Zur Fortbildung Aktuelle Medizin Gehörverbessernde Operationen Diese Gefahr besteht, wenn entzündliche Veränderungen, also Granulationspolster, im Mittelohr vorhanden sind, wie es bei ausgedehnten Zerstörungen naturgemäß häufig der Fall ist. Aus diesem Grunde resultiert bei schwerwiegend geschädigten Mittelohren häufiger ein unbefriedigender postoperativer Höranstieg. Es wird deshalb versucht, das leicht einheilende und vernarbende organische Material durch Kunststoffe oder insbesondere durch Stahldraht zu ersetzen. Stahidrahtimplantate haben den Vorteil, daß sie mit den Wänden des ovalen Fensters nicht verwachsen und somit leichter schwingungsfähig erhalten werden können als organische Materialien. Die Rate der Hörverbesserung läßt sich durch die Verwendung von Draht bei entzündlich verändertem Mittelohr erhöhen (Abbildung 6). Entfernung eines Cholesteatoms Weniger der Hörverbesserung als vielmehr der Entfernung eines Cholesteatoms und der Sanierung einer Knocheneiterung gelten weitere neue Verfahren der Mikrochirurgie des Ohres. Hat ein Cholesteatom den Warzenfortsatz erreicht oder ausgefüllt, so entsteht bei radikaler Entfernung im Rahmen einer sogenannten Radikaloperation eine große, oft jahrelang pflegebedürftige Mastoidhöhle. Nach Jansen läßt sich diese Höhlenbildung weitgehend vermeiden, wenn man die hintere Gehörgangswand erhält. Ein gewisses Risiko liegt nun darin, daß im alten Einsenkungsbereich des Cholesteatoms, meistens der Pars flaccida des Trommelfells, erneut Cholesteatombildung eintritt. Es ist also notwendig, diesen Bereich besonders zu stabilisieren. Dies gelingt nach einem Vorschlag von Plester durch die Einlage eines zusammengesetzten Transplantates aus Knorpel und Perichondrium, wobei der Knorpel direkt in den Defekt im Epitympanum eingepaßt wird, während das an ihm haftende 2438 Heft 41 vom 13. Oktober 1977 Perichondrium am Rande des Defektes aufliegt und ein Einsinken des Knorpels ins Epitympanum verhindert (Abbildung 7). Ein ähnlicher Effekt wird von S. R. Wullstein durch die Präparation eines am Periost gestielten osteoplastischen Knochendeckels in diesem Bereich erreicht. Beide Verfahren gewährleisten einen guten Überblick über das Epitympanum und verschließen den hier entstehenden Defekt dauerhaft und widerstandsfähig gegen einen bei der Cholesteatomentstehung eintretenden Unterdruck in der Paukenhöhle. Die Innenohrleistung läßt sich nur gelegentlich durch einen chirurgischen Eingriff bessern, DEUTSCHES ÄRZTEBLATT, Rudert, H. (1974) und Helms, J. (1975). Hier ist das Hörgerät oft das Hilfsmittel der Wahl. Vor der Anpassung eines Hörgerätes, insbesondere bei einseitiger Innenohrschwerhörigkeit beim Erwachsenen, ist jedoch eine ausführliche ärztliche Diagnostik erforderlich, um schwerwiegende Erkrankungen, die sich hinter dem Symptom der Hörminderung verbergen können, zum Beispiel ein Akustikusneurinom, auszuschließen. Postoperative Behandlung Oteratur Nach allen gehörverbessernden Operationen kommt der postoperativen Behandlung und Pflege eine besondere Bedeutung zu. Der äußere Gehörgang wird nach Tympanoplastiken regelmäßig für drei Wochen mit einer antibiotikagetränkten Tamponade verschlossen. Die Entnahme dieser Tamponade sollte möglichst vom Operateur unter dem Operationsmikroskop vorgenommen werden, damit eine Beschädigung des oft noch nicht vollständig eingeheilten Trommelfelltransplantats vermieden wird. Ein unsachgemäßes Absaugen der Tamponade oder ein Kürettieren des äußeren Gehörgangs führt nicht selten zum Absaugen beziehungsweise Herauskürettieren der während der Tympanoplastik eingebrachten Weichteilund Knochentransplantate. Liegen präoperativ reizlose Verhältnisse vor, so ist ein Ohr nach einer Tympanoplastik nach 2 bis 4 Wochen abgeheilt. Wegen der postoperativen Narbenbildungen mit entsprechenden möglichen Verziehungen der Transplantate läßt sich das Hörvermögen nach einer Tympanoplastik endgültig etwa nach 3 Monaten, sicher aber erst nach einem halben bis einem Jahr beurteilen. Lagen präoperativ starke entzündliche Veränderungen vor, so dauert die Abheilung nach einer Ohroperation nicht selten 4 bis 8 Wochen. Das Innenohr bleibt in der Regel unbeeinflußt. DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heermann, J., Heermann, H., Kopstein, E.: Fascia and cartilage palisade tympanoplasty, nine years experience, Arch. Otolaryng. (Chic.) 91 (1970) 228-241 — Plester, D.: Fortschritte in der Mikrochirurgie des Ohres in den letzten 10 Jahren, HNO (Berl.) 18 (1970) 33 — Rudert, H.: Die chirurgische Behandlung des Morbus Menee, DEUTSCHES ÄRZTEBLATT 71 (1974) 77-81 — Wullstein, H. L.: Operationen zur Verbesserung des Gehörs, G. Thieme, Stuttgart, 1968 — Wullstein, S. R.: Die osteoplastische Epitympanotomie und die Pathologie des Mittelohres. 1. Teil. Das operative Vorgehen, Z. Laryng. Rhinol. 52 (1973) 34 Anschrift des Verfassers: Professor Dr. med. Jan Helms Direktor der Hals-Nasen-Ohren-Klinik Klinikum der Johannes-Gutenberg-Universität Langenbeckstraße 1 6500 Mainz Berichtigung Therapieindikation bei Hypertonie In der Kongreß-Nachricht „Therapieindikation bei Hypertonie", Heft 33/1977, Seite 2038, ist leider ein Druckfehler enthalten. In der Tabelle ist als Grenzwert des systolischen Drucks angegeben 140-169. Es muß heißen: 140-160. Wir bitten den Fehler, der bei der Herstellung entstand, zu entschuldigen. DÄ