Ökonomische Instrumentierung des Übergangs Prof. Dr. Karin Holm-Müller Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) Pixelio: Dirk Suhm Michael Weber, SRU, Berlin Pixelio: Karl-Heinz Schack Der Sachverständigenrat für Umweltfragen Motivation • Anreize müssen so gesetzt werden, dass Umsteuerung rechtzeitig erfolgt. • These: Wir brauchen hier mehr als den Emissionshandel wegen: – – – – Lernkurveneffekten Pfadabhängigkeiten Besonderen Bedingungen im Stromsektor Unzureichender Ausgestaltung des EU-ETS Der Sachverständigenrat für Umweltfragen Kostendegression bei Marktdurchdringung • Kosten verändern sich mit Nutzung der Technologie: Lernkurven, Economies of Scale • „Lernen“ verursacht positive externe Effekte • Kostendegression bei Zulieferern • „First mover disadvantage“ • Ergebnis: langfristig kostenminimale Emissionsvermeidung verfehlt, bei hohen Vermeidungsgraden unnötig starke Friktionen. Der Sachverständigenrat für Umweltfragen Kostendegression bei erneuerbaren Energien BMU 2009 Der Sachverständigenrat für Umweltfragen Faktorspezifische Investitionen führen zu Pfadabhängigkeiten • Anlagen können nicht für andere Zwecke verwandt werden: versunkene Kosten; • Beispiel: • effiziente konventionelle Anlage vermeidet Emissionen, „end-of-Pipe-Technologie“ kann Emissionen noch weiter verringern; • fundamental neue Technologie reduziert Emissionen soweit wie konventionelle Anlage mit eop-Technologie; • Neue Anlage teurer als konventionelle, aber günstiger als konventionelle mit eop-Maßnahme; • Wenn einmal konventionelle Anlage erstellt, anschließend nur Vergleich Kosten „eop“ mit Kosten „Neue Anlage“ Der Sachverständigenrat für Umweltfragen Lernkurven und faktorspezifische Investition • Bei vollkommener Voraussicht kein Problem, aber: • Fehler pflanzen sich fort (Pfadabhängigkeiten)! • Bei Lernkurveneffekten neue Technologie durch Emissionshandel anfangs nicht gewählt, weil zu teuer. • Auch wenn Rentabilitätsschwelle erreicht, wegen Pfadabhängigkeit nicht gewählt. • Langfristig optimaler Pfad wird verfehlt. Der Sachverständigenrat für Umweltfragen Besonderheiten des Strommarktes • Produktion, Netze und Speicher stellen ein System dar, • Systemumbau kann nicht vom Markt allein geleistet werden. • Wenn Speicher noch nicht ausreichend, Strompreis bei hohem Windanteil und Starkwindzeiten zu niedrig, um Investitionskosten zu finanzieren Der Sachverständigenrat für Umweltfragen Besonderheiten des Strommarktes bei unterschiedlichem Anteil von Wind- und Sonnenenergie Der Sachverständigenrat für Umweltfragen Die Situation mit Speichern • Pump- und Druckluftspeicher machen Elektrizität „speicherbar“. • Trotz Energieverlust effizient. • Tendenziell privatwirtschaftlich rentabel. • Strom bleibt immer knapp. • Problem Übergangszeit: Netze, Überkapazitäten machen Speicher erst rentabel, Überkapazitäten rein marktwirtschaftlich nur mit Speichern rentabel. • Steuerung des Systemumbaus notwendig. Der Sachverständigenrat für Umweltfragen Probleme der Ausgestaltung des EUEmissionshandels • Emissionshandel zwischen allen am System beteiligten Sektoren. • Überallokation in einigen Sektoren senkt Preis in anderen Sektoren. • Nicht ausgenutzte Zertifikate übertragbar. • Die EU erwartet vor 2020 keine steigenden Preise (ca. 15€). • Emissionshandel kann damit selbst ohne o.a. Probleme den Umstieg auf erneuerbare Energien nicht leisten. Der Sachverständigenrat für Umweltfragen Anforderungen an flankierende Instrumente • Verbesserten Emissionshandel ergänzen, nicht ersetzen: • Kostendegression für neue Technologien ermöglichen; • Netz- und Speicherausbau fördern; • Verhinderung weiterer faktorspezifischer Investitionen in nicht zukunftsfähige Technologien; • Grundsatz: so wenig Staat wie möglich, so viel wie nötig; insbesondere beim Systemumbau; Der Sachverständigenrat für Umweltfragen Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit Pixelio: J. Fredeborn Der Sachverständigenrat für Umweltfragen