Pädiatrie Ikterus Bilirubinstoffwechsel Hämoglobin wird abgebaut wasserunlösliches unkonjugiertes Bilirubin entsteht dieses bindet an Albumin Transport in die Leber dort Konjugation durch UDPGlukuronyltransferase wasserlösliches konjugiertes Bilirubin entsteht biliär in den Darm ausgeschieden Beim Neugeborenen : 2-3 fach höhere Bilirubinproduktion weil erhöhte Erythrozytenkonzentration Erythrozytenüberlebenszeit verkürzt (70-90 Tage) Deshalb: UDP-Glukuronyltransferase überlastet unkonjugiertes Bilirubin sammelt sich an Icterus neonatorum Physiologischer Ikterus: Ikterus 2-3 Tage nach der Geburt Maximum am 4. bis 5. Tag abklingen Ikterus zuerst bemerkbar im Gesicht ab 5 mg/dl dann langsames Grenzwerte: Pathologische Hyperbilirubinamie • Icterus praecox o Gesamtbilirubin > 7 mg/dl innerhalb 24 Stunden • Icterus gravis o Max. Gesamtbilirubin > 15 mg/dl bei reifen Neugeborenen > 10 mg/dl bei Frühgeborenen • Icterus prolongatus o Bilirubin bleibt erhöht über den 10. Tag hinaus Ursachen: • Gesteigerte Hämolyse o Blutgruppeninkompatibilität o Hämolytische Anämien • Ohne Hämolyse o Verminderte Bilirubinkonjugation • Physiologischer Ikterus • Muttermilchikterus o Vermehrter Bilirubinanfall • Polyzythämie • Organblutungen, Hämatome o Vermehrte enterale Rückresorption von Bilirubin • Intestinale Obstruktion • Intrahepatische und extrahepatische Cholestase führen zu einem Anstieg von direktem Bilirubin; ab 2 mg/dl spricht man von direkter Hyperbilirubinämie Morbus haemolyticus neonatorum Wichtigste Ursache Blutgruppenunverträglichkeit zwischen Mutter und Fetus Wenn das mütterliche Immunsystem während der Schwangerschaft mit fetalen inkompatiblen Erythrozyten oder vor der Schwangerschaft durch Transfusion mit nicht blutgruppengleichen Erythrozyten in Kontakt kommt, bildet es spezifische IgG-Antikörper. Diese Immunglobuline sind planzentagängig Übertritt ins kindliche Blut IgG binden an spez. Antigenstrukturen fetaler Erythrozyten vorzeitiger und vermehrter Abbau der fetalen Erythrozyten Fetus reagiert mit (vorwiegend) extramedullärer Blutbildung (Leber, Milz) unreife Erythrozyten in kindlichen Blut indirektes Bilirubin über die Plazenta transportiert und durch das hepatische Enzymsystem der Mutter glukuronidiert und biliär ausgeschieden. Selbst bei schwerer fetaler Hämolyse intrauterine Bilirubinkonzentration kaum erhöht Rh-Erythroblastose Das D-Antigen des Fetus sensibilisiert die Rh-negative Mutter Mutter bildet IgGAntikörper Rh-Erythroblastose manifestiert sich während der zweiten und weiteren Schwangerschaft weil: während der Frühschwangerschaft nur in Ausnahmefällen kindliche Erythrozyten in den Blutkreislauf der Mutter gelangen Mutter bildet nur geringe Mengen an Anti-D-Ak. Daher: das erste Kind gesund oder nur hämolytische Anämie und/oder Hyperbilirubinämie. Mit jeder weiteren Schwangerschaft nimmt der Schweregrad der fetalen Erkrankung zu. Klinik: • Anämie • Icterus praecox • Icterus gravis bis zum Kernikterus • Hepatosplenomegalie • Hydrops fetalis (Generalisierte Ödeme und Flüssigkeitsansammlung in einer oder mehreren serösen Höhlen des Feten.) • Gesteigerte Blutbildung Retikulozyten und Erythroblasten erhöht • Bei schwerer fetaler Anämie intrauterine Hypoxie und Hypoproteinämie (weil verminderte Albuminsynthese) Generalisierte Ödeme Höhlenergüsse Hypervolämie Herzinsuffizienz • Intrauteriner Fruchttod oder irreparable zerebrale Schädigung bei generalisiertem Hydrops Diagnostik: • • • In Schwangerschaftsvorsorgeuntersuchung nach irregulären Antikörpern gesucht Coombstest Nachweis plazentagängiger IgG-Antikörper Bei vorhandenen Antikörpern Fruchtwasseruntersuchung (Amniozentese) zur Bilirubinbestimmung Therapie: • • Intrauterin: o Bei ausgeprägter fetaler Anämie intrauterine Transfusion (in Bauchhöhle oder Nabelvene) o Bei Hydrops fetalis Sectio caesarea Extrauterin: o Phototherapie Bei leichten Verläufen (Bilirubin von 14-15 mg/dl) Das in der Haut befindliche Bilirubinmolekül wird durch blaues Licht aufgebrochen es entsteht eine wasserlösliche Form so ist die Ausscheidung ohne Konjugation möglich o Austauschtransfusion Bei schweren Grunderkrankungen Blutaustausch mit kompatiblem Spenderblut über Nabelvenenkatheter Komplikationen: • Infektion • Katheterperforation • Pfortaderthrombose • Hypotension • Azidose • Nekrotisierende Enterokolitis • Elektrolytentgleisung • Nach Blutaustausch meist Anämie und Thrombozytopenie Kernikterus Freies (nicht an Albumin gebundenes) unkonjugiertes Bilirubin ist lipophil geht ins ZNS inhibiert dort den neuronalen Metabolismus (Hemmung der oxidativen Phosphorylierung) das führt zu irreversiblen Schäden im Bereich der Basalganglien Globus pallidus Nucleus caudatus Hypothalamus Hirnnervenkerne Großhirnrinde Kernikterus abhängig von verschiedenen Faktoren: - Alter und Reifegrad der Kinder - Überschreiten der Albuminbindungskapazität durch zu hohe Bilirubinspiegel - Hypalbuminämie - Verdrängung des Bilirubins durch Gallensäuren, freie Fettsäuren oder Medikamente - Schädigung der Bluthirnschranke nach Asphyxie, neonataler Meningitis u.a. Klinik: • Frühsymptome o Apathie, Hypotonie, abgeschwächte Neugeborenenreflexe o Trinkschwäche, Erbrechen, schrilles Schreien • Später o Vorgewölbte Fontanelle, opisthotone Körperhaltung o Muskuläre Hypertonie, zerebrale Krampfanfälle • Bei überlebende Patienten häufig o Taubheit o Choreoathetoide Bewegungsmuster, mentale Retardierung