1 Der Osnabrücker Bodenhimmel Referat, 42. Jahrestagung der Externstein-Vortragstagen des Forschungskreises Externsteine e.V., gehalten am 1. Mai 2008 in Horn/Bad Meinberg/Externsteine. von Andis Kaulins1,2 (Copyright © 2008 Andis Kaulins. Alle Rechte vorbehalten.) I. DER BEGRIFF DES BODENHIMMELS und MEGALITHISCHE ANLAGEN Die "Projezierung" des Sternenhimmels auf die Erdoberfläche und ihre Markierung auf irgendeine Weise (z.B. durch Steine, Megalithen bzw. Monolithen, Dolmen, Menhire, oder auch Hügelgräber) wird in der Fachsprache als "Bodenhimmel" bezeichnet. In der "Hermetik"3 finden wir den Leitsatz der Gnostiker:4 "Was unten ist, ist wie das, was oben ist, und was oben ist, ist wie das, was unten ist." Diese "Bodenhimmels-Lehre" wurde von Hermes Trismegistos verbreitet.5 Der Name Hermes bezog sich ursprünglich auf "steinerne Wegweiser".6 Sogar in den ägyptischen Hieroglyphen finden wir Hinweise darauf, dass die alten Ägypter ihre Grenzsteine auch so plaziert haben - wörtlich "wie der Himmel".7 Also, auch die Pharaonen benutzten Bodenhimmel. Im Jahre 1902 berichtete die amerikanische Anthropologin Alice C. Fletcher 8 in den Artikel Star Cult Among the Pawnee - A Preliminary Report, dass der Skidi Stamm9 der Pawnee-Indianer in Amerika einen Sternen-Kult praktizierte, wobei sie ihre Häuser und Wohnsiedlungen (ähnlich denen in Alt-Europa) nach den Sternen aufbauten, also ein Bodenhimmel.10 J.D. (Doctor of Jurisprudence), Stanford University, USA; Dozent und Lehrbeauftragter a.D., Rechtswissenschaft, FFA, Universität Trier; Autor, Langenscheidt Fachverlag. 2 Der Autor bedankt sich sehr bei Dr.jur. Gert Meier (Rechts- und Staatswissenschaften, Geschichte und Neuer Sprachen, Göttingen; ehemaliger NATO-Stipendiat für Geisteswissenschaften, Stanford) für wichtige inhaltliche und redaktionelle Anregungen. 3 Hermetik, Wikipedia, <http://de.wikipedia.org/wiki/Hermetik>. 4 Siehe, The Gnosis Archive, <http://www.webcom.com/gnosis/library/hermet.htm>. 5 Jan Assman, Vorwort, Florian Ebeling (Ägyptologie, Universität Heidelberg), Das Geheimnis des Hermes Trismegistos, <http://rsw.beck.de/rsw/shop/default.asp?docid=158245>, C.H. Beck, 2005, ISBN 3-406-52816-3. 6 Hermes, Gnosis.org,<http://gnosis.org/hermes.htm>. 7 John F. Brock, Four Surveyors of the Gods: In the XVIII Dynasty of Egypt – New Kingdom c. 1400 B.C., <http://www.fig.net/pub/cairo/papers/wshs_02/wshs02_01_brock.pdf>. 8 Alice C. Fletcher, Star Cult Among the Pawnee - A Preliminary Report, American Anthropologist, October-December, 1902 Vol.4(4) S. 730, <http://www.publicanthropology.org/Archive/Aa1902.htm>. Kurze Rezensionen dieses Artikels findet man bei <http://snipurl.com/kk4o> bzw. <http://64.233.183.104/search?q=cache:SrrXmq3hzRUJ:www.publicanthropology.org/Archive /Aa1902.htm+Archive/Aa1902.htm&hl=en>. 9 Pawnee Indians of the North Central U.S., North American Indian Astronomy, <http://physics.unr.edu/grad/welser/astro/american.html>. 10 H. Stiebritz, Die Pawnee <http://www.indianerwww.de/indian/pawnee.htm>. 1 -1- 2 Megalithen: Astronomische Markierungen der Vorzeit Daß megalithische Anlagen in der Frühzeit astronomischen11 und landvermessungs-technischen Zwecken gedient haben können, ist eine Idee, die im Werden begriffen ist. Dieser Prozeß des Werdens betrifft nicht nur die Grundsubstanz der Idee selbst, sondern auch ihre Akzeptanz der Plausibilität. In Deutschland erfolgt diese vor allem wegen der hiesigen Entdeckung der Himmelscheibe von Nebra im Jahre 1999, eine Entdeckung, die zwingend bewiesen hat, daß die Vorfahren der Germanen die Astronomie vor 3600 Jahren schon gut kannten. In der klassischen Altertumswissenschaft ist offenbar eine Sinneswandel im Gange. Eine durch Fakten erzwungene archäoastronomische Sicht findet allmählich Einzug und muß sie finden. Die Beweise für die Richtigkeit der astronomisch-bezogene Interpretation der Megalithen mehren sich und lassen sich nicht mehr ignorieren. Stein für Stein, besonders in Deutschland, wird die kulturelle Geschichte der Menschheit in wesentlichen Aspekten neu geschrieben.12 Um die Tragweite dieser weitreichenden Entwicklung für die Frühzeit- und Altertumswissenschaft zu erahnen, brauchen wir nicht weiter als nach Schweden zu blicken, wo Göran Henriksson (Astronomie und Astrophysik) und Mary Blomberg (Archäologie und Altertumsgeschichte) von der Uppsala Universität, der ältesten Universität Skandinaviens, die Wichtigkeit der Archäoastronomie in den letzten Jahren stark vertreten haben. In den Abstract zu Archaeoastronomy: New trends in the field, with methods and results from studies in Minoan Crete [Archäoastronomie: Neue Forschungsrichtungen am Beispiel des minoischen Kretas]13 schreiben die Autoren Henriksson und Blomberg wie folgt (wir übersetzen aus dem Englischen): Im weitesten Sinne zeigen unsere Ergebnisse eine systematische Beobachtung der himmlischen Körper schon seit dem Ende der ersten minoischen Periode (etwa um 2000 v.d. Ztr.) und auch die Verwendung der so erworbenen Kenntnisse zwecks Navigation und der Regulierung eines lunisolaren Kalenders. [Betonung zugefügt] Der Name Hermes bezog sich ursprünglich auf die "steinernen Wegweiser". Diese Entwicklung haben einige Autoren als kluge Vordenker schon im voraus gesehen, z.B. Gert Meier, Die deutsche Frühzeit war ganz anders, 1999, Grabert-Verlag, Tübingen, Veröffentlichungen aus Hochschule, Wissenschaft und Forschung, Band XX <http://www.amazon.de/deutsche-Fr%C3%BChzeit-Standortbestimmung-VorgeschichteDeutschen/dp/3878471750>. 13 Göran Henriksson und Mary Blomberg, Archaeoastronomy: New trends in the field,with methods and results from studies in Minoan Crete, Journal of Radioanalytical and Nuclear Chemistry , Akadémiai Kiadó, co-published with Springer Science+Business Media B.V., (Online) Issue Volume 247, Number 3 / March, 2001 pp. 609-619, Springer Link Date Friday, October 29, 2004 <http://www.springerlink.com/content/j81040078w2u2v12/>. 11 12 -2- 3 [„In broadest terms [our] results show systematic observation of the heavenly bodies from the end of the early Minoan period (ca. 2000 BCE) and the use of the knowledge obtained to regulate a lunisolar calendar and to navigate.] Nicht nur das Wissenschaftliche, das Regulierende, und das Technische (für den damaligen Raum und die Zeit), sondern auch das Kulturelle und das Menschliche waren in der Frühzeit ausschlaggebend für die breite Verwendung der Himmelskörper als naturgegebenen Markierungs-Vorlagen auf Erden. Andreas Goppold, Professor a.D. für Kommunikation, Medien und Grundlagen der Informatik an der Universität Ulm, schreibt in seiner Erklärung der Noologie, der Wissenschaft des Denkens über Raum und Zeit, in Bezug auf die epische Mythengestaltung im alten Griechenland and deren Projektion auf den Sternenhimmel wie folgt: 14 „Die epische Kunst der Konstruktion von Semantischen Rhizomen [Wurzelwerk der Sprache] liegt in der Komposition der ethischen Leitmotive einer Kultur in der Weise dass die mit den Versen anklingenden Passagen den ganzen Kanon des Denkens und Empfindens durchlaufen (und den Rezitator und seine Zuhörer durchlaufen lassen), welche eben den Empfindungs- und Vorstellungshorizont einer Kultur abstecken. Mit der Inszenierung solcher Aufführungen wurde das Kulturgerüst immer wieder aufgefrischt als erlebbare Wirklichkeit. Dies garantierte die Kohärenz einer Kultur über (mehrere tausend Jahre und km von) Raum und Zeit. Dies lässt sich so ähnlich verstehen, wie die Projektion solcher sagenhafter Motive auf den Sternenhimmel. Auch diese sind Merkhilfen. So lassen sich die archäoastronomischen Interpretationen der alten Mythen (H. v. Dechend) auch verständlicher machen. Es sind nicht eigentlich die astronomischen Daten, die gespeichert wurden, sondern anhand der Bewegungen der Gestirne wurden die Untereinander-Bewegungen und -Beziehungen der kulturellen Zentralthemen memorisierbar. Der Sternenhimmel lässt sich ja nach Belieben in verschiedene statische Figuren unterteilen, von denen nur die Planeten periodische Ortswechsel vornehmen, aber trotzdem haben alle Menschheitskulturen daraus ähnliche Konfigurationen gebildet.“ [Betonung zugefügt] Somit wird es begreifbar, daß die Menschen der Frühzeit zwei eminent wichtige Ansatzpunkte hatten, um die Megalithen als astronomisch-bezogene Markierungen zu verwenden: zum einen als praktische irdische und territoriale Wegweiser, mit denen unsere Ahnen die Erde kartographiert haben, und zum anderen als kulturspezifische Markierungen, die eine erlebte und erlebbare Wirklichkeit der damaligen Kulturgegebenheiten widergespiegelt haben. Die Welt unten glich prinzipiell die Welt oben. Dies war das „hermetische“ Prinzip, und die Menschen haben daher viele Bodenhimmel auf Erden errichtet, d.h. die Projektion der Sternenhimmel auf Erden (Bodenhimmel), und auch umgekehrt: sie haben das eigene Kulturgerüstes auf den Sternenhimmel projiziert. Andreas Goppold, Noologie Vol II: Jenseits von Liebe, Wissen und Macht (NOO2-1), Die Noo-Serie: Band II-1, Version: 070526, <http://www.noologie.de/noo2.pdf>. 14 -3- 4 II. Der Vor-Germanische Bodenhimmel und Osnabrück Abbildung 1A15 (ursprünglich veröffentlich in Stars Stones and Scholars)16 zeigt unsere Entzifferung der Sternenzuordnungen der Megalithen VorGermaniens (d.h. Germanien wie es wohl in der Frühzeit war, natürlich, nicht unter diesen Namen). Unsere These war und ist, daß Vor-Germanien in der Frühzeit (etwa 3117 v. d. Ztr.) durch Megalithen landvermessungs-technisch mit Hilfe der Astronomie vermessen wurde. Zu diesem Zwecke wurden auf der Erde entsprechend himmlischen Vorbildern (Modellen) Megalithen (bzw. Petroglyphen) so errichtet, daß ihre irdische Positionen die Stellungen der Sterne im Himmel widergespiegelten, also Bodenhimmel. Wie man in Abbildung 1A sehen kann, entspricht Osnabrück im gesamt Vor-Germanischen Bodenhimmel der Position der Sterne von Corona Borealis (die Nördliche Krone) und Serpens Caput. Dies heißt nicht, daß die damaligen Baumeister des Bodenhimmels genau die gleichen Sterne eingesetzt haben, wie wir sie heute für diese Sternbilder verwenden. Es heißt auch nicht unbedingt, daß genau die selben Sternbilder damals existiert haben müssen. Es heißt aber doch, daß man im etwa die gleichen hellen Sterne in diesem Himmelsgebiet verwendet hat, wie wir sie heute verwenden. Als der Verfasser dieses Beitrages im Jahre 2003 die Sternenzuordnung für Osnabrück und Umgebung vornahm, gab es nur wenige stichhaltige Beweise für diese Plazierung : außer, daß nach dem entdeckten Gesamtsystem, das für Vor-Germanien galt, diese Sternenpositionen zwingend waren, d.h.: wenn die anderen vom Autor in Vor-Germanien entdeckten Sternenzuordnungen stimmten, dann konnte es – lagebedingt – auch in Osnabrück gar nicht anders sein. Andis Kaulins, Sternensteine - Darstellungen frühgeschichtlicher Astronomie am Beispiel der Externsteine [Star Stones - Prehistoric Astronomy on the Example of the Extern Stones], Frühgeschichtliche Astronomie in Norddeutschland, Schriftliche Fassung der Referate, gehalten auf der 39. Jahrestagung des Arbeitskreises Walther Machalett am 06. und 07. Mai 2005 in Horn/Externsteine. CD-ROM erhältlich beim Forschungskreis Externsteine e.V., Postfach 1155, 32792 Horn-Bad Meinberg http://www.forschungskreisexternsteine.de/Rueckschau.html. 16 Andis Kaulins, Stars Stones and Scholars: The Decipherment of the Megaliths as an Ancient Survey of the Earth by Astronomy, Trafford Publishing, Kanada, USA und Irland, 2003 (ungeb.), 2006 (gebunden) <http://www.trafford.com/4dcgi/robots/03-1722.html, und <http://www.amazon.de/Stars-Stones-Scholars-Decipherment-Astronomy/dp/1412201357/>, Rezensionen: Science Book Review <http://www.scienceagogo.com/news/books-21-906.shtml>, Customer Reviews, Amazon <http://www.amazon.com/review/product/1412013445/ref=dp_top_cm_cr_acr_txt/0023824626-5286446?%5Fencoding=UTF8&showViewpoints=1>. 15 -4- 5 Abbildung 1A: Der Bodenhimmel Vor-Germaniens Heute steht eine der größten und modernsten Sternwarten Deutschlands nur etwa 25 km von Osnabrück entfernt. Osnabrück indessen hatte schon vor vielen tausend Jahren mit der Astronomie zu tun gehabt. Im Jahre 1929 schrieb der damalige Osnabrücker Rektor Gustav Friedrichs, daß er astronomische Zeugnisse des Altertums in Osnabrück und Umgebung gefunden habe. Seine Entdeckungen hat Friedrichs in „Germanische Astronomie und Astrologie während der Stein- und Bronzezeit veröffentlicht.17. Gustav Friedrichs, Germanische Astronomie und Astrologie während der Stein- und Bronzezeit (in zwei Abhandlungen: 1) Astronomie und Astrologie währen der Stein- und Bronzezeit in Nordwesteuropa und 2) Die Gertrudenberger Höhle bei Osnabrück : eine germanische Kulstätte um 1600 v. Chr.), Hellerau bei Dresden : Lindenberg, 1929 (Standort: Hamburger Sternwarte, Signatur: 911/44); Faksimile Edition 1998, Band 69, Gustav Friedrichs, Germanische Astronomie und Astrologie, Burkhart Weecke / Verlag, Horn am Externsteine. <http://www.weecke-verlag.de/HTML/Verlag/elemente-start.htm>. 17 -5- 6 Der bronzezeitliche Friedhof bei Erfurt (von Friedrichs behandelt) Abbildung 1B : (Abb. 7 aus Friedrichs, „Der bronzezeitliche Friedhof bei Erfurt“) Friedrichs zeichnet die Gräber des bronzezeitlichen Friedhofs bei Erfurt wie in Abbildung 1B ein, und versucht hier verschiedene Sternen-Visurlinien durch Feststellung der Azimute zu identifizieren (Abbildung 1C). Abbildung 1C : (Abb. 11 aus Friedrichs, seine Erfurter Interpretation) -6- 7 Um die Erklärung der Gräber des bronzezeitlichen Friedhofs zu Erfurt zu ermöglichen, haben wir die Zeichnung von Friedrichs diesbezüglich weitgehend auf Gräber mit Steinpackung (Englisch cairns) reduziert (Abbildung 1D). Abbildung 1D : Gräber mit Steinpackung (Cairns), Erfurt Wir haben festgestellt, daß die Gräber der bronzezeitlichen Friedhofs zu Erfurt, wie es aus der astronomisch-geographischen Einteilung für Vor-Germanien in Stars Stones and Scholars zu erwarten wäre, die Sterne von Perseus (Abbildung 1F) und die Sterne der Pleiaden (siehe dazu auch Abbildung 1E) darstellen (die Pleiaden sind eindeutig der zwingende Beweis hier) und es sind sogar noch Sterne aus dem Fuhrmann da, inklusive Capella, die das Meridian der Frühlings-Tag-und-Nacht-Gleiche in 3117 v.d.Ztr. markiert haben. Abbildung 1E : PLEIADEN, heute und Winterbourne Stoke 3000 v.d.Ztr -7- 8 Abbildung 1F : Erklärung der Bronzezeitlichen Friedhof bei Erfurt : Die Gräber mit Steinpackung (Cairns) als Perseus, Pleiaden, Fuhrmann -8- 9 Abbildung 1G : (Abb. 12 aus Friedrichs) Die Hünengräber von Odry, Kreis Konitz, Westpreußen (heute Polen) Ähnlich haben wir die Hünengräber (Abbildung 1G) von Odry, Kreis Konitz, Westpreußen, heute in Polen, analysiert. Wenn wir alles entfernen bis auf die Hünengräber in Friedrichs Zeichnung von Odry, Konitz, Westpreußen (Abbildung 1G), ergibt sich Abbildung 1H. Diese Abbildung zeigt eindeutig daß Odry (schon vom Namen her linguistisch mit der Bedeutung „Wasser“, indogermanisch *wod-or, verwandt) die Sterne des Wassermanns zeigt. In Stars Stones and Scholars haben wir geschrieben, daß das Territorium des heutigen Polens im megalithischen Zeitalter die Sterne des Wassermanns in den germanischen Gebieten markiert hat. Die von Gustav Friedrichs gezeichnete Karte von den Hünengräbern von Odry, Kreis Konitz, in Westpreußen, heute Polen, bestätigt dies eindeutig (Abbildung 1H). -9- 10 Abbildung 1H : Die Hünengräber von Odry als Wassermann Diese zusätzlichen astronomischen Entzifferungen der Vor-Germanischen megalithischen Orten, ermöglicht durch die megalithischen Ortskarten von Gustav Friedrichs, bestätigen eindrucksvoll die landesweite systematische Vorgehensweise der Vor-Germanen bei der Errichtung einer grossflächigen Bodenhimmel, wobei Osnabrück die Stelle der Nördlichen Krone eingenommen hat. Alles stimmt zusammen. - 10 - 11 Im Rahmen seiner Abhandlung hat Friedrichs sich auch mit der Astronomie in Osnabrück und Umgebung beschäftigt. Damit werden wir uns nun befassen, denn es ist nicht nur so, dass Osnabrück im gesamt Vor-Germanischen Bodenhimmel die Stelle der Nördlichen Krone einnimmt. Osnabrück bildete selbst ein Teil eines lokalen Bodenhimmels, der rund um Osnabrück erstreckt. III. DER OSNABRÜCKER BODENHIMMEL Rektor Gustav Friedrichs, megalithischer Vordenker aus Osnabrück Die Pionierarbeit Friedrichs ist auf diesem Gebiet ein prägnantes Beispiel dafür, mit welchen vielfältigen Schwierigkeiten fast alle Forscher, die sich mit der Megalithzeit beschäftigten, in den vergangenen Jahren zu kämpfen hatten. Nicht nur war die Erklärung der Frühzeit in der Sache selbst schwierig. Wer neue Wege ging, mußte Hohn und Spott seitens der irrelaufenden herkömmlichen Wissenschaft in Kauf nehmen. Friedrichs schreibt:18 „Nach noch allgemein herrschender Ansicht haben Indogermanen und Germanen vor Beginn unserer Zeitrechnung keine Astronomie getrieben. Nun befinden sich aber in der Bretagne in Frankreich, in England und anderen Ländern Reihen von ganz gewaltigen Felsblöcken, die nach dem französischen Korvettenkapitän Alf. Devoir verschiedene Punkte am Horizonte bezeichnen, in denen die Sonne an verschiedenen Tagen im Jahre, wie am längsten oder kürzesten Tage, oder an Tagen, die für die Landwirtschaft von Bedeutung sind, auf- oder untergeht. Das zeigt, daß man schon zur Steinzeit in Nordwesteuropa Astronomie getrieben hat. Alf. Devoir hat daher recht, wenn er schreibt: "In der Heide tauchte eine vielleicht weniger gelehrte, aber nicht weniger alte Astronomie als die der Chaldaer auf, und wir ahnen, welcher der geistige und wirtschaftliche Zustand unserer fernen Vorfahren sein konnte“. 19 Mitten in dem gewaltigen englischen Steindenkmal Stonehenge liegt ein großer flacher Stein, der Altarstein, und 200 Schritte vor dem Eingange steht der sogenannte astronomische Stein. Stand man nach der Vollendung des Denkmals vor dem Altarsteine, so sah man am 21. Juni, dem längsten Tage, den glänzenden Sonnenball über dem astronomischen Steine aufgehen. Jetzt geht die Sonne am längsten Tage etwas rechts davon auf. Aus dieser Abweichung hat der englische Astronom Lokyer [Sir Joseph Norman Lockyer] berechnet, daß Stonehenge um 1680 v. Chr. erbaut ist. Also schon um 1680 v. Chr. verstand man astronomisch in England ganz genau den längsten Tag festzustellen. Wenn man nun aber glaubt, daß unsere Altertumsforscher im Sinne Devoirs und Lokyers weiter gearbeitet hätten, so irrt man sich gewaltig. Als Direktor Teudt in Detmold mit Hilfe zweier Berliner Astronomen nachwies, daß das Gut Österholz nördlich Lippspringe Sternlinien zeige, äußerte sich ein bekannter Altertumsforscher, daß ihm übel würde, wenn er davor höre, daß Indogermanen und Germanen Astronomie sollten getrieben haben, und von gebildeten Laien wurde Teudt für einen Phantasten erklärt. Das hat mich natürlich nicht abgehalten, Nachforschungen anzustellen, in welcher Weise zur Stein- und Bronzezeit in Nordwesteuropa Astronomie getrieben ist.“ Nichtsdestotrotz wird die Arbeit Friedrichs leider immer noch nicht gebührend gewürdigt, auch nicht von anderen Megalith-Forschern. 18 19 Ibid. Mannus, B., I, S. 73. - 11 - 12 Der Osnabrücker Astronom Dr. Andreas Hänel, selbst ein Verfasser von Abhandlungen über die astronomische Orientierung von Megalithen, 20 auch in Osnabrück, schrieb im Jahre 1993 unter den Titel Steinzeit-Sternwarten in Osnabrück? wie folgt:21 Die Astronomie wird häufig als die älteste Wissenschaft bezeichnet. Doch wie weit lassen sich die Anfänge der Sternenkunde zurückverfolgen? Eine ganz wesentliche Änderung in der Entwicklung des Menschen gab es in der Jungsteinzeit. Bestritt der Mensch vorher seinen Lebensunterhalt durch die Jagd von Tieren und das Sammeln von Früchten, so begann er in dieser Zeit mit dem Ackerbau. Für die Festlegung von Saat- und Ernteterminen war ein Kalender notwendig, der am Lauf der Gestirne abgeleitet werden konnte. Allerdings ist dies schwierig nachzuweisen, da aus der Zeit keine schriftlichen Dokumente überliefert sind. So ist man auf indirekte Schlüsse angewiesen. Immer wieder werden die Großstein- oder Megalithbauten aus dieser Epoche als Sternwarten interpretiert. Eine stark ideologisch geprägte Blüte erreichte die "germanische Astronomie" in den zwanziger und dreißiger Jahren. In Osnabrück glaubte der Rektor Gustav Friedrichs Abbildungen von Gestirnen und Sternbildern auf den Steinen der Megalithgräber gefunden zu haben, und Runen sollten astronomischen und kalendarischen Inhalt haben. Doch die Zeichnungen waren wohl der Phantasie Friedrichs' entsprungen und bereits damals heftig umstritten. Häufig wird die Ausrichtung der Großsteingräber zu Auf- oder Untergangspunkten heller Gestirne als Beweis für astronomische Kenntnisse der Jungsteinzeitvölker herangezogen. Bekannteste Beispiele sind Stonehenge in Südengland und die Steinreihen in der Bretagne. Für den Osnabrücker Raum behauptete Friedrichs, daß die Teufelssteine in Lüstringen um 60 Grad westlich von Süden ausgerichtet seien. Längs dieses Grabes hätte vor 3600 Jahren der Untergang des hellsten Sternes am Himmel, Sirius, beobachtet werden können. Doch die Messung mit einem einfachen Kompaß zeigt, daß die Teufelssteine um 83 Grad gegen Süden abweichen und damit fast in ost- westlicher Richtung ausgerichtet sind. In dieser Richtung kann Sirius nie auf- oder untergehen, sondern nur weiter südlich. Um zuverlässigere Informationen zu erhalten, wurde eine genauere Untersuchung der Ausrichtung von Großsteingräbern gestartet. Zunächst wurden mit einem Kompaß die Richtungen der Eingänge von etwa 50 Großsteingräbern in der Bretagne, einem Zentrum der Megalithkultur, gemessen. Und hier zeigte sich, daß fast alle Zugänge nach Südosten ausgerichtet sind. In dieser Richtung geht die Sonne zum Winteranfang auf. Da die Sonne in der Folge wieder höher wandert, wird der Zeitpunkt auch häufig (z.B. bei Naturvölkern) als ihre Wiedergeburt interpretiert. Vielleicht symbolisierte das Licht der aufgehenden Wintersonne in der Grabkammer für die Steinzeitmenschen eine Wiedergeburt der Toten. Für 44 Langgräber des Osnabrücker Raums ergab sich ein anderes Ergebnis: sie sind vor allem in Ost-West-Richtung orientiert. Der Zugang war wohl immer auf der südlichen Langseite, zeigte also fast immer nach Süden. Eine ähnliche Ausrichtung war bereits früher von Berliner Astronomen für fast 100 Megalithgräber in Mecklenburg gefunden worden. Im norddeutschen Bereich zeigen die Eingänge also in die Richtung, in der die Sonne ihre höchste Stellung erreicht. Damit haben die Menschen vor 5000 Jahren keine übertrieben genaue Sternwarten gebaut, aber offenbar haben sie den Lauf der Sonne über den Himmel sehr genau verfolgt, eine Kenntnis, die vielen Menschen unserer heutigen Zeit verloren gegangen ist. Die genauen Ergebnisse der Untersuchungen sind in den Osnabrücker Naturwissenschaftlichen Mitteilungen für 1991 und 1992 erschienen. Dr. Andreas Hänel (Osnabrück), Abstract, Astronomie in der Steinzeit - astronomische Orientierung von Megalithgräbern, „Auf der Suche nach den frühesten Hinweisen auf astronomische Beobachtungen sind wir auf mögliche astronomische Orientierung von Bauwerken angewiesen. Geeignete Monumente sind die megalithischen Bauten des Neolithikums….“ http://www.math.uni-hamburg.de/math/ign/kolloq/koll.html#12. 21 Dr. Andreas Hänel, Steinzeit-Sternwarten in Osnabrück?, Der Osnabrücker Bürger, 69, 1993, http://www.home.uni-osnabrueck.de/ahaenel/megal.html. 20 - 12 - 13 Es mag richtig sein, wie Dr. Hänel vorträgt, daß Friedrichs hier und da womöglich geirrt hat, aber sicherlich nicht absichtlich. Man hat im Jahre 1929 sein Bestes getan, um möglichst genaue Information zu bekommen. Dies war damals wesentlich schwieriger als heute. Pionierarbeit ist immer ein Wagnis. Wer wissenschaftliches Neuland betritt, kann nicht fehlerfrei bleiben, denn der Weg ist vorher nicht bekannt und manche Irrwege sind vorprogrammiert. Deshalb wird man keinen Pionier finden - und Friedrichs war ein Pionier im wahrsten Sinne des Wortes –, der immer Recht in allen seinen Hypothesen bzw. Messungen behält. Irrtümer sind hier unvermeidlich, aber diese unvermeidlichen Irrtümer sollen unsere Einschätzung der Pionierarbeit nicht schmälern. Nicht, was falsch war, sondern was richtig war, ist wichtig. Auch wir werden einige konkrete Beispiele geben, wo Friedrichs möglicherweise geirrt hat Das bedeutet aber keinesfalls, daß wir seine Arbeit nicht zu schätzen wissen. Ganz im Gegenteil, wir betrachten Gustav Friedrichs als einen erstrangigen Vordenker der Verhältnisse des Megalithikums. Er hat sehr früh erkannt, daß die Megalithen vielfach auf die Fixsterne ausgerichtet waren, ein Gedanke, der damals fast revolutionär war und immer noch nicht richtig verstanden wird. Herkömmliche Archäologen und Astronomen suchen an den Megalithen fast nur Sonnen- und Mondstellungen - als ob unsere Ahnen nichts besseres zu tun gehabt hätten als, immer wieder und überall, die Stellungen von Sonne und Mond zu prüfen. Weit hat diese Art der Forschung die herkömmliche Wissenschaft nicht gebracht. Die Megalithen bleiben für diese Forscher – nach wie vor – ein Buch mit sieben Siegeln. Anscheinend liegt das Geheimnis anderswo. Wenn Dr. Hänel schreibt, daß: „In Osnabrück glaubte der Rektor Gustav Friedrichs Abbildungen von Gestirnen und Sternbildern auf den Steinen der Megalithgräber gefunden zu haben, und Runen sollten astronomischen und kalendarischen Inhalt haben. Doch die Zeichnungen waren wohl der Phantasie Friedrichs' entsprungen und bereits damals heftig umstritten“, dann hat er total übersehen, daß gerade dieser Gedanke Friedrichs - die Existenz eines Osnabrücker Bodenhimmels - der allerwichtigste Gedanke war. Friedrichs hatte begriffen, daß die Sterne die Haupterklärung für die Osnabrücker Megalithen liefern könnten, und nicht der Mond oder die Sonne. Friedrichs – wie die moderne Astronomie es übrigens auch tut – schaute in Richtung Sterne. - 13 - 14 Dazu muß hier gesagt werden, daß es nicht der Autor dieses Beitrags war, der die Wichtigkeit der Arbeit von Gustav Friedrichs zuerst erkannte. Dr. Gert Meier, Vorsitzender der Forschungskreis Externsteine e.V. 22 liess die Arbeit von Friedrichs dem Autor zukommen, mit der Bitte, die Arbeit Friedrichs auszuwerten, und, wo nötig und falls möglich, weiterzuführen. Die Ergebnisse dieser Prüfung und der weiterführenden Arbeit sind wichtig für die Erforschung der Megalithen in Osnabrück und anderswo. Friedrichs wird Recht behalten – Sterne sind die Schlüssel zur Lösung vieler Rätsel der Megalithkultur. Gustav Friedrichs und sein Heft, Germanische Astronomie und Astrologie während der Stein- und Bronzezeit,23 darunter auch ein Aufsatz über Astronomie in Osnabrück und Umgebung Die alten Germanen kannten die Astronomie sehr wohl Das von Friedrichs verfaßte, oben genannte 32-seitige Heft haben wir mühselig aus der ursprünglichen altgermanischen Frakturschrift, die Albrecht Dürer schon im Jahre 1513 verwendet hat,24 per Hand in moderne Schrift übertragen und zusammen mit den gescannten Abbildungen aus dem Werk von Friedrichs als Anhang integriert. Somit steht eine digitale Version dieses Pionierwerkes zur Verfügung und erleichtert dadurch nicht nur die allgemeine Lesbarkeit, sondern erlaubt auch das Lesen und Zitieren im Internet. Wie aus diesem dem Werk erkennbar ist, war Gustav Friedrichs ein hochintelligenter Mann, der seiner Zeit astronomisch weit voraus war. Wir zitieren Friedrichs zu der allgemeinen Lage in seinem Forschungsgebiet im Jahre 1929:25 Wollten daher die Indogermanen und Germanen das Wesen und das Wirken ihrer Götter kennenlernen, so konnten sie das nur durch die Astronomie, denn diese lehrt uns die den Göttern zugrunde liegenden astronomischen Erscheinungen und ihre Natur kennen. Wer daher behauptet, die Indogermanen und Germanen hätten vor Chr. keine Astronomie getrieben, hat keine Ahnung, daß allen unseren Mythen, Märchen und Sagen nur astronomische Erscheinungen zugrunde liegen…. Der bronzezeitliche Friedhof [von Erfurt] zeigt uns … daß die Archäologie wohl Altertümer entdecken und auch genau beschreiben kann, daß sie aber vielfach nicht imstande ist, das wahre Wesen derselben zu erkennen; das vermag aber die astrologische Astronomie, die leider bis jetzt von den Altertumsforschern fast ganz und gar vernachlässigt ist, und von der sie daher kaum eine Ahnung haben. Forschungskreis Externsteine e.V., eingetragen im Vereinsregister des Amtsgerichts Detmold unter Nr. VR 1181, http://www.forschungskreis-externsteine.de/Impressum.html. 23 Gustav Friedrichs, Germanische Astronomie und Astrologie während der Stein- und Bronzezeit (Astronomie und Astrologie währen der Stein- und Bronzezeit in Nordwesteuropa und Die Gertrudenberger Höhle bei Osnabrück : eine germanische Kulstätte um 1600 v. Chr.), Hellerau bei Dresden : Lindenberg, 1929 (Standort: Hamburger Sternwarte, Signatur: 911/44); Faksimile Edition 1998, Band 69, Gustav Friedrichs, Germanische Astronomie und Astrologie, Burkhart Weecke / Verlag, Horn am Externsteine. 24 Fraktur (Schrift), Wikipedia http://de.wikipedia.org/wiki/Fraktur_(Schrift. 25 Ibid., S. 12, 19. 22 - 14 - 15 Seit der Entdeckung der Himmelsscheibe von Nebra wissen wir alle, daß Gustav Friedrichs, damals vielfach belacht und ignoriert, Recht hatte und alle seine Widersacher im Unrecht waren. Es kann nicht mehr bestritten werden: die Alt-Germanen kannten die Astronomie doch. Unsere Aufgabe heute ist leichter als damals die von Friedrichs. Wir brauchen nicht mehr erst beweisen, daß die alten Germanen bzw. deren Ahnen und Vorfahren die Astronomie als Wissenschafts kannten. Heute geht es nur noch – aber immerhin! - um die Interpretation des vorhandenen Beweismaterials. Das ist eine Aufgabe, bei der die herkömmlichen archäologischen Forscher - heute wie zur Zeit Friedrichs - eine „Erkennungs-Befähigung" in Bezug auf die Megalithen in Anspruch nehmen, die sie gar nicht haben und nie hatten, nämlich, die Befähigung, die Sternenzuordnung der verschiedenen megalithischen Steine und Schauplätze zu erkennen. Im Gegensatz beschäftigt der Autor dieses Beitrages sich mit diesem Thema seit mehr als dreißig Jahren. Spezialisiert hat er sich insbesondere mit der Zuordnungen von Megalithen und Petroglyphen zu Sternen oder Sternbildern Diese Gebilde dienten in den Zeiten vor der Entdeckung der Schrift als steinerne Dokumentations-Zeugnisse der Menschheit. Die heutige Archäologie kann eine solche Erklärung nicht leisten; sie hält ihre Augen permanent auf der Erde gerichtet. Die heutige Astronomie kann dies auch nicht. Ihre Augen haben ständig den Himmel im Visier. Keiner der beiden ist einer hermetischen Sicht der Dinge fähig. Sie besitzen weder die Erkenntis noch Erfahrung, daß die Ur- und Frühzeitvölker die Dinge des Himmels und die Dinge der Erde mit einander verbunden haben nach dem Motto: „Wie am Himmel, also auch auf Erden“. Seit der Vorzeit haben die Menschen die Stellung der Sterne als eine himmlische Straßenkarte verwendet, die man unten auf der Erde duplizierte, auf vielfältige Weise, und für viele Zwecke. Auch Friedrichs war relativ unerfahren auf diesem Gebiet. Als Pionier konnte er selbst nicht auf langjährige Erfahrungen mit der megalithischen Sternenzuordnung zurückgreifen. Er befand sich ja buchstäblich am Beginn der archäoastronomischen Forschung. Außerdem standen ihm viel weniger Material und Dokumentationen zur Verfügung, als wir es heute zur Hand haben. Da unsere Informationsbasis viel breiter ist als die im Jahre 1929, werden wir notgedrungen einige von Friedrichs Sternenidentifikationen zwar „verbessern“ müssen, wir werden dabei aber seinen großen Verdienst nicht schmälern. - 15 - 16 Als der Verfasser dieses Beitrages sein Buch, Stars Stones und Scholars26 schrieb, hatte er von Gustav Friedrichs nie etwas gehört. Friedrichs war weitgehend unbekannt. Erst durch die Initiative von Gert Meier erfuhr man, daß Friedrichs in Deutschland schon im Jahre 1929 einige megalithische und petroglyphische Schauplätze in Deutschland und Schweden als astronomisch bezeichnet hat, was absolut richtig war. Wie Friedrichs selbst in seinem Werk berichtet, brachte ihn erst der französischen Korvettenkapitän Alfred Devoir27 auf die Idee, daß die Stellung von Megalithen mit der Astronomie etwas zu tun haben könnte. Daß Friedrichs bei der Zuordnungen einzelner Steine zu Sternen und Sterngruppen – unseres Erachtens nach – hier und da eventuell falsch lag, erklärt sich unschwer: Er konnte nicht wissen, daß nicht nur Osnabrück im Kleinen, sondern auch das spätere Germanien im Großen als Bodenhimmel diente. Die Vorfahren der Germanen benutzten ein System, wobei sie die Sternengruppierungen im Himmel auf der Erde widerspiegelten, „wie oben, so auch unten“. Durch unsere Abbildung 3 (diese beruht auf Abbildung 16 in Friedrichs’ Heft von den „Hünengräber und alte heidnische Kultstätten in der Umgebung von Osnabrück um 1600 v. Chr.“) wird Zuordnung der Steingruppen bei Osnabrück zu Corona Borealis (Nördliche Krone) und Serpens Caput geradezu spektakulär bestätigt. Wir sehen, daß Abbildung 2 (dies entspricht Abbildung 16 von Friedrichs’) die Sternlinien zeigt, die Friedrichs glaubte, in Hünengräber und heidnischen Kultstätten in Osnabrück und Umgebung entdeckt zu haben. Wir selbst befassen uns mit diesen Sternlinien hier nicht. Friedrichs hat diese Sternlinien ausführlich beschrieben und sie wurden in unserem Gemeinschaftswerk28 kommentiert. Was uns dagegen an Abbildung 2 interessiert, sind die megalithische Steine und Hünengräber, die von Fachleuten zum Teil um die 3000 v.d.Ztr. datiert worden sind, und die wir zwecks Sternenzuordnung untersuchen wollten – und untersucht haben. Wie man aus Abbildung 2 sehen kann, hat Friedrichs Sternlinien gezogen, die Hünengräber und megalithische Steine auch mit Bauwerken aus ganz anderen Epochen verbinden. Dafür hat er das Beobachter-basiertes Horizontsystem für seine Visurlinien verwendet, wie es heute in der Archäoastronomie allgemein üblich ist. Andis Kaulins, Stars Stones and Scholars, siehe Fussnote 16. GIOT P. R. Giot, Chronique de préhistoire et de protohistoire finistériennes pour 1984 [u.a. Biographie v. Alfred Devoir] , Bulletin de la Société Archéologique du Finistère, 1984, B. 113, S.9-18, <http://cat.inist.fr/?aModele=afficheN&cpsidt=12075087.> 28 Gustav Friedrichs - Andis Kaulins - Gert Meier, Osnabrück und die Externsteine in der Frühgeschichte, Weiße Reihe Bd. 1, Forschungskreis externsteine. V. 2008. 26 27 - 16 - 17 Dieses Koordinatensystem ist aber orts- und zeitabhängig und es ist deshalb schwer zu beweisen, daß solche Sternlinien, auch wenn sie theoretisch möglich sind, tatsächlich zu irgendeiner Zeit gezogen worden sind. Wie Gert Meier aber schreibt, gibt es einige Anhaltspunkte, die für das tatsächliche Vorhandensein dieser Sternlinien sprechen, wie z.B. die Ähnlichkeit zu den Sternlinien von Oesterholz.29 Abbildung 2 (Friedrichs Abb. 16 „Hünengräber und alte heidnische Kultstätten in der Umgebung von Osnabrück um 1600 v. Chr.“) Um unsere eigene Forschungsansätze hier möglichst anschaulich zu halten, haben wir zuerst alle Visurpunkte von Friedrichs entfernt - mit der Ausnahme der alten megalithischen Steine. Das Resultat zeigen wir in Abbildung 3. Gert Meier, Die Gertrudenhöhle zu Osnabrück und andere Osnabrücker Schildbürgerstreiche (unveröffentlicht,Veröffentlichung in Vorbereitung, 2008). 29 - 17 - 18 Das Ergebnis ist ebenso spektakulär wie schlüssig. Wie Abbildung 3 zeigt, bilden die Johannissteine, die Karlsteine, die Östringer Steine und der Butterstein einen Bogen, der die Nördliche Krone (Corona Borealis) darstellt, zusammen mit den Helmichsteinen, die R-Coronae markieren. 30 „In der Schüssel der Krone liegt der R Coronae, der sich regelmäßig durch Kohlenstoff in seiner Atmosphäre verhüllt. Meistens kann er mit dem bloßen Auge beobachtet werden, doch hin und wieder tritt der Stern plötzlich und unvorherbestimmbar an das Minimum der Sichtbarkeit heran…. R Coronae ist das hellste Mitglied seiner Klasse....“ Abbildung 3 Sternenzuordnung der Megalithen von Osnabrück Patrick Moore, Grosser Atlas der Sterne: Blick in die Unendlichkeit, Naumann & Göbel, VEMAG, 2000, Köln. <http://www.abebooks.de/>, urspr. Atlas of the Universe, 1994, S. 184. 30 - 18 - 19 R-Coronae mag sogar den Namen der Helmichsteine (hell-mich) erklären, d.h. ein Name der die beobachtete veränderliche Helligkeit von R-Coronae darstellt: Die Identifizierung von Osnabrück als die irdische hermetische („wie oben, so unten“) Entsprechung von den Sternen von Corona Borealis (Nördliche Krone) brachte eine weitere faustdicke Überraschung. Der etwa 70-Tonnen schwere Butterstein31 (Gattberg bei Belm, Osnabrück) war dem Autor vorher völlig unbekannt. Aber als er Bilder der Osnabrücker Steine im Internet suchte, fand er die Fotos die man in Abbildung 432 und Abbildung 533 sieht. Dieser Stein heißt im Volksglauben „Butterstein“, da der Teufel ein Stück daraus herausgebissen haben soll:34 „Die dem Butterstein zuzuordnende, wenig bekannte Sage: Dem Teufel fehlte für die Zubereitung eines Festmahls Butter. So bat er eine vorüberkommende Marktfrau darum, von der ihrigen zu kosten. Im Verlauf des daraufhin entbrennenden handgreiflichen Streits über den Preis der Butter verwandelte der Teufel die Marktfrau und die Butter in Stein. An dem im Gattberg liegenden Findling erkennt man die Stelle, von der der Teufel gekostet hat.“ Die Wahrheit ist aber, wie man auf diesen Bilder sehen kann, eher die, daß die alten Baumeister den Stein so bearbeitet haben, daß er eine fast glatt geschliffene gebogene Krone darstellt, so wie die Sterne der Nördlichen Krone am Himmel erscheinen. Der Meridian der Herbst-Tag-und-Nacht-Gleiche in der Epoche um das Jahr 3117 v.d.Ztr. (vor Christus) lief quer durch die Sterne von Corona Borealis (die Nördliche Krone). Es ist dieser Meridian, den unseres Erachtens die megalithischen Steingruppen von Osnabrück und Umgebung markieren. Jede Steingruppe stellt einen bestimmten Stern dar. So markiert zum Beispiel der Butterstein in Gattberg bei Belm, Osnabrück, Alphekka, den hellsten Stern in der Nördliche Krone. Im Jahr 3117 v.d.Ztr. betrug die Rektaszension 11h 48.952m und die Deklination 51° 40.777’.35 Die Östringer Steine markieren den Stern gamma, die Karlsteine den Stern delta, die Johannissteine den Stern epsilon, und die Helmichsteine R-Coronae. Alphekka’s Himmels-Deklination von etwa 52 Grad entspricht den irdischen Breitengrad von Osnabrück (52° 17' N). Dies war sicherlich Absicht seitens der Architekten des Bodenhimmels. Wie oben, so unten. Mario H. Fietz, Stonepages.de, <http://www.stonepages.de/db/stone.php?rcrd=10&menu=Osnabr%C3%BCck>. 32 Der Butterstein, Mario H. Fietz, Megalithen und Hünengräber, Stonepages.de, <http://www.stonepages.de/db/stone.php?rcrd=10&menu=Osnabr%C3%BCck>. 33 Sagen aus Belm und seiner Umgebung, Gemeinde Belm <http://www.belm.de/sagenhaftes.php>. 34 Helge Jarecki, Findlinge aus dem Osnabrücker Land, Osnabrücker Mitteilungen 1999, Band 104, Seite 37, zitiert v. Mario H. Fietz, Megalithen und Hünengräber, Stonepages.de, <http://www.stonepages.de/db/stone.php?rcrd=10&menu=Osnabr%C3%BCck>. 35 Starry Night Pro <http://www.starrynightstore.com/>. 31 - 19 - 20 Weiter südlich wird der Meridian der Herbst-Tag-und-Nacht-Gleiche auch von den Sternen des Serpens Caput und womöglich auch von den Sternen Yed Prior und Yed Post im Schlangenträger Ophiuchus (delta- und epsilon Ophiuchii) markiert. Weiter südlich im Himmel schneidet der Meridian Herbst-Tag-und-NachtGleiche dann seinen Weg auch durch den Skorpion und zwar fast durch den Stern Antares, der direkt hinter den drei Kopfsternen des Skorpions liegt. Der Meridian zieht direkt durch die drei Kopfsternen des Skorpions einige hundert Jahre später, eine Sternenstellung die man in Österholz am Kreuzwech vorfindet - wo die drei bzw. vier vorderen Sterne vom Skorpion den Meridian im etwa dort durch Hügelgräber markiert sind. Man könnte vermuten daß die Stellungen in Osnabrück einige hundert Jahre älter sein könnten als die Stellungen in Oesterholz. Einen weitern Indiz, daß Osnabrück der Meridian der Herbst-Tag-und-NachtGleiche in etwa 3117 v.d.Ztr. markierte, ist der Name Osnabrücks selbst. Der vom Verfasser entdeckten Bodenhimmel „Vor-Germanien“ gab die Sternenkonstellationen am Himmel um das Jahr –3117 v. d. Ztr. auf dem Boden Belgiens, der Niederlande und Norddeutschlands wieder. Die zentrale Position des nördlichen Pols der Ekliptik nahmen die Externsteine ein. Die Hase, der Fluß, dessen Übergang Osnabrück sicherte, markierte damals, wie das andere Flüsse in anderen Bodenhimmeln auch taten, die Himmelslinie der Herbst-Tag-und-Nachtgleiche um die gleiche Zeit. Der Frühlingspunkt bzw. die Himmelslinie der Frühlings-Tag-und-Nachtgleiche lag an der Unstrut in der Nähe von Nebra, wo die Scheibe gefunden wurde. Eine dieser beiden bedeutenden astronomischen Himmelslinien – die sich in den beiden (!) Ost/West-Achsen des Osnabrücker Bodenhimmels, nämlich den Visurlinien zu den Auf- und Untergangspunkten der Sonne am Tage der Gleichen widerspiegelt - hat sich im Namen der Stadt Osnabrück erhalten. Nicht das Göttergeschlecht der Asen hat, wie allgemein vermutet wurde, Osnabrück und dem Osning den Namen gegeben. Der älteste Name von Osnabrück dürfte sich von einem Wort ableiten, das uns als assanis36 im Altpruzzischen erhalten geblieben ist. Es bedeutet „Herbst“. Danach wäre der älteste Name von Osnabrück Assan. Der Fluß, dessen Furt As(a)n-is bewachte und verteidigte, führte wahrscheinlich den Namen sasins. Das heißt im Altpreußischen „Hase“.37 Auch in dem Namen (s)as(i)n-s steckt die Wortwurzel asn. Aus der Sasins wurde im Laufe der Zeit die (s)has(ins)e. Lothar Kilian, Zu Herkunft und Sprache der Prußen: Mit Wörterverzeichnis DeutschPrußisch, Rudolf Habelt Verlag, Bonn, 1980, S. 126. Die alten ausgestorbenen baltischen Prußen haben Preußen der Name gegeben. Pruzzen, Wikipedia: „Die Prūsai (Eigenname), Prussen, Prußen (lateinisch: Pruteni) oder Altpreußen waren ein baltischer Volksstamm, der zwischen Weichsel und nördlich der Memel bis zum Fluss Minge bei Heydekrug/Šilutė siedelte, und auf den der geografische Name Preußen zurückgeht.“ 37 Ibid., S. 125. 36 - 20 - 21 Abbildung 4 und Abbildung 5 Der Butterstein (Der Stern Alphekka in Corona Borealis, die Nördliche Krone) Gattberg bei Belm (Osnabrück) Quelle: http://www.stonepages.de/db/stone.php?rcrd=10&menu=Osnabr%C3%BCck Quelle: http://www.belm.de/sagenhaftes.php - 21 - 22 Der Bedeutungsinhalt des Namens assan ging im Laufe der Zeit verloren. Niemand erinnert sich mehr an die alte Himmelslinie der Herbst-Tag-undNachtgleiche, die Osnabrück den Namen gab. Er wurde zum Eigennamen. Im Zuge der Germanisierung der Gegend um Osnabrück erhielt Assan den auf die Befestigung hinweisenden Zusatz “burg/brück“.“ Es ist deshalb wahrscheinlich, daß Osnabrück, dessen Name normalerweise auf den Begriff „Hase“ zurückgeführt wird, ursprünglich als das Gebiet genannt wurde, wo die Herbst Tag-und-Nacht-Gleiche markiert war, allerdings nicht erst – 1850 oder – 1600 v. d. Ztr., sondern um die Zeit um 3117 v.d.Ztr. Daß der Hase an diesem Teil des Himmels bei den Germanen tatsächlich zu Hause war, wird durch einen einzigartigen archäologischen Fund aus Österreich belegt. Ernst Probst schreibt:38 „Die älteste Darstellung einer Hasenjagd ist auf der Außenseite eines Bronzegefäßes (Situla) von Welzelach aus Tirol (Österreich) angebracht. Sie wurde gegen Ende der Hallstatt-Zeit um 500 v. Chr. geschaffen. Die Szene zeigt einen Jäger mit einer Keule in der linken Hand hinter einem Hasen.“ Siehe hierzu Abbildungen 6, 7 und 8. Es handelt sich hier allerdings nicht, wie die Archäologen glauben, um einen Hasenjagd, sondern um eine astronomische Hasenvertreibung. Wer jagt schon echte Hasen mit Keulen? und wer bildet Hasen fast so groß wie Menschen ab? In der Interpretation dieser Abbildung haben die Archäologen wieder einmal nicht erkannt, worum es geht. Vor allem haben sie die anderen Figuren und Markierungen im Bild nicht wahrgenommen. Wie wir entdeckten (Abbildung 8), ist diese Darstellung astronomisch. Die punktähnliche Erhebungen auf der rechten Außenseite des Bronzegefäßes markieren die hellsten Sterne im Sternbild Boötes und Waage. Außerdem sind zwei Himmelsscheiben auch möglicherweise sichtbar, wahrscheinlich Sonne und Mond zur Herbst-Tag-und-Nacht-Gleiche um etwa 501 v.d.Ztr, aber dies ist ziemlich spekulativ. Zu dieser Zeit lief der Himmelsmeridian der Herbst-Tagund-Nacht-Gleiche rechts vom Boötes, wie in Abbildung 9 dargestellt. Der Keulenschwinger und der Hase sind wohl Darstellungen der Sterne des Sternbildes Herkules, der bei den Nomaden als Schafhirte mit Hund dargestellt wurde. Der Arm des Keulenschwingers hat eindeutig die Form von Serpens Caput. Boötes und Waage scheinen durch Pünktchen für Sterne dargestellt zu sein. Ophiuchus ist wohl durch einen Schwertfisch dargestellt. Serpens Cauda wird links unten markiert. Da Gesichter am rechten Rand zu erkennen sind, ist es fraglich ob das Bronzestück jemals tatsächlich ein Gefäß war, oder ob dieser Teilstück so vorgesehen war. Es ähnelt in seiner Form den Rollsiegeln aus dem alten Orient. Ernst Probst, Die Älteste Darstellung einer Hasenjagd, Archäologie-Welt <http://archaeologienews.blog.de/2008/01/28/die_alteste_darstellung_einer_hasenjagd~3644217>. 38 - 22 - 23 Abbildung 6 : Astronomischer Hasenvertreibung (Das Original) Abbildung 7 : Astronomischer Hasenvertreibung (Unsere Zeichnung mit Identifizierung der Merkmale) - 23 - 24 Abbildungen 8 & 9 : Tiroler Hasen-Situla Entziffert Auf jeden Fall, sehen wir, daß der Hase bei den Germanen als Sternbild astronomisch bekannt und auf dem Bronzestück an demjenigen Teil des Himmels positioniert war, dem in Osnabrück die Hase entspricht. - 24 - 25 Der Meridian der Herbst-Tag-und Nacht Gleiche um 3117 v.d.Ztr. lief natürlich auch durch den nördlichen Himmelspol (Pol-Stern) und den gegenüberliegenden Frühlingspunkt der Frühlings-Tag-und-Nacht-Gleiche - es ist ja schließlich dieselbe Linie. In der damaligen Epoche lief diese Linie dann auch durch die Sterne Capella und Aldebaran.39 Das ist insoweit von Interesse, weil Gustav Friedrichs in seiner SternlinienForschung von Osnabrück und Umgebung Sternlinien zu Antares und Capella gefunden hat. Friedrichs hat dann aber für diese Sternlinien die Datierung übernommen, die die beiden Berliner Asstronomen Riem und Neugebauer im Autrag von Wilhelm Teudt für die Anlage von Oesterholz ermittelt hatten, nämlich – 1850 v. d. Ztr., auf eine Epoche zwischen -1850 und -1600 v.Chr. jedenfalls, die weit nach 3117 v.d.Ztr. liegt. Könnten diese Daten irgendwie übereinstimmen? Das können wir hier nicht beurteilen. Durch die Präzession verschiebt sich die Lage des Himmelsäquators allmählich (die Verschiebung beträgt 1 Grad pro 72 Jahre. bzw. 360 Grad in 25920 Jahren). In der Zeit zwischen -1800 und -1600 v.d.Ztr. durchquert der Meridian der Herbst-Tag-und-Nacht-Gleiche nicht mehr die Nördliche Krone sondern lag bei Seginus und Izar, Sterne im Sternbild Boötes (gamma und epsilon Boötes) und durchquert die Mitte der Sterne des Sternbildes Waage (Abbildung 10). Diese Sternenpositionen zeigen die megalithischen Steine von Osnabrück aber nicht. Die Nördliche Krone hat zwischen -1800 und -1600 v.d.Ztr. auch nicht mehr eine Deklination von etwa 52° (Alphekka in 3117 v.d.Ztr. Rektaszension 11h 48.952m, Deklination 51° 40.777’), sondern weist nur noch einen Winkelabstand zur Himmelsäquator von etwa 43° (in 1650 v.d.Ztr. Rektaszension 12h 58.883, Deklination 43° 24.098’) auf. Sie ist um diese Zeit – im Gegensatz zu 3117 v.d.Ztr. - astronomisch als Zentralpunkt für astronomische Messungen weniger brauchbar. denn Osnabrück liegt auf der Erde auf 52° 16‘ 37‘‘ n. Br. Es gibt noch einen zweiten Grund warum Osnabrück möglicherweise bei Breitengrad 52° für astronomische Messungen gut geeignet war. Genau wie Stonehenge in England, (Breitengrad 51° 10′ 44″ N, 1° 49′ 34″ W, Dezimal 51.178889°, -1.826111°, UTM 5670373 582053 30U, SU1215342256)40 liegt Osnabrück breitengradmäßig im etwa dort, wo die Azimuten von Mond und Sonne in ihren Extremen durch 90° getrennt sind41. Dadurch wäre in der Frühzeit die Voraussage von Mond- und Sonnenstellungen erleichtert worden. Starry Night Pro <http://www.starrynightstore.com/>. Stonehenge, Map Sources / GeoHack <http://tools.wikimedia.de/~magnus/geo/geohack.php?pagename=Stonehenge&params=51_ 10_44_N_1_49_34_W_region:GB-WIL_type:landmark_scale:2000>. 41 Andis Kaulins, The Cult of Horus and the Origins of Astronmy, Ancient World Blog: <http://ancientworldblog.blogspot.com/2005/10/cult-of-horus-and-origins_112939208961787925.htm>. 39 40 - 25 - 26 Abbildung 10 Meridian der Herbst-Tag-und-Nacht-Gleiche 1657 v.d.Ztr. (Der Meridian der Herbst-Tag-und-Nacht-Gleiche (die dicke graue Linie) im Jahre 1657 v.d.Ztr. – mit Abbildung 3 zu vergleichen, von 3117 v.d.Ztr.) - 26 - 27 Andere von Gustav Friedrichs kommentierte megalithische Orte im Osnabrücker Bodenhimmel Das Giersfeld (siehe Abbildung 11) Die megalithischen Steine des Giersfeldes im Naturpark Teutoberger Wald sind Teil des lokalen Osnabrücker Bodenhimmels. Die Wikipedia Beschreibung:42 „Das Steingräberfeld Giersfeld liegt in Westerholte bei Ankum im Landkreis Osnabrück in Niedersachsen. Ein vorgeschichtlicher Rundwanderweg führt seit 1975 zu urgeschichtlichen Denkmälern, die in dieser Ausgewogenheit in Norddeutschland an wenigen Stellen zu finden sind. Der Rundwanderweg umschließt 500 ha und ist von Ankum aus beschildert. Er beginnt an einem Parkplatz und ist 3,5 km lang. Besonders ansehnlich sind die Megalithanlagen, von denen sechs am Rundweg liegen. Zerstörungen der letzten Jahrhunderte haben die zwischen 3.500 und 2.800 v. Chr. entstandenen Denkmäler in Ruinen verwandelt, die aber teilweise (besonders „Grumfeld West“ „Rickelmann 2“ und die Steinkisten) noch recht imposant sind.“ Gustav Friedrichs schrieb über die megalithischen Anlagen des Giersfeldes wie folgt: „Die Hünengräber 1—6 stellen die sechs großen und glänzenden Sterne des Sternbildes des Großen Bären dar, wie klar und deutlich Abb. I zeigt. Das Hünengrab für den siebten kleinen und wenig leuchtenden Stern des Großen Bären ist nicht mehr vorhanden. Wahrscheinlich war es entsprechend des von ihm vertretenen Sternes klein und fiel deshalb der Zerstörung leicht zum Opfer. [Abbildung 11 (Friedrichs Abbildung 1) : Das Giersfeld] 42 Giersfeld, Wikipedia <http://de.wikipedia.org/wiki/Giersfeld> - 27 - 28 Auch das Sternbild des Kleinen Bären war auf dem Giersfelde durch Hünengräber dargestellt. Es besteht aus zwei großen, einem mittleren und vier kleinen Sternen. Nur die beiden Hünengräber 8 und 9, die die beiden großen Sterne vertreten, sind noch vorhanden, die anderen sind der Vernichtung anheimgefallen. Man kann aber nach den beiden noch vorhandenen leicht feststellen, wo sie gelegen haben müssen. Das Sternbild des Großen Bären hat auf dem Giersfelde eine Länge von ungefähr 1100 m. Es ist also von einer imponierenden Größe. Wenn auch nicht alle Hünengräber mehr da sind, so ist doch nicht der geringste Zweifel vorhanden, daß wir es in den Hünengräbern des Giersfeldes mit den Sternbildern des Großen und des Kleinen Bären zu tun haben.“ Wir stimmen Friedrichs in seine astronomische Analyse hier voll zu, denn das Giersfeld bzw. Grumsfeld liegt nördlich von Osnabrück, die die Sterne der Nördlichen Krone um die 3117 v.d.Ztr. dargestellt hat. Die Sterne des Großen und des Kleinen Bären liegen unmittelbar nördlich davon (Abbildung 12). Da finden wir auch den Himmelsnordpol. Der Name Ankum könnte das Ankh des alten Ägyptens entsprechen, das wir schon vor Jahren als das zentrale Himmelsauge bzw. der allesverbindende Himmelsknoten identifiziert haben.43 Abbildung 12 zeigt wie man die Himmelskarte zwecks BodenhimmelsVerwendung angewendet hat. Megalithische Anlagen wurden entsprechend ihrer korrespondiernde widerspiegelte himmlische Lage aufgestellt Megalithische Orte entsprachen die Sterne des Himmels. In 3117 v.d.Ztr. hat man den Bodenhimmel in Osnabrück und Umgebung weitgehend entlang des Meridians der Tag-und-Nacht-Gleichen errichtet. Ausnahmen sind Baccum (Drache, Nordekliptikpol) und Damme (Coma Berenices, galaktischer Nordpol). Demzufolge müssten sämtliche um Osnabrück liegende megalithische Stellen ein lokaler Bodenhimmel bilden. Megalithische Karten von Mario H Fietz im Internet44 erlaubten uns diesen lokalen Bodenhimmel um Osnabrück fast vollständig zu identifizieren: Andis Kaulins, Megaliths.net, „The Irish megalithic site of Knowth may be similarly named as the "knot" or "ankh" of heaven at heaven's center.“ <http://www.megaliths.net/> 44 Mario H. Fietz, Megalithen und Hünengräber, Stonepages.de, <http://www.stonepages.de/db/stone.php?rcrd=10&menu=Osnabr%C3%BCck>. 43 - 28 - 29 Abbildung 12: Bodenhimmel Osnabrück Giersfeld, Baccum, Ankum, Vehrte, Damme (Astronomisch gesehen) Die Kreisrunde Zeichnungen zeigen die Lage von den um Osnabrück liegenden Megalithen. Wir haben diese Zeichnungen und die dazugehörigen Sternenzuordnungen in die astronomische Karte (von Starry Night Pro) zwecks bessere Darstellung eingezeichnet. - 29 - 30 Abbildung 13: Bodenhimmel Osnabrück : Vehrte und Ostercappeln Vehrte markierte Boötes Vehrte („Fährte“?) (Abbildung 13) markierte den ähnlich genannten Boötes, der Himmelsbote, Felsener Esch den Arcturus, Dreihausen epsilon-Boötes, Teufels Teigrog und Teufelsbackofen delta-Boötes, der Süntelstein gammaBoötes, die Darpvenner Steine rho- und sigma-Boötes, und Dübberort I und II und die Slopsteine drei Sterne links von Boötes. Die Sundermannsteine (beta), Gretescher Steine (alpha) und Teufelsteine (epsilon) markierten Serpens Caput. Der Name Unukalhai (Nahner Steine) bedeutet linguistisch Schlange, lat. anguis. - 30 - 31 Abbildung 14: Bodenhimmel Osnabrück : Damme45 Damme markierte Coma Berenices Rechts von Boötes, markiert bei Vehrte und Ostercappeln, gibt es wenige helle Sterne und auch nur drei megalithische Orte. Drei Hünengräber im Raum Damme (Abbildung 14) entsprechen die Sterne der Coma Berenices (Haar der Berenike). Das Hünengrab Neuenwalde markiert Diadem, das Stern alpha in Coma Berenices. Das Großsteingrab Hülseberg markierte den Stern beta und das Hünengrab Stappenberg markierte den Stern gamma. Coma Berenices markiert den nördlichen Pol der Galaxis. Die alten Astronomen haben dies wohl gewusst, und deshalb findet man hier wohl ein rechtwinkeliges Sternenbild. Google Map aus Mario H. Fietz, Megalithen und Hünengräber, Stonepages.de, <http://www.stonepages.de/db/stonepages.php?id=190>. 45 - 31 - 32 Abbildung 15 : Bodenhimmel Osnabrück : Der Baccumer Berg Baccum (Lingen/Ems)46 markierte den Drachen Der Nördliche Pol der Ekliptik Baccum liegt bei Lingen (Ems) und wird wie folgt historisch beschrieben:47 „Eine Ansiedlung muss im heutigen Baccum schon in der Jungsteinzeit (ca. 4.000 - 2.000 v. Chr.) bestanden haben. Dafür sprechen sieben Großsteingräber sowie Steinwaffenfunde. Diese wurden von den Leuten der Trichterbecherkultur errichtet. Ein Megalithgrab befand sich auf dem Langenberg im Münnigbürener Esch, drei auf dem Steinbrink, südlich der B 214, nahe der Gärtnerei, zwei auf der „Brömmlinge“, eins im „Forstort Schöttmer“. Die sieben Steingräber, die heute zerstört sind, lagen in allen drei Ortsteilen am Abhang des Baccumer Berges. Dieses lässt auf mehrere Sippen schließen, die um den Baccumer Berg herum wohnten. Über den Verbleib der Findlinge, mit denen die Großsteingräber errichtet worden sind, gibt es keine genauen Angaben. Auffallend sind die unbehauenen Steine im Fundament des Turmes der katholischen Kirche. Da über einen Antransport aus der Umgebung während des Kirchbaus nicht berichtet wird, ist es möglich, dass die Steine der Megalithgräber verwendet worden sind. Das heutige Zentrum des Ortes Baccum mit der Kirche liegt in einer Talsenke. Es ist möglich, dass sich hier in der Steinzeit ein Sumpf befand, was die relativ exponierte Lage der höher liegenden Megalithgräber erklärt. Archäologen datieren die Entstehung der nordischen Variante der ansonsten über weite Teile Europas und der Welt verbreiteten steinzeitlichen Anlagen mehrheitlich in die mittlere Jungsteinzeit etwa zwischen 3.500 und 2.800 vor Christus.“ In der Osnabrücker Bodenhimmel markierte die megalithischen Steine von Baccum den Nordekliptikpol, und die umliegenden Steine die Sterne des Drachens. Mundersum („Mund“) markierte den Kopf (Eltamin, gammaDraconis). Das Großsteingrab auf dem Radberg bei Langen markierte Aldhibah (zeta-Draconis). Die Hünensteine Thuine (Großsteingrab in der Kunkenvenne) markierten Aldhibain (eta-Draconis). Der Hünensteingrab Freren (Großsteingrab im Alt-Ferener Forst) markierte Edasich (iota-Draconis). Google Map aus Mario H. Fietz, Megalithen und Hünengräber, Stonepages.de, <http://www.stonepages.de/db/stonepages.php?id=190>. 47 Baccum, Wikipedia <http://de.wikipedia.org/wiki/Baccum> 46 - 32 - 33 Abbildung 16 : Bodenhimmel Osnabrück Wiemelsberger Steine, Ueffeln: Präzessionskreis & Himmelsnordpol48 Mario H. Fietz hat in Stonepages.de die Lageordnung der Steine vom Wiemelsberg wie oben gezeichnet. Der „Wiemelsberg“ hiess wahrscheinlich „Himmelsberg“ in der Frühzeit, denn die Steine zeigen den Ouroboros,49 die Schlange die sich selbst in den Schwanz beißt, als Symbol der Ewigkeit, hier als Symbol des Präzessions-Kreises, den die Vor-Germanen sicherlich kannten, wie diese Steinenordnung zeigt. Allgemein scheint es uns, daß die Decksteine alle den Form von Schlangenköpfen haben (Abbildung 17), was hierzu gut passt. Abbildung 17 : Wiemelsberg, Schlangenköpfe als Decksteine Es wird berichtet von dieser Anlage:50 „Bei einer Ausgrabung durch den Grafen Münster zu Langelage im Jahre 1807 entdeckte man 12 Tongefäße.“ Google Map aus Mario H. Fietz, Megalithen und Hünengräber, Stonepages.de, <http://www.stonepages.de/db/stonepages.php?id=190>. 49 Ouroboros, Wikipedia <http://de.wikipedia.org/wiki/Ouroboros>. 50 Wiemelsbergersteine, Mario H. Fietz, Megalithen und Hünengräber, Stonepages.de, <http://www.stonepages.de/db/stone.php?rcrd=114&menu=Osnabr%C3%BCck>. Beide Bilder sind von Mario H. Fietz. 48 - 33 - 34 Möglicherweise hat man zu dieser Zeit den Himmel schon in zwölf Teile geteilt und die 12 Tongefäße könnten symbolisch diese Einteilung darstellen. Dies bleibt aber spekulativ bis man diese Tongefäße näher untersucht hat, um festzustellen, ob sie irgendwelche besondere Merkmale aufweisen. In der Nähe der Wiemelsberger Steine finden wir auch die großen Steine auf dem Goldesch, Kampgoren, auch bekannt als das Großsteingrab Lintern bei Ueffeln.51 Diese Steine sind Reste eines ovalen Steinkreises, wovon etwas noch zu erkennen ist. Dieser Steinkreis markierte damals sicherlich den Präzessionskreis bzw. Himmelsnordpol, wie auch der benachbarte Matthiesings Opferstein in Ueffeln (Bramsche) (Abbildung 18), gegenüber dem Friedhof, ein rundgeschliffener Stein der sicherlich die Nabe des Himmels darstellen sollte. Abbildung 18 : Bodenhimmel Osnabrück Die Drehscheibe des Himmels in Ueffeln (Bramsche) Diese Funktion blieb auch in der dazugehörige Sage erhalten. Wie Mario H. Fietz berichtet:52 „Diesen Findling wollte, der Sage nach, der Teufel gegen die Kirche von Ueffeln schleudern und sie zerstören. Die Macht des Teufels wurde aber dadurch gebrochen, dass stets zur Mitternacht der Hahn auf dem benachbarten Hof Matthiesing krähte. Der Stein dreht sich dann um seine eigene Achse.“ Es war tatsächlich die Drehscheibe des Himmels, der Himmelsnordpol. Großsteingrab Lintern, Mario H. Fietz, Megalithen und Hünengräber, Stonepages.de, <http://www.stonepages.de/db/stone.php?rcrd=57&menu=Osnabr%C3%BCck>. 52 Matthiesings Opferstein, Mario H. Fietz, Megalithen und Hünengräber, Stonepages.de, <http://www.stonepages.de/db/stone.php?rcrd=88&menu=Osnabr%C3%BCck>. 51 - 34 - 35 Abbildung 19 : Grumfeld, Giersfeld, Reinecke, Meyer53 Friedrichs hat festgestellt daß Giersfeld die Sterne vom Großen Bären darstellt (Abbildung 11, Abbildung 19): Großsteingrab Grumfeld Ost markiert Dubhe (alpha-Ursa Majoris), Großsteingrab Grumfeld West markiert Merak (beta-Ursae Majoris, Rickelmann II (Giersfeld) markiert Phekda gamma-Ursae Minoris, Rickelmann I markiert Alioth (epsilon-Ursae Majoris, Reinecke markiert Mizar (zeta-Ursae Majoris), und Großsteingrab Meyer markiert Alkaid (eta-Ursae Majoris). Allerdings sind die Sterne vom Großen Bär dann umgedreht, denn nördlich von Boötes und der Nördliche Krone liegt im Himmel zuerst Alkaid und zuletzt Dubhe. Es wäre möglich die Sterne anders herum zu interpretieren, aber für unsere Zwecke ist es hier nicht notwendig, diese Frage in der Tiefe zu gehen. Dafür müsste man die einzelnen Hünengräber genau in Detail studieren, um festzustellen ob dort weitere Indizien für die eine oder die andere Lösung vorhanden sind. Die Lagen der Hünengräber im System stehen aber ohne jegliche Zweifel da, es sind die Sterne vom Großen Bären. Google Map aus Mario H. Fietz, Megalithen und Hünengräber, Stonepages.de, <http://www.stonepages.de/db/stonepages.php?id=190>. 53 - 35 - 36 Abbildung 20 : Bodenhimmel Osnabrück : Gesamtüberblick54 Betrachten wir nun den Bodenhimmel Osnabrück in der Gesamtüberblick. Wie in Abbildung 20 zu sehen ist, haben wir bisher die südlichen Megalithen des Gesamtsystems erklärt. Das System geht aber im Norden bis Borger in Emsland weiter. Wie man sehen kann, haben wir auch die Sterne dazu im allgemeinen identifiziert, aber wir werden diese hier nicht behandeln. Dazu reicht die Zeit nicht. Dieses System beinhaltet aber nicht die Megalithen von Oldenburg, die einem anderen megalithischen System zugehören, das ich in Stars Stones and Scholars erklärt habe,55 und das über das ganze Territorium Vor-Germaniens verstreut ist. Davon werden wir nun kurz sprechen. Google Map der Lagen, Mario H. Fietz, Megalithen und Hünengräber, Stonepages.de, <http://www.stonepages.de/db/stonepages.php?id=190>. Entzifferung durch Andis Kaulins. 55 Andis Kaulins, Stars Stones and Scholars, siehe Fussnote 53. 54 54 - 36 - 37 ANLAGE I Germanische Astronomie und Astrologie während der Stein- und Bronzezeit Die Gertrudenberger Höhle bei Osnabrück eine germanische Kultstätte um 1600 v.Chr. von Gustav Friedrichs Druck von Meinders & Elstermann, Osnabrück 1929 - 37 - 38 Inhaltsverzeichnis. Seite Das astrologische Giersfeld im Kreise Bersenbrück, Provinz Hannover, mit Sternbildern, Darstellungen des Sonnen- und Mondlaufes, mit Sternlinien und Steinkalendern 1-11 Astronomie der Gallier und die Götter der Germanen 11-13 Astronomie in Österholz, nördlich Lippspringe 13-15 Der astronomische bronzezeitliche Friedhof auf dem Erfurter Flughafen 15-19 Astronomie bei Odry in Westpreußen im Kreise Konitz 19-23 Der Trebener Friedhof, Kreis Weißenfeld 23 Grundriß eines Hauses aus der Spätlatènezeit 24 Die Höhle in dem Gertrudenberge bei Osnabrück eine heidnische Unterirdische Kultstätte, die bereits 1600 v. Chr. angelegt ist 25-29 Astronomie in der Umgebung von Osnabrück um 1600 v. Chr. 29-31 Eine wissenschaftliche und volkstümliche Forderung 31-32 ___________________________________________________________________ Abkürzungen A U UkT Ult Akt Alt Aufgang Untergang Untergang am kürzesten Tag Untergang am längsten Tag Aufgang am kürzesten Tag Aufgang am längsten Tag Alle anderen Abkürzungen folgen dem üblichen Muster. Korrektur: Tagundnachtgleiche nur so (Sprachlogik), nicht wie in vorliegender Broschüre durch Bindestriche gefügt! ___________________________________________________________________ - 38 - 39 Astronomie und Astrologie während der Stein- und Bronzezeit in Nordwesteuropa. von Gustav Friedrichs Nach noch allgemein herrschender Ansicht haben Indogermanen und Germanen vor Beginn unserer Zeitrechnung keine Astronomie getrieben. Nun befinden sich aber in der Bretagne in Frankreich, in England und anderen Ländern Reihen von ganz gewaltigen Felsblöcken, die nach dem französischen Korvettenkapitän Alf. Devoir verschiedene Punkte am Horizonte bezeichnen, in denen die Sonne an verschiedenen Tagen im Jahre, wie am längsten oder kürzesten Tage, oder an Tagen, die für die Landwirtschaft von Bedeutung sind, auf- oder untergeht. Das zeigt, daß man schon zur Steinzeit in Nordwesteuropa Astronomie getrieben hat. Alf. Devoir hat daher recht, wenn er schreibt: "In der Heide tauchte eine vielleicht weniger gelehrte, aber nicht weniger alte Astronomie als die der Chaldaer auf, und wir ahnen, welcher der geistige und wirtschaftliche Zustand unserer fernen Vorfahren sein konnte". 56 Mitten in dem gewaltigen englischen Steindenkmal Stonehenge liegt ein großer flacher Stein, der Altarstein, und 200 Schritte vor dem Eingange steht der sogenannte astronomische Stein. Stand man nach der Vollendung des Denkmals vor dem Altarsteine, so sah man am 21. Juni, dem längsten Tage, den glänzenden Sonnenball über dem astronomischen Steine aufgehen. Jetzt geht die Sonne am längsten Tage etwas rechts davon auf. Aus dieser Abweichung hat der englische Astronom Lokyer berechnet, daß Stonehenge um 1680 v. Chr. erbaut ist. Also schon um 1680 v. Chr. verstand man astronomisch in England ganz genau den längsten Tag festzustellen. Wenn man nun aber glaubt, daß unsere Altertumsforscher im Sinne Devoirs und Lokyers weiter gearbeitet hätten, so irrt man sich gewaltig. Als Direktor Teudt in Detmold mit Hilfe zweier Berliner Astronomen nachwies, daß das Gut Österholz nördlich Lippspringe Sternlinien zeige, äußerte sich ein bekannter Altertumsforscher, daß ihm übel würde, wenn er davor höre, daß Indogermanen und Germanen Astronomie sollten getrieben haben, und von gebildeten Laien wurde Teudt für einen Phantasten erklärt. Das hat mich natürlich nicht abgehalten, Nachforschungen anzustellen, in welcher Weise zur Stein- und Bronzezeit in Nordwesteuropa Astronomie getrieben ist. Das astrologische Giersfeld im Kreise Bersenbrück, Provinz Hannover, mit Sternbildern, Darstellungen des Sonnen- und Mondlaufes, mit Sternlinien und Steinkalendern. Die speziellen Grenzen des Giersfeldes sind im Norden die Bauerschaft Grovern, im Osten der Bollenberg, im Süden das Kirchspiel Üffeln und die Bauerschaft Westerholte, insbesondere der unmittelbar an dem größten Stein-Denkmale liegende Hof des Grumfeld, und schließlich im Westen wieder dieselbe Bauerschaft Westerholte. Die ganze Fläche des Giersfeldes umfaßt ungefähr 2000 Morgen. 56 Mannus, B., I, S. 73. - 39 - 40 Durch den nördlichen Teil des Giersfeldes zieht sich von Osten nach Westen eine Erhöhung; der hervorragendste Punkt derselben ist ein etwa 5 Meter hoher künstlicher Hügel, welcher der Giersberg heißt. Auf dem westlichen Teile des Giersfeldes, der meistens mit brauner Heide bedeckt ist, liegen Hünen- und Hügelgräber: Die Hünengräber sind aus kleinen künstlichen Hügeln errichtet. Die Hünengräber 1—6 stellen die sechs großen und glänzenden Sterne des Sternbildes des Großen Bären dar, wie klar und deutlich Abb. I zeigt. Das Hünengrab für den siebten kleinen und wenig leuchtenden Stern des Großen Bären ist nicht mehr vorhanden. Wahrscheinlich war es entsprechend des von ihm vertretenen Sternes klein und fiel deshalb der Zerstörung leicht zum Opfer. Abb. 1. Hünengräber. Hünenergänzungsgräber. Hügelgräber. Die Denkmäler des Giersfeldes im Kreise Bersenbrück. Von Wilh. Hardebeck. Auch das Sternbild des Kleinen Bären war auf dem Giersfelde durch Hünengräber dargestellt. Es besteht aus zwei großen, einem mittleren und vier kleinen Sternen. Nur die beiden Hünengräber 8 und 9, die die beiden großen Sterne vertreten, sind noch vorhanden, die anderen sind der Vernichtung anheimgefallen. Man kann aber nach den beiden noch vorhandenen leicht feststellen, wo sie gelegen haben müssen. Das Sternbild des Großen Bären hat auf dem Giersfelde eine Länge von ungefähr 1100 m. Es ist also von einer imponierenden Größe. Wenn auch nicht alle Hünengräber mehr da sind, so ist doch nicht der geringste Zweifel vorhanden, daß wir es in den Hünengräbern des Giersfeldes mit den Sternbildern des Großen und des Kleinen Bären zu tun haben. Abb. 2 bietet links den Lageplan der sieben Steinhäuser 57 im Kreise Fallingbostel, Provinz Hannover, und rechts das Sternbild der Andromeda. Ein Vergleich zeigt, daß das Sternbild der Andromeda dem Lageplan der sieben Steinhäuser im Kreise Fallingbostel zugrund liegt. Auf Abb. 3 sehen wir eine schwedische Felsenzeichnung mit einem Riesen und den Sternbildern des Orion und des Kleinen Bären. 57 Dr. Jacob Friesen, Die sieben Steinhäuser im Kreise Fallingbostel - 40 - 41 Unter dem Riesen mit dem Speere kann sich Wodan als wilder Jäger bergen, der den Speer Gungnir als Waffe führte. Sternbilder waren also nicht nur in Deutschland, sondern auch in Schweden zur Stein- und Bronzezeit wohl bekannt. Abb. 2 Links die 7 Steinhäuser im Kreise Fallingbostel, rechts das Sternbild der Andromeda. Abb. 3 Lisleby, Tanum: Der Riese. 2 m. Das Sternbild des Orion und des Kleinen Bären Von den Hünengräbern auf dem Giersfelde hat das kleinste drei und das größte 18 Deckplatten gehabt. Den drei Deckplatten liegen der Vollmondstag, die Vollmondsnacht und die Dämmerung zugrunde. Hat nun ein Hünengrab mehr als drei Deckplatten, so sind mehrere Hünengräber aneinandergereiht. - 41 - 42 Das größte Hünengrab an dem Hofe des Grumfeld besteht demnach aus sechs aneinandergereihten Hünengräbern. Zwei von den Hünengräbern sind auch noch mit Steinkreisen umgeben gewesen. Leider sind diese Steinkreise zerstört. Ein Hünengrab mit unzerstörten Steinkreisen bietet uns aber Abb. 4 aus Westpreußen. Die drei großen Steine in der Mitte bilden das Hünengrab, das von drei Steinkreisen umgeben ist, die von innen nach außen 11, 31 und 67 Steine zählen. Die Steinkreise bieten uns einen Steinkalender. Man durchlief den äußeren Steinkreis mit seinen 67 Steinen 11mal nach den 11 Steinen des inneren Steinkreises, Das gab 737 Tage für zwei Jahre und für ein Jahr 368½ oder rund 369 Tage, also die Tage des ältesten Sonnenjahres. Durchlief man den mittleren Kreis mit seinen 31 Steinen 11mal, so erhielt man 341 Tage. Nun verteilte man aber die Tage des Jahres auf Vollmondszeit und Neumondszeit. Abb. 4. Trzebcz. Kreis Kulm. Prov. Westpreußen. 10 m. Die Juden verrechneten von jedem Monat drei Tage auf die Neumondszeit, d. h. auf die Zeit, wo man fast nichts vom Monde sieht. Das macht für das Jahr 36 Tage. Zieht man diese 36 Tage von den 351 Tagen des griechischen Mondjahres ab, so bleiben für die Vollmondszeit 318 Tage. Diese liegen den 318 Knechten Abrahams und den 318 Bischöfen des Konzils zu Nicäa zugrunde. Rechnet man aber für die Neumondszeit zwei Tage, so erhält man im Sonnenjahre von 365 Tagen 24 für die Neumondszeit und 341 für die Vollmondszeit. Wie die Zwölften zeigen, die 12 Nächte vom Weihnachtsabend bis zum Dreikönigsabend, rechneten unsere alten Vorfahren nur 12 Tage für die Neumondszeit und demnach im Mondjahre von 355 Tagen 343 für die Vollmondszeit. Nach Syncellus regierten die ersten neun ägyptischen Könige 341, die ersten zehn 343, die ersten zwölf 365 und die ersten dreizehn 369 Jahre. Da haben wir neben den eben erklärten 341 und 343 Jahren auch noch die 365 und die 369 Tage des neuen und des alten Sonnenjahres. Solche Steinkalender wie in Westpreußen, findet man aber auch sonst noch in Deutschland, wie folgende Zeitungsnotiz zeigt: - 42 - 43 Entdeckung einer vorgeschichtlichen Sternwarte. Schwerin, 31. Aug. 28. (Funkspruch.) Als eine 3000 Jahre alte Sternwarte ist in Mecklenburg eine aus der jüngeren Steinzeit stammende Steinkreisanlage „Der Steinkamp" bei Bützow erkannt worden. Die vorgeschichtliche Sternwarte diente zur Beobachtung des Jahres-Sonnenlaufes und zugleich als sehr genauer Kalender. Die astronomischen Richtungen der Anlage sind sehr gut erhalten; als Erbauungsjahr wurde das Jahr 1181 v. Chr. festgestellt. Die Steinkreise sind mit Hilfe eines einheitlichen Maßes errichtet worden, das der noch heute gebräuchlichen Rute fast gleich ist. Besonders interessant ist es, daß der Kalender, den jetzt die KalenderreformKommission des Völkerbundes vorschlägt, nämlich die Einteilung des Sonnenjahrs in 13 Monate von je 28 Tagen mit einem Neujahrstage, bereits vor 3000 Jahren bei der Erbauung dieser Sternwarte gebräuchlich war. Schon diese kurze Beschreibung zeigt, daß „Der Steinkamp" bei Bützow wirklich eine alte Sternwarte gewesen ist. Auf dem Giersfelde befinden sich auch zwei regelmäßige trichterförmige Vertiefungen, von denen die größere oben etwa 100 Meter und unten 20 Meter im Durchmesser hat. Da sie wegen der geognostischen Beschaffenheit des Bodens und wegen ihrer regelmäßigen Gestalt durch Erdfälle nicht entstanden sein können, so sind über ihren Ursprung allerlei Vermutungen aufgestellt, von denen aber keine besonders annehmbar erscheint. Ein ähnlicher, recht regelmäßig geformter Erdtrichter von etwa 6 Meter Tiefe und 50 Meter oberem Durchmesser findet sich auch bei Odry in Westpreußen 58 neben Hügelgräbern und Steinkreisen. An die beiden ebenfalls ganz regelmäßig geformten Erdtrichter auf dem Giersfelde erinnern auch die beiden Schneckenlöcher auf dem Gertrudenberge bei Osnabrück, in die man auf einem Schneckenwege hinabsteigt. Zu diesen jedenfalls künstlich angelegten Erdtrichtern und Schneckenlöchern gehört auch der künstlich angelegte Erdhügel auf dem Giersfelde, der Giersberg oder der Heilige Berg. Auf solche Berge führen aber auch oft Schneckenwindungen, wie z. B. auf den Wallberg bei Stillfried in Österreich 59. Statt der Berge erscheinen auch Türme, die mittelst Schneckenwindungen erstiegen werden. So hat Kopenhagen zwei solcher Türme; bei dem einen findet sich der Schneckengang im Innern und bei dem anderen an der Außenseite. Der babylonische Turm vereinigte Erdtrichter und Berg. Eine Rampe führte von außen bis mitten an den Turm; von da stieg man links auf Windungen in die Tiefe und rechts auf solchen in die Höhe. Danach stellt der babylonische Turm in symbolischer Weise den Lauf der Sonne im Jahre dar. Im Winter steigt sie mit immer kleiner werdenden Windungen am Himmel in die Tiefe und im Sommer mit immer größer werdenden am Himmel in die Höhe, bis sie am 21. Juni den höchsten Punkt daselbst erreicht hat. Allem Anscheine nach stellt auch der Felsen von den Externscheinen, in dem sich das Sonnenheiligtum befand, einen babylonischen Turm dar, denn es führte ursprünglich, wie Direktor Teudt nachgewiesen hat, 60 von einem Nachbarfelsen eine Brücke in bedeutender Höhe an ihn heran. Diese entspricht der Rampe am babylonischen Turme. Von da stieg man auf einer Treppe in das Sonnenheiligtum empor und sah durch eine runde Öffnung am längsten Tage die Sonne aufgehen, wenn man in demselben an einer bestimmten Stelle stand. Auf dem Giersfelde symbolisiert der größere Erdtrichter den Sonnenlauf im Winter und der Heilige Berg denselben im Sommer. Wahrscheinlich flammten in der Nacht am längsten Tage auf ihm die Sonnenwendfeuer auf. Der kleinere Erdtrichter bezieht sich auf den Mondlauf. Daß man den Lauf der Sonne, des Mondes und der Venus durch Labyrinth- und ineinander geschachtelte Kreislinien darstellte, zeigt Abb. 5, denn daß die drei Labyrinthe 58 59 60 Mannus, B. VII, S. 227. E. Krause, Die Trojaburgen Nordeuropas, S. 199. Mannus. B. XVIII, S. 355. - 43 - 44 mit ihren ineinander geschachtelten Kreisen den Lauf der Sonne, des Mondes und der Venus als Morgen- und Abendstern darstellen, ist gar nicht zu verkennen. Erblickt man doch sogar den Abend- und den Morgenstern als zwei Punkte in dem kleinsten Labyrinthe. In dem Zigeunermärchen „Die Trennung des Himmels von der Erde“ von Wlislocki werden die drei Teile des Vollmondtages durch den Sonnen-, den Mond- und den Windkönig und die beiden Teile des Neumondtages durch den Feuer- und den Nebelkönig vertreten. Augenscheinlich beziehen sich auf unserer Abbildung die drei kleinen Kreise und die beiden kleinen Vierecke davor auf die drei Teile des 24stündigen Vollmondstages, den Tag, die Nacht und die Dämmerung, und auf die Nacht und den Tag mit dem Abend- und Morgenrot des 24stündigen Neumondstages. Abb. 5 Gravure d’une des pierres de New-Grange. D’avres Coffey loc. cit. Die Darstellung von Sternbildern durch Hünengräber und die des Sonnenlaufs und des Mondlaufs durch künstliche Erdtrichter und künstliche Berge zeigt, daß man in Nordwesteuropa zur Stein- und Bronzezeit der astrologischen Weltanschauung auch huldigte. Über die astrologische Weltanschauung der alten Babylonier schreibt Professor Hugo Winckler, Die babylonische Geisteskultur, S. 21: „Der Himmel ist das große Buch, wo sie selbst ihre Betätigung zeigt, und wo man deshalb alles ablesen kann, was in der Welt und auf Erden sich vollziehen muß.“ S. 32: „Der Babylonier faßt die ganze Erde und das Weltall als ein Spiegelbild des Sternhimmels auf, er hat eine Himmelsgeographie, die zugleich eine irdische ist. Alles, was die Erde zeigt, zeigt auch der Himmel: jede Stadt, jeder Fluß, jeder Erdteil ist auch da oben am Himmel in den Sternen und ihren Gebieten verkörpert, und durch Beobachtung des Sternhimmels kann man daher die Vorherbestimmung, das Schicksal der Staaten und Länder berechnen.“ S. 37: „Die Darstellung geschichtlicher Ereignisse war also für altorientalische Auffassung untrennbar mit der Bezugnahme auf die Himmelskunde verbunden.“ Wie nun die Bezugnahme irdische Ereignisse auf astronomische Erscheinungen beschaffen war, mögen einige Beispiele zeigen. Die Gemahlin Nebukadnezars hieß Semiramis und stammte aus einem Berglande. Als einen Ersatz für ihre Gebirgsheimat ließ deshalb Nebukadnezar in der Nähe Babylons eine großartige Gebirgslandschaft anlegen. Sicher hat die Anlegung dieser Gebirgslandschaft Jahre gedauert. - 44 - 45 Auf zwei Tontafeln aus der Bibliothek Nebukadnezars wird aber gemeldet, daß dieser die Gebirgslandschaft, die hängenden Gärten der Semiramis, in 15 Tagen hat anlegen lassen. Dasselbe meldet der jüdische Geschichtsschreiber Josephus. Hugo Winckler zeigt nun, daß Nebukadnezar sich für einen Abkömmling des Mondgottes hielt, und daß daher sein Geschichtsschreiber die Aufgabe hatte, seine Taten mit denen des Mondgottes in Einklang zu bringen. Nun baut aber der Mondgott die Vollmondsnacht oder den Vollmond als einen Palast, Tempel usw. in 15 Tagen, den nur solange dauert die Mondzunahme. In dieser Zeit mußte daher auch der Geschichtsschreiber des Nebukadnezar diesen seine Bauwerke vollenden lassen. Man sieht, Nebukadnezar ist als eine astronomische Person aufgefaßt und sein Werk auf einen astronomischen Abschnitt bezogen. Er konnte und durfte daher auch nicht länger an seinem Werke arbeiten, als dieser zu seinem vollen Erscheinen gebrauchte. Die wirkliche Bauzeit mußte daher völlig unberücksichtigt bleiben. Der jüdische Erzvater Henoch wird 365 Jahre alt. Man sieht sofort, daß Henoch das personifizierte Jahr ist und daher soviele Jahre lebt, als dieses Tage hat. Die beiden Halbjahre des römischen Mondjahres von 355 Tagen haben 175 und 180 Tage. Wenn nun Abraham und Isaak 175 und 180 Jahre alt werden, so zeigt das zweifellos, daß die beiden die beiden Halbjahre eines Mondjahres von 355 Tagen sind. Die ersten 48 ägyptischen Könige regieren nach Syncellus 1475 Jahre.61 In dem ältesten vierjährigen Zyklus, nach dem man einst rechnete, hatten die Jahre 355, 383, 355 und 382 Tage. Das sind zwei gewöhnliche Mondjahre und zwei Mondschaltjahre, die zusammen 1475 Tage haben. Vier Jahre haben 48 Monate. Danach ist es so gut wie sicher, daß die ersten 48 ägyptischen Könige die 48 personifizierten Monate des vierjährigen Zyklus sind, die daher soviele Jahre regieren, wie dieser Tage hat. Man beachte, daß hier Monate als irdische Herrscher auftreten. Wenn in dem Grimmschen Märchen „Allerleirauh“ eine Königstochter in einem Sonnenkleide auf dem ersten Balle, in einem Mondkleide auf dem zweiten und in einem Sternkleide auf dem dritten erscheint, so zeigt das an, daß man die Sterne auf die Dämmerung wie die Sonne auf den Tag und den Mond auf die Nacht bezog. Danach vertreten die Hünengräber in der Form von Sternbildern die Dämmerung, wie der größere Erdtrichter mit dem heiligen Berge den Tag mit der Sonne und der kleinere die Vollmondsnacht mit dem Monde. Die Grundlage der Hügelgräber läßt sich nicht mit Sicherheit feststellen, da man nicht weiß, ob noch alle vorhanden sind. Ist das der Fall, so hat man wohl die beiden Hügelgräber links auf der Abbildung auf die Venus als Abend- und Morgenstern und die anderen vier rechts auf die übrigen vier Planeten zu beziehen. Man beachte, daß dann sämtliche Gestirne auf dem Giersfelde vertreten sind. Wie man dazu kam, Sterne mit Gräbern in Beziehung zu setzen, lehrt uns das rumänische Märchen „Die drei Sterne“ von Schullerus. In diesem Märchen sucht eine Frau ihren Mann, den sie durch ihre Schuld verloren hat. Als sie ihn findet, gebiert sie einen Knaben. Kaum ist der Knabe geboren, da brechen alle drei zusammen, und drei Sterne steigen am Himmel auf. Diese drei Sterne sind der Morgenstern, der Abendstern und der nördliche Polarstern. Nach noch vorhandenem niedersächsischen Volksglauben weilen die Seelen im lichten Himmelsraum, teilen den Gestirnen ihr Licht mit, stellen Sonnen- und Sternschein her oder strahlen selbst als glänzende Gestirne ihr Licht zur Erde nieder. Man faßte aber die Sterne auch als Schutzgeister der Lebenden auf. Wenn ein Mensch geboren wird, zündet Gott ein neues Licht am Himmel an, und wenn einer stirbt, so sinkt sein Stern vom Himmel herab und erlischt. 62 Hieraus ergibt sich, daß man die Seelen auch als Sterne auffaßte, die am Himmel emporstiegen, wenn Menschen starben, und daß man dem entsprechend die Auf- und Untergangspunkte der Sterne 61 62 Friedrichs, Die Geschichtszahlen der Alten sind Kalenderzahlen, S. 59. W. Mannhardt, Germanische Mythen, S. 729. - 45 - 46 als Gräber auffaßte, in denen die Körper der Menschen ruhten, deren Seelen als Sterne am Himmel ihre Bahnen zogen. An die beiden Erdtrichter auf dem Giersfelde knüpft sich auch eine Sage „Der Alkenkrug“. In uralten Zeiten standen in der Nähe der Hünengräber zwei Gebäude, eine Scheune und ein Wirtshaus, die einem Manne namens Alke gehörten. Gingen Leute von Alfhausen nach Merzen zur Kirche, so pflegten sie bei Alke einzukehren. Er suchte die Leute immer zurückzuhalten und fluchte eines Tages, sein Haus und seine Scheune sollten gleich in den Erdboden sinken, wenn sie nicht noch Zeit zur Kirche hätten. Und siehe, da versanken die beiden Gebäude und Alke mit ihnen. An ihrer Stelle entstanden zwei tiefe Kuhlen, die man Alkenkrug nennt. Wenn man in der Nacht dreimal bei der größten Kuhle Alke mit Namen ruft, so erscheint er als ein glühendes Rad und bestraft den Rufer. Einst wettete der Bauer Grumfeld um 9 Pfund Silber, daß er in der nächsten Nacht Alke zum Wettritt herausfordern wolle. Er ordnete an, daß die große Tür an seinem Hause offen bleiben sollte, bestieg seinen Schimmel und ritt nach den Alkenkuhlen, rief dreimal Alke und gab dann seinem Schimmel die Sporen und jagte davon, Alke als ein glühendes Rad folgte ihm. Fast hatte dies ihn erreicht, als der Schimmel durch die Tür auf die Diele sprang und das glühende Rad gegen den Türpfosten rannte, der verkohlte. 63 Unsere Sage beginnt mit der Vollmondszeit, wo in der Nähe der Hünengräber die Vollmondsnacht als eine Scheune und der Vollmondstag als ein Wirtshaus stand, deren esitzer die personifizierte Vollmondsabenddämmerung als der Wirt Alke war. Durch den Fluch war aber über sein Besitztum die Neumondszeit herbeigeführt, in welcher die Vollmondsnacht als eine Scheune in der schwarzen Neumondsnacht und der Vollmondstag als ein Wirtshaus in dem weißen Neumondstage verschwand. Da aber sonst noch überall Vollmondszeit herrschte, wo man auf der Erde nichts von der schwarzen Neumondsnacht und nichts von dem weißen Neumondstage sieht, so erschienen diese als zwei tiefe Kuhlen oder Erdtrichter. Natürlich hatte sich auch Alke aus einem Vertreter der Vollmondsdämmerung in einen solchen der Neumondsdämmerung verwandelt, in der er als Sonne im Neumondsabendrote als ein glühendes Rad erschien. Selbstverständlich konnte er auf der Erde nur zur Neumondszeit erscheinen. Mit ihm erschienen dann aber auch der weiße Neumondstag und die schwarze Neumondsnacht. Den weißen Neumondstag als einen Schimmel ritt Grumfeld als fliehender Vollmondstag, verfolgt von der Sonne im Neumondsabendrote als einem glühenden Rade, das dadurch die schwarze Neumondsnacht erzeugte, daß es den Türpfosten an Grumfelds Hause, der Vollmondsnacht, verkohlte. Die Leute, mit denen Grumfeld gewettet hatte, waren Vertreter der Vollmondsnacht. Da man den Vollmond auf Silber bezog, so bergen sich unter den 9 Pfund Silber wohl die 9 Vollmondsnächte einer alten 9tägigen Woche um den Vollmondstag herum. Die Sage bestätigt also die oben gegebene Erklärung der Erdtrichter auf dem Giersfelde. Weil man aber die Sage, wie hier geschehen ist, noch nicht astrologisch und astronomisch zu erklären versucht hat, so ist es bis heute auch noch nicht gelungen, eine annehmbare Erklärung zu liefern. Daß man auch in Deutschland wie in Babylon astrologische Geschichte und Geographie gemacht hat und sogar noch im 16. Jahrhundert, läßt sich an der Chronik des Magisters Entzeit zu Osterburg im Jahre 1579 nachweisen. Nach dieser Chronik, die im Museum zu Stendal aufbewahrt wird, ist die Altmark 7 Meilen lang und 7 Meilen breit; sie hat 7 Städte und Stendal 4 Pfarrkirchen, außerdem 7 Flecken und 14 bewohnte Schlösser, 50 Adelsgeschlechter und 300 und etliche 60 Dörfer. Die Einwohner stammen von Japhet ab, und Drusus war im Hare 11 v. Chr. in der Altmark. Die Altmark hat 4 Teile, und 28 Churfürsten haben darin regiert. 63 Mitteilungen des Historischen Vereins zu Osnabrück, B. I/III. - 46 - 47 Daß die 7 Meilen, die 7 Flecken und 7 Städte auf die 7 Tage einer Woche, die 14 bewohnten Schlösser auf die 14 Tage von zwei Wochen, die 28 Churfürsten auf die 28 Tage von vier Wochen, die 4 Pfarrkirchen auf die vier Wochen eines Monats, die 4 Teile der Altmark auf die vier Jahreszeiten, die 50 Adelsgeschlechter auf die 50 Wochen eines Mondjahres und die 300 und etliche 60 Dörfer auf die 365 Tage eines Sonnenjahres zu beziehen sind, ist wohl unbestreitbar. Also noch reine astrologische Geschichte und Geographie, und von wirklicher Geographie und wirklicher Geschichte auch keine Spur im 16. Jahrhundert. In Osnabrück läßt sich sogar noch im 17. Jahrhundert astrologische Geschichte nachweisen. Bei dem großen Brande in Osnabrück 1613 sollen 942 Häuser abgebrannt sein. Nun steht aber fest, daß es höchstens 300 gewesen sein können. Woher nun aber die ungeheuer große Zahl 942? Man identifizierte Osnabrück mit einem Zeitraume von 3 Jahren über 36 Monaten und gab ihm soviele Häuser, wie 36 Monate Tage haben. Davon haben die ersten 31 Monate 942 Tage und die letzten 5 Monate 153 Tage. Unter diesen 153 Tagen bergen sich auch die 153 großen Fische, die Petrus fing, als ihm Jesus am See Genezareth erschien. Daß man nun von den 1095 Häusern, die den 1095 Tagen von 3 Jahren entsprechen, beinahe alle abbrennen ließ, hat darin seinen Grund, daß man den großen Brand im Osnabrück in astrologischer Auffassung mit dem großen Weltbrande identifizierte, bei dem ja auch fast alles verbrennt. Bleibt doch bei dem großen Weltbrande in der Edda nur Hoddmimirs Holz verschont, wo Lif und Lifthrasir, das einzige übriggebliebene Menschenpaar, verborgen lebt. Infolge der Präzession ändern sich die Auf- und Untergangsstellen der Sonne, des Mondes und der Fixsterne beständig. Die Linie, die ein Beobachter von seinem Standpunkte nach der Aufoder Untergangsstelle eines Sterns zieht, ist eine Sternlinie, die mit dem Meridian einen Winkel bildet, den man Azimut nennt. Nach Professor Dr. Neugebauer waren die Azimute 1600 v. Chr. in Osnabrück von Sirius 59.9°, Capella 156.4°, Kastor 146.5°, Antares 71.5°, Sonne, Sommersolstitium 132.9°, Sonne, Wintersolstitium 50.1°, Südliches Mondextrem 38.7°, Nördliches Mondextrem 143.7°. Liest man diese Azimute von Süden über Osten, so erhält man die Aufgangsstellen der Gestirne, und liest man sie von Süden über Westen, die Untergangsstellen derselben. Auf Abb. 1 sind nun verschiedene Gräber des Giersfeldes durch Linien miteinander verbunden. Diese Linien bilden mit dem Meridian Azimute. Ein Vergleich zeigt nun, daß die Azimuthe des Giersfeldes dieselben Azimute sind, welche Sonne, Mond, Sirius, Capella, Kastor und Antares 1600 v. Chr. in Osnabrück hatten. Die Hünengräber und Hügelgräber sind demnach um 1600 v. Chr. angelegt, da zwischen den Azimuten von Osnabrück und denen des Giersfeldes kaum ein Unterschied ist, denn das Giersfeld ist nur 25 Kilometer von Osnabrück entfernt. Astronomie zur Stein- und Bronzezeit in Österholz, nördlich Lippspringe, in Osnabrück, bei Erfurt und in Odry in Westpreußen. Julius Cäsar, Der Gallische Krieg, VI, 14, schreibt: „Außerdem stellen sie (die Druiden der Gallier) viele Erörterungen an über die Gestirne und ihre Bewegung, über die Größe der Welt und der Erde, über die Natur der Dinge sowie über die Macht und Gewalt der unsterblichen Götter, und in alledem unterrichten sie auch die Jugend“. Aus diesem Berichte Cäsars geht klar und unzweideutig hervor, daß die Druiden der Gallier zu seiner Zeit schon Astronomie trieben, und daß sie ähnlich wie unsere Astronomen arbeiteten, denn sie beobachteten die Sterne und stellten ihre Bewegung fest und stellten Erörterungen an über die Größe der Welt und der Erde. Wie wir unsere Jugend in Astronomie unterrichten, so taten auch sie es. - 47 - 48 Und was sagt Cäsar von den Germanen? Der Gallische Krieg, VI, 21, heißt es: „Sie (Die Germanen) glauben nur an solche Götter, die sie mit Augen sehen und deren segensreiche Wirksamkeit sie handgreiflich erfahren, wie an die Sonne, den Feuergott (das Abendrot in der Abenddämmerung) und an den Mond; die übrigen kennen sie nicht einmal vom Hörensagen“. Hier sagt der Cäsar, daß die Sonne mit dem Vollmondstage, der Vollmond mit der Vollmondsnacht und das Abendrot mit der Vollmondsabenddämmerung die Grundlagen der drei höchsten Götter der Germanen sind. Er hat recht, wie sich leicht nachweisen läßt. Wie man die Sonne auf den Vollmondstag und den Vollmond auf die Vollmondsnacht, so bezog man die Sterne auch auf die Dämmerung. Das zeigt das schon besprochene Grimmsche Märchen „Allerleirauh“. Mit der Königstocher vergleiche man die drei mythischen Schwestern in dem Märchen „Der goldene Vogel“ von Haltrich. Darin kommt die erste Schwester in einem Kupfermantel, die zweite in einem Silbermantel und die dritte in einem Goldmantel geflogen. Hier erscheint das Abendrot als ein Kupfermantel, der Vollmond als ein Silbermantel und die Sonne als ein Goldmantel, mit denen die weibliche Vollmondsabenddämmerung, die weibliche Vollmondsnacht und der weibliche Vollmondstag zur Vollmondszeit über die Erde fliegen. In dem Zigeunermärchen „Sonnenschein und Mondenschein“ von Wlisocki hatte ein König zwei Söhne, die Sonnenschein und Mondenschein hießen, weil Sonnenschein die Sonne und Mondenschein den Mond auf der Stirn abgebildet trugen. Sonnenschein ist der männliche Vollmondstag und trägt deshalb die Sonne und Mondenschein die männliche Vollmondsnacht und trägt deshalb den Vollmond auf der Stirn abgebildet. In ganz ähnlicher Weise wie Sonnenschein und Mondenschein vertreten auch zwei von den drei höchsten Göttern der Germanen den Vollmondstag mit der Sonne und die Vollmondsnacht mit dem Vollmonde. In dem ungarischen „Die Schlangenhaut“ von Sklarek hat die Sonne den Mond und den Wind als Söhne. Hier ist kein Zweifel, daß der Wind nur der Vertreter der Dämmerung sein kann. Die goldenen Saiten, auf denen der Wind die Schönsten Melodien spielt, sind die Sterne. Ein Windgott ist auch der germanische Wodan, dem als solchen die Vollmondsdämmerung zugrunde liegt. Fährt er aber als wilder Jäger durch die Luft, so vertritt er die Neumondsdämmerung. Thor als der stärkste der germanischen Götter führt die Sonne als den alles zerschmetternden Hammer Miölnir und legt, wenn er seine Kraft um die Hälfte erhöhen will, die Vollmondsnacht als Stärkegürtel an und besitzt die Vollmondsdämmerung als eiserne Handschuhe, mit denen er einst die glühende Sonne im Abendrote als einen glühenden Eisenstiel auffing, den ein Riese nach ihm warf. In der Edda ist der Mondgott Freyr und besitzt als solcher die Vollmondsnacht als ein Schiff, das man bei der Mondabnahme wie ein Tuch zusammenfaltet und bei der Mondzunahme wieder entfaltet. Es hat stets Fahrwind, denn zur Vollmondszeit fährt es als die Vollmondsnacht alltäglich einmal um die ganze Erde. Wenn Wodans Speer Gungnir als ein Rohrstengel erscheint, der sich aber, sobald er die Feinde trifft, in jenen verwandelt, so ist er als Rohrstengel jedenfalls ein Symbol des Abendsterns, der sich aber in die Dämmerung als in einen Speer verwandelt. Cäsar hat also recht, wenn er mitteilt, daß den drei höchsten germanischen Göttern astronomische Erscheinungen zugrunde liegen. Von den astronomischen Erscheinungen mußte der Urmensch sich aber abhängig fühlen, denn Sein wohl und Weh hing von ihnen ab. Das meldet denn auch Cäsar. Je nachdem die astronomischen Erscheinungen ihm nützten oder schadeten, hielt er ihre Vertreter für Götter, ließ sie die Welt erschaffen, erhalten und regieren, oder für Riesen, Teufel und Unholde aller Art, welche nur danach trachteten, dem Menschen zu schaden. Wollten daher die Indogermanen und Germanen das Wesen und das Wirken ihrer Götter kennenlernen, so konnten sie das nur durch die Astronomie, denn diese lehrt uns die den Göttern zugrunde liegenden astronomischen Erscheinungen und ihre Natur kennen. Wer daher behauptet, die Indogermanen und Germanen hätten vor Chr. keine Astronomie getrieben, hat keine Ahnung, daß allen unseren Mythen, Märchen und Sagen nur astronomische Erscheinungen zugrunde liegen. - 48 - 49 Ich habe dies schon mehrfach nachgewiesen,64 aber einen anderen, der dies auch getan hat, kenne ich nicht. Es ist daher ganz selbstverständlich, daß jeder, der nachzuweisen sucht, daß die Indogermanen und Germanen Astronomie getrieben haben, wie das der Direktor Teudt getan hat, für einen Phantasten gehalten wird, den man nicht ernst nehmen kann. Wie man dazu gekommen ist, erklärt Prof. Dr. Hermann Wirth in seinem groß angelegten Werke „Aufgang der Menschheit“, B. I, S. 448: „Man hat nie eine Erklärung dafür geben können, warum ausgerechnet die Germanen, die der gleichen Rasse wie die nordischen Völker Italiens, Griechenlands, Iraniens und Indiens angehörten, keine gleich hochentwickelte Himmelskunde besessen haben sollten, wo ihnen doch in ihrer nordischen Winternacht die besten Beobachtungsmöglichkeiten gegeben waren. Nur die völlige Unwissenheit in bezug auf die symbol- und schriftlichen Denkmäler der Urkultur der atlantisch-nordischen Rasse konnte zu einer so verhängnisvollen Verkennung des wirklichen Tatbestandes führen.“ Das ist ein vernichtendes, aber zutreffendes Urteil über alle die, welche den alten Germanen jede Betätigung in der Astronomie absprechen. Astronomie in Österholz, nürdlich Lippspringe. Der Park mit den Wohngebäuden des Gutes Österholz, nördlich Lippspringe, zeigt die Formen eines unregelmäßigen Sechsecks, in dem sämtliche Winkel und Seiten ungleich sind. Die Seiten sind in einer Gesamtlänge von 1140 m durch ein den ganzen Park umgebendes, mehr oder weniger altes, zum Teil auch zerfallenes Mauerwerk in der Natur, noch eindeutiger aber im Kataster in ihrer Richtung ausgeprägt. Direktor Teudt vermutete nun nach verschiedenen Zeichen in den Seitenlinien des unregelmäßigen Sechsecks Sternlinien. Um zu wissen, ob seine Vermutung richtig war oder nicht, schickte er einen Katasterauszug,65 der im vorigen Jahrhundert von staatlichen Geometern aufgenommen war, und der das unregelmäßige Sechseck genau zeigte, an die Observatoren des Astronomischen Recheninstituts der Universität Berlin ein. In dem von den Professoren gelieferten Gutachten heißt es: „Als Ergebnis der Untersuchung kann mitgeteilt werden, daß die Azimute aller sechs in Frage kommenden Linien mit ausreichender, zum Teil mit überraschend großer Genauigkeit sich mit den von uns für die Zeit um 1850 v. Chr. errechneten Azimuten von mythologisch bedeutsam angegebenen Gestirnen decken.“ Die Untersuchung Azimut Seite der Mauern 1. 180 2. 39 3. 59 4. 151,5 5. 72,5 6. 138 ergab folgende Resultate: Bezeichnung der Linie Errechnetes Azimut Meridian Südl. Mondextrem, Aufgang Sirius, Untergang Capella, Untergang Delta Oriones, Untergang Kastor, Aufgang 180 39 59,1 151,3 72,6 138 Zeit [v. Chr.] 1850 1850 1850 185066 Hieraus ergibt sich, daß die Azimute der Mauern schon sehr genau waren, denn nur bei drei Linien zeigt sich eine ganz kleine Abweichung. Die Azimute bleiben aber nicht immer dieselben, sondern verschieben sich infolge der Präzession alle 100 Jahre um 1,395°. Vergleicht man nun den Azimut eines Sterns aus früherer Zeit mit seinem jetzigen, so kann man leicht berechnen, in welchem Jahr er den ersteren gehabt hat. Bei den vier Fixsternen ergibt sich, daß sie die Azimute der Mauern von 1850 v. Chr. hatten. Mannus, Zeitschrift für Vorgeschichte, B. 18, S. 116. G. Friedrichs, Deutung des Mythischen im allgemeinen und im besonderen in Nordwestdeutschland. 65 Siehe Abb. 6. 66 Unsere Welt, 1927, Heft 4, S. 107-114. 64 - 49 - 50 Über den Zweck der Anlage schreiben die Astronomen Dr. Neugebauer und Dr. Riem: „Was den Zweck der ganzen Anlage anlangt, so wird durch ihre Beschaffenheit, Größe und Anlage die Vermutung wachgerufen, daß hier eine für das ganze Volk bedeutsame Pflegestätte und Lehrstätte der astronomischen Wissenschaft mit ihren vielfeitigen Aufgaben für den religiösen Kult, die Astrologie, die Ackerbebauung und das übrige vom Kalender abhängige Volksleben gewesen ist.“ Die beiden Astronomen haben recht, denn was sie sagen, das haben vor ihnen schon der Korvettenkapitän Devoir und der englische Astronom Lokyer dargelegt, und dasselbe habe ich in den obigen Ausführungen nachgewiesen. Abb. 6. Österholz. Auf dem Katasterauszuge, den Direktor Teudt den beiden Astronomen Riem und Neugebauer schickte, befanden sich aber noch nicht die Süd-Nordlinie und die Ost-Westlinie, die unsere Abbildung 6 von dem Sechsecke des Gutes Österholz hat, aber in der Mitte desselben befand sich ein kleines Viereck, von dem jede Erklärung fehlte. Ich erkundigte mich nach der Bedeutung des Vierecks und erfuhr, daß es einem kleinen Hügel darstellt, in dem sich eine überwölbte Quelle befindet, zu der man hinabsteigen kann. Sofort wurde mir klar, daß diese Quelle den Mittelpunkt der Anlage bildete, und daß daher auch an ihr die Meridianlinie und die Ost-Westlinie vorbeiführen müßten, welche die erste Vorbedingung für eine astronomische Anlage sind, und ohne die sie nicht existieren kann. Man erhält nun eine tadellose Meridianlinie, wenn man von dem Schnittpunkte der Mond- und der Siriuslinie eine Linie an dem kleinen Vierecke in der Mitte des Sechsecks vorbeiführt. Und eine tadellose Ost-Westlinie gewinnt man, wenn man die Mondlinie und die Kastorlinie verlängert und von ihrem Schnittpunkte ebenfalls eine Linie an dem kleinen Viereck in Mitte des Sechsecks vorbeiführt. Nun hält die in dem Sechseck angenommene Meridianlinie I einer kritischen Prüfung nicht stand, denn die eine Hälfte derselben hat eine andere Richtung als die andere. - 50 - 51 Da nun eine andere tadellose Meridianlinie am richtigen Platze vorhanden ist, so muß man annehmen, daß die anstößige Meridianlinie erst eine spätere Zutat ist und im Grunde mit der wirklichen Meridianlinie gar nichts zu schaffen hat. Danach was das Sechseck ursprünglich nur ein Fünfeck. Auch sieht man, daß die Siriuslinie ursprünglich unmöglich eine gebrochene Linie dargestellt haben kann. Die alte Siriuslinie, die noch vorhanden ist, hat man erst später nach Nordwest gerückt, und so ist aus der ursprünglich geraden Siriuslinie eine gebrochene Linie geworden. Hieraus geht hervor, daß die Umfassungsmauern des Gutes Österholz ursprünglich ein tadelloses Fünfeck darstellten, dessen Linien Sternlinien sind, und zwar genau dieselben, welche die beiden Berliner Astronomen festgestellt haben. Bei der Anstoß erregenden Meridianlinie und der nicht einwandfreien Siriuslinie haben nun die Gegner Teudts eingesetzt und ihn der Phantasterei oder wohl der Fälschung bezichtigt und die beiden Astronomen als Leute hingestellt, die sich falsche Ausrechnungen haben zuschulden kommen lassen. Abb. 7. Der bronzezeitliche Friedhof bei Erfurt Damit haben aber die Gegner Teudts sich selbst in ein übles Licht gesetzt und die Erforschung der Vorgeschichte unserer Vorfahren gehemmt, aber trotzdem wird die Wahrheit sich allmählich durchsetzten. Der astronomische bronzezeitliche Friedhof auf dem Erfurter Flughafen Als man im Jahre 1926 bei Erfurt ein Stück Land für einen Flughafen einebnete, fand man einen Friedhof aus der Bronzezeit, den uns Abbildung 7 zeigt.67 Darauf befinden sich Gräber mit und ohne Steinpackung. Die Gräber ohne Steinpackung sind durch einen kleinen Kreis oder durch einen Pfeil bezeichnet. Es fällt weiter nichts Astronomisches auf, als daß man die Untergangslinie der Sonne am längsten Tage, den Meridian und die Ost-Westlinie erhält, wenn man je zwei Gräber mit Steinpackung durch Linien verbindet. Ein echt astronomisches Bild gewinnt man aber sofort, wenn man die Gräber ohne Steinpackung allein aufzeichnet, wie das auf Abbildung 8 geschehen ist, und sie mit den senkrechten Strichen auf dem Schiff der schwedischen Felsenzeichnung unserer Abbildung vergleicht. 67 Mannus, B. XX, S. 54. - 51 - 52 Abb. 8. Die Gräber ohne Steinpackung auf dem bronzezeitlichen Friedhof auf dem Erfurter Flughafen - 52 - 53 Unter den 29 senkrechten Strichen des Schiffes bergen sich die 29 Tage eines Mondmonats von 29 Tagen. Diese sind in drei achttägige und eine fünftägige Woche eingeteilt. Nun hatten aber einige Mondmonate 30 Tage. Rechnete man mit diesen, so zählte man den Tag dazu, der durch den Strich unter dem Halbkreise über dem Schiffe dargestellt wird. Zwischen den beiden Wochenzeichen sieht man Sonne und Mond als zwei kleine Kreise, den Abend- und den Morgenstern als zwei Punkte über dem zweiten Wochenzeichen und die fünf alten Planeten als fünf Punkte über der ersten Woche. Die Venus erscheint in doppelter Auffassung, nämlich als Abendstern und Morgenstern, welche die beiden Dämmerungen regieren, wie die Sonne den Tag und der Mond die Nacht, und als Planet in ihrer wirklichen Natur. Der Tag bildet das Segel des Schiffes, in dem die drei Striche den 24stündigen Tag in den Tag, die Nacht und die beiden Dämmerungen zerlegen. Da haben wir ein echtes Monatsschiff, das die 29 oder 30 Tage eines Mondmonats, die Sonne, den Mond, den Morgenstern und den Abendstern und die fünf Planeten als Jahrgäste hat. Abb. 9. Die Darstellung von Sonne, Mond, Venus, den Planeten und Tag und Nacht auf dem bronzezeitlichen Friedhof bei Erfurt Genau so wie die Striche des Schiffes stellen auch die Gräber ohne Steinpackung die 29 und 30 Tage der Mondmonate dar. Da haben wir auch drei Wochen von je acht und eine vierte von nur fünf Tagen. Auch fehlt das eine Grab nicht, mit dem man Monate von 29 Tage in solche von 30 verwandelte. Abbildung 9 zeigt die Gräber mit Steinpackung allein. Unter diesen müssen sich nun nach dem schwedischen Monatsschiffe Sonne, Mond, Venus, die fünf Planeten und die vier Teile des 24stündigen Tages bergen. Das ist denn auch der Fall. In dem kleinen Viereck unten erblicken wir deutlich die vier Teile des 24stündigen Tages, den Tag, die Nacht und die beiden Dämmerungen, in dem größeren Viereck darüber Sonne, Mond, Venus und die fünf Planeten und in den noch übrigen Gräbern mit Steinpackung noch einmal Sonne, Mond, Venus und die fünf Planeten. Die Gräber ohne Steinpackung zerfallen in 21 Skelettgräber und 9 Brandgräber. Die Brandgräber finden wir durch kleine Kreise und die Skelettgräber durch einen Pfeil bezeichnet. - 53 - 54 Der bronzezeitliche Friedhof bei Erfurt zeigt also drei Arten von Gräbern: Gräber mit Steinpackung, Brandgräber und Skelettgräber. Nach der ganzen Sachlage muß man annehmen, daß man drei Stände unterschied, von denen jeder seine besondere Bestattungsart hatte. Auch müssen es Erbbegräbnisse gewesen sein, die immer wieder belegt wurden, denn sonst konnte die astrologische Anlage nicht bestehen bleiben. Diese drei Stände sind nach der Edda von Heimdall als Knechte, Bauern und Edlinge geschaffen worden, also echt mythischer Natur. Abbildung 10 zeigt, daß man auch in dem Regierungsbezirk Stade Gräber auf Sonne, Mond, Abend- und Morgenstern und die fünf Planeten bezogen hat, denn links auf der Abbildung sehen wir zweifellos Sonne, Mond, Abend- und Morgenstern und rechts auf derselben außer diesen Gestirnen auch noch die fünf Planeten. Gräber bei Goldbeck, Regb. Stade Abb. 10 Gräber b. Bullerberg, Regb. Stade. In meiner Broschüre „Die Deutung des Mythischen“ habe ich schon mitgeteilt, daß man in vielen Hügelgräbern eine größere und eine kleine Urne und einen Stein findet. In der größeren Urne finden sich in der Regel Asche und Knochen und in der kleineren Beigaben. In dem Märchen aus der Oberpfalz „Sonne und Mond“ vom Schönwerth wird bei der Mondzunahme die schwarze Neumondsnacht als ein Jäger von der Sonne von der Erde weggenommen und sitzt nun in ihr, und der Mond zieht den weißen Neumondstag als ein Mädchen an sich, und dies ist nun die Spinnerin im Monde. Das geschah, weil zur Vollmondszeit von der schwarzen Neumondsnacht und dem weißen Neumondstage auf der Erde nichts zu sehen ist. Das Märchen erklärt also, wie man astrologisch dazu gekommen ist, Gräber auf Sonne und Mond zu beziehen, denn Sonne und Mond erscheinen hier gewissermaßen als Gräber der schwarzen Neumondsnacht und des weißen Neumondstages als Personen. Der bronzezeitliche Friedhof bei Erfurt zeigt also dieselben astronomischen Anschauungen wie das schwedische Felsenschiff, ein Zeichen, daß zur Bronzezeit in Schweden und in Deutschland ein Unterschied in den astronomischen Anschauungen nicht vorhanden war. Von allen astronomischen Erscheinungen fehlen nur noch die Azimute. Um diese zu finden, verbinde man die Gräber durch Linien, wie dies auf Abbildung 11 geschehen ist. Mit den so erhaltenen Azimuten vergleiche man die Azimute, die Prof. Dr. Neugebauer die Freundlichkeit hatte, mir für 1800 v. Chr. für Erfurt mitzuteilen. Sirius 59,9°, Kastor 142,9°, Capella 149,9°, Antares 73,5°, Sonne, Sommersolstitium 131,6°, Sonne, Wintersolstitium 51,4°, Nördliches Mondextrem 141,7° und Südliches Mondextrem 40,5°. Ein Vergleich zeigt, daß eine größere Übereinstimmung vorhanden ist, als man erwartet hat. Die kleinen Differenzen, welche vorhanden sind, hat man aber wohl nicht zum größten Teile auf das Konto unserer alten germanischen Astronomen zu schreiben, sondern auf das der Anfertiger der Abbildung, die keine Ahnung davon hatten, daß es sich um Azimute handelte, bei denen Zehntelgrade scharf zu berücksichtigen sind, und auf wiederholte Vervielfältigung mit einfachen Hilfsmitteln. Wie das ganz selbstverständlich ist, spielen nicht die Fixstern-Azimute die Hauptrolle, sondern die Richtungslinien und die Azimute von Sonne und Mond im Laufe des Jahres, denn diese waren von der allergrößten Wichtigkeit. Nach diesen Darlegungen ist der bronzezeitliche Friedhof bei Erfurt ein echt astrologischer und astronomischer Mondmonatsfriedhof, wie man ihn sich gar nicht besser wünschen kann. Sicher ist auch, daß zu seiner Anlage nicht geringe geometrische und astronomische Kenntnisse gehört haben. - 54 - 55 Der bronzezeitliche Friedhof zeigt uns auch, daß die Archäologie wohl Altertümer entdecken und auch genau beschreiben kann, daß sie aber vielfach nicht imstande ist, das wahre Wesen derselben zu erkennen; das vermag aber die astrologische Astronomie, die leider bis jetzt von den Altertumsforschern fast ganz und gar vernachlässigt ist, und von der sie daher kaum eine Ahnung haben. Abb. 11. Die Azimute des bronzezeitlichen Friedhofes bei Erfurt v. 1800 v. Chr. Astronomie bei Odry in Westpreußen im Kreise Konitz Ein ähnliches Gräberfeld wie das Giersfeld im Kreise Bersenbrück, Provinz Hannover, liegt bei Odry, Kreis Konitz, Westpreußen. Abbildung 12. Es ist vom Regierungslandmesser Stephan genau vermessen worden.68 Zwölf Kreise lassen sich auf der Abbildung mit Sicherheit feststellen. In jedem Kreise ist ein Grab gefunden mit Asche, Kohlen und gebrannten Menschenknochen ohne Urne. Die Kreise haben einen Durchmesser von 15--32 m, und die Steine der Kreise sind 25-70 Zentimeter hoch. Die Kreise II, IV und VI haben im Innern flache Hügel, die in der Mitte 50--75 Zentimeter hoch sind. Die übrigen sind eben. In der Nachbarschaft der Kreise befinden sich noch 18 Hügelgräber. Die Höhe der Hügel ist 0,50 bis 2 Meter, ihr Durchmesser 8--20 Meter. Sie sind nur ganz ungefähr durch Ermittelung der Höhe und der Durchmesser bestimmt. Nach Stephan betrug die ursprüngliche Zahl der Steine in de Kreisen: I 29, II 18, III 16, IV 22, V 23, VI 20, VII 18, VIII 20, IX 24 (?), X 20 (?). Während bei den Hünengräbern drei oder vier Steinkreise vorhanden sind, mit deren Hilfe man die Tage des Jahres bestimmen kann, haben die Gräber bei Odry nur einen Steinkreis, so daß mehrere Steinkreise von verschiedenen Gräbern nötig sind, um die Tage des Jahres bestimmen zu können. 68 Mannus, B. VII, S. 213. - 55 - 56 III 16. VIII 20 = 320 IV = 22 V = 23 _____________________ 365 III 16. II 18 = 288 I = 29 II = 18 X = 20 ________________ 355 IX 24. I 29 = 696 II = 18 III = 16 ________________ 730:2 = 365 III 16. VI 20 = 320 X = 20 I = 29 ________________ 369 III 16. VIII 20 = 320 II = 18 III = 16 ____________________ 354 Da haben wir die Tage von einem griechischen und einem römischen Mondjahre und von einem alten und neuen Sonnenjahre. Wie auf dem Giersfelde nur zwei Hünengräber Steinkreise haben, so findet man von 30 Hügelgräbern bei Odry auch nur 12 mit Steinkreisen. Auf dem Giersfelde findet man zwischen Hünengräbern Hügelgräber. Bei Odry ist es umgekehrt, da findet man zwischen Hügelgräbern Hünengräber. So liegt ein Hünengrab fast mitten auf einer Linie, die man vom Mittelpunkt des Kreises II nach dem Mittelpunkt des Kreises III zieht. Es besteht aus drei Steinen, die 15, 75 und 80 Zentimeter hoch sind. Diese drei Steine entsprechen den drei Decksteinen eines einfachen Hünengrabes, die, wie schon gezeigt ist, Symbole von Tag, Nacht und Dämmerung sind. Da die Dämmerung bedeutend kürzer als Tag und Nacht ist, so ist auch der Dämmerungsstein in der Regel bedeutend kleiner als der Tag- und der Nachtstein. Ein anderes, aber kleineres Hünengrab liegt sogar in dem Rande des Hügelgrabes 18. Die Steine sind 20, 20 und 5 Zentimeter hoch. Auch hier finden wir wieder, daß der Dämmerungsstein bedeutend kleiner als der Tag- und Nachtstein ist. Ein drittes Hünengrab liegt fast in der Mitte zwischen dem 18. Hügelgrab und dem Steinkreise X. Die drei Steine desselben sind 15, 15 und 10 Zentimeter hoch. Auch hier ist der Dämmerungsstein wieder kleiner als der Tag- und der Nachtstein. Zwischen dem 18. Hügelgrabe und dem Steinkreise II findet man sogar zwei Hünengräber von je drei Steinen dicht nebeneinander. Auch hier sind die Dämmerungssteine kleiner als die Tag- und Nachtsteine. Also auch Hünengräber finden sich auf dem Gräberfelde bei Odry. Auf dem Giersfelde fanden wir zwei künstliche Erdtrichter und einen kleinen künstlichen Berg. Den künstlichen Erdtrichter finden wir auch bei Odry, doch der dazu gehörende künstliche Berg wird nicht erwähnt. Dagewesen ist er aber sicher; ob man ihn nun nicht beachtet hat, oder ob er schon der Zerstörung einheimgefallen ist, vermag ich nicht zu entscheiden. Nach diesen Feststellungen muß man annehmen, daß auch das Gräberfeld bei Odry ganz ähnlich wie der bronzezeitliche Friedhof bei Erfurt rein astronomisch und astrologisch angelegt ist. Die Gräber müßten sich auf die Tage von Mondmonaten und deren Wochen beziehen. Das ist denn auch tatsächlich der Fall. Es sind im ganzen 30 Gräber mit und ohne Steinkreise vorhanden. Von diesen liegt, wie Abbildung 12 zeigt, das Grab I mit Steinkreis oben rechts weit ab, die übrigen 29 zerfallen in vier Abteilungen, von denen Abteilung A vier, Abteilung B acht, Abteilung C 9 und Abteilung D acht Gräber enthält. In den römischen Monaten von 29 Tagen hat nun die erste Woche vier, die zweite acht, die dritte neun und die vierte acht Tage, und es ist kein Zweifel, daß wir in den vier Abteilungen die vier Wochen eines Mondmonats von 29 Tagen mit seinen vier Wochen vor uns haben. Die 30 Tage mancher Mondmonate erhielt man dadurch, daß man zu den 29 Gräbern das Grab oben rechts weit ab zählte. Danach muß man erwarten, daß genau so wie auf dem bronzezeitlichen Friedhofe bei Erfurt auch auf dem Gräberfelde bei Odry Sonne, Mond, Venus, die fünf Planeten und die vier Teile des 24stündigen Tages dargestellt sind. Das läßt sich denn auch nachweisen. - 56 - 57 Abb. 12. Die vorgeschichtlichen Steinkreise zu Odry, Kr. Konitz, Westpr. Aufgenommen durch den Reg.-Landmesser Stephan. Wie wir schon wissen, werden Sonne und Mond und auch wohl Venus durch Kreise dargestellt. Danach müssen sich unter den 12 Gräbern mit Steinkreisen Sonne, Mond und Venus viermal bergen. Das erstemal finden wir drei Kreise mit fünf Hügelgräbern in Woche D. Das sind Sonne, Mond und Venus mit den fünf Planeten. - 57 - 58 Abb. 13 Die Azimute des Gräberfeldes bei Odry, Kreis Konitz, Westpr. V. 1700 v. Chr. Zum zweitenmal sehen wir Sonne, Mond und Venus als die Kreise VIII, IX, X in der Woche B unten. Die noch in der Woche befindlichen vier Hügelgräber vertreten die vier Teile des 24stündigen Tages, Tag, Nacht und die beiden Dämmerungen. Zum drittenmal erblicken wir Sonne, Mond und Venus als Kreise in Woche A mit einem Hügelgrab. Nun zeigt uns das schwedische Felsenschiff, daß man die Venus auch wohl in dem Morgensterne und dem Abendsterne als zwei Sterne auffaßte. Dieser Auffassung trägt unsere Darstellung Rechnung, indem es die Venus als Kreis und auch als Hügelgrab darstellt. Zum viertenmal finden wir Sonne, Mond und Venus als die Kreise I, XI und IV. Von diesen Kreisen stehen zwei oben und einer unten auf unserer Abbildung. - 58 - 59 Ähnlich stehen auch Sonne, Mond und Venus auf Abbildung 9, und zwischen ihnen befinden sich die fünf Planeten. Auf Abbildung 12 sind es die fünf Hünengräber, welche die fünf Planeten vertreten und sich daher zwischen Sonne, Mond und Venus befinden. Nach der Feststellung, daß bei der Anlage des Gräberfeldes bei Odry Astronomie und Astrologie in reichem Maße verwandt ist, muß man als selbstverständlich annehmen, daß auch Sternlinien benutzt sind, um die Lage der Gräber zu bestimmen. Man verbinde verschiedene Gräber in der Weise, wie dies auf der Abbildung 13 geschehen ist, und man erhält dieselben Azimute, die Prof. Dr. Neugebauer die Freundlichkeit hatte, von Odry um 1700 v. Chr. mir mitzuteilen. Sirius 58,4°, Kastor 149,3°, Capella 158,8°, Delta des Orion 73,2°, Sonne, Sommersolstitium 134,7°, Sonne, Wintersolstitium 48,3°, Südliches Mondextrem 36,2° und Nördliches Mondextrem 146,8°. Zu bemerken ist noch, daß Stephan wohl die Mittelpunkte der Gräber mit Steinkreisen, aber nicht die der Hügelgräber genau festgestellt hat, sondern nur ungefähr. Was nun die Genauigkeit der Azimute anbetrifft, so gilt davon dasselbe wie von der der Azimute von dem bronzezeitlichen Friedhofe bei Erfurt. Ein Vergleich zeigt, daß dieselben astrologischen und astronomischen Auffassungen, die wir bei dem bronzezeitlichen Friedhofe bei Erfurt fanden, sich auch bei dem Gräberfelde bei Odry finden. Vor der alten Trebener Kirche, Kr. Weißenfels, befindet sich ein slawischer Friedhof, angeblich aus dem 12. Jahrhundert, der mit Bauschutt 50—80 cm überschüttet war. Nach der Entfernung des Bauschuttes fand man 12 Gräber mit voller Steinpackung, 14 ohne alle Steinpackung und 8 mit halber Steinpackung durcheinander.69 Die 12 Gräber mit voller Steinpackung liegen ziemlich dicht gedrängt in der Mitte des Friedhofs, 4 von den 14 ohne Steinpackung im Westen, 7 weit davon im Osten und eins von den letzten drei noch weiter im Osten und die anderen beiden im Norden darüber. Die 8 Gräber mit halber Steinpackung sind genau so angeordnet wie die 8 Gräber auf dem Friedhofe bei Erfurt, die sich auf Sonne, Mond, Venus und die 5 Planteten beziehen. Auf diese müssen sich daher auch die 8 Gräber mit halber Steinpackung auf dem Trebener Friedhofe beziehen. Und daraus muß man schließen, daß die 12 Gräber mit voller Steinpackung die 12 Monate des Jahres, die 4 im Westen ohne Steinpackung die Wochen eines Monats und 7 im Osten ohne solche die 7 Tage einer Woche darstellen. 4 7tägige Wochen haben 28 Tage. Um diese auf die 29 und 30 Tage von Mondmonaten zu bringen, hat man 1 oder 2 Tage nötig. Diese bergen sich unter den drei Gräbern, die am weitesten nach Osten und Norden liegen. Die drei verschiedenen Grabarten hat man wohl auf drei verschiedene Stände zu beziehen. Auf dem Trebener Friedhofe findet man auch noch 30 große Steine, die jetzt flach liegen, von denen man aber vermutet, daß sie einst aufrecht standen und Grabsteine waren. Sie bilden von Westen nach Osten 4 deutlich voneinander getrennte Gruppen. Die erste enthält 5, die zweite und dritte je 8 und die vierte 9 Steine. Wir haben hier dieselbe Wocheneinteilung wie bei dem schwedischen Felsenschiff und auf dem Erfurter Friedhofe, denn leicht sieht man, daß die 9 Steine der vierten Gruppe sich auf die 8 Tage einer 8tägigen Woche und den einen Zusatztag beziehen. Der Trebener Friedhof ist also ein echt astrologisch-astronomischer Friedhof. Aus dem gesamten beigebrachten Material muß man sogar schließen, daß alle alten germanischen Friedhöfe echt astrologisch-astronomisch angelegt waren. Das kann nicht wundernehmen, da ja die Weltanschauung der alten Germanen echt astrologisch war, was freilich unsere Altertumsforscher immer noch nicht einsehen wollen. Hat man nun Friedhöfe astrologisch und astronomisch angelegt, so muß man vermuten, daß sich diese Anlage auch bei Häusern findet. Das ist auch der Fall. 69 Mannus, B. XI/XII, S. 338. - 59 - 60 Im Mannus, Ergänzungsband VI, S. 60, findet sich der Grundriß eines Hauses aus der Spätlatènezeit, der mit C bezeichnet ist. Er stammt aus dem Dorfe Tarolath, Kr. Freystadt, Niederschlesien. In dem Grundriß befinden sich 55 Löcher, in denen die Pfosten standen, auf denen das Haus errichtet war. Diese beziehen sich auf die 12 Monate des Jahres, auf die 4 Wochen des Monats, auf die Tage von 3 achttägigen und einer fünftägigen Woche, den Zusatztag und auf Sonne, Mond, Venus und die 5 Planeten. Die 54 Pfosten bilden 7 Gruppen, die sich ziemlich deutlich voneinander abheben. Die 12 Monatspfosten standen an der unteren Südseite, etwas über ihnen nach Westen der Zusatzpfosten und ihnen gegenüber in der Mitte der Nordseite die 7 Pfosten für Sonne, Mond und die 5 Planeten. Zwischen diesen und dem Westende an der Nordseite befanden sich die 5 Pfosten für die 5tägige Woche. Von Westen nach Osten durch die Mitte waren zuerst die Pfosten von 2 achttägigen Wochen, dann die 4 Wochenpfosten des Monats and zuletzt am Ostende die Pfosten der dritten achttägigen Woche aufgestellt. Die Venus wurde durch einen ganz kleinen Pfosten in der achttägigen Woche am Westende vertreten. Zweifellos dienten die Pfosten des Hauses auch als Kalender, denn man brauchte nur an den betreffenden Monats-, Wochen- und Tagpfosten Zeichen aufzuhängen, und man hatte das Datum des Tages. Das Haus zu Tarolath ist also ein echt astrologisch-astronomisches Haus, und die Weltanschauung ihrer Erbauer war die astrologische, wie sie Hugo Winckler dargelegt hat. Und weil man das noch nicht erkannt hat, ist auch der Grundriß des Hauses noch nicht richtig gedeutet worden, und man steht verständnislos vor der Anordnung der Pfosten. Wir können uns daher nicht wundern, wenn sogar behauptet wird, daß die alten Germanen ihre Kultur nicht selbst geschaffen, sondern erst von dem Orient bekommen hätten. Professor Hermann Wirth, „Aufgang der Menschheit“, S. 411, trifft deshalb den Nagel auf den Kopf, wenn er schreibt: „Wir haben alsdann feststellen können, daß unser ganzes wohlgeordnetes Entwicklungsschema der menschlichen Geistesgeschichte, das die geistige Bewußtwerdung und Reifung der Menschheit erst in eine „geschichtliche“ Zeit der Orients verlegt und eine davorliegende kontinuierte Primitivität eines vorgeschichtlichen Zeitalters sich zurechtkonstruiert hatte, eine haltlose Hypothese ist, welche uns als eine geistige Belastung aus der Selbstüberhebung jener orientalisch-mittelländischen Verfallzeit durch unsere theologisch-humanistische altphilologische Geschichtsschule vererbt worden ist.“ - 60 - 61 Astronomie in Osnabrück und Umgebung. Die Höhle in dem Gertrudenberge bei Osnabrück eine heidnische unterirdische Kultstätte, die bereits 1600 v. Chr. angelegt ist. In dem Gertrudenberge bei Osnabrück befindet sich eine Höhle, von der der Geometer Hollenberg 1852 eine Karte angefertigt hat, die uns Abbildung 15 zeigt. Die Höhle ist über 100 Meter lang, 5 bis 30 Meter breit und 2 bis 4 Meter hoch. Lodtmann, Professor in Helmstedt und geborener Osnabrücker, schreibt 1753 (Monumenta Osnabrugensia) über die Höhle unter dem Gertrudenberge: „Eine Höhle von wunderbaren Windungen unter dem bei Osnabrück liegenden Gertrudenberge, die in den gewachsenen Felsen mit unendlicher Mühe gegraben ist, vielleicht eine Wohnstätte alter Germanen, bemerkenswert wegen gewaltigen Umfangs, wird durch dies hier hergestellte Monument (so bezeichnet Lodtmann seine Niederschrift) geschildert. Du findest hier, o Wanderer, wenn du Interesse hast für Wunder, ein sinnreiches und klug angelegtes Labyrinth, das man anstaunen muß, eine Höhle, welche die nimmermüde Hand trotz der Härte des Felsgesteins ausgemeißelt hat. Trittst du hinein, so wirst du erschreckt durch die wunderbaren Verschlingungen der mannigfachsten Wege, ohne zu ahnen, welchen Weg zu gehen das richtige ist. Und hast du dich für einen Weg entschieden, so wirst du denselbeben Weg zurückgeführt, weißt aber nicht, daß du den Schritt zurückgelenkt hast. Wenn du glaubst, vorwärts zu gehen, so biegst du zur Seite in der geheimnisvollen Höhle, und glaubst du, rückwärts zu wenden, so merkst du, daß du zu weit vorwärts gegangen bist. Unbetretbar und kaum wieder entrinnbar würde das Labyrinth sein, das nach jeder Seite für die gewundene Krümmung (in den Fels hinein) ausgehöhlt, wenn nicht Gestein, das im Laufe der Zeit von der Decke niederfiel, glücklicherweise die täuschenden Wege verrammelte.“ „Wenn man durch den Eingang hinabsteigt, stößt man auf sechs Öffnungen. Von diesen sind drei so verschüttet, daß man weder hindurchgehen, noch hindurchkriechen kann: drei, A, B, C, sind offen. Wenn man nun A, die von der linken Seite die erste ist, betritt, findet man sofort vier andere. Von diesen sind zwei ganz und gar durch Felsblöcke verschüttet, eine dritte halb verschüttet; wenn man die vierte betritt, wird man zuerst nach links geführt, aber man wird bald nachher zurückkehren, da auch jene verstopft ist; sich nach rechts wendend, kehrt man zur zweiten Öffnung B zurück. Wenn man wiederum die zweite Öffnung B betritt und sich nach links wendet, schreitet man durch die Öffnung A zurück. Wenn man nun aber nach rechts vorschreitet, stößt man auf einen freien Platz, wo man vier Öffnungen sehen kann, ohne diejenige, durch die man gekommen ist. Welche auch immer nun von diesen man betritt, bringt man bald nach rechts, bald nach links vor, und nach rechts vorgedrungen, kehrt man nach einigen Irrgängen zurück durch die Öffnung, die die dritte C zum Eingang der Höhle ist. Wenn man nun auch diese wiederum betritt, so wird man, sich nach links wendend, zurückgeführt aus dem Eingange B; nach rechts, wo die längsten Irrgänge der Höhle sind, bald hierin, bald dorthin geführt, zehnmal vorgeschritten, auch zehnmal wegen verschütterter Öffnungen, die nicht einmal einen Kriechenden Menschen hindurchlassen, zurückgekehrt, kommt man endlich nach vielen Irrwegen zum Eingang der Höhle zurück. Hier und da begegnen einem freie und fast runde Plätze, wo zehn und mehr Personen Platz haben können; diese haben im Umkreise Öffnungen, in die man eintreten und austreten kann. Jene kann man mit Zimmern vergleichen.“ - 61 - 62 Nach Lodtmann befindet sich neben der Höhle auch noch ein Labyrinth, das Abbildung 14 schematisch darstellt. Als aber um die Mitte des vorigen Jahrhunderts die Höhle an Bierbrauer verpachtet wurde, haben diese mit Einwilligung des Magistrats die Eingänge in dem Labyrinthe zugemauert. Labyrinthe findet man auch in manchen Kirchen Frankreichs und auch in einer Kirche in Salzburg. Das nimmt wunder, denn die Labyrinthe sind nicht christlichen Ursprungs. Abb. 14. Es läßt sich aber nachweisen, wie sie in diese hineingekommen sind. Der Papst Gregor VI. empfahl den Missionaren, die heidnischen Tempel nicht zu verbrennen, sondern durch Besprengung mit Weihwasser in christlich Kirchen umzuwandeln. Finden sich nun in französischen Kirchen Labyrinthe, so befanden sich diese in den heidnischen Tempeln, die durch Besprengung mit Weihwasser ein Bestandteil der christlichen Kirchen geworden. Und es ist kein Zweifel, daß in den Labyrinthen in den christlichen Kirchen auch noch am 1. Mai dieselben Kämpfe zwischen den Vertreter des Winters und dem des Sommers ausgefochten sind wie in den heidnischen Tempeln. Wenn nun Professor Lodtmann neben der Gertrudenberger Höhle ein Labyrinth gefunden hat, so ist das ein unanfechtbarer Beweis, daß diese einem unterirdischen Tempel ihre Entstehung verdankt. Labyrinthe stellen nun die aufund absteigenden Bahnen der Sonne und des Mondes am Himmel dar, wie die Erdtrichter und der Heilige Berg auf dem Giersfelde und die Schneckenlöcher auf dem Gertrudenberge bei Osnabrück zeigen. Auf dem schwedischen Monatsschiffe erblichen wir Sonne und Mond als zwei kleine Kreise zwischen den beiden Wochenzeichen, die Venus als Abend- und Morgenstern als zwei Punkte neben dem linken Wochenzeichen, die fünf Planeten als fünf Punkte neben dem rechten Wochenzeichen und die vier Teile des 24stündigen Tages als ein vierteiliges Segel. In ganz ähnlicher Weise treten diese Sachen in der Gertrudenberger Höhle auf, wie Abbildung 15 zeigt. - 62 - 63 Abb. 15. Die Gertrudenberger Höhle bei Osnabrück nach der Karte von Hollenberg 1852. - 63 - 64 Da sehen wir Sonne, Mond und Venus als drei kleine Vierecke, die ihrer Größe entsprechen, in dem linken Teile des Querabschnittes, die fünf Planeten als fünf kleine Vierecke in dem rechten Teile derselben und die vier Teile des 24stündigen Tages, den Tag, die Nacht und die beiden Dämmerungen, als zwei größere und zwei kleinere Gebilde in dem Südteile der Höhle. Noch einmal werden Sonne, Mond, Venus, die fürnf Planeten und die vier Teile des 24stündigen Tages in ganz ähnlicher Weise in dem mittleren und dem nördlichen Teile der Höhle dargestellt. Die obere Darstellung, ist für die Vollmondszeit und die untere für die Neumondszeit. Die Symbole für Sonne, Mond und Sterne waren Säulen. Nach dem schwedischen Monatsschiff gehören dazu aber auch die vier Wochen mit ihren Tagen. Auf dem bronzezeitlichen Friedhofe bei Erfurt und auf auf dem Gräberfelde bei Odry sind die Tage durch Gräber dargestellt worden. Das ging heir natürlich nicht. Man mußte eine andere Art der Darstellung wählen. Nur durch die verschiedene Gestaltung der Höhlenräume konnte dies bewerkstelligt werden. Es fällt denn auch nicht schwer, vier Haupträume in der Höhle zu unterscheiden, die durch verschiedene Bodenmuster kenntlich gemacht und mit den römischen Ziffern I bis IV bezeichnet sind. Diese vier Räume sind Symbole der vier Wochen eines Monats, von denen drei Wochen je acht und eine fünf Tage hat, wie auch die Wochen auf dem schwedischen Monatsschiff und auf dem bronzezeitlichen Friedhofe bei Erfurt. Wie di Wochen durch die großen Räume der ganzen Höhle, so werden die Tage durch die kleineren der Wochen dargestellt. Sid sind durch kleine gestrichelte Linien voneinander getrennt und mit den Ziffern 1 bis 5 und 1 bis 8 bezeichnet. Man beachte auch den mit 30 bezeichneten Zusatztag! Von den bekanntesten astronomischen Erscheinungen fehlt in der Höhle anscheinend die Darstellung der Fixsterne. Daß diese aber dagewesen ist, unterliegt bei der ganzen Sachlage kaum einem Zweifel. Auf dem Giersfelde sind die Fixsterne durch Sternbilder und Sternlinien dargestellt. Ähnlich dürfte die Darstellung derselben auch in der Gertrudenberger Höhle gewesen sein. Höchst wahrscheinlich befand sich die Darstellung der Sternbilder an der Decke der Höhle. Darauf deutet hin, daß noch vor mehr als hundert Jahren ein Osnabrücker Senator die Höhle and jedem Neujahrstage durch Lämpchen erleuchten ließ, und daß dann jung und alt aus Osnabrück nach der Höhle wanderte, um sich ihre Beleuchtung anzusehen. Bei dem Gute Österholz sind Sternlinien zum Grundriß desselben, benutzt. Untersuchen wir, ob das nicht auch bei der Gertrudenberger Höhle der Fall gewesen ist. Verbindet man die äußeren Ecken und Kanten der Höhle durch Linien, so erhält man ein Siebzehneck. Die Azimute, welche die Seiten des Siebzehnecks mit dem Meridian bilden, sind identisch mit den Azimuten, die bei der Besprechung des Giersfeldes für Osnabrück um 1600 v. Chr. von Sonne, Mond und vier Fixsternen angegeben sind. Unter den 17 Linien des Siebzehnecks finden sich dreimal Meridian, fünfmal Mond-, dreimal Sirius-, einmal Antares-, zweimal Kastor- und dreimal Sonnenlinien. Das Überwiegen der Sonnen-, der Mond- und Meridianlinien erklärt sich daraus, daß diese für die Leute der Steins- und Bronzezeit das waren, was für uns heute der Kalender ist. Sternlinien oder Azimute erhält man auch, wenn man in die Augen fallende Ecken und Kanten der Höhle quer durch dieselbe verbindet, wie zwei Ost-West- und eine Sirius- und eine Antareslinie zeigen. Daraus geht hervor, daß nichts in der Höhle zufällig, sondern alles wohl bedacht ist, wenn wir heute auch nicht alles mehr verstehen. Leute, welche, die fixe Idee haben, daß vor Chr. in Deutschland keine Astronomie getrieben ist, werden versuchen, auch die Sternlinien der Gertrudenberger Höhle für Zufallslinien zu erklären. Das ist aber bei der Gertrudenberger Höhle schwieriger als bei dem Grundriß von Österholz, denn außer den Sternlinien zeigt ja diese auch noch Darstellungen von den übrigen astronomischen Erscheinungen. Wer nun leugnet, daß in der Gertrudenberger Höhle Sternlinien sich finden, muß auch die Darstellung der übrigen astronomischen Erscheinungen leugnen. Und das dürfte schwerlich gelingen. - 64 - 65 Astronomie in der Umgebung von Osnabrück um 1600 v. Chr. In der Umgebung von Osnabrück finden sich zahlreiche Hünengräber und sicher nachweisbare alte heidnische Kultstätten. Abbildung 16 zeigt eine Karte von diesen Hünengräbern und alten heidnischen Kultstätten, die nach den Meßtischblättern von Osnabrück, Rulle und Hasbergen angefertigt ist. Sie ist also möglichst genau. Verbindet man nun die Hünengräber und Kultstätten durch Linien, wie das auf der Karte geschehen ist, so erhält man Sternlinien oder Azimute von Sonne, Mond und Sternen um das Jahr 1600 v. Chr. Abb. 16. Hünengräber und alte heidnische Kultstätten in der Umgebung von Osnabrück um 1600 v. Chr. Den Meridian erhielt man, indem man eine Linie von den Nahner Steinen über die Östringer Steine, und die Ost-Westlinie oder den Azimut zur Zeit der Tag- und nachtgleichen, indem man eine Linie von den Östringer Steinen über die Karlsteine, und eine nochmalige solche Linie, indem man eine Linie von den Sundermannsteinen über das alte heidnische Heiligtum auf dem Gertrudenberg zog. Das sind Linien, die auch ein Volk auf der niedrigsten Kulturstufe nicht entbehren kann, denn sie bestimmen die vier Haupthimmelsrichtungen. Dann finden wir fünf Sonnenlinien, die mit der Ost-Westlinie oder der Linie der Tag- und Nachtgleichen die Anfänge der vier Jahreszeiten anzeigen. Und die beiden Mondlinien zeigen uns den Mond in seinem höchsten Stande im Norden und seinem niedrigsten im Süden. Das sind also Linien, die zur Herstellung eines Kalenders nicht zu entbehren waren. Daß man schon in Nordwesteuropas zur Stein- und Bronzezeit Steinkalender besaß, ist schon bei der Besprechung des Giersfeldes nachgewiesen. - 65 - 66 Beobachtete man nun die Unter- und Aufgangspunkte der Sonne und des Mondes im Laufe des Jahres und des Mondmonats, so ist sicher, daß man auch die Untergangs- und Aufgangspunkte von besonders in die Augen fallenden Sternen, denen man astrologische Bedeutung zuschrieb, beobachtete. Der glänzende Stern am nächtlichen Himmel ist nun ohne Zweifel der Sirius, der auch schon bei den alten Ägyptern eine große Rolle spielte. Wir finden daher seine Azimute viermal. Vier andere auffallende und astrologisch wichtige Sterne sind Antares, der große glänzende Stern in dem Sternbilde des Skorpion, Capella, der größte und hellste Stern im Fuhrmann, der Deltastern im Gürtel des Orion und Kastor, der zweithellste Stern im Sternbilde der Zwillinge. Jeder dieser vier Sterne ist nur mit zwei Linien vertreten. Sie treten also hinter der Sonne und dem Sirius weit zurück. Außer Sonne, Mond und Fixsternen unterscheidet man aber auch noch Planeten oder Wandelsterne. Daß man zur Stein- und Bronzezeit in Westeuropa diese auch schon kannte und darstellte, zeigt ihre Darstellung auf dem schwedischen Felsenschiff, dem bronzezeitlichen Friedhof zu Erfurt, auf dem Gräberfelde bei Odry, im Regierungsbezirk Stade und in der Höhle des Gertrudenberges bei Osnabrück. Unsere Karte von der Umgebung von Osnabrück, welche Hünengräber und alte heidnische Kultstätten zeigt, ist also eine astronomische Karte in astrologischer Auffassung, die alles darstellt, was man von Sonne, Mond und astrologisch wichtigen Fixsternen um 1600 v. Chr. wußte. Man beachte, daß einige von den Linien bis zu 10 Kilometer lang sind. Daß man zur Stein- und Bronzezeit schon solche lange Linien mit Sicherheit herzustellen vermochte, beweisen die ebensolangen und noch längeren Menhirreihen, die Korvettenkapitän Devoir in der Bretagne nachgewiesen hat. Bekannt ist, daß die Gegner Teudts im Mannus, B. 20, Zeitschrift für Vorgeschichte, alles mögliche versucht haben, um den Nachweis zu liefern, daß die Linien des Grundrisses von dem Gute Österholz nicht Sternlinien, sondern nur Zufallslinien sind, weil die alten Germanen nicht fähig gewesen sein sollen, Sternlinien herstellen zu können. Unsere Altertumsforscher stellen diese Behauptung auf, weil sei noch nicht imstande gewesen sind, von unseren Mythen, Märchen und Sagen auch nur einen Mythus, ein Märchen und eine Sage befriedigend und anschaulich zu deuten. Sie haben daher auch keine Ahnung von der wirklichen Weltanschauung, dem wirkliche Wissen und Können unserer alten Vorfahren. Stellen sie doch sogar die ungeheuerliche Behauptung auf, daß unsere sämtlichen Mythen und Märchen aus dem Oriente stammen. Man vergleiche hier auch, was Prof. Hermann Wirth „Aufgang der Menschheit“, B. I, S. 195, über di Astronomie der Eskimos sagt: „Wir finden bei den Eskimos eine außerordentlich entwickelte Beobachtung des Sonnenlaufes in Verbindung mit bestimmten Punkten in der Landschaft. Aus neuerer Zeit wissen wir von den Ammasalik, daß sie den kürzesten Tag genau vorher zu bezeichnen imstande sind, nicht nur mit Hilfe des Punktes der Sonnenwende, sondern auf Grund des Sternes Altaire im Morgendämmerungslicht. Der Lenz beginnt bei ihnen, wenn die Sonne an demselben Punkte wie Altaire aufgeht. Die Eskimos von Hudson Bay bestimmen das Herannahen der Sonnenwende aus dem Sonnenlauf in bezug auf gewisse feste Punkte in der Landschaft.“ S. 196: „Bei den Indianerstämmen von Arizona wird der Lauf der Sonne genau beobachtet, sowohl zur Bestimmung kultischer Feste als auch für die werktägigen Verrichtungen.“ Und was die Indianer und Eskimos können, das sollten unsere alten Indogermanen und Germanen nicht gekonnt haben? Darüber schreibt mir Prof. Dr. Neugebauer: „Leider gestattet die Archäologie es nicht, den Bewohnern des alten Germaniens eine gewisse Kultur zuzuschreiben. Ja, wenn es Kaffern oder Hottentotten wären, da wäre alles erlaubt. Die stehen geistig hoch, und da dürfen die kühnsten Behauptungen aufgestellt werden. Aber bei den alten Germanen oder Kelten verbietet das der orthodoxe Kanon.“ - 66 - 67 Selbstverständlich wird man auch versuchen, die von mir nachgewiesenen astronomischen Linien der alten Germanen als nicht astronomische hinzustellen. Das ist aber bei meinen Linien unendlich schwieriger als bei Teudts Linien, denn bei mir spielen Fixsternlinien gar nicht die Hauptrolle wie bei Teudt, sondern Meridian-, Ost-West-, Sonnen- und Mondlinien in den verschiedenen Jahreszeiten. Auch handelt es sich bei mir nicht um einen Ort, sondern um verschiedene. Haben doch Astronomen festgestellt, daß die astronomische Pflege- und Kultstätte Österholz, der bronzezeitliche Friedhof bei Erfurt, das Gräberfeld bei Odry in Westpreußen, das großartige Steindenkmal Stonehenge in England, das Giersfeld im Kreise Bersenbrück, die Höhle im Gertrudenberge bei Osnabrück und die Hünengräber und Kultstätten um Osnabrück herum von 1850 bis 1600 v. Chr. angelegt sind. Da darf man wohl darauf gespannt sein, mit was für Behauptungen man den Leuten weiszumachen versuchen wird, daß die alten Germanen Dummköpfe von solcher Güte waren, daß sie keine Astronomie zu treiben imstande waren. Eine wissenschaftliche und volkstümliche Forderung Nach dem beigebrachten Material steht fest, daß wir in der Höhle des Gertrudenberges bei Osnabrück eine alte Kultstätte unserer Vorfahren um 1600 v. Chr. vor uns haben. Unsere Pflicht ist es nun jedenfalls, diese alte Kultstätte, die bis jetzt einzig in Deutschland dasteht, in ihrer ursprünglichen Gestalt wieder herzustellen. Das ist möglich, wenn wir dabei die Beschreibung der Höhle von Professor Lodtmann, die Karte derselben von Hollenberg, die Abbildung des bronzezeitlichen Friedhofes bei Erfurt und alte heidnische Überbleibsel in christlichen Kirchen benutzen. Nachdem aus der Höhle alles entfernt ist, was Bierbrauer seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts in ihr angelegt haben, ist sie wieder in den Zustand zu versetzen, in dem Hollenberg sie 1852 vorfand. Die vier Teile der Höhle stellen die vier Wochen eines Monats dar, und zwar die beiden Wochen im Süden die beiden Wochen der Vollmondszeit und die beiden im Norden die der Neumondszeit. Die Wochen sind durch verschiedenfarbige Ränder scharf voneinander zu trennen. In den Vollmondswochen wird jeder Tag durch eine goldene, jede Nacht durch eine silberne und die beiden Dämmerungen durch eine hellgraue Färbung kenntlich gemacht. Dagegen erscheint im Norden in den Neumondswochen der Tag weiß und half schwarz. Sonne, Mond, Venus und die fünf Planeten werden durch Säulen vertreten, die ihrer Größe und sonstigen Eigenschaften entsprechen. Daher ist im Süden die Mondsäule als ein Symbol des Vollmonds silberfarbig, aber im Norden als ein solches des Neumonds schwarz. Die Fixsterne, die natürlich auch in der Höhle nicht gefehlt haben, sieht man and der Decke derselben als kleine Glühlämpchen in der Form der bekanntesten Sternbilder. Sie dienen auch zur Beleuchtung der Höhle. Die Azimute der 17 Seiten der Höhle werden wohl am besten an den Wänden der Höhle in irgendeiner praktischen Form angebracht. In der Kirche in Oldendorf bei Melle erblickt man Wodan als den heiligen Martin, Freyr erscheint in der Sakristei als ein Bischof, dem eine junge Frau auf einer Schüssel einen gebratenen Eberkopf bringt, und Baldur sieht man als Friedensfürsten hinter dem Altar auf der Ostwand. Erinnern wir uns nun, das Papst Gregor den Missionaren empfahl, die heidnischen Tempel nicht zu verbrennen, sondern durch Besprengung mit Weihwasser in christliche Kirchen zu verwandeln, so muß die Kirche in Oldendorf bei Melle aus einem alten heidnischen Tempel entstanden sein, in dem die Bildnisse oder Statuen der drei höchsten heidnischen Götter sich befanden. Daher sind auch in der Gertrudenberger Höhle als einer altheidnischen Kultstätte die Bildnisse der Statuen der drei höchsten germanischen Götter anzubringen. Daß diesen der Vollmondstag mit der Sonne, die Vollmondsnacht mit dem Vollmonde und Dämmerungen mit den Sternen oder dem Abend- und Morgenrote zugrunde liegen, wissen wir schon. Das hat schon Cäsar klar und deutlich erkannt, ja, er behauptet sogar, daß andere Götter die Germanen nicht einmal vom Hörensagen kennen. - 67 - 68 Wie Baldur den Vollmondstag mit der Sonne auf der Höhe seiner Entwicklung vertritt, der den Sieg der Vollmondszeit über die Neumondszeit genießt und daher in Frieden herrscht, so vertritt Thor ihn als den stärksten aller asischen Kämpfer, der bei der Mondzunahme den Riesen, den Vertretern der nun verschwindenden Neumondszeit, die Schädel mit seinen Hammer Miölnir, der Sonne, zertrümmert. Weil nun die alten Germanen zweifellos kriegerischer Natur waren und Thor, wie Cäsar bezeugt, als Kriegsgott verehrten, so würde ich dafür sein, Thor in der Höhle als den Riesenfäller an Stelle Baldurs darzustellen. Aber auch das Labyrinth, das Professor Lodtmann so interessant beschreibt, und von dem er noch einen Teil, den Abbildung 14 schematisch darstellt, hat begehen können, muß wieder zugänglich gemacht werden. Wir werden dann ein altgermanisches unterirdisches Labyrinth kennen lernen, daß vor ungefähr 3500 Jahren angelegt wurde. Stellt man nun die Gertrudenberger Höhle mit ihrem Labyrinthe so wieder her, wie sie ursprünglich gewesen ist, so hat man einen altgermanische unterirdische Kultstätte aus dem 16. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung, wie man sie sich gar nicht besser wünschen kann. Wie die Gerturdenberger Höhle, so sind auch das Giersfeld, der bronzezeitliche Friedhof bei Erfurt und das Gräberfeld bei Odry in ihrer ursprünglichen Form wieder herzustellen. Bei dem Gute Österholz sind Zeichen anzubringen, die seinen Grundriß als echt astronomisch erkennen lassen. Und es ist Sorge zu tragen, daß die Hünengräber und alten Kultstätten in der Umgebung von Osnabrück so kenntlich gemacht werden, daß man in ihnen Gegenstände einer alten geographischen Landkarte in astrologischer Auffassung erkennt. Geschieht da alles, so ist jeder, ob jung oder alt, imstande, festzustellen, daß unsere Vorfahren, die alten Germanen, keinem Volke des Altertums an astro-Kenntnisse und Fertigkeiten nicht gering waren, denn ohne diese hätten sie nicht solch gewaltigen Steindenkmale wie die Hünengräber und eine unterirdische Kultstätte mit einem Labyrinthe wie die Höhle in dem Gertrudenberge bei Osnabrück anlegen könne. Stelle man die Gertrudenberger Höhle in ihrer Ursprünglichkeit wieder her, so hätte Osnabrück eine Sehenswürdigkeit, wie sie nicht zum zweitenmale in Deutschaland vorhanden ist, und die zweifellos alljährlich einen Fremdenstrom nach Osnabrück führen würde. _____________________________ Anmerk.: Wilhelm Teudt, Germanische Heiligtümer, S. 107—143, führt 47 Signallinien der alten Germanen an, die von Norden nach Süden oder von Westen nach Osten über erhöhte Punkte liefen, und auf denen Signalfeuer angezündet wurden. Bielfach lassen sich die Leuchtfeuerstellen noch nachweisen, nur selten bis zu einem Grad von der Nordsüd- oder Westostlinie abweichen. Daß die alten Germanen neben diesen Linien auch noch Linien für die Auf- und Untergangspunkte von Sonne, Mond und besonders in di Augen fallenden Fixsternen hatten, ist wohl selbstverständlich - 68 - 69 ANLAGE II ASTRONOMISCHE BEGRIFFE Um die Diskussion astronomischer Gegebenheiten verständlich zu machen, braucht man einige Grundkenntnisse in der Astronomie70 und der sphärischen Trigonometrie. Hiermit zeigen wir eine Kurzfassung der Grundlagen der sphärischen Trigonometrie auf, und erklären bildlich die wichtigsten Begriffe, womit jeder dann diese Diskussion verstehen kann. Grundlagen der Sphärischen Trigonometrie - Kurzfassung71 Die sphärische Trigonometrie kann wie folgt zusammengefaßt werden: “Der Himmelsäquator wird vom Erdäquator aus projiziert und die Erdachse wird zur Weltachse verlängert. Auf diese Weise erzeugt man von der Erde aus ein Koordinatensystem für den Himmel. Als Zenit bezeichnet man jenen Punkt, der sich am Himmel genau über dem Beobachter befindet. Nadir ist der Name des Gegenpunktes zum Zenit auf der Himmelskugel. Der Beobachter befindet sich auf einem Punkt auf der Erdoberfläche…. Der Himmelsmeridian geht durch den Zenit und beide Pole. Alle Sterne am Himmel beschreiben durch die Drehung der Erdachse scheinbare Kreisbahnen. Dabei legt jeder Stern pro Sterntag 360° horizontal gemessen zurück…. Als Tagbogen wird der Bogen bezeichnet, den ein Stern vom Aufgangspunkt bis zum Untergangspunkt beschreibt. Der Schnittpunkt des Tagbogens mit dem Meridian ist der Höchstpunkt des Sternes und wird auch als Kulminationspunkt bezeichnet. Zirkumpolarsterne haben auch einen tiefsten Punkt am Tagbogen, welcher unterer Kulminationspunkt genannt wird. Astronomische Koordinatensysteme bzw. „Sternen-Visursysteme“ [1.] Das Horizontsystem als Koordinatensystem Der Grundkreis liegt in der Ebene des Beobachters. Die Höhe auf der Himmelskugel wird in Grad gemessen. Der Horizont liegt auf 0°, der Zenit auf 90° und der Nadir auf –90°. Häufig wird anstelle der Höhe auch die Zenitdistanz verwendet, welche sich aus 90° weniger der Höhe ergibt. Als Nullpunkt wird der Südpunkt gewählt und von dort aus kann der zweite Positionswinkel, das Azimut, gemessen werden. Das Azimut ist der Winkel zwischen Himmelsmeridian und Vertikal des Gestirns. Man misst das Azimut in Richtung Westen von 0 bis 360°. Die Polhöhe an einem Ort ist gleich der geographischen Breite. Auf der Nordhalbkugel erleichtert der Polarstern die Messung. Der Vorteil des Horizontsystems ist, dass man die Höhe eines Objektes auch dann messen kann, wenn man den Horizont nicht genau bestimmen kann. Denn die Richtung zum Zenit stimmt mit der Richtung der Schwerkraft überein. Zwei früher sehr gebräuchliche Messinstrumente machen sich die Eigenschaften des Horizontsystems zu Nutze: der Theodolit und der Sextant. Empfehlenswert als Online-Grundkurs ist Sterngucker, Bayerische Rundfunk <http://www.br-online.de/wissen-bildung/spacenight/sterngucker/index.html>. 71 Sphärische Trigonometrie, Wikipedia <http://de.wikipedia.org/wiki/Sph%C3%A4rische_Trigonometrie>. 70 - 69 - 70 [2.] Das Äquatorsystem als Koordinatsystem Neben dem Horizontsystem, in dem sich die Koordinaten eines Sternes auf Grund der Erdrotation ständig ändern, gibt es das Äquatorsystem. Der Himmelsäquator dient als Grundkreis für dieses System. Die Höhe über dem Himmelsäquator wird als Deklination bezeichnet. Sie kann Werte zwischen 90° (Himmelsnordpol) und -90° (Himmelssüdpol) annehmen. Die andere Koordinate des Äquatorsystems ist die Rektaszension, die vom Frühlingspunkt aus entlang dem Himmelsäquator gemessen wird. Die Rektaszension hängt zusammen mit dem Stundenwinkel. Dieser wird vom Schnittpunkt des Himmelsäquators mit dem Himmelsmeridian aus nach Westen von 0° bis 360° bzw. von 0 h bis 24 h gezählt. … Sterne als Zeitmesser Aus der momentanen Position eines Sterns lässt sich die Uhrzeit ermitteln (oder umgekehrt). Die Sternzeit ist definiert als Stundenwinkel des Frühlingspunktes, das heißt als der Winkel zwischen dem Ortsmeridian (dem Großkreis, auf dem der Zenit, der Nordpunkt und der Südpunkt des Horizonts liegen) und dem Deklinationskreis des Frühlingspunktes (dem Großkreis, auf dem sich der Frühlingspunkt und die beiden Himmelspole befinden). Gezählt wird dieser Winkel auf dem Himmelsäquator, und zwar vom Ortsmeridian in Richtung SWNO zum Frühlingspunkt. 0 Uhr Sternzeit bedeutet, dass der Frühlingspunkt gerade den Ortsmeridian durchläuft, also für einen Beobachter auf der Nordhalbkugel genau im Süden bzw. für einen Beobachter auf der Südhalbkugel genau im Norden steht. Eine Stunde der Sternzeit wird naheliegenderweise mit 15° (Winkel gleichgesetzt, sodass 24 Sternzeitstunden einem 360°-Winkel entsprechen. im Gradmaß) Ein Sterntag ist der Zeitraum zwischen zwei aufeinanderfolgenden Meridiandurchgängen des Frühlingspunktes. Er ist nur geringfügig (um 0,0084 s) kürzer als die Rotationsdauer der Erde, die etwa 23 h 56 min 4 s beträgt. Mit Hilfe der letzten Angabe lassen sich Sternzeit und Sonnenzeit (bürgerliche Zeit) ineinander umrechnen. … Sterne sind in gewisser Hinsicht auch Zeitmesser für sehr lange Zeiträume. Auf Grund der Kreiselbewegung der Erdachse verschiebt sich der Frühlingspunkt um ca. 50'' pro Jahr. Innerhalb eines platonischen Jahres, das sind ca. 26000 Jahre, durchläuft er einmal die ganze Ekliptik. Dieses Phänomen wird als Präzession bezeichnet.” Diese Koordinaten-Systeme zeigen wir nun illustriert im Bild mit begleitender Erklärung. - 70 - 71 Abbildungen 1 bis 4 : Astronomische Koordinatensysteme im Vergleich Horizontsystem und Äquatorsystem Abbildung 1: Das Horizontsystem (Azimut Az, Astronomische Höhe h)72 (Messungen bezogen auf dem Horizont) Abbildung 2: Das Äquatorsystem (Stundenwinkel t, Deklination δ)73 (Messungen bezogen auf dem Himmelsäquator) Harald Geier-Greiner, Koordinatensysteme: Das Horizont-System, <http://www.greiergreiner.at/hc/horizont.htm>. 73 Harald Geier-Greiner, Koordinatensysteme: Das Äquator-System I (ruhend) <http://www.greier-greiner.at/hc/parall_1.htm>. 72 - 71 - 72 Abbildung 3: Das Äquatorsystem (Rektaszension α, Deklination δ)74 (Messungen bezogen auf dem Himmelsäquator) Abbildung 4: Das Äquatorsystem (Stundenwinkel t, Deklination δ, Rektaszension α, Sternzeit θ)75 Harald Geier-Greiner, Koordinatensysteme: Das Äquator-System II (rotierendes) <http://www.greier-greiner.at/hc/parall_2.htm>. 75 Harald Geier-Greiner, Koordinatensysteme: Das Äquator-System II (rotierendes) <http://www.greier-greiner.at/hc/parall_2.htm>. 74 - 72 - 73 Abbildung 5 Astronomische Koordinatensysteme (als Tabelle)76 Horiizontsystem und Äquatorsystem verglichen Galaktisches System Ekliptikalsystem Horizontsystem Äquatorsystem ruhendes (mit)bewegtes Horizont Äquator als Basisebene Deklination δ Höhe h (über Horizont) von 0 bis 90 von 0 bis 90 (wahlweise: N/ S statt +/) Azimut a Stundenwinkel τ Rektaszension α in 1 als Uhrzeit in 1 von S nach W von S nach W v. Frühlingspunkt nach O orts- und zeitabhängig zeitabhängig [nicht abhängig] Sternkoordinaten ein Stern hat beide Koordinaten des ändern sich nur feste Deklination Sterns sind fest Umrechnung: τ = θ α (Sternzeit = θ) Die zwei erwähnten astronomischen Koordinatensysteme – das Horizontsystem und das Äquatorsystem - sind in Abbildungen 1, 2, 3 und 4 verglichen und wie in der Tafel in Abbildung 5 zu unterscheiden. Der Hauptunterschied der zwei Systeme (Horizont, Äquator) besteht in der Orts- und Zeitabhängigkeit:77 Der Nachteil des [Horizontsystems] besteht darin, dass Azimut und Höhe sowohl orts- als auch zeitabhängig sind…. Der Vorteil [des Äquatorsystems] besteht darin, dass Rektaszension und Deklination eines Fixsterns vom Beobachtungsort unabhängig sind, da sich der Frühlingspunkt mit den Fixsternen synchron mitbewegt und die Fixsterne auf Parallelkreisen zum Himmelsäquator verlaufen. Die Deklination ist deshalb bei Fixsternen immer gleich. Letzteres gilt aber nicht für längere Zeitepochen, da es auch eine Präzession in Rektaszension und Deklination gibt. Der Himmelsäquator steigt bzw. fällt während der Präzessionszyklus von etwa 29520 Jahren, ensprechend der Lage des Erdäquators. Dadurch ändern sich auch die äquatoriale Koordinaten eines Sterns über Jahrtausende. Darauf werden wir noch zurückkommen.78 Koordinatensystme, Urania Uhura, Exoplanet, Astrophysik <http://home.arcor.de/sannah/blue/blueframes.html>. 77 Walter Stelzer, Astronomie <http://www.walterstelzer.homepage.tonline.de/Astronomie.html>. 78 Präzession in Rektaszension und Deklination, Veroeffentlichungen des Astronomisches Institute der Universitaet Bonn, vol. 36, pp.5-7, 1949 <http://adsabs.harvard.edu/abs/1949VeBon..36....5.>. 76 - 73 - 74 Das Astronomische Koordinaten-Horizontsystem (Azimutalsystem) Um unsere Diskussion nun optimal weiter zu führen, erklären wir hier bildlich einige Grundbegriffe dieser astronomischen Koordinatensysteme.79 Der Zenit (Abbildung 6)80 ist der Punkt des Himmels der senkrecht über dem Beobachter steht, ausgehend vom Erdmittelpunkt.81 Abbildung 6 : Zenith Der Nadir (Abbildung 7) wird in der Himmelsnavigation als der dem Zenit gegenüberliegenden Fußpunkt bezeichnet.82 Die astronomische Höhe h eines Sterns (Abbildung 8) liegt zwischen 0° und +90° und 0° und -90°, gemessen vom Horizont (0°) bis maximal zum Zenit (+90°) bzw. Nadir (-90°).83 Koordinatensysteme am Himmel <http://einklich.net/rec/astro/koordinatensysteme.htm>; Coordinate Systems, ThinkQuest.org <http://library.thinkquest.org/29033/begin/coordinate.htm>; Ottmar Labonde, Astronavigation, <http://www.ottmarlabonde.de/index.htm>;Klaus Völkel, Grundkurs <http://www.voelkel.bnv-bamberg.de/phas/seiten/koordinatensysteme.html>. 80 Brian Brondel, Celestial Sphere, Wikibooks <http://en.wikibooks.org/wiki/Image:Draw_Celestial_Sphere.bjb.svg>. 81 Zenit, Wikipedia http://de.wikipedia.org/wiki/Zenit_%28Richtungsangabe%29>. 82 Nadir, Wikipedia <http://de.wikipedia.org/wiki/Nadir_(Astronomie)>. 83 Astronomische Höhe, Encarta: “Winkelabstand eines Himmelskörpers vom Horizont … der Winkel zwischen der Ebene des Horizonts und der Verbindungslinie vom Auge zu dem Himmelskörper … Bogenmaß …, der den Himmelskörper mit dem Horizont verbindet.” <http://de.encarta.msn.com/encyclopedia_761575856/Astronomische_H%C3%B6he.html>. 79 - 74 - 75 Abbildung 7 : Zenith, Nadir, Horizontebene84 Abbildung 8 : Astronomische Höhe, Azimut, Himmelsmeridian85 Walter Stelzer, Astronomie <http://www.walterstelzer.homepage.t-online.de/Astronomie.html>. 85 Walter Stelzer, Astronomie <http://www.walterstelzer.homepage.t-online.de/Astronomie.html>. 84 - 75 - 76 Die astronomische Höhe reicht vom Horizont (0°) des Beobachters bis maximal Zenit (90°).86 In Abbildung 8 ist die Astronomische Höhe des Sterns etwa 50°:87 “Der Höhenwinkel wird auch kurz als Höhe bezeichnet…. Den Höhenwinkel eines Himmelskörpers nennt man astronomische Höhe (auch deutsch Altitude); er wird üblicherweise mit h bezeichnet. Die Höhe eines Gestirns kann zwischen +90° (der Zenit) und -90° (der Nadir) betragen, wobei eine positive Höhe anzeigt, dass das Objekt über dem Horizont steht, während eine negative Höhe bedeutet, dass das Objekt unter dem Horizont steht. Zusammen mit dem Azimuth a bildet die Höhe h ein topozentrisches horizontales Koordinatensystem oder allgemeiner ein azimutales Koordinatensystem.” Derjenige Vertikalkreis, der sich als Projektion des (Orts)-Meridians des Beobachters auf die Sphäre ergibt, heißt Himmelsmeridian. Der Himmelsmeridian (Abbildung 8) ist nämlich eine gedachte Linie, die durch eine gedachte Projektion des Meridians vom Erdmittelpunkt aus an die "Himmelskugel" "entsteht". Sie führt vom Nordpunkt am Horizont über den Himmelspol und den Zenit nach Süden zum Südpunkt des Horizonts. “Der Nullmeridian in der Astronomie ist derjenige, der durch den Frühlingspunkt verläuft. Hier schneiden sich Ekliptik und Himmelsäquator.“ 88 Das (bzw. der) Azimut (Az) gibt die Himmelsrichtung des Objektes als Winkel an (In Abbildung 9 ist der Azimut etwa 15°).89 Das Azimut ist der Winkel zwischen Himmelsmeridian und das Vertikal des Gestirns. Abbildung 9 : Azimut (Süd) und Astronomische Höhe in der Praxis90 Bei Azimut-Südrichtung mißt man in Richtung Osten von 0 bis 360°. Bei Azimut-Nordrichtung mißt man in Richtung Westen von 0 bis 360° (Abbildung 10). Die Azimut Südrichtung (sog. astronomisch, S-W-N-O): 0° (bzw. 360°) ist demnach Süden, 90° ist Westen, 180° Norden und 270° Osten. Die Azimut Nordrichtung (sog. geodätisch, N-O-S-W): 0° (bzw. 360°) ist demnach Norden, 90° ist Osten, 180° Süden und 270° Westen. Koordinatensysteme am Himmel <http://einklich.net/rec/astro/koordinatensysteme.htm>. Vertikalwinkel, Wikipedia <http://de.wikipedia.org/wiki/Vertikalwinkel>. 88 Constanze Rödig, Sphärische Astronomie <http://greier-greiner.at/hc/parall2.htm>. 89 Azimut, Wikipedia: „Es wird meistens von Norden, manchmal aber auch von Süden gezählt – dann hat z.B. ein Stern im Westen ein Azimut von 90° statt 270°. <http://de.wikipedia.org/wiki/Azimut>. 90 Rektaszension, Wikipedia <http://de.wikipedia.org/wiki/Rektaszension>. 86 87 - 76 - 77 Abbildung 10 : Das bzw. der Azimut – Astronomisch und Geodätisch91 An sich hat “das” bzw. auch “der” Azimut mehrere Definitionen, die manchmal zu Verwirrung führen. Die astronomische Navigation meint mit Azimut den Winkel vom gegissten Standort (gekoppelter Ort) zum gerechneten Bildpunkt (Fußpunkt) eines Gestirns. In der Kartographie versteht man unter dem Azimut den im Uhrzeigersinn gemessenen Winkel zwischen Geographisch-Nord (Nordpol) und einer beliebigen Richtung auf der Erdoberfläche.92 Abbildung 11 : Das Horizontsystem in der Anwendung (Nordrichtung)93 Harald Geier-Greiner, Koordinatensysteme: Das Horizont-System <http://www.greiergreiner.at/hc/horizont.htm>. 92 Azimut, Wikipedia <http://de.wikipedia.org/wiki/Azimut>. 93 Koordinatensysteme, Physik-Web für die Kollegstufe K12 und K13, LEIFI <http://leifi.physik.unimuenchen.de/web_ph12/grundwissen/12himmelskugel/koordinaten.htm>. 91 - 77 - 78 Von den zwei für uns wichtigen astronomischen Koordinaten-Systemen haben wir nun eins vorgestellt, nämlich das Horizontsystem, wobei die Messungen in Verbindung mit dem Horizont des Betrachters durchgeführt werden (Abbildung 11). Es gibt auch ein zweites astronomisches Koordinatensystem, das man das Äquatorsystem bzw. Äquatorialsystem nennt. Wichtige Kurzdefinitionen für Begriffe das Äquatorsystem sind:94,95 “Stundenwinkel Winkelabstand eines Gestirns zum Meridian. Wird mit der (täglichen) Himmelsbewegung nach Westen gezählt und in Zeiteinheiten (h, m, s) gemessen. Rektaszension Abstand des Gestirns vom Frühlingspunkt. Wird mit der [jährlichen] Bewegung der Sonne nach Osten gezählt und in Zeiteinheiten (h, m, s) gemessen. Sternzeit ist der Stundenwinkel des Frühlingspunktes und vermittelt mithin zwischen Stundenwinkel eines Objektes und seiner Rektaszension. Frühlingspunkt der Schnittpunkt der Ekliptik mit dem Himmelsäquator, an dem die Sonne zum Frühlingsäquinoktium (ca. 21.03.) steht; aus historischen Gründen auch Widderpunkt … genannt, obgleich er mittlerweile in den Fischen (Psc) liegt.” Deklination die Projektion der Breitenkreise der Erde auf eine (imaginäre) Himmelskugel. Abbildungen 12 und 13 zeigen den Himmelsäquator und Himmelsnordpol. Abbildung 12 : Himmelsäquator und Himmelsnordpol96 Ibid. Deklination (Astronomie), Wikipedia <http://de.wikipedia.org/wiki/Deklination_%28Astronomie%29 > 96 Celestial Sphere, Wikibooks <http://en.wikibooks.org/wiki/Image:Celestial_Sphere.bjb.svg>. 94 95 - 78 - 79 Abbildung 13 : Himmelsäquator und Erdäquator, Himmelsnordpol Graphik angepaßt auf deutsch von Nick Strobel’s Astronomy Notes97 Abbildung 14 : Deklination und Rektaszension98 Nick Strobel, Astronomy Notes <http://www.astronomynotes.com/index.html>; Nick Strobel. Reference Markers <http://www.astronomynotes.com/nakedeye/s4.htm>. 98 Rektaszension und Deklination, Astrologie-Lexikon, Cortesi, Astrologische Texte <http://www.cortesi.ch/Glossar/gl_rektaszension.htm>. 97 - 79 - 80 Der Himmelsäquator (Abbildung 13) ist die Projektion des Erdäquators auf die Himmelssphäre, bzw. auf die Himmelskugel.99 Die Deklination (δ) (Abbildung 14) „entspricht der Projektion der Breitenkreise der Erde auf eine (imaginäre) Himmelskugel. Die Deklination gibt den Winkelabstand eines Objektes vom Himmelsäquator an. Werte nördlich des Äquators sind positiv, Werte südlich davon negativ. Die Deklination ist unabhängig von Beobachtungsort und -zeitpunkt. Am Nordpol ist die Deklination mit der maximalen Höhe identisch (90 Grad).“100 Der Himmelsnordpol hat also die Deklination +90°, der Himmelssüdpol die Deklination −90°. Der Abstand (Winkelabstand in Grad), den ein Stern im Augenblick seines Meridiandurchgangs vom Zenit hat, heißt Zenitabstand. „Entfernungen und scheinbare Größen am Firmament werden in Grad gemessen - zum Kugelmodell passend: Einmal um den Himmel herum sind es 360 Grad - ein voller Kreis wie der Himmelsäquator. Der Halbkreis, etwa von Himmelspol zu Himmelspol, misst 180 Grad. Und vom Äquator zu jedem Pol sind es 90 Grad, ein Viertelkreis. Ein Grad wird in 60 Bogenminuten (60') unterteilt, eine Bogenminute in 60 Bogensekunden (60''). So beschreibt man auch den scheinbaren Durchmesser, den ein Objekt am Himmel hat. Sonne und Mond haben beispielsweise beide einen scheinbaren Durchmesser von einem halben Grad (30 Bogenminuten).“101 „Die Rektaszension (α, RA) (Abbildung 14) ist analog zu den irdischen Längengraden. Längengrade (auch Meridiane) verlaufen senkrecht zum Äquator und durch die Erdpole.“102 „Die Rektaszension ist der Winkel zwischen dem Längenkreis des Frühlingspunktes bis zum Längenkreis, über dem das beobachtete Objekt steht, auf der Äquatorebene gemessen. Als Nullpunkt der Rektaszension dient dabei der Frühlingspunkt. Die Rektaszension wird gegen den Uhrzeigersinn gemessen und in Stunden angegeben, wobei 24 Stunden 360 Grad entsprechen.“103 Sirius, der hellste Himmelsstern, hat heute (Abbildung 15) die Rektaszension 6h 45m 9s und liegt entsprechend 101.287 Grad östlich des Frühlingspunktes. Die Deklination von Sirius ist (minus) -16° 42' 58" (d.h. unterhalb des Himmelsäquators). Zum Vergleich: durch die Wanderung des Frühlingspunktes, war in 3117 v.d.Ztr. die Rektaszension von Sirius 3h 1.406m und die Deklination 22° 53.460’. Archäoastronomen verwenden diese Werte für Ihre historischen Studien selten, gerade wegen diese Präzessions-bedingte Diskrepanzen. Wir werden zeigen, daß diese doch nützlich sind. Himmelsäquator, Wikipedia <http://de.wikipedia.org/wiki/%C3%84quator>, Lexikon der Astronomie <http://lexikon.astronomie.info/keywords/Himmelsaequator.html>. 100 Deklilnation, Wikipedia <http://de.wikipedia.org/wiki/Deklination_(Astronomie)>. 101 Sterngucker, Bayerischer Rundfunk, BR-Online <http://www.br-online.de/wissenbildung/spacenight/sterngucker/erde/himmelskoordinaten.html>. 102 Sterngucker, Bayerischer Rundfunk, BR-Online <http://www.br-online.de/wissenbildung/spacenight/sterngucker/erde/rektaszension.html>. 103 Rektaszension, Wikipedia <http://de.wikipedia.org/wiki/Rektaszension>. 99 - 80 - 81 Abbildung 15 : Sirius, Rektaszension und Deklination (in unsere Epoche)104 Abbildung 16 : Das Äquator System in der Praxis105 S = Stern δ = Deklination α = Rektaszension t = Stundenwinkel Celestial Coordinate System, Astronomy 161: The Solar System, University of Tennessee <http://csep10.phys.utk.edu/astr161/lect/time/coordinates.html>. 105 Koordinatensysteme, Physik-Web, LEIFI <http://leifi.physik.unimuenchen.de/web_ph12/grundwissen/12himmelskugel/koordinaten.htm>. 104 - 81 - 82 Abbildung 17 : Das Äquatorsystem im Überblick S = Stern δ = Deklination α = Rektaszension t = Stundenwinkel Zusammenfassung des Äquatorsystems106 “Das sogenannte äquatoriale Koordinatensystem (Abbildung 17) ist analog zum Koordinatensystem auf der Erde definiert. Basis ist der Himmelsäquator, den man sich als auf den Himmel projizierten Erdäquator vorstellen kann. Die Deklination [entspricht] der geographischen nördlichen und südlichen Breite und gibt in Graden die nördliche oder südliche Entfernung eines Sterns vom Himmelsäquator ab. Die Rektaszension entspricht der geographischen Länge. Weil man mit der Rektaszension indirekt auch die Erdumdrehung mißt, gibt man die Rektaszension … auch in Stunden und Minuten an.” Rektaszension und Deklination, Astrologie-Lexikon, Cortesi, Astrologische Texte <http://www.cortesi.ch/Glossar/gl_rektaszension.htm>. 106 - 82 -