Die Wolfsschanze und ihre Auswirkung auf die Eisenbahn

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Die Wolfsschanze und ihre Auswirkungen auf die Eisenbahn
Ich möchte mich in dieser Arbeit mit den Auswirkungen der
Wolfsschanze, dem Führer – Hauptquatier in Ostpreußen ab 1941,
auf die Eisenbahn befassen. 1)
Das Gelände:
Die Stadt Rastenburg, Kreisstadt des Kreises Rastenburg im
Regierungsbezirk Königsberg 2), liegt an der Bahnstrecke von
Korschen nach Prostken 3) und bekam am 01.11.1867
Bahnanschluß. 4)
Den Osten des Kreises Rastenburg bedeckt ein 100 ha großes
Waldgebiet ( Görlitz ). Die Görlitz ist ein Mischwald aus Laub – und
Nadelholz. 5) Der Wald befand sich seit dem 14. Jahrhundert in
Besitz der Stadt Rastenburg und erhielt den Namen Rastenburger
Stadtwald. Er sollte als Schutzwall gegen die Einfälle der Polen
und Litauer dienen. Zwischen den Weltkriegen diente der Wald der
Bevölkerung zu Erholungszwecken. 6) Es wurde eine Bahnstrecke
nach Angerburg gebaut, die 33,3 km lange Strecke wurde am
01.07.1907 eröffnet 7) und bekam einen Haltepunkt in der Görlitz,
damit konnten die Stadtbewohner nun den Wald leichter erreichen.
Im Jahr 1911 baute die Stadt Rastenburg noch ein Kurhaus,
welches zum Mittelpunkt des Ausflugverkehrs wurde.
Der Bau der Anlage:
Als die ersten Überlegungen für einen Krieg gegen die Sowjetunion
Gestalt annahmen forderte Hitler ein befestigtes Hauptquatier, so
daß er schnell in Operationen eingreifen kann. Den Auftrag dafür
gab er gleich nach dem Besuch des sowjetischen Außenministers
Molotow in Berlin, vom 12. – 14. November 1940. Dr. Fritz Todt,
Hitlers Heeresadjudant Major Engel und der Chefadjudant der
Wehrmacht Oberst Schmund fanden einen geeigneten Platz im
Rastenburger Stadtwald, 8 km östlich von Rastenburg:
a) Östlich des Waldes sind die großen masurischen Seen, sie sind
ein natürliches Hindernis.
b) Das Gebiet liegt abseits großer Verkehrsverbindungen im
dichten Wald.
c) Die Anlage war nahe der russischen Grenze.
d) Das Gebiet war sehr gut befestigt.
8)
Es kamen nun Kommandos der Organisation Todt nach
Rastenburg angeblich um die „ Chemischen Werke Askania „
aufzubauen. „ WEYSS & FREITAG „ und „ Daykerhof & Widmann „
. Schon bald war die ganze Gegend mit Arbeits – und
Sicherheitspersonal besetzt. Das Kurhaus wurde für die SS
zwangsgeräumt, viele Einheiten kamen in Rastenburg unter. Man
begann etwa 7 km östlich von Rastenburg, nahe dem Haltepunkt in
der Görlitz, den Bunker zu bauen. Im Frühjahr 1941 wurde die
Strecke von Rastenburg nach Angerburg für den privaten Verkehr
gesperrt. 9) Der Reichsminister für Rüstung und Kriegsproduktion
bestellte bei der Deutschen Reichsbahn Fahrzeuge für die Zement
– und Splittbeförderung. Die Direktionen Oppeln und Halle wurden
nun angewiesen rechtzeitig Fahrzeuge für die Baustofftransporte
zu stellen. Außerdem gab die Reichsbahndirektion Königsberg die
Weisung mit allen Mitteln eine glatte Verkehrsbedienung
sicherzustellen, so daß es zu keinen Verkehrsstockungen und
Rückstau kommt. Ebenso wurde darum gebeten sofortige
Maßnahmen für die Entladung in Rastenburg zu treffen. 10) Für die
Außenanlagen war die Stuttgarter Gartenbaufirma Seidenspinner
zuständig, sie erfüllte ihre Aufgabe so gut, daß man eher glaubte in
einer schönen Kuranlage als in einer militärischen Anlage zu sein.
Zusätzlich wurden noch Straßen und ein kleiner Flugplatz gebaut.
Erstmals verfügte ein Führer – Hauptquatier über eine Bahnstation
innerhalb des umzäunten Geländes. Der Haltepunkt Forst Görlitz
wurde ausgebaut, im August 1941 wurden an der Station zwei
neue Bahnsteige gebaut und der bestehende Bahnsteig für die
zahlreichen Sonderzüge, die einliefen, erheblich verlängert. An der
Station Forst Görlitz wurde eine Lokomotive zur Verfügung des
Führer – Hauptquatiers unter Dampf gehalten. Sie wurde durch
Tarnnetze gegen Lufteinsicht geschützt. 11)
Einen Tag nach Anlaufen des Angriffs auf die Sowjetunion bestieg
Hitler, am Montag den 23. Juni 1941, mittags seinen Sonderzug
Amerika und fuhr in sein Hauptquatier Wolfsschanze.
Der Sonderzug hatte folgende Zugfolge: hinter den zwei
Lokomotiven folgte ein Flakwagen, ein Gepäckwagen, der
Führerwagen, der Befehlswagen, der Begleitkommandowagen, der
erste Speisewagen, zwei Gästewagen, der Badewagen, der zweite
Speisewagen, zwei Schlafwagen, der Pressewagen, ein zweiter
Gepäckwagen und am Ende ein weiterer Flakwagen, insgesamt 15
Waggons. 12)
Bis September 1944 wurde ununterbrochen an der Wolfsschanze
gearbeitet, daß gesamte Areal hatte eine Größe von 800 ha. Im
Jahr 1944 lebten und arbeiteten etwa 1200 Menschen in der
Wolfsschanze. 13)
( Karte der Wolfsschanze )
Der Führer Kurierzug: 14)
Ab dem 14. Juli. 1942 fuhr täglich, auf Veranlassung der
Persönlichen Adjudantur des Führers, ein Führer Kurierzug nach
Berlin und zurück. Er bestand aus zwei bis drei Pw4ü, auf
Veranlassung wurden ab und zu weitere Sonderwagen zur
Beförderung von Gütern oder Pferden eingestellt.
Gestellt wurden diese Wagen von der Deutschen Reichsbahn, sie
wurden nach Wehrmachtstarif, 25 RPF je Achskilometer,
abgerechnet. Die RBD Berlin erhob ihre Kosten bei der
Persönlichen Adjudantur des Führers.
Die Wagen wurden nach Königsberg überführt und dort an den DD
21/DD22 angehängt, in Berlin waren diese auf dem Bahnhof Berlin
– Rummelsburg abgestellt.
Das Attentat:
Über das Bomben – Attentat auf Hitler, am 20.Juli.1944, durch
Oberst i. G. Graf Staufenberg ist in anderen Publikationen
ausführlich berichtet worden, so daß ich es nur kurz erwähnen will.
Da Hitlers Betonstand gerade verstärkt werden sollte fand die
Lagebesprechung in einer Baracke mit Holzwänden, verstärkt
durch einen Betonmantel, statt. Hier war die Wirkung der Bombe
natürlich nicht so stark wie in einem Betonbunker und so kam Hitler
mit geringen Verletzungen davon. 15)
An diesem Tag war der Besuch Mussolinis vorgesehen. Der
Sonderzug fuhr gerade in den Bahnhof von Rastenburg ein als die
Bombe explodierte. Kurzerhand wurde der Zug im Bahnhof
solange hin und her rangiert bis Hitler wieder empfangsfähig war.
16)
Der weitere Weg:
Am 20.November.1944 verließ Hitler die Wolfsschanze für immer.
Beim Rückzug im Januar 1945 wurden die Anlagen nur
unvollständig gesprengt. 17)
Rastenburg kam nach 1945 zu Polen und bekam den Namen
Ketrzyn. Alljährlich besuchen 10000 Touristen die Reste der
Wolfsschanze und machen eine Führung mit. 18)
Hannes Schneider
Quellenangabe:
1)Die Gefährdung durch Flugzeuge und weitreichende Waffen
zwang die Regierungen der kriegsführenden Staaten im zweiten
Weltkrieg für die politische und militärische Führung Schutzbauten
zu erstellen. So auch für den Führer und obersten Befehlshaber
der Wehrmacht. Sie waren sowohl im Westen als auch im Osten,
sie lagen weit abseits von Ortschaften und waren eingebetet in
große Waldanlagen. Zwischen 1939 und 1945 entstanden nahezu
20 verbunkerte Führer – Hauptquatiere, weitere befanden sich am
Ende des Krieges in Bau, die Erkundung zusätzlicher geeigneter
Plätze war abgeschloßen.
2)Fritz R. Barran
Städteatlas Ostpreußen
Verlag Gerhard Rautenberg
Leer 1988
3)Deutsche Reichsbahn Gesellschaft
Amtliches Bahnhofsverzeichnis
Berlin 1933
4)Hans Kobschätzky
Streckenatlas der deutschen Eisenbahnen
1835 – 1892
Alba Verlag
Düsseldorf 1971
5)Edward Korpalsky, Jerzy Szynkowski
Das Hauptquatier Wolfsschanze im Bild
Verlag Kengraf Ketrzyn
Ketrzyn 1988
6)Jerzy Szynkowki
Reiseführer Wolfsschanze
Verlag Rautenberg
Leer 1990
7)Hans Kobschätzky
Streckenatlas der deutschen Eisenbahnen
1893 – 1935
Alba Verlag
Düsseldorf 1975
8)Franz W. Seidler, Dieter Zeigert
Die Führer – Hauptquartiere
Versandbuchhandlung Herbig
München 2000
9)Dieckert, Großmann
Der Kampf um Ostpreußen
Motorbuch Verlag
Stuttgart 1995
10)Bundesarchiv Berlin
1.R5 3176
11)siehe 8)
12)siehe 8)
13)siehe 9)
14)Bundesarchiv Berlin
2.R43 II 615 b
15)siehe 9)
16)siehe 9)
17)siehe 9)
18)siehe 6)
Karte DRG 1935
Sammlung Schneider
Rastenburger
Stadtwald
Rastenburg
W WolfsW
Bahnhof
Angerburg
Schanze
FlugPlatz
Zeichnung Schneider
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