Deutsche Gesellschaft für bipolare Störung (http://www.dgbs.de/) [Die Gesundheitskosten] Bipolare Störungen haben sozio – ökonomische Auswirkungen: Gemäss WHO – Report 2000 gehören sie zu den 10 Erkrankungen, die weltweit am häufigsten zu andauernder Behinderung führen [wegen Suizidversuchen und Klinikaufenthalten]. [Die Unterdiagnose] Bipolare Störungen werden in Deutschland unverändert unterdiagnostiziert: Schätzungsweise wird bei weniger als 50 % der Betroffenen je die korrekte Diagnose gestellt und eine Behandlung eingeleitet. Bipolare Störungen werden zu spät diagnostiziert: Im Schnitt vergehen 10 Jahre zwischen erster Krankheitsepisode, korrekter Diagnose und Beginn einer adäquaten Therapie. Therapie: Kombinationstherapie Antidepressivum und Stimmungsstabilisierer + Psychotherapie und die Nebenwirkungen aus: Christoph Born / Sandra Dittmann / Heinz Grunze: Therapeutische Optionen bei Manie und Depression. Labile Stabilität; Risiken minimieren. Prophylaxe und Langzeittherapie Bipolarer Störungen; Zeitschrift: Der Neurologe und Psychiater (DNP) Sonderheft 1/2005; http://dgbs.de/therapie.php Lithium -- wenn man auf ein Antidepressivum allein nicht anspricht, als Augmentationstherapie -- Lithium wirkt nicht bei allen Manifestationsformen der bipolaren Störung gleich gut -- Lithium verhindert neue manische Episoden 70% Wirksamkeit: -- wenn keine Nebenerkrankungen wie Süchte etc. vorliegen -- bei einem "Normalzyklus", beginnend mit Manie, gefolgt von Depression 30% Wirksamkeit: -- bei psychotischen Manien und Mischzuständen in der Vergangenheit -- bei häufigen Episoden -- bei Begleiterkrankungen -- bei negativen Familiengeschichten -- bei einem umgekehrten Zyklus, beginnend mit Depression, gefolgt von Manie ->> Eine Lithium-Monotherapie ist nur bei "unkomplizierten bipolaren Patienten" erfolgreich. Lithium: Subjektiv belastende Nebenwirkungen -- vermehrter Durst -- Polyurie (vermehrte Harnausscheidung) -- Tremor (Zittern) -- kognitive Einschränkungen (verminderte Gesprächsfähigkeit) -- Gewichtszunahme -- bei 18% der Frauen zu einer Unterfunktion der Schilddrüse (Hypothyreose) -- eventuell auch Nierenschädigung (Nephrotoxie), v.a. bei starkem Schwitzen, bei verminderter Flüssigkeitszufuhr, und wenn die Nierenfunktion durch andere Ursachen schon eingeschränkt ist ->> Die Anwendung von Lithium erfordert eine engmaschige Blutspiegelkontrolle. ->> begleitende gewichtsreduzierende Massnahmen Lithium ist kein Allheilmittel. Einer Studie von Gitlin et.al. gemäss blieben über 70% nicht mehr erwerbsfähig. Rapid Cycling -- erfordert eine Kombinationstherapie von Lithium, Carbamazepin und ggf. auch Valproat -- Monotherapien sind viel weniger wirksam Absetzen von Lithium nach einer Langzeitmedikation -- kann ohne psychotherapeutische Vorbereitung einen Rückfall in die bipolare Störung bis zum Selbstmordversuch zur Folge haben ->> neben Lithium muss eine Psychotherapie oder Psychoedukation erfolgen, um Rückfälle zu vermeiden. Carbamazepin: Subjektiv belastende Nebenwirkungen -- Schwindel -- Sedierung (Müdigkeit) -- Doppelbilder -- Erhöhung der Leberenzyme (nicht so relevant) -- teratogenes Risiko (Fehlbildungen beim Fötus möglich, Neuralrohrdefekte bei 2% der Geburten) -- potentielle Verlängerung der QTc-Zeit (?) -- Hyponatriämie möglich (stark verminderter Natriumgehalt im Blutserum) Kombinationstherapien mit Neuroleptika wie Haloperidol oder Risperion sind kaum möglich. Oxcarbacepin -- Hyponatriämie (stark verminderter Natriumgehalt im Blutserum) Langzeitstudien sind kaum vorhanden. Valporat -- kann gemäss Bowden et.al. auch bei Langzeitbehandlung sinnvoll sein -- ist geeignet für eine Kombinationsbehandlung mit Psychopharmaka, Dosierungsanpassungen sind nur bei Carbamacepin und Lamotrigin nötig -- für Rapid Cycling-Patienten sehr geeignet, bei denen Lithium kaum anspricht Nebenwirkungen: -- teratogenes Risiko (Fehlbildungen beim Fötus möglich, mehr als beim Carbamazepin, Neuralrohrdefekte bei 3% der Geburten), Gegenmittel Folsäure wirkt nur beschränkt ausgleichend -- bei epileptischen Frauen: polyzystisches Ovarien-Syndrom (PCOS) mit Veränderungen an den Eierstöcken -- bei epileptischen Frauen: männlicher Haarwuchs (Hirsutismus) Nebenwirkungen bei über 100mg/l im Blut: -- Tremor möglich -- reversibler Haarausfall -- Gewichtszunahme -- akutes Leberversagen (Einzelfälle bei Kindern, lebensbedrohlich) -- hämorrhagische Pankreatitis (Bauchspeicheldrüsenentzünung) möglich (Einzelfälle bei Erwachsenen) ->> regelmässige Kontrolle von Leberwerten und Bauchspeicheldrüsenwerten nötig ->> begleitende gewichtsreduzierende Massnahmen Kombinationsbehandlungen mit Valporat: -- Valporat-Koma möglich zusammen mit Barbituraten (Anzeichen: Nachlassende Wirksamkeit und verlangsamte EEG) Lamotrigin -- v.a. als Prophylaxe gegen neue Episoden wirksam -- bei häufigen Depressionen, bei Rapid-Cycling-Patienten und bei Bipolar-II-Patienten gut wirksam -- ist die am besten verträgliche Alternative zur Phasenprophylaxe Nebenwirkungen -- allergische Reaktionen bei zu schneller Aufdosierung -- keine Gewichtszunahme, keine Schäden am Fötus Nebenwirkungen mit der Anti-Baby-Pille -- kann die Wirkung der Anti-Baby-Pille aufheben, v.a. der Mini-Pille -- oder Anti-Baby-Pillen können den Lamotrigin-Blutspiegel senken ausserdem problematische Wirkungen zusammen mit Valproat und Carbamazetin, so dass eine eigene Aufdosierungsdosierung nötig wird. Olanzapin -- wirkt vorbeugend gegen manische und etwas weniger auch gegen depressive Phasen Nebenwirkungen bei Langzeittherapie -- metabolische Wirkung wird diskutiert (Fettsucht, Leberverfettung) -- Diabetes Mellitus Typ I möglich -- Hyperlipidämie (vermehrte Lipide im Blutplasma) möglich ->> bei Veranlagung zu Diabetes Mellitus soll man Olanzapin nicht anwenden ->> regelmässige Blutzuckerkontrollen machen ->> begleitende gewichtsreduzierende Massnahmen mit Fluoxetin gegen Depression klinisch nachweisbar wirksam. Quetiapin wirkt allein als Monotherapie, spricht schon nach 1 Woche an. Antidepressiva -- können eine Manie auslösen oder ein Rapid Cycling ("Switch-Risiko") -- bei den neueren Antidepressiva der SSRI-Gruppe ist das Switch-Risiko nicht mehr gross und bei gleichzeitiger Abgabe eines Stimmungsstabilisierers kontrollierbar ->> bei schweren wiederkehrenden Depressionen sind die neuen Antidepressiva durchaus eine ergänzende Behandlungsmöglichkeit bei der Langzeitbehandlung.