krüppelvon - Badisches Staatstheater Karlsruhe

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DER
KRÜPPEL VON
INISHMAAN
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DABEI GIBTS HIER
EINE GANZE MENGE,
DIE SIND GENAUSO
VERKRUPPELT WIE ICH,
NUR BEI DENEN SIEHT
MAN ES NICHT SOFORT
DER KRÜPPEL VON INISHMAAN
von Martin McDonagh
Deutsch von Martin Molitor und Christian Seltmann
Kate
Eileen
Johnnypateenmike
Krüppel-Billy
Bartley
Helen
Babbybobby
Doktor
Mammy
ANTONIA MOHR
LISA SCHLEGEL
GUNNAR SCHMIDT
MEIK VAN SEVEREN
JONATHAN BRUCKMEIER
MARTHE LOLA DEUTSCHMANN
SASCHA TUXHORN
SEBASTIAN REISS
Sts. EVA DERLEDER a. G.
Regie
Bühne Kostüme
Musik
Licht
Dramaturgie
Theaterpädagogik
PREMIERE 9.2.17 KLEINES HAUS
NICOLAI SYKOSCH
STEPHAN PRATTES
BRITTA LEONHARDT
SABINE WORTHMANN
ALJOSCHA GLODDE
ROLAND MARZINOWSKI
VERENA LANY
Aufführungsdauer 2 ½ Stunden, eine Pause
Aufführungsrechte: HARTMANN & STAUFFACHER GmbH
Verlag für Bühne, Film, Funk und Fernsehen, Köln
Regieassistenz BIANCA REINAGL Abendspielleitung DANIEL KOZIAN Bühnenbildassistenz ANNE HORNY Kostümassistenz FRIDERIKE HILDEBRAND Soufflage HANS-PETER
SCHENCK Inspizienz JOCHEN BAAB Regiehospitanz LILLI HAUSSTEIN
Technische Direktion HARALD FASSLRINNER, RALF HASLINGER Bühne Kleines Haus
HENDRIK BRÜGGEMANN, EDGAR LUGMAIER Leiter der Beleuchtungsabteilung STEFAN
WOINKE Leiter der Tonabteilung STEFAN RAEBEL Ton JAN FUCHS, TILL MEILER, DIETER
SCHMIDT Leiter der Requisite WOLFGANG FEGER Requisite CLEMENS WIDMANN
Werkstättenleiter GUIDO SCHNEITZ Konstrukteur MICHAEL KUBACH Malsaalvorstand
GIUSEPPE VIVA Leiter der Theaterplastiker LADISLAUS ZABAN Schreinerei ROUVEN
BITSCH Schlosserei MARIO WEIMAR Polster- und Dekoabteilung UTE WIENBERG
Kostümdirektorin CHRISTINE HALLER Gewandmeister/in Herren PETRA ANNETTE
SCHREIBER, ROBERT HARTER Gewandmeisterinnen Damen TATJANA GRAF, KARIN
WÖRNER, ANNETTE GROPP Waffenmeister MICHAEL PAOLONE, HARALD HEUSINGER
Schuhmacherei THOMAS MAHLER, VALENTIN KAUFMANN, NICOLE EYSSELE Modisterei DIANA FERRARA, JEANETTE HARDY Chefmaskenbildner RAIMUND OSTERTAG
Maske RENATE SCHÖNER, LILLA SLOMKA-SEEBER, HATEY YALCIN, MARINA ZIEBOLD
Wir machen darauf aufmerksam, dass Ton- und/oder Bildaufnahmen unserer
Aufführungen durch jede Art elektronischer Geräte strikt untersagt sind.
EIGENTLICH IST
AMERIKA GENAUSO
WIE IRLAND.
LAUTER FETTE
WEIBER MIT BÄRTEN
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Gunnar Schmidt, Meik van Severen
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SO SCHLIMM
KANN
IRLAND
NICHT SEIN
ZUM INHALT
Inishmaan ist eine meerumtoste karge
Insel vor der Westküste Irlands. Dort
betreiben die beiden Schwestern Kate und
Eileen einen kleinen Kaufmannsladen. Vor
Jahren haben sie den früh verwaisten Billy
aufgenommen. Die Inselbewohner sagen,
seine Eltern hätten sich vor Kummer
über seine Behinderung im Meer ersäuft.
Aus diesem Grund wird er von allen nur
„Krüppel-Billy“ genannt.
An einem Tag, der so ist wie jeder andere,
warten Kate und Eileen voller Sorge auf
Billy. Der junge Mann ist wegen eines
heftigen Hustens bei Doktor McSharry. Als
Johnnypateenmike zur Tür herein kommt,
wissen beide, was sie erwartet: abstruse
Geschichten vom Inselalltag, die keinen
Menschen interessieren. Aber heute hat
das Klatschmaul eine wirklich interessante Nachricht dabei. Billy kehrt gerade
rechtzeitig heim, um zu erfahren, dass
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ein Produktionsteam aus Amerika auf der
Nachbarsinsel Inishmore angekommen sei.
Dort solle ein Film über die Menschen der
Aran-Inseln entstehen, und jeder könne
mitmachen. Billy wittert seine große Chance, dem öden Leben zu entfliehen.
Kurze Zeit später steht der naschhafte
Bartley vor dem Tresen. Er kann sich vor
allem für amerikanische Süßigkeiten begeistern. Seine Schwester Helen arbeitet
als Eierlieferantin. In Rage kann sie schon
mal ihre ganze Ladung kaputtschmeißen.
Und Helen wird, zum Leidwesen aller,
sehr oft wütend. Auch die Geschwister
wollen dabei sein, wenn die Dreharbeiten
losgehen. Der Fischer Babbybobby soll die
beiden im Morgengrauen hinübersetzen.
In der Nacht schleicht Johnnypateenmike
am Strand herum. Er versucht Babbybobby
auszuhorchen, wohin er rudern will. Doch
dieser kann schweigen wie ein Grab. Da
erscheint Billy. Mit einem ärztlichen Attest
über eine Tuberkuloseinfektion bringt er
Babbybobby dazu, ihn nach Inishmore
mitzunehmen. Johnnypateen, der das
Gespräch belauscht hat und droht, alles
auszuplaudern, erhält von dem Seemann
eine tüchtige Tracht Prügel.
Einen Tag später bei Johnnypateen zu
Hause. Dort geht es drunter und drüber:
Seine Mutter ist eine unverbesserliche
Trinkerin. Dr. McSharry ist da, um bei
Mammy nach dem Rechten zu sehen. Aber
ihm kommen Zweifel. Ist er nur hergelockt
worden, um der Klatschsucht Johnnypateens neuen Stoff zu liefern?
Kate und Eileen können es nicht fassen:
Von dem selbst ernannten Nachrichtenmann haben sie erfahren, dass Billy zu den
Dreharbeiten nach Inishmore gefahren ist.
Babbybobby hat noch schlimmere Nachrichten für sie: Billy ist für Probeaufnahmen gecastet worden und befindet sich
auf dem Weg nach Amerika.
PAUSE
Einige Monate sind vergangen. Auf Inishmaan steht die Aufführung des Films Der
Mann aus Aran bevor. In dem kleinen Geschäft von Kate und Eileen geht alles den
alten Trott: Helen bringt die Eier, Bartley
lässt sich die Naschereien zeigen. Genervt
erteilt Helen ihm eine Lektion in irischenglischer Geschichte, wobei eine ganze
Menge Eier draufgehen.
über das ursprüngliche Inselleben. Als die
Vorführung zu Ende ist, steht er plötzlich
da: Billy ist aus Amerika zurück. War es
Sehnsucht nach Irland oder Misserfolg in
Hollywood? Nicht alle sind hocherfreut.
Babbybobby weiß inzwischen, dass das
Attest eine Fälschung war, und hat deshalb
noch eine Rechnung mit Billy zu begleichen.
Am nächsten Tag werden Billys Wunden
vom Doktor verarztet. Dabei untersucht er
auch seinen hartnäckigen Husten. Johnnypateen hat beide belauscht und ist sich
sicher, dass Billy Tuberkolose hat. Nachdem Billy nur Schlechtes über seine Eltern
vom Arzt gehört hat, befragt er Johnny.
Dieser erzählt ihm, dass sich seine Eltern
für eine Versicherungsprämie geopfert
hätten, um die horrenden Arztkosten für
Billy aufzutreiben. Helen stattet Billy einen
Besuch ab, ist aber nur an seinen Blessuren interessiert. In dieser Situation fasst
sich Billy ein Herz und gesteht Helen seine
tiefe Zuneigung. Laut auflachend läuft sie
davon und lässt ihn traurig sitzen.
Hat Johnnypateen die Wahrheit gesagt?
Eileen und Kate erinnern sich an eine
komplett andere Geschichte über die
Todesursache von Billys Eltern. Demnach
wollten sie sich nicht selber, sondern ihr
Kind ersäufen. Aber ein Mann konnte sie
daran hindern: Johnnypateenmike.
Als Billy dabei ist, das Haus zu verlassen,
kommt Helen zurück. Seine Worte haben
ihre Wirkung nicht verfehlt. Ist das der
Anfang einer Liebesgeschichte?
Endlich ist der große Tag gekommen. Das
ganze Dorf sitzt vor der Leinwand und verfolgt mehr oder weniger gebannt den Film
Folgeseiten Ensemble
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KLEINE INSEL,
GROSSE
ZUM STÜCK
WELT
Nicht einmal 1000 Hektar groß und zur Zeit
mit etwa 150 Menschen bevölkert, ansonsten nur Steine, Gras, Wind und Wasser
– das ist die Insel Inishmaan. Gelegen in
der Galway Bay vor der Westküste Irlands,
gehört sie mit Inishmore und Inisheere zu
den Aran-Inseln.
Auf diesem Fleckchen Erde lässt Martin McDonagh sein Stück Der Krüppel
von Inishmaan spielen. 1996 erlebte es
seine Uraufführung am Royal National
Theatre in London, zwei Jahre später
wurde es am Off-Broadway in New York
gespielt. Gleichzeitig war das Schauspiel
in Deutschland und anderen Ländern zu
sehen. Aber damit nicht genug: 2013, 17
Jahre nach der Uraufführung, wurde das
Stück im Londoner West-End neuproduziert, diesmal mit Daniel Radcliffe, bekannt
aus Harry Potter, in der Hauptrolle. Diese
Inszenierung schaffte den Sprung an
den Broadway und wurde für sechs Tony
Awards nominiert.
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Was ist das Geheimnis des Erfolgs? Ein Titel
mit einer unbekannten irischen Insel und
eine heutzutage unkorrekte Bezeichnung
für eine körperlich beeinträchtigte Person
scheinen eher dagegen zu sprechen. Ist
es die Geschichte, der Humor oder das
nostalgische Flair, das Zuschauer weltweit
berührt, belustigt und in Bann hält?
Die Handlung mutet wie ein zeitloses,
universelles Epos an. Ein benachteiligter
Antiheld, der in seiner Heimat nichts zu
verlieren hat, macht sich auf, um anderswo
sein Glück zu suchen. Er kommt schließlich
zurück, aber diese Wiederkehr ist nicht als
Scheitern zu verstehen. Der Weg war das
Ziel. Die Erfahrung, in die Welt hinausgegangen zu sein, ist ein Akt der Selbstermächtigung, selbst wenn er zur Erkenntnis
gelangt, dass es anderswo auch nicht
besser ist.
Martin McDonagh entwirft ein Biotop voller skurriler Charaktere: Billy, ein verkrüpLisa Schlegel, Antonia Mohr
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pelter junger Mann. Kate und Eillen, dessen schrullige Tanten. Johnnypateenmike,
ein neugieriger schnorrender Taugenichts
und dessen versoffene Mammy. Helen,
ein brutales frühreifes Mädchen, und ihr
Bruder Bartley, ein naschhafter Nerd.
Dazu Babbybobby, ein melancholischer
Fischer, und ein Doktor Seltsam. Allesamt
beschädigte Menschen. Unter einer harten Schale verbirgt sich ein weicher Kern.
Ihre Direktheit verblüfft und amüsiert
zugleich. Völlig ungefiltert äußern sie ihre
Gedanken und Meinungen, ohne auf Takt,
Höflichkeit oder Konvention zu achten.
Die sprachliche Grobheit geht fließend in
körperliche Gewalt über. Helens Brutalität,
Babbybobbys Prügeleien, Eileens Züchtigungen geschehen nach Lust und Laune,
ohne moralisch hinterfragt zu werden.
Das ungezügelte Ausleben aggressiver
Affekte nimmt groteske Ausmaße an. Aber
bei McDonagh erzeugt das kein Mitleid für
die Opfer, ob Mensch oder Tier, sondern
Humor. Rabenschwarzen Humor.
Ein Inseldasein fernab von jeder urbanen
Lebensform wird gerne mit Ursprünglichkeit, Reinheit und Bedürfnislosigkeit in
Verbindung gebracht. Zivilisationskritiker
vermuten dort den unverstellten, unverdorbenen Menschen. Der irischstämmige
Dramatiker dürfte nicht zufällig Inishmaan
zum Spielort gewählt haben. In Irland dienen gerade die Aran-Inseln als Projektion
für solche Sehnsüchte. Ein Buch und ein
Film sorgten im letzten Jahrhundert dafür,
dass diese winzigen steinigen Eilande zu
Ikonen dieses Mythos wurden.
Der irische Dramatiker John Millington
Synge, der ein Bohème-Leben in Paris
führte, bereiste die Aran-Inseln zwischen
1898 und 1902 mehrmals. Dort lernte er
Gälisch und ließ sich alte Märchen und
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Geschichten erzählen, die in sein 1907 erschienenes semi-autobiografisches Buch
The Aran Islands einflossen. Neben dem
Fiktionalen berichtete er von den harten
Lebensbedingungen der Insulaner, von
ihrem Kampf gegen die Naturgewalten.
Sein Buch wurde in mehrere Sprachen
übersetzt und löste eine Begeisterung
für die gälische Sprache und Kultur aus.
Sprachforscher und Volkskundler aus ganz
Europa entdeckten die Aran-Inseln für ihre
Studien.
Einige Jahre später brachte die Suche
nach traditionellen Lebensweisen den
kanadischen Naturforscher und Dokumentarfilmer Robert Flaherty nach Aran. Dort
faszinierte ihn vor allem die spezifische
Prägung aus Katholizismus, vorchristlichem Aberglauben und Schicksalsergebenheit. 20 Monate lang stellte er für
seinen Dokumentarfilm Szenen nach, die
das Leben auf den Inseln idealisiert rekonstruierten. Archaische Techniken, wie
ein schon seit Generationen nicht mehr
ausgeübter Haifang, schufen mythische
Bilder. Flaherty entwarf ein Bild von einer
solidarischen Volksgemeinschaft, seine
romantische Überhöhung eines geschlossenen Inselkosmos klammerte die soziale
Wirklichkeit aus. Armut, Hunger und Auswanderung hatten in Man of Aran keinen
Platz. Ebenso wenig die negativen Seiten
einer kleinen homogenen Gesellschaft wie
geistige Enge und Anpassungsdruck.
Wahrscheinlich war gerade diese Verklärung der Grund, warum der Streifen
Publikum und Kritik begeisterte. Bei den 2.
Filmfestspielen von Venedig 1934 wurde er
mit dem Coppa Mussolini ausgezeichnet.
Diesem Werk war es zu verdanken, dass
die Aran-Inseln weit über Irland hinaus
Bekanntheit erlangten und sich durch den
gestiegenen Tourismus neue Einkunftsmöglichkeiten für die Bewohner ergaben.
bestimmten Ort konkretisiert, mit Hollywood, der glamourösesten unwirklichsten
Zuspitzung des American Dream.
Im Stück erzählt Johnnypateen erstmals
von Flahertys Filmprojekt. Diese Neuigkeit
beflügelt Billys Traum von einem anderen
Leben und setzt die Handlung in Gang. Monate später, bei der Filmvorführung, wissen
die Bewohner von Inishmaan allerdings
wenig mit dem Gezeigten anzufangen.
Helen bewirft die Leinwand mit Eiern. Kann
das als verschmitzter Kommentar darauf
verstanden werden, was Flahertys Film
von Irland, irischer Kultur und Mentalität im
kollektiven Bewusstsein verankert hat?
Vor einigen Jahren erlangte Irland traurige Berühmtheit durch zahlreiche Missbrauchsskandale der katholischen Kirche.
Das tausendfache Leid der Opfer, aber
auch die Vertuschungsmanöver des Klerus
wollten so gar nicht zu der gemütlich geltenden Insel passen. Und so haben auch
Helen und Bartley schon Erfahrungen mit
übergriffigen Priestern gemacht. McDonagh scheut sich nicht, auch diese dunkle
Seite anzusprechen, um ein widersprüchliches, ungeschöntes Bild zu zeichnen, mal
liebevoll grotesk, mal düster und makaber.
McDonagh reflektiert den Mythos und
die Realität, er betreibt ein Spiel mit zu
Klischees gewordenen Irlandbildern. Vordergründig bedient er ein irisches Idyll und
weckt damit eine Erwartungshaltung beim
Publikum, die sodann ironisch torpediert
wird und zum Hinterfragen einlädt.
In dieses irische Sittengemälde fließen
Historisches, aber auch Zeitgeschichtliches
ein. Auswanderung und Perspektivlosigkeit
prägten die irische Mentalität ebenso wie
die Hoffnung auf ein besseres Leben in
Amerika. Und dieses Sehnsuchtsland vieler
Generationen wird im Stück mit einem ganz
Folgeseiten Sebastian Reiß, Eva Derleder
Heimat ist ein Ort, Heimat kann aber auch
ein innerer Zustand sein, dem man nicht
entfliehen kann. Und so kehrt Billy auf
seiner Suche nach Liebe und Anerkennung am Ende des Stückes auf seine Insel
zurück. Weiß er, dass er dem Tod geweiht
ist? Der Tod lässt sich nicht aufhalten,
auch wenn Billy sein Ziel noch nicht
erreicht hat.
Aber die Sehnsucht nach einem Leben, das
zu leben lohnt, gibt ihm die Kraft weiterzumachen. Weiterzumachen bis zum
Schluss.
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IF THIS IS
THEATRE,
THIS IS OKAY!
ZUM AUTOR
Martin McDonagh wurde als Sohn irischer
Eltern 1970 in London geboren und wuchs
in dem zentral gelegenen Viertel Elephant
and Castle auf. Er besitzt die britische
und die irische Staatsbürgerschaft. Seine
Eltern stammen aus sehr ländlichen Gegenden im Westen Irlands, von der Insel
Lettermullen und dem Dorf Easky, einem
Nest von 250 Einwohnern. Der Faden zu
seiner irischen Herkunft riss niemals ab,
denn durch Ferienaufenthalte bei seinen
Großeltern lernte der Londoner Land und
Leute kennen.
Im Alter von 16 Jahren verließ McDonagh
die Schule und schlug sich mit Gelegenheitsjobs durch. Inspiriert von seinem
Bruder, der als Drehbuchautor gewisse
Erfolge vorzuweisen hatte, begann er
ebenfalls fürs Fernsehen und für den
Hörfunk zu schreiben. Für das Theater
interessierte er sich zu dieser Zeit nicht
besonders, es schien ihm „airy-fairy“, was
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so viel heißt wie „versponnenes Larifari“.
So beschreibt er es in einem Interview.
Sein Erweckungserlebnis war der Besuch
des Broadway-Stücks American Buffalo
von David Mamet mit Al Pacino in der
Hauptrolle. „If this is theatre, this is okay!“
Danach verschlang er die Stücke des amerikanischen Dramatikers und entdeckte
zeitgleich das Werk des Briten Harold Pinter. Diese beiden Autoren sollten seinen
Schreibstil maßgeblich beeinflussen.
Die Chance, sich als Stückeschreiber einen Namen zu machen, erhielt McDonagh
bei der Eröffnung des Town Hall Theatre in
Galway, Irland. Dort wurde 1996 sein erstes Stück Die Beauty Queen of Leenane
uraufgeführt und machte ihn mit einem
Schlag berühmt. Die Produktion tourte
sehr erfolgreich durch Irland und das
Vereinigte Königreich. 1998 folgte die Premiere am Off-Broadway. Mit zwei weiteren
Stücken bildet es die Leenane-Trilogie, in
der Menschen des westirischen Landstrichs Connemara porträtiert werden.
Einen internationalen Erfolg landete er mit
dem Stück Der Krüppel von Inishmaan,
das gemeinsam mit dem Terroristendrama
Der Leutnant von Inishmore und dem bis
heute unveröffentlichten The Banshees of
Inishere die Aran-Trilogie bildet.
Der Kissenmann von 2004 ist McDonaghs
erstes Stück, dessen Handlung nicht in
Irland angesiedelt ist. Das albtraumartige
Kammerspiel hat eine Polizeistation in
einem totalitären Staat zum Schauplatz.
Grausame Morde an Kindern sollen aufgeklärt werden, aber auch die Ermittler
schrecken vor Folter und Psychoterror
nicht zurück. Mehrere internationale Preise erhielt dieses verstörende Schauspiel.
In Deutschland wurde es 2004 zum besten
ausländischen Stück gekürt.
Auch in seinem letzten Stück Hangmen
von 2015, das von den letzten Henkern
Englands erzählt, bleibt McDonagh dem
schauerhaften Genre treu.
2010 bezeichnete ihn die New York Times
als einen der wichtigsten lebenden irischen Theaterautoren.
Schwarzer Humor, treffsichere und pointierte Dialoge, scharf umrissene, glaubwürdige Figuren, wohldosierte Schockelemente und ein mitreißender Plot, das
sind die Ingredienzien mit denen Martin
McDonagh berührende, aufwühlende und
komische Schauspiele gelingen. Die Nähe
zu Filmen der Regisseure Martin Scorsese
und David Lynch liegt auf der Hand.
Sein erzählerisches Talent konnte er
auch für den Film fruchtbar machen. 2004
debütierte er mit dem Kurzfilm Six Shooter. Für diesen erhielt er 2006 den Oscar
in der Kategorie Bester Kurzfilm. Zwei
Jahre darauf inszenierte er seinen ersten
Kinofilm mit dem Titel Brügge sehen… und
sterben? Das Drehbuch brachte ihm 2009
den British Academy Film Award und eine
Oscar-Nominierung ein. 2012 folgte mit 7
Psychos eine Actionkomödie, in der Colin
Farrell, Christopher Walken und Abbie
Cornish zu sehen sind.
DIE WAHRHEIT IST
IMMER WENIGER
HART ALS DIE ANGST
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Sascha Tuxhorn, Eva Derleder, Gunnar Schmidt, Marthe Lola Deutschmann, Lisa Schlegel,
Antonia Mohr, Jonathan Bruckmeier
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VON
LÜGEN UND
GUTEN
GESCHICHTEN
ZUR INSZENIERUNG
Schauspieldramaturg Roland Marzinowski
im Gespräch mit dem Regisseur Nicolai
Sykosch
DER KRÜPPEL VON INISHMAAN ist ein
Stück, das in Irland angesiedelt ist und
seinen Witz mit dem Spiel von irischen
Stereotypen erlangt. Was hat dich gereizt,
dieses Schauspiel für ein deutsches Publikum zu inszenieren?
Die Geschichte erzählt davon, inmitten
schlimmster Trostlosigkeit und Armut, die
Hoffnung auf ein besseres Leben nicht
aufzugeben. So wie dieses kleine Eiland
von Wasser und Wind umtost wird, so
werden auch wir heute von Schwierigkeiten und Katastrophen bestürmt, und
es gilt, den schweren Zeiten zu trotzen.
Das Stück schlägt etwas vor, was der
Schriftsteller und Regisseur Herbert
Achternbusch so ausgedrückt hat: „Du
hast keine Chance, aber nutze sie!“ Billy,
die Titelfigur, versucht also, sein Leben
in die Hand zu nehmen und seine Heimat
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zu verlassen. Aber auch wenn er wieder
zurückkehrt, so hat er die Erfahrung des
Aufbruchs gemacht und kann dadurch das
alte Leben der Inselbewohner ändern. Das
Stück entpuppt sich als ein Plädoyer gegen
die Entwertung des Lebens, für Mitgefühl
und Mitmenschlichkeit, auch wenn die
Lebensbedingungen hart sind. Es endet
nicht in einem Happy End, aber immerhin
mit einem Hoffnungsschimmer. Ich habe
also versucht, über das Genremalerische
und Irische des Stückes, das uns ja recht
fern ist, hinaus nach dem universellen
Kern zu bohren.
Wie verhält sich die Inszenierung zum
speziell Irischen?
Das Stück spielt in den 30er Jahren des
20. Jahrhunderts. Irland war zu dieser Zeit
und noch lange danach, bis zum Beitritt in
die EU, eines der ärmsten Länder Europas.
Der Bühnenbildner Stephan Prattes hat
versucht, diese Armut nicht genrehaft
nostalgisch aufzuzeigen, denn dann könnte
Gunnar Schmidt, Sascha Tuxhorn
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diese Darstellung als falsche Romantisierung missverstanden werden. Diese irische
Grundsituation hat er umgesetzt, indem er
die ganze Insel als einen Müllberg betrachtet. Damit wird die moderne Form der Armut
aufgegriffen: Menschen, die auf dem Zivilisationsmüll ihr Leben bestreiten müssen.
Leben auf der Müllkippe kennt man aus
Ländern der Dritten Welt. Wie realistisch
ist diese Bühnensetzung gemeint?
Das, was auf der Bühne zu sehen ist, ist
eine Installation von Müll, die parabelhaft
dafür steht, dass die Armut, die wir gerne
in der Dritten Welt verorten, längst bei uns
Einzug gehalten hat. Dieser Ort erzählt natürlich auch von der Ausweglosigkeit und
der Sehnsucht, dort wegzukommen. Für
die Menschen des Stückes ist das Leben
im Müll völlig normal, wie es die Armut
auf den Arans in den 30er Jahren war.
Das Bühnenbild gibt vielleicht auch einen
Ausblick auf die Zukunft der Meere, wie es
aussehen wird, wenn alle Inseln zugemüllt
sein werden. Das Idyll, weit weg von der
Wohlstandsgesellschaft, ist heute nur mit
Verdrängung zu haben. McDonagh betreibt
eine Parodie des verklärten, „ursprünglichen“ Irlands. Wir drehen diese Schraube
noch etwas weiter: Das einfache Leben,
von dem wir erzählen, ist nicht der Anfang,
sondern das Ende der Zivilisation. Auf
unserer Müllinsel ist nichts mehr zu holen.
Von hier will man nur weg. Und das ist die
Lebenssituation für Generationen von Iren
gewesen. Irland war das Auswandererland
schlechthin.
Wie hat sich der ungewöhnliche Bühnenaufbau in den Proben dargestellt?
Das, was gebaut wurde, würde ich als
geordnetes Chaos bezeichnen. Denn
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einerseits soll es ein Durcheinander sein,
andererseits will man in den Proben eine
Struktur schaffen, die bestenfalls wiederholbar ist. Die Schwierigkeit ist also, das
was unbrauchbar, wild und anarchisch,
vielleicht auch eklig ausschaut, in etwas
Ästhetisches zu verwandeln. Aber die Fülle an Möglichkeiten, die ein riesiger Haufen von unterschiedlichem Zeug liefert,
setzt Spielfreude und Entdeckungslust
bei den Schauspielern frei. Der Perfektionswille und die Detailversessenheit der
Kaschierwerkstatt, die in dieser Szenerie
zweifelsohne sichtbar werden, wirkten
sehr inspirierend auf die Schauspieler. Im
Gegensatz zu den sonst üblichen Bühnenbildern, die sehr oft abstrakte Räume
darstellen, haben es die Schauspieler
sichtlich genossen, sich in diesem detailverliebten Wahnsinn auszutoben.
Welche Setzung macht das Kostümbild?
Auch da wollten wir nicht das Genrehafte des Stückes bedienen oder in einen
Naturalismus verfallen. Vielmehr will die
Kostümbildnerin Britta Leonhardt eine
eigene künstliche Welt erschaffen, die die
Zeitlosigkeit dieses modernen und bösen
Märchens aufnimmt. Denn die Struktur ist
märchenhaft: Da geht einer in die Welt hinaus und kehrt wieder heim. Bei den Kostümen hat sie sich auch an der Kleidung der
Bewohner der Aran-Inseln orientiert, wie
man sie auf alten Fotos sehen kann. Britta
Leonhardt will durch ihre Kostümentwürfe
die einzelnen Figuren, die ohnehin skurrile
Charaktere sind, noch stärker typisieren.
Die Atmosphäre der Inszenierung wird
durch Klänge unterstützt. Kannst du was
zum musikalischen Konzept erzählen?
Der Musikerin Sabine Worthmann geht von
der Vorstellung aus, dass der Müllberg ein
belebtes Wesen ist. Da knurrt, gluckert,
knirscht und zischt es, die Geräusche
sind also die akustische Ausdehnung der
Müllinsel. Daneben gibt es Musikstücke,
die von irischer Musik inspiriert sind, diese
parodieren, beschleunigen oder ihr Spezifisches in andere Zusammenhänge stellen.
Wir wollten, dass die Spieler einzelne Teile
aus dem Müll zu Instrumenten zweckentfremden und darauf musizieren. Auch ein
Anklang an Hollywood, das als Sehnsuchtsort die ganze Handlung bestimmt, aber nie
gezeigt wird, kommt musikalisch vor.
Im Schauspiel lebt ein Stück vom gesprochenen Wort. Welche Herausforderungen
bietet DER KRÜPPEL VON INISHMAAN?
Irland ist die Nation der Literaturnobelpreisträger. Vielleicht ist gerade die Kargheit und die Armut der ideale Nährboden
für das Fabulieren, zuerst im Erzählen von
Sagen und Geschichten am Kamin, später
im Verfassen von Literatur. Welten werden
erschaffen durch das Erzählen. Und das
gehört zum Nationalcharakter von Irland.
Beim Fabulieren bilden sich Fähigkeiten
heraus, wie Sprachwitz und Schlagfertigkeit, aber auch erzählerische Techniken:
Wie erzeugt man Spannung, wie setzt man
Pointen? Als Regisseur stehe ich vor der
Aufgabe, das Textmaterial in den richtigen
Rhythmus zu bringen. Umso mehr bei dieser starken bühnenbildnerischen Setzung,
damit die Sprache zu ihrem Recht kommt.
Die Schauspieler müssen befähigt werden,
sich die Sprache anzueignen, die durch
die Übersetzung ein wenig gemindert ist.
Der englische Originaltext spielt damit,
dass er eine gälische Syntax benutzt. Das
ergibt einen ganz eigenen Duktus, den man
ins Deutsche nicht übertragen kann. Im
Irischen gibt es ein Sprichwort: „Never let
the truth get in the way of a good story“,
was so viel heißt wie: „Wenn du eine gute
Geschichte erzählen willst, dann nimm
es mit der Wahrheit nicht allzu genau.“
Das Stück kann man als eine Ausformulierung dieses Satzes verstehen, denn es
geht permanent um Lügen. Die Figuren
modifizieren die Wahrheit, wie es ihnen
gerade passt oder erfinden Geschichten.
Und so versuchen auch wir, die Zuschauer
manchmal hinters Licht zu führen, um sie
neugierig zu machen, was die Wahrheit ist.
HAST DU JE GESEHEN,
DASS DIE JUNGFRAU
MARIA LAUT
NACHGEDACHT HÄTTE?
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Jonathan Bruckmeier, Lisa Schlegel
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IRISCHES
TAGEBUCH
VON HEINRICH BÖLL
Passiert einem in Deutschland etwas, versäumt man den Zug, bricht man ein Bein,
macht man Pleite, so sagen wir: Schlimmer
hätte es nicht kommen können; immer ist
das, was passiert, gleich das Schlimmste – bei den Iren ist es fast umgekehrt:
bricht man hier ein Bein, versäumt man
den Zug, macht man Pleite, so sagen sie:
„It could be worse" – es könnte schlimmer
sein: Man hätte statt des Beines den Hals
brechen, statt des Zuges den Himmel
versäumen und statt Pleite zu machen,
hätte man seinen Seelenfrieden verlierenkönnen, wozu bei einer Pleite durchaus
kein Anlass ist. Was passiert, ist nie das
Schlimmste, sondern das Schlimmere ist
nie passiert: Stirbt einem die geliebte und
hochverehrte Großmutter, so hätte ja auch
noch der geliebte und verehrte Großvater
sterben können; brennt der Hof ab, die
Hühner aber werden gerettet, so hätten ja
auch noch die Hühner verbrennen können,
und verbrennen sie gar: Nun – das Schlimmere: dass man selbst gestorben wäre,
ist ja nicht passiert. Stirbt man gar, nun,
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so ist man aller Sorgen ledig, denn jedem
reuigen Sünder steht der Himmel offen,
das Ziel mühseliger irdischer Pilgerschaft
– nach gebrochenen Beinen, versäumten
Zügen, lebend überstandenen Pleiten
verschiedener Art. Bei uns – so scheint mir
– versagen, wenn etwas passiert, Humor
und Phantasie; in Irland werden sie gerade
dann in Bewegung gesetzt. Jemandem,
der das Bein gebrochen hat, mit Schmerzen daliegt oder im Gipsverband herumhumpelt, klarzumachen, dass es schlimmer
hätte sein können, ist nicht nur tröstlich,
sondern auch eine Beschäftigung, die
poetische Begabung voraussetzt, leichten
Sadismus nicht immer ausschließt: die
Qualen eines Halswirbelbruchs auszumalen, vorzuführen, wie eine verrenkte
Schulter sich ausmachen würde, zerschmetterte Schädel – der Beinbrüchige
humpelt getröstet von dannen, sich selig
preisend ob solch geringfügiger Mißbill.
So hat das Schicksal unbegrenzten Kredit,
und die Zinsen zahlt man willig und erge-
ben; liegen die Kinder da, keuchhustend und
jämmerlich, der hingebenden Pflege bedürftig, so soll man sich glücklich preisen, dass
man selbst noch auf den Beinen ist, die
Kinder pflegen, für sie arbeiten kann. Hier
ist der Phantasie keine Grenze gesetzt. „It
could be worse" ist eine der am meisten gebrauchten Redensarten wohl deshalb, weil
es oft genug recht schlimm kommt und das
Schlimmere dem Trost die Relation bietet.
Die Zwillingsschwester von „Es könnte
schlimmer sein" ist die Redensart, ebenso
häufig gebraucht: „I shouldn't worry" – ich
würde mir keine Sorgen machen, und das
bei einem Volk, das allen Grund hätte, weder bei Tag noch bei Nacht auch nur eine
Minute ohne Sorge zu sein: Vor hundert
Jahren, als die große Hungersnot kam,
Missernten einige Jahre hindurch, diese
große nationale Katastrophe, die nicht nur
unmittelbar verheerend wirkte, sondern
deren Schock sich durch die Generationen bis auf heute vererbt hat: Vor hundert
Jahren hatte Irland wohl sieben Millionen
Einwohner; so wenig Einwohner mag auch
Polen damals gehabt haben, aber heute
hat Polen mehr als zwanzig Millionen Einwohner und Irland deren knapp vier, und
Polen – Gott weiß es – ist wahrhaftig von
seinen großen Nachbarn nicht geschont
worden. Dieser Rückgang von sieben auf
vier Millionen bei einem Volk, das Geburtenüberschuß hat: Das bedeutet Ströme
von Auswanderern.
Eltern, die ihre sechs (nicht selten sind
es acht oder zehn) Kinder heranwachsen
sehen, hätten Grund genug, sich Tag und
Nacht zu sorgen, und sicher tun sie es,
aber auch sie sprechen den Spruch, mit
jenem Lächeln der Ergebenheit: Ich würde
mir keine Sorgen machen. Noch wissen sie
nicht, und nie werden sie es genau wissen,
Folgeseiten Gunnar Schmidt, Meik van Severen
wie viele von ihren Kindern die Slums von
Liverpool, London, New York oder Sidney bevölkern – oder ob sie Glück haben
werden. Eines Tages jedenfalls wird die
Abschiedsstunde kommen, für zwei von
sechs, für drei von acht: Sheila oder Sean
werden mit ihrem Pappkarton zur Bushaltestelle ziehen, der Bus wird sie zum Zug,
der Zug sie zum Schiff bringen: Ströme von
Tränen an Bushaltestellen, auf Bahnhöfen,
am Kai in Dublin oder Cork in den regnerischen, trostlosen Herbsttagen: durch
Moor an verlassenen Häusern vorbei, und
niemand von denen, die weinend zurückbleiben, weiß sicher, ob man Sean oder
Sheila noch einmal wiedersehen wird: Weit
ist der Weg von Sidney nach Dublin, weit
der von New York hierher zurück, und manche kehren nicht einmal von London wieder
heim: heiraten werden sie, Kinder haben,
Geld nach Hause schicken; wer weiß.
Während fast alle europäischen Völker
sich fürchten vor einem Mangel an Arbeitskräften, manche ihn schon verspüren,
wissen hier zwei von sechs, drei von acht
Geschwistern, dass sie werden auswandern müssen, so tief sitzt der Schock der
Hungersnot; von Geschlecht zu Geschlecht
erweist das Gespenst seine schreckliche
Wirkung; manchmal möchte man glauben,
dieses Auswandern sei etwas wie eine
Angewohnheit, wie eine selbstverständliche Pflicht, die man einfach erfüllt – die
ökonomischen Gegebenheiten machen
es wirklich notwendig: Als es Freistaat
wurde, im Jahre 1923, hatte Irland nicht
nur fast ein Jahrhundert industrieller
Entwicklung nachzuholen, es hatte auch
mit allem, was sich an Entwicklung ergab,
noch Schritt zu halten; fast keine Städte
gibt es, kaum Industrie, keinen Markt für
die Fische. Nein, Sean und Sheila werden
auswandern müssen.
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BLÄTTER VON
UNTERWEGS
VON NICOLAS BOUVIER
Einen Steinwurf von meinem Haus entfernt
liegt in nördlicher Richtung an der Gabelung von zwei Hohlwegen ein großes
strohgedecktes Haus aus grauem Stein.
Steht es zum Verkauf? Oder ist gar schon
verkauft? Ich würde es nicht kaufen.
Trotz einfacher und schöner Proportionen
kommt es mir trostlos vor, trostloser als
jedes andere Gebäude, das ich je gesehen habe. Die großen verrosteten Tröge,
welche auf beiden Seiten der westlichen
Fassade stehen, sind nicht etwa als Tränke
für die Schafe gedacht. Hier entwickelte
der Filmemacher Robert Flaherty, der das
Haus für die Zeit der Dreharbeiten gekauft
hatte, die Aufnahmen für seinen Film Man
of Aran.
Ende des 19 . Jahrhunderts, zur Zeit des
irischen Revivals, schickte der Dichter
Yeats seinen Schüler Synge nach Aran,
damit er Gälisch lerne und ein Verzeichnis
dessen erstelle, was die irischen Erzähler
vortrugen. Synge, der damals in Paris
lebte, gehorchte nur widerwillig. Doch ein
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erster Aufenthalt in Aran genügte, um ihn
für die Inseln einzunehmen.
Er kehrte viermal hintereinander dorthin
zurück (1898-1902) und musste dann fünf
Jahre warten, bis er einen Herausgeber für
sein Buch Les Iles d'Aran gefunden hatte,
das damals nur von Irlandbegeisterten und
schon Eingeweihten zur Kenntnis genommen wurde. Einer von ihnen war der amerikanische Filmemacher Robert Flaherty, der
in Michigan geboren worden war, dessen
Vorfahren aber aus Irland stammten. Die
minutiöse Beschreibung des unglaublich
einfachen und harten Lebens der Inselbewohner im Buch von Synge weckte
seine Neugier. Flaherty, dessen Vater eine
Mine in der nordkanadischen Region der
„Grossen Wälder" ausbeutete, hatte seine
Jugend in den Urwäldern des Nordens verbracht, in Gesellschaft von Indianern und
Eskimos. Er studierte Geologie und wandte
sich dann mit fünfunddreißig Jahren dem
Dokumentarfilm zu. Schon sein erster Film
über den Großen Norden, Nanook of the
Sascha Tuxhorn, Meik van Severen
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North, machte ihn berühmt. Später drehte
er in Polynesien, allein oder zusammen mit
Murnau, dann allein in England und kam
schließlich gegen Ende des Jahres 1931
in Begleitung seiner Frau und seiner drei
wunderschönen Töchter nach Aran, um die
Inseln zu erkunden. Flaherty war damals
mit seinen achtundvierzig Jahren ein Riese
von Mann mit blauen Augen und schon
weißen Haaren. Es war der Beginn eines
Abenteuers, das zwei Jahre dauern sollte.
Die Alten erinnern sich noch immer daran.
An ihn und an ein Missverständnis.
Michael lud mich ein, den Film bei ihm zu
Hause auf Kassette zu sehen. Das heißt bei
seinen Eltern: zwei alte Leute von zartem,
fast durchscheinendem Aussehen, die in
der Ecke eines mit puritanischer Einfachheit eingerichteten Raumes saßen. Der
Mann ist für die Gepäckabfertigung am
Flughafen (wenn man das so nennen will)
zuständig, die Frau strickt die unvergleichlichen Pullover, um die sich die Sommergäste streiten. Man of Aran, den ich seit
vierzig Jahren zum erstenmal wiedersah,
hatte nichts von seiner magischen Ausstrahlung verloren.
Flaherty traf die Inseln im fast gleichen
Zustand an, in dem Synge sie dreißig Jahre
früher verlassen hatte. In einer Autarkie,
die den Bewohnern sogar noch größere
Opfer abverlangte, weil Amerika in der
Folge der Rezession die Einwanderung gestoppt hatte und New York keinen Ausweg
mehr darstellte. Zwei Jahre lang feilte Flaherty an seinem nur einstündigen Film, der
die vier Jahreszeiten der Aran-Inseln zeigt,
die unglaubliche Gewalt des atlantischen
Wetters, wie ich es seit meiner Ankunft
hier erlebe, ferner die Not und die Härte
des Alltags, die allerdings seither völlig
verschwunden sind. Früher wurden die
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leichten curraghs, die kiellosen Holzschiffe, die wie Korkzapfen die Wogen hinaufund wieder hinuntergleiten und die nur ein
sehr geschickter Ruderer stets quer zu den
Wellen halten kann, sommers und winters
vom Stapel gelassen, was heute nicht
mehr geschieht. Früher pries man die Winterstürme, weil sie den Fluten tonnenweise
jene Algen entrissen und auf den Stränden
ablagerten, welche die Haupteinkommensquelle der Inselbewohner waren. Sie
dienten nicht nur zum Düngen und Herstellen der Äcker, man verkaufte sie auch in
getrocknetem Zustand als Düngemittel an
der Küste von Galway; vor allem aber verbrannte man im Juni die Algen in Öfen, die
jede Familie an den Stränden aufstellte,
zu großen Blöcken von Sodaasche, die zur
Herstellung von Seife dienten; sie wurden
mit einem großen Hammer in kleine Stücke
zerschlagen und nach ganz Irland geliefert.
Die Herstellung war aufwendig: Die Öfen
mussten Tag und Nacht überwacht, und
die Luftzufuhr musste ständig geregelt
werden, damit das Produkt gelang. Jede
Familie hatte ihre eigenen Kunstgriffe und
Rezepte.
Heutzutage ist diese Art der Herstellung
längst durch eine industrielle Produktion
ersetzt worden, die zuverlässiger und
billiger ist. Flaherty hat die Tagesabläufe
und Arbeiten der Inselbewohner sehr
gut dargestellt ... aber er hat auch noch
Elemente beigesteuert, die nicht zu ihrem
Leben gehörten. Er war ein Erzähler, der
von einer Realität ausging und diese dann
nach Gutdünken ausschmückte, was gerade die Iren ihm sicherlich nicht vorwerfen
konnten. Beispielsweise fügte er in seinen
Film eine Jagd auf Grauhaie ein, welche
die Bewohner von Aran schon sechzig
Jahre zuvor aufgegeben hatten, weil sie
wenig eintrug und zu viele Menschenleben
kostete; er sandte seine Emissäre bis nach
Donegal, wo das Ungeheuer noch gejagt
wurde, damit sie ihm berichten konnten,
wie lang die Harpunen, wie beschaffen
die Widerhaken waren und an welcher
Stelle man die Beute treffen musste. Die
Einheimischen reizte die Geschichte, und
sie veranstalteten unter größter Gefahr
ein Gemetzel unter den Haien, die sich
seit langem von ihnen nicht mehr belästigt
fühlten.
Flaherty hatte große Mühe, Akteure und
Statisten für sein Vorhaben zu gewinnen.
Auf den Inseln, wo man glaubte – und
noch glaubt –, dass die dunklen Mächte
unzählige Ausdrucksformen annehmen,
konnte die Kamera eine Art böser Blick
sein. Die Einheimischen befürchteten
auch, Frauen und Kinder könnten ihren
Glauben verlieren, wenn sie für einen
Mann arbeiteten, der nicht betete und von
dem man sich zuraunte, er sei ein „Sozialist". Dank seines taktvollen, hartnäckigen
Vorgehens und weil er wirklich interessiert
war am Leben der Inselbewohner, gelang
es ihm schließlich, sie zu überzeugen,
dass sein Projekt nicht vom Teufel war.
Die Freundlichkeit und die Klugheit seiner
Frau, die sehr beliebt war auf Aran, trugen
das ihre dazu bei. Als Flaherty seine
Darsteller endlich beieinander hatte:
Vater, Mutter, Sohn und die Besatzung
des curragh, ließ er sie in Unkenntnis der
Gefahren des Meeres Risiken eingehen,
die aus heutiger Sicht ganz unglaublich
erscheinen, Herausforderungen, die seine
„Schauspieler" zähneknirschend akzeptierten. Je schlimmer das Wetter, desto
lieber wollte er drehen. In einer Szene in
dem Film, in der sich die Mutter während
eines fürchterlichen Sturms mit wehenden
Haaren in die Wogen wirft, um ihren Mann
zu retten, dessen Boot zu kentern droht,
entging die Schauspielerin – eine wilde,
stolze Frau – dem Tod nur um Haaresbreite. Wenn man diese Bilder heute sieht, ist
man überzeugt, dass sie getrickst waren;
sie sind es nicht, der Beinahe-Untergang
war nicht geplant.
„Ich erinnere mich gut daran", erzählt
Michaels Vater, „ich war dabei, hatte in
dieser Szene eine kleine Rolle als Statist
und stand auf halber Höhe der Klippe. Als
wir erkannten, was da geschah, stürzten
wir alle zum Strand hinunter. Auch das war
nicht vorgesehen. Es ist ein bares Wunder,
dass die Dreharbeiten ohne Tote beendet
werden konnten. Die Frau, die die Mutter
gespielt hat, Maggie, lebt noch. Sie verlässt ihr Bett nur noch jeden Morgen für
zwei Stunden, und sie will niemanden mehr
sehen. Sie denkt, dass die ganze Welt sie
in diesen Minuten der Todesangst gesehen hat und dass sie ausgenutzt wurde.
Jedenfalls will sie nichts mehr von dieser
Geschichte hören."
Der Film wurde 1934 im Londoner Gallery
Theatre uraufgeführt. Flaherty hatte die
wichtigsten Protagonisten dazu eingeladen. Als das Publikum sie in ihrer Loge
erkannte, erhob es sich von den Plätzen
und feierte sie in einer langen Ovation.
Sie waren alle zum ersten Mal in London.
Das Ehepaar Flaherty führte ihnen das
Beste der Hauptstadt vor: den Tower, das
Tussaud-Museum und schließlich noch
einen Zirkus, den die Leute aus Aran mit
der Überzeugung verließen, dass zwar
die Pferde offensichtlich richtige Pferde
waren, die Kunstreiterinnen aber der sidh,
der Welt der Feen, angehören mussten, da
sie häufiger in der Luft waren als auf dem
Sattel oder auf beiden Füßen am Boden.
Pat Mullen, ein Mann aus Aran, der Flaherty während der Dreharbeiten als Faktotum
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diente, erzählt in seinen Memoiren, dass
nichts sie davon abbringen konnte. Auch
waren die meisten überzeugt, als Flaherty
ihnen die Presseberichte schickte, die alle
des Lobes voll waren, dass er mit dem Film
auf ihre Kosten sehr viel Geld gemacht
hatte.
Sie täuschten sich: Flaherty hatte zwei
Jahre seines Lebens einem Vorhaben
gewidmet, das sie bekannt machen sollte,
und er hatte dabei der spröden Würde
der Inselbewohner mehr als Gerechtigkeit
widerfahren lassen. Fast das ganze Geld
aus seinen früheren Filmen war in diesem
Projekt aufgegangen. Er hatte sie durchaus korrekt bezahlt, wenn man das ganze
Umfeld in Betracht zieht, die damalige Zeit
und Flahertys eigenen bescheidenen Lebensstil. Jene, die das unerwartete Manna
nicht sofort verbrauchten, konnten Land
und Haus, das sie nur gemietet hatten,
kaufen. Die anderen, denen es zwischen
den Fingern zerronnen war, grollten ihm.
ALSO WIRKLICH,
EINEN PRIESTER MIT
EIERN ZU BEWERFEN,
IST DAS NICHT PURE
GOTTESLASTERUNG?
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Marthe Lola Deutschmann, Meik van Severen
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Eva Derleder, Gunnar Schmidt
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NICOLAI SYKOSCH Regie
STEPHAN PRATTES Bühne
Nicolai Sykosch wurde 1963 in Düsseldorf
geboren. Er studierte Germanistik, Kunstgeschichte, Philosophie und Theaterwissenschaft in München. Danach arbeitete
er von 1988 bis 1992 als Regieassistent am
Thalia Theater. 1992 zeigte er seine erste
Arbeit als freier Regisseur mit der Uraufführung von Aleksandr Vvedenskijs Weihnachten bei Ivanovs. Es folgten weitere
Arbeiten am Thalia Theater Hamburg, am
Staatstheater Kassel, am Staatstheater
Mannheim, am Züricher Schauspielhaus,
am Schauspielhaus Graz, am Theater Bremen, am Düsseldorfer Schauspielhaus und
am Kantonstheater Zürich. 2006 wurde
seine Inszenierung von Moritz Rinkes Cafè
Umberto zu den Mühlheimer Theatertagen
eingeladen. Zuletzt führte er Regie bei
Tracy Letts Eine Familie am Staatstheater
Braunschweig. Er lebt als Vater von zwei
Kindern in Berlin. Der Krüppel von Inishmaan ist seine erste Arbeit am STAATSTHEATER.
Stephan Prattes wurde in Wien geboren
und studierte Bühnen- und Kostümgestaltung an der Universität der Künste in Graz.
Er besuchte eine Meisterklasse bei Hans
Schavernoch und assistierte bei Martin
Kušej, Christoph Schlingensief, Christian
Stückl, Martin Zehetgruber. Für das Comedy-Trio „Die Geschwister Pfister" gestaltete er die Ausstattung. Seit 1998 arbeitet
er als freier Kostüm- und Bühnenbildner
sowie als Regisseur. Bühnenbilder entwirft er regelmäßig für Nicolai Sykosch,
Stefan Huber, Andreas Gergen, Christian
Struppeck und Werner Sobotka. Zuletzt
arbeitete er mit Vincent Paterson an der
Europäischen Neufassung für das Musical
Evita am Wiener Ronacher. Als Regisseur
entwickelte und inszenierte er im Berliner
Wintergarten die Produktion Am Rande
der Nacht, eine Personality-Varieteeshow
mit Katharine Mehrling.
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BRITTA LEONHARDT Kostüme
SABINE WORTHMANN Musik
Britta Leonhardt wurde 1970 in Hamburg
geboren und absolvierte zunächst eine
Schneiderlehre bei Jil Sander. Im Anschluss studierte sie Kostümdesign an
der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in ihrer Heimatstadt. 2000
beendete sie ihre Assistenzzeit am Thalia
Theater Hamburg. Seitdem ist sie freischaffende Kostümbildnerin und arbeitete
für Inszenierungen von Sebastian Kreyer,
Jorinde Dröse, Martin Kušej, Marc Becker,
Karsten Wiegand, Stephan Kimmig, K.D.
Schmidt, Nicolai Sykosch, Krystyn Tuschhoff, Peter Hailer, Elina Finkel und Ludger
Engels. In der Opernverfilmung Hunter’s
Bride waren ihre Kostümentwürfe zu
sehen. In Der Krüppel von Inishmaan stellt
Britta Leonhardt zum ersten Mal ihre
Arbeit am STAATSTHEATER vor.
Sabine Worthmann bewegt sich als
Kontrabassistin und Komponistin an den
Schnittstellen von Improvisation, Performance und Hörkunst. In den 80er und 90er
Jahren tourte sie als Bassistin in genreübergreifenden Projekten und bewegte
sich in der experimentellen Downtown-,
Jazz-und Spoken Word-Szene in New
York. Dort arbeitete sie unter anderem mit
Anthony Coleman und Howard Johnson
zusammen. Seit 20 Jahren schreibt und
produziert sie im Auftrag von Theater, Film
und Hörfunk. Sie war für Nicolai Sykosch,
Volker Hesse und Katharina Thalbach am
Maxim Gorki Theater, am Theater Bremen
und bei der Ruhrtriennale tätig. Worthmann entwickelte Klangkunstinstallationen und komponierte zahlreiche Hörspielmusiken für ARD und ZDF. 2011 gewann ihr
5.1 Surround Hörstück über Hirnforschung
und Bewusstsein den Publikumspreis der
ARD Hörspieltage.
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Sts. EVA DERLEDER Mammy
Nach Engagements in Mannheim, Neustrelitz, Baden-Baden und Stuttgart war Staatsschauspielerin Eva Derleder von 2003 bis 2015 fest in
Karlsruhe. Mit den Mannheimer Produktionen Onkel Wanja und Quai
West war sie zum Berliner Theatertreffen eingeladen. Am STAATSTHEATER ist sie als Gast in Dinner for One mit Songs und in My Fair Lady zu
sehen.
MARTHE LOLA DEUTSCHMANN Helen
Marthe Lola Deutschmann wurde 1991 in Hamburg geboren. Von 2011 bis
2015 studierte sie Schauspiel am Max Reinhardt Seminar in Wien. In der
Spielzeit 2015/16 stellte sie sich als Ophelia in Hamlet dem Karlsruher
Publikum vor. Daneben ist sie in Dantons Tod, Die Leiden des jungen
Werther, Ich rufe meine Brüder und Angriff auf die Freiheit zu sehen.
ANTONIA MOHR Kate
Antonia Mohr geboren in Trier, studierte Romanistik und Philosophie in
Köln und ab 1990 Schauspiel an der Hochschule der Künste in Berlin.
Schauspielengagements folgten in Stendal, Paderborn, Tübingen und
Heidelberg. In Karlsruhe ist sie zur Zeit in Stolpersteine Staatstheater,
Terror und Antigone zu erleben.
LISA SCHLEGEL Eileen
Aufgewachsen in München, studierte Lisa Schlegel in Wien Schauspiel
und spielte dort am Burgtheater. Es folgten Engagements in Wilhelmshaven und Tübingen, bevor sie 2002 ans STAATSTHEATER kam. Hier spielt
sie in Das Abschiedsdinner, Kinder des Olymp und Angriff auf die Freiheit.
JONATHAN BRUCKMEIER Bartley
Geboren in Wien, schloss Jonathan Bruckmeier 2013 an der Zürcher
Hochschule der Künste sein Schauspielstudium ab und ist seit der
Spielzeit 2014/15 am STAATSTHEATER engagiert. Zu sehen ist er aktuell
in Stolpersteine Staatstheater, Dantons Tod, Die Räuber, Hamlet, Kinder
des Olymp, Ich rufe meine Brüder und Antigone.
SEBASTIAN REISS Doktor
1974 in Hannover geboren, ging er nach seiner Schauspielausbildung
in Rostock ans Schauspielhaus Graz. Im Karlsruher Ensemble ist er
fest seit der Spielzeit 2015/16. Sebastian Reiß ist in Dantons Tod, Das
Abschiedsdinner, Kinder des Olymp, Terror und Small Town Boy zu
erleben.
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GUNNAR SCHMIDT Johnnypateenmike
Gunnar Schmidt absolvierte seine Schauspielausbildung in Hamburg.
Nach Engagements am Deutschen Schauspielhaus, in Wilhelmshaven
und Tübingen kam er 2002 fest nach Karlsruhe. Derzeit steht er in
Stolpersteine Staatstheater, Dantons Tod, Spamalot, Terror, Small Town
Boy und Angriff auf die Freiheit auf den Bühnen des STAATSTHEATERS.
SASCHA TUXHORN Babbybobby
Sascha Tuxhorn wurde 1984 in Düsseldorf geboren und studierte
Schauspiel in Hannover. Von 2010 bis 2015 war er fest am Nationaltheater Mannheim engagiert. 2014 erhielt er den Arnold-Petersen-Preis. Seit
2015/16 ist er Ensemblemitglied des STAATSTHEATERS und in Hamlet,
Kinder des Olymp, Die Troerinnen und Die Goldberg-Variationen zu
sehen.
MEIK VAN SEVEREN Krüppel-Billy
1992 in Hannover geboren, studierte er Schauspiel an der Universität
der Künste Berlin. Während des Studiums spielte er in Potsdam und in
Dresden. Seit der Spielzeit 2016/17 ist Meik van Severen fest in Karlsruhe
und in Die Goldberg-Variationen, Hamlet, Small Town Boy und Antigone
zu sehen.
ROLAND MARZINOWSKI Dramaturgie
Roland Marzinowski studierte Publizistik, Kultur- und Theaterwissenschaft in Leipzig und Berlin. Danach war er am Deutschen Theater Göttingen als Regieassistent engagiert. Ab 2009 arbeitete er als Dramaturg
am Theater Augsburg und wechselte 2012 als Leitender Schauspieldramaturg ans Mainfranken Theater Würzburg. Seit der Spielzeit 2016/17 ist
er am STAATSTHEATER.
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BILDNACHWEISE
IMPRESSUM
UMSCHLAG
Felix Grünschloß
SZENENFOTOS Felix Grünschloß
PORTRÄTS
Volker Beinhorn, Felix Grünschloß,
Florian Merdes,
privat
HERAUSGEBER
STAATSTHEATER KARLSRUHE
GENERALINTENDANT
Peter Spuhler
KAUFMÄNNISCHER DIREKTOR
Johannes Graf-Hauber
TEXTNACHWEISE
VERWALTUNGSDIREKTOR
Michael Obermeier
Heinrich Böll: Irisches Tagebuch. Köln:
Kiepenheuer&Witsch, 1957.
SCHAUSPIELDIREKTOR
Axel Preuß
Nicolas Bouvier: Blätter von unterwegs.
Aran. Tschedschu. Sian. Aus dem Französischen übersetzt von Regula Renschler.
Basel: Lenos, 2003.
CHEFDRAMATURG
Jan Linders
Alle nicht gekennzeichneten Texte sind
Originalbeiträge von Roland Marzinowski
für dieses Heft.
BADISCHES STAATSTHEATER
KARLSRUHE 2016/17
Programmheft Nr. 364
www.staatstheater.karlsruhe.de
REDAKTION
Roland Marzinowski
KONZEPT
DOUBLE STANDARDS BERLIN
www.doublestandards.net
GESTALTUNG
Kristina Schwarz
DRUCK
medialogik GmbH, Karlsruhe
EIN IRE!
EINFACH EIN IRE!
40
Rollentausch-Komödie von Alan Ayckbourn
WENN ICH
DU WÄRE
28.4. bis 3.6.2017
Mit FELIX EITNER
Bekannt aus „Polizeiruf 110“
TICKETS 0721 - 23 111
w w w. k a m m e r t h e a t e r - k a r l s r u h e . d e
ICH FRAGE MICH,
OB SIE UBERHAUPT
VERKRUPPELTE JUNGS
IN DEN HIMMEL
HINEINLASSEN.
WURDEN WIR NICHT
DEN ORT VERUNSTALTEN?
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