Makroökonomik BIP und Wirtschaftskreislauf 2 10.4.2006 1 Ertrag Gütermärkte Konsumausgaben = Verwendung der Einkommen = Wert der Produktion BIP Unternehmen = Produktion = Verwendung = Einkommen Haushalte Einkommen = Löhne, Zinsen, Gewinne Löhne, Zinsen Gewinne Märkte der Produktionsfaktoren Einkommen 2 Ertrag Gütermärkte Konsumausgaben BIP Unternehmen = Produktion = Verwendung = Einkommen Haushalte Einkommen = Löhne, Zinsen, Gewinne Löhne, Zinsen Gewinne Märkte der Produktionsfaktoren Einkommen 3 Wieso BIP = Einkommen? Beispiel: Taxiunternehmen Umsatz 1000 - Benzin 200 = Wertschöpfung 800 BIP von Produktionsseite - Löhne 500 Angestellte - Schuldzinsen 100 Kapitalgeber 200 Unternehmer = Gewinn verteilte Einkommen = BIP Wertschöpfung 4 BIP von der Einkommensseite Entspricht dem Einkommen der Inländer und Ausländer im Inland. Zum BIP gehören der Gewinn ausländischer Unternehmens in der Schweiz oder der Lohn eines italienischen Grenzgängers. Nicht zum BIP gehören im Ausland erworbenen Einkommen von in der Schweiz lebenden Personen (= Inänder). Das Nationaleinkommen NE ist die Summe aller im In- und Ausland von Inländern erworbenen Einkommen. 5 BIP von der Einkommensseite (nominal 2000) indirekte Steuern + Zölle - Subventionen in Mio. Fr. + + + = Löhne Arbeitnehmer Staat Abschreibungen Nettobetriebsüberschuss Bruttoinlandprodukt 253‘271 27‘224 66‘371 58‘664 405‘530 in % des BIP 62.5 6.7 16.4 14.5 100.0 Quelle: BfS, provisorisch langjährige Inputs müssen über Abschreibungen dazugezählt werden 6 Einkommensverteilungskonto 2000 – Mio. Fr. Sektor private Haushalte (Inländerprinzip) Bruttobetriebsüberschuss Einkommen aus unselbständiger Arbeit Zinsen Einkommen aus Grund und Boden und aus immateriellen Werten Verteilte Gewinne Kapitalgesellschaften Laufende Einkommens- und Vermögenssteuern Sozialbeiträge Sozialleistungen verschiedene Übertragungen Summe Verfügbares Bruttoeinkommen Verwendung Aufkommen 41'296 12'717 246'330 16‘339 455 350 Saldi 41'296 246'330 3‘622 105 17'973 52'065 83'415 698 9'423 158'773 263'842 17'973 52'065 83'415 84'874 14'756 421'918 135'585 263'842 84'176 5'333 357'434 Quelle: BfS, provisorisch, vereinfachte Darstellung 7 Unterschied zwischen BIP und NE Inlandprinzip: BIP = Einkommen der Inländer im Inland + Einkommen der Ausländer im Inland (EaI ) Inländerprinzip: NE = Einkommen der Inländer im Inland + Einkommen der Inländer im Ausland (EiA ) BIP = NE - EiA + EaI 8 BIP und NE 1990-2003 (nominal) in % des BIP Mia. Fr. NE 450 9% 8% 7% BIP 400 6% 5% 350 4% NE – BIP (rechte Achse) 300 3% 2% 90 92 94 96 98 00 02 Quelle: BfS 9 Ertrag Gütermärkte Konsumausgaben = Verwendung der Einkommen BIP Unternehmen Löhne, Zinsen Gewinne = Produktion = Verwendung = Einkommen Märkte der Produktionsfaktoren Haushalte Einkommen 10 BIP von der Verwendungsseite Wir unterscheiden 4 Sektoren: Haushalte Unternehmen Staat und Sozialversicherungen Ausland 11 BIP von der Verwendungsseite Nachfrage: Privater Konsum C Öffentlicher Konsum G Investitionen I Exporte Ex Angebot: Aus dem Inland BIP Aus dem Ausland (Importe) Im Angebot = Nachfrage BIP + Im = C + G + I + Ex oder BIP = C + G + I + Ex - Im 12 Die Hauptfrage auf der Verwendungsseite ist: Wie viel fragt jeder der vier Sektoren nach? BIP = C + I + G + (Ex - Im) Wie viele Güter kaufen die Haushalte? Wie viel Investitionsgüter kaufen die Unternehmen? Wie viele Güter kauft der Staat? Wie viel exportieren die Unternehmen und wie viel ausländische Güter fragen alle Sektoren nach? 13 Frage Welches dieser Ereignisse erhöht das BIP (real, nominal)? Das Bundesamt für Verteidung stellt einen überflüssigen Angestellten ein. Novartis stellt einen überflüssigen Angestellten ein. 14 BIP von der Verwendungsseite (nominal 2000) in Mio. Fr. in % des BIP Konsum der privaten 245’223 Haushalte C + Konsum des Staates G 59‘342 + gesamtwirtschaftliche Investi84’637 tionen (inkl. Lagerveränderung) I 60.5 389‘201 170’134 96.0 42.0 559‘335 –153’805 137.9 –37.9 405’530 100.0 = inländische Endnachfrage + Exporte Ex = gesamte Endnachfrage – Importe Im = Bruttoinlandprodukt 14.6 20.9 Quelle: BfS, provisorisch 15 Frage Ein schweizerisches Transportunternehmen kauft einen deutschen Lastwagen. Wie verändert sich das BIP der Schweiz? 16 Verwendungsseite Produktionsseite - + + + Wert der Produktion Wert der Vorleistungen = BIP - = Konsum Investitionen Staatskonsum Exporte Importe = BIP Einkommensseite + + + Löhne Gewinne Zinsen Abschreibungen = BIP 17 Produktion Investitionsgüter Konsumausgaben Gesamtproduktion Produktion Konsumgüter BIP Produktion Zwischenprodukte Investitionsausgaben Kauf Zwischenprodukte Löhne, Zinsen Gewinne Abschreibungen Einkommen privates Sparen 18 Frage Welche der folgenden Ereignisse erhöhen das BIP um 100 Fr.? Ein Stahlwerk verkauft 100 Fr. Stahl an ein Maschinenbau-Unternehmen. Sie gewinnen 100 Fr. im Lotto. Die Lagerbestände von Schindler fallen um 100 Fr. Sie erhalten 100 Fr. Arbeitslosengeld. Ein Antiquitätenhändler verkauft einen Sessel für 1000 Fr und kassiert eine Kommission von 10%. 19 Einnahmen und Ausgaben des Staates (nominal 2000) in Mio. Sfr. in % des BIP 34’182 63’571 7’662 13’038 8.4 15.7 1.9 3.2 118’454 29.2 54’062 7’922 13.3 2.0 + + –= Konsum des Staates Zinsen der öffentlichen Schuld Subventionen sonstige Transfers laufende Ausgaben 6’959 28’674 97’617 1.7 7.1 24.1 = Bruttoersparnis 20’836 5.1 + + + = + indirekte Steuern direkte Steuern Vermögenseinkommen sonstige laufende Einnahmen laufende Einnahmen Quelle: BfS, provisorisch 20 Defizit und Schulden Schweiz 1980-2004 Defizit in % BIP Schuld in % BIP 2 60 1 50 0 40 -1 30 -2 20 -3 -4 10 -5 0 80 82 84 86 88 90 92 94 96 98 00 02 04 provisorisch: 2003, 2004 21 Einnahmen und Ausgaben der Sozialversicherungen (nominal 2000) AHV, IV, Krankenkassen, Pensionskassen, ALV ... in Mio. Sfr. in % des BIP 81’573 19’224 12’882 20.1 4.7 3.2 113’679 28.0 Konsum + Sozialleistungen + sonstige Ausgaben – = laufende Ausgaben 5’279 79’612 2’240 87’131 1.3 19.6 0.6 21.5 = 26’548 6.5 Sozialbeiträge + Vermögenseinkommen + sonstige Einnahmen = laufende Einnahmen Bruttoersparnis Quelle: BfS, provisorisch 22 Aufgabe: gesamtwirtschaftlichen Kreislauf zeichnen ohne Abschreibungen und Zwischenprodukte mit Staat (Steuern, Staatsausgaben, Defizit) Steuern Verwendung Produktion Einkommen verfügbares Einkommen Löhne Gewinne Gesamtnachfrage gesamtwirtschaftliche Produktion Staat Zinsen Sparen Staatsausgaben Investitionen Defizit privater Konsum 23 Simulation gesamtwirtschaftlicher Kreislauf 24 geschlossener Volkswirtschaft: Ersparnis = Investitionen Für ein Individuum gilt: Ersparnis = Einkommen - Ausgaben Für eine Volkswirtschaft gilt: Ersparnis S = Einkommen BIP - privater Konsum C S = BIP - C = C + I - C = I BIP = C + I S=I 25 geschlossene Volkswirtschaft mit Staat: private Ersparnis = Investitionen + Budgetdefizit BIP = C + G + I BIP - C - G = I = S Steuern S = BIP - C - G = (BIP - T - C) + (T- G) gesamte Ersparnis private Ersparnis öffentliche Budget= Ersparnis überschuss 26 Wieso Ersparnis = Investitionen? Erklärungsansätze: 1. Die Lagerinvestitionen funktionieren als Residualgrösse – so werden die „zu viel“ produzierte Waren verbucht. 2. Nur was auf der Produktionsseite als Einkommen entsteht kann gespart werden. 3. Die VGR entsteht durch die Summe der Konten der einzelnen Sektoren - und diese gleichen aus. 4. Wenn ein Sektor mehr als sein Einkommen ausgibt, muss er sich die entsprechenden Mittel von einem anderen Sektor ausleihen = Ersparnis anderer Sektor. 27 BIP pro Kopf nach Kantonen Quelle: BfS Quellen der VGR Die VGR basiert auf einer Kombination einer Vielzahl von Erhebungen: Betriebszählungen Buchhaltungsdaten privater und öffentlicher Sektor Daten Sozialversicherungen Aussenhandelsstatistiken, Zahlungsbilanz Konsum-Umfragen Preisstatistiken Mehrwertsteuer (leider zu wenig aufgegliedert) 29 Problem der „richtigen“ Bestimmung des BIP Die statistische Erfassung ist aufwendig und schwierig. Die VGR ist laufenden Revisionen unterworfen. Die „neue“ VGR der Schweiz ist erst ab 1990 verfügbar (ESVG 95). Die Zahlen sind erst nach etwa drei Jahren definitiv. Beispiel: Für die Wachstumsrate des realen BIP von 1995 war die Zahl erst 0.1% dann 0.8% und schliesslich 0.6%. 30 Das BIP als Wohlstandsindikator Ein Land das mehr Güter produziert kann die Bedürfnisse der Einwohner besser befriedigen. Nahrungsmittel Ernährung Arzneimittel Gesundheit Bücher Bildung 31 Das BIP als Wohlstandsindikator Vergleiche zwischen Ländern durch schwankende Wechselkurse erschwert. Viele Faktoren, die für das Wohlbefinen wichtig sind, werden nicht oder zu wenig berücksichtigt: Freizeit Gesundheit intakte Umwelt Eigenproduktion, Hausarbeit Qualitätsverbesserungen moralische und ethische Werte 32 Das BIP als Wohlstandsindikator Zählt Güter, die eigentlich mit einer Wohlstandsminderung zusammenhängen Kosten von Autounfällen (Karosserie, Spitalaufenthalt, Rehabilitation ...) Kosten von Umweltsäuberung Berücksichtigt die Nachhaltigkeit des gegenwärtigen BIP-Niveaus nicht. Enormer Ressourcenverbrauch wenn in allen Ländern so viel konsumiert würde, wie in den Industrieländern. 33