Produktionstheorie (Gutenberg)

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1.6 Exkurs in die Produktionstheorie: GutenbergProduktionsfunktion (Typ B)
Das Konzept der Produktionsfunktion geht von einem messbaren
Zusammenhang zwischen Faktoreinsatz und Ausbringung aus. Im
betriebswirtschaftlichen Zusammenhang ist die Zurechnung
Faktoreinsätze an Produkte oft nicht direkt möglich (Ersatzteile,
Betriebsstoffe wie z.B. Öle)
Gutenberg verwendet das Konzept der Betriebsmittelnutzung.
Dabei sind 3 Stufen zu betrachten:
• technische Verbrauchsfunktion
• monetäre Verbrauchsfunktion
• Produktions-"Funktion"
SS 2011
EK Produktion & Logistik
Kapitel 1/1
1.6.1 technische Verbrauchsfunktion I
• Ausgangspunkt ist die technische Leistungseinheit
z.B. Schnittmillimeter bei Drehbank (und nicht Anzahl Bolzen).
• Damit definiert man:
d ... Produktionsgeschwindigkeit, Intensität der Anlagennutzung,
Inanspruchnahmeintensität, "Drehzahl":
d
technische Leistungse inheiten
Zeiteinhei t
• Durch diese Inanspruchnahmeintensität wird (bei jeder Faktorart i)
verursacht:
ri (d ) ... Verbrauch an Faktor i pro technischer Leistungseinheit bei
Intensität d (verbrauchsabhängiger Produktionskoeffizient)
d min ... minimale technisch mögliche Intensität
... maximale technisch mögliche Intensität
d
max
SS 2011
EK Produktion & Logistik
Kapitel 1/2
technische Verbrauchsfunktion II
„Geld“
Faktormenge
r i(d)
Energie
kv
Instandhaltung, Verschleißteile
Werkstoffe
Akkordlohn (Bezahlung pro Stück)
d
Zeitlohn (Bezahlung pro Stunde)
d min
d max
d
d min
d opt
d max
 Umrechnung in monetäre Größen
SS 2011
EK Produktion & Logistik
Kapitel 1/3
Beispiel
Beispiel:
technische Leistungseinheit (TLE) = Schnitt-mm auf der Drehbank,
ökonomische Leistungseinheit = 1 Bolzen
2 Faktoren:
inhaltlich:
Preis/Einheit
ri(d)
Faktor i = 1
Energie
1
2(d – 6)2 – 10d + 60
Faktor i = 2
Rohstoff
2
100 + d
SS 2011
EK Produktion & Logistik
Kapitel 1/4
1.6.2 monetäre Verbrauchsfunktion
• Bewertung der Faktorverbräuche durch (konstante) Faktorpreise qi,
sowie Aggregation über alle Faktoren i
• Das Ergebnis ist die aggregierte monetäre Verbrauchsfunktion pro
technischer Leistungseinheit (d.h. die variablen Kosten pro
technischer Leistungseinheit bei Produktionsgeschwindigkeit d):
kv ( d ) 
n
 qi ri (d )
i 1
• Durch Minimierung von kv (d ) erhält man die optimale Intensität:
kv (dopt ) 
SS 2011
min
d min  d  d max
EK Produktion & Logistik
kv ( d )
Kapitel 1/5
Beispiel (Fortsetzung)
Beispiel:
technische Leistungseinheit (TLE) = Schnitt-mm auf der Drehbank,
ökonomische Leistungseinheit = 1 Bolzen
2 Faktoren:
inhaltlich:
Preis/Einheit
ri(d)
Faktor i = 1
Energie
1
2(d – 6)2 – 10d + 60
Faktor i = 2
Rohstoff
2
*
*
100 + d

SS 2011
EK Produktion & Logistik
Kapitel 1/6
Beispiel (Fortsetzung)
monetäre Verbrauchsfunktion:
kv ( d ) 
2
 qi ri (d )
i 1
= 1 * [ 2 * (d - 6)2 – 10d + 60 ] + 2 * (100 + d)
= 2 * (d - 6)2 – 8d + 260
kv
Optimale Intensität  Minimum von k v (d) :
kv (d )  4 * (d – 6) – 8 = 0
d
d–6=2

SS 2011
d min
d opt
d max
dopt = 8
EK Produktion & Logistik
Kapitel 1/7
1.6.3 Produktions- „Funktion“ und Kostenfunktion
x = *d*t
ökonomischeLeistung
wobei   technische Leistung
Ausbringung =
... Umrechnungsfaktor
ökonomische Leistung
technische Leistung
*
technische Leistung
ZE
* ZE
#Bolzen   Schnitt  mm 
*
* #Zeiteinhei ten 
 Schnitt  mm   Zeiteinhei t 

Beispiel: Drehbank: #Bolzen  = 
Kosten bei Intensität d: K ( x )=
SS 2011
1

kv ( d ) x K F
EK Produktion & Logistik
Kapitel 1/8
Beispiel (Fortsetzung)
Beispiel (Forts.)
technische Leistungseinheit = Schnitt-mm auf der Drehbank
ökonomische Leistungseinheit = 1 Bolzen
1 Bolzen = 10 Schnitt-mm
d.h.
x = *d*t
1
  10
1 *d *t
Produktionsfunktion: x  10
zugehörige Kosten bei Intensität d:
K ( x )  10kv (d ) x  K F
Optimale Intensität  Minimum von k v (d) : dopt = 8
k v (8)  2 * 4 – 64 + 260 = 204
K(x) = 2040 x + KF ... bei "optimaler Intensität"
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Kapitel 1/9
1.6.4 Weitere Begriffe
Zeitspezifische Ausbringung = Ausbringung pro Zeiteinheit: o(d) = *d
Also x = o(d)*t
pi(d) =
1

Beispiel: o(d) = 0.1*d
x = *d*t
ri ( d ) ... Verbrauch an Faktor i pro ökonomischer Leistungseinheit bei
Intensität d (produktspezifischer Faktorverbrauch)
Beispiel:
r1(d) = 2(d – 6)2 – 10d + 60
also
p1(d) = 10*(2(d – 6)2 – 10d + 60)
r2(d) = 100 + d
also
p2(d) = 10*(100 + d)
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EK Produktion & Logistik
Kapitel 1/10
1.6.5 Anpassungsformen
• Im Zusammenhang mit der Wahl der Intensität d und der
Einsatzdauer t eines Aggregates, unterscheidet man 3
mögliche Anpassungsformen:
• (Der Ausgangspunkt ist immer der grundlegende
Zusammenhang x = α d t bei gegebener
Maschinenausstattung)
– zeitliche Anpassung
– intensitätsmäßige Anpassung
– quantitative Anpassung
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Kapitel 1/11
Zeitliche Anpassung
• halte optimale Intensität d  d opt fest
x
• wähle t 
d opt
so, dass die gewünschte Ausbringung x erzielt wird
• sollte wenn immer möglich gewählt werden
SS 2011
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Kapitel 1/12
Intensitätsmäßige Anpassung
• halte die Einsatzdauer tˆ fest,
• wähle d 
x
so, dass die gewünschte Ausbringung erzielt wird
tˆ
• nur sinnvoll, wenn man an der Kapazitätsgrenze ist:
zeitliche Beschränkung t  tmax führt zur Kapazitätsbeschränkung:
z
x  xkap
 dopt tmax bei optimaler zeitlicher Anpassung
z
• wenn die gewünschte Ausbringung größer als xkap
 d  d opt kann nicht realisiert werden  d  dopt wählen
• maximale Kapazität xkap   d max tmax bei intensitätsmäßiger Anpassung
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Kapitel 1/13
Isoquanten im Zeit – Intensitäts- Diagramm
d
z
x kap
x kap
d max
d opt
zeitliche
intensitätsmäßige
Anpassung
d min
t max
´SS 2011
EK Produktion & Logistik
t
Kapitel 1/14
Beispiel – zeitliche Anpassung
Beispiel (Forts.)
1
x   * d * t  20 Stück,   10
zeitliche Anpassung:
halte optimale Intensität dopt  8 fest
wähle t 
x
20

 25
1
 d opt
8
10
k v (8)  204
schon ermittelt
K (20) d =8 = 2040* 20  K F = 40800  K F
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Kapitel 1/15
Beispiel – intensitätsmäßige Anpassung
Beispiel (Forts.) falls Zeitbeschränkung zu beachten ist, z.B. t  tmax  20
so ist zeitliche Anpassung d  d opt nicht mehr möglich,
wenn man x = 20 Einheiten produzieren will (dmax sei 12):
z
xkap   d max tmax  0.1*12*20 = 24 aber x  xkap
  dopt tmax 
0.1*8*20 = 16
x
20
d


 10
 halte Einsatzdauer t  t max  20 fest, wähle
1
t max
20
10
k v (10)  2( d  6) 2  8d  260
d 10
 212
K (20) d =10 = 10 * 212* 20  K F = 42400  K F
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EK Produktion & Logistik
… Kosten höher
Kapitel 1/16
Quantitative Anpassung
Zu- bzw. Abschalten identischer Maschinen bei optimaler Intensität
d  d opt tritt zumeist in Kombination mit anderen Anpassungsformen
auf;
z.B. mit zeitlicher Anpassung, d.h. es wird zunächst zeitlich angepasst;
wenn nötig wird dann eine neue Maschine zugeschaltet (oder eine
Zusatzschicht gefahren)
K
es treten sprungfixe Kosten auf
(neue Maschine, neue Schicht)
KF
KF
nur 1 Maschine
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2 Maschinen
x
Kapitel 1/17
nicht identische Maschinen
Falls nicht identische Maschinen:
• mutative Anpassung: Maschinen werden ausgetauscht
• selektive Anpassung: beide Maschinen bleiben im Einsatz
Der Einsatz hat dann kostenoptimal zu erfolgen.
SS 2011
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Kapitel 1/18
1.6.6 Intensitätssplitting I
Intensitätssplitting:
wenn die Einsatzdauer eines Aggregates in mehrere Zeiträume
aufgeteilt wird, in denen eine unterschiedliche Intensität (evtl. auch 0)
gewählt wird (tritt bei optimalem Einsatz oft dann auf, wenn die
Gesamtkostenfunktion nicht konvex ist).
Ein Beispiel ist die optimale zeitliche Anpassung, bei der einen Teil der
Zeit, also t  t max die optimale Intensität dopt genutzt wird und die
restliche Zeit, also t max  t die Intensität d = 0 genutzt wird.
(Aggregat wird abgeschaltet).
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Kapitel 1/19
Beispiel (Fortsetzung)
Beispiel (Forts.)
für variable Ausbringungsmenge:
kv (d )  2(d  6) 2  8d  260 , einsetzen von x  101 d t

10d t  K F
K = 10 2(d  6) 2  8d  260

... Polynom 3. Grades in d
(ertragsgesetzlicher Kostenverlauf)
x
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Kapitel 1/20
Intensitätssplittung II
K
K
intensitätsm.
Anpassung
KF
d
d min
KF
d opt d max
intensitätsmäßige Anpassung
zeitlich
d min tmax
x
x zkap x kap
ex post Kostenfunktion
Durch Intensitätssplitting (zeitliche Anpassung) wird die ex post
Kostenfunktion konvex.
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Kapitel 1/21
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