Zur Psychologie des Lernens III Konditionierung vegetativer

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Allgemeine Psychologie III WS 2006/2007
VO08 am 17.01.2007
Zur Psychologie des Lernens III
Konditionierung vegetativer Funktionen
Generalisierbarkeit von Lerngesetzen
Kognitiver Behaviorismus
Klassische Konditionierung vegetativer Funktionen
Anwendung: klinischer Zusammenhang
Klassische Konditionierung: alles kann konditioniert werden.
Bsp.: Blutzuckerspiegel – Insulin senkt den Blutzucker
Insulin: konditionierter Reiz
Desinfektion mir Mentholgeruch: neutraler Reiz
Führt der Mentholgeruch alleine zu Blutzuckersenkung? JA!
Der Blutzucker sinkt auch bei der Injektion alleine (ohne Insulin)
Auch das Immunsystem kann klassisch konditioniert werden.
Operante Konditionierung vegetativer Funktionen
Neil E. Miller
• Miller und DiCara (1967)
Konditionierung der Herzschlagfrequenz bei Ratten
Bei der Ratte wird jede Erhöhung der Herzschlagfrequenz wird verstärkt Herz schlägt dann auch öfter.
• Miller (1969)
Durchblutung der Ohren: Die Ratte bekommt Futter (Verstärkung), wenn 1
Ohr stärker durchblutet wird das Ohr wird weiter stärker durchblutet 1
Ohr bleibt weiß, das Andere wird rot.
Biofeedback – auf dem Prinzip der operanten Konditionierung
Hier werden Veränderungen von Zustandsgrößen biologischer Vorgänge, die der
unmittelbaren Sinneswahrnehmung nicht zugänglich sind, mit technischen Hilfsmitteln
beobachtbar gemacht – dem eigenen Bewusstsein wahrnehmbar gemacht (durch Töne
oder Visualisierungen).
z.B. Muskelverspannungen können gut kontrolliert werden.
Rehabilitation von Schlaganfallspatienten Lähmungserscheinungen werden
behandelt.
Eine Verbesserung von Herz-Kreislauf Krankheiten mittels Biofeedback ist
allerdings nicht gelungen.
Klassische Konditionierung – Pawlow (Hund)
„Puzzle – box“ – Thorndike (Katze)
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Allgemeine Psychologie III WS 2006/2007
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Skinner – box
Experiment: Katze in der Skinner-box. Wenn das Licht in der Box leuchtet und die
Katze den Hebel drückt, wird wie belohnt.
• Ist dieses Verhalten auf andere Tierarten und auf Menschen übertragbar
(gneralisierbar)?
• Warum wird nicht im natürlichen Lebensraum getestet? Wegen der Wegnahme
von Komplexität.
2 Probleme: - Laborsituation nicht „echt“ – somit leicht übertragbar auf andere
Situationen.
- Behaviorist: Gerade weil es nicht natürlich ist (nicht art-typisch),
kann es auf andere Arten übertragbar sein.
Generalisierbarkeit der Lerngesetze
… nicht nur durch Glauben und Meinen sondern ist auch Sache der Empirie erforsch- und beweisbar.
Können die in den einfachen Versuchsanordnungen der Klassischen und Operanten
Konditionierung demonstrierten Gesetzmäßigkeiten Allgemeingültigkeit erlangen?
Martin P. E. Seligman (1970): biologische Dispositionen beeinflussen den Aufbau von
Verknüpfungen zwischen Verhalten und Reizsituationen wesentlich.
es kann nicht beliebig zwischen Reiz und Reaktion verknüpft werden.
Experimente zum Beweis:
Biologische Beschränkungen
Bsp.: Geschmacksaversion im Kontext klassischer Konditionierung
Experiment von Garcia und Koelling (1966)
Vt: Ratten
3 Reize:
o Gesüßtes Wasser
o Lärmbeschallung (akustisch)
o Lichtblitze (optisch)
Ratten wird mit Sacharin gesüßtes Wasser zu trinken gegeben und werden dabei mir
Röntgenstrahlen bestrahlt den Ratten wird übel.
Neutrale Reize: Lärm, Lichtblitze, Wasser den Ratten wird nicht übel.
Unkonditionierter Stimulus: Röntgenstrahlen
Testphase: haben die Ratten eine Aversion gegen neutrale Reize entwickelt? nur
gegen das Wasser
2.Teil: beim Trinken des Wassers werden die Ratten durch Elektroschocks gestört Aversion gegen Lichtblitze und Lärm, trinken aber das Wasser.
dieses Experiment soll zeigen, dass die biologische Disposition der klassichen
Konditionierung Grenzen setzt!
Vt bekommt gesalzenes, blau eingefärbtes Wasser.
+ das Wasser ist zusätzlich vergiftet, soviel, dass den Vt „nur“ schlecht wird.
Ratten meiden das gesalzene Wasser
Wachteln/Tauben entwickeln eine Aversion gegen die Farbe blau.
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Welche Reize können mit welchen Reaktionen verbunden werden? biologische
Disposition
Biologische Beschränkungen (operante Konditionierung)
Bsp.: aktives Vermeidungslernen
Skinner Box: Der Boden wird unter Strom gesetzt. Durch Hebeldrücken ist der
Schmerzreiz (Strom) zu Ende. Doch relativ wenige Ratten drücken den Hebel, denn
bei Ratten ist die natürliche Reaktion auf aversive Reize Fluchtverhalten.
Kognitiver Behaviorismus
Edward Chase Tolman (1886 – 1959)
“Vorläufer” der kognitiven Wende
studierte Elektro-Chemie, erst nachher Psychologie (in Harvard)
War häufig auch in Wien, unterrichtete 1 Jahr am psychologischen Institut (1933/34).
Tolman engagierte sich dafür, dass aus Österreich emigrierte Wissenschaftler auf
amerikanischen Universitäten Stellen bekamen.
Tolman wählte für seine Psychologie paradoxe Begriffe: kognitiver Behaviorismus.
Egon Brunswik (1903-1955) emigrierte nach Amerika
molekulare – molare Aspekte des Verhaltens
molekular: Abfolge von Muskelzuckungen
molar: „ganzheitliche“ Betrachtungsweise; Tolman: mehr als Folge von
Muskelzuckungen. Verhalten ist immer zielgerichtet
zielgerichtet: Verhaltens- und Beobachtungsbegriff
Beobachtung: z.B. Ratte in Labyrinth Hinstreben zum Ausgang (zum Futter) =
beobachtbar.
Innere Vorgänge sind nicht direkt beobachtbar, nicht erklärbar.
„purposive behavior in animals and men“ (1932)
Experiment Labyrinth:
Ziel
Sperre B
Einweggatter
Weg 1
Sperre A
Weg 3
Weg 2
Start
Vortraining: Wenn Sperre A aktiviert wird –
Durch selektive Verstärkung
In 90% der Fälle nimmt die Ratte den Weg 2, in 10% nimmt sie Weg 3
Wenn keine Verstärkung gegeben wird, wenn die Ratte den Weg 2 nimmt, sondern
nur, wenn sie den Weg 3 nimmt Futter bekommt, benutzt sie den Weg 3 öfter. Wenn
beide Wege wieder verstärkt werden, nimmt die Ratte den Weg 2 wieder zu 90%.
Testphase: Aktivierung der Sperre B
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Das Vt nimmt den Weg A bis zur Sperre B die Ratte wird zurück an den Start
gesetzt. Was tut die Ratte jetzt? Sofort beim nächsten Versuch wählen 73% der Ratten
den Weg 3.
Dieses Verhalten ist nur durch kognitive Abläufe erklärbar, da sich etwas im Kopf
verändert haben muss (beim Vortraining), sonst würde die Ratte nicht sofort den Weg
3 wählen, wenn die Sperre B aktiviert wird.
Im Vortraining hatte sich die Ratte eine Kognitive Landkarte (kognitive map)
angeeignet.
Tolman geht davon aus, dass Ratten lernen Zeichen zu erkennen. Die Ratte bildet
Hypothesen und testet sie auch im Verhalten. Zwischen Zeichen und Bezeichneten
(Ziel) besteht ein Zusammenhang.
Versuchstiere lernen keine Reiz-Reaktions-Verknüpfungen, sondern Beziehungen
zwischen Zeichen (signs)
Zeichen-Gestalt (sign-gestalt)
Wir können das in Beziehungstellen von Zeichen nicht direkt beobachten. Lernen
manifestiert sich nicht unmittelbar ins Verhalten.
Latentes Lernen: Lernprozess, der sich zum Zeitpunkt seines Ablaufes nicht im
Verhalten manifestiert.
Kompetenz – Performanz
Kompetenz: durch latentes Lernen
Performanz: nur durch die Umsetzung der Kompetenz (des Gelernten) kann beobachtet
werden!
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