Definitionen und Sätze Folgen Zahlenfolge Eine reelle Zahlenfolge (an) ist eine Funktion mit einer Menge natürlicher Zahlen als Definitionsbereich und einer Menge reeller Zahlen als Wertebereich. Darstellungsmöglichkeiten rekursive Zuordnungsvorschrift: Jedes Glied der Zahlenfolge wird aus vorangehenden Gliedern gewonnen. Benötigte Anfangsglieder müssen angegeben werden. (lat.: reccurere: zurücklaufen) explizite Zuordnungsvorschrift: Funktionsgleichung, mit der sich jedes Glied unmittelbar durch Einsetzen berechnen lässt. (lat.: explicare: ausbreiten, klarlegen) Geometrische Zahlenfolge (an) sei eine Zahlenfolge und q eine reelle Zahl mit q ≠ 0. (an) heißt geometrische Folge genau dann, wenn es eine Zahl q (q ≠ 0) gibt, so dass für jedes n gilt: a n+1 = an ⋅ q (an ≠ 0) Die Zahl q heißt Quotient der geometrischen Folge. Satz: explizite Bildungsvorschrift einer geometrischen Zahlenfolge Wenn (an) eine geometrische Folge ist, so gilt für alle n∈N: a n = a1 ⋅ q n −1 Beweis: a n = a n −1 ⋅ q = (a n −2 ⋅ q )⋅ q = a n −2 ⋅ q 2 = a n −3 ⋅ q 3 = ... = a n −( n −1) ⋅ q n −1 = a1 ⋅ q n −1 Arithmetische Zahlenfolge (an) sei eine Zahlenfolge und d eine reelle Zahl. (an) heißt arithmetische Folge genau dann, wenn es eine Zahl d gibt, so dass für jedes n gilt: Die Zahl d heißt Differenz der geometrischen Folge. a n+1 = an + d Satz: explizite Bildungsvorschrift einer arithmetischen Zahlenfolge Wenn (an) eine arithmetische Folge ist, so gilt für alle n∈N: a n = a1 + (n − 1)⋅ d Beweis: a n = a n −1 + d = (an − 2 + d ) + d = a n − 2 + 2d = a n −3 + 3d = ... = a n −( n −1) + (n − 1)⋅ d = a1 + (n − 1)⋅ d Monotonie (an) sei eine Zahlenfolge. (an) heißt streng monoton wachsend genau dann, wenn für jedes n gilt: an < an+1 (an) heißt streng monoton fallend genau dann, wenn für jedes n gilt: an > an+1 (an) heißt monoton wachsend genau dann, wenn für jedes n gilt: an ≤ an+1 (an) heißt monoton wachsend genau dann, wenn für jedes n gilt: an ≥ an+1 Schranken (an) sei eine Zahlenfolge. (an) heißt nach oben beschränkt genau dann, wenn es eine reelle Zahl s gibt, so dass für alle n gilt: an ≤ s Die Zahl s heißt dann obere Schranke der Zahlenfolge (an). (an) heißt nach unten beschränkt genau dann, wenn es eine reelle Zahl s gibt, so dass für alle n gilt: an ≥ s Die Zahl s heißt dann untere Schranke der Zahlenfolge (an). (an) heißt beschränkt genau dann, wenn (an) nach oben und nach unten beschränkt ist. Grenzwert (an) sei eine Folge, g sei eine Zahl. Wird der Abstand zwischen an und g mit wachsendem n beliebig klein, so sagt man: oder • Die Folge (an) strebt gegen g oder • g ist Grenzwert der Folge (an) • (an) konvergiert gegen g Die Folge (an) ist konvergent. Gibt es eine Zahl g, gegen die die Folge (an) konvergiert, so sagt man: Gibt es keine Zahl g, gegen die die Folge (an) konvergiert, so sagt man: Die Folge (an) ist divergent. Eine Folge, die die Zahl Null als Grenzwert hat, heißt Nullfolge. Jede konstante Folge (an) mit an = c für alle n konvergiert gegen c. ε-Umgebung von g Es sei a∈R eine reelle Zahl und ε>0 beliebig. Die ε-Umgebung von a heißt das offene Intervall Uε(a) = ]a-ε; a+ε[ = {y∈R|a-ε≤y≤a+ε} Uε(a) heißt das offene Intervall ]a-ε; a+ε[ Grenzwert g heißt Grenzwert der Zahlenfolge (an), wenn für jede Zahl ε>0 fast alle Zahlenfolgeglieder in Uε(g) liegen. • d.h. nur endlich viele Glieder liegen außerhalb von Uε(g) • d.h. ab einem n0 liegen alle Glieder innerhalb Uε(g) • d.h. die Ungleichung |an – g|<ε muss ab einem n0 erfüllt sein. ε>0 frei wählbar → ab n0 alle Glieder in Uε(g) Partialsummen und Partialsummenfolge Ist (an) = (a1; a2; a3; …) eine Zahlenfolge, so bezeichnet man die Zahlen s1 = a1 s2 = a1 + a2 = s1 + a2 s3 = a1 + a2 + a3 = s2 + a3 … sk = a1 + a2 + … + ak = sk-1 + ak k k-te Partialsumme: s k = ∑ ai als Partialsummen (Teilsummen) der Folge (an). i =1 Die Folge (sk) = (s1; s2; ...; sk) heißt Partialsummenfolge von (an). rekursive Definition: s1 = a1; sk+1 = sk + ak+1 Satz: k-te Partialsumme einer arithmetischen Folge (an) = (a1; a2; a3; …) sei eine arithmetische Zahlenfolge mit der Differenz d. k k k (k − 1)d Für die k-te Partialsumme gilt dann: s k = ∑ ai = ∑ (a1 + (i − 1) ⋅ d ) = ka1 + 2 i =1 i =1 bzw.: s k = ka1 + Beweis: a +a k (k − 1)d k k k = [2a1 + (k − 1)d ] = [a1 + (a1 + (k − 1)d )] = [a1 + a n ] = k 1 n 2 2 2 2 2 sk k = ∑ ai i =1 k = ∑ (a1 + (i − 1)⋅ d ) i =1 k k k = ∑ a1 + ∑ id − ∑ d i =1 i =1 i =1 k k k i =1 i =1 i =1 = a1 ∑1 − d ∑1 + d ∑ i k (k + 1) = ka1 − kd + d 2 k (k + 1) 2k = ka1 − d +d 2 2 k (k + 1) − 2k = ka1 + d 2 2 k + k − 2k = ka1 + d 2 2 k −k = ka1 + d 2 k (k − 1) = ka1 + d 2 Satz: k-te Partialsumme einer geometrischen Folge Ist (an) eine geometrische Folge mit dem Quotienten q≠1, so gilt für deren k-te Partialsumme: s k = a1 Beweis mittels vollständiger Induktion: Voraussetzung: ak = a1 ⋅ q k −1 mit q ≠ 0 und q ≠ 1 Behauptung: q k −1 k-te Partialsumme: s k = a1 q −1 Induktionsanfang: k = 1: Induktionsvoraussetzung: s k = a1 Induktionsbehauptung: s k +1 = a1 Induktionsbeweis: s k +1 = s k + ak +1 = a1 s1 = a1 = a1 ⋅ q 0 = a1 bzw. a n = a1 ⋅ q n−1 s1 = a1 q1 − 1 = a1 q −1 q k −1 q −1 q k +1 − 1 q −1 q k −1 k q k −1 + a1 ⋅ q k = a1 + q q −1 q −1 q k − 1 q k (q − 1) q k − 1 + q k +1 − q k = a1 = a1 + q −1 q −1 q −1 2. Beweis: Voraussetzung: ak = a1 ⋅ q k −1 Behauptung: k-te Partialsumme: s k = a1 Beweis: sk mit q ≠ 0 und q ≠ 1 q k +1 − 1 = a1 q −1 bzw. a n = a1 ⋅ q n−1 q k −1 q −1 = a1 + a 2 + a3 + ... + a k = a1 + a1q + a1 q 2 + ... + a1q k − 2 + a1q k −1 qs k = qa1 + a1q 2 + a1q 3 + ... + a1q k −1 + a1q k qs k − s k = a1q k − a1 ( ) s k (q − 1) = a1 q k − 1 sk = a1 q −1 q −1 k q.e.d. Satz: k-te Partialsumme einer geometrischen Folge mit q = 1 Ist (an) eine geometrische Folge mit dem Quotienten q=1, so gilt für deren k-te Partialsumme: s k = a1 + a 2 + ... + ak = a1 + a1 + ... + a1 = k ⋅ a1 q.e.d. q k −1 . q −1