Seminar: Neuroanatomie - Ruhr

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Allgemeine Hinweise
1. Ziel des Seminars
Das Teilseminar Neuroanatomie (Teil II des Seminarscheines Anatomie) ist eine
obligatorische Veranstaltung für alle Studenten des vorklinischen Studienabschnittes.
Nur die erfolgreiche Absolvierung dieses Teilseminars ermöglicht den Erwerb des
Seminarscheines Anatomie, der sich aus den Einzelveranstaltungen Seminar
Bewegungsapparat und Seminar Neuroanatomie zusammensetzt. Das Seminar
Neuroanatomie wird in zwei Abschnitten durchgeführt, die aus einem praktischen
Teil I und einem theoretischen Teil II bestehen. Der praktische Teil folgt im jeweiligen
Wintersemester auf die Vorlesung Anatomie III (Neuroanatomie). Es werden
Strukturen des zentralen Nervensystems präpariert und demonstriert. Im
nachfolgenden Sommersemester wird das gesamte Stoffgebiet rekapituliert und
vertieft.
Im Laufe der klinischen Ausbildung wird bei zahlreichen klinischen Fachdisziplinen
neuroanatomisches Wissen vorausgesetzt. Ohne Kenntnis der morphologischen
Strukturen sind weder Störungen in funktionellen Abläufen noch die zahlreichen
erwünschten und unerwünschten Wirkungen der heute in großem Umfang
verabreichten Pharmaka zu verstehen. Dieses Seminar ist eine Chance, am
Gehirnpräparat arbeiten und lernen zu können.
2. Gliederung des Seminars
2.1 Praktischer Teil (Wintersemester)
Der praktische Teil des Seminars wird in Form von 2 Einzelveranstaltungen à 3
Unterrichtsstunden (am 5.02. und 12.02.03 jeweils von 10.15 bis 13.00 Uhr) nach
Abschluß der Neuroanatomischen Grundvorlesung im Wintersemester angeboten.
Dieser Teil findet in den Präpariersälen des Instituts für Anatomie statt. Er umfaßt die
Demonstration des Gehirns in situ, die Entnahme des Gehirns sowie einzelner
Präparationsschritte, die der Darstellung einzelner Abschnitte des Gehirns
einschließlich der versorgenden Blutgefäße dienen. Zum Präparierprogramm
gehören auch die Kenntnis der Skriptinhalte, die dort geforderte zeichnerische
Darstellung präparierter Strukturen und die Beantwortung themenorientierter Fragen.
Die Bearbeitung der Fragen soll vor dem jeweiligen Präparationstag als Vorbereitung
auf den Präparationstag abgeschlossen sein. Sie wird durch die Dozenten und
Assistenten kontrolliert.
2.2 Theoretischer Teil (Sommersemester)
Der zweite Teil des Neuroseminars findet im Sommersemester in Form von drei
Doppelstunden statt. Der in der Hauptvorlesung und im praktischen Teil erarbeitete
Stoff wird in Form von drei Antestaten und Referaten rekapituliert. Als Abschluß
des Teilseminars Neuroanatomie wird eine Klausur durchgeführt. Wer zwei
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Antestate nicht bestanden hat, muß sich einer mündlichen Prüfung unterziehen,
um zur Abschlußklausur zugelassen zu werden.
Pro Seminarstunde werden 10 Fragen zu den Lerninhalten des Seminars gestellt.
Die mündliche Prüfung wird nach dem 3. und letzten Seminartag, aber vor der
Abschlussklausur durchgeführt. Bei Nichtbestehen dieser mündlichen Prüfung wird
der (die) Studierende weder zur schriftlichen Abschlussklausur noch zu deren
mündlicher Wiederholungsprüfung zugelassen.
Pro Seminartag werden Referate zu verschiedenen Thema gehalten, die sich
inhaltlich mit klinisch relevanten Themen der Neuroanatomie auseinandersetzen.
Jede(r) Studierende muß sich auf alle aufgelisteten Themen vorbereiten. Die
Auswahl des Themas erfolgt unmittelbar vor dem Seminar durch den Dozenten. Das
Thema wird von zwei Studierenden referiert, so dass jeder einmal während des
Seminars vortragen muss. Die Referate werden mit Modellen, Tafelzeichnungen, an
Röntgenbildern und am Präparat erläutert. Die Dauer eines Referates einschließlich
der Diskussion sollte 30 Min. nicht überschreiten. Bei nicht ausreichender
Vorbereitung muß eine schriftliche Ausarbeitung des Themas zum nächsten Kurstag
nachgereicht werden.
Im Folgenden werden die Inhalte der Themen und Referatthemen mit Angabe des
Seminartages im Sommersemester aufgeführt:
Seminartag I (28.04.2003)
Antestatthemen
1. Entwicklung des zentralen Nervensystems
2. Hirnhäute mit Sinus durae matris, Zisternen und Ventrikelsystem
3. Blutgefäßversorgung des ZNS
4. Makroskopie und Mikroskopische Anatomie des Endhirns
5. Hirnnerven und peripherer Verlauf mit Bezug zur Schädelbasis
Referatthemen
1. Dysraphische Missbildungen (Meningomyelozelen, Spina bifida etc.),
2. Definition der epiduralen sowie subduralen Blutungen und ihre klinische
Symptomatik
3. Arterielle Versorgung des Gehirns
4. Gliederung der Großhirnhemisphären in Lobi, Gyri und Sulci
5. Zytoarchitektur des Cortex cerebri / Differenzierung der Hirnrinde, Neopallium,
Archipallium und Paleopallium
6. Zentrale und periphere Parese des Nervus facialis und Verlauf des Nervus
trigeminus sowie seine peripheren Projektionen
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Seminartag II (05.05.2003)
Antestatthemen:
1. Makroskopie, innerer Aufbau und Mikroskopie des Kleinhirns und
Faserverbindungen
2. Makroskopie des RM, Segmentlehre und Aufbau eines Spinalnervens
3. Feinbau von RM und Spinalganglien einschließlich auf- und absteigender
Bahnsysteme
4. Gefäßversorgung des Rückenmarks
5. Autonomes Nervensystems
6. Makroskopie des Hirnstammes
7. Innerer Aufbau des Hirnstamms/derVerbindungen mit Topographie der
Hirnnervenkerne und assoziativen Bahnverbindungen
Referatthemen:
1. Cytoarchitektur des Kleinhirns
2. Symptome bei Kleinhirnausfall
3. Spinalnerv: Ausfälle nach Querschnittslähmung und Halbseitenlähmung
4. Der periphere Sympathicus (Aufbau und Funktion)
Seminartag III (12.05. 2003)
Antestathemen
1. Funktionelle Topographie des Mittelhirns (Substantia nigra, Nucleus ruber,
Vierhügelplatte)
3. Makroskopie des Zwischenhirns
4. Aufbau und Verbindungen des Zwischenhirns
5. Basalganglien und Capsula interna
Referatthemen
1. Der Thalamus: Projektionskerne, Assoziationskerne, thalamocorticale
Verbindungen
2. Das Hypothalamo-hypophysäre System
3. Stationen des extrapyramidal-motorischen Systems
4. Limbisches System
3. Auge und Sehbahn
4. Ohr und Hörbahn
3. Literatur
Trepel (1999): Neuroanatomie. Urban und Schwarzenberg, 2. Auflage
Kahle, Leonhardt & Platzer (2001): Taschenatlas der Anatomie (Band 3), Thieme
Duus (2001) Neurologisch-topische Diagnostik, Thieme, 7. Auflage
Benninghoff (1994): Anatomie III (Hrsg. Drenckhahn & Zenker), U & S, 15. Auflage
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4. Gruppeneinteilung und Materialien
Termine, Gruppenzuteilungen und Veranstaltungsräume werden durch Aushang
bekannt gegeben. Es erfolgt eine Einteilung in Gruppen à max. 20 Studenten, die
auf zwei Praparationstische verteilt werden. Die Gruppen sind für das ihnen
zugeteilte Gehirn (Vollständigkeit, sachgerechte Aufbewahrung, Sauberkeit etc.)
verantwortlich. Die Gehirne werden in mit Fixierlösung gefüllten Plastikeimern
aufbewahrt. Wir bitten Sie, bei der Entnahme und dem Einlegen der Gehirne größte
Sorgfalt walten zu lassen. In diesem Zusammenhang sei darauf hingewiesen, dass
die Materialbeschaffung schwierig ist und dass die besondere Sorgfalt als eine
Honorierung dem Spender gegenüber angesehen wird. Auf den Plastikeimern ist die
Tischnummer der Gruppe aufgetragen. Präparation und Anfertigung der
Zeichnungen erfolgt in der im Programm angegebenen Reihenfolge. Jeder größere
Präparationsschritt wird mit Hilfe der Dozenten abgesprochen und durchgeführt.
Als Instrumente werden eine Knopfsonde, eine Präparierschere, eine anatomische
Pinzette und eine Splitterpinzette benötigt. Weiße Kittel und Handschuhe sind
mitzubringen. In jeder Gruppe sollten auch Anatomieatlanten in den Kurs
mitgebracht werden.
5. Leistungsnachweise
Für die Erteilung des Leistungsnachweises sind eine regelmässige Teilnahme an
dem theoretischen und praktischen Teil des Seminars, die Teilnahme an den
Antestaten und die Durchführung eines Referates erforderlich. Jeder Fehltag muß
durch ein ärztliches Attest belegt werden. Mehr als ein Fehltag (mehr als 15% der
Gesamtseminarzeit) führt zum Ausschluß aus dem Seminar.
Die erfolgreiche Teilnahme wird durch die bestandenen Antestate und eine
schriftliche Klausur à 30 MC-Fragen über die gesamten Kursinhalte ermittelt.
Diese findet am Ende des Sommersemesterteiles statt. Bei Nichtbestehen der
Klausur (60% der Fragen müssen richtig beantwortet werden) wird eine mündliche
Wiederholungsprüfung (Rigorosem) abgehalten. Wird diese Prüfung nicht
bestanden, muss das gesamte Seminar wiederholt werden. Dieses gilt auch für die
Studierenden, die aufgrund nicht bestandener Antestate nicht zur Klausur
zugelassen werden. Für das Seminar Neuroanatomie wird kein besonderer Schein
ausgestellt. Er gilt als ein Leistungsnachweis im Rahmen des gesamten
Seminarscheines Anatomie. Das Arbeitsprogramm wird bei der mündlichen
Wiederholungsprüfung mit zur Beurteilung herangezogen.
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ARBEITSPROGRAMM (Praktischer Teil)
1. Präparationstag (05.02.02)
Inhalte:
A. Hirnhäute und Gehirn ( in situ)
B. Schädelbasis mit Foraminae und austretenden Hirnnerven, Schädeldach,
Fontanellen
C. Rückenmarksitus
D. Gefäßversorgung des Gehirns und des Rückenmark
E. Topographie der Oberfläche des Kortex cerebri mit Gliederung der
Großhirnhemisphären in Lobi, Gyri und Sulci
F. Ventralansicht des Gehirns mit Austrittspunkten der Hirnnerven und
Relief des Hirnstammes
A. Studium der Hirnhäute und des Gehirns in situ
Lernziele:
Hirnhäute mit Sinus, Zisternen und Versorgungsgefäßen, Differenzierung der
Hirnhäute während der Entwicklung, Lagebeziehung der Dura mater
(Pachymeninx) im Spinalkanal (Spatium epidurale) und im Cavum cranii,
besondere Ausbildungen der Dura mater wie Falx cerebri, Tentorium cerebelli
und Sinus, Lagebeziehung der epiduralen Gefässe, Beziehung der weichen
Hirnhaut (Leptomeninx) zur Dura mater und zur Gehirnoberfläche, Zisternen,
Lagebeziehung der pialen Gefässe, Brückenvenen und Innervation,
Blutungsformen
Fragen und Aufgaben:
1. Welche Gefässe versorgen arteriell die Dura mater? Wo sind sie lokalisiert?
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2. Wie ist die Beziehung der Dura mater zu den angrenzenden Schädelknochen, im
Bereich der Schädelkalotte und im Bereich des Canalis vertebralis?
4. Skizzieren Sie den Aufbau eines Sinus durae matris im Querschnitt. (Nutzen Sie
zur Zeichnung die Rückseite des Blattes)
5. Was versteht man unter Brückenvenen? Welche klinische Relevanz besitzen sie?
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B. Schädelbasis mit Foraminae und austretenden Hirnnerven,
Schädeldach, Fontanellen
Lernziele:
Schädelbasis mit Foraminae, Schädeldach, Fontanellen
Schädelbasis: Grundkenntnisse der einzelnen Knochen, Innenrelief der
Schädelbasis, Schädelgruben, Beziehung der Schädelgruben zu den einzelnen
basalen Hirnteilen, Außenrelief der Schädelbasis, Durchtrittstellen der
Hirnnerven und großen Gefäße, schwache Stellen (Frakturlinien),
Schädeldach, Periost, Galea aponeurotica, Lage der Fontanellen,
Fontanellenschluss
Fragen und Aufgaben:
1. Skizzieren Sie eine Schädelbasis mit den Foraminae und beschriften Sie die
einzelnen knöchernen Strukturen und Öffnungen. (Nutzen Sie zur Zeichnung die
Rückseite des Blattes)
2. An welchen Teilen des Schädels und der Schädelbasis sind die Falx cerebri und
das Tentorium cerebelli befestigt?
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3. Benennen Sie die Öffnungen der Schädelbasis, die für den Durchtritt von
Hirnnerven verantwortlich sind und ordnen Sie Ihnen die entsprechenden
Hirnnerven zu.
4. In welcher Reihenfolge kommt es zum Schluß der Fontanellen?
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C. Rückenmarksitus
Lernziele:
Rückenmarksitus, Oberfläche des Rückenmarks, Lage im Wirbelkanal,
Beziehung zur Wirbelsäule, Spatium epidurale, Hals-, Brust-, Lenden- und
Sakralmark, Intumeszentien, Nervenwurzeln, Cauda equina, Segmentbildung,
Plexus.
Fragen und Aufgaben:
1. Wie ist die Lagebeziehung der Dura mater cerebri und der Dura mater spinalis
zum jeweiligen Periost der sie umgebenden Knochenteile?
2. Wie ist die segmentale Zuordnung der Spinalnerven zur Wirbelsäule und wodurch
wird ihre endgültige Position gestaltet?
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D. Gefäßversorgung des Gehirns und des Rückenmarks
Lernziele:
A. carotis interna mit Ästen und Versorgungsgebieten, Verlauf der A. carotis
interna im Canalis caroticus, Circulus arteriosus cerebri (Willisii) mit
Versorgungsgebieten im Hirnstamm, Vertebrobasiläres System, System
oberflächlicher und tiefer Hirnvenen, Verlauf und Versorgungsgebiet der Aa.
spinales
Fragen und Aufgaben:
1. Fertigen Sie eine Zeichnung des Circulus arteriosus cerebri an. Beschriften Sie
sämtliche Äste. Falls die Gefäße nicht vollständig erhalten sind, ergänzen Sie die
Zeichnung mit Hilfe der Abbildungen aus der Literatur.
2. Welche Bedeutung hat der Circulus arteriosus Willisii für die arterielle Versorgung
des Gehirns?
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3. Beschriften Sie bitte die erkennbaren Gefäße der Karotisangiographie in
seitlicher Aufnahme (aus Wicke (1985), Atlas der Röntgenanatomie, 3. Auflage U&S:
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E. Topographie der Oberfläche des Kortex cerebri mit
Gliederung der Großhirnhemisphären in Lobi, Gyri und Sulci
Lernziele:
Gliederung der Großhirnhemisphären, Einteilung der Hemisphären in Lobi,
Differenzierung der Lobi in Gyri und Sulci, Benennung der wesentlichen Gyri
und Sulci, Lokalisation und Einteilung der Rindenfelder sowie Ziffer nach
Brodmann
1. In welche Gyri differenziert sich der Lobus temporalis?
2. Wodurch wird der Gyrus praecentralis vom Gyrus postcentralis getrennt?
3. Welche Anteile der Großhirnrinde des Menschen haben sich in der Evolution
besonders stark entwickelt?
.
4. Fertigen Sie eine Zeichnung des Gyrus praecentralis an mit der Repräsentation
(Somatotopik) der peripheren Versorgungsgebiete auf diesem Gyrus (sog.
Homunculus-Figur).
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F. Ventralansicht des Gehirns mit Austrittspunkten
Hirnnerven und Relief des Hirnstammes
der
Lernziele:
Oberflächengestaltung der basalen Großhirnanteile, sichtbare Abschnitte des
Diencephalon an der Hirnbasis, Infundibulum hypophysialis, Corpora
mamillaria, Beziehung des Chiasma nervi optici zum Hypophysenstiel,
sichtbarer Anteil des Mittelhirns, Crura cerebri, Pons, Übergang Pons zur
Medulla oblongata, Hirnnerven von cranial nach caudal, Relief des ventralen
Hirnstammes.
1. Welche Teile des Diencephalon sind an der Hirnbasis sichtbar?
2. In welcher topographischen Beziehung steht das Chiasma nervi optici zur
Hypophyse? Welche klinische Bedeutung hat die Topographie z.B. im Falle von
Hypophysentumoren?
3. Welcher Hirnnerv tritt als einziger dorsal am Hirnstamm aus?
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Präparationschritte
1. Schädel und Gehirn
1.1. Vorbereitungen zur Eröffnung des Schädels (sofern noch nicht erfolgt)
Unpräparierte Hautstreifen am Schädeldach werden durch einen Medianschnitt
bis auf das Periost durchgeschnitten. Am Schnittrand wird die Kopfschwarte
einer Seite angehoben und in dem "Stratum subaponeuroticum“ ein breites Stück
vom Periost (Pericranium) abgelöst. Auf der anderen Seite werden Cutis und
Galea aponeurotica ein Stück weit in der Subcutis voneinander getrennt; die
Retinaculae cutis sind hier sehr straff und dicht. In dieser Schicht liegen die
grossen Gefässe und Nerven (subcutane Hämatome, "Beulen"). Dann wird wie
auf der anderen Seite die Galea aponeurotica vom Periost abgelöst. Zuletzt wird
das Periost abgezogen.
Klinische Hinweise:
Subaponeurotische Blutungen zwischen Periost und Galea aponeurotica (Caput
succedaneum) dehnen sich über die gesamte Konvexität aus. Subperiostale Blutungen
z.B. (Kephalhämatome bei Neugeborenen) überschreiten die Schädelnähte nicht.
Gespannte Fontanellengeben Hinweise auf erhöhten intrakraniellen Druck.
1.2. Eröffnung des Schädels und Studium der Kalotte (sofern noch nicht
erfolgt)
Etwa 1 cm oberhalb der Ohren und der Orbitae wird die Schädelkalotte mit der
elektrischen Säge (Dozent/Assistent) bis zum Hinterhaupt durchgesägt, möglichst
ohne die Dura mater zu verletzen. Dann lockert man den Sägespalt mit einem
Meissel etwas und schiebt den Meissel zwischen Kalotte und Dura. Wenn die
Dura mater unverletzt geblieben ist, löst sie sich gut von der Kalotte, die dann
abgenommen werden kann.
Am Innenrelief der Kalotte werden folgende Strukturen aufgesucht und
identifiziert: Sutura coronalis, sagittalis und lambdoidea, Sulci arteriosi der
Aa. meningeae, insbesondere die der klinisch bedeutsamen A. meningea
media, der Sulcus sinus sagittalis superior und die Foveolae granulares der
PACCHIONI-Granulationen.
Klinische Hinweise:
Epidurale Hämotome (zumeist aus der A. meningea media) breiten sich zwischen Dura
und Schädelkalotte aus. Bei subduralen Hämatomen (häufig Abriss der Brückenvenen)
ist die Blutung zwischen Dura und Arachnoidea lokalisiert.
1.3. Studium der Hirnhautoberfläche und Präparation
Identifizieren Sie die drei meningealen Arterien und die Granulationes
arachnoideales im Bereich des Sinus sagittalis superior, bevor er in seiner
gesamten Länge von hinten nach vorne mit der Schere aufgeschnitten wird. Die
Dura mater encephali wird durch Zirkelschnitt am Sägerand an beiden Seiten und
vorne im Bereich der Crista galli abgetrennt. Sie wird bis zum Sinus sagittalis
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superior hochgeklappt und bleibt dann im Bereich des Sinus hinten hängen.
Beachten Sie auch die Brückenvenen mit ihren Eintrittsstellen in den Sinus.
Studieren Sie dann die anderen Schichten und Zwischenräume der weichen
Hirnhaut "Leptomeninx" (Arachnoidea, Cavum subarachnoideale, Pia mater).
1.4. Vorbereitende Schritte zur Herausnahme des Gehirns
Auf der Dorsalseite werden, soweit dieses noch nicht erfolgt ist, die beiden Mm.
splenii und semispinales capitis an der Linea nuchae abgesetzt und nach
lateral geklappt. Die Mm. obliqui capitis superiores werden ebenfalls an der
Linea nuchae abgesetzt. Die Nn. occipitales majores und die Aa. occipitales
werden - wenn möglich – ebenfalls dargestellt. Es folgt auf beiden Seiten die
Präparation der Mm. obliqui capitis superiores, der Mm. recti capitis
superiores, dann die der Mm. recti capitis majores, die schliesslich vom Arcus
posterior des Atlas abgetrennt werden. Die Mm. recti capitis posteriores
minores werden ebenfalls dargestellt. Die beiden Aa. vertebrales werden auf
dem Arcus vertebrae mit dem sie umgebenden dichten Venengeflecht aufgesucht
und unter Entfernung des Geflechtes präpariert. Dann wird auf beiden Seiten
lateral der Mm. recti capitis posteriores minores bis zum Foramen magnum
gesägt. Die Aa. vertebrales müssen dabei erhalten bleiben. Der Arcus posterior
atlantis wird mit dem Meissel auf beiden Seiten vorsichtig durchtrennt. Dann wird
der gesamte Knochenkeil durch sanftes Hebeln herausgenommen. Die Dura
mater und die Arachnoidea werden in der Medianebene durchtrennt und nach
lateral geklappt. Dadurch wird der Blick auf die unteren Hirnnerven mit ihrem
Durchtritt durch die Schädelbasis frei.
2. Herausausnahme des Gehirns
Bei guter Fixierung werden die Gehirne der Kursleichen in toto herausgenommen.
Hierzu wird die Dura am Sinus sagittalis superior abgesetzt, die Falx cerebri und
der abgesetzte Teil des Tentorium cerebelli sowie die gefässführende Pia
mater können an dem Gehirn erhalten bleiben.
Das Tentorium cerebelli wird an den Kanten der Felsenbeinpyramide abgetrennt.
Versuchen Sie, das Gehirn von der Schädelbasisseite aus etwas zu mobilisieren.
Achten Sie darauf, daß der Circulus arteriosus Willisii vollständig an dem
herausgenommenen Gehirn erhalten bleibt, d.h. die Aa. carotis internae werden
vorne und die beiden Aa. vertebrales hinten beidseitig abgetrennt. Die
Hirnnerven einschliesslich des Bulbus olfactorius mit dem Tractus olfactorius
und des Chiasma opticum sollten ebenfalls am Gehirn erhalten bleiben. Die
übrigen Hirnnerven werden ca. 1 cm nach ihrer Austrittsstelle aus dem Gehirn
abgetrennt. Achten Sie auf den intraduraler Verlauf der von der Dorsalseite
kommend um die Pedunculi cerebri herum verlaufenden Nn. trochleares. Dann
wird das Gehirn vorne am Hypophysenstiel und hinten an der Medulla spinalis
abgesetzt, herausgenommen und nach Inspektion in die mit Fixierlösung gefüllten
Gefässe gelegt.
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3. Studium der Schädelbasis
Grenzen Sie die Fossa cranii anterior, media und posterior ab. Lokalisieren
Sie die Lamina cribrosa und Crista galli. Identifizieren Sie die
Durchtrittsstellen der Hirnnerven und die Eintrittsstellen der Hirnarterien durch
die Dura. Nehmen Sie hierfür auch einen der bereitliegenden Schädel und
identifizieren Sie die Strukturen anhand der Schädelmodelle.
4. Darstellung der venösen Sinus und assoziierter Nerven
Die folgenden Präparationsschritte werden auch an den nachfolgenden
Kurstagen fortgesetzt und fertiggestellt.
Suchen Sie den Eintritt des Sinus rectus in das Confluens sinuum auf. Es
erfolgt die Eröffnung des Sinus rectus mit der Schere bis zum Confluens sinuum.
Von dort aus wird der rechte Sinus transversus und der Sinus sigmoideus bis
zum Foramen jugulare eröffnet.
Der rechte Sinus cavernosus wird durch einen Längsschnitt knapp medial vom
N. oculomotorius eröffnet. Der Schnitt wird nach hinten bis zum Vorderrand des
Ggl. trigeminale fortgesetzt. Die seitliche Durabedeckung wird vorsichtig nach
lateral gehoben. Dabei werden N. trochlearis und N. ophthalmicus mit
abgehoben. Der N. abducens verbleibt im Sinus cavernosus lateral der A.
carotis interna.
Verfolgen Sie den Verlauf des N. abducens vom Duradurchtritt auf dem Clivus
zum Sinus cavernosus durch Längsschnitt in die Dura entlang seines Verlaufs,
weiter im Sinus petrosus superior über die Synchondrosis sphenopetrosa und
unter dem Ligamentum sphenopetrosum (DORELLO- Kanal der Otologen).
Das Diaphragma sellae wird vorsichtig entfernt, die Hypophyse herausgenommen und ihre Form und Größe studiert.
5. Präparation der Hirnhäute und Hirngefässe:
Nehmen Sie das Gehirn aus dem Aufbewahrungsgefäß und trocknen es zunächst
sorgfältig mit dem bereitgestellten Papier ab. Beginnen Sie mit der Inspektion des
Gehirns. Beachten Sie hierbei die Größe des Gesamtgehirns, die
Größenverhältnisse und Lagebeziehung von Großhirn, Kleinhirn, Hirnstamm, die
Beziehung der Hirnhäute zum Hirngewebe im Bereich der Großhirnhemisphären
und des Kleinhirns sowie an der Hirnbasis und im Bereich des Hirnstammes, die
Lagebeziehung der Gefäße zu den Hirnhäuten, die basal gelegenen Gefäße des
Circulus arteriosus cerebri (Willisi) am intakten Präparat und die Beziehung der
einzelnen Gefässe zu den austretenden Hirnnerven im Bereich des Hirnstammes.
An median aufgeschnittenen Kopfhälften wird die Lage des Großhirns, des
Hirnstammes und des Cerebellum demonstriert und die Topographie zur
Schädelbasis, zum Gesichtsschädel und zum Schädeldach dargestellt.
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Beginnen Sie mit der Präparation der Hirnhäute. Benutzen Sie hierzu eine
anatomische Pinzette und eine Präparationsschere. Beginnen Sie im Bereich der
Mantelkante der Hemisphären und präparieren Sie die Hirnhäute möglichst unter
Schonung der arteriellen Gefässe einschliesslich des Circulus arteriosus. Beachten
Sie, dass die Pia mater in die Sulci der grossen Hemisphären hineinreicht. Trennen
Sie sorgfältig die faserförmigen Verbindungen der Arachnoidea mit der Pia mater mit
Hilfe der Schere ab.
Achten Sie bei der Präparation der Hirnhäute darauf, dass Sie die austretenden Hirnnerven erhalten.
Wenn die Hirnhaut vollständig entfernt ist, präparieren Sie anschliessend sorgfältig
den Circulus arteriosus Willisii und die wichtigsten Abgänge der A. cerebri
anterior, media und posterior. Verfolgen Sie bei der Abpräparation auch den
Verlauf der Hirngefässe in die verschiedenen Versorgungsgebiete. Achten Sie
unbedingt auf den Erhalt der Hirnnerven. Nach Abpräparation des Circulus
arteriosus und der anderen Gefäße breiten sie diese auf einer Styroporunterlage aus
und stecken sie mit den bereitgestellten Nadeln fest. Es empfiehlt sich, die einzelnen
Gefäße sofort zu beschriften.
6. Präparation des Rückenmarksitus:
Die Rückenmuskulatur wird bis auf die Wirbelbögen auf beiden Seiten entfernt. Die
Facies dorsalis des Kreuzbeines wird durch Abpräparieren des M. gluteus maximus sofern diieses noch nicht erfolgt ist- freigelegt. Im Halsbereich ist zur Eröffnung des
Schädels die Nackenmuskulatur bereits entfernt. Der Wirbelkanal wird mit Hilfe eines
Meißels von kranial nach kaudal eröffnet. Im Halsbereich wird die Lamina arcus
vertebrae medial von der Gelenkfortssätze durchtrennt. Im Brustbereich Meißel
parallel zu den Querfortsätzen halten und die Wirbelbögen durchtrennen. Im
Lumbalbereich zwischen Processus costarii und mammillares durch den Canalis
sacralis medial der Formamina sacralia dorsalia bis zum Hiatus sacralis eröffnen.
Die abgetrennten Wirbelbögen werden durch Ablösen von den Ligg. flava entfernt.
Beachten Sie die Plexus venosus und das Fettgewebe. Die Venengeflechte und das
Fettgewebe werden entfernt, um den Durasack durch einen Längsschnitt in seiner
gesamten Länge zu eröffnen. Die Dura kann nach Ablösung von der Arachnoidea
mit Stecknadeln seitlich festgesteckt werden. Dann erfolgt die sagittale
Durchtrennung der Arachnoidea und Inspektion des Rückenmarkes mit den
austretenden Wurzeln (Filae radiculariae). Die seitlichen Ligg. denticulata werden
aufgesucht und die Spinalganglien studiert.
Beachten Sie die unterschiedliche Dicke des Rückenmarks im Bereich der
Intumescentia cervicalis und lumbalis.
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7. Inspektion und Darstellung der Lobi und Gyri
Beginnen Sie mit der Inspektion der einzelnen Lobi, vergleichen Sie die Abgrenzung
der Lobi im Präparat mit Ihren Atlasabbildungen.
Studieren Sie zuerst die Abgrenzung des Lobus frontalis vom Lobus temporalis
sowie vom Lobus parietalis. Grenzen Sie den Lobis occipitalis vom Lobus
parietalis ab.
Entfernen Sie die Reste der noch auf der Oberfläche des Gehirns verbliebenen
subarachnoidalen Gefässe unter Schonung der empfindlichen Hirnsubstanz.
Benutzen Sie hierzu die anatomische Pinzette und Ihre Schere.
Suchen Sie in der angegebenen Reihenfolge die folgenden Gyri auf. Legen Sie
farbige Baumwollfäden in die angrenzenden Sulci ein:
1) Gyrus praecentralis, Gyrus postcentralis. In den Sulcus centralis wird ein
Baumwollfaden eingelegt.
2) Lobus temporalis und seine Gyri, Gyrus temporalis superior, medius und
inferior. In den Sulcus lateralis wird ein Baumwollfaden eingelegt.
3) Lobus parietalis und Lobus occipitalis. Legen Sie einen Baumwollfaden in den
Sulcus parietooccipitalis.
Drängen Sie die Hemisphären im Bereich der Fissura mediana vorsichtig
auseinander. Inspizieren Sie in der Tiefe das Corpus callosum. Versuchen Sie im
Okzipitalbereich den Sulcus calcarinus aufzusuchen. Legen Sie einen
Baumwollfaden in den Sulcus ein.
8. Inspektion und Darstellung der Hinnerven
Die Großhirnbasis sowie die ventrale Seite des Hirnstammes wird von Hirnhaut- und
Gefäßresten gesäubert unter sorgfältiger Schonung der Hirnnerven. Suchen Sie die
einzelnen Hirnnerven auf und studieren Sie die Topographie der folgender Austrittspunkte: Nervus trochlearis, N. oculomotorius, Lage der Wurzel des N.
trigeminus, Lage des N. facialis, des N. glossopharyngeus und des N. vagus im
Kleinhirnbrückenwinkel, Filae radiculariae des N. hypoglossus, N.
glossopharyngeus und N. vagus, N. accessorius.
9. Darstellung des Ganglion trigeminale (Gasseri) an der Schädelbasis
Rechts wird die Durabedeckung des Cavum trigeminale abgehoben und das
Ggl. trigeminale mit dem Abgang der 3 Trigeminusäste (N. ophthalmicus, N.
maxillaris und N. mandibularis) freigelegt. Bei Anheben des Ganglions sieht
man die Portio motorica zum N. mandibularis verlaufen und unter dem Ganglion
den von lateral hinten nach medial vorne (auf dem das Foramen lacerum
ausfüllenden Knorpel) verlaufenden N. petrosus major (parasympathischer
Fazialisast). Das noch intakte Cavum trigeminale der linken Seite wird vom
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„Trigeminusschlitz" hinter der Felsenbeinkante aus sondiert und dessen
Ausdehnung festgestellt. Nach weiterer Ablösung der Dura seitlich vom rechten
N. trigeminus sieht man den Eintritt und Verlauf der A. meningea media.
2. Präparationstag (12.02.03)
Inhalte:
A. Makroskopische Gliederung und Aufbau des Kleinhirns/
Oberflächengestaltung des Rautenhirns
B. Binnenstrukturen (innerer Aufbau) des Hirnstammes
C. Anatomie des Rückenmarks
D. Thalamus und Hypothalamus
E. Basalganglien und Stationen des extrapyramidalen Systems
F. Limbisches System: Funktionelle Bedeutung und
morphologische Substate
G. Auge und Ohr
A. Makroskopische Gliederung und Aufbau des Kleinhirns/
Oberflächengestaltung der Rautengrube
Lernziele:
Gliederung der Kleinhirnhemisphären sowie des Kleinhirnwurmes,
Verbindungen des Kleinhirns mit dem Hirnstamm (Pedunculi), Kleinhirnkerne,
Funktion des Kleinhirns, Oberflächenrelief der Rautengrube
Beschreiben Sie Afferenzen und Efferenzen des Kleinhirns:
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B. Binnenstrukturen (innerer Aufbau) des Hirnstammes
Lernziele:
Gliederung des Hirnstammes, Hirnstamm mit Kernen und Bahnsystemen,
Lokalisation der Hirnnervenkerne, Bahnsysteme im Hirnstamm, Formatio
reticularis, Kerne des Mittelhirns
1. Wie kommt es zur medio-lateralen Anordnung der motorischen bzw. sensiblen
Hirnnervenkerne im Hirnstammbereich?
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2. Fertigen Sie eine Skizze des Hirnstammes in der Ansicht von dorsal an und tragen
Sie die Lokalisation der Hirnnervenkerne ein! Benutzen Sie für sensorische Kerne
blaue Farbe (rechte Seite), für motorische rote Farbe (linke Seite). Nutzen Sie bei
Bedarf ein zusätzliches Blatt.
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C. Anatomie des Rückenmarks
Lernziele:
Gliederung des Rückenmarks, Lage und Gliederung des Rückenmarks,
segmentaler Aufbau des Rückenmarks, Spinalnervenaufbau Gliederung der
grauen Substanz des Rückenmarks mit Kerngebieten.
Skizzieren Sie ein Segment des Rückenmarkes mit dem aus dem Segment
abgehenden Spinalnerven und benennen Sie die einzelnen Anteile:
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D. Thalamus und Hypothalamus
Lernziele:
Gliederung des Zwischenhirns, Thalamus mit den wichtigsten Kernen,
Funktion der Thalamuskerne, Pallidum und Ncl. subthalamicus, Hypothalamus:
Funktion und Kernanordnung, Entwicklungsgeschichte der Hypophyse,
Hypothalamus-hypophysäres System, portaler hypophysärer Kreislauf, Lage
des 3. Ventrikels mit Receccus und interventriculären Verbindungen, Fornix.
1. Welches sind die Abschnitte, in die das Diencephalon sich gliedern lässt?
2. Fertigen Sie Schemazeichnungen der hypothalamo-hypophysären Verbindungen
an. Zeichnen Sie in einem Sagittalschnitt durch den dritten Ventrikel die
a. Beziehung zwischen Hypothalamus und Neurohypophyse und die
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b. Beziehung zwischen Hypothalamus und Adenohypophyse (portales
Kreislaufsystem) darstellen.
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E. Basalganglien und Stationen des extrapyramidalen Systems
Lernziele:
Lage der Basalganglien, Striatum, Pallidum, Ncl. subthalamicus,
Verschaltungsprinzip, Claustrum, „extrapyramidales System“
Ventrikelsystem, Liquorbildung und Plexus choroideus,
Liquorresorption
Abschnitte des Balkens, Somatotopik der Capsula interna,
Abschnitte der Pyramidenbahn
1. Welche Kerne bezeichnet man als Basalganglien?
2. Aus welchen Anteilen besteht das Corpus striatum und wie ist die Beziehung des
Corpus striatum zur Substantia nigra des Mittelhirns?
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F. Limbisches
System:
Funktionelle
morphologische Substate
Bedeutung
und
Lernziele:
Hippocampus, Gyrus cinguli, Gyrus parahippocampalis, Regio entorhinalis,
Corpus amygdaloideum, Corpus mamillare
Bulbus mit Tractus olfactorius, Riechrinde, basale Vorderhirnstrukturen
1. Was versteht man unter dem Papez Neuronenkreis?
2. Welche funktionelle Bedeutung wird der Hippocampusformation zugeordnet?
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G. Auge und Ohr
Lernziele:
Auge, Augapfel, Sklera, Choroidea, Iris, Ziliarkörper, Augenhintergrund,
Augenkammern, Glaskörper, Orbita, Augenmuskeln mit Innervation
Ohr, äußeres Ohr, Mittelohr, Innenohr, Labyrinth, Cochlea, Corti-Organ,
Saccuslus und Utriculus, Ductus semicircularis
Präparationsschritte
1. Präparation und Inspektion von Hirnstamm und Kleinhirn
Das Kleinhirn wird an den drei Pedunculi cerebellares vom Hirnstamm abgetrennt.
Zuerst wird ein Sagittalschnitt durch den Vermis cerebelli gelegt und seitlich die
Pedunculi auf einer Seite durchtrennt, so dass eine Hemisphäre nach Durchtrennung
des Velum medullare anterius vom Hirnstamm entfernt werden kann. Hierdurch
kann Einblick in die Rautengrube gewonnen werden. An der am Hirnstamm
belassenen Kleinhirnhemisphäre wird mit der Sonde die Apertura lateralis sondiert
und die Lage des Plexus verfolgt. Dann wird auch diese Hemisphäre durch einen
Horizontalschnitt durch die Pedunculi cerebellaris entfernt.
Betrachten Sie jetzt die gesamte Rautengrube mit ihrem Relief und suchen Sie die
folgenden Strukturen auf: Trigonum n. vagi, Trigonum n. hypoglossi, Area
postrema, Striae medullares dorsales, Colliculus facialis, Eminentia medialis,
Sulcus medialis, Area vestibularis, Colliculus facialis und den Locus coeruleus.
Sondieren Sie nach rostral den Aquaeductus cerebri.
Der Hirnstamm wird oberhalb der Colliculi superiores (dorsal) und im unteren Teil der
Fossa interpeduncularis (ventral) vom Zwischenhirn mit senkrecht zur
Hirnstammachse geführten Schnitten abgesetzt (Dozent/Assistent). Betrachten sie
die die rostrale und die caudale Schnittflächen. Deutlich ist die Substantia nigra zu
erkennen, die bis in das Diencephalon hineinreicht. Darüber ist der Nucleus ruber an
seiner rotbraunen Pigmentierung zu erkennen. Betrachten Sie die Gliederung des
Mesencephalons in Form des Tectums mit der Lamina quadrigemina, des
Tegmentums und der Pedunculi cerebri. Sondieren Sie den Aquaeductus cerebri
und den Übergang des Aqueductus nach rostral in den dritten Ventrikel. Suchen Sie
den N. trochlearis auf und verfolgen Sie seinen Verlauf.
2. Scheibenserie des Hirnstammes und des Rückenmarks
Schneiden Sie jetzt den Hirnstamm in ca. 0,5 cm dicke Scheiben auf!
Ordnen Sie die Scheiben von rostral nach caudal auf Ihrer Styroporunterlage an!
Versuchen Sie, folgende Strukturen an den Querschnitten makroskopisch zu
identifizieren: Die Ncl. olivares inferiores, die Pyramide, die Raphe, die Pons mit
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Pons-Kernen, die Substantia nigra, den Ncl. ruber, den Aquaeductus cerebri, die
oberen und unteren Hügel der Vierhügelplatte.
Schneiden Sie den am Präparat vorhandenen Teil des Zervikalmarkes bis zur Höhe
der Pyramidenbahnkreuzung (falls an der Ventralseite nicht sichtbar, einen
Zentimeter unterhalb der Hypoglossuswurzel) in ca. 5 mm dicke Scheiben.
Orientieren Sie sich über die Lage der grauen Substanz, Konfiguration der Vordersowie Hinterhörner und das Verhältnis von grauer zu weisser Substanz. Schneiden
Sie auch eine dünne Scheibe aus dem Cervikal-, Thorakal- und Lumbalbereich
heraus. Vergleichen Sie die Schnitte.
3. Präparation und Inspektion der Strukturen des Dienencephalon:
Suchen Sie alle am intakten Großhirn sichtbaren Teile des Diencephalon auf. Von
der Basis erkennen Sie das Tuber cinereum, das Infundibulum, die Corpora
mamillaria und dorsal (falls nicht mechanisch entfernt) die Epiphyse.
Die beiden Hemisphären werden durch einen Sagittalschnitt, der den Balken
(Corpus callosum) durchschneidet, voneinander getrennt. Der Schnitt wird in der
Medianlinie durch den 3. Ventrikel und das Infundibulum geführt. Beide
Hemisphären werden auseinandergeklappt. Studieren Sie den eröffneten 3.
Ventrikel und die den Ventrikel begrenzenden Strukturen!
Nehmen Sie die Hemisphärenhälfte, die ein intaktes Septum pellucidum aufweist
und identifizieren Sie das Corpus callosum mit Splenium, Rostrum und Genu, das
Septum pellucidum, den Thalamus (mediale Vorwölbung), die Commissura
anterior, den 3. Ventrikel mit seinen Recessus und Infundibulum, die Epiphyse,
die Corpora mamillaria, das Foramen interventriculare (Monroi).
Nach Anfertigung der Zeichnung schneiden Sie sorgfältig das Septum interventriculare heraus und tasten mit einer Sonde die Seitenventrikel ab. Achten Sie
auch auf den Plexus choroideus!
4. Präparation und Inspektion der Scheibenserien:
Fertigen Sie dann von der linken Hemisphäre eine Scheibenserie von ca. 1 cm an.
Es ist zweckmäßig, bei einer Frontalhirnserie mit der ersten Scheibe erst mit Beginn
des Vorderhorns des Seitenventrikels anzufangen und mit dem Hinterhorn
aufzuhören. Sie können in Absprache mit dem Nachbartisch unterschiedliche
Schnittführungen für die Scheibenserien wählen.
Achten Sie beim Zerschneiden auf folgende Strukturen:Corpus callosum, Capsula
interna mit Crus anterius und posterius sowie Genu, den Globus pallidus, den
Thamalus und Hypothalamus, das Claustrum, das Corpus amydaloideum, das
Putamen und den Ncl. caudatus. Beachten Sie die Anteile des Ncl. caudatus, die
aufgrund des bogenförmigen Verlaufes in verschiedenen Höhen sichtbar werden!
Legen Sie die Scheiben in richtiger Orientierung chronologisch und verfolgen Sie die
einzelnen Strukturen.
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5. Präparation und Inspektion des Hippocampus
Die rechte Hemisphäre wird bis zur Eröffnung des Seitenventrikels mit zwei bis
drei Horizontalschnitten abgetragen (etwa bis zur Höhe des caudalen Endes der
Fissura lateralis). Der Seitenventrikel wird anschliessend durch Treppenschnitte
freigelegt. Dadurch wird eine Aufsicht auf die Hippocampusformation ermöglicht.
Achten Sie auf die sichtbar werdenden Strukturen.
6. Präparation der Orbita
Das Orbitadach wird von der vorderen Schädelgrube aus durch sagittale
Sägeschnitte des Os frontale in Höhe der medialen Wand der Orbita eröffnet.
Der Schnitt wird in Richtung Canalis opticus verlängert. Von dort aus wird das
Orbitadach mit einem Meissel etwas lateral der Crista galli durchtrennt. Eine
weitere Schnittführung zieht vom Canalis opticus aus etwas rostral von der Ala
minor ossis sphenoidale nach lateral. Schliesslich wird der restliche Teil des
Jochbogens in Höhe des Orbitabodens von lateral aus mit Säge oder Meissel
durchtrennt und das Orbitadach und die Seitenwand entfernt. Falls die Periorbita
noch vorhanden ist, wird sie im Bereich des entfernten Dachstückes unter
Schonung der Muskeln und Leitungsbahnen abgenommen.
Der aus dem N. ophthalmicus entstehende N. frontalis mit N. supraorbitalis
(R. lateralis, R. medialis) wird von der Fissura orbitalis superior aus nach vorne
verfolgt und auf dem M. levator palpebrae superioris dargestellt. Etwas lateral
vom Ansatz des Muskels wird die Glandula lacrimalis präpariert. Dann wird in
der seitlichen Orbitawand im retrobulbären Fettgewebe der ebenfalls aus dem N.
ophthalmicus stammende N. lacrimalis aufgesucht und bis zur Tränendrüse
verfolgt. Der N. supratrochlearis, der den M. levator palpebrae superioris
medial vom N. frontalis überkreuzt und in den M. obliquus superior zieht, wird
ebenfalls dargestellt. Der M. levator palpebrae superioris wird vorsichtig
unterminiert, zusammen mit dem N. frontalis hinten durchtrennt und mit dem
Nerven nach vorne geschlagen. Der M. rectus superior wird aus dem
Fettgewebe isoliert und bis an seine Einstrahlung in den Bulbus präpariert.
Schliesslich werden die übrigen Augenmuskeln mit Innervation und
Gefässversorgung dargestellt.
Zur Darstellung des Ganglion ciliare wird der M. rectus lateralis im lateralen
retrobulbären Fettgewebe freigelegt, an seinem Bulbusansatz abgetrennt und
seitlich weggeklappt.
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