Ruhr-Universität Bochum Fakultät für Philologie Germanistisches Institut Oberseminar: Empirische Grammatikforschung Prof. Dr. Karin Pittner / Dr. Judith Berman Wintersemester 05/ 06 Resultativkonstruktionen Christina Nies Altenrathstraße l a 44379 Dortmund Matr.-Nr.: 108 001 20 89 60 3. Fachsemester Geschichte Germanistik Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung ..................................................................................................2 2 Konstruktionsgrammatik - eine Definition .................................................2 2.1 Valenz ............................................................................................. 5 2.2 Der Ansatz Goldbergs/Jackendoffs ................................................6 3 Resultativ-Konstruktionen ...........................................................................7 3.1 Zusammenhang von Bedeutung und Aspekt-Struktur .................10 3.2 Realisierung der Argumente .........................................................11 3.3 Einzelfälle von Resultativkonstruktionen ....................................13 4 Resultativkonstruktionen im Deutschen ....................................................15 4.1 Goldbergs Ansatz - auf das Deutsche übertragbar? .....................16 5 Fazit ......................................................................................................19 6 Literaturverzeichnis ..............................................................................20 1 Einleitung In dieser Arbeit möchte ich den Ansatz der Konstruktionsgrammatik vorstellen. Dabei handelt es sich um die Idee, dass alle grammatischen Phänomene und Muster mit Hilfe eines Formats den Konstruktionen - umschrieben werden können. Während die Konstruktionsgrammatik in den USA seit mehreren Jahren diskutiert wird, tritt sie in der deutschen Forschung nur marginal auf. Im Folgenden möchte ich den Ansatz zunächst vorstellen und die wichtigsten Begrifflichkeiten sowie das Beschreibungsmuster vorstellen. Anschließend werde ich das syntaktische Muster der Resultative näher untersuchen und überprüfen, ob sich die von Goldberg und Jackendoff l vorgestellten Interpretationen auch auf das Deutsche übertragen lassen. Entsprechend der bisherigen Forschung beziehen sich die meisten Arbeiten auf das Englische, zum Deutschen hat u.a. Stefan Müller Untersuchungen angestellt, auf die ich ebenfalls Bezug nehmen werde. 2 Konstruktionsgrammatik - eine Definition Fried/Östman beschreiben in ihrer Einführung zur Konstruktionsgrammatik deren Basis, die auf drei Hypothesen aufbaut: speakers rely an patterns - relatively complex constructions - for meaning-form building linguistic expressions 1Basis für diesen Teil der Arbeit ist der Aufsatz ,,The english resultative as a family of constructions", den Goldberg und Jackendoff 2004 gemeinsam veröffentlicht haben. Hier fassen sie ihre bisherigen Forschungsergebnisse zusammen. 7 ii. linguistic expressions reflect the effects of interaction between construcitons and the linguistic material, such as words, whichs occur in them iii. constructions are organized into networks of overlapping patterns related through shared properties (Friedlöstman 2004:12) Die wichtigste Einsicht, die zugleich auch die vorrangige Motivation dieser Grammatik darstellt, ist die Einsicht, dass die Kombination einzelner Wörter zu einer Konstruktion selten dazu führt, dass lediglich die Bedeutungen, die die einzelnen Bestandteile isoliert hätten, miteinander verkettet werden. Es entstehen vielmehr ganz neue Semantiken (FriedlÖstman 2004:12). Damit ist die Semanitk nicht global eine parallele Komponente zur Syntax, für jede Konstruktion muss deren Bedeutung analysiert werden. 7 Im Unterschied zu anderen Grammatiken tritt die einfachste, möglicherweise universale Struktur zugunsten komplexer Konstruktionen in den Hintergrund. Die „Vielfalt und Spezifizität einzelsprachlicher Konstruktionen" tritt wieder in den Vordergrund (Wildgen 1990:68). Die Konstruktionsgrammatik beschreibt also nicht nur Strukturen, die produktiv sind, sondern auch solche, die nur selten, unter Umständen auch nur einmal belegt sind: Sie erfasst „Zentren (zentrale Konstruktionstypen) der Grammatik und um sie herum die peripheren Nebenkonstruktionen" (Wildgen 1990:68).2 Trotz dieser gemeinsamen Basis verbergen sich hinter dem Begriff „Konstruktionsgrammatik" eine Vielzahl konkurrierender Theorien, die sich teilweise überschneiden, z.T. aber auch BBBBB Vgl. auch Fried/Östman (2004:16): „ The relation between `productive rules' and `idioms' must be seen as a cline rom relatively productive to relytively frozen. " 2 gegenseitig ausschließen. Während Fillmore stärker das Programm und die spezielleren Ausarbeitungen der Syntax gefördert hat, sind die Arbeiten Lakoffs, Talmys und Langackers eher mit der kognitiven Grammatik verbunden. Allen gemeinsam ist die Konzentration auf „medium-scale"-Konstruktionen. Dabei handelt es sich um syntaktische Erscheinungen weder durch eine allgemeine Grammatik erklärt werden können, noch allein beziehungsweise im Wesentlichen auf der Ebene des Lexikons angelegt sind. Wildgen (1990:65) fasst den Mittelbereich, auf dem die Konstruktionsgrammatik basiert, wie folgt zusammen: zwischen Lexikon Satzsyntax.zwischen und Idiomatik (allgmeiner) und genereller Produktivität, ii. zwischen Idiomatik und genereller Produktivität, iii. zwischen atomistischer Zerlegbarkeit und unauflösbaren Gestalten, iv. zwischen kognitiven Universalien und individualpsychologischen Ausprägungen der Sprache, d.h. im Bereich komplexer, gesellschaftlicher Symbolsysteme. Die Konstruktionsgrammatik ist generativ, insofern sie mögliche grammatische und ungrammatische Sätze und Strukturen voneinander abgrenzt, also nicht nur vorliegende Daten erfasst (Wildgen 1990:67). Sie versucht, "ein vollständiges und exaktes Inventar von Strukturen (,Konstruktionen') zu postulieren, das die möglichen grammatischen Sätze einer Sprache generiert und dabei alle ungrammatischen Sätze explizit ausschließt" (Hens 1996:335). Gleichzeitig ist sie nicht transformationell in dem Sinne, dass "its presentation of the structure of a sentence will be static or monostratal rather than dynamic or multistratal." (Fillmore, zitiert nach Wildgen 1990:67, Hervorhebung im Orig.) 4 Der zentrale Begriff dieser Grammatik ist der der Konstruktion. Dabei muss man zwischen „constructions" und „constructs" unterscheiden. Konstruktionen sind symbolische Zeichen, die die Basiseinheiten der linguistischen Analyse repräsentieren. Es handelt sich um eine abstrakte Einheit, ein konventionelles Muster der linguistischen Struktur. Konstrukte bezeichnen dagegen die aktuell vorkommenden linguistischen Äußerungen, zum Beispiel Sätze oder Phrasen, (Fried/Östman 2004:18). Die Besonderheit der Konstruktionsgrammatik liegt darin, dass mit diesen Konstruktionen das komplette grammatische Wissen repräsentiert werden kann, also nicht mehr zwischen Lexikon, Syntax und anderen Ebenen der Sprache unterschieden wird, sondern alle mit den gleichen Strukturen umschrieben werden (Fried/Östman 2004:18). Zugleich sind sie die Muster, die jeder Sprecher einer Sprache kennen muss: In summary, constructions are generalizations which represent all the pieces of conventional or idiosyncratic language and which speakers have to know directly. What speakers have to `figure out' are (i) the ways in which those constructions can be combine with other constructions and (ii) the ways in which particular lexical items fit in them. (Fried/Östman 2004:23) 2.1 Valenz Innerhalb der Konstruktionsgrammatik spielt die Valenz eine wichtige Rolle. Laut Hens vereint Fillmore die Konstituentenstukturen der Standard Theory mit den Einsichten der Dependenzgrammatik und mit dem Merkmalsinventar der Head-Driven Phrase Structure Grammar (Hens 1996:335). Valenz wird im weitesten Sinne definiert als die Gesamtheit der Kombinationsmöglichkeiten eines Wortes, ausgehend von der Beobachtung, dass in der Umgebung eines Wortes oder einer Wortklasse nur bestimmte syntaktische Einheiten beziehungsweise Klassen von syntaktischen Einheiten möglich sind. Als Valenzträger, also Wörter, die die syntaktische Umgebung determinieren, treten in der Regel Wörter mit prädikativer Funktion auf, aber auch Adjektive und deverbale oder deadjektivische übernehmen. In Substantive können Valenzwörterbüchern diese werden Funktion in den Lexikoneinträgen der Valenzträger die möglichen syntaktischen Umgebungen notiert (Welke 2000:767). Die Valenzgrammatik taucht in der Konstruktionsgrammatik insofern auf, als dass diese aus lexikalischen Einträgen und Phrasenstrukturen besteht, die durch Merkmale syntaktischer, semantischer, lexikalischer und pragmatischer Art gekennzeichnet sind. Diese Konstruktionen bilden die größeren Einheiten, die den erlaubten Konstrukten einer Sprache zugrundeliegen. Mittels der Merkmalsunifikation werden diese Einheiten gebildet (Hens 1996:335). 2.2 Der Ansatz Goldbergs/Jackendoffs Goldberg/Jackendoff vertreten die Grundidee, dass die einfachen Sätze des Englischen direkt mit einer oder mehreren semantischen Strukturen korrelieren. Goldberg (1997:383) gibt vier unterschiedliche semantische Strukturtypen an: a) ditransitive: X causes Y to receive Z b) caused-motion: X causes Y to Move Z c) resultative: c) transitive: X causes Y to become Z3 X acts an Y; X expresses Y Im nächsten Kapitel wird deutlich werden, dass diese Umschreibung für eine ResultativKonstruktion zu ungenau ist. Wie bei einer transitiven Struktur müssen zwei semantische Muster angegeben werden. Resultative beinhalten entweder die Veränderung eines Status oder eine Bewegung, die in dieser Umschreibung von Goldberg jedoch nicht impliziert ist. Vorschlag: X causes Y to move to Z. Im Gegensatz zu anderen Grammatiktheorien geht man in der Konstruktionsgrammatik nicht davon aus, dass die Basismuster einer Sprache durch semantische oder syntaktische Informationen, die durch das (Haupt-)Verb spezifiziert werden, determiniert werden. 3 Resultativ-Konstruktionen Resultative gehören zu den Verb-Konstruktionen und bilden innerhalb derer eine Konstruktionsstatus besondere nicht Gruppe. unbedingt Einerseits offenkundig ist ihr markiert, andererseits handelt es sich nicht nur um eine Konstruktion, sondern um eine Familie von Konstruktionen (Goldberg/Jackendoff 2004:535). Dabei gibt es Konstruktionen, die sehr produktiv sind, andere dagegen relativ wenig oder gar nicht. Die Unterkonstruktionen der Resultative lassen sich also zwischen Zentrum und Peripherie, auf einer Skala mit den Polen produktiv und idiomatisch einordnen. Die einzelnen Muster weisen ein hohes Maß an syntaktischer und semantischer Variation auf, Goldberg/Jackendoff (2004:536) definieren für das Englische drei unabhängige Dimensionen von Variation: RP = AP vs. RP = PP RP = Eigenschaft vs. RP = räumliche Konfiguration Intransitiv vs. transitiv innerhalb der transitiven RPs: selected vs. unselected innerhalb der unselected: normal vs. fake reflexive d) Wahl des "host"4 Die Wahl des ,,host" führen Goldberg / Jackendoff erst später an. Sie verstehen darunter die NP, die eine Bewegung oder Veränderung erlebt. irtn. (-) Resultative beinhalten zwei subevents, jeweils eins für das Verb und eins für die gesamte Konstruktion. Ihre Verbindung besteht darin, dass das verbal subevent die Möglichkeit anzeigt, wie das constructional subevent durchgeführt werden kann respektive im jeweiligen Satz/Kontext durchgeführt wird (Goldberg/Jackendoff 2004:538). Die Semantik der subevents und deren Verknüpfung bedingen viele Eigenschaften der Resultativ-Konstruktion, so sagt die Semantik des constructional subevents die Syntax der Konstruktion wie im folgenden Beispiel voraus: Willy watered the plants flat Syntax: Willy watered the plants flat Semantics: Willy cause [Plants become flat] Means: Willy water Plants (Goldberg/Jackendoff 2004:538) Die semantischen Muster des constructional subevents können als Gegensatzpaare aufgefasst werden: Entweder handelt es sich um eine Eigenschaft, die sich verändert oder es wird ein bestimmter Weg zurückgelegt (property vs. path resultative). Als zweites Gegensatzpaar führen Goldberg/Jackendoff noncausative vs. causative an. Der Unterschied besteht darin, dass in einem noncausative resultative das host das Subjekt ist und seinen Status in irgendeiner Weise wechselt, In einem causative resultative ist das host das Objekt und verursacht eine Handlung. Diese beiden Gegensatzpaare charakterisieren die vier wichtigsten Konstruktionen unter den Resultativen: Causative property resultative Syntax: NP V NP AP / PP Semantik: X cause [Y become Z] R muss also nicht zwangsweise das Ergebnis einer Handlung ausdrücken. 3.1 Zusammenhang von Bedeutung und Aspekt-Struktur Attributphrasen drücken meist einen Endstatus aus. Ausnahmen bilden Ausdrücke mit Komparativ oder Superlativ, bei denen der Wechsel des Status zeitlich nicht begrenzt ist: (2) Four hours, Bitt hammered the metal ever flatter. (Goldberg/Jackendoff 2004:542f.) Path-Resultatives sind nur dann telisch, wenn die RP eine Grenze hat, die das Ende der Handlung beziehungsweise deren Ergebnis anzeigt: (3) Bill schubste Harry vom Sofa. (4) Bin schubste Harry die Straße entlang. Allerdings gibt es auch Sätze, die eine statische Situation beschreiben, sich aber nicht von den path-resultatives unterscheiden: (5) Die Straße schlängelt sich den Berg herunter. Die Telezität einer Handlung entspricht also ihrer zeitlichen Struktur; fehlt einem Satz eine inhärente Zeitstruktur, so ist er statisch. Andererseits weist die Zielgerichtetheit einer RP auf die Zielgerichtetheit des constructional subevents hin, welches damit wiederum auf die Zielgerichtetheit des resultativen Satzes verweist. Diese Beobachtungen führen Goldberg/Jackendoff (2004:544) zu der These, dass die Aspekt-Struktur des constructional subevents die Aspektstruktur des Resultativ-Satzes dominiere. Sie könne durch allgemeine Prinzipien, die die Ereignisstruktur mit Veränderung, Ausdehnung, Bewegung und Wegen verbindet, vorhergesagt werden. Means: [verbal subevent] Bill watered the plants flat. Noncausative property Resultative Syntax: NP V AP 1 PP Semantik: [X become Z] Means: [verbal subevent] The pond froze solid. Noncausative path Resultative ,, ct Syntax: NP V PP Semantik: [X go Path Means: [verbal subevent] Result: [verbal subevent: X emit sound] Result: [verbal subevent: X disappear] Der Ball rollte den Berg hinunter. Der Wagen rumpelte über die Straße. Causative path resultative Syntax: NP V NP PP Semantik: X cause [Y go Path] Means: [verbal subevent] Bill rollte den Bali den Berg hinunter. (GoldberglJackendoff 2004:536) Beispiel c ist insofern eine Besonderheit, als dass hier die Verbindung der subevents nicht unbedingt darin besteht, dass die Möglichkeit der Durchführung ausgedrückt wird. Stattdessen handelt es sich um ein Resultat, beispielsweise dem Geräusch, dass eine Bewegung verursacht oder deren Endergebnis: Etwas verschwindet aus dem Blickfeld. Diese Art der Verknüpfung ist aber nur bei den noncausative path resultatives möglich, eine RP Die zeitlichen Relationen sind dabei jedoch unterschiedlich: wird eine Möglichkeit ausgedrückt, dann kann das constructional subevent dem verbal subevent vorausgehen. Die subevents können sich aber auch entweder überschneiden oder gleichzeitig ablaufen Die zeitliche Verknüpfung ist dabei abhängig davon, welche semantische Relation zwischen den subevents besteht. Sie hängt aber auch von dem pragmatischen Weltwissen über die subevents ab sowie von Möglichkeitsausdrücke der starken in einfachen Tendenz/ Satzstrukturen als gleichzeitig auszudrücken (GoldberglJackendoff 2004:546).5 3.2 Realisierung der Argumente Mit der Regel der Full Argument Realization (FAR) formulieren Goldberg/Jackendoff die Forderung, das alle Argumente, die obligatorisch syntaktisch sind 1 realisiert lizenziert werden. werden Das führt müssen, dazu, gleichzeitig dass unter Umständen zwei Argumente die gleiche syntaktische Position belegen. (6) Bin watered the plants flat. Water: transitiv Fordert Agens und Patiens c.s.: Causer (Subjekt), Patiens (Objekt) + Prädikativ Damit werden fünf Argumente auf drei syntaktische Positionen verteilt: Willy und the plants gehören zu beiden subevents, sie haben also multiple thematische Rollen. Jackencloff und Goldberg führen in diesem Zusammenhang auch an, dass in komplexen Sätzen, also Einheiten, die aus zwei oder mehr Sätzen bestehen, die Möglichkeiten dem Hauptereignis vorangestellt werden, während einfachere Strukturen diese Option nicht aufweisen. Da Resultative meist in einfachen Satzstrukture ausgedrückt werden, ist diese Art der zeitlichen Verknüpfung also eher selten. 5 11 Eine Konstruktion mit zwei Patiens wäre in diesem Fall jedoch ungrammatisch: (7) *Bin watered the plants the ground wet. In diesem Fall muss eine andere Konstruktion gewählt werden: (8) Bill made the ground wet by watering the plants.6 Die FAR muss noch dahingehend ergänzt werden, dass nur die Rollen der Konstruktion (rC) mit Rollen des Verbs (rV) zu vereinheitlichen sind, wenn sie semantisch kompatibel sind, also wenn rV als eine Möglichkeit von rC konstruiert werden kann (GoldberglJackendoff 2004: 550). Ein Beispiel aus dem Deutschen zeigt jedoch, dass die semantische Kompatibilität nicht immer zwingend notwendig ist - zumindest im Deutschen. (9) Sie trank den anderen unter den Tisch. (10)Sie trank den Wein leer. Es handelt sich zwar in beiden Fällen um das Verb trinken, die Ergebnisse sind jedoch unterschiedlich. Außerdem muss beachtet werden, dass das Verb als Beispiel l Möglichkeit konstruiert werden kann, dies aber nicht zwingend erforderlich ist. (11)Sie wischte den Tisch ab (der nicht sauber wurde). Hier soll laut Goldberg/Jackendoff deutlich werden, dass das Objekt nicht notwendigerweise affiziert sein muss. Wenn es affiziert ist, dann ist es als Patiens konstuierbar. Ausschlaggebend sind immer die spezifischen Semantiken des Verbs, nicht seine allgemeine Verbklasse. Damit werden Ausdrücke möglich wie: Dieses Beispiel könnte auch als Beweis dafür gelten, dass Resultative in der Regel durch einfache Sätze ausgedrückt werden.. 6 1'13, (12) Sie wischte den Tisch sauber. (Goldberg/Jackendoff 2004:550) 3.3 Einzelfälle von Resultativkonstruktionen Wie bereits erwähnt handelt es sich im Unterschied zu den anderen vorgestellten Konstruktionen bei den Resultativen nicht um eine einzelne Konstruktion, sondern um eine Familie von Konstruktionen! Neben den vorgestellten wichtigsten Konstruktionen gehen Goldberg/Jackendoff von vielen Einzelfällen aus, deren Mehrheit sehr individuell ist und nur eine geringe Anzahl von Beispielen, manchmal auch nur ein einziges Vorkommen, aufweisen.8 Zumindest drei subconstructions weisen neben den bereits vorgestellten wichtigsten Resultativen eine relative Häufigkeit auf. Bei den sogenannten Follow Cases bestimmt das Objekt den Weg beziehungsweise die Bewegung, des Subjekt durch seine eigene Bewegung oder seine Spuren. Zwar handelt es sich um transitive Sätze, aber das Subjekt ist der host. Das direkte Objekt ist ein verbales Argument, aber kein Patiens. Es ist also nicht mit anderen causative resultative constructions vereinbar, da die semantische Kohärenz verletzt ist (Goldberg/Jackendoff 2004:5543. Als Erklärungsansatz könnte man zusätzliche subevents annehmen. Damit können aber nur Fälle beschrieben werden, in denen das direkte Objekt den Weg des Subjekts bestimmt und das Verb als Bewegung konstruierbar und transitiv ist. Es sind BBB Es wäre - zumindest für das Deutsche - zu überprüfen, ob es sich bei den anderen Konstruktionen nicht auch um Gruppen handelt. Abweichungen sind sehr wahrscheinlich. Dann ist eine Definierung notwendig, wann man von Ausnahmen und wann von einer Untergruppe sprechen sollte. 8 Solche subconstructions sind mit Redewendungen vergleichbar. 14 jedoch auch andere Fälle belegt, die eine neue Relation beschreiben: die ,,instance". Hier kann das Verb zwei Rollen einnehmen, entweder die route role oder die sought-after role. Bei der route Role kann das verbal subevent entweder eine Instanz (take) oder eine Möglichkeit (ride, sä!, drive) ausdrücken. (13) NP V NP PP X go-by way of Y Path Bill took the train to New York. Chris rode the Oregon Tran to Kansas. (GoldberglJackendoff 2004:554) Nimmt das Verb die sought-after Role ein, kann das Verbal subevent nur eine Instanz (follow, track, race) ausdrücken: (14) NP V NP PP X go-after Y Path Bill followed the thief into the library (GoldberglJackendoff 2004:554) Bei diesen Beispielen zeigt sich, dass das Verb fast die gleiche Semantik hat wie die Konstruktion, wenn das verbal subevent eine Instanz ausdrückt. Die zweite Untergruppe der Resultative sind ,,Danzing Mazurkas". Hier wird dem Umstand Resultativkonstruktion Rechnung inakzeptabel wird, getragen, wenn dass das die Objekt referentiell ist, d.h. seine Rolle durch etwas anderes als das Subjekt Goldberg identifiziert / wird. Jackendoff Prädikatskomplex zu In dafür, beschreiben. diesem Verb Fall und Postverbal plädieren Objekt als auftretende Objekte sind keine direkten Objekte, noncausative tpath 15 resultatives bilden dann einen neuen Typ von möglichen subevents (Goldberg/Jackendoff 556). Zuletzt stellen Goldberg/Jackendoll die „spie cases" vor, bei denen die FAR verletzt wird, da der Gegenstar, der in Bewegung ist, nicht ausgedrückt wird: (15) Bill bled an the floor. (16) Bill ate off the floor. Dieser Mangel wird wahrscheinlich durch das Weltwissen ausgeglichen, da in beiden Fallen eindeutig erschließbar ist, welcher Gegenstar sich in Bewegung befindet: Blut beziehungsweise Nahrung. Hier handelt es sich um Verbklassen, die das Themen-Argument bereits implizieren. Meist handelt es sich um Verben, die mit dem Körper zusammenhängen: bluten, schwitzen, essen usw. (Goldberg/Jackendoff 2004:556; vgl. auch Goldberg 2005:19f). Wird der Weg nicht ausgedrückt, kann er doch durch das Verb impliziert werden: (17) Bill crossed (the street) to our siele. (18) Bill entered (the room) through the bathroom window. In diesen Fällen ist eine PP zwar möglich, aber nicht obligatorisch. Goldberg/Jackendoll (2004:557) nennen diese Untergruppe PPadjunct path construction. 4 Resultativkonstruktionen im Deutschen Für die [eutsche Sprache stellt Müller fest, dass resultative Prädikate wie im Englischen in der Regel das Resultat eines Events beschreiben, das durch das Hauptverb ausgedrückt wird. Die resultativen Prädikate sind entweder durch ein Adjektiv oder eine PP ausgedrückt (Müller 2002:209). (19) Sie streicht die Tür schwarz. 16 (20) Er schneidet die Wurst in Scheiben. (nach Müller 2002:209). Im Deutschen können Resultative jedoch nicht danach unterschieden werden, ob sie ein transitives Verb oder ein Intransitives beinhalten. Beiden Konstruktionen - solche mit intransitiven Basisverben sowie solche, die ein transitives Verb enthalten - können einheitlich als das Ergebnis der ,,transitivization of an intransitive verb" interpretiert werden (Müller 2002:219f.). So kommt Müller zu folgender Definition für Resultativkonstruktionen: In Resultativkonstruktionen wird ein intransitives oder intransitiv gebrauchtes Verb mit einem weiteren Prädikat kombiniert, dessen Subjekt als Objekt der gesamten Konstruktion realisiert wird. (Müller 2005:2) 4.1 Goldbergs Ansatz - auf das Deutsche übertragbar? Goldbergs Ansatz, Konstruktionen zu beschreiben, ist für das Englische - soweit ich das beurteilen kann - durchaus einleuchtend. Auch wenn man die im vorangegangenen Abschnitt aufgezählten Gemeinsamkeiten englisch- und deutschsprachiger Resultativkonstruktionen betrachtet, liegt die Annahme nahe, dass sich diese Analyseweise auch auf das Deutsche übertragen lässt. Bei genauerer Betrachtung treten jedoch Probleme auf, die Goldbergs Theorie nicht mehr anwendbar machen. Probleme sind schon deshalb naheliegend, weil das Englische als isolierende Sprache eine sehr starre Syntax hat, in der die Konstituenten nicht beliebig innerhalb eines Satzes oder einer Phrase verknüpft synthetischen werden Sprache, ist können. die Im Stellung Deutschen, der einer Konstituenten BBBBBBBB 17 weitgehend frei, dadurch ergibt sich eine Fülle von Möglichkeiten, mit den gleichen Konstituenten Phrasen oder Sätze zu bilden. Goldbergs Analyse basiert jedoch darauf, dass die Resultativkonstruktionen an eine bestimmte phrasenstrukturelle Konfiguration gebunden sind. Das Objekt einer Resultativkonstruktion sowie deren Bedeutung sind durch die Konstruktion lizenziert. Solch eine Grammatik, deren Analyse darauf beruht, dass Bedeutungen an Phrasen festgemacht werden, funktioniert jedoch nur, wenn die Konstituentenstellung der entsprechenden Phrasen fest ist (Müller 2005:11). Hier liegt der Grund dafür, dass Müller den Ansatz Goldbergs für nicht anwendbar auf das Deutsche hält. Schwierigkeiten ergeben sich aber auch bei der Interaktion mit anderen Bereichen der Grammatik. Für die Umstellung von Argumenten müssen nach Müller folgende Fakten berücksichtigt werden: Argumente können umgestellt werden. Das finite Verb kann in Erst- oder Letztstellung stehen. Adjunkte können überall zwischen Argumenten stehen. Subjekt, Objekt, Adjunkt oder Resultativprädikat können vorangestellt werden. (Müller 2005:11) Damit sind für eine Resultativphrase im Deutschen mindestens vier Konstruktionen notwendig. Zusätzlich bestehen die Möglichkeiten der Fokusaufspaltung sowie der Voranstellung, außerdem erforderten passive Konstruktionen und solche mit Adjunkten oder Derivation ebenfalls gesonderte - und eventuell jeweils mehrere Konstruktionen (Müller 2005:12f.) Alternativ schlägt Müller einen lexikonbasierten Ansatz vor, aufbauend auf der Head-Driven Phrase Structure Grammar. Die BBB 18 Valenzinformationen werden in einer Liste repräsentiert, wie am Verb reparieren dargestellt: (19) Reparieren: SUBCAT NP [st], NP [str] ) in der Liste sind zwei Argumente aufgeführt, die einen strukturellen Kasus haben. Dieser kann je nach syntaktischer Umgebung als Nominativ, Akkusativ oder Genitiv realisiert werden. Generell gilt für Argumente mit strukturellem Kasus, dass das erste Argument den Nominativ und das Zweite den Akkusativ zugewiesen bekommt, wenn es sich um eine verbale Umgebung handelt (Müller 2005:7). Die HPSG-Analyse für das Deutsche basiert in der Regel auf der Annahme, dass in verknüpften Konstruktionen zunächst die beiden Verben miteinander kombiniert werden und anschließend der Verbalkomplex mit den jeweiligen Argumenten der beteiligten Verben. Dabei werden die Komplemente des eingebetteten Verbs zu eigenen Argumenten. Auch die Analyse von Resultativkonstruktionen läuft auf diese Weise ab. Dabei wird das Subjekt des eingebetteten Adjektivs zum Objekt des einbettenden Prädikats. Diese erste Regel impliziert auch die Resultativbedeutung, eine Zweite informiert über die Flexion des Stammes. Damit können auch Konstruktionen mit Verben wie leer fischeng sowie Verben im Passiv abgedeckt werden. Anders als bei Goldberg wird eine Resultativkonstruktion also nicht über eine bestimmte Relation bestimmter Elemente in einer Konstruktion definiert, sondern über einen verwendeten BBBBBBB Hier können vielleicht auch Partikelverben eingebracht werden. Müller führt sich gesondert auf, da sie ja generell für die Konstruktionsgrammatik nach Goldberg problematisch sind. Er plädiert für eine morphologische Analyse der Partikelverben, was in der Forschung nicht unumstritten ist (vgl. Müller 2005:4ff) 9 R Lexikoneintrag, für den die Position der einzelnen Elemente innerhalb der Konstruktion nicht von Bedeutung sind. 5 Fazit Abschließend kann man sagen, dass die Konstruktionsgrammatik durchaus eine attraktive Möglichkeit darstellt, die Grammatik zu beschreiben. Ihre Vorteile liegen hauptsächlich darin, dass einerseits alle Ebenen der Sprache mit einem Muster umschrieben werden und andererseits auch die Peripherie, also weniger produktive Phänomene berücksichtigt werden. Als Nachteil hat sich - zumindest in Bezug auf den Ansatz Goldbergs - herausgestellt, dass deren Definition und Darstellungsmuster für Konstruktionen des Deutschen zu eng gefasst sind. Bei synthetischen Sprachen muss die relativ freie Konstituentenstellung berücksichtigt werden ebenso wie die Veränderung der Satzstruktur durch Passivierung. Das können die Konstruktionen Goldbergs nicht leisten. Stattdessen muss - wie von Müller vorgestellt, die HPSG einen größeren Stellenwert erhalten und die Defintion einer Phrase als Resultativkonstruktion im Lexikon vorgenommen werden. #'- 2 20 6 Literaturverzeichnis Fried, Mirjam / östman, Jan-Ola: A thumbnail sketch of construction grammar, in: dies. (Hg.): Construction grammar in a cross-Ianguage perspective, Amsterdam u.a.: Benjamins, s. 1186. Goldberg, Adele (1995): Constructions. A constructions grammar approach to argument structure, Chicago: Univ. of Chicago Press. Goldberg, Adele (1997): The relationships between verbs and constructions, in: Verspoor, Marjolijn u.a. (Hg.): Lexical and syntactical constructions and the construction of meaning, Amsterdam/Philadelphia: Benjamins, s. 383-398. Goldberg, Adele 1 Jackendoff, Ray (2004): The english resultative as a familiy of constructions, in: Language, Vol. 80, S. 532-568. Goldberg, Adele (2005): Argument Realization, in: Östman, JanOla (Hg.): Construction grammars. 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