xxxxx cand. med. vet. 10. Semester Gießen, xxxx Obduktionsbericht Bei dem zu obduzierenden Tier handelt es sich um einen männlichen Rottweiler mit rassetypischer Fellfärbung. Das Tier wiegt 49 kg. Es ist in beiden Ohren tätowiert, die Tätowierung ist allerdings nicht mehr lesbar. Der Besitzer ist Herr x aus y. Die Obduktion findet am xxxxxx von 9.15 Uhr bis 11.30 Uhr in der Sektionshalle des Instituts für VeterinärPathologie der Universität Gießen unter der Leitung von xxxx statt. Anwesend sind xxxxxxxxxxxxxx. Auftraggeber für die Obduktion ist der Besitzer des Tieres. Vorbericht: Das Tier starb, nachdem es seit dem 24.06.2001 krank gewesen ist. Es wurde mit Infusion behandelt, und zwar Leberschutz und Antibiotikabehandlung innerhalb einer stationären Intensivbehandlung. Impfungen bestehen gegen SHPPi und LT. 1 Äußere Besichtigung Der Tierkörper liegt vollständig vor und ist bis auf die distalen Gliedmaßenenden und den Anogenitalbereich abgehäutet. Das Fell liegt bei. Das Tier liegt auf der linken Seite. Der Körper ist gleichmäßig kalt. Das Kiefergelenk ist nicht beweglich. Die Gelenke der Gliedmaßen sind beweglich, was bedeutet, daß die Totenstarre aufgehoben ist. Die Cornea ist getrübt und die Bulbi sind eingesunken. Der Ernährungszustand ist etwas adipös, der Pflegezustand ist gut. Zur Sektion wird der Hund in die Rückenlage gebracht. 2 Innere Besichtigung Das Unterhautfettgewebe ist gelblich verfärbt. Das Knochenmark des Oberschenkelknochens ist rötlich verfärbt. 2.1 Bauch- und Beckenhöhle Beim Eröffnen der Bauchhöhle fließt etwa ein Liter rote Flüssigkeit ab, die aufgefangen wird. Das Netz ist dunkelrot und von brüchiger Konsistenz. Das Gekröse weist multifokale, stecknadelkopfgroße, rote Punkte und Einlagerungen von Fett auf. Die Milzoberfläche ist dunkelrot verfärbt. Die Leber erscheint im Anschnitt gelblich und ist von brüchiger Konsistenz. Allgemein ist sie weich und auf der rechten Seite etwas matschig. Der rechte Leberlappen weist lokal dunkle Verfärbungen auf, die wurzelartig geformt sind. Der linke Leberlappen ist von derber Konsistenz. Der Magen ist mit grau- grünem, schleimigem Inhalt gefüllt. Es sind keine festen Bestandteile in ihm vorhanden. Die Magenschleimhaut weist vor dem Pylorus multiple Schleimhautläsionen auf. Im Bereich der großen Kuvertur befindet sich ein handgroßer, weißlicher Schleimhautdefekt. Nach dem Pylorus am Dünndarm befindet sich seitlich ein etwa markstückgroßer Schleimhautdefekt mit Perforation der Darmwand., außerdem zwei erbsengroße Schleimhauteinsenkungen. Im gleichen Bereich befindet sich eine apfelgroße Umfangsvermehrung, die im Anschnitt grau- gelblich und feucht erscheint. Der Dünndarm ist fast ohne Inhalt. Im Enddarm befindet sich kein geformter Inhalt. 1 2.2 Brusthöhle Die Lunge ist dunkelrot verfärbt. 2.3 Kopf und Hals In der Trachea befindet sich rötliche, eischneeartige Flüssigkeit. 3 Pathologisch- anatomische Diagnosen Adipositas Prähepatischer Ikterus Hämascos Ulcera/ Abszeß Katarrhalische Enteritis Geringgradige akute diffuse Lungenstauung Geringgradiges akutes diffuses Lungenemphysem Geringgradiges alveoläres Lungenödem 4 Epikrise Die Adipositas ist eine übermäßige Speicherung von Fett in Fettzellen. Sie ist u.a. die Folge eines Überangebotes an Nährstoffen, vor allem von Fett und Kohlenhydraten. Die Fettdepots werden dabei mesenchymal bzw. interstitiell angelegt. Der Umfang der neuen Depots ist von der Größe des Überschusses abhängig. Der Ikterus ist durch einen längerfristigen Bilirubinanstieg im Blut bedingt. Ein Ikterus kann, je nach Lokalisation des Defektes, prä-, intra- oder posthepatisch sein. Ein prähepatischer Ikterus entsteht durch eine gesteigerte Produktion von Bilirubin, etwa bei Hämolyse, ineffizienter Erythropoiese, massiver Bluttransfusion oder Resorption größerer Hämatome. Auch der Versuch der Resorption eines Hämaskos kann einen prähepatischen Ikterus verursachen. Beim Blutabbau fällt in großem Maße Bilirubin I an. Dieses ist nicht wasserlöslich und wird zu Transportzwecken an Albumin gebunden. In dieser Form ist es jedoch nicht nierengängig. Durch die Masse des anfallenden Bilirubin I ist die Leber bei ihrer Aufgabe überfordert, dieses vom Albumin zu trennen und mit Glukuronsäure zum wasserlöslichen Bilirubin II zu konjugieren, so dass es über die Gallensekretion ausgeschieden werden könnte. So aber staut sich Bilirubin I vor der Leber und es kommt zur Gelbfärbung diverser Gewebe. Unter einem Hämaskos versteht man eine Blutansammlung in der Bauchhöhle. Ursachen hierfür können Fremdkörper sein, die von außen penetriert oder durch den Verdauungstrakt perforiert sind. Auch massive stumpfe Gewalteinwirkungen, die Leber- oder Milzrupturen verursachen, können zum Hämaskos führen. Ferner sind infektiös oder tumorös bedingte Gefäßschädigungen zu nennen, wodurch Blut in die Bauchhöhle gelangen kann. Der in diesem Fall vorliegende Hämakos hat zu einer Aktivierung des Knochenmarkes geführt, das sich dann wie beschrieben darstellt. Das aktivierte Knochenmark spricht auch für eine Hämolyse oder einen Blutverlust. Bei einer Hämolyse oder auch durch Blutverlust findet man ein schmutzig - rot verfärbtes Knochenmark, während noch vorhandenes Fettmark (nicht bei diesem Hund) durch Ikterus gelb verfärbt sein kann. Erythropoetin, das bei Sauerstoffmangelzuständen vermehrt in der Niere gebildet wird, regt die Stammzellen im Knochenmark zur Erythrozytenbildung an. Dies kann man durch eine Histologie bestätigen. Die apfelgroße Umfangsvermehrung im Dünndarmbereich könnte durch einen Fremdkörper verursacht worden sein, der längere Zeit in diesem Bereich festgesteckt haben könnte, dort eine Perforation und schließlich Entzündung verursachte, die zum Abszeß geführt hat. Fremdkörper im Darm gibt es beim Hund relativ häufig. Von Tischtennisbällen über Nähnadeln wird vom Hund vieles, meist aus Versehen, beim Spiel verschluckt. Dabei kann es zu Obturationen oder bei spitzen Gegenständen zu Perforationen, wie es in diesem Fall äußerst wahrscheinlich ist, kommen. Sie könnte aber auch tumoröser Natur sein. Um das abzuklären, wird eine histologische Untersuchung des Materials gemacht. 2 Die katarrhalische Enteritis ist eine nicht- eitrige Entzündung der Darmschleimhaut unter geringer Beteiligung von Entzündungszellen. Dem entzündlichen Exsudat ist Schleim der Enterozyten beigemengt. Die diffuse, akute katarrhalische Enteritis ist durch ödematöse Schwellung der Schleimhäute sowie dünnflüssigen ungeformten Darminhalt gekennzeichnet. Die Pathomechanismen der bei einer Enteritis vorkommenden Diarrhoe sind die Malabsorption, Maldigestion, Hypersekretion und Motilitätsstörungen. In vorliegendem Fall ist es wahrscheinlich, dass es durch die Umfangsvermehrung und den Ulkus zu Motilitätsstörungen des Darmes und damit zur katarrhalischen Enteritis gekommen ist. Lungenödem und -emphysem sind agonal bedingt. Die schwächer werdende Herztätigkeit in der Agonie führt zu einer Linksherzinsuffizienz und dadurch zu einem Rückstau des Blutes in die Lunge. Es kommt zur passiven Hyperämie. Der dadurch angestiegene intravasale Druck führt zum Austritt von Flüssigkeit ins Gewebe; gleichzeitig wird durch die hypoxische Schädigung der Gefäßwand die Durchlässigkeit des Endothels erhöht. Es bildet sich ein Lungenödem aus. Durch die Vermischung der Flüssigkeit in den Alveolen mit Luft und durch die emulgierende Wirkung des Surfactant, kommt es zur Bildung von Schaum, der bis in die oberen Luftwege vordringen kann. Dieser Schaum stellt vor allem in den kleineren Bronchien und Bronchiolen ein Hindernis für den Luftstrom dar, so daß Luft nur durch eine angestrengte Inspiration die Luftwege passieren kann. Die vorwiegend passiv erfolgende Exspiration ist jedoch zu schwach, um die Atemluft aus den Alveolen zu pressen. Es entsteht eine Ventilstenose, durch die sich immer mehr Luft in den Alveolen ansammelt und ein alveoläres Emphysem bewirkt. Schließlich können Alveolen zerreißen, so daß neben dem alveolären ein interstitielles Lungenemphysem entsteht. 4.1 Postmortale Veränderungen Das sogenannte Totenauge bildet sich infolge Flüssigkeitsverdunstung aus. Es kommt zu einer Druckminderung, der Turgor sinkt, die Cornea trübt und faltet sich ein. Die Totenstarre wird durch eine Starre der Muskulatur hervorgerufen. Zur Lösung der Myosinköpfe vom Actin ist ATP nötig. Dieses wird beim toten Organismus nicht mehr gebildet. Es kommt erst wieder zur Lösung durch Autolysevorgänge, wie es hier bereits geschehen ist. Die grünliche Verfärbung am Unterbauch und im Inguinalbereich ist eine Sulfmethämoglobinbildung, die auf Permeabiltitätsänderungen und anschließende Fäulnis zurückzuführen sind. Die unterschiedliche Färbung der Lunge läßt auf Hypostase schließen. Das Blut sinkt in die unten liegenden Anteile der Organe ab. 5 Todesursache Die Todesursache ist akutes Herz- Kreislaufversagen, vermutlich ausgelöst durch einen hämorrhagischen Schock, den der Hämaskos verursacht hat. Gießen, den xxxxx_____________________________ 3