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Herz- Kreislauf- und Blutphysiologie
WS 2016/17
Dr. Heike Kliem
[email protected]
Herzkreislaufsystem
Herz und Kreislauf
 Das Herz der Säugetiere setzt sich aus zwei Teilen
zusammen.
 Die rechte Herzhälfte, die das Blut durch
den Kreislauf der Lunge pumpt (kleiner
Kreislauf).
 Die linke Herzhälfte, die das Blut durch den
restlichen Körper befördert (großer
Kreislauf).
 Da der Gesamtgefäßwiderstand des Körperkreislaufs rund fünf mal größer ist als der des Lungenkreislaufs => Arbeitsaufwand
 Das Füllungs- und Schlagvolumen beider
Herzkammern ist jedoch gleich (~ 70 ml).
 das Gesamtblutvolumen beträgt 7% (von 6 bis 8%)
des Körpergewichtes (außer Katze 4% des
Körpergewichtes)
 80% davon im rechten Herzen im kleinen Kreislauf
und in den Venen (Niederdrucksystem)
 die restlichen 20% befinden sich im arteriellen
Hochdrucksystem des Kreislaufes
Aortenbogen (Arcus aortae)
Stamm (Truncus pulmonalis)
2x
4x
Segelklappe
Taschenklappe
Taschenklappe
Segelklappe
Septum
Die Funktionen des Herzens
• Das Herz ist die zentrale Pumpstation im Blutkreislauf
• Pumpwirkung wird durch rhythmisches Aufeinanderfolgen von Systole
(Kontraktion) und Diastole (Erschlaffung) erreicht
• Während der Diastole füllen sich die Kammern und die Vorhöfe mit Blut; während
der Systole wird das Blut in die ableitendenden Gefäße gepumpt
• Die Vorhofsystole geht der Kammersystole voraus
• Die Herzklappen haben Ventilfunktion und leiten den Blutstrom
• Die Herzschlagfrequenz von Tieren ist im wesentlichen abhängig von der Größe
des Tiers. Das Herz des Blauwals etwa schlägt selbst bei Anstrengung nur 18 bis
20 mal in der Minute, das der Maus etwa 500 mal pro Minute.
• Im fetalen Kreislauf liegen andere Strömungsverhältnisse vor als beim adulten
Tier/Menschen.
Übersicht über die fetalen Kreislaufverhältnisse
Herzfrequenzen
Herzzeitvolumen = Schlagvolumen x Schlagfrequenz
Bei einer Ruhefrequenz von 70 Schlägen pro Minuten und einem Schlagvolumen von 70ml
beträgt das Herzminutenvolumen 4,9 l (Bei der Frau ~4,5l beim Mann ~5,0l)
Das Herz pumpt in Ruhe etwa das gesamte Blutvolumen des Körpers einmal pro Minute
durch den Kreislauf, das sind etwa fünf Liter/min.
Bei körperlicher Belastung kann die Pumpleistung etwa auf das Fünffache gesteigert
werden, wobei sich der Sauerstoffbedarf entsprechend erhöht.
Diese Steigerung wird durch eine Verdoppelung des Schlagvolumens und einer
Steigerung der Herzfrequenz um den Faktor 2,5 erreicht.
Die Herzfrequenz (Schläge/Minute) beträgt in Ruhe 50–80/min (bei Neugeborenen über
120–160) und kann unter Belastung bis 200/min ansteigen.
Liegt ein zu langsamer Herzschlag vor (unter 60/min im Ruhezustand), wird von einer
Bradykardie gesprochen; schlägt das Herz zu schnell (über 90/min im Ruhezustand),
spricht man von Tachykardie.
Einige Kennzahlen des Herzens (Durchschnittswerte beim Mensch)
Länge / Gewicht
Schlagvolumen
HMV in Ruhe
HMV bei großer Anstrengung
Arbeit
15 cm / 300 -350 g / 0,5% des menschlichen Gewichtes
70 ml
4900 ml (4,9 Liter)
20.000 – 30.000 ml (20–30 Liter)
0,80 Joule pro Schlag (linke Kammer)
=> 5x
0,16 Joule pro Schlag (rechte Kammer)
=> 1x
100.000 Joule pro Tag (gesamt)
Einige Kennzahlen des Herzens (Durchschnittswerte bei Nutztieren)
Das menschlichen Herz
Die Gestalt des Herzens gleicht einem gut
faustgroßen, abgerundeten Kegel, dessen Spitze
nach unten und etwas nach links vorne weist.
Das Herz sitzt beim Menschen in der Regel leicht
nach links versetzt hinter dem Brustbein, in
seltenen Fällen nach rechts versetzt (die
sogenannte Dextrokardie – Rechtsherzigkeit),
meist bei einer spiegelverkehrter Organanordnung (Situs inversus).
Das Herz liegt innerhalb des Herzbeutels
(Perikard) im Mediastinum: Seitlich grenzen
getrennt durch das Brustfell die linke und rechte
Lunge an das Herz.
Unten sitzt das Herz dem Zwerchfell auf, das mit
dem Herzbeutel verwachsen ist. Oberhalb teilt
sich die Luftröhre (Trachea) in die beiden
Hauptbronchien (Bifurcatio tracheae), deren linker
vom Aortenbogen überquert wird.
Hinter dem linken Vorhof liegt in direktem Kontakt
die Speiseröhre. Vor dem Herzen befindet sich
das Brustbein (Sternum), im oberen Bereich liegt
es vor den abgehenden großen Gefäßen.
Zwischen Brustbein und Herz liegt der Thymus.
Das Herz liegt also praktisch direkt hinter der
vorderen Leibeswand in Höhe der zweiten bis
fünften Rippe.
Wandschichten des Herzens
Das Herz liegt in bindegewebigen Herzbeutel (= Perikard, Pericardium fibrosum),
der das Herz vollständig umschließt. Die untere Seite des Perikards ist mit dem
Zwerchfell (Diaphragma) verwachsen, so dass die Bewegungen des Zwerchfells
bei der Atmung auf das Herz übertragen werden.
Die innerste Schicht des Herzbeutels (Pericardium serosum) schlägt am Abgang
der großen Blutgefäße in das Epikard um, das dem Herzen direkt aufliegt.
Zwischen Perikard und Epikard liegt dann ein mit 10–20 ml Flüssigkeit gefüllter
kapillarer Spaltraum (Perikardhöhle), der reibungsarme Verschiebungen des
Herzen im Herzbeutel ermöglicht.
Unter dem Epikard befindet sich eine
Fettschicht (Tela subepicardiaca), in der
die Herzkranzgefäße (s. u.) verlaufen. Die
dicke Muskelschicht (Myokard) besteht
aus spezialisiertem Muskelgewebe, das
nur im Herzen vorkommt.
Die Innenräume werden vom Endokard
ausgekleidet, das auch die Herzklappen
bildet.
Herzmuskel
Herzbeutel
Herzbeutel
Gesundes Herz mit Herzbeutel
Geöffneter Herzbeutel bei fibrinöser
Herzbeutelentzündung z.B. nach
Verschlucken eines spitzen
Fremdkörpers beim Rind
Verkalkung des Herzbeutels
Panzerherz (Perikarditis constrictiva calcarea)
© Charité: Berliner Medizinhistorisches Museum; Humboldt-Universität: HZK,
Kabinette des Wissens
Eröffneter Brustkorb mit Blick auf
verkalkten Herzbeutel
Herzmuskulatur
•
•
•
•
Die Herzmuskulatur hat besondere Bauart = Hohlmuskel
In mancher Hinsicht nimmt sie eine Mittelschicht zwischen glatter Muskulatur und
Skelettmuskulatur ein (=> Vorlesung Muskelphysiologie)
So besitzen die Herzmuskelfasern mittelständige Kerne wie die glatte Muskulatur
und eine Querstreifung wie die Skelettmuskelfasern
Zellen sind verzweigt und netzartig durch besondere Kittlinien (Glanzstreifen)
miteinander verbunden
Anpassung an dauerhafte Belastung (=> Sportlerherz)
 Auf dauerhafte wiederholte Belastung reagiert das Herz mit Hypertrophie der Muskulatur
 Ab ca. 500 g Herzgewicht
 Hypertrophie: Zunahme der Faserdicke und –länge ohne Zunahme der Faserzahl
 Hyperplasie: Zunahme der Faserzahl
 Risiko der Mangelversorgung, da Koronararterien nicht im gleichen Maße mitwachsen
 => Sauerstoffmangel
Herzkranzgefäße
Aus dem Anfangsteil der Aorta entspringen die
Herzkranzgefäße (Koronararterien).
Sie versorgen den Herzmuskel mit Blut.
Die Herzkranzarterien sind so genannte „funktionelle
Endarterien“. Dies bedeutet, dass eine einzelne
Arterie zwar mit anderen Arterien verbunden ist
(Anastomosen), dass diese Verbindungen jedoch zu
schwach sind, um bei Mangelversorgung eine
Durchblutung des Gewebes auf einem anderem Weg
zu gewährleisten. Fällt also ein Arterie aufgrund einer
Blockade oder einer anderen Störung aus, kommt es
in dem von dieser Arterie versorgten Gebiet zu einem
Absterben von Gewebe (=> Herzinfarkt)
RCA: rechte Herzkranzgefäß
LCA: Hauptast der linken Koronararterie
RIVA: AST der über die Vorderwand des
Herzenz verläuft
RCX: Ast der seitlich an der linken
Herzhälfte verläuft
5:
6:
9:
10:
Hauptschlagader (Aorta)
Lungenschlagader (Pulmonalarterie)
obere Hohlvene
untere Hohlvene
Es gibt eine linke und eine rechte Koronararterie:
RCA: rechte Herzkranzgefäß versorgt die rechte
Herzhälfte.
LCA: Hauptast der linken Koronararterie teilt sich in einen
Ast auf, der über die Vorderwand des Herzens verläuft
(RIVA), und einen Ast, der seitlich an der linken
Herzhälfte verläuft (RCX).
Das sauerstoffarme Blut aus dem Herzmuskel wird durch
die Koronarvenen in den Sinus coronarius geleitet,
der direkt in den rechten Vorhof mündet.
Der Herzinfarkt oder Myokardinfarkt
=> gebräuchliche Abkürzung ist AMI (acute myocardial infarction).
Absterben oder Gewebsuntergang (Infarkt) von Teilen des
Herzmuskels (Myokard) auf Grund einer Durchblutungsstörung
(Ischämie). Meist länger als 20 Minuten besteht.
Leitsymptome:
• plötzlich auftretender, mehr als 20 Minuten anhaltender und
meist starker Schmerz im Brustbereich
• Kann in Schultern, Arme, Unterkiefer und Oberbauch
ausstrahlen
• Schweißausbrüchen, Übelkeit und evtl. Erbrechen
• allerdings treten bei etwa 25 % aller Herzinfarkte nur geringe
oder keine Beschwerden auf.
=> Im Gegensatz zum Angina-Pecoris Anfall (Durchblutungsstörung auf einer Engstelle (= Stenose) eines
Herzkranzgefäßes. ) kommt es beim Herzinfarkt immer zum
kompletten Gewebsuntergang eines Teils des Herzmuskels, in
den meisten Fällen durch Blutgerinnsel in einer arterioskelerotisch veränderten Engstelle eines Herzkranzgefäßes.
=> In der Akutphase eines Herzinfarktes treten häufig gefährliche
Herzrhythmusstörungen auf. Auch kleinere Infarkte führen nicht
selten über Kammerflimmern zum Sekundenherztod, etwa
30 % aller Todesfälle beim Herzinfarkt ereignen sich vor jeder
Laienhilfe oder medizinischen Therapie.
Mechanik der Herzaktion
Abgesehen von der Herzmuskulatur, besteht das Wirbeltierherz zusätzlich aus einer
bindegewebsartigen Platte (=> Herzskelett). Alle vier Klappen des Herzens befinden sich
ungefähr in einer Ebene, der Ventilebene, und sind gemeinsam an einer
Bindegewebsplatte, dem Herzskelett, aufgehängt. Das Herzskelett hat drei wichtige
Funktionen:
• Ansatz für die Muskulatur
• Ansatz für die 4 Herzklappen (daher auch als Ventilebene bezeichnet)
• Trennung von Vorhof- und Kammermuskulatur, um eine gleichzeitige Kontraktion zu
verhindern.
Das Herzskelett (die Ventilebene) ist ausschlaggebend für die Mechanik bei der Herzaktion:
Aufgrund des Rückstoßes bei der Blutaustreibung
ist die Herzspitze im Laufe des gesamten
Herzzyklus relativ fixiert und bewegt sich kaum.
Somit wird folglich bei einer Kontraktion der
Kammermuskeln die Ventilebene nach unten in
Richtung der Herzspitze gezogen.
Die Mechanik des Herzens ist demnach ein
„Heben und Senken der Ventilebene“.
Herzkontraktion
Während eines Herzzyklus füllen sich zunächst die Vorhöfe,
während gleichzeitig die Kammern das Blut in die Arterien
auswerfen. Wenn sich die Kammermuskulatur entspannt,
öffnen sich die Segelklappen durch den Druckabfall in der
Kammer und das Blut fließt aus den Vorhöfen hinein.
Unterstützt wird dies durch ein Zusammenziehen der Vorhöfe
(Vorhofsystole).
Es folgt die Kammersystole: die Kammermuskulatur zieht sich
zusammen, der Druck steigt an, die Segelklappen schließen
sich und das Blut kann nur durch die nun geöffneten
Taschenklappen in die Arterien ausströmen. Ein Rückfluss des
Blutes aus den Arterien während der Entspannungsphase
(Diastole) wird durch den Schluss der Taschenklappen
verhindert.
Die Strömungsrichtung wird also allein durch
die Klappen bestimmt.
Herzkontraktion
Während eines Herzzyklus füllen sich zunächst die Vorhöfe,
während gleichzeitig die Kammern das Blut in die Arterien
auswerfen. Wenn sich die Kammermuskulatur entspannt,
öffnen sich die Segelklappen durch den Druckabfall in der
Kammer und das Blut fließt aus den Vorhöfen hinein.
Unterstützt wird dies durch ein Zusammenziehen der Vorhöfe
(Vorhofsystole).
Es folgt die Kammersystole: die Kammermuskulatur zieht sich
zusammen, der Druck steigt an, die Segelklappen schließen
sich und das Blut kann nur durch die nun geöffneten
Taschenklappen in die Arterien ausströmen. Ein Rückfluss des
Blutes aus den Arterien während der Entspannungsphase
(Diastole) wird durch den Schluss der Taschenklappen
verhindert.
Die Strömungsrichtung wird also allein durch
die Klappen bestimmt.
Herzkontraktion
Animiertes Tutorial über Funktion des Herzens
Während eines Herzzyklus füllen sich zunächst die Vorhöfe,
www.tierkardiologie.lmu.de/studenten/herzkreislauf.html
während gleichzeitig
die Kammern das Blut in die Arterien
auswerfen. Wenn sich die Kammermuskulatur entspannt,
öffnen sich die Segelklappen durch den Druckabfall in der
Kammer und das Blut fließt aus den Vorhöfen hinein.
Unterstützt wird dies durch ein Zusammenziehen der Vorhöfe
(Vorhofsystole).
Es folgt die Kammersystole: die Kammermuskulatur zieht sich
zusammen, der Druck steigt an, die Segelklappen schließen
sich und das Blut kann nur durch die nun geöffneten
Taschenklappen in die Arterien ausströmen. Ein Rückfluss des
Blutes aus den Arterien während der Entspannungsphase
(Diastole) wird durch den Schluss der Taschenklappen
verhindert.
Die Strömungsrichtung wird also allein durch
die Klappen bestimmt.
Pathophysiologie des Klappenmechanismus
 Ungenügende Öffnung der Klappen – Stenose
 Ungenügender Verschluß - Insuffizienzen
Durch ungenügende oder zu starke Abdichtung der Kammern gegen die vor- oder
nachgeschalteten Strukturen kommt es zu einer Erweiterung der Kammer oder zum
Stau in den vorgeschalteten Kreislauf
Beispiel: Pulmonalklappen-Stenose
Kein ausreichender Auswurf von Blut aus den
rechten Ventrikel in den Lungenkreislauf
=> Rückstau von Blut im rechten Ventrikel und in der
rechten Vorkammer – dadurch Dilatation dieser
Strukturen
Verschlimmerung der unzureichenden
Auswurfleistung
Und Rückstau des Blutes in den venösen Teil des
Körperkreislaufes
Generalisierte Ödembildung
Erregungsbildung und Reizleitung am Herzen

Am Herzen gibt es zwei Typen von Herzmuskelfasern:

Arbeitsmuskulatur (leistet die mechanische Pumparbeit)

Fasern der Erregungsbildungs- und Reizleitungssystems (bilden die Grundlage
für die Autonomie-/Autorhythmie des Herzens

In den beiden Herzkammern gibt es ein
Erregungsleitungssystem zur schnelleren
Fortleitung, das aus spezialisierten
Herzmuskelzellen besteht.

Die Autonomie des Herzens ist streng
hierarchisch gegliedert mit folgenden
Anteilen:
 Sinusknoten
 Atrio-Ventrikularknoten (AV Knoten)
 Hissches Bündel (mit rechtem und
linkem Tawara-Schenkel)
 Purkinje Fasern
Erregungsleitungssystem
Damit sich die elektrische Erregung, die für die Herzaktion verantwortlich ist, über das Herz
ausbreiten kann, sind die einzelnen Herzmuskelzellen über Gap Junctions in ihren
Zellmembranen miteinander verbunden => Ionenfluss.
Dabei nimmt die Erregung im Sinusknoten zwischen oberer Hohlvene und rechtem Herzohr
ihren Ursprung, breitet sich erst über beide Vorhöfe aus und erreicht dann über den AV-Knoten
in der Ventilebene die Kammern. Die Ventilebene, in der auch die vier Herzklappen liegen,
besteht aus Bindegewebe und ist bis auf den AV-Knoten für die elektrische Erregung
undurchlässig.
In den beiden Herzkammern gibt es ein Erregungsleitungssystem zur schnelleren
Fortleitung, das aus spezialisierten Herzmuskelzellen besteht. Diese Zellen bilden vom AVKnoten ausgehend das His-Bündel, das sich in einen rechten und einen linken TawaraSchenkel für die rechte und die linke Kammer aufteilt. Der linke Tawara-Schenkel teilt sich in
ein linkes vorderes und ein linkes hinteres Bündel. Die Endstrecke des Erregungsleitungssystems wird durch Purkinje-Fasern gebildet, die bis zur Herzspitze verlaufen, dort umkehren
und direkt unter dem Myocard (= Arbeitsmuskulatur) enden. Zum Teil können sie auch als
falsche Sehnenfäden durch die Lichtung der Kammer ziehen. Dieses System ermöglicht den
Kammern, sich trotz ihrer Größe koordiniert zu kontrahieren.
=> Erreichen den AV-Knoten aus irgendeinem Grunde keine Vorhoferregungen, so geht von
ihm selbst eine langsamere Kammererregung aus (ca. 40 /min). Der AV-Knoten bildet auch
einen Frequenzfilter, der zu schnelle Vorhoferregungen (z. B. bei Vorhofflattern oder flimmern) abblockt (vgl. AV-Block).
Blutkreislauf
Blutkreislauf
Mittelpunkt
= Strömungssystem des Blutes
= Herz mit einem Netz aus Blutgefäßen
(kardiovaskuläres System)
Funktion:
• Stoffwechsel jeder einzelnen Körperzelle versorgen
• chemischen und physiologischen Eigenschaften der
Körperflüssigkeiten aufrecht erhalten
• Transport von Blut, Sauerstoff aus den Lungen zu den Zellen und
Kohlendioxid in entgegengesetzter Richtung
• Verdauung gewonnene Nährstoffe wie Fette, Zucker oder
Eiweiße werden aus dem Verdauungstrakt in die einzelnen
Gewebe transportiert
• entstandenen Stoffwechsel- oder Abfallprodukte (zum Beispiel
Harnstoff oder Harnsäure) werden dann in anderes Gewebe oder
zu den Ausscheidungsorganen (=> Nieren und Dickdarm)
transportiert
• Verteilung von Blut auch Botenstoffe wie zum Beispiel Hormone,
Zellen
• Transportsystem des Immunsystems der Körperabwehr
• Teile des Gerinnungssystems innerhalb des Körpers
• Thermoregulation
Bau der Blutgefäße
Arterien: hoher Druck, hohe
Fließgeschwindigkeit, dicke
Gefäßwand, muskulös
Venen: niedriger Druck,
dünne Gefäßwand, viel
Volumen (80%) =
Blutspeicher, wird von
Lymphsystem unterstützt
( das kurz vor dem Herzen
wieder in die Venen mündet)
Venenklappen verhindern
zurücklaufen des Blutes
aufgrund der Schwerkraft
Bau der Blutgefäße
Windkesselfunktion der Blutgefäße
Volumendehnbarkeit (Compliance) der Aorta => gleichmäßiger Blutstrom trotz
„unregelmäßigem“ Schlagen der Herzens; Druckwelle ca 6 m/s
=> Arterien führen vom Herzen weg
=> Venen führen zum Herzen
Durchblutung
Ruhe / Arbeit
Nervale und hormonelle Regulation der Durchblutung
Die nervale Beeinflussung wird auch als vasomotorische Steuerung bezeichnet. Sie erfolgt über
sympatische und parasympatische Fasern (Nervus vagus; X. Hirnnerv) des autonomen Nervensystems.
Sympatische Fasern = adrenerge Fasern => vaso-konstriktorische Fasern
Parasympatische Fasern = cholinerge Fasern => vaso-dilatatorische Fasern
An jedem Gefäß ist allerdings ein gewisser Ruhetonus (Basistonus) vorhanden, dieser bleibt auch nach
Denervierung (Durchtrennung der Nervenfasern oder pharmakologische Blockade) erhalten und sichert
eine Grundspannung
Sympatikus und Parasympatikus nehmen direkten Einfluß auf die Herzaktion
Folgende Wirkungen werden beschrieben:
•
Chronotrope Wirkung => Beeinflussung der Schlagfrequenz
•
Dromotrope Wirkung => Beeinflussung der atrioventrikulären Überleitungszeit
•
Inotrope Wirkung => Beeinflussung der systolischen Kraftentfaltung
•
Bathmotrope Wirkung => Beeinflussung der Erregbarkeit des Herzens
Wirkung
Sympatikus
Parasympaticus
(Nervus vagus)
Chronotropie
Positiv +
Negativ -
Dromotropie
+
-
Inotropie
+
-
Bathmotropie
+
-
Lymphsystem
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Blutdruck presst Wasser, Salzionen,
Zucker, O2, Harnstoff durch Spalten in
der Kapillarwand
Plasmaproteine + Blutzellen bleiben
zurück
Erniedrigung des Blutdrucks im Verlauf
der Kapillare
Nettodruck nach innen führt zu
Rückresorption von 85% des Wassers
aus dem interstitiellen Raum
Restl. 15% werden über Lymphgefäße
aufgenommen
Lymphkapillaren enden blind
Verzweigen sich zwischen den Kapillaren
Haben ventilartige Klappen
Flüssigkeitsbewegung hängt wie bei Venen von
arbeitender Skelettmuskulatur ab
Ödembildung
•
•
•
http://www.spiegel.de/images/image-11957-galleryV9nfzb.jpg
4 Liter Flüssigkeit / Tag sammeln sich im interst. Raum an
Wenn die Aufnahme durch Lymphsystem gestört ist, kommt
es zu verminderter Rückresorption und Flüssigkeit bleibt im
Gewebe = Ödem
Mögl. Ursachen:
• Hungerödem: Körper baut Plasmaproteine bei starkem
Hunger ab -> osmotischer Druck im Blut sinkt,
verminderte Rückresorption ins Blut, Ansammlung von
Flüssigkeit in Bauchhöhle, aufgetriebener Bauch
• Rechstherzinsuffizienz: Rückstau von Blut in das
venöse System und damit Druckerhöhung in den
Kapillaren -> Ödembildung in den Beinen, eindrückbar
http://dccdn.de/pictures.doc
check.com/images/a70/85f/
a7085ff5b4b4808b39e5e4a
c0e11c5a1/51024/m_14079
12921.jpg
BLUT
-Sauerstoff- und Kohlendioxidtransport
-Homöostatische Bedingungen (Stoffkonzentration, Ionenverteilung, Temperatur)
- Immunabwehr
- Flüssige Fraktion 55 %
-Elektrolyte (Na+ und Cl-, HCO3-. K+ usw.)
-Proteine (Albumin und Globuline)
-Harnstoff
-Kohlenhydraten und Lipide
- Zelluläre Fraktion 45 %
-Rote Blutkörperchen (Erythrozyten)
-Weißen Blutkörperchen (Leukozyten)
Hämatopoiese
Alle Blutzellen entwickeln sich aus gemeinsamen Stammzellen im Knochenmark
Erythrozyten
-Kernlose, hochspezialisierte Zellen
-Größe steht im Verhältnis zur Körpergröße
(außer Ausnahmen wie z.B. Meeressäuger)
-Hämatokrit = prozentualler Anteil der
korpuskulären Bestandteile des Blutvolumens
-Erythrozyten:Leukozyten = 1000:1
Hämoglobin
(roter Blutfarbstoff)
Thrombozyten - Gerinnung
(Blutplättchen)
-Megakaryozyten haben ihren Ursprung im Knochenmark, aus der Reihe der myeloiden Stammzellen
-Die reifen Megakryozyten gelangen ins Blut und zerfallen bei der Passage durch die Pulmonalarterien
-Bis zu 1000 Plättchen pro Megakaryozyt.
-bei Säugetieren kernlos.
-bis 1 Mio. pro µL Blut.
-Lebendauer etwa 3-10 Tage
Megakaryoblast
2-5 Mio. pro Sekunde Produktion + Speicherung in Milz
Megakaryozyt
Thrombozyten
Thrombozyten - Gerinnung
Gerinnung führt zur Bildung eines Fibrinnetzwerkes und somit zu einem stabilen Wundverschluß
Über 50 Faktoren beteiligt ( II, III, IV…)
Aktive Faktoren (a) entstehen durch proteolytische Spaltung aus den inaktiven Vorstufen
Ziel: Spaltung von Prothrombin (II) in Thrombin (IIa)  Bildung von Fibrin (Polymer)
Deutliche Verstärkung der Reaktion von Stufe zu Stufe
Biologie, Campbell, Reece, Markl, 6. Auflage, Pearson Studium
Krankheiten des Blutes
•Sichelzellenanämie des Menschen
•Babesiose
Sichelzellenanämie
• rezessive Erbkrankheit vor allem in
Afrika
• Austausch einer Aminosäure
im Hämoglobin
• Verklebung der Hämoglobin
Moleküle
Folgen:
Homozygote:
• Organschäden z.B. Nierenversagen,
Herzversagen, Milzschwellungen
• geringe Lebenserwartung
Sichelzellform der Erythrozyten
Keine Sauerstoffbindung mehr möglich
Heterozygote:
• nur 1% der Erythrozyten verändert
• nur unter Sauerstoffmangel z.B.
Narkosen treten Beschwerden auf
Vorteil:
Alle Träger sind Malaria resistent.
Verstopfung kleiner Kapillaren
Babesiose
• einzelliger Parasit, der Erythrozyten befällt
(Babesie)
• Übertragung durch Zecken
• Befall bei Hunden, Katzen, Rinder, Mensch
• andere Bezeichung: „Zeckenfieber, Hundemalaria“
Vorkommen:
Europa, Afrika, Naher Osten, Indien, Asien, Australien
Folgen:
• hohes Fieber
• Schock
• allgemeine Schwäche, Durchfall, Erbrechen
• Organschäden u.a. Gehirnschäden
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