www.minoritenkirche.at • Presse-Kontakt Marie-Therese Rudolph • [email protected] KlangRaumKrems – Minoritenkirche Krems-Stein PRESSEKONFERENZ / INAUGURATION Anlässlich der Fertigstellung der Innenadaptierung der Minoritenkirche Krems-Stein stellen wir das Haus und seine künstlerische Programmatik vor. Mi 11. Juni 2003 • 10.00 Uhr KlangRaumKrems Minoritenkirche Krems-Stein, Minoritenplatz 4, 3504 Krems-Stein Shuttlebus aus und nach Wien auf Anfrage (02732 / 90 80 30) KLANGRÄUME − Ein Projekt in Kooperation mit Musik Aktuell – zeitgenössische Musik in NÖ Freitag, 13. und Samstag, 14. Juni 2003 Fr 13. Juni 2003 • 21.00 Uhr Segreto spaziale (“Geheimnis des Raums”) for violin, computer, live-electronics and multi-channel sound projection (2003) Uraufführung Karlheinz Essl − Computer und Live-Elektronik Ernst Kovacic − Violine Sa 14. Juni 2003 • 21.00 Uhr Percussions in Space Salvatore Sciarrino (*1947): Un fruscío lungo trent'anni (1999) für 4 Schlagzeuger Karlheinz Essl (*1960): ex machina (2002) für 6 Schlagzeuger im Raum Erkki-Sven Tüür (*1959): Motus II (1998) für Percussion-Quartett Charles Ives (1874- 1954): Life Pulse Prelude (1911-1915) für großes Schlagzeugensemble, Bearbeitung von Larry Austin studio percussion graz Musikalische Leitung − Günter Meinhart 1 www.minoritenkirche.at • Presse-Kontakt Marie-Therese Rudolph • [email protected] Eintrittspreise € 15.- regulär. € 12.- ermäßigt Ermäßigungen für Mitglieder des Vereins Freunde der Kunstmeile Krems, SchülerInnen, StudentInnen (bis 26 Jahre), Behinderte, Zivil- & Präsenzdiener Kinder von 6- 12 Jahren € 6.-; freier Eintritt für Kinder unter 6 Jahren Karten NÖ Festival GmbH. Körnermarkt 13 A-3500 Krems Tel: 02732 / 90 80 33 Fax: 02732 / 90 80 31 [email protected] Info und Fotos zum Download (300 dpi) www.minoritenkirche.at Presse-Kontakt Marie-Therese Rudolph [email protected] Tel: 0676 / 556 29 66 2 www.minoritenkirche.at • Presse-Kontakt Marie-Therese Rudolph • [email protected] Einladung zur PRESSEKONFERENZ Termin: Ort: / INAUGURATION Mittwoch, 11. Juni 2003, 10.00 Uhr Minoritenkirche Krems-Stein Minoritenplatz 4, 3504 Krems-Stein Anlässlich der Fertigstellung der Innenadaptierung der Minoritenkirche Krems-Stein stellen wir das Haus und seine künstlerische Programmatik vor. Programmablauf: 1) Begrüßung Mag. Albrecht Großberger, Geschäftsführer der NÖ Festival-Ges.m.b.H. 2) Zur Adaptierung der Kirche Fritz Göbl und Reinhardt Gallister, Architekten 3) Zur Förderung der zeitgenössischen Musik in Niederösterreich Liese Prokop, Landeshauptmann-Stv. 4) Solo-Klangperformance – „Sonnez la cloche!“ Karl Heinz Essl, Klangräume für Kirchenglocken, Computer und Live-Elektronik (2002/2003); http://www.essl.at/works/sonnez-la-cloche.html) 5) Zur Programmatik der Minoritenkirche und Programmausblick Josef Aichinger, Künstlerischer Leiter 6) Vorstellung des Schwerpunktes „Klangräume“ Karl Heinz Essl, Kurator von musik aktuell 2003 Ernst Kovacic, Musiker Im Anschluss laden wir zu einem kleinen Imbiss und einem Glas Wein! Um Anmeldung bis zum 06. Juni 2003 wird gebeten. Shuttlebus aus und nach Wien auf Anfrage (02732 / 90 80 30) Kontakt: NÖ Festival-Ges.m.b.H., Frau Sandra Mayer [email protected] Tel.: 02732-908030-11 oder per Fax: 02732-908031 3 www.minoritenkirche.at • Presse-Kontakt Marie-Therese Rudolph • [email protected] KlangRaumKrems − Minoritenkirche Stein (www.minoritenkirche.at) Das aus dem 13. Jahrhundert stammende Gebäude ist die älteste Bettelordenskirche nördlich der Alpen. Die Gründung erfolgte angeblich 1224, der erste Beleg für die Existenz der Kirche stammt aus dem Jahre 1253: Die Hausoberen der Steiner Minoriten schienen in einer Urkunde König Ottokars von Böhmen auf. 1264 wurde die Kirche dem Heiligen Ulrich geweiht, aus dieser Zeit stammt auch das dreischiffige Langhaus. Eine Reihe von Stiftungen im frühen 14. Jahrhundert wie etwa von Agnes von Kuenring 1302, Friedrich des Schonen oder der Königin Elisabeth von Ungarn 1328 ermöglichten verschiedene Teile des Baus. In der langen Geschichte der Kirche kam es immer wieder zu ungewöhnlichen Nutzungen wie etwa in der Zeit der Reformation als Salzdepot; oder nachdem mit der Aufhebung des Klosters 1796 die Kircheneinrichtung entfernt worden war 1850 als Tabakwarenlager der Steiner Tabakfabrik. Das Langhaus diente zuletzt als Rüsthaus der Freiwilligen Feuerwehr Stein. Seit 1951 ist der wiederhergestellte Kirchenbau ein Sonderausstellungsraum. Es fanden kunst- und kulturgeschichtliche Ausstellungen wie „Romanische Kunst in Österreich“, „Gotik in Niederösterreich“ oder „Franz von Assisi“ statt. Ab 1992 wurde die Minoritenkirche als Ausstellungsraum der Kunsthalle Krems genutzt. Heute dient sie als Veranstaltungsraum vor allem zeitgenössischer Konzerte, veranstaltet von der NÖ Festival GmbH. Die Minoritenkirche Stein bietet etwa 250 Sitzplätze. Außen- und Innenraum-Renovierung der Minoritenkirche Krems-Stein Baubeginn: November 2002 Fertigstellung der Innenadaptierungen: Ende März 2003 Fertigstellung der Außenrenovierungen: Frühjahr 2004 Gebäudeeigentümer: Stadt Krems Bauherr: NÖ Festivalgesm.b.H. Architekt Innenraum: Mag arch. Reinhardt Gallister, Wien Architekt Außenraum: Mag. arch. Ing. Friedrich Göbl, Krems Akustische Gestaltung: Dr. Tech. Karl Bernd Quiring, Innsbruck Seit November 2002 finden umfassende Renovierungs- und Adaptierungsarbeiten des Innenraumes der Minoritenkirche statt. Es wurde ein völlig neues Heizungssystem (Fußbodenheizung, Bodenkonvektoren und Lüftung) sowie professionelle Veranstaltungstechnik (Licht- und Audiotechnik) mit flexibler Bühnentechnik und wesentliche akustische Verbesserungsmaßnahmen eingebaut. Im Außenbereich wird ein Glaspavillon am südlichen Seitenschiff als Haupt-Eingangs-Foyer angebaut, das Hauptportal zum Mittelschiff wird transparentes Entrée für Sonderveranstaltungen. Die Renovierung der Fassade, Dach und Fenster sowie der umliegenden Gartenanlage beginnt im Frühjahr 2003 und wird im Frühjahr 2004 fertig gestellt sein. Finanziert wird die Generalsanierung aus Mitteln des Landes NÖ (Abtlg. Kultur und Wissenschaft) bzw. Regionalfördermittel (inkl. EU Mitteln aus dem „Ziel-2-Programm NÖ“), der Stadt Krems, dem Bundesdenkmalamt und Bundesministerium für Bildung Wissenschaft und Kultur sowie aus Eigenmittel der NÖ Festival Ges.m.b.H. 4 www.minoritenkirche.at • Presse-Kontakt Marie-Therese Rudolph • [email protected] KLANGRÄUME − Ein Projekt in Kooperation mit Musik Aktuell – zeitgenössische Musik in NÖ Freitag, 13. und Samstag, 14. Juni 2003 Es ist eine einfache und doch komplexe, bedeutungsträchtige Metapher, unter deren Signet die Veranstaltungen des diesjährigen „Musik aktuell NÖ“-Programms firmieren: Steht sie doch für die Wechselwirkung von Frage und Antwort, von Ursache und Wirkung – und für den Menschen selbst in seiner existenziellen Eigenschaft als kommunzierendes Wesen, das seine Umwelt wahrnimmt, erforscht. Und dabei stets auf sich selbst zurückgeworfen wird, immer wieder auf’s Neue seinen eigenen Standpunkt, die Bedeutung individuellen Seins schlechthin redefiniert. Zwei Konzerte im architektonisch wie akustisch eindrucksvollen Ambiente der Minoritenkirche, der im 13. Jahrhundert erbauten, spätromanischen Pfeilerbasilika, lenken unser Ohr auf die gerade im Informationszeitalter täglich erfahrbare Vernetztheit, Kontextbezogenheit menschlichen Denkens und Fühlens. Andreas Felber Fr 13. Juni 2003 • 21.00 Uhr KlangRaumKrems Minoritenkirche Segreto spaziale (“Geheimnis des Raums”) for violin, computer, live-electronics and multi-channel sound projection (2003) Uraufführung Ernst Kovacic, Violine, Artist in residence 2004 (musik aktuell) Karlheinz Essl, Computer und Live-Elektronik, Artist in residence 2003 (musik aktuell) Ernst Kovacic Ernst Kovacic ist stark von Wien mit dem Spannungsfeld zwischen Tradition und innovativen Kräften geprägt, genauso wie sein Formbewusstsein, seine musikalische Ausdeutungsweise und seine Klangvision. Durch die Darstellung der Bach´schen Solowerke, der Violinkonzerte Mozarts und durch seinen Einsatz für das zeitgenössische Musikschaffen nahm er bald einen hervorragenden Platz innerhalb der Solisten seiner Generation ein. Viele Komponisten wie z. B. Krenek, Cerha, Holloway, Osborne, Gruber, Schwertsik, Eröd, Bischof, Haas, Essl etc. schrieben Werke für Ernst Kovacic. Er konzertierte als Solist prominenter Orchester unter Dirigenten wie Franz Welser-Möst, Roger Norrington, Simon Rattle, Eska Pekka Salonen, Michael Gielen in Europa, Asien, Australien, Afrika und Amerika. Er nahm als Geiger und Kammermusiker an zahlreichen Festivals (Wien, Berlin, Salzburg, Edinburgh, Proms London u. a.) teil. 5 www.minoritenkirche.at • Presse-Kontakt Marie-Therese Rudolph • [email protected] Als „directing soloist“ kam Ernst Kovacic mit vielen Kammerorchestern in Kontakt. Bald suchten diese Orchester eine Zusammenarbeit mit dem Dirigenten Kovacic. So war er von 1996 bis 1998 künstlerischer Leiter des Wiener Kammerorchesters. Er musiziert mit dem Scottish-, Irish- und English Chamber Orchestra, dem NSO, ESO, ECCO, dem Norwegischen Kammerorchester, der Camerata Roman, St. Pauls u. a.; ebenso mit dem Klangforum Wien, dem Ensemble Modern, der Camerata Salzburg und der Deutschen Kammerphilharmonie. Ernst Kovacic spielt eine Geige von Giovanni Battista Guadagnini aus dem Jahre 1753. Karlheinz Essl (www.essl.at) Karlheinz Essl wurde 1960 in Wien geboren. Nach einer Ausbildung zum Chemie-Ingenieur studierte er an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien Tonsatz bei Alfred Uhl, Kontrabass bei Heinrich Schneikart, Komposition bei Friedrich Cerha und Elektroakustische Musik bei Dieter Kaufmann. Sein Studium der Musikwissenschaft und Kunstgeschichte an der Universität Wien schloss er 1989 mit einer Dissertation über „Das Synthese-Denken bei Anton Webern“ ab. Essl begann als Kontrabassist in verschiedenen Kammermusik- und experimentellen Jazz-Ensembles. Parallel dazu setzte er sich mit mittelalterlicher Musik und Fragen der Aufführungspraxis auseinander. Besonderes Augenmerk gilt der Untersuchung über die Formalisierbarkeit musikalischer Prozesse (Computer Aided Composition). Die theoretische und praktische Aufarbeitung serieller Denkansätze brachten ihn in engen Kontakt mit Gottfried Michael Koenig und führten schließlich zur Entwicklung von verschiedenen Software-Environments für computergestützte Komposition. Zwischen 1990 und 1994 wirkte Karlheinz Essl als "Composer in Residence" bei den Darmstädter Ferienkursen für Neue Musik. Zwischen 1992-1993 arbeitete er an einem Kompositionsauftrag des IRCAM in Paris und entwickelte dort eine Software-Bibliothek für algorithmische Komposition. Neben seiner Lehrtätigkeit am Studio for Advanced Music & Media Technology (im Rahmen des Linzer BrucknerKonservatoriums) betreut er als Musikintendant der Sammlung Essl zwei Konzertreihen mit Neuer und improvisierter Musik. Werke von Karlheinz Essl werden bei den wichtigsten internationalen Festivals aufgeführt und sind bei der Universal Edition (Wien), Breitkopf & Härtel (Wiesbaden) und TONOS (Darmstadt) verlegt. Daneben pflegt er die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit anderen Kunstsparten, Radiokunst und Musikinstallationen. Neben Instrumentalwerken und Kompositionen mit Live-Elektronik auch Realtime-Kompositionen, Improvisationskonzepte, Klanginstallationen, "site"-spezifische Musik- und Raum-Performances sowie Internet-Projekte. Ständige Auftritte als Live-Performer mit seinem selbstentwickelten computerbasierten Meta-Instrument m@ze°2 (Modular Algorithmic Zound Environment) im Bereich von New Electronic Musik und freier Improvisation. Außerdem ist Essl auch als Musikschriftsteller tätig und veröffentlicht vorwiegend Aufsätze zur zeitgenössischen Kompositionstheorie. Zwischen 1991 und 1993 war er Chefredakteur von ton, der österreichischen Zeitschrift für Neue Musik. Darüber hinaus beschäftigt er sich mit dem Design von HTML-Dokumenten im World-Wide Web. 6 www.minoritenkirche.at • Presse-Kontakt Marie-Therese Rudolph • [email protected] Segreto Spaziale („Geheimnis des Raums“, 2003) Uraufführung „Segreto Spaziale“ ist die Performance von Karlheinz Essl und Ernst Kovacic, somit dem aktuellen und zukünftigen „Artist in Residence“ von „Musik aktuell NÖ“, überschrieben: Eine rund einstündige Klangreise als Spiegel des wechselhaften seelischen Prozesses, in dem der Mensch „zwischen Memento mori und Halleluja“ zu sich selbst findet. Karlheinz Essl hat diese Idee von Ernst Kovacic in ein neunteiliges kompositorisches und dramaturgisches, der ehemaligen Funktion des Sakralbaus Rechnung tragendes Konzept gegossen. Per Funk-Mikrophon mit dem Computer verbunden, von Lichtregie begleitet, durchwandert Kovacic Säulengänge, Seitenschiffe, Chor und Krypta der Minoritenkirche, hält auf der Violine Zwiesprache mit dem Raum und den von diesem zurück geworfenen Klängen − wie auch seinem von Essls Computer in Echtzeit prozessierten akustischen „Spiegelbild“ und rein elektronischen Sounds. Zwischen improvisierten und komponierten Strukturen wechselnd, entstehen kontrastreiche Klang-Texturen und -Skulpturen, von Individuum und architektonischem Resonanz-Körper gleichermaßen geprägt. (Andreas Felber) 7 www.minoritenkirche.at • Presse-Kontakt Marie-Therese Rudolph • [email protected] Sa 14. Juni 2003 • 21.00 Uhr KlangRaumKrems Minoritenkirche Percussions in Space Salvatore Sciarrino (*1947): Un fruscío lungo trent'anni (1999) für 4 Schlagzeuger Karlheinz Essl (*1960): ex machina (2002) für 6 Schlagzeuger im Raum Erkki-Sven Tüür (*1959): Motus II (1998) für Percussion-Quartett Charles Ives (1874- 1954): Life Pulse Prelude (1911-1915) für großes Schlagzeugensemble, Bearbeitung von Larry Austin studio percussion graz Musikalische Leitung − Günter Meinhart studio percussion graz (www.studiopercussion.com) wurde 1979 von Günter Meinhart gegründet und zählt heute zu den führenden österreichischen Ensembles für zeitgenössische Musik. Neben dem klassischen Repertoire der Schlagzeugwerke des 20. Jahrhunderts liegt ein Schwerpunkt in spartenübergreifenden Projekten sowie – schon seit der Gründung – in der engen Zusammenarbeit mit Komponisten, die mit studio percussion graz neue Werke erarbeiten. Der ständige künstlerische Austausch zwischen Musiker und Komponist steht dabei im Vordergrund. Die Interaktion von Komposition und Improvisation, der Aspekt der Raumkomposition, die Auseinandersetzung mit Live-Elektronik und Musiktheaterproduktionen gehören zum vielfältigen Erfahrungsspektrum des Ensembles. studio percussion graz tritt unter seinem Leiter Günter Meinhart regelmäßig im In- und Ausland bei internationalen Festivals in Erscheinung. Konzerte fanden u.a. bei den Salzburger Festspielen, dem Festival MaerzMusik (Berliner Festspiele), den Wiener Festwochen, dem Steirischen Herbst, dem Warschauer Herbst, dem Osterfestival Tirol, der Music Biennale Zagreb, den Darmstädter Ferienkursen, dem Berliner Konzerthaus und beim Festival Musica in Straßburg statt. Konzerttourneen führten das Ensemble u.a. nach Korea, Griechenland und in die Türkei. Im Jahr 2003 steht eine Tournee in die USA bevor. Die Standardbesetzung von sechs Schlagzeugern wird manchmal auch auf bis zu zehn Schlagzeuger erweitert oder mit anderen Instrumenten kombiniert. Konzerte, Workshops und Musikhörstunden für die unterschiedlichsten Schultypen in Österreich und international haben studio percussion graz zu einem lebendigen Vermittler für moderne Musik werden lassen. Seit 1993 führt studio percussion graz eine eigene Schlagzeugschule in Graz. 8 www.minoritenkirche.at • Presse-Kontakt Marie-Therese Rudolph • [email protected] Salvatore Sciarrino (*1947): Un Fruscìo Lungo Trent'Anni (1967/1999) Salvatore Sciarrino setzt in seinem 1967 entworfenen, 1999 überarbeiteten Quartettstück „Un fruscío lungo trent'anni“ („Ein 30 Jahre langes Rauschen”) organische Naturlaute gegen laute, „unkontrollierbare“ Klänge der Zivilisation: Das leise Rauschen von Blättern und Pinienzweigen sowie das Plätschern des Wassers trifft zersplitterndes Glas, implodierende Glühbirnen, Pistolenschüsse – und baut so elektrisierende Spannungszustände auf, um diese schlagartig zu lösen. (A. F.) Salvatore Sciarrino im Gespräch mit Christian Utz (26.06.2002) Diese Komposition für vier Schlagzeuger („Ein dreißig Jahre langes Rauschen“) basiert auf Entwürfen, die ich vor über 30 Jahren gemacht habe. Damals arbeitete ich viel mit Klängen der Natur, in diesen Skizzen etwa mit dem Rauschen von Pinienzweigen, von Blättern oder dem Plätschern von Wasser. Als Kontrast sind laute, „unkontrollierbare“ Klänge gesetzt – das Zerbrechen von Glasflaschen, Glühbirnen und Pistolenschüsse. Gestern waren wir in einem Restaurant und da habe ich genau den Effekt erlebt, um den es hier geht: Das (unerwartete) laute Zerbrechen von Glas löst eine Spannung, die im Raum ist – in meiner Komposition entsteht diese Spannung durch das sehr konzentrierte, sehr leise Spiel mit Besen und Händen auf den verschiedenen Materialien Holz, Fell, Glas und Metall sowie auf den „Naturinstrumenten“. Im Grunde mag ich es nicht, wenn Komponisten ihre früheren Arbeiten wieder herauskramen und sie dann als große Entdeckungen präsentieren. Mir ging es hier darum, diesen frühen Ideen mehr Präzision zu geben, sie in einen durchdachten formalen Ablauf einzubinden und dabei auch den genauen Aufbau und die Wahl der Instrumente zu präzisieren: Die Größe der Pinienzweige, die Auswahl der Flaschen, Metalle, die Aufstellung des Wasserbeckens, die Härte der Besen, mit denen gespielt wird, die Art und Weise, in der die Glasflaschen zerbrochen werden: Das alles gehört eng zur Poetik des Werkes. Karlheinz Essl (*1960): ex machina (2002) für 6 Schlagzeuger im Raum Biografie von Karlheinz Essl siehe Seite 6 In Karlheinz Essls „ex machina“, inspiriert von Jean Tinguelys sich in der Beschleunigung „entmaterialisierenden“ Maschinenskulpturen, finden sich sechs Musiker im Kreis um das Publikum postiert, um so räumlichen Klangbewegungen, kollektiven sonischen Aggregatzuständen, in denen die individuellen Beiträge aufgehen, nachzuhören. (A. F.) Karlheinz Essl im Gespräch mit Christian Utz über seine neue Komposition „ex machina“ für Studio Percussion graz (UA: 26. 10. 2002), ein Auftrag der Walter Buchebner Gesellschaft Mürzzuschlag. In Ihrem Werk „ex machina“ sind sechs Schlagzeuger kreisförmig um das Publikum herum angeordnet. Warum haben Sie diese räumliche Aufstellung gewählt und wie wirkt sich diese kompositorisch aus? 9 www.minoritenkirche.at • Presse-Kontakt Marie-Therese Rudolph • [email protected] In „ex machina“ habe ich mich ausführlich mit räumlichen Klangbewegungen beschäftigt. Alle sechs Spieler verfügen über das gleich Instrumentarium, so dass ein und derselbe Klang im Raum wandern kann und zwar nicht nur kreisförmig, sondern in den verschiedensten geometrischen Mustern. Ich hatte beim Komponieren die Vorstellung eines Räderwerkes, einer Maschine, deren Mechanismus zu Beginn sehr einfach wirkt, aber dann immer komplexer wird und in gewisser Weise außer Kontrolle gerät. Die Anregung dazu kam durch die Maschinen Jean Tinguelys, die ich im Tinguely-Museum in Basel gesehen habe. Das Interessante daran ist für mich nicht der maschinelle, der mechanistische Aspekt, sondern das Umschlagen des Mechanistischen in eine lebendige, offene Situation, die nicht mehr berechenbar ist. Damit hängt auch zusammen, dass es in diesem Stück keine Wiederholungen gibt, obwohl es sich durchaus um zyklische Abläufe handelt. Diese werden aber eben nicht mechanisch wiederholt, sondern führen zu immer neuen und unvorhersehbaren Konstellationen. Die Analogie zu diesem Prozess scheint mir in Ihrer Musik auf zwei Ebenen zu liegen: Der allmählichen Veränderung des Instrumentariums im Verlauf der ca. 15 Minuten und einem ständigen Wechsel der Klangaggregate, der sich auch in der Notation, der unterschiedlichen Anzahl an Linien pro Spieler, niederschlägt. Das Instrumentarium entwickelt sich von „typischen“ Schlaginstrumenten wie Snare-Drum, Bass-Drum mit Pedal und Hi-Hat am Anfang hin zu immer unkonventionelleren Klangerzeugern wie Kuhglocke, Knackfrosch, Samba whistles und zum Schluss leeren Flaschen, auf denen die Musiker durch Blasen bestimmte Tonhöhen erzeugen. Dieser Prozess steht auch symbolisch für das erwähnte Umschlagen des Maschinellen in das Spirituelle – für das v.a. der Atem steht (Mundharmonika, Samba whistles, Flaschen). Das Stück besteht aus sechs Teilen, in denen jeweils 1-6 verschiedene Klangaggregate vorkommen, durchaus im Sinne eines Weiterdenkens serieller Kompositionstechniken. Dabei kann ein Aggregat auch Mischungen verschiedener Instrumente enthalten. Wichtig ist vor allem, dass die sechs verschiedenen Spieler jedes Aggregat wirklich in exakt derselben Spielweise und mit exakt derselben Klangqualität hervorbringen, damit die auskomponierten räumlichen Bewegungen auch wirklich vom Publikum nachvollzogen werden können. Wie kommt es zum Titel „ex machina“, beim dem man ja zuerst an den „Deus ex machina“ aus der frühen Geschichte der Oper denkt? Der Titel ist doppeldeutig zu verstehen: Einerseits ist die Musik aus dem Gedanken an etwas Maschinenhaftes (machina) heraus entstanden, aber mein Interesse liegt eben genau im Überschreiten des rein Maschinellen. Der „Deus ex machina“ steht für dieses Prinzip des Transzendenten, nicht mehr Kontrollierbaren. 10 www.minoritenkirche.at • Presse-Kontakt Marie-Therese Rudolph • [email protected] Erkki-Sven Tüür (*1959): Motus II (1998) for percussion quartet Die Kompositionen Erkki-Sven Tüürs, des estnischen Shootingstars unter Europas Komponisten, werden oft als Spaziergänge durch die weiten Hallen der Musikgeschichte beschrieben. Er selbst charakterisiert sie als „abstrakte, klingende Dramen mit vielen agierenden Personen und extrem dynamischen Handlungssträngen“, nicht ohne sich des Umstands bewusst zu sein, dass der eigentliche Protagonist im Publikum sitzt: „Jede Diskussion über die Expressivität der Musik steht auf schwankendem und unsicherem Boden, denn die Menschen verstehen den Sinn der Musik auf sehr unterschiedliche Weise.“ Das Quartettstück „Motus II“ wurde 1998 vom Cabaza Percussion Quartet uraufgeführt. (A. F.) Erkki-Sven Tüür 1959 in Kärdla auf der estnischen Insel Hiiumaa geboren. Seine musikalische Ausbildung erfolgte zunächst autodidaktisch, dann an der Musikschule Tallinn (1976-80); später studierte er Komposition bei Jaan Rääts an der Musikakademie Tallinn sowie privat bei Lepo Sumera (1980-84). 1979 gründete Tüür das kammermusikalische Rockensemble „In Spe“, das bald zu den beliebtesten Rockgruppen in Estland zählte. Für dieses Ensemble engagierte sich Tüür als Komponist, Flötist, Keyboarder und Sänger. Mit den Anfängen der „Perestroika“ wurde die Musik Tüürs zum erstenmal auch außerhalb von Estland aufgeführt. Sein erster durchschlagender Erfolg in Finnland (mit „Insula deserta“, 1989) führte zu einer Reihe von Auftragswerken, darunter „Searching for Roots: Hommage à Sibelius“ (1990) für das Philharmonische Orchester Helsinki und „Architectonics VI“ (1991) im Auftrag des Helsinki-Festivals. Später erhielt er weitere Kompositionsaufträge für das American Waterways Wind Symphony Orchestra, das Stockholmer Saxophon-Quartett, das Hilliard-Ensemble, das Symphonische Staatsorchester Estlands, das City of Birmingham Symphony Orchestra, das RSO Frankfurt, die Staatsphilharmonie Rheinland Pfalz, das BBC National Orchestra of Wales, die Oper Dortmund, für Peter Sadlo, für David Geringas, das Cabaza Schlagzeug-Quartett, Piano-Circus sowie andere Gruppen und Solisten aus Europa und Nordamerika. In Planung sind u.a. ein Schlagzeug-Konzert für Evelyn Glennie und ein Stück für das Grieg Trio. Tüür lebt als freischaffender Komponist in Tallinn. „Die Musik Erkki-Sven Tüürs klingt wie ein Streifzug durch die Musikgeschichte, bei dem der Komponist theoretische Anregungen und praktische Erfahrungen auf der ganzen Strecke ansammelt und assimiliert. Danach scheint sie sich in einen Kokon einzuwickeln und damit der Außenwelt zu verschließen, um dadurch eigene Konturen zu gewinnen.“ Wolfgang Sandner „Bei meinem kompositorischen Schaffen handelt es sich ausschließlich um das Verhältnis zwischen geistiger und emotionaler Energie sowie um die Möglichkeiten, diese zu lenken, zu konzentrieren, zu liquidieren und wieder ansammeln zu lassen. Meine Stücke stellen abstrakte, klingende Dramen dar mit 11 www.minoritenkirche.at • Presse-Kontakt Marie-Therese Rudolph • [email protected] vielen agierenden Personen und extrem dynamischen Handlungssträngen; sie entfalten sich innerhalb eines Raumes, der sich unablässig verschiebt, ausdehnt und zusammenzieht, aber nicht etwa wie ein feingliedriges Mosaik, sondern eher wie eine säulenhafte Skulptur. Ich hege ein starkes Interesse für die Verbindung von Gegensätzen − Tonalität / Atonalität, regelmäßig wiederkehrende Rhythmen / unregelmäßige komplexe Rhythmen, Besonnenheit / explosive Theatralik − und vor allem für die Art und Weise, wie sich diese Gegensätze allmählich durchdringen und gegenseitig ablösen. Dennoch: Jede Diskussion über die Expressivität der Musik steht auf schwankendem und unsicherem Boden, denn die Menschen verstehen den Sinn der Musik auf sehr unterschiedliche Weise.“ Erkki-Sven Tüür Charles Ives (1874-1954): Life Pulse Prelude bearbeitet für 20 Schlagzeuger von Larry Austin (1984) nach der unvollendeten Universe Symphony (1911-51) Bei Charles Ives’ „Life Pulse Prelude“ handelt es sich um einen Ausschnitt aus seinem 1911 begonnenen, unvollendet gebliebenen Mammutwerk der „Universe Symphony“, 1984 vom amerikanischen Komponisten Larry Austin für 20 Perkussionisten bearbeitet. Der berühmten „Unanswered Question“ verwandt, wird dabei ein ruhiger (Lebens-)Grundpuls von dichten polyrhythmischen Strukturen überlagert, freilich nicht zum Verschwinden gebracht. (A. F.) Basierend auf einer rhythmischen Grundeinheit (Basic Unit) entwarf Charles Ives in den Skizzen zu seiner Universe Symphony außergewöhnlich komplexe rhythmische Überlagerungsstrukturen. Diese Grundeinheit – der „Puls des Lebens“ (Life Pulse) – wird nach und nach von verschiedenen Grundpulsen überlagert, so dass schließlich eine Polyrythmik bzw. -metrik im Verhältnis 1:2:3:4:5:6:7:8:9:10:11:12:13: 14:17:19:22:23:29:31 entsteht. In der zweiten Hälfte des Stückes wird diese Polyrhythmik wieder reduziert bis schließlich nur noch die Grundeinheit, eine Folge von Ganzen Noten im Tempo Viertel = 60, zurückbleibt. Dieser sich über mehr als 20 Minuten ausdehnende Zyklus sollte nach Ives’ ursprünglichen Plänen insgesamt 10 Mal wiederholt werden. Auf der Grundlage von Ives’ Skizzen im Ives Archiv der Yale University erstellte der amerikanische Komponist Larry Austin eine Fassung für 20 Schlagzeuger, in welcher der von Ives selbst beschriebene LPP (Life Pulse Prelude) Effekt musikalische Realität wird: „Der Hörer wird, wenn er sich genug bemüht, den intendierten zusammengesetzten Effekt erfassen, während sich jeder Spieler auf sein spezielles Metrum konzentriert, wobei er zugleich die anderen Klänge als Nebenstimmen wahrnimmt, zumindest während des Probens … Wenn die unterschiedlichen Metren von Gruppen mit unterschiedlichen Klangfarben gespielt werden, wird der Effekt sinnvoll sein und ich glaube, dass man in ihm allmählich ein wichtiges Element zur Vertiefung und Bereicherung aller musikalischer Ebenen sehen wird, inklusive der emotionalen und spirituellen.“ (Ives, Memos). 12 www.minoritenkirche.at • Presse-Kontakt Marie-Therese Rudolph • [email protected] Charles Ives (1874-1954) Charles Edward Ives, geboren am 20. Oktober 1874 im Staate Connecticut (USA) und am 19. Mai 1954 ebendort gestorben, erhielt erste musikalische Anregungen und Unterweisung von seinem Vater. Nach der Highschool studierte er Musik an der Yale-Universität, daneben Tätigkeit als Organist. Danach führte Ives über 20 Jahre lang ein Doppelleben: tagsüber war er Versicherungskaufmann, nachts und an den Wochenenden und in den Ferien war er Komponist. Er schrieb Sinfonien, Kammerorchesterstücke, Chorwerke, Kammermusik und über 100 Lieder. Dabei reicht die Klangpalette vom raffiniert einfachen Kirchenlied bis hin zu den auf dem Konzertflügel kaum noch realisierbaren Klangkaskaden in seinem Lied „Majority“. Ives experimentierte mit Vierteltönen, Überlagerung verschiedener Tonarten und verschiedener Tempi gleichzeitig und dann auch wieder mit dem Volkston des ländlichen Amerika. Zu seinen Lebzeiten wurden seine Werke kaum und dann auch oft noch schlecht aufgeführt. Gesundheitliche Gründe zwangen Ives um 1918 das Komponieren ganz aufzugeben und er kümmerte sich fortan nur noch und ziemlich erfolgreich um das Versicherungsgeschäft. Charles Edward Ives fühlte sich frei von allen Zwängen des Musikbetriebes und in seinen Kompositionen war er frei von allen Dogmen. So wurde er − nach seinem Tode − von den jüngeren Kollegen entdeckt, aufgeführt, bewundert und verehrt, als die Entwicklung der musikalischen Avantgarde an ihrem Dogmatismus zu ersticken drohte. Als Alternative zur totalen Determination blieb nicht allein die totale Indeterminiation oder das Schweigen (John Cage „4'33"“) sondern auch die Offenheit und Freiheit des Charles Edward Ives, jeden Augenblick genau das Richtige zu tun. Oder, wie Ives selbst sagt: „Jeder sollte die Chance haben, nicht übermäßig beeinflusst zu werden." (Manfred Niehaus) LARRY AUSTIN Larry Austin studied composition in Texas and California with Violet Archer, Darius Milhaud, and Andrew Imbrie. Besides, he collaborated with, among others, John Cage, David Tudor, and Karlheinz Stockhausen. Since setting out on his career as an independent composer in 1964, Austin has written more than fifty works in which electro-acoustic media and computers are used. These works originated in various studios in Italy and the United States, among which are those of Stanford University and Massachusetts Institute of Technology. Austin is co-founder and director of the Center for Experimental Music and Intermedia at North Texas State University in Denton, and as such acted as host to the annual computer music conference in 1981. Within the specialist field of computer applications in music, Austin is quite well-known, and his work is regularly performed. In October last year his Sonata Concertante was played by Ellen Corver during the ICMC in The Hague. Next season the Westdeutsche Rundfunk in Cologne will pay extensive attention to his work, in particular in relation to the drafts of the Universe Symphony of Charles Ives. 13