Deutsches Ärzteblatt 1977: A-2438

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Aktuelle Medizin
Gehörverbessernde Operationen
Diese Gefahr besteht, wenn entzündliche Veränderungen, also Granulationspolster, im Mittelohr vorhanden sind, wie es bei ausgedehnten Zerstörungen naturgemäß häufig der Fall ist. Aus diesem Grunde resultiert bei schwerwiegend
geschädigten Mittelohren häufiger
ein unbefriedigender postoperativer
Höranstieg.
Es wird deshalb versucht, das leicht
einheilende und vernarbende organische Material durch Kunststoffe
oder insbesondere durch Stahldraht
zu ersetzen. Stahidrahtimplantate
haben den Vorteil, daß sie mit den
Wänden des ovalen Fensters nicht
verwachsen und somit leichter
schwingungsfähig erhalten werden
können als organische Materialien.
Die Rate der Hörverbesserung läßt
sich durch die Verwendung von
Draht bei entzündlich verändertem
Mittelohr erhöhen (Abbildung 6).
Entfernung eines Cholesteatoms
Weniger der Hörverbesserung als
vielmehr der Entfernung eines Cholesteatoms und der Sanierung einer
Knocheneiterung gelten weitere
neue Verfahren der Mikrochirurgie
des Ohres. Hat ein Cholesteatom
den Warzenfortsatz erreicht oder
ausgefüllt, so entsteht bei radikaler
Entfernung im Rahmen einer sogenannten Radikaloperation eine
große, oft jahrelang pflegebedürftige Mastoidhöhle. Nach Jansen läßt
sich diese Höhlenbildung weitgehend vermeiden, wenn man die hintere Gehörgangswand erhält. Ein
gewisses Risiko liegt nun darin, daß
im alten Einsenkungsbereich des
Cholesteatoms, meistens der Pars
flaccida des Trommelfells, erneut
Cholesteatombildung eintritt.
Es ist also notwendig, diesen Bereich besonders zu stabilisieren.
Dies gelingt nach einem Vorschlag
von Plester durch die Einlage eines
zusammengesetzten Transplantates
aus Knorpel und Perichondrium,
wobei der Knorpel direkt in den Defekt im Epitympanum eingepaßt
wird, während das an ihm haftende
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Heft 41 vom 13. Oktober 1977
Perichondrium am Rande des Defektes aufliegt und ein Einsinken des
Knorpels ins Epitympanum verhindert (Abbildung 7). Ein ähnlicher Effekt wird von S. R. Wullstein durch
die Präparation eines am Periost gestielten osteoplastischen Knochendeckels in diesem Bereich erreicht.
Beide Verfahren gewährleisten einen guten Überblick über das Epitympanum und verschließen den
hier entstehenden Defekt dauerhaft
und widerstandsfähig gegen einen
bei der Cholesteatomentstehung
eintretenden Unterdruck in der Paukenhöhle.
Die Innenohrleistung läßt sich nur
gelegentlich durch einen chirurgischen Eingriff bessern, DEUTSCHES ÄRZTEBLATT, Rudert, H.
(1974) und Helms, J. (1975). Hier ist
das Hörgerät oft das Hilfsmittel der
Wahl. Vor der Anpassung eines Hörgerätes, insbesondere bei einseitiger Innenohrschwerhörigkeit beim
Erwachsenen, ist jedoch eine ausführliche ärztliche Diagnostik erforderlich, um schwerwiegende Erkrankungen, die sich hinter dem
Symptom der Hörminderung verbergen können, zum Beispiel ein Akustikusneurinom, auszuschließen.
Postoperative Behandlung
Oteratur
Nach allen gehörverbessernden
Operationen kommt der postoperativen Behandlung und Pflege eine
besondere Bedeutung zu. Der äußere Gehörgang wird nach Tympanoplastiken regelmäßig für drei Wochen mit einer antibiotikagetränkten
Tamponade verschlossen. Die Entnahme dieser Tamponade sollte
möglichst vom Operateur unter dem
Operationsmikroskop vorgenommen werden, damit eine Beschädigung des oft noch nicht vollständig
eingeheilten Trommelfelltransplantats vermieden wird. Ein unsachgemäßes Absaugen der Tamponade
oder ein Kürettieren des äußeren
Gehörgangs führt nicht selten zum
Absaugen beziehungsweise Herauskürettieren der während der Tympanoplastik eingebrachten Weichteilund Knochentransplantate.
Liegen präoperativ reizlose Verhältnisse vor, so ist ein Ohr nach einer
Tympanoplastik nach 2 bis 4 Wochen abgeheilt. Wegen der postoperativen Narbenbildungen mit entsprechenden möglichen Verziehungen der Transplantate läßt sich das
Hörvermögen nach einer Tympanoplastik endgültig etwa nach 3 Monaten, sicher aber erst nach einem halben bis einem Jahr beurteilen.
Lagen präoperativ starke entzündliche Veränderungen vor, so dauert
die Abheilung nach einer Ohroperation nicht selten 4 bis 8 Wochen. Das
Innenohr bleibt in der Regel unbeeinflußt.
DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
Heermann, J., Heermann, H., Kopstein, E.: Fascia and cartilage palisade tympanoplasty,
nine years experience, Arch. Otolaryng. (Chic.)
91 (1970) 228-241 — Plester, D.: Fortschritte in
der Mikrochirurgie des Ohres in den letzten 10
Jahren, HNO (Berl.) 18 (1970) 33 — Rudert, H.:
Die chirurgische Behandlung des Morbus Menee, DEUTSCHES ÄRZTEBLATT 71 (1974)
77-81 — Wullstein, H. L.: Operationen zur Verbesserung des Gehörs, G. Thieme, Stuttgart,
1968 — Wullstein, S. R.: Die osteoplastische
Epitympanotomie und die Pathologie des Mittelohres. 1. Teil. Das operative Vorgehen,
Z. Laryng. Rhinol. 52 (1973) 34
Anschrift des Verfassers:
Professor Dr. med.
Jan Helms
Direktor der
Hals-Nasen-Ohren-Klinik
Klinikum der
Johannes-Gutenberg-Universität
Langenbeckstraße 1
6500 Mainz
Berichtigung
Therapieindikation
bei Hypertonie
In der Kongreß-Nachricht „Therapieindikation bei Hypertonie", Heft
33/1977, Seite 2038, ist leider ein
Druckfehler enthalten. In der Tabelle
ist als Grenzwert des systolischen
Drucks angegeben 140-169. Es muß
heißen: 140-160. Wir bitten den Fehler, der bei der Herstellung entstand,
zu entschuldigen. DÄ
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