F angemessene Repräsentation in Lehrbüchern und Therapiealgorithmen F intensive Forschung zum Wirkmechanismus Literatur Baghai T, Möller H, Frey R, and Kasper S. . Elektrokonvulsionstherapie: Klinische und wissenschaftliche Aspekte. . Auflage, Springer, Wien. Conca A, Hinterhuber H, Prapotnik M, Geretsegger C, Frey R, Hausmann A, Hofmann P, Kasper S, KnoflachReichart C, Lahousen T, König P, Nemes C, Pramsohler B, Rittmansberger H, Wagner W, and Pycha R. . Die Elektrokrampftherapie: Theorie und Praxis. Neuropsychiatrie ():-. DGPPN, BÄK, KBV, AWMF (Hrsg.). . Nationale Versorgungsleitlinie Unipolare Depression. . Auflage, Springer, Berlin, Heidelberg, New York. Folkerts HW. . Elektrokrampftherapie: Indikation, Durchführung und Behandlungsergebnisse. Nervenarzt (), -. Gaynes BN, Warden D, Trivedi MH, Wisniewski SR, Fava M, Rush AJ. . What did STAR*D teach us? Results from a large-scale, practical, clinical trial for patients with depression. Psychiatr Serv. (), -. Kho KH, Zwinderman AH, and Blansjaar BA. . Predictors for the efficacy of electroconvulsive therapy: chart review of a naturalistic study. J Clin Psychiatry , -. Loh N, Nickl-Jockschat T, Sheldrick AJ, Grözinger M. . Accessibility, standards and challenges of electroconvulsive therapy in western industrialized countries: a German example. World J Biol Psychiatry. In Press. Müller U, Klimke A, Janner M, Gaebel W. . Die Elektrokrampftherapie in psychiatrischen Kliniken der Bundesrepublik Deutschland . Nervenarzt ():-. Payne NA, Prudic J. . Electroconvulsive therapy Part I: A perspective on the evolution and current practices of ECT. J Psychiatr Pract (): . Shorter E. . A history of psychiatry. J. Whiley & Sons, Inc. Swartz C. . Electroconvulsive and Neuromodulation Therapies. Cambridge University Press, New York. UK ECT Review Group. . Efficacy and safety of electroconvulsive therapy in depressive disorders: a systematic review and meta-analysis. Lancet , -. Wissenschaftlicher Beirat der Bundesärztekammer. . Stellungnahme zur Elektrokrampftherapie (EKT) als psychiatrische Behandlungsmaßnahme. Dtsch Ärztebl (): A -. Michael Grözinger (Aachen/ Deutschland), Andreas Conca (Bozen/Italien), Jan DiPauli (Rankweil/Österreich), Fritz Ramseier (Brugg/Schweiz) für das länderübergreifende Referat „Klinisch angewandte Stimulationsverfahren in der Psychiatrie“ der DGPPN in Zusammenarbeit mit der SIP, der ÖGPP und der SGPP Michael Grözinger, Aachen [email protected] Andreas Conca, Bozen (Italien) [email protected] Jan DiPauli, Rankweil (Österreich) [email protected] Fritz Ramseier, Brugg (Schweiz) [email protected] Psychotraumatologie Beitrag des DGPPN-Referats „Psychotraumatologie“ Historische Entwicklung Belastende Lebensereignisse gehören zum menschlichen Dasein und werden in der Regel durch individuelle Bewältigungsstrategien oder Abwehrmechanismen kompensiert. Sind die Belastungen jedoch übermächtig, die Vulnerabilität erhöht und/oder die Lösungsmöglichkeiten subjektiv erschöpft, können Reaktionen von Krankheitswert auftreten. Jedoch kann eine außergewöhnliche physische oder psychische Belastung auch bei Menschen, die bislang psychisch stabil und ohne manifeste psychische Erkrankungen waren, zu intensiven bis hin zu pathologi- schen Reaktionen führen. Diese tionen auf ein potenziell traumaReaktionen wurden bereits in der tisierendes Ereignis, d.h. sehr verAntike beschrieben. Im 19. Jahr- schiedene psychische Störungen hundert untersuchten mit unter- können sich nach einem schweschiedlichen Ansätzen Charcot, ren belastenden Ereignis entwiJanet, Freud und Oppenheim ckeln. Neben den Traumafolgedie Folgen von traumatisieren- störungen im engeren Sinn (Postdem Stress in verschiedenen Al- traumatische Belastungsstörung tersgruppen. Erst 1980 allerdings (PTBS), komplexe PTBS, andauermöglichte die Konzeptualisie- ernde Persönlichkeitsänderung rung der Posttraumatischen Be- nach Extrembelastung, Dissozialastungsstörung mittels operatio- tive Identitätsstörung) sind Traunalisierter Kriterien im US-ame- matisierungen sehr häufig in der rikanischen Klassifikationsys- Vorgeschichte von Personen mit tem DSM-III eine intensive Er- Borderline-Persönlichkeitsstörung, häufiger als bisher vermuforschung dieser Reaktionen. Der Bedeutung traumatisie- tet aber auch bei Personen mit render Erfahrungen tragen in- anderen schweren psychischen zwischen auch Institutionen wie Störungen wie depressiven oder die Bundesregierung, Bundes- Angststörungen, bipolaren affekwehr und Katastrophenschutz tiven Störungen, Schizophrenien Rechnung. In Anerkennung der oder Suchterkrankungen zu finBedeutung früher sexueller Trau- den. Differentialdiagnostisch ist matisierungen hat die Bundesregierung inzwischen eine Beauf- ein Trauma, das eine Posttrautragte für die Aufarbeitung des matische Belastungsstörung zur sexuellen Kindesmissbrauches Folge hat, abzugrenzen von der ernannt. Der Bericht der Bun- minderschweren Belastung bei desbeauftragten wurde 2011 ver- einer Anpassungsstörung. Postöffentlicht und weist auch auf die traumatische Belastungsstörungen weisen eine hohe Komorbikünftigen Aufgaben hin. Heute hat sich die Psycho- dität mit depressiven oder Angsttraumatologie zu einem Quer- störungen auf. Um die Überschnittsgebiet innerhalb der erregbarkeit zu dämpfen, greiFachgebiete Psychiatrie, Psycho- fen viele Patienten zu sedierensomatik, Psychologie und Psy- den Stoffen mit den potentiellen chotherapie entwickelt, wie aus Folgen des Abusus oder der Entden folgenden Ausführungen wicklung einer Abhängigkeit. Im klinischen Bild kann die PTBS hervorgeht. durch die komorbiden Störungen verdeckt sein und muss bei Diagnostik entsprechendem Verdacht mitIn der Literatur und im allge- tels eingehender Exploration hemeinen Sprachgebrauch existie- rausgearbeitet werden. Klinische ren viele Definitionen oder Be- Studien zeigen, dass die Zahl schreibungen von belastenden der Traumatisierungen und der Ereignissen als Trauma, und PTBS bei schweren psychischen häufig wird nicht eindeutig zwi- Erkrankungen (Read et al. 2005, schen dem Ereignis bzw. den Er- Driessen et al. 2008, Assion et eignissen und der Reaktion der al. 2009) erheblich höher ist, als Betroffenen (Angst, Entsetzen in den Krankenunterlagen veru.a.) getrennt. Damit ist Trauma zeichnet ist. In den Untersuchunein nicht klar definierter Begriff gen werden bei mehr als 50% der mit dem Risiko einer inflationä- chronischen PTBS-Patienten koren Verwendung. In den Klassifi- morbide Störungen gefunden, kationen des DSM und der ICD- meist haben diese Patienten mehr 10 werden darunter schwere, oft als eine komorbide Störung. Neuere Studien zeigen eine lebensbedrohliche bzw. mit Verletzungen einhergehende Ereig- hohe Rate von PTBS und konisse verstanden. Interindividu- morbiden somatischen Erkranell unterschiedlich sind die Reak- kungen bzw. eine positive KorDer Nervenarzt 7 · 2012 | 921 Mitteilungen der DGPPN Zahlen zur Epidemiologie alrelation mit der Zahl der PTBSSymptome. Es besteht eine di- ler Traumafolgestörungen liegen rekte Korrelation zwischen der nicht vor. Fasst man aber die o.g. Zahl der Belastungen/Trauma- Erkrankungen, bei denen schwere ta und der Wahrscheinlichkeit, Traumatisierungen berichtet werchronische somatische Erkran- den, zusammen, so muss man dakungen zu entwickeln (Sledjeski von ausgehen, dass schwere Trauet al. 2009; zahlreiche Arbeiten matisierungen eher die Regel als von Felitti et al.). Die neurobio- die Ausnahme bei schweren psylogische Dysregulation wird bei chischen Erkrankungen sind. Hat der PTBS in Verbindung gesehen sich eine PTBS bereits entwickelt, mit diversen Schmerzsyndromen werden Verlauf und Schweregrad (u.a. Fibromyalgie), Colon irrita- der jeweils anderen Erkrankung bile, Hypertension, Hyperlipidä- dadurch erheblich negativ beeinmie, Adipositas, koronarer Herz- flusst (Read et al. 2005, Green et krankheit incl. erhöhter Mortali- al. 2010, Cutajar et al. 2010, Jonas et al. 2010, McLaughlin et al. tät (McFarlane 2010). 2010). Ist die Zahl der Traumata und weiterer Belastungen beim Epidemiologie einzelnen Individuum hoch, so Anders als bei vielen anderen Stö- ist gar mit einer deutlich erhöhrungen ist ein definiertes Ereig- ten Mortalität zu rechnen (Brown nis die conditio sine qua non für et al. 2009). die Ätiologie einer Traumafolgestörung. Traumatische Erfah- Gesundheitsökonomische rungen sind häufiger, als es die Bedeutung Definition der ICD-10 vermuten lässt. In der größten epide- Traumafolgestörungen wermiologischen Studie zur PTBS den häufig nicht oder erst sehr (Kessler et al. 1995) gaben 60% spät erkannt. Eine Behandlung der Befragten einer repräsentati- – wenn überhaupt durchgeführt ven Stichprobe der US-amerika- – ist in der Versorgungsrealität nischen Allgemeinbevölkerung leider häufig nicht störungsspean, zumindest ein Trauma i.S. der zifisch genug, d.h. nicht so effiPTBS erlebt zu haben. Wenn das zient wie es nach dem wissenTrauma als Grundvoraussetzung schaftlichen Stand möglich wäre. vorliegt, stellt man aber fest, dass Zwar sind die meisten Traumanur ein kleinerer Teil der Betrof- folgestörungen ambulant behanfenen in der Folge erkrankt. Das delbar, doch mangelt es in weiRisiko, an einer PTBS zu erkran- ten Gebieten Deutschlands trotz ken, steigt, wenn das Trauma von der Bemühungen der FachgesellMenschen bewusst herbeigeführt schaften noch an qualifizierten wurde mit dem Ziel der Schädi- Traumatherapeuten. In der Pragung eines anderen Menschen. xis ist eine multimodale TheraNach einer Vergewaltigung ent- pie, z.B. mit Physio-, Ergo- oder wickeln ca. 80-90% der Betroffe- Kunsttherapie unter den gegennen eine akute Belastungsstörung wärtigen Bedingungen nicht und ca. 50% eine posttraumati- wirtschaftlich leistbar. Die statiosche Belastungsstörung. 3 Mo- nären Einrichtungen halten solnate nach einem Verkehrsunfall che Bedingungen vor, verfügen erfüllen ca. 8-40% der Verletz- aber nicht über ausreichende ten die Kriterien einer posttrau- Behandlungsplätze. Besonders matischen Belastungsstörung. eklatant zeigt sich die dringende Die PTBS-Raten liegen niedrig Notwendigkeit einer Verbessebei Opfern von schicksalhaften rung des stationären Angebotes, Ereignissen wie Naturkatastro- wenn sehr qualifizierte, traumaphen. In Deutschland liegt die spezifisch arbeitende Stationen 1-Monatsprävalenz für PTBS in überregional in Anspruch geder Allgemeinbevölkerung bei nommen werden und Wartezei1-3% und steigt mit dem Alter an ten von bis zu 4 (!) Jahren aufwei(Maercker et al. 2008). sen. Dies führt nicht nur zu einer 922 | Der Nervenarzt 7 · 2012 Prolongierung des Leidens, son- Entwicklung einer PTBS erhöhen. dern auch der Kosten für die Ge- Studien zeigten, dass ein geringemeinschaft. Dabei konnten Sa- res Volumen des Hippocampus chsse et al. (2004) die hohe Effi- sowie Polymorphismen von Rezienz solcher spezialisierter Trau- zeptoren oder Transportern von mastationen zeigen mit erhebli- Neurotransmittern die Reaktion cher Verminderung der Wieder- auf Belastungen modulieren. Ein aufnahmeraten und der Inan- traumatisches Erlebnis führt seispruchnahme des Gesundheits- nerseits auch zu neurobiologiwesens insgesamt. schen Veränderungen. EpigeneÜber die Kosten der Behand- tische Veränderungen können lung von Traumafolgestörungen als Traumafolge auftreten und liegen nur vereinzelte Studien bis in die nachfolgenden Geneoder gar genaue Berechnungen rationen fortwirken. Die Sekrevor. Diese sind ohnehin schwierig tion von Katecholaminen ist erzu analysieren angesichts a) der höht und das biologische Äquihohen Komorbidität mit ande- valent für die klinischen Zeichen ren psychischen Erkrankungen, der Übererregbarkeit. Die tierexb) der Möglichkeit keine Trau- perimentellen Hinweise auf eine mafolgestörung i.e.S., sondern verringerte Serotoninproduktion eine andere psychische Störung unterstützen die klinischen Bezu entwickeln, c) der nur schwer funde einer Besserung unter sefassbaren Einflüsse von psychi- rotonerg wirksamen Psychopharschen Traumafolgestörungen auf maka. Das zentral an der Steuedie Kosten der Behandlung (z.B. rung affektiver Prozesse beteilignach Unfällen, bei Schmerzsyn- te Corticotropin-Releasing Hordromen oder bei somatischen Er- mon (CRF) wird nach traumatikrankungen). Untersuchungen schen Erlebnissen vermehrt ausweisen darauf hin, dass Patienten geschüttet. Anders als bei demit Traumafolgestörungen nach pressiven Erkrankungen ist der Unfällen auch in somatischen Cortisolspiegel bei chronischen Kliniken länger stationär behan- PTBS-Patienten erniedrigt und delt werden, mehr Komplikatio- weist auf eine andere Pathophynen und einen deutlich verzöger- siologie hin als bei depressiven ten Heilungsverlauf zeigen. Für Erkrankungen. Untersuchungen die Gesellschaft entstehen Kosten mittels Positronen-Emissionstoeiner PTBS durch eine erhöhte mographie (PET) zeigten beim Rate an Ausbildungsabbrechern, Wiedererinnern des traumatifrühen ungewollten Schwanger- schen Ereignisses Veränderunschaften, Partnerschaftskonflik- gen der Glucoseutilisation im ten und Arbeitslosigkeit (Kess- Hippocampus, den Amygdalae ler 2000). Auf die PTBS wer- und im Broca-Sprachzentrum den in den USA Arbeitsunfähig- sowie - bei chronischer PTBS keitszeiten von durchschnittlich eine Atrophie im Hippocampus. 3,6 Arbeitstagen/Monat zurück- Diese Befunde könnten Schwiegeführt und ein dadurch ver- rigkeiten der Patienten erklären, ursachter Produktivitätsausfall die diese beim Erinnern, der Vervon über 3 Mrd $ /Jahr geschätzt balisation und der Integration der (Kessler 2000). traumatischen Erfahrungen in Die jährlichen Behandlungs- ihre bisherigen lebensgeschichtkosten für die Borderline-Per- lichen Erfahrungen aufweisen. sönlichkeitsstörung mit oftmals Eine Hypoaktivität im präfronsehr frühen Traumatisierungen talen Cortex und eine Hyperin Kindheit und Jugend werden aktivität in den Amygdalae weiauf 4 Mrd. € in Deutschland ge- sen auf eine Störung der Emoschätzt (Bohus 2007). tionsregulation und damit auf ein Ungleichgewicht zwischen den neuronalen Systemen hin (s. Grundlagenwissenschaften Übersichten bei Frommberger et Neurobiologische Bedingungen al. 2012, Heim & Nemeroff 2009). können die Vulnerabilität für die Therapie Psychopharmakologie In der psychopharmakologischen Therapie zeigten sich die tricylischen Antidepressiva Amitriptylin, Imipramin und der irreversible MAO-Hemmer Phenelzin als partiell wirksam in der Reduktion der Symptome einer PTBS. Eine Metaanalyse fand die höchsten Effektstärken für die Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (Stein et al. 2006). Unter den in kontrollierten Studien geprüften SSRIs (Fluoxetin, Paroxetin, Sertralin) wurden weniger gravierende Nebenwirkungen und Therapieabbrüche berichtet als unter den tricyclischen Substanzen oder den irreversiblen MAOHemmern. Für alle Symptombereiche, d.h. sowohl für Intrusionen, Vermeidungsverhalten wie auch für Übererregbarkeit, fand sich eine Symptomreduktion. Als bisher einzige Medikamente sind die SSRI Sertralin und Paroxetin für die Indikation PTBS in den USA zugelassen. In Deutschland gilt dies einzig für Paroxetin. Die SSRIs gelten als Mittel der Wahl bei einer PTBS (Australische Guidelines 2007, Guidelines der WFSBP (Bandelow et al. 2008)). Auch bei einer Psychopharmakotherapie ist eine ausführliche Aufklärung über das Krankheitsbild und die Symptome wie auch eine supportive Gesprächsführung unerläßlich. Psychotherapie position mit dem traumatischen Ereignis stehen im Mittelpunkt der als erfolgreich evaluierten Therapien. Versorgungsleitlinien In Kooperation mehrerer Gesellschaften wurden a) die S2-Leitlinie „Diagnostik und Behandlung von akuten Folgen psychischer Traumatisierung“ sowie b) die S3-Leitlinie „Posttraumatische Belastungsstörung“ unter dem Dach der Arbeitsgemeinschaft wissenschaftlicher medizinischer Fachgesellschaften (AWMF) erstellt. Diese werden regelmäßig aktualisiert. Organisationsstrukturen Auf Anregung und nach dem Vorbild der europäischen Traumagesellschaft ESTSS und der internationalen Gesellschaft ISTSS wurde 1998 die Deutschsprachige Gesellschaft für Psychotraumatologie DeGPT gegründet. Sie führt jährliche Kongresse mit Darstellung des wissenschaftlichen und des klinischen State-of-the-Art durch. Zudem entwickelte sie integrierte Curricula für die zusätzliche spezifische Ausbildung von Ärzten und Psychologen in Psychotraumatologie sowohl für Erwachsene wie auch Kinder und Jugendliche. Weitere Organisationen wurden gegründet wie z.B. EMDRIA Deutschland, die Therapeuten im Psychotherapieverfahren EMDR ausbildet. 2006 richtete die DGPPN das Referat „Psychotraumatologie“ ein. In State-of-the-Art-Symposien des DGPPN-Kongresses wird der aktuelle Stand des Wissens dargestellt. Damit sind Strukturen geschaffen, in denen die Fachleute ein Forum für Fortbildungen wie auch fachlichen Austausch finden. In den letzten Jahrzehnten wurden erfolgreiche Methoden zur Therapie posttraumatischer Reaktionen entwickelt. Die wissenschaftliche Evaluation zeigte, dass von den Psychotherapiemethoden die traumafokussierte kognitive Verhaltenstherapie (VT) und die Eye Movement Desensitization and Reprocessing (EMDR) die höchsten Effektstärken aufweisen. Es gibt zwar auch Befunde, dass Formen der Hypnotherapie und der psychody- Begutachtung namischen Therapie erfolgreich sein können, sie sind aber noch Unter den psychischen Erkrannicht ausreichend gut untersucht. kungen, die als Ursache für eine Unterschiedliche Formen der Ex- Berentung angesehen werden, nehmen die Traumafolgestörungen, v.a. die Posttraumatische Belastungsstörung, eine zunehmend wichtige Stelle ein. Den Mängeln vieler Gutachten an präziser diagnostischer Einordnung und nachvollziehbarer, gut fundierter Ableitung der Kausalität und Beurteilung muß ebenso begegnet werden wie der unzureichenden Vergütung. Aus- und Fortbildung in Psychotraumatologie Psychotraumatologische Aspekte gehören implizit oder explizit in jedes Ausbildungscurriculum zum Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie wie auch in die Psychotherapieausbildungen der Psychosomatiker und Psychologen. Auf dem DGPPN-Kongress werden seit Jahren zusätzliche, spezifische Fortbildungen in Psychotraumatologie angeboten. Perspektivisch sind die Ausbildungsinhalte und Fortbildungsangebote zu intensivieren, um der zunehmenden Bedeutung der Psychotraumatologie nach den aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen Rechnung zu tragen. Ulrich Frommberger, Offenburg [email protected] Martin Driessen, Bielefeld [email protected] Literatur AWMF-S-Leitlinie Diagnostik und Behandlung von akuten Folgen psychischer Traumatisierung () AWMFRegistrierungsnummer - AWMF-S-Leitlinie Posttraumatische Belastungsstörung () AWMF-Registrierungsnummer - Assion HJ, Brune N, Schmidt N, Aubel T, Edel MA, Basilowski M, Juckel G, Frommberger U . 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Seit neu- die Arbeitsgemeinschaft der Wisestem ist die erste evidenz- und senschaftlichen Medizinischen konsensbasierte Leitlinie zur Fachgesellschaften (AWMF) Diagnostik und Therapie die- entwickelt. Neu für eine Leitliser Erkrankungen für Deutsch- nie ist ein Kapitel „Trialog, Wisland öffentlich unter www.leitli- sensvermittlung und Selbsthilfe“, nie-bipolar.de zugänglich. Initi- in dem für Patienten mit bipolaiert von der Deutschen Gesell- ren Störungen und deren Angeschaft für Bipolare Störungen hörige Empfehlungen und Statee.V. (DGBS) wurde die Leitlinie ments zu den Themenbereichen in einem gemeinsamen Projekt Trialog, partizipative Entscheimit der Deutschen Gesellschaft dungsfindung, Wissensvermittfür Psychiatrie, Psychotherapie lung und Selbsthilfe sowie Famiund Nervenheilkunde (DGPPN) lienhilfe formuliert sind. sowie mit Unterstützung durch Kurz notiert Save the date: 12. Hauptstadtsymposium zum Thema Migration am 12. September 2012 Die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) lädt am 12. September 2012 zu ihrem 12. DGPPN Hauptstadtsymposium „Psychische Gesundheit von Migranten: Was muss das Versorgungssystem leisten?“ nach Berlin ein. Aus verschiedenen Studien ist bekannt, dass eine geringe Integration in die Gesellschaft die Entstehung von psychischen Erkrankungen begünstigt. Gleichwohl gibt es viele Hinweise darauf, dass der Bedarf nach medizinisch-psychiatrischer Hilfe bei Menschen mit Migrationshintergrund nicht gedeckt ist. Fast ein Fünftel der Bevölkerung in Deutschland weist einen Migrationshintergrund auf. Über die Häufigkeit von psychischen Erkrankungen in dieser Personengruppe und die medizinisch-psychiatrische Versorgung dieser ist wenig bekannt. Viele Menschen mit Migrationshintergrund mit psychischen Erkrankungen nehmen die Hilfsangebote aufgrund bestehender Sprachbarrieren, kultureller Umstände und Unterschiede im Krankheitsverständnis nicht an. So besteht ein dringender Entwicklungsbedarf in der Versorgung dieser Personengruppen, 924 | Der Nervenarzt 7 · 2012 insbesondere bezüglich fremdsprachiger und kultursensibler Therapieangebote. Zielgruppe des erfolgreichen und etablierten Veranstaltungsformats sind Ärzte, Therapeuten, Vertreter von Verbänden, Wissenschaft, Politik und Presse. Die Tagung möchte die beteiligten Akteure und Verantwortungsträger über die gesundheitliche (Not)lage der Migranten informieren und sie auffordern, gemeinsam Lösungen zu erzielen. Weitere Informationen unter www.dgppn.de Workshop Workshop Sportpsychiatrie und -psychotherapie am 14. September 2012 in Berlin Am 14. September 2012 findet ein eintägiger Workshop des Referats Sportpsychiatrie und -psychotherapie in Berlin statt. Am Morgen werden theoretische Bausteine, u.a. bzgl. Sport in der Behandlung von Depressionen oder die sportmedizinische Betreuung von Spitzensportlern vermittelt, am Nachmittag werden eigene Fälle diskutiert. Eine Zertifizierung des Workshops der Landesärztekammer wurde beantragt. Eine Anmeldung ist erforderlich. Nähere Informationen und Anmeldung unter www.dgppn.de/veranstaltungen/sportpsych.htm Programm 9.00 – 9.10 Begrüßung und Einführung Prof. Dr. Dr. Frank Schneider (Aachen) und Dr. Valentin Markser (Köln) 9.10 – 9.40 Sportpsychiatrie und Sporttherapie Dr. Valentin Markser (Köln) 9.40 – 10.10 Sport in der Behandlung von Depressionen – Ein Überblick Prof. Dr. Marcel Ziegenbein (Hannover) 10.10 – 10.40 Legale Leistungssteigerung durch Medikamente? Prof. Dr. Gerhard Gründer (Aachen) 10.40 – 11.10 KAFFEEPAUSE 11.10 – 11.40 Immer schneller - höher - weiter ... und immer jünger? Aktuelle Evidenz zur Anorexia athletica im Kindes- und Jugendalter Prof. Dr. Michael Huss (Mainz) 11.40 – 12.10 Sportmedizinische Betreuung von Leistungssportlern Prof. Dr. Klaus-Michael Braumann (Hamburg) 12.10 – 12.40 Vernetzte Strukturen in der Sportpsychiatrie Prof. Dr. Dr. Frank Schneider (Aachen) 12.40 – 13.40 MITTAGSPAUSE 13.40 – 15.10 Fallseminar 15.10 Ende Neue Adresse der DGPPNGeschäftsstelle Die Geschäftsstelle der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) zieht um: Ab dem 19. Juli 2012 ist die Geschäftsstelle in den Räumlichkeiten in der Reinhardtstraße 27 B, 10117 Berlin Bipolare Störungen: Standards in Diagnostik und Therapie Bipolare, d.h. manisch-depressive, Störungen sind schwerwiegende, häufig rezidivierend verlaufende psychiatrische Erkrankungen, die etwa drei Prozent der Bevölkerung treffen und sich häufig bereits im jugendlichen und jungen Erwachsenen-