Optimale Kontrakte Seminar Finanzintermediation SS 2002 Grundidee: Optimale Kontrakte entschärfen Probleme asymmetrischer Informationsverteilung Was ist ein Vertrag? • juristisch: "gegenseitige übereinstimmende Willensäusserung" • ökonomisch: "Abbildung beobachtbarer Zustände in Payoffs" • allgemeinerer Begriff: "Mechanismus" Beispiel: – – – – Vertragsofferte - Vertrag - Durchsetzung Auktion Turnier Wahl Was ist ein Vertrag? Beispiel: Onkel verspricht Prämie für Liz-Prüfung Kandidat teilnehmen später teilnehmen Natur Beobachtbare Zustände Payoff (Nutzen) Glück p = 0.3 Note 6 1'000'000 Pech p = 0.7 Note 3 0 keine Note (q1'000'000 - F )/(1+r) Was heisst Payoff? • Theorie: – Annahme: vNM-Nutzenfunktionen U (Lotterie) = EU(Ergebnisse) – Payoff in Nutzeneinheiten (problematisch bei Uebertragungen!) – Behandlung wie Geld • Praxis: – monetäre cash-flows, Güter, Dienstleistungen – Kontrollrechte (Beispiel: bei Schuldnerverzug kann Gläubiger Pfand verwerten.) Vollständige und unvollständige Verträge • vollständige Verträge = für jeden möglichen Zustand existiert ein "Wertpapier" (= ein Vertrag, der bei diesem Zustand 1$ zahlt) • unvollständige Verträge – Transaktionskosten (Beispiel: futures markets nur in Geld) – unvorhersehbare Zustände (=> Theorie der Firma) • unbeobachtbare Zustände – private Information: Verträge nur für verifizierbare Zustände (=> Theorie optimaler Kontrakte) Private Information : Modellierung t private Info Vertrag Vertrag Zufall =>Endzustand => Payoffs t geheime Aktion Zufall =>Endzustand => Payoffs hidden information => adverse selection hidden action => moral hazard Fall 1: hidden information t private Info Vertrag Beispiele: • Gebrauchtwagen • Kreditmarkt • Krankenversicherung • IPO's Zufall => Endzustand => Payoffs Gegenmittel: • screening • signaling Fall 2: hidden action Vertrag t geheime Aktion Zufall =>Endzustand => Payoffs Beispiele: • Manager • Vermögensverwalter • Lebensversicherung • IPO's Gegenmittel: • committment • reputation • incentive contract hidden information: das Problem Natur wählt Qualität Käufer offeriert Preis (pooling) gut (W=50) "lemon" (W=20) P>=50 P<50 P>=20 50-P <0 0 P<20 Verkäufer akzeptiert falls P>=100 Netto für Käufer 50-P <0 0 hidden information: eine Lösung (Beispiel Gebrauchtwagen, Akerlof 1971) Natur wählt Qualität "gut" (W=50) Käufer offeriert Vertrag mit 2 Parametern (Preis, Garantie) P>=50 (separation) Verkäufer akzeptiert oder lehnt ab j "lemon" (W=20) P<50 P >= 20 n j EU(ja) > EU(nein) n j P<20 n j EU(ja) < EU(nein) n Beispiel: Dürre in Bilbao • • • • • Zauberer (Z) oder Bluffer (B)? Bürgermeister möchte Zauberer möglichst billig Naturzustände: Regen (R) oder Trockenheit (0) Nutzen von Z oder B: u = w0.5 Vertragsannahme falls: - uZ >= uZ =10 - uB > uB = 1 Das Spiel: screening Dürre in Bilbao Natur wählt Qualität Zauberer Bluffer Bürgermeister offeriert Vertrag (wR, w0) Z/B akzeptiert/lehnt ab Natur: Regen oder Dürre Falls Vertrag existiert mit EUZ >= 10, EUB >1 => Trenngleichgewicht Die Lösung Dürre in Bilbao Der Bürgermeister offeriert folgenden Kontrakt: • wR = 2500, w0 = 0 • Zauberer akzeptiert, Bluffer lehnt ab. • Kommentar: • dies ist der einzige Vertrag, der überhaupt die Nebenbedingungen erfüllt (er ist deshalb schon "optimal"). • w0 = 0 ist Zufall. • Kosten der asymmetrischen Information = (0.2)2500 - 100 = 400 Die Lösung grafisch Dürre in Bilbao 45° w0 Die "single crossing property" uB uZ uZ 0 uB 2500 wR Vertrag bei hidden information: der "Trick" Wahl zwischen Vertragsannahme und Ablehnung: Z akzeptiert falls EUZ >= UZ = 10 B akzeptiert falls EUB > UB = 1 participation constraints participation constraints = Nutzenkurven auf Niveau U Vertrag = Punkt über PC (=> Annahme) = Punkt unter PC (=> Ablehnung) Alternatives Spiel: signaling Dürre in Bilbao Zauberer offeriert einen Vertrag, den der Bluffer nicht anbieten kann (= signaling). Bürgermeister akzeptiert/lehnt ab Natur wählt Regen/Dürre R 0 R 0 Falls Vertrag existiert mit EUZ >= 10, EUB >1 => Trenngleichgewicht Wenn mehrere Verträge möglich sind Dürre in Bilbao Annahmen • alles gleich wie bisher, ausser "Reservationsnutzen": • Vertragsannahme falls: - uZ > = uZ = 20 - uB > uB = 11 Lösung grafisch hidden information (2) 45° w0 ZF 100 uB uZ 0 3600 wR Optimaler Vertrag: Allgemeiner Lösungsansatz • Welcher Vertrag – maximiert meinen Nutzen – gegeben die möglichen Vertragsparteien maximieren ihren Nutzen (und verwenden ihre Information) ? Optimaler Vertrag: Rezept 1 beobachtbare Zustände? => mögliche Verträge Beispiel: Lohn (Regen), Lohn (kein Regen) 2 mögliche Reaktionen? Beispiel: Vertragsannahme durch Z+B, Z, B, 0 3 optimaler Vertrag pro Reaktion? ("Vorrunde") Kuhn - Tucker (Lagrange mit Ungleichungen), (Tip: raten, welche Ungleichungen binden!) 4 bester aus optimalen Verträgen? ("Finalrunde") Gewinnvergleich => optimaler Vertrag Ergebnis • Optimaler Vertrag implementiert Nash-Gleichgewicht • Vertragsgestaltung kann Informationsasymmetrien abschwächen • erreichbar: im allg. nur "second best", d.h. Informationsasymmetrie kostet (auch wenn sie überbrückt wird)! Grund: Sicherheit versus Anreize • Kosten ("agency cost") fallen an als: – zu hoher Preis für bestimmte Lösung – suboptimale Lösung Beitrag der Theorie der optimalen Kontrakte • in der Realität beobachtete Verträge lassen sich teilweise erklären durch Informationsprobleme • kein Vertrag ist "selbstverständlich"! • warum gibt es – Obligationen, Aktien, Bankeinlagen etc. – vor- und nachrangige, kurz- und langfristige Forderungen, – verzinsliche Papiere und Zerobonds? • Beurteilung von Anreizsystemen • Verständnis weiterer "Mechanismen" (z.B. Auktionen, Turniere) Nächste Schritte • Bankkredit und Bankeinlage als optimale Kontrakte, • Finanzintermediation aus Sicht der Informationsökonomie • Hedge Funds, Venture Capital, Project Finance, IPO's, etc. als optimale Kontrakte • (Auktionen etc. als optimale Mechanismen)