiespeicher,Motoren, Generatoren, Trafos, ......) - schnelle Sicherungen (‚Fault Current Limiter‘) - passive HF-Bauelemente (Filter, Resonatoren, .....) Supraleiter sind ideale Leiter 20 Meissner-Ochsenfeld Effekt Supraleiter sind ideale Diamagnete (µ= 0) Magnetfeld wird aus dem Inneren verdrängt Supraleiter Supraleiter schweben im Magnetfeld Supraleiter 1. 2. und 3. Art Magnetfeldstärke in Supraleitern beschränkt Supraleiter 1. Art Supraleiter 2. Art Supraleiter 1. Art: für T < TC und H < HC perfekte Diamagnete (χm = −1), besitzen elektrischen Widerstand 0 (wird durch Cooper-Paare bewirkt) Supraleiter 2. Art sind für T < TC und H < HC ebenfalls perfekt diamagnetisch und haben elektrischen Widerstand 0. Für HC1 < H < HC2 werden in Flussschläuchen Cooper-Paare aufgebrochen; durch Wanderung der Flussschläuche entsteht ein elektrischer Widerstand Supraleiter 3. Art sind Supraleiter 2. Art mit festgehaltenen Flussschläuchen → elektrischer Widerstand gleich 0 21