Semiklassische Lösungen der Newton-Schrödinger-Gleichung Diplomarbeit von Daniel Greiner 21. April 2005 Hauptberichter : Prof. Dr. Günter Wunner Mitberichter : Prof. Dr. Alejandro Muramatsu 1. Institut für Theoretische Physik Universität Stuttgart Pfaffenwaldring 57, 70550 Stuttgart Ehrenwörtliche Erklärung Ich erkläre, dass ich diese Arbeit selbständig verfasst und keine anderen als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel benutzt habe. Stuttgart, den 21. April 2005 Daniel Greiner Inhaltsverzeichnis Abbildungsverzeichnis v Tabellenverzeichnis vii 1 Eine kurze Einführung 1 2 Theoretische Grundlagen 2.1 Die Newton-Schrödinger-Gleichung . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.1.1 Problemstellung und Ziel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.1.2 Objektive Zustandsreduktion nach Penrose . . . . . . . . . 2.2 Basiszustände für eine objektive Zustandsreduktion . . . . . . . . 2.2.1 Herleitung der Newton-Schrödinger-Gleichung aus einem Variationsprinzip . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2.2 Einordnung und Vergleich mit ähnlichen Systemen . . . . 2.3 Die WKB-Theorie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.3.1 Ziele der WKB-Theorie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.3.2 Herleitung der WKB-Wellenfunktionen . . . . . . . . . . . 2.3.3 Einschränkungen und Probleme . . . . . . . . . . . . . . . 2.3.4 Die uniforme Näherung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.4 Quantenmechanik und Semiklassik . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.4.1 Ein kurzer Vergleich zwischen Quantenmechanik und Semiklassik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.4.2 Energieniveaus und Bohr-Sommerfeld-Quantisierung . . . 3 3 3 4 8 17 18 3 Analytische Eigenschaften der Newton-Schrödinger-Gleichung 3.1 Allgemeine Eigenschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.1.1 Die Standardform . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.1.2 Klassifizierung der Newton-Schrödinger-Gleichung . . . . . 3.1.3 Symmetrie von S . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.1.4 Darstellung in Integralform . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2 Verschiedene Lösungstypen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2.1 Partikuläre Lösungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2.2 Gebundene Lösungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 21 21 22 22 22 23 23 24 i 9 10 11 11 12 14 15 17 ii Inhaltsverzeichnis 3.3 3.4 Skalierungsverhalten des Systems . . . . . . . Asymptotik von Potential und Wellenfunktion 3.4.1 Verhalten für r → ∞ . . . . . . . . . . 3.4.2 Verhalten für r → 0 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 25 25 26 4 Numerische Lösung der Newton-Schrödinger-Gleichung 4.1 Die Vorgehensweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.2 Natürliche Einheiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.3 Einige Wellenfunktionen und Potentiale . . . . . . . . . . . 4.4 Energieniveaus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.5 Genauigkeit der ermittelten Energieeigenwerte . . . . . . . 4.6 Bohr-Sommerfeld-Quantisierung . . . . . . . . . . . . . . . 4.7 Vergleich mit den analytisch bekannten Eigenschaften . . . 4.8 Neue Erkenntnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 29 30 31 31 35 36 45 45 5 WKB-Lösung der Einteilchen-Newton-Schrödinger-Gleichung 5.1 Vorbemerkungen und verworfene Ansätze . . . . . . . . . . . . . . 5.2 Transformationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.3 Der WKB-Ansatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.4 Die Lösungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.4.1 Klassisch erlaubter Bereich . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.4.2 Klassischer Umkehrpunkt . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.4.3 Klassisch verbotener Bereich . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.4.4 Bestimmung der Integrationskonstanten . . . . . . . . . . 5.5 Höhere Ordnungen der WKB-Näherung . . . . . . . . . . . . . . . 5.5.1 Beispiel: klassisch erlaubtes Gebiet . . . . . . . . . . . . . 5.6 Die uniforme Näherung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.7 Energieniveaus und Quantisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.7.1 Das Wirkungsintegral . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.7.2 Quantendefekt und Energieeigenwerte . . . . . . . . . . . . 5.7.3 Wellenfunktionen und Potentiale . . . . . . . . . . . . . . 5.8 Bisherige Literaturergebnisse und neue Erkenntnisse . . . . . . . . 47 47 47 48 49 49 52 52 55 57 57 58 61 61 61 62 63 6 Vergleich von WKB-Näherung und numerisch exakter Lösung 6.1 Energieeigenwerte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.2 Potentiale und Wellenfunktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67 67 68 7 Zusammenfassung 7.1 Ziele der Arbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.2 Die Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.3 Ausblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75 75 75 77 A Asymptotik für S(r) aus vollständigem U∞ 79 Inhaltsverzeichnis iii B Parametrisierte Lösung B.1 WKB-System gekoppelter DGL . . . . . . . . . . . . . . . . . . . B.2 Potentialgleichung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81 81 82 C Wirkungsintegral eines einfachen Modellpotentials 85 Literatur 89 iv Inhaltsverzeichnis Abbildungsverzeichnis 2.1 2.2 2.3 4.1 4.2 4.3 4.4 4.5 4.6 4.7 4.8 4.9 4.10 4.11 4.12 4.13 4.14 4.15 4.16 5.1 5.2 Aufbau, der einen Überlagerungszustand eines massiven Objektes erzeugt (nach [Penrose (1995)]) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Überlagerung der Raumzeiten der Einzelzustände einer Masse an zwei verschiedenen, äquivalenten Positionen . . . . . . . . . . . . Freies Teilchen in Minkowksi- und allgemeiner Metrik: Selbstwechselwirkung durch Raumkrümmung? . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 9 10 S(r) für verschiedene Genauigkeiten der Startwertbestimmung. . . Normierte Wellenfunktion und Potential im Grundzustand. . . . . Zweiter angeregter Zustand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zehnter angeregter Zustand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30. angeregter Zustand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . η, aufgetragen über n1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ∆η bei Erhöhung von n um 1, aufgetragen über n1 . . . . . . . . . Bestimmung des asymptotischen Quantendefekts µ und des Energierenormierungsfaktors κ aus den Energieeigenwerten. . . . . . . Die höheren n aus Abbildung 4.8 . . . . . . . . . . . . . . . . . . Typische Situation in der Atomphysik. . . . . . . . . . . . . . . . Die kurzreichweitigen Beiträge zum Wirkungsintegral WKr fallen in guter Näherung linear ab. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Veränderung von WKr von n nach n + 1. . . . . . . . . . . . . . . Die Integranden des Wirkungsintegrals für den 5. bis 15. angeregten Zustand der Newton-Schrödinger-Gleichung . . . . . . . . . . Zum Vergleich: Die Integranden des Coulombschen Wirkungsintegrals zu den in Abbildung 4.13 gezeigten Zuständen . . . . . . . . Funktion U und angepasster 1r -Abfall exemplarisch für den ersten angeregten Zustand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . U und S zeigen nahe bei r = 0 das erwartete Parabel-Verhalten . 46 46 Das effektive Potential U (r) in WKB-Näherung für den Grundzustand. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wie 5.1 für den 30. angeregten Zustand . . . . . . . . . . . . . . . 59 59 v 30 32 32 33 33 38 38 39 39 40 43 43 44 44 vi Abbildungsverzeichnis 5.3 5.4 5.5 5.6 6.1 6.2 6.3 6.4 6.5 6.6 6.7 6.8 6.9 7.1 Vergleich von Wellenfunktion S und effektivem Potential U des normierten dritten angeregten Zustand in WKB- und uniformer Näherung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wie 5.3, für den 15. angeregten Zustand. . . . . . . . . . . . . . . Wie 5.3, für den 30. angeregten Zustand. . . . . . . . . . . . . . . Der Bereich um r = 0 aus Abbildung 5.5. . . . . . . . . . . . . . . Numerisch exakte und WKB-Wellenfunktion und effektives Potential des 9. angeregter Zustand. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Numerisch exakte und WKB-Wellenfunktion des normierten ersten angeregten Zustandes. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Numerisch exaktes und effektives WKB-Potential des normierten ersten angeregten Zustandes. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wie 6.2 für den normierten 9. angeregten Zustand. . . . . . . . . Wie 6.3 für den normierten 9. angeregten Zustand. . . . . . . . . Wie 6.2 für den normierten 19. angeregten Zustand. . . . . . . . . Wie 6.3 für den normierten 19. angeregten Zustand. . . . . . . . . Wie 6.2 für den normierten 36. angeregten Zustand; rechts unten die Divergenz der numerischen Lösung. . . . . . . . . . . . . . . . Wie 6.3 für den normierten 36. angeregten Zustand. . . . . . . . . Doppeltlogarithmische Auftragung der numerischen Energieeigenwerte sowie der reskalierten WKB-Energien. . . . . . . . . . . . . 64 64 65 65 69 71 71 72 72 73 73 74 74 77 C.1 Einige Zustände des Modellpotentials für σ = 0, 5. . . . . . . . . . 87 C.2 Die Integranden des Wirkungsintegrals einiger Zustände bei σ = 0, 5. 87 C.3 Aus dem Modellpotential resultierender Korrekturfaktor zur Rydberg-Serie des Coulomb-Potentials. . . . . . . . . . . . . . . . 88 Tabellenverzeichnis 2.1 4.1 4.2 4.3 4.4 4.5 5.1 Lebensdauern ∆T bei Masse m und Abstand“ d . . . . . . . . . ” Energieeigenwerte: direkte Ausgabe des Programms . . . . . . . . Vergleich der erhaltenen Energien für verschiedene Genauigkeiten Energieeigenwerte: gerundet entsprechend der ermittelten Genauigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Test der Bohr-Sommerfeld-Quantisierung für die ersten 40 Eigenzustände der Newton-Schrödinger-Gleichung. . . . . . . . . . . . . Kurzreichweitiger Beitrag zum Wirkungsintegrals zusätzlich zum reinen Coulomb-Fall. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Energieeigenwerte für die Einteilchen-Newton-SchrödingerGleichung in WKB-Näherung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 34 35 36 37 42 62 6.1 Vergleich der Energieeigenwerte aus WKB- und numerischer Lösung 68 7.1 Ausdehnung des klassisch erlaubten Bereichs ∆rerlaubt eines Teilchens der Masse m im Newton-Schrödinger-Grundzustand . . . . vii 76 viii Tabellenverzeichnis Kapitel 1 Eine kurze Einführung Die Newton-Schrödinger-Gleichung bietet sich als einfacher nichtrelativistischer Grenzfall einer vollständigen Theorie der Quantengravitation an, anhand dessen einige der Eigenschaften, die eine solche Theorie aufweisen sollte, genauer betrachtet werden können. Sie wurde von Penrose [Penrose (1995)] explizit konstruiert, um den als Kollaps der Wellenfunktion“ bezeichneten quantenmechanischen Vor” gang der Reduktion des Zustandsvektors beim Messprozess auf eine (üblicherweise vernachlässigte) gravitative (Selbst-)Wechselwirkung zurückzuführen. Damit ist die Newton-Schrödinger-Gleichung eingebettet in eine sehr prinzipielle Fragestellung und Interpretation der Quantenmechanik. Die Newton-Schrödinger-Gleichung ist vom Typ einer nichtlinearen Schrödinger-Gleichung. Die gängigen Lösungsmethoden für eine lineare Schrödinger-Gleichung können daher nicht unmittelbar übertragen werden. In der Literatur existiert bereits eine Reihe von analytischen und numerischen Rechnungen für die radialsymmetrische Einteilchen-Newton-Schrödinger-Gleichung [Jones (1995); Moroz u. a. (1998); Soni (2002); Harrison u. a. (2003); Epple (2003)], eine genauere Analyse unter dem Gesichtspunkt der Semiklassik steht allerdings aus. Das konkrete Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, mit Hilfe der WKBNäherung eine approximative Lösung der radialsymmetrischen EinteilchenNewton-Schrödinger-Gleichung im semiklassischen Limes zu finden, diese Näherung mit den bekannten numerischen und analytischen Ergebnissen zu vergleichen und auf diese Weise ein erweitertes Verständnis der Lösungen der NewtonSchrödinger-Gleichung zu gewinnen. Von besonderem Interesse ist die Frage der Anwendbarkeit der Bohr-Sommerfeld-Quantisierung auf nichtlineare SchrödingerGleichungen, da sich in numerischen Arbeiten [Epple (2003)] die Notwendigkeit einer Renormierung des Planck’schen Wirkungsquantums ~ anzudeuten scheint. Ein bereits in der Literatur vorliegender WKB-Zugang [Hartmann (1999)] hat sich nicht mit dieser Frage beschäftigt. Nach einem Überblick über die Grundlagen der Newton-SchrödingerGleichung und der WKB-Theorie (Kapitel 2) wird das Augenmerk zunächst auf die bereits bekannten analytischen Eigenschaften von Lösungen gelegt (Kapi1 2 Kapitel 1. Eine kurze Einführung tel 3). Im weiteren Verlauf wird eine einfache numerische Lösung der EinteilchenNewton-Schrödinger-Gleichung vorgestellte und es werden einige ihrer Eigenschaften diskutiert (Kapitel 4). Dies ermöglicht es, eine in Kapitel 5 neu entwickelte WKB-Lösung mit numerischen und analytischen Ergebnissen zu vergleichen (Kapitel 6). An dieser Stelle soll noch auf die in der Arbeit verwendeten Konventionen eingegangen werden. Es wurde versucht, eine möglichst eindeutige und konsequente Schreibweise zu verwenden, ohne auf übliche Definitionen wie G für die Gravitationskonstante oder p für den Impuls zu verzichten. Ausnahmen wurden gemacht, wenn sich durch Anwendung der unten aufgeführten Regeln eine Doppelbelegung ergeben hätte. Solche abweichenden Definitionen sind aber aus dem Kontext klar zu erkennen. Im Folgenden sind die der Nomenklatur zugrundeliegenden Richtlinien angegeben. • Konstanten werden mit kleinen Buchstaben bezeichnet: a, b, ci , α • Variablen erhalten ebenfalls Kleinbuchstaben: x, r, t • Funktionen sind durch Großbuchstaben gekennzeichnet: U , Ψ, A • Vektoren werden fettgedruckt dargestellt: r • Beträge werden durch senkrechte Striche symbolisiert: |Ψ| • n-te Ableitungen nach der Variablen x: ∂xn Ableitungen beziehen sich immer nur auf den direkt folgenden Term. • Auswerten von f (x) an x0 : f (x0 ) = f |x0 Auf f angewandte Operatoren sind vor der Auswertung anzuwenden; so ist z.B. ∂r f |x0 als Ableitung von f nach r an der Stelle x0 zu lesen. • Einfache Transformationen werden durch Modifikationen der Funktionssymbole ausgedrückt: Ψ, S̃ Mit einer Tilde gekennzeichneten Funktionen beziehen sich immer auf normierte Lösungen. Kapitel 2 Theoretische Grundlagen Die folgenden Abschnitte sollen einen knappen Umriss der dieser Arbeit zugrundeliegenden Theorien und Methoden geben. Detailliertere Darstellungen finden sich in der zitierten Literatur. 2.1 2.1.1 Die Newton-Schrödinger-Gleichung Problemstellung und Ziel Die quantenmechanische Beschreibung eines Systems drückt sich in seiner Wellenfunktion aus, deren Betragsquadrat die Wahrscheinlichkeitsdichte dafür darstellt, das System bei einer Messung im entsprechenden Zustand zu finden. Die Tatsache, dass bei einer solchen Messung der Zustand des Systems fixiert wird, äußert sich als Kollaps“ der Wellenfunktion – weitere Messungen finden das System ” nun immer in dem zuerst festgestellten Zustand. Diese Reduktion des Zustandsvektors weicht von der üblichen Zeitevolution durch unitäre Operatoren ab. Die Frage, was genau eine Messung“ darstellt und was physikalisch beim Kollaps“ ” ” der Wellenfunktion passiert, stellt sich deshalb schon aus Konsistenzgründen und ist keinesfalls trivial. Verschiedene Erklärungsmodelle wurden im Laufe der Zeit entwickelt und verfeinert: • Die traditionelle Kopenhagener (Wahrscheinlichkeits-)Interpretation der Quantenmechanik versteht die Wellenfunktion nicht direkt als Ausdruck der tatsächlichen physikalischen Gegebenheiten, sondern lediglich als das maximale Wissen“ das uns über den betrachteten Zustand vorliegt. Die ” Zustandsreduktion geschieht somit nicht als echter Prozess, sondern lediglich in der mathematischen Beschreibung bzw. im Wissen“ des Beobachters ” (vgl. z.B. [Jammer (1974)]). • Ein anderer Ansatz geht davon aus, dass beim Messprozess das beobachtete System mit der Umgebung in einer Weise wechselwirkt, die sich – alleine auf das System bezogen – in der Beobachtung einer (scheinbaren) 3 4 Kapitel 2. Theoretische Grundlagen Zustandsreduktion äußert. Der tatsächliche Vorgang wird durch die unitäre Evolution der Gesamtwellenfunktion von System und Messgerät/Umgebung bestimmt. Durch die sehr große Anzahl quantenmechanischer Freiheitsgrade der Umgebung, die an das System angekoppelt werden, verliert dieses seine internen Phasenbeziehungen (daher das in diesem Zusammenhang oft gebrauchte Stichwort Dekohärenz). Es sieht dann für den Beobachter so aus, als wäre das System beim Messvorgang einem nichtunitären, plötzlichen Kollaps unterworfen. In [Bransden u. Joachain (1989)] und [Schwabl (1998)] ist dieser Ansatz weiter ausgeführt. • Eine weitere Alternative ist auch die Viele-Welten-Interpretation“ der ” Quantenmechanik [Everett III (1957)]. Ausgehend von der Überlegung, dass Beobachter und beobachtetes System in Kontakt sein müssen und damit ein Gesamtsystem bilden (wie im vorherigen Erklärungsversuch), ordnet sie jedem möglichen Messergebnis einen Zustand des Beobachters zu. In diesem Sinne ergibt eine Messung alle möglichen Ergebnisse auf einmal, aber jedes von ihnen wird nur von dem Beobachter im zugehörigen Zustand wahrgenommen. Es existieren dann viele Parallelwelten“, innerhalb derer eine ” Zustandsreduktion wahrgenommen wird. Eine gänzlich andere Interpretation sieht die Quantenmechanik lediglich als Grenzfall einer komplexeren Theorie, in deren Rahmen das Problem der Zustandsreduktion zu einem physikalisch eindeutig nachzuvollziehenden Prozess werden sollte. Berücksichtigt man die hervorragende Übereinstimmung aller bisherigen Experimente mit den Vorhersagen der Quantenmechanik, so ist aber klar, dass eine Korrektur nur in einer Form auftreten kann, die experimentell (noch) nicht zugänglich ist. Es ist nun interessant, dass im Rahmen der Arbeit an einer Theorie der Quantengravitation Schwierigkeiten auftreten, die darauf hindeuten, dass Quantenmechanik oder Allgemeine Relativitätstheorie einer Neuformulierung bedürfen. Da die gravitative Wechselwirkung experimentell nutzbarer quantenmechanischer Systeme nur winzig klein ist, während im makroskopischen Bereich Quanteneffekte nur unter ganz besonderen Bedingungen beobachtbar sind, liegt die Idee nahe, einen gravitativen Effekt als Ursache der Zustandsreduktion zu vermuten. 2.1.2 Objektive Zustandsreduktion nach Penrose Um die Schwierigkeiten einer Vereinigung von Quantenmechanik und Allgemeiner Relativitätstheorie zu veranschaulichen, betrachtet man als einfaches Beispiel einen Überlagerungszustand eines massiven Objektes an zwei verschiedenen Positionen. Penrose [Penrose (1995, 1998)] beschreibt ein der berühmten Schrödinger” Katze“ ähnliches Gedankenexperiment, das die Instabilität eines solchen Zustandes nahelegt. Ausgangspunkt ist eine Masse m, die mit einer Apparatur so verbun- 5 2.1. Die Newton-Schrödinger-Gleichung Photonenquelle einzelnes Photon semitransparenter Spiegel, z.B. 50:50 Detektor “VerschiebeApparatur” Position 2 Position 1 Abb. 2.1: Aufbau, der einen Überlagerungszustand eines massiven Objektes erzeugt (nach [Penrose (1995)]) den ist, dass ihre Position P1 oder P2 vom Ergebnis eines quantenmechanischen Messprozesses abhängt. In Abbildung 2.1 ist das Schema einer solchen Anordnung wiedergegeben. Beide Zustände |Ψi i für sich genommen sind selbstverständlich stationär, des weiteren seien ihre Energien Ei dieselben: H|Ψ1 i = E|Ψ1 i H|Ψ2 i = E|Ψ2 i. (2.1) (2.2) Der allgemeinste Gesamtzustand des präparierten Systems ist – ohne irgendwelche Wechselwirkungseffekte – |Ψi = a1 |Ψ1 i + a2 |Ψ2 i mit H|Ψi = E|Ψi, (2.3) also ebenfalls ein stationärer Zustand zur Energie E. Welche Effekte werden nun zusätzlich durch die Gravitation verursacht? Gemäß der Allgemeinen Relativitätstheorie erzeugen beide Zustände für sich eine eigene (hier identische1 ) Geometrie. Die Berücksichtigung der Gravitation erzwingt also eine Überlagerung zweier verschiedener Raumzeiten (vgl. hierzu Abbildung 2.2). Damit ist aber die Frage nach der Stabilität des Überlagerungszustandes nicht mehr ohne weiteres zu beantworten. 1 In der Tat gibt es in einem ansonsten leeren Raum keine Möglichkeit, die Zustände zu unterscheiden. Da aber allein aufgrund der Schwerpunktserhaltung beim Verschieben der Masse eine (sehr viel größer gedachte) Bezugsmasse (die Erde“) vorhanden sein muß, können die ” Zustände unterschieden werden. Um die Betrachtungen möglichst einfach zu halten, kann man sich das Experiment etwa in einer kugelförmigen Höhle im Zentrum der Bezugsmasse vorstellen, so daß ihr Gravitationsfeld keine Rolle spielt. 6 Kapitel 2. Theoretische Grundlagen In der Allgemeinen Relativitätstheorie ist ein Zustand stationär, wenn ein zeitartiger Killing-Vektor auf der gegebenen Geometrie existiert. Als Operator generiert dieser Killing-Vektor infinitesimale Zeittranslationen – er ersetzt den ∂t -Operator der Minkowski-Metrik; Eigenzustände zum Killing-Vektor sind stationär. In unserem Fall der Überlagerung von Raumzeiten gibt es aber keine eindeutig definierten Killing-Vektoren mehr, sondern nur Überlagerungen der Killing-Vektoren der einzelnen Raumzeiten. Im Allgemeinen werden die Killing-Vektoren der Geometrie von Masse m an der Position P1 von den KillingVektoren der Geometrie von Masse m an der Position P2 abweichen. Dies könnte eine entsprechende Abweichung der Energien der Eigenwerte implizieren, was für den Überlagerungszustand als Unsicherheit der Energien der Eigenzustände interpretiert werden kann. Zustände mit unscharfen Energien sind aber gerade solche mit begrenzter Lebensdauer – die Überlagerungszustände sind diesen Überlegungen zufolge instabil. Zwei Fragen drängen sich nun auf: Wie groß ist die Lebensdauer eines solchen Überlagerungszustandes, und passt die erhaltene Größenordnung zu den Beobachtungen? Was sind die Grundzustände, nachdem ja in der Quantenmechanik alle Teilchen nur durch Aufenthaltswahrscheinlichkeiten beschrieben werden können? Um diese Fragen zu klären, beschäftigen wir uns zunächst mit dem Problem der Größe dieser Energieunschärfe. Dabei folgen wir der Argumentation von Penrose [Penrose (1995)]. Eine eindeutige Abbildung von Punkten aus beiden Raumzeiten aufeinander ist der Allgemeinen Relativitätstheorie zufolge prinzipiell nicht möglich – man kann sich jedoch mit einer ungefähren“ Abbildung zufriedengeben. Zu die” sem Zweck ist es sinnvoll, zunächst nur Newtonsche Gravitation im Sinne der Newton-Cartan-Raumzeit (siehe z.B. [Misner u. a. (1973)]) zu betrachten (vgl. auch den folgenden Abschnitt). Damit sind die Zeitkoordinaten beider Raumzeiten absolut und können leicht identifiziert werden. Die Frage, wie groß die Energieunsicherheit der gegebenen Konfiguration tatsächlich ist, wird innerhalb der 3D-Raumkoordinaten mit Hilfe einer ungefähren punktweisen Identifikation auf die lokale Abweichung ihrer Metriken zurückgeführt. Wir betrachten dazu die Geodäten, die uns in jedem Punkt die Freifallbeschleunigung einer Testmasse angeben. Seien f 1 und f 2 die Kraftvektoren pro Masseneinheit an einem identifizierten Punkt. Dann ist die skalare Größe 1 (f − f 1 )2 (2.4) G 2 invariant unter orthogonalen Koordinatentransformation, und als Maß für die Abweichung der Raumzeiten voneinander kann die Größe Z 1 ∆E = (f 2 − f 1 )2 d3 x (2.5) G angenommen werden. Mit den Newtonschen Gravitationspotentialen φi gilt ∇φi = −f i , (2.6) 7 2.1. Die Newton-Schrödinger-Gleichung und eingesetzt Z 1 ∆E = (∇φ2 − ∇φ1 )2 d3 x G Z 1 (∇(φ2 − φ1 )) (∇(φ2 − φ1 )) d3 x = G Z 1 =− (φ2 − φ1 )∇2 (φ2 − φ1 )d3 x. G (2.7) (2.8) (2.9) Nimmt man nun noch die Poisson-Gleichung ∇2 φ = 4πGρ (2.10) hinzu, so erhält man ∆E = 4π Z (φ2 − φ1 )(ρ2 − ρ1 ) d3 x. Mit der integralen Formulierung der Poisson-Gleichung Z ρ(x0 ) dx0 φ(x) = G |x − x0 | führt uns das auf die Form Z Z (ρ2 (x) − ρ1 (x)) (ρ2 (x0 ) − ρ1 (x0 )) 3 3 0 ∆E = 4πG d xd x , |x − x0 | (2.11) (2.12) (2.13) die gerade der Energie eines Teilchens mit der Differenzmassenverteilung im eigenen Gravitationsfeld entspricht. Diese Energieunschärfe“ ermöglicht eine Ab” schätzung der Lebensdauer eines solchen Zustandes nach der Heisenbergschen Unschärferelation ~ ∆T = . (2.14) ∆E In Tabelle 2.1 sind Größenordnungen einiger Lebensdauern für Überlagerungszustände gegeben, die gemäß (2.13) und (2.14) berechnet wurden. Dabei wird der Einfachheit halber eine Überlagerung zweier räumlich getrennter Zustände im ” Abstand d“ betrachtet, so dass kein Überlapp“ zustandekommt und die Dichte” funktionen auf Delta-Funktionen reduziert werden können. Die Energiedifferenz wird damit bis auf einen Zahlenfaktor der Größenordnung 1 zu Gm2 , d (2.15) ~d . 4πGm2 (2.16) ∆E = 4π entsprechend gilt für die Lebensdauer ∆T = 8 Kapitel 2. Theoretische Grundlagen m [kg] 10−30 10−27 10−18 10−12 d [m] 10−10 10−10 10−7 10−5 ∆T [s] 1025 1019 104 10−6 Kommentar Elektron mit d = aB Nukleon mit d = aB Wassertropfen mit r = 10−7 m, berührend Wassertropfen mit r = 10−5 m, berührend Tab. 2.1: Lebensdauern ∆T bei Masse m und Abstand“ d ” Man kann aus Tabelle 2.1 deutlich erkennen, dass die Lebensdauern für die in der Quantenmechanik üblicherweise betrachteten Teilchen in einem Bereich liegen, der die beschriebenen Zustandsreduktionen vernachlässigbar erscheinen lässt. Ortszustände für makroskopische Objekte unterliegen dagegen schnellen Reduktionen.2 2.2 Basiszustände für eine objektive Zustandsreduktion Welches sind nun die Basiszustände, aus denen solche Überlagerungszustände aufgebaut sind, und in die sie also auch zerfallen? Offensichtlich können dies nicht die üblichen Freie-Teilchen-Zustände der nichtrelativistischen Quantenmechanik sein. Es ist aber evident, dass die Basiszustände die Rückwirkung der Massen auf die Krümmung der Raumzeit widerspiegeln müssen, wie dies bereits oben bei der Definition der Differenzenergie der Fall war. Penrose selbst hat in [Penrose (1995, 1998)] vorgeschlagen, diese Rückwirkung zu inkorporieren, indem als Basiszustände die Lösungen der zeitunabhängigen Schrödinger-Gleichung − ~2 ∆Ψ = (E − V )Ψ 2m (2.17) ∆V = 4πGm2 |Ψ|2 (2.18) mit dem Potential V aus gewählt werden.3 Formal ist dies eine nichtlineare Schrödingergleichung, in der das betrachtete Teilchen ein Potential sieht, wie es sich aus seiner Aufenthaltswahrscheinlichkeit ergibt. 2 Die in der Tabelle betrachteten Wassertröpfchen sind natürlich schon mit einem einfachen Mikroskop beobachtbar. Um die Newton-Schrödinger-Gleichung experimentell zu überprüfen, müsste aber jeder äußere Einfluß auf ein solches Tröpfchen unterbunden werden, der ebenfalls zu einer Zustandsreduktion führen kann. 3 Als Analogie mag die Hartree-Näherung in der Vielteilchentheorie herangezogen werden, bei der ein herausgegriffenes Teilchen das über die Aufenthaltswahrscheinlichkeiten aller anderen Teilchen gemittelte Potential sieht. 2.2. Basiszustände für eine objektive Zustandsreduktion 9 Die Newton-Schrödinger-Gleichung ist damit der in Abbildung 2.3 veranschaulichte Versuch, die Rückwirkung der gemäß der Allgemeinen Relativitätstheorie durch die Masse erzeugten Raumkrümmung auf die quantenmechanischen Zustände dieser Masse selbst zu beschreiben. Bei Vernachlässigung der Raumkrümmung, also bei Verwendung der Minkowski-Metrik, wird die Wellenfunktion eines freien Teilchens durch ebene Wellen beschrieben. Berücksichtigt man dagegen eine vom Teilchen selbst verursachte Raumkrümmung, so sollte man eine nicht konstante Form der Aufenthaltswahrscheinlichkeit erwarten. 2 |Y1| ( 2 ) Raumzeit durch Masse an Position 1 + |Y2| ( ) Raumzeit durch Masse an Position 2 = ? ? ? ? Abb. 2.2: Überlagerung der Raumzeiten der Einzelzustände einer Masse an zwei verschiedenen, äquivalenten Positionen 2.2.1 Herleitung der Newton-Schrödinger-Gleichung aus einem Variationsprinzip Die Newton-Schrödinger-Gleichung kann auch als Grenzfall einer Quantisierung der Newton-Cartan-Raumzeit mit Hilfe eines Variationsprinzips gewonnen werden. Eine detaillierte Herleitung aus den differentialgeometrischen Zusammenhängen findet sich in [Christian (1997)]. Hier sollen nur die relevanten Ergebnisse zitiert werden. Das Wirkungsfunktional I in der quantisierten Newton-Cartan-Raumzeit wird 10 Kapitel 2. Theoretische Grundlagen freies Teilchen in flacher Raumzeit quantenmechanische Wellenfunktion = ebene Welle freies Teilchen erzeugt gekrümmte Raumzeit quantenmechanische Wellenfunktion = lokalisierte Welle Abb. 2.3: Freies Teilchen in Minkowksi- und allgemeiner Metrik: Selbstwechselwirkung durch Raumkrümmung? – für eine verschwindende kosmologische Konstante – durch Z Z 1 ~2 ab ~ I= φ∆φ + δ ∂a Ψ∂b Ψ + i Ψ∂t Ψ − Ψ∂t Ψ − mΨΨφ dx dt 8πG 2m 2 (2.19) beschrieben. Aus der Variation dieses Wirkungsfunktionals nach dem skalaren Potential φ ergibt sich für das Potential φ die Gleichung ∆φ = 4πGmΨΨ∗ und bei Variation nach dem Materiefeld Ψ die Schrödinger-Gleichung ~2 ∆ + mφ Ψ i~∂t Ψ = − 2m (2.20) (2.21) mit einem externen Gravitationspotential. Die beiden gekoppelten Gleichungen werden in diesem Zusammenhang als Beschreibung eines Teilchens in seinem eigenen Gravitationsfeld im Rahmen der Newton-Cartan-Raumzeit interpretiert. 2.2.2 Einordnung und Vergleich mit ähnlichen Systemen Drückt man das Potential V nicht durch die differentielle Poisson-Gleichung (2.18) aus, sondern in integraler Form Z −Gm2 V (r) = |Ψ(r0 )|2 dr0 , (2.22) |r − r 0 | 11 2.3. Die WKB-Theorie so kann das gesamte System durch Einsetzen in die Schrödinger-Gleichung (2.17) als Integro-Differentialgleichung geschrieben werden, Z Gm2 ~2 ∆Ψ = (E + |Ψ(r 0 )|2 dr 0 )Ψ. (2.23) − 2m |r − r 0 | Es ist daher ein Element der Klasse allgemeiner nichtlinearer SchrödingerGleichungen Z ~2 0 0 2 0 − (2.24) ∆ + K(r, r )|Ψ(r )| dr Ψ(r) = EΨ(r), 2m mit beliebigem Kern K(r, r0 ). Ein prominentes Beispiel dieser Klasse ist die der Bose-Einstein-Kondensation zugrundeliegende Gross-Pitaevskii-Gleichung ~2 0 2 − (2.25) ∆ + g|Ψ(r )| Ψ(r) = EΨ(r), 2m die durch den Integralkern K(r, r 0 ) = gδ(r, r 0 ) (2.26) entsteht. Bose-Einstein-Kondensation in dipolaren Gasen kann durch den Integralkern n(r − r 0 ) 1 0 2 (2.27) K(r, r ) = 2d P2 0 |r − r | |r − r 0 |3 beschrieben werden [Santos u. a. (2000)]. Dabei ist P2 das zweiten LegendrePolynom, d die Kopplungsstärke und n der Einheitsvektor, der die Ausrichtung der Dipole angibt. Vergleicht man die letzte Gleichung mit (2.23), so fällt die formale Ähnlichkeit mit Monopol- bzw. Dipolterm aus der Elektrodynamik ins Auge. Das Newton-Schrödinger-System ist somit Teil einer Klasse von physikalisch relevanten nichtlinearen Schrödingergleichungen. 2.3 2.3.1 Die WKB-Theorie Ziele der WKB-Theorie Zielsetzung der nach Wenzel, Kramers und Brillouin benannten Methode ist die Bestimmung näherungsweiser Wellenfunktionen und Energieeigenwerte für ein (z.B. radialsymmetrisches) eindimensionales quantenmechanisches Problem. Voraussetzung ist, dass das zugehörige Potential V hinreichend langsam mit dem Ort variiert. Die grundsätzliche Schwierigkeit der Anwendung dieser Methode auf nichtlineare Schrödinger-Gleichungen liegt in der Zustandsabhängigkeit der Potentiale. 12 2.3.2 Kapitel 2. Theoretische Grundlagen Herleitung der WKB-Wellenfunktionen Ausgangspunkt ist die zeitunabhängige Schrödingergleichung des eindimensionalen Systems ~2 2 ∂ + V Ψ. (2.28) EΨ = − 2m x Man setzt nun die Form Ψ(x) = A(x) exp i B(x) ~ (2.29) mit den (für E > V reellen) Funktionen A(x) und B(x) (die Amplitude und Phase beschreiben) an, führt die Ableitungen aus und trennt nach Real- und Imaginärteil. Man erhält dann nach Division durch den Exponentialterm die Gleichungen 1 2m (E − V )A = −∂x2 A + 2 (∂x B)2 A 2 ~ ~ 0 = 2∂x A∂x B + A∂x2 B. (2.30) (2.31) Die zweite Gleichung kann sofort integriert werden und liefert den Zusammenhang r c e1 A= (2.32) ∂x B mit einer beliebigen Integrationskonstanten c1 . Einsetzen in die erste Gleichung ergibt nach kurzer Umformung 3 2m(E − V ) = − ~2 4 ∂x2 B ∂x B 2 1 ∂3B + ~2 x + (∂x B)2 . 2 ∂x B (2.33) Bis hierher wurde noch keine Nährung angewendet! Leider ist die nun vorliegende nichtlineare Differentialgleichung dritter Ordnung aber keineswegs einfacher zu lösen als die ursprüngliche. Daher muss eine sinnvolle Näherung gefunden werden, die das System vereinfacht. Man entwickelt dazu die Funktion B in eine Potenzreihe von λ = ~2 , das als Ordnungsparameter angesehen wird (im klassischen Grenzfall wäre ja ~ → 0): B = B0 + λB1 + λ2 B2 + . . . (2.34) Mit Hilfe dieser Entwicklung kann man jetzt Gleichung (2.33) nach Potenzen von λ ordnen: 1 ∂x3 B0 3 2 2 2 (∂ B0 ) − − 2(∂x B0 ∂x B1 ) 0 =2m(E − V ) − (∂x B0 ) + λ 4 x 2 ∂x B0 + λ2 (. . .) + . . . (2.35) 13 2.3. Die WKB-Theorie Als erste Näherung betrachtet man das System in nullter Ordnung von λ, so dass 2m(E − V ) = (∂x B0 )2 (2.36) zu lösen bleibt. Für ein gegebenes Potential lässt sich dieses Problem dann meist einfach integrieren. Man findet allgemein zwei Typen von Lösungen, die sich im Vorzeichen von E−V unterscheiden. Da in der klassischen Mechanik nur Zustände möglich sind, für die E > V gilt, spricht man von klassisch erlaubten und klassisch verbotenen Zuständen. • Betrachtet man zunächst klassisch erlaubte Zustände, so fällt auf, dass bei der Lösung von (2.36) in der Form ∂x B0 (r) = ± p 2m(E − V (x)) = ±p(x) (2.37) der klassische Impuls p(x) auftritt. Die Funktion B0 entspricht dann der Wirkung Z x B0 (x) − B0 (a) = ± p(x0 )dx0 (2.38) a gemessen von einem Anfangspunkt a; da B0 (a) = const, vereinfacht sich dies nun noch zu Z x B0 (x) = ± p(x0 )dx0 + const . (2.39) a Damit wird die allgemeine Wellenfunktion dieser Zustände zu Z x Z i x i 0 0 0 0 , C1 exp p(x )dx + C2 exp − p(x )dx ~ a ~ a (2.40) wobei c1 und der aus der Integrationskonstante resultierende Faktor zu Faktoren Ci zusammengefasst wurden. Es handelt sich also um eine Überlagerung oszillierender Funktionen. 1 Ψ(x) = p p(x) • In den klassisch verbotenen Gebieten wird der Impuls p(x) imaginär. Formal kann die Wellenfunktion in diesem Bereich aber genauso gewonnen werden. Berücksichtigt man zusätzlich noch die Bedingung der Normierbarkeit, so fällt der Anteil der Wellenfunktion mit exponentiellem Anstieg weg, und es verbleibt Z 1 1 x 0 0 Ψ(x) = C exp − |p(x )|dx . (2.41) |p(x)| ~ a 14 Kapitel 2. Theoretische Grundlagen 2.3.3 Einschränkungen und Probleme • Die WKB-Methode ist nur auf eindimensionale Systeme anwendbar; d.h., ein Problem muß zumindest in Radial- und Winkelanteil separierbar sein, wobei der Winkelanteil auf andere Weise gelöst werden muß. Die Erweiterung der WKB-Theorie auf mehrdimensionale Probleme ist nur für integrable Systeme möglich und als als EBK-Methode (nach Einstein, Brillouin und Keller) oder unter dem Stichwort Torusquantisierung“ bekannt. Für ” unsere Zwecke ist die WKB-Methode aber ausreichend. • Wie bei jeder Näherungsmethode muss die Gültigkeit der WKB-Lösung eines Systems geprüft werden. Als erster Test kann eine Betrachtung des zweiten Terms der Entwicklung (2.34) gelten. Er resultiert in einem Korrekturfaktor der Wellenfunktion: Ψ1 = Ψ0 exp {i~B1 } (2.42) Die Indizes der Wellenfunktionen Ψi sollen hier die höchste in die Lösung einfließende Ordnung der Entwicklung angeben. Man kann nun sofort sagen, dass die Näherung in nullter Ordnung gültig sein wird, wenn ~B1 1 (2.43) ist. Aus der nach λ sortierten Gleichung findet man für die Korrekturen erster Ordnung ! 2 3 ∂x2 B0 1 ∂x3 B0 − 2∂x B0 ∂x B1 = 0. (2.44) λ − 4 ∂x B0 2 ∂x B0 Mit der Abkürzung `= ~ ~ =p ∂ x S0 2m(E − V ) (2.45) und aufgelöst nach ∂x B1 gilt ~∂x B1 = − 1 (∂x `)2 1 2 + ∂x ` 8 ` 4 (2.46) (∂x `)2 . ` (2.47) oder, einmal integriert 1 1 ~B1 = ∂x ` − 4 8 Z Bedingung (2.43) wird dann erfüllt sein, wenn ∂x ` 1 (2.48) 15 2.3. Die WKB-Theorie gilt; die äquivalente Formulierung mit dem Potential V lautet ~m∂x V 3 (2m(E − V )) 2 1. (2.49) Diese Gleichung stellt die quantifizierte Version der erwähnten Forderung hinreichend langsamer Variation des Potentials dar. • Wie unschwer aus den oben hergeleiteten WKB-Wellenfunktionen (2.40) und (2.41) zu erkennen ist, treten an den klassischen Umkehrpunkten, wo E = V bzw. p = 0 gilt, Singularitäten auf. Dies kann zum einen zu Schwierigkeiten mit der Normierung der Wellenfunktion führen, zum anderen stellt sich die Frage, wie der Zusammenhang zwischen den Wellenfunktionen im klassisch erlaubten und verbotenen Bereich ist. Beide Probleme können oft durch die Methode der uniformen Näherung gelöst werden. 2.3.4 Die uniforme Näherung Ausgangspunkt der uniformen Näherung ist die Idee, anstelle des gegebenen Problems ein einfacher lösbares mit derselben Struktur – bezogen auf die Umkehrpunkte – zu lösen und die gewonnene Lösung an das ursprüngliche Problem anzupassen. Eine ausführliche Übersicht über die Methode findet sich z.B. in [Berry u. Mount (1972)]. Wir beschränken uns im Folgenden auf Probleme mit einem einzigen Umkehrpunkt. Sei xU die Koordinate des Umkehrpunktes. Für den Impuls p gilt p2 > 0 für x < xU (2.50) p2 < 0 für x > xU . (2.51) und Am Umkehrpunkt selbst ist natürlich p(xU ) = 0. Dies legt die Näherung p2 ≈ c(xU − x) (2.52) c = ∂x p2 x=x (2.53) mit der Konstanten nahe. Die Schrödinger-Gleichung ∂x2 p2 + 2 ~ U Ψ=0 (2.54) lässt sich mit dieser Näherung in der Umgebung des Umkehrpunktes schreiben als c(xU − x) 2 Ψ = 0. (2.55) ∂x + ~2 16 Kapitel 2. Theoretische Grundlagen Ein Übergang auf die immer reelle Variable c 13 q= (xu − x) ~2 (2.56) (∂q2 + q)ψ = 0, (2.57) ψ(q) = Ψ(q(x)) (2.58) vereinfacht die genäherte Schrödinger-Gleichung zu wobei ist. Gleichung (2.57) wird von den Airy-Funktionen Ai(−q) und Bi(−q) gelöst: ψAiry = αAi(−q) + βBi(−q), α, β beliebig Das asymptotische Verhalten der Airy-Funktionen ist bekannt. Es gilt 1 −1 2 3 π 4 2 Ai(−q) ∼ √ q cos q − für q → ∞ π 3 4 1 2 3 − 41 ∼ √ |q| exp − |q| 2 für q → −∞ 2 π 3 (2.59) (2.60) (2.61) und 1 −1 2 3 π Bi(−q) ∼ √ q 4 sin q2 − für q → ∞ π 3 4 1 2 3 − 41 ∼ √ |q| exp für q → −∞. |q| 2 π 3 Nach Gleichung (2.40) ist die WKB-Lösung von (2.57) aber Z q Z p 1 i i qp 0 0 0 0 ψ= p c1 exp q ~ dq + c2 exp − q ~ dq 4 ~ a ~ a q~2 (2.62) (2.63) (2.64) im klassisch erlaubten Bereich, und entsprechend im verbotenen. Da wir um xU entwickelt haben, wird der Umkehrpunkt als Startpunkt der Integration verwendet: a = xU (2.65) Das Integral im Exponenten lässt sich nun auswerten, und man erhält (der Einfachheit halber sei der aus xU resultierende konstante Anteil in den ci ’s absorbiert) 1 2 3 2 3 2 2 ψ= p c1 exp i q + c2 exp −i q . (2.66) 4 3 3 q~2 17 2.4. Quantenmechanik und Semiklassik Der Vergleich mit (2.40) zeigt, dass die WKB-Wellenfunktion Ψ durch 2 14 ~q Ψ̃ = ψAiry |p2 | mit der Definition 1 2 3 q2 = 3 ~ Z (2.67) x p(x0 )dx0 (2.68) xU im klassisch erlaubten Bereich angenähert werden kann. Im klassisch verbotenen Bereich muss q < 0 gelten. Deshalb führt man einen zusätzlichen Phasenfaktor ein und definiert dort Z 3πi 1 x 2 3 q 2 = exp ± p(x0 )dx0 . (2.69) 3 2 ~ xU Somit ist Gleichung (2.67) eine für alle x gleichermaßen gültige Näherungsschreibweise für Ψ, die die Divergenz am klassischen Umkehrpunkt vermeidet. 2.4 Quantenmechanik und Semiklassik Der Formalismus der Quantenmechanik gestattet die Lösung einer Vielzahl von Problemstellungen. Dennoch gibt es Systeme, für die Näherungsmethoden zur Lösung notwendig sind – ein Beispiel wäre die bereits beschriebene WKB-Methode – und solche, bei denen zwar eine quantenmechanische Lösung vorhanden, ihre anschauliche Deutung aber nicht offensichtlich ist. In solchen Fällen können oft semiklassische Methoden zu einem tieferen Verständnis des physikalischen Gehalts eines Problems und seiner Lösungen führen. Die Bezeichnung Semiklassik“ ” deutet bereits an, dass hierbei Parallelen zur klassischen Mechanik – insbesondere zum Lagrange- bzw. Hamiltonformalismus – gezogen werden. Allgemein versteht man unter Semiklassik – im Sinne des Bohrschen Korrespondenzprinzips – die Quantenmechanik im Fall großer“ Quantenzahlen. ” 2.4.1 Ein kurzer Vergleich zwischen Quantenmechanik und Semiklassik Welche Näherungen werden gegenüber der Quantenmechanik in der Semiklassik eingeführt? Im Feynmanschen Pfadintegralformalismus der Quantenmechanik wird die Propagation eines Teilchens im wesentlichen durch die Aufsummierung der Integration der klassischen Lagrangefunktion L Z X Z Endpunkt i Ldt exp ~ Anfangspunkt alle Pfade 18 Kapitel 2. Theoretische Grundlagen entlang aller möglichen Pfade von Anfangs- zu Endort durchgeführt. Im klassischen Grenzfall muss der tatsächliche Pfad das oben auftretende Wirkungsintegral minimieren. Für hohe Quantenzahlen wird die Exponentialfunktion stark oszillieren, so dass sich Beiträge abseits des minimierenden Pfades schnell wegheben werden. Aus diesem Grund ist es dann legitim, als erste Näherung für das quantenmechanische System tatsächlich nur den klassischen Pfad zu berücksichtigen. Sind – wie etwa beim Doppelspaltexperiment – klassisch zwei unterschiedliche Pfade möglich, dann muss bei diesem Vorgehen aber die Superposition der Wegintegrale entlang dieser beiden Wege als Näherungslösung verwendet werden. In diesem Sinne ist die Behandlung des Systems immer noch quantenmechanisch“ ” – es werden lediglich die Pfade mit geringerer Wahrscheinlichkeit vernachlässigt. Man kann bereits hier Analogien zur Bohr-Sommerfeld-Näherung erkennen, die den stabilen Bahnen“ der Elektronen im Atom Bedingungen hinsichtlich der ” integrierten Wirkung auferlegt. 2.4.2 Energieniveaus sierung und Bohr-Sommerfeld-Quanti- Die Energieniveaus eines Systems sind in der Quantenmechanik die Eigenwerte des Hamiltonoperators. Im semiklassischen Grenzfall können diese auf die periodischen Bahnen des korrespondierenden klassischen Systems zurückgeführt werden (Bohr-Sommerfeld-Quantisierung). Anschauliche Vorstellung ist, dass zwischen zwei Umkehrpunkte genau eine ganze Zahl von Halbwellen passen muss, damit die entsprechende Bahn periodisch ist. Durch die zusätzliche Forderung eines stetigen Übergangs von oszilliernder Wellenfunktion im klassisch erlaubten Bereich zu exponentiellem Abfall im klassisch verbotenen Bereich kommt noch ein Maslov-Index“ genannter Term η hinzu, so dass die vollständige Quantisierungs” bedingung für die Wirkung W (E) zwischen den Umkehrpunkten a und b Z b ! W (E) = 2 p(x)dx = h (n + η) (2.70) a gilt. Beim harmonischen Oszillator ist η beispielsweise 21 . Für ein vorgegebenes Potential V ist dann der Weg zu den Energieeigenwerten vorgezeichnet. Mit dem Impuls p p(x) = 2m (E − V (x)) (2.71) stellt Gleichung (2.70) eine Bedingung für die zulässigen Energien dar. Betrachtet man ein Coulomb-Potential, Ze2 VC = − (2.72) x so führt uns das zu der Bestimmungsgleichung r Z xU r Ze2 m ! 2 dx = 2πZe − E+ = h (n + η) (2.73) W (E) = 2 x 2E 0 19 2.4. Quantenmechanik und Semiklassik mit dem Umkehrpunkt Ze2 . E (2.74) 1 Z 2 e4 m Z 2 Ry = , 2 ~2 (n + η)2 (n + η)2 (2.75) xU = − Auflösen nach E ergibt schlussendlich E=− wobei Ry die Rydbergenergie darstellt. Ein Vergleich mit den exakten Energien liefert für das Coulomb-Problem den Maslov-Index η = 0. Die Tatsache, dass mit dieser Wahl von η die quantenmechanischen Ergebnisse von der Semiklassik vollständig reproduziert werden, stellt aber eine echte Ausnahme dar. 20 Kapitel 2. Theoretische Grundlagen Kapitel 3 Analytische Eigenschaften der Newton-Schrödinger-Gleichung Aus dem Newton-Schrödinger-System allein können bereits einige allgemeine Eigenschaften von Lösungen abgeleitet werden. Dies ermöglicht es, gezielt Ansätze für Näherungslösungen aufzustellen. Neben den allgemeinen Eigenschaften der Gleichungen wird besonderes Augenmerk auf die zu erwartenden Lösungstypen und ihre asymptotischen Eigenschaften gelegt. 3.1 3.1.1 Allgemeine Eigenschaften Die Standardform Das eigentliche Newton-Schrödinger-System 2m (E − V (r))Ψ(r) ~2 ∆V (r) = 4πGm2 |Ψ(r)|2 . ∆Ψ(r) = − (3.1) (3.2) bestehend aus der Schrödingergleichung der Quantenmechanik und der Poissongleichung der Newtonschen Gravitation, kann insbesondere für die hier relevanten radialsymmetrischen Probleme auf eine handlichere Form gebracht werden. Mit der radialsymmetrischen Form des ∆-Operators 2 ∆ → ∂r2 + ∂r r (3.3) und der Transformation 2m (E − V ) ~2 √ 8πGm3 Ψ S(r) = ~ U (r) = 21 (3.4) (3.5) 22 Kapitel 3. Analytische Eigenschaften der Newton-Schrödinger-Gleichung erhält man ein vereinfachtes System für S und U , ∆S = −U S ∆U = −|S|2 . (3.6) (3.7) 1 Beide Funktionen haben die Dimension (Länge) 2 . Im Folgenden werden die Funktionen U und S der Einfachheit halber als Potential und Wellenfunktion bezeichnet. 3.1.2 Klassifizierung der Newton-Schrödinger-Gleichung Das Newton-Schrödinger-System besteht aus zwei gekoppelten nichtlinearen Differentialgleichungen zweiter Ordnung. Sie können in eine einzige nichtlineare Differentialgleichung vierter Ordnung umgeschrieben werden: ∂r4 S(r) = S|S|2 2(∂r S)2 ∂r2 S 2∂r3 S (∂r2 S)2 2∂r S∂r2 S 2∂r S∂r3 S − − + + + (3.8) r2 S2 r S rS S Ein lineares System vierter Ordnung hätte vier unabhängige Konstanten in seiner Lösung. Wir werden im Zuge der WKB-Näherung sehen, dass das dort entstehende linearisierte Gleichungssystem ebenfalls vier unabhängige Konstanten aufweisen wird. 3.1.3 Symmetrie von S Betrachtet man Gleichungen (3.6) und (3.7), so wird unmittelbar klar, dass zu einer gegebenen Lösung (U, S) auch (U, −S) eine Lösung darstellt. Somit kann das Vorzeichen von S beliebig gewählt werden. Da lediglich |S|2 physikalische Bedeutung hat, ist dies nicht weiter überraschend. Im Folgenden wird deshalb von S(0) ≥ 0 (3.9) ausgegangen. 3.1.4 Darstellung in Integralform Ausgehend von den Gleichungen (3.6) und (3.7) kann man, wie in [Tod u. Moroz (1999)] gezeigt, eine integrale Form des Systems aufstellen. Man schreibt das System dazu als 1 ∂r (r 2 ∂r S) = −U S 2 r 1 ∂r (r 2 ∂r U ) = −S 2 . 2 r (3.10) (3.11) 23 3.2. Verschiedene Lösungstypen Multiplizieren mit r 2 und Integration von 0 bis r liefert Z 1 r 2 ∂r S(r) = − 2 x U (x)S(x)dx r 0 Z 1 r 2 x S(x)2 dx, ∂r U (r) = − 2 r 0 eine weitere Integration führt zu Z r Z r Z 1 y 2 ∂x S(x)dx = S(r) − S(0) = − x U (x)S(x)dx dy 2 0 0 y 0 Z Z r Z r 1 y 2 x S(x)2 dx dy. ∂x U (x)dx = U (r) − U (0) = − 2 y 0 0 0 (3.12) (3.13) (3.14) (3.15) Das innere Integral kann als Funktion der Variablen y innerhalb des äußeren Integrals behandelt werden. Eine partielle Integration vereinfacht die Gleichungen dann zu Z Z r 1 r 2 1 2 S(r) − S(0) = x U (x)S(x)dx − y U (y)S(y)dy (3.16) r 0 0 y Z r Z 1 2 1 r 2 2 x S(x) dx − U (r) − U (0) = y S(y)2 dy, (3.17) r 0 y 0 und schließlich Z r x x( − 1)U (x)S(x)dx r Z0 r x U (r) = U (0) + x( − 1)S(x)2 dx. r 0 S(r) = S(0) + 3.2 3.2.1 (3.18) (3.19) Verschiedene Lösungstypen Partikuläre Lösungen Hartmann und Schmidt [Hartmann (1999)] haben darauf hingewiesen, dass partikuläre Lösungen existieren, deren einfachste die triviale S=0 U = const (3.20) (3.21) ist. Eine weitere Lösung ist das System ±2 r2 −2 U= 2, r S= das für r → 0 quadratisch divergiert und somit nicht mehr normierbar ist. (3.22) (3.23) 24 3.2.2 Kapitel 3. Analytische Eigenschaften der Newton-Schrödinger-Gleichung Gebundene Lösungen In [Tod u. Moroz (1999)] wurde gezeigt, dass es eine Familie von gebundenen Lösungen gibt, d.h. Lösungen, die für alle r endlich und normierbar sind. Neben einem eindeutigen, normierbaren Grundzustand minimaler negativer Energie der Funktion S ohne Nullstelle gibt es zu jedem n ∈ N normierbare Lösungen höherer Energie mit n Nullstellen, deren Eindeutigkeit aber noch nicht analytisch bewiesen werden konnte. Für n → ∞ geht die (negative) Energie der zugehörigen gebundenen Lösungen streng monoton gegen null. 3.3 Skalierungsverhalten des Systems Das Newton-Schrödinger-System weist eine Skalierungsinvarianz auf, die zur Bestimmung normierter Lösungen von großem Nutzen ist. Seien S(r) und U (r) ein Paar von Lösungen. Dann liefert die Abbildung r Γ : (S, U, r) → (µ2 S, µ2 U, ) =: (S̃, Ũ , r̃) µ (3.24) wiederum ein Paar von Lösungen S̃ und Ũ mit der ebenfalls skalierten Radiusvariablen r̃. Der Beweis dieser Behauptung folgt direkt durch Einsetzen in das System: 2 S̃ S̃ Ũ S̃ 2 ∂r2 S + ∂r S = −U S → ∂r2 2 + ∂r 2 = − 4 r µ µr̃ µ µ 2 Ũ Ũ S̃ 2 2 ∂r2 U + ∂r U = −S 2 → ∂r2 2 + ∂r 2 = − 4 . r µ µr̃ µ µ (3.25) (3.26) Die Kettenregel liefert beim Übergang auf die skalierte Radiusvariable r̃ dann 1 ∂r̃ µ 1 ∂r2 = 2 ∂r̃2 µ ∂r = (3.27) (3.28) und somit 2 ∂r̃2 S̃ + ∂r̃ S̃ = −Ũ S̃ r̃ 2 2 ∂r̃ Ũ + ∂r̃ Ũ = −S̃ 2 . r̃ Ist eine nichtnormierte Lösung des Systems bekannt, gilt also Z ∞ 4π Ψ2 r 2 dr = N 6= 1, 0 (3.29) (3.30) (3.31) 3.4. Asymptotik von Potential und Wellenfunktion oder mit der Funktion S(r) = geschrieben ~2 2Gm3 Z r ∞ 25 8πGm3 Ψ(r) ~2 (3.32) S 2 r 2 dr = N, (3.33) 0 dann erhält man eine normierte Lösung als Ergebnis einer Transformation Γ(µ) mit µ so, dass gilt Z ∞ ~2 S̃ 2 r̃ 2 dr̃ = 1. (3.34) 2Gm3 0 Einsetzen der Rücktransformation liefert dann für µ µ= 3.4 1 . N (3.35) Asymptotik von Potential und Wellenfunktion Aus den Integralgleichungen (3.18) und (3.19) lässt sich das asymptotische Verhalten von Lösungen bestimmen (vgl. auch [Tod u. Moroz (1999)]). Dies ermöglicht eine Prüfung der WKB-Lösung und die Bestimmung einiger auftretender Integrationskonstanten. 3.4.1 Verhalten für r → ∞ Wir betrachten zunächst die Funktion U (r): Z Z r 1 r 2 2 2 x S dx U (r) = U (0) − xS dx + r 0 0 (3.36) Da die betrachteten Lösungen alle normierbar sein sollen, ist klar, dass das zweite Integral im Grenzfall r → ∞ einen endlichen Wert annehmen wird. Weil r > 0 gilt und S(0) ebenfalls einen endlichen Wert darstellt, ist unmittelbar einsichtig, dass auch das erste Integral konvergieren muss. Damit nimmt die Funktion U im Grenzfall die Form Q (3.37) U∞ = P + r mit den Abkürzungen Z ∞ xS 2 dx (3.38) P := U (0) − 0 Z ∞ 2Gm3 Q := x2 S 2 dx = N (3.39) ~2 0 26 Kapitel 3. Analytische Eigenschaften der Newton-Schrödinger-Gleichung an. Unter Berücksichtigung der Skalierungsinvarianz kann jetzt der Energieeigenwert, der zur normierten Lösung einer – etwa aus der Numerik – gegebenen Funktion S(r) gehört, bestimmt werden. Dazu verwendet man die Definition der Funktion Ũ und die Forderung, dass das Potential V im Unendlichen null werden soll: 2m (E − V (r)) ~2 2m Ũ∞ = 2 E ~ ~2 ~2 2 ⇒E= Ũ∞ = µ U∞ 2m 2m ~2 4Gm6 2m5 G2 P = P = 2m ~4 Q2 ~2 Q 2 Ũ (r) = (3.40) Mit Hilfe dieser Form können später die Integrationskonstanten der WKB-Lösung und die Energieeigenwerte zu den nichtnormierten numerischen Lösungen bestimmt werden. Um das Verhalten von S(r) für r → ∞ zu bestimmen, setzt man (3.37) in die bestimmende Differentialgleichung (3.6) ein. Für unsere Zwecke genügt es hierbei, U∞ = P = const anzusetzen 1 . Die allgemeine Lösung der resultierenden Differentialgleichung 2 (3.41) ∂r2 S + ∂r S + P S(r) = 0 r ergibt o n √ 1 c2 S(r) = exp − −P r c1 + √ . (3.42) r 2 −P Ein solcher im wesentlichen exponentieller Abfall ist für die Wellenfunktion im klassisch verbotenen Bereich auch zu erwarten. 3.4.2 Verhalten für r → 0 Um das Verhalten der Funktionen U (r) und S(r) in der Umgebung von null zu untersuchen, entwickelt man beide Funktionen formal in eine Taylorreihe. Berücksichtigt man darüber hinaus, dass beide Funktionen aus Symmetriegründen gerade sein müssen, so erhält man für S(r) 1 1 6 6 1 r ∂r S|0 + O(r 8 ), S(r) = S(0) + r 2 ∂r2 S|0 + r 4 ∂r4 S|0 + 2 24 720 (3.43) das Ergebnis für die vollständige Form mit dem r1 -Term findet sich im Anhang A; man erhält dann Coulomb-Wellenfunktionen. Die für uns wesentlichen Eigenschaften ändern sich aber nicht. 1 27 3.4. Asymptotik von Potential und Wellenfunktion ebenso natürlich den Ausdruck für U (r). Bildet man nun die Ableitungen dieser Terme 1 1 5 6 ∂r S = r∂r2 S|0 + r 3 ∂r4 S|0 + r ∂ S|0 + O(r 7 ) 6 120 r 1 1 ∂r2 S = ∂r2 S|0 + r 2 ∂r4 S0 + r 4 ∂r6 S|0 + O(r 6 ) 2 24 (3.44) und setzt sie in das Newton-Schrödinger-System ein, dann kann man nach Potenzen von r ordnen. Es ergibt sich aus (3.6) 2 1 1 1 1 2 4 4 6 2 2 ∂r S + ∂r S = 3∂r S0 + r ∂r S|0 + r ∂r S|0 + O(r 6 ) + + r 3 2 24 60 1 2 = − S0 U0 − r U0 ∂r2 S|0 + S0 ∂r2 U |0 2 1 1 1 2 4 4 4 2 −r U0 ∂r S|0 + S0 ∂r U |0 + ∂r S|0 ∂r U0 + O(r 6 ) 24 24 4 und aus (3.7) ∂r2 U 2 1 4 1 4 2 2 + ∂r U = 3∂r U0 + r ∂ U |0 + ∂ r U |0 r 3 r 2 1 6 1 6 4 ∂ U |0 + ∂r U |0 + O(r 6 ) +r 24 r 60 1 1 2 2 2 2 4 4 2 = − S0 − r S0 ∂r S|0 − r S0 ∂r S|0 + (∂r S|0 ) + O(r 6 ) 12 4 Diese Beziehungen müssen für die verschiedenen Ordnungen von r separat erfüllt sein. Damit gewinnt man für die höheren Ableitungen bei r = 0 die Relationen 1 ∂r2 S|0 = − U (0)S(0) 3 3 ∂r4 S|0 = − (U (0)∂r2 S|0 + S(0)∂r2 U |0 ) 5 1 1 = S0 U02 + S03 5 5 1 19 ∂r6 S|0 = − S0 U03 − S03 U0 7 21 1 ∂r2 U |0 = − S(0)2 3 6 ∂r4 U |0 = − S(0)∂r2 S|0 5 2 2 = S0 U 0 5 16 2 ∂r6 U |0 = − S02 U02 − S04 21 7 (3.45) unter der Annahme, dass |S(0)2 + r 2 S(0)∂r2 S|0 + O(r 4 )| = S(0)2 + r 2 S(0)∂r2 S|0 + O(r 4 ). (3.46) In einer geeigneten Umgebung von null gilt dies immer, wenn ∂r2 S|0 nicht divergiert und S(0) > 0 erfüllt ist. Die Reihenentwicklungen von U (r) und S(r) 28 Kapitel 3. Analytische Eigenschaften der Newton-Schrödinger-Gleichung ergeben sich somit zu 1 4 1 r (U (0)2 S(0) + S(0)3 ) + O(r 6 ) S(r) = S(0) − r 2 U (0)S(0) + 6 120 1 4 1 2 2 U (r) = U (0) − r S(0) + r S(0)2 U (0) + O(r 6 ). 6 60 (3.47) (3.48) Kapitel 4 Numerische Lösung der Newton-Schrödinger-Gleichung Vorgehensweise und Ergebnisse einer numerischen Behandlung des NewtonSchrödinger-Systems sollen in diesem Kapitel vorgestellt werden, um für die WKB-Ergebnisse Vergleichswerte zur Verfügung zu haben. Außerdem werden einige spezielle Eigenschaften der Lösungen herausgearbeitet und auf ihre physikalischen Konsequenzen untersucht. 4.1 Die Vorgehensweise In der numerischen Behandlung wurden gebundene Lösungen zum skalierten System (3.6) und (3.7) gesucht. Dazu wurde ein Runge-Kutta-Verfahren vierter Ordnung mit adaptiver Schrittweite verwendet, wie es die GSL-Bibliotheken für C++ 1 implementieren. Aufgrund der in Abschnitt 3.3 gezeigten Eigenschaften können die Lösungen durch Variation der Anfangswerte U (r0 ) bei festem, aber beliebigem S(r0 ) und ∂r S|r0 = ∂r U |r0 = 0 (wegen der Radialsymmetrie) gefunden werden. Der Grenzwert r0 → 0 ist dabei numerisch aufgrund der Divergenz des Laplace-Operators nicht direkt zu realisieren, der durch den verwendeten Wert r0 = 10−19 in geeignet gewählten Einheiten entstehende Fehler ist aber zu vernachlässigen. Unterhalb eines gewissen (positiven) Startwertes U (r0 ) weist die gefundene numerische Lösung für S keine Nullstellen auf und divergiert für endliches r gegen +∞. Sukzessives Erhöhen von U (r0 ) führt dazu, dass ab einem bestimmten Wert eine Nullstelle auftritt und S gegen −∞ strebt. Mit Hilfe eines Intervallhalbierungsverfahrens kann dann U (r0 ) möglichst dicht an dem Wert gewählt werden, an dem die zusätzliche Nullstelle auftritt. Dies sorgt automatisch dafür, dass die numerische Divergenz erst möglichst spät auftritt. Der theoretische Grenzfall keiner Divergenz für den gebundenen Zustand erfordert unendliche Genauigkeit des 1 siehe http://www.gnu.org/software/gsl/ 29 30 Kapitel 4. Numerische Lösung der Newton-Schrödinger-Gleichung Startwertes und ist praktisch somit unzugänglich. Abbildung 4.1 zeigt anhand des Grundzustandes, wie sich mit steigender Genauigkeit des Startwertes U (r0 ) der Ort der numerischen Divergenz zu höheren r verschiebt. In derselben Weise können die höheren gebundenen Zustände durch Suche nach dem Wechsel von n zu n + 1 Nullstellen bestimmt werden. 2 10-5 10-6 -7 10-10 10-12 10-15 10-19 10 S(n=0) (unskaliert) 1,5 1 0,5 0 -0,5 -1 -1,5 -2 0 5 10 15 20 25 30 r (unskaliert) 35 40 45 50 Abb. 4.1: S(r) für verschiedene Genauigkeiten der Startwertbestimmung; die numerische Angabe im Diagramm bezieht sich auf die Länge des letzten Intervalls im Halbierungsverfahren. 4.2 Natürliche Einheiten Für die numerische Bestimmung werden natürliche Einheiten verwendet. In diesem System ist ~ = G(= c) = 1. (4.1) Darüber hinaus soll auch die betrachtete Masse als 1 angesehen werden können. Mit diesen Festlegungen ist ein neues Einheitensystem eindeutig definiert – alle Einheiten können als Kombinationen dieser Größen dargestellt werden. Sollen die Ergebnisse dann in SI-Einheiten umgewandelt werden, ist eine Rückskalierung 31 4.3. Einige Wellenfunktionen und Potentiale anzuwenden. Es gelten die Relationen G 2 m5 E ~2 ~2 rSI = 3 r. m G ESI = (4.2) (4.3) Damit sind die erhaltenen numerischen Werte von der betrachteten Masse unabhängig, da diese in die verwendeten Einheiten eingeht. 4.3 Einige Wellenfunktionen und Potentiale Die numerisch gewonnenen Funktionen S und U lösen zwar das System, müssen aber noch umskaliert werden, da S im Allgemeinen noch nicht normiert ist. Nach Anwendung der Skalierungsgesetze aus 3.3 erhält man normierte Wellenfunktionen und die dazugehörigen Potentiale. Die Abbildungen 4.2 bis 4.5 zeigen einige der erhaltenen Funktionen. 4.4 Energieniveaus Die Energien zu den einzelnen Zuständen können entweder aus der Anpassung von ar + b an das Potential für Werte von r, die größer sind als der klassische Umkehrpunkt, bestimmt werden, oder aus den nichtskalierten Funktionen unter Berücksichtigung der Asymptotik. • Die skalierte Funktion Ũ nimmt im Grenzfall den Wert Ũ∞ = 2m E ~2 (4.4) an, da V natürlich gegen null streben muss. Aus einer Anpassung an die oben angegebene Funktion folgt dann der Energieeigenwert E= ~2 b. 2m (4.5) Diese Methode hat jedoch den Nachteil, dass neben der zur Bestimmung des Skalierungsfaktors nötigen numerischen Integration auch noch ein Fit an die skalierte Funktion vorgenommen werden muss. Aus diesem Grund sollte aus den nichtskalierten Funktionen ein genauerer Wert gewonnen werden können: 32 Kapitel 4. Numerische Lösung der Newton-Schrödinger-Gleichung 0,6 U(r) S(r) 0,4 0,2 0 -0,2 -0,4 -0,6 0 10 20 30 40 50 60 70 r Abb. 4.2: Normierte Wellenfunktion und Potential im Grundzustand; die rechts zu erkennende Divergenz ist numerisch bedingt, die Wellenfunktion kann hier aber durch ihre asymptotische Form ausgedrückt werden. 0,04 U(r) S(r) 0,03 0,02 0,01 0 -0,01 -0,02 -0,03 -0,04 0 50 100 150 200 250 r Abb. 4.3: Zweiter angeregter Zustand 300 350 33 4.4. Energieniveaus 0,0035 U(r) S(r) 0,003 0,0025 0,002 0,0015 0,001 0,0005 0 -0,0005 -0,001 0 500 1000 1500 2000 2500 r Abb. 4.4: Zehnter angeregter Zustand U(r)/10 S(r) 6e-05 4e-05 2e-05 0 -2e-05 -4e-05 -6e-05 0 2000 4000 6000 8000 10000 12000 14000 r Abb. 4.5: 30. angeregter Zustand 34 Kapitel 4. Numerische Lösung der Newton-Schrödinger-Gleichung • Bereits im Abschnitt 3.4 wurde in Gleichung (3.40) der Energieeigenwert auf aus den nichtskalierten Funktionen zugängliche Größen zurückgeführt: 2m5 G2 P ~2 Q 2 Z ∞ xS 2 dx mit P = U (0) − E= 0 und Q = Z ∞ x2 S 2 dx 0 Die Integration kann in Praxi natürlich nicht bis ∞ durchgeführt werden, da das numerisch bestimmte S wie gezeigt schließlich divergiert. Die Integrale werden deshalb vor der Divergenz abgebrochen. Da S jenseits des klassischen Umkehrpunktes exponentiell abfällt, ist der hierdurch entstehende Fehler ebenfalls exponentiell klein und kann durch Anpassen eines exponentiellen Abfalls weiter verringert werden. Tabelle 4.1 listet die gewonnenen Energieeigenwerte bis zur Ordnung n = 39 in den in Abschnitt 4.2 verwendeten Einheiten auf, wie sie das Programm mit der höchsten verwendeten Genauigkeit (relative und absolute Fehlervorgabe für die gsl-Bibliotheken 10−19 ) liefert. n 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 Energieeigenwert -0,1628681765212593 -0,03081453138584109 -0,01253301946649722 -0,006750901627533464 -0,004211189161992967 -0,002875302157342785 -0,002087204435908136 -0,001583735262068196 -0,001242666667415746 -0,001000985788600076 -0,0008235207534283319 -0,0006893811761787296 -0,0005855343497201638 -0,00050349859658191 -0,0004375693365156698 -0,000383789077746053 -0,0003393474186479111 -0,0003022009795067046 -0,0002708356646311647 -0,0002441121013688074 n 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 Energieeigenwert -0,0002211564989511983 -0,0002012930459669876 -0,0001839901493940441 -0,0001688264403084888 -0,0001554626445493706 -0,0001436212029005053 -0,0001330859338060408 -0,0001236690387326328 -0,0001152171624080823 -0,0001076055802739931 -0,0001007187720299662 -0,00009447862359910298 -0,00008879489008692852 -0,00008361163463871026 -0,00007886961882239671 -0,00007451962139554392 -0,00007051982077162128 -0,00006683369747712184 -0,00006342916723486477 -0,00006027831954420342 Tab. 4.1: Energieeigenwerte: direkte Ausgabe des Programms 35 4.5. Genauigkeit der ermittelten Energieeigenwerte 4.5 Genauigkeit der ermittelten Energieeigenwerte Um die Anzahl der verlässlichen Nachkommastellen zu bestimmen, können mehrere Programmdurchläufe mit niedrigerer Genauigkeit gestartet werden. Ein Vergleich der Ergebnisse zeigt dann, bis zu welchem Grad sich eine Erhöhung der Genauigkeit auf die erhaltenen Werte auswirkt. Tabelle 4.2 zeigt einige Energieeigenwerte, wie sie bei verschiedenen Genauigkeiten ermittelt wurden. Man sieht deutlich, dass bestenfalls die ersten drei gültigen Stellen als gesichert angenommen werden können. n 0 1 2 3 4 5 10 15 20 25 30 35 40 vorgegebene Fehler für die gsl-Bibliotheken 10 10−18 10−17 10−15 -0,1628681 -0,1629246 -0,1630153 -0,1633869 -0,0308145 -0,0308249 -0,0308415 -0,0309095 -0,01253301 -0,01253704 -0,01254348 -0,01256981 -0,006750901 -0,006752981 -0,006756307 -0,006769930 -0,004211189 -0,004212446 -0,004214448 -0,004222717 -0,002875302 -0,002876136 -0,002877478 -0,002882975 -0,000823520 -0,000823741 -0,000824094 -0,000825554 -0,000383789 -0,000383888 -0,000384046 -0,000384697 -0,000221156 -0,000221211 -0,000221300 -0,000221661 -0,0001436212 -0,0001436603 -0,0001437167 -0,0001439464 -0,0001007187 -0,0001007408 -0,0001007785 -0,0001009212 -0,00007451962 -0,00007453566 -0,00007456108 -0,00007466587 -0,00005735654 -0,00005736864 -0,00005738794 -0,00005746711 −19 Tab. 4.2: Vergleich der erhaltenen Energien für verschiedene Genauigkeiten Damit erhält man als physikalisch sinnvolle Angabe der Energieeigenwerte die in Tabelle 4.3 aufgeführten Werte. n 0 1 2 3 4 5 6 7 Energieeigenwert -0,162(87) -0,0308(15) -0,0125(33) -0,00675(09) -0,00421(12) -0,00287(53) -0,00208(72) -0,00158(37) n Energieeigenwert 15 -0,000383(79) 16 -0,000339(35) 17 -0,000302(20) 18 -0,000270(84) 19 -0,000244(11) 20 -0,000221(16) 21 -0,000201(29) 22 -0,000183(99) n Energieeigenwert 30 -0,000100(72) 31 -0,0000944(79) 32 -0,0000887(95) 33 -0,0000836(12) 34 -0,0000788(70) 35 -0,0000745(20) 36 -0,0000705(20) 37 -0,0000668(34) 36 Kapitel 4. Numerische Lösung der Newton-Schrödinger-Gleichung n Energieeigenwert 8 -0,00124(27) 9 -0,00100(10) 10 -0,000823(52) 11 -0,000689(38) 12 -0,000585(53) 13 -0,000503(50) 14 -0,000437(57) n Energieeigenwert 23 -0,000168(83) 24 -0,000155(46) 25 -0,000143(62) 26 -0,000133(09) 27 -0,000123(67) 28 -0,000115(22) 29 -0,000107(61) n Energieeigenwert 38 -0,0000634(29) 39 -0,0000602(78) 40 -0,0000573(57) Tab. 4.3: Energieeigenwerte: gerundet entsprechend der ermittelten Genauigkeit 4.6 Bohr-Sommerfeld-Quantisierung Man kann nun versuchen, die in Abschnitt 2.4.2 angestellten Überlegungen auf die vorliegenden numerischen Ergebnisse zu übertragen und zu prüfen, inwiefern die Bohr-Sommerfeld-Quantisierung auf diese nichtlineare Schrödinger-Gleichung anwendbar ist. Als erstes kann direkt das Wirkungsintegral I Z r̃U p̃(r̃)dr̃ (4.6) W = p dq = 2 0 betrachtet werden; der Impuls p̃(r̃) kann dabei aus den normierten Potential- und Energieeigenwerten Ũ und Ẽ gewonnen werden: p p̃ = ~2 Ũ (4.7) Dann kann auf die vorliegenden nichtnormierten Größen übergegangen werden: Z r̃U Z rU √ 1 (4.8) 2 p̃(r̃)dr̃ = 2~ µ U dr µ 0 0 Ansetzen der Bohr-Sommerfeld-Quantisierung liefert Z rU √ 1 ! 2~ µ U dr = h(n + η) µ 0 und vereinfacht als Bedingung für das Integral Z 1 rU √ n+η = U dr. π 0 (4.9) (4.10) Die rechte Seite dieser Gleichung kann mit den erhaltenen Ergebnissen für das Potential numerisch ausgewertet werden. In Tabelle 4.4 sind die so berechneten 37 4.6. Bohr-Sommerfeld-Quantisierung Werte für n + η aufgeführt. Man erkennt deutlich, dass die geforderte Quantisierungsbedingung erfüllt ist mit einem leicht von der Energie abhängenden Quantendefekt η von etwa η ≈ 0, 74. Aus der Theorie für zustandsunabhängige Potentiale mit identischem asymptotischen Verhalten folgt unmittelbar, dass η für große n konvergieren muss (siehe z.B. [Friedrich (1990)]). In Abbildung 4.6 wird deshalb zur Überprüfung η über n1 aufgetragen. Es wird sofort klar, dass η hier nicht konstant ist. Aus dieser Abbildung wird aber immer noch nicht deutlich, ob η für n → ∞ konvergiert. Erst die Auftragung von ∆η, also der Differenz zwischen zwei zu aufeinanderfolgenden n gehörenden η, wie sie in Diagramm 4.7 zu sehen ist, zeigt zum einen annähernd lineares Verhalten für n → ∞, so dass ∆η zumindest gegen einen sehr kleinen Wert streben muss, und zum anderen auch, dass die Genauigkeit des verwendeten Verfahrens ab etwa n = 25 nachlässt, so dass die Berechnung noch höherer Zustände wenig sinnvoll erscheint. n 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 n+η 0,735761 1,733298 2,735047 3,736586 4,737774 5,738705 6,739451 7,740061 8,740486 9,741008 10,74137 n 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 n+η 11,74170 12,74198 13,74225 14,74248 15,74269 16,74287 17,74305 18,74321 19,74335 20,74349 21,74360 n 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 n+η 22,74370 23,74383 24,74402 25,74409 26,74414 27,74415 28,74434 29,74456 30,74461 31,74470 32,74452 n 33 34 35 36 37 38 39 40 n+η 33,74493 34,74493 35,74504 36,74503 37,74522 38,74521 39,74531 40,74530 Tab. 4.4: Test der Bohr-Sommerfeld-Quantisierung für die ersten 40 Eigenzustände der Newton-SchrödingerGleichung. Aus der Quantendefekttheorie ist bekannt (vgl. z.B. [Friedrich (1990)]), dass für zustandsunabhängige Potentiale, die nur bei kurzen Entfernungen von einem reinen Coulomb-Potential abweichen, die Energieniveaus einem modifizierten Rydberg-Spektrum RyG En = − , n ∈ N0 (4.11) (n − µ)2 mit der gravitativen Rydberg-Energie RyG und einem schwach energieabhängigen Quantendefekt µ gehorchen. Eine Analyse der in Tabelle 4.1 aufgezeichneten Daten liefert aber (vgl. auch Abbildung 4.8) En = −κ RyG (n − µ)2 (4.12) 38 Kapitel 4. Numerische Lösung der Newton-Schrödinger-Gleichung 0,746 η 0,744 0,742 0,74 0,738 0,736 0,734 0,732 0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1 1/n Abb. 4.6: η, aufgetragen über 0,002 1 n ∆η 0,0015 0,001 0,0005 0 -0,0005 0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 1/n Abb. 4.7: ∆η bei Erhöhung von n um 1, aufgetragen über n1 . Man erkennt für große n ein näherungsweise lineares Verhalten von ∆η. Für n ≥ 25 nehmen die numerischen Ungenauigkeiten stark zu. 39 4.6. Bohr-Sommerfeld-Quantisierung En κ = 0,192(631), µ = 0,769(001) 0,05 0 -0,05 -0,1 -0,15 -0,2 -0,25 -0,3 -0,35 0 5 10 15 20 n 25 30 35 40 Abb. 4.8: Bestimmung des asymptotischen Quantendefekts µ und des Energierenormierungsfaktors κ aus den Energieeigenwerten. En κ = 0,192(631), µ = 0,769(001) 0 -0,0002 -0,0004 -0,0006 -0,0008 -0,001 -0,0012 -0,0014 -0,0016 -0,0018 10 15 20 25 n 30 35 Abb. 4.9: Die höheren n aus Abbildung 4.8 40 40 Kapitel 4. Numerische Lösung der Newton-Schrödinger-Gleichung U V r E1 E2 = r E1 E2 “echtes” Potential V(r) Für das Wirkungsintegral relevantes Potential U(r) Abweichung vom Coulomb-Integral ist konstant. Abb. 4.10: Typische Situation in der Atomphysik: Das Potential weicht nur bei kleinen r vom Coulomb-Potential ab. Der hierdurch verursachte Beitrag zum Wirkungsintegral WKr ist aber für hinreichend große Quantenzahlen konstant. mit numerischen Werten µ = 0, 769001 ≈ 0, 769 κ = 0, 192631 ≈ 0, 193. (4.13) (4.14) Es tritt also wie erwartet eine Rydbergserie mit Quantendefekten auf, allerdings muss die Energieeinheit reskaliert werden. Um dies zu verstehen, betrachten wir das Wirkungsintegral genauer. Im Fall eines Coulomb-förmigen Potentials VC = Gm2 r (4.15) bzw. 2m Gm2 (E − ) (4.16) ~ r ist das Wirkungsintegral analytisch lösbar, und man erhält mit dem Umkehrpunkt UC = Gm2 E für das Wirkungsintegral WC (vgl. auch (2.73)) Z rU p 2πGm3 . UC dr = √ WC = 2~ −2mE 0 rU = − (4.17) (4.18) 41 4.6. Bohr-Sommerfeld-Quantisierung Das von der Coloumb-Form abweichende Newton-Schrödinger-Potential kann nun als Summe eines kurzreichweitigen Störpotentials – ab dem Umkehrpunkt geht es ja in den 1r -Abfall über – und (4.16) geschrieben werden. In der Wirkung äußert sich dies durch das Auftreten eines kurzreichweitigen Beitrags zum Wirkungsintegral WKr mit WKr = W − WC . (4.19) Konvergiert dieser Korrekturterm für große n gegen einen festen Wert, so entsteht in jedem Fall eine Rydbergserie, denn es gilt 2πGm3 W = WC + WKr = √ + WKr −2mE ! = 2π~(n + η) G 2 m5 ⇒E= 2~2 n + η − G 2 m5 = 2~2 (n + η̃)2 RyG . = (n + η̃)2 (4.20) (Bohr-Sommerfeld) (4.21) (4.22) WKr 2 ~ (4.23) (4.24) Eine numerische Berechnung der WKr liefert für die Newton-SchrödingerGleichung aber die in Tabelle 4.5 aufgeführten Werte. Man kann unschwer erkennen (vgl. auch Abbildung 4.11 und 4.12), dass die Korrekturen zur Wirkung nicht konvergieren, sondern im Rahmen der numerischen Genauigkeit für große n linear mit der Ordnung der Wellenfunktion anwachsen. Ein solches Verhalten führt gerade zu einer durch einen konstanten Faktor modifizierten Rydberg-Serie: WKr = c · (n + 1) 2πGm3 ! ⇒W = √ + c · (n + 1) = 2π~(n + η) −2mE 1 G 2 m5 ⇒E=− 2 2 2~ n 1− c +η− c h RyG =− 2 1 − hc n+ η− hc 1− hc RyG =− 2 1 − hc (n + η̃)2 (4.25) (4.26) (4.27) h 2 (4.28) (4.29) Aus den numerischen Daten erhält man als Wert für c c = −8, 10867 ≈ −8, 11 (4.30) 42 Kapitel 4. Numerische Lösung der Newton-Schrödinger-Gleichung und somit für den Korrekturfaktor zur Energie κ= 1 1− c 2 2π~ ≈ 0, 191 (4.31) in guter Übereinstimmung mit dem aus den Energien erhaltenen Wert. n 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 WKr -6,386 -14,419 -22,501 -30,595 -38,695 -46,798 -54,903 -63,008 -71,115 -79,222 -87,330 n 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 WKr -95,438 -103,546 -111,655 -119,763 -127,872 -135,982 -144,091 -152,200 -160,309 -168,419 -176,529 n 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 WKr -184,639 -192,748 -200,858 -208,973 -217,083 -225,194 -233,304 -241,408 -249,526 -257,628 -265,748 n 33 34 35 36 37 38 39 40 WKr -273,857 -281,967 -290,078 -298,189 -306,299 -314,410 -322,520 -330,631 Tab. 4.5: Kurzreichweitiger Beitrag zum Wirkungsintegrals zusätzlich zum reinen Coulomb-Fall. Auch hier ist das nahezu lineare Wachstum des Inkrements ablesbar. In Worten ausgedrückt bedeutet obiger Befund, dass das Wirkungsintegral der Newton-Schrödinger-Gleichung gegenüber einem Coulomb-Potential zur selben Quantenzahl n keine konstante Abweichung aufweist, sondern eine linear mit n steigende Abweichung zu kleineren Wirkungen zeigt. Die Linearität der Abweichung sorgt dafür, dass das n12 -Verhalten der Energieeigenwerte erhalten bleibt und nur ein konstanter Korrekturfaktor zusätzlich eingeführt werden muss. Die Abbildungen 4.13 und 4.14 zeigen die Integranden des Wirkungsintegrals für mehrere Zustände. Man kann deutlich erkennen, dass im Coulomb-Fall die höheren Zustände immer oberhalb der niedrigeren liegen, während im NewtonSchrödinger-System höhere Zustände niedrigere Werte von U0 aufweisen. Dies führt dazu, dass für höhere n die Abweichung zum Coulomb-Wirkungsintegral anwächst. Die Linearität dieser Zunahme kann an dieser Stelle aber noch nicht begründet werden.2 2 In Anhang C ist eine Herleitung des Korrekturfaktors für ein einfaches Modellpotential aus der Forderung der Bohr-Sommerfeld-Quantisierung des Wirkungsintegrals zu finden, bei dem gerade das beschriebene Verhalten zu beobachten ist. 43 4.6. Bohr-Sommerfeld-Quantisierung 0 WKr -8,10867⋅n - 6,26203 -50 WKr -100 -150 -200 -250 -300 -350 0 5 10 15 20 n 25 30 35 40 Abb. 4.11: Die kurzreichweitigen Beiträge zum Wirkungsintegral WKr fallen in guter Näherung linear ab. -8,03 Abnahme von WKrvon n nach (n+1) 0,078/x3/2-8,11 -8,04 -8,05 ∆WKr -8,06 -8,07 -8,08 -8,09 -8,1 -8,11 -8,12 5 10 15 20 25 30 35 40 Abb. 4.12: Veränderung von WKr von n nach n + 1: für größere Quantenzahlen nahezu lineares Verhalten (abgesehen von wenigen numerischen Ausreißern). Die angefittete Funktion gibt den Verlauf gut wieder. 44 Kapitel 4. Numerische Lösung der Newton-Schrödinger-Gleichung 0,12 n=5 n=6 n=7 n=8 n=9 n=10 n=11 n=12 n=13 n=14 n=15 0,1 U1/2 0,08 0,06 0,04 0,02 0 0 500 1000 1500 r 2000 2500 3000 Abb. 4.13: Die Integranden des Wirkungsintegrals für den 5. bis 15. angeregten Zustand der Newton-Schrödinger-Gleichung. Man erkennt deutlich die Zustandsabhängigkeit bei kurzen Reichweiten. 0,6 n=5 n=6 n=7 n=8 n=9 n=10 n=11 n=12 n=13 n=14 n=15 0,5 U1/2 C 0,4 0,3 0,2 0,1 0 0 50 100 150 200 250 r Abb. 4.14: Zum Vergleich: Die Integranden des Coulombschen Wirkungsintegrals zu den in Abbildung 4.13 gezeigten Zuständen 4.7. Vergleich mit den analytisch bekannten Eigenschaften 4.7 45 Vergleich mit den analytisch bekannten Eigenschaften Wir haben bereits gesehen, dass das numerische Lösen der Newton-SchrödingerGleichung wie gefordert zu jedem n ∈ N genau eine normierte Wellenfunktion liefert. Die zugehörigen negativen Energien streben für wachsendes n gegen null. Von großer Bedeutung für die Auswertung der erhaltenen Funktionen ist ein korrektes asymptotisches Verhalten. In Abbildung 4.15 wurde an die zum ersten angeregten Zustand gehörenden Werte für U die Funktion f (r) = a +b r (4.32) angepasst. Es wird deutlich, dass das Verhalten von U bereits ab dem Umkehrpunkt, an dem U ja null wird, vom 1r -Abfall bestimmt wird. Wie gut die Übereinstimmung tatsächlich ist, kann einfach überprüft werden. Dazu vergleicht man den aus den numerischen Daten zu ermittelnden Umkehrpunkt mit dem aus dem jeweiligen Energieeigenwert berechneten, für den rU = Gm2 E (4.33) gilt. Im Grundzustand weichen die so bestimmten rU um etwa 3 Prozent voneinander ab; die prozentuale Abweichung sinkt jedoch schnell – bereits der erste angeregte Zustand weist nur noch etwa 1 Prozent Abweichung auf, ab dem 10. angeregten Zustand beträgt die Abweichung unter einem Promille. Da die Genauigkeit der Energieeigenwertbestimmung maximal drei gültige Stellen beträgt, kann dieser Fehler auch auf numerische Ungenauigkeiten zurückgeführt werden. Wie in Diagramm 4.16 zu sehen ist, verhalten sich die numerischen Lösungen U und S für r → 0 wie in 3.4 gefordert parabolisch. 4.8 Neue Erkenntnisse Neben der Bestätigung der unter anderem in [Harrison u. a. (2003); Epple (2003)] veröffentlichten Energieeigenwerte und der Bestimmung der Wellenfunktionen und Potentiale wurde erstmals das aus dem numerisch bestimmten effektiven Potential zugängliche Wirkungsintegral untersucht. Es konnte gezeigt werden, dass die bereits in [Epple (2003)] beobachtete Abweichung der Energieeigenwerte von einer reinen Rydbergserie durch eine (im Rahmen der numerischen Genauigkeit) lineare Abhängigkeit des durch den kurzreichweitigen Beitrag im Potential verursachten Korrekturterms von der Ordnung des Zustandes zurückzuführen ist. Die analytische Bestätigung dieser Eigenschaft der Newton-SchrödingerGleichung steht aber noch aus. 46 Kapitel 4. Numerische Lösung der Newton-Schrödinger-Gleichung 0,1 U(r) 1,983/x - 0,0614 0,05 0 -0,05 -0,1 0 50 100 r Abb. 4.15: Funktion U und angepasster angeregten Zustand 150 1 -Abfall r 1,1 200 exemplarisch für den ersten S(n=0) S0 - 1/6 r S0 U0 U(n=0) U0 - 1/6 r2 S20 2 1 0,9 0,8 0,7 0,6 0,5 0,4 0,3 0,2 0 0,5 1 1,5 r 2 2,5 3 Abb. 4.16: U und S zeigen nahe bei r = 0 das erwartete Parabel-Verhalten Kapitel 5 WKB-Lösung der EinteilchenNewton-Schrödinger-Gleichung 5.1 Vorbemerkungen und verworfene Ansätze Die entscheidende Schwierigkeit bei der Bestimmung einer WKB-Lösung zur Newton-Schrödinger-Gleichung ist die Abhängigkeit des auftretenden Potentials von der Wellenfunktion selbst. Im Gegensatz zur üblichen Situation, in der ein externes Potential vorgegeben wird, kann deshalb nicht einfach eine WKBWellenfunktion äquivalent zu (2.40) und (2.41) aufgestellt werden. Der in dieser Arbeit verfolgte Ansatz besteht darin, die Entwicklung der allgemeinen WKBFunktionen mit dem gekoppelten System nachzuvollziehen. Dabei hat sich herausgestellt, dass eine günstige Transformation der Gleichungen vor Beginn der WKB-Entwicklung zu deutlichen Vereinfachungen im Ergebnis führen kann. Um dies zu verdeutlichen, wird in Anhang B eine WKB-Lösung der nichttransformierten Newton-Schrödinger-Gleichung vorgestellt, die nur in parametrisierter Form darstellbar ist. 5.2 Transformationen Ausgegangen wird vom vereinfachten System (3.6) und (3.7). Eine weitere Vereinfachung wird durch die Transformationen X(r) = r 2 S(r) Y (r) = r 2 U (r), (5.1) (5.2) die auf dimensionslose Gleichungen führen, und r = et 47 (5.3) 48 Kapitel 5. WKB-Lösung der Einteilchen-Newton-Schrödinger-Gleichung erreicht. Zunächst erhält man 2 2 XY ∂r2 X − ∂r X + 2 X = − 2 r r r 2 X 2 2 ∂r2 Y − ∂r Y + 2 Y = − , r r r (5.4) (5.5) der Übergang zur Variablen t ergibt schließlich das autonome System ∂t2 X − 3∂t X + 2X + XY = 0 ∂t2 Y − 3∂t Y + 2Y + |X|2 = 0. 5.3 (5.6) (5.7) Der WKB-Ansatz Für die Funktion X(t), die weiterhin im wesentlichen die Wellenfunktion beschreibt, wird wie üblich der Ansatz X(t) = A(t) exp i B(t) ~ (5.8) mit einer reellen Amplitudenfunktion A(t) und einer Exponentenfunktion B(t) gewählt. Die Ableitungen i i i B(t) + A ∂t B exp B(t) ∂t X = ∂t A exp ~ ~ ~ i i i 2 1 2 2 2 ∂t X = ∂t A + 2∂t A ∂t B + A ∂t B − A 2 (∂t B) exp B(t) ~ ~ ~ ~ (5.9) (5.10) eingesetzt in Gleichung (5.6) ergeben i i 1 i ∂t2 A+2 ∂t A∂t B + A∂t2 B − 2 A(∂t B)2 −3∂t A−3 A∂t B +2A+Y A = 0, (5.11) ~ ~ ~ ~ während Gleichung (5.7) zu ∂t2 Y 2 − 3∂t Y + 2Y + |A| exp − Im(B) ~ 2 =0 (5.12) wird. Zur Bestimmung der Lösungen der beiden letzten Gleichungen muss nun zwischen klassisch erlaubtem und verbotenem Bereich unterschieden werden. 49 5.4. Die Lösungen 5.4 Die Lösungen 5.4.1 Klassisch erlaubter Bereich Im klassisch erlaubten Bereich sind beide Funktionen A und B reell, wir können deshalb die Gleichung (5.11) in Real- und Imaginärteil trennen: ∂t2 A − 1 A(∂t B)2 − 3∂t A + 2A + Y A = 0 2 ~ 2∂t A∂t B + A∂t2 B − 3A∂t B = 0. (5.13) (5.14) Weiterhin vereinfacht sich mit denselben Voraussetzungen (5.12) zu ∂t2 Y − 3∂t Y + 2Y + |A|2 = 0. (5.15) Aus Gleichung (5.14) wird bei Division durch A und ∂t B ∂t A ∂t2 B + −3=0 2 A ∂t B ∂t ln A2 + ∂t ln (∂t B) − ∂t (3t + c1 ) = 0 A2 ∂t B = exp {3t + c1 } (5.16) (5.17) (5.18) mit der beliebigen Integrationskonstanten c1 . Für die Funktion A(t) und deren Ableitungen gilt dann s exp {3t + c1 } A= (5.19) ∂t B s 1 exp {3t + c1 } 3∂t B + ∂t2 B ∂t A = 2∂t B ∂t B s 1 exp {3t + c1 } 9(∂t B)2 + 3∂t2 (B 2 ) − 2∂t B 3∂t2 B + ∂t3 B . ∂t2 A = 2 4(∂t B) ∂t B In Gleichung (5.13) eingesetzt erhält man wiederum s exp {3t + c } −1 1 ~2 (1 − 4Y )(∂t B)2 + 4(∂t B)4 4~2 (∂t B)2 ∂t B − 3~2 (∂t2 B)2 + 2~2 ∂t B∂t3 B = 0. (5.20) Diese Gleichung ist erfüllt für ∂t B = ∞ t = −∞ ⇔ r = 0 0 = ~2 (1 − 4Y )(∂t B)2 + 4(∂t B)4 − 3~2 (∂t2 B)2 + 2~2 ∂t B∂t3 B. (5.21) (5.22) (5.23) 50 Kapitel 5. WKB-Lösung der Einteilchen-Newton-Schrödinger-Gleichung Vernachlässigt man den physikalisch nicht sinnvollen Fall ∂t B = ∞ und den Grenzfall r → 0, der eine gesonderte Betrachtung (vgl. Abschnitt 3.4) erfordert, so findet man für Y 2 1 (∂t B)2 3 ∂t2 B 1 ∂t3 B − (5.24) Y = + + 4 ~2 4 ∂t B 2 ∂t B 4(∂t B)4 ∂t2 B 1 2 2 2 3 2 4 ∂t Y = + 3(∂t B) − 4∂t B∂t B∂t B + (∂t B) ∂t B 2(∂t B)3 ~2 2 4 3 2 1 ∂t B 4∂t B∂t3 B ∂t B 2 ∂t Y = −9 + −4 2 2 ∂t B ~ ∂t B 3 2 4 17∂t B 5∂t B∂t B ∂t5 B 4 + − + , + (∂t2 B)2 ~2 (∂t B)3 (∂t B)2 ∂t B was nach Einsetzen in Gleichung (5.15) eine Differentialgleichung für B liefert: 0= 1 2~2 (∂ t B)4 4(∂t B)6 − 9~2 (∂t2 B)4 + (∂t B)4 h2 + 4(∂t2 B)2 + 4(∂t B)5 −3∂t2 B + ∂t3 B + ~2 ∂t B(∂t2 B)2 −9∂t2 B + 17∂t3 B 2 − ~2 (∂t B)2 3(∂t2 B)2 + 4 ∂t3 B + ∂t2 B −12∂t3 B + 5∂t4 B ! (5.25) − ~2 (∂t B)3 −2 exp {3t + c1 } − 2∂t3 B + 3∂t4 B − ∂t5 B Entwickeln wir B(t) in eine Potenzreihe von λ := ~2 , also B(t) = B0 (t) + λB1 (t) + λ2 B2 (t) + . . . , (5.26) setzen diese Entwicklung in (5.25) ein und vernachlässigen alle Terme der Ordnung λ oder höher, so finden wir eine stark vereinfachte Differentialgleichung für B0 (∂t B0 )2 + (∂t2 B0 )2 + ∂t B0 −3∂t2 B0 + ∂t3 B0 = 0. (5.27) Setzen wir nun noch Ḃ := ∂t B0 , so erhalten wir eine nichtlineare homogene DGL 2. Ordnung in Ḃ Ḃ∂t2 Ḃ + (∂t Ḃ)2 − 3Ḃ∂t Ḃ + Ḃ 2 = 0. (5.28) Die allgemeine Lösung dieser DGL kann durch eine geeignete Transformation (z.B. [Kamke (1967)]) gefunden werden. Dazu definiert man eine Funktion Υ(t) mit p (5.29) Ḃ(t) = Υ(t). Ableiten und Einsetzen in Gleichung (5.28) liefert eine lineare homogene Differentialgleichung 2. Ordnung ∂t2 Υ − 3∂t Υ + 2Υ = 0, (5.30) 51 5.4. Die Lösungen deren Lösung sofort angegeben werden kann: Υ(t) = c2 et + c3 e2t . Somit ist Ḃ(t) = p c2 et + c3 e2t . Die Amplitudenfunktion A(t) kann jetzt nach Gleichung (5.19) als s exp {3t + c1 } A(t) = √ t c2 e + c3 e2t (5.31) (5.32) (5.33) geschrieben werden. Die Exponentenfunktion B(t) wiederum ist durch Integration von Ḃ(t) zu erhalten. Substituiert man etwa ν = et , (5.34) dann hat das zu berechnende Integral die Form Z p Z r 1 c2 + c 3 ν c2 ν + c3 ν 2 dν = dν. ν ν (5.35) Abhängig von der Form der Parameter ci hat dieses Integral die Lösungen (vgl. [Bronstein u. a. (2000)]) Z p Ḃ(ν)dν = c2 ν + c3 ν 2 √−1 arcsin 2c3 ν+c2 + c4 c3 < 0, c2 ∈ R c2 |c2 | −c3 + · p 2 √1 ln 2 c23 ν 2 + c2 c3 ν + 2c3 ν + c2 + c4 , c3 > 0 c3 (5.36) nach Rücksubstitution also Z p Ḃ(t)dt = c2 et + c3 e2t t √−1 arcsin 2c3 e +c2 + c4 c3 < 0, c2 ∈ R c2 |c2 | −c3 + · p 2 √1 ln 2 c23 e2t + c2 c3 et + 2c3 et + c2 + c4 . c3 > 0 c3 (5.37) Welche dieser beiden Lösungen die gesuchte ist, kann erst entschieden werden, wenn mehr über die Parameter c2 und c3 bekannt ist. In Abschnitt 5.4.4 wird gezeigt, dass die Konstante c3 negativ sein muss, da sie im wesentlichen die Energie des betrachteten gebundenen Zustandes beschreibt. B(t) ist somit bestimmt. 52 Kapitel 5. WKB-Lösung der Einteilchen-Newton-Schrödinger-Gleichung Für die Funktion X(t) finden wir i B(t) X(t) =A(t) exp ~ s exp {3t + c1 } = √ t c2 e + c3 e2t p 2c3 et + c2 c2 i t 2t arcsin + c4 . c2 e + c 3 e − √ · exp ~ 2 −c3 |c2 | Die Rücksubstitution t → ln (r) und Gleichung (5.1) führen dann zur Wellenfunktion r ec1 √ S(r) = r c2 r + c 3 r 2 p c2 i 2c3 r + c2 2 c2 r + c 3 r − √ + c4 (5.38) · exp arcsin ~ 2 −c3 |c2 | Die Funktion Y (t) kann unabhängig von B(t) nach Gleichung (5.24) bestimmt werden: 5c22 et c3 e2t 1 Y (t) = − + + . (5.39) + c 2 2c2 + 2c3 et ~2 ~2 16 (c2 + c3 et )2 Die Rücksubstitution t → ln (r) liefert dann die Gleichung 1 r c3 r 2 5c22 + c + + Y (r) = − 2 2c2 + 2c3 r ~2 ~2 16 (c2 + c3 r)2 und somit schließlich als effektives Potential 5c22 1 c3 1 Y (r) + 2 + 2. + c2 U (r) = 2 = − 2 2 3 r 2c2 r + 2c3 r r~ ~ 16r 2 (c2 + c3 r) 5.4.2 (5.40) Klassischer Umkehrpunkt Am klassischen Umkehrpunkt rU gilt E = V , die WKB-Funktion divergiert hier. Eine einfache Betrachtung des Divergenzverhaltens von (5.38) liefert als Koordinate rU des Umkehrpunktes −c2 rU = . (5.41) c3 5.4.3 Klassisch verbotener Bereich Da die Amplitudenfunktion im klassisch verbotenen Bereich imaginär wird, greift die Argumentation des letzten Abschnittes nicht mehr. Um trotzdem eine Lösung finden zu können, wählen wir anstelle einer beliebigen Funktion A(r) einen 53 5.4. Die Lösungen Ansatz, der sich mit dem in Kapitel 3.4 aufgezeigten asymptotischen Verhalten S ∼ 1r exp {−kr} der Wellenfunktion für r → ∞ verträgt. Wir fordern für den nichtexponentiellen Anteil der Wellenfunktion Sne somit Sne ∼ 1 r für r → ∞. (5.42) Betrachtet man S(r) im klassisch erlaubten Bereich, so stellt man fest, dass der nichtexponentielle Anteil der Lösung gerade dieser Forderung gehorcht: Sne 1 = r s 1 ec1 c2 ∼ c3 + r r für r → ∞ (5.43) Da die Wellenfunktionen beim Überschreiten des Umkehrpunktes zwar divergiert, aber trotzdem auf beiden Seiten eine funktionell ähnliche Form aufweisen sollte, nehmen wir für den nichtexponentiellen Anteil der Wellenfunktion im klassisch verbotenen Bereich das Verhalten Sne, verboten 1 = r s ec1 |c3 + cr2 | (5.44) an. Unter Berücksichtigung der Transformationen aus Abschnitt 5.2 findet man dann als sinnvollen Ansatz für ein reelles A(t) ec1 A(t) = a et p 4 |c3 + e c1 t p = a e c2 4 −c3 − | et c2 et (5.45) mit beliebig konstantem a und fordert, dass B(t) im betrachteten Bereich rein imaginär ist. Ableiten dieses Ansatzes und Einsetzen in Gleichung (5.6) liefert für Y 1 2 t 2 2t 8i~∂ B c + 3c c e + 2c e Y (t) = t 2 3 2 3 8(c2 + c3 et )3 ~2 t 2 2 t + 16(c2 + c3 e ) (∂t B) + ~ c2 ~(3c2 + 8c3 e ) − 16i(c2 + c3 et )2 ∂t2 B , (5.46) was mit der Abkürzung r c2 γ = c3 + t e (5.47) 54 Kapitel 5. WKB-Lösung der Einteilchen-Newton-Schrödinger-Gleichung nach zweimaligem Ableiten und Einsetzen in (5.7) auf eine Differentialgleichung für B(t) führt: 16γ 9 e4t (∂t B)2 + 16γ 9 e4t (∂t2 B)2 − 4iγ 5 ~ e2t ∂t2 B 7c22 + 15c2 c3 et + 10c23 e2t + 8γ 3 et ∂t B i~ c32 + 3c22 c3 et + 3c2 c23 e2t + 2c33 e3t − 6γ 6 e3t ∂t2 B + 2γ 6 e3t ∂t3 B iB 8 3 2 t 2 2t 3 3t 2 γ + 3c2 γ c2 + 4c2 c3 e + 6c2 c3 e + 8c3 e + ~ ~ 8a exp c1 + 5t + ~ ! 1 + 4iγ 7 e3t (7c2 + 8c3 et )∂t3 B − 8iγ 9 e4t ∂t4 B = 0. (5.48) 3 γ et ~ Entwickelt man hier B(t) in eine Potenzreihe des Parameters1 λ = ~ und betrachtet nur Terme nullter Ordung in λ, so erhält man als vereinfachte Differentialgleichung (Ḃ(t) = ∂t B0 ) Ḃ∂t2 Ḃ + (∂t Ḃ)2 − 3Ḃ∂t Ḃ + Ḃ 2 = 0. (5.49) Dies entspricht gerade der Differentialgleichung im klassisch erlaubten Bereich. In dieser Ordnung sind also beide Bereiche durch dieselbe Funktion Ḃ(t) zu beschreiben. Ableiten und Einsetzen in Gleichung (5.46) liefert für Y (t) 1 16c32 et + 16c33 e4t + 8c2 c3 et (6c3 e2t + ~2 ) Y (t) = 2 t 16~ (c2 + c3 e ) 2t 2 2 (5.50) + 3c2 (16c3 e + ~ ) , und nach Rücksubstitution und Division durch r 2 für das effektive Potential den Ausdruck c33 3c2 c23 3c22 c3 2 U (r) = r + r + (c2 + c3 r)2 ~2 (c2 + c3 r)2 ~2 (c2 + c3 r)2 ~2 1 1 3c22 c32 c2 c3 + + + . (5.51) 2 2 2 2 16(c2 + c3 r) r(c2 + c3 r) ~ r 2(c2 + c3 r) r A ist fest gewählt – die beliebige Konstante a fällt bei der Näherung heraus, so dass a in c1 einbezogen werden kann. Alle funktionalen Abhängigkeiten sind somit bestimmt. Es gilt daher für die Wellenfunktion S(r) p c1 2c r + c 1 i e2 c 3 2 2 arcsin · exp c2 r + c 3 r 2 − √ S(r) = p + c4 . r 4 −c3 − cr2 ~ 2 −c3 |c2 | (5.52) Die im Exponenten auftretende Wurzel ist im klassisch verbotenen Bereich offensichtlich imaginär. Der aus dem Arkussinus resultierende reelle Anteil wird durch geeignete Wahl der Konstanten c4 (vgl (5.64)) kompensiert, so dass letztendlich eine rein reelle abfallende Exponentialfunktion vorliegt. 1 es treten nun auch ungeradzahlige Potenzen von ~ auf 55 5.4. Die Lösungen 5.4.4 Bestimmung der Integrationskonstanten Konstante c1 : c1 wirkt lediglich als multiplikativer Faktor in der Wellenfunktion; mit ihrer Hilfe lässt sich die Normierung der Wellenfunktion vornehmen. Konstante c3 : Betrachtet man den Grenzfall r → ∞ der Gleichung (5.51), so findet man lim U (r) → r→∞ c3 ~2 (5.53) Mit der Definition der Funktion U (r), (3.4), findet man für die Konstante c3 einen direkten Zusammenhang mit der Energie des Systems, wenn man das Potential V (r) im Unendlichen null setzt. Es gilt c3 = 2mE. (5.54) Da die Energie eines gebundenen Zustandes (solche werden hier ja betrachtet) negativ ist, ist hiermit auch die Funktion B(r) festgelegt. Konstante c2 : Da wir wissen, dass c3 negativ ist, wird unmittelbar klar, dass c2 positiv sein muss, damit ein klassischer Umkehrpunkt, an dem das WKB-System divergiert, existiert: c2 > 0. (5.55) Zur Festlegung des Wertes von c2 betrachten wir die in Abschnitt 3.4 aufgezeigten asymptotischen Eigenschaften des Newton-Schrödinger-Systems. In Gleichung (3.37) wurde für U die asymptotische Form Ur→∞ = U∞ + 1 2Gm3 N r ~2 (5.56) bestimmt. Wählen wir c1 so, dass die Wellenfunktion normiert ist, dann gilt N = 1 und ein einfacher Vergleich mit der Laurent-Entwicklung von (5.51) für 1r → 0 U (r → ∞) = c3 c2 c2 1 + 2 + + O( 4 ) 2 3 ~ ~ r 2c3 r r (5.57) c2 = 2Gm3 . (5.58) liefert für die Konstante c2 56 Kapitel 5. WKB-Lösung der Einteilchen-Newton-Schrödinger-Gleichung Konstante c4 : Es verbleibt sicherzustellen, dass B(r) im klassisch erlaubten Bereich rein reell, im klassisch verbotenen Bereich dagegen rein imaginär ist, ansonsten tritt ein Widerspruch zu den Voraussetzungen auf. Die Konstante c4 kann dazu noch frei gewählt werden. Wir betrachten der Einfachheit halber die einzelnen Terme in B(ν): p c2 2c3 ν + c2 −1 2 B(ν) = c2 ν + c3 ν + · √ arcsin + c4 2 −c3 |c2 | (5.59) Der erste Term, die Wurzel, ist im erlaubten Bereich reell und im verbotenen Bereich rein imaginär. Somit bleibt nur noch zu zeigen, dass der Term mit dem Arkussinus keinen oder höchstens einen konstanten Imaginär - bzw. Realteil hat. Im erlaubten Bereich ist dies sofort klar, da das Argument des Arkussinus hier zwischen 1 und -1 liegt, es also keinen Imaginärteil gibt. Der verbotene Bereich erfordert eine etwas eingehendere Untersuchung. Dazu betrachtet man die Zerlegung des Arkussinus in Real- und Imaginärteil (vgl. [Abramowitz u. Stegun (1970)]). Mit den Definitionen z = x + iy x, y ∈ R k∈Z gilt √ arcsin (z) = kπ + (−1)k · arcsin (β) + (−1)k · i ln α + α2 − 1 p 1p (x + 1)2 + y 2 + (x − 1)2 + y 2 mit α = 2 p 1p und β = (x + 1)2 + y 2 − (x − 1)2 + y 2 . 2 (5.60) In unserem Fall ist das Argument des Arkussinus reell, also x = z, y = 0. Damit vereinfachen sich die Definitionen von α und β zu 1 α = |z + 1| + 2 1 β = |z + 1| − 2 1 |z − 1| 2 1 |z − 1| 2 Wir wissen aus Abschnitt 5.4.4, dass c3 < 0 und c2 > 0 gilt. Das bedeutet, dass das Argument 2c3 ν + c2 c3 =1+2 ν ≤1 (5.61) c2 c2 57 5.5. Höhere Ordnungen der WKB-Näherung sein muss. Imaginäre Werte treten also für z < −1 auf. Mit dieser weiteren Einschränkung können α und β zu α = |z| β = −1 bestimmt werden. Somit ist p arcsin (z) = kπ + (−1)k · arcsin (−1) + (−1)k · i ln |z| + |z|2 − 1 , (5.62) und da −π = const (5.63) 2 ist, ist der Realteil von B(r) ebenfalls konstant und kann durch die Wahl c2 π c4 = − √ (5.64) 4 −c3 arcsin (−1) = eliminiert werden. Damit sind alle in der Lösung auftretenden Konstanten festgelegt. 5.5 Höhere Ordnungen der WKB-Näherung Eine Verbesserung der Genauigkeit des WKB-Verfahrens lässt sich im Prinzip durch die Berücksichtigung von Korrekturen höherer Ordnung erreichen. Dabei wird die Entwicklung (5.26) in (5.25) eingesetzt und die in nullter Ordnung bestimmte Funktion B0 verwendet, um bei Vernachlässigung der Terme zweiter Ordnung eine Differentialgleichung für B1 zu erhalten. Ein Iterieren dieses Vorgehens erlaubt theoretisch eine beliebig gute Näherung. In der Praxis ist das Lösen der entstehenden Differentialgleichung oft nicht ohne erheblichen Aufwand – falls überhaupt – möglich. 5.5.1 Beispiel: klassisch erlaubtes Gebiet Die beschriebene Methode liefert – angewandt auf Gleichung (5.25) – für B1 (t) die Differentialgleichung 0 = ∂t B1 24(∂t B0 )5 + 4(∂t2 B0 )2 + 20∂t2 B0 (∂t B0 )4 + ∂t2 B1 8∂t B0 ∂t2 B0 − 12(∂t B0 )5 + ∂t3 B1 4(∂t B0 )5 − 9(∂t2 B0 )4 + ∂t B0 − 9∂t B0 (∂t2 B0 )3 + 17∂t B0 (∂t2 B0 )2 ∂t3 B0 − 3(∂t B0 )2 (∂t2 B0 )2 − 4(∂t B0 )2 (∂t3 B0 )2 − (∂t B0 )2 ∂t2 B0 −12∂t3 B0 + 5∂t4 B0 − (∂t B0 )3 −2 exp {3t + c1 } − 2∂t3 B0 + 3∂t4 B0 − ∂t5 B0 . (5.65) Da sich auch nach dem Einsetzen der bekannten Form für B0 die Gleichung nicht wesentlich vereinfacht, erscheint ein Lösungsversuch wenig erfolgversprechend. 58 Kapitel 5. WKB-Lösung der Einteilchen-Newton-Schrödinger-Gleichung 5.6 Die uniforme Näherung Wie in Abschnitt 2.3.4 gezeigt wurde, kann durch die uniforme Näherung eine Wellenfunktion gefunden werden, die die Divergenz am klassischen Umkehrpunkt vermeidet und zugleich abseits von ihm in die WKB-Wellenfunktionen übergeht. Im vorliegenden Fall ist aber eine zusätzliche Schwierigkeit zu überwinden, die die Anwendung des Verfahrens der uniformen Näherung erschwert. Üblicherweise interessiert man sich für die Wellenfunktion eines Teilchens in einem vorgegebenen äußeren Potential. Dann divergiert zwar die WKB-Wellenfunktion am Umkehrpunkt rU , das Potential und der daraus zu bestimmende klassische Impuls p jedoch nicht. Da hier aber S und HU gekoppelt sind, divergiert auch U , was die Berechung des Wirkungsintegrals p dq unmöglich macht. Um dennoch eine am Umkehrpunkt reguläre Wellenfunktion zu erhalten, soll deshalb das Potential (5.40) nochmals genähert werden. Dabei sind folgende Punkte von Interesse: • Nahe bei 0 weicht das WKB-Potential stark vom eigentlich nicht divergierenden Newton-Schrödinger-Potential ab. Die gesuchte Näherungsfunktion kann deshalb in diesem Bereich vom WKB-Potential abweichen. • Die im Potential enthaltenen Terme lassen sich in solche, die den Faktor ~12 enthalten, und solche, bei denen das nicht der Fall ist, aufteilen. Wir haben bereits bei der WKB-Entwicklung davon Gebrauch gemacht, dass ~2 eine sehr kleine Größe gegenüber 1 ist. Somit sollten vor allem die Terme mit dem Faktor ~12 erhalten bleiben. • In der Umgebung des Umkehrpunktes sind diejenigen Terme, die höhere Potenzen von 1r enthalten, bereits stark abgeschwächt. Es liegt somit nahe, als Näherung die Funktion Uuniform = c2 c3 + r~2 ~2 (5.66) zu betrachten. In den Abbildungen 5.1 und 5.2 sind beide Funktionen aufgetragen. Es zeigt sich, dass sowohl für Grundzustand als auch höher angeregte Zustände bereits bei r rU die Funktion Uuniform eine recht gute Näherung darstellt, die erst bei sehr kleinen r signifikant von U abweicht. Im radialsymmetrischen Problem enthält die Schrödinger-Gleichung nicht, wie in (2.54), einfach zweite Ableitungen, sondern den Laplace-Operator. Um dennoch analog zu Abschnitt 2.3.4 vorgehen zu können, transformiert man deshalb ein weiteres Mal und betrachtet S 0 (r) = rS(r). (5.67) Es folgt dann ∆S = r∂r2 S 0 . (5.68) 59 5.6. Die uniforme Näherung 3 UWKB(n=0) c2/r + c3 2,5 2 1,5 1 0,5 0 0 2 4 6 8 10 12 r Abb. 5.1: Das effektive Potential U (r) (vgl. (5.40) und (5.51)) in WKB-Näherung für den Grundzustand. Das Potential (5.66) für die uniforme Näherung behebt die Singularität am klassischen Umkehrpunkt. 0,001 UWKB(n=30) c2/r + c3 0,0008 0,0006 0,0004 0,0002 0 0 2000 4000 6000 8000 10000 12000 14000 r Abb. 5.2: Wie 5.1 für den 30. angeregten Zustand 60 Kapitel 5. WKB-Lösung der Einteilchen-Newton-Schrödinger-Gleichung Nach Division durch r ist die Schrödinger-Gleichung dann auf die Form von (2.54) gebracht, und man kann eine Näherungslösung für S 0 direkt bestimmen. Folgen wir der in Abschnitt 2.3.4 dargelegten Vorgehensweise, so finden wir mit der Abkürzung FAiry = (αAi(−q) + βBi(−q)) (5.69) als Näherungswellenfunktion S0 = ~2 q |p2 | 41 (5.70) FAiry mit den Airy-Funktionen Ai und Bi und der Definition Z 1 rU 2 3 2 q = p(r 0 )dr 0 3 ~ r q p 2 arctan −1 − cc32r − r(c2 + c3 r) + √c−c 3 = (5.71) ~ im klassisch erlaubten Bereich. Einsetzen und Rücksubstitution liefern zuletzt für S ! 23 14 q √ c c ~2 r 61 1 3 S = FAiry r 2 − r(c2 +c3 r)+ √ 2 −c3 arctan h c2 + c 3 r −1− c 2r 3 . (5.72) Im klassisch verbotenen Bereich muss q < 0 gelten. Deshalb führt man einen zusätzlichen Phasenfaktor ein und definiert dort Z 2 3 3πi 1 r q 2 = exp ± |p(r 0 )|dr 0 3 2 ~ rU q p c2 −r(c2 + c3 r) − √c2 artanh 1 + c3 r −c3 3πi (5.73) = exp ± 2 ~ so dass für die Wellenfunktion dann 1 “q ”!2 4 √ c c 3 −r(c2 +c3 r)− √ 2 artanh 1+ c 2r −c3 3 ~2 r 61 ~ 1 3 S = FAiry − r 2 c2 + c 3 r (5.74) gilt. Da die Näherungswellenfunktion ebenfalls normiert sein muss, die Funktion Bi aber für r > − cc23 divergiert, kann sofort β = 0 gesetzt werden. Die verbleibende Konstante α wird dann durch die Normierungsbedingung bestimmt. 61 5.7. Energieniveaus und Quantisierung 5.7 5.7.1 Energieniveaus und Quantisierung Das Wirkungsintegral Analog zu Abschnitt 2.4.2 sollen hier die stabilen Zustände der genäherten Newton-Schrödinger-Gleichung mit Hilfe der Bohr-Sommerfeld-Quantisierung bestimmt werden. Dabei stellen sich in erster Linie dieselben Probleme wie bei der Anwendung der uniformen Näherung, dass nämlich die Integration des Impulses p von 0 bis rU aufgrund der Form des Näherungspotentials keinen endlichen Wert liefert. Wir behelfen uns deshalb wiederum mit dem nochmals genäherten Potential (5.66), und setzen als Quantisierungsbedingung 2~ Z 0 rU r c3 ! c2 + 2 = h(n + η) 2 r~ ~ (5.75) an. Ausführen der Integration und Einsetzen der Integrationskonstanten aus Abschnitt 5.4.4 liefert dann G 2 m5 , (5.76) E=− 2 2~ (n + η)2 oder, mit der gravitativen Rydberg-Energie RyG G 2 m5 1 2 mc2 = RyG = αG 2 2~2 (5.77) geschrieben, E=− RyG . (n + η)2 (5.78) αG ist hier die Kopplungskonstante der Gravitation, die analog zur Feinstrukturkonstanten α der Elektrodynamik definiert wird. Das Ergebnis bestätigt natürlich die Erwartungen, da das verwendete Näherungspotential gerade dem CoulombPotential entspricht. 5.7.2 Quantendefekt und Energieeigenwerte Die Bestimmung des Quantendefekts η erfolgt im Rahmen der uniformen Näherung durch Anpassung der Wellenfunktionen in den verschiedenen Bereichen aneinander (siehe z.B. [Liboff (1992)]). Nach [Geldart u. Kiang (1986)] kann auch direkt aus der Struktur der Umkehrpunkte auf den Quantendefekt geschlossen werden. Dabei resultiert jeder der in endlicher Entfernung symmetrisch bei rU und −rU liegenden Umkehrpunkte in einem Beitrag von 14 , so dass in Summe η= 1 2 (5.79) 62 Kapitel 5. WKB-Lösung der Einteilchen-Newton-Schrödinger-Gleichung n 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 En -0,8888 -0,1632 -0,06611 -0,03555 -0,02216 -0,01512 -0,01097 -0,008324 -0,006530 -0,005259 -0,004326 -0,003621 -0,003075 -0,002644 n 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 En -0,002298 -0,002015 -0,001782 -0,001586 -0,001422 -0,001281 -0,001161 -0,001056 -0,0009660 -0,0008864 -0,0008162 -0,0007540 -0,0006987 -0,0006492 n 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 En -0,0006049 -0,0005649 -0,0005287 -0,0004960 -0,0004661 -0,0004389 -0,0004140 -0,0003912 -0,0003702 -0,0003508 -0,0003329 -0,0003164 -0,0003011 Tab. 5.1: Energieeigenwerte für die Einteilchen-Newton-Schrödinger-Gleichung in WKB-Näherung. Ein Vergleich mit den numerischen Werten und die Diskussion der auftretenden Abweichungen sind in Kapitel 6 zu finden. gelten muss2 . Im verwendeten Einheitensystem führt dies auf Energieeigenwerte, wie sie in Tabelle 5.1 dargestellt sind. Ein Vergleich mit Tabelle 4.3 zeigt Abweichungen von den numerisch bestimmten Werten. Diese Abweichungen werden in Kapitel 6 diskutiert werden. 5.7.3 Wellenfunktionen und Potentiale Mit den in Tabelle 5.1 aufgeführten Energieeigenwerten lassen sich nun erstmals Wellenfunktionen und Potentiale grafisch darstellen. In den Abbildungen 5.3 bis 5.6 sind einige ausgewählte Wellenfunktionen nach Gleichung (5.38) bzw. (5.52) sowie ihre uniformen Näherungen (5.72) und die zugehörigen Potentiale aufgetragen. Um die aus der uniformen Näherung resultierende Wellenfunktion an die gezeichneten Realteile der WKB-Wellenfunktion anzupassen, muss diesen noch ein konstanter Phasenfaktor von π4 hinzugefügt werden. Dies resultiert aus der Anpassung der WKB-Funktionen an die asymptotische Form der Airy-Funktionen (vgl. etwa [Liboff (1992)]). Die Normierung der Suniform wurde numerisch durchgeführt, 2 Strenggenommen gilt dies nur für flache Potentiale mit endlichen Steigungen in den Umkehrpunkten. Insbesondere im Fall des Coulomb-Potentials zu ` = 0 liefert eine genauere Analyse (vgl. dazu [Berry u. Mount (1972)]), die die Divergenz des Potentials am Ursprung berücksichtigt, wie erwähnt η = 0. Da wir aber wissen, dass das echte“ Newton-Schrödinger-Potential ” am Ursprung einen endlichen Wert annimmt, ist (5.79) gerechtfertigt. 5.8. Bisherige Literaturergebnisse und neue Erkenntnisse 63 da das Normierungsintegral ~2 2Gm3 Z ∞ 0 2 Suniform r 2 dr (5.80) nicht analytisch gelöst werden konnte. Die WKB-Wellenfunktionen, für die dasselbe gilt, wurden dann an Suniform angepasst. Eine numerische Normierung der WKB-Wellenfunktion ist für diesen Vergleich nicht sinnvoll, da die Divergenz am Umkehrpunkt das Ergebnis verfälschen würde und somit die Güte der Näherung nicht beurteilt werden könnte. In allen Abbildungen ist zu erkennen, dass die aus dem gegenüber dem WKB-Potential (5.40) und (5.51) nochmals genäherten Potential (5.66) entwickelten Wellenfunktionen hervorragend mit den WKB-Wellenfunktionen (5.38) und (5.52) übereinstimmen. Da wir in der uniformen Näherung aber im Prinzip ein reines Coulomb-Potential angesetzt hatten, bedeutet das, dass wir durch die WKBNäherung einen Großteil der speziellen Eigenschaften der Newton-SchrödingerGleichung verloren haben. Im folgenden Kapitel wird dies noch deutlicher werden. 5.8 Bisherige Literaturergebnisse und neue Erkenntnisse Eine WKB-Analyse der Newton-Schrödinger-Gleichung wurde bereits von Hartmann [Hartmann (1999)] vorgestellt. Die hier durchgeführte Rechnung liefert aber gegenüber den Literaturergebnissen einige signifikante Fortschritte. So wurden erstmals Energieeigenwerte aus der Anwendung der Bohr-SommerfeldQuantisierungsbedingung auf die WKB-Potentiale gewonnen. Die bestimmten WKB-Wellenfunktionen und Potentiale stellen außerdem eine deutliche Vereinfachung gegenüber den bekannten parametrisierten Formen dar. Darüberhinaus konnten WKB-Wellenfunktionen hergeleitet werden, deren Knotenanzahl eindeutig der zugehörigen Anregungsstufe entspricht, während in [Hartmann (1999)] jede der erhaltenen Wellenfunktionen unendlich viele Knoten aufwies. 64 Kapitel 5. WKB-Lösung der Einteilchen-Newton-Schrödinger-Gleichung 2 UWKB SWKB⋅10 Suniform⋅10 4π2(c2/r+c3)/h2 1,5 1 0,5 0 -0,5 -1 0 5 10 15 20 r 25 30 35 40 Abb. 5.3: Vergleich von Wellenfunktion S und effektivem Potential U des normierten dritten angeregten Zustand in WKB- und uniformer Näherung. 0,3 UWKB SWKB⋅100 Suniform⋅100 2 4π (c2/r+c3)/h2 0,2 0,1 0 -0,1 -0,2 -0,3 0 100 200 300 r 400 500 600 Abb. 5.4: Wie 5.3, für den 15. angeregten Zustand. 65 5.8. Bisherige Literaturergebnisse und neue Erkenntnisse UWKB SWKB⋅100 Suniform⋅100 4π2(c2/r+c3)/h2 0,04 0,02 0 -0,02 -0,04 0 500 1000 1500 2000 r Abb. 5.5: Wie 5.3, für den 30. angeregten Zustand. 1 UWKB SWKB⋅100 Suniform⋅100 4π2(c2/r+c3)/h2 0,5 0 -0,5 -1 0 5 10 15 20 r 25 30 35 40 Abb. 5.6: Der Bereich um r = 0 aus Abbildung 5.5; auch für kleine r ist die Näherung noch ausgezeichnet. 66 Kapitel 5. WKB-Lösung der Einteilchen-Newton-Schrödinger-Gleichung Kapitel 6 Vergleich von WKB-Näherung und numerisch exakter Lösung In diesem Kapitel soll die Güte der aus der WKB-Näherung gewonnenen Energieeigenwerte und Potential- und Wellenfunktionen durch einen Vergleich mit den numerisch ermittelten Größen bestimmt werden und einige der auftretenden signifikanten Abweichungen erklärt werden. 6.1 Energieeigenwerte Bereits ein flüchtiger Vergleich der numerischen Resultate aus Tabelle 4.1 mit den aus der WKB-Näherung gewonnenen (Tabelle 5.1) zeigt deutliche Abweichungen in den Energieeigenwerten. Wie ist dies zu verstehen? Aus den in Abschnitt 4.6 gewonnenen Erkenntnissen können wir folgern, dass die aus der Bohr-Sommerfeld-Quantisierung erhaltenen Energieeigenwerte um einen konstanten Faktor zu korrigieren sind. Natürlich kann das aus dem verwendeten Potential (5.66) resultierende Wirkungsintegral (5.75) analytisch nach der Energie aufgelöst werden. Wir vernachlässigen dabei aber, dass die entscheidenden Effekte – nämlich das Verhalten von Potential und Wellenfunktion bei kleinen Radien r – durch die WKB-Näherung verloren gehen, da die entsprechenden WKB-Funktionen dort (im Falle des Potentials sogar quadratisch) divergieren. Unter diesem Gesichtspunkt ist die WKB-Näherung zur Bestimmung der Energieeigenwerte ungeeignet. Aus den numerischen Betrachtungen kennen wir aber den Korrekturfaktor zu den aus dem in der uniformen Näherung verwendeten Coulomb-Potential errechneten Energien. Die Anwendung des in Gleichung (4.13) definierten Reskalierungsfaktors und des zugehörigen korrigierten Quantendefekts liefert dann die in Tabelle 6.1 aufgeführten korrigierten Energieeigenwerte, die für größere n gut mit den numerisch ermittelten übereinstimmen. Für niedrige n liefert die WKB-Näherung im Allgemeinen schlechtere Übereinstimmungen. 67 68 Kapitel 6. Vergleich von WKB-Näherung und numerisch exakter Lösung n 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 En (WKB) En (numerisch) -0,1560 -0,162(87) -0,03002 -0,0308(15) -0,01232 -0,0125(33) -0,006664 -0,00675(09) -0,004168 -0,00421(12) -0,002851 -0,00287(53) -0,002072 -0,00208(72) -0,001574 -0,00158(37) -0,001236 -0,00124(27) -0,0009960 -0,00100(10) -0,0008198 -0,000823(52) -0,0006866 -0,000689(38) -0,0005833 -0,000585(53) -0,0005018 -0,000503(50) -0,0004362 -0,000437(57) -0,0003826 -0,000383(79) -0,0003384 -0,000339(35) -0,0003014 -0,000302(20) -0,0002702 -0,000270(84) -0,0002435 -0,000244(11) -0,0002207 -0,000221(16) n 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 En (WKB) -0,0002009 -0,0001836 -0,0001685 -0,0001552 -0,0001434 -0,0001329 -0,0001235 -0,0001150 -0,0001074 -0,0001006 -0,00009435 -0,00008868 -0,00008351 -0,00007878 -0,00007443 -0,00007044 -0,00006676 -0,00006336 -0,00006022 -0,00005730 En (numerisch) -0,000201(29) -0,000183(99) -0,000168(83) -0,000155(46) -0,000143(62) -0,000133(09) -0,000123(67) -0,000115(22) -0,000107(61) -0,000100(72) -0,0000944(79) -0,0000887(95) -0,0000836(12) -0,0000788(70) -0,0000745(20) -0,0000705(20) -0,0000668(34) -0,0000634(29) -0,0000602(78) -0,0000573(57) Tab. 6.1: Vergleich der Energieeigenwerte aus WKB- und numerischer Lösung 6.2 Potentiale und Wellenfunktionen Da wir aus dem vorhergehenden Abschnitt wissen, dass die aus der WKBNäherung erhaltenen Energieeigenwerte mit einem Korrekturfaktor skaliert werden müssen, um die Newton-Schrödinger-Eigenwerte zu erhalten, ist bereits hier klar, dass numerische und WKB-Funktionen einander nicht entsprechen werden. In Abbildung 6.1 ist beispielhaft die normierte numerische und die normierte WKB-Lösung aufgetragen. Die Frage ist nun, ob analog zu den Energieeigenwerten eine Skalierung gefunden werden kann, die die WKB-Wellenfunktionen besser an die numerisch ermittelten Lösungen anpasst. Erste Hinweise gibt uns die Betrachtung des klassischen Umkehrpunktes. Wir wissen, dass das NewtonSchrödinger-Potential sich hier bereits wie das Coulomb-Potential verhält, der 69 6.2. Potentiale und Wellenfunktionen Umkehrpunkt rU ist somit gegeben durch rU = Gm2 . −E (6.1) Die Skalierung der Energieeigenwerte führt also dazu, dass der Umkehrpunkt nach rU = 1 rU κ (6.2) r κ (6.3) wandert. Dies legt eine Radiusskalierung r= nahe. 0,008 Unumerisch UWKB Snumerisch SWKB 0,006 0,004 0,002 0 -0,002 -0,004 0 200 400 600 800 r 1000 1200 1400 Abb. 6.1: Numerisch exakte und WKB-Wellenfunktion und effektives Potential des 9. angeregter Zustand: Aufgrund des auftretenden Reskalierungsfaktors für die Energieeigenwerte müssen auch Potential und Wellenfunktion angepasst werden. Untersucht man nun noch das Verhalten des Potentials U , so findet man, dass mit U = κU das korrekte asymptotische Verhalten sichergestellt ist. (6.4) 70 Kapitel 6. Vergleich von WKB-Näherung und numerisch exakter Lösung Die Radiusskalierung beeinflusst natürlich auch die Normierung der Wellenfunktion. Ein Übergang zur Radiusvariablen r führt im Normierungsintegral zum Auftreten eines Faktors κ3 , so√dass die WKB-Wellenfunktion dann zusätzlich zur normalen“ Normierung mit κ3 multipliziert werden muss. ” In den Abbildungen 6.2 bis 6.9 sind Wellenfunktion und Potential von numerischer und WKB-Lösung einander gegenübergestellt. Man erkennt sofort den Effekt der relativ großen Abweichung der Energieeigenwerte bei niedrigen Quantenzahlen: Die Potentiale liegen auch im klassisch verbotenen Bereich nicht übereinander, sondern sind gegeneinander verschoben. Dies bessert sich natürlich bei höheren Quantenzahlen. Generell kann man auch feststellen, dass die WKBFunktionen bis auf die Anzahl der Nullstellen keine gute Näherung der NewtonSchrödinger-Wellenfunktionen darstellen. Unabhängig von der Ordnung des betrachteten Zustandes sind alle Nullstellen in der WKB-Näherung in Richtung Ursprung verschoben, und zwar umso stärker, je weiter innen sie liegen. Anschaulich ist das auch sofort klar: Da das WKBPotential im Gegensatz zum numerischen Potential zum Ursprung hin divergiert, wird das Wirkungsintegral innen weitaus mehr Nullstellen durchlaufen als dies im echten“ System der Fall ist. ” Bei den Wellenfunktionen höherer Ordnung kann man erkennen, dass die Einhüllende für größere r durch die WKB-Näherung akzeptabel wiedergegeben wird. Abschließend läßt sich feststellen, dass die WKB-Näherung das Phasenverhalten der Newton-Schrödinger-Eigenfunktionen nur ansatzweise korrekt beschreiben kann. 71 6.2. Potentiale und Wellenfunktionen 0,2 Snumerisch SWKB 0,15 0,1 0,05 0 -0,05 -0,1 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 r Abb. 6.2: Numerisch exakte und WKB-Wellenfunktion des normierten ersten angeregten Zustandes. 1 Unumerisch UWKB 0,8 0,6 0,4 0,2 0 -0,2 -0,4 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 r Abb. 6.3: Numerisch exaktes und effektives WKB-Potential des normierten ersten angeregten Zustandes. 72 Kapitel 6. Vergleich von WKB-Näherung und numerisch exakter Lösung 0,003 Snumerisch SWKB 0,0025 0,002 0,0015 0,001 0,0005 0 -0,0005 -0,001 -0,0015 -0,002 0 200 400 600 r 800 1000 1200 Abb. 6.4: Wie 6.2 für den normierten 9. angeregten Zustand. 0,008 Unumerisch UWKB 0,006 0,004 0,002 0 -0,002 -0,004 0 200 400 600 800 r 1000 1200 1400 Abb. 6.5: Wie 6.3 für den normierten 9. angeregten Zustand. 73 6.2. Potentiale und Wellenfunktionen 0,0001 Snumerisch SWKB 5e-05 0 -5e-05 -0,0001 0 1000 2000 3000 r 4000 5000 6000 Abb. 6.6: Wie 6.2 für den normierten 19. angeregten Zustand. 0,003 Unumerisch UWKB 0,0025 0,002 0,0015 0,001 0,0005 0 -0,0005 -0,001 0 1000 2000 3000 r 4000 5000 6000 Abb. 6.7: Wie 6.3 für den normierten 19. angeregten Zustand. 74 Kapitel 6. Vergleich von WKB-Näherung und numerisch exakter Lösung 2e-05 Snumerisch SWKB 1,5e-05 1e-05 5e-06 0 -5e-06 -1e-05 -1,5e-05 -2e-05 0 5000 10000 r 15000 20000 Abb. 6.8: Wie 6.2 für den normierten 36. angeregten Zustand; rechts unten die Divergenz der numerischen Lösung. 0,0008 Unumerisch UWKB 0,0006 0,0004 0,0002 0 -0,0002 0 5000 10000 15000 20000 25000 r Abb. 6.9: Wie 6.3 für den normierten 36. angeregten Zustand. Kapitel 7 Zusammenfassung Im Folgenden soll noch einmal ein Überblick über das Ziel der Arbeit und die erhaltenen Ergebnisse gegeben werden. Von besonderem Interesse sind dabei die physikalischen oder systematischen Folgerungen, die die vorliegende Arbeit zulässt. 7.1 Ziele der Arbeit • Zunächst sollten numerische Lösungen der radialsymmetrischen Einteilchen-Newton-Schrödinger-Gleichung gefunden werden, um die Systematik der Zustände und Energieeigenwerte mit wachsenden Quantenzahlen untersuchen zu können. • Alternativ sollte eine semiklassische Lösung des Newton-SchrödingerSystems gefunden werden. Die erhaltenen Funktionen sollten dann mit numerisch ermittelten Werten verglichen werden, um die Güte der WKBNäherung sicherzustellen, bevor sie zur Bestimmung der Energieeigenwerte des Systems eingesetzt wurde. Dadurch sollte das von einer zu erwartenden Rydberg-Serie abweichende Verhalten der numerisch bestimmten Energieeigenwerte erklärt werden. 7.2 Die Ergebnisse Die Einteilchen-Newton-Schrödinger-Gleichung wurde erstmals numerisch bis zum Anregungszustand n = 40 gelöst. Nach der Bestätigung der BohrSommerfeld-Quantisierung aus den numerischen Potentialen wurde darüber hinaus zum ersten Mal gezeigt, dass im Gegensatz zu bekannten Problemen aus der Atomphysik die Abweichung des Wirkungsintegrals der Newton-SchrödingerLösungen vom Coulomb-Wirkungsintegral nicht gegen einen festen Wert konvergiert, sondern im Rahmen der numerischen Genauigkeit für höhere n linear 75 76 Kapitel 7. Zusammenfassung m [kg] 10−30 10−27 10−18 10−12 ∆rerlaubt [m] 1030 1021 10−5 10−23 Kommentar Elektron Nukleon Wassertropfen mit r = 10−7 m Wassertropfen mit r = 10−5 m Tab. 7.1: Ausdehnung des klassisch erlaubten Bereichs ∆rerlaubt eines Teilchens der Masse m im Newton-Schrödinger-Grundzustand mit n anwächst. Dies erklärt unmittelbar die Existenz eines Korrekturfaktors zu den aus der Rydbergserie bekannten Energieeigenwerten. Anhand eines einfachen Modellpotentials konnte das Zustandekommen dieses Korrekturfaktors im Prinzip nachvollzogen werden. Des Weiteren konnte gezeigt werden, dass sich die Methode der WKBNäherung prinzipiell auch auf nichtlineare Probleme anwenden lässt. Es ist gelungen, die bisher besten semiklassischen Wellenfunktionen und Potentiale sowie erstmals Energieeigenwerte (die in Abbildung 7.1 noch einmal wiedergegeben sind) zu berechnen. Dabei wurde ein aus der Numerik bestimmter Reskalierungsfaktor zur systematischen Korrektur der durch die semiklassische Näherung auftretenden Fehler verwendet. Auf diese Weise konnten auch Wellenfunktionen und Potentiale bestimmt werden, die wichtige Eigenschaften der numerisch bestimmten Lösungen wiedergeben. Insbesondere soll hierbei die Bestätigung der 1 -Abhängigkeit der Energieeigenwerte, wie sie sich auch aus der Numerik ergibt, n2 erwähnt werden. Es ist zu erwarten, dass eine weitere quantitative und qualitative Verbesserung der Ergebnisse aufbauend auf den hier dargestellten Ansätzen erreicht werden kann. Von grundsätzlichem Interesse ist die Frage nach der experimentellen Verifizierbarkeit der der Newton-Schrödinger-Gleichung zugrundeliegenden Hypothesen. In Tabelle 2.1 wurde bereits die Stabilität eines Überlagerungszustandes betrachtet. Unter Zuhilfenahme der in dieser Arbeit erhaltenen Ergebnisse lassen sich weitere Aussagen über den Grad der Lokalisierung der Eigenzustände der radialsymmetrischen Einteilchen-Newton-Schrödinger-Gleichung treffen. Dazu betrachtet man den klassischen Umkehrpunkt in Abhängigkeit von der Masse des betreffenden Teilchens. Aus den Gleichungen (4.3) und (5.41) folgen für den am stärksten lokalisierten Grundzustand die in Tabelle 7.1 aufgeführten Größenordnungen. Hier wird augenscheinlich, dass Teilchen wie Elektronen oder Nukleonen selbst im Newton-Schrödinger-Grundzustand quasi delokalisiert sind, während makroskopische Objekte praktisch keine Ortsunschärfe mehr zeigen.1 Somit widerspre1 Problematisch ist hier natürlich, dass der errechnete klassisch erlaubte Bereich für die Wassertropfen kleiner ist als deren Ausdehnung. Das ist einfach darauf zurückzuführen, dass die 77 7.3. Ausblick 1 Enumerisch κ⋅EWKB 0,1/x2 0,1 0,01 0,001 0,0001 1e-05 1 10 Abb. 7.1: Doppeltlogarithmische Auftragung der numerischen Energieeigenwerte sowie der reskalierten WKB-Energien. chen die aus dieser Betrachtung der Newton-Schrödinger-Gleichung zu ziehenden Folgerungen nicht den bekannten experimentellen Ergebnissen. 7.3 Ausblick Im Hinblick auf das beobachtete Verhalten der Energieeigenwerte wäre es von besonderem Interesse, aus dem Newton-Schrödinger-System selbst die Abweichung des Wirkungsintegrals gegenüber dem Coulomb-Integral zu bestimmen, um zu prüfen, ob in der Tat ein linearer Zusammenhang zwischen Ordnung und Abweichung besteht. Dazu könnte z.B. ein aus einer eingehenderen Untersuchung der analytischen Eigenschaften des Systems gewonnenes Modellpotential verwendet werden. Ein weiterer Ansatzpunkt wäre die Anwendung alternativer Näherungsmethoden anstelle der WKB-Näherung, um die Divergenz am Ursprung zu vermeiden und so die Eigenschaften des Systems besser abzubilden. Relativ einfach sollten Verbesserungen in der numerischen Behandlung des Systems zu erreichen sein. Höhere Genauigkeiten ließen sich beispielsweise durch den Übergang auf long double-Variablen erreichen, die aber von den in den gsl-Bibliotheken Newton-Schrödinger-Lösung so nur für Punktteilchen gilt. Als Anhaltspunkt können obige Größenordnungen dennoch verstanden werden. 78 Kapitel 7. Zusammenfassung implementierten Runge-Kutta-Routinen nicht unterstützt werden. Die iterative selbstkonsistente Lösung des Systems sollte bei entsprechender Rechenzeit ebenfalls zu einer Erhöhung der Genauigkeit führen. Die numerischen Integrationen wurden in der vorliegenden Arbeit über eine einfachen Trapezregel durchgeführt, was weitere Optimierungsmöglichkeiten bietet. Andere Arbeitsgebiete könnten eine numerische Behandlung von nichtradialsymmetrischen Situationen in Verallgemeinerung bestehender Arbeiten für das Einteilchen- [Harrison u. a. (2003)] oder Mehrteilchenproblem [Knapp (2005)] sein. Anhang A Asymptotik für S(r) aus vollständigem U∞ Die in diesem Fall zu lösende Differentialgleichung ist 2 Q ∂r2 S + ∂r S + (P + )S(r) = 0, r r (A.1) also eine radialsymmetrische Schrödinger-Gleichung mit Coulomb-Potential. Die allgemeine Lösung kann entweder mit Hilfe der Laguerre-Polynome (siehe z.B. [Schwabl (1998)]) oder über die konfluente hypergeometrische Funktion U (a, b, z) und die konfluente hypergeometrische Kummer-Funktion M (a, b, z) (siehe z.B. [Abramowitz u. Stegun (1970)]) ausgedrückt werden. Im letzteren Fall nimmt sie die Form n √ o √ Q S(r) = exp − −P r αM (1 − √ , 2, 2 −P r) 2 −P √ Q + βU (1 − √ (A.2) , 2, 2 −P r) 2 −P √ −P r , so dass eine normierbare an. M divergiert für große r stärker als exp Funktion nur für α = 0 existieren kann. In Integralschreibweise ist der übrigbleibende Anteil o n √ S(r) = exp − −P r β 1 Γ(1 − 2√Q−P ) Z ∞ 0 n √ exp −2 −P rt o 1 t +1 2 √Q −P dt. (A.3) Reihenentwicklung um r = ∞ liefert hierfür n √ o 1 1+ S(r) ≈ exp − −P r r √ −P Q 2P β · 2−1− 79 √ −P Q 2P (−P )−1− √ −P Q 2P + O( 1 ). r2 (A.4) 80 Anhang A. Asymptotik für S(r) aus vollständigem U∞ Da der Exponent des 1r -Terms negativ werden kann – P = 2mE < 0 – und die Größenverhältnisse von P und Q vom betrachteten Problem abhängen, kann über den Potenzanteil keine weitere Aussage gemacht werden. Er spielt für die Normierbarkeit aber keine Rolle, da der exponentiell abfallende Anteil in jedem Fall dominiert. Die asymptotische Form der Wellenfunktion ist also korrekt durch einen mit einem Potenzterm modifizierten exponentiellen Abfall wiedergegeben. Anhang B Parametrisierte Lösung Aus den nichttransformierten Newton-Schrödinger-Gleichungen (2.17) und (2.18) kann eine parametrisierte WKB-Lösung gewonnen werden. B.1 WKB-System gekoppelter DGL Der Ansatz für die Wellenfunktion in der WKB-Methode ist i Ψ(r) = A(r) exp B(r) ~ (B.1) mit einer reellen Amplitudenfunktion A(r) und einer reellen Exponentenfunktion B(r). Anwenden des Laplace-Operators auf diesen Ansatz liefert i i i B(r) + 2∇A(r) ∇B(r) exp B(r) ∆Ψ(r) =∆A(r) exp ~ ~ ~ i i 1 i 2 + A(r) ∆B(r) exp B(r) − A(r) 2 (∇B(r)) exp B(r) , ~ ~ ~ ~ (B.2) während die Poisson-Gleichung (3.2) übergeht in ∆V = 4πGm2 A(r)2 . Nun wird die Schrödingergleichung in Real- und Imaginärteil separiert. erhält man ein System von drei gekoppelten Gleichungen ~2 ∆A(r) + A(r) 2m (E − V (r)) − (∇B(r))2 = 0 2(∇A(r))(∇B(r)) + A(r)∆S(r) = 0 2 2 ∆V − 4πGA(r) exp − Im(B(r)) = 0. ~ (B.3) Somit (B.4) (B.5) (B.6) Im klassisch erlaubten Bereich wird die Exponentenfunktion reell, somit gilt die einfachere Gleichung ∆V − 4πGm2 A(r)2 = 0. (B.7) 81 82 Anhang B. Parametrisierte Lösung B.2 Potentialgleichung ∂ Wendet man die Ersetzungen ∇ → ∂r und die radialsymmetrische Form des Laplace-Operators an, so geht Gleichung (B.5) über in 2 2A0 (r)B 0 (r) + A(r)B 00 (r) + A(r)B 0 (r) = 0. r 0 Division durch A und B liefert A0 B 00 2 2 + 0 + = 0, A B r dies kann geschrieben werden als 2∂r ln (A) + ∂r ln (B 0 ) + 2∂r ln (r) = 0. (B.8) (B.9) (B.10) Zusammenfassen der Ableitungen und Integrieren ergibt 2 ln (A) + ln (B 0 ) + 2 ln (r) = const . (B.11) Als weiteren Schritt kann man noch die Logarithmen zusammenziehen, also A2 B 0 r 2 = exp {const} =: d. (B.12) Auflösen nach B 0 und Einsetzen in Gleichung (B.4) liefert ein System von zwei gekoppelten Differentialgleichungen, in dem die Funktion B(r) nicht mehr vorkommt. Natürlich wäre es genauso möglich, nach A aufzulösen, so dass das System von B und V anstelle von A und V abhängt. Die resultierenden Gleichungen werden aber recht unhandlich, da die erste und zweite Ableitung von A benötigt wird. Das erhaltene System ist noch exakt, es wurde bisher keine Näherung vorgenommen! 2 0 d 2 00 ~ A + A + 2m (E − V ) A − 3 4 = 0 (B.13) r Ar 2 V 00 + V 0 − 4πm2 GA2 = 0 (B.14) r Auflösen der Gleichung (B.7) nach A(r) ergibt r ∆V (r) . A(r) = 4πGm2 (B.15) Die erste und zweite Ableitung des so bestimmten A(r) sind dann 0 00 − 2V2 + 2Vr + V (3) √ A = r√ (B.16) 4 πGm2 ∆V 12V 02 − 12r 2 V 002 − r 4 (V (3) )2 + 2r 4 V 00 V (4) + 4r 2 V 0 3V (3) + rV (4) 00 √ √ A = , 8 πGm2 ∆V (2V 0 + rV 00 ) (B.17) 0 83 B.2. Potentialgleichung was nach Einsetzen in Gleichung (B.13) eine Differentialgleichung für V (r) liefert, aus der sowohl B(r) als auch A(r) eliminiert sind. Diese Differentialgleichung ist nichtlinear und 4. Ordnung, wird aber durch die anschließende WKB-Entwicklung nach dem kleinen Parameter“ λ = ~2 deutlich vereinfacht. Zunächst einmal die ” vollständige Differentialgleichung, sortiert nach Ordnungen von ~: 0 = −64d2 G2 π 2 + 32mr 2 (E − V )(V 0 )2 + 8mr 4 (E − V )(V 00 )2 + 32r 3 m(E − V )V 0 V 00 + ~2 −64d2 G2 π 2 − 16(V 0 )2 + 32mr 2 (E − V )(V 0 )2 + 8r 2 (V 00 )2 4 00 2 3 00 (3) 3 00 2 0 (3) + 8mr (E − V )(V ) + 4r V V + 32mr (E − V )V + 8r V V + ~4 −4(V 0 )2 − 4r 2 (V 00 )2 − r 4 (V (3) )2 + 4r 3 V 00 V (3) ! 1 (B.18) · √ +2r 4 V 00 V (4) + 8rV 0 + 20r 2 V 0 V (3) + 4r 3 V 0 V (4) r Gm2 ∆V Wir definieren λ := ~2 (B.19) und entwickeln die Gleichung (B.18) nach Ordnungen von λ, wobei wir für V (r) die Form ∞ X 2 V (r) = V0 (r) + λV1 (r) + λ V2 (r) + . . . = λn Vn (r) (B.20) n=0 ansetzen. Üblicherweise wird diese Entwicklung in der WKB-Methode für die Exponentenfunktion B(r) angesetzt. In nullter Ordnung von λ erhalten wir (∆V0 (r))2 = bzw. ∆V0 (r) = Mit der Definition 8π 2 d2 G2 m3 r 4 (E − V (r)) √ 2πdGm 2m p . r 2 E − V (r) U (r) = E − V0 (r) (B.21) (B.22) (B.23) und nach Anwendung der Transformation erhält man dann U = rU → ∂r2 U = r∆U (B.24) c ∂r2 U (r) + √ = 0. rU (B.25) 84 Anhang B. Parametrisierte Lösung Dies ist ein Sonderfall der Emden-Fowler-Differentialgleichungen (vgl. [Polyanin u. Zaitsev (2002)]), die die Form ∂x2 y(x) = Axn y m (B.26) haben. Für n = m = − 12 kann die Lösung in parametrisierter Form angegeben werden. Mit der Hilfsfunktion Z(τ ) ( c1 J 1 (τ ) + c2 Y 1 (τ ) 3 3 Z(τ ) = (B.27) c1 I 1 (τ ) + c2 K 1 (τ ) 3 3 die die (verallgemeinerten) Bessel-Funktionen (siehe z.B. [Abramowitz u. Stegun (1970)]) enthält, können r und U (r) als Funktionen von τ geschrieben werden: 2 r = τ 3 Z(τ )2 2 √ 2 1 3 − U (r) = ∓9c2 τ 3 τ ∂τ Z(τ ) + Z(τ ) 3 (B.28) (B.29) Die Bestimmung des korrekten Vorzeichens sowie der zu verwendenen Definition von Z und anschließende Rücktransformation liefert dann als parametrisierte Darstellung des Potentials V0 (r) √ 2 3 V (τ ) = E − 9c2 τ − 3 c1 J− 2 (τ ) + c2 Y− 2 (τ ) 3 3 c1 J 1 (τ ) + c2 Y 1 (τ ) 3 3 !2 . (B.30) Mit Hilfe von V0 können hieraus die Funktionen A und B und daraus dann die WKB-Wellenfunktion in parametrisierter Form gewonnen werden. Anhang C Wirkungsintegral eines einfachen Modellpotentials Wir wissen aus den Betrachtungen zur Asymptotik des Newton-SchrödingerSystems, dass Lösungen nahe am Ursprung parabelförmig werden, während sie für große r wie 1r abfallen. Aus den numerischen Lösungen konnten wir erkennen, dass dieses Verhalten bereits am Umkehrpunkt dominant ist. Es liegt daher nahe, als erstes Modellpotential eine stetige und differentierbare abschnittweise definierte Funktion der Form U (r) = ( c+ c+ 3d 2rK d r − d 2 3 r 2rK für r < rK für r > rK (C.1) mit konstanten Koeffizienten c und d anzunehmen. Der Verbindungspunkt rK muss dabei natürlich zwischen Ursprung und Umkehrpunkt liegen: 0 < r K ≤ rU (C.2) Setzt man nun den Verbindungspunkt proportional zum Umkehrpunkt rK = σrU mit 0 < σ ≤ 1 (C.3) so kann das Wirkungsintegral berechnet und die Bohr-Sommerfeld-Quantisierung angewandt werden. Die so definierten Potentiale und die zugehörigen Wirkungsintegrale sind für einen Wert von σ = 0, 5 in den Abbildungen C.1 bzw. C.2 dargestellt. Interessant ist der Vergleich mit den Abbildungen 4.13 und 4.14, in denen dieselbe Größe für das Newton-Schrödinger- und das Coulomb-Potential 85 86 Anhang C. Wirkungsintegral eines einfachen Modellpotentials aufgezeichnet ist. Für das Wirkungsintegral gilt dann Z rU √ Z σrU s Z rU r 3d d d 2 U dr = c+ c + dr − 3 3 r dr + 2σrU 2σ rU r 0 0 σrU s r d d 2cσ 3 rU3 d2 2 1 2 r2 + −σ + 3σ σ = U 2 2σ 3 rU3 c d c2 ! v u d d 2cσ 3 rU3 u + 3σ 2 rU2 · arsinh −σ t + d c 2σ 3 r 3 c + 3d U 2σrU r d2 2 πd d − (σ − σ) + √ + √ arcsin (1 − 2σ) (C.4) c 4 −c 2 −c und nach 2~ und mit den Definitionen c= Z 2mE ~2 rU √ ! U dr = 2π~(n + η) (C.5) 0 d= 2Gm3 ~2 rU = − d c (C.6) zur Anpassung an das Newton-Schrödinger-Potential erhält man E=− p G 2 m5 π − 4(σ − σ 2 ) + + arcsin (1 − 2σ) 2 2 2 2~ π (n + η) 2 !! r r r 2 σ 4 − 4σ 2 1 − + (3 − 2σ) arcsin − . 2 σ σ 3 − 2σ (C.7) Im Grenzfall σ → 0 reduziert sich dies erwartungsgemäß auf die Rydberg-Serie des gravitativen Coulomb-Problems. Für alle anderen Werte von σ erhält man aber einen nur von σ abhängigen Korrekturfaktor für die Energieeigenwerte. In Abbildung C.3 sind diese über σ aufgetragen. 87 0,5 n=0 n=1 n=2 n=3 n=4 n=5 0,4 0,3 U(r) 0,2 0,1 0 -0,1 -0,2 -0,3 0 10 20 30 40 50 60 70 r Abb. C.1: Einige Zustände des Modellpotentials für σ = 0, 5. 1 n=0 n=1 n=2 n=3 n=4 n=5 n=6 n=7 n=8 0,8 U 1/2 0,6 0,4 0,2 0 0 20 40 60 80 100 120 140 r Abb. C.2: Die Integranden des Wirkungsintegrals einiger Zustände bei σ = 0, 5. 88 Anhang C. Wirkungsintegral eines einfachen Modellpotentials 1 0,9 0,8 0,7 κ 0,6 0,5 0,4 0,3 0,2 0,1 0 0 0,2 0,4 0,6 0,8 1 σ Abb. C.3: Aus dem Modellpotential resultierender Korrekturfaktor zur RydbergSerie des Coulomb-Potentials. Literaturverzeichnis Abramowitz u. Stegun 1970 Abramowitz, M. ; Stegun, I.: Handbook of mathematical functions. 9. Auflage. Dover Publications, 1970 Berry u. Mount 1972 Berry, M. V. ; Mount, K. E.: Semiclassical approximations in wave mechanics. In: Rep. Prog. Phys. (1972), Nr. 35, S. 315–397 Brack u. Bhaduri 1997 Brack, M. ; Bhaduri, R. K.: Semiclassical Physics. 1st edition. 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Zaitsev 2002 Polyanin, A. ; Zaitsev, V.: Handbook of exact solutions for ordinary differential equations. 2nd Edition. CRC-Press, 2002 Santos u. a. 2000 Santos, L. ; Shlyapnikov, G. V. ; Zoller, P. ; Lewenstein, M.: BoseEinstein Condensation in Trapped Diploar Gases. In: Phys. Rev. Lett. (2000), Nr. 85, S. 1791–1794 Schwabl 1998 Schwabl, Franz: Quantenmechanik. 5. Auflage. Springer Verlag, 1998 Sexl u. Urbantke 1995 Sexl, R. U. ; Urbantke, H. K.: Gravitation und Kosmologie. 4. Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, 1995 Soni 2002 Soni, V.: Planck scale physics of the single-particle Schrödinger equation with gravitational self-interaction. In: Pramane J. Phys. (2002), Nr. 59, S. 375–383 Tod u. Moroz 1999 Tod, P. ; Moroz, I.: An analytical approach to the Schrödinger-Newton equations. In: Nonlinearity (1999), Nr. 12, S. 201–216 Danksagung Diese Arbeit wäre nicht möglich gewesen ohne die Unterstützung zahlreicher Kollegen und Freunde, die mir über die gesamte Zeit mit Rat und Tat zu Seite standen. • An erster Stelle möchte ich hier ganz besonders meinem Hauptberichter Herrn Professor Wunner danken, der mir ein überaus spannendes Thema zur Verfügung gestellt hat und mir das Jahr hindurch in vielen Gesprächen über auftretende Schwierigkeiten hinweggeholfen hat. • Als zweites möchte ich meinen Kollegen, Frau Sabine Latzel, Herrn Holger Cartarius, Herrn Markus Knapp, Herrn Ralf Peter und Herrn Ulrich Raitzsch nennen, die mich durch das Studium begleitet haben und ohne die viel Physik und fast aller Spass an mir vorbeigegangen wäre. Holger, an dieser Stelle nochmals ein extra- Dankeschön“ für die unzähligen LaTex” GnuPlot- und sonstigen Erfahrungsschätze (wie funktioniert ein Dienstreiseantrag?), die Du mit Markus und mir geteilt hast! Und – wie könnte es anders sein – natürlich darf ich noch einmal ausdrücklich meinem NewtonSchrödinger-Arbeitsgruppen- und Bürokollegen Markus danken, der immer ein offenes Ohr für Probleme hatte und mit dem ich so manche anregende und wertvolle Diskussion (neben einigen anderen...) führen konnte. Das wäre ein langweiliges Jahr geworden ohne dich, Markus! • Zum dritten ist es mir wichtig, mich bei den bisher nicht genannten Institutsmitgliedern, allen voran der Arbeitsgruppe von Herrn Dr. Main, für die freundliche Integration zu bedanken. Namentlich erwähnt seien an dieser Stelle auch Herr Steffen Bücheler und Herr Dirk Engel, die als Systemadministratoren Hard- und Softwareproblemen keine Chance gaben. • Schlussendlich möchte ich noch meinem Mitberichter Herrn Professor Muramatsu meinen Dank aussprechen, ohne dessen durchaus auch kritische Anmerkungen diese Arbeit sicher nicht den jetzigen Stand erreicht hätte.