ERKÄLTUNGSMITTEL TEST Hausmittel Auf die sanfte Tour Was tun bei Erkältung? Viele Kombinationspräparate sind wenig geeignet, um Leiden zu lindern. Am besten ist es, mit wenigen Wirkstoffen einzeln gegen die Symptome vorzugehen. FOTO: STONE / A. THORNTON; JUMP / A. FALCK V or zwei Tagen hat sich das Virus in den Körper geschlichen. Völlig unbemerkt, völlig banal. Es saß auf der Hand des erkälteten Nachbarn, nachdem er sich ordentlich geschnäuzt hatte. Beim nächsten Handschlag wechselte das Virus den Wirt. Der rieb sich mit kontaminiertem Finger die Nase und damit den Erreger in die Schleimhaut. Von dort aus bahnte er sich seinen Weg in den Körper und vermehrte sich. Ein ganz normaler grippaler Infekt – viele nennen ihn Erkältung – hat begonnen. Einmal im Jahr fängt sich fast jeder Erwachsene eines von rund 200 verschiedenen Erkältungsviren ein. Kinder unter einem Jahr erkranken wesentlich öfter. Wer geplagt wird, wehrt sich meist. Rund ein Drittel der Erkälteten versuchen es ohne Arzt – mit Hausmitteln, aber auch mit Husten- und Schnupfenmitteln aus Apotheken, Drogerien und Supermärkten. Erkältungsprodukte sind laut Bundesfachverband der Arzneimittelhersteller mit einem Umsatz von rund 1,5 Milliarden Mark der Kassenschlager im Be- reich Selbstmedikation. test hat 24 Erkältungsmittel für die Selbstmedikation bewertet. Kein Medikament, kein Kräuterbad oder -tee kann die Infektion verkürzen. Manche machen Symptome erträglicher. Es gilt die alte Volksweisheit: Eine Erkältung dauert ohne Medikamente sieben Tage, mit Medikamenten eine Woche. Nicht alles schlucken Eine Erkältung steht fast immer im Plural. Meist ist sie ein komplexes Leiden aus Husten, Schnupfen, Fieber, Hals-, Kopf- und Gliederschmerzen. Selten quält alles auf einmal. Die Vorstellung von Allround-Medikamenten, die sämtliche Symptome angehen, ist verlockend. Doch eine Behandlung damit ist wenig sinnvoll. Kombinationspräparate enthalten oft eine Vielzahl von Wirkstoffen, deren Zusammensetzung in Art und Menge häufig nicht plausibel ist. Es kommt vor, dass die Substanzen gegen einzelne Leiden zu schwach dosiert sind. Auch ist der Nutzen mancher Inhaltsstoffe nicht belegt. Sofort. Treffen Sie Maßnahmen, sobald eine Erkältung aufzieht: Rauchen einstellen, viel trinken (2–3 Liter) und Luft feucht halten (zum Beispiel Wasserschälchen auf die Heizung stellen). Bettruhe. Ein bis zwei Tage Ruhe tun gut. Dampfinhalation. Etwa 50 Grad heiße Dämpfe können Erkältungen erträglich machen. Bei Säuglingen und Kleinkindern sollte zurückhaltend mit ätherischen Ölen umgegangen werden (siehe Glossar, Ätherische Öle). Nach ärztlicher Rücksprache kann erwogen werden, einen Teelöffel ätherischer Salbe in einer Schüssel mit heißem Wasser zu verteilen. Die kann in gewissem Abstand vom schlafenden Kind aufgestellt werden. Vorbeugen. Der Erfolg eines Virus hängt auch vom Zustand des Wirts ab. Wer gestresst ist, schlimme Ereignisse hat oder soziale Not erlebt, wird schneller krank. Auch genetische Anlagen und Depressionen sind förderlich. Trotzdem gibt es Maßnahmen, um sich zu wappnen: Wechselduschen. Wer wöchentlich fünfmal heiß-kalt duscht, kann sein Infektionsrisiko senken. Sauna. Regelmäßige Besuche über längere Zeit sind sinnvoll. Vitamin C. Dass regelmäßige Dosen von Vitamin C (Ascorbinsäure) einen prophylaktischen oder hohe Dosen gar einen therapeutischen Effekt haben, muss zurzeit noch ausgeschlossen werden. Sonnenhut (Echinacea). Es sind uns aber keine Studien bekannt, die einen wesentlichen Vorteil von Echinacea-Zubereitungen bei der Vorbeugung gegen Erkältungen im Vergleich zum Scheinmedikament zeigen. Zurzeit können nach unserer Einschätzung keine Empfehlungen gegeben werden. 12/2001 t 91 TEST ERKÄLTUNGSMITTEL JOURNAL GESUNDHEIT Ein Handschlag und schon angesteckt – wer erkältet ist, sollte auf das Ritual verzichten. Husten ist der Wachhund der Lunge. Fremdkörper, Verunreinigungen der Luft und Bronchialschleim reißen ihn aus der Ruhe. Für die Selbsttherapie ist Wasser das wichtigste Mittel, um die Schleimproduktion anzukurbeln und das Abhusten zu ermöglichen. Außerdem stehen zwei verschiedene Wirkstoffgruppen zur Verfügung: Hustenstiller (Antitussiva) gegen trockenen Reizhusten und Hustenlöser (Expektorantien) mit sekretbefreiender Wirkung. Beide Mittel sollten grundsätzlich nicht gleichzeitig angewendet werden. Es ist aber durchaus möglich, nachts mit einem Hustenstiller Reizhusten zu unterdrücken und tagsüber mit einem Hustenlöser abzuhusten. Es gilt: Hustenmittel mit nur einem Wirkstoff reichen vollends aus. Den Infekt mit Kräutern wegtrinken Blätter, Blüten, Pflanzenstängel: Manche schwören auf Kräutermischungen. Teerezepte aus der Husten, Schnupfen, Schmerzen: Was Ihnen hilft Geeignete Hustenstiller (chemisch definiert) Mit Einschränkung geeignete Hustenlöser (geringe hustenlösende Wirkung) Wirkstoff Zum Beispiel Clobutinol Silomat Tropfen Dextromethorphan Wick Formel 44 Plus Hustenpastillen S, Wick Formel 44 Hustenstiller Sirup CHEMISCH DEFINIERTE SUBSTANZEN N-Acetylcystein ACC akut 600 Brausetablette, NAC Rationpharm 600 akut Ambroxol Mucosolvan Saft, Ambroxol Ratiopharm Hustensaft Bromhexin Bromhexin Tropfen Krewel, Bromhexin Tropfen Berlin Chemie ARZNEIPFLANZEN GEGEN HUSTEN Schleimhaut abschwellende Schnupfenmittel Ein heißer Wunsch: Erkältungsviren im warmen Wasser ausbaden zu können. So viel leisten die starken Düfte eines Erkältungsbads zwar nicht, aber sie können Wohlgefühl vermitteln. So auch die sechs Bäder, die wir bewertet haben. Ätherische Öle wie Menthol, Eukalyptusöl, Cineol und Pfefferminzöl haben eine leichte, örtlich betäubende Wirkung. Sie regen Kälterezeptoren in der Nasenschleimhaut an und vermitteln so das angenehme Gefühl, die Atmung zu verbessern. Ein Abschwellen der Nasenschleimhaut bei verstopfter Nase gelingt aber nicht. Doch nicht jeder verträgt das Bad in den Ölen. Manchmal reizen die Substanzen Haut und Schleimhäute. Sie können sogar Hustenreiz auslösen und Bronchospasmus hervorrufen. Luftwege durch die Nase schaffen Die Schnupfenviren haben die Schleimhäute so stark anschwellen lassen, dass das Atmen schwer fällt. Die Nase ist verstopft. Das Leiden sollte am besten lokal behandelt werden, weil es auf die Nasenschleimhaut begrenzt ist. Dorthin kommen Nasentropfen und -sprays (Sympathomimentika) relativ leicht. Diese Mittel können kurzfristig Linderung verschaffen, weil sie die Schleimhäute abschwellen lassen. Länger als zwei bis drei Tage sollten Verschnupfte aber nicht zu schleimhautabschwellenden Nasentropfen greifen, da sie die Schleimhaut bei Dauergebrauch irreversibel schädigen können. ! Bitte lesen Sie auch die Tabellen ab Seite 94. Prospan akut Husten Brausetabletten Cineol Soledum Kapseln Myrtol Gelmyrtol forte Kapseln Primelwurzel Ipalat Pastillen Thymianextrakt Bronchicum, Hustenpastillen, Soledum Hstensaft, Tussamag Hustensaft Naphazolin Rhinex Nasenspray Oxymetazolin Nasivin Nasentropfen, Wick Sinex Schnupfenspray Tramazolin Rhinospray Xylometazjolin Heumann Nasenspray, Imidin N Nasenspray, Nasenspray AL, Nasenspray E Rationpharm, Nasentropfen E Ratiopharm, Nasic Nasenspray, Olynth 0,1 % Dosierspray, Otriven 0,1 % Nasentropfen, Schnupfen Endrine Nasentropfen, Snup akut Nasenspray, Snup akut Nasenspray, Stas Nasenspray E Ältere Menschen Paracetamol Erwachsene Azetylsalizylsäure (ASS), Ibuprofen oder Paracetamol Kinder Paracetamol Emser Nasenspray, Rhinomer Nasenspray Schwangere, Stillende Grundsätzlich keine Selbstmedikation Physiologische Kochsalz- und ähnliche Salzlösungen Geeignete Schmerzmittel Azetylsalizylsäure Paracetamol Ibuprofen t 12/2001 Erkältung ausbaden Efeublätter Salzhaltige Lösungen (als Alternative zu Schleimhaut abschwellenden Arzneimitteln) 92 Volksmedizin sind heute auch in vorgefertigter Industrieware erhalten. Erkältungstees nehmen eine Position zwischen Arznei- und traditionellen Hausmitteln ein. Die Wirksamkeit der Aufgüsse aus pflanzlichen Bestandteilen ist in der Regel aber nicht so gut untersucht wie die chemisch definierter Stoffe. Sicher ist: Kräutertees bringen notwendige Flüssigkeit in den Körper. Ob sie tatsächlich besser sind als andere Traditionsgetränke wie heiße Milch mit Honig oder heiße Zitrone, konnte wissenschaftlich noch nicht eindeutig belegt werden. Schmerzmittel: Was für wen? Schmerzmittel: Was wobei? Fieberhafte Erkrankungen Paracetamol Aspirin, ASS Ratiopharm, Togal ASS 400 Tabletten Vorgeschädigte Leber BEN u RON Tabletten, Paracetamol 500 Ratio Tabletten, Paracetamol Stada 500 Tabletten, Vivimed N Tabletten Keine Selbstmedikation, kein Paracetamol Magenbeschwerden Aktren Dragees, Dolormin Filmtabletten, Spalt Liqua Kapseln, Tispol Ibu DD Tabletten Paracetamol, kein ASS, kein Ibuprofen Vorgeschädigte Niere Keine Selbstmedikation FOTO: ZEFA / G. BADEN; JUMP / K. VEY Dem Virus eins husten Selbstmedikation Arzneistoff-ABC Azetylsalizylsäure. Siehe Schmerzmittel. Ätherische Öle. Sie haben eine leichte, örtlich betäu- bende Wirkung. Viele regen Kälterezeptoren in der Nasenschleimhaut an und vermitteln so das Gefühl, die Atmung zu verbessern. Ein Abschwellen der Nasenschleimhaut bei verstopfter Nase gelingt aber nicht. Bei Erkältungskrankheiten der oberen Luftwege können die Öle inhaliert oder äußerlich aufgetragen werden. Vorsicht: Höchstens eine Woche lang als Begleitbehandlung einsetzen, nicht im Gesicht von Säuglingen und Kleinkindern, speziell der Nase, anwenden. Bei ihnen können Zubereitungen aus Kampfer, Cineol und Menthol Krämpfe, Atemnot – und sogar Atemstillstand auslösen. Auch Asthma- und Atemwegserkrankte sollten die Öle nicht anwenden. Ascorbinsäure (Vitamin C). Als Zusatz zu einem Grippemittel ist sie überflüssig, jedoch unbedenklich. Bäder. Sie können, solange kein Fieber aufgetreten ist, das subjektive Wohlbefinden verbessern. Sie enthalten in der Regel ätherische Öle (siehe ätherische Öle). Dextromethorphan. Die Substanz wirkt hustenreizstillend. Gegenanzeige: Bronchialasthma. Nebenwirkungen: gelegentlich Müdigkeit, Appetitminderung, Magen-Darm-Beschwerden und Erbrechen. Wechselwirkungen: mögliche Wirkungsverstärkung von Alkohol, Schlaf- und Beruhigungsmitteln. Carbinoxamin, Chlorphenamin, Diphenylpyralin, Doxylamin. Siehe H1-Antihistaminika. Ephedrin. Siehe Sympathomimetika zum Einnehmen. Eucalyptol (Cineol), Eukalytusöl. S. ätherische Öle. Fichtennadelöl. Siehe ätherische Öle. H1-Antihistaminika. Sie werden in erster Linie bei All- ergien angewendet. Ein Nutzen bei den meist durch Viren ausgelösten Erkältungskrankheiten erscheint wissenschaftlich nicht ausreichend belegt. Die Stoffe sind daher unserer Einschätzung nach wenig geeignet, um Erkältungsschnupfen zu behandeln. Gegenanzeigen: grüner Star, Harnabflussstörungen beim Mann, Herzrhythmusstörungen, schwere Leber- und Nierenschäden, Schwangerschaft, Stillzeit. Nebenwirkungen: Schläfrigkeit, Konzentrationsschwäche. Mögliche Wechselwirkungen durch Alkohol, Schlaf- und Beruhigungsmittel. Kampfer, Kiefernnadelöl. Siehe ätherische Öle. Lindenblüten. Sie sollen Hustenreiz lindern. Menthol, Minzöl, Pfefferminzöl. Siehe ätherische Öle. Paracetamol. Siehe Schmerzmittel. Phenylephrin. S. Sympathomimetika zum Einnehmen. Phenylpropanolamin (DL-Norephedrinhydrochlorid). Siehe Sympathomimetika zum Einnehmen. Primelwurzel. Sie soll das Abhusten erleichtern. Quendelkraut. Es kann bei Erkältungshusten ange- wendet werden. Rosmarinöl. Wird auch bei rheumatischen Beschwer- den angewendet. Schmerzmittel Azetylsalizylsäure (ASS). Sie wirkt schmerzlindernd und fiebersenkend. Gegenanzeigen: Magenbeschwerden, vorgeschädigte Niere, Blutgerinnungsstörungen, Schmerzmittel-Asthma, Bronchialasthma, gleichzeitige Einnahme blutgerinnungshemmender Arzneimittel. Fiebernde Kinder und Jugendliche sollten das Mittel nur auf ärztliche Anweisung erhalten (Vorsicht, Reye-Syndrom). Nebenwirkungen: Häufig kleine, unbedeutende Mikroblutungen im Magen-Darm-Trakt, Magenschmer- zen, gelegentlich Übelkeit, Erbrechen und Durchfälle. Ethenzamid. Es gibt keine Untersuchungen, die eine Wirksamkeit bei Schmerzen überzeugend belegen. Paracetamol. Es wirkt schmerzlindernd und fiebersenkend. Gegenanzeigen: Bekannte Überempfindlichkeit gegen Wechselwirkungen: Bei gleichzeitiger Einnahme bestimmter Schlafmittel (Barbiturate), Mittel gegen Epilepsie und Alkoholmissbrauch können sonst unschädliche Mengen von Paracetamol Leberschäden auslösen. Kombination von ASS und Paracetamol. Die jahrelange Einnahme leichter Schmerzmittel kann die Nierenfunktion schädigen. Die Kombination erhöht im Vergleich zu Einzelstoffpräparaten bei Dauergebrauch eventuell das Risiko durch Schmerzmittel ausgelöster Nierenschäden. Es könnten jedoch die dosisabhängigen Nebenwirkungen der Einzelsubtanzen durch die niedrige Dosis verringert sein. Andererseits sind allergische Reaktionen dosisunabhängig. Da für die Kombination gegenüber den Einzelsubstanzen kein entscheidender Vorteil erkennbar ist, sind diese in der Regel im Vergleich zu den Einstoffpräparaten unseres Erachtens nach weniger geeignet. Spitzwegerichkraut. Kann reizlindernd wirken, ist aber nicht so gut untersucht wie synthetische Mittel. Sympathomimetika zum Einnehmen. Arzneistoffe zum Einnehmen sind nicht die beste Methode gegen Erkältungsschnupfen. Risikoärmer sind Nasentropfen für die örtliche und kurzfristige Anwendung. Ephedrin. Aufgrund der Nebenwirkungen und des Abhängigkeitspotenzials fällt die Nutzen-Risiko-Abwägung für Ephedrin negativ aus. Es sollte heute auch nicht mehr in Erkältungsmitteln eingesetzt werden. Phenylpropanolamin (DL-Norephedrin). Wird die Substanz als Appetitzügler eingesetzt, ist sie rezeptpflichtig. Ihr Nutzen bei Erkältungen ist wissenschaftlich nicht ausreichend belegt und steht in keinem Verhältnis zu den Risiken. Gegenanzeigen: grüner Star, Schilddrüsenüberfunktion, Prostataveränderungen mit Restharnbildung, Herzrhythmusstörungen, Bluthochdruck, Arteriosklerose, koronare Herzkrankheit. Nicht für Kinder, Jugendliche und Patienten nach Schlaganfall, während Schwangerschaft oder Stillzeit. Nebenwirkungen: Herzjagen, Blutdruckanstieg, Nervosität, Schlafstörungen, Kopfschmerzen. Phenylephrin. Ein Nutzen bei Erkältungsschnupfen ist wissenschaftlich nicht belegt. Gegenanzeigen: grüner Star, Bluthochdruck, Schwangere, stillende Mütter, Säuglinge und Kleinkinder. Terpentinöl, Thymianöl. Siehe ätherische Öle. Thymiankraut. Ausreichend dosiert kann es bei Erkältungen helfen, Husten zu lösen. Weidenrinde. In der Volksmedizin galt sie als Mittel gegen Schmerzen und Fieber. Nachdem das Wirkprinzip entdeckt war, wurde sie vor mehr als hundert Jahren durch besser verträgliche chemische Mittel ersetzt (zum Beispiel durch die sehr gut untersuchte Azetylsalizylsäure, siehe Schmerzmittel). Derzeit erlebt Weidenrinde eine Renaissance. Zurzeit kann Weidenrinde im Vergleich zu anderen Schmerzmitteln nicht als gleich gut untersucht, wirksam, verträglich oder gleich sicher empfohlen werden. Die Arzneipflanze eignet sich daher unseres Erachtens nach wenig für die Behandlung von Fieber oder Kopfschmerzen. Risiken: Es muss mit ähnlichen Nebenwirkungen, Gegenanzeigen und Wechselwirkungen wie bei ASS gerechnet werden. Voraussetzung Sicher sein. Sie sollten sicher sein, dass Sie einen grippalen Infekt (Erkältung) und keine Grippe (Influenza) haben (siehe Seite 85). Nicht selbst. Schwangere, Stillende, Säuglinge und Kleinkinder sollten grundsätzlich nicht in Selbstmedikation behandelt werden. Nur zwei bis vier Tage. Bessern sich Beschwerden in dieser Zeit nicht, ist ärztlicher Rat einzuholen. Allgemeinbeschwerden Einstoffpräparate. Krankheitszeichen möglichst einzeln und gezielt behandeln. Vorrang hat immer das Symptom, das am stärksten beeinträchtigt. Bei Husten Viel trinken. Wasser ist der wirksamste Hustenlöser. Zum Arzt gehen: Wenn der Husten Sie bei 39 Grad Fieber plagt, Ihr Auswurf gelblichgrünlich, eitrig oder blutig aussieht, das Husten Mühe macht oder weh tut. Genau checken. Brauchen Sie einen Hustenstiller oder einen Hustenlöser? Nehmen Sie Hustenstiller nicht zu lange ein. Wenn das Abhusten auf Dauer unterdrückt wird, sammelt sich mit dem Schleim ein guter Nährboden für infektiöse Bakterien. Allergie ausschließen. Husten kann auch eine Nebenwirkung auf ACE-Hemmer sein. Diese Mittel werden bei Bluthochdruck und Herzmuskelschwäche eingesetzt. 12/2001 t 93 TEST ERKÄLTUNGSMITTEL JOURNAL GESUNDHEIT Erkältungstees Bad Heilbrunner H&S Wasser ist der wichtigste Hustenlöser. Generell ist die Zufuhr größerer Mengen (heißer) Flüssigkeit (etwa 2 bis 3 Liter pro Tag) zur Verflüssigung des Bronchialschleims sinnvoll. Husten- und Erkältungstees können individuell als lindernd empfunden werden. Die Tees entsprechen in der Art der Zusammensetzung der Pflanzen den Vorstellungen der Pflanzenheilkunde. Handelsname (Hersteller) Darreichungsform Sidroga Erkältungstee Sidroga Lindenblüten Teekanne Bad Heilbrunner Zusammensetzung (vereinfacht) Dosierungsempfehlung für Erwachsene**) Preis der kleinsten Kosten der Handelspackung*) Tagesdosis*) Bad Heilbrunner Lindenblüten Tee Lindenblüten (Bad Heilbrunner) Filterbeutel 1- bis 2-mal täglich 1 Tasse 2,95/8 Beutel 0,37–0,74 H & S Lindenblüten Tee Nr. 22 (H & S) Filterbeutel Lindenblüten Mehrmals täglich 1 bis 2 Tassen 4,00/20 Beutel 0,60–1,201) Sidroga Erkältungstee Neu (Sidroga) Filterbeutel Quendelkraut, Primelwurzel 3-mal täglich 1 Tasse 5,95/20 Beutel 0,89 Sidroga Lindenblüten (Sidroga) Filterbeutel Lindenblüten 1- bis 2-mal täglich 1 Tasse 4,35/20 Beutel 0,22–0,44 Teekanne Erkältungstee V (Teekanne) Filterbeutel Holunderblüten, Lindenblüten, Thymian Mehrmals täglich 1 Tasse 2,50/ 10 Beutel 0,751) Wenig geeignet für die Behandlung von Schmerzen und Fieber im Rahmen einer Erkältungskrankheit. Handelsname (Hersteller) Darreichungsform Zusammensetzung (vereinfacht) Dosierungsempfehlung für Erwachsene**) Preis der kleinsten Kosten der Handelspackung*) Tagesdosis*) Bad Heilbrunner Erkältungstee N (Bad Heilbrunner) Filterbeutel Weidenrinde, Lindenblüten Mindestens 5-mal täglich 1 Tasse Tee 2,70/8 Stück 1,68 *) In Mark. **) Laut Herstellerangabe. 1) Bei 3 x täglich. Erkältungsbäder Erkältungsbäder können das subjektive Wohlbefinden verbessern und – solange kein Fieber aufgetreten ist – bei Erkältungen unterstützend angewendet werden. ErgoVital Klosterfrau Pharmacos Pinimenthol Kneipp tetesept Handelsname (Hersteller) Darreichungsform Zusammensetzung (vereinfacht) Dosierungsempfehlung für Erwachsene**) Preis der kleinsten Kosten der Handelspackung*) Tagesdosis*) ErgoVital Erkältungs-LinderungsBad (Bio-Garten GmbH) Flüssigkeit Eukalyptusöl 20 bis 30 ml für 1 Vollbad 3,90/250 ml 0,31–0,47 Klosterfrau Erkältung Medizinal Bad Eucalyptusöl Konzentrat (Klosterfrau) Flüssigkeit 10 bis 15 ml für 1 Vollbad 12,50/100 ml 1,25–1,88 Kneipp Erkältungsbad spezial (Kneipp-Werke) Flüssigkeit 20 ml Badezusatz für 1 Vollbad, bis zu 2 Vollbäder tägl. 2,10/20 ml 2,10 Pharmacos Medizinisches Erkältungs- Eucalyptusöl, Fichtennadelöl, 20 ml für 1 Vollbad bad (Pharmacos) Flüssigkeit Kampfer 15,00/200 ml 1,50 Pinimenthol Erkältungsbad (Spitzner) Flüssigkeit Eucalyptusöl, Campher, Levomenthol 30 ml für 1 Vollbad 10,50/125 ml 2,52 tetesept Erkältungsbad (tetesept-Pharma) Flüssigkeit Rosmarinöl, Eukalyptusöl, Kiefernnadelöl, Terpentinöl, gereinigtes, Thymianöl, Campher 1 bis 2 Verschlusskappen für 1 Vollbad 15,00/125 ml 1,80–3,60 1) Eucalyptusöl, Campher *) In Mark. **) Laut Herstellerangabe. 1) Bei 15 ml für eine Verschlusskappe. Hustenmittel zum Einnehmen Mit Einschränkung geeignet. Die hustenlösende oder reizlindernde Wirkung ist gering. Handelsname (Hersteller) Darreichungsform Zusammensetzung (vereinfacht) Dosierungsempfehlung für Erwachsene**) Preis der kleinsten Kosten der Handelspackung*) Tagesdosis*) Tetesept Erkältungskapseln (tetesept-Pharma) Kapseln Thymiankraut gepulvert Mehrmals täglich 2 Kapseln 9,95/40 Stück 1,49 1) Alle 2 bis 3 Stunden 1 Esslöffel (15 ml) 7,00/250 ml 2,10 2) Vitalikum Spitzwegerich Hustensaft Spitzwegerichextrakt (Bio-Garten GmbH) Saft Tetesept 94 Vitalikum t 12/2001 *) In Mark. **) Laut Herstellerangabe. 1) Bei 3-mal täglich. 2) Bei 5-mal täglich. Selbstmedikation Contac Doregrippin Perdiphen Grippocaps Ratio Grippal Grippostad C Grippostad Gute NachtSaft Wick DayMed Rhinotussal Wick MediNait Kombinationspräparate zum Einnehmen Wenig geeignet zur Behandlung von Erkältungskrankheiten. Die Zusammensetzung ist wissenschaftlich wenig begründet oder die Risiken stehen in keinem sinnvollen Verhältnis zum Nutzen. Handelsname (Hersteller) Darreichungsform Dosierungsempfehlung für Erwachsene**) Preis der kleinsten Handelspackung*) Kosten der Tagesdosis*) Contac ErkältungsTrunk Forte Paracetamol, Phenylephrinhydro(SmithKline Beecham) chlorid, Dextromethorphan Granulat hydrobromid Maximal 1 Beutel alle 6 Stunden 15,98/5 Beutel 3,19–12,78 Doregrippin Tabletten (Dr. Rentschler) Filmtabletten Paracetamol, Phenylephrinhydrochlorid Bei Bedarf 1 bis 2 Tabletten bis zu 3-mal täglich 11,75/20 Stück 0,59–3,52 Grippocaps sine (Blanco Pharma) Kapseln Ethenzamid, Paracetamol, Ascorbinsäure, Diphenylpyralinhydrochlorid 3-mal 1 Kapsel 11,55/20 Stück 1,73 Grippostad C (Stada OTC) Kapseln Paracetamol, Ascorbinsäure, Coffein, Anfangs: 3-mal täglich 2 Kapseln; 12,70/20 Stück Chlorphenaminhydrogenmaleat Später: 3-mal täglich 1 Kapsel 1,90–3,80 Grippostad Gute Nacht-Saft gegen Erkältungen1) (Stada OTC) Lösung Dextromethorphanhydrobromid, Para- 1-mal täglich 1 Messbecher, cetamol/Messbecher (30 ml) enthält maximal 3–4 Tage 18 Vol.-% Alkohol 4,03 Perdiphen (Dr. Willmar Schwabe) Dragees Ephedrinhydrochlorid, Paracetamol, Diphenylpyralinhydrochlorid Im akuten Stadium: am 1. und 11,05/20 Stück 2. Tag bis zu 6-mal täglich 2 Dragees, vom 3. Tag an 3-mal täglich 2 Dragees 6,63 3,32 RatioGrippal + C 2) (ratiopharm) Brausetabletten Acetylsalicylsäure, Paracetamol, Ascorbinsäure Einzeldosis: 1 bis 2 Brausetabletten; Tagesdosis: bis zu 4 Brausetabletten 5,90/10 Stück 0,59–2,36 Rhinotussal Saft (Mack) Suspension DL-Norephedrin, Carbinoxamin, Dextrometorphan 2-mal täglich 3 Messlöffel 13,40/100 g 4,47 Wick DayMed ErkältungsKapseln für den Tag (Wick Pharma) Kapseln Paracetamol, DL-Norephedrinhydrochlorid, Dextromethorphanhydrobromid Alle 4 Stunden 2 Kapseln; Tageshöchstdosis: 8 Kapseln 17,50/20 Stück 1,75–7,00 Wick MediNait ErkältungsSaft für die Nacht (Wick Pharma) Saft Doxylaminsuccinat, Ephedrinsulfat, 1-mal täglich abends Dextromethorphanhydrobromid, Para- 1 Messkappe (30 ml Saft) cetamol, enth. 18 Vol.-% Alkohol 15,60/90 ml 5,20 *) In Mark. **) Laut Herstellerangabe. Zusammensetzung (vereinfacht) 1) Beipackzettel nennt allgemein Erkältungen und grippale Infekte als Anwendungsgebiete. 12,10/90 ml 2) Produkt beansprucht nur die Behandlung von Schmerzen, nennt sich jedoch ratioGrippal®. FOTO: JUMP / K. VEY SO SIND WIR VORGEGANGEN Ausgewählt wurden 24 Produkte, die gegen grippale Infekte oder als Erkältungsmittel in der Selbstmedikation häufig gekauft werden. Homöopathische Arzneimittel und spezielle Präparate für Kinder wurden nicht einbezogen. Für die Behandlung der Einzelsymptome wurden zusätzlich Analgetika, Antitussiva, Expektorantien und topische a-Sympathomimetika marktbedeutender Monopräparate genannt, deren Inhaltsstoffe von uns im „Handbuch Medikamente“ als „geeignet“ bewertet wurden. Gab es in der Produktklasse nur Inhaltsstoffe, die als „mit Einschränkung geeignet“ bewertet wurden, wie zum Beispiel bei den Expektorantien, so wurden marktbedeutende Monopräparate genannt. Die Beurteilung der Arzneistoffe erfolgte nach Auswer- tung einer Studie aus veröffentlichter wissenschaftlicher Literatur. Bei der Beurteilung der Präparate sind wir davon ausgegangen, dass jeder arzneilich wirksame Bestandteil eines Kombinationspräparats einen positiven Beitrag zur Wirksamkeit bei der beanspruchten Indikation leistet, die Risiken müssen in einem sinnvollen Verhältnis zum Nutzen stehen. Einkauf der Prüfmuster: April 2001. Preise: Soweit in der Lauer-Taxe vom 15. September 2001 kein Verkaufspreis angegeben war, wurde der von uns im Handel bezahlte Preis angegeben. Es handelt sich daher um Zirka-Preise. Tagesdosiskosten anhand der Dosierungsempfehlung des Anbieters berechnet. Beim Baden Verzichten. Säuglinge und Kleinkinder sollten keine Bäder mit ätherischen Ölen nehmen. Denn Zubereitungen aus Kampfer, Cineol und Menthol können bei ihnen Krämpfe, Atemnot und -stillstand auslösen. Vorsichtig sollte auch sein, wer auf die Inhaltsstoffe empfindlich reagiert. Wer schwanger ist, unter Fieber, Asthma, Keuchhusten, Herzmuskelschwäche, hohem Blutdruck oder großen Hautverletzungen leidet, sollte Erkältungsbäder meiden. Baderegeln. Ein Bad sollte rund 10 bis 20 Minuten dauern, das Wasser etwa 35 bis 38 Grad warm sein. Nach Bedarf sind drei bis vier Bäder wöchentlich möglich. Länger als eine Woche sollten die Bäder als begleitende Behandlungsmaßnahme nicht eingesetzt werden. Bei Schnupfen Identifizieren. Klären Sie ab, ob Sie allergischen oder Erkältungsschnupfen haben. Sich selbst behandeln sollte nicht, wer seit mehr als zwei Tagen hohes Fieber (39 Grad) hat, blutiges oder eitriges Sekret ins Taschentuch schnupft oder Gesichtsschmerzen hat. Keine Tropfen. Säuglinge und Kleinkinder bis zu zwei Jahren sollten am besten keine schleimhautabschwellenden Nasentropfen bekommen. Arzneistoffe. Ausführliche Erklärungen stehen im „Handbuch Medikamente“ der STIFTUNG WARENTEST. 12/2001 t 95