Zusammenfassung Ziele: Die Studie sollte zeigen, ob zwischen zwei lipidhaltigen Augensprays, im Folgenden als Produkt 1 und Produkt 2 bezeichnet, über Langzeitanwendung ein signifikanter Unterschied betreffend Effektivität besteht. Um die Wirksamkeit zu belegen, wurden die beiden Vergleichsprodukte mit einem Placebo verglichen. Methoden: Innerhalb eines faktoriell randomisierten prospektiven Designs einer klinischen Doppelblindstudie wurden die beiden Vergleichsprodukte auf Effektivität und Wirksamkeit überprüft. Die verschiedenen Sprays wurden jeweils für zehn Tage angewandt, gefolgt von einer einwöchigen Washout-Phase. Der NIBUT und die Interferenz wurden mittels des Tearscopes von Keeler mit dem feinsten Raster bestimmt. Zuerst wurde die Interferenz gemessen und nach dem Schema von Guillon eingeteilt. Anschliessend wurde alternierend die nichtinvasive Aufreisszeit des Tränenfilms (NIBUT) gemessen. Um den Komfort messen zu können, wurden Fragebögen erstellt, welche die Symptome des trockenen Auges abfragten. Diese Messungen erfolgten jeweils vor und nach der zehntägigen Anwendung des jeweiligen Produktes, resp. nach der einwöchigen Washout-Phase. Ergebnisse: Die Auswertung der erhobenen Daten ergab nach zehntägiger Anwendung sowohl bei Produkt 1 (p<0.001), wie auch bei Produkt 2 (p=0.006) eine signifikante Verbesserung des NIBUT. Beim Placebo konnte keine signifikante Veränderung festgestellt werden (p=0.306). Betreffend der Wirksamkeit bei Gegenüberstellung zum Placebo konnte zugunsten von Produkt 1 eine signifikante Wirkungsdifferenz vom Placebo festgestellt werden (p<0.001), wohingegen dies bei Produkt 2 nicht der Fall war (p=0.215). Daraus resultierte ein signifikanter Wirkungsunterschied der beiden Vergleichsprodukte zugunsten von Produkt 1 (p=0.043), was einer um 21.4% erhöhten Wirksamkeit von Produkt 1 gleichkommt. Betreffend der Interferenz resultierte sowohl nach Anwendung von Produkt 1 (p<0.001), wie auch nach der Anwendung von Produkt 2 (p=0.003) eine signifikante Verbesserung der Interferenz. Durch die Anwendung des Placebos (p=0.157) resultierte gar ein leichter Trend zur Verschlechterung der Interferenz. Bei Gegenüberstellung der Vergleichsprodukte zum Placebo resultierte sowohl zugunsten von Produkt 1 (p<0.001), als auch Produkt 2 (p=0.025) eine signifikante Wirkungsdifferenz zum Placebo. Bei direkter Gegenüberstellung der Vergleichsprodukte resultierte eine signifikante Wirkungsdifferenz zugunsten von Produkt 1 (p=0.001). Für den subjektiven Komfort resultierte lediglich nach der Anwendung von Produkt 1 (p=0.065) ein starker Trend zu verbessertem Komfort, was bei Produkt 2 (p=0.241) nicht der Fall war. Durch das Placebo (p=0.018) erfolgte eine signifikante Verschlechterung des Komforts. Betreffend der Wirksamkeit resultierten bei Gegenüberstellung beider Vergleichsprodukte zum Placebo sowohl für Produkt 1 (p=0.006), als auch für Produkt 2 (p=0.024) ein signifikant besserer Komfort. Zwischen den beiden Vergleichsprodukten bestand jedoch kein signifikanter Wirkungsunterschied (p=0.775). Schlussfolgerung: Sowohl dem kolloidalen, wie auch dem liposomalen Augenspray kann eine positive Wirkung auf den Tränenfilm und den Komfort nach Anwendung über einen längeren Zeitraum zugesprochen werden. Es zeigte sich, dass Produkt 1, über eine längere Zeit angewendet, bei einem breiteren Spektrum an Kunden, insbesondere jenen mit Symptomen des trockenen Auges, einen positiveren Effekt aufweist als Produkt 2. Schlüsselwörter: liposomale Augensprays, kolloidale Augensprays, trockenes Auge, Tränenfilm, OSDI, Tearscope, NIBUT, Interferenz, Komfort Abstract Purpose: The goal of this study was to show whether there is a significant difference in long term efficacy between two different sprays which contain lipids, in the following called Product 1 and Product 2. To proof the effectiveness, the two products were compared to a placebo. Methods: The efficacy and effectiveness of both sprays of comparison were examined within a factorial randomized prospective design of a double-blind study. The different sprays were applied over a period of ten days, followed by a one-week wash-out phase. The non-invasive break-up time (NIBUT) and interference had been observed with the Tearscope by Keeler, using the finest grid. Interference was measured first on both sides and graded according to the scheme of Guillon. Following, NIBUT was measured alternately. To measure the comfort, several questionnaires had been designed regarding the symptoms of the dry eye. All measurements had been taken right before and after ten day usage of the product or after the one week wash-out phase. Results: The analysis of the collected data revealed a significant improvement in interference after ten days of treatment with Product 1 (p<0.001) as well as with Product 2 (p=0.003). Through the use of the placebo (p=0.157) there was a slight trend toward deterioration of the interference. In comparison to the placebo there was a significant difference in efficiency to the advantage of Product 1 (p<0.001) as well as Product 2 (p=0.025). In direct comparison of the comparative products, there was a significant difference in effectiveness to the advantage of Product 1 (p=0.001). Concerning the NIBUT, there was a significant improvement after the usage of Product 1 (p<0.001) as well as Product 2 (p=0.006). After the usage of the placebo (p=0.306) no significant change in NIBUT was observed. Regarding the effectiveness there was a significant difference to the advantage of Product 1 (p<0.001) compared to the placebo, whereas no such difference occurred after the usage of Product 2 (p=0.215). This resulted in a significant difference of effectiveness to the advantage of Product 1 compared to Product 2 (p=0.043) which is equivalent to a higher effectiveness of Product 1 by 21.4%. Solely after the usage of Product 1 (p=0.065) a strong trend to an improved comfort was reported, whereas no such effect occurred after the usage of Product 2 (p=0.241). Comfort significantly deteriorated after the usage of the placebo (p=0.018). Regarding the effectiveness Product 1 (p=0.006) as well as Product 2 (p=0.024) resulted in a significant raise in comfort. Comparing both products there was no significant difference in effectiveness (p=0.775). Conclusion: Both, colloidal as well as liposomal sprays may have a positive effect on tear film and comfort if applied over a longer time. It was found that a long term usage of Product 1 has more positive effects at a wider range of customers than Product 2, especially for those with dry eye symptoms. Keywords: liposomal spray, colloidal spray, dry eye, tear film, OSDI, Tearscope, NIBUT, Interference, comfort Wirkungsvergleich und Wirkungsnachweis eines liposomalen und eines kolloidalen Augensprays Projektarbeit im Studiengang Optometrie Studierende Tobias Bracher Michèle Dünnenberger Betreuer Andrea Müller-Treiber Auftraggeber Hochschule für Technik Institut für Optometrie FS 2013, P6, Projektnummer 6105-O © FHNW, Hochschule für Technik Institut für Optometrie Aarauerstrasse 30, CH 4600 Olten Einführung oder Ziel der Arbeit Das trockene Auge gehört zu einer der Volkskrankheiten mit zunehmender Inzidenz im Alter. Unterschieden wird zwischen hypovolämisch und hyperevaporativ trockenen Augen. Das hyperevaporativ trockene Auge wird verursacht durch eine unzureichende Lipidschicht des Tränenfilms. Dies ist normalerweise bedingt durch eine Fehlfunktion der Meibomdrüsen. Um den Symptomen des hyperevaporativ trockenen Auges entgegenzuwirken, gibt es verschiedene Möglichkeiten, unteranderem Augensprays, um die Lipidschicht des Tränenfilms zu stabilisieren. In dieser Arbeit wurden zwei unterschiedliche lipidhaltige Augensprays, im Folgenden als Produkt 1 und Produkt 2 bezeichnet, auf deren Wirkung und deren Wirkungsunterschied untersucht. In der vorangegangenen Arbeit P5 wurde festgestellt, dass beide Arten von Augensprays in einem kontralateralen Design einen positiven Einfluss auf den Tränenfilm und dessen Stabilität über einen Zeitraum von zwei Stunden aufweisen. Da es sich beim trockenen Auge um einen konstanten Zustand handelt und dieser nicht sporadisch auftritt, stellte sich die Frage, ob der positive Einfluss dieser Produkte auf den Tränenfilm auch über längere Zeit der Anwendung festzustellen ist. Es stellt sich die Frage, ob sich betreffend des Komforts wie auch der objektiven Parameter des Tränenfilms eine Wirkung nachweisen lässt. Ausserdem wurde untersucht, ob sich im Vergleich zu einem Placebo eine Wirkung dieser Augensprays nachweisen lässt und ob sich ein Unterschied in der Wirkung zwischen den beiden Produkten über eine Langzeitanwendung finden lässt. Material und Methoden Es wurden 24 Probanden Rekrutiert, von welchen 12 einen OSDI-Score von über 25 aufweisen und somit trockene Augen haben. Das Studiendesign war eine faktoriell randomisierte prospektive Doppelblindstudie. Um eine doppelte Verblindung zu erhalten wurde mit Hilfe von Losen in sechs verschiedenen Bechern gearbeitet. Dieses Los entschied den Startpunkt in dem zuvor festgelegten Turnus zur Abgabe der Augensprays. Eine weitere Hilfe zur doppelten Verblindung waren die unkenntlich gemachten Augensprays. Um eine Wirkung sowohl von Produkt 1 als auch 2 nachzuweisen, wurde mit einem Placebo gearbeitet. Als Placebo wurde eine Kochsalzlösung verwendet, die mit 0.005% Wasserstoffperoxyd konserviert ist, so dass die Kochsalzlösung ohne Bedenken in die vorgesehenen Sprayflaschen umgefüllt werden konnte. Um keine Einflüsse des Vorangegangenen Produkts zu riskieren, wurde zwischen der Anwendungsphase der Produkte jeweils eine Washout-Phase mit der Dauer von einer Woche eingehalten. Die Objektive Messung des Tränenfilms fand mittels der Bestimmung der Interferenz und der Messung des NIBUT statt. Subjektiv wurde der Komfort mittels Fragebögen abgefragt. Ergebnisse Über alle Probanden betrachtet wurde festgestellt, dass sowohl Produkt 1 als auch 2 eine signifikante Verbesserung des NIBUT bewirken. Bei Gegenüberstellung der beiden Produkte, lassen sich jedoch einige Unterschiede in der Wirksamkeit feststellen. Bei Einbezug aller Probanden kann erkannt werden dass Produkt 1 eine um 21.4% höhere Wirksamkeit gegenüber Produkt 2 aufweist (p=0.043). Werden nur diejenigen Probanden mit trockenen Augen betrachtet, so kann beobachtet werden, dass Produkt 1 eine bessere Wirksamkeit zeigt als Produkt 2 (p=0.014). Werden erneut alle Probanden betrachtet, lässt sich, im Bezug auf die Interferenz feststellen, dass beide Produkte eine positive Wirkung auf die Interferenz und somit auf die Stabilität der Lipidschicht haben. In der Gegenüberstellung zeigt erneut Produkt 1 signifikant bessere Resultate als Produkt 2 (p=0.001). Bei Betrachtung der Zielgruppe dieser Produkte, Probanden mit Symptomen des trockenen Auges, kann wiederum eine signifikant bessere Wirkung zu Gunsten von Produkt 1 erkannt werden (p=0.003). Werden betreffend des Komforts wiederum alle Probanden betrachtet, kann festgestellt werden, dass betreffend des Komforts im Vergleich zum Placebo sowohl mit Produkt 1 als auch mit Produkt 2 eine signifikante Verbesserungen erzielt wurde. Wurden die beiden Produkte gegeneinander verglichen, so resultierte keine signifikante Differenzen zwischen Produkt 1 und Produkt 2. Diskussion Ziel dieser Arbeit war es herauszufinden, ob zwei unterschiedliche lipidhaltige Augensprays einen positiven Einfluss auf den Tränenfilm und somit auf das trockene Auge haben. Mittels der Anwendung der Produkte über 10 Tage mit anschliessender Washout-Phase und der Gegenüberstellung zu einem Placebo, wollte man die Wirkung dieser beiden Produkte untersuchen. Weiter wurden die beiden zu testenden Produkte einander gegenübergestellt und die Wirkung verglichen. So wollte man erörtern, ob betreffend der Effektivität zwischen Produkt 1 und Produkt 2 ein Unterschied festzustellen ist. Da sich gezeigt hat, dass Produkt 1 in allen untersuchten Parameter besser abschneidet als Produkt 2, lässt sich daraus schliessen, dass Produkt 1 für ein breiteres Spektrum an Kunden geeignet ist. Sowohl subjektiv als auch objektiv wurde mit Produkt 1 eine bessere Wirkung erzielt, insbesondere bei der Zielgruppe, also Personen mit trockenen Augen. Da die Zusammensetzung beider Produkte relativ ähnlich ist, lässt sich ein Unterschied in der Wirksamkeit anhand der Art der Lipide und den enthaltenen Konservierungsstoffen erklären. Literatur Brewitt, H.; Kaercher ,T.; Rüfer, F.: Trockenes Auge und Blepharitis, KliMo-Refresher 225 (2008), R15-R36